Meteorologie

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Meteorologie
Advanced PPL-Guide
Band 5
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Standard Edition
1 | Die Atmosphäre
1 Die Atmosphäre
Unsere Erde ist umgeben von einer Gashülle aus Luft, die als Atmosphäre bezeichnet wird. Diese Atmosphäre ermöglicht aufgrund ihrer Zusammensetzung das Fliegen von Luftfahrzeugen und ist gleichzeitig
Grundlage für das Leben auf der Erde. Im Vergleich zum Erdumfang ist die Atmosphäre nur sehr dünn, etwa
vergleichbar mit der Außenhaut eines Balls.
Bei jedem Flug bewegen wir uns innerhalb der Atmosphäre und sind den darin stattfindenden Phänomenen
wie Wolken, Wind und Niederschlag ausgesetzt, profitieren aber auch von ihnen. So erzeugen die aerodynamischen Effekte beim Umströmen eines Tragflügels den notwendigen Auftrieb, um ein Luftfahrzeug in
der Luft zu halten. Gleichzeitig ermöglicht der Sauerstoff in der Luft die Verbrennung des Treibstoffes in
den Triebwerken und sorgt damit für den Vortrieb. Für das Verständnis dieser Mechanismen werden in
diesem Kapitel der Aufbau der Atmosphäre und die mit ihr verbundenen physikalischen Eigenschaften beschrieben.
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1 | Die Atmosphäre
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1.1 Aufbau der Erdatmosphäre
Mit zunehmender Entfernung vom Erdboden verändern sich einige physikalische Eigenschaften der Atmosphäre, andere wiederum bleiben auch bis in große Höhen konstant. Für die Vorgänge innerhalb der Atmosphäre sind diejenigen
Höhen relevant, in denen sich bestimmte Eigenschaften ändern. Der Temperaturverlauf mit zunehmender Höhe ist
dabei für das Wettergeschehen von besonderer Bedeutung. Diejenigen Höhen, in denen sich der Temperaturverlauf
markant ändert, werden zur Unterteilung der Atmosphäre in verschiedene Schichten herangezogen. Die Zusammensetzung des Gasgemisches „Luft“ ändert sich an den Grenzen dieser Schichten jedoch nicht.
1.1.1
Atmosphärenzusammensetzung
Die Zusammensetzung der Erdatmosphäre bleibt vom
Boden bis in große Höhen (etwa 80 km) nahezu konstant. Den größten Teil in diesem Gasgemisch machen
dabei Stickstoff (78%) und Sauerstoff (21%) aus. Die
verbleibenden 1% setzen sich aus Kohlendioxid und
Edelgasen zusammen.
Gas
Anteil
Stickstoff
78%
Sauerstoff
21%
Edelgase / Kohlendioxid
1%
Auch gasförmiger Wasserdampf kann bevorzugt in den
unteren Schichten der Atmosphäre enthalten sein. Der
Wasserdampf ist maßgeblich für das Wettergeschehen
verantwortlich. Sein Anteil ist variabel und von der
Wetterlage an einem bestimmten Ort abhängig.
Der Grund für die Temperaturzunahme oberhalb von
11 km Höhe sind chemische Reaktionen der Luftmoleküle, die durch das an dieser Stelle noch recht ungefilterte Sonnenlicht ausgelöst werden, etwa die Bildung
der Ozonschicht. Ein Teil der Energie des Sonnenlichts
verbleibt daher in dieser Höhe und sorgt für eine Temperaturzunahme.
Da eine Temperaturzunahme mit der Höhe nicht dem
Normalfall entspricht, kehren sich hier sozusagen die
Verhältnisse um. Es entsteht eine Inversion. Konstante
Temperatur mit zunehmender Höhe wird Isothermie
genannt (die Vorsilbe „Iso“ benennt stets Dinge, bei
denen etwas konstant bleibt).
Enthält die Luft Wasserdampf, so sind es üblicherweise
zwischen 1% und 4% Anteil am Gesamtvolumen der
Luft - der Anteil der anderen Gase sinkt dann entsprechend. Die in der Tabelle genannte prozentuale Zusammensetzung der Luft gilt daher nur für absolut
trockene Luft ohne Wasserdampf.
1.1.2
Schichten der Atmosphäre
Die Einteilung der Atmosphäre in Schichten erfolgt
anhand des Temperaturverlaufs. Die untersten bodennahen Luftschichten nehmen die Temperatur des Erdbodens an, dieser wiederum wird durch die Sonneneinstrahlung erwärmt. Die bodennahen Luftschichten
werden also im Wesentlichen durch den Wärmeaustausch mit dem Erdboden aufgeheizt, nicht direkt
durch das Sonnenlicht. Daher nimmt die Temperatur
der Luft mit zunehmender Entfernung vom Erdboden
ab: In der Höhe ist es kälter als am Boden.
Am Erdboden herrscht im globalen Mittel eine Temperatur von 15° C, bis in ca. 11 km Höhe hat sie sich
durchschnittlich auf -56,5° C abgekühlt. In dieser Höhe
ist etwas Erstaunliches zu beobachten: Die Temperatur
nimmt auch mit zunehmender Höhe nicht weiter ab,
sondern bleibt konstant. In noch größerer Höhe kehrt
sich der Temperaturverlauf sogar um und die Temperatur steigt wieder auf über 0° C.
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Abb. 1: Schematischer Verlauf der Temperatur mit zunehmender Höhe. Die Bereiche, in denen sich der Temperaturverlauf umkehrt, markieren die Grenzflächen („Pausen“) zwischen den Schichten.
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1 | Die Atmosphäre
Bezeichnungen der Schichten
Die Höhen, in denen der Temperaturverlauf seinen
Charakter ändert, markieren die Grenzen zwischen den
verschiedenen Atmosphärenschichten. Insgesamt können dabei fünf Schichten unterschieden werden:

Troposphäre

Stratosphäre

Mesosphäre

Ionosphäre (Thermosphäre)

Exosphäre
In der untersten Schicht, der Troposphäre, nimmt die
Temperatur mit zunehmender Entfernung vom Boden
ab. Eine Isothermie in ca. 11 km Höhe sowie eine darüber liegende Inversion bilden eine weitere Schicht, die
Stratosphäre.
Die Stratosphäre erstreckt sich bis in ungefähr 50 km
Höhe. Oberhalb der Stratosphäre sinkt die Temperatur
wieder, es schließt sich die Mesosphäre bis ca. 80 km
Höhe an. Noch weiter oben folgen die Ionosphäre
(oder Thermosphäre) und die Exosphäre, die schließlich fließend in den Weltraum übergeht. Dort herrschen
enorm hohe Temperaturen, welche allerdings rein
rechnerische Größen sind und aufgrund der sehr geringen Luftdichte nicht mit unserem Temperaturempfinden übereinstimmen.
Die Troposphäre
Die Grenzschicht zwischen der Troposphäre und der
Stratosphäre in ca. 11 km Höhe heißt Tropopause und
stellt die Obergrenze des Wettergeschehens dar. Die
genaue Höhe der Tropopause kann je nach Breitengrad
und Jahreszeit variieren. Innerhalb der Troposphäre
liegt eine Temperaturabnahme mit der Höhe von
durchschnittlich 0,65°/100 m (2°/1.000 ft) vor.
Besonders große Tropopausenhöhen sind zum Beispiel
am Äquator zu finden. Die intensive Sonneneinstrahlung dort sorgt für besonders hochreichendes Wettergeschehen, wodurch die Tropopause bis zu 16 km hoch
liegen kann.
An den Polen gibt es wegen der geringen Sonneneinstrahlung kaum hochreichendes Wettergeschehen, hier
liegt die Tropopause auch nur ca. 6 bis 8 km hoch. Zwischen Polen und Äquator liegt die Tropopause zwischen diesen Extremen, kann aber auch jahreszeitlich
und örtlich schwanken. Im globalen Mittel ergibt sich
so eine Tropopausenhöhe von 11 km.
Abb. 2: Die Höhe der Tropopause variiert mit der geographischen Breite und hat ihren größten Wert am Äquator.
Innerhalb der Troposphäre finden zum Teil starke Vertikalbewegungen statt, die für eine Durchmischung
dieser Schicht verantwortlich ist. Somit können die
tatsächlichen Eigenschaften dieser Luftschicht durchaus
stark von den Idealbedingungen abweichen, die oftmals als Berechnungsgrundlage herangezogen werden.
1.1.3
Strahlungshaushalt
Nicht die gesamte Sonnenstrahlung kommt tatsächlich
auf der Erdoberfläche an und kann somit zur Erwärmung beitragen. Ein großer Teil des einfallenden Lichts
wird durch Prozesse wie Reflexion oder Streuung wieder in den Weltraum gelenkt, ein anderer Teil wiederum in höheren Atmosphärenschichten absorbiert. Der
verbleibende Teil des Sonnenlichts wird am Erdboden
absorbiert sorgt so für dessen Erwärmung.
