(De-)Regulierung

Werbung
(De-)Regulierung
Wie sollen die Netzwerkindustrien
(de-)reguliert werden?
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
1
Was versteht man unter Netzwerkindustrien?
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
2
Netzwerkindustrien – Überblick
Netzwerkindustrien - Industrien, in denen eine Dienstleistung nur auf
Basis von Infrastrukturen erbracht werden kann
vorgelagerte Stufe
•
•
•
•
Netze
nachgelagerte Stufe
Telekommunikation
Elektrizitäts-, Gas- und Wasserversorgung
Eisenbahn
Post (?)
Diese Sektoren sind für die gesamte Wirtschaft sehr relevant:
• 6% des Bruttosozialproduktes
• 5% der Gesamtbeschäftigung
• Ihre Produkte (Transport, Energie, Kommunikation) sind wesentlich für
die Funktionsfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
3
Liberalisierung, Deregulierung, Privatisierung:
Was bedeuten diese Begriffe?
Welche Vorteile / Nachteile verbergen sich
hinter dem Liberalisierungsprozess in
Netzwerkindustrien?
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
4
Netzwerkindustrien – Überblick
Diese Industrien wurden noch vor kurzer Zeit als vertikal integrierte,
natürliche Monopole betrachtet und als solche auf verschiedene
Weisen durch den Staat kontrolliert:
•
Staatliche Versorgungseinrichtungen
British Telecom (bis 1982)
Deutsche Post (bis 1995)
Japan Post (bis 2007)
•
Regulierung durch eine dafür zuständige Behörde
American Telephone & Telegraph Corporation (bis 1984)
E.ON, RWE (bis 1998)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
5
Netzwerkindustrien – Überblick
Diese Betrachtung hat sich in den letzten 20 Jahren grundlegend geändert.
Vormals als staatliches oder staatlich geschütztes Monopol operierende
Unternehmen sind dem Wettbewerb ausgesetzt worden.
Dieser Prozess ist im Allgemeinen als Liberalisierung bekannt. Der Begriff
Liberalisierung umfasst sowohl Privatisierung als auch Deregulierung.
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
6
Was versteht man unter
Privatisierung und Deregulierung?
Warum ist es zu diesem
Betrachtungswechsel gekommen?
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
7
Was bedeutet Liberalisierung?
Liberalisierung
Deregulierung
Abschwächung oder Aufhebung
von gesetzlichen Regeln und
Vorschriften, mit denen der Staat
das freie Wirken der Marktkräfte
beschränkt.
z.B. USA (AT&T),
Deutschland (E.ON, RWE)
Privatisierung
Eigentumsüberweisung vom
Staat in das Privateigentum.
z.B. Deutschland
(Deutsche Post, Deutsche Telekom ),
Großbritannien
(British Telecom, British Gas)
Oft in Verbindung mit neuen staatlichen Eingriffen (sog. Re-Regulierungen)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
8
Der Antrieb für Liberalisierung
Druck seitens
potenzieller Marktteilnehmer
(auch aus anderen Branchen
z.B. VIAG, o.tel.o)
Wunsch nach niedrigeren
Preisen, höherer Qualität und
mehr Innovationen
Liberalisierung
Technologischer Fortschritt:
Nicht alle Stufen sind natürliche
Monopole, mehrere Substitute
Sparpolitik des Staates
und Bedarf an
Investitionen
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
9
Zwei Einsichten
•
Natürliche Monopole müssen nicht in staatlicher Hand sein, sondern
können auch als privates Unternehmen betrieben werden
•
Nicht alle Produktionsstufen in Netzwerkindustrien sind natürliche
Monopole
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
10
Welche Vorteile / Nachteile verbergen sich
hinter der Privatisierung?
•
Staatliches Unternehmen sollte privaten Unternehmen eigentlich
überlegen sein, denn es internalisiert externe Effekte und
berücksichtig auch die Wohlfahrt der Konsumenten
(Williamson Puzzle).
Aber
•
Staat hat vielleicht nicht die richtige Zielfunktion. Politiker sind
vielleicht eher an Wiederwahl als an Maximierung der Wohlfahrt
interessiert.
•
Staat kann vielleicht nicht die richtigen Anreize setzen,
kosteneffizient zu produzieren, gerade weil er die Gesamtwohlfahrt
maximiert
(keine sog. hard budget constraint).
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
11
JUBILÄUM
Zehn Jahre Telekom-Liberalisierung
Von Fritz Himmel
20. Januar 2008, 11:05 Uhr
Im Januar 1998 wurde der Telefonmarkt in Deutschland liberalisiert. Seither
sind die Preise auch für mobiles Telefonieren und Internet-Nutzung drastisch
gesunken. Parallel dazu wurde die Leistung deutlich verbessert. Doch gleichzeitig
hat auch der Tarif-Wirrwarr zugenommen. …………
…………Die Liberalisierung hat den Telekommunikationsmarkt seit Januar 1998
umgewälzt, zum Nutzen der Verbraucher. Die Kosten sind drastisch gesunken,
zumindest relativ. Denn insgesamt geben die Deutschen heute sogar mehr für
Telekommunikation aus als vor 1998. Dafür bekommen sie allerdings wesentlich
mehr Leistung. …………
…………Als 1998 der Markt geöffnet wurde, war dies der Startschuss für eine
dynamische Entwicklung der Branche. So drängten immer neue Anbieter mit immer
günstigeren – und innovativen – Produkten auf den Markt. Sie kratzten an der
Festung Deutsche Telekom. Zwar hat der Ex-Monopolist heute trotz 100
Wettbewerbern noch immer rund 83 Prozent des Festnetzmarktes im Griff.
Allerdings sind die Margen stark gesunken. …………
(Quelle: Welt vom 20. Januar 2008)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
12
(Quelle: SZ vom 28. Juni 2002)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
13
Zwei Einsichten
•
Natürliche Monopole müssen nicht in staatlicher Hand sein, sondern
können auch als privates Unternehmen betrieben werden
•
Nicht alle Produktionsstufen in Netzwerkindustrien sind natürliche
Monopole
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
14
Was ist ein natürliches Monopol?
Welche Stufen der Netzwerkindustrien
haben die Eigenschaften eines natürlichen
Monopols?
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
15
Was ist ein natürliches Monopol?
Ein natürliches Monopol liegt vor, wenn ein einzelnes Unternehmen
ein bestimmtes Gut zu niedrigeren Stückkosten herstellen kann als
eine größere Zahl von Unternehmen. Dies kann z.B. der Fall sein bei
Hohen Fixkosten
• Der Fixkostenblock macht in einer Branche einen großen Anteil
an den Gesamtkosten aus (Bsp. Bahn, Stromnetze).
• Je höher die Ausbringungsmenge, desto geringer die
Durchschnittskosten.
• Wenn ein einziges Unternehmen den ganzen Markt bedient, kann
es dies (theoretisch) kostengünstiger tun, als wenn mehrere
Unternehmen das tun.
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
16
Was ist ein natürliches Monopol?
GK,
DK
20
DK=10+60/Q
15
10
0
GK=10
6
12
Menge
Beispiel: GK=10, FK=60, erwünschte Menge = 12 (ad hoc)
Ein Unternehmen produziert: Kosten = 180€, DK=15€
Zwei Unternehmen produzieren (je 6 Einheiten): Kosten = 240€, DK=20€
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
17
Was wäre der Wettbewerbspreis?
Preis = Grenzkosten
Alle Konsumenten, deren Zahlungsbereitschaft höher ist als die
Grenzkosten, werden kaufen.
Aber: falls das Unternehmen Fixkosten hat, macht es Verluste
in Höhe der Fixkosten und wird nicht produzieren
Preis
GK,
DK
Î Duplizierung der Netze ineffizient
Fixkosten
Nachfrage/ Zahlungsbereitschaft
Grenzertrag
GK
PR
QR
Wohlfahrtsverlust
Menge
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
18
Wohlfahrt bei unreguliertem natürlichen Monopol
Ein Monopolist wählt seinen Preis und seine Menge so, dass sein Gewinn
maximiert wird, ohne die Konsumentenwohlfahrt zu berücksichtigen.
