Der Respirationstrakt

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Erkrankungen von Pleura, Mediastinum und Zwerchfell
Michael Rolf Müller, Abteilung für Herz-Thorax Chirurgie
Themenbereiche
•
Pleuritis, Pleuraerguss
•
Pleuraempyem
•
Pneumothorax
•
Pleuramesotheliom
•
Mediastinitis
•
Mediastinaltumore
Differentialdiagnostik
•
Pleuritis, Pleuraerguss, Empyem
•
Pneumothorax
•
Pleuramesotheliom
•
Zwerchfellparesen
•
Mediastinitis
•
Tumore
Pleuritis
Pleuraerguss
Empyem
Ein Pleuraerguss ist eine pathologische Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle, die als Symptom
einer primär pleuralen oder sekundär bei einer pulmonalen oder extrapulmonalen Erkrankung auftreten
kann.
Pleuraerguss
Ein Pleuraerguss ist eine pathologische Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle, die als Symptom
einer primär pleuralen oder sekundär bei einer pulmonalen oder extrapulmonalen Erkrankung auftreten
kann.
•
auf Grund der chemischen Zusammensetzung (z.B. Eiweißgehalt, LDH) werden Pleuraergüsse in
Transsudate und Exsudate unterschieden
•
Transsudate entstehen durch einen erhöhten Kapillardruck, Zunahme des negativen intrapleuralen
Drucks oder eine Verminderung des kolloidosmotischen Drucks bei normaler Pleuraoberfläche
•
Ursache von Exsudaten sind im allgemeinen eine erhöhte Kapillarpermeabilität bei entzündlichen
oder neoplastischen Erkrankungen der Pleura oder Störungen des Lymphabflusses
•
über 1/3 aller Pleuraergüsse entsteht durch kardiale Dekompensation, in der Häufigkeit folgen
parapneumonische Ergüsse und Ergüsse bei malignen Erkrankungen
•
die Diagnose erfolgt klinisch, sonographisch (sensibelste Methode) und radiologisch
•
jeder Pleuraerguss, der anamnestisch und klinisch nicht eindeutig zuzuordnen ist (z.B.
Herzinsuffizienz mit Ansprechen auf Diuretika, Pneumonie oder Lungenembolie mit
Begleiterguss), sollte punktiert werden
•
bei unklarem Untersuchungsbefund ist eine Thorakoskopie indiziert
•
die Entlastungspunktion bei großen Ergüssen mit Einschränkung der Atemexkursion ist eine akute
Therapiemaßnahme
•
bei therapierefraktären oder malignen Ergüssen verhindert die Einlage einer Thoraxdrainage
und ggf. die Durchführung einer Pleurodese (Verklebung der beiden Pleurablätter) eine weitere
Flüssigkeitsansammlung
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Klassifikation
Pleuraergüsse können nach ihrer Lokalisation in freie, Interlobärspalt- und abgekapselte Ergüsse und
entsprechend ihrer chemischen Zusammensetzung in Transsudate und Exsudate unterteilt werden.
Pleuraergüsse können weiterhin nach ihrer Genese in Transsudate, parapneumonische, maligne,
spezifische und andere Ergüsse unterschieden werden.
Entsprechend ihrem Inhalt werden Pleuraergüsse auch als Sero-, Hämato- oder Chylothorax oder beim
Nachweis von Eiter als Empyem bezeichnet.
Grundlagen
Epidemiologie
Es gibt keine genauen Daten über die Häufigkeit von Pleuraergüssen. In den USA wird die Inzidenz auf
jährlich ca. 1,4 Millionen geschätzt; mehr als 1/3 davon (500000) treten bei kardialen Dekompensationen
auf, in ihrer Häufigkeit gefolgt von parapneumonischen Ergüssen (300000) und Ergüssen bei malignen
Grunderkrankungen wie Bronchial- und Mammakarzinom, Lymphom u.a. (200000).
Physiologie
Die strukturelle Integrität des Pleuramesothels und seiner Basalmembran scheint eine Schlüsselrolle
bei den Reparaturmechanismen nach Pleuraveränderungen zu spielen. Nach einer Läsion kommt es
neben einer Aktivierung der Mesothelien zu einer Ansammlung und Proliferation von Fibroblasten und
Makrophagen. Die Läsion kann komplett ausheilen oder durch Fibrinablagerungen zu einer Fibrosierung
führen. Bei der exsudativen Pleuritis stehen koagulative Phänomene im Vordergrund, die fibrinolytische
Aktivität ist dagegen vermindert. Bei der Herzinsuffizienz mit Pleuraergussbildung ist die Fibrinclearance
verstärkt, das Resultat ist ein Transsudat. Durch einen unterschiedlichen hydrostatischen Druck in
den Kapillaren der beiden Pleurablätter wird der Flüssigkeitsaustausch kontrolliert. Unter normalen
Bedingungen würde sich pro Stunde 0,01 ml/kgKG Flüssigkeit aus den Kapillaren der Lunge, Pleura oder
der Peritonealhöhle im Pleuraraum ansammeln, diese Flüssigkeit wird jedoch mit einer Kapazität von 0,2
ml/kgKG/h von den Lymphgefäßen der parietalen Pleura absorbiert und abtransportiert (entspricht etwa
300 ml in 24 Stunden bei einem 70 kg schweren Patienten).
Ätiopathogenese
Pleuraergüsse entstehen durch eine vermehrte Produktion von Pleuraflüssigkeit, die über das 30 fache
ansteigen muss, um die Kapazität des lymphatischen Abtransports zu überschreiten, oder durch eine
Verminderung des Abtransports.
Flüssigkeit aus dem Peritonealraum kann durch einen gestörten diaphragmalen Lymphfluss oder
Zwerchfelldefekte entlang eines Druckgradienten in den Pleuraraum gelangen. Alle mit Aszites
einhergehenden Erkrankungen können über diese Mechanismen zu Pleuraergüssen führen.
Traumatische Ereignisse können bei Ruptur des Ductus thoracicus zu einem Chylothorax oder durch
Gefäßverletzungen zum Hämatothorax führen.
Maligne Pleuraergüsse entstehen hauptsächlich durch eine Dysfunktion der Endothelzellen mit Störung
der Kapillarpermeabilität und infolge der Verlegung intrathorakaler Lymphbahnen durch Tumorzellen.
Transsudate
Eine Erhöhung des hydrostatischen Drucks oder eine Verminderung des onkotischen Drucks führt
zu einer erhöhten Produktion von Pleurasekret. Beispiel hierfür ist die kardiale Dekompensation,
bei der sich auf Grund einer Erhöhung des pulmonalkapillaren Verschlussdrucks eine interstitielle
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Flüssigkeitsansammlung in der Lunge bildet, die durch einen erhöhten hydrostatischen Druck dann in den
Pleuraraum gelangt.
Eine Erniedrigung des onkotischen Drucks durch einen verminderten Eiweißgehalt führt ebenfalls
zu einer Flüssigkeitsverschiebung ins Interstitium. Das Serumalbumin (hauptverantwortlich für den
kolloidosmotischen Druck) ist vor allem bei Erkrankungen wie Leberzirrhose und nephrotischem Syndrom
erniedrigt. Eine Erniedrigung des intrapleuralen Drucks bzw. ein vermehrt negativer intrapleuraler Druck
bei großen Atelektasen kann ebenfalls zur Ansammlung von Pleuraflüssigkeit führen. Diese meist auf
extrapleurale Veränderungen zurückzuführenden Ergüsse entsprechen normalerweise einem Transsudat.
Exsudate
Exsudate entstehen in der Regel durch eine gesteigerte Kapillarpermeabilität bei veränderter
Pleuraoberfläche. Entzündungsmediatoren können z.B. zu einer erhöhten Permeabilität des Kapillarbettes
führen. Ein gestörter Lymphabfluss, z.B. durch Entzündungen, Fibrose oder Tumoren auf Ebene
der Lymphknoten oder auf Ebene der parietalen Pleura, kann ebenfalls durch eine Verminderung
der Eiweißresorption zu einem Exsudat führen. Eine Sonderform ist das Yellow-Nail- Syndrom, ein
autosomal dominant vererbtes Krankheitsbild mit gelblich verfärbten, dystrophen Nägeln, Lymphödemen
und Pleuraergüssen, dessen Pathogenese in einer anatomischen und funktionellen Fehlanlage des
lymphatischen Drainagesystems zu liegen scheint.
Klinisches Bild und Diagnostik
Symptomatik
In Abhängigkeit von der Grunderkrankung und Ausdehnung des Pleuraergusses stehen Symptome wie
•
Dyspnoe
•
thorakale, oft atemabhängige Schmerzen
•
Husten
im Vordergrund. Bei kardialer Genese sind häufig weitere Zeichen der kardialen Dekompensation zu
finden. Husten und Auswurf sprechen eher für eine primär pulmonale Erkrankung; Fieber, Nachtschweiß
und Auswurf sollten an eine Pneumonie oder Tuberkulose denken lassen; Hämoptysen werden bei einem
Lungeninfarkt nach Lungenembolie oder bei Bronchialkarzinomen beobachtet.
Initial häufig bestehende atemabhängige Schmerzen, auskultatorisch von einem pleuritischen
Reibegeräusch (Pleuraknarren) begleitet, bessern sich mit zunehmender Ergussbildung, sie weisen auf
eine pleurale Reizung (Infektion oder Lungenembolie) hin. Progrediente Schmerzen sprechen für eine
tumoröse Pleurainfiltration.
Diagnostisches Vorgehen
Körperliche Untersuchung
Erfassen lassen sich Ergussmengen ab 300-500 ml. Über dem Erguss sind der Stimmfremitus und das
Atemgeräusch abgeschwächt, der Klopfschall ist gedämpft. Die Ergusslinie steigt bei freien Ergüssen in
aufrechter Position nach lateral an (Damoiseau-Ellis-Linie). Bei großen Ergussmengen kann oberhalb des
Ergusses durch das komprimierte Lungenparenchym Bronchialatmen auskultiert werden.
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Bildgebende Verfahren
Radiologisch können Pleuraergüsse erst ab einer Flüssigkeitsmenge > 300 ml nachgewiesen werden.
In einer Thoraxübersichtsaufnahme im Stehen zeigt sich eine nach lateral ansteigende Linie, der
Zwerchfellwinkel ist verschattet. Im Liegen läuft der Erguss aus und zeigt in einer a.p.-(Bett-)Aufnahme
häufig nur eine Transparenzminderung der betroffenen Seite. In Seitenlage verläuft die Ergusslinie
entlang der Thoraxwand des basal gelegenen Hemithorax.
Die Pleurasonographie ist die sensitivste Methode zum Nachweis von Pleuraergüssen. Mit ihrer Hilfe
können bereits Flüssigkeitsansammlungen von 20-30 ml nachgewiesen werden. Sie ist hilfreich bei der
Unterscheidung zwischen freiem oder gekammertem Erguss und soliden Strukturen und bei der gezielten
ultraschallgesteuerten Punktion.
Ein Thorax-CT ist nur in Einzelfällen erforderlich, wenn zwischen organisierten Anteilen und
Restflüssigkeit nicht sicher unterschieden werden kann, oder um eine pleurale Infiltration, z.B. bei
Asbestose oder Pleuritis carcinomatosa, nachzuweisen.
Sicherung der Diagnose
Pleurapunktion: Eine sonographisch
kontrollierte Pleurapunktion in
Lokalanästhesie kann ambulant
durchgeführt werden. Sie ist für den
Patienten wenig belastend und bei korrekter
Aufarbeitung des Punktats von großer
diagnostischer Bedeutung. Bei großen
Ergussmengen wird sie therapeutisch zur
Entlastung durchgeführt.
Thorakoskopie: Kann durch o. g. Verfahren
die Diagnose nicht gesichert werden,
ist eine frühzeitige Thorakoskopie zur
Inspektion und gezielten Entnahme von
Pleura- und ggf. Lungengewebe indiziert.
Dafür ist die iatrogene Anlage eines
Pneumothorax notwendig, um zwischen
den beiden Pleurablättern einen Raum
für die Einführung der Instrumente und
die Inspektion der Pleuren zu schaffen.
Die diagnostische Sensitivität der
Thorakoskopie für Tumorerkrankungen liegt
bei 97%, für Tuberkulose bei 99%.
Perthorakale Pleurastanzbiopsie: Sie wird
durchgeführt, wenn kein Pneumothorax
angelegt werden kann. Im Vergleich zur
Thorakoskopie erfolgt die Probenentnahme
blind (bzw. sonographisch kontrolliert) und
hat daher eine geringere Trefferwahrschein
lichkeit.
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Differentialdiagnose
Für die Differentialdiagnose ist die Unterscheidung in Transsudat und Exsudat wesentlich; weitere differen
tialdiagnostische Aussagen liefern Zytologie, Mikrobiologie und chemische Aufarbeitung
Differentialdiagnostik von Pleurapunktaten
Makroskopische Beurteilung
•
Aussehen, Konsistenz, Geruch
•
serös (klar, hell, dunkel), serosanguinös (blutig tingiert), hämorrhagisch (blutig), purulent (eitrig),
chylös (milchig, Triglyzeride > 110 mg/dl), pseudozylös (milchig, Triglyzeride < 50 mg/dl)
•
Pleuraempyem: zähfließend, eitrig-trüb, oft übelriechend
•
Hämatothorax: blutig, Hämatokrit > 50% des Bluthämatokrits
Zytologie
Bei malignen Ergüssen gelingt der zytologische Nachweis maligner Zellen in 50-65% der Fälle,
bei immunzytologischen Untersuchungen steigt die diagnostische Sensitivität auf bis zu 80%. Ein
lymphozytenreicher Erguss findet sich häufig bei Tuberkulose, Virus- oder Mykoplasmeninfekt.
Tumormarker und laborchemische Untersuchungen
Die Bestimmung von Tumormarkern, Lysozym oder Adenosindeaminase kann bei der Identifikation
von malignen Ergüssen hilfreich sein, falsch positive und falsch negative Werte sind jedoch häufig. Die
Adenosindeaminase ist meist auch bei spezifischen Ergüssen deutlich erhöht, jedoch für die Tuberkulose
nicht spezifisch. Ein stark erniedrigter Glukosewert ist vereinbar mit einem Erguss im Rahmen einer
rheumatoiden Arthritis oder infektiösen (vor allem tuberkulösen) Prozessen. Ein erhöhter Amylasewert
spricht für das Vorliegen einer Pankreatitis, eines Pankreasabszesses oder einer Pankreaszyste
(Sensitivität 97%). Erhöhte Werte finden sich jedoch auch bei einer Ösophagusruptur.
Therapie
Im Vordergrund steht die Therapie der Grunderkrankung.
Punktion und Drainage
Bei großen Ergussmengen sollte eine Entlastungspunktion durchgeführt werden, wobei nicht mehr als
1000-1500 ml auf einmal abgelassen werden sollten, um Kreislaufreaktionen, ein Reperfusionsödem
oder einen Pneumothorax e vacuo zu vermeiden. Bei eiweißreichen oder blutreichen Ergüssen sollte
der Erguss auch dann abpunktiert bzw. eine Drainage eingelegt werden, wenn die Atmung nicht
kompromittiert wird, da diese Exsudate häufig Pleuraschwarten verursachen können.
Beim Vorliegen eines Pleuraempyems oder eines malignen Pleuraergusses empfiehlt sich die Einlage
einer Spül-Saug- Drainage, um den Erguss zunächst komplett zu drainieren und im Falle eines malignen
Ergusses eine Pleurodese durchzuführen, um so eine weitere Ergußansammlung zu verhindern.
Fibrinolyse, Pleurodese und operative Verfahren
Bei ausgeprägter Septenbildung können die Fibrinsegel über eine Thorakoskopie mechanisch gelöst
werden. Die Instillation von Fibrinolytika (z.B. Streptokinase oder Urokinase) zum Lösen von Fibrinsegeln
wird beschrieben, ist als Standardverfahren bislang jedoch noch nicht etabliert. Nur in Einzelfällen ist ein
operatives Vorgehen (Dekortikation, Pleurektomie) notwendig, z.B. bei ausgeprägten Schwartenbildungen
mit Beeinträchtigung der Lungenfunktion oder bei rezidivierenden Pleuraergüssen, die trotz Ausschöpfung
aller konservativen Maßnahmen nicht zu beherrschen sind.
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Bei rezidivierenden Ergüssen besteht die Möglichkeit, thorakoskopisch unter Sicht Fibrin oder Talkum zu
applizieren oder nach Einlage einer Bülau-Drainage Medikamente direkt über einen Seiten(Spül-)kanal
des Drainageschlauchs zu instillieren. Da instillierte Radioisotope und Zytostatika wegen der geringen
Eindringtiefe keine effektive antineoplastische Therapie darstellen, steht bei allen Präparaten der
sklerosierende Effekt im Vordergrund.
Verlauf und Prognose
Der Verlauf eines Pleuraergusses wird vom Verlauf und der Therapie der Grunderkrankung wesentlich
beeinflusst. Ein Hämatothorax oder ein sehr eiweißreicher Erguss können, wenn sie nicht rechtzeitig
behandelt werden, zu einer fibrinösen Pleuritis und anschließender Bildung einer Pleuraschwarte, in
Einzelfällen zur Pleuritis calcarea führen. Dadurch kann die Atmung derart eingeschränkt werden, dass in
Einzelfällen eine chirurgische Dekortikation gerechtfertigt ist. Therapierefraktäre Pleuraergüsse sind selten
und meist maligne. Die Pleurodese bei malignen Pleuraergüssen ist eine Palliativmaßnahme.
Pneumothorax
Ein Pneumothorax ist eine Luftansammlung im Pleuraraum, die spontan, primär idiopathisch oder
sekundär, iatrogen, traumatisch oder bei veränderter Druck/Volumenrelation (z.B. beim Tauchen)
entstehen kann. Solange die Öffnung für den Gaseintritt offen bleibt, liegt ein offener, in allen anderen
Fällen ein geschlossener Pneumothorax vor. Der Spannungs-Pneumothorax ist ein lebensbedrohliches
Krankheitsbild, der durch ein Leck mit Ventilmechanismus entsteht (d. h. weiterer Lufteintritt bei
jedem Atemzug ohne Möglichkeit der Luftentweichung). Dabei kommt es zu einer Kompression der
betreffenden Lungenhälfte und zu einer Verlagerung des Mediastinums auf die Gegenseite mit weiteren
respiratorischen und hämodynamischen Konsequenzen.
Das Wichtigste in Kürze:
• Wichtig ist die Unterscheidung zwischen primärem (PSP) und sekundärem Spontan-Pneumothorax
(SSP). Patienten mit PSP sind typischerweise junge Männer zwischen 15-30 Jahren und ihre Lunge
ist sonst gesund. Der Altersgipfel bei SSP liegt jenseits der 55 Jahre und die Patienten sind generell
Emphysematiker.
• Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
• Raucher, junge leptosome Patienten und solche mit pulmonalen Grunderkrankungen haben ein deutlich
erhöhtes Risiko.
• Ursache sind oft subpleural gelegene apikale Bullae, die durch den vermehrt negativen intrapleuralen
Druck in der Lungenspitze rupturgefährdet sind.
• klinisch stehen ein plötzlich einsetzender akuter Thoraxschmerz, Dyspnoe und Husten im Vordergrund.
• die Diagnose erfolgt klinisch und radiologisch.
• kleine Pneumothoraxe bleiben klinisch oft stumm.
• Komplikationen eines Spannungspneumothorax sind schwere Hypoxämie, Mediastinalverlagerung
und Kreislaufdepression; sofortige Entlastungspunktion und Einlage eines Ventils nach außen sind
notwendig.
• die Mehrzahl der Fälle sind mittels Nadelaspiration oder Bülau-Drainage ausreichend zu versorgen.
• Sauerstoffgabe verbessert die Resorptionsrate des intrapleuralen Luftgehalts.
• bei Persistenz des Pneumothorax über 4-7 Tage, bzw. beim Auftreten eines Rezidives sind weitere
therapeutische Maßnahmen erforderlich.
• die Rezidivhäufigkeit liegt zwischen 23-50% in 6 Jahren und steigt mit der Anzahl der Rezidive exponentiell an.
• bei Rezidiven ist eine videoassistierte thorakoskopische Operation (VATS) mit partieller Pleurektomie und
Resektion des fisteltragenden Lungenanteils indiziert. Die Rezivrate nach operativer Pleurodese beträgt 1-3%.
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Stadieneinteilung nach Vanderschueren
•
Stadium I: idiopathischer Pneumothorax, endoskopisch normale Lunge
•
Stadium II: Pneumothorax mit pleuropulmonalen Adhäsionen
•
Stadium III: Pneumothorax mit Bläschen und Bullae < 2 cm Durchmesser
•
Stadium IV: Pneumothorax mit zahlreichen Bullae > 2 cm Durchmesser
Grundlagen
Epidemiologie
Die jährliche Inzidenz eines Pneumothorax liegt bei 8-9/100000 Einwohner. Männer sind häufiger
betroffen als Frauen.
Physiologie
Im Verhältnis zum Atmosphärendruck ist der intrapleurale Druck während des gesamten Atemzyklus
negativ. Im Bereich der Lungenspitze ist der intrapleurale Druck vermehrt negativ und die Alveolargröße
nimmt dadurch zu. Bei einer Kommunikation dieser Alveolen mit anderen, kleineren nehmen die größeren
Alveolen nach dem Laplace-Gesetz an Größe immer weiter zu, bis sie platzen. Das alveolopleurale Leck
führt wegen des höheren intraalveolären Drucks zu einem Luftaustritt in den Pleuraraum, der bis zu einem
Druckausgleich oder dem Verschluss des Defekts anhält.
Pathophysiologie
Häufig liegt der Ursprung eines Pneumothorax in der Ruptur einer subpleuralen Emphysemblase.
Diese Bullae können verschiedene Ausmaße annehmen und spontan, im Rahmen obstruktiver
Ventilationsstörungen oder als Traktionsbullae durch narbige Umbauvorgänge, z.B. bei Tuberkulose,
Mukoviszidose, Langerhans Zell-Granulomatose, aber auch bei Lungenfibrosen entstehen. Beim
sekundären Pneumothorax liegen häufig fibrotische Veränderungen der Pleura oder der Lunge
vor. Epipleurale Hohlräume (Pneumatisationskammern) stehen in offener Verbindung mit dem
Lungenparenchym und werden von (Neo-) Membranen umschlossen. Die nachströmende Luft führt zu
