Neurolues - Neuroscript

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Neurolues
Geschrieben von: Administrator
Samstag, 04. Oktober 2008 18:40 -
Neurolues
Klassifikation der Neurolues
Mesenchymale Neurolues
- Akute frühluische Meningitis
- Meningeale Reizung im Rahmen der hämatogenen Erregerausbreitung zu Beginn des
Sekundärstadiums. Im Liquor Zellzahl leicht erhöht, Gesamtprotein normal oder erhöht,
Zeichen der Schrankenstörung.
- Meningovaskuläre Lues
- Manifestation im Rahmen der tertiären Lues (Orkanes) 7-12 Jahre post infektionem mit
meningitischen Symptomen: Lymphoplasmozytäre granulomatöse (gummöse) Meningitis mit
bevorzugtem Befall der Hirnbasis (Hirnnervenausfälle), selten der Konvexität sowie häufig des
Spinalkanals (radikuläre und Querschnitt-Syndrome), und/oder mit vaskulären Symptomen:
Heubnersche Endarteriitis mit Stenosen, Verschlüssen oder Aneurysmen. Im Liquor Zellzahl
erhöht, Gesamteiweiß leicht bis stark erhöht, Schrankenstörung, oligoklonale Banden.
Parenchymatöse Neurolues
- Manifestation 8-20 Jahre post infectionem bei 2% der unbehandelten bzw. ungenügend
behandelten Syphilitiker.
- Tabes dorsalis
- Chronische Leptomeningitis mit Schädigung der spinalen Hinterwurzeln und sekundärer
Degeneration der Hinterstränge. Leitsymptome sind "lanzinierende" Schmerzen, Ataxie,
Pallhypästhesie, Pupillenanomalien, Reflexanomalien, Hirnnervenausfälle (Optikusatrophie!),
trophische Störungen (Mal perforant du pied). Im Liquor Zellzahl normal bis leicht erhöht,
Gesamtprotein normal bis leicht erhöht, Zeichen der Schrankenstörung, in vielen Fällen
oligoklonale Gammopathie.
- Progressive Paralyse
- Chronische Enzephalitis mit frontalhinbetonter Parenchymdegeneration. Leitsymptome
sind: Hirnorganisches Psychosyndrom (100%), Pupillenanomalien, epileptische Anfälle,
Dysarthrie. Im Liquor Zellzahl leicht erhöht, Gesamptprotein normal bis leicht erhöht, Zeichen
der Schrankenstörung, fast ausnahmslos oligoklonale Gammopathie.
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- Taboparalyse
- Kombination von Tabes dorsalis und progressiver Paralyse.
Diagnostik
Serologische Reaktionen
TPHA-Test (Treponema-pallidum-Hämagglutinationstest): Suchtest bei anamnestischem oder
klinischem Verdacht. FTA-ABS-Test (Fluoreszenz-Treponema-Antikörper-Absorptionstest):
Bestätigungsreaktion bei positivem TPHA-Test. FTA-ABS- und TPHA-Test beruhen auf dem
Nachweis Treponemen-spezifischer Antikörper der IgG- und IgM-Klasse. Der FTA-ABS-Test
wird etwa 3-4 Wochen post infectionem, der TPHA-Test etwa 1 Woche später reaktiv; beide
Tests bleiben lebenslang positiv. Nur ausnahmsweise kommen falsch-reaktive Ergebnisse vor
(z.B. Autoimmunkrankheiten). Bei positivem Ausfall von TPHA-Test und FTA-ABS-Test gibt es
an einer durchgemachten Infektion mit Treponemen keinen Zweifel. 19S(IgM)-FTA-ABS-Test:
Nachweis spezifischer 19S(IgM)-Antikörper nach Abtrennung der 7S(IgG)-Fraktion. Falsch
negative Ergebnisse sind bei sehr hoher IgG-Antikörper-Konzentration und AIDS möglich.
