Vier Virtuosen und ihre Folklore

Werbung
Oberallgäu - Kultur
42
Kulturpreis Die Hanns-Seidel-Stiftung würdigt die Leistung
des seit 1986 bestehenden „Oberstdorfer Trachdegsangs“
Ein Abend in der
Kultur-Werkstatt
Veranstaltungen
SONTHOFEN
„Zauber des Südens“ mit
Gitarrist Stefan Grasse
Die Bossa Novas der Sandstrände
Copacabana und Ipanema, die
Tangos der Bars von Buenos Aires,
die Valses Musettes der Pariser
Cafés und andalusisch inspirierte
Flamencorhythmen verbinden
Stefan Grasse (Gitarre) und Radek
Szarek (Vibraphon, Percussion)
zum Programm „Magia del sur –
Zauber des Südens“. Das Duo tritt
am Samstag, 15.Mai, um 20 Uhr in
der Sonthofer Kultur-Werkstatt
auf. Karten: Telefon 08321/2492.
IMMENSTADT
„La Mariposa“: Musik für
Sopran, Flöte und Klavier
Die Musikschule Oberallgäu Süd
veranstaltet am Freitag, 14. Mai,
um 19.30 Uhr im Schloss in Immenstadt ein Konzert mit dem Ensemble „La Mariposa“ (Der Schmetterling). Unter dem Motto „Musik
für Deine Seele“ treten Stefanie
Kellermann, Sopran, Katja Farinetti, Querflöte, und Manfred Ullmann, Klavier, auf. Eintritt frei.
ALTSTÄDTEN
Standkonzert in Altstädten
Die Musikkapelle Altstädten gibt
am Freitag, 14. Mai, um 20 Uhr
ein Standkonzert im Musikpavillon,
bei Regen im Haus des Gastes.
MITTWOCH, 12. MAI 2010
Auszeichnung für Volksliedpflege
Die Kunst
des indischen
Tanzes
Sonthofen Die Kunst des indischen
Tanzes „Kathak“ steht im Mittelpunkt eines Programmes am Freitag, 14. Mai, um 20 Uhr in der Sonthofer
Kultur-Werkstatt.
Den
Abend gestalten Sohini Debnath
(Tanz), Sudokshina Chatterjee (Gesang), Subrata Manna (Tabla) und
Peter Krämer (Cajon, Oud).
Sohini Debnath gehört ebenso
wie Sudokshina Chatterjee und Subrata Manna zu den etablierten
Künstlern der Kulturszene Kalkuttas, die ihre Kunst auf regelmäßigen
Tourneen durch den Nahen Osten,
Europa und vor allem Indien bereits
einem großen Publikum präsentieren konnten. Der Multiinstrumentalist Peter Krämer hat sich besonders durch seinen eigenen Stil auf
der Cajon im Jazz und auch im Zusammenspiel mit indischen Musikern einen Namen gemacht.
Der Tanzstil Kathak stammt aus
dem Norden Indiens. Die Tänzer
tragen bis zu 150 Glöckchen und
Schellen an den Fußgelenken, die
die Fußarbeit, die im Kathak besonders wichtig ist, zu unterstreichen.
Karten: Telefon 08321/2492. (pm)
NUMMER 108
Verdienste ums Allgäuer Volkslied: Das Ensemble „Oberstdorfer Trachdegsang“ ist
mit dem Kulturpreis der Hanns-Seidel-Stiftung ausgezeichnet worden. Unsere Aufnahme zeigt (von links) Sabine Schmid, Franz Schleich, Christine Geiger, Axel Böschl,
Herbert Hiemer, Sabine Jäger, Hannes Schraudolf und Regine Schleich. Foto: Metzger
Oberstdorf
Der
„Oberstdorfer
Trachdegsang“ ist mit dem Kulturpreis der Hanns-Seidel-Stiftung
ausgezeichnet worden. Die Laudatio bei der Preisverleihung in Wildbad Kreuth hielt Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Witterauf, Vorsitzender der Stiftung ist der ehemalige
bayerische Kultusminister Dr. Hans
Zehetmair. Der hohe Preis wurde
dem Ensemble „für besondere Verdienste auf dem Gebiet der bayerischen Volksmusik“ zuerkannt.
