SWR2 Musikstunde

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SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Musikstunde
Musik und Astronomie
Zyklische Kompositionen
im Zeichen des Himmels (3)
Von Sabine Weber
Sendung:
Redaktion:
Mittwoch, 11. November 2015
Ulla Zierau
9.05 – 10.00 Uhr
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere
Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
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SWR2-Musikstunde mit Sabine Weber 11.11.2015
Musik und Astronomie 3 Zyklische Kompositionen im Zeichen des Himmels
Signet: SWR2 Musikstunde
MODERATION
Am Mikrofon begrüßt Sie Sabine Weber. Die Musikstunden greifen diese Woche
nach den Sternen. Und in dieser dritten Folge geht es um Zyklische Kompositionen
im Zeichen des Himmels.
Titelmusik kurz (10.sec)
MODERATION
Seit alters her drängt es die Menschen, Ordnung in ihr Leben zu bringen, Regeln
zu fassen oder Gesetze zu formulieren. Diesbezüglich muss der Blick in die Sterne
immer schon fasziniert haben. Der zyklische Charakter der Himmelsbewegung.
Himmelslichter regeln das Jahr, den Tag, die Stunden! Die Sonnenbahn bestimmt
das Jahr. Der Mond den Monat. Die Erdrotation den Tag. Das sind erste
Ergebnisse astronomischer Forschung. Und dann ist die von der Erde aus
beobachtete Sonnenbahn, die Ekliptik, auch noch mit fantastischen Sternbildern
ausgeziert. Die Ausdeutung der strahlenden Himmelszeichen in einem
Jahreszyklus ruft heute den ersten Komponisten auf den Plan. Ein frühes
musikalisches Horoskop hat der Augsburger Johann Abraham Schmierer in einer
Sammlung von 12 Suiten unter dem Titel Zodiaci musici 1698 zusammengestellt.
Dabei hat er sich im Stile der von Frankreich herüber geschwappten Mode der
Tanzsuite ein tanzendes Sternenballett vorgestellt. Mit Musik, so schreibt der
Komponist im Vorwort, die für „Komödien, Taffelmusiken, Serenaden und sonstige
erfreuliche Zusammenkünfte“ wünschenswert wäre.
Die Ouvertüre aus der dritten Suite in D-dur steht im Zeichen des Widders. Der
Widder führt die astrologischen Zeichen an. Und ist heute unser Aufmacher!
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WDR3 Eigenproduktion, Länge: 3'52
Johann Abraham Schmierer, Ouvertüre aus der Suite Nr. 3 D-dur „Widder“ aus:
Zodiaci musici (1698), La Stagione Frankfurt, Michael Schneider (LTG)
MODERATION
La Stagione Frankfurt unter Michael Schneider mit der Ouvertüre aus der Suite Nr.
3 in D-dur aus der Sammlung Zodiaci musici – zu Deutsch Musikalischer Tierkreis.
Von Johann Abraham Schmierer Ende des 17. Jahrhunderts komponiert und
herausgegeben.
Zodiakus ist das griechische Wort für Tierkreiszeichen. Damit sind bekanntlich
unsere Sternzeichen gemeint. Widder, Stier, Zwilling undsoweiter. Die Umlaufbahn
der Erde um die Sonne bedingt, dass von der Erde aus betrachtet die Sonne
durch die 12 fixen Sternbilder wandert. Diese scheinbare Sonnenbahn heißt
Ekliptik.
Bereits in der Barockzeit sind bemerkenswerte Auswertungen erster
astronomischer Messungen in Musiktheorien zu konstatieren. Bedeutende
Gelehrte, Mathematiker und Astronomen wie Robert Fludd, Gottfried Wilhelm
Leibniz, Leonhard Euler oder Johannes Kepler haben sich mit musiktheoretischen
Fragen dieser Art auseinander gesetzt.