Ein reaktiver 19S(IgM)-FTA-ABS-Test ist jedoch ein verläßliches Kriterium für das
Vorhandensein virulenter Erreger und indiziert Behandlungsbedürftigkeit. Allerdings schließt
ein fehlender Nachweis Treponemen-spezifischer IgM-Antikörper im Serum eine aktive
Neurolues nicht aus. CMF-Test (Cardiolipinmikroflockungstest) und VDRL-Test
(Veneral-Disease-Research-Laboratory-Slide-Test): Nachweisunspezifischer "Reagine", die mit
Lipoid—Antigenen (z.B. Cardiolipin) reagieren und etwa 5 Wochen post infectionem auftreten.
Häufig unspezifisch positive Befunde bei viralen und bakteriellen Infektionen, bei Tumorleiden
und Kollagenosen. Deshalb für die serologische Verifizierung einer Syphilis wertlos, aufgrund
der leichten Quantifizierbarkeit dagegen für eine Beurteilung der Aktivität des
Krankheitsprozesses hilfreich.
Liquorpunktion
immer im Sekundärstadium und später: Zellzahl, Differentialzellbild, Gesamteiweiß,
Liquorproteinprofil. Nachweis oligoklonaler Banden, serologische Reaktionen, Nachweis einer
spezifischen intrathekalen Antikörper-Produktion durch Quotientenbildung, z.B.
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TPHA-Quotient = TPHA-Titer(Liquor)/TPHA-Titer(Serum) x
Gesamt-IgG(Serum)/Gesamt-IgG(Liquor)
Eine Erhöhung des TPHA-Quotienten >2,0 beweist das Vorliegen einer Neurosyphilis. Der
TPHA-Quotient erlaubt keine Aussage über die Aktivität des entzündlichen ZNS-Prozesses.
Dafür sind Liquorzellzahl und Serum-IgM-Antikörpertiter heranzuziehen.
Sonstige Untersuchungen
Zum Ausschluß anderer Organbeteilung sollten konsiliarische Untersuchungen im
internistischen, ophthalmologischen und HNO-ärztlichen Fachbereich veranlaßt werden.
Therapie
Therapie der Wahl
- Hochdosierte Penicillingabe
- Penicillin G 6x5Mio IE/d i.v. über 14 Tage (Kurzinfusion in 10oml 5%Glucose über 20min)
- Alternativ
- Procain-Penicillin 1Mio IE/d i.m.
- in Kombination mit Probenecid 4x500mg/d p.o. über 21 Tage.
Therapie bei Penicillin-Allergie
- Doxycyclin 2x100mg/d i.v. über 30 Tage.
- Alternativ
- Erythromycin 4x500mg/d p.o. über 30 Tage, besonders bei Vorliegen einer Gravidität
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Überwachung des Patienten
- klinische Untersuchung und serologische Kontrolle nach 3, 6 und 12 Monate, danach in
Abhängigkeit vom Befund, mindestens aber einmal pro Jahr über einen Zeitraum von 10
Jahren.
- Lumbalpunktionen in direktem Anschluß an den Therapiezyklus sowie nach 6, 12 und 24
Monaten. Die Zellzahl normalisiert sich in der Regel innerhalb von 6 Monaten, Nach 12
Monaten zeichnet sich ein Rückgang der intrathekalen IgG-Produktion ab. Kann aber
lebenslang nachweisbar sein. Der 19S-IgM-FTA-ABS-Test im Serum wird manchmal erst nach
2-3 Jahren nach Antibiotikagabe negativ. Der VDRL-Titer sollte innerhalb von 6-9 Monaten
abnehmen.
Indikation zur wiederholten Therapie
- Persistenz oder Verschlechterung klinischer Symptome
- Pleozytose 6 Monate nach der Therapie
- signifikanter Titer-Anstieg von Lipoid-Antikörpern, wenn der 19S-IgM-FTA-ABS-Test
länger als 3 Jahre positiv ist.
- Bis heute liegt weder ein absolut zuverlässiger Test für die mögliche Erregerpersistenz
noch ein sicheres Heilungskriterium vor. 4/4
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