Gegründet wurde die Gruppe
1986 von Regine Schleich, Sabine
Jäger und Christine Geiger. Bald kamen weitere Mitglieder hinzu wie
Hannes Schraudolf, Sabine Schmid,
Christian Thannheimer, Franz
Schleich, Herbert Hiemer oder Axel
Böschl. Leiterin der Gruppe ist bis
heute Regina Schleich. Mit dem Namen „Oberstdorfer Trachdegsang“
wird deutlich, dass die Musiker verschiedene Trachten tragen – die
grüne Gebirgstracht und die rote
historische Tracht.
Seit über 20 Jahren tritt das Ensemble bei den verschiedensten Anlässen auf: Es gab Aufnahmen des
Bayerischen Rundfunks für die Sendung „Bei uns dahoam“, Konzerte
in der Schweiz und in Oberbayern
sowie Auftritte bei Traditionsveranstaltungen wie dem „Advent im Allgäu“.
Bei Wettbewerben waren die
Oberstdorfer Sänger ebenfalls erfolgreich und gehörten beim 2. Internationalen Oberstdorfer Musik-
wettbewerb zu den Preisträgern.
Beim Allgäuer Lieder- und Jodlertag 2006 erreichten sie die höchste
Punktzahl aller teilnehmenden
Gruppen. Vor zwei Jahren hat der
„Oberstdorfer Trachdegsang“ eine
CD eingespielt, welche die ganze
musikalische Bandbreite des Ensembles widerspiegelt.
Es sei ihnen ein Anliegen, das einheimische Liedgut zu erhalten und
zu pflegen, sagen die Musiker. Mit
der Verleihung des Kulturpreises
der Hanns-Seidel-Stiftung wurde
dieses künstlerische Engagement
gewürdigt. Der „Oberstdorfer
Trachdegsang“ habe sich große
Verdienste um das Volkslied im Allgäu erworben, hieß es bei der Preisverleihung. (sme)
Wie Fischinger Naturschönheiten Klang werden
Uraufführung Dirigent Maximilian Jannetti erläutert die Suite „Fiskinatura“, welche die Musikkapelle Fischen bei
Komponist Thiemo Kraas in Auftrag geben hat und die am Samstag beim Frühlingskonzert uraufgeführt wird
Fischen Fischen feiert heuer 1150
Jahre seit der ersten urkundlichen
Erwähnung der Gemeinde. Zu diesem Jubiläum hat sich der Musikverein ein ganz besonderes Geschenk ausgedacht, das die Fischinger Musikkapelle gemeinsam mit
ihrem Dirigenten Maximilian Jannetti am kommenden Samstag beim
Frühjahrskonzert im Kurhaus Fiskina präsentieren will. Stefan Nowicki sprach im Vorfeld mit Orchesterchef Maximilian Jannetti über die
mit Spannung erwartete Aufführung der Jubiläumsgabe.
Herr Jannetti, der Musikverein Fischen macht der Gemeinde zu ihrem
Jubiläum ein ganz besonderes Geschenk. Worum handelt es sich genau?
Maximilian Jannetti: Unterstützt von
der Gemeinde hat die Musikkapelle
eine Komposition in Auftrag gegeben. Wir konnten dafür Thiemo
Kraas aus dem Sauerland gewinnen.
Er hat die Suite mit dem Titel „Fiskinatura“ für uns geschrieben, die
wir am Samstag uraufführen werden.
Was können Sie über den Komponisten
sagen?
Maximilian Jannetti: Er ist ein junger
Mann von 26 Jahren und in der Blasmusikszene ein Newcomer. Seine
Werke sind alle sehr frisch und harmonisch und kommen allgemein
sehr gut an.
Zur Inspiration verbrachte der Komponist einige Zeit in Fischen. Haben
Sie ihn getroffen?
Maximilian Jannetti: Ja, er kam im Januar. Wir haben ihm die Gegend gezeigt, die Breitachklamm und auch
sonst noch alles, was zu Fischen gehört.
Wo würden Sie sagen, liegt der
Schwerpunkt bei der Komposition, auf
musikalischer Stimmungsmalerei oder
auf Zitaten aus der musikalischen
Tradition des Allgäus?
Maximilian Jannetti: Ersteres. Die
vier Sätze sind sehr unterschiedlich in
ihrem Aufbau und die Tonsprache ist
ganz eigen, aber sehr angenehm.
Man kann sich im schnellen Satz gut
vorstellen, wie er die Breitachklamm
zum Beispiel beim wirbelnden Tanz
im zweiten Satz.
