Psoriasis - Netdoktor

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Psoriasis
Eine Patienteninformation
Impressum:
Medieninhaber, Herausgeber und Verleger:
B&K – Bettschart & Kofler Medien- und Kommunikationsberatung GmbH,
1090 Wien, Porzellang. 35/3
in Zusammenarbeit mit PSO Austria,
1200 Wien
Redaktion:
Dr. Birgit Kofler-Bettschart,
Renate Reichl
Grafik: Patricio Handl
Druck: Druckerei Hans Jentzsch & Co GmbH
Mit freundlicher Unterstützung von
Stand: Februar 2006
2
Vorwort
Liebe Patientin, lieber Patient,
Diagnose Psoriasis (=Schuppenflechte) – wie gehe ich damit um?
Etwa 250.000 Menschen leiden in Österreich an Schuppenflechte. Die
Schuppenflechte ist eine chronische, nicht ansteckende Hautkrankheit
mit sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen.
In dieser Broschüre finden Sie Berichte, Ansätze für Therapiemöglichkeiten und Hilfestellung zum Leben mit der Erkrankung. Diese Informationen dienen als Ergänzung zur medizinischen Betreuung durch
den Arzt und können diese auf keinen Fall ersetzen.
Die Selbsthilfegruppe PSO-Austria wurde 1981
mit der Zielsetzung gegründet, den Psoriatikern
mit Rat und wenn nötig auch mit Tat zur Verfügung zu stehen. Jeden Mittwoch in der Zeit zwischen 17 und 19 Uhr stehen wir für ein persönliches Gespräch zur Verfügung. Betroffene treffen
sich einmal im Monat, jeden 1. Mittwoch, zum
Gedankenaustausch und zu Vorträgen von Experten. In den Sommermonaten, Anfang Juni bis Ende September finden diese Treffen im
PSO-Sommerbad an der Alten Donau statt.
Wir hoffen, mit dieser Broschüre die wichtigsten Fragen zur Psoriasis beantworten zu können und stehen Ihnen für weitere Auskünfte gerne
zur Verfügung.
Renate Reichl
Obfrau PSO-Austria
3
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Renate Reichl
3
Durch mehr Information zum selbstbewussten Patienten
5
Was ist Psoriasis
7
Die Hauptformen der Psoriasis
10
Ursachen und Auslöser
13
Wichtiges zur Diagnose
15
So wird Psoriasis behandelt
17
Die Behandlungsmethoden im Überblick
19
Biologika: Mehr Lebensqualität durch innovative Therapien
20
Das können Sie selbst tun
24
Begriffslexikon
28
Selbsthilfegruppen und Ambulanzen
30
4
Durch mehr Information zum
uselbstbewussten Patienten
125 Millionen Menschen sind weltweit
an Schuppenflechte („Psoriasis“) erkrankt, allein in Österreich sind mindestens 250.000 Personen von dieser Hautkrankheit betroffen. Psoriasis ist also eine
regelrechte Volkskrankheit – und trotzdem ist sie über weite Strecken nach wie
vor eine „geheime“ Erkrankung. Zum einen, weil viele Psoriasis-Patienten bestrebt sind, ihre Krankheit nach Möglichkeit zu verbergen. Und zum anderen,
weil sehr viele Menschen nichts – oder
nur sehr wenig – über Psoriasis wissen.
Psoriasis geht tief unter die Haut
Viele Psoriasispatienten leiden daher
doppelt: Zu den körperlichen Problemen
kommen psychische und soziale Belastungen, bedingt durch die verbreitete
Ausgrenzung. So hat eine große europäische Studie mit mehr als 7.800 Betroffenen gezeigt, dass bis zu 62 Prozent der
Psoriasis-Patienten auch Symptome einer Depression zeigen.
Aufklärung und Lebensqualität
Um die Situation von Psoriasis-Patienten
zu verbessern, bedarf es konsequenter
Aufklärung. Falsche Vorstellungen und
Klischees über diese Erkrankung, die in
der Öffentlichkeit noch immer weit verbreitet sind, müssen abgebaut werden.
Damit wird ein wichtiger Beitrag zu ei5
nem unbefangenen Umgang mit Psoriasis-Patienten geleistet. Und Psoriasis-Patienten sollen durch qualitätsvolle Information unterstützt werden: Deshalb finden Sie hier Informationen zur Selbsthilfe, aber auch über neue Therapien, die
für Sie sehr hilfreich sein können.
Informierte Patienten wissen mehr
Wer Psoriasis hat, leidet an einer chronischen Erkrankung – und muss sich daher über einen längeren Zeitraum mit
seiner Krankheit auseinandersetzen.
Als betroffener Patient sollten Sie sich
unbedingt regelmäßig und aus seriösen
Quellen darüber informieren, welche
neuen Erkenntnisse und Behandlungsmöglichkeiten es zu Ihrer Erkrankung
gibt. So können Sie Therapieentscheidungen kompetent mit Ihrem Arzt besprechen und unterstützen. So sind Sie
auch gewappnet gegen angebliche
Wundermittel und unseriöse Versprechungen.
Diese Broschüre soll Ihnen dabei helfen,
sich zu orientieren und zu informieren
sowie geeignete Ansprechpartner zu
finden, die Ihre Fragen beantworten
können. Vielleicht können Sie damit Ihre
Erkrankung und Ihr Leben besser meistern und positiv beeinflussen.
6
Was ist Psoriasis
Psoriasis ist der Fachausdruck für eine
chronisch verlaufende, entzündliche
Hautkrankheit. Der Begriff leitet sich ab
vom griechischen „psao“ – ich kratze –
und beschreibt damit schon eine besonders wichtige Begleiterscheinung der
Erkrankung: Den massiven Juckreiz, unter
dem viele Betroffene leiden.
Auch die deutsche Bezeichnung „Schuppenflechte“ beschreibt ein typisches
Kennzeichen der Krankheit: Schuppen
und entzündlich gerötete Haut.
Ein verbreitetes Leiden
Psoriasis ist kein „modernes“ Phänomen.
