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sinfoniekonzert
Franz Schubert
Dmitrij Schostakowitsch
Gürzenich-Orchester Köln
Hartmut Haenchen Dirigent
First Global Partner
06
sinfoniekonzert
06
10. Jan 16, 11 Uhr, 11./12. Jan 16, 20 Uhr
Kölner Philharmonie
Franz Schubert
Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 27’
Allegro
Andante con moto
Menuetto. Allegro molto – Trio
Allegro vivace
Pause
Dmitrij Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65 Adagio – Allegro non troppo
Allegretto
Allegro non troppo
Largo
Allegretto
60’
Gürzenich-Orchester Köln
Hartmut Haenchen Dirigent
So 10 Uhr und Mo + Di 19 Uhr Konzerteinführung mit Bjørn Woll
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Abenteuerliche Wanderung
Schuberts Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485
Bjørn Woll
Als Liedkomponist zählt Schubert zu den Lichtgestalten seiner
Epoche: Mehr als 600 Kunstlieder hat er hinterlassen, darunter
singuläre Zyklen wie die »Winterreise« und »Die schöne Müllerin«.
Ebenfalls unstrittig ist der Rang der späten Sinfonien, namentlich
die Sinfonie in h-Moll »Die Unvollendete« sowie die »Große Sinfonie
in C-Dur« – beide entstanden in den 1820er Jahren. Doch gerade
die Wertschätzung, die man diesen beiden großen Sinfonien ent­
gegenbrachte, die Weite und Tiefe ihres musikalischen Gehalts,
hat lange Zeit den Blick auf die sechs zwischen 1813 und 1818
entstandenen und als »Jugendwerke« eingeschätzten Vorgängerwerke verstellt. Als »zweitklassig« hat der Musikforscher Walter
Riezler sie abqualifiziert, als Kompositionen, die »nicht lohnen
­würden, der Vergessenheit entrissen zu werden«. Eine Meinung,
die bis ins späte 19. Jahrhundert kein Einzelfall war – selbst Brahms
sprach von den Frühwerken noch als »Vorarbeiten«. Das hat sich
im 20. Jahrhundert glücklicherweise geändert. Den Jugendsinfo­
nien wurde eine stetig wachsende Beachtung geschenkt und man
verstand sie zunehmend als eigenständige Werke. Für den Musikologen Bernhard Rzehulka sind die frühen Sinfonien Schuberts dann
Franz Schubert
* 31. Januar 1797 in Himmelpfortgrund (bei Wien),
heute 9. Wiener Gemeindebezirk, Alsergrund
† 19. November 1828 in Wien
Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485
Entstehungsjahr: Im Herbst 1816
Uraufführung: Am 17. Oktober 1841 im Rahmen einer Privataufführung im Hause Otto Hatwig (pensionierter Geiger des K. und K.
Kärtnertor-Theaters Wien). Erste öffentliche Aufführung am
17. Oktober 1841 im Wiener Josefstadt-Theater mit dem ansässigen Orchester unter der Leitung von Michael Leitermayer.
Vom Gürzenich-Orchester zuletzt gespielt am 12. Dezember
1995 unter der Leitung von Rudolf Barschai
Besetzung
1 Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 12 Erste Violinen,
10 Zweite Violinen, 8 Bratschen, 6 Violoncelli, 4 Kontrabässe
5
Franz Schubert im Jahr 1825,
porträtiert von Wilhelm August Rieder
nicht weniger als eine »abenteuerliche Wanderung auf dem Weg
zu einer eigenen sinfonischen Sprache, ein Wagnis, auf dessen
Brisanz wir uns lernend einlassen müssen«.
Bis zu dieser Erkenntnis waren jedoch vor allem die Sinfonien Nr. 1
bis 4 immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, eine bloße Imitation
der Errungenschaften der Wiener Klassik zu sein, namentlich der
Musik Haydns, Mozarts und Beethovens. Man bestaunte zwar die
satztechnische Meisterschaft der Kompositionen, eine schöpferische Eigenständigkeit wollte man ihnen jedoch nicht zugestehen.
Für Schubert waren die Rahmenbedingungen alles andere als ideal:
Zeitgleich mit Beethoven und dann noch in derselben Stadt Sin­
fonien zu schreiben, war kein kleines Wagnis. Zudem befand sich
das musikalische Wien in einem Rossini-Taumel, der die ganze
Stadt elektrisierte. Einen noch stärkeren Einfluss auf das Schaffen
Schuberts aber hatten die politischen Umstände der Zeit: Nach der
napoleonischen Besatzung wirkte sich die scharfe Zensur unter
Metternich äußert lähmend auf das künstlerische und geistige
­Leben der Donaustadt aus.