Aber auch die erwärmte Erdoberfläche strahlt Energie
in den Weltraum ab. Insgesamt stellt sich im Mittel
über lange Zeiträume ein Gleichgewicht von zugeführter und abgegebener Strahlungsenergie in der Atmosphäre ein.
Reflexion
Auf die Erde einfallendes Sonnenlicht wird zum großen
Teil durch die Wolken und durch die Erdoberfläche,
insbesondere die Wasserflächen zurück in den Weltraum reflektiert. Die Lichtstrahlen treffen dabei auf
optisch unterschiedliche Medien, beispielsweise Luft
und Wasser. An den Grenzflächen dieser Medien findet Reflexion statt.
So trifft ein Lichtstrahl beim Eindringen in eine Wolke
auf unzählige Tröpfchen mit entsprechend vielen
Grenzflächen, an denen überall Reflexionen stattfinden, die das eingefallene Licht letztlich in alle Richtungen wieder austreten lassen – die Wolke erscheint
gleißend hell weiß.
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1 | Die Atmosphäre
Auch die Meeresoberflächen wirken zum Teil wie ein
„Spiegel“ und reflektieren einen Großteil der einfallenden Strahlung zurück in den Weltraum. Insgesamt werden so etwa 33% der Sonnenstrahlung in den Weltraum reflektiert – bei ausgedehnten, mächtigen Wolkenschichten können es sogar bis zu 70% sein.
Streuung
Wenn ein so genanntes Lichtteilchen (Teilchen eines
Lichtstrahls) auf ein Luftmolekül trifft, kann es dieses
für einen kurzen Moment in einen „angeregten Zustand“ versetzen. Das Luftmolekül fällt aber sehr
schnell wieder in den ursprünglichen Zustand zurück –
hierbei wird dasselbe Lichtteilchen wieder ausgesendet, wobei dies jedoch in einer anderen als der ursprünglichen Strahlungsrichtung erfolgen kann. Ein Teil
des Lichts wird so aus dem Strahlenweg „herausgestreut“, Energie wird dabei aber nicht absorbiert.
Der Streuvorgang ist extrem abhängig von der Wellenlänge des eintreffenden Lichts. Blaues Licht wird viel
effektiver gestreut als die übrigen Farben, etwa um
einen Faktor 16 stärker als rotes Licht. Dies führt dazu,
dass beim Blick durch die Atmosphäre in jeder Richtung
Luftmoleküle gesehen werden können, die gerade
blaues Licht in Richtung Beobachter streuen – die
Streuung lässt den Himmel blau erscheinen.
Beim Blick in Richtung Lichtquelle, beispielsweise beim
Sonnenuntergang wird ein großer Teil des blauen Lichts
aus dem direkten Lichtweg Sonne-Beobachter herausgestreut. Übrig bleibt ein überwiegend roter Teil des
Lichts, der den Beobachter erreicht – die Sonne scheint
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gerötet, wenn sie tief am Horizont steht und das Licht
zum Auge des Beobachters einen langen Weg durch die
Atmosphäre zurücklegen muss.
Die Streuung von Licht an Luftmolekülen ist also der
Grund dafür, dass der Himmel blau ist und die Sonne
bei Auf- und Untergang gerötet erscheint. Etwa 16%
des einfallenden Sonnenlichts erreicht den Erdboden
durch Streueffekte.
Absorption
In unterschiedlichen Höhen in der Atmosphäre können
bestimmte Teile des Sonnenlichts mit den Luftteilchen
wechselwirken und physikalische sowie chemische
Prozesse auslösen. Das Licht liefert dabei die notwendige Energie für diese Prozesse, so dass der zugehörige
Teil der Sonnenstrahlung durch diese Prozesse absorbiert wird. Diese absorbierte Energie kann zu besonderen elektrischen Eigenschaften oder auch zur Erwärmung höherer Atmosphärenschichten führen.
Die absorbierte Strahlung erreicht den Erdboden somit
nicht. Dies ist für das Leben auf der Erdoberfläche von
enormer Bedeutung, da ein großer Teil der Sonnenstrahlung zerstörend auf biologisches Gewebe wirkt
und tödliche Krankheiten auslösen kann.
Ein Beispiel hierfür ist kurzwelliges, ultraviolettes Licht
(UV-B), das bei chemischen Reaktionen in der Ozonschicht (ca. 15-50 km Höhe) „verbraucht“ und somit
aus dem Sonnenlicht herausgefiltert wird, das den
Boden erreicht. Am Boden kann dieses UV-B-Licht Hauterkrankungen (Krebs) hervorrufen. Insgesamt werden
ca. 15% des einfallenden Sonnenlichts absorbiert.
Abb. 3: Vereinfachte Strahlungsbilanz der Erde nach Keihl und Trenberth. Quelle: NASA: The Earth Observer, November / December
2006, Volume 18, Issue 6.
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1 | Die Atmosphäre
Strahlungsbilanz
Die Energie- oder Strahlungsbilanz gibt dabei die Differenz zwischen zugeführter und abgestrahlter Energie in
der Erdatmosphäre an. Über sehr lange Zeiträume ist
die Strahlungsbilanz ausgeglichen, im Tagesgang
schwankt sie allerdings mit dem Sonnenstand.
Die Strahlungsbilanz ist tagsüber positiv, wenn die
Sonne die Erdoberfläche erwärmt. Sie wird negativ,
wenn die Erdoberfläche nachts langwellige Wärmestrahlung abgibt, ohne dass Sonnenlicht einfällt.
Abends (nach Sonnenuntergang) und nachts bis kurz
nach Sonnenaufgang ist die Strahlungsbilanz daher
negativ.
Ob die Strahlungsbilanz positiv oder negativ ist, kann
direkt am Tagesgang der Temperatur in den bodennahen Luftschichten beobachtet werden. Steigt die Temperatur, ist die Strahlungsbilanz positiv, bei negativer
Strahlungsbilanz sinkt nimmt sie ab.
Wärmehaushalt
Das einfallende Sonnenlicht wird teilweise reflektiert,
gestreut und auch absorbiert, so dass etwa 50% des
einfallenden Lichts schließlich den Erdboden erreichen.
Von den Absorptionsprozessen abgesehen fällt das
Sonnenlicht durch die Atmosphäre, ohne diese zu er-
wärmen – die Atmosphäre ist durchsichtig. Erst wenn
das Licht den Erdboden erreicht, wird die Energie des
Lichts in Wärme umgewandelt. Das Sonnenlicht erwärmt also den Erdboden, nicht die Atmosphäre.
Der Erdboden gibt seine Wärme an die untersten Luftschichten ab, so dass sich diese auf ähnliche Temperaturen erwärmen. In größerer Entfernung vom Erdboden ist diese Erwärmung kaum noch zu spüren, die
Temperatur nimmt daher in der Troposphäre mit zunehmender Höhe ab.
Auch andere Mechanismen tragen zur Erwärmung der
oberen Troposphäre bei, insbesondere die vertikale,
thermische Durchmischung (vgl. Kapitel 3.2) und die
freiwerdende, latente Wärme bei Aufstiegsprozessen
mit Kondensation (feuchtadiabtischer Aufstieg, vgl.
Kapitel 3.1.4).
Neben der direkten Wärmeabgabe an die unteren
Luftschichten gibt der Erdboden entsprechend seiner
Temperatur auch langwellige Strahlung an die Atmosphäre ab. Diese Strahlung kann von Wasserteilchen in
der Atmosphäre zurück zum Erdboden reflektiert werden, wodurch die Abkühlung reduziert wird. In klaren
Nächten wird es daher deutlich kälter als unter geschlossenen Wolkendecken.
Résumé Kapitel 1.1
Zusammensetzung der Atmosphäre
 Bestandteile von (trockener) Luft: 78% Stickstoff, 21% Sauerstoff, 1% Rest / Edelgase
 Die Anteile bleiben unabhängig von der Höhe gleich
 Wasserdampf, der von der aktuellen Wetterlage an einem bestimmten Ort abhängig ist, ist für das Wettergeschehen verantwortlich
Schichten der Atmosphäre









In aufsteigender Reihenfolge: Tropo-, Strato-, Meso-, Thermo-(Iono-)sphäre
Das Wettergeschehen spielt sich in der Troposphäre ab
Troposphäre: Temperatur nimmt mit 2° / 1.000 ft ab
Tropopause: Temperatur nimmt nicht weiter ab (Isothermie oder Inversion)
Die Tropopausenhöhe hängt von geografischer Breite und Jahreszeit ab
Isothermie: Temperatur bleibt mit zunehmender Höhe konstant
Inversion: Temperatur nimmt mit zunehmender Höhe zu
Auch innerhalb der Troposphäre kann es Isothermien, Bodeninversionen, freie oder Höheninversionen geben
An der Untergrenze einer Inversion ist die Lufttemperatur am niedrigsten und die Luftfeuchte meist sehr hoch
Strahlungsprozesse
 Strahlungsprozesse beeinflussen zu allen Tageszeiten die Temperatur der bodennahen Luftschichten
 Die Erwärmung der Erdatmosphäre erfolgt hauptsächlich durch die langwellige Strahlung der Erdoberfläche
Energie- bzw. Strahlungsbilanz:
 Die Strahlungsbilanz ist die Differenz zwischen zugeführter und abgeführter Energie bzw. Strahlung
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1 | Die Atmosphäre
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 Sie ist abends, nachts und früh bis kurz nach Sonnenaufgang negativ
 Strahlungsbilanz ist die Ursache für den Tagesgang der Lufttemperatur der bodennahen Luftschichten
Übungsaufgaben Kapitel 1.1
1101
Was ist "Luft"?