einer Reaktion der Pleuradeckzellen, zu einer Dehiszenz der Neomembranen und dadurch zu weiteren
Kammern. Ein Pneumothorax entsteht schließlich durch einen abrupten größeren Lufteintritt in die
mesothelial ausgekleideten Hohlräume.
Beim iatrogenen oder traumatischen Pneumothorax gelangt die Luft durch eine direkte Läsion der Lungen
oder von außen, durch das Zwerchfell oder über das Mediastinum in die Pleurahöhle.
Eine Sonderform ist das Barotrauma bei Tauchern. Beim Aufstieg wird der hydrostatische Druck
vermindert, wodurch das Luftvolumen zunimmt. Wird das vermehrte Luftvolumen nicht rasch genug
abgeatmet, kann Lungengewebe zerreißen.
Klinisches Bild und Diagnostik
Symptomatik
Ein akuter heftiger, stechender Thoraxschmerz mit nachfolgender Dyspnoe und gelegentlich Husten weist
auf einen Pneumothorax hin.
Diagnostisches Vorgehen
Anamnestisch wertvolle Hinweise
Lungenerkrankungen mit Umbauphänomenen wie Mukoviszidose, Tuberkulose usw., Erkrankungen der
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Lungengerüststruktur oder ein traumatisches Ereignis begünstigen die Entstehung eines Pneumothorax.
Iatrogen kann ein Pneumothorax postinterventionell, z.B. nach Lungen- oder Pleurapunktion, beim
Einlegen zentralvenöser Zugänge oder nach Eingriffen mit Eröffnung der Pleurahöhle entstehen.
Ein akutes thorakales Schmerzereignis mit anschließender Dyspnoe, Husten und evtl. Kreislaufdepression
weist auf einen Pneumothorax hin. Die Symptome sind abhängig von der Ausdehnung des Pneumothorax
und der zugrundeliegenden Erkrankung, sie können plötzlich oder allmählich eintreten.
Körperliche Untersuchung
Hypersonorer Klopfschall, abgeschwächter bis fehlender Stimmfremitus und vermindertes bis
aufgehobenes Atemgeräusch sind dringend verdächtig auf das Vorliegen eines Pneumothorax.
Je nach Ausdehnung können Tachypnoe, Zyanose und eine Kreislaufdepression vorliegen. Beim
Spannungspneumothorax findet sich ein Pulsus paradoxus. Die arterielle Blutgasanalyse zeigt eine
Hypoxämie, eine Hyperkapnie tritt nur bei erheblicher Beeinträchtigung der Atemfunktion auf.
Röntgenübersichtsaufnahme
Sie zeigt (ggf. ergänzt durch eine seitliche Aufnahme) den strukturfreien Luftraum zwischen der
kollabierten Lunge und der Thoraxwand. Im Falle eines Spannungspneumothorax ist das Mediastinum auf
die gesunde Seite verlagert.
In Einzelfällen, z.B. beim bullösen Emphysem, kann ein Thorax-CT zur Unterscheidung zwischen Bulla
und Teilpneumothorax sinnvoll sein.
Differentialdiagnose Spontanpneumothorax
Leitsymptome sind Schmerzen und ggf. Kreislaufdepression
ischämische Herzerkrankung, Perikarditis, Aortendissektion, Pleuritis, Lungenembolie, Interkostalneuralgie
akutes Abdomen, z.B. Magenperforation, Cholezystitis
Therapie
Bettruhe, Sauerstoffapplikation und Nadelabsaugung sind wegen der hohen Rezidivquote nur
in Einzelfällen (kleiner iatrogener bzw. symptomfreier Pneumothorax ohne Beeinträchtigung des
Gasaustauschs) eine Therapieoption. Wenn keine bronchopleurale Fistel vorliegt, beträgt die
Resorptionsrate täglich ca. 1,25% des Volumens des Hemithorax. Durch Sauerstoffapplikation kann die
Resorptionsrate des Pneumothorax durch Verdrängung des Stickstoffs aus dem Pleuraraum gesteigert
werden.
Drainage
Die Einlage einer Thoraxdrainage und die Anlage eines kontinuierlichen Sogs sind heute in nahezu allen
Fällen indiziert. Dies führt zur raschen Ausdehnung der Lunge und zu einer niedrigeren Rezidivrate (ca.
30%) als die spontane Resorption. In der Regel ist ein Sog von 10-30 cm H2O ausreichend. Der Zugang
erfolgt präferentiell im 5.-7. ICR in der mittleren Axillarlinie; alternativ ist ein Zugang über den 2. ICR in der
Medioklavikularlinie möglich.
Pleurodese
Nach Wiederausdehnung der Lunge können sklerosierende Substanzen (z.B. Tetrazyklin) zur Pleurodese
instilliert werden, wodurch die Rezidivrate etwas gesenkt werden kann. Diese Form der Pleurodese
sollte in erster Linie jenen Fällen vorbehalten sein, die sich nicht für eine Operation eignen (Alter, AZ,
Verweigerung einer OP). Generell ist eine gezielte Pleurodese einem blinden und ungezielten Verfahren
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vorzuziehen. Bei der Tetrazyklin-Pleurodese
wird über die liegende Drainage über mehrere
Tage das Agens instilliert. Die Substanz rinnt
der Schwerkraft folgend nach dorsobasal
und verursacht dort eine schmerzhafte sterile
Pleuritis und Verklebungen. Bei Ausreichender
Menge und wiederholter Anwendung kommt
es auch zu einer Pleurodese weiter apikal,
jedoch wenig wahrscheinlich in dem Bereich,
in dem die pathologischen Veränderungen in
fast 100% lokalisiert sind: in der Lungenspitze.
Die Folge ist eine wesentlich geringere
Rezidivsicherheit, verglichen mit der gezielten
thorakoskopischen Methode und eine unnötige
Einschränkung der Lungenexkursion in
den basalen Abschnitten, wo die Lunge die
stärksten Volumsänderungen im Rahmen der
Atmung erfährt.
Rezidivbehandlung
Bei jüngeren Patienten ohne Vorerkrankungen sollte daher beim ersten Rezidivpneumothorax eine
operative Sanierung erfolgen. Wegen der geringeren Invasivität, postoperativen Schmerzen und
niedrigeren Komplikationsrate sollte diese Operation präferentiell videoassistiert endoskopisch (video
assisted thoracic surgery, VATS) durchgeführt werden. Dabei kann die Pleura inspiziert, eine Bulla
reseziert und eine gezielte partielle Pleurektomie durchgeführt werden. Ein operatives Vorgehen ist auch
bei Patienten mit einer persistierenden bronchopleuralen Fistel angezeigt. Die Rezidivrate nach operativer
Sanierung liegt um 1%.
Verlauf und Prognose
Mit der Einlage einer intrapleuralen Drainage und Applikation eines kontinuierlichen Sogs wird die Lunge
in der Regel zur Ausdehnung gebracht. Im Falle einer thorakoskopischen Pleurodese ist ein moderater
Sog von 10-20 cm H2O in den ersten 24 Stunden sinnvoll. Oft kann bei klinisch dichter Lunge bereits am
ersten Tag nach der Operation die Drainage entfernt und der Patient frühzeitig entlassen werden. Dies ist
bei konservativer Behandlung generell nicht möglich. Durch Sauerstoffgabe wird die Resorptionsrate des
Pneumothorax gefördert.
Als Komplikation eines Pneumothorax kann ein Haut– und/oder Mediastinalemphysem oder ein
Spannungspneumothorax mit respiratorischer Insuffizienz und Rechtsherzversagen entstehen. Ein
länger bestehender Pneumothorax kann neben der Kompression der Restlunge zur Atelektasen- und
