Eisenstoffwechsel – von der Klinik zum Labor – Univ.

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Eisenstoffwechsel
- von der Klinik zum Labor Stefan Winkler
Universitätsklinik für Innere Medizin I
Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin
Medizinische Universität Wien
Hämoglobin, Myoglobin
als 02-Träger
Cytochrome für REDOXReaktionen und
Elektronentransport
Eisen an PlasmaTransferrin gebunden:
<0,1% des gesamten Fe
Die Regulation der
Eisen-Absorption ist
entscheidend für die
Eisen-Homöostase!
Zellabschilferungen Darm/Haut
„AllesEsser“ vs. Vegetarier
Vegetarier
Eisenmangel
Eisenüberladung
Eisenüberladung
hereditär
sekundär
Thalassämie
Sideroblastische Anämie
Chron. Hämolyt. Anämie
Transfusionen
Chron. Hämodialyse
Vererbte Eisenüberladungs-Syndrome
Autosomal rezessiv
25% „Chance“
Hämochromatose
Exzessive und dysregulierte
Eisenaufnahme durch duodenale
Enterozyten sowie Freisetzung
von Eisen durch Makrophagen
Hämochromatose
Darm
Leber
Makrophage
Eisen - Toxizität
Freie Radikale mit Gewebstoxizität
(Lipide, DNA, Proteine)!
Hämochromatose
Erste Symptome bei Männern in der Regel zwischen
dem 30. und dem 50. Lebensjahr, bei Frauen oft nach
den Wechseljahren, da durch die Menstruation Eisen
auf natürliche Weise ausgeschieden wird@
- Müdigkeit, Schwäche, Oberbauchschmerzen
- Gelenkschmerzen, vor allem MittelhandFingergelenke des Zeige- und Mittelfingers
- dunkle Hautpigmentierungen an sonnenexponierten
Stellen, später Bronzetönung
- Diabetes
- Impotenz, Amenorrhoe
- Kardiomyopathie: diastol. Dysfunktion, Arrhythmien,
dil. CMP
- Leberzirrhose mit hepatozellulärem Karzinom
Transferrinsättigung >50% bei Männern
> 45% bei Frauen
Ferritin >300 bei Männern
>200 bei Frauen
Labordiagnose bei
normal
Überladung
Symptomen
Asymptomatisch,
aber abnormer
Eisenstatus oder
Lebererkrankung
Erstgradig-Verwandter
mit Hämochromatose
HFE-GenTestung
MRT: “schwarz”
Biopsie: Grad der
Lebererkrankung
Hämochromatose
“Aderlass”
Eisen und Infektion
Essentieller Nahrungsbestandteil für Bakterien
(auch für intrazelluläre Erreger wie M. tuberculosis), Pilze
und Parasiten
Diese organisieren sich auf vielfältigste Art und Weise
„ihr Eisen“
z.B.: Desferrioxamin (Desferal®): eigentlich rötlicher
Farbstoff des Actinobacteriums Streptomyces pilosus
Die natürliche Immunabwehr versucht den Pathogenen
das Eisen vorzuenthalten (verfügbares Eisen wird aus der
Zirkulation entfernt=Serum Eisen niedrig!)
= andauernder, sich ständig weiterentwickelnder
“Kriegsschauplatz” um das wertvolle Metall
In der Infektion keine Eisentherapie!
Eisenmangel
Absoluter Eisenmangel
Funktioneller Eisenmangel
(z.B. inadequate Aufnahme für eine
gesteigerte Erythropoese wie bei
Blutverlust oder Erypo-Behandlung)
Verminderung der Erythropoese auch bei
ausreichend vorhandenen EisenSpeichern, wenn eine chron. Entzündung
zur Eisen-Sequestration führt
Eisenmangel/Anämie-Symptome
Schwäche, Müdigkeit, Ohrensausen,
Schwindel, Atemnot (initial bei
Belastung, später in Ruhe),
Herzklopfen und Kopfschmerzen.