1107
a)
Reiner Sauerstoff
b)
Ein Gasgemisch überwiegend aus Stickstoff und
Sauerstoff
c)
d)
a)
Troposphäre
b)
Stratosphäre
Ein masseloser Bestandteil der Erdatmosphäre
c)
Mesosphäre
B und C
d)
Ionosphäre
Welche Phänomene in der Atmosphäre spielen
für die Luftfahrt eine sicherheitsrelevante Rolle?
1102
b)
Dadurch, dass der Sauerstoffanteil von dort aus
weiter nach oben nicht mehr 21% beträgt
Alle vorgenannten
c)
Durch die Änderung der elektrischen Eigenschaften (Reflexionsvermögen von Funkwellen)
Welche Eigenschaft der Atmosphäre dient zur
Unterscheidung der einzelnen Schichten?
d)
Dadurch, dass die Temperatur darüber konstant
bleibt (-56.6°C)
b)
Wind
c)
Niederschläge
d)
AW:
1109
Wie groß ist der Sauerstoffanteil in trockener
Luft?
a)
78%, konstant bis in sehr große Höhen
b)
21% in MSL, mit zunehmender Höhe abnehmend
2c)
d)
21%, konstant bis in sehr große Höhen
Im Mittel 21%, schwankend je nach Lufttemperatur
Wie groß kann der absolute Anteil von Wasserdampf in der Atmosphäre sein (in % der
Zusammensetzung von Luft)?
1105
a)
Bis zu 100%
b)
Genau 0%
c)
Immer genau 4%
d)
Zwischen 0% und ca. 4%
a)
Bis zu 100%
b)
0%
c)
Immer genau 4%
d)
Zwischen 0% und ca. 4%
6
Wodurch erwärmt sich die untere Atmosphäre
(bodennahe Troposphäre)?
AW:
1110
Wie wird ein Höhenintervall bezeichnet, in
dem die Temperatur mit zunehmender Höhe
konstant bleibt?
a)
Isothermie
b)
Bodeninversion
c)
Höheninversion
d)
B oder C
1111
Wie groß kann die relative Luftfeuchtigkeit
sein?
1106
Wodurch wird die obere Grenze der Troposphäre (Tropopause) festgelegt?
Dadurch, dass die Temperatur vom Boden bis
dorthin konstant bleibt
Wolken
1104
1108
a)
a)
1103
In welcher Schicht findet das Wettergeschehen
in der Atmosphäre statt?
Wie wird ein Höhenintervall bezeichnet, in
dem die Temperatur mit zunehmender Höhe
zunimmt?
a)
Isothermie
b)
Bodeninversion
c)
Höheninversion
d)
B oder C
1112
Wie groß ist die durchschnittliche Temperaturabnahme mit zunehmender Höhe (in ISA)?
AW:
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3 | Wolken
Abb. 21: Stabilitätsbegriffe: Die Kugel veranschaulicht die Idee des Stabiliätsbegriffs. Sie entspricht einem Luftpaket, das aus seiner
Ruhelage ausgelenkt (angehoben) wird. Im stabilen Fall ist der Schichtungsgradient kleiner als der Hebungsgradient: das Luftpaket
kehrt wieder in seine Ausgangslage zurück. Bei Indifferenz sind beide Gradienten gleich, und im labilen Fall übertrifft der Schichtungsgradient den Hebungsgradienten: Das Luftpaket steigt beschleunigt weiter. Allgemein gilt: Je größer ein Gradient, umso mehr
ist Linie nach links gekippt.
3.1.6
Stabilität in der Atmosphäre
In den Beispielen zur Stabilität und Labilität wurde
jeweils nicht spezifiziert, ob das Luftpaket trockenoder feuchtadiabatisch aufsteigt. Meist beginnt der
Aufstieg trockenadiabatisch, die Abkühlung während
des Aufstiegs kann jedoch dazu führen, dass der Taupunkt des Luftpakets unterschritten wird und Kondensation einsetzt. Der weitere Aufstieg erfolgt dann nicht
mehr trocken- sondern feuchtadiabatisch.
Für eine Aussage über die Stabilität in der Atmosphäre,
ist es entscheidend, ob die Schichtung für trocken- oder
für feuchtadiabatische Vorgänge stabil oder labil ist.
Hierbei lassen sich grundsätzlich drei Situation unterscheiden:
 Absolute Stabilität
 Bedingte Stabilität (Feuchtlabilität)
 (Absolute) Labilität
Absolute Stabilität
Eine Schichtung wird absolut stabil genannt, wenn sie
sowohl für trocken- als auch für feuchtadiabatische
Aufstiege von Luftpaketen stabilisierend wirkt. Für jede
Art von Aufstieg wird sich also das Luftpaket stärker
abkühlen als die Umgebung. Bezogen auf die Gradienten bedeutet das: Der Schichtungsgradient ist kleiner
als der feuchtadiabatische Gradient (und damit auch
kleiner als der trockenadiabatische Gradient).
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Bei einer Isothermie oder einer Inversion ist diese Bedingung immer erfüllt. Solche Schichten wirken daher
bremsend auf jedes aufsteigende Luftpaket. Absolute
Stabilität führt zu Beruhigung des Wettergeschehens
mit wenig Wolken oder Niederschlägen.
Bedingte Stabilität (Feuchtlabilität)
Eine Schichtung wird bedingt stabil genannt, wenn sie
zwar für trocken- aber nicht für feuchtadiabatische
Aufstiege von Luftpaketen stabilisierend wirkt. Dies ist
der Fall, wenn der Schichtungsgradient zwischen dem
trocken- und dem feuchtadiabatischen Gradienten
liegt. Ein trockenadiabatisch aufsteigendes Luftpaket
kühlt sich dann stärker ab als die Umgebung, feuchtadiabatisch aufsteigende Luftpakete können jedoch
ungehindert weiter steigen. Die Schichtung ist demnach nur bedingt labil.
Das Wettergeschehen wird nur solange ruhig bleiben,
bis trockenadiabatisch aufsteigende Luftpakete den
Taupunkt unterschreiten und feuchtadiabatisch weitersteigen. Das Wettergeschehen kann also ab einem
bestimmten Zeitpunkt „umschlagen“ und es können
sich hochreichende Wolken mit starken Niederschlägen
bilden. Im Sommer sind bei zunehmend feuchtlabiler
Schichtung hochreichende Quellwolken und damit
aufkommende Gewitterneigung verbunden
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3 | Wolken
(Absolute) Labilität
Eine Schichtung ist (absolut) labil, wenn sowohl trocken- als auch feuchtadiabatische Aufstiege von Luftpaketen beschleunigt werden. Hierzu muss der Schichtungsgradient größer als der trockenadiabatische Gradient sein (und damit auch größer als der feuchtadiabatische Gradient). Solche Labilität führt zu ausgeprägten
Wetteraktivitäten wie heftigen Schauern und Gewitter.
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Labilität kann entstehen, wenn sich eine Luftmasse von
unten erwärmt oder in der Höhe abkühlt. In beiden
Fällen nimmt der TEMP dann eine etwas „flachere“
Lage ein, wodurch ein Aufstieg von Luftpaketen (Thermik) begünstigt wird. Bei anhaltender Labilisierung
können sich die Quellungen überentwickeln und bis zur
Tropopause durchsteigen. Die Folge sind hochreichende Schauer und Gewitter, die mit sehr großtropfigem
und kräftigem Schauerniederschlag verbunden sind.
Abb. 22: Stabilität in der Atmosphäre: Bei absoluter Stabilität ist der Schichtungsgradient (braune Linie) kleiner als der feucht- und
der trockenadiabatische Hebungsgradient. Im bedingt labilen Fall ist die Schichtung stabil für trockenadiabatische Hebung, aber
labil für feuchtadiabatische Hebung (braune Linie zwischen grüner und blauer Linie). Im absolut labilen Fall ist der Schichtungsgradient größer als der trocken- und feuchtadiabatische Hebungsgradient.
