Krisenintervention

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Maga. Alexandra Moritz: Psychosoziale Interventionsformen I
Krisenintervention
Definitionen
Sonneck G.: Krisenintervention und Suizidverhütung. 2000 UTB Facultas Wien
Maga. Alexandra Moritz: Psychosoziale Interventionsformen I
Krisenintervention
Psychosoziale Krise
in Anlehnung an die Überlegungen von CAPLAN (1964) und
CULLBERG (1978)
- bedeutet die Konfrontation mit Ereignissen und Lebensumständen, die der Mensch im Augenblick nicht bewältigen
kann
- diese sind von Art und Ausmaß, dass seine durch frühere
Erfahrungen erworbenen Fähigkeiten und erprobten Hilfsmittel
zur Erreichung wichtiger Lebensziele oder zur Bewältigung
seiner Lebenssituation überfordert werden
- der Mensch verspürt den Verlust des seelischen Gleichgewichts
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Krisenintervention
der Krisenbegriff
- stellt keine eigene Krankheitseinheit dar
- beruht auf der Akuität des Zustandsbildes, wenn also
therapeutisches Handeln unverzüglich einsetzen muss, um
irreversible Schäden, z.B. Chronifizierungen, Krankheiten oder
Suizide, zu verhindern
- beschreibt in den letzten Jahren vermehrt einen akuten Zustand
im Verlauf verschiedener Erkrankungen (ursprünglich: Krise
ausschließlich als „psychogene“ Störung)
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Krisenintervention
Krisenintervention vs.
Akutpsychiatrie
Maßnahmen der Krisenintervention: Umfassen alle Aktionen,
die dem Betroffenen bei der Bewältigung seiner aktuellen
Schwierigkeiten helfen. Negative soziale, psychische und
medizinische Folgen, die als Fehlanpassung oder psychischer
Zusammenbruch jeder Krise immanent sind, können verhütet
werden.
Maßnahmen der Akutpsychiatrie: Akute Psychosen, akute
Bewusstseinsstörungen, Intoxikationen, usw.
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Paradigmatische
Krisenverläufe
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„Traumatische“ Krise - Cullberg (1978)
1. Phase Schockphase: Zustand der Betäubung oder chaotischungesteuerte Aktivitäten
2. Phase Reaktionsphase: Konfrontation mit Realität, Versuche, sie zu
integrieren; Gefahren: Fixierung: wenn intrapsychische Konflokte
aktiviert werden; Chonifizierung: wenn soziale Isolierung, wenn
äußere Hilfstrukturen unbefriedigend, Krankheit, Missbrauch,
Suizidalität.
3. Phase Bearbeitungsphase: Lösung von Trauma und Vergangenheit
4.Phase
Neuorientierung: Selbstwertgefühl wiedergewonnen, neue
Beziehungen hergestellt
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Veränderungskrise - Caplan (1964)
1. Phase
Konfrontation mit Ereignis
2. Phase Lösung misslingt - Gefühl des Versagens
3. Phase Mobilisierung aller Bewältigungskapazitäten führt zu
a) Lösung, Bewältigung
b) Rückzug mit Resignation
Chronifizierungsgefahr
4.Phase
Vollbild der Krise mit innerer „Lähmung“ und ziellosen
Aktivitäten
Gefahren: Fixierung und Chronifizierung, Krankheit, Missbrauch,
Suizidalität
5. Phase Bearbeitung des Krisenanlasses und seiner Konsequenzen
6.Phase
Neuanpassung
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Krisenintervention
Krisenanlässe
bei traumatischen Krisen:
plötzliche, meist unvorhergesehene Schicksalsschläge wie Tod eines
Nahestehenden, Krankheit oder Invalidität, Trennung, Kündigung
etc.
bei Veränderungskrisen:
Verlassen des Elternhauses, Heirat, Geburt, Umzug, aber auch
solche Veränderungen, wie sie z.B. in der Pubertät oder zum
Zeitpunkt der Pensionierung im psychischen, sozialen und
biologischen Bereich auftreten
- die Vorbereitung auf diese Lebensveränderungen ist relativ gut
möglich, während traumatische Krisenanlässe, die meist
überraschend kommen, schwerer vorzubereiten sind und daher
leichter zu Krisen führen.
