Silberglanz und Lorbeerkranz – die Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient in Coburg. Vom 12.09. bis 29.11.2015 im Vorsaal der Landesbibliothek Coburg Am 6. Dezember 1804 wird Wilhelmine Schröder in Hamburg geboren, sie hat vier weitere Geschwister. Vater: Friedrich Schröder, ein bekannter Bariton; Mutter: Sophie Schröder, eine berühmte Schauspielerin. 1814 siedelt die Familie nach Prag über, wo Wilhelmine Ballettunterricht erhält. 1815 zieht die Familie nach Wien, die Eltern spielen am Burgtheater. 1819 Wilhelmines erster Auftritt: in der Sprechrolle der Aricia in Phädra, Wien; zudem erhält sie Gesangsunterricht bei Gottfried Grünewald und Giuseppe Mozatti. 1821 debütiert sie in ihrer ersten Gesangsrolle als Pamina in Die Zauberflöte. Weitere Partien der ersten Jahre sind: die Agathe in Carl Maria von Webers Freischütz, die Emmeline in Joseph Weigls Schweizerfamilie, die Marie in André E. Modeste Grétrys Blaubart. 1822 singt sie sehr erfolgreich die Leonore in Beethovens Fidelio; erste Gastspiele führen sie nach Dresden, Leipzig, Kassel und Berlin. 1823 heiratet sie Karl Devrient, Neffe des berühmten Schauspielers Ludwig Devrient und selbst Schauspieler. Im gleichen Jahr geht sie eine feste vertragliche Verpflichtung am Dresdner Hoftheater ein, wo sie u.a. unter Carl Maria von Webers Leitung die Euryanthe singt. 1828 wird die Ehe mit Devrient, aus der vier Kinder hervorgegangen sind, geschieden. Sie nimmt wieder Gesangsunterricht, diesmal bei dem Dresdner Sänger Johann Miksch. 1830 ist der Beginn des großen internationalen Ruhms: in Paris debütiert sie als Agathe. Später singt sie hier auch Donna Anna, Desdemona und Otello in Rossinis Otello und Imogene in Bellinis Il Pirata. In den folgenden Jahren kommen Gastspiele nach London hinzu. Sie singt außerdem in Hannover, Nürnberg, Leipzig, München, Wien, Budapest, Prag und Breslau. 1835 singt sie Norma in der Dresdner Erstaufführung von Vincenzo Bellinis gleichnamiger Oper. 1838 gibt sie in Dresden die Valentine in Giacomo Meyerbeers Les Huguenots. 1840 trifft sie Robert und Clara Schumann, es entsteht eine intensive (Brief-) Freundschaft. 1842 singt sie in Dresden den Adriano in der Uraufführung zu Richard Wagners Rienzi, während sie weitere Gastspiele nach Danzig, Königsberg und Zürich führen. Wieder in Dresden singt sie in der Uraufführung des Fliegenden Holländers die Rolle der Senta. 1845 kreiert Richard Wagner für sie die Rolle der Venus im Tannhäuser. 1846 heiratet sie ein zweites Mal, den Offizier von Döring. Nach der baldigen Scheidung ist sie fast mittellos. 1847 geehrt mit dem Titel „Königliche Kammersängerin“ wird Wilhelmine Schröder-Devrient auf eigenen Wunsch vorzeitig aus ihrem Dresdner Vertrag entlassen. Den Abschied von der Dresdner Bühne feiert sie mit der Titelrolle in Christoph Willibald Glucks Iphigenie auf Tauris. Ihr letzter Bühnenauftritt gilt ihrer wohl berühmtesten Rolle, dem Romeo, den sie noch einmal in Riga darstellt. 1849 wird Wilhelmine beschuldigt an den Mai-Aufständen in Dresden beteiligt gewesen zu sein, später aber freigesprochen. Sie reist nach Paris, wo ihre Bemühungen um die Wiederbelebung der Bühnenkarriere scheitern. Hier trifft sie auf ihren zukünftigen dritten Ehemann. 