Résumé Kapitel 3.1
Adiabatische Vorgänge
 Adiabatische Vorgänge beschreiben eine Veränderung von Volumen und Temperatur der Luft bei Vertikalbewegungen (Aufstieg / Absinken) OHNE Austausch von Wärme oder Luftteilchen mit der Umgebung
 Ein trockenadiabatischer Aufstieg beschreibt den Aufstieg oder das Absinken von Luft mit 1°C / 100 m (= 1 K /
100m) ohne Wolkenbildung (keine Kondensation)
 Beim feuchtadiabatischen Aufstieg steigt übersättigte Luft weiter auf und kühlt sich dabei mit weniger als 1 K / 100
m ab (Abkühlung mit durchschnittlich 0,65 K / 100 m / kein fester Wert für Abkühlung)
 Die frei werdende Kondensationswärme kompensiert einen Teil des aufstiegsbedingten Temperaturverlustes, wie
viel genau hängt von Temperatur, Druck und Feuchtegehalt der aufsteigenden Luft ab
Stabilitätsbegriffe
 "Stabil": Ein physikalischer Prozess lässt sich entweder überhaupt nicht auslösen oder kehrt nach Auslösung selbstständig wieder in die Ausgangssituation zurück
 "Labil": Ein einmal ausgelöster physikalischer Prozess kann nicht mehr selbstständig in seine Ausgangssituation
zurückkehren
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3 | Wolken
metern Ausdehnung und stets mit teils kräftigen Niederschlägen verbunden (Squall Lines). Die Bewölkung
an Luftmassengrenzen kann daher nicht umflogen
werden, das Auftreten und der Verlauf dieser Wolken
werden aber zuverlässig vorhergesagt (vgl. Kapitel 6.3).
3.2.3
Orographische Entstehung
Ursache für orografisch bedingte Wolkenbildung ist die
Hebung von Luft durch Höhenstrukturen auf der Erdoberfläche. Auslöser können dabei einzelne Berge oder
auch ganze Gebirgsketten sein, an denen bei entsprechender Windrichtung die Luft über hunderte Kilometer zum Aufstieg gezwungen wird. Im Gegensatz zur
thermischen Entstehung ist die Luftschichtung bei dieser Föhnwetterlage meist stabil.
Wenn Luft über ein Gebirge strömt, bilden sich auf der
dem Wind zugewandten Seite (im Luv) dicke Schichtwolken mit Niederschlägen. Es scheint, die Wolken
würden sich hier am Gebirge „stauen“, eine Staubewölkung entsteht. Hinter dem Gebirge, auf der dem
Wind abgewandten Seite (im Lee) kann die Luft wieder
absinken und sich erwärmen. Durch die Erwärmung
wird dort vorhandene Bewölkung aufgelöst und die
Luft strömt als warmer Fallwind in die Niederungen.
Dieser warme Fallwind wird Föhn genannt. Auch die
Wetterwirksamkeit einer Front wird an der Luvseite
verstärkt und an der Leeseite abgeschwächt.
Das Besondere am Föhn ist, dass die Luft hinter dem
Gebirge wärmer ankommt, als sie vor dem Gebirge in
gleicher Höhe war. Dies wird dadurch verursacht, dass
sich die Luft im Stau eben durch die Wolkenbildung
feuchtadiabatisch abgekühlt hat, auf der Rückseite aber
trockenadiabatisch gesunken ist. Der trockenadiabatische Temperaturgradient ist größer als der feuchtadiabatische, so dass sich bei gleicher Höhendifferenz auf
der Leeseite eine größere Temperaturdifferenz einstellt
– die Luft erwärmt sich stärker, als sie sich abgekühlt
hat.
Abb. 25: Wird die Luft durch einen Berg zum Aufstieg gezwungen, kühlt sie sich währenddessen zunächst trockenadiabatisch ab. Nach Erreichen des Kondensationsniveaus wird
der Aufstieg mit einer feuchtadiabatischen Abkühlung fortgesetzt. Der Fallwind auf der anderen Bergseite (Föhn) erwärmt
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sich in jedem Fall trockenadiabatisch, was zu einer höheren
Temperatur in derselben Höhe führt. An der Luvseite kommt
es zu starker und aufliegender Bewölkung mit teilweise heftigen Schauern und Gewittern.
Die Energiequelle für den Föhneffekt ist wieder die
latente Wärme, welche die Luft beim Aufstieg zusätzlich geheizt hat. Sie ist schließlich der Grund, warum
der feuchtadiabatische Temperaturgradient kleiner ist
als der trockenadiabatische.
Bedeutung für die Luftfahrt
Föhnwetterlagen haben zwei Gesichter: Auf der Luvseite des Gebirges bildet sich ausgedehnte, teilweise sehr
hoch reichende Staubewölkung mit Niederschlägen.
VFR-Flüge sind hier meist nicht mehr möglich, da die
Wolken auf dem Gebirge aufliegen. Auf der Föhnseite
dagegen herrschen oft ausgezeichnete Sichtflugverhältnisse, da der warme Fallwind Feuchtigkeit abtrocknet und somit für sehr gute Sichten und Wolkenauflösung sorgt.
Dennoch ist auch ein Flug auf der Föhnseite nicht ungefährlich. Die Luft strömt mit hohen Geschwindigkeiten
über das Gebirge, wodurch direkt hinter einem Berg
Luft aus den Niederungen nach oben gerissen und in
rotierende Bewegungen versetzt werden kann. Es bilden sich Rotoren, die mit gefährlicher Turbulenz und
ggf. Vereisung verbunden sind. In großen Höhen setzt
sich die Wellenbewegung der Luftströmung fort, so
dass auch zwischen den Schichten der Wellenbewegung und insbesondere im Grenzbereich zur Tropopause starke Turbulenz auftreten kann.
Diese Leewellen im Lee eines Gebirges sind mit Aufund Abwindbereichen verbunden, die so stark werden
können, dass es trotz voller Motorleistung nicht mehr
möglich sein kann, die Höhe zu halten. Vor Flügen im
Gebirge ist eine Einweisung von sachkundigen Lehrern
vor Ort in die speziellen Gegebenheiten daher unverzichtbar.
Abb. 26: Auf der Leeseite von Gebirgen kann es aufgrund von
Leewellen zu starken Turbulenzen und der Bildung von Wolken kommen.
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41
4 | Niederschläge
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4.1 Arten von Niederschlägen
Begrifflich werden zwei Arten von Niederschlägen unterschieden: Solche, die aus konvektiven Wolken (Cu) fallen, und
solche, die aus Schichtwolken (St) fallen. Diese Schauer bzw. Flächenniederschläge unterscheiden sich sowohl in der
räumlichen und zeitlichen Ausdehnung als auch in den sich bildenden Niederschlagsteilchen und den mit ihnen verbundenen Gefahren.
4.1.1
Schauer
Regenschauer sind meist kräftige, aber nicht lange
andauernde Niederschläge. Die Regentropfen benötigen einen gewissen Durchmesser, um als „kräftig“
empfunden zu werden, sie müssen also in der Wolke
Voraussetzungen finden, welche die Bildung von relativ
großen Tropfen unterstützen. Diese Voraussetzungen
sind in konvektiven, also cumulusartigen Wolken gegeben.
Aus Cu-Wolken fallen immer Schauer!
Cumulusartige Wolken entstehen durch lokale, oft
deutlich ausgeprägte Vertikalbewegungen der Luft. In
der aufsteigenden, gesättigten Luft bilden sich kleine
Wassertröpfchen, die von den Aufwinden weiter nach
oben getragen werden. Während des Aufstiegs lagern
sich weitere Wassertröpfchen an, so dass der Tropfen
wächst, solange er sich im Aufwind der Wolke befindet.
Die zunehmende Vereisung oberhalb der Nullgradgrenze in der Wolke unterstützt die Bildung von größeren
Niederschlagsteilchen, da sich Wasserdampf sehr effektiv an die sich bildenden Eisteilchen anlagern kann.
Abb. 30: Die kleinen Wassertröpfchen, welche sich durch die
Kondensation gebildet haben, werden durch die Aufwinde
innerhalb der Wolke nach oben transportiert. Die beginnende
Vereisung oberhalb der Nullgradgrenze lässt die Niederschlagsteilchen weiter wachsen. Werden sie zu schwer, fallen
sie zu Boden und tauen unterhalb der Nullgradgrenze wieder
auf.
50
Wenn die Niederschlagsteilchen eine bestimmte Größe
erreicht haben, können sie von den Aufwinden in der
Wolke nicht mehr getragen werden und fallen nach
unten durch die Wolke. Diese herabfallenden und vereisten Teilchen erreichen dabei wieder wärmere Luftschichten und tauen unterhalb der Nullgradgrenze auf.
Die zuvor gebildeten Eiskugeln fallen nun als pralle
Tropfen flüssigen Wassers zu Boden und sorgen so für
einen „kräftigen“ Schauer. Schauer sind räumlich durch
die Ausdehnung der Wolke und zeitlich durch die Lebensdauer der Wolke begrenzt.
