Masterstudiengang Umweltrecht“ (LL.M) WS 2010/2011

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Einführung in das Umweltrecht
– Ing, WiPäd, Wiwi –
SS 2011
Prof. Dr. Silke R. Laskowski
Organisatorisches
Keine Vorlesung am 19.05.2011 !
Klausur: 07.07.2011 von 12.00 – 13.00 Uhr
Klausur-Anmeldung über HIS: Fristablauf 8 Tage
vorher!!
Keine Anmeldung am 07.07.2011 „vor Ort“!
2
Arbeitsmaterialien
Aktuelle Gesetzestexte !
Umweltrecht, aktuelle Auflage (beck-Texte dtv) – Bundesrecht
Lehrbücher
Koch (Hrsg.),
Umweltrecht, 3.
Auflage 2010
Erbguth/Schlacke,
Umweltrecht, 3.
Auflage 2010
Schmidt/Kahl,
Umweltrecht, 3.
Auflage 2010
3
Umweltrecht
1. Umwelt und Umweltschutz - Grundbegriffe
2. Umweltrecht als „Mehr-Ebenen-Recht“:
Umweltvölkerrecht, Umwelteuroparecht, nationales
Umwelt(verfassungs)recht
3. Regelungsbereiche: BImSchG und BImSchV, WHG,
BNatSchG, BBodSchG, …
4. Ziele des Umweltrechts
5. Prinzipien des Umweltrechts
6. Instrumente des Umweltrechts
7. Rechtsschutz im Umweltrecht
Fall: Robbenklage (VG Hamburg, NVwZ 1988, 1058)
4
Umwelt
Natürliche
Lebensgrundlagen
des Menschen,
Art. 20a GG
Wechselwirkung
im Verhältnis zum
Menschen
Wechselwirkung
Umweltmedien
• medienübergreifend,
„integrativ“
Umweltmedien
Wasser, Boden,
Luft, Klima
Pflanzen- und
Tierwelt,
Ökosysteme
5
Umweltschutz
• Schutz der Umwelt und des Menschen, seiner
Gesundheit und seines Wohlbefindens,
generationenübergreifende Betrachtung
• Vorsorgende und dauerhafte Sicherung der
natürlichen Lebensgrundlagen
• Sicherung der Funktionsfähigkeit des
Naturhaushalts, der biologischen Vielfalt
• Schutz der Umweltgüter , Pflanzen- und Tierwelt
vor nachteiligen Eingriffen durch den Menschen
• Weitgehende Beseitigung bereits eingetretener
Schäden oder Nachteile durch Umwelteingriffe 6
Umweltschutz - Warum?
• Knappheit und lebenswichtige Bedeutung der
Umweltgüter (Wasser, Luft, Klima ...), besondere
Bedrohung durch Klimawandel
• Unentgeltliche Inanspruchnahme durch Verbrauch oder
Gebrauch der Umweltressourcen (Verschmutzung von
Wasser, Luft …)
• Überbeanspruchung der Umweltgüter
• Umweltschäden (z. B. verschmutzte Luft) fallen der
Allgemeinheit zur Last
– Gesundheitsbeeinträchtigung, Todesfälle;
– Rückgang der Artenvielfalt /Biodiversivität;
– Sanierungskosten, Wiederherstellung…
7
Ausgleich zwischen ökologischen
und ökonomischen Interessen
8
Umweltschutz – Durch wen?