Kalkül: Würde der Monopolist seinen Preis PM senken, könnte er zwar mehr
verkaufen, der Gewinn aus diesen zusätzlichen Einheiten wäre aber geringer
als der Verlust durch den niedrigeren Preis auf alle anderen Einheiten.
Preis
GK,
DK
Der Preis ist zu hoch gesetzt. Zu diesem Preis
kaufen nicht alle Konsumenten, deren
Zahlungsbereitschaft höher als die Grenzkosten
sind. Î Es entsteht ein Wohlfahrtsverlust
PM
Nachfrage/ Zahlungsbereitschaft
Grenzertrag
GK
QM
Wohlfahrtsverlust
Menge
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
19
Natürliches Monopol: Warum ist Regulierung
notwendig?
Märkte mit natürlichem Monopol können zu verschiedenen Problemen
führen:
1) Die Unternehmen setzen überhöhte Preise.
2) Potenziell unerwünschte Verteilungsauswirkungen.
Weitere Effekte:
Unternehmen haben einen Anreiz, die Qualität der Infrastruktur zu senken.
Natürliche Monopole müssen reguliert werden!
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
20
Wie soll ein natürliches Monopol reguliert werden?
Idee: Preis gleich Durchschnittskosten Î Der Gewinn der
Unternehmen deckt genau die Durchschnittskosten
Î Unternehmen machen Nullgewinne.
Problem: Die Menge ist immer noch zu klein
Preis
GK,
DK
Durchschnittskosten
Fixkosten
Nachfrage/ Zahlungsbereitschaft
PD
FK
Grenzertrag
GK
QD
Wohlfahrtsverlust
Menge
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
21
Was ist ein natürliches Monopol?
Welche Stufen der Netzwerkindustrien
haben die Eigenschaften eines natürlichen
Monopols?
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
22
Beispiel: Elektrizitätsmarkt
Liberalisierung in Deutschland:
ursprünglich Privatwirtschaft des Energiesektors unter
staatlicher Aufsicht, Gebietsmonopole
1996
EU-Binnenmarktrichtlinie
1998
Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)
- Marktöffnung für alle Verbrauchergruppen
- verhandelter Netzzugang
2000/01 Fusionen – Verbleib der 4 Energiekonzerne
2002
2003
2005
Energiebörse: European Energy Exchange
EU-Beschleunigungsrichtlinien
Neues Energiewirtschaftsgesetz (EnWG-E)
- Kostenregulierung
2009
- Anreizregulierung (zwei Perioden Revenue-CapRegulierung, dann Yardstick-Regulierung )
Quelle: VDN
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
23
Beispiel: Elektrizitätsmarkt
Die Wertschöpfung im Stromsektor
Erzeugung
Übertragungsnetz
Verteilungsnetz
Vertrieb
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
24
Beispiel: Elektrizitätsmarkt
Erzeugung
Fossile Brennstoffe (Kohle, Erdgas oder Erdöl),
Kernenergie oder erneuerbare Energie (Sonne,
Wind oder Biomasse). Technologische
Entwicklungen ermöglichen profitable Erzeugung
bei kleineren Produktionsstätten.
Î Wettbewerb möglich
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
25
Beispiel: Elektrizitätsmarkt
Übertragungsnetz
Der in Kraftwerken erzeugte Strom wird über das
Übertragungsnetz (Hochspannungsnetz) zu den
Verteilungsnetzen (Niedrigspannungsnetz) transportiert.
Die Fixkosten des Verteilungs- und des
Übertragungsnetzes sind hoch.
Î natürliches Monopol
Verteilungsnetz
Das Verteilungsnetz leitet den aus dem Übertragungsnetz
gelieferten Strom an die Nachfrager.
