660-Der Pathologe als Lotse der Krebstherapie

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Krebsthemen:
Der Pathologe als Lotse der Krebstherapie
Dresden. Eine Reihe neuer molekularer Medikamente versprechen zielgerichtete Therapien
– zum Beispiel beim Dickdarmkrebs. Die Tumorzellen werden passgenau mit Antikörpern
oder anderen Molekülen behandelt, die die Weiterleitung von Wachstumssignalen
unterbrechen. Der Pathologe nimmt hierbei eine entscheidende Rolle ein: Er untersucht das
Tumorgewebe nicht nur unter dem Mikroskop, sondern mit weiteren Methoden auch bis ins
Molekül und bestimmt so die anschließende Behandlung des einzelnen Patienten
entscheidend mit. Das Dresdner Institut für Pathologie am Universitätsklinikum Carl Gustav
Carus gilt bundesweit als ein Zentrum für die prädiktive onkologische Diagnostik, das heißt,
hier erfolgt die individuelle Vorhersage, ob die neuen, maßgeschneiderten Krebstherapien
beim Patienten ansprechen.
Dresdner
Pathologen
bestimmen
durch
molekulargenetische
Analyseverfahren
ma�geschneiderte Krebstherapie mit
aktuelle
die
„Bei einigen Krebsarten w erden molekular-pathologische Verfahren der
prädiktiven onkologischen Diagnostik bereits eingesetzt, so dass w ir
mit diesen neuen Methoden voraussagen können, w elche
Therapieform w irkt oder besser nicht eingesetzt w erden sollte“,
Logo des KrebsCentrum
erläutert Professor Gustavo Baretton, Direktor des Dresdner Instituts
Dresden - Quelle:
für Pathologie und W issenschaftler am Universitäts KrebsCentrum
Dresden. Ein aktuelles Beispiel stellt die Vorhersage der Pathologen in KrebsCentrum Dresden
Fällen von metastasiertem Dickdarmkrebs (kolorektales Karzinom) dar,
bei denen der Tumor bereits in andere Organe gestreut hat.
Neue Medikamente in Form voll- oder teilhumanisierter Antikörper, die gezielt an den
Tumorzellen w irken, ermöglichen bei den betroffenen Patienten in Kombination mit
Chemotherapie eine verbesserte Behandlung. Zur Entw icklung solcher neuartiger Medikamente
hat ein besseres Verständnis der Wachstumsregulation von Tumorzellen beigetragen: So
besitzen Krebszellen an ihrer Oberfläche spezifische Bindungsstellen (Rezeptoren), die auch
Wachstumssignale empfangen und w eiterleiten. Mit einem spezifischen Antikörper gegen einen
solchen Rezeptor kann dieser blockiert und die Tumorzelle gezielt an ihrem Wachstum gehindert
w erden.
Beim Dickdarmkrebs w urde der so genannte Epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) als
spezifische Bindungsstelle an der Zelloberfläche identifiziert. Verschiedene klinische Studien
haben gezeigt, dass seine Blockade zu einer Verbesserung des Therapie-Erfolges führen kann.
Dies gilt jedoch nur, w enn die Signalübertragung ungestört zum Zellkern w eitergeleitet w ird.
Die Rezeptorblockade kann aber durch eine w eitere krankhafte Aktivierung des Signalw egs
innerhalb der Zelle „ausgehebelt“ w erden. Das ist bei einem Teil der Patienten mit
metastasiertem Dickdarmkrebs der Fall, bei denen das so genannte KRAS-Onkogen verändert
(mutiert) ist. Das KRAS-Onkogen aktiviert unter anderem dauerhaft die EGFRSignalübertragungskette in der Zelle und führt zum Wachstum – unabhängig davon, ob Signale
vom spezifischen Rezeptor an der Zelloberfläche empfangen w erden oder ob dieser blockiert
w ird. Die Pathologen w issen eindeutig, bei Patienten mit KRAS-mutierten Tumoren spricht die
Anti-EGFR-Therapie nicht an.
„W ir können mit der Mutationsanalyse des Onkogens KRAS, die w ir im Jahr 2008 an knapp 800
Fällen durchgeführt haben, die etw a 40 Prozent der an metastasiertem Dickdarm erkrankten
Patienten herausfiltern, bei denen diese neue zielgerichtete Antikörper-Therapie nicht
anschlagen w ürde“, berichtet Professor Baretton. „Ihnen w ird auf diese Weise eine
w irkungslose Behandlung erspart, und überdies w erden unnötige Kosten für das
Gesundheitssystem vermieden.“
Das Dresdner Institut für Pathologie w ar 2008 eines von bundesw eit sieben Referenz-zentren,
in denen erstmals routinemäßig und qualitätsgesichert mit molekular-pathologischen Methoden
der KRAS-Status bei Patienten mit metastasiertem Dickdarmkrebs vor einer geplanten AntiEGFR-Therapie bestimmt w urde. Die Referenzzentren haben sich zusammengeschlossen, um mit
einer gemeinsamen Strategie diese molekular-pathologischen Verfahren in ganz Deutschland
einzuführen und dadurch die individuelle Vorhersage für die anschließende Therapie zu
verbessern. In Ringversuchen müssen die Referenzzentren immer w ieder die Qualität ihrer
Analysen nachw eisen: Hierfür erhalten mehrere Zentren dasselbe Tumormaterial zur
Untersuchung, und alle müssen abschließend zum gleichen Ergebnis kommen.
