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Schlupfwespen legen ihre Eier in die
Puppen der Stallfliege - so wird der
Lästling bekämpft.
Wespen helfen gegen Fliegenplage
Schlupfwespen sind unscheinbar
und winzig, ausserdem selten zu sehen. Aber die Nützlinge bewirken
Grosses: Sie steigern das Wohlbefinden von Mensch und Tier, indem sie
Fliegenpopulationen bekämpfen.
Sobald die Tage und Nächte wieder wärmer werden, kommen sie in
Scharen angeflogen: die Stallfliegen.
Häufig sind sie eine regelrechte Plage
für Mensch und Tier. Doch wer früh
genug mit der Bekämpfung anfängt,
hat gute Chancen auf einen fast fliegenfreien Sommer. Und das geht auch
ganz ohne Chemie.
Schlupfwepsen heissen die natürlichen Helfer. Sie sind ausgewachsen ein
bis zwei Millimeter gross und im Stall
kaum sichtbar. Wie auch die Stallfliegenmaden leben sie mit Vorliebe im
Stroh. Dort sticht das SchlupfwespenWeibchen in die Fliegenpuppe der
Stallfliege und legt die Eier ab. In der
Folge wachsen Nützlinge heran, die
sich von der Puppe ernähren. Diese
stirbt ab - es schlüpft eine Schlupfwespe. Bis sich der Kreislauf eingependelt
hat, dauert es bis zu zwölf Wochen.
Sobald sich die Stallfliege zeigt, sollte
TIERWELT / 20, 18. Mai 2012
die Behandlung starten.
„Eine erfolgreiche Ansiedlung gelingt,
wenn es den Nützlingen im Stall gefällt“, sagt Esther Manser von der
Schweizer Firma BioVet, die Schlupfwespen anbietet. Bei einem Grossteil
ihrer Kunden nimmt die Fliegenplage
deutlich ab. Vorausgesetzt, die Behandlung wird früh genug begonnen - also beim Auftreten der ersten
Stallfliegen. „Ist die Plage bereits sehr
gross, muss der Einsatz von Schlupfwespen gut geplant werden.“
Trotz ihres Stachels ist die Schlupfwespe für Mensch und Tier ungefährlich
Auch Hygiene spielt eine wichtige Rolle: „Man muss den Fliegen
ihre Vermehrungsgrundlage schwer
machen.“ Diese natürliche Art der
Fliegenbekämpfung findet auch bei
Nicht-Biobauern grossen Anklang.
Gründe dafür: der Wunsch auf chemische Mittel zu verzichten und der
geringere Arbeitsaufwand.
Schlupfwespen sind mit den Wespen
verwandt. Manser entwarnt: „Sie haben zwar einen Legestachel, aber sie
können weder Mensch noch Tier da-
mit stechen.“ Ausserdem würden sie
sich in der Strohschicht verkriechen
und seien selten zu beobachten. Das
bestätigt auch Riendvieh-Züchter Adrian Herren aus Mauss BE - er sah die
Schlupfwespen nur beim Aussetzen.
„Die Tierchen sind kleiner als Ameisen. Aber sie wirken bombastisch.“
Für Schweineställe mit Flüssigmist
empfiehlt Manser von BioVet die
Güllefliege - auch ein Nützling. Ihre
Larven fressen Stallfliegen-Maden
auf. Das Tier ist lichtscheu und fliegt
kaum, sein Lebensraum ist der Güllekanal. Die Güllefliegen werden in
Kartonröhren geliefert, sie enthalten
je rund 9000 Stück und reichen für
100 Quadratmeter. Auch Schlupfwespen kommen in Kartonröhren.
Eine Lieferung enthält 15000 Tierchen, was für 100 Quadratmeter
reicht. Für eine erfolgreiche Ansiedlung werden beide Nützlinge mindestens fünfmal im Abstand von zwei
Wochen ausgebracht. Die Kosten sind
ähnlich hoch wie Ausgaben für Insektizide.
Sarah Kuhni
Mehr Informationen unter www.biovet.ch
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