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Allgemeines
Interventionskonzept
-
- Beziehung
- emotionale Situation/spezifische Gefahren
- aktueller Anlass
- soziale Situation/vorhandene Hilfsmöglichkeiten
- weiteres Vorgehen
- Beendigung
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Arbeit an der Beziehung
Beziehungsfördernde Grundhaltung (nach Kulessa, 1985)
1.
Ich nehme den anderen an, wie er ist.
2.
Ich fange dort an, wo der andere steht.
3.
Ich zeige, dass ich mit ihm Kontakt aufnehmen möchte.
4.
Ich verzichte auf argumentierendes Diskutieren.
5.
Ich nehme die in mir ausgelösten Gefühle war (worauf
weisen sie mich hin?)
6.
Ich verzichte auf das Anlegen eigener Wertmaßstäbe.
7.
Ich orientiere mich an den Bedürfnissen.
8.
Ich arbeite an Partnerschaft und vermeide objektivierende
Distanz.
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Emotionale Situation
eingehen auf
- körperliche Begleitsymptomatik
- Einschätzung des Ausmaßes von Panik und Depression sowie
deren mögliche Konsequenzen
- Suizidrisiko!!!
„Wenn Sie im Kontakt zu einem Menschen den
Eindruck haben, er könnte an Selbstmord denken,
fragen Sie ihn danach!“
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Aktueller Anlass
aktuell:
- Was ist der Krisenanlass?
- Wer ist davon noch unmittelbar betroffen?
- Wie ist die derzeitige Lebenssituation des Patienten?
- Beschäftigung mit der Situation im hier & jetzt – sowie mit
möglichen Veränderungen und bereits angewandten Lösungsstrategien
Vergangenheit:
- Wann begann die Krise (Dauer)?
- Wie wurden frühere, ähnliche Schwierigkeiten bewältigt?
- Gibt es eine eventuelle körperliche, psychische und soziale Vorbelastung
(Krisenanfälligkeit)?
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Soziale Situation
Allfällige Belastungen, Gefährdungen oder Ressourcen werden
abgeklärt. Bestehende Hilfssysteme des Patienten (Angehörige,
Freunde, Nachbarn etc.) können eventuell von ihm stützend mit
einbezogen werden – im Notfall können wir diese selbst aktivieren.
Auch alle anderen Hilfen der Gemeinschaft – etwa Sozialhilfeorganisationen, Selbsthilfegruppen – werden bei Notwendigkeit
vermittelt.
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Weiteres Vorgehen
- Setting abklären für weitere Kontakte (Anzahl der
teilnehmenden Personen, Zeit, Anzahl der Kontakte,
Intervalle)
- Planung immer in Abstimmung mit den Möglichkeiten,
Wünschen und Zielvorstellungen des Therapeuten und des
Patienten
- In den Folgegesprächen immer wieder den Bezug zwischen
Anfangssituation, der jetzigen Situation (auch der
Gesprächssituation) und den konkreten Zielvorstellungen
herstellen bzw. erarbeiten.
Immer Gefühlsebene mit einbeziehen!
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Beendigung
Die Krisenintervention sollte mit maximal 10-12 Gesprächen
beendet sein. Das Vorbereiten der Beendigung ist sehr wichtig:
Helfer und Patient rekapitulieren gemeinsam, was der Patient
erreicht hat (und wie) und besprechen vorplanend, wie sich dieser
bei künftigen Schwierigkeiten verhalten wird.