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
26
Beispiel: Elektrizitätsmarkt
Vertrieb
Verkauf des Stroms an den
Endkunden
Î Geringe Fixkosten und
Skalenerträge Î Wettbewerb möglich
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
27
Was muss auf den Energiemärkten reguliert werden?
Beispiel: Elektrizitätsmarkt
Erzeugung
kompetitiv
Übertragungsnetz
Monopolistischer
Bottleneck
Verteilungsnetz
Vertrieb
kompetitiv
Nur die Infrastrukturebene von Netzwerkindustrien weist die Eigenschaften des natürlichen Monopols auf und muss reguliert werden!
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
28
Reguliert werden muss
- Preissetzung des Netzes
- Netzzugang für andere Wettbewerber
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
29
Wie soll die Preissetzung des Netzes
reguliert werden?
Herausforderungen für den Regulierer
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
30
Regulierung – der gesetzliche Rahmen
Ziele der Regulierung in Deutschland siehe § 1 EnWG:
• sichere,
• preisgünstige,
• verbraucherfreundliche,
• effiziente und
• umweltverträgliche leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit
mit Elektrizität und Gas.
• Wirksamer und unverfälschter Wettbewerb zwischen
Energieversorgern (=> Handel!).
• Sicherung eines langfristig angelegten, leistungsfähigen und
zuverlässigen Betriebs von Energieversorgungsnetzen.
Æ Spagat: Erhalt der Versorgungsqualität trotz Kostendruck
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
31
Herausforderungen für den Regulierer
Asymmetrische Information zwischen Regulierer und Regulierten:
•
Der Netzbetreiber hat bessere Informationen über seine
Kostenstruktur und seine Nachfrage als der Regulierer.
Asymmetrische Information liegt bereits bei Vertragsabschluss vor
(Adverse Selektion)
-
Der Regulierer kann Anstrengungen des Netzbetreibers zu
Effizienzerhöhungen nicht beobachten.
Asymmetrische Information erst nach dem Vertragsabschluss
(Moral Hazard)
Æ Das regulierte Unternehmen muss motiviert werden, seine
Informationen preiszugeben.
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
32
Herausforderungen für den Regulierer
Der Netzbetreiber hat bessere Informationen über seine
Kostenstruktur und seine Nachfrage als der Regulierer.
Der Netzbetreiber hat folgende Kostenstruktur: C(q) = cq + F
Der Regulierer will Preis so setzen, dass die Kosten gedeckt sind, kennt
aber die Kostenstruktur nicht. Er muss diese schätzen (cE),
Problem:
Ist cE größer als c, dann wird der Preis zu hoch gesetzt und dem
Unternehmen zu viel Gewinn überlassen.
Ist cE kleiner als c, dann wird der Preis zu niedrig gesetzt. Das
Unternehmen wird somit nicht bereit sein, das Netz bereitzustellen.
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
33
Trade-Off zwischen
Sicherstellung des Netzbetriebs und
zu hohen Gewinnen für Netzbetreiber
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
34
Herausforderungen für den Regulierer
Der Regulierer kann die Anstrengungen des Netzbetreibers zu
Kostensenkungen nicht beobachten.
Der Netzbetreiber hat folgende Kostenstruktur: C(q) = cq + F.
Der Manager des Netzbetreibers kann sich anstrengen, um die
Kosten zu senken.
Grenzkosten bei Anstrengung: c = cL; ohne Anstrengung c = cH; cL < cH
Der Regulierer kann die Kosten beobachten aber nicht die Anstrengung.
Regulierer muss Manager durch die richtigen Anreize dazu bringen, die
Kosten zu senken.
Problem: Werden die Anreize falsch gesetzt, werden die
Effizienzpotenziale nicht genutzt.
