Sozialer Einfluss in Kleingruppen - Konformität, Gehorsam, Führung -

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Sinan Akyol, Katja Kirnich, Birte Komosin, Vanessa Woern
Soziale Beeinflussung
- Konformität, Gehorsam, Führung -
Humboldt Uni zu Berlin, SS 2006, SE Zum Verständnis persönlicher Beziehungen: PD Dr. Hennig
Soziale Beeinflussung
Gliederung
1. Gruppenverhalten
2. Konformität
3. Gehorsam
4. Führung
5. Diskussion
6. Literatur
Soziale Beeinflussung
Soziale Beeinflussung in Kleingruppen
Gruppenverhalten


Während unserer nicht allein verbrachten Zeit fungieren wir häufig
als Mitglieder sozialer Gruppen.
Interaktionen in Gruppen sind weitaus komplexer als dyadische
Interaktionen.
Für das Verständnis sozialer Beeinflussung von Gruppen
muss zunächst untersucht werden, wie sich die bloße
Anwesenheit anderer Menschen auf unser Verhalten auswirkt.
a)
b)
c)
Beeinflussung der individuellen Leistung
Leistung in interagierenden Gruppen
Die Apathie des Augenzeugen
Wie wirkt sich die Anwesenheit anderer auf das
Verhalten aus?
a) Beeinflussung der individuellen Leistung

Triplett (1897), Travis (1925) u.a.: Probanden bewältigten viele
Aufgaben besser, wenn sie Zuschauer hatten.
→ soziale Erleichterung bzw. Aktivierung

Forschungsergebnisse schienen jedoch widersprüchlich zu sein:
Allport (1924), Pessin (1933): soziale Erleichterung tritt nicht bei allen
Aufgaben ein; bei manchen Aufgaben schnitten die Probanden allein
besser ab als vor Publikum.

Zajonc gelang 1965 ein bedeutender Durchbruch für das Verständnis
sozialer Beeinflussung. Er lieferte eine Erklärung für die scheinbar
widersprüchlichen Ergebnisse.
Zajoncs Erregungstheorie
 Die Anwesenheit anderer führt dann zu sozialer Erleichterung bzw.
Aktivierung, wenn die Probanden an einfachen, eingeübten Aufgaben
arbeiten. Bei schwierigen, noch nicht eingeübten Aufgaben kommt es
jedoch zum gegenteiligen Effekt der sozialen Hemmung.
 Zentrale Annahme Zajoncs: Die Anwesenheit von Publikum verursacht
Erregung bei den Probanden, wodurch das Auftreten dominanter
Reaktionen stimuliert wird.
 Bei leichten Aufgaben (z.B. beim Radfahren) sind die dominanten
Reaktionen meistens korrekt. Die Folge ist eine Leistungssteigerung.
 Bei komplexen Aufgaben (z.B. beim Lernen schwieriger Wörter) sind
die dominanten Reaktionen jedoch meistens falsch. Die Folge ist eine
Leistungsverschlechterung.
Cottrells Theorie der Bewertungsangst
 Die gesteigerte Erregung ist keine angeborene, sondern eine erlernte
Reaktion auf die Anwesenheit anderer. Wir haben gelernt, von anderen
bewertet und anschließend belohnt (gelobt) oder bestraft (kritisiert) zu
werden.
 Die Anwesenheit anderer steht so im Zusammenhang mit positiven
oder negativen Erlebnissen. Diese Assoziation führt zu gesteigerter
Erregung, wenn eine Aufgabe vor Publikum durchgeführt wird.
 Innes und Young (1975), Markus (1978) u.a. bestätigen Cottrells
Theorie: Effekte von sozialer Erleichterung bzw. Hemmung waren
weniger ausgeprägt, wenn die anderen Anwesenden die Probanden
nicht bewerten konnten.
 Sanna (1992): Die entscheidende Variable besteht nicht aus der
Aufgabenschwierigkeit, sondern in der subjektiven Erwartung, ob man
eine gute bzw. schlechte Leistung erbringen wird.
Zajonc:
Gegenwart
von anderen
Erhöhtes
Triebniveau
Cottrell:
BewertungsAngst
Erhöhte
Ausführung
dominanter
Reaktionen
Erleichtern
einfacher
Aufgaben,
Hemmung bei
schwierigen
Aufgaben
b) Leistung in interagierenden Gruppen
 Steiners (1972) Aufgabenklassifikation:




Unterteilbarkeit: unterteilbare vs. nicht unterteilbare
Aufgaben,
Quantität vs. Qualität: maximierende vs. optimierende
Aufgaben,
Verhältnis Einzelleistungen – Gruppenprodukt: additive,
kompensatorische, disjunktive oder konjunktive Aufgaben,
gegenseitige Abhängigkeit der Gruppenmitglieder:
kooperative, kompetitive oder gemischt motivierte Aufgaben.
 Gemischt motivierte Aufgaben werden als soziales Dilemma
bezeichnet. In diesem Fall schneiden individuelle Gruppenmitglieder
besser ab, wenn sie das Gruppenziel nicht verfolgen. Die Gruppe
schneidet jedoch besser ab, wenn ihre Mitglieder kollektive Ziele
verfolgen.
Der Ringelmann-Effekt
 Ringelmann (1887) ließ Probanden an einem Seil
ziehen und stellte fest, dass bei zunehmender
Gruppengröße die individuelle Leistung geringer wird
(Ringelmann-Effekt).
 Erklärung von Stroebe und Frey (1982): Bei
zunehmender Gruppengröße treten verstärkt
Motivationsverluste auf. Die Gruppenmitglieder
machen sich die Tatsache zunutze, dass der
individuelle Beitrag zur Gruppenleistung nicht genau
identifizierbar ist und halten die eigene Leistung ganz
oder teilweise zurück. Dieser Effekt wird social
loafing (soziales Faulenzen) genannt.
 Social loafing tritt auch bei disjunktiven und
konjunktiven Aufgaben auf
Der Gimpeleffekt
 Ein weitere Beobachtung machte Kerr (1982) mit
dem sog. Gimpeleffekt (sucker effect). Ein Gimpel ist
eine Person in einem sozialen Dilemma, die zu
einem Gruppenziel beiträgt und später erfährt, dass
andere Mitglieder nichts beigetragen haben, aber
vom Beitrag des Gimpels profitieren.
 Der Gimpel reduzierte daraufhin seinen eigenen
Beitrag, um seiner Rolle zu entkommen.
c) Die Apathie des Augenzeugen
 Die Natur von Notsituationen verrät, wie Menschen reagieren:



Gefahr für Leben, Gesundheit oder Besitz
hohe Kosten
seltenes und unvorhergesehenes Auftreten
 Das Individuum muss eine Vielzahl von Entscheidungen treffen:






den Notfall bemerken
als Notfall identifizieren
Verantwortung übernehmen
über Maßnahmen nachdenken und sie schließlich anwenden
Die Bereitschaft, in Notsituationen zu helfen, sinkt mit zunehmender
Gruppengröße.
Latané und Darley (1970) erklärten die „Apathie des Augenzeugen“:



Verantwortungsdiffusion: Mit steigender Gruppengröße wird die
Verantwortung auf immer mehr Menschen verteilt.
Pluralistische Ignoranz: Alle werden sich gegenseitig zum Vorbild für
passives Verhalten.
Bewertungsangst: Die anderen Augenzeugen als potenzielle
Beobachter und damit Bewerter der eigenen Intervention.
Soziale Beeinflussung
Konformität
Konformität
Konformität, Mehrheitseinfluss:
Sozialer Einfluss, der sich aus der Konfrontation mit den Meinungen
einer Mehrheit oder der Mehrheit der eigenen Gruppe ergibt.
- jede Gruppe von Menschen kann nur bestehen, weil ihre Mitglieder
bestimmten Normen folgen
- fast alle Gruppen entwickeln – geschriebene und ungeschriebene –
Verhaltensregeln, deren Befolgung von jedem einzelnen Mitglied erwartet wird
Experiment Sherif (1935)
- ist verlässliche Information nicht verfügbar, scheinen wir
uns nach anderen auszurichten
- Menschen neigen dazu, sich der Meinung anderer
anzuschließen
- war eine Gruppennorm etabliert, wurde sie bereitwillig
von Probanden übernommen
Experiment Jacobs & Campbell (1961)
-Ergebnisse weisen darauf hin, dass Mehrheit einen
signifikanten Einfluss auf Urteil der Versuchspersonen
hatte, selbst nachdem sie schrittweise aus der Situation
entfernt worden war
- Gruppen scheinen sehr konservativ zu sein und
behalten ihre Normen und Routinen auch dann bei,
wenn ursprüngliche Gründe dafür längst hinfällig
geworden sind
Experiment Asch (1951, 1952, 1956)
- Ergebnisse demonstrieren enormen Einfluss einer
„offensichtlich“ falsch urteilenden, aber einmütigen
Mehrheit auf die Urteile einer einzigen Versuchsperson
- auch Vorhandensein oder Fehlen von Rückenstärkung
beeinflusst Konformität  schloss sich nur einer dem
falschen Gruppenurteil nicht an, nahm die Konformität
drastisch ab
Konformitätseffekte
zwei Grundformen des Umgangs mit Gruppendruck:
Konversion
Compliance
(private, wirkliche
Konformität):
(öffentliche Konformität):
Eine Änderung des verdeckten
(privaten) Verhaltens, nachdem
man mit der Meinung anderer
Menschen konfrontiert wurde.
Eine Änderung des offenen
(öffentlichen) Verhaltens,
nachdem man mit der Meinung
anderer Menschen konfrontiert
wurde.
Mechanismen, über die Gruppen Druck
auf ihre Mitglieder ausüben
Informativer Einfluss:
Normativer Einfluss:
Einfluss, der auf dem
Informationswert der von
anderen Menschen zum
Ausdruck gebrachten
Meinungen beruht.
Einfluss, der auf dem Bedürfnis
beruht, von anderen Menschen
akzeptiert und bestätigt zu
werden. Der Einzelne geht mit
der Gruppe konform.
Soziale Ansteckung
- grundlegende Tendenz des Menschen, wie andere zu
denken und zu handeln  zuweilen genügt bloße
Teilhabe an einer Gruppe, um unser Verhalten zu ändern
- soziale Ansteckung ist bei vielen Gruppenphänomenen
mit im Spiel, z. B. schnelle Verbreitung neuer Moden,
neuer politischer Denkweisen oder neuer
Verhaltensweisen
- immer, wenn etwas über die Vorlieben
meinungsrelevanter Gruppen und Individuen an die
Öffentlichkeit dringt, kommt es zu einer Welle freiwilliger
Konformität
Soziale Unterstützung
- Personen werden in starkem Ausmaß vom Verhalten
eines Partners beeinflusst
- bei Meinungsäußerungen führt echte soziale
Unterstützung zu verringerter Konformität
- Weigerung sich konform zu verhalten wird dadurch
verursacht, dass die soziale Unterstützung dem
Individuum eine unabhängige Einschätzung der
Wirklichkeit vermittelt
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Definition
 Gehorsam ist eine weitere Form der sozialen
Beeinflussung
 Leitet sich vom Wort Gehör, horchen und
Hinhören ab
 Gehorsam kann von rein äußerlichen
Handlungssträngen bis zu einer inneren
Haltung reichen
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Definition
 Gehorsam bedeutet Anerkennung einer
Autorität und die daraus folgende
Verhaltensweise
 Die Autorität ist größtenteils eine Person oder
eine Gemeinschaft, kann aber auch eine
überzeugende Idee oder z.B. das eigene
Gewissen sein.
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam durch Befehle
 Gehorsam wird überwiegend mit direkten und
indirekten Befehlen sowie Instruktionen
hervorgerufen
 Oft wird Gehorsam vom Menschen mit der
Aufgabe der individuellen Handlungsfreiheit
und der kontrollierenden Kraft durch fremde
Befehle gleichgestellt
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam – negative Assoziation
 Negative Assoziationen mit dem Wort
Gehorsam




Nationalsozialismus
Holocaust
Autoritäre Regime
Diktaturen
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsamsbeziehungen
 In fast allen privaten, sozialen, beruflichen
und gesellschaftlichen Beziehungen werden
Menschen von Gehorsamkeit beeinflusst
 Sei es in Verwaltungen, Einrichtungen,
sozialen Organisationen, auf dem
Arbeitsplatz oder innerhalb der Familie
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Ausprägung
 Doch gibt es Unterschiede in der Ausprägung von
Gehorsam, u. a.

