UN-Bericht fordert weltweite CO2-Neutralität bis zur zweiten

Werbung
UNTERLIEGT STRIKTER NACHRICHTENSPERRE
Nicht zur Verteilung oder Veröffentlichung vor dem 19. November 2014, 10:01 Washington D.C. (EST)/ 15:01 GMT
NUR WENIGE TAGE VOR DEN ENTSCHEIDENDEN KLIMAVERHANDLUNGEN IN LIMA
UN-Bericht fordert weltweite CO2-Neutralität bis zur zweiten Hälfte
des Jahrhunderts und zeigt Wege auf, unter der 2°C-Grenze zu bleiben
Treibhausgas-Gesamtemissionen, einschließlich Nicht-CO2,
müssen bis 2100 auf eine Netto-Bilanz von Null sinken
Emissionslücke kann sich bis 2030 noch weiter auftun,
doch kohlenstoffarmer Weg bietet Chancen für die Zukunft
Washington D.C., 19. November 2014 – Um den globalen Temperaturanstieg auf 2oC zu begrenzen und
die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, sollte bis Mitte/ Ende des Jahrhunderts CO2Neutralität erreicht sein. Dies würde gleichzeitig die Einhaltung des sogenannten globalen Klimabudgets
erlauben – der maximalen CO2-Menge, die in die Atmosphäre emittiert werden kann, um über das Jahr
2020 hinaus innerhalb sicherer Temperaturgrenzen zu bleiben, so der neueste Bericht des UNUmweltprogramms (United Nations Environment Programme, UNEP).
Ein Überschreiten des geschätzten Budgets von nur 1.000 Gigatonnen CO2 (Gt CO2) würde das Risiko
schwerwiegender, tiefgreifender und zum Teil irreversibler Auswirkungen des Klimawandels deutlich
erhöhen.
Der nur wenige Tage vor der UN-Klimakonferenz in Lima, Peru, vorgestellte UNEP Klimabericht 2014
(Emissions Gap Report 2014) ist der fünfte in einer Reihe, die untersucht, ob die von den einzelnen
Ländern abgegebenen Versprechen geeignet sind, die international vereinbarte Grenze von unter 2°C
einzuhalten. Erstellt wird der Bericht von 38 führenden Wissenschaftlern aus 22 Forschungsgruppen in 14
Ländern.
Ausgehend von den Ergebnissen des Fünften Sachstandsberichts des Weltklimarats (International Panel
on Climate Change, IPCC), zeigt der UNEP Klimabericht 2014 die emissionstechnischen Leitplanken auf,
die eine realistische Chance bieten, innerhalb der 2°C-Grenze zu bleiben – einschließlich eines
1
Höchststandes der weltweiten Emissionen im Laufe der kommenden zehn Jahre, einer Halbierung der
Treibhausgasemissionen bis Mitte des Jahrhunderts und einer Verwirklichung des Ziels der CO2Neutralität im Laufe der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, gefolgt von einer Netto-Bilanz von Null in Bezug
auf den Gesamtausstoß an Treibhausgasen.
„Der Anstieg der globalen Temperatur verhält sich proportional zur Ansammlung langlebiger
Treibhausgase, und hier insbesondere von CO2, in der Atmosphäre. Wenn jetzt stärkere Maßnahmen
ergriffen werden, müssen künftige Maßnahmen nicht ganz so extrem ausfallen, um innerhalb sicherer
Emissionsgrenzen zu bleiben“, so Achim Steiner, UN-Generaluntersekretär und UNEP-Exekutivdirektor.
„In einem Szenario nach dem Motto ,business as usual‘, bei dem nur wenige Fortschritte in puncto
Entwicklung und Umsetzung globaler Klimastrategien erzielt werden, könnten die globalen
Treibhausgasemissionen bis 2050 auf bis zu 87 Gt CO2e steigen – was jenseits aller sicheren Grenzen
läge.“
„Die einzelnen Länder richten zunehmend mehr Aufmerksamkeit darauf, wo sie emissionstechnisch bis
2025, 2030 und darüber hinaus realistischerweise stehen müssen, um die globale Erwärmung auf einen
Temperaturanstieg von unter 2°C zu begrenzen. Dieser fünfte Klimabericht unterstreicht, dass CO2Neutralität – und letztendlich Klimaneutralität, d.h. eine Emissions-Netto-Bilanz von Null – erforderlich
sein wird, damit jegliche verbleibenden kumulativen Emissionen durch die natürliche Infrastruktur der
Erde, wie Wälder und Böden, sicher absorbiert werden können“, fügte Steiner hinzu.
„Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) unterstreichen die
zahlreichen Synergien zwischen den Entwicklungszielen einerseits und den Zielen in Bezug auf die
Eindämmung des Klimawandels andererseits. Die Verknüpfung von Entwicklungsstrategien mit Strategien
zur Eindämmung des Klimawandels wird den einzelnen Ländern helfen, die erforderlichen
energieeffizienten, kohlenstoffarmen Infrastrukturen der Zukunft aufzubauen und einen transformativen
Wandel zu vollziehen, der die wahre Bedeutung des Begriffs der nachhaltigen Entwicklung widerspiegelt“,
betonte er abschließend.
Um ein Überschreiten des Budgets zu vermeiden, sollte zwischen 2055 und 2070 Klimaneutralität erreicht
werden; mit anderen Worten: die jährlichen anthropogenen CO2-Emissionen sollten bis dahin auf globaler
Ebene auf einen Netto-Bilanzwert von Null sinken. Ein solcher Netto-Bilanzwert von Null impliziere, dass
gewisse verbleibende CO2-Emissionen durch entsprechende CO2-Aufnahme oder ,negative‘ Emissionen
kompensiert werden könnten, solange der durch den Menschen verursachte Netto-Ausstoß in die
Atmosphäre bei Null liege, so der Bericht.
Nicht-CO2-Treibhausgase wie Methan, Stickstoffoxid und Fluorkohlenwasserstoffe einbezogen, müssen
die weltweiten Treibhausgas-Gesamtemissionen zwischen 2080 und 2100 einen Netto-Bilanzwert von
Null erreichen.
2
Andrew Steer, Präsident und Geschäftsführer des World Resources Institute (WRI) bekräftigte:
„Verhandlungen über ein weltweites Klimaabkommen sollten nicht auf Basis emotionaler Befindlichkeiten
oder politischer Launen geführt werden, sondern allein auf Basis von Wissenschaft und Fakten. Dieser
Bericht stellt eine der scharfsichtigsten technischen Analysen in Bezug auf die weltweiten Emissionen dar
und zeigt, wie Engagement und Aktion seitens der einzelnen Länder wissenschaftlich gesehen
abschneiden.“
„Leider bewegt sich die Welt gegenwärtig nicht in die richtige Richtung. Durch den zunehmenden
Schwung jedoch, den der Klimaschutz erfährt, haben wir die Chance, die Emissionslücke zu schließen und
innerhalb der Grenzen zu bleiben, die die Wissenschaft als erforderlich ansieht, um die schlimmsten
Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden.“
Gegenüber dem Stand von 1990 haben die weltweiten Treibhausgasemissionen bis heute um mehr als 45
Prozent zugenommen. Um eine realistische Chance zu haben, unter der 2°C-Grenze zu bleiben, müssten
die Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 2010 um 15% gesunken sein und bis 2050 um
mindestens 50%, Richtung Null gehend.
Der Fokus vergangener Klimaberichte lag auf der guten Praxis in unterschiedlichen Bereichen sowie deren
Potenzial, bei gleichzeitiger Reduzierung der Emissionen die wirtschaftliche Aktivität und Entwicklung
anzuregen.
In diesem Jahr widmet sich der Klimabericht auch der Frage, wie internationale Entwicklungsziele und
entsprechende Strategien auf nationaler Ebene unterschiedlichste Vorteile, einschließlich der
Eindämmung des Klimawandels, mit sich bringen können, und konzentriert sich dabei insbesondere auf
das Thema Energieeffizienz.
Schließung der Lücke
Der Klimabericht 2014 definiert die Emissionslücke als die Differenz zwischen den Emissionsniveaus der
Jahre 2025 und 2030, die im Einklang mit den Klimazielen stehen, und denjenigen Niveaus, die zu
erwarten sind, wenn die einzelnen Länder ihre Versprechen einhalten.
Wissenschaftler schätzen, dass die Lücke im Jahr 2020 bis zu 10 Gt CO2e und im Jahr 2030 bis zu 17 Gt
CO2e betragen wird. Im Verhältnis zur Menge an Emissionen, die bei unverändertem Verhalten für das
Jahr 2030 zu erwarten ist (68 Gt CO2e), wäre die Lücke mit 26 Gt CO2e sogar noch größer.
Doch obwohl die Lücke derzeit nicht kleiner wird, geht der Bericht davon aus, dass sie geschlossen
werden könnte, wenn die verfügbaren Möglichkeiten zur Reduzierung der weltweiten Emissionen voll
und ganz genutzt würden: Das Emissionsreduktionspotenzial für das Jahr 2030 (im Verhältnis zur
Emissionsmenge bei unverändertem Verhalten) wird auf 29 Gt CO2e geschätzt.
Die Kosten verzögerten Handelns
Ein Aufschieben rigoroser Eindämmungsmaßnahmen bis 2020 führt zu vorübergehenden
Kosteneinsparungen – verursacht letztlich jedoch weitaus höhere Kosten durch:
3
•
•
•
•
•
•
mittelfristig höhere Reduktionsraten in Bezug auf globale Emissionen,
Zementierung kohlenstoffintensiver Infrastruktur,
Abhängigkeit von der mittelfristigen Nutzung sämtlicher zur Verfügung stehender
Eindämmungstechnologien,
mittel- und langfristig höhere Eindämmungskosten sowie ein größeres Risiko für Störungen
der Wirtschaft,
Abhängigkeit von negativen Emissionen, und
ein größeres Risiko, das 2°C-Ziel zu verfehlen, was zu substantiell größeren
Herausforderungen und Kosten für eine Anpassung führen würde.
Energieeffizienz und die Post-2015-Entwicklungsagenda
Energieeffizienz bedeutet nicht nur eine Reduzierung oder Vermeidung von Treibhausgasemissionen;
durch die erzielten Energieeinsparungseffekte können auch Produktivität und Nachhaltigkeit steigen,
während die zunehmende Arbeitsplatz- und Energiesicherheit die soziale Entwicklung fördert.
Um nur ein Beispiel zu nennen:
Es wird geschätzt, dass zwischen 2015 und 2030 allein durch weltweite Verbesserungen im Bereich der
Energieeffizienz pro Jahr mindestens 2,5 bis 3,3 Gt CO2e vermieden werden könnten.
Die Internationale Energieagentur (International Energy Agency, IEA) berichtet, dass bis 2030 durch
Brennstoff- und Stromeffizienz beim Endverbraucher 6,8 Gt CO2e sowie weitere 0,3 Gt CO2e durch
Effizienz bei der Stromerzeugung sowie den Umstieg von fossilen Brennstoffen eingespart werden
könnten.
Einige Länder und andere Akteure wenden bereits heute Strategien an, die sowohl der nachhaltigen
Entwicklung als auch der Eindämmung des Klimawandels zuträglich sind. Etwa die Hälfte aller Länder der
Welt verfolgen nationale Strategien zur Förderung einer effizienteren Energienutzung in Gebäuden.
Rund die Hälfte arbeitet an der Steigerung der Effizienz von Geräten und Beleuchtungssystemen.
Andere nationale Strategien und Maßnahmen unterstützen die Energieerzeugung durch erneuerbare
Energien, die Senkung des Verkehrsaufkommens im Transportwesen sowie die Umstellung auf alternative
Transportmodi, die Reduzierung der prozessbezogenen Emissionen der Industrie und die Förderung
nachhaltiger Landwirtschaft.
Die aktuell diskutierten Ziele für nachhaltige Entwicklung zeigen die zahlreichen engen Verbindungen auf,
die zwischen den Entwicklungszielen und den Zielen in Bezug auf die Eindämmung des Klimawandels
bestehen.
So würden beispielsweise Bemühungen zur Beseitigung der Energiearmut, zur Förderung des universellen
Zugangs zu saubereren Energieformen und zur Verdopplung der Energieeffizienz – sofern vollständig
umgesetzt – die Welt auf dem Weg zur Einhaltung des Klimaziels bereits ein gutes Stück voranbringen.
4
Hinweise an die Redaktionen:
•
Die Zusammenfassung des Berichts ist verfügbar auf: http://bit.ly/1u9FOH6

Der Klimabericht 2014 bewertet eine enorme Menge wissenschaftlicher Literatur zum Thema
Eindämmung des Klimawandels, darunter Szenarios des jüngsten Sachstandsberichts des
Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC).

Der Klimabericht wird am Mittwoch, den 19. November 2014, in Washington D.C. vorgestellt,
ebenso wie in Berlin, Brüssel, Mexiko-Stadt und Neu-Delhi, wo parallele
Veröffentlichungsveranstaltungen stattfinden. Besuchen Sie http://www.unep.org

Informationen zum Klimabericht 2013 finden Sie auf: http://bit.ly/1uHDexr

Die Klimaberichte 2013 und 2014 wurden durch die Regierung der Bundesrepublik Deutschland
finanziert.
Für nähere Informationen oder Interviewtermine mit Experten zu diesem Thema wenden Sie sich bitte
an:
Shereen Zorba, Head of News and Media, United Nations Environment Programme,
[email protected], Tel. +254 788 526 000
Hugh Searight, News and Media, United Nations Environment Programme, [email protected],
Tel. +1 202 957 6978
5
Herunterladen