Satz 14 - Goethe

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Makro I
Expansive Geldpolitik
r
LM1
LM2
IS
Y1
Y2
Y
P
AD1
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
AD2
Y
394
Makro I
Expansive Fiskalpolitik
r
LM
IS1
Y1
Y2
IS2
Y
P
AD1
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
AD2
Y
395
Makro I
Das IS/LM-Modell bei kurzund langfristiger Betrachtung
• Das IS/LM-Modell ist in erster Linie zur Analyse
kurzfristiger Effekte gedacht, wobei die Preise
konstant gedacht bleiben.
• Nachdem wir wissen, wie Änderungen des
Preisniveaus das Gesamtgleichgewicht
verändern, können wir das Modell auch zur
Analyse langfristiger Effekte heranziehen.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
396
Makro I
Das IS/LM-Modell bei kurz- und
langfristiger Betrachtung
• Ausgangspunkt ist eine Situation, in der die
IS/LM-Gleichgewichtsbedingungen gelten,
aber das langfristige Gütermarkt-gleichgewicht
unterschritten wird.
• Bei einem gegebenen Preis P1 ist die
Gesamtnachfrage kleiner als das
Gesamtangebot, d.h. es kommt zu einem
Angebotsüberschuß.
• Wie paßt sich das IS/LM-Gleichgewicht an?
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
397
Makro I
Kurz- und langfristiges Gleichgewicht
r
ASlangfr.
K
LM(P1)
LM(P0)
C
IS
P
P1
P0
Angebotsüberschuß
Y
K
AS kurzfr.(P1).
C
Y
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
AD
AS kurzfr.(P0).
Y
398
Makro I
Preisanpassung und
Langfristgleichgewicht
• Im Punkt K befindet sich die Volkswirtschaft im
kurzfristigen Gleichgewicht bei einem starren
Preisniveau P1. Hier herrscht ein
Angebotsüberschuß im Gütermarkt.
• Langfristig müssen die Preise auf P0 fallen, die
LM-Kurve verschiebt sich nach rechts, das
kurzfristige Gleichgewicht tendiert zum
Langfristgleichgewicht C, r fällt und Y
expandiert.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
399
Makro I
X k. Unterschied zwischen
Keynes und der Klassik
• Im keynesschen Ansatz wird von
einem starren Preisniveau ausgegangen.
Der Output kann von seinem
„natürlichen Niveau“ abweichen.
• Im klassischen Ansatz wird ein flexibler
Preismechanismus unterstellt.
Der Output befindet sich (immer) auf seinem
„natürlichen Niveau“.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
400
Makro I
Unterschied zwischen
Keynes und der Klassik
• Der keynessche Ansatz gilt in der kurzen Frist
und er rechtfertigt eine kompensatorische
Geld- und Fiskalpolitik.
• Der klassische Ansatz gilt in der langen Frist,
wenn Preise Zeit hatten sich anzupassen.
Geld- und Fiskalpolitik werden abgelehnt.
Wie lange ist die lange Frist?
Keynes: „In the long run we are all dead!“
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
401
Makro I
Das keynessche und das klassische
Modell
IS:
LM:
Y = C(Y-T) + I(r) + G; mit T, G exogen.
Ms/P = Md(r,Y)
Keynes:
P = P0
Es impliziert, daß sich
r und Y anpassen
müssen, damit IS und
LM erfüllt sind.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
Klassik:
Y = Y0
Es impliziert, daß sich
r und P anpassen
müssen, damit IS und
LM erfüllt sind.
402
Makro I
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
403
Makro I
• Im Jahre 1929 kam es zu einem Zusammenbruch des Aktienmarktes in den USA und zu
einer weltweite Depression mit Bankenzusammenbrüchen, fallendem BIP, steigender Arbeitslosigkeit und sinkenden Preisen.
• Die Frage ist: Handelte es sich dabei
um eine Störung der IS-Kurve oder
um eine Störung der LM-Kurve?
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
404
Makro I
Weltwirtschaftskrise in den USA
US Unemployment rate, 1929-1942
US GNP, 1928-1940
(Quarterly totals at annual rates in billions
of dollars)
120
25
official series
Quelle: M.R.