• Staatliche Aufgabe: Vermeidung ökologischer
Existenzkrise durch wirtschaftliche Übernutzung
der Umwelt, Ausgleich zwischen ökologischen
und ökonomischen Belangen (Art. 2 II, Art. 20a
GG ./. Art. 12, Art. 14, Art. 2 I GG)
• Europäische und globale Aufgabe:
Grenzüberschreitende europäische/globale
Umweltprobleme („Klimawandel“);
Globalisierung der Wirtschaft (EU; WTO)
(„Wettbewerbsverzerrung“); UN-Umweltgipfel
seit 1972 („Umweltgerechtigkeit“)
9
Umweltrecht
• Umweltschutz durch Recht
• Völkerrecht, EU-Recht, deutsches
Bundes- und Landesrecht
• Zersplittertes deutsches
Umweltrecht
10
Umweltrecht –
„Mehr-Ebenen-Recht“
Vorgaben des Völkerrechts (UN; Europa)
Vorgaben des EU-Rechts
Art. 192 I, II VAEU: Kompetenzen (VO, RL)
Art. 191 VAEU: Ziele der EUUmweltpolitik, Art. 37 GRC, Art. 6 EU
Umweltverfassungsrecht
Art. 20a GG:
Staatszielbestimmung
Art. 1 I GG, Art. 2
II GG: staatliche
Schutzpflichten
Art. 70 GG; Art. 74 I Nr. 20,
24, 29, 32 GG:
Gesetzgebungskompetenzen
Art. 83 ff. GG
(Vollzugskompetenzen)
Umweltverwaltungsrecht (-strafrecht; -privatrecht)
BImSchG, WHG, BBodSchG; LandesR
11
Deutsches Umweltrecht
• „Alle staatlichen Norme, die dem Schutz
der Umwelt dienen“
• Öffentliches Umweltrecht
– Umweltverfassungsrecht
– Umweltverwaltungsrecht (häufig
implementiertes EU-Recht)
– Umweltstrafrecht, z. B. § 324 StGB
• Umweltprivatrecht, z. B. Haftungsrecht
(SEA)
12
Exkurs: Teilbereiche des
deutschen Rechts
Privatrecht
• Privatperson
(natürliche,
juristische) –
• Privatperson
• Bürgerliches
Gesetzbuch (BGB)
• Verträge
(Gleichordnung)
Öfftl. Recht
• Privatperson –
• Staat
• Bund
• Land, Kommune
• Staat – Staat (z.B.
Bund-Länder-Streitigkeiten, „Ausstieg aus
dem Atomausstieg“)
• (Umwelt-) Völkerrecht
• (Umwelt-) EU-Recht
• (Umwelt-)
Verwaltungsrecht
• (Umwelt-)
Verfassungsrecht
Strafrecht
• Teil des ÖR
• Staat ./. natürliche
Privatperson
• StGB, NebenstrafR
• Gewaltmonopol des
Staates
• Sanktionen
• Freiheitsentzug
• Geldstrafen
• Eingriff in
Freiheitsrechte
13
Umweltverwaltungsrecht
 Naturschutzrecht (BNatSchG),
Bodenschutzrecht (BBodSchG),
Gewässerschutzrecht (WHG;LWG),
Gewässerschutzrecht (WHG),
Immissionsschutzrecht (BImSchG),… …
 Umweltschützende Aufgabe und Zielrichtung
 Umweltmedienspezifische Ausrichtung:
Wasser, Luft, Boden, Klima, Lärm,…
 Medienübergreifende („integrative“)
Ausrichtung
• Z. B. § 1 BImSchG; § 1 WHG (i. V. m. § 6 WHG)
14
Sonstiges Umweltrecht
• Umweltstrafrecht
– Straftaten gegen die Umwelt, §§ 324 ff. StGB
– Bezugnahme auf Umweltverwaltungsrecht, z. B. §
324 I, § 324a I, § 325 I StGB
– Bsp.: Chemieunternehmen / Kläranlage leitet
Abwasser in die Fulda, strafbar?
• Umweltprivatrecht
– Nachbarbezogenes Privatrecht, §§ 906 I, 1004 BGB
• „Quakende Frösche im Nachbarteich“
• Bezugnahme auf Umweltverwaltungsrecht
– Spezielles Umwelthaftungsgesetz
• Anlagenhaftung bei Umwelteinwirkung, §§ 1, 19 UmweltHG
• Verwaltungs- u. strafrechtliche Komponenten, § 19 IV, § 21 15
Fall 1: Waldsterben und Pseudokrupp
(nach Schmidt/Kahl, Umweltrecht, 8. Aufl., 2010, S. 73 f.), dazu Folien 16-28
1. Bauer K bewirtschaftet einen ihm gehörenden Hof, zu dem
neben 15 ha landwirtschaftlich genutzter Fläche auch 50 ha
Wald gehören. Er und seine Familie leben überwiegend vom
Holzverkauf. Innerhalb der letzten Jahre sind 89 % der Bäume
erkrankt und abgestorben. Der Schaden, der K durch das sog.
Waldsterben entsteht, beläuft sich auf etwa 20.000 Euro pro
Jahr.
2. Die einjährige Tochter T leidet an dem als „Pseudo-Krupp“
bekannten Würghusten und gefährdet das Leben des zarten
Kindes.