Blässe (Konjunktiva,
Mundschleimhaut), funktionelles
Herzgeräusch
Ein Muss ist die gastrointestinale DU
bei einem erwachsenen Mann mit
Eisenmangel@
Cheilose
Koilonychie
Plummer-Vinson Syndrom
mit Dysphagie
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Hohe Prävalenz der Anämie in Österreich
(Hb <12g/dl bei Frauen, <13g/dl bei Männern)
Austrian Population (8.4 Mio)
Anemia in Austria (0.8 Mio)
pre-school
children
men + rest
pre-school
children
Elderly (85+)
Women of
reproductive
age (15-49)
men + rest
Frauen im
gebärfähigen
Alter
(15-49)
Elderly (80+)
Elderly (75+)
Elderly
(60+)
Elderly
(65+)
Elderly (85+)
Elderly (80+)
Elderly (70+)
Elderly (75+)
pregnant
women
Elderly
(70+)
Elderly
(65+)
Elderly
(60+)
pregnant
women
Eisenmangel ist die häufigste Ursache der Anämie bei Frauen
Einteilung der Anämie I
Mikrozytär
Normozytär
Makrozytär
Erythrozytenindizes
(MCV, MCH, MCHC, RDW)
MCV (Mean Corpuscular Volume): Volumen des Ery,
Maß für Größe des Ery (mikro, normo, makrozytär)
MCH (Mean Corpuscular Hemoglobin):
wieviel Hb ist in einem Ery
MCHC (Mean Corpuscular Hemoglobin
Concentration): wie konzentriert das Hb in einem Ery
ist, teilt Anämien in hypo, normo, hyperchrom ein
RDW (Red Cell Distribution Width): Verteilungsbreite der
roten Blutkörperchen (erhöht wenn Ery-Größe sehr
unterschiedlich ist), Maß für Anisozytose
MCV bei verschiedenen Anämien
mikrozytär
normozytär
makrozytär
Einteilung der Anämie II
à la Hämatologie
Anämien mit niedrigen Retikulozytenzahlen
mikrozytär (Fe-Mangel, ACE, minor Thalassämie)
normozytär (ACE, hämatolog. Erkrankungen)
makrozytär (VitB12/Folsre-Mangel, Myelodysplast. Sy)
Anämien mit hohen Retikulozytenzahlen
(oft makrozytär)
nach (akuter) Blutung
nach Überwinden einer Aplasie (Chemo, , ...)
bei Hämolyse
Patientin: Makrozytäre Anämie
Patientin: Makrozytäre Anämie
=Perniziosa
MCV bei verschiedenen Anämien
mikrozytär
normozytär
makrozytär
Patientin: Mikrozytäre Anämie
Anisozytose
Poikilozytose
Hypochromie
Mikrozytose
Anulozyten
Eisen-Transportprotein
nieder: Anämie der chron. Erkrankung
hoch: Eisenmangel
Akuter Entz.parameter
Hilft bei Interpretation des Ferritins:
Entz-Anämie vs. Eisenmangel+/- Entz.
Bei Infektion: keine Eisengabe!
Eisenspeicher
Akuter Entz.parameter
Sättigung des TF mit Eisen
nieder: Eisenmangel (auch funktionell)
hoch: Eisenüberladung
Eisenmangel-Laborparameter
?
Eisenmangel-Laborparameter
(Hb unter 10g/dl)
- Laborparameter Eisenmangelanämie (Stadium III) vs. Entzündung
Anämie der chronischen Entzündung
Eisen und chronisch entzündliche
Darmerkrankungen/Rheumatische Erkrankungen
Eisenmangel +/- Anämie führen zu
verminderter Lebensqualität und gesteigerter
Mortalität
Ziel: Ursache beheben, Hämoglobinwert
normalisieren und Eisenspeicher auffüllen
Aufgrund der Entzündung mit resultierend
erhöhtem Hepcidin ist eine orale Eisengabe
insuffizient (Resorption gehemmt!)
