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Protokoll des QZ vom 07.11.2016 im Restaurant „Echt“ in Lenzburg
Anwesend:
Abwesend:
Referent:
10
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Patrick Eichenberger, Stern-Apotheke Lenzburg
Medikamente und Wechselwirkung (Interaktionen)
Herr Eichenberger von der Stern-Apotheke Lenzburg wird uns durch diesen interessanten
Abend führen. Herzlichen Dank.
Der Referent erklärt den Anwesenden, