Geographischer Überblick Kretas

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Geographischer Überblick Kretas
R. Haßlwanter, J. Kröchert
Abb.1 Sattelitenbild von Kreta; Quelle:
http://visibleearth.nasa.gov/data/ev238/ev23810_Turkey.A2002301.0905.250m.jpg
Kreta ist mit 8335 km2 die größte griechische Insel und somit die fünftgrößte Insel des
Mittelmeers. Mit einer E-W-Erstreckung von 255 km und einer N-S-Erstreckung von 13-55
km gehört Kreta zum seismisch sehr aktiven Südrand der Ägäis. Auf Kreta sind drei größere
Gebirgszüge zu finden: das Gebirgsmassiv der Lefka Ori (Weiße Berge) mit dem Pachnes
(2453 m) als der höchsten Erhebung, die große Bergkette Ida, deren höchster Gipfel der
Psiloritis (2456 m) ist und der gleichzeitig die höchste Erhebung Kretas darstellt. Der dritte
Gebirgszug ist das Dikti-Gebirge, das eine maximale Höhe von 2148 m erreicht. Zwischen
den Höhenzügen breiten sich fruchtbare Ebenen aus, wie beispielsweise das Becken von
Iraklion. Aufgrund der geringen N-S-Erstreckung der Insel und ihrer besonderen
Bodenbeschaffenheit kommt es kaum zur Ausbildung von Flüssen, da die meteorischen
Wässer entweder sturzbachartig ins Meer fließen oder direkt im Boden versickern. Daher gibt
es kaum nennenswerte Flüsse auf Kreta außer dem Vrisakos und dem Kourtaliotiko.
Die Bevölkerung Kretas umfasst 550 000 Einwohner. EU-Studien ergaben, dass die Kreter
wohl die gesündesten EU-Bürger sind. Dies ist auch auf den Konsum von kaltgepresstem,
nativem Olivenöl und die auch sonst eher einfach gehaltene Ernährung zurückzuführen. Fast
75% der kretischen Bevölkerung sind im Norden der Insel sesshaft.
Nahezu die gesamte Bevölkerung Kretas gehört der griechisch-orthodoxen Kirche an. Kreta
ist einer von 10 griechischen Regierungsbezirken mit Iraklion als Hauptstadt; zudem wird die
Insel in 4 Verwaltungsbezirke (Nomoi) unterteilt. Neben dem profitablen Bereich der
Tourismus-Branche ist die Landwirtschaft immer noch einer der wichtigsten
Wirtschaftszweige Kretas. Wichtige Exportgüter sind Oliven, Wein (für den gebildeten,
verwöhnten Mitteleuropäer zumeist eher weniger eine Gaumenfreude), Rosinen, Zitrusfrüchte
und Frühgemüse.
Geologischer Kurzabriss
Abb.2: Geologische Übersichtskarte von Kreta; Quelle:
http://www.art.man.ac.uk/Geog/fieldwork/crete/maps/geology.htm
Auf Kreta werden 5 unterschiedliche geologische „Stockwerke“ unterschieden. Hierbei
handelt es sich um Faziesräume, die ursprünglich nebeneinander lagen und im Rahmen der
alpidischen Gebirgsbildung übereinander gestapelt wurden.
Die als autochthon interpretierte Plattenkalk-Einheit, das tiefste Stockwerk, ist auf Kreta vor
allem im Bereich der höchsten Erhebungen der Insel aufgeschlossen. Anteile aus dem
Oberkarbon/Unterperm wurden in der Talea Ori westlich von Iraklion beschrieben. Dominant
sind gewöhnlich plattige Marmore mit Hornsteinlagen, die vermutlich aus dem Jura bis
Alttertiär stammen und die im Osten Kretas in einen unteroligozänen Flysch überleiten.
Charakteristisch für die nach oben folgende Phyllit-Quarzit-Serie Ostkretas, das erste
allochthone Stockwerk, sind u.a. variszische Grundgebirgsspäne, die in die eigentlich
jungpaläozoisch-triadische sedimentäre Abfolge durch Abscherung während der Orogenese
eingeschlichtet sind. Die Phyllit-Quarzit-Einheit ist wie die unterlagernde Plattenkalk-Einheit
niedriggradig hochdruckmetamorph.
Die nicht metamorphen, massigen Kalke und Dolomite des zweiten allochthonen Stockwerks
gehören zur Tripolitza-Serie, die von der Obertrias bis ins Alttertiär sedimentiert wurde. In der
Obertrias beginnt die Ablagerung mit siliziklastischen Gesteinen (den sog. RawdouchaSchichten), die dann schnell von Karbonaten abgelöst werden. Diese zeigen steile Aufbrüche
und ausgeprägte Karstformen. Im Mittel- bis Ober-Eozän werden sie von einem mergeligen
Flysch abgelöst. Dieser ist häufig in Gräben oder staffelförmigen Abbrüchen erhalten
geblieben.
Das dritte allochthone Stockwerk ist durch die Gesteine der Pindos-Serie (Obertrias bis
Alttertiär) in kleinen Deckenresten oder Schollen vertreten. Es ist charakterisiert durch eine
Wechsellagerung von plattigen, Hornstein führenden Kalken mit Radiolariten, Mergeln und
Tonsteinen von der Obertrias bis in das Alttertiär. Auch diese Serie wird im Paläogen von
einem Flysch abgeschlossen, nachdem es bereits in der Oberkreide ein Flyschintervall
gegeben hat.
Die verschiedenen metamorphen und nicht-metamorphen Schuppen sowie OphiolithVorkommen des obersten Stockwerks befinden sich fast alle in Mittelkreta. Sie sind zumeist
an Grabenstrukturen bzw. Abschiebungen gebunden (JAKOBSHAGEN 1986, S. 73).
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