3. Waldsterben und Pseudokrupp sind nach verbreiteter, nicht ganz
unbestrittener wissenschaftlicher Ansicht, auf die primär durch
Menschen verursachte Luftverschmutzung zurückzuführen.
Einzelne Wirkungszusammenhänge sind unklar, ebenso wann
welche Schäden eintreten.
4. K meint, „der Staat“ sei ihm / T gegenüber aufgrund der
Verfassung
zu
strikteren
Umweltund
Gesundheitsschutzmaßnahmen, insb. zur Verringerung der
Luftverschmutzung, verpflichtet, zudem zur Leistung von
Schadenersatz für die kranken und toten Bäume – richtig?
17
„Waldsterben“ – aktueller Stand
Bundesregierung 2009
18
Anspruch des K gegen Staat auf striktere
Umweltschutzmaßnahmen/-gesetzgebung ?
• Anspruchsgrundlage Art. 20a GG ?
– Nur dann, wenn subj. Recht (= GR) enthalten
– GR= subj. Abwehrrecht der Bürger/-innen
gegen den Staat (Eingriffsabwehrrecht)
– GR= Leistungsrecht?
– GR vermitteln staatl. Schutzpflichten (obj.rechtlicher Gehalt): Anspruch d. Bürger/-innen
auf staatl. Schutz vor Eingriffen priv. Dritter
19
Exkurs: Verfassungsauslegung
• Auslegungstopoi
– Grammatikalische A. (Wortlaut, Wortsinn)
– Systematische A. (Gesetzessystematik)
– Historische A. (Gesetzesmaterialien)
– Teleologische A. (Sinn und Zweck der Norm)
20
Art. 20a GG
• Eingefügt durch GG-Novelle 1994; 2002
ergänzt um Tierschutz
• Art. 79 I S. 1, II GG: 2/3 Mehrheit BT und BR
(anders nur Art. 79 III GG:„Ewigkeitsgarantie“)
•
•
•
•
•
Wortlaut?
Gesetzessystematik? Art. 1-19; Art. 20 GG
Historie? Kein „GR auf Umweltschutz“
Sinn und Zweck?
H.M.: Staatszielbestimmung, kein GR
– Umweltschutzprinzip („Optimierungsgebot“)
21
Art. 20a GG – Staatsziel
Umweltschutz
• Staatlicher Handlungsauftrag zur Beachtung und
Förderung des Umweltschutzes durch alle
staatlichen Gewalten (insb. Legislative,
Exekutive)
• Kein genereller Vorrang des Umweltschutzes
• Ausgleich mit anderen Verfassungsgütern
• Beachtung bei der Auslegung von unbestimmten
Rechtsbegriffen (z. B. „Allgemeinwohl“) und
Ermessensentscheidungen („kann“, „darf“; „soll“)
– Umweltschutz als gewichtiger Allgemeinwohlbelang
22
GR auf Umweltschutz an
anderer Stelle im GG?
• Herleitung aus GR (Art. 1-19 GG)?
– „Gesamtschau“, i.V.m. Art. 20a GG
• Art. 2 I GG (allgm. Persönlichkeitsrecht),
Art. 1 I GG (Menschenwürde, physische
Existenz) i.V.m. Art. 20a GG?
• Art. 2 II GG (Schutzpflicht des Staates für
Leben/Gesundheit seiner Bürger/-innen),
Art. 1 I i.V.m. Art. 20a GG?
• H.M.: Anspr. auf ökolog. Existenzminimum
23
Ökologisches
Existenzminimum?
• Was wird von dem Begriff umfasst?
• Auf wen oder was bezieht sich das
„ökologische Existenzminimum“ ?
• Leitbild: Art. 20a GG
24
Leitbild Art. 20a GG
• Schutzgut „Umwelt“ (zukunftsgerichtet)
– Natürliche Lebensgrundlagen = gesamte natürliche
Umwelt des Menschen
– Alle Umweltmedien (Luft, Wasser/insb. Grundwasser,
Boden, Klima; Landschaftsbild), Wechselwirkung
– Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen in ihren
Lebensräumen, Ökosysteme
– Generationenübergreifend ausgerichtet („Grundsatz
der nachhaltigen Entwicklung“)
Ökologisches Minimum?
• Rspr. BVerfG zu „Untermaßverbot“
– Risiken für Leben/Gesundheit; Eigentum
• Mindestschutz der GR nach Maßgabe des
Untermaßverbots
– Unterschreitung verfassungswidrig (BVerfG !)
