Die vier verheerenden Pandemien im 20. Jahrhundert

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Die vier verheerenden Pandemien im 20. Jahrhundert
Das Wort Pandemie setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern pan (= alles) und demos (= Volk), es bezeichnet also etwas, das das ganze Volk bzw. alle ohne Unterschied trifft.
Unter Pandemie versteht man den länderübergreifenden oder sogar weltweiten Ausbruch
einer Krankheit. Eine Pandemie ist nicht örtlich begrenzt, kann somit eine ganze Weltpopulation betreffen. Auslöser der Pandemien sind Influenzaviren der Gruppen A und – seltener – B,
da diese in der Lage sind, ihre antigenen Oberflächenmoleküle Hämagglutinin (HA) und Neuraminidase (NA) ständig zu verändern. Das führt dazu, dass sie bei einer erneuten Infektion
vom Immunsystem nicht mehr oder nur schlecht erkannt werden.
Influenza-Pandemien treten in der Regel alle 10 bis 40 Jahre auf und verbreiten sich explosionsartig mit Infektionsraten von bis zu 50% über den ganzen Globus. Auslöser war bisher
immer ein Subtyp des Influenza-A-Virus, der durch einen Antigenshift (einer Durchmischung
von menschlichen und tierischen Gensegmenten) entstanden ist.
Spanische Grippe – 1918 bis 1920
Die Spanische Grippe war wohl die grösste Pandemie der Menschheitsgeschichte. Sie wurde
durch einen ungewöhnlich virulenten Abkömmling des Influenzavirus (Subtyp A/H1N1) verursacht und forderte 25-50 Millionen Opfer. Mit nie gekannter Geschwindigkeit breitete sich das
Grippevirus über den gesamten Globus aus und infizierte 1/3 der Weltbevölkerung. Die Auswirkung der Pandemie ist somit in absoluten Zahlen mit dem Ausbruch der Pest von 1348 vergleichbar, der seinerzeit mehr als ein Drittel der europäischen Bevölkerung zum Opfer vielen.
Eine Besonderheit der Spanischen Grippe war, dass vor allem junge Erwachsene zwischen
20 bis 40 Jahren innerhalb weniger Tage starben. Der Name „Spanische Grippe“ rührt daher,
dass die Presse in Spanien als erstes über die Pandemie berichtete. Der Ursprung der Grippe
wird jedoch in den Vereinigten Staaten vermutet.
Der gleiche Subtyp des Influenza-Virus verursachte 1977/1978 einen weiteren Ausbruch (Russische Grippe) und 2009 die so genannte Schweinegrippe.
Asiatische Grippe – 1957 bis 1958
Die Asiatische Grippe war die zweitgrösste Influenza-Pandemie des 20. Jahrhunderts. Ihr
fielen zwischen 1 bis 1.5 Millionen Menschen zum Opfer. Ihren Ursprung hatte die Asiatische
Grippe in China. Chinesische Reisende brachten das Virus nach Hongkong, von wo es sich
schnell nach Europa und Amerika ausbreitete. Der Erreger entstand aus einer Kombination
von Geflügelpestvirus und menschlichem Influenzavirus und ist ein Subtyp A/H2N2.
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Hongkong Grippe – 1968 bis 1969
Die Hongkong Grippe forderte weltweit etwa 800‘000 bis 1 Millionen Menschen. Auslöser war
der Erreger der Asiatischen Grippe H2N2, der sich durch Vermischung verschiedener Grippestämme zum Subtyp H3N2 entwickelte. Wegen der nahen Verwandtschaft zur Asiatischen
Grippe von 1957 war der Verlauf der Hongkong Grippe milder, da die Immunabwehr bei den
meisten Menschen noch Antikörper gegen den ähnlichen Influenzatyp H2N2 enthielt.
Russische Grippe – 1977 bis 1978
Die sogenannte Russische Grippe wurde durch ein Influenzavirus vom Subtyp A/H1N1 verursacht, das bereits für den Ausbruch der Spanischen Grippe verantwortlich war. Erstmals
isoliert wurde das Virus im Mai 1977 in Nordchina, bis Januar 1978 hatte es sich weltweit verbreitet und forderte ca. 700‘000 Todesopfer. Somit war die Russische Grippe die letzte grosse
Pandemie im 20. Jahrhundert. Betroffen von der Erkrankungswelle (Epidemie) waren vor
allem Kinder, Jungendliche und junge Erwachsenen unter 23 Jahren. Experten führen dies
darauf zurück, dass A/H1N1 ab 1918 weltweit vorherrschend war und erst 1957 durch den Subtyp A/H2N2 verdrängt wurde, dem Erreger der Asiatischen Grippe. Viele vor 1957 Geborene
waren daher bereits zuvor diesem Subtyp ausgesetzt gewesen und besassen einen gewissen
Immunschutz, nicht aber die nach 1957 Geborenen. Da die Erkrankungswelle auf junge Menschen beschränkt blieb, wird sie meist nicht als Pandemie eingestuft.
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