Bedeutung für die Luftfahrt
Schauer sind meist lokal begrenzte, kräftige Niederschläge, die aus markant ausgeprägten Cu-Wolken
fallen. In den Niederschlägen ist mit Absinken der Wolkenuntergrenze und mit Verschlechterung der Sicht zu
rechnen. So kann die Sicht außerhalb des Schauers 50
km oder mehr betragen, im Schauer aber auf weniger
als 1.500 m zurückgehen.
Da mit Schauern sowohl starke Auf- als auch Abwinde
verbunden sind, können die mit den Schauern aus der
Wolke fallenden Abwinde am Boden auseinander fließen und gefährliche Windscherungen bilden. Dies
meint starke Änderungen von Windrichtung und / oder
Geschwindigkeit über kurze Distanzen. Zudem sorgt die
auseinander fließende Luft für starke Böen und Turbulenz im Nahbereich der Wolke auch außerhalb der
Schauer. Bei Starts und Landungen sollten Schauer
daher unbedingt abgewartet werden. Hinweise auf
auffrischenden Wind und starke Böen liefern herannahende Schauerwolken, deren Niederschlag schon von
Weitem als Fallstreifen zu erkennen ist.
Im Sommer fallen die Schauerniederschläge vor allem
als großtropfiger Regen, der eine beachtliche Stärke
erreichen kann. Allerdings kann es auch bei hohen
Temperaturen zu Hagelschauern kommen, wenn die
Hagelkörner aufgrund ihrer Dicke, der Fallgeschwindigkeit oder der niedrigen Höhe nicht mehr zu Regentropfen schmelzen, bevor sie am Erdboden auftreffen.
Im Winter ist die vertikale Ausdehnung von CumulusWolken oder Cbs in der Regel geringer als im Sommer,
wodurch der Niederschlag oft nicht so heftig ausfällt.
Dabei kann es zu Schnee- oder Graupelschauern kommen (vgl. Kapitel 4.2.3).
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4 | Niederschläge
wenn z.B. eine wärmere Luftmasse auf eine kältere
Luftmasse aufgleitet. Eine solche Luftmassengrenze
kann mehrere hundert oder tausend Kilometer lang
sein, und auch der Aufgleitvorgang kann sich über bis
zu 1.000 km erstrecken. In diesen ausgedehnten Bereichen kommt es dann zu gleichmäßigem Flächenniederschlag, welcher tagelang andauern kann, bis sich diese
ausgedehnten Niederschlagsbereiche weiterbewegt
haben. Auch bei gleichmäßiger Strömung gegen ein
Gebirge wird Luft gehoben, und es bildet sich in der
aufgleitenden Staubewölkung (vgl. Kapitel 3.2.3) ausgedehnter Flächenniederschlag.
Abb. 31: Deutlich sind hier die Fallstreifen des Niederschlags
zu erkennen.
Durch die räumliche Begrenzung der Cu-Wolken lassen
sich die Schauer aus der Luft oft sehr gut erkennen und
in ausreichendem Abstand umfliegen. Wenn die Schauer allerdings in Verbindung mit Luftmassengrenzen
auftreten, können sich mehrere hundert Kilometer
lange Linien von starken Quellungen und heftigen
Schauern bilden, die nicht mehr umflogen werden
können und auch nicht mehr durchflogen werden sollten.
4.1.2
Flächenniederschläge
Neben dem Schauer gibt es den bisweilen mehrere
Tage dauernden und ausgedehnten Landregen. Aus
einem gleichmäßig grau verhangenen Himmel fallen
mittlere oder kleine Tröpfchen, oft auch als Sprühregen
(drizzle). Für die Bildung solch kleiner Tröpfchen sind
keine starken Aufwinde notwendig. Vielmehr bilden sie
sich in Schichtwolken (St) bei gleichmäßiger Hebung
einer ausgedehnten Luftmasse. Die Fallgeschwindigkeit
von Sprühregen ist dabei eher gering.
Aus St-Wolken fallen immer Flächenniederschläge!
Bedeutung für die Luftfahrt
Die Sichtflugbedingungen sind im Flächenniederschlag
meist deutlich herabgesetzt. Es kommt zu einem großräumigen Absinken der Wolkenuntergrenzen, möglicherweise bis auf wenige hundert Fuß über Grund, so
dass die Bewölkung schon auf kleineren Gebirgszügen
zum Aufliegen kommt und Hindernisse wie Fernsehtürme bis in die Wolken hineinragen.
Die Wolkenuntergrenze ist oft nicht mehr klar zu erkennen, der Niederschlag geht scheinbar fließend in die
Wolke über, so dass im Flächenniederschlag insbesondere bei tiefen Untergrenzen extrem schlechte Sichten
zu erwarten sind, welche die geforderten Sichtflugmindestbedingungen von 1.500 m oft unterschreiten.
Im Sommer fällt fast ausschließlich Regen aus Stratuswolken. Im Winter hingegen kann vor allem aus Nimbostratus-Wolken Schnee fallen.
Eine sichere, hindernisfreie Flugdurchführung ist unter
ausgedehnten Schichtwolken mit Niederschlag aufgrund der Sichtverschlechterung und der absinkenden
Wolkenuntergrenzen oft nicht mehr möglich, im Gebirgsstau grundsätzlich unmöglich. Wegen der räumlichen Ausdehnung über hunderte oder gar tausend
Kilometer können diese Niederschlagsgebiete auch
nicht umflogen werden.
Auch in Schichtwolken bilden sich die Regentropfen
dadurch, dass sich in der aufsteigenden, gesättigten
Luft auskondensierter Wasserdampf zu kleinsten Tröpfchen zusammenfindet und aufsteigt. Während des
Aufstiegs lagern sich weitere Wassertröpfchen an, so
dass sich allmählich Regentropfen bilden können.
Ein Überfliegen ist in der Regel ebenfalls nicht möglich
und auch nicht ratsam, da am Zielort üblicherweise
keine grundsätzlich besseren Sichtflugbedingungen
oder gar Wolkenlücken zu erwarten sind.
Da die Aufwindgeschwindigkeiten in Schichtwolken
deutlich geringer sind als in konvektiven Wolken, fallen
die Tropfen schon bei relativ kleiner Größe wieder
durch die schwachen Aufwinde hindurch. Sie gelangen
dann als kleintröpfiger, aber flächenmäßig weit ausgedehnter Niederschlag zu Boden. Wegen der räumlichen
Ausdehnung spricht man hierbei von Flächenniederschlag.
Auch ohne Wolken kann es zur Bildung von Niederschlägen kommen, wenn sich die Temperatur der Luft
bis auf den Tau- oder Gefrierpunkt abkühlt. Vor allem
in den frühen Morgenstunden kann es hier zur Bildung
von Tau oder Reif kommen.
Zur großräumigen, gleichmäßigen Hebung einer Luftmasse und somit zu Flächenniederschlag kommt es,
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4.1.3
Niederschläge am Boden
Tau (dew) bildet sich vor allem an Gegenständen, die
stärker abkühlen als die Luft und der Erdboden selbst.
Der in der Luft enthaltene Wasserdampf kondensiert
sofort, nachdem er mit diesen kalten Gegenständen in
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6 | Klima in Mitteleuropa
6.3 Tiefdruckgebiete
In Kapitel 6.2 wurden die globalen Strömungen in einem Modell der Allgemeinen Zirkulation in der Atmosphäre erklärt. Dabei wurde die unterschiedliche Erwärmung der verschiedener Regionen auf der Erdoberfläche als Energiequelle identifiziert, bei den dadurch induzierten Luftströmungen wurde aber deutlich, dass ein direkter Ausgleich der
Temperatur- und Druckgegensätze durch den Coriolis-Effekt unterbunden wird. Vielmehr bilden sich in bestimmten
Breiten ausgeprägte Fronten (Luftmassengrenzen mit aktivem Wettergeschehen), die sich um die ganze Erdkugel
schlängeln.
Kleine Störungen an diesen Fronten können zu Bereichen großräumiger Hebung von Luft führen, in denen warme und
kalte Luftmassen bei fallendem Luftdruck gegeneinander vordringen. Solche Tiefdrucksysteme zeigen charakteristische Wettererscheinungen an ihren Fronten und werden am Modell der Idealzyklone beschrieben.
6.3.1
Polarfrontströmungen
Die Polarfront schlängelt sich bei etwa 60° nördlicher
und südlicher Breite um die Erdkugel und ist auf der
Nordhalbkugel gekennzeichnet durch kalte, polare Luft
nördlich der Front und warmer, subtropischer Luft südlich der Front. Die Polarluft strömt dabei – bedingt durch
die Corioliskraft – mit östlicher Komponente, in der subtropischen Luft überwiegt hingegen eine westliche Komponente.
Abb. 56: An der Polarfront strömen subtropische Warmluft aus
westlicher Richtung und polare Kaltluft aus östlicher Richtung
gegeneinander.