Es war eine Bedrohung, die vor allem die kleinen Leute traf, also
auch Schubert, der in ein existenziell bedrohtes, kleinbürgerliches
Milieu hineingeboren wurde. Dieses zog sich in die halbprivate
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Sphäre des Wirtshauses zurück, das zwar als Aufführungsort für
Kammermusik taugte, jedoch nicht als Bühne für einen j­ungen
­Sinfoniker. Denn Sinfonie, das war Öffentlichkeit – und die war ohne
die Unterstützung des einflussreichen Adels nicht her­zustellen.
Die Flucht aus dieser bedrängenden Enge vollzog S
­ chubert dann
weniger äußerlich, als vielmehr in seiner Musik, in der sich der
Aufbruch aus dem niederen Wirtshausmilieu hin zum aufgeklärten
Bürgertum vollzieht. Dieses erlebt seine erste große Blüte jedoch
erst nach dem Tod des Komponisten, weshalb es nicht verwundert,
dass einige seiner Sinfonien lange auf ihre Uraufführung warten
mussten: Die sogenannte »Unvollendete« wurde beispielsweise
erst 1865 aus der Taufe gehoben, die dritte Sinfonie gar erst
1881 in London.
Dabei hatte sich Schubert gründlich auf die große Form vorbereitet.
In zahlreichen Streichquartetten setzte er sich mit dem Modell
des Sonatensatzes auseinander, ehe er im Oktober 1813 seine
erste Sinfonie vollendete – und in vergleichsweise rascher Folge
fünf weitere Sinfonien schrieb. Dem immer wieder pauschal geäußerten Vorwurf der »Zweitklassigkeit« halten bereits diese ersten
sinfonischen Versuche nicht stand. Einige Beispiele: Als »tastender Versuch« des Sechzehnjährigen wurde die 1. Sinfonie abge­
kanzelt, dabei offenbart sie einen erstaunlich selbstbewussten
Umgang mit der Form, die auskomponierte Temporelation zwischen
langsamer Einleitung und Allegro-Kopfsatz weist bereits auf die
große C-Dur-Sinfonie voraus, in der wir diese Konstellation wiederfinden. Und auch die Coda des ersten Satzes schwingt sich zu
»Schubertiade« bei Franz Schubert im Jahr 1868. Der Komponist lud
regelmäßig zu Aufführungen seiner Werke in privatem Rahmen ein.
Stich von Moritz von Schwindt.
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­ rstaunlichen Höhen auf, auch wenn die Themen des sinfonischen
e
Erstlings oft noch unselbständig sind und die Abhängigkeit von
Haydn und Mozart kaum zu überhören ist. Oder: In der zweiten Sinfonie geben sich die Themen geradezu provozierend simpel, schnurren rossinihaft ab oder zeigen sich beschaulich-liedhaft. Doch hinter
dieser scheinbar so einfachen Fassade beginnt Schuberts eigene
Welt, sucht er fahle Farben und zieht eine zweite pulsierende Ebene
ein – die Themengestalt der Wiener Klassik zeigt erste Risse.
Schubert weiß zu instrumentieren, sucht unkonventionelle, aber
schlüssige formale Kon­struktionswege und offenbart gleichzeitig
­einen reichen melodischen und harmonischen Ideenreichtum.
In diesem Konflikt zwischen Nachahmung und Eigenständigkeit
kommt der fünften Sinfonie eine Sonderstellung zu. Man räumte ihr
immerhin den Status einer »Hommage an Mozart« aus Schuberts
eigener Sicht ein, eine bewusste Auseinandersetzung mit der
­Tradition aus einem ganz persönlichen Blickwinkel. Obwohl der
­gefürchtete und spitzzüngige Musikkritiker Eduard Hanslick das
Werk seinerzeit noch als »schwachen Abguss von Mozart« schmähte.