– GR-Verletzung nur, wenn Staat positive
Handlungspflicht trifft, deren Unterlassen
einem aktiven GR-Eingriff gleichzusetzen ist
– Großer Beurteilungsspielraum des
Gesetzgebers, Bsp. HIV; noch nie Verstoß
26
gegen Untermaßverbot festgestellt
Ökologisches Minimum?
• Schutzgesetzgebung: BWaldG,
BNatSchG; BImSchG, WHG, GenTG
• Aktuell: BVerfG, Urteil vom 24.11.2010
(Az.: 1 BvF 2/05), „Gentechnikgesetz“
– „Angemessene staatliche Regulierung,
großzügiger Entscheidungsspielraum“
– „Ausgleich grundrechtl. geschützt. Interessen“
– Beachtung des „in Art. 20a GG enthaltenen
Auftrags, … auch in Verantwortung für die
künftigen Generationen die natürlichen
27
Lebensgrundlagen zu schützen“
Entschädigungsansprüche des K für
immissionsbedingte Waldschäden?
• Aus Art. 14 S. 2 BImSchG?
– Nein, privatrechtlicher SEA nachbarbezogen ; keine
Garantiehaftung gegen den Staat!
• Amtspflichtverletzung (§ 838 BGB,Art. 34 GG)?
– Nein, keine Verletzung drittbezogener Amtspflicht
• Aus Enteignung, Aufopferung (Art. 14 GG)?
– Nein, kein legislatives Unrecht, da kein unmittelbarer
GR-Eingriff durch den Staat (auch nicht durch
Unterlassen mangels Schutzpflichtverletzung); nicht
für Massenphänomene wie Waldsterben
• So BGH, NJW 1988, 478!
Prinzipien des Umweltrechts
Kooperationsprinzip
Vorsorgeprinzip
Leitprinzipien
in allen
UmweltG
Nachhaltigkeitsprinzip
Verursacherprinzip
Integrationsprinzip
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Verursacherprinzip
• Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen
• Unentgeltliche Inanspruchnahme von frei
verfügbaren Umweltgütern (z. B. Luft) führt zu
„Übernutzung“ durch Wirtschaft/Gesellschaft
• Umweltkosten durch „Übernutzung“ fallen
Allgemeinheit zur Last („Externalisierung“)
– Sanierungskosten; Gesundheitsschäden, Todesfälle;
Rückgang der Artenvielfalt …
• Verursacherprinzip: Kosten für Umweltschäden
trägt der-/diejenige, der/die sie verursacht
– Auflagen (OrdnR: direkte Steuerung, Ge-/Verbote),
– Abgaben (Ökonom. Instrumente: indirekte Steuerung)
30
Integrationsprinzip
• Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen
• Medienübergreifender („integrierter“) Schutz der
Umwelt
• Integrationsprinzip: EU-Umweltrecht
– IVU-RL/EG 1996/2008
– BImSchG, WHG …
31
Verursacherprinzip
• Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen
• Unentgeltliche Inanspruchnahme von frei
verfügbaren Umweltgütern (z. B. Luft) führt zu
„Übernutzung“ durch Wirtschaft/Gesellschaft
• Umweltkosten durch „Übernutzung“ fallen
Allgemeinheit zur Last („Externalisierung“)
– Sanierungskosten; Gesundheitsschäden, Todesfälle;
Rückgang der Artenvielfalt …
• Verursacherprinzip: Kosten für Umweltschäden
trägt der-/diejenige, der/die sie verursacht
– Auflagen (OrdnR: direkte Steuerung, Ge-/Verbote),
– Abgaben (Ökonom. Instrumente: indirekte Steuerung)
32
Vorsorgeprinzip
• Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen
• Umweltschäden durch „Übernutzung“ vielfach
nur langfristig oder gar nicht reversibel
• Umweltschäden aufgrund summativer Prozesse,
oft emittentenfern
– Relevante Risikoschwelle kann nicht präzise
angegeben werden
• Vorsorgeprinzip: vorausschauendes,
vorsorgendes Handeln (Völker-/EU-/nat. Recht)
– Vorfeld der Gefahrenabwehr
– Umweltqualitätsziele, Emissionsstandards,
Risikokalkulation
33
Nachhaltigkeitsprinzip
• UN World Commission on Environment and
Development (1983-1987), Abschlussbericht
1987 „Our Common Future“ (Brundtland-Bericht)