Als überregionale Anlaufstelle erhält das Dresdner Institut für Pathologie Krebsgew ebeproben
zur individualisierten Analyse aus ganz Deutschland. Neben Tumorgew ebe bei Dickdarmkrebs
w erden auch ähnliche molekular-pathologische Untersuchungen vorgenommen, beispielsw eise
am Brustkrebsgew ebe (Her2/neu-Onkogen). Zusätzlich w ird hierfür bei keinem Patienten
Gew ebe entnommen, denn die Untersuchungen w erden am archivierten Tumorgew ebe
durchgeführt, das ohnehin bei einem operativen Eingriff zur Diagnose oder Therapie der
Krebserkrankung gew onnen w urde. Dieses Tumorgew ebe w ird in Paraffinblöcken eingebettet in
den Archiven der Institute für Pathologie gelagert.
Da allerdings nicht alle molekularen Untersuchungen am Paraffinmaterial möglich sind, w ird
derzeit am Universitäts KrebsCentrum Dresden (UCC) – mit Unterstützung der Deutschen
Krebshilfe e. V. und mit dem Einverständnis der jew eiligen Patienten – eine Tumor- und
Normalgew ebebank aufgebaut. Bei jeder Operation fällt Tumor- und Normalgew ebe an, das
nicht w eiter für diagnostische Zw ecke benötigt w ird. Dieses w ird nun schockgefroren und in
speziellen Kühlschränken der Tumor- und Normalgew ebebank des UCC archiviert.
Die Pathologen w erden, laut Professor Gustavo Baretton, zunehmend zum Verw alter der
entnommenen Tumoren, um zukünftig bei verbesserter Diagnostik dem einzelnen Patienten
verbesserte Therapie-Empfehlungen geben zu können, aber auch, um die Krebsforschung am
Gew ebe voranzubringen: „In der Pathologie archivierte Tumoren und Normalgew ebe sind der
Goldschatz für die biomedizinische Forschung des 21. Jahrhunderts.“
Professor Baretton erw artet, dass demnächst w eitere neue Medikamente zur individualisierten
Therapie von Magenkrebs, Kopf-Hals-Tumoren und Lungenkrebs zur Verfügung stehen, bei
denen prädiktive, molekular-pathologische Untersuchungen die Therapie mit beeinflussen
w erden. Der Pathologe w ird so zum Lotsen der Therapie. Am Universitäts KrebsCentrum
Dresden sind die Pathologen von daher in die täglichen Tumorboards integriert, einem
regelmäßig tagenden, fachübergreifenden Expertengremium, das die auf den einzelnen
Patienten abgestimmte, bestmögliche Krebstherapie festlegt.
Weitere Informationen:
Professor Dr. Gustavo Baretton
Direktor des Instituts für Pathologie
Tel. (0351) 458-3000
E-Mail: [email protected]
Das Universitäts KrebsCentrum Dresden (UCC) ist bundesw eit eines von zehn
universitären „Onkologischen Spitzenzentren“ der Deutschen Krebshilfe e.V. Diese
Auszeichnung erhielt das UCC 2007 nach einer internationalen Begutachtung als
eines der ersten Spitzenzentren in Deutschland. Das Universitäts KrebsCentrum
Dresden w urde 2003 gemeinsam vom Universitätsklinikum und der Medizinischen
Fakultät Carl Gustav Carus als Comprehensive Cancer Center für umfassende
interdisziplinäre Versorgung krebskranker Patienten, Krebsforschung und Lehre
gegründet. Seit 2004 ist das UCC nach DIN EN ISO 9001:2000 zertifiziert. Im
Universitäts KrebsCentrum Dresden arbeiten in sämtlichen onkologischen
Disziplinen hoch spezialisierte Fachärzte zusammen, um für die einzelnen Patienten
eine individuell abgestimmte, optimale multidisziplinäre Therapie zu erzielen. Viele
Spezialisten sind nicht nur erfahrene Ärzte, sondern darüber hinaus als
Hochschullehrer und Krebsforscher tätig. Damit ist sichergestellt, dass der
modernste W issensstand bei jedem Schritt von der Diagnostik bis zur Behandlung
berücksichtigt w ird.
Am Universitäts KrebsCentrum richtet das Deutsche Krebsforschungszentrum ab
2010 eine Dresdner Partnerstelle des Krebsinformationsdienstes ein, die Fragen
von Patienten, Angehörigen und Ärzten in den neuen Bundesländern zum Thema
Krebs kostenlos und kompetent beantw orten w ird.
Aktualisiert Samstag, 16. Mai 2009
Dresden 1934 Mal gelesen
Autor: Pressemitteilung des KrebsCentrum
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