1945-1949: Schreiben nach der Katastrophe

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1945-1949: Schreiben nach der Katastrophe
Die Politische Entwicklung
> Teilung Deutschlands nach dem Potsdamer Abkommen in vier
Besatzungszonen;
> drei westliche Besatzungszonen und die ‚Ostzone‘
> Aufbau kommunaler Selbstverwaltung;
> Zulassung politischer Parteien
> Gründung der Bundesländer im Westen (1. Schritt zur politischen Teilung);
Grundlegung des föderalistischen Systems, das bis heute besteht
> Beginn des Kalten Krieges und der Ost-West-Konfrontation
> Währungsreform im Westen zur Beendigung der Inflation
> Grundgesetz und 1949 Gründung der Bundesrepublik Deutschland;
> erste freie Parlamentswahlen, Sieg der CDU/CSU;
> Konrad Adenauer 1. Bundeskanzler;
> FDP-Politiker Theodor Heuß 1. Bundespräsident
Der Umgang mit der NS-Vergangenheit
> Befürchtungen der Alliierten, dass es zu einem militärischen Widerstand des NS
nach der Niederlage kommen könnte; sie erweisen sich rasch als unbegründet
> Frage nach Kollektivschuld und Schuld des Einzelnen (Karl Jaspers und andere)
> Re-education-Programme der Alliierten
> Entnazifizierungsverfahren (die ‚Persilscheine‘)
> Abwehr und Ausgrenzung des Widerstands; ‚displaced persons‘;
Verweigerung der Wiedergutmachung (z.B. an Sinti und Roma);
Verschwinden des jüdischen Lebens wird hingenommen
> Erneute Etablierung der alten Führungseliten in Staat und Gesellschaft
(Wirtschaft, Justiz, Verwaltung, Wissenschaft, Presse, Erziehungswesen,
dann Politik und später Militär)
> Verschweigen,Verdrängen
> Demokratie ohne Demokraten ?
Gründung der BRD: Positive Momente
> Das Grundgesetz – ein Rahmen, der gefüllt werden muss
> Interessenverbände schaffen politisches Gleichgewicht; Kirchen , Gewerkschaften,
Vereine werden zu einem wichtigen Bereich im Nachkriegsdeutschland
> Eine kritische Öffentlichkeit entsteht (Freie Presse)
> Eine kritische Kultur entsteht
> Wirtschaftliche Intervention der Weltmächte: der ‚Marshall Plan‘ zum
Wiederaufbau eröffnet materielle Lebensperspektiven
Der Dritte Weg
Alfred Andersch (1914-1980)
Zeitschrift: ‚Der Ruf‘
„Das junge Europa formt sein Gesicht“
Programm eines sozialistischen Humanismus = wirtschaftliche Gerechtigkeit
+ individuelle Freiheit + Demokratie; durchaus religiös geprägt
Diese Verbindung prägt die Programme der politischen Parteien (auch der
CDU), nicht aber die ökonomische Wirklichkeit in den Westzonen
Intellektuelle Vordenker finden sich auch: Sartre, Camus
Die Innere Emigration
> Spielte eine entscheidende Rolle in der Nachkriegsliteratur
> Eigener Anspruch, in der Zeit des NS die ‚Dichtung‘ bewahrt und ‚reingehalten‘ zu
haben
> Diese Schriftsteller setzen sich in der Nachkriegszeit unmittelbar durch; sie sind
der Antimoderne zuzurechnen, pflegen eine gehobene Gesinnungsprosa und setzen
‚ihren‘ ‚Geist‘ gegen den ‚herrschenden Materialismus‘
> Zu nennen sind: Hans Carossa (1878-1956), Georg Britting (1891-1964), Josef
Weinheber (1892-1945), Gertrud von le Fort (1876-1971), Werner Bergengruen
(1892-1964) und Ernst Wiechert (1887-1950)
> Gründe ihres Erfolgs:
- das bildungsbürgerliche Publikum teilt ihre ästhetischen Normen
und Werte
- sie bieten ein größeres Identifikationspotential als die Exilautoren
- sie halten Verarbeitungsmuster bereit, die den Einzelnen
exkulpierten; NS wird der ‚Moderne‘ subsumiert
- sie leisten eine semantische Umcodierung (statt als „Verbrechen“ wird
der NS als „Krise des Abendlandes“ gedeutet usw.)
Innere Emigration und Thomas Mann
> Debatte um die Rückkehr Thomas Manns: Verlief nach einem bis heute
wiederkehrenden Muster der Aufrechnung von politischen Taten des NS gegen
persönlich erlittenes Unbill (das Mann nicht erlitten habe ...)
