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Was das Herz
begehrt –
Ernährung als
unterstützende
Therapie
Ernährung herzkranker
Hunde
Adipositas und kardiale Kachexie – das
Gewicht herzkranker Hunde ist von beiden Extremen gezeichnet. Deshalb muss
bei der Auswahl einer individuell optimierten Herzdiät nicht nur das Stadium der Erkrankung sondern auch das Gewicht des
Hundes im Mittelpunkt stehen.
Übergewicht entsteht oft aufgrund unverhältnismäßig hoher Energiezufuhr. Adipositas wirkt sich nachweislich negativ auf
das Herzzeitvolumen, die Herzfrequenz,
den Blutdruck und die Lungenfunktion
aus. Schritt für Schritt müssen diese Patienten auf eine energie- und fettarme, faserreiche Diät inklusive regelmäßiger, angepasster Bewegung umgestellt werden.
34-75 % aller Hunde mit Herzerkrankun-
Dr. med. vet.
Nicola Schröer
Fachtierärztin
für Pferde
70794 Filderstadt
gen sind anorektisch (1, 2). Der Gewichtsverlust resultiert aus der Verbrennung fettfreier Körpermasse wie Aminosäuren der
Muskulatur – im Gegensatz zu gesunden
Hunden, die auf Fettreserven zurückgreifen. Begleitend entstehen entzündungsfördernde Zytokine (3, 4), die direkt für
die Anorexie, den erhöhten Energiebedarf
und den gesteigerten Stoffwechsel des
Gewebes der fettfreien Körpermasse verantwortlich sind. Kachektische Herzpatienten benötigen Futter mit hoher Energiedichte, d.h. eine ausreichende Menge
an Energie und hochwertigem Protein,
schmackhaftes, eventuell angewärmtes
Futter in kleinen Portionen. Joghurt,
Ahornsirup oder Honig dienen als Geschmacksverstärker. Ein guter Ernährungszustand geht bei herzkranken Hunden mit
einer verlängerten Überlebenszeit einher.
Mineralstoff-Versorgung
Essentiell für eine optimalen Ernährungszustand ist eine angepasste Mineral- und
Nährstoffversorgung. Aktuelle Forschungen belegen, dass eine niedrige Versorgung mit Natrium eine Erhöhung der
Reninaktivität und der Aldosteronkonzentration im Plasma nach sich zieht (5).
Gesunde Hunde weisen eine relativ große
Toleranz bezüglich des Natriumgehalts im
Futter auf und scheiden überschüssiges
Natrium problemlos über den Harn aus
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Kleintier
Schon im Frühstadium einer Herzerkrankung kommt es zu Verschiebungen im
Elektrolyt-, Enzym- und Substrathaushalt
und nachweislich zu Defiziten in der Nährstoffversorgung des Herzmuskels. Doch
ob Endokardiose oder dilatative Kardiomyopathie –im Anfangsstadium ist eine
Medikation meist nicht indiziert. Alternativ wirken sich eine Ernährungsumstellung
und eine gezielte Supplementierung einzelner Nähr-, Zusatzstoffe oder Phytopharmaka positiv auf die Herzfunktion aus.
Kleintier
(6). Herzkranke Hunde dagegen geben
Natrium nur in abnorm geringem Ausmaß
ab, da das Renin-Angiotensin-AldosteronSystem als früher Kompensationsmechanismus aktiviert ist. Deshalb empfiehlt sich
eine Natriumrestriktion erst im Anschluss
an die frühen Stadien einer Herzerkrankung (Stad.1/2 ISACHC).
Eine Substitution von Kalium gilt heutzutage meist als nicht mehr essentiell.
Bei der Therapie von Herzerkrankungen
kommen oft bereits kaliumsparende ACEHemmer zum Einsatz, die eine Zufuhr von
Kalium überflüssig machen bzw. eher zu
einer Hyperkaliämie führen kann. Früher
entstand eine Hypokaliämie durch den
vermehrten Einsatz von Diuretika wie Furosemid und damit die Gefahr von Herzrhythmusstörungen,
Muskelschwäche
und Digitalistoxizität. Daher ist auf einen
adäquaten Kaliumgehalt im Futter zu achten und eine regelmäßige Überprüfung
des Kaliumwertes im Blut empfiehlt sich.
Spezielle Nährstoffe
Der Zusammenhang zwischen einer Unterversorgung an Taurin und der dilatativen
Kardiomyopathie (DKM) ist bei der Katze
schon seit den 80er Jahren bekannt (7).
Eine entsprechende Korrelation in der Entstehung einer DKM wurde bei bestimmten Hunderassen (Cocker Spaniel, Golden
bzw. Labrador Retriever, Bernhardiner und
Englische Setter) gefunden (8,9,10). Eine
Lamm-Reis-Diät sowie eine rohfaserreiche
Kost wirken dabei begünstigend (9,11).
Der Zusatz dieser positiv inotrop wirkenden Aminosäure bei Taurin-induzierter
DKM verbessert sowohl die Klinik als auch
ultrasonographisch gemessene Werte
(10).