1850 Wilhelmine heiratet Heinrich von Bock in Gotha und siedelt mit ihm auf sein Gut nach Livland über. Noch während ihres letzten Lebensjahrzehnts gibt sie vereinzelt LiedKonzerte in Deutschland und singt u.a. Der Erlkönig von Franz Schubert oder Abendempfindung von Wolfgang Amadeus Mozart. Am 26. Januar 1860 stirbt sie nach Krankheit bei ihrer Schwester in Coburg, dort wird sie prunkvoll begraben. Ihr Leichnam wird später nach Dresden auf den Trinitatisfriedhof überführt, wo ihr Grab heute noch zu finden ist. Als erste Premiere der Spielzeit 2015/16 zeigte das Landestheater Coburg eine Neuinszenierung von Vincenco Bellinis Norma. Eine der großen Interpretinnen der gleichnamigen Hauptrolle war im 19. Jahrhundert Wilhelmine Schröder- Devrient (1804─1860). Das von der Deutschen Forschungsgesellschaft unterstützte Projekt Musik-Stimme-Geschlecht des Forschungsinstituts für Musiktheater der Universität Bayreuth (fimt) untersucht die Zusammenhänge von SängerInnen und ihren Rollen an ihrem Beispiel sowie an Giovanni Batista Velutti (1780─1861) und Anna Bahr-Mildenburg (1872─1947). Die Frage nach der Darstellung und Interpretation ihrer Rollen stellt die Aufführung und deren Rezeption in den Mittelpunkt der Untersuchungen. Da es keine Aufnahmen ihrer Stimmen gibt, werden Zeugnissen über Werk und Leben in Briefen, Rezensionen und Abbildungen analysiert und mit Fragen zu Repertoire, Rolleninterpretation und Partienanalyse kombiniert. Viele solcher Dokumente finden sich auch im Bestand der Landesbibliothek Coburg und werden nun zum ersten Mal präsentiert. Wilhelmine Schröder-Devrient (1804-1860) war eine der prägendsten Sängerinnen ihrer Zeit. Hochgeschätzt für ihre ausdrucksstarke Darstellung wurde sie europaweit gefeiert. Breslau, Wien, London und Paris umjubelten ihre Auftritte. Aber auch im fränkischen Raum gastierte sie erfolgreich, mehrfach spielte sie an den Theatern Nürnberg, Würzburg und Coburg-Gotha. Mit der Figur des Romeo feierte sie ihre größten Erfolge, doch neben dieser Hosenrolle prägten auch viele Frauenfiguren ihr Repertoire: Agathe aus Webers Freischütz, Venus aus Wagners Tannhäuser und vor allem Norma aus Bellinis gleichnamiger Oper. Ausgebildet und engagiert werden SängerInnen heute meist in festgelegten Stimmfächern, die aber erst im Laufe der Musikgeschichte entstanden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Wilhelmine SchröderDevrient neben „dramatischen Sopranrollen“ wie der Senta aus Wagners Fliegendem Holländer auch italienische Partien wie die der Norma oder Lieder wie Schuberts Es ist genug sang. In einzigartiger Weise verband sie Singen und Deklamation mit fesselnder Schauspielkunst. Ihr Leben endete 1860 in Coburg, wo sie unter großer öffentlicher Anteilnahme beerdigt wurde. Die letzte Ruhestätte fand sie jedoch in Dresden auf dem Trinitatisfriedhof. Vier Themenschwerpunkte gliedern die Ausstellung: Silberglanz: 1. Die Oper Norma 2. Theatergeschichte Coburg unter Herzog Ernst II. Lorbeerkranz: 3. Wilhelmine Schröder-Devrient: Leben und Karriere 4. Tod und Erinnerung 1. Silberglanz: Wilhelmine Schröder-Devrient als Norma Drei Exponate im Zusammenhang mit Vinecenzo Bellinis Oper Norma sind hier zu sehen: Der Original-Theaterzettel, der die Norma-Aufführung vom 9. April 1847 in Gotha mit Wilhelmine Schröder-Devrient in der Hauptrolle belegt. Der Vermerk „Bei aufgehobenem Abonnement“ entspricht dem heutigen „Galavorstellung“. Signatur TB WW 754 (1846/47,2) Musikalien (Noten) des herzoglichen Hoftheaters werden heute in der Landesbibliothek in einem speziell klimatisierten Magazin verwahrt. In der Partitur der Oper Norma ist die berühmte Arie an den Mond Casta Diva - Keusche Göttin im Silberglanze in der Vitrine aufgeschlagen. Die Arie wurde den jeweiligen Bedürfnissen der Sängerin angepasst, deshalb finden sich diverse Eintragungen im Aufführungsmaterial, das seit 1843 verwendet wurde. Signatur TB Op 159 Außerdem ist das Regiebuch zur Oper zu sehen. Das kleinformatige, quadratische Exemplar weißt deutliche Gebrauchsspuren auf, der Einband hat schon sehr gelitten. Eine Reproduktion der Seite zeigt wiederum Casta Diva. Hier ist zu sehen, dass Textänderungen und Kürzungen vermerkt wurden. Aber auch hier sind die unterschiedlichen Tinten keiner bestimmten Aufführung mehr zuzuordnen. Signatur NR 159 2. Theatergeschichte Coburg und Herzog Ernst II. Versammelt sind historische und zeitgenössische Exponate zur Theatergeschichte mit dem Schwerpunkt auf die Regierungszeit Herzog Ernst II., der mit Wilhelmine Schröder-Devrient bekannt war und in dessen Regierungszeit ihre Aufenthalte in Coburg fallen. Von seinem Vater Herzog Ernst erbte Herzog Ernst II die Regentschaft und förderte im Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha verstärkt Kultur und Kunst: Er komponierte und schauspielerte selbst, erweiterte die Kunstsammlung der Veste Coburg, förderte einzelne Künstler und auch Laienchöre. Herzog Ernst II. Von Sachsen-Coburg-Gotha 1818-1893 und seine Zeit, Coburg und Gotha 1993. Signatur Cob 9 ERN(II.) 8(Ex. 1) Zum 25-jährigen Jubiläum des Theaters wurde der Neubau des Theaters von 1840 ausführlich beschrieben. Denkschrift zur Jubiläums-Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Herzogl. Hofbühne zu Coburg und Gotha am 1. Juni 1852. Signatur V V Das Theater Coburg – 1857 gemalt von Max Brückner, der mit seinem Bruder eine der führenden Werkstätten für Bühnenbilder führte und deren Atelier auch für die Bayreuther Festspiele arbeitete. Ansichten von Coburg, Brückner, Max Signatur Cob-57,1844 Das herzoglich sächsische Hoftheater Coburg-Gotha wurde 1827 feierlich gegründet. Zum 50jährigen Bestehen des Theaters findet sich u.a. eine Auflistung aller Gäste und Ensemblemitglieder in der Jubiläumspublikation. Schröder-Devrient sang hier ihre berühmtesten Partien: Romeo (Rome und Julia, Bellini) und Valentine (Die Hugenotten, Meyerbeer) – Coburg 1846; Norma (Norma, Bellini) und Leonore (Fidelio, Beethoven) – 1847 Gotha. Das Herzoglich Sächsische Hoftheater und die Hofkapelle zu Coburg-Gotha, am 1. Juni 1877 zum 50-jährigen Bestehen. Signatur TB WW 77 Unter Herzog Ernst II. wurden der Theaterneubau errichtet, Theatergesetze eingeführt, die von allen Mitgliedern befolgt werden mussten, und es wurde das Opern- vom Schauspielpersonal getrennt. Neben einem chronologischen Zeitstrahl der Theaterereignisse sind zwei Abbildungen des Theaters zu sehen (Theaterbau und Innenraum, Fürstenloge). Nachzulesen ist in dem Artikel auch das Festprogramm des 25-jährigen Bestehens. Unter den Ehrengästen des herzoglichen Soupers war auch Wilhelmine Schröder-Devrient, deren Lebenslauf kurz erwähnt wird. 150 Jahre Landestheater Coburg, Festschrift, Coburger Theatertradition im Rahmen der allgemeinen Landesgeschichte (bis 1945). Signatur Cob-77 1482 