Darby, Threeand-a-half
Million
Employees
Have been
mislaid,
Journal of
political
Economy,
1976
20
100
15
80
10
60
Adjusted
series
5
1930
1935
1940
Quelle: nach Business Cycle
Indicators, Vol II. G.H. Moore Ed.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
1930
1935
1940
405
Makro I
Weltwirtschaftskrise:
Erklärung über die IS-Kurve
• Die Vermutung ist: Es kam zu einer
kontraktiven Verschiebung der IS-Kurve.
– Änderung des Konsumverhaltens durch
Vermögensrückgang (Aktienmarkt!);
– Absinken der Investitionen im Wohnungsbau
(„Überinvestition“ in den 20er Jahren?);
– Kreditimplosion mit Rückgang der Investitionen;
– „Parallelpolitik“ zum Ausgleich des Staatshaus-halts
(Steuererhöhungen des Revenue Act 1932).
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
406
Makro I
Die Weltwirtschaftskrise
-30 Prozent
Quelle: Mankiw, 3.Auflage
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
407
Makro I
Weltwirtschaftskrise:
Weiterer Einfluß auf die IS-Kurve
US Unemployment rate, 1929-1942
• Änderung des Konsumverhaltens 25
official series
Quelle: M.R.
20
durch hohe Arbeitslosigkeit;
Darby, Threeand-a-half
15
Million
• Änderung des Ausgabeverhaltens
Employees
Have been
Adjusted
10
mislaid,
durch Zahlungsunfähigkeit und
series
Journal of
political
5
Mangel an Vertrauen in die ZahlEconomy,
1976
ungsfähigkeit;
1930
1935
1940
• Rückgang der Nettoexporte durch
„strategische Handelspolitik“, d.h.
Abschottung von
den Weltmärkten (Smoot-Hawley Act).
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
408
Makro I
Zusammenbruch des Außenhandels in den USA
Monatswerte. Importe von 75 Ländern (in Mrd. Golddollars)
Januar
Dezember
1929
Februar
1930
1931
November
März
1932
1933
April
Oktober
Mai
September
August
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
Juli
Juni
409
Makro I
Weltwirtschaftskrise:
Erklärung über die LM-Kurve
• Die Vermutung ist: Es kam zu einer
kontraktiven Verschiebung der LM-Kurve.
– Die Zentralbank ließ einen zu starken Rückgang
des Geldangebots (M1: -25%) zu (Milton Friedman
und Anna Schwarz, A Monetary History of the US,
1867-1960, Princeton, 1963).
• Die These ist jedoch problematisch, weil
– die Realkasse stabil blieb, sogar leicht zunahm;
– die Nominalzinssätze zurückgingen.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
410
Makro I
Die Weltwirtschaftskrise
Entwicklung der Nominal- und Realzinsen von 19291940 in den USA
Entwicklung der Preise, M1 und M1/P von 19291940 in den USA
-23Prozent
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
411
Makro I
Die Effekte sinkender Preise
• Wir haben gesehen, daß sinkende Preise
Realkasseneffekte auslösen, die
(ob Cambridge, Keynes oder Pigou)
automatisch expansive Effekte auslösen.
• Pigou behauptete, daß sich Konsumenten bei
steigender Realkasse reicher fühlen und
deshalb mehr konsumieren, was expansiv
wirkt.
• Andere Ökonomen waren jedoch skeptischer.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
412
Makro I
Fisher‘s These von der
Schulden-Deflation
• Die These ist, daß nicht-antizipierte Inflation
zu einer Umverteilung von Vermögen zwischen
Schuldnern und Gläubigern führt.
• Im Falle einer Deflation werden die Gläubiger
reicher, die Schuldner ärmer.
• Ist die Ausgabenneigung der Schuldner jedoch
höher als die der Gläubiger, so geht die effektive Nachfrage zurück. Dies wirkt kontraktiv.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
413
Makro I
Antizipierte Inflation
• Aber auch wenn die Inflation antizipiert wird,
kann es zu einer kontraktiven Ver-schiebung
der IS-Kurve kommen.