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
35
Regulierungsarten
Kostenbasierte Regulierung (Cost-plus-Regulierung)
•
Renditeregulierung (Rate-of-Return Regulierung)
•
Das Unternehmen wird für alle entstehenden Kosten entschädigt
(genehmigte Netzkosten = zulässiger Netzerlös)
•
Vorteile:
einfache, wenig zeitaufwendige Kontrolle
•
Nachteile:
- geringer Anreiz zur Kosteneffizienz
- Anreiz für Netzbetreiber, Kosten zu übertreiben
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
36
Alternative zur kostenbasierten Regulierung
Anreizregulierung
Netzbetreibern soll für einen festgelegten Zeitraum
gestattet sein, die Vorteile von Kostensenkungen in Form
von Gewinnen einzubehalten.
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
37
Regulierungsarten
a) Price-Cap- und Revenue-Cap-Regulierung
•
Netzbetreiber erhält in jeder Regulierungsperiode (in der Regel 3-5
Jahre) eine Preis- bzw. Erlösobergrenze (EOG).
•
Die EOG entwickelt sich entlang eines ex ante festgelegten Pfades:
- Ausgleich der Inflation
- Berücksichtigung sektoraler Produktivitätsentwicklung
•
Zum Ende der Periode, für welche die Genehmigung gilt, werden
die Tarife oder Umsätze dem aktuellen Kostenniveau angepasst
und eine neue Obergrenze für die nächsten Jahre festgelegt.
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
38
Regulierungsarten
a)
Price-Cap- und Revenue-Cap-Regulierung
Vorteile:
•
Große Anreize zur Kosteneffizienz
Nachteile:
•
Übermotivierte Kostenersparnisse:
- Schlechtere Qualität (Versorgungssicherheit)
- Geringe Investitionen
•
Falls Obergrenzen zu hoch gesetzt werden, macht der Netzbetreiber
zu hohe Gewinne.
•
Anreize zu Kostensenkungen nehmen mit der Dauer einer
Regulierungsrunde ab!
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
39
Regulierungsarten
b) Yardstick Regulation (= Regulierung durch Vergleichsmaßstäbe)
•
Das anreizstärkste Regulierungsregime, da es Wettbewerb in adäquater
Weise simuliert.
•
Vorgabe der Preis- oder Erlösentwicklung, die sich an der
Produktivitätsentwicklung der übrigen Unternehmen in der Branche
orientiert (durchschnittliches oder effizientestes Unternehmen).
Æ Indirekter Wettbewerb zwischen regulierten Unternehmen, die
geographisch nicht am selben Markt operieren
•
Vergleichbare Unternehmen?
•
In Deutschland geplant ab 2019 (nach zwei Perioden der Revenue Cap)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
40
Was soll bei der Regulierung noch berücksichtigt werden?
Anreize zur Kostensenkung vs. Qualitätssicherung und Investitionsanreize
Æ Eine Qualitätsregulierung ist notwendig!
Qualitätsregulierung
• Technische Regeln, Mindeststandards (Sicherheit, Produktqualität)
• Vergleich relativer Qualität (Zuverlässigkeit)
Bahnreform in England: Hier gelang es nicht, geeignete Anreize für
Qualitätssteigerungen zu schaffen. Dadurch wurden zu geringe
Infrastrukturinvestitionen getätigt.
Liberalisierung der Elektrizitätsmärkte in Kalifornien:
Die Konsumenten wurden rotierenden Stromausfällen ausgesetzt
(nicht genug Kapazitäten)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
41
Regulierung des Netzzugangs
Sollen Energiekonzerne ihre Netze
abgeben?
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
42
Was hat die Liberalisierung des
Elektrizitätsmarktes gebracht?
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
43
Preisentwicklung am deutschen Elektrizitätsmarkt
Start der Liberalisierung
12
11
9
8
7
Fusionen am Markt
6
Jahr
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
5
1991
Preis/KwH
10
(Quelle: Statistisches Bundesamt)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
44
(Quelle: Pressemitteilung der DG Competition vom 13. Juni 2005)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
45
Ziel muss sein:
Erhöhung des Wettbewerbs
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
46
Beispiele aus anderen Branchen
für neuen Wettbewerb
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
47
Von einem natürlichen Monopol zum perfekten
Wettbewerb
(Quelle: New York Times vom 04. August 2005)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
48
(Quelle: SZ vom 28. Juni 2002)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
49
Ersatz: Potenzieller Konkurrent im Postbereich
Pin Group AG S.A
Holding zahlreicher
regionaler deutscher
Postunternehmen
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
50
Im Rahmen der Liberalisierung wurden in
vielen Netzwerkindustrien die vertikal
integrierten Unternehmen zerschlagen.