Porträt Ernst II., Herzog von Sachsen Coburg-Gotha. Signatur GP 52 Der Hofstaat des zweigeteilten Herzogtums lebte während des Sommers in Gotha, sodass auch der Theaterbetrieb in den Monaten Juli bis September dorthin verlegt wurde. Das restliche Jahr über wurde in Coburg residiert und folglich auch dort gespielt. Im kleinteiligen Kaiserreich war das Reisen noch beschwerlich, wobei die Einführung der Eisenbahn und damit erster Fernlinien einen erheblichen Zeit- und Komfortgewinn bedeuteten. Wilhelmine Schröder-Devrient reiste viel innerhalb Deutschlands und auch europaweit. In ihren Briefen berichtet sie von gebrochenen Kutschenachsen, verspäteten Zügen und sogar ihrem eigenen (Pferde-)Wagen. Landkarte des Herzogtums Coburg-Gotha, um 1860. Signatur BZ IV 5/22 3. Wilhelmine Schröder-Devrient: Leben und Karriere Die große Vitrine in der Mitte bildet das Herzstück der Ausstellung. Der Besucher verfolgt hier das Leben und die Karriere der Sängerin in ausgewählten Texten und Porträts: vom jungen Mädchen bis zur erfolgreichen Frau, ergänzt durch Rollenporträts und ihre Unterschrift. Eine kleine Sensation im wortwörtlichen Sinne ist die Miniatur der jungen Wilhelmine, gemalt von Moritz Michael Daffinger (1790-1849). Das Porträt, das im Bestand der Landesbibliothek entdeckt wurde, liefert das älteste bekannte Bild der Sängerin. Kritiker hoben schon früh ihre Schönheit hervor, ihre blonden Haare und die ausdrucksstarken blauen Augen. In dem goldverzierten Buch finden sich weitere Miniaturen berühmter Sängerinnen u.a. Maria Malibran. Moritz Daffinger und sein Kreis. Signatur Q 60,46 In Aus dem Leben einer großen Künstlerin berichtet Eckerlein von den Anfängen der Karriere der jungen Wilhelmine und ihren ersten Auftritten in der Oper. Ernst Eckerlein erzählt aus der Coburger Heimat, Coburg 1987. Signatur Cob 3.30/6 (7) Ex. 2 Am Dresdner Hoftheater wurde die 19-jährige Wilhelmine als Ensemblemitglied engagiert und blieb es vierundzwanzig Jahre lang. Sie heiratete den Schauspieler Carl Devrient. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, eines verstarb früh. Nach der Scheidung wurde dem Vater das Sorgerecht zugesprochen. Dresden, vierhundert Jahre deutsche Musikkultur, Große Gesangskunst in Sempers neuem Opernhaus, 1948. Signatur Q 76,109 Auch in Meyers musikalischem Conversationslexikon findet sich ein langer Eintrag zu Wilhemine Schröder-Devrient. Als Liedsängerin versuchte sie später noch einmal an ihre Erfolge anzuknüpfen, mit Werken wie Der Erlkönig von Franz Schubert oder Abendempfindung von Wolfgang Amadeus Mozart. Gegen Ende ihres Lebens litt sie an Niedergeschlagenheit, Einsamkeit und einer schmerzhaften Krankheit. Noch heute findet sich in Meyers Lexikon ein Eintrag zu ihr, er ist aber auf wenige Zeilen geschrumpft. Meyers musikalisches Conversationslexikon Bd.14, 1889. Signatur 73,1182(14) Die Gartenlaube, eine der ersten Illustrierten, veröffentlichte einen mehrteiligen Nachruf über Wilhelmines Leben. Die Autorin Elise Polko beschreibt den Erfolg in Paris und vergleicht Wilhelmine mit anderen Sängerinnen ihrer Zeit. Ein großes Porträt, das auch das Plakat der Ausstellung ziert, ist darin ebenfalls zu finden. Die Gartenlaube, Nachruf Elise Polko, Nr. 22 1860. Signatur PIII 13, 1 (1860,1) Das Bildnis Wilhelmine Schröder-Devrients verbreitete sich mit der Zunahme ihres Ruhmes