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Universität Augsburg
Lehrstuhl für Soziologie
Pr.Dr. Lau
Proseminar: Soziologie sozialer Ungleichheit
Dozent: Sasa Bosancic
13.11.2006
Referentinnen:
Lisa Figas
Bettina Heinzle
Die Funktionalistische Schichtungstheorie
von Davis und Moore
Ausgangstheorie für die Arbeiten von Davis und Moore:
Der Strukturfunktionalismus von Parsons
Kernpunkte des Strukturfunktionalismus (Parsons)
• Erstmals ein theoretische Entwurf der alle vier Ebenen des Sozialisationsprozesses
thematisiert
• Zielt auf die Erfassung der Prozesse die zur Erhaltung der institutionalisierten normativen
Kultur eines Sozialsystems, seiner ideellen Strukturgrundlagen und grundlegenden
Handlungsmustern beitragen
• Entsprechung zwischen den Motiven sozialen Handelns der Gesellschaftsmitglieder und
den im Sozialsystem gültigen Werten, Normen und Handlungsmuster
• Gesellschaft besteht aus institutionalisierten Subsystemen die zur Stabilität und zum
Fortbestand des Systems beitragen sollen
• Strukturerhaltung steht im Zentrum des Interesses
AGIL-Schema
• Adaptation (Anpassung):
die Fähigkeit eines Systems, auf die sich verändernden äußeren Bedingungen zu reagieren,
sich anzupassen.
• Goal Attainment (Zielverfolgung)
die Fähigkeit eines Systems, Ziele zu definieren und zu verfolgen.
• Integration (Eingliederung)
die Fähigkeit eines Systems, Kohäsion (Zusammenhalt) und Inklusion (Einschluss)
herzustellen und abzusichern.
• Latency bzw. Latent Pattern Maintenance (Aufrechterhaltung)
die Fähigkeit eines Systems, grundlegende Strukturen und Wertmuster aufrechtzuerhalten.
Anordnung der Funktionen
• Instrumental ↔ Konsumatorisch
• aktiv ↔ passiv
• Horizontal zueinander stehende Teilbereiche interagieren durch symbolische Tauschmittel
(Geld, Macht, Einfluss oder Wertbindung)
Handlungssystem (Subsystem)
• Verhaltenssystem (A)
• Persönliches System (G)
• Soziales System (I)
• Kulturelles System (L)
Parsons gilt zwar als einer der Begründer des Strukturfunktionalismus, gerade am AGILSchema wird aber die Aufnahme von Ansätzen aus der Allgemeinen Systemtheorie deutlich.
Die daraus resultierende Weiterentwicklung zum „Systemfunktionalismus“ legte den
Grundstein für die Soziologische Systemtheorie.
Die funktionalistische Schichtungstheorie (Davis und Moore)
I.
Grundannahmen
In jeder Gesellschaft sind bestimmte Positionen funktional wichtiger als andere und
fordern spezielle Fähigkeiten zu ihrer Ausführung
In jeder Gesellschaft besitzt nur eine beschränkte Anzahl von Individuen die Begabung,
die notwendig ist, um die für bestimmte Positionen angemessenen Tätigkeiten zu
erfüllen.
II.
Qualifikation
Die Umwandlung von Begabung in Fähigkeiten schließt eine Periode der Ausbildung
ein, in deren Verlauf von denen, die sich ihr unterziehen Opfer gebracht werden müssen
• Qualifikation für eine bestimmte Position besteht daher aus
¾ Talent
¾ Ausbildung
III.
Belohnungssystem
• Positionen müssen als Motivation einen differenzierten, privilegierten Zugang zu der
knappen und gewünschten Belohnung eröffnen.
• Die Verteilung der Belohnung ergibt sich aus den Wertvorstellungen der Gesellschaft
nach:
¾ Dem Grad der Wichtigkeit der Position für die Gesellschaft
¾ Dauer und Schwierigkeitsgrad der Ausbildung
• Belohnungen (knappe Güter) sind:
¾ Rechte
¾ Nebenverdienste
¾ Dinge die einem verhelfen zu: Lebensunterhalt und Wohlstand; Humor und
Zerstreuung; Selbstachtung und Selbstentfaltung
Æ Der Belohnungsprozess ist notwendig um die Posten adäquat zu besetzen, die für das
funktionieren der Gesellschaft wichtig sind.
Vier gesellschaftliche Bereiche mit übergeordneten sozialen Funktionen.
• Religion
• Regierung
• technisches Wissen
• Wirtschaft
Nach der funktionalistischen Schichtungstheorie wird also jeder seinem Beitrag zum Ganzen
entsprechend belohnt. Das Verteilungsprinzip ist die Leistung
ÆDavis und Moore: „Das Prinzip der Ungleichheit ist sowohl positiv Funktional als auch
unvermeidlich.“
IV.
Macht
Als weiterer Garant für die Ausübung der den Positionen angehörigen Tätigkeiten
¾ personelle Macht
¾ strukturelle/soziale Macht
• Funktionseliten
• Kritik
¾ Streben die Menschen nicht nach den Positionen sondern nur nach den Belohnungen?
¾ Persönliche Neigung
ƒ Arbeiten um der Arbeit willen
ƒ Soziales Pflichtgefühl
ƒ Altruismus
¾ Werden soziale Positionen im Wettbewerb errungen?
¾ Die Wertung der Positionen nach ihrer Wichtigkeit
• Fazit von Renate Maynz:
¾ Wenn man alle nebenbei aufgestellten Postulate berücksichtigt müsste die Theorie
folgendermaßen lauten:
ƒ „Unter den Voraussetzungen dass erstens Talent knapp und angeboren ist, dass
zweitens niemand ohne Aussicht auf besondere Belohnung nach schwierigen
Aufgaben strebt und dass drittens soziale Positionen im freien Wettbewerb
errungen werden müssen für die Gesellschaft wichtigere Positionen höher Belohnt
werden, wenn die entsprechenden Aufgaben erfüllt werden sollen.“
ƒ Und dann sagt die funktionalistische Schichtungstheorie nämlich aus dass: Wenn
unter den oben genannten Bedingungen die wichtigeren Positionen adäquat besetzt
werden sollen, dann müssen sie höher belohnt werden.
Quellen:
- Davis K./Moore w. (1973): Einige Prinzipien der Sozialen Schichtung (1945). In:
Hartmann H. (Hrsg.): Moderne amerikanische Soziologie, Stuttgart, S.396-410
- Mayntz R. (1965): Kritische Bemerkungen zur funktionalistischen Schichtungstheorie.
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 5. Köln, S.
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