VL Bewegungswissenschaft 8. Motor Learning: Theorien ML: Theorien Programm 1. Begriff „motorisches Lernen 2. Formen des Motorischen Lernens 3. Messung von Lernen 4. Lernphasen 5. Lernen nach der GMP-Theorie 6. Lernen im Selbstorganisationsparadigma Begriffe ML: Theorien Definition Motorisches Lernen Motorisches Lernen ist eine überdauernde Veränderung in der Beherrschung einer Fertigkeit, die auf Übung oder Bewegungserfahrung zurück geht Zu unterscheiden von Reifung: genetisch programmierter Leistungszuwachs in den Fähigkeiten ML: Theorien Merkmale Motorisches Lernen • Setzt Aktivität voraus • Setzt Motivation voraus • Hängt von Bedingungen ab: Anforderungsstruktur (Aufgabe) Vermittlungsstruktur (Lernprozess) Bewältigungsstruktur (Grundlagen des Lernenden) Grundformen motorischen Lernens ML: Theorien Grundformen 1 Habituation Abgewöhnen unbedingter Reflexe Säugling, Handballtorwart Bedingte Reflexe Pawlowscher Hund Belohnung / Bestrafung, Vorstartzustand ML: Theorien Pawlowscher Hund ML: Theorien Skinner Box ML: Theorien Grundformen 2 Versuch-und-Irrtum Probieren, Misserfolge verbessern Lernerfolg Lernender aktiv (Neugier, „lustvolle Unsicherheit“) Lernen durch Einsicht (problemlösendes Lernen) „Aha“-Effekt, basiert allerdings auf Voraussetzungen Bewegungserfahrungen und kreative Offenheit ML: Theorien Soziale Einbettung Soziales Lernen Unterweisung: intentionale Einwirkung durch Autorität (Lehrer, Trainer) Nachahmung: Beobachtung und Imitation von Vorbild (Milieu, Region) Lernen am Modell ML: Theorien Bilanz Lernformen • Großes Spektrum an Lernformen • Verschiedene Anwendungsbereiche • Methodisches Repertoire des Sportlehrers Messung von Motorischem Lernen ML: Theorien Lernkurven Leistung Versuche ML: Theorien Lernkurven X-Achse: Zeit, Lernversuch Y-Achse: Leistung, Fehler Features: Akquisitionsphase mit großen Leistungsfortschritten Deckeneffekt Plateaus Regressive Phasen ML: Theorien Lernkurven Leistung Regression Versuche ML: Theorien Leistung Lernkurven Sprunghafter Fortschritt Plateau Akquisitionsphase Versuche ML: Theorien Lernkurven Warnung vor Lernkurven Leistung nur Indikator des Lernprozesses Mittelwerte maskieren inter- und intraindividuelle Variabilität Leistung Versuche Lernphasen ML: Theorien Warum Lernphasen? • Zuordnung eines Erscheinungsbildes zu einer Phase • Auswahl des optimalen methodischen Vorgehens • Prognose der noch zu erwartenden Leistungsfortschritte ML: Theorien Das Freiheitsgradproblem Wie gelingt es dem Menschen, seine 880 Muskeln so zu koordinieren, dass sinnvolle Bewegungen entstehen? ML: Theorien Meinel/Schnabel 1. Grobkoordination 2. Feinkoordination 3. Feinstkoordination/Stabilisierung/ variable Verfügbarkeit Kritik: Außenperspektive, Abgrenzung, Sequentielle Anordnung ML: Theorien Bernstein / Summers • Phasen des Erwerbs einer Fertigkeit • Im Techniktraining außerdem: Variieren, Anpassen, Abschirmen • Systemdynamische Perspektive, orientiert am Freiheitsgradproblem ML: Theorien Phasen des Technikerwerbs 1. Phase „Freezing“: Einfrieren der Freiheitsgrade 2. Phase „Releasing“: Befreien der Freiheitsgrade 3. Phase „Exploiting“: Ausbeuten der Freiheitsgrade zur Anpassung, Optimierung ML: Theorien Freezing DF: Einschränkungen der Muskelgruppen, Gelenke, Ausdehnung Gestalt: geführte Bewegungen, misslingen spontan Methodik: Komplexitätsreduktion, Gelegenheit zur Auseinandersetzung geben: Ermüdung, Rückmeldung