in unterschiedlichen, aber ähnlichen Varianten in ganz Europa. Die Allgemeine Theaterchronik – Organ für das Gesamtinteresse der deutschen Bühnen und ihrer Mitglieder druckte ihr Porträt bereits zu ihren Lebzeiten 1843 als Titelblatt. Allgemeine Theater-Chronik/12.1843, No. 1-156. Signatur Ze-1861(1843) In Kostüm und Aktion zeigen die Rollenporträts Schröder-Devrient in zwei ihrer berühmtesten Rollen: Leonore (als Fidelio) aus Beethovens Oper Fidelio und Romeo aus Bellinis Montecchi et Capuletti (Romeo und Julia). Leonore, die sich die meiste Zeit des Stückes als Mann (Fidelio) verkleidet. Ein Moment höchster Spannung ist festgehalten: in tiefem Ausfallschritt zielt Leonore mit ausgestrecktem Arm auf ihre Verfolger, um ihren Mann zu schützen. Nach ihr versuchte eine andere Sängerin diese Szene zu übertreffen, indem sie zwei Pistolen zog - erfolglos. Voller körperlicher Einsatz, stimmlicher Ausdruck von Sprechen, über Singen bis zum Schrei machten Schröder-Devrient zu einer Sänger-Darstellerin, die an Ausdruckskraft ihresgleichen suchte und die Zuschauer begeisterte. Als Romeo, der männlichen Hauptfigur der Liebesgeschichte, trug Wilhelmine ihre Geliebte Julia sogar über die Bühne. Der Autor Julius Bab beschreibt zudem die unglückliche zweite Ehe Wilhelmines mit von Döring. Die Devrients. Geschichte einer deutschen Theaterfamilie, Julius Bab, Berlin 1932. Signatur 49, 1094 Während der Revolution 1848/49 in Dresden wurde Schröder-Devrient eine Zeit lang verdächtigt an den Mai-Aufständen in Dresden beteiligt gewesen zu sein, später jedoch freigesprochen. In das Album eines Freundes schrieb sie: „Alles fürs Volk, nichts für den Kaiser!“. Darunter ihre schwungvolle Unterschrift mit dem Doppelnamen, den sie seit ihrer ersten Hochzeit ihr Leben lang führte. Carl Hagemann beschreibt in dieser Biographie auch das Relief an Haus Wahnfried in Bayreuth, auf dem sie als Muse verewigt wurde. Wilhelmine Schröder-Devrient, Carl Hagemann, Berlin 1905. Signatur 2015,410 Das Porträt der Sängerin von Wilhelm Hensel passt hervorragend zum Ausstellungstitel. Er zeigt sie gekrönt mit einem Lorbeerkranz und mit auffallendem Perlenschmuck. Darunter wird aus einem ihrer unbekannten Briefe zitiert: „Die Musick ist das einzige Talent welches für sich besteht. Alle anderen verlangen Zeugen. - Berlin, März 1844.“ Wilhelmine Schröder-Devrient, Wilhelm Hensel (1794-1861), Portrait-Sammlung F. N. Manskopf, S 36/G04376, 1844, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main. Mit freundlicher Genehmigung. 4. Lorbeerkranz: Tod und Erinnerung Wilhelmine Schröder-Devrient starb am 26. Februar 1860 in Coburg. Die letzten zwei Vitrinen vereinen historische Zeugnisse über ihr Sterben und die Erinnerung an sie. Der Nekrolog von Hugo Gottschalk preist die Schönheit und das Genie der Künstlerin. Er berichtet von ihrer dritten Ehe mit Heinrich von Bock, einem estländischen Gutsbesitzer. Beschrieben werden auch ihre letzten Lebensjahre und ihre Beerdigung in Coburg. Ihre Mutter überlebte sie und brachte der Tochter den letzten Lorbeerkranz dar. Deutscher Bühnenalmanach 1861, Nekrolog von Hugo Gottschalk. Signatur Alm 300(1861) Die Journalistin und Autorin Claire von Glümer veröffentlichte 1862 ihre Erinnerungen an Wilhelmine Schröder-Devrient. In Briefauszügen, Tagebuchnotizen und Erinnerungen arrangiert von Glümer