Es kann sich als sinnvoll und notwendig für den Patienten
erschließen, unmittelbar nach der KI eine Psychotherapie
anzufügen, um ausreichend Stabilisierung zu erreichen.
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Allgemeine Prinzipien der
Krisenintervention
1.
rascher Beginn
2.
Aktivität (birgt auch immer die Gefahr der Abhängigkeit)
3.
Methodenflexibilität (Hilfe im sozialen, psychologischen, aber
auch biologisch-medikamentösen Bereich)
4.
Fokus: aktuelle Situation/Ereignis (jedoch immer bei
gleichzeitiger Berücksichtigung des lebensgeschichtlichen
Zusammenhanges)
5.
Einbeziehung der Umwelt
6.
Entlastung
7.
interprofessionelle Zusammenarbeit
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Der Erstkontakt zu bekannten
und unbekannten Personen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Menschen in Krisen zu
begegnen – dementsprechend unterschiedlich wird man auch auf
diese zugehen:
Wir sind Menschen
A – ohne spezifische Helferidentität gegenüber anderen Menschen
• Fremde
• Bekannte (Kollegen; Nachbarn)
• Nahestehende (Freunde, Angehörige)
B – als „berufliche Helfer“ gegenüber Hilfe Suchenden,
hilfebedürftigen oder von uns betreuten Menschen.
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Der Erstkontakt
Übung 1
Erinnern Sie sich an eine Situation, in der es Ihnen sehr
schlecht ging? Versetzen Sie sich in Ihre damalige Lage und
spüren Sie, was Ihnen damals geholfen hat, was nicht
hilfreich war – eventuell geschadet hat – und was Sie sich
gewünscht hätten!
Was erlebten Sie als Zuwendung, was als Gleichgültigkeit
oder gar Ablehnung?
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Fremdmotivierte Kontaktaufnahme
Die besondere Schwierigkeit der fremdmotivierten Kontaktaufnahme
Je weniger der Patient von sich aus Hilfe will, desto mehr
kommt unser persönlicher oder/und auftragsgemäßer
Wunsch zu helfen zum Tragen und bewirkt ein
Ungleichgewicht, das eine helfende Beziehung erschwert
oder unmöglich macht.
Die fremdmotivierte Kontaktaufnahme sollte zum ersten
Thema des Gesprächs werden.
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Fremdmotivierte Kontaktaufnahme
1. Der Patient wird zu uns geschickt oder überwiesen
Man kann dies zum Thema machen
- Welche Überweisungsgründe sind dem Patienten bekannt (oder
welche vermutet er)?
- Wie beurteilt der Patient dieselben?
- Hat er andere Gründe oder Wünsche für Hilfe? etc.
Wenn der Patient keine Hilfe will, können wir unserer Überraschung
Ausdruck verleihen darüber, dass er wegen Nichts sehr viel Mühe auf
sich genommen hat. Eine Vermutung über die Beziehung zum
Überweiser kann getätigt werden...
Am Ende des Gesprächs: Vereinbarung über das Informieren des
Überweisers!
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Fremdmotivierte Kontaktaufnahme
2. Wir bieten einem Patienten Kontakt und Hilfe aus unserem
eigenen Wunsch an,
a – weil wir von einer Notsituation erfahren haben
...im Gespräch teilen wir den Anlass mit, wir bieten unsere Hilfe an
und betonen, dass dieses Hilfsangebot eine Möglichkeit, kein Zwang
ist...
b – weil wir selbst eine Notsituation wahrzunehmen glauben
...wir reagieren in diesem Fall aus unserem Wahrnehmen und
Empfinden heraus, etwa: „In letzter Zeit erscheinen Sie auf mich
verändert, haben sie Sorgen?“
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Fremdmotivierte Kontaktaufnahme
3. Wir kontaktieren einen Patienten von uns aus
a - auf Wunsch oder Forderung eines Dritten
b - aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen, die uns dazu
verpflichten.
