Helligkeitssteuerung von Lampen – eine Übersicht

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GELERNT IST GELERNT
Helligkeitssteuerung von Lampen –
eine Übersicht
GEBÄUDETECHNIK Seit vielen Jahren kommt in der elektrischen Beleuchtungstechnik die
Helligkeitssteuerung (dimmen – »verdunkeln«) zum Einsatz. Damit kann man bestimmte, individuell gewünschte Beleuchtungsverhältnisse zwischen zwei Extremwerten (ganz hell / dunkel)
schaffen. Noch wichtiger ist die Abstimmung von künstlicher Beleuchtung und vorhandenem
natürlichen Licht (Tageslicht) bei der Schaffung konstanter und gleichmäßiger Lichtverhältnisse (Beleuchtungsstärke). Neben dem Beleuchtungskomfort spart dies auch Energie ein.
Z
um Dimmen benutzt man spezielle elektronische Schaltungen. Je nach Lampenart und deren physikalischer Wirkungsweise unterscheidet man zwischen
• Normalglühlampen sowie Halogenglühlampen (230 V~; 12 V~),
• Leuchtstofflampen (Energiesparlampen) und
• LED-Lampen (230 V~; 12 V~).
Dimmen, d.h. elektrische Leistungssteuerung erfolgt:
• Bei Glüh- und Halogenglühlampen durch Phasenan- bzw.
-abschnittsteuerung.
• Bei Leuchtstofflampen (LSL) durch Erhöhung der Betriebsfrequenz mittels spezieller EVG (elektronische Vorschaltgeräte).
Der Dimmbereich beträgt 10 … 100 %.
• Spezielle LSL können auch mit Phasenanschnittdimmern betrieben werden.
• Bei LED-Lampen durch »Impulsweiten-Steuerung« bei Betrieb
mit einem »Rechteckwechselstrom«. Dafür sind spezielle Dimmer und Betriebsgeräte notwendig.
• Spezielle LED-Lampen können auch mit Phasenanschnittdimmern betrieben werden.
• Spezielle LSL und LED-Lampen (Ledotron-Lampen) können mit
neuartigen Ledotron-Dimmern betrieben werden (siehe hierzu
auch den Beitrag in »de« 19.2012, S. 35).
Zündimpulse
Th1
Obwohl die Ablösung der Glühlampe durch alternative Beleuchtungslösungen ist in Europa beschlossene Sache ist (siehe »de«
15 – 16.2009, S. 40), werden noch einige Jahre Normal- sowie
Halogenglühlampen zumindest im privaten Bereich eine große
Rolle spielen, und damit auch deren Dimmen. Deshalb im folgenden eine Zusammenfassung der elektrischen Grundlagen:
Dimmen von Glüh- und Halogenglühlampen
Zur Anwendung kommt die Strom- / Leistungsbeeinflussung im
Wechselstromkreis durch die sogenannte Phasenanschnittsteuerung (Bild 1), die eine verlustarme Strom- bzw. Leistungssteuerung erlaubt.
Bei jeder Halbwelle der Wechselspannung ist ein Thyristor in
Durchlass-, der andere in Sperrrichtung wirksam. Durch Zündimpulse an den Gates, deren zeitliche Lage sich zwischen 0 … 10 ms
einstellen lässt, wird jeweils der in Durchlassrichtung gepolte
Thyristor durchgesteuert. Damit beginnt Stromfluss gemäß der
»Restsinuskurve«.
Das Löschen des Stromes erfolgt jeweils im Nulldurchgang
der Netzspannung. Je nach zeitlicher Lage des Zündzeitpunktes
(Zündwinkel α) kann die jeweilige Stromflussdauer zwischen
0 und Imax= UN / RLα und damit die Helligkeit zwischen 0 und maximal bestimmt werden (Bild 2). Das Aus- und Einschalten der
Lampen mit 100Hz Schaltfrequenz nimmt das menschliche Auge
nicht wahr.
Zur Schaltungsvereinfachung bietet die Industrie das Leistungsbauelement Triac an, das aus zwei antiparallel geschalteten
Thyristoren besteht. Die Erzeugung der Zündimpulse erfolgt durch
spezielle Steuerschaltungen.