Bereits im Alten Testament gibt es Hinweise auf diese Erkrankung, auch der
griechische Arzt Hippokrates hat sie beschrieben. Heute, so schätzen Experten,
leiden rund 1 bis 3 Prozent der Bevölkerung an Psoriasis. Allein in Österreich dürften mindestens 250.000 Menschen von
dieser Krankheit betroffen sein.
Ausgrenzung und Diskriminierung
Für diese Menschen hat die Schuppenflechte oft traumatische Folgen für Gesundheit, Leben und Lebensqualität.
Psoriatiker fühlen sich aufgrund der häufig gut sichtbaren Hautveränderungen
oft ausgegrenzt. Denn leider sind noch
immer unter nicht Betroffenen falsche
Vorurteile verbreitet. Zum Beispiel die
Vorstellung, dass Psoriasis ansteckend
sei. Daraus entstehende Befürchtungen
können zu stigmatisierendem und diskriminierendem Verhalten gegenüber
Menschen mit Psoriasis führen.
Unzufriedenheit mit
dem Behandlungserfolg
Belastend ist neben der Ausgrenzung
aber auch die fehlende Perspektive: Nur
22 Prozent der Patienten beurteilen ihre
derzeitige Therapie als sehr wirksam.
Viele Erkrankte aber haben gute Wege
gefunden, um mit ihrem Leiden umzu7
Die
Schuppenflechte oder Psoriasis ist eine recht
häufige chronische
Erkrankung der
Haut. Allein in Österreich sind mindestens 250.000
Personen davon betroffen. Zu diesen
Hautbeschwerden kommen oft soziale und psychische Probleme, die für viele Betroffene eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität bedeuten. Psoriasis schafft Probleme am Arbeitsplatz, in der Freizeitgestaltung, etwa im Schwimmbad, bei vielen für andere selbstverständlichen Alltagsdingen wie dem Friseurbesuch, aber häufig auch bei der Partnersuche.
Um die Situation von Psoriasis-Patienten zu verbessern, bedarf es konsequenter Aufklärung.
Denn Information über die vielen
Möglichkeiten der Behandlung ist
wichtig, damit Betroffene und ihre
Familien die Hoffnung nicht verlieren:
Für die überwiegende Mehrheit der
Menschen mit Psoriasis ist heute eine
sehr gute Lebensqualität erreichbar.
Univ.-Prof. Dr. Werner Aberer
Universitäts-Hautklinik Graz
8
Bevorzugte Körperstellen (Prädilektionsstellen)
bei Psoriasis
gehen und passende Maßnahmen anzuwenden. Die moderne Medizin kann mit
neuen Erkenntnissen und innovativen
Medikamenten dabei helfen.
Typisches Erscheinungsbild
Typisch für die Schuppenflechte sind
rundliche, scharf begrenzte Rötungen
der Haut mit silbrig weißen Schuppen.
Werden diese abgekratzt, kommt es oft
zu punktförmigen Blutungen. Zu den typischen Körperstellen, die mit den so genannten Psoriasis-Herden befallen sind,
gehören Ellenbogen und Knie, das
Kreuzbein oder der behaarte Kopf. Bei
schweren Formen können große Teile
der Hautoberfläche betroffen sein. Als
Trigger
TNFα
Immunantwort
Entzündungsfördernde
Zytokine
T-ZellAktivierung
Begleiterscheinung treten sehr häufig
Spannungsgefühle und Juckreiz auf. Die
Haut wird spröde und trocknet aus. Mechanische Reizungen einer betroffenen
Hautstelle, etwa durch Kratzen oder zu
enge Kleidung, führen häufig zu einer
Verschlimmerung der Beschwerden.
Typisch ist auch, dass die Erkrankung
schubweise verläuft. Einzelne Schübe
können Wochen, Monate, oder auch
Jahre dauern. Psoriasis kann zwar einmalig auftreten, üblicherweise aber nimmt
sie einen chronischen Verlauf.
Unkontrolliertes Wachstum
Verantwortlich für das Erscheinungsbild
ist die Tatsache, dass es bei der Psoriasis
zu einer vermehrten, unkontrollierten
Bildung von Oberhautzellen kommt – sie
ist gegenüber der gesunden Haut um
das bis zu Zehnfache beschleunigt.
Grund für dieses beschleunigte Wachstum sind spezielle Entzündungsreaktionen. Im Mittelpunkt dieses Prozesses stehen so genannte T-Zellen des Immunsystems, die den Entzündungsvorgang auslösen und vorantreiben. Die zu rasch vermehrten Hautzellen haben nicht die Zeit
auszureifen, sondern wandern rasch an
die Hautoberfläche, sterben dort ab, und
werden als Plaques und Schuppen sichtbar.
Keine Heilung, aber gute
Linderung
Psoriasis kann heute noch nicht geheilt
werden. Mit Hilfe moderner Therapien
können aber die Beschwerden gelindert
und die krankheitsfreien Zeiten ausgedehnt werden. Deshalb ist eine langfristige Behandlung mit verträglichen Therapien so besonders wichtig.
9
Die Hauptformen der Psoriasis
Die Psoriasis hat viele Gesichter: Als Hauterscheinung kann sie in sehr unterschiedlichen Größen und Gestalten auftreten.
Die verschiedenen Formen der Schuppenflechte unterscheiden sich vor allem durch
die Dauer des Auftretens, den Schweregrad der Erkrankung, den Ort und die
Ausprägung der Krankheitsherde.
Von Psoriasis betroffene Personen können zur gleichen Zeit verschiedene dieser Psoriasis-Formen aufweisen oder in
verschiedenen Lebensabschnitten an
verschiedenen Formen erkranken.
Psoriasis vulgaris
Am häufigsten kommt die Psoriasis vulgaris oder gemeine Schuppenflechte vor.
Typische Merkmale dieser Psoriasisform
sind silbrig weiße Schuppen, rote Verdickungen, klar begrenzte Herde, Austrocknungen der betroffenen Hautstellen und oft auch Blutungen an diesen
Hautstellen.