Dass dieses Verdikt zu kurz greift, zeigt deutlich der Vergleich
mit dem Vorgängerwerk: Schuberts Vierte kommt kaum über eine
­äußerliche Pathetik hinaus, orientiert sich zudem zu sehr an den
klassischen Vorbildern, an Haydns »Vorstellung des Chaos« aus
dem Oratorium »Die Schöpfung« und an Beethovens meisterhaftem
Zugriff in seiner c-Moll-Sinfonie, der bei Schubert seltsam schablonenhaft bleibt. Während in Beethovens Fünfter der lange Weg
von c-Moll nach C-Dur einer kathartischen Läuterung gleichkommt,
bleibt Schubert konventionell und erschöpft sich im Handwerk­
lichen, obwohl er mit der ungewöhnlich reichen Besetzung und
dem Titel »Tragische Symphonie in C minor« seine sinfonischen
­Ansprüche deutlich macht.
Ganz anders verhält es sich mit der fünften Sinfonie, dieses Mal
eine Reverenz an den dritten Wiener Klassiker Mozart. Am 16. Juni
1816 notiert Schubert in seinem Tagebuch: »O Mozart, unsterblicher
Mozart, wie viele o wie unendlich viele wohltätige Abdrücke eines
lichten bessern Lebens hast du in unsere Seelen geprägt.« Den
Worten ließ der Komponist noch im selben Jahr Taten folgen mit
seiner fünften Sinfonie, der im Unterschied zu den übrigen »Jugend­
werken« die langsame Einleitung fehlt. Auch die Orchesterbesetzung
reduziert sich auf das klassische Standardorchester: Schubert
­verzichtet auf die sonst stets eingesetzten Trompeten, Pauken
und Klarinetten, ebenso wie Mozart in seiner g-Moll-Sinfonie. Das
Ergebnis ist ein heller, schwebender Klang, der unverhohlen an die
Leichtigkeit der Musik Mozarts erinnert. Ohnehin scheint die späte
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Sinfonie Mozarts stark auf Schubert gewirkt zu haben, denn auch
das Menuett seiner Fünften steht – völlig überraschend – in g-Moll
und lehnt sich auch im Ausdruck stark an Mozarts mürrisches
Charaktermenuett an.
Doch bei allen Anklängen gibt Schubert immer auch eigenes in
die Komposition: Während Mozart im Trio des Menuetts trotz allen
­seligen Musizierens unerbittlich an der metrischen Gestaltung
­festhält, zeigt Schubert sich viel gelöster im melodischen Aussingen,
das für seine eigene musikalische Haltung kennzeichnend ist.
Für Schubert steht dabei nicht so sehr die motivisch-thematische
Arbeit der Wiener Klassik im Vordergrund, sondern vielmehr eine
spontan-assoziative Entfaltung melodischer Prozesse. Wieder stärker
von den Vorgängern geprägt zeigt sich die Durchführung des ersten
Satzes, in der Schubert sich zunächst in der Bahn Mozarts bewegt,
dann aber in einen Beethoven-Tonfall schwenkt – aus dessen erster
Sinfonie er sogar wörtlich zitiert. Im langsamen Satz geben die ei­
gen­willige Harmonik und Melodik dann schon einen Vorgeschmack
auf Schuberts spätere, eigene Sprache, auch wenn das Seiten­
thema, das immerhin in die »exotische« Tonart Ces-Dur moduliert,
deutlich an das »Briefduett« aus Mozarts »Le nozze di Figaro« erinnert. Das Finale schließlich greift mit seinem Hauptthema auf Haydn
und mit dem Seitenthema wieder auf Mozart zurück. A
­ llerdings ist
es nicht als krönend-gewichtiger Werkabschluss k­ onzipiert, wie in
der Wiener Klassik eigentlich zur Norm geworden. Schubert begnügt
sich mit einem unbeschwerten Kehraus, wie auch der reduzierte
Klang und Charakter der gesamten Sinfonie e
­ inen fröhlichen,
manchmal etwas unverbindlichen Musiziergeist ausstrahlt.