– „Eine nachhaltige Entwicklung befriedigt die Bedürfnisse der Gegenwart ohne die Fähigkeit künftiger
Generationen zur Erfüllung ihrer eigenen Bedürfnisse
zu beeinträchtigen“
• 1992 UN-Weltgipfel „Rio-Deklaration“
– Grds. d. gemeinsamen aber verschiedenen
Verantwortung der Völker für den Umweltschutz
• Leitidee Nachhaltigkeit: „sustainable
development“
– Intra- und intergenerationelle Gerechtigkeit
34
Nachhaltigkeitsprinzip
• Intragenerationelle Gerechtigkeit
– Ausgleich zwischen den Entwicklungsländern und
den wohlhabenden Industrieländern
– Grds. der gemeinsamen aber unterschiedlichen
Verantwortung der Völker für den Umweltschutz
• Intergenerationelle Gerechtigkeit
– Maßstab „constant capital rule“ (Naturkapital,
anthropogenes Kapital), hier str.,
– ob Naturkapital ohne substantielle Minderung an die
nachfolgenden Generationen weitergegeben werden
muss (Konzept starker Nachhaltigkeit) oder
– ob Naturkapital mehr oder minder durch anthropogenes Kapital ersetzt werden darf (Konzept
schwacher Nachhaltigkeit).
35
Nachhaltigkeitsprinzip
• Intergenerationelle Gerechtigkeit
– Naturkapital muss ohne substantielle Minderung an
die nachfolgenden Generationen weitergegeben
werden (Konzept starker Nachhaltigkeit) !
– Arg.: Schwaches Nachhaltigkeitskonzept präjudiziert
künftige Generationen in ihrer Bedürfnisbefriedigung,
daher nur Konzept starker Nachhaltigkeit
angemessen zur Sicherung intergenerationeller
Gerechtigkeit
36
Kooperationsprinzip (?)
• BVerfGE 98, 106 („Kommunale
Verpackungssteuer“), BVerfGE 98, 83
(„Landesabfallabgaben“)
• „Kooperationsstaat“:
– Verantwortungsteilung zw. Staat und Gesellschaft
– Staatliche Aufgabenerfüllung durch Verhandlungen
(„Überwindung des Obrigkeitsstaats“)
– Statt verbindlicher ordnungsrechtlicher Vorgaben
(z.B. BImSchG) informale Absprachen, Verträge,
Selbstverpflichtungen der Wirtschaft,
Eigenüberwachung der Wirtschaft
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Schutz vor schädlichen
Umwelteinwirkungen
• Kfz-Rennstrecke /
Teststrecke
– Z. B. Nürburgring
• Welche
Umwelteinwirkungen?
• Welches Gesetz?
• Welche gesetzlichen
(Schutz-)
Instrumente?
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Umwelteinwirkungen?
• Luftverunreinigungen
• Lärm
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Welches Gesetz?
•
•
•
•
Bundes-ImmissionsschutzG (BImSchG)
§ 1 BImSchG (Zweck)
§ 2 BImSchG (Geltungsbereich)
§ 3 BImSchG (Begriffsbestimmungen)
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Welche (Schutz-)Instrumente?
• § 4 I BImSchG: Genehmigungserfordernis
– Errichtung und Betrieb von (gewerblichen)
Anlagen
– i.V.m. 4. BImSchV !!
– Präventives Verbot mit Erlaubnisvorbehalt =
grds. erwünschtes Verhalten muss den
gesetzlichen Vorgaben entsprechen
41
Genehmigungsvoraussetzungen,
§ 6 I BImSchG (formell)
• § 10 BImSchG i.V.m. 4. BImSchV, 1.
Spalte
– Besonderes förmliches
Genehmigungsverfahren mit Behörden- (§ 10
V) und Öffentlichkeitsbeteiligung (§ 10 III, IV;
Präklusion: III S. 5)
– 9. BImSchV: Einzelheiten des Verfahrens,
enthält UVP-Prüfung UVPG (unselbst. Teil)
• § 19 BImSchG i.V.m. 4 BImSchV, 2.Spalte
42
Genehmigungsvoraussetzungen,
§ 6 I BImSchG (materiell)
• Erfüllung immissionsschutzrechtlicher
Pflichten, § 6 I Nr. 1
und
• Kein Verstoß gegen andere öffentlicherechtliche Vorschriften, § 6 I Nr. 2
und
• Kein Verstoß gegen Belange des
Arbeitsschutzes, § 6 I Nr. 2
43
Genehmigungsvoraussetzungen
gem. § 6 BImSchG (materiell)
• Sicherstellung der Betreiberpflichten gem.