Die essentielle Aminosäure Arginin ist ein
Vorläufer des Stickstoffmonoxids, welches
als körpereigenes Muskelrelaxans der glatten Gefäßmuskulatur fungiert (12). Zur
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Wirkung einer Argininsupplementierung
gibt es beim Hund im Gegensatz zum
Menschen noch relativ wenige Untersuchungen. Hunde mit chronischer Endokardiose weisen erniedrigte Stickstoffmonoxidwerte auf (13). Beim Menschen
führt das zu einer verringerten peripheren
Durchblutung sowohl in Ruhe als auch
unter Belastung (14) und letztendlich zu
einer Belastungsintoleranz. Eine Supplementierung mit L-Arginin verbessert die
endotheliale Dysfunktion und das Herzminutenvolumen, fördert die Vasodilatation
und erniedrigt die Herzfrequenz.
Bevölkerungsgruppen mit hohem Fischkonsum wie die Inuit oder die Japaner
leiden seltener an kardiovaskulären Erkrankungen – denn Fisch besitzt hohe
Gehalte an Omega-3-Fettsäuren. Bei einer
Herzerkrankung ist die Plasmakonzentration der Omega-3-Fettsäuren EPA und
DHA erniedrigt und die Zytokine Tumornekrosefaktor (TNF) und Interleukin-1 (IL1) erhöht (1, 5). Eine zusätzliche Gabe von
Omega-3-Fettsäuren reduziert die Produktion von an Entzündungsreaktionen beteiligten Eikosanoiden, TNF und IL-1 und damit entzündliche Prozesse. Sie reduzieren
Herzrhythmusstörungen, steigern den Appetit und wirken einer Kachexie entgegen
(1,15,16).
Das wasserlösliche Vitamin B1, auch Thiamin genannt, unterstützt die Erhaltung
einer normalen Herzfunktion essentiell.
Diuretika wie Furosemid rauben dem
Körper durch Anregung der Diurese wichtige Nährstoffe. Schon geringe Dosen an
Furosemid bedingen Verluste an Thiamin
über den Harn. Bei 91% der Patienten mit
Stauungsinsuffizienz wurde ein Thiaminmangel festgestellt (17). Mehr als 50%
des Thiamins wird dabei über die Nieren
ausgeschieden und der Hund muss es
durch ein geeignetes Ergänzungsfuttermittel wieder zu sich nehmen. Eine defizitäre Versorgung mit Vitamin B1 korreliert
und lipidsenkend. In der Monographie der
Kommission E ist der Weißdorn mit positiv inotroper und negativ chronotroper
Wirkung anerkannt (24, 25, 26). Die Folge
sind eine erhöhte Koronar- und Myokarddurchblutung, die Senkung des peripheren Gefäßwiderstands und Absenkung
des Blutdrucks. Der Weißdorn ist in der
Humanmedizin zum Einsatz bei Herzinsuffizienzen im Stadium II (NYHA) zugelassen. Der Einsatz dieser Heilpflanze erhöht
die Belastungstoleranz sowie die linksventrikuläre Auswurfsfraktion und verbessert
die Symptome einer Herzinsuffizienz, was
deren Einsatz in der begleitenden Therapie bestätigt (23, 25).
Im Phyto- und Nährstoffpräparat coronal®
(Fa. Navalis) kommen diese und weitere
Nährstoffe sowie Heilpflanzen zur Unterstützung des Herzstoffwechsels zum Einsatz. Die ausgewogene Kombination der
Wirkstoffe des Präparats eignet sich zur
diätetischen Ergänzung bei beginnenden
sowie chronischen Herzinsuffizienzen,
speziell bei Herzklappen- und Herzmuskelveränderungen. Alte und anfällige Hunde
können während Hitzeperioden im Sommer mit coronal® unterstützt werden. Für
eine Herzerkrankung prädisponierte Hunderassen profitieren prophylaktisch von
einer Aufnahme im Mangel befindlicher
Nährstoffe zur Unterstützung und Regulierung der Herzaktivität.
Fazit
Eine gezielte Unterstützung des Herzstoffwechsels ist gerade im Frühstadium einer Herzerkrankung essentiell.
Rechtzeitig erkannt können eine modifizierte Fütterung und eine sinnvolle
Nährstoffsubstitution Veränderungen
am Herzen wertvoll unterstützen und
verbessern.
Phytopharmaka wie der Weißdorn finden
seit vielen Jahren ihren Einsatz bei Herzerkrankungen (23). Die bioaktiven Hauptkomponenten Flavonoide und Procyanide
wirken sich positiv auf das Herz-KreislaufSystem aus: herzstärkend, antiarrhythmisch, blutdrucksenkend, antioxidativ
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Kleintier
klinisch mit einer zunehmenden Herzinsuffizienz.
Carnitin, eine quaternäre Ammoniumverbindung, hält eine wichtige Rolle im Stoffwechsel langkettiger Fettsäuren sowie in
der Energieproduktion des Organismus
inne. L-Carnitin liegt in biologisch aktiver
Form in der quergestreiften Muskulatur
und im Herzmuskel in hoher Konzentration vor. Bestimmte Hunderassen (Boxer, Am. Cocker Spaniel) mit DKM sowie
Hunde mit experimentell induzierter Herzinsuffizienz weisen einen Mangel an LCarnitin auf (18,19,20). Der Mangel wird
direkt im Herzmuskel nachgewiesen, im
Blut liegt L-Carnitin dabei oft im Normbereich. Beim Menschen verbesserte sich
die Drei-Jahresüberlebenszeit bei DKM
unter dem Einsatz von L- Carnitin (21).
L-Carnitin wird nicht als auslösende Ursache einer Herzerkrankung angesehen,
ein Zusatz verbessert aber die Energieproduktion im Myokard und unterstützt eine
Herzerkrankung sinnvoll (22).
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