Gregor Joseph Werner, ein Vorgänger Joseph Haydns am Hofe Esterhazy, hat
sich in kurioser Weise kompositorisch auf Kalenderberechnungen eingelassen. In
seinem Musicalischen Instrumental-Calender für alle Monate des Jahres, das sind
12 Suiten, fallen die Menuette astronomisch gesehen auf. Ihre Taktzahl hat
Gregor Joseph Werner nach der Anzahl der Tages- und Nachstunden des
jeweiligen Monats ermittelt. Im Fall des Januars, den wir gleich hören, sind es 9
Taktstunden für den Tag und 15 für die Nacht. Im Großen und Ganzen wird
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lautmalerisch der Monat typologisiert. Im Einleitungsteil wird mit zitternden Noten
erst einmal musikalisch gezittert und Kälte hörbar gemacht. Der erste Monat im
Jahr ist ein frostiger Monat. Er markiert aber auch den Jahresbeginn. Es folgt ein
Stück in hoffnungsvoller Aufbruchsstimmung. Ein glückliches Neues Jahr möge
beginnen. Darauf folgt besagtes Menuett im 24 Stunden-Takt … Die Erde rotiert
im Dreiertakt um ihre Achse! Aber erst einmal ist eisiger Wind und Zittern
angesagt.
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LC01181 HUNGARTON CLASSSIC HCD 32654-55 Länge: 2'16; 2'03; 1'11
Gregor Joseph Werner, Januar aus dem Musicalischen Instrumentalkalender,
Aura Musicale
MODERATION
Das war der Januar aus dem

Neuen und sehr curiosen Musicalischen Instrumental-Calender,
Parthien=weiß mit 2 Violinen und Basso ò Cembalo in die zwölff
Jahres=Monat eingetheilet und nach eines jedweden Art und Eigenschafft
mit Bizzarien und seltßamen Erfindungen
Komponiert von Gregor Joseph Werner und 1748 gedruckt in Augsburg. Das
ungarische Ensemble Aura Musicale hat den kompletten kuriosen Kalender
aufgenommen. Alle Miniaturen sind kleine witzig spritzige Edelsteine, die Joseph
Haydn inspiriert haben könnten. Werner ist nämlich bis zu seinem Tod im Jahr 1766
Hofkomponist am Hofe der Esterhazy gewesen. Er ist also ein Vorgänger Joseph
Haydns gewesen.
Die SWR2 Musikstunde steht diese Woche in den Sternen. Die Macht der Sterne
offenbart sich nicht nur in ihrem nächtlichen Lichtspektakel. Die Himmelssterne
definieren unsere Zeitrechnung. Die Erdrotation Tag und Nacht; der Monat ist
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durch die Erdumlaufbahn des Mondes abgezirkelt; das Jahr durch die
Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Bis zur Erfindung des Echolots und Infrarot
bieten die Sterne Orientierung auf dem Meer. Denn bei der Rotation bleiben die
Pole der Erde fast konstant. Zwischen den fixen Sternzeichen mit ihren immer
gleichen Sternkonstellationen wandern oder irren die Planeten und bilden
Konstellationen zur Erde und zueinander. Diesbezüglich werden die Astrologen
um Deutung gebeten.
Die Astrologie, also die Deutung der Sterne in Bezug auf das menschliche
Schicksal und den menschlichen Charakter werden von der Wissenschaft heute
belächelt. Dennoch basieren die Berechnungsgrundlagen der Konstellationen
auf „harten“ gemessenen astronomischen Daten.
Karlheinz Stockhausen hat 1975 eine astrologisch-musikalische Komposition
entworfen, die auf ganz persönlichen Formeln beruht. Tierkreis heißt der Zyklus. Für
die 12 Sternzeichen des Jahres und die ihnen zugeordneten Menschentypen hat
er musikalischen Formeln, Melodien, Rhythmen und auch Texte
zusammengestellt.
Die Partitur der einzelnen Sternzeichen ist ein- oder zweistimmig notiert; die
Ausgestaltung im Einzelnen überlässt Stockhausen den Interpreten. Menschliche
Veranlagungen - seien sie nun astrologisch determiniert oder nicht – entwickeln
und prägen sich auf der Erde natürlich auch unterschiedlich aus.
Hier die drei Winter-Sternbilder. Passend zu Jahreszeit der Schütze, Steinbock und
Wassermann. Es spielen Kathinka Pasveer, Flöte und Piccolo, Suzanne Stephens,
Klarinette und Markus Stockhausen, Klavier und Trompete. Die Trioversion hat der
Komponist diesen Musikern auch gewidmet. Die drei Sternbilder werden in
unterschiedlichen Besetzungen und Interpretationen mehrmals hintereinander
wiederholt.