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Fremdmotivierte Kontaktaufnahme
ad a)
Werden wir gebeten, einen Menschen, der sich in einer Krise
befindet zu kontaktieren, sollten wir diesem Anliegen zunächst
nicht zustimmen. Wieso wird dieser Wunsch an uns delegiert?
Für sich selbst aktiv zu werden ist ein wichtiger Schritt zur
Krisenbewältigung!
Jedoch: Wenn wir das Kontaktieren übernehmen, dann nur
- wenn wir den Namen des Delegierenden nennen
- und bei Vorliegen wichtiger Gründe (z.B. unmittelbare Gefahr)
- wir teilen den Anlass mit (Wunsch und Beweggründe des D.)
und außerdem unsere Beweggründe (drücken das Interesse am
Betroffenen, nicht am Delegierenden aus)
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Fremdmotivierte Kontaktaufnahme
ad b)
Wie bei a) ist der Beginn des Gesprächs eine Information, in
diesem Fall über die gesetzlichen Gründe und auch über unsere
persönlichen Gründe. Der große Unterschied besteht darin, dass
beide Beteiligten insofern unter Zwang stehen, dass jedwedes
Resultat des Gesprächs aktenkundig werden muss und weitere
Konsequenzen/Sanktionen nach sich zieht.
+ persönliches Helfen-Wollen >
gesetzlich-institutionelles Helfen - Müssen
- der Kontrollaspekt wird bagatellisiert oder verleugnet
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Fremdmotivierte Kontaktaufnahme
4. Der Patient wird zu uns gebracht
Oft die Situation von
- Kindern und Jugendlichen
- Erwachsenen, wo der Anlass eine medizinische
Notwendigkeit darstellt (aufgrund von Verletzungen,
Unfällen, etc.)
Für die Betroffenen ist dies ein Schockerlebnis –
ansprechbaren Patienten sollte in verständlichen Worten
gesagt werden, was mit ihnen geschieht und zu welchem
Zweck. Begleitpersonen sollten so lange wie möglich bei
dem Patienten bleiben dürfen, er sollte nicht alleine
gelassen werden.
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Fremdmotivierte Kontaktaufnahme
5. Der Patient wird gegen seinen Willen zu uns gebracht
(Psychiatrie) – Verschränkung von Macht und Hilfe
Dem Patienten gehört deutlich gemacht, dass er und
seine Erwartungen und Bedürfnisse für uns entscheidend
und wichtig sind. Somit wird seine Motivation klarer in
Abgrenzung zu Fremd- und Zwangsmotivation.
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Das erste Gespräch
Das erste Gespräch ist ein strukturiertes Gespräch, das auch
direktive Sequenzen enthalten kann. Es wird aktiv geführt, da
einerseits wichtige Informationen gesammelt und bestimmte Ziele
erreicht werden sollen – andererseits aber dem Patienten Zeit und
Raum gegeben wird, sich in seiner Krise frei auszudrücken.
Die gemeinsame Arbeit bezieht sich auf
a – die Beziehung zueinander,
b – den Inhalt,
c – die therapeutischen Interventionen,
d – die direkte Unterstützung und Vermittlung von Hilfen und
e – das weitere Vorgehen.
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Das erste Gespräch
ad a) Beziehung
- Kontaktanbahnung (siehe „Der Erstkontakt“)
- angenehme Atmosphäre schaffen, möglichst unbeeinflusst von
äußeren Störungen (Telefon, ungewollte Zuhörer)
- genug Zeit bereitstellen, damit sich Helfer und Patient auf die
Situation einstellen können
- Interesse am Patienten äußern – zeigen, dass wir den Patienten in
seiner Art, sich verbal und nonverbal mitzuteilen, wahrnehmen
z.B. „Ich sehe, dass es für Sie schwierig ist zu sprechen.“
„Sie sind sehr nervös, sind Sie das schon länger?“
Solche Äußerungen wirken beziehungsfördernd, der Patient fühlt
sich verstanden, da wir dadurch auch seine Gefühle von Spannung
und Angst ansprechen.