Ergussbildung führen. Eine plötzliche Ausdehnung der zuvor komprimierten Lunge kann in seltenen Fällen
ein Reexpansionsödem verursachen.
Die Rezidivrate liegt mit 20-30% nach dem ersten Pneumothorax relativ hoch und steigt mit jedem
ipsilateralen Rezidiv exponentiell an (ca. 50% nach dem ersten, ca. 80-100% nach dem zweiten Rezidiv).
Deshalb wird beim ersten Rezidiv operativ oder über eine Pleurodese versucht, weitere Rezidive zu
verhindern.
Das Heben schwerer Lasten sowie Druckunterschiede durch Apoe-Tauchen oder Flugreisen soll in den
ersten 4-6 Wochen nach Versorgung eines Pneumothorax vermieden werden.
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Mesotheliom
Primäre Pleuratumoren bestehen aus benignen und malignen Mesotheliomen. Die sekundären
Pleuratumoren sind Folge einer hämatogenen oder lymphogenen Metastasierung von meist Bronchial-,
Mamma- oder gastrointestinalen Karzinomen oder von Lymphomen.
Benigne Pleuratumoren sind sehr selten und können sich als Lipome, Fibrome oder auch Hämangiome
manifestieren. Das benigne Pleuramesotheliom (Pleurafibrom) ist ein solitärer Pleuratumor, der häufig
zufällig auf einer Röntgenthoraxaufnahme entdeckt wird. Die Patienten sind meist asymptomatisch. Die
histologische Sicherung wird in der Regel im Rahmen einer explorativen Thorakotomie gestellt, bei der
auch die radikale Resektion erfolgt.
Das diffuse Pleuramesotheliom ist ein primär maligner Pleuratumor, der von der pluripotenten
Mesothelzelle abstammt. Sowohl ein multizentrisches Entstehen als auch eine Ausbreitung per
continuitatem sind typisch. Maligne Mesotheliome können in ca. 10-20% aller Fälle auch primär vom
Peritoneum ausgehen. Die Prognose ist im Gegensatz zur benignen Form des Mesothelioms schlecht.
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die Inzidenz des malignen Mesothelioms beträgt ca. 1 : 1 Mio. Einwohner pro Jahr
eine Asbestexposition kann anamnestisch bei bis zu 90% der Tumorpatienten erfragt werden
bei bekannter Asbestexposition wird das Mesotheliom als Berufskrankheit anerkannt
die Latenzzeit zwischen Asbestexposition und Auftreten des Mesothelioms beträgt ca. 25-40 Jahre
Leitsymptome sind der Thoraxschmerz und der Pleuraerguss
die Diagnosesicherung erfolgt durch die Pleurastanzbiopsie oder die Thorakoskopie mit gezielter
Probeentnahme
die therapeutischen Möglichkeiten sind äußerst begrenzt; es überwiegen palliative Maßnahmen
zur Verminderung der Ergussproduktion und der Schmerzlinderung
die Prognose ist äußerst schlecht; die mittlere Überlebenszeit nach Symptombeginn beträgt 12-18
Monate
Grundlagen
Epidemiologie
Das asbestinduzierte Mesotheliom ist eine entschädigungspflichtige Berufskrankheit (Nr. 4105
BeKV; 1993 406 neue Fälle). Betroffen sind hauptsächlich Männer im 6. Lebensjahrzehnt, die in sog.
Staubberufen tätig waren. Trotz zunehmender Elimination der Asbestfasern als Baustoff seit den 70 er
Jahren wird wegen der langen Latenzzeit mit einem weiteren Anstieg der Erkrankungsfälle bis zum Jahre
2010 gerechnet.
Ätiopathogenese
Seit ca. 3 Jahrzehnten ist das maligne Mesotheliom von Pleura und Peritoneum als Spätrisiko nach in der
Regel beruflicher Asbestexposition bekannt. Ca. 80-90% der Mesotheliome gehen von der Pleura, ca.
10-20% vom Peritoneum aus. In Abhängigkeit von Dauer und Intensität des Asbestkontaktes sowie vom
Typ der eingeatmeten Fasern (nadelartige Blauasbestfasern [Krokydolith] sind weitaus pathogener als
korkenzieherartige Weißasbestfasern [Chrysotil]) treten nach einer Latenzzeit von 25-40 Jahren gehäuft
Mesotheliome auf. Auch nichtasbestartige natürliche (Zeoloth) und evtl. auch künstliche Fasern kommen
ätiologisch in Betracht.
Auf Grund der langen Latenzzeit wird eine frühere Asbestexposition häufig nicht vermutet, oder sie
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ist schwer nachweisbar. In der überwiegenden Zahl der Fälle handelt es sich um eine kurzzeitige
massive Exposition für die Dauer von wenigen Wochen und Monaten. Bei den meisten Fällen von
Pleuramesotheliomen liegt keine Asbestose vor.
Die asbestinduzierte Tumorpathogenese ist bisher nicht im Detail geklärt. Da die Inhalation von
Asbestfasern nicht zwangsläufig zur Entstehung eines malignen Mesothelioms führt, reicht auch
der Nachweis von Asbestnadeln im Bronchialsekret nicht für die gutachterliche Festlegung eines
asbestinduzierten Pleuratumors aus. Die Anamnese, der histologische Tumornachweis und die
Aufarbeitung des Tumorgewebes mit Nachweis höherer Konzentrationen von Asbestkörperchen sichern
die Diagnose und den Zusammenhang mit einer beruflichen Asbestexposition.
Bei ca. 10% der Mesotheliome lässt sich kein Zusammenhang mit einer früheren Asbestexposition
feststellen. Diese sog. Spontanmesotheliome treten bei Männern und Frauen gleich häufig mit einem
Altersgipfel um das 40. Lebensjahr auf.
Pathophysiologie
Benigne Pleuratumoren können in jedem Lebensalter auftreten, eine Assoziation zur Asbestexposition
besteht nicht.
Maligne Pleuramesotheliome breiten sich charakteristischerweise diffus im Pleuraraum aus, und
zwar bevorzugt in den basalen Abschnitten. Im Verlauf der Erkrankung konfluieren die tumorösen
Pleuraverdickungen zu einer dicken Tumorplatte, welche die Lunge mantelartig umgibt und in
die Interlobärspalten einstrahlt. Der Tumor ist lange Zeit scharf von der Lunge abgegrenzt. In
fortgeschrittenen Fällen können das Zwerchfell, das Perikard und die kontralaterale Pleura sowie durch
invasives kontinuierliches Wachstum auch die Lunge, die Leber und das Peritoneum betroffen sein.
Hämatogene Fernmetastasen treten sehr selten - und dann im Finalstadium - auf.
Histologie und Immunhistologie
Histologisch bieten die Mesotheliome typischerweise ein weites Spektrum an Differenzierungsformen, das
von rein epithelialen bis zu den sarkomatösen Formen reicht. In biphasischen Tumoren kommen sowohl
epitheloide als auch sarkomatoide Strukturen vor. Besonders die epitheliale Form des Mesothelioms ist
häufig schwierig von dem histologischen Bild eines metastasierenden Adenokarzinoms zu differenzieren.
Die immunhistochemische Diagnose eines Mesothelioms erfolgt als Ausschlussdiagnose, wenn bei
Anwendung erprobter Markerkombinationen andere Tumorentitäten mit großer Sicherheit ausgeschlossen
werden können. Für Mesotheliomzellen sind folgende immunhistochemische Reaktionsmuster
charakteristisch:

homogene, ringförmige perinukleäre positive Reaktion mit Zytokeratin

Koexpression von Zytokeratin und Vimentin

membranständige positive Reaktion mit dem Antikörper BMA 120 (200 kD Glykoprotein in
humanen Endothelzellen)
Klinisches Bild und Diagnostik
Symptomatik
Das führende klinische Symptom ist der Thoraxschmerz (60% der Fälle). Die Schmerzen haben oft
einen bohrenden Charakter und nehmen an Intensität zu. Im Gegensatz zu den Schmerzen bei einer
entzündlichen Pleuritis verschwinden die Mesotheliom-bedingten Schmerzen nicht bei Auftreten eines
Pleuraergusses. Letzterer bildet sich in 80% der Fälle und ist zusammen mit dem Schmerz das wichtigste
100
Leitsymptom, da beide zeitlich vor der Atemnot manifest werden. Die Atemnot wird von ca. der Hälfte
der Patienten angegeben und nimmt ebenfalls an Intensität zu. Weitere Symptome sind Husten mit und
ohne Auswurf, Gewichtsabnahme und gelegentlich intermittierendes Fieber. Die Penetration durch das
Diaphragma führt zu Aszites. Die Ummauerung des Ösophagus kann zu Schluckbeschwerden führen. Bei
Einengung der V. cava superior entwickelt sich eine obere Einflussstauung.
Diagnostisches Vorgehen
Bildgebende Verfahren
Häufigste Manifestation in den bildgebenden Verfahren (Röntgenthorax, Ultraschall) ist der Pleuraerguss.
Die durch Punktion gewonnene Flüssigkeit ist je zur Hälfte serös oder sanguinolent bis hämorrhagisch.
Die zytologische Untersuchung erbringt in ca. 50% positive Ergebnisse, vor allem beim epithelialen
Subtyp.
Das CT spielt für die Beurteilung der Tumorausdehnung eine wichtige Rolle, insbesondere zur Beurteilung
der Infiltration von Brustwand, Lunge, Perikard, kontralateraler Pleura sowie des Befalls mediastinaler
Lymphknoten. Auch können asbestbedingte Veränderungen wie Pleuraplaques oder Asbestose mit dem
CT erkannt werden. Zur Beurteilung des Peritonealraumes steht die Ultraschallsonographie oder die
Computertomographie zur Verfügung.
Thorakoskopie
Der histologische Nachweis gelingt durch die Pleurastanzbiopsie (Ausbeute 40-50%) oder durch die
Thorakoskopie mit gezielter Probeentnahme. Die Thorakoskopie hat in der Diagnostik des Mesothelioms
einen besonderen Stellenwert. Die diagnostische Ausbeute liegt bei ca. 95%. Außerdem erlaubt sie
gleichzeitg ein Staging, da der Befall von Zwerchfell, Lunge, Perikard usw. makroskopisch und nach
Probeentnahme auch mikroskopisch nachgewiesen bzw. ausgeschlossen werden kann. Trotz der
Neigung des Mesothelioms, sich entlang von Punktionskanälen und Drainageeintrittsstellen auszubreiten
(sog. Impfmetastasen), sollte die invasive Diagnostik zur histologischen Sicherung immer durchgeführt
werden.
Nur in wenigen Fällen sind chirurgische Eingriffe, wie Minithorakotomie oder explorative Thorakotomie,
zur Diagnosesicherung notwendig.
Eine Bronchoskopie sollte zum Ausschluss eines Bronchialkarzinoms durchgeführt werden.
Sicherung der Diagnose

Anamnese

Pleurastanzbiopsie

Thorakoskopie ggf. Thorakotomie
Therapie
Die therapeutischen Möglichkeiten sind äußerst begrenzt. Selbst in den frühen Stadien ist eine Indikation
zu radikalchirurgischen Maßnahmen bis hin zur extrapleuralen Pneumonektomie einschließlich Resektion
von Perikard und Diaphragma auf Grund der geringen Überlebenszeitverlängerung nicht mehr gegeben.
Als wesentliche chirurgische Maßnahme kommt die palliative Pleurektomie zur Verminderung der
Ergussproduktion zum Einsatz.
Das Mesotheliom ist gegen eine Bestrahlung weitgehend resistent. Außerdem ist diese wegen der
101
Ergussbildung und der flächenhaften Tumorausdehnung technisch schwierig und mit der Gefahr einer
Strahlenpneumonitis behaftet. Die Radiotherapie dient hauptsächlich zur Schmerzpalliation oder zur
Reduzierung extrathorakaler Tumormassen im Bereich von Stichkanälen.
Die Wirksamkeit zahlreicher als Monotherapie eingesetzter Zytostatika lässt sich auf Grund kleiner
Fallzahlen nur schwer beurteilen. Die durchschnittlichen Ansprechraten liegen im 10%-Bereich.
Möglicherweise sollte Doxorubicin (70 mg/m 2 i. v. alle 3-4 Wochen oder 15 mg/m 2 i. v. wöchentlich)
bevorzugt eingesetzt werden, falls im Einzelfall die Indikation zur Chemotherapie gestellt wird.
Als wesentliche palliative Maßnahme wird zur Verminderung der Ergussproduktion eine
Pleurodesetherapie mit sklerosierenden Substanzen durchgeführt. In dieser Hinsicht kann auch die
intrapleurale Applikation von Cisplatin oder Cisplatin-haltigen Kombinationen (z.B. mit Doxorubicin oder
Mitomycin C) von Nutzen sein. Nahezu immer muss eine intensive analgetische Therapie mit Opiaten
durchgeführt werden.
Verlauf und Prognose
Die Prognose des malignen Mesothelioms ist äußerst schlecht und durch therapeutische Maßnahmen
kaum zu bessern. Die mittlere Überlebenszeit nach Symptombeginn beträgt 12-18 Monate. Sarkomatoide
Subtypen haben eine schlechtere Prognose als epitheliale Subtypen (in Einzelfällen Überlebenszeiten
von 8-9 Jahren). Die Patienten versterben an den Folgen der lokalen Tumorprogression (kardiorespiratorische Insuffizienz, Pneumonie oder Lungenembolie).
Möglicherweise lässt sich im Einzelfall durch eine Früherkennung und durch den frühen Einsatz kurativer
Resektionsbehandlungen die Prognose verbessern. Für die Zukunft ist die Prophylaxe durch Vermeidung
der Asbestexposition entscheidend.
Mediastinitis
Als Mediastinum bezeichnet man den intrathorakalen Raum, der nach beiden Seiten von den
mediastinalen Pleurablättern begrenzt wird und in der Sagittalebene vom Sternum bis zur
Brustwirbelsäule reicht. Nach kranial geht das Mediastinum in die Weichteilregion des Halses über, die
kaudale Grenze ist das Zwerchfell. Das Mediastinum enthält das Herz mit den zentralen Gefäßen, die
Trachea und die Hauptbronchien, außerdem Ösophagus, Nn. vagi, den Grenzstrang des Sympathikus
sowie Lymphknoten und Lymphgefäße, die z. T. nur durch lockeres Bindegewebe getrennt sind.
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