das Bild der von ihr so verehrten Künstlerin und Freundin und veröffentlicht eine erste umfassende Biografie der Sängerin. Erinnerungen an Wilhelmine Schröder-Devrient, Claire von Glümer, 3.Aufl. Leipzig 1904. Signatur 51,216 Die in der Ausstellung zitierten Zeitungsartikel der National Zeitung (28.1./2.2. und 6.2.1860) sind nicht im Bestand der Landesbibliothek verzeichnet, aber über Fernleihe auf Mikrofiche einsehbar. Der Coburger Sängerkranz, einer der großen Sängervereine der damaligen Zeit, die von Herzog Ernst II. sehr gefördert wurden, veranstaltete das Begräbnis Schröder-Devrients. Im Stadtarchiv Coburg sind die Akten noch überliefert, die belegen, was alles organisiert wurde und wer welche Genehmigung erteilen musste, damit schließlich ein prunkvolles Begräbnis Anziehungspunkt für Trauergäste aus ganz Deutschland werden konnte. Dass das Sterbezimmer mit Orangen geschmückt war, mag einerseits dem Raumduft zuträglich gewesen sein und ist andererseits vor allem ein Zeichen der Ehre, denn teure Zitrusfruchtpflanzen waren sonst nur Herrschern vorbehalten. Ein Anwaltsschreiben des Herrn von Bock erbittet die Überführung des Leichnams Wilhelmines nach Dresden. Dort, an ihrem Hauptwirkungsort, fand sie ihre letzte Ruhestätte auf dem Trinitatisfriedhof. Mit freundlicher Unterstützung des Stadtarchiv Coburg. Akte (A 1663) Durch das Sterbehaus, das immer noch in Coburg steht, ist Wilhemine Schröder-Devrients Andenken vor allem in der regionalen Geschichtsschreibung erhalten geblieben: Franz Eberlein und Harald Bachmann erinnern an die Sängerin, als eine von vier wichtigen Frauen der Coburger Geschichte, die am 20. Januar 1860 im Hause ihrer Schwester Auguste Schlönbach in Coburg starb. Coburger Geschichtsblätter/3/4, Franz Eberlein, Coburg 1996. Ze-3446(1995/1996 Die Gedenktafel am Sterbehaus, Glockenberg 2, ließ der Sänger und Kollege Alois Tichatschek ein Jahr nach Wilhelmines Tod anbringen. Denkmäler, Norbert Klüglein, Ein Leben für die Oper, Coburg 1995. Signatur Cob 7.20/68 (Ex. 3) Das Gold der Gedenktafel ist heute verblichen. Behrens betont in seinem Artikel die Zusammenarbeit Schröder-Devrients mit Richard Wagner. In Erz gegossen, in Stein gehauen. Joachim Behrens, Coburg 1969. Signatur Cob-69,688 Schon bald nach ihrem Tod erschienen die Memoiren einer Sängerin. Diese schlüpfrige Geschichte verbindet den Mythos einer Diva mit erotischen Abenteuern und moralischen Ermahnungen. Die angebliche Autorschaft Schröder-Devrients gilt mittlerweile als gefälscht, war zur Publikation 1868 aber bestimmt verkaufsfördernd. Aus den Memoiren einer Sängerin, nach d. Papieren von Wilhelmine Schröder-Devrient,1928. Signatur 88,1733 In einer Reihe für erotische Literatur erschien die Geschichte rot-weiß illustriert. Bis heute wird sie unter variierenden Titeln, sogar als E-Book, weiter veröffentlicht. Memoiren einer Sängerin, Bd 1, Meisterwerke der erotischen Literatur, illustriert von Madeleine Sirè, London 1965. Signatur L. sel.67 Den Bogen schließen zwei Publikationen zur Theater- bzw. Musikgeschichte, die Wilhemine Schröder-Devrient mit einbeziehen: In Hundert Jahre Coburgische Theatergeschichte sind alle wichtigen Ereignisse des Theaterbetriebs festgehalten, darunter die erfolgreichen Gastspiele Schröder-Devrients, ihre Bekanntschaft mit Herzog Ernst II, ihr Tod und das Begräbnis in