Leserberatung (Seiten 14-16)

Werbung
Leserberatung
Haben Sie Fragen? Sabine Hurni, die diplomierte Drogistin HF und Naturheilpraktikerin
mit Fachrichtung Ayurveda und Phytotherapie und das kompetente «Natürlich»-Berater-Team
beantworten Ihre Fragen zu Gesundheit, Ernährung, Ökologie, Garten oder Natur.
Senden Sie Ihre Fragen an: [email protected] oder
«Natürlich», Leserberatung, Neumattstrasse 1, 5001 Aarau
Übertriebene Panik
vor Zecken
Wir haben uns überlegt, ob wir uns gegen
die Zeckenenzephalitis impfen lassen
sollen, da wir ab und zu im Wald spazieren
gehen. Die Meinungen dazu scheinen
geteilt zu sein. Was meinen Sie dazu?
Foto: Peter Andresen
B.A. aus Zürich
Auch ich rate Ihnen von der Impfung ab.
Im Moment wird eine regelrechte Impfpropaganda betrieben, die den Leuten
Angst macht, anstatt sie richtig zu informieren. Die impfbare FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) ist eine virale
Krankheit, die in den meisten Fällen beschwerdefrei verläuft. Nur bei etwa einem Prozent der Menschen, die von einer infizierten(!) Zecke gebissen werden,
kann die Krankheit schwerere Folgen haben. Es sind aber lange nicht alle Zecken
infiziert, sondern gerade mal jede hundertste (ein bis zwei Prozent in Epidemiegebieten). Sie sehen also, dass die
Chance, an einer Hirnhautentzündung
zu erkranken und Folgeschäden davon
zu tragen, sehr klein ist. Das Risiko, dass
14 Natürlich | 7-2007
Sie die Impfung schlecht vertragen, ist
weit grösser.
500-mal häufiger übertragen die
Zecken Borreliose. Dies nicht nur in
den Epidemiegebieten, sondern in ganz
Mitteleuropa. Die Auswirkungen sind
Organschäden, die sich manchmal erst
allmählich bemerkbar machen. Gegen
diese Krankheit gibt es keine Impfung,
sie muss mit Antibiotika behandelt
werden. Damit will ich sagen, dass Sie
sich ohnehin schützen müssen, wenn Sie
spazieren gehen: Geschlossene Schuhe
und lange Hosen tragen, Zeckenspray
verwenden und sich am nach den Tieren
Abend absuchen.
Die FSME-Erreger befinden sich in
den Speicheldrüsen der Zecke und werden daher sofort beim Stich in die
Wunde übertragen. Die sofortige Entfernung der Zecke schützt daher nicht vor
FSME. Borrelien hingegen werden erst
einige Zeit später übertragen, da diese
sich im Verdauungstrakt der Zecke befinden. Je früher Sie die Zecke entfernen,
desto eher verringert sich das Risiko einer Borreliose. Achten Sie auch darauf,
dass die Zecke beim Herausziehen nicht
zerquetscht wird.
Sabine Hurni,
dipl. Drogistin HF, Naturheilpraktikerin
Deo mit entzündlicher
Wirkung
Beim Alva Kristall-Deo, das ich benutze,
ist als Ingredients «Potassum Alum»
angegeben. Ist das dasselbe wie der
Inhaltsstoff Alaun? Und falls ja – was ist
davon zu halten?
Irene Ankenbrand, 6330 Cham
Der Deo-Stick ist schon aus einem einfachen Grund nicht akzeptabel: Naturkosmetikhersteller, die etwas auf sich
halten, sorgen für Klarheit und deklarieren in deutscher Sprache. Das bedeutet
statt «Ingredients: Potassium Alum» auf
deutsch «Inhalt: Kalium Alaun». Das
wäre zumindest korrekt, wenn auch
ebenfalls unverständlich. Besser wäre der
komplette Namen nämlich Kalium-Aluminium-Sulfat. So wissen die Konsumenten wenigstens, dass es sich um ein Aluminiumsalz handelt. Damit wäre eine
erste Vertrauensbasis geschaffen.