Psoriasis pustulosa
Bei der pustelförmigen Schuppenflechte treten gelbliche Bläschen auf. Frauen
sind von dieser sehr hartnäckigen Form
der Psoriasis häufiger betroffen als Männer. Die Bläschen oder Pusteln enthalten
weiße Blutkörperchen, aber keineswegs
Bakterien, Pilze oder Viren: Sie sind also
absolut nicht ansteckend.
10
Typische psoriatische Plaque –
Mit freundlicher Genehmigung von
Dr. Ogilvie, Erlangen
Diese Psoriasisform hat zwei wesentliche Erscheinungsbilder. Beim Typ „Königsbeck-Barber“ beschränkt sich die
Krankheit meist auf Handteller und Fußsohlen, die Haut brennt und weist oft
schmerzhafte Schrunden auf. Häufig
kommt es auch zu Nagelveränderungen.
Eine besonders belastende Verlaufsform
ist jene vom Typ „von Zumbusch“. Die
Bläschen und Pusteln können sich hier
über den ganzen Körper ausbreiten, die
Psoriasis an den Handflächen –
Typische Nagelveränderungen bei Psoriasis –
Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ogilvie, Erlangen
Mit freundlicher Genehmigung
von Dr. Ogilvie, Erlangen
Krankheitsschübe sind oft von hohem
Fieber und Schüttelfrost begleitet. Das
Allgemeinbefinden ist sehr stark beeinträchtigt.
Psoriasis guttata –
Mit freundlicher Genehmigung
von Prof. Mrowietz, Kiel
Psoriasis-Arthritis
Bei rund 20 Prozent aller Psoriasiserkrankungen kommt es neben dem Hautbefall auch zu einem Mitbefall der Gelenke. Für Österreich bedeutet das, dass
etwa 50.000 Menschen an Psoriasis-Arthritis erkrankt sind. Diese kann prinzipiell alle Gelenke und gelenksnahen Gewebe und Strukturen befallen. Am häufigsten betroffen sind Finger, Knie,
Sprung- und Zehengelenke, es können
aber auch die Wirbelsäule, das Kreuzbein oder Fingergelenke beteiligt sein.
Hautveränderungen können grundsätzlich überall vorkommen, sehr häufig
kommt es bei dieser Form auch zu Nagelveränderungen.
Nagelprobleme
können aber auch bei anderen Formen
der Psoriasis auftreten.
11
Psoriatische Erythrodermie –
Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ogilvie, Erlangen
Psoriasis guttata
Charakteristisch für diese Form sind kleine Rötungen, die wie Flüssigkeitstropfen aussehen. Häufig tritt sie nach einer
Infektion erstmals auf.
Psoriasis inversa
Wenn die Schuppenflechte ausschließlich in Körperfalten auftritt, also unter
den Achseln, in den Kniekehlen, den
Leistenbeugen, der Gesäßfalte oder unter den Brüsten, wird sie als Psoriasis inversa bezeichnet. Sie ist schwer zu erkennen und kann leicht mit einem Ekzem verwechselt werden.
Erythrodermie
Eine besonders schwere, aber zum Glück
seltene Sonderform der Psoriasis ist die
Erythrodermie oder psoriatrische Rot12
häutigkeit. In Folge einer heftigen Entzündung ist hier die gesamte Haut gerötet und verdickt, in der Nähe von Gelenken reißt die Haut häufig ein. Dazu
kommen Juckreiz, Fieber und eine ausgeprägte Kälteempfindlichkeit.
Unterscheidung wichtig für Therapie
Die Einteilung in verschiedene Formen
von Psoriasis ist nicht nur deshalb sinnvoll, weil es sich dabei um völlig unterschiedliche Erscheinungsarten handelt,
sondern auch, weil jede Psoriasisform eine spezielle, auf den individuellen Patienten ausgerichtete Behandlung erfordert. Die unterschiedlichen Symptome
lassen sich mit unterschiedlichen Therapien und Medikamenten oft gut behandeln. Wichtig ist, dass Sie Hilfe bei einem
entsprechenden Experten suchen.
Ursachen und Auslöser
Die genauen Ursachen der Psoriasis sind
bis heute nicht eindeutig entschlüsselt.
Verschiedene bekannte Faktoren erhöhen jedoch die Erkrankungs-Wahrscheinlichkeit, weshalb man heute von einer
„multifaktoriellen“ Ursache ausgeht. Damit ist gemeint, dass die Erkrankung
durch ein Zusammentreffen mehrerer
Faktoren begründet und begünstigt wird.
Erbliche Veranlagung
Ein wichtiger Faktor ist die erbliche Veranlagung. Ist ein Elternteil von Psoriasis
betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit für
das Kind, ebenfalls anfällig für Psoriasis zu
sein, bei 30 Prozent. Sind jedoch beide
Eltern daran erkrankt, erhöht sich das Risiko für das Kind auf etwa 65 Prozent.
Die Schuppenflechte kommt allerdings
auch immer wieder bei Menschen vor,
in deren Familie die Erkrankung vorher
noch niemals aufgetreten ist.
Auslösende Faktoren
Klar ist heute, dass die Erbanlage allein
noch nicht ausreicht, um die Krankheit
auszulösen. Dafür müssen weitere, häufig unbekannte äußere oder innere Faktoren hinzukommen. Die Palette derartiger Auslöser ist sehr breit.
Typische Psoriasis-Auslöser
im Überblick
u Infektionskrankheiten wie Grippe,
Hals- und Racheninfekte, Herpes,
Röteln, Masern oder Windpocken
u Allergien
u Stoffwechselstörungen wie z.B.
Diabetes
u Klimatische Bedingungen
u Medikamente z. B. Betablocker,
ACE-Blocker, Lithium, bestimme
Antirheumatika und Malariamittel
u Stress
u Umwelteinflüsse wie trockene
Luft, Sonnenbrand
u Verletzungen wie z. B. Schnitte
u Hautschädigungen durch scheuernde Kleidung, Kratzen, Verbrennungen oder Tätowierungen
u Kosmetika
u Alkohol
u Übergewicht, das zu Hautverletzungen führen kann
u Chronische Entzündungsherde
u Hormonschwankungen in der
Schwangerschaft oder in den
Wechseljahren
u Hautentzündungen durch Bakterien oder Pilze
13
Menschen mit Psoriasis verdienen –
und erwarten zu
Recht – die optimale Therapie für
ihre sehr belastende Erkrankung. Nachdem bei der Psoriasis eine „wirkliche“ Heilung nicht
möglich ist, ist das Therapieziel vor allem die Symptomlinderung: Ein Abklingen der Hautentzündung und
Schuppenbildung, und eine Ausweitung der krankheitsfreien Intervalle.