Coburg. Signatur V IX 3/3 (Ex.1) Nachdem Wilhelmine Schröder-Devrient in der jüngeren Geschichtsschreibung fast vergessen wurde, widmet sich die neuere Musikwissenschaft ihr wieder verstärkt. Die Zusammenarbeit von Wilhelmine Schröder-Devrient und Wagner und ihre Erwähnung in seinen Schriften, sowie das Rollenporträt Wilhelmines als Leonore und ein aufschlussreicher Artikel über ihre prägende Interpretation dieser Rolle verfassten Carolin Abbate und Roger Parker. Diese Neuerwerbung wurde in der Landesbibliothek für den Bereich Operngeschichte angeschafft und konnte lieferfrisch präsentiert werden. C. Abbate, R. Parker, Eine Geschichte der Oper, die letzten 400 Jahre. Signatur 2015.68 Alle mit Signatur ausgezeichneten Exponate können in der Landesbibliothek ausgeliehen werden, teilweise jedoch nur für den Lesesaal. Weitere Lektüreempfehlungen, die per Fernleihe erhältlich sind: Fanny Lewald, Zur Erinnerung an Wilhelmine Schröder-Devrient, Nationalzeitung, Berlin 17. und 18.02.1860. Kazuko Ozawa-Müller, Clara Schumann und Wilhelmine Schröder-Devrient (1804 - 1860) im Spiegel ihres Briefwechsels. In: Schumann Studien. 6/1976, S. 65-118. Till Gerrit Waidelich, Anna Milder-Hauptmann (1785–1838), Wilhelmine Schröder-Devrient (1804– 1860): „[…] wenn das Orchester […] tobt, und die Sängerin sich dazu wie eine Furie geberdet“; Cordelia (1823), Conradin Kreutzers Oper über „eine wahre Begebenheit im Jahre 1814“ für zwei Primadonnen, in: Vom Salon zur Barrikade: Frauen der Heinezeit, hrg. von Irina Hundt, Stuttgart 2002 (Heine-Studien), S. 111–128. Alfred von Wolzogen, Ein Beitrag zur Geschichte des Musikalischen Dramas. Wilhelmine Schröder-Devrient, Leipzig 1863. online einsehbar: Juliette Appold, Artikel „Wilhelmine Schröder-Devrient“, in: MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen, hrg. von Beatrix Borchard, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 7.10.2008. URL: http://mugi.hfmt-hamburg.de/Artikel/Wilhelmine_Schröder-Devrient, abgerufen Juli 2015. Zuletzt sei darauf verwiesen, dass das Forschungsinstitut für Musiktheater im kommenden Jahr je einen Band zu den bisher erforschten SängerInnen des Forschungsprojekt Musik-StimmeGeschlecht im Verlag Königshausen&Neumann veröffentlichen wird. Darunter: Anno Mungen, SängerInnen und ihre Rollen: Wilhelmine Schröder-Devrient. Die Ausstellung wurde recherchiert, konzipiert und durchgeführt von Annika Hertwig, Masterstudentin am Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth im Studiengang Мusik und Performance und wissenschaftliche Hilfskraft im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt Musik-Stimme-Geschlecht – mit freundlicher und tatkräftiger Unterstützung der Mitarbeiter der Landesbibliothek Coburg, deren Direktorin Frau Dr. Silvia Pfister und dem Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth unter Leitung von Prof. Dr. Anno Mungen. Die Eröffnung fand am 12. 9. 2015 mit drei Impulsführungen im Rahmen der Nacht der Kontraste statt und ist noch bis Anfang 2016 zu sehen. Landesbibliothek Coburg Schloss Ehrenburg Schlossplatz 1 96450 Coburg Tel: 09561/8538-0 Fax: 09561/8538-201 E-Mail: [email protected] Webseite: www.landesbibliothek-coburg.de Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag: 10 – 17 Uhr Freitag – Samstag : 10 – 13 Uhr Während der Schulferien: Montag – Freitag: 10 – 13 Uhr