Ein schönes Resümee von Schuberts fünfter Sinfonie hat der
deutsch-amerikanische Musikwissenschaftler Alfred Einstein
­gezogen: »Das Andante con moto schwebt zwischen dem Haydnschen und Mozartischen, und seine schönste Stelle erinnert an
die ­Garten-Arie des Figaro. Das Menuetto ist so mozartisch, dass
man es in die g-Moll-Sinfonie einlegen könnte, wogegen das Finale
wiederum haydnsch ist. Und doch ist diese Kammersinfonie harmonischer und in vielen Zügen origineller als ihre Vorgängerin,
und gerade das Finale ist vom Standpunkt der Form vielleicht das
Reinste, Rundeste und Ausgewogenste, was Schubert auf instrumentalem Gebiet bisher geschrieben hat.«
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Schmerz, Leid und Verzweiflung
Schostakowitschs Sinfonie Nr. 8 c-Moll
op. 65
Ähnlich wie Schubert komponierte auch Schostakowitsch in einer
politisch prekären Zeit. Seine Musik ist eng an die kulturpolitischen
Entwicklungen in seiner sowjetischen Heimat gebunden. 1936 wurde
er mit dem Artikel »Chaos statt Musik«, der in der Parteizeitung
Prawda erschien, öffentlich gebrandmarkt und quasi über Nacht
vom international anerkannten Komponisten zum geächteten Volksfeind erklärt. In der Folge musste er sich in der Stalin-Ära mehrmals
vor der kommunistischen Partei verantworten, 1936 und 1948.
Beide Male gelang es ihm jedoch, den Kopf aus der Schlinge zu
ziehen, indem er nach außen hin reine Lippenbekenntnisse ablegte,
für sich aber den Weg in die innere Emigration suchte. Seine wahren
Gedanken finden wir also nicht in den öffentlichen Verlautbarungen,
sondern vielmehr in seiner Musik – nicht unähnlich dem Weg,
den Schubert unter den Bedingungen der Zensur unter Metternich
ging. Öffentlich am politischen System Kritik zu üben, wäre für
Schosta­kowitsch fatal gewesen, das überantwortete er seinen
Komposi­tionen – mal mehr, mal weniger subtil. In der 5. Sinfonie
etwa, der er das eigentlich erwartete triumphale Finale verweigert,
oder in der Zehnten, deren fast schon brutal anmutender ScherzoSatz ein verzerrtes Porträt Stalins darstellt. Es sind charakteris­
tische Beispiele für die Haltung des Komponisten, der sich stets
als ­musikalischer Anwalt der Unterdrückten verstand, egal ob
sie ­Opfer diktatorischer Gewalt oder von Antisemitismus wurden.
Sie prägt seine Musik bis zum letzten Ton.
Das gilt auch für die 8. Sinfonie, die 1943 im unmittelbaren Angesicht des Krieges entstanden ist. Bereits in der 6. Sinfonie griff
der Komponist auf den letzten Seiten des Finales zu militärischen
Elementen, die in den Sinfonien sieben und acht eine noch bedroh­
lichere Gestalt annehmen. So stellt der berüchtigte Mittelteil des
ersten Satzes der Siebten angeblich den Marsch der deutschen
­Armee auf Leningrad im Jahr 1941 dar. Noch unmenschlicher
­geriert sich das Perpetuum mobile des dritten Satzes der Achten.
Von gleicher Bedeutung für beide Werke ist die Überwältigung
­angesichts der Zerstörung durch den Krieg, die Schostakowitsch
in der trostlosen Passacaglia im vierten Satz der Achten am bewegendsten vertont hat. Dem Dirigenten Kurt Sanderling soll er gesagt
haben, dass er mit seiner Komposition »den Schrecken des Lebens
11
Jewgeni Mrawinski war Widmungsträger und Dirigent der
Uraufführung der achten Sinfonie von Dmitrij
Schostakowitsch. Gemälde von Lev Alexandrovich Russow.
eines Intellektuellen in der damaligen Zeit« darstellen wollte.
­Obwohl das fünfsätzige Werk der Idee »Durch die Nacht zum Licht«
folgt, überwiegen doch die »dunklen« Seiten der Komposition.
Und in der Tat ist es nicht zu überhören, dass Leiden und Qualen
Gegenstand der musikalischen Darstellung sind, das zeigt sich
gleich zu Beginn des Kopfsatzes. Dieser beginnt mit einem düsterdramatischen Thema in den tiefen Streichern, zu denen sich
rasch die Bratschen und zweiten Geigen gesellen. Der anfängliche
musikalische Gedanke wird alsbald in einen aggressiven Marsch­
rhythmus überführt, der sich jedoch nach wenigen Takten mit
­sinkender D
­ ynamik von Fortissimo bis Pianissimo in ein Gefühl
von Schmerz, Leid und Verzweiflung wandelt. Ein »Aufschrei« in
der Durchführung sowie ein ausgedehntes Solo des Englischhorns
unterstreichen den tragischen Ausdruck des Satzes. Im zweiten
Satz fällt dann Schostakowitschs Hang zur grotesken und bisweilen
bösen Satire auf, verkörpert vor allem durch die Solotrompete.