• Wir bezeichnen mit i den nominalen Zins-satz
und mit e die erwartete Inflationsrate. Dann
gelte:
IS:
Y = C(Y-T) + I(i- e ) + G, und
LM:
M s/P = Md(i,Y)
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
414
Makro I
Antizipierte Inflation und Kontraktion
der IS-Kurve
• Solange die Investoren keine Deflation (bzw.
Inflation) erwarten, ist i = r und wir haben das
traditionelle IS/LM-Modell.
• Rechnen jetzt alle Investoren mit einer
Deflation, so wird e negativ und der erwartete
Realzins steigt.
• Es kommt zu einem Rückgang der Investitionen und einer Linksverschiebung von IS.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
415
Makro I
Erwartete Deflation
im IS/LM-Modell
Eine erwartete Deflation führt zu einem
hohen realen Zins r2 und zu einer
Verminderung der Investitionen
i
B
r2
r1= i1
A
e
C
i2
IS1
IS2
LM
Y2
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
Y1
Y
416
Makro I
• Im Herbst 1973 verhängten die OPEC-Staaten
(Organization of Petroleum Exporting Countries) ein
Ölembargo und erhöhten dann die Preise für
Rohöl um das Vierfache.
• Dies führte zu einer Energieverknappung und
für die damalige Produktionstechnolo-gie
kurzfristig zu einer suboptimalen
Faktorallokation mit Produktivitätsverlusten.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
417
Makro I
Die Wirkung eines Angebotsschocks
A
Y
Y0
Y(L|K0, E0)
Y(L|K0, E1)
Y1
Die kurzfristige
Produktionsfunktion
B
Y1‘
B‘
L
C
AL
(W/P)0
Ls [(W/P)0 = (W/P)e]
Ld [(W/P)0]
(W/P)1
L0‘
D
L1
Ld [(W/P)1]
L0
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
L
418
Makro I
Die Wirkung eines Angebotsschocks
• Durch die Einschränkung des Energieverbrauchs von E0 auf E1 wird die kurzfristige
Produktionsfunktion nach unten gestaucht.
• Mit weniger Energie ist der Faktor Arbeit
weniger produktiv. Das marginale Produkt
der Arbeit fällt, die Arbeitsnachfragefunktion
verschiebt sich nach links.
• Mit geringerem L fällt der Output von Y0 auf Y1.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
419
Makro I
Die Wirkung eines Angebotsschocks
• Durch den Angebotsschock ist auch der
markträumende Reallohn gefallen. Wird der
Nominallohn beibehalten, kommt es zu-nächst
zu Arbeitslosigkeit in Höhe von AL (oder L0 L0‘).
• Langfristig muß es jedoch zu Preissteigerungen kommen, wodurch der
Reallohn auch bei starrem Nominallohn fällt.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
420
Makro I
Langfristgleichgewicht im Gütermarkt
nach dem Schock
P
AS1
AS0
Langfristig:
fällt der Output;
fällt der Arbeitsinput
steigen die Preise;
fällt (W/P) selbst
bei W = konstant.
P1
P0
Y1
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
Y0
Y
421
Makro I
Dynamische Anpassung an das
Langfristgleichgewicht
Y
Output-Wachstumspfad
ohne Restriktion
Neuer Wachstumspfad
nach Angebotsschock
Zeit
1973
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
422
Makro I
Angebotsschock und Wirtschaftspolitik
• Kurzfristig besteht die Gefahr, daß die
Beschäftigung -- bei starren Nominallöhnen -auf L0‘ abrutscht (mit geringerem Output Y0‘).
• Fiskal- und Geldpolitik sollten daher expansiv
den Anpassungsprozeß abmildern.
• Langfristig ist jedoch die Anpassung an das
neue Gleichgewicht C mit Beschäftigung L1
und Output Y1 notwendig.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
423
Makro I
Ölkrise und die Folgen
• Mitte der 70er Jahre kam es bei allen OECDLändern (Organization for Economic Cooperation and
Development) zu erheblichen Defiziten im
Staatshaushalt (expansive Fiskalpolitik).