Bei der Psoriasis kommt es zu einer
vermehrten Bildung von Oberhautzellen. Verantwortlich dafür sind spezielle Entzündungsreaktionen, in deren
Mittelpunkt so genannte T-Zellen des
Immunsystems stehen.
Dass wir heute mehr über diese Prozesse wissen, hat die Suche nach speziellen Immuntherapien vorangetrieben. Ein Beispiel dafür ist der monoklonale Antikörper Efalizumab, der
zur Psoriasis-Therapie entwickelt wurde und an der Immunabwehr ansetzt:
Er hemmt erfolgreich die Aktivität einer bestimmten Gruppe von weißen
Blutkörperchen und verhindert deren
Einstrom in die Haut.
Univ.-Prof. Dr. Georg Stingl
Leiter der Abteilung für Immundermatologie und infektiöse Hautkrankheiten
Medizinische Universität Wien
14
Wichtiges zur Diagnose
Psoriasis kann in jedem Lebensalter auftreten. Gerade bei den ersten Symptomen ist die Abgrenzung gegenüber anderen Hauterkrankungen manchmal
schwierig.
Expertise ist gefragt
Die Diagnose sollte deshalb unbedingt
ein Hautarzt stellen, der sich dabei an
der Krankengeschichte und an den typischen Phänomenen des individuellen
Patienten orientiert.
Neben der Untersuchung der Haut kann
es manchmal notwendig sein, auch Gewebeproben zu entnehmen, die unter
15
Klinischer Verlauf der Haut beurteilt anhand des PASI
(Psoriasis Area and Severity Index) – Data on File, Centocor
Klinischer
Ausgangsbefund
Verbesserung des
PASI ≥ 50%
dem Mikroskop untersucht werden. Vor
allem bei einer Beteiligung der Gelenke
können auch Laboruntersuchungen erforderlich sein.
Schweregrade der Krankheit
Der Schweregrad der Erkrankung ist stark
von individuellen Faktoren abhängig,
weshalb eine allgemein gültige Definition
schwierig ist. Trotzdem ist es wichtig, den
jeweiligen Schweregrad richtig zu bewerten, um die passende Therapie einzuleiten. Mediziner orientieren sich dabei vor
allem an folgenden Anhaltspunkten:
u Prozentsatz des Körpers, der von der
Erkrankung befallen ist
u Lokalisation: Ein Befall im Gesicht
kann eine größere Belastung darstellen als ein Befall an üblicherweise
nicht sichtbaren Stellen
u Aussehen der befallenen Hautstellen
im Hinblick auf Dicke, Schuppung und
Rötung
16
Verbesserung des
PASI ≥ 75%
Verbesserung des
PASI ≥ 90%
u Beurteilung, inwieweit die Erkrankung das Leben eines individuellen Patienten einschränkt.
Der PASI als Anhaltspunkt
Zur Beurteilung der Schwere der Psoriasis kann als Kerngröße der so genannte
PASI (= Psoriasis Area and Serverity Index) ermittelt werden. Er berücksichtigt
die Fläche der betroffenen Haut, das
Ausmaß der Entzündung und das Ausmaß der übersteigerten Zellbildung. Für
die PASI-Untersuchung werden Herde
am Kopf, Körper, Arm und Bein hinsichtlich ihrer Rötung, Verdickung und Schuppung untersucht.
Nach einem speziell entwickelten Umrechnungsschlüssel lässt sich für die einzelnen Körperregionen ein PASI zwischen 0 und 72 errechnen. Nach dem
Kriteriumskatalog des Deutschen Psoriasisbundes bedeutet ein PASI von 12 und
mehr eine schwere Psoriasis.
So wird Psoriasis behandelt
Nachdem bei der Psoriasis eine „wirkliche“ Heilung nicht möglich ist, ist das
Therapieziel vor allem die Symptomlinderung: Ein Abklingen der Hautentzündung und Schuppenbildung, und eine
Ausweitung der krankheitsfreien Intervalle.
Für die Behandlung stehen eine Vielzahl
von Medikamenten und Verfahren zur
Verfügung. Nicht nur die unterschiedlichen Arten der Psoriasis sprechen
unterschiedlich auf die einzelnen Therapieverfahren an, sondern auch jeder Patient reagiert sehr individuell auf eine Behandlung. Daher ist es wichtig, dass Sie
mit Ihrem Arzt eng zusammenarbeiten
und intensiv über Ihre Bedürfnisse sprechen, damit die für Sie optimale Behandlung herausgefunden werden kann.
Drei Säulen der Therapie
Grundsätzlich beruht die Behandlung
auf drei Säulen:
u Milde Formen werden üblicherweise
mit „topischen“ Präparaten therapiert,
also Wirkstoffen, die örtlich („lokal“)
auf die Haut eingerieben werden. Es
gibt sie als Cremen, Salben, Lotionen,
Lösungen, Badezusätze oder Schaum.
u Mittelschwere Formen, bei denen die
äußerliche Behandlung nicht zum gewünschten Resultat führt, werden
meistens mit Lichttherapie behandelt.
Lampen mit speziellen Lichtarten können die für die Entzündung verantwortlichen T-Zellen und die überschüssigen Hautzellen abtöten. Lichttherapie kann nach mehrmonatigen
Anwendungen zu relativ langen
symptomfreien Intervallen führen.
u Schwere Formen der Psoriasis werden
mit „systemischen“ Therapien und
neuerdings mittels innovativer Biologika behandelt. Systemisch bedeutet,
dass die Medikamente nicht lokal,
sondern auf den gesamten Organismus wirken.
Kombination und Rotation
Verschiedene Therapieverfahren können
auch kombiniert werden, wenn die jeweilige Form der Psoriasis und die verwendeten Wirkstoffe dies zulassen.
Ein Wechsel der Behandlungsmethode
kann nach einer gewissen Zeit günstig
sein. Man spricht hier von einem „Situa17
Wir wissen heute, dass der Botenstoff
TNF-alpha bei der Psoriasis entzündungsfördernde Mechanismen aktiviert. In den vergangenen Jahren sind
Substanzen, die
diesen Botenstoff hemmen,
in der Therapie
von entzündlichen Krankheiten mit großem
Erfolg eingesetzt
worden. Zu diesen TNF-alpha-Hemmern zählt zum Beispiel der Wirkstoff
Infliximab, der bereits in der Therapie
chronisch entzündlicher Erkrankungen wie Morbus Crohn, Morbus
Bechterew, Rheumatoider Arthritis
und Psoriasis-Arthritis erfolgreich eingesetzt wird. Gemeinsam ist all diesen
Erkrankungen, dass im Entzündungsgeschehen das Zytokin TNF-alpha eine wichtige Rolle spielt.
Einige dieser Medikamente sind auch
in Österreich bereits erhältlich und besonders für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Schuppenflechte Hoffnungsträger, dem Teufelskreis aus Krankheitsschüben und
sozialer Ausgrenzung zu entkommen.
Univ.-Prof. Dr. Hubert Pehamberger
Leiter Klinische Abteilung für
Allgemeine Dermatologie
Universitätsklinik für Dermatologie
Medizinische Universität Wien
18
tionsschema“: Dabei werden verschiedene Behandlungsmethoden im Wechsel
angewendet. Treten wieder Hauterscheinungen auf, wird die Therapie erneut umgestellt.
Bei der „sequenziellen Therapie“ wird zunächst mit einem stärker wirksamen Präparat behandelt, später auf ein anderes,
meist schwächeres Präparat umgestiegen. Auf diese Weise soll die Wirkung erhalten werden.
Wichtig für einen anhaltenden Therapieerfolg ist es, auch in den Intervallen ohne
Hauterscheinungen die Behandlung
durch eine geeignete Pflegetherapie zu
ergänzen. Dazu gehört die tägliche
Hautreinigung und Pflege mit rückfettenden, schonenden, juckreizlindernden
Reinigungs- und Pflegemitteln.
Die Behandlungsmethoden im Überblick
Milde Formen
der Psoriasis
Mittlere Formen
der Psoriasis
Schwere Formen
der Psoriasis
Vitamin D3 Analoga:
Salben wie Calcitriol
oder Calcipotriol
Breitspektrum UVB-Therapie:
280–320 Nanometer;
mehrmals wöchentliche
Therapiesitzungen
Schmalspektrum UVBTherapie: Wellenlängen von
310 Nanometern
Orale Retinoide: Sie regulieren
die gestörte Erneuerung der
Hautzellen und wirken der
Entzündung entgegen.
Steinkohlenteer: Salben mit
entzündungshemmender
Wirkung; Teere können die
Haut allerdings speziell
empfindlich gegen Sonnenbestrahlung machen.
PUVA-Therapie: Vor der
Lichttherapie wird durch
Cremen oder Medikamente
eine Lichtsensibilisierung der
Haut ausgelöst; dadurch
wird die Wirkung der
Therapie verstärkt.
Ciclosporin: Dieser Wirkstoff
kommt eigentlich aus der Organtransplantation, hat sich
aber auch in der Psoriasis-Therapie bewährt; zu den möglichen Nebenwirkungen zählen
Nierenschädigung, Bluthochdruck, verstärkter Haarwuchs
oder Zahnfleischwucherungen.
Steroide (Cortison): wirken
entzündungshemmend,
sollten allerdings max. 8
Wochen ohne Unterbrechung verwendet
werden.
Bäder: Verschiedene Badetherapien können entzündungsfördernde Stoffe aus
der Haut von Patienten
lösen; sie sollten allerdings
nur unter Aufsicht eines
Dermatologen durchgeführt
werden.
Methotrexat: Medikament, das
eigentlich aus der Tumorbehandlung kommt und entzündungshemmend wirkt; zu
Nebenwirkungen können
Leberschädigungen gehören.
Retinoide: Salben mit
Vitamin A-Abkömmlingen;
wirken etwas schwächer
als Vitamin D.
Klima-Therapie: Vielen
Betroffenen tut ein Aufenthalt am Meer generell –
und insbesondere am Toten
Meer – gut. Die Kombination
aus Salz, Klima und Sonnenbestrahlung dürfte dafür
verantwortlich sein.
Fumarsäureester: Hat in der
Behandlung gute Erfolge gezeigt; es kann zu gewissen
Nebenwirkungen wie Magenund Darmbeschwerden, Nierenschäden, Gesichtsrötung
und Hitzewallungen kommen.
Laser-Therapie: eignet sich
vor allem für kleinere Herde;
ist zwar präziser, allerdings
auch aufwändiger als die
herkömmliche Lichttherapie
Biologika: Neuerdings stehen
auch innovative TNF-alphaBlocker zur Behandlung der
Psoriasis zur Verfügung
(siehe Seite 20) .
19
Biologika: Mehr Lebensqualität
durch innovative Therapien
Man weiß heute, dass
der Botenstoff TNF
die Psoriasis beeinflusst, indem er entzündungsfördernde
Mechanismen aktiviert. In den vergangenen Jahren sind
TNF-alpha-Blocker in der Therapie von
entzündlichen Krankheiten mit großem
Erfolg eingesetzt worden.
Zu diesen Substanzen zählt zum Beispiel
der Wirkstoff Infliximab, der bereits in der
Therapie chronisch entzündlicher Erkrankungen wie Morbus Crohn, Morbus Bechterew, Rheumatoider Arthritis und Psoriasis-Arthritis erfolgreich verwendet wird.
Gemeinsam ist all diesen Erkrankungen,
dass im Entzündungsgeschehen das Zytokin TNF-alpha eine wichtige Rolle spielt.