> Frank Thiess (1880-1977): Vertreter der Inneren Emigration; Gegner Thomas
Manns; Thiess schrieb: „Es war schwerer, sich hier seine Persönlichkeit zu
bewahren, als von drüben Botschaften an das deutsche Volk zu senden (...)“
> Thomas Mann antwortete, dass Bücher, die in Deutschland zwischen 1933 und
1945 veröffentlicht werden konnten, „weniger als wertlos und nicht gut in die Hand
zu nehmen“ seien
> Hermann Hesse stellte sich auf die Seite Th. Manns
Die Exilliteratur bleibt draußen
> Den Autoren, die das ‘andere Deutschland‘ repräsentiert hatten, wurde in den
Westzonen die Anerkennung verweigert
> Die meisten Exilautoren gingen nach dem Krieg nicht in die Westzonen, sondern in
die SBZ (B. Brecht, A. Seghers, H. Mann stirbt kurz vor der Abreise dorthin)
> Thomas Mann geht in die Schweiz, Alfred Döblin nach Frankreich
> 1946: Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse; sie zeigen die Uneinsichtigkeit
der Täter (sie berufen sich auf Gehorsamspflicht und Befehlsnotstand); die
Prozesse sind entmutigend für die Opfer wie auch für die Exilschriftsteller
Weitere Strömungen in der Nachkriegsliteratur
> Traditionalistische Konzepte
> Magischer Realismus
> Die junge Generation (Gruppe 47)
> Wiederkehr der Moderne:
a) amerikanische Literatur;
b) französischer Existentialismus;
c) die Paradigmatisierung Franz Kafkas
Traditionalistische Konzepte
Vertreter dieser Richtung:
Gottfried Benn
Ernst Jünger
Georg Friedrich Jünger
Erhard Kästner
Magischer Realismus
Autoren dieser Richtung:
Ernst Kreuder (1903-1972)
Hermann Kasack (1896-1966)
Elisabeth Langgässer (1899-1950)
Die junge Generation (Gruppe 47)
Autoren:
Alfred Andersch (1914-1980)
Heinrich Böll (1917-1985)
Wolfgang Borchert (1921-1947)
Walter Kolbenhoff (1908-1993)
Luise Rinser (1911-2002)
Wolfdietrich Schnurre (1920-1989)
Günther Weisenborn (1902-1969)
Wolfgang Weyrauch (1907-1980)
Sechs Strömungen der westdeutschen Nachkriegsliteratur
(SchriftstellerInnen - Überblick)
> Innere Emigration: Werner Bergengruen, Georg Britting, Hans Carossa, Gertrud von
le Fort, Frank Thiess, Josef Weinheber, Ernst Wiechert
> Exilliteratur: Alfred Döblin, Heinrich Mann, Thomas Mann
>Traditionalistische Konzepte: Emil Barth, Gottfried Benn, Ernst Jünger, Friedrich Georg
Jünger
> Magischer Realismus: Ernst Kreuder, Hermann Kasack , Elisabeth Langgässer
> Die junge Generation (Gruppe 47): Alfred Andersch, Heinrich Böll, Wolfgang
Borchert, Walter Kolbenhoff, Luise Rinser, Wolfdietrich Schnurre, Günther Weisenborn,
Wolfgang Weyrauch
> Wiederkehr der Moderne:
- Amerikanische Autoren: T.S. Eliot, William Faulkner, Ernest Hemingway, Eugen O‘Neill,
Ezra Pound, John Steinbeck, Thornton Wilder, Tennessee Williams, Thomas Wolfe
- Französischer Existentialismus: Albert Camus, Jean Cocteau, Jean-Paul Sartre
- Paradigmatisierung Kafkas in Themen und Stil dt. Autoren aus mehreren Strömungen
Personen auf einen Blick
Konrad Adenauer (1876-1967), Bundeskanzler von 1949-1963
Theodor Heuss (1884-1963), Bundespräsident von 1949-1959
Karl Jaspers (1883-1969), Philosoph
Gottfried Benn
(1886-1956)
Alfred Andersch (1914-1980)
Ernst Jünger
(1895-1998)
Alfred Döblin (1878-1957)
Werner Bergengruen
(1892-1964)
Thomas Mann (1875-1955)
Hermann Hesse (1875-1962)
Albert Camus (1913-1960)
Jean-Paul Sartre (1905-1980)
Georg Britting
(1891-1964)
Ernst Wiechert (1887-1950)
Josef Weinheber (1892-1945)
Hans Carossa
(1878-1956)
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