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LC WDR Koproduktion STOCKHAUSEN 1993 Länge: 6'29
Karlheinz Stockhausen, Schütze, Steinbock, Wassermann aus Tierkreis (TrioVersion), Suzanne Stephens, Klarinette, Kathinka Pasveer, Flöte und Piccolo,
Markus Stockhausen, Trompete und Klavier
MODERATION
Schütze, Steinbock und Wassermann, drei Wintersternbilder aus dem Zyklus
Tierkreis von Karlheinz Stockhausen. Mit Suzanne Stephens, Kathinka Pasveer und
Markus Stockhausen. Der Komponist Karlheinz Stockhausen ist in den 1950ern
einer der radikalen Neuerer gewesen, vor allem im Umgang mit Elektronik. Später
wähnt er sich auf dem Sirius geboren. Und seine Musikwerke, vor allem sein
gigantischer Opernzyklus Licht mit Einzelopern zu den sieben Wochentagen hat
er dann eher als messianische Botschaft empfunden, denn als Experimente. Er
habe „eine kosmologische Komposition schreiben (wollen), die der Wahrheit von
jetzt und ewig entspricht“, so Stockhausen selbst über dieses Werk.
Kompositionen wie Atmen gibt das Leben oder Sirius sind diesem 25 Stunden
Riesenzyklus vorausgegangen. Aber auch Mantra, Sternklang, Inori, Licht oder
kosmische Musik sprechen für seine supraterrestrisch- quasi religiösen Ambitionen.
In seinem Heimatort Kürten im Bergischen Land vor den Toren Kölns hat er sich
einen eigenen Kosmos geschaffen, mit einem Stockhausen-Archiv,
Instrumentenhaus, und Partiturenlager. Dort ist er 2007 kurz vor seinem 80.
Geburtstag verstorben.
Sie hören die SWR2 Musikstunde. Wer keine Neue Musik hört, aber Horrorfilme
liebt, könnte diesen Komponisten kennen. George Crumb. Ein Jahr nach
Stockhausen ist er geboren. Und vielleicht lege ich damit jetzt erst einmal eine
völlig falsche Spur. Zu William Friedkins Horrorfilm Der Exorzist von 1973 sind
Ausschnitte aus seinem Streichquartett Black Angels erklungen. Mit radikalen
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Neuerungen in der Musik hat der amerikanische Komponist aus Charleston WestVirginia nichts am Hut. Und Filmmusikkomponist ist er auch nicht gewesen. Mit
Horror hat seine Ästhetik nichts gemein. Auch wenn Crumb mit seinen Klängen
immer dem Unterbewussten, Geheimnisvollen auf der Spur ist. Seine Partituren
huldigen der Nacht, dem Mond oder richten ihr Augenmerk auf magische
Welten. Den Gesang der Wale hat er in einer Komposition widerhallen lassen.
Und immer enthalten seine Partituren eine Aufforderung, sich den enigmatischen
Schönheiten der Natur zu öffnen. Oft tönen sie als ein Klang-Echo von weit her.
Aus mystischer Ferne. In seinem Hauptzyklus Makrokosmos 1 und 2 - für Klavier
durchläuft er zweimal den Tierkreis. Er zeichnet jede Miniatur mit einem
Tierkreiszeichen. Aber auch imaginäre Welten. Eine Pastorale aus dem Königreich
Atlantis vor 10.000 Jahren ordnet er dem Stier zu. Den magischen Kreis der
Unendlichkeit dem Löwen. Vortragsbezeichnungen wie „Hauntingly echoing –
like an Appalachian Valley acoustic“ finden sich in den Noten. Ein Flusstal in den
Apalachen, seine Heimat, besäße eine spezielle Echoakustik. Sie bilde die
Grundlage seiner Musik. Gespenstisch klänge es dort. Die Pianistin in unserer
Aufnahme, die Norwegerin Ellen Ugelvik, greift auch ins Innere des Klaviers, um
besondere Echoklänge hervorzurufen. Sie singt oder rezitiert und agiert wie eine
Schamanin. Die Tierkreiszeichen hat Crumb in beiden Zyklen jeweils zu drei
Blöcken mit je vier Zeichen zusammengestellt. Allerdings mischt er die Zeichen
und folgt nicht der üblichen Reihenfolge der Ekliptik. Aus dem dritten Teil aus dem
ersten Makrokosmos von 1972 hören wir: Frühlingsfeuer – Widder, Traumbilder –
Zwillinge und Spiral Galaxien - Wassermann. Für diese letzte Miniatur hat Crumb
die Noten spiralförmig aufs Notenpapier aufgemalt.