Weil es eine solche Schlüsselstellung hat,
gilt TNF-alpha auch als vielversprechendes
Zielmolekül zur Beeinflussung entzündlicher Reaktionen. Substanzen wie Infliximab und Etanercept binden ganz gezielt
das Entzündungszytokin TNF-alpha. Ein
anderes Biologikum ist Efalizumab, das
nicht TNF-alpha blockiert, sondern die Aktivierung der T-Zellen hemmt.
Solche Substanzen sind neuerdings in
Österreich für die Behandlung der Psoriasis zugelassen. Bisherige Erfahrungen
zeigen, dass die TNF-alpha-Blocker eine
hohe Wirksamkeit haben.
20
Bild oben: Am Anfang der Behandlung. Bild Mitte:
Nach zwei Wochen, Bild unten: nach acht Wochen
Neuartiger Therapieansatz
Untersuchungen mit modernen Biologika deuten darauf hin, dass diese in der
Lage sind, die Lebensqualität von Psoriasis-Patienten deutlich zu erhöhen – das
ist bei einer Krankheit wie Psoriasis von
enormer Bedeutung. Diese innovativen
Therapie-Strategien greifen in die immunologischen Abläufe ein, um so den Teufelskreis von Entzündung und übermäßigem Hautwachstum zu durchbrechen.
Vor allem für Patienten, die nur noch
schwer behandelbar sind, weil andere
Therapien versagt haben, die Behandlung nicht vertragen wurde, oder die
Medikamente aus anderen Gründen
nicht eingenommen werden können,
gibt es jetzt Hoffnung.
Besserer Hautbefund
So hat etwa eine Studie mit dem TNF-alpha-Blocker Infliximab gezeigt, dass sich
bei Patienten mit Plaque-Psoriasis das
Hautbild bereits nach wenigen Wochen
deutlich verbessert. Nach zehn Wochen
hat sich bei 80 Prozent der mit Infliximab
behandelten Patienten der Hautbefund
um mehr als 75 Prozent im Vergleich zum
Ausgangswert verbessert, aber nur bei 3
Prozent aus der Placebogruppe.
Chaudhari U, Romano et al. Efficacy and safety of infliximab monotherapy for plaque-type
psoriasis: a randomised trial. Lancet. 2001 Jun
9;357(9271):1842-7
21
Psoriasis kann heute noch nicht geheilt
werden. Mit Hilfe moderner Therapien,
vor allem mit den TNF-alpha-Blockern,
können aber die Beschwerden gelindert und die krankheitsfreien Zeiten
ausgedehnt werden. Diese innovativen
Therapie-Strategien greifen in die immunologischen Abläufe ein, um das immer wiederkehrende Auftreten
von Entzündung
und übermäßigem Hautwachstum zu durchbrechen.
Die modernen
Biologika zeichnen sich durch ihre einfache und sichere Anwendung aus
und setzen dort an, wo sich herkömmliche Therapien als wenig effizient erwiesen haben. Bei sehr vielen
Psoriasis-Patienten kann eine nachhaltige Beschwerdefreiheit erreicht und
die Lebensqualität deutlich erhöht
werden – das ist bei einer Krankheit
wie Psoriasis von enormer Bedeutung.
Univ.-Prof. Dr. Peter Fritsch
Vorstand der Univ.-Klinik für
Dermatologie und Venerologie,
Medizinische Universität Innsbruck
22
Großer Nutzen –
So wirkt Infliximab
Sehr stark: Mehr als 80 Prozent der
Patienten erreichen eine 75-prozentige Besserung.
Sehr schnell: Schon nach 2 Wochen
gibt es sichtbare Therapieerfolge.
Dauerhaft: Bei regelmäßiger Anwendung hält das Ergebnis lange an.
Bessere Lebensqualität: Fast jeder
zweite Patient erreichte in einer Studie* mit Infliximab eine Normalisierung der Lebensqualität.
*Reich K, et al. Infliximab induction and maintenance therapy for moderate-to-severe psoriasis: a phase III, multicentre, double-blind trial.Lancet. 2005 Oct 15-21;366(9494):1367-74.
TNF-alpha-Blocker richtig anwenden
Allerdings dürfen auch bei den modernen
TNF-alpha-Blockern unerwünschte Risiken nicht außer Acht gelassen werden:
Zum einen kann es Infusions- bzw. Injektionsreaktionen geben. Zum anderen ist,
wie auch bei vielen anderen in das Immunsystem eingreifenden Medikamenten, die Infektionsneigung etwas erhöht.
Es gilt insbesondere auszuschließen, dass
Patienten eine latente Tuberkulose haben, die reaktiviert werden könnte. Eine
solche Erkrankung sollte daher vor der
Therapie von Spezialisten ausgeschlossen
werden. Andere unerwünschte Nebenwirkungen sind eher selten.
Für die Behandlung der Psoriasis wird Infliximab 6–8-mal im Jahr als Infusion über
zwei Stunden beim Arzt gegeben, Etanercept wird zweimal pro Woche selbst
gespritzt.
Von einer TNF-alpha-Blocker-Therapie ist
eine deutlich bessere Lebensqualität für
viele Psoriasis Patienten zu erwarten. Bei
sehr vielen kann eine nachhaltige Beschwerdefreiheit erreicht werden.
23
Das können Sie selbst tun
Psoriasis ist eine chronische Erkrankung,
die häufig ein Leben lang behandelt
werden muss. Unterstützend können
davon Betroffene einiges tun, um ihr
Wohlbefinden zu verbessern.
Gemeinsam stärker
Eines ist ganz sicher hilfreich: Mit anderen Erkrankten über die persönlichen Erfahrungen mit dieser Krankheit zu sprechen. Der Erfahrungsaustausch tut gut
– gerade bei einer Krankheit, bei der es
so viele Vorurteile gibt, wie Betroffene
oft leidvoll erfahren müssen. Die Adresse
der österreichischen Selbsthilfegruppe,
an die sich wenden können, finden Sie
auf Seite 30.