• Auch kam es weltweit zu einer Inflation mit
teilweise negativen Realzinsen (expansive
Geldpolitik).
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
424
Makro I
Ölkrise und Strukturanpassung
• Expansive Geld- und Fiskalpolitik sind auf
Dauer nicht aufrecht zu halten.
• Ziel der Wirtschaftspolitik muß es sein,
Strukturwandel zu unterstützen, der dem
geänderten relativen Preis für Energie
Rechnung trägt. Denn dann ist es möglich, daß
die Produktionsfunktion expandiert.
• Gruppenegoismen verhindern dieses oft.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
425
Makro I
Zusammenfassung
• Das IS/LM-Modell stelle ein allgemeines
Modell der Gesamtnachfrage dar.
• Exogene Variable sind die Fiskal- und Geldpolitik sowie P.
• Die endogenen Variablen sind r und Y.
• Der Schnittpunkt der IS- und LM-Kurven
beschreibt ein simultanes Gleichgewicht auf
den Güter- und Geldmärkten.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
426
Makro I
Zusammenfassung
• Die IS-Kurve stellt eine negative, die LM-Kurve
eine positive Beziehung zwischen r und Y dar.
• Expansive (kontraktive) Fiskalpolitik verschiebt
die IS-Kurve nach rechts (links).
• Expansive (kontraktive) Geldpolitik verschiebt
die LM-Kurve nach unten (oben).
• Entsprechend verschiebt sich die Gesamtnachfragekurve nach recht (links).
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
427
Makro I
Zusammenfassung
• Die Gesamtnachfragekurve stellt eine inverse
Beziehung zwischen Preisniveau und
aggregierter Güternachfrage dar.
• Sind Gesamtnachfrage und -angebot beim
herrschenden Preisniveau nicht im Gleichgewicht, so kommt es zu Preisanpassungen.
• Preissenkungen (-steigerungen) verschieben
das IS/LM-Gleichgewicht nach rechts (links).
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
428
Makro I
XI. Das gesamtwirtschaftliche Angebot
• Bisher haben wir mit zwei extremen Formen
der Gesamtangebotskurve operiert: einer
keynesschen, die unendlich preiselastisch ist,
und einer klassischen, die völlig
preisunelastisch ist.
P
Keynes
P
Ys
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Klassik
Ys
429
Makro I
Gesamtwirtschaftliches Angebot
• Diese Extremfälle waren analytisch hilfreich
und erlauben eine Aussage für die kurze Frist
(Keynes) und die längere Sicht (Klassik).
• Die kurze Frist charakterisiert sich durch
Preisstarrheiten, die lange Frist durch völlige
Flexibilität der Preise.
• Was läßt sich darüber hinaus noch über die
Gesamtangebotskurve aussagen?
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
430
Makro I
Gesamtwirtschaftliches Angebot
• Die Bestimmungsgründe des Gesamtangebots sind unter Ökonomen umstritten.
• Wir unterscheiden vier Modelle:
– Das Modell der Lohnstarrheit;
– das Modell der Nominallohnillusion (ArbeitnehmerFehleinschätzung)
– das Modell der unvollkommene Informationen;
– das Preisstarrheiten.Modell
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
431
Makro I
Gesamtangebot: Stylisierte Form
• Alle vier Modelle laufen auch eine PreisOutput-Beziehung hinaus, die sich wie folgt
stylisieren läßt:
Y Y   (P  P )
e
• Hierbei ist Y der Output, Y das „natürliche“
Outputniveau, P das Preisniveau und P e das
erwartete Preisniveau.
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432
Makro I
Gesamtangebot:
Graphische Darstellung
Y Y   (P  P )
e
P
1/
Pe
Y
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Y
433
Makro I
Gesamtangebot:
Graphische Darstellung
Y Y   (P  P )
e
P
1/
Pe
Y
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
Y
434
Makro I
Das Modell der Lohnstarrheit
• Die These ist: Nominallöhne lassen sich nicht
genügend schnell an die Veränderung der
Angebotsbedingungen anpassen.