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LC05789 SIMAX CLASSIC PSC1263 NOFZSO863010 Länge: 6'14
George Crumb, Part three aus Makrokosmos I, Ellen Ugelvik, Klavier
MODERATION
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Ein Ausschnitt aus dem dritten Teil des ersten Makrokosmos von George Crumb.
Ganz kurz ist Chopin im Tierkreiszeichen der Zwillinge aufgetönt, der langsame Teil
des Fantasieimpromptues. Dazu hat der Komponist bemerkt: „Während ich
Makrokosmos 1 komponiert habe, war ich mir bewusst, dass mich einige
musikalische Bilder verfolgten. Manchmal sehr lebendig, manchmal vage … Das
sind magischen Eigenschaften der Musik. Es geht mit dem Teufel zu, es geht um
die Zeitlosigkeit von Zeit oder auch um Ironien im Leben, wie man das von Mozart
oder Mahler kennt. Ich musste auch an die Worte von Pascal denken: „Die Stille
des unendlichen Alls ängstigt mich“. Und an Zeilen von Rainer Maria Rilke: „... in
den Nächten fällt mir die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir
alle fallen. Und doch ist da Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen
Händen hält ...“ So weit George Crumb über sein Werk Makrokosmos 1,
komponiert 1972.
Sie hören die SWR2 Musikstunde, die heute von Zyklischen Kompositionen im
Zeichen des Himmels handeln. Die Ekliptik ist die scheinbare Sonnenbahn von der
Erde aus betrachtet. Denn die Erde kreist ja um die Sonne. Ein Umlauf ist ein Jahr.
Weil die Erde geneigt ist, verändert sich der Winkel der Sonneneinstrahlungen.
Das bedingt die Jahreszeiten. Und Jahreszeiten-Zyklen sind auch in der Musik ein
populäres Ordnungsschema.
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M0013417 Länge: 3'18
Antonio Vivaldi, Allegro aus dem Konzert für Violine, Streicher und B.c. RV 269 op
8 Nr. 1 (Der Frühling) in der Bearbeitung für Violine, Akkordeon, Cymbalum und
Kontrabass, Gilles Apap, Violine und Colors of Invention
MODERATION
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Das ist der letzte Schrei, oder der letzte Pfiff. Mit Gilles Apap und den Colors of
invention. In einer Bearbeitung für Violine, Akkordeon, Cymbalum und
Kontrabass. Vielleicht nicht in dieser Einspielung, aber in irgend einer anderen
dürften die Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi in den meisten privaten
Plattensammlungen zu finden sein. Aber sie sind nicht der einzige populäre
Jahreszeitenzyklus. Joseph Haydns Die Jahreszeiten werden von jedem Chor
einstudiert. Auch Klavierkomponisten haben sich der Monate des Jahres als
Charakterstück-Sammlung angenommen. Peter Tschaikowsky oder auch Fanny
Hensel. Aber kennen Sie die Jahreszeiten von Alexander Glazunov? Vielleicht.
Zum Abschluss habe ich aber eine gerade neu erschienen spektakuläre
Einspielung eines Jahreszeiten-Oratoriums von Benedetto Marcello. Die dürften
die meisten noch nicht kennen!
Doch zunächst zu Alexander Glazunov. Der war ein Naturtalent. Den brauchte
man quasi nicht zu unterrichten, hieß es. In ihm mussten nur die schlummernden
Kräfte geweckt werden. Und schon ist er imstande gewesen, wunderbare
orchestrale Klangbilder zu erschaffen. Bereits mit 25 Jahren komponiert Alexander
Glazunov jedenfalls so gut, dass der große Tschaikowsky ihn fördern will. Durch
die Begegnung mit Tschaikowsky wendet sich Glazunov wiederum dem Ballett
zu. In der verlockenden Scheinwelt der Tütüs, Dornröschen und
Nussknackerfiguren ist er brennend daran interessiert, sein Ballettpotential
auszuloten. Für ein Ballett kurz vor der Jahrtausendwende, im Jahr 1899, kreiert er
vier starke Klangbilder zu den Jahreszeiten. Er beginnt mit dem Winter. Und wie
nach einer kurzen Einleitung Väterchen Frost auf der Bühne gezittert haben muss,
ist mit der Musik sofort vorstellbar.