das Gehorchen eines Kindes gegenüber seinen Eltern
kann als Sich einfügen in Familienstrukturen betrachtet
werden,

dem Gehorsam gegenüber einer Gemeinschaft,
welches als Prinzipien der Solidarität angesehen
werden kann

Oder dem freiwilligen Gehorsam gegenüber Normen,
Verpflichtungen und Denkmuster
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam
 Gehorsam prägte und wird auch in Zukunft
unsere Gesellschaft prägen
 Zentrale Frage der Sozialpsychologie:
Inwieweit ist Gehorsam angemessen und
welche Faktoren führen zum blinden
Gehorsam
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam als Wissenschaft
 In verschieden Versuchen haben die Wissenschaftler
erforscht, dass Menschen jeden Befehl entgegen
nehmen und diese befolgen
 z.B. das Lösen einer Aufgabe und das anschließende
Wegwerfen des Blattes wurde so lange befolgt, bis
der Versuchsleiter einschritt
 In der Fachsprache wird das „Willfährigkeit“ genannt
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Milgram-Experiment
 Stanley Milgram (1933-1984) machte sich einen
Namen durch seine Arbeiten und Untersuchungen
zum Gehorsam gegenüber Autoritäten
 Im sogenannten Milgram-Experiment zeigte er, dass
die Mehrzahl der Durchschnittsmenschen sich von
angeblichen Autoritäten dazu bewegen lassen,
Unbeteiligte systematisch zu misshandeln.
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Milgram-Experiment
 Das Experiment 1960-1963, Yale University
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Milgram-Experiment
 Aufgabe an die Versuchskandidaten:


Schüler muss Liste mit Wörtern auswendig
können
Bei falscher Antwort folgt Strafe durch den
Versuchsleiter (Vertrauter) in Form von
Stromschlägen von 15 bis 450 Volt
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Milgram-Experiment
 Mit wachsender Spannung des Lehrers und
steigender Fehler des Schülers steigt auch
stetig der hörbare Schmerz durch die ESchocks
 Versuchsleiter blockt jedoch
 so nehmen die Stromschläge langsam aber
sicher ihren Höhepunkt
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Milgram-Experiment
 Das Schockergebnis des Experiments:

Entgegen aller Vorhersagen gingen über 60 %
der Versuchspersonen auf die höchste
Schockstufe, also 450 Volt

100 % gingen auf 300 Volt
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Milgram-Experiment
 Die 4 Hauptvarianten in der Versuchsanordnung






1) Lehrer presste dem Schüler die Hand auf den
Stromkontakt
2) Lehrer und Schüler saßen ohne Körperkontakt im
selben Raum
3) Der Lehrer hörte den Schüler im Raum nebenan, hatte
aber keinen Sichtkontakt zu ihm
4) Lehrer und Schüler befanden sich in zwei getrennten
Räumen
Außerdem variierte die Präsenz des Versuchsleiters: (a)
im Raum, (b) über Telefon erreichbar, (c) abwesend
(Instruktionen vom Tonband
Ergebnis: Der Gehorsam der Probanden nahm von (1)
nach (4) zu und von a) nach c) ab
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Milgram-Experiment
 Faktor zum unbedingten Gehorsam:



Räumliche Distanz zwischen Lehrer (Täter)
und Schüler (Opfer)
Direkte Beaufsichtigung des Lehrers durch
Versuchsleiter (Autorität)
Rolle des Lehrers als Mitläufer
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Gehorsam - Milgram-Experiment
 Milgram untersuchte auch Probanden ohne explizite
Befehle:



Nahmen an dem Versuch zwei zusätzlich eingeweihte
Lehrer teil, richteten die Probanden sich stark nach
deren Verhalten:
Protestierten die entsprechend eingeweihten Lehrer
gegen eine Fortsetzung der "Bestrafung", nahm der
Gehorsam der Probanden gegenüber dem
Versuchsleiter ab; befürworteten sie die "Bestrafung",
folgten die Versuchspersonen ihrem Beispiel.
Ergebnis: Einfacher Gruppendruck beeinflusst somit
das Strafmaß und verursacht Konformitätsgehorsam
Soziale Beeinflussung
Gehorsam
Schlussbetrachtung auf das Milgram-Experiment
 Die Mehrheit der Probanden orientierten sich in dem Konflikt
nicht an den Schmerzensschreien der vermeintlich von ihnen
Gequälten, sondern an den Anordnungen einer Autorität
 Stanley Milgram demonstrierte mit seinen Versuchsreihen, dass
normale Amerikaner im Stande sind, Unschuldige mit
lebensgefährlichen Stromstößen zu "bestrafen", wenn eine
respektierte Person behauptet, dies sei zu experimentellen
Zwecken erforderlich
 "Gewöhnliche Bürger erhalten den Befehl, andere Menschen zu
vernichten – und sie tun es, weil sie es als ihre Pflicht ansehen,
Befehlen zu gehorchen." (Stanley Milgram)
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung - Definitionen
Handelndes Objekt der Führung ist im allgemeinen der „Führer“, er besitzt
die Macht Aktivitäten innerhalb einer Gruppe einzuleiten, also Führung
auszuüben. Dazu gehört in der Regel ein hoher Status in der Gruppe.
Als Objekte der Führung werden demgegenüber meist die „Geführten“, die
„Mitglieder einer Arbeitsgruppe“ oder gar „geführte personale
Elemente“ betrachtet.
Typische Begriffe zur Kennzeichnung des Führungsgeschehens sind z.B.
„Einflussnahme“, „Verhaltenssteuerung“, „Willensdurchsetzung“, oder
„Beeinflussung von Einstellungen und Verhalten“.
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung - Definitionen
Die Qualität der Führungstätigkeiten wird als „zielbezogen“, „absichtlich“,
„motivierend“ oder „instruierend“ bestimmt.
Das Führungsgeschehen ist in einen organisationalen bzw.
gesellschaftlichen Kontext eingebettet.
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung
Jemanden gehorchen bedeutet, seine Autorität oder Führerschaft zu
akzeptieren.
Führung ist ein sehr wichtiger Aspekt sozialen Lebens (vor allem in der
Wirtschaft von großer Bedeutung).
Früheste und bis heute noch gängigen Führungstheorien stellen
besondere persönliche Eigenschaften von Führern in den Vordergrund.
Aber Führerschaft wird, abhängig von den Umständen von sehr vielen
verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen begünstigt.
Z.B. Einfühlungsvermögen oder Skrupellosigkeit, Intelligenz oder
Demagogie, Offenheit oder Verschlossenheit, Selbstsucht oder
Großzügigkeit.
Beispiele hierfür sind Churchill und Stalin, De Gaulle und Hitler, Gandhi
und Mao.
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung
Eine ganz bestimmte Eigenschaft, die alle ausgezeichnet hätte, scheint es
nicht zu geben.
Es ist bisher nicht gelungen die besonderen Merkmale zu identifizieren, die
Führer von Nicht-Führern unterscheiden.
Optimale Führungseigenschaften in erster Linie situationsabhängig.
Z.B. Churchill – Krieg, Hitler – Weltwirtschaftskrise.
Prozess zwischen Führer und Geführten ist kein Prozess nur in eine
Richtung: „Ein Führer beeinflusst zwar die Gruppe, aber auch die
Gruppe sucht sich – angesichts der besonderen Probleme, vor der sie
steht – den geeigneten Führer, den sie ihrerseits dann formt und
beeinflusst.“
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung
Hollander – Akkumulation von Indiosynkrasie Kredit: Erwerb von Respekt
und Ansehen durch Konformität (meist in unstrukturierten Gruppen),
der es dem Betreffenden erlaubt sich später kreativ und
nonkonformistisch zu verhalten.
Erhebliche unterschiede hinsichtlich der Führungsstile.
Lewin, Lippitt, White (1939): Untersuchten Auswirkung von
demokratischer, autokratischer und Laisser-faire-Führung auf Leistung
und Zufriedenheit der Gruppe → Demokratische Führer mit kollegialem
Stil erreichten höhere Produktivität und größere Zufriedenheit.
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung
Es hängt sehr viel davon ab woher der Führer seine Macht bezieht.