§ 5 I, III BImSchG
• Beachtung von RVO (§ 7) und VwVorschr.
(§ 48), insb. TA Luft, TA Lärm
• Vereinbarkeit mit anderen ör Vorschriften
(z. B. Baurecht/BauGB)
• Anspruch auf Erlaubniserteilung, falls
Voraussetzungen erfüllt („gebundene
Entscheidung“, kein Ermessen)
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Betreiberpflichten, § 5 BImSchG
• Schutzgrundsatz, § 5 I 1 Nr. 1!
– „Nachbarschaft“
– Drittschützende Norm (Klagebefugnis, § 42 II
VwGO)!
•
•
•
•
Vorsorgegrundsatz, § 5 I 1 Nr. 2
Abfallvermeidungsgrundsatz, § I 1 Nr. 3
Energienutzungsgrundsatz, § 5 I Nr. 4
Nachsorgegrundsatz, § 5 III
45
Genehmigungsvoraussetzungen,
§ 6 I BImSchG (materiell)
Immissionsschutzrechtliche
Pflichten
Andere ör Vorschriften,
Belange d. Arbeitsschutzes
• Grundpflichten gem. § 5
– Schutzgrds., § 5 I S. 1 Nr. 1
– Vorsorgegeb., § 5I S.1 Nr.2
– Abfallrechtl. Zieltrias, § 5 I
S. 1 Nr. 3
– Energieeffizienz, § 5 I S. 1
Nr. 4
– Nachsorgepflicht, § 5 III
• VOen gem. § 7
– 12. , 13., 17., 20 BImSchV
•
•
•
•
Ö Baurecht: „Standort“
KrW-/AbfG
Bodenschutzrecht
Naturschutzrecht ( z. B. §§ 13,
14; 33, 34, „Natura 2000“
BNatSchG)
• Wasserrecht (§§ 8, 9 WHG)
• Straßen- u. Wegerecht
• Arbeitsschutz (z. B. ArbSchG,
ChemieG u. GefahrstoffVO)
46
Wirkung der Genehmigung
§ 13 BImSchG
• Konzentrationswirkung
(„schließt andere die
Anlage betreffenden
behördlichen
Entscheidungen … ein“)
• Z.B. Baugenehmigung
Ausnahmen
• Gesetzl. Ausnahmen von
Konzentrationswirkung
• Planfeststellungen
(„großräumige
Verfahren“, Bsp.
Flughafen)
• Berg-, atomrechtliche
Zulassungen
• Wasserrechtliche Gestattungen (§§ 8,12 WHG)
47
Fall 2 (Schweinezucht - BImSchG)
Landwirt L beantragt für seinen geplanten neuen Stall für die
groß angelegte Schweinezucht eine Genehmigung.
Sachbearbeiter S meint, der Stall stinke und die Schweine
machten Lärm. Daher lägen nach seiner Einschätzung
schädliche Umwelteinwirkungen i. S. v. § 5 Abs. 1 Nr. 1
BImSchG vor. Er lehnt daher den Antrag des L ab.
Kann L dagegen mit Erfolg gerichtlich vorgehen, indem er sich
darauf beruft, dass er – tatsächlich – die Vorgaben der TA Luft
und der TA Lärm einhält?
48
Lösung Fall 2
Vorfrage: Genehmigungsbedürftigkeit nach BImSchG (oder nur Baugenehmigung)?
•Nr. 7.1 der 4. BImSchV
Genehmigungsvoraussetzungen gem. § 6 BImSchG?
•§ 6 Abs. 1 Nr. 1 i.V.m. § 5 BImSchG, i.V.m. RVO aufgrund § 7 BImSchG
•§ 6 Abs. 1 Nr. 2 BImSchG i.V.m. ör Vorschriften, Arbeitsschutzbelangen
Problem hier: § 5 Abs. 1 BImSchG
•Schädliche Umwelteinwirkungen gem. § 3 Abs. 1 BImSchG?