Auswirkung der Lastart
Th2
Quelle: Groß
UN
230 V~
Bild 1: Phasenanschnittsteuerung / Leistungsteil
76
Je nach Glühlampen-Typ treten unterschiedliche Lastarten auf:
• 230 V-Lampen: Hier stellt die Lampe für den Dimmer einen rein
ohmschen Widerstand dar. Es genügt eine normale Phasenanschnittsteuerung. Ein derartiger Dimmer weist die Kennzeichnung »R« auf.
• 12-V-Halogenlampen mit konventionellem Trafo (Fe-Trafo):
Zur Phasenanschnittsteuerung kommt hier eine sogenannte Symmetrieüberwachung hinzu. Sie ist nötig, da durch Baude 1 – 2.2013
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Quelle: Baade
elementealterung eine unsymmetrische Ansteuerung der Sinuskurve ergesperrt
dunkel
hell
folgen kann. Es bildet sich ein GleichU
U
leitend
strom, der den Trafo zerstören kann. Die
Sinusüberwachung sorgt für einen stänt
t
heller
dunkler
dig symmetrischen Phasenanschnitt. Es
kleiner
großer
können sowohl 230-V-Lampen als auch
Stromflusswinkel
Stromflusswinkel
12-V-Lampen über Fe-Trafo, aber auch
leitend
hell
dunkel
beide parallel gedimmt werden. Solche
U
U
Dimmer sind mit den Buchstaben »R,L«
gesperrt
gekennzeichnet.
t
t
dunkler
heller
• 12-V-Halogenlampen mit »elektronischem Trafo«: Der Eingang dieses »Tragroßer
kleiner
Stromflusswinkel
Stromflusswinkel
fos« besteht aus einem Gleichrichter mit
»glättendem« Kondensator. Diese SchalBild 2: Helligkeitssteuerung durch Veränderung des Stromflusswinkels: Phasenanschnittsteuerung (oben) und Phasenabschnittsteuerung (unten)
tung erfordert eine Leistungssteuerung
durch Phasenabschnittssteuerung. Es
können sowohl 230-V- Lampen als auch
12 V-Lampen gedimmt werden, aber auch beide parallel. Die
Der nichtsinusförmige Strom-, Spannungsabfall-Verlauf lässt
Kennzeichnung hier lautet »R,C«.
Oberschwingungen entstehen, die nach Möglichkeit nicht ins
Darüber hinaus gibt es Universaldimmer, die sich für alle Lastfälle
speisende Netz rückwirken sollen. Dies verhindert ein Entstörfilter
eignen. Die Elektronik erkennt die Lastart und wählt automatisch
mittels Spulen und Kondensatoren.
die entsprechende Betriebsart aus. Möglich ist also Betriebsart
Solche »Einfachdimmer« werden meist in Kombination mit eiR / L / C sowie Kombination R,L oder R,C , nicht jedoch R,L,C. Uninem Aus-, bzw. Wechselschalter hergestellt und lassen sich somit
versaldimmer sind wesentlich teurer als die anderen Varianten,
leicht gegen vorhandene Schalter austauschen. Dabei gibt es zwei
vereinfachen aber die Lagerhaltung. Die Dimmerkennzeichnung
Varianten: Schalten durch Linksdrehen des Dimmknopfes in Rastlautet »R,L,C«. Eine Übersicht zeigt die Tabelle 1.
stellung oder Schalten durch Tasten des Dimmknopfes.
So ein Standarddimmer ist dank seines einfachen Aufbaus
sehr
preiswert, lässt sich aber nur von einer Stelle betätigen und
Einfache Standard-Dimmerschaltung
bietet keine Momentanwert-Helligkeitsspeicherung. Für solche
Die Schaltung in Bild 3 zeigt einen manuell einstellbaren »DrehAnforderungen benötigt man einen Komfortdimmer.
dimmer« für die Lastart R. V1 ist ein Triac (zwei antiparallel geschaltete Thyristoren mit einem Gateanschluss, »ZweiwegthyrisDer Komfortdimmer
tor«), V2 ein Diac (zwei antiparallel geschaltete Thyristordioden).