Beeinflusste Hautflora
Das natürlich vorkommende kristalline
Pulver Alaun hatte früher beim Gerben,
Färben und Fixieren, als Blutstiller beim
Rasieren sowie als Beigabe zu Fussbadesalzen grosse Bedeutung. Den wenigen
Fundorten vulkanischen Ursprungs wie
der griechischen Kykladeninsel Milos
und der Liparischen Insel Vulcano
brachte der Abbau des Minerals grossen
Wohlstand.
Für Alaun gilt das Gleiche wie für
die anderen Aluminiumsalze: Die adstringierend (zusammenziehend) wirkenden
Substanzen führen zu einer Verdichtung
der obersten Hautschichten und zu einer
Komprimierung der feinen Kapillaren.
Die Aluminiumsalze wirken schweisshemmend und beeinflussen die Hautflora.
Ersatz: Täglich waschen
Alle diese Mittel wirken biozid, das
heisst, wo sie auf Schweisskanäle stossen, setzen sie entzündliche Prozesse in
Gang, in deren Folge die Schweissdrüsenöffnungen schwellen und den normalen Schweissabfluss unterbinden. Bei
Alaun, einem relativ mild wirkenden
Aluminiumsalz, erholt sich die Schweissproduktion und -abgabe nach kurzer Zeit
wieder. Kritischer sind die aggressiver
wirkenden Aluminium-Chlor-Komplexe
und Sulfate einzustufen.
Mir ist übrigens nicht klar, warum aus
der Verwendung von Deos heute eine
«Überlebensübung» gemacht wird. Für
mich und auch für meine Kinder tut
es bei der täglichen Körperhygiene eine
Pflanzenseife mit natürlichen Duftstoffen.
Viele der Auswirkungen der morgendlichen Sprayrituale sind in Verkehrsmitteln, öffentlichen Gebäuden, Restaurants
und am Arbeitsplatz für mich eher eine
Beleidigung für die Nase, denn ein Wohlgeruch – Hygienenormen hin oder her.
Heinz Knieriemen
r
Foto: René Berne
Leserberatung RUBRIK
Gemüse
gründlich waschen
Erdbeeren sollen angeblich nicht gewaschen werden, weil sie ihr Aroma verlieren.
Ist das nicht etwas riskant wegen des
Fuchsbandwurmes?
Hanna Hegglin, 8280 Kreuzlingen
Es stimmt, dass Erdbeeren ihr Aroma
verlieren, wenn man sie wäscht. Doch gesäubert werden müssen sie trotzdem.
Um den Aromaverlust möglichst gering
zu halten, ist es wichtig, dass Sie die
Beeren erst unmittelbar vor dem Essen
kurz ins Wasser tauchen oder sanft abspritzen. Erst danach die grünen Blättchen entfernen. Auf keinen Fall die Erdbeeren im Wasser abreiben oder liegen
lassen.
Über den Fuchsbandwurm sind die
Meinungen geteilt. In 70 Prozent der
gemeldeten Fälle sind Hunde- oder Katzenbesitzer betroffen, die mehr als einmal Bandwurmeier aufgenommen hatten. Forscher haben herausgefunden,
dass die Eier im Tierfell von Haustieren
haften und über das Streicheln an die
Hände und in den Mund eines Menschen
gelangen. Kommt es danach zu einer
Infektion, kann es in jedem fünften Fall
lebensbedrohlich werden.
Doch gerade bei Erdbeeren, die in
Bodennähe wachsen, besteht ebenfalls
ein gewisses Infektionsrisiko. Wenn sie
gewaschen sind, können sie jedoch bedenkenlos genossen werden. Das gilt
auch für Bärlauch und Heidelbeeren.
Doch nicht nur der Fuchsbandwurm
stellt ein Problem dar. Auch wegen
der eingesetzten Pestiziden sollte man
Gemüse und Früchte immer gründlich
waschen, auch wenn kein Schmutz sichtbar ist. Vor allem Import-Produkte sind
laut einer kürzlich erschienenen Greenpeace-Untersuchung manchmal über
dem Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation. Das gilt aber nur für die
herkömmlichen Produkte. Biogemüse ist
frei von Pestiziden.