als Mediastinitis werden entzündliche Prozesse der mediastinalen Strukturen bezeichnet
die meisten Mediastinitisformen sind erregerbedingt
auf Grund der klinischen Präsentation unterscheidet man akute und chronische Formen
die akute Mediastinitis ist ein dramatisches Krankheitsbild mit schlechter Prognose, das durch
fortgeleitete Infektionen aus benachbarten Regionen entsteht
die chronische Form der mediastinalen Entzündung umfasst ein Spektrum seltener Erkrankungen,
das von einer aktiven granulomatösen Entzündung bis hin zur ausgebrannten Mediastinalfibrose
reicht
102
Akute Mediastinitis
Grundlagen
Epidemiologie
Die akute Mediastinitis war früher eine seltene, aber dramatische Erkrankung mit fulminantem, meist
tödlichem Verlauf nach Ruptur des Ösophagus durch starkes Erbrechen (Boerhaave-Syndrom) oder
ein Trauma. Mit der Entwicklung endoskopischer Techniken und mit Zunahme herz-/thoraxchirurgischer
Eingriffe über eine mediane Sternotomie tritt die Erkrankung häufiger auf, verläuft jedoch wegen einer
früheren Diagnosestellung und Therapieeinleitung seltener tödlich.
Ätiologie
Ursachen sind meist fortgeleitete Infektionen, z.B. nach Perforation des Ösophagus oder der zentralen
Atemwege, oder eine direkte Ausbreitung der Infektion aus benachbarten Regionen (z.B. Halsweichteile,
Pleura). Über die Hälfte der mediastinalen Entzündungen entsteht nach Ösophagusläsionen. Abhängig
vom Aufenthaltsort des Patienten ist oft mit Mischinfektionen zu rechnen; neben Staphylokokken (nach
Sternotomie) kommen sowohl andere grampositive als auch gramnegative Erreger vor, Anaerobier sind
seltener.
Klinisches Bild und Diagnostik
Symptomatik
Das klassische Bild einer akuten Mediastinitis ist gekennzeichnet durch

plötzlichen Beginn

Schüttelfrost

hohes Fieber

Tachykardie

Tachypnoe Entwicklung einer Sepsis
Die meisten Patienten haben heftige retrosternale Schmerzen und Schluckbeschwerden. Nach
thoraxchirurgischen Eingriffen sind die Symptome meist weniger ausgeprägt. Komplikationen
sind lokalisierter abgekapselter Abszess (Heiserkeit durch N.-laryngeus-recurrens-Einengung),
Zwerchfellparese (N. phrenicus) oder Horner-Syndrom (Verletzung des Ganglion stellatum).
Diagnostisches Vorgehen
Körperliche Untersuchung
Neben einem druckschmerzhaften Sternum kann eine diskrete Schwellung der Supraklavikularregion
auftreten. Gelegentlich besteht ein Hautemphysem. Ein herzschlag-synchrones Knistern ist charakteristisch
für ein ausgeprägtes Mediastinalemphysem (Hamann-Zeichen), das aber nicht immer vorhanden ist.
Trachealverlagerung und obere Einflussstauung sind Hinweise auf eine ausgeprägte Infektion.
Röntgenthoraxuntersuchung
Eine Mediastinalverbreiterung im Thoraxröntgenbild weist auf eine akute Mediastinitis oder ein
Mediastinalemphysem hin. Zusätzlich kann ein Pneumothorax oder ein Seropneumothorax zu sehen
sein. Sowohl Diagnose als auch Ausdehnung lassen sich im CT oft besser stellen und beurteilen (bei
typischer Klinik nicht erforderlich). Bei Ösophagusruptur tritt Kontrastmittel (Gastrografin-Breischluck) ins
Mediastinum über.
103
Sicherung der Diagnose
Bei typischer Anamnese oder verdächtigen radiologischen Zeichen lässt sich die Diagnose, abhängig von
der klinischen Situation, zusätzlich durch eine explorative Operation (z.B. nach Sternotomie) oder durch
eine CT-gesteuerte Punktion von mediastinalen Abszessen sichern.
Therapie
Die Prognose einer akuten Mediastinitis ist abhängig vom Zeitraum bis zur Diagnosestellung
und Therapieeinleitung. Zur sytemischen Antibiotikatherapie wird auf Grund des zu erwartenden
Erregerspektrums (Mischinfektionen mit Anaerobiern) initial eine Kombinationstherapie gegen
grampositive und gramnegative Erreger sowie Anaerobier empfohlen.
Abhängig von der Ursache und Größe der Perforation muss eine chirurgische Drainierung und operative
Deckung von Defekten, z.B. im Ösophagus oder in der Trachea, erfolgen. Bei kleineren Perforationen
oder tumor-bedingten Defekten kann ein konservatives Vorgehen gerechtfertigt sein.
Chronische Mediastinitis
Ätiologie
Eine chronische Mediastinitis kann durch eine Reihe von granulomatösen Erkrankungen bedingt sein
und zu einer mediastinalen Fibrose führen. Neben der Lymphknotentuberkulose, der Histoplasmose und
anderen Pilzinfektionen wurde die Sarkoidose in Einzelfällen als Ursache dieser seltenen granulomatösen
Entzündung mediastinaler Lymphknoten beobachtet. Die Veränderungen können sich zurückbilden
oder unverändert bleiben, bei manchen Patienten kommt es im Verlauf von Monaten bis Jahren zu
ausgeprägten mediastinalen Massen mit Gewebseinschmelzung und Fibrosierung.
Bei manifester mediastinaler Fibrose lassen sich meist keine Granulome identifizieren, so dass nicht völlig
geklärt ist, ob die granulomatöse Mediastinitis und die mediastinale Fibrose verschiedene Krankheitsbilder
darstellen. Als Ursache der mediastinalen Fibrose wird die Einnahme von Medikamenten (z.B.
Methysergid) oder eine familiäre Prädisposition vermutet. Die mediastinale Fibrose kann zusammen mit
einer retroperitonealen Fibrose (Morbus Ormond) auftreten.
Symptomatik
Symptome sind obere Einflussstauung, Schluckbeschwerden und Dyspnoe durch Kompression
von Ösophagus und Trachea bei fortgeschrittenem Krankheitsbild. Im Röntgenbild und im ThoraxCT kann sich eine lokalisierte Raumforderung im Mediastinum oder eine Verbreiterung des oberen
Mediastinums, z. T. mit Kompression der Vena cava superior, oder von zentralen Bronchien darstellen.
Differentialdiagnostisch müssen maligne Raumforderungen (z.B. Lymphome, fibröses Mesotheliom,
Sarkome) ausgeschlossen werden.
Diagnostisches Vorgehen
Die Diagnose sollte histologisch gesichert werden; neben einer Mediastinoskopie kann bei ausgeprägter
Kompressionssymptomatik ein operativer Zugang zur Entfernung von entzündlichem oder fibrösem
Gewebe mit Dekompression befallener Strukturen erwogen werden.
Therapeutisches Vorgehen
Bei bekannter Ätiologie erfolgt eine Therapie der Grundkrankheit (z.B. Tbc, Pilzinfektionen). Eine
medikamentöse Therapie mit Kortikosteroiden ist umstritten, bei chronischer Mediastinitis ungeklärter
Ätiologie und progredientem Krankheitsbild wurde in Einzelfällen über eine erfolgreiche Therapie mit
Tamoxifen (2 x 10 mg/d oral) berichtet.
104
Die idiopathischen Formen zeigen oft nur eine langsame Progredienz, z. T. auch mit spontanen
Regressionen; die meisten Patienten sterben nach 20-30 Jahren.
Tumoren des Mediastinums
Das Mediastinum ist kein eigenes Organ, sondern per definitionem ein durch die Pleura mediastinalis,
das Sternum, die Wirbelsäule und das Diaphragma begrenzter Raum. Zur besseren Übersicht hat sich die
Unterteilung in ein vorderes, mittleres und hinteres Mediastinum bewährt. Entsprechend der Vielfalt der
anatomischen Strukturen können zahlreiche histogenetisch unterschiedliche Tumoren entstehen.