Der sich anschließende dritte Satz trägt einen im orchestralen Bereich völlig ungewöhnlichen Etüdencharakter, ist aber auch geprägt
von einer maschinenhaften Motorik und einer groben Monotonie.
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Dergestalt erscheint die barocke Form der Toccata als zynische
Groteske, die durchsetzt ist mit Schmerz- und Klagelauten, in denen
Kurt Sanderling das »Niedergetrampeltwerden des Individuums«
hörte. Im vierten Satz entwickelt sich eine gedehnte Melodik in
Halbtönen und leittonarmer Diatonik, die auch sonst der Sinfonie
eine eigentümliche Schwerelosigkeit verleiht. Der Form nach ist er
eine Passacaglia, der Schostakowitsch einen ernsten, ja tragischen
Charakter verleiht. Damit ist der Satz ein klarer Kontrapunkt zur
militärischen Groteske der Toccata, ein stiller Moment der Trauer.
Das Finale steht schließlich in C-Dur, aber wieder nicht in gerader
und unverstellter Form: Es ist eine »autonome« Musik, die sich in
ständiger »epischer« Erneuerung des musikalischen Materials ereignet. Es gibt bombastische Aus- und Einbrüche im Inneren, sogar
hochdramatische Steigerungen, dafür aber keinen monumentalen,
apotheotischen Schluss: Das Werk endet in einem resignierenden
Morendo, die Hoffnung bleibt Illusion. Inhaltlich ist die 8. Sinfonie
der 7. also durchaus ähnlich, ohne jedoch deren Popularität zu
­erreichen. Einen möglichen Grund dafür lieferte Schostakowitschs
Freund Ivan Sollertinsky, indem er bemerkte, dass »die Musik bedeutend härter und stärker ist als die der Fünften und der Siebten«
und es deshalb unwahrscheinlich sei, dass sie populär wird. Hier, in
der Achten, kündigt sich bereit Schostakowitsch reduktiver Spätstil
an, in dem sich der musikalische Satz in bedeutungsschwere
­Elemente auflöst.
Dmitrij Schostakowitsch
* 25. September 1906 in St. Petersburg
† 09. August 1975 in Moskau
Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65
Entstehungsjahr: Im Sommer 1943, dem russischen Dirigenten
und Freund Jewgeni Mrawinski gewidmet.
Uraufführung: Am 04. November 1943 in Moskau mit dem Staatlichen Sinfonieorchester der UdSSR unter der Leitung von Jewgeni
Mrawinski. Vom Gürzenich-Orchester zuletzt gespielt am 01. Juli
2003 unter der Leitung von Dmitrij Kitajenko.
Besetzung
4 Flöten (3. und 4. auch Piccolo), 3 Oboen (3. auch Englischhorn),
4 Klarinetten (3. auch Es-Klarinette, 4. auch Bassklarinette),
3 Fagotte (3. auch Kontrafagott), 4 Hörner, 3 Trompeten,
3 Posaunen, 1 Tuba, Pauken, Schlagzeug, 16 erste Violinen,
14 zweite Violinen, 12 Bratschen, 10 Violoncelli, 8 Kontrabässe
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Hartmut Haenchen ist einer der vielfältigsten Dirigenten unserer
Zeit und ist sowohl im Opern- als auch Konzertbereich außerordentlich erfolgreich. 1943 in Dresden geboren, studierte er Dirigieren
und Gesang an der dortigen Hochschule für Musik. 1980 gründete
er sein Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach. Von 1986 bis
2002 war er Musikdirektor des Netherland Philharmonic Orchestras
sowie der De Nederlandse Opera und erlangte mit Werken u. a. von
Berg, Gluck, Händel, Mussorgsky und Verdi hohe Aufmerksamkeit.