Entspannungstechniken
Entspannungstrainings können nicht nur
bei der Bewältigung von Schmerzen und
Juckreiz helfen, sondern auch dabei, das
psychische Wohlbefinden zu stärken, zur
Ruhe zu kommen und so die Grundstimmung zu verbessern. Techniken gegen
den Stress wie etwa Autogenes Training,
Yoga oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson tragen oft
deutlich zur einer Verbesserung des Befindens bei: Viele Patienten berichten,
dass sie wieder besser schlafen können
und sich ausgeglichener fühlen.
24
Bewegung an der frischen Luft
Sauerstoff, ausreichende Sonnenbestrahlung und die gesteigerte Durchblutung aller Organe tun der Haut und dem
Wohlbefinden gut. Täglich ein kleiner
Spaziergang ist daher für Psoriasis-Patienten besonders wertvoll.
Ernährung
Eine typische Psoriasis-Diät gibt es nicht.
Psoriasis hat auch – wie fälschlich oft behauptet wird – nichts mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten oder Allergien zu
tun. Allerdings berichten Betroffene immer wieder, dass ihnen bestimmte Lebensmittel nicht gut tun. Starker Alkoholkonsum oder sehr scharfe Gewürze
können in Einzelfällen sogar Schübe auslösen.
Gewichtskontrolle
Wichtig ist auch die Gewichtskontrolle:
Übergewicht erhöht nicht nur das Risiko von ungünstigen Blutfettwerten,
Bluthochdruck und Diabetes, sondern
geht häufig auch mit einer Verschlechterung der Psoriasis einher. Umgekehrt
verbessert sich die Psoriasis oft bei einer
Gewichtsabnahme. Achten Sie daher auf
eine ausgewogene Ernährung und vermeiden Sie nach Möglichkeit sehr fette
oder stark gesüßte Speisen sowie stark
zuckerhaltige Getränke.
25
Luftige und hautverträgliche Kleidung
Druck und Scheuereffekte, etwa durch
einen engen Hosenbund oder zu knappe Träger, können besonders in Verbindung mit Schweiß Hautveränderungen
auslösen. Baumwolle und Wolle sind im
Gegensatz zu Kunstfasern atmungsaktiv
und nehmen den Schweiß auf. Derartige Stoffe sind daher für Menschen mit
Psoriasis günstiger.
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Besser Duschen als Baden
Kurzes Duschen ist für die Haut günstiger als häufiges und langes Baden. Danach sollte man die Haut immer sorgfältig abtrocknen, allerdings nur abtupfen
ohne zu reiben. Zur Körperreinigung
sind pH-neutrale Seifen und ähnliche
Substanzen geeignet. Nach dem Duschen sollte die Haut nachgefettet werden. Was für Ihren jeweiligen Hauttyp
zur Reinigung und Pflege am besten geeignet ist, sagt Ihnen Ihr Hautarzt.
Praktische Tipps:
u Tragen Sie leichte und luftige Kleidung, vermeiden Sie Druck auf Ihre Haut.
u Erhöhen Sie die Verwendung von
Feuchtigkeitssalben vor allem in
den Herbst- und Wintermonaten.
u Vermeiden Sie alles, was Ihre Haut
verletzen könnte.
u Verwenden Sie dermatologisch
getestete Seifen und Toiletteartikel, die speziell für Psoriasis-Patienten geeignet sind.
Therapietagebuch
Es kann auch sehr nützlich sein, ein Tagebuch über die durchgeführten Therapien und ihre Wirkung zu führen. Folgende Punkte sollten Sie dabei festhalten:
u Nach welcher Anwendungsdauer
konnten Sie Resultate beobachten?
u Gab es unerwünschte Wirkungen?
u Gab es sonstige Probleme während
der Therapie?
Das Tagebuch hilft auch Ihrem Hautarzt,
weil er damit besser beurteilen kann, auf
welche Therapie Sie gut ansprechen.
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Begriffslexikon
Antigen: Körpereigene Substanz oder Fremdstoff, der eine spezifische Abwehrreaktion des Immunsystems auslösen kann.
Antikörper: Von Immunzellen produziertes Protein, das an der Oberfläche von Antigenen
bindet und damit andere Immunzellen befähigt, diese anzugreifen oder auszuschalten.
Applikation: Anwendung oder Verabreichung von Arzneimitteln.
Basalzellschicht: Unterste Schicht der Oberhaut, in der Hornzellen gebildet werden,
die bei Psoriasis unvollständig reifen.
Biologika: Biotechnologisch hergestellte Medikamente, die auf eine „biologische“
Weise, also durch einen gezielten Eingriff in körpereigene Funktionen und Mechanismen, das weitere Fortschreiten und die Ausbreitung von Erkrankungen verhindern. Die
Medikamentenklasse der Biologika unterscheidet sich grundsätzlich von anderen in der
Psoriasis-Behandlung zum Einsatz kommenden Therapieformen.
Cortison (Steroide): Cortison ist ein lebenswichtiges, körpereignes Hormon, das in der
Nebennierenrinde produziert wird. Cortison hat als natürlicher Stoff eine Reihe von
Aufgaben. So regelt es bestimmte Teile des Stoffwechsels, steuert Abläufe im Immunsystem und wird vor allem auch für die Antwort des Körpers auf äußere Belastungen benötigt. Als Medikament wird Cortison unter anderem bei der Behandlung
von Hauterkrankungen und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt.
Balneo- und Foto-Therapie: Es ist eine Jahrhunderte alte Erfahrung, dass bestimmte
klimatische Bedingungen eine günstige Wirkung auf chronische Hauterkrankungen haben. Insbesondere am Toten Meer, an der Nordsee und im Hochgebirge finden viele
Menschen mit Psoriasis Linderung und Besserung ihrer Krankheitsbeschwerden. Seit
vielen Jahren werden derartige Klimakuren auch in speziellen Fachkliniken angeboten, und zwar in Form von Solebädern und UV-Bestrahlung.