Bestimmte Druckverteilungen und Störungen entlang
der Front können nun eine so genannte Wellenbildung
auslösen, bei der polare Kaltluft nach Süden und subtropische Warmluft nach Norden vorstößt. Dabei kommt es
entlang der Luftmassengrenzen zu ausgedehnten Gebieten großräumiger Hebung von Luft, was zu einer ausgeprägten Wetteraktivität führt. Die so entstehenden Fronten zeigen für Warmluft- und Kaltluftvorstöße charakteristische Abläufe und Erscheinungen.
Die Warmluft gleitet wegen ihrer geringeren Dichte auf
die kältere Luftmasse auf. Sie wird hierbei entlang der
Front gleichmäßig gehoben, so dass sich im Warmfrontbereich Schichtwolken ausbilden. Der Aufgleitvorgang
kann sich dabei in Strömungsrichtung bis zu 1.000 km
erstrecken. Die Neigung der Grenzfläche zwischen warmer und kalter Luft beträgt etwa 1/150.
Während die Front am Boden noch hunderte Kilometer
entfernt ist, kündigt sich die warme Luft in der Höhe
bereits durch dünne Wolken an (anfangs Ci, dann As, Cs).
Mit Annäherung der Warmfront verdichtet sich die weiter absinkende Bewölkung, aus der ab etwa 300 km
Entfernung zur Front die ersten Niederschläge zu erwarten sind.
Im Frontbereich selbst bilden sich hoch reichende
Schichtwolken (Ns), die grau verhangenen Himmel, tiefe
Untergrenzen und lang anhaltende Niederschläge
(„Landregen“) bringen. Im Winter sind auch Schneefälle,
bzw. gefrierender Regen möglich. Hinter der Front reißt
die Bewölkung nur langsam auf, es bleibt bei mäßiger
Sicht und moderaten Sichtflugbedingungen. Der komplette Durchzug einer Warmfront kann mehrere Tage
dauern.
Bedeutung für die Luftfahrt
Eine Warmfront entsteht, wenn eine warme Luftmasse
gegen eine kältere Luftmasse vorstößt. Sie wird in den
Wetterkarten üblicherweise als rote Linie mit Halbkreisen gezeichnet. Die Halbkreise zeigen dabei in Zugrichtung der Front.
Eine Warmfront bringt ausgedehnte und hoch reichende
Schichtbewölkung mit sich, die sich über hunderte oder
auch tausende Kilometer erstrecken kann. Sie kann daher bei Flügen nach Sichtflugregeln weder über- noch
umflogen werden. Die Front kündigt sich durch hohe
Cirrus-Bewölkung an, die in den folgen Stunden absinkt
und den Boden erreicht. Die Verschlechterung des Wetters erfolgt kontinuierlich innerhalb einiger Stunden und
lässt ausreichend Zeit für eine angemessene Flugplanung. Zudem sind der Verlauf und die Zugbahn recht
präzise den Wetterkarten zu entnehmen.
Abb. 57: Darstellung einer Warmfront in Bodenwetterkarten.
Im Bereich der Bodenfront ist mit äußerst schlechten
Sichtflugbedingungen zu rechnen, da die ausgedehnten
Niederschläge mit geringen Sichten und tiefen, absin-
6.3.2
Die Warmfront
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6 | Klima in Mitteleuropa
kenden Wolkenuntergrenzen verbunden sind, die im
Bergland auch oft aufliegen.
Im Winter sind Schneefälle möglich, wenn der Niederschlag durch Luftschichten mit Temperaturen oberhalb
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von 0° fällt. Zudem besteht Vereisungsgefahr durch gefrierenden Regen. Schneefall und ggf. gefrierender
Regen gehen mit Durchzug einer winterlichen Warmfront in Schneeregen oder Regen über.
Abb. 58: Eine Warmfront entsteht, wenn warme Luft auf kältere Luft aufgleitet. Dabei bilden sich vornehmlich Schichtwolken entlang der Frontlinie, welche vor der Bodenfront mit starken Niederschlägen aus Nimbostratuswolken ihre stärkste Ausprägung finden. Aufgrund der großflächigen Ausdehnung können Warmfronten weder um- noch überflogen werden.
6.3.3
Die Kaltfront
Wenn eine kalte Luftmasse gegen eine wärmere Luftmasse vorstößt, entsteht eine Kaltfront. Diese wird in
den Wetterkarten als blaue Linie mit Dreieckspitzen
gezeichnet. Die Dreiecke zeigen dabei in Zugrichtung der
Front.
Abb. 59: Darstellung einer Kaltfront in Bodenwetterkarten.
Die Kaltluft schiebt sich wegen ihrer höheren Dichte
unter die wärmere Luftmasse und zwingt diese zum
Aufstieg. Im Frontbereich kommt es daher zur Ausbildung von hoch reichender Quellbewölkung mit Schauern und auch Gewittern. In horizontaler Richtung ist die
Kaltfront weniger ausgedehnt als die Warmfront, der
Bereich des aktiven Wettergeschehens umfasst selten
mehr als 150 km.
Die Kaltfront kündigt sich durch Aufzug starker, geschlossener Quellbewölkung (Cb) an, die nach kurzer Zeit
starke Schauerniederschläge (auch Hagel und Gewitter)
und auffrischenden Wind mit Böen bringt. Hinter den
Niederschlägen liegt die Temperatur spürbar niedriger,
es gibt wieder vereinzelte Wolkenlücken und die Böigkeit lässt nach.
In der hinter der Kaltfront eingeflossenen Kaltluft folgt
meist wechselhaftes Wetter mit Sonne, böigen Winden
82
und Quellwolken, aber auch weitere Schauer sind möglich. Wird dieses Rückseitenwetter durch zunehmenden
Hochdruckeinfluss stabilisiert, stellt sich ideales Sichtflugwetter ein mit aufgelockerter Bewölkung und ausgezeichneten Sichten. Der komplette Durchzug einer Kaltfront kann innerhalb weniger Stunden erfolgen.
Bedeutung für die Luftfahrt
Entlang einer Kaltfront entstehen hoch reichende, linienartig angeordnete Quellwolken mit kräftigen Schauern und auch Gewittern. Sie kann daher bei Flügen nach
Sichtflugregeln weder über- noch umflogen werden.
Anders als die Warmfront kündigt sich eine Kaltfront
nicht bereits Stunden vorher an, sondern zieht deutlich
schneller auf. Die Verschlechterung des Wetters erfolgt
dann rasch, Sichtflüge im Frontbereich sollten aufgrund
der starken Schauer und Turbulenzen vermieden werden. Dunkle Quellwolken mit Regenfallstreifen weisen
auf in Kürze stark auffrischenden und böigen Wind, Turbulenz und Windscherungen hin.
Der Verlauf und die Zugbahn einer Kaltfront sind den
Wetterkarten recht präzise zu entnehmen, so dass eine
Kaltfront gut mit in die Flugvorbereitung einbezogen
werden kann. Trifft eine Kaltfront früher als erwartet ein,
empfiehlt es sich, den Durchzug der Front abzuwarten.
Nach ein bis zwei Stunden stellt sich oft schon eine deutliche Beruhigung des Wettergeschehens ein. Noch weiter
hinter der Front im Rückseitenwetter sind oft ausgezeichnete Sichtflugbedingungen zu finden.
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6 | Klima in Mitteleuropa
Abb. 60: Bei einer Kaltfront schiebt sich die kältere Luft aufgrund ihrer geringeren Dichte unter die Warmluft und zwingt diese zum
Aufstieg. An der Front kommt es daher zu heftigem Wettergeschehen mit Niederschlägen, Hagel und Gewitter.
6.3.4
Die Idealzyklone
Es wurde bereits beschrieben, wie sich an der Polarfront
durch Wellenbildung Luftmassenvorstöße mit den damit
verbundenen Warm- und Kaltfronten ausbilden. Ein
solches Tiefdrucksystem besitzt geschlossene Isobaren
mit fallendem Druck zum Kern hin. Außerdem weht der
Wind parallel zu den Isobaren, also kreisförmig um den
Kern des Tiefs herum.
Eine solche zyklonale Strömung ist auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn orientiert, auf der Südhalb-
kugel im Uhrzeigersinn. Das damit verbundene Tiefdrucksystem wird daher als Zyklone bezeichnet.
Im Folgenden wird der Musterfall eines Tiefs, die Idealzyklone mit ihren typischen Erscheinungen und zu
beobachtenden Messgrößen betrachtet. Ein solches
Tiefdruckgebiet zieht auf der Nordhalbkugel im Allgemeinen aufgrund der westlichen Luftströmung von West
nach Ost.