• Was bedeutet Lohnträgheit für das Gesamtangebot?
– Bei W starr, bedeutet P (W/P), der Reallohn
verbilligt sich, die Beschäftigung erhöht sich.
– Höhere Beschäftigung bedeutet Ys .
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
435
Makro I
Theoretischer Ansatz
• Wir nehmen an, daß Arbeitgeber und
Arbeitnehmer beim Tarifabschluß P noch nicht
kennen, das für die Vertragsdauer gilt.
• Sie bilden sich jedoch eine Vorstellung über
den Reallohn , den sie anstreben.
• Weiter bilden sie sich Vorstellungen über das
erwartete Preisniveau Pe.
• Es gilt dann: W =  Pe
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
436
Makro I
Getäuschte Erwartungen
• Nachdem W festliegt, erfahren die Unternehmer das Preisniveau P, das über dem
erwarteten liegen soll, d.h. P > Pe.
• Der Reallohn ist kleiner als angestrebt.
• Da L = Ld (W/P), steigt die Nachfrage nach
Arbeit mit fallendem Reallohn.
• Da Y = Y(L), steigt Y mit steigendem L.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
437
Makro I
Getäuschte Erwartungen
• Unerwartete Änderungen des Preisniveaus
bewirken Abweichungen des tatsächlichen vom
angestrebten Reallohn.
• Diese Abweichungen beeinflussen ihrerseits
die Höhe von Beschäftigung und Produktion.
Wir kommen daher zu dem Modell:
Y  Y (P  P )
e
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
438
Makro I
Nominallohnillusion
• Die These ist: Arbeitnehmer sind kurzfristig
nicht in der Lage, Nominal- und Reallohn zu
unterscheiden. Sie geben sich der Illusion hin,
bei einer Nominallohnsteigerung handele es
sich um eine Erhöhung der Reallohns.
• Wie vorher gelte:
Ld = Ld (W/P).
• Weiterhin gelte die Arbeitsangebotskurve:
Ls = Ls (W/Pe).
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
439
Makro I
Nominallohnillusion
• Das Arbeitsangebot hängt demnach von dem
erwarteten Reallohn (W/Pe) ab.
• Wir zerlegen (W/Pe) in (W/P) (P/Pe),
d.h. der erwartete Reallohn ist das Produkt aus
dem tatsächlichen Reallohn und der
Fehleinschätzung des Preisniveaus durch die
Arbeitnehmer.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
440
Makro I
Das ArbeitnehmerFehleinschätzungsmodell
W/P
Ls ([W/P] | [P/Pe])
A
(W/P)*
Ld (W/P)
L*
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
L
441
Makro I
Änderung des Preisniveaus
und Arbeitsangebot
• Für P = Pe ergibt sich die klassische
Arbeitsangebotsfunktion Ls (W/P).
• Es bedeutet, daß P korrekt vorausgesagt
wurde. Hier bleiben (W/P)* und L* erhalten.
• Für P Pe verschiebt sich diese klassische
Arbeitsangebotsfunktion und zwar
– Fall a: für P > Pe nach rechts; und
– Fall b: für P < Pe nach links.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
442
Makro I
Unerwartete Steigerung von P
• Nehmen wir an, W steige, aber gleichzeitig,
und zwar proportional, auch P ohne daß es die
Arbeitnehmer bemerken. W/P bleibt jetzt
konstant, aber die AN überschätzen den Reallohn und bieten zu jedem W/P mehr Arbeit an.
• Im Gleichgewicht führt diese Täuschung zu
einer Senkung des Reallohns und zu einer
Ausweitung der Beschäftigung.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
443
Makro I
Das ArbeitnehmerFehleinschätzungsmodell
W/P
Ls ([W/P] | P>Pe)
Ls ([W/P] | P=Pe)
A
(W/P)*
(W/P)*‘
B
L*
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
L*‘
Ld (W/P)
L
444
Makro I
Nominallohnillusion
• Eine Nominallohnsteigerung, die fälschlich
(wenigstens zum Teil) als Reallohnsteige-rung
interpretiert wird, kann zu einer Aus-weitung
von Ls und damit von Ys führen.