Das Frühlingskonzert
Die Suite „Fiskinatura“ für Blasorchester von Thiemo Kraas besteht
aus vier Sätzen: Intrada Jubilate,
Scherzo Danzante, Intermezzo Pastorale und Finale. Die Uraufführung
bildet den Höhepunkt des Frühlingskonzertes der Musikkapelle Fischen. Es findet am Samstag, 15.
Mai, um 20 Uhr im Fischinger Kurhaus Fiskina statt. Neben der in Auftrag gegebenen Suite erklingen
unter anderem Werke von Johann
Strauß Vater und Johann Schrammel, John Philip Sousa und Franco
Cesarini. Karten: Gästeinformation
Fischen, Telefon 08326/3646-0.
empfunden hat, oder im zweiten
Satz, wie man vom Bergkirchlein bei
Schöllang in die Gegend schaut.
Mit welchen musikalischen Mitteln
versucht Thiemo Kraas, das alles darzustellen?
Wie lange haben Sie geprobt?
Maximilian Jannetti: Wir haben uns
etwa drei bis vier Wochen sehr intensiv mit dem Stück beschäftigt
und hatten noch ein Probenwochenende. So ein Probentag ersetzt drei
bis vier normale Proben.
Dirigent der Musikkapelle Fischen: Maximilian Jannetti. Archiv-Foto: Schollenbruch
Maximilian Jannetti: Ein wichtiges
Element ist der Bereich des Schlagzeuges.
Thiemo Kraas hat selbst Schlagzeug studiert. Das merkt man. Aber
er nutzt auch die konventionellen
Mittel, Trompeten und Posaunen,
War es schwer für die Musiker?
Maximilian Jannetti: Sagen wir mal
so, dadurch, dass dieses Stück den
Leuten gefällt und sie die Fortschritte miterleben konnten, haben sie die
Schwierigkeiten, die darin enthalten
sind, sehr gut gemeistert und haben
sich sehr intensiv damit beschäftigt.
Wie war die Resonanz bei den Musikern genau?
Maximilian Jannetti: Sie waren am
Anfang sehr gespannt. In den ersten
Proben geht es mehr um Details,
und man kann das Ganze noch nicht
wirklich erfassen. Als das Stück
dann komplett sichtbar wurde, waren alle hellauf begeistert.
Schmunzeln über den „Strubbelhas“
Konzert Waltenhofener Sängerkameradschaft feiert 85-jähriges Bestehen
Waltenhofen Der Liederabend zum
85-jährigen Bestehen der Sängerkameradschaft Waltenhofen unter
Leitung von Richard Miller begann
mit den Frühlingsliedern „Der
Frühling ist gekommen“, „Frühlingsbote“ und „Der Schäfer“.
Zum Gelingen des JubiläumsAbends in der Mehrzweckhalle
Hegge steuerte auch der Männerchor aus Rettenbach am Auerberg
unter Leitung von Jürgen Mair ein
vielseitiges, gekonnt vorgetragenes
Liedgut bei.
Als Schmankerl erlebten die Zuhörer im Kontrastprogramm den
Mädchen-/Jugendchor „Sangtissima“ – ebenfalls aus Rettenbach –
unter Leitung von Maria Hartmann.
Selbstbewusst und in hoher Qualität
sangen die Jugendlichen Lieder wie
„Die Männer sind alle Verbrecher“,
Adam und Eva“ und schließlich, mit
Solo-Mädchenstimme, „Der Strubbelhas“, was ein Schmunzeln in den
Gesichtern der Zuhörer hervorrief.
Der gastgebende Verein trug
noch drei Stücke vor, darunter
„Zieh in die Welt“ (mit dem Tenorsolo von Franz Rauch). Begleitet
wurden die Sänger von der Pianistin
Sigrid Müller.
Zum Schluss sangen beide Männerchöre gemeinsam die stimmungsvollen Lieder „Heimat“ und
„Schifferlied“. Gleichsam als Zugabe trugen die Waltenhofener „Habet Dank“ (Solo: Bariton Karl Fischer) vor.
Der anhaltende Applaus des Publikums erfreute alle Mitwirkenden.
(pm)
„Der Frühling ist gekommen“: Mit einem Liederabend feiert die Sängerkameradschaft Waltenhofen in der Mehrzweckhalle Hegge ihr 85-jähriges Bestehen. Foto: die
So stimmt’s
Vier Virtuosen und ihre Folklore-Leidenschaft
SONTHOFEN
Keramische Werkstätte
Ernst und Hermann Giesler
Ein Fehler hat sich in unsere Kunstgeschichte über Hermann Giesler
am Freitag, 30. April, eingeschlichen, auf den uns Hans Rebstock
von der Altstädter Keramik-Manufaktur aufmerksam gemacht hat.