Abb. 61: Kommt es an der Polarfront zu einem Luftmassenvorstoß, bilden sich Warm- und Kaltfrontsysteme, welche um das Zentrum
tiefsten Drucks herum wandern. Dabei nähert sich die Kaltfront der Warmfront an. Die Zugrichtung einer solchen Zyklone erfolgt von
West nach Ost etwa parallel zu den Warmsektorisobaren.
Frontenverlauf
Sicht, und aus den mittelhohen Wolken fallen kaum
Niederschläge.
In der Idealzyklone eilt die Warmfront der Kaltfront voraus. Auf den Wetterkarten der Nordhalbkugel ist die
Warmfront bei westlicher Grundströmung folglich rechts
(östlich) neben der Kaltfront zu sehen. Der Bereich zwischen Warm- und Kaltfront wird Warmsektor genannt,
da hier die warme Luft zu finden ist. Im Warmsektor
strömt die Luft meist aus West bis Südwest, es herrscht
hier während der warmen Jahreszeit mäßige bis gute
Die Kaltluft drängt von Nord / Nordwest nach Südost, sie
strömt dabei sozusagen an der Warmfront entlang. Die
Kaltfront holt gewissermaßen die Warmfront ein. Gemeint ist dabei aber nicht, dass die Kaltluft schneller
strömt als die Warmluft, sondern dass aufgrund der
unterschiedlichen Strömungsrichtungen die Luftmassengegensätze entlang der Warmfront – ausgehend vom
Kern des Tiefs – aufgehoben werden. Die nachfolgende
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6 | Klima in Mitteleuropa
Atmosphäre labilisiert, so dass ein Kaltlufttropfen wie
ein Höhentrog mit Schauern und Gewittern verbunden
ist.
6.4.2
den Alpen. Bei dieser Wetterlage ist mit tiefer, meist
aufliegender Bewölkung an der Alpennordseite zu
rechnen.
Klima in Mitteleuropa
Klimatisch gesehen befindet sich Mitteleuropa südlich
der Polarfront in der Westwindzone der gemäßigten
Breiten. Der Ursprung der westlichen Grundströmung
wurde bereits in Kapitel 6.2 erläutert. Gemäßigt heißen
mitteleuropäische Breiten, weil extreme Temperaturwerte die Ausnahme sind. Häufig bringen maritime
Luftmassen milde oder kühle Temperaturen mit, extreme Hitze oder Kälte sind selten. Auch die über eine
Klimaperiode gemittelten Temperaturen zeigen keine
extremen Werte. Hierfür ist insbesondere der Wechsel
von zugeführten Warm- und Kaltluftmassen im Zusammenhang mit dem Durchzug von Tiefdruckgebieten
verantwortlich.
Die Ausprägung dieser Tiefdruckgebiete ist im Winter
oft größer als im Sommer, weil die Temperaturgegensätze zwischen warmer und kalter Luft an der Polarfront im Winter stärker sind. Die Zugbahnen der Tiefs
unterliegen zudem jahreszeitlichen Schwankungen –
auch wenn ihre Hauptzugrichtung von West nach Ost
führt –, wodurch das mitteleuropäische Wetter mal
mehr durch Polarluft, mal mehr durch subtropische
Luft geprägt wird. Im Allgemeinen liegt die Zone der
Tiefdruckgebiete im Sommer nördlicher als im Winter.
Bei bestimmten Positionen von Hoch- und Tiefdruckzentren stellen sich durch das Umströmen um das Hoch
im Uhrzeigersinn und um das Tief gegen den Uhrzeigersinn (auf der Nordhalbkugel) Strömungen ein, welche
zusammen mit der Orografie für regional typische,
wiederkehrende Wettersituationen sorgen, welche
daher eigene Namen erhalten haben. Hierzu zählen in
Mitteleuropa insbesondere der Föhn im Voralpenland
und der Bora über der Adria.
Abb. 67: Föhnwetterlage: Ein Hoch über Osteuropa und ein
Tief über der Biskaya begünstigen eine südliche Strömung im
Alpenraum mit Stau südlich und Föhn nördlich der Alpen. ©
Karte: CIA World Factbook
Abb. 68: Bei einer Föhnwetterlage kommt es zu Staubewölkung im Gebirge, welcher eine Überquerung für VFR-Flüge
unmöglich macht. © DWD
Der Föhn
Der Bora
In Kapitel 3.2.3 wurde der Föhneffekt durch einen
feuchtadiabatischen Aufstieg und den darauf folgenden
trockenadiabatischen Abstieg von Luft vor bzw. hinter
einem Gebirge erörtert. Die Luft kommt auf der Leeseite dann als ungewöhnlich warmer Fallwind an.
Im Winter entsteht in der sibirischen Region oft ein
Kältehoch, welches bei spiralförmiger Strömung im
Uhrzeigersinn aus dem Kern des Hochs heraus sehr
kalte Luft über den Balkan in Richtung Adria strömen
lässt. Hinter den Gebirgen an der Mittelmeerküste sinkt
die Luft zwar großräumig ab, bleibt aufgrund ihres
sibirischen Ursprungs aber trotz adiabatischer Erwärmung relativ kalt. Dieser – im Gegensatz zum Föhn –
kalte Fallwind in die Adria wird Bora genannt. Hierbei
können sehr starke Abwindbereiche mit Windgeschwindigkeiten in Sturmstärke entstehen.
Begünstigt wird eine Föhnwetterlage im Voralpenland
durch ein Tief über dem Südwesten Europas (der Biskaya) und ein Hoch über Südosteuropa. Die Luft strömt
spiralförmig im Uhrzeigersinn aus dem Hoch heraus
und gegen den Uhrzeigersinn in das Tief hinein. Dabei
stellt sich über dem Alpenraum eine südliche Strömung
ein, welche zu Staubewölkung auf der Südseite und
Föhn im bayerischen Voralpenland führt.
Bei einer aus nördlichen Richtungen vorliegenden
Strömung feuchter Luft herrscht hingegen Nordstau an
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8 | Gewitter
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8.1 Lebenslauf
Gewitter besitzen einen eigenen Lebenszyklus, der in drei Phasen eingeteilt wird. In der ersten Phase baut sich die
Gewitterwolke (Cb) auf, in der zweiten Phase ist das Gewitter voll ausgebildet und in der dritten Phase löst es sich
schließlich wieder auf. Dieser Lebenszyklus dauert etwa 1,5 bis 2 Stunden und hat in jedem einzelnen Stadium ein
charakteristisches Erscheinungsbild. Ein Luftfahrzeugführer kann daher während des Fluges anhand der Erscheinung
auf das Entwicklungsstadium einer Gewitterwolke schließen und die Gefahren dementsprechend einschätzen.
Zu den größten Gefahren von Gewittern gehören:

Elektrische Entladungen (Blitze)

Starke Auf- und Abwinde mit teilweise heftiger Turbulenz

Starke Schauerniederschläge (Regen, Hagel)

Starke Vereisung
8.1.1
Aufbaustadium
Eine Gewitterwolke entwickelt sich aus normalen Cumuluswolken (Cu), in welchen die Aufwinde allerdings deutlich stärker ausgeprägt sind. Es kommt dadurch zu einer
starken vertikalen Ausdehnung der Wolke (Quellung),
was meist durch eine hoch reichend labile Schichtung in
der Atmosphäre unterstützt wird. So kann sich die Cumuluswolke problemlos in das mittlere und sogar hohe
Stockwerk (über 20.000 ft) überentwickeln, bis im nächsten Stadium ein Cumulonimbus (Cb) erreicht wird.
Das Aufbaustadium (Cumulus-Stadium) ist gekennzeichnet durch starke, warme Aufwinde innerhalb der Wolke.
Niederschläge fallen noch keine, die Nullgradgrenze wird
jedoch innerhalb der Wolke durch den Warmluftnachschub von unten angehoben. Die relativ starken Aufwinde von 5-10 m/s halten die sich bildenden Niederschlagsteilchen in der Schwebe. Weiter oben in der Wolke, bei Temperaturen unterhalb von -10°C überwiegt der
Eisanteil gegenüber dem unterkühlten Wasser.
Abb. 74: Im Aufbaustadium führen eine labile Schichtung und
starke Aufwinde zum Anwachsen der Cumuluswolke.
106
Die Vereisung in größeren Höhen ist Voraussetzung für
die Bildung von großen Niederschlagsteilchen wie Hagel,
Graupel und großen Regentropfen.
8.1.2
Reifestadium
Eine überentwickelte und hoch reichende Quellwolke ist
in ihren oberen Bereichen vollständig vereist. Die Wolkenränder sehen in dieser Phase nicht mehr „scharfkantig“, sondern eher „faserig“ aus. Wird die Quellung in
großer Höhe (spätestens an der Tropopause) durch eine
Isothermie oder Inversion gestoppt, strömt die Luft dort
auseinander und bildet mit den Eiskristallen den für eine
Gewitterwolke typischen Amboss. Dieser Amboss besitzt
aufgrund der Vereisung ein faseriges Erscheinungsbild,
wogegen die unteren Bereiche einer Gewitterwolke wie
kräftige und dunkle Cumuluswolken erscheinen.