French, Raven (1959): Liste sozialer Einflussmöglichkeiten (social power)
von Führern.
„Der einzelne Mensch kann Macht haben, weil er die Fähigkeit besitzt zu
betrafen (coercive power) oder zu belohnen (reward power), weil er
über Autorität verfügt oder eine Position, die ihm legitime Befugnisse
verleiht (legitimate power), weil er aufgrund von Sachkunde Einfluss
geltend machen kann (expert power) und schließlich aufgrund der
Attraktivität seiner Ideen und seiner Persönlichkeit, die andere
veranlassen, ihn zu folgen und sich mit ihm zu identifizieren (referent
power).
Die Effektivität eines Führers ist davon abhängig über welche Form der
Macht er verfügt.
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung
Fred Fiedler (1967): Kontingenzmodell von Führung.
In welchen spezifischen Situationen sind welche Führer am
erfolgreichsten? →Effektive Führung ist das Ergebnis einer Kombination
bestimmter Führermerkmale und bestimmter situativer Eigenschaften.
Unterscheidung entlang der Dimensionen Aufgabenorientiertheit versus
Personenorientiertheit.
Messung mit Hilfe eines einfachen Fragebogens. Dabei soll der von ihnen
am wenigsten bevorzugte Mitarbeiter beschrieben werden.
Aufgabenorientierte Führer bewerten den ineffizienten Mitarbeiter
negativer als beziehungsorientierte Führer.
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung
Fiedler untersuchte wie günstig eine bestimmte Situation für einen
bestimmten Führertyp ist.
Die Situationsgunst hängt ab von dem Bestehen guter oder schlechter
Beziehungen zwischen Führer und Gruppe, der Strukturiertheit und
Eindeutigkeit der Aufgabenstellung und der Macht des Führers über die
Gruppe.
Direktive, aufgabenorientierte Führer bewähren sich am besten, wenn die
Situation sehr günstig oder sehr schwierig ist; in Situationen mittlerer
Schwierigkeit sind nicht-direktive, beziehungsorientierte Führer besser
am Platz (siehe Schaubild).
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung
Kritik an Fiedler: LPC-Skala ist kein reliables Maß für den Führungsstil und
der optimale Führungsstil ist noch durch sehr viel mehr
Situationsmerkmale determiniert (z.B. ob die Macht des Führers als
legitim anerkannt wird).
Effektive Führung bedeutet häufig zwei unvereinbaren Funktionen gerecht
zu werden: dafür zu sorgen, dass die Gruppeglücklich, zufrieden und
freundlich im Umgang miteinander ist und sicherzustellen, dass die
Aufgaben so effektiv wie möglich erledigt werden.
Führer die sich eher um ersteres bemühen nennt man sozio-emotionale
Führer, Führer der zweiten Gruppe Aufgabenführer
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung - Literatur
Forgas, Joseph P. (1994): Soziale Interaktion und Kommunikation,
Weinheim, S. 244-262.
Waldmann, Rainer (1999): Perspektiven der Führungsforschung. Ein
Paradigmenvergleich, Deutscher Universitäts Verlag.
Van Avernat, E. (2002): Sozialer Einfluss in Kleingruppen. In: Stroebe, K.
u.a. (Hrsg.): Sozialpsychologie. Eine Einführung. Springer, Berlin.
Soziale Beeinflussung
Führung
Führung - Diskussion
Wenn Führung so stark kontextabhängig ist, gibt es dann überhaupt wie in
den frühen Führungstheorien angenommen bestimmte Personen die
sich besser zur Führung eignen, oder kann im Prinzip nicht jede
Person, wenn die Situation entsprechend ist Führung übernehmen?
Soziale Beeinflussung
Diskussion
 Wo endet Konformität und wo beginnt Gehorsam?
 Wenn Führung so stark kontextabhängig ist, gibt es dann
überhaupt wie in den frühen Führungstheorien angenommen
bestimmte Personen die sich besser zur Führung eignen, oder
kann im Prinzip nicht jede Person, wenn die Situation
entsprechend ist Führung übernehmen?
Soziale Beeinflussung
Literatur
 Forgas, Joseph P.: Soziale Interaktion und Kommunikation. Weinheim
1994. Kapitel 14: Soziale Beeinflussung: Konformität, Gehorsam und
Führung. S. 244-262.
 Latané, Bibb / Darley, John M.: The unresponsive bystander: Why
doesn‘t he help? New Jersey 1970.
 Wilke, Henk / Knippenberg, Ad van: Gruppenleistung, in: Stroebe et al.
(Hrsg.). Sozialpsychologie. Eine Einführung. Springer-Verlag 1988. S.
455-502.
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