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LC00171 DECCA455349-2 Länge: 2'59
Alexander Glazunov, Der Frost aus dem Winter der Jahreszeiten op 67, Royal
Philharmonic Orchestra, Vladimir, Ashkenazy (LTG)
MODERATION
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Le givre – der Frost - ein Ausschnitt aus dem Winter, aus dem op 67 von Alexander
Glazunov. Das ist ein Jahreszeitenballett, das in vier Tableaux den Jahreszyklus
beschreibt. Choreographiert hat ihn bei der Uraufführung Marius Petipa am 21.
Februar 1900 in Sankt Petersburg im Mariinski-Theater. Na, da werden noch
Eisschollen auf der Neva getrieben sein.
Wenn der Frost klirrt, dann weinen Frühling und Sommer.
So in Benedetto Marcellos Jahreszeiten-Oratorium, das auch mit dem Winter
anfängt. Der Winter kommt aus den Bergen und begegnet dem jämmerlich
weinenden Frühling, Sommer und Herbst. Die Schwestern weinen aber nicht, weil
der Winter kommt, sondern weil die Herrin aller Jahreszeiten, die heilige Maria
gestorben sei. Und da weint auch der Winter. Erst im zweiten Teil finden sie
heraus, dass Maria zu den Sternen aufgestiegen ist und im Himmel den Tod
überwunden hat.
Alle Jahreszeiten marschieren auf, um Maria ihre Aufwartung zu machen und von
ihren Vorzügen zu schwärmen. Der Herbst hat Marias Geburt begleitet. Der
Sommer ihren Tod, der Frühling Marias Verkündigung und der Winter ihre
Unbefleckte Empfängnis. Ja, das ist eine Maria-Olympiade, das sind MariaJahreszeiten, die hier veranstaltet werden. Feinste Italienische Arienfabrikation
zum Lachen und zum Weinen für Sopran, Alt, Tenor und Bass – die vier
Jahreszeiten. Das Oratorium Das Weinen und Lachen der vier Jahreszeiten zum
Tod, zum Lobpreis und zur Krönung der auferstandenen Maria im Himmel hat
Marcello 1731 im Auftrag der Jesuiten-Kongregation in Macerata vertont. Die
waren wohl besondere Marienverehrer. Die Accademia Claudio Monteverdi
Venezia und das Lorenzo da Ponte Ensemble unter der Leitung von Roberto
Zarpellon haben dieses Oratorium gerade aufgenommen. Da die SWR2
Musikstunde mit ihrem Zeitbudget am Ende ist, hier, eine Arie des Frühlings aus
dem ersten Teil über das Lachen, und dann springen wir in den zweiten Teil in das
Schlussrezitativ der Jahreszeiten, in denen sie sich anpreisen und hören den
jubelnden Schlusschor!
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LC29208 FRABERNARDO fb 1503177 Länge: bis 3'31 1'20; 2'52
Benedetto Marcello, „Ridi“, Arie Frühlings aus dem 1. Teil, Rezitativ Sommer,
Herbst, Frühling, Winter, Schlusschor aus dem 2. Teil von Il pianto e il Riso delle
Quattro Stagioni, Silvia Frigato, Sopran, Elena Biscuola, Alt, Raffaele Giordani,
Tenor, Mauro Borgioni, Bass, Venice Monteverdi Academy, Lorenzo da Ponte
Ensemble, Roberto Zarpellon (LTG)
MODERATION
Es müssen nicht immer die Jahreszeiten von Vivaldi oder Haydn sein. Von
Benedetto Marcello gibt es jetzt in einer Neuaufnahme ein völlig unbekanntes
Oratorium zu bestaunen. Il pianto e il Riso delle Quattro Stagioni, 1731 für die
Jesuitenkongregation in Macerata komponiert. Einen kleinen Höreindruck haben
Sie eben bekommen, mit dem Schlussrezitativ und Schlusschor aus dem zweiten
Teil. Alle Angaben zu unserer gespielten Musik können sie noch einmal im Netz in
Ruhe nachschlagen. Auf unserer Seite müssen Sie sich nur bis zu der SWR2
Musikstunde durchklicken. Dort finden Sie auch eine Abhörmöglichkeit dieser
Sendung, aller vorherigen und noch kommenden.
Die Himmelskönigin ist von den vier Jahreszeiten in den Himmel gesungen
worden. Morgen werden wir erfahren, was der Papst ganz aktuell zur Astronomie
beiträgt. Wir beobachten nämlich weiterhin die Sterne.
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