Doktorfische (Kangal-Therapie): Der aus der Türkei stammende Fisch Garra Rufa (rötliche Saugbarbe) frisst Hautschuppen. Die Vorfahren dieser Karpfenart besiedelten einen
von heißen Thermalquellen gespeisten Bach im anatolischen Hochland und stellten sich
im Laufe unzähliger Generationen auf die veränderten Lebensbedingungen ein. Wegen
des Planktonmangels im 36 Grad warmen Wassers gewöhnten sich die Karpfen daran,
Schuppen menschlicher Haut als Nahrungsmittel aufzunehmen. Badende entdeckten die
Heilwirkung der Fische, denen sie den Namen Doktorfische gaben. Während einer drei28
wöchigen Kur müssen Patienten täglich für zwei Stunden zu den nur acht Gramm
schweren Doktorfischen in die Badewanne mit 35 Grad warmen Wasser steigen.
Dermis: Lederhaut; tiefere Hautschicht.
Epidermis: Oberste Hautschicht.
Humanes Leukozyten Antigen (HLA): Marker des Immunsystems, der eng mit den
Ursachen der Psoriasis verknüpft sein kann.
Immunmodulierende Medikamente: Arzneimittel, die die Funktion des Immunsystems
verändern.
Immunsuppressiva: Medikamente, die das körpereigene Immunsystem unterdrücken.
Infektion: Eindringen von Krankheitserregern und Viren, die sich im Körper vermehren
und dadurch Krankheiten auslösen.
Keratinozyten: Hautzellen, die 95 Prozent der Epidermis ausmachen. Ein beschleunigtes Wachstum dieser Zellen und ihre fehlende Ausreifung können zur Entstehung
von Psoriasisherden führen.
PASI, Psoriasis Area and Severity Index: Index zur Messung der Ausdehnung befallener Hautflächen und der Schwere der Psoriasis.
Proliferation: Gewebevermehrung durch Wachstum und Wucherung.
Plaque: Flach erhabener Hautfleck, der in Folge der Psoriasis entsteht.
Remission: Zeitraum, in dem die Krankheitssymptome nachlassen oder abklingen.
Trigger: Umweltfaktor, der bei entsprechender genetischer Veranlagung die Psoriasis
auslöst oder einen Krankheitsschub bewirkt.
T-Zellen: Zellen, die entweder die zelluläre Immunantwort auslösen oder als „fremd“
erkannte Zellen angreifen und zerstören.
Tumornekrose-Faktor, TNF: Natürliches Protein, das als Botenstoff an Entzündungsprozessen beteiligt ist, die Gewebe schädigen.
TNF-alpha-Blocker: Biologische Medikamente, die den körpereigenen Botenstoff TNFalpha hemmen.
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Sie sind nicht allein:
Kontakte und Selbsthilfegruppen
S E LBSTH I LFE
AMBULANZEN:
PSO-Austria
Jägerstraße 3/2,
1200 Wien
Tel.: 01/3324003;
gebührenfreie Info-Hotline:
0800/201342
E-Mail: [email protected]
www.pso-austria.at.tt
KÄRNTEN
LKH Klagenfurt
Abteilung für Dermatologie
und Venerologie
St. Veiter Straße 47,
9026 Klagenfurt
Tel.: 0463/538-22616
PSO-Bad
Dampfschiffhaufen 49,
1220 Wien
Tel.: 0699/10748379
Weitere Informationen
www.netdoktor.at/health_center/psoriasis
NIEDERÖSTERREICH
KH St. Pölten
Dermatologische Ambulanz
Probst-Führer-Straße 4,
3100 St. Pölten
Tel.: 02742/300-2811
OBERÖSTERREICH
AKH der Stadt Linz
Dermatologische Ambulanz
Krankenhausstraße 9,
4020 Linz
Tel.: 0732/7806-3785
KH der Elisabethinen
Dermatologische Abteilung
Fadingerstraße 2,
4010 Linz
Tel.: 0732/7676-4500
KH der Barmherzigen Schwestern
vom heiligen Kreuz Wels
Dermatologische Abteilung
Grieskirchnerstraße 42,
4600 Wels
Tel.: 07242/415-2349
30
SALZBURG
St. Johanns Spital – LKH Salzburg
Universitätsklinik für Dermatologie
Müllner Hauptstraße 48,
5020 Salzburg
Tel.: 0662/4482-3001
STEIERMARK
Universitätsklinik für Dermatologie
und Venerologie
LKH – Universitätsklinikum Graz
Spezialambulanz Psoriasis-Patienten
Auenbruggerplatz 8,
8036 Graz
Tel.: 0316/385-2683
TIROL
Universitätshautklinik Innsbruck
Universitätsklinik für Dermatologie
und Venerologie
Anichstraße 35,
6020 Innsbruck
Tel.: 0512/504-23026
VORARLBERG
Landeskrankenhaus Feldkirch
Carinagasse 47,
6800 Feldkirch
Tel.: 05522/303 9123
WIEN
Allgemeines Krankenhaus
der Stadt Wien (AKH)
Ambulanz für chronische
entzündliche Hauterkrankungen
Währinger Gürtel 18–20,
1090 Wien
Tel.: 01/40 400-7700 oder 7701
Allgemeines Krankenhaus
der Stadt Wien (AKH)
Spezialambulanz für
Bio-Immuntherapie
Währinger Gürtel 18–20,
1090 Wien
Tel.: 01/40 400-7700
Allgemeines Krankenhaus
der Stadt Wien (AKH)
Spezialambulanz für
Psoriasis-Patienten
Währinger Gürtel 18–20,
1090 Wien
Tel.: 01/40 400-7756
Sozialmedizinisches Zentrum Ost,
Donauspital
Dermatologische Abteilung
Langobardenstr. 122,
1220 Wien
Tel.: 01/28 802-4102
Wilhelminenspital der Stadt Wien
Dermatologische Ambulanz
Montlearstraße 37,
1160 Wien
Tel.: 01/49150-2701
Krankenanstalt Wien Rudolfstiftung
Abteilung für Dermatologie
Boerhavegasse 13,
1030 Wien
Tel.: 01/71165-2711
Krankenhaus Hietzing
Dermatologische Abteilung
Wolkersbergenstraße 1,
1130 Wien
Tel.: 01/80110-3181
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Psoriasis
Eine Patienteninformation
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