Die Schaltung funktioniert folgendermaßen: Eine Halbwelle der
Komfortdimmer (auch »Automatikdimmer«) gibt es als TastSpannung U lädt C1 über R1 und R2 auf, V1 und V2 sind gedimmer mit mechanischem Taster oder mit Berührungssensor
sperrt. Bei Erreichen der Schaltspannung
des Diac wird dieser niederohmig, der Triac
DIMMERARTEN
zündet (Zündstrom kurzzeitig aus C1). Damit fließt ein Laststrom von L1 über V1, und
Angeschlossene Typ des
Hinweise zur Anwendung
die Lampe E1 nach N bis zum NulldurchLast
Dimmers
gang der U-Halbwelle. Der Triac löscht. Mit
Dimmer nach dem Phasenanschnittsprinzip für ohmumgekehrter Polarität (2.Halbwelle von U)
sche Last, z. B. mit Netzspannung betriebene Glühlädt sich nun C1 wieder auf und die Vorund Halogenglühlampen; nicht geeignet für konventioR
nelle Transformatoren und elektronische Konverter
gänge wiederholen sich.
Mit Stellwiderstand R1 wird die AuflaDimmer nach dem Phasenanschnittsprinzip für
degeschwindigkeit von C1 und damit der
ohmsche und induktive Last, z. B. mit Netzspannung
betriebene Glüh- und Halogenglühlampen und konR,L
Zündzeitpunkt des Triac bestimmt. R1 ist
ventionelle Transformatoren
damit Helligkeitssteller für Lampe E1. Die
Dimmer nach dem Phasenabschnittprinzip für ohmzulässige Leistung des Triac bestimmt die
sche und kapazitive Last, z. B. mit Netzspannung
anschließbare Lampenleistung. Der Triac
betriebene Glüh- und Halogenglühlampen und elektroR,C
ist auf kleinen Kühlkörper montiert, der die
nische Konverter
Verlustwärme ableitet. Die Feinsicherung
Universaldimmer für beliebige Last, z. B. mit NetzF1 schützt die Schaltung vor Kurzschluss
spannung betriebene Glüh- und Halogenglühlampen,
Alle
konventionelle Transformatoren und elektronische
bzw. Überlastung. Dabei sollte kein LichtR,L,C
Konverter
bogen entstehen, bzw. sollte schnell gelöscht werden. Deshalb enthält die SicheTabelle 1: Je nach Art der Last gibt es verschiedene Ausführungen von Dimmern
(R = ohmsche Last, L = induktive Last, C = kapazitive Last)
rung F1 eine Quarzsandfüllung. Q1 ist
meist als Wechselschalter ausgeführt.
www.elektro.net
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L1
Q1
15 K
500 k
F1
R2
R1
C2
V1
77 nF /
250 V~
V2
Quelle: Groß
C1
67 n
L1
C3
E1
N
Bild 3: Manuell einstellbarer Dimmer für die Lastart R
(»Touchdimmer«). Die Steuerschaltung realisiert folgende Eigenschaften: Bei kurzer Betätigung ein Ein- / Ausschalten; bei anhaltender Betätigung einen an- und abschwellenden Dimmvorgang mit Stopp- und Startfunktion des momentanen Helligkeitswertes (Helligkeits-Speicherung). Komfortdimmer verfügen über einen Schutz
gegen Überlastung durch automatische Rückregelung
der Leistung sowie Kurzschlussfestigkeit.
Mechanische Tastdimmer erlauben es, eine oder
mehrere Taster als Nebenstellen zu nutzen, vergleichbar
den Eltako-Schaltungen beim Treppenlicht.
Eine weitere Unterscheidung der Dimmer ergibt sich
aus der Art der Steuerung / Bedienung:
• Direkt manuell: Dreh-, Schiebe-, Tastdimmer
• Indirekt manuell / mittels Infrarot- oder Funkfernsteuerung (433 MHz oder 868 MHz)
• fremdhelligkeitsgesteuert / mittels Lichtsensor für
»Fremdlicht« und Wandlerschaltungen
Für die anfangs genannte Balance zwischen Tages- und
Kunstlicht zur Schaffung konstanter Beleuchtungswerte
ist letztere Variante unbedingte Voraussetzung.
Weitere Kennwerte von Dimmern sind:
• minimale und maximale Last, z. B. 20 W / 400 W
• eigener Leistungsverbrauch / Verlustleistung
(kaum Herstellerangaben, nach eigenen Messungen
4 … 8 % der Last)
• Funkentstörung nach VDE 0873
Folgende Bauformen gibt es:
• Einbaudimmer in UP-Dose, Verteiler
• Steckdosendimmer mit Lastanschlussmöglichkeit
• Schnurdimmer
• Dimmer in Leuchte integriert.
AUTOR
Dipl.-Ing. Peter Groß,
Leipzig
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de 1 – 2.2013
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