• Damit sind wir wieder bei der Formel:
Y  Y (P  P )
e
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
445
Makro I
Kritik am Modell der Lohnstarrheit
und am Fehleinschätzungsmodell
• Die Aussagen der beiden Theorien deuten auf
ein antizyklisches Verhalten des Reallohns
zur Produktion und Beschäftigung hin.
• Empirisch ist dieser Zusammenhang nicht
nachweisbar; vielmehr gibt es eine schwach
prozyklische Beziehung.
• Folglich werden diese Erklärungsansätze
eher skeptisch betrachtet.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
446
Makro I
Das Modell unvollkommener
Information
• Auch hier wird angenommen, daß es kurzfristig zu Fehleinschätzungen kommen kann.
• Im Unterschied zur vorherigen Modell wird
jedoch nicht angenommen, daß Unterneh-mer
besser informiert sind als Arbeitnehmer.
• Allerdings beobachten sie die Preise ihres
Marktes sehr genau, wobei sie über andere
Preise nur unvollkommen informiert sind.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
447
Makro I
Das Modell unvollkommener
Information
• Dadurch kann es zu Verwechslungen von
Veränderungen von P mit Veränderungen von
relativen Preisen kommen.
• Dies hat einen Einfluß auf die Produktionsentscheidung und so kann der Output
kurzfristig vom Preisniveau abhängen.
• Wir setzen Px für einen spezifischen
nominalen Güterpreis.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
448
Makro I
Das Modell unvollkommener
Information
• Ein Produzent muß den relativen Preis des
Gutes x schätzen. Er verwendet hierzu Pe.
• Wenn nun P überraschend steigt, wird auch Px
steigen. Der Produzent schließt daraus
(fälschlich), daß sich seine relative Position
verbessert hat, und bietet mehr x an.
• Da dies allen Produzenten so geht, kommt es
kurzfristig zu einer Angebotssteigerung.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
449
Makro I
Das Preisstarrheitenmodell
• Es basiert auf der Annahme, daß Produzenten
ihre Preise nicht sofort an Änderungen der
Nachfrage anpassen (Preisträgheit), weil
– langfristige Lieferverträge bestehen;
– häufige Preisänderungen die Kunden verärgern;
– nicht sicher ist, ob die Nachfrageänderung
nachhaltig ist;
– Preisänderungen Kosten verursachen können.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
450
Makro I
Preisträgheiten
• Was bedeuten Preisträgheiten für das
Gesamtangebot?
• Der angestrebte Preis des Gutes Px hängt ab
– von P: ein höheres P bedeutet für
das Unternehmen höhere Kosten;
– von Y: ein höheres P erhöht die Nachfrage nach x;
– mit steigenden Grenzkosten der Produktion von x
wird Px umso höher sein, je höher die Nachfrage.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
451
Makro I
Preisträgheiten
• Der angestrebte Preis Px kann wie folgt
wiedergegeben werden:
Px  P  a (Y  Y )
• Wir nehmen nun an, es gebe zwei Typen von
Unternehmen:
– solche mit flexiblen Preisen;
– solche mit starren Preisen.
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
452
Makro I
Preissetzung für zwei Typen
von Unternehmen
• Flex-Preis-Firmen:
Sie bilden den Preis
nach der Formel
• Fix-Preis-Firmen:
Sie bilden den Preis
nach der Formel
Px  P  a (Y  Y )
Px  Pe  a(Y e  Y )
wobei sie annehmen,
daß
e
Y Y
also ist
Goethe-Universität, Frankfurt/Main
Px  P e
453
Makro I
Allgemeines Preisniveau
• Das allgemeine Preisniveau setzt sich aus den
Preisen beider Gruppen zusammen, wobei FixPreis-Firmen einen Anteil von s haben, FlexPreis-Firmen einen von (1 - s).
• Dann gilt:
P  sP  (1  s)[ P  a (Y  Y )]
e
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454
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