Melancholisch, träumerisch und strahlend

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Braunfels – Schottische Phantasie
Beitrag für den WDR Musikraum
»Melancholisch, träumerisch und strahlend«
Die »Schottische Phantasie« von Walter Braunfels
Von Otto Hagedorn
Mitwirkende:
Der Komponist Walter Braunfels im Interview 1952
Sprecherin: Regina Münch
Autor
Musikbeispiele:
Walter Braunfels: »Schottische Phantasie« für Viola und Orchester op. 47
Sarah-Jane Bradley (Viola), BBC Concert Orchestra, Leitung: Johannes Wildner
MUSIK 1
»Schottische Phantasie«, 1. Teil: Breit
<5>, 0'03"–0'38" (frei: 0'03"–0'11")
AUTOR
Melancholisch, düster fängt sie an – die »Schottische Phantasie« von Walter Braunfels. Es ist,
als will der Komponist in dieser Musik die Zeit spiegeln, in der sie entstanden ist.
SPRECHERIN
Wir schreiben das Jahr 1933, die Nationalsozialisten haben gerade die Macht in Deutschland
übernommen.
(MUSIK 1 kurz hoch)
SPRECHERIN
Braunfels ist fast 50 Jahre alt – und damals einer der berühmtesten Komponisten im Lande. Mit
seiner Oper »Die Vögel« hat er in den 1920er Jahren ein regelrechtes Erfolgsstück gelandet. Und
auch sonst macht er große Karriere.
AUTOR
Zwei Jahrzehnte später erzählt er davon selbst in einem WDR-Interview:
1
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Braunfels – Schottische Phantasie
O-Ton Walter Braunfels im Interview 1952
Jetzt muss ich Ihnen eigentlich noch sagen, wie ich nach Köln gekommen bin. Man wollte mich als
Leiter einer Hochschule in Frankfurt haben. Und da Frankfurt meine Vaterstadt ist, so fiel mir der
Spruch von dem Propheten im Vaterland ein – und ich schlug dem Ministerium vor, doch lieber die
Sache in Köln zu machen.
AUTOR
Und Braunfels macht seine Sache gut: In nur wenigen Jahren ist die Kölner Musikhochschule eine
der international beliebtesten und angesehensten.
SPRECHERIN
Aber im Mai 1933 ist damit Schluss:
O-Ton Walter Braunfels im Interview 1952
Nachdem ich ein sehr vielaufgeführter Komponist war, nachdem ich hier der Leiter der Hochschule
war, fanden mich die Nationalsozialisten doch nicht für fähig, ein solches Instrument zu leiten. Und
ich kam wieder in meine geliebte Einsamkeit und habe viel komponiert.
AUTOR
Walter Braunfels zieht sich an den Bodensee zurück. Aber er resigniert nicht. Eines der ersten Werke, das der Komponist nach seiner Amtsenthebung fertigstellt, ist die »Schottische Phantasie« für
Viola und Orchester.
MUSIK 2
»Schottische Phantasie«, 5. Teil: Lebhaft
<9>, 0'00"–0'20" (frei: 0'08"–0'13")
AUTOR
Die Uraufführung ist noch für 1933 in Dortmund geplant. Doch auch hier lassen ihn die Nationalsozialisten ihre Macht spüren – und verbieten das Stück kurzerhand. Immerhin: noch im selben
Jahr kann die »Schottische Phantasie« in der neutralen Schweiz zum ersten Mal aufgeführt werden.
SPRECHERIN
Schottisch daran ist übrigens erst einmal das Hauptthema. Es ist ein altes Volkslied aus Schottland
mit dem Titel »Ca’ the yowes«.
MUSIK 3
Benjamin Britten: »Ca’ the yowes« aus den »Folk Song Arrangements«, Bd. 5
Christian Gerhaher (Bariton), Gerold Huber (Klavier)
0'00"–0'11"
AUTOR
Und genau dieses Lied ist der melancholische Anfang von Braunfels’ »Schottischer Phantasie«:
MUSIK 4 (Wiederholung von MUSIK 1)
»Schottische Phantasie«, 1. Teil: Breit
<5>, 0'03"–0'11"
2
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Braunfels – Schottische Phantasie
AUTOR
Der Komponist gibt dem Lied viele Farben – zum Beispiel träumerisch mit der Solo-Viola:
MUSIK 5
»Schottische Phantasie«, 4. Teil: Allegro molto – cadenza
<8>, 3'11"–3'26" (frei: 3'11"–3'19")
SPRECHERIN
Und das ist gleichzeitig auch typisch für schottische Volksmusik: die Begleitung mit einer Harfe.
AUTOR
Und ganz zum Schluss strahlt dann das Volkslied:
MUSIK 6
5. Teil: Lebhaft
<9>, 11'46"–11'56" (Schluss)
3
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