ML: Theorien Releasing DF: Sukzessives Freisetzen, „selective defrosting“ Gestalt: flüssige, lockere Bewegung, Kombinationen Methodik: Intensive Rückmeldungen, große Wiederholungszahlen ML: Theorien Exploiting DF: Ausnutzen von vorhandenen Freiheitsgraden, um dynamisches Optimum zu realisieren Gestalt: oft DVZ, Absprung-, Aushol-, Schlag Beispiele: Handgelenkeinsatz bei Schlägen, Stemmbewegungen bei Würfen und Sprüngen Methodik: Wann? Belastung! ML: Theorien Bernstein kontra Meinel Warum ist Freezing-Releasing-Exploiting besser als Grobkoordination-Feinkoordination-Variable Verfügbarkeit von Meinel? 1. Man geht auf internes Funktionieren ein, nicht auf äußere Erscheinung (=Morophologie) 2. Man kann methodisches Vorgehen ableiten (=konzeptionelle Fundierung prakt. Handelns) 3. Es geht nur um Erwerb, die anderen Ziele sind eigens zu betrachten (Variieren, Anpassen, Abschirmen), Meinel vermengt dies und suggeriert Sequenz Lernen nach der GMP-Theorie ML: Theorien Ausgangspunkt GMP-Theorie formuliert Eigenschaften motorischer Programme (Invarianten und Parameter) • Wie entstehen die? Wie werden die Parameter programmiert? Antwort: • Schema-Theorie (Schmidt, 1975; 1988) ML: Theorien Motor response scheme: Basketball Krafteinsatz Einzelner Versuch Schema Entfernung ML: Theorien Motor response scheme • „Schema“ ist Regressionsgerade durch Situation/Parameter-Wolke • Bei neuem Versuch wird der Parameter mit dem Wert auf dieser Geraden programmiert • Neue Situationen werden interpoliert • Kritik: Modellbildung ML: Theorien Variability of Practice Praktische Konsequenzen: 1. Unter variablen Bedingungen üben 2. Häufiger Wechsel von Bedingungen ... sind experimentell als überlegen gegenüber Drilltraining, Einschleifen usw. Lernen nach dem Selbstorganisationsparadigma ML: Theorien Antizipative Verhaltenskontrolle Hoffmann, 1993 Verstärkung Antizipation Ausgangssituation Antizipiertes Handlungsergebnis + Vergleich Handlungsrealisation Reales Handlungsergebnis Differenzierung - ML: Theorien Implizites Lernen Implizites Lernen unbewusstes Lernen, ohne Aufmerksamkeit Aber intensive und umfangreiche Beschäftigung, höchst motiviert Experimentelle Befunde in Psychologie Sport: Komplexe, nicht verbalisierbare Lerngegenstände ML: Theorien Implizites Lernen Beispiele Tracking-Experimente Spielsituationen in Sportspielen Lauftechnik Höhere Phasen des Technikerwerbs!? Details von Bewegungen ML: Theorien Inzidentelles Lehren Inzidentelles Lehren „Straßenfußballer-Hypothese“ Konfrontieren mit Lernsituationen Erfolg nicht herbeiführbar! Anforderungen an Umfang! Pro und contra im SU ML: Theorien Indikationen Explizit / intentional bewusstseinspflichtige Inhalte: erste Lernphasen bewusstseinsfähige Inhalte: Ergebnisse, Konzeptionen, Standardsituationen Kompositorische und konditionelle Sportarten Implizit / inzidentell Komplexe Situationen Immer neue Situationen Sportspiele und Kampfsportarten ML: Theorien Literatur HOSSNER, E.-J. & KÜNZELL, S. (2003). Motorisches Lernen. In H. Mechling & J. Munzert (Hrsg.), Handbuch Bewegungswissenschaft-Bewegungslehre (S. 131-153). Schorndorf: Karl Hofmann. KIBELE, A. (2003). Implizites Lernen. In H. Mechling & J. Munzert (Hrsg.), Handbuch BewegungswissenschaftBewegungslehre (S. 131-153). Schorndorf: Karl Hofmann. OLIVIER, N. & ROCKMANN, U. (2003). Grundlagen der Bewegungswissenschaft und -lehre (S. 147-214). Schorndorf: Karl Hofmann.