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Das erste Gespräch
ad b) Inhalt
Zentrale Themen sind
- das krisenauslösende Ereignis
Bei Veränderungskrisen kann häufig kein Zusammenhang zwischen
Ereignis und Empfindung (Verstimmung, Ängste, etc.) hergestellt
werden -> Zusammenhang herstellen!
z.B. „Seit wann hat sich Ihr Befinden so verändert? Warum
kommen Sie gerade heute? Wann sind die Beschwerden das erste
Mal aufgetreten?“ etc.
Lässt sich kein Ereignis finden, handelt es sich nicht um eine akute
Krise sondern um eine andere Art von psychischer Störung.
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Das erste Gespräch
- die psychische Verfassung
Suche nach der persönlichen Bedeutung des Ereignisses –
welche gefühlsmäßigen Reaktionen, Befürchtungen und
Vorstellungen, ebenso welche realen Konsequenzen und
deren Bedeutung können erfasst werden?
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Das erste Gespräch
- die Problembewältigung
Zwei große Problemkreise der Bewältigung:
a – die Schwierigkeiten, die mit dem krisenauslösenden Ereignis
zusammenhängen, und
b – die Schwierigkeiten aufgrund der seelischen Verfassung.
Das erste Gespräch dient häufig ausschließlich der Entlastung und
Stützung!
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Das erste Gespräch
ad c) Therapeutische Interventionen
Interventionen zur unmittelbaren Entlastung und Erleichterung
-
gefühlsbetonte Situationen ausführlich berichten lassen, den
Ausdruck von Gefühlen ermutigen, jedoch darauf achten, dass
Gefühle angemessen kanalisiert werden
-
Stützung: Erklärung der Krisensymptomatik als verständliche
Reaktion auf Krisenanlass (z.B. Verlust -> Trauer)
-
Interventionen zur Bearbeitung des Krisenanlasses
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Krisenintervention
Das erste Gespräch
ad c) Therapeutische Interventionen
- Interventionen zur Problemlösung: Störungen und
Behinderungen der PL finden, Probleme zutreffend definieren
und Ängste bei Realisierung von Lösungsmöglichkeiten
bearbeiten (z.B. Angst vor Auseinandersetzung).
- Klient soll eigene Bedürfnisse und Erwartungen beachten und
diese bei Entscheidungen und Handlungen berücksichtigen.
Was ist für Menschen in Krisensituationen die wichtigste
Hilfe?
Interesse und Aufmerksamkeit eines anderen Menschen, der sich Zeit
für sie nimmt, der ihnen Gelegenheit zum Sich-Aussprechen und
Angehört-Werden gibt und Schwierigkeiten und Gefühle ernst nimmt.
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Das erste Gespräch
ad d) Direkte Unterstützung und Vermittlung von Hilfen
z.B.
-
Telefonischer Kontakt: gefährdeten Patienten genaue Zeit
angeben, in denen man telefonisch erreichbar ist
-
wenn notwendig: medikamentöse Therapie sicher stellen
-
Anleitung zu Entspannungsübungen anbieten
-
in anstrengenden Gesprächen Pausen einlegen
ad e) Das weitere Vorgehen
Es werden Vereinbarungen getroffen, die nur auf die ganz
spezifische Situation des Patienten bezogen werden können und
daher vom Helfer hohe Flexibilität verlangen.
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Krisenintervention kurz gefasst
Das „BELLA“ – System
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Das erste Gespräch
Übung 2
Bitte bilden Sie eine „3er-Gruppe“: 1 Betroffener, 1
Helfer, 1 Beobachter – Wechsel im Kreis jede halbe
Stunde (20‘ Rollenspiel, 10‘ Feed-Back)
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