Abb. 75: Im Reifestadium ist der Cb voll ausgeprägt: Starke
Turbulenz, starke Niederschläge und elektrische Entladungen
gehören zu den Gefahren.
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10 | Meteorologische Flugvorbereitung
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10 Meteorologische Flugvorbereitung
Das Einholen von Wetterinformationen und eine eventuelle Beratung zur aktuellen Wettersituation und
deren Entwicklung sind unverzichtbarer Bestandteil jeder Flugvorbereitung. Auch wenn das Wetter am
Startflugplatz vermeintlich gut ist, kann es sich im Verlauf des Fluges rapide verschlechtern. Eine ausreichende meteorologische Flugvorbereitung ist aus diesem Grund im § 3a LuftVO auch vorgeschrieben.
Aber auch bei Platzrundenflügen muss ein Blick auf aktuelle Wettermeldungen geworfen werden, um über
zu erwartende Wind- und Landerichtung informiert und vor möglichen Gefahren wie Schauern oder Böen
gewarnt zu sein. Die Wetterinformationen sollten möglichst nahe vor der zu erwartenden Startzeit eingeholt werden. Für den Sichtflug sollten diese Informationen nicht älter als 2 Stunden sein. Zur Verfügung
stehen verschiedene Wetterkarten und Wettermeldungen, welche sich insbesondere auf das zum Fliegen
relevante, „signifikante“ Wetter beziehen.
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10.1
10 | Meteorologische Flugvorbereitung
Wetterkarten
Wetterkarten bilden begrenzte Aspekte des Wettergeschehens zu einem bestimmten Zeitpunkt graphisch ab. Zu viele
Informationen dürfen dabei nicht gleichzeitig in einer Karte verarbeitet werden, um die Darstellung nicht zu unübersichtlich zu machen. Daher existieren verschiedene Karten, die teilweise noch für verschiedene Flughöhen herausgegeben werden. Ein Luftfahrzeugführer muss daher wissen, welche Karten es gibt, um die für seinen Flug geeigneten
Karten anfordern und auswerten zu können.
10.1.1 Typen von Karten
Grundsätzlich werden zwei Kartentypen unterschieden
 Synoptische Wetterkarten
 Vorhersagekarten
Synoptische Wetterkarten bilden den tatsächlichen
Wetterzustand zu einem bestimmten Zeitpunkt ab.
Grundlage hierfür sind Messungen, die zwar an verschiedenen Orten aber zu identischen Zeitpunkten vorgenommen werden. Diese „gleichzeitige“ Beobachtung
wird synoptisch genannt.
Aus den Beobachtungsdaten wie Bewölkung, Druck,
Temperatur, Windrichtung und Niederschlagswerten
werden z.B. Druckzentren, Frontenverlauf ermittelt und
in die synoptischen Karten eingetragen. Hierbei wird das
Wetter abgebildet, wie es zum Beobachtungszeitpunkt
war. Dies ist hilfreich für die Einschätzung der Wetterlage und -entwicklung. Für die Flugvorbereitung werden
darüber hinaus aber auch Wetterkarten benötigt, die
den Wetterzustand für bestimmte Zeitpunkte innerhalb
der nächsten Stunden abbilden.
Diese Aufgabe übernehmen die Vorhersagekarten. Sie
werden mehrmals am Tag in regelmäßigen Abständen
für bestimmte, zukünftige Zeitpunkte errechnet. Sie
bilden auf Basis der gemessenen Beobachtungsdaten
bestimmte Aspekte des zukünftigen Wetters ab, wie
Wind, Temperaturen und besondere Wettererscheinungen in unterschiedlichen Flughöhen.
10.1.2 Bodenwetterkarten
Die Bodenwetterkarte wird auch in der Wettervorhersage der Nachrichten verwendet. Zu sehen sind im Wesentlichen die Druckzentren wie Hoch- und Tiefdruckgebiete und der Frontenverlauf, sowie die Isobaren zu
einem bestimmten Beobachtungszeitpunkt. Es handelt
sich also um eine synoptische Karte. Wie in den Kapiteln
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5.1 und 6.3 erläutert, kann somit ein Eindruck über die
zu erwartende Windrichtung und -stärke sowie über die
Bewölkung und Wetteraktivitäten gewonnen werden.
Dicht gedrängte Isobaren lassen auf Gebiete mit hohen
Windgeschwindigkeiten schließen.
Die Isobaren werden aus dem an der Erdoberfläche
gemessenen Luftdruck rechnerisch ermittelt. Hierzu wird
der gemessene Druck unter Berücksichtigung der tatsächlichen atmosphärischen Verhältnisse (nicht ICAOStandard) auf Meereshöhe (MSL) herunter gerechnet.
Die Punkte gleichen Drucks in MSL werden dann zu Isobaren verbunden. Isobaren auf Bodenwetterkarten bilden folglich das jeweilige QFF ab und dürfen nicht für
Höhenmessereinstellungen als QNH verwendet werden.
Die am Boden gemessenen Druckwerte müssen auf eine
einheitliche Höhe (MSL) gerechnet werden, da sonst die
unterschiedliche Höhe der Messpunkte das Bild verzerren würde. Hoch gelegene Messpunkte wie die Alpen
würden regelmäßig als Tiefdruckgebiet erscheinen, obwohl der Luftdruck dort im Vergleich zur Umgebung
hoch sein kann. Die aus den Karten resultierende Luftströmung und Wetterentwicklung hätte bei einer solchen Betrachtung nichts mehr mit den tatsächlichen
Verhältnissen zu tun.
Auf Basis der Beobachtungsdaten werden mit Hilfe von
Wettermodellen Vorhersagekarten erstellt, welche ähnlich wie Bodenwetterkarten aussehen, also auch Druckzentren, Fronten und Isobaren zeigen. Diesen Bodenvorhersagen ist eine Legende beigefügt, aus der der Gültigkeitszeitpunkt und der Zeitpunkt zu entnehmen sind.
„VT“ steht dabei für „valid time“, was die Uhrzeit in UTC
meint, zu welcher diese Karte gültig ist. In Klammern
steht hinter der VT der Zeitpunkt der Aufnahme der
Beobachtungsdaten und die Zeitdauer, über welche das
Wettermodell gerechnet wurde.
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10 | Meteorologische Flugvorbereitung
Advanced PPL-Guide
Abb. 84: Bodenwetterkarte und Bodenvorhersage mit Legende. Diese Vorhersagekarte ist gültig für Dienstag, den 21.02.2006 um
12:00 UTC. Das Modell hat auf Basis der Daten vom Montag 00:00 UTC 36 Stunden voraus berechnet. © pc_met, DWD
10.1.3 Höhenwetterkarten
Höhenwetterkarten zeigen Druckverhältnisse und Windangaben für definierte Höhen, welche entsprechend der
in der Fliegerei üblichen Standarddruckflächen gewählt
werden. Diese Standarddruckflächen sind z.B. 850 hPa
(FL50), 700 hPa (FL100) oder 500 hPa (FL180), also diejenigen tatsächlichen Höhen, in denen genau ein solcher
Druck herrscht. Für die Standarddruckflächen werden
Druckvorhersagekarten und Windkarten herausgegeben.
Druckvorhersagekarten werden in Abständen von 12
Stunden herausgegeben, Windkarten alle 6 Stunden.
T in °C
Flugfläche
Druck
MSL
1013 hPa
+15° C
FL50
850 hPa
+5 °C
FL100
700 hPa
-5 °C
FL180
500 hPa
-21 °C
FL300
300 hPa
-45 °C
FL360
250 hPa
-56,5 °C
124
nach ISA
Druckvorhersagekarten
Ähnlich wie Bodenwetterkarten zeigen Druckvorhersagekarten die großräumige Druckverteilung, nur diesmal
nicht für MSL sondern für bestimmte Höhen. Ein wichtiger Unterschied zur Darstellung in Bodenwetterkarten
liegt darin, dass nicht unterschiedliche Luftdrücke für
eine konstante Höhe (MSL) abgebildet werden, sondern
die tatsächliche Höhe einer Druckfläche mit konstantem
Druck.
Die Punkte, an denen die Druckfläche dieselbe Höhe
besitzt, werden zu Linien gleicher Höhe verbunden. Diese Höhenlinien werden Isohypsen genannt und stellen
das Höhenprofil einer Druckfläche in der „Draufsicht“
von oben dar. Die Höhenangaben erfolgen in Höhenwetterkarten in der meteorologischen Einheit Geophysikalische Dekameter (gpdm), was praktisch 10m-Einheiten
bedeutet (Dekameter). Die Angabe 144 meint folglich
1.440 m über MSL. Die Standardhöhe der abgebildeten
Druckfläche wird als fette Linie eingezeichnet, die übrigen Isohypsen mit dünnen Linien. Neben den Isohypsen
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