Seine Aufführung von Wagners »Der Ring der Nibelungen« wurde
von der Kritik in höchstem Maße gelobt. Hartmut Haenchen ist
bei allen namhaften Orchestern dieser Welt ein gern gesehener
Gast, u. a. beim Royal Stockholm Philharmonic, dem New Japan
Philharmonic, dem Orquestra Simfònica de Barcelona i Nacional
de Catalunya und dem Orchestre de Paris. In dieser Spielzeit
­führen ihn Opernengagements an das Royal Opera House Covent
Garden London (»Tannhäuser«), nach Genf (»Iphigenie auf Taurus«)
sowie an das Teatro Real Madrid mit »Fidelio«. Im Konzertbereich
ist Hartmut Haenchen u. a. in Helsinki, Tokyo, Stockholm, Oslo,
Madrid, Valencia, Amsterdam und Bergen zu erleben. Hartmut
­Haenchens umfangreiche Diskographie mit über 130 Einspielungen
spiegelt seine enorme Repertoire-Bandbreite wider: Neben zahlreichen und teils preisgekrönten Aufnahmen mit seinem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach entstanden auch eine Vielzahl
von Operneinspielungen, darunter Wagners »Parsifal«, Zimmermanns »Die Soldaten« oder Bergs »Lulu«. Seine jüngste Aufnahme,
eine DVD mit Mahlers Sinfonie Nr. 6 wurde für den Diapason d’Or
nominiert. Hartmut Haenchen dirigierte das Gürzenich-Orchester
zuletzt am 30. November 1999.
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die musiker des gürzenich-orchesters köln
I. VIOLINEN Torsten Janicke, Ursula Maria Berg,
HARFEN Saskia Kwast, Antonia Schreiber
Jordan Ofiesh, Alvaro Palmen, Dylan Naylor, Dirk
Otte, Chieko Yoshioka-Sallmon, David Johnson,
FLÖTEN Freerk Zeijl, Alja Velkaverh,
Andreas Bauer, Rose Kaufmann, Adelheid
André Sebald, Irmtraud Rattay-Kasper,
Neumayer-Goosses, Demetrius Polyzoides,
Christiane Menke, Priska Rauh
Wolfgang Richter, Elisabeth Polyzoides, Judith
Ruthenberg, Colin Harrison, Petra Hiemeyer,
OBOEN Tom Owen, Horst Eppendorf, Sebastian
Anna Kipriyanova, Juta Õunapuu-Mocanita,
Poyault, Ikuko Yamamoto, Lena Schuhknecht
Toshiko Tamayo, Alla Gurmann, Guglielmo
Dandolo Marchesi, Nazeli Arsenyan
KLARINETTEN Oliver Schwarz, Blaž Šparovec,
Ekkehardt Feldmann, Tino Plener, Thomas
II. VIOLINEN Sergey Khvorostukhin, Christoph
Adamsky
Rombusch, Marie Daniel, Andreas Heinrich,
Cornelie Bodamer-Cahen, Stefan Kleinert,
FAGOTTE Rainer Schottstädt, Thomas Jedamzik,
Friederike Zumach, Martin Richter, Elizabeth
Jörg Steinbrecher, Luise Wiedemann,
Macintosh, Sigrid Hegers-Schwamm, Joanna
Klaus Lohrer, Denis Plangger
Becker, Susanne Lang, Nathalie Streichardt,
Jana Andraschke, Hae-Jin Lee, Anna Isabel Fritz,
HÖRNER Egon Hellrung, Markus Wittgens,
Katharina Jäckle, Benedikt Gunkel, Grigg Will
Johannes Schuster, Willy Bessems,
Gerhard Reuber, Andreas Jakobs, Jörn Köster,
BRATSCHEN Bernhard Oll, Florian Peelman,
David Neuhoff, Jens Kreuter
Susanne Duven, Martina Horejsi-Kiefer, Bruno
Toebrock, Gerhard Dierig, Annegret Klingel,
TROMPETEN Bruno Feldkircher, Simon de Klein,
Antje Kaufmann, Ina Bichescu, Eva-Maria Wilms-
Matthias Jüttendonk, Herbert Lange,
Mühlbach, Maria Scheid, Rudi Winkler, Sarah
Matthias Kiefer, Klaus von der Weiden
Aeschbach, Felix Weischedel, Veronika Weiser
POSAUNEN Carsten Luz, Aaron AussenhoferVIOLONCELLI Ulrike Schäfer, Bonian Tian,
Stilz, Markus Lenzing, Karlheinz Gottfried,
Joachim Griesheimer, Ursula Gneiting-Nentwig,
Christoph Schwarz, Jan Böhme
Johannes Nauber, Klaus Kellner, Franziska Leube,
Georg Heimbach, Daniel Raabe, Sylvia Borg-
TUBA Karl-Heinz Glöckner, Stefan Kühndorf
Bujanowski, Katharina Apel-Hülshoff, Salka Frey
PAUKEN Robert Schäfer, Carsten Steinbach
KONTRABÄSSE Johannes Seidl, Henning
Rasche, Johannes Eßer, Konstantin Krell,
SCHLAGZEUG Alexander Schubert, Christoph
Greta Bruns, Otmar Berger, Wolfgang Sallmon,
Baumgartner, Bernd Schmelzer, Ulli Vogtmann
Victoria Kirst, Jason Witjas
city
life
26. Feb 16
27. Feb 16
Wassermannhalle, Köln
Erleben Sie feinsten Kölner Elektrosound von
Gregor Schwellenbach, Marcus Schmickler
und Wolfgang Voigt im Wechsel mit Werken
­bedeutender zeitgenössischer Komponisten wie
John Adams, Pierre Charvet, György Ligeti, ­
Steve Reich und Edgar Varèse.
