Alter Hahn – der Sporn zeigt`s

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REVIER
IM REVIER
Wie alt?
Foto: WEnzel Deutz
Ansprechtipps für
das Jagdrevier
von Gunther Greßmann
und Armin Deutz
Alter Hahn –
der Sporn zeigt’s
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Über ausgewilderte Fasanen liegen
zahlreiche Arbeiten vor, die belegen,
dass die Überlebensraten von diesen
Fasanen äußerst gering und Beutegreifer eine sehr häufige Verlustursache sind, einerseits bedingt durch
falsche oder fehlende Feindvermeidungsstrategien und andererseits
durch die fehlende Orientierung im
vollkommen neuen Lebensraum.
Einige, aber nicht alle Arbeiten sehen einen Unterschied in der Überlebensrate zwischen intensiv und
extensiv (z.B. Flugvolieren) aufgezogenen Fasanen.
Hohe Reproduktion
– hohe Verluste
Eine Fasanhenne legt rund 10 bis 12
Eier. Und nun beginnt bereits der
Wettlauf gegen den Tod, denn die
Gelegeverluste können über 80 %
ausmachen. Nicht nur die breite Pa-
lette an Fressfeinden, selbst Temperaturschwankungen können hier
großen Einfluss auf die Bruten nehmen. Untersuchungen an Kunstbruten haben gezeigt, dass ein Absinken
der Bruttemperatur um eineinhalb
Grad Celsius bereits bis zu 60 % des
Bruterfolges zunichte machen kann.
Offensichtlich scheinen in den Monaten April, Mai und Juni die durchschnittlichen Tagestiefsttemperaturen eine sehr große Bedeutung
zu besitzen. Durch die Möglichkeit
von Nachgelegen, welche aber meist
etwas geringere Eizahlen aufweisen,
können Verluste bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden,
sodass in vielen Fällen schlussendlich der Bruterfolg innerhalb einer
Population größtenteils gesichert
ist. Interessant ist hiezu eine Studie
aus der Türkei, welche zeigt, dass
zweijährige Hennen zwar betreffend
Der Anblick 9/2011
Bei alten Hennen wird der Stoß voller und länger.
Recht sicher lässt sich das Alter des
Fasanhahnes anhand der Sporenlänge bestimmen. Nach Schulze
(1977) beträgt die Sporenlänge beim
halbjährigen Hahn mit nur leichten
Schwankungen durchschnittlich 8,8
mm, die Sporenspitze ist kurz und
meist stumpf, und die Krümmung
der Sporen nach oben ist in diesem
Alter noch nicht oder erst schwach
ausgebildet. Allgemein kann man
davon ausgehen, dass Hähne mit
einer Sporenlänge von unter 10
mm mit hoher Sicherheit Diesjährige sind. Bei Hähnen im Alter von
eineinhalb Jahren sind die Sporen
durchschnittlich 13,7 mm lang, bei
Hornringe an der Basis der Sporen
aus. Als Faustregel gilt: Anzahl der
Ringe + 1 Jahr = Alter. Hähne ohne
Ring sind demnach einjährig, in
Ausnahmefällen können Einjährige
auch schon einen Ring zeigen. Erfahrungsgemäß können diese Ringe
aber sehr undeutlich sein. Hähne
mit weißen, gebogenen Sporenspitzen werden als mindestens vierjährig angesprochen.
Alte Hennen sind an ihren volleren
und längeren Spiel(Stoß)federn zu
erkennen, sehr alte Hennen können
„hahnenfedrig“ werden.
Die Altersbestimmung beim Fasan
ist einerseits interessant, um einen
Rückschluss auf die Altersstruktur
der Strecke und damit indirekt des
Bestandes zu erhalten, und andererseits auch lukullisch nicht uninteressant, da junge Fasane doch zarteres
Wildbret haben …
Hahn im 2. Lebensjahr.