Sabine Hurni,
dipl. Drogistin HF, Naturheilpraktikerin
Hülsenfrüchte: Einweichwasser wegschütten
Bohnen, Linsen oder Kichererbsen weiche
ich zum Phytinabbau immer für zehn bis
zwölf Stunden in Wasser ein, bevor ich
sie koche. Mir ist aber nicht klar, ob man
das Einweichwasser ausgiessen sollte oder
ob man es mitkochen kann. Meine Mutter
schüttete das Wasser immer weg. Gehen
dadurch nicht auch wertvolle Vitamine
verloren?
Nidija Felice, 9470 Buchs
Hülsenfrüchte sind wertvolle Lieferanten von pflanzlichem Eiweiss, von Faserstoffen, Mineralstoffen und Vitaminen.
Sie enthalten aber auch Lektine und
cyanogene Glycoside. Das sind Stoffe, die
zu schweren Vergiftungen führen können. Deshalb darf man Hülsenfrüchte
niemals roh verzehren.
Neben den Lektinen und cyanogenen
Glycosiden baut die lange Einweichzeit
auch die Phytinsäure zu 90 Prozent ab.
Phytinsäure vermindert die Verfügbarkeit von Nährstoffen.
Kochen zerstört zwar den in den Hülsenfrüchten verbliebenen Rest wie auch
die im Wasser gelösten Stoffe. Trotzdem
empfiehlt es sich, das Einweichwasser
wegzuleeren und die Hülsenfrüchte in
frischem Wasser aufzukochen. Denn es
ist besser, man nimmt den geringen Vitaminverlust in Kauf, statt dass man die
Hülsenfrüchte nicht verträgt und somit
nicht mehr isst. Vor allem, da die meisten
Vitamine sowieso hitzeempfindlich sind.
Die besten Erfahrungen habe ich mit
folgenden Zubereitungen gemacht:
• Alle Hülsenfrüchte waschen und danach in frischem Wasser einweichen.
• Bohnen werden in vier- bis fünfmal so
viel Wasser wie Gemüse für 18 Stunden
eingeweicht. Danach abspülen und in
reichlich frischem Wasser (etwa die
doppelte Menge) zugedeckt aufkochen.
Den Schaum abschöpfen und auf kleiner Stufe rund 40 bis 50 Minuten weich
kochen. Erst zum Schluss salzen.
• Linsen werden in doppelter Menge Wasser über Nacht eingeweicht.
Ausnahme: Bei roten Linsen (geschält)
reichen 30 Minuten Einweichzeit. Linsen
können als einzige im Einweichwasser
gekocht werden. Aufkochen und drei bis
sieben Minuten kochen lassen, nicht
länger. Erst am Schluss salzen.
• Kichererbsen in genügend Wasser für
acht Stunden, gelbe und grüne Erbsen
für zwölf Stunden einweichen. Spülen
und in frischem Wasser, etwa doppelte
Menge, aufkochen und auf kleinem
Feuer 20 bis 30 Minuten weichkochen.
• Hülsenfrüchte sind gut ein bis zwei
Wochen im Kühlschrank haltbar, wenn
ihnen nach dem Kochen ein Esslöffel
Essig beigegeben wird. In gut verschliessbaren Gläsern luftdicht abfüllen.
Natascha Muff, Ernährungsberaterin
an der Paracelsus Klinik, Lustmühle SG
Natürlich | 7-2007 15
RUBRIK Leserberatung
Grafik: Lange123/GNU
Fersensporn
Wenn die Ferse schmerzt
Ich leide seit längerer Zeit unter Fersensporn. Nun hat mir mein Arzt eine
Cortisontherapie empfohlen. Das ist mir
aber nicht sympathisch. Gibt es alternative
Behandlungsmethoden?
Heidi Suter, 6000 Luzern
Mit diesen Beschwerden sind Sie nicht
alleine. Ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung, meist Frauen zwischen 40
und 60 Jahren, leiden an Fersenschmerzen. Auslöser ist meist ein Fersensporn.