Gürzenich-Orchester Köln
François-Xavier Roth Dirigent
Tickets unter: (0221) 221 28400
20
Das Gürzenich-Orchester Köln dankt Lufthansa und
der Concert-Gesellschaft Köln e.V. für ihr kulturelles
Engagement und ihre großzügige Unterstützung.
Ehrenmitglieder des Kuratoriums
Jürgen Roters I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.
Dr. h. c. Fritz Schramma I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.
Kuratoren
Bechtle GmbH I IT Systemhaus, Waldemar Zgrzebski
Ebner Stolz Partnerschaft mbB I Dr. Werner Holzmayer
Excelsior Hotel Ernst AG I Henning Matthiesen
Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH I Dr. Ulrich Kauffmann
HANSA-REVISION Schubert & Coll. GmbH I Wirtschafts­prüfungs- und Steuerberatungs­gesellschaft,
Dipl.-Kfm. Bernd Schubert
ifp I Personalberatung und Managementdiagnostik, Jörg Will
Kirberg GmbH Catering Fine Food I Jutta Kirberg
Kölner Bank eG I Bruno Hollweger
Koelnmesse GmbH I Gerald Böse
Kreissparkasse Köln I Alexander Wüerst
Gerd Lützeler I Dipl.-Kaufmann – Wirtschafts­prüfer – Steuerberater
Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA I Dr. Wolfgang Leoni
Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG I Heinrich Becker
ROLEX Deutschland GmbH I Peter Streit
TÜV Rheinland AG I Prof. Dr. Bruno O. Braun
Firmen l Verbände l Vereine
August Hülden GmbH & Co. KG I Dr. Paul Kellerwessel
Henze & Partner I Jürgen Henze
Freie Volksbühne I Astrid Freudenberger
Freytag & Petersen I Prof. Dr. Hugo Heinrich Best
Kölner Bank eG I Bruno Hollweger
Kreissparkasse Köln I Dr. Klaus Tiedeken
P. J. Tonger Haus der Musik GmbH I Lutz Wentscher
Philharmonischer Chor e.V. I Prof. Horst Meinardus
Richard-Wagner-Verband Köln I Gerhard Idolski
Sparkasse KölnBonn I Dr. Christoph Siemons
Theatergemeinde Köln I Norbert Reiche
ifp Will und Partner GmbH & Co. KG I Jörg Will
21
Mitglieder
Konrad und Petra Adenauer I Claudia und Joachim von Arnim I Erika Baunach I Helge und Thekla Bauwens
I Dr. Regine Blaß I Barbara Blumberg I Wolfgang und Ellen Böttcher I Birgit Boisserée I Dr. Rudolf von
Borries I Sabine Bourry I Ursula Breunig I Prof. Dr. T. Brusius I Dr. Michael und Marita Cramer I Anna
Dünnebier-von Paczensky I Klaus und Hella Dufft I Brigitte Eldering I Dr. Ben und Sigrun Elsner I Heinz
Christian Esser I Maria-Hildegard Falderbaum I Brigitte Feierabend I Dr. Klaus Fleischmann und Krista
Scheepers-Fleischmann I Christoph Gallhöfer und Katrin Preuß-Neudorf I Hubertus von Gallwitz I
Dr. Marie-Louise Gaul I Hans und Dr. Helga Gennen I Jutta Geyr I Erwin und Heidi Graebner I Bernd und
Gisela Grützmacher I Hans-Georg und Ursula Gülke I Dr. Klaus und Theodora van Haag I Christa
Hackenbruch I Dr. Rolf-D. Halswick I Bernd Hannemann I Hermann Hauke I Monika und Michael Hegel
I Doris und Dieter Heithecker I Professor Dr. Klaus Heubeck I Markus Hilgers I Ulrike Höller I Gerd und
Ursula Hörstensmeyer I Prof. Dr. Rolf Huschke-Rhein und Dr. Irmela Rhein I Prof. Dr. Rainer Jacobs I
Klaus und Dagmar Jaster I Prof. Dr. Hermann Kämmerer und Dr. Mireya Schmickler I Prof. Michael und
Rose Kaufmann I Werner und Gisela Kiefer I Prof. Dr. Hans-Friedrich Kienzle und Dr. Sabine StaemmlerKienzle I Hildegard Kilsbach I Dirk Klameth I Hans-Josef Klein I Dres. Marlies und Jobst Jürgen Knief I