Hahn im 3. Lebensjahr.
Altersbestimmung beim Fasan
Fotos: A. Deutz
ür Wildtiere, welche stark
von klimatischen Einflüssen abhängig sind, ist es
umso
entscheidender,
dass der Lebensraum Strukturen
aufweist, welche Ausfälle mindern
können. Zwar sind für Fasane in
Gefangenschaft Altersangaben bis
zu 15 Jahren und im Freiland mitunter von 8 bis 10 Jahren zu finden,
die durchschnittliche Lebenserwartung liegt allerdings ungleich tiefer.
Dies ist unter anderem durch die oft
enormen Ausfälle bei den Kücken
bzw. die allgemein hohe Sterblichkeitsrate im ersten Jahr bedingt. Vergleicht man verschiedene Studien,
dürften nur wenige Fasane älter als
drei Jahre werden. Somit liegt die
durchschnittliche Lebenserwartung
für ein erfolgreich ausgeschlüpftes
Kücken wohl lediglich bei knapp
eineinhalb Jahren.
die Anzahl an gelegten Eiern produktiver sind, die Eier dreijähriger
Hennen allerdings das etwas höhere
Durchschnittsgewicht ausweisen,
was den Kücken bessere Startbedingungen ermöglicht.
Nach dem Schlupf vergehen rund
drei Monate voller weiterer Gefahren
für die Kücken bis zum Selbstständigwerden. Je nach Untersuchung
beträgt die Anzahl der Jungvögel zu
diesem Zeitpunkt im Schnitt noch
etwas über fünf Junge pro Henne,
wobei die Zahl hier zwischen drei
und sieben Jungtieren schwankt.
Grundsätzlich zeigen aber viele Studien, dass die Sterblichkeit im ersten Jahr sogar über 75 % betragen
kann. Verstärkt trifft dies allerdings
die männlichen Tiere, welche nicht
nur im ersten Jahr, sondern auch in
den Folgejahren von einer höheren
Sterblichkeit betroffen sind. Wird
zweieinhalbjährigen 16,5 mm. Im
Laufe der weiteren Lebensjahre wird
die Sporenkrümmung immer deutlicher und die Sporenspitze wird
auffallend länger und spitzer.
Eine weitere Altersbestimmungsmethode geht von der Anzahl der
Foto: A. Deutz
Wohl wenige Wildarten sind
so witterungsabhängig wie das
Niederwild. Bei einer Art wie
dem Fasan, der ursprünglich
aus den Trockengebieten Asiens stammt und zur Zeit der
Römer nach Europa gelangte,
erstaunt es daher nicht, wenn
widrige Witterungsbedingungen der Hauptgrund für
Bestandesschwankungen ist.
das erste Jahr überlebt, haben Hennen eine gute Chance, eineinhalb
Jahre älter zu werden, während die
durchschnittliche Lebenserwartung
für die Hähne unter einem weiteren Jahr liegt. Dies ist auch mit ein
Grund, warum das Geschlechterverhältnis stets zugunsten der Hennen verschoben ist. Aus der Volierenhaltung ist allerdings bekannt,
dass bei einem Geschlechterverhältnis von 1:10 (Hahnen zu Hennen)
ein „Normalwert“ an befruchteten
Eiern erreicht werden kann. Diese
Zahlen machen deutlich, dass sich
Fasanpopulationen größtenteils
nur über eine genügende Anzahl an
Hennen, welche erfolgreich Jungvögel aufziehen, halten können. Interessant ist, dass die Sterblichkeit
der „Altvögel“ in der Zeit bis zum
Brutbeginn am höchsten ist. Und
hier kommt wiederum der Lebensraum ins Spiel, denn je besser der
Winterlebensraum betreffend Nahrung und Deckung ist, desto höher
ist auch die Überlebenswahrscheinlichkeit der für die Reproduktion
wichtigen „Alttiere“.
Diesjähriger Hahn.
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