Im Text hieß es: „Mit seinem Bruder Ernst erwarb Giesler die insolvente Allgäuer Keramik in Altstädten.“ Hans Rebstock erklärt dazu:
„Die Firma ,Allgäuer Keramik‘ war
nie insolvent. Dies betraf die damalige ,Alpina Holz- und Bergwerks AG, Sonthofen‘. Die Gebrüder Ernst und Hermann Giesler firmierten als ,Keramische Werkstätte Ernst und Hermann Giesler‘.
Die hergestellten Keramiken hießen erst ab Mitte der 1930er Jahre
,Allgäuer Keramik‘. Der heutige
Firmenname ,Allgäuer Keramik
Hans Rebstock KG‘ wurde 1973
im Handelsregister eingetragen.“
Meisterinterpreten Das Ensemble Ambar präsentiert Karibik-Rhythmen auf hohem Niveau
VON RAINER SCHMID
Leidenschaftliches Spiel: Nelson Gomez
mit seiner Riesen-Gitarre. Foto: Schmid
Fischen Bizarr: Mit einer gusseisernen Schraubzwinge in Händen
machte der Vorsitzende der Sonthofer Gesellschaft „Freunde der Musik“, Dr. Karl Gogl, seine Ansage in
der Fiskina. „Sie wundern sich natürlich“, erklärte er den 600 staunenden Besuchern, „aber als das
Ensemble Ambar gestern aus Paris
anreiste, hatte sich die FichtenholzDecke der Gitarrone, einer hierzulande unbekannten Bass-Gitarre,
von der Zarge abgelöst. Mit dieser
Zwinge, etwas Leim und Klebeband
habe ich den Schaden provisorisch
behoben. Hoffentlich hält jetzt das
Instrument bis zum Ende des Konzerts.“
Gespannt beobachtete das Publi-
kum dann auch den Auftritt und das
Spiel von Nelson Gomez. Der bearbeitete allerdings seine RiesenKnickbauch-Gitarre scheinbar völlig unbekümmert mit jener Folklore-Leidenschaft, die auch seinen
zwei kolumbianischen Landsleuten
neben ihm eigen ist: Francisco Gonzalez (spanische Gitarre, Gesang)
und Juan Fernando Garcia (Percussion, Flöte).
Spezifisch russisches Flair brachte Sasha Rozhdestvensky an der
Geige noch zusätzlich ins Spiel.
Musikantische Folklore-Leidenschaft – ja, aber diese vier klassisch
ausgebildeten Virtuosen begeisterten die Fiskina-Besucher mit latinokaribischen Rhythmen und Melodien auf einem Niveau, von dem ein
Volksmusikant nur träumen kann:
Teufelsgeiger Rozhdestvensky
hetzt etwa beim „Diablo Suelto“
oder auch beim „Patasdilo“-Tanz
seinen Bogen über die Saiten zu rasanten Läufen, durchsetzt von Spicati und Flageoletts. Die Maracas
des (auch herrlich querflötenden)
Percussionisten Garcia, wirbelschnell kreuz und quer ausschlagend, ernten nach einem Solo rauschenden Extrabeifall.
Solo-Gitarrenkunst zeigt Francisco Gonzalez bei einem ArgentinoTango von Carlos Gardel; mit angenehmem Bariton erzählt er dazu
eine dramatische Geschichte, die
man nicht verstehen muss, um sie
musikalisch zu genießen.
Von Gonzalez stammt auch die
reizvoll taktwechselnde Komposition „Danza de los Amantes Efime-
ros“, die er im Duo mit dem Geiger
vorstellt. Noch mehr fasziniert die
Komposition von Nelson Gomez:
Mehrfach kontrapunktierend laufen
die Melodielinien
von Geige,
Flöte und
Gitarre inund gegeneinander, bassbegleitet vom Pizzicato der Gitarrone.
Besonders bei solch dichtem
Stimmengeflecht überzeugt die differenziert-sachte
Mikrofon-Verstärkung, begünstigt durch die stilvolle Holz-Glas-Architektur der
Fiskina. Übrigens haben auch bei
ihrem Bau schon Schraubzwingen –
in etwas gröberem Format – nützliche Dienste geleistet.
Herunterladen