Parenterale Therapie!
Eisenmangel = Ferritin von <100 µg/L!
Anämie-Eisen-Herzinsuffizienz
Anämie stellt einen unabhängigen
Risikofaktor für Morbidität,
Hospitalisierung und Mortalität dar
Eisenmangel allein (ohne manifeste
Anämie!) hat Einfluß auf
Lebensqualität, Leistungsfähigkeit
und auch auf das Überleben!
Chronische Herzinsuffizienz
Häufigkeit von Anämie/Eisenmangel?
Eisenmangel und Anämie
Eisenmangel ohne Anämie
> 1500 PatientInnen
mit Herzinsuffizienz
Klip et al. Am Heart J 2013;165:575-582
Überleben
Chronische Herzinsuffizienz-Eisenmangel-Überleben
Follow-up Monate
Jankowska EA et al. Eur Heart J 2010;31:1872-1880
Diagnosekriterien für Eisenmangel
Cave
Multimorbidität
Eisen und chronische Niereninsuffizienz
- NICE Guidelines Ferritin als Laborparameter der Wahl zur
Diagnose des Eisenmangels, Interpretation des
“cut offs” jedoch nicht wie bei ansonsten
Gesunden@
Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz (Stadium
5, GFR <15) ist ein Ferritin-Wert <100µg/L
diagnostisch für einen Eisenmangel, für die
Stadien 3-4 (GFR <60) wahrscheinlich
Bei Ferritin-Werten >100µg/L ist ein funktioneller
Eisenmangel durch eine Transferrinsättigung
<20% diagnostizierbar (dann parenterale
Therapie!)
Eisen und Chirurgie
Dtl. erhöhtes 30-Tage Morbiditäts und Mortalitäts-Risiko
auch bei milder prä-OP-Anämie!
Mortalität
227.425 PatientInnen:
69.229 (30,44%) mit einer
präoperativen Anämie!
Musallam et al. Lancet 2011;378:1396-407
Risikofaktor
Preoperative haemoglobin assessment and optimisation template
Präoperative Evaluierung/Optimierung des roten Blutbildes
Präoperative Tests
• Blutbild
• Ferritin
• CRP und Nierenfunktion
Ist der Patient anämisch?
Hb <13g/dL (Mann), Hb <12g/dL (Frau)
Nein
Ja
Ferritin <30 mcg/L
Ferritin 30–100 mcg/L
Ferritin >100 mcg/L
CRP
erhöht
Keine Anämie, bei
Ferritin <100 mcg/L:
• Eisengabe wenn ein
HB_Verlust von ≥3
g/dL erwartet wird
• Ursacheneermittlung
und evtl. GIUntersuchung wenn
Ferritin <30 mcg/L
Fe-Mangel Anämie
• Ursache?
• Gastro/Colo?
• Eisengabe
normal
Wahrscheinlich FeMangel
• Klinik?
• Nephrologische
Abklärung?
• Evtl. GIDurchuntersuchung
• Eisengabe
Anämie der chron.
Erkrankung/Entzündung
• Klinik?
• Nephrologische
Abklärung?
• Hämatologische
Abklärung?
• Check B12/FolsreSpiegel und
Retikulozyten
• Leber/Schilddrüse
Zusammenfassung
Eisenmangel sehr häufig (Volkskrankheit)
Eisenmangel auch ohne Anämie mit
weitreichenden Folgen=keine Bagatelle!
Eisenmangel mit einigen wenigen
Laborparametern einfach zu diagnostizieren
„Normalwerte“ (z.b. Ferritin) im Kontext der Klinik
interpretieren (Herzinsuffizienz/Entzündung,@)
Unbedingt richtig behandeln@
Lund das folgt jetzt!
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