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
die Symptomatik erklärt sich durch die lokalen Verdrängungserscheinungen von Nachbarorganen
oder -strukturen (z.B. mediastinales Syndrom)
die wichtigste diagnostische Untersuchungsmethode ist die Computertomographie
die histologische Sicherung erfolgt durch Thorakoskopie, Mediastinoskopie oder in der Regel
durch Thorakotomie
in vielen Fällen ist die chirurgische Resektion die Therapie der Wahl
in Abhängigkeit von der Histologie und der Ausbreitung des Tumors kommen zusätzliche
therapeutische Maßnahmen zum Einsatz
die Kenntnis der Lokalisation und der Organbeziehungen eines Tumors erlaubt nur
Wahrscheinlichkeitsaussagen, keine diagnoserelevanten Entscheidungen
der prozentuale Anteil maligner Mediastinaltumoren liegt bei ca. 40%
im Kindesalter ist der Prozentsatz maligner Tumoren höher als im Erwachsenenalter
Klinisches Bild und Diagnostik
Symptomatik
Die meisten Mediastinaltumoren werden zufällig (Routine- Röntgenaufnahme des Thorax) entdeckt.
Tumoren im vorderen und hinteren Mediastinum werden auf Grund der guten Ausweichmöglichkeiten der
Umgebungsstrukturen meist erst spät erkannt. Die Symptomatik der Mediastinaltumoren erklärt sich durch
die lokalen Verdrängungserscheinungen von Nachbarorganen und -strukturen.
Unter dem Begriff mediastinales Syndrom werden Symptome zusammengefasst, die infolge von
Verdrängung, Kompression oder Infiltration mediastinaler Organe entstehen.
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
retrosternale Druckschmerzen
Reizhusten
Atemnot
Dysphagie
Heiserkeit
unbestimmte Herzsensation
Im Rahmen eines Thymoms kann eine Myasthenie auftreten.
Diagnostisches Vorgehen
Häufig führt die konventionelle Röntgenaufnahme der Thoraxorgane in 2 Ebenen bereits zur Diagnose.
Die wichtigste Untersuchung ist die Computertomographie, die Informationen zur Tumorausdehnung und
zur Beziehung des Tumors zu den Nachbarorganen gibt. Bronchoskopie und Ösophagoskopie geben
Hinweise auf Kompression oder Invasion dieser Organe.
105
Laboruntersuchungen

Blutbild und Differentialblutbild (Lymphom)

Bestimmung von Choriongonadotropin (HCG) im Serum (Teratom)

Homovanillinsäure im Urin (Tumoren des N. sympathicus)

Kalzium im Serum und Urin, Phosphat im Urin (Nebenschilddrüsenadenom)

T3/T4 im Serum (Schilddrüsenadenom)
Für die Mehrzahl der Mediastinaltumoren bringen laborchemische Parameter jedoch keine diagnostischen
Hinweise.
Weiterführende Diagnostik
Je nach Fall sind weiterführende Untersuchungen angezeigt:

NMR-Tomographie (z.B. bei intraspinal wachsendem Tumor)

Szintigraphie (z.B. bei Struma)

transösophageale Echokardiographie (Beziehung des Tumors zum Herzen und den grossen Gefäßen)

Angiographie (z.B. obere Cavographie)
Bei der Mehrzahl der Mediastinaltumoren wird bei lokaler und funktioneller Operabilität die primäre
Resektion des Tumors angestrebt. Histologische Sicherung und kurative Therapie fallen dann
zusammen. Eine histologische Sicherung durch Probeentnahme ist erforderlich bei Lymphomen,
bei primär nichtresektablen Tumoren und bei Verdacht auf Metastasen. Hier bietet sich vor allem die
Mediastinoskopie, die parasternale (anteriore) Mediastinotomie oder die Thorakoskopie an. Die CTgesteuerte Punktion besitzt zwar eine hohe Treffsicherheit, jedoch ist die Materialmenge für eine
histologische Klassifizierung (z.B. bei Lymphomen) häufig nicht ausreichend.
Sicherung der Diagnose

CT

Mediastinoskopie, Thorakoskopie, Mediastinotomie

Thorakotomie
Differentialdiagnose Mediastinaltumor
•
raumverdrängende Prozesse, die zwar im Mediastinum liegen, aber nicht als Mediastinaltumoren
bezeichnet werden
•
Ösophagustumoren
•
vom Gastrointestinaltrakt ausgehende Veränderungen, wie Ösophagusdivertikel, Achalasie oder
Hiatushernien
•
vaskuläre Prozesse, Aortenbogenanomalie, Aortenaneurysma
•
Hämatom- oder Abszessbildung im Mediastinum
•
Thymushyperplasie im Kindesalter
Therapie
Die überwiegende Zahl der Mediastinaltumoren wird primär operativ im Rahmen eines diagnostischtherapeutischen Eingriffes entfernt. Der operative Zugang richtet sich nach der Lage des Tumors. In der
Regel kommt die anterolaterale oder posterolaterale Thorakotomie oder die mediane Sternotomie in
Betracht. Auch minimal-invasive Eingriffe können sinnvoll sein. Abgesehen von diagnostischen Eingriffen
stellen maligne Lymphome, maligne extragonadale Keimzelltumoren, primär nichtresektable, multimodal
zu behandelnde Tumoren und Metastasen keine primäre Indikation zur chirurgischen Therapie dar.
Gutartige Tumoren und Zysten bedürfen nach chirurgischer Resektion keiner zusätzlichen Therapie. In
Abhängigkeit von der Histologie und der Ausbreitung des Tumors kommen weitere Therapiemaßnahmen,
wie z.B. Radiotherapie oder Kombinations-Chemotherapie, zum Einsatz.
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