Kommunikationspsychologische Grundlagen von Beratung Ringvorlesung Beratung Modul 2-3 Prof. Dr. Konrad Weller 1 Inhalt Einführung Pragmatische metakommunikative Axiome (P. Watzlawick) Differentielle Kommunikationspsychologie (F. Schulz v. Thun) Literatur: Watzlawick, P.; Beavin,J.H.; Jackson, D.D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Bern 1990 (1963) Schulz v. Thun, F.: Miteinander reden. Teil 1+2. Reinbek 1994 (1981), 1995 (1989) Prof. Dr. Konrad Weller 2 Einführung Beratung ist ... ... Kommunikation ... In-Beziehung-treten ... i.d.R. interpersonelle Kommunikation (face-to-face) Prof. Dr. Konrad Weller 3 Pragmatische metakommunikative Axiome (Watzlawick) 1. Man kann nicht nicht kommunizieren. - wir sagen verschiedene Dinge (Inhalte) - auf verschieden Art und Weise (Paralinguistik) - mit Körpersprache (Mimik & Gestik) ...wir schweigen auf verschiedene Art (aktives Zuhören... beredtes, aggressives, interessiertes, ängstliches, gelangweiltes Schweigen....) Prof. Dr. Konrad Weller 4 Exkurs: Kommunikation erleben wir ... Verbal: Nonverbal: Wortwahl Tonfall Lautstärke Betonung (Akzentuierung) Deutlichkeit (Artikulation) Sprechtempo Gestik Mimik Blickkontakt Körperhaltung Körperbewegung Räumlicher Abstand (Distanzzonen) Statussymbole Prof. Dr. Konrad Weller 5 Pragmatische metakommunikative Axiome (Watzlawick) 2. Jede Kommunikation hat einen Inhaltsund einen Beziehungsaspekt. - Inhaltsaspekt vermittelt „Daten“ (das WAS) - Beziehungsaspekt weist an, wie Daten aufzufassen sind (das WIE) - Beziehung bestimmt Inhalt oder: Der Ton macht die Musik. Prof. Dr. Konrad Weller 6 Pragmatische metakommunikative Axiome (Watzlawick) 3. Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt. - - Zwar ist jede Kommunikation zirkulär, aber... Kommunikation enthält in der unterschiedlichen Sicht der Partner eine Struktur, die als Interpunktion einer Ereignisfolge erscheint: Wer hat angefangen, wer ist schuld, wer trägt die Verantwortung, wer hat das Problem, wer ist Opfer - wer Täter ... Prof. Dr. Konrad Weller 7 Bsp. Interpunktion ...wer hat angefangen, wer ist schuld? aus: Schulz v. Thun: Miteinander reden. Teil 1. 1994 (1981) S. 86 Prof. Dr. Konrad Weller 8 Pragmatische metakommunikative Axiome (Watzlawick) 4. Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten - - Analoge Kommunikation: Information durch etwas Ähnliches (z.B. Körpersprache) – Beziehungsaspekt Digitale Kommunikation: Information durch eineindeutige Zeichen - Inhaltsaspekt Prof. Dr. Konrad Weller 9 Pragmatische metakommunikative Axiome (Watzlawick) 5. Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär - Gleichheit oder Verschiedenheit der K.partner Komplementäre Symmetrie... Symmetrische Komplementarität ... Nichthierarchische Komplementarität Prof. Dr. Konrad Weller 10 Differentielle Kommunikationspsychologie (F. Schulz v. Thun) Was meint er? ... Was nimmt sie wahr? Aus: Schulz v. Thun, Teil 1, S. 25 Prof. Dr. Konrad Weller 11 Differentielle Kommunikationspsychologie (F. Schulz v. Thun) Das Kommunikationsquadrat: Ampel ist grün! Ich habe es eilig! Da vorn ist grün! Gib Gas! Du brauchst meine Hilfe! Aus: Schulz v. Thun, Teil 1, S. 30 Prof. Dr. Konrad Weller 12 Differentielle Kommunikationspsychologie (F. Schulz v. Thun) 1. Die Sachebene Sender: Was will ich mitteilen? Wie mache ich das? Verständlich, einfach, übersichtlich, ansprechend ... Empfänger: Was ist das für ein Sachverhalt? allg. Voraussetzungen: Aufmerksamkeit, Interesse, Kompetenz, gleiches Zeichensystem... Prof. Dr. Konrad Weller 13 Differentielle Kommunikationspsychologie (F. Schulz v. Thun) 1. a: Die Sachebene in der Beratung: - offen sein für den Inhalt = „Sachohr“ offen haben - nicht durch z.B. „Schubladisierung“ blockiert sein - Probleme des „professionellen Hörens“: hypothesengeleitete Wahrnehmung - nicht (gleich) deuten, sondern „von der Oberfläche“ - „Inkompetenz wahren“ (Erickson)... - No remember, no desire... Prof. Dr. Konrad Weller 14 Differentielle Kommunikationspsychologie (F. Schulz v. Thun) 2. Die Beziehungsebene - Sender: Wie wirke ich? Komme ich richtig an? Wie hätte ich die Beziehung gern? - Empfänger: Beziehungsangebote ... akzeptieren, durchgehen lassen, zurückweisen, ignorieren. - Beratung: Es geht immer um Beziehungsgestaltung, aber „Sachohr“ und „Diagnoseohr“ helfen oft, professionelle Haltung zu wahren. Prof. Dr. Konrad Weller 15 Differentielle Kommunikationspsychologie (F. Schulz v. Thun) 3. Die Selbstoffenbarungsebene - Sender: Was gebe ich von mir preis? - gewollte, reflektierte Kalkulierte Selbstdarstellung - ungewollte, spontane Selbstenthüllung - Empfänger: Was ist mit dem anderen, wie geht es ihr...? Wie stehe ich zur Ich-Botschaft des anderen? - Beratung: Verhältnis von Selbsteinbringung und Distanz = professionelle Authentizität - „Selbstoffenbarungsohr“ = „Diagnoseohr“ Prof. Dr. Konrad Weller 16 Differentielle Kommunikationspsychologie (F. Schulz v. Thun) 4. Appellebene - Sender: Was will ich bewirken? Wozu will ich den anderen veranlassen? - Empfänger: Was soll ich tun? - Beratung: I.d.R. keine Appelle (Ratschläge u.ä.), manchmal Aufgaben, manchmal entlastende Verbote, manchmal paradoxe Interventionen Prof. Dr. Konrad Weller 17 Differentielle Kommunikationspsychologie (F. Schulz v. Thun) Übungen mit der Kommunikationspsychologische Lupe: Sachinhalt Selbstoffenbarung Aussage Appell Beziehung Prof. Dr. Konrad Weller 18 Differentielle Kommunikationspsychologie (F. Schulz v. Thun) Übungen mit der kommunikationspsychologische Lupe: Der 1. Satz in der Beratung SieSachinhalt brauchen Hilfe. SelbstIch kann offenhelfen! barung Wie kann ich Ihnen helfen? Appell Sagen sie, was sie brauchen! Sie brauchen Beziehung meine Hilfe. Prof. Dr. Konrad Weller 19