Hermann und Ute Kögler I Cornelia und Gerald Köhler I Dr. Peter Konner I Dr. Klaus Konner I Bernd
Krükel I Dr. Bernd Küppers I Dr. Arnd Kumerloeve I Dr. Lydia Kunze I Dr. Anke Leineweber I Ute Linack
I Susanne Lührig I Dres. Andreas und Henriette Madaus I Dr.-Ing. Heinz und Rosemarie Mathiak I
Johanna von Mirbach-Reich I Hermann-Reiner Müller I Christian Münster und Bianca Schönemann I
Dr. Jochen und Astrid Nacken I Theo und Leni Nettekoven I Dr. Günther Ocker I Annemarie Opitz I
Margarethe Parseghian I Dr. Jürgen Pelka I Manfred und Christine Pfeifer I Dr. Wolfgang und Doris Postelt
I Dres. Hans-Michael und Elisabeth Pott I Julia Priemer-Bleisteiner I Dr. Reiner I Beate Reitz I Ingeborg
Richter I Prof. Dr. Ulrich Richter I Ulrich Rochels I Axel Rodert und Hedwig Rodert-Rutt I Andreas Röhling
I Dr. Dirk Sagemühl I Dr. Bernd Schäfer und Ulrike Schäfer-Trüb I Dr. Bernhard Schareck I Margarete
Schönenborn I Prof. Ulrich Schröder I Bernd und Marianne Schubert I Gerd-Kurt und Marianne Schwieren
I Siegfried Seidel I Burkhard Sondermeier I Louis und Bettina Spillmann I Dr. Angelika Sprüth I Rolf
Stapmanns I Gabriele Stroß I Hans Jürgen und Edelgard Thiel I Peter und Monika Tonger I Anita Tredopp
I Hans-Ulrich und Gisela Trippen I Dr. Detlef Trüb I Markus Ulrich I Heinz-Peter und Andrea Verspay I
Egon Peter Wagner I Helmut Wexler I Michael und Friedlinde Wienand I Gabriele Wienhenkel-Pfeiffer I
Lotte Wiethoff I Hans-Peter Wolle und Brigitte Bauer
22
vorschau
sinfoniekonzert 07
Sonntag, 21. Feb 16, 11 Uhr
Montag, 22. Feb 16, 20 Uhr
Dienstag, 23. Feb 16, 20 Uhr
Kölner Philharmonie
Konzerteinführung
So 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr
Ludwig van Beethoven
»Leonoren«-Ouvertüre Nr. 3
C-Dur op. 72a
Peter Eötvös
»Seven« für Violine und Orchester
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale«
Akiko Suwanai Violine
Gürzenich-Orchester Köln
François-Xavier Roth Dirigent
Karten erhalten Sie bei der Gürzenich-Orchester-Hotline: Tel (0221) 280 282,
beim Kartenservice der Bühnen Köln in den Opernpassagen, im Internet unter:
www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.
Bjørn Woll studierte in Landau und Köln Querflöte, Gesang, Musikwissenschaft und Psychologie.
Von 2008 bis 2012 war er Chefredakteur der Musikzeitschrift Fono Forum und arbeitet zudem als freier
Journalist, u. a. für den WDR und den Deutschlandfunk. Er ist Lehrbeauftragter für Musikjournalismus
an der TU Dortmund und Mitglied der Jury des Preises der Deutschen Schallplattenkritik sowie
Gründungsmitglied des International Classical Music Award (ICMA).
IMPRESSUM Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing
Redaktion Johannes Wunderlich (verantwortlich), Ben Duven Textnachweis Der Text von Bjørn Woll
ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Bildnachweis Titel: Riccardo Musacciok, S. 16: Marc Waymel
Gestaltung, Satz parole gesellschaft für kommunika­tion mbH Druck Schloemer + Partner GmbH
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht
gestattet sind. Euro 2,-
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