Sollten die Energiekonzerne ihre Netze
abgeben?
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
51
(Quelle: Spiegel vom 28. Februar 08)
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
52
Sollen die vertikal integrierte Unternehmen
zerschlagen werden?
Entflechtung = Trennung der Geschäftsbereiche Vertrieb und Erzeugung
vom Netz
Buchhalterisch
(§ 10 EnWG)
Verpflichtung zur
getrennten
Kontoführung;
eigene Bilanz und
GuV
Informationell
Operationell
Rechtlich
(§ 9 EnWG)
(§ 8 Abs. 2-4 EnWG)
(§ 7 EnWG)
Vertraulichkeit
und
Diskriminierungsfreier Zugang zu
Informationen aus
dem Netzbetrieb
Organisatorische
Trennung des
Netzbetriebs vom
vertikal integrierten
EVU; Gleichbehandlungsprogramme/
-beauftragter/-bericht
Gesellschaftsrechtliche
Trennung des
Netzbereichs vom
vertikal
integrierten EVU
(Errichtung einer
eigenen
Netzgesellschaft)
Hauptziel: Verhinderung der „Ausstrahlung“ des Netzmonopols auf die
assoziierten Handelsbereiche.
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
53
Sollen die Energiekonzerne zerschlagen werden?
Eigentumsrechtliche Entflechtung
Pro
Contra
• Behebung des Diskriminierungs- und
Behinderungspotenzials
• Synergieeffekte
• geringere Regulierungskosten durch
effektive Netzregulierung
• gravierender Eingriff in die grundrechtlich
gewährleistete Eigentumsfreiheit
(lange Rechtsstreitigkeiten)
• Verhinderung von
Quersubventionierung Netz – Handel
• schlechtere Positionierung der kleineren
Netzgesellschaft am Kapitalmarkt
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
54
Sollen die Energiekonzerne zerschlagen werden?
Letzte Stellungnahme der EG:
10.10.2008, Ministerrat der EG, Einigung über drittes EU Binnenmarktpaket: drei gleichwertige und unbefristete Alternativen
– eigentumsrechtliche Entflechtung
– ISO, Independent System Operator, auch verantwortlich für
Investitionsplanung
– ITO, Independent Transmission Operator (sog. "dritter Weg")
Varianten 2 und 3 lassen Eigentum an Übertragungs- bzw.
Fernleitungsnetzen unberührt.
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
55
Quellen:
Armstrong, M. and D. Sappington (2007): Recent Developments in the
Theory of Regulation, Handbook of Industrial Organisation 2007,
Elsevier Science Publishers 1557-1700
Bundesnetzagentur (2006): Bericht der Bundesnetzagentur nach § 112a
EnWG zur Einführung der Anreizregulierung nach § 21a EnWG,
http://www.bundesnetzagentur.de/media/archive/6715.pdf (20.11.2008)
Europäische Kommission (1999), Liberalisation of Network industries,
Economic Implications and Main Policy Issues, European Economy,
Reports and Studies No 4, Office for Official Publications of the EC, Luxembourg
http://ec.europa.eu/economy_finance/publications/publication8093_en.pdf (16.12.2008)
Heck, V. (2006): Regulation of the Electricity Market in Germany: From
Regional Monopolies to Competitive Markets,
CESifo DICE Report, 2/2006, 30 – 38
Joskow, P. L. (2006): Incentive Regulation for Electricity Networks,
CESifo DICE Report, 2/2006, 30 – 38
Topics in Economics – Prof. Dr. Monika Schnitzer
56
Herunterladen