•Begriff wird durch die TA Lärm und die TA Luft interpretiert („konkretisiert“), hier Nr. 4 TA Luft:
allgemein für die Verwaltung (Behörden) verbindliche Konkretisierung des Begriffs der schädlichen
Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, vornehmlich durch Immissionswerte für
verschiedene Luftschadstoffe
•Nr. 6 TA Lärm: allgemein für die Verwaltung verbindliche Konkretisierung des Begriffs der schädlichen
Umwelteinwirkungen durch Geräusche durch Immissionsrichtwerte
•Problem hier: Kann L sich darauf berufen?
Bei Bestimmungen der TA handelt es sich um (bloße) Verwaltungsvorschriften (VV) , die zunächst nur
(verwaltungsinterne) Innenwirkung haben
Aber: Nr. 4 TA Luft und Nr. 6 TA Lärm werden jeweils als norminterpretierende /normkonkretisierende VV
betrachtet, die drei besondere Voraussetzungen erfüllen (1. Auftrag zum Erlass von VV, 2. hoher
technisch-wissenschaftlicher Sachverstand, 3. Zuständigkeit und Verfahren lassen auf
besondere Richtigkeitsgewähr schließen, §§ 48, 51 BImSchG)
Konsequenz => L kann deren Beachtung und Einhaltung (durch die Verwaltung )
gerichtlich erzwingen, solange keine der beiden Grenzen (1.veraltet, 2. atypischer Sachverhalt) greift
Ergebnis: L kann erfolgreich gegen die Versagung der Erlaubnis vor Gericht (VG) vorgehen
(hier keine Anzeichen für atypischen Sachverhalt oder veraltete Werte)
Zur Vertiefung: Schmidt/Kahl, Umweltrecht, 8 Aufl. 2010, § 4; Erbguth/Schlacke, Umweltrecht, 3. Aufl. 2010, § 9
49
Gewässerschutz
•
•
•
•
Bsp. Donau
Länge 2.857 km
5 EU-Staaten
Internationales / europäisches / deutsches
Fließgewässer (Oberflächengewässer)
50
Nutzungsinteressen
51
Auswirkungen des Klimawandels
Wasser- und Naturhaushalt
•
•
Global
Regional
52
WRRL 2000/60/EG
• Ziel: Erreichung / Erhaltung eines „guten
Zustands“ des Grundwassers und des
oberirdischen Gewässer in den MS der EU
- Grundwasser „guter chemischer“ und „guter
mengenmäßiger Zustand“
- Oberflächengewässer „guter chemischer“ und
„guter ökologischer Zustand“
• Frist: bis 2015
53
Wasserhaushaltsgesetz - WHG
(WRRL 2000/60/EG)
• Zweistufige Gewässerbewirtschaftung
- 1.Planung: §§ 27, 44, 47 WHG „Guter Zustand“, spezifische BZiele, insb. Verschlechterungsverbot“; §§ 82, 83 B.-Pläne,
Maßnahmenprogramme; §§ 1, 6 „nachhaltige Bewirtschaftung“
- 2. Gestattung: Gewässerbenutzungen im Einzelfall gem. § 12
Abs. 1, Abs. 2, §§ 8, 9 WHG („repressives Verbot mit
Befreiungsvorbehalt“, BVerfGE 58, 300)
• Bewirtschaftungsermessen (Gestattung)!
– § 12 Abs. 2 WHG
– Ermessenlenkend: §§ 1, 6; 27, 44, 47; 83 WHG
– Grds. der Verhältnismäßigkeit (geeignet, erforderlich,
angemessen: Interessenabwägung, öff. ./. private Interessen)
54
Planerisches
Bewirtschaftungsermessen
55
Gestattungsbewirtschaftungsermessen
Fall 3: Wasserkraftwerk
56
Fall 3: Wasserkraftwerk
• A betreibt seit 1990 rechtm. e. Wasserkraftwerk, das
Wasser aus dem A-Fluß entnimmt, durch Turbinen leitet
und erwärmt wieder in den A-Fluss einleitet.
• B will 2010 ein Wasserkraftwerk an einer anderen Stelle
des A-Flusses errichten und beantragt e.
wasserrechtliche Erlaubnis.
• Die Behörde versagt Erlaubnis, Arg.:
- Bereits große Gewässerbelastung durch
vorhandenes Kraftwerk
- Weitere Belastungen zu erwarten, auch infolge des
Klimawandels
- Rechtmäßig?
57
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