Zwischen den Fussknochen und der
Fusssohle befindet sich eine Sehnenplatte. Sie verbindet die Ferse mit den
Zehenmuskeln und hebt dadurch das
Fussgewölbe. Ständiger Druck, ausgelöst
durch Fehlhaltung (Senkfuss, falsches
Schuhwerk) und Übergewicht, belastet
diese Sehne stark. Um sie zu stützen,
lagert der Körper zusätzlich hartes Knochengewebe (Kalkeinlagerungen) in die
Sehne ein. Das ist der erste, jedoch noch
nicht schmerzhafte Schritt zum Fersensporn.
Die typischen Fersenschmerzen entstehen erst durch die konstanten Reizungen der nicht mehr elastischen Sehne. Sie
entzündet sich und führt zu Schmerzen
beim Aufstehen von einem Stuhl oder
aus dem Bett, und natürlich bei jedem
Schritt.
16 Natürlich | 7-2007
Geduld ist gefragt
Von einer Cortisonspritze rate ich Ihnen
ab. Sie ist sehr schmerzhaft und lindert
nur kurzfristig. Es besteht sogar die Gefahr, dass sich das Gewebe dadurch weiter verändert und die Schmerzen stärker
werden.
Bei 85 Prozent der Betroffenen heilen
die Beschwerden mit sanfteren Methoden
wieder ab. Hier ist aber Geduld gefragt.
Neben der Korrektur der Fusshaltung
durch Spiraldynamik oder Einlagen sowie der Gewichtsreduktion, gibt es vieles, was Sie selber machen können. Folgende Tipps lindern bei täglicher Anwendung die Schmerzen und beschleunigen
den Heilungsprozess:
Dehnungen: Auf dem Rücken liegend
mit einem Handtuch unter der Fusssohle
das Bein im Knie gestreckt hochziehen.
Dann im Stehen die Beine kreuzen, den
Oberkörper nach vorne beugen und so
die Wadenmuskulatur dehnen.
Kälte: Sie füllen einen Yoghurtbecher
mit Wasser und frieren ihn ein. Nach
drei bis vier Stunden haben Sie eine
grosse Eisrolle, über die Sie mit dem
Fuss zehn Minuten lang rollen. Der Vorgang kann, falls möglich, alle zwei bis
drei Stunden wiederholt werden.
Massage: Ähnlich wie mit der Eisrolle kann das Fussgewölbe auch mit
einem Tennisball oder einer leeren Fla-
sche aufgedehnt werden. Das entlastet
die Fussmuskulatur und löst dabei die
Kalkeinlagerungen.
Umschläge: Über Nacht eine entzündungshemmende Salbe dick auftragen
und den Fuss einbinden oder eine Socke
überziehen. Dazu eignen sich Wallwurzsalben. Sie heilen, fördern die Durchblutung, aber erhitzen nicht zu stark. Auch
Essigsaure Tonerde mit Arnika eignet
sich dafür.
Innerlich: Einfach anzuwenden und
sehr wirkungsvoll sind die Schüsslersalze.
Wenn Sie die Salze Nr. 1 (Calcium fluoratum), Nr. 2 (Calcium phosphoricum)
und Nr. 3 (Ferrum phosphoricum) kombinieren, erhalten Sie einen Cocktail, der die
Kalkeinlagerungen aufweicht, die Schmerzen hemmt und die Entzündung lindert.
(dreimal täglich je zwei Tabletten in Wasser auflösen und langsam trinken.)
Die Homöopathie verwendet Hekla
lava (Vulkanasche). Es wirkt sehr gut
auf Knochenverhärtungen und Entzündungen. Je nach Erscheinungsbild der
Krankheit kann aber auch ein anderes
Mittel in Frage kommen.
Alle Massnahmen lassen sich gut im
Alltag einbauen, damit Sie bald wieder
schmerzfrei gehen können.
Sabine Hurni,
dipl. Drogistin HF, Naturheilpraktikerin
Herunterladen