Deutsches Ärzteblatt 1981: A-941

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Herzrhythmusstörungen
5. Chirurgische
antiarrhythmische Therapie
Die Arrhythmiebehandlung durch
kardiochirurgische Maßnahmen hat
in der Bundesrepublik Deutschland
bislang noch keine allgemeine klinische Verbreitung gefunden. Die vorliegenden Ergebnisse, die sich vorwiegend auf Operationen in den
USA und Frankreich stützen, sind
gleichwohl ermutigend und lassen
die herzchirurgische Arrhythmiebehandlung in einzelnen Fällen als
sinnvolle Alternative erscheinen; so
im Fall therapieresistenter Tachykardien bei Präexzitations-Syndrom
und bei intraktablen Kammertachykardien (vergleiche 2).
6. Schlußfolgerungen
Auf Grund der dargestellten derzeitigen antiarrhythmischen Möglichkeiten läßt sich folgender differentialtherapeutischer Behandlungsplan
formulieren (Tabelle 6):
Die Sinustachykardie ist häufig
durch Sedierung zu beeinflussen,
gegebenenfalls durch Herzglykoside
oder Betarezeptorenblocker, zum
Beispiel Propranolol. — Die Sinusbradykardie läßt sich durch Parasympathikolytika oder Sympathikomimetika (Atropin, Alupent) kurzfristig beherrschen. Auf die Dauer ist
meist ein elektrischer Schrittmacher
notwendig. — Die supraventrikuläre
Extrasystolie läßt sich, sofern sie
überhaupt behandlungsbedürftig
ist, mit Ajmalin, Betablockern, Verapamil, Propafenon, Chinidin oder
Disopyramid behandeln. Bei der
supraventrikulären Tachykardie
kommen zunächst physikalische
Maßnahmen in Frage: Sedierung,
Vagusreiz (Karotisdruck, Bulbusdruck, Preßatmung usw.). Als vorteilhaft hat sich Verapamil erwiesen;
gegebenenfalls kommen auch Betarezeptorenblocker, Herzglykoside,
Chinidin, Aprindin, Propafenon oder
Disopyramid in Betracht. In speziellen Fällen können elektrotherapeutische und kardiochirurgische Maßnahmen angewendet werden. Vorhofflattern und Vorhofflimmern bedürfen häufig der Glykosidtherapie,
vor allem wegen der überleitungshemmenden Eigenschaften der
Herzglykoside bei tachysystolischen
Formen. Bei Vorhofflattern kommt
auch die Elektrotherapie in Frage.
Die verschiedenen bradykarden
Rhythmusstörungen auf der Basis
sinuatrialer oder atrioventrikulärer
Blockierungen können dauerhaft
meist nur mit einem elektrischen
Schrittmacher behandelt werden.
Dies gilt auch für die Bradyarrhythmia absoluta und das KarotissinusSyndrom. Die ventrikuläre Extrasystolle sollte mit Lidocain, Mexiletin,
Ajmalin, Chinidin, Betarezeptorenblockern, Propafenon oder Aprindin
behandelt werden. Bei Kammertachykardien besteht die Therapie in
Lidocain, Mexiletin, Propafenon,
Aprindin, Elektrostimulation, gegebenenfalls in herzchirurgischen
Maßnahmen. Im Akutfall ist oft die
Elektroschockbehandlung indiziert,
die bei Kammerflimmern obligat ist.
Literatur
(1) Arzneimittelkommission der deutschen
Arzteschaft: Eingeschränkte Anwendung von
Amidonal. Dtsch. Ärztebl. 74 (1977) 2118 — (2)
Guiraudon, G.; Fontaine, G.; Frank, R.; Barra,
J.; Grosgogeat, Y.; Cabrol, C.: Encircling endocardial ventriculotomy, up-dated results, in:
B. Lüderitz (Hrsg.): Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen, Pathophysiologie, Klinik, Therapie, Springer-Verlag Berlin—HeidelbergNew York 1981 (im Druck) — (3) Lüderitz, B.:
Elektrische Stimulation des Herzens, Diagnostik und Therapie kardialer Rhythmusstörungen (Unter Mitarbeit von Fleischmann, D. W.;
Naumann d'Alnoncourt, C.; Schlepper, M.;
Seipel, L.; Steinbeck, G.), Springer-Verlag
Berlin—Heidelberg—New York 1979 - (4) Lüderitz, B.: Therapie der Herzrhythmusstörungen
— Leitfaden für Klinik und Praxis, SpringerVerlag Berlin—Heidelberg—New York 1980- (5)
Merx, W.: Mexiletin beim akuten Myokardinfarkt, in: B. Lüderitz (Hrsg.): Ventrikuläre
Herzrhythmusstörungen — Pathophysiologie,
Klinik, Therapie. Springer-Verlag Berlin—Heidelberg—New York 1981 (im Druck) — (6) Seipel, L.; Breithardt, G.; Loogen, F. (Hrsg.): Neue
Aspekte der antiarrhythmischen Therapie — Erfahrungen mit Aprindin. Editio Cantor Aulendorf 1976 - (7) Steinbeck, G.; Manz, M.; Lüderitz, B.: Elektrostimulation bei tachykarden
Rhythmusstörungen — Pathophysiologie und
klinische Anwendung, in: B. Lüderitz (Hrsg.):
Ventrikuläre Herzrhythmusstörungen, Pathophysiologie, Klinik, Therapie, Springer-Verlag
Berlin—Heidelberg—New York 1981 (im Druck)
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med. Berndt Lüderitz
Medizinische Klinik I der
Universität München
Klinikum Großhadern
Marchioninistraße 15
8000 München 70
Cimetidinversager
Der H 2-Blocker Cimetidin nimmt seit
einigen Jahren einen festen Platz in
der Therapie peptischer Läsionen
ein.
Die hohe Ansprechquote, insbesondere bei Ulcus-duodeni-Patienten,
darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß es immer wieder Therapieversager gibt, die einer operativen Therapie zugeführt werden
müssen.
Die Autoren berichten über 16 von
50 Patienten (32 Prozent), bei denen
Komplikationen der Ulkuskrankheit
mit Cimetidin nicht beherrscht werden konnten.
8 Patienten waren mit der üblichen
Dosis von 4 mal 300 mg insgesamt 7
bis 33 Tage lang behandelt worden,
als in 6 Fällen eine Blutung und in 2
Fällen eine Perforation eintrat.
Bei 6 weiteren Patienten konnte eine
Ulkusblutung durch Cimetidin nicht
unter Kontrolle gebracht werden.
Bei zwei Patienten kam es 14 beziehungsweise 7 Tage nach Absetzen
der Medikation zu einer Perforation
beziehungsweise einem Rezidiv mit
Blutung als Rebound-Phänomen.
Schlußfolgerung
Cimetidin wirkt nicht immer bei
•
prophylaktischer oder therapeutischer Indikation.
Antazida sind mitunter zusätzlich
•
erforderlich zur Erreichung eines
optimalen pH.
(I)
Um Therapieversager zu erfassen, sollte unter der Cimetidin-Therapie das aktuelle Magen-pH kontrolliert werden.
O Der Einsatz der Substanz bei
akuten Ulkuskomplikationen erscheint noch zweifelhaft.
Bivins, B. A.; Rogers, E. L.; Rapp, R. P.; Sachatello, C. R.; Hyde, G. L.; Griffen, W. 0.:
Clinical failures with cimetidine. Surgery 88
(1980) 417-424. Department of Surgery, University of Kentucky Medical Center, 800 Rose
St., Lexington, KY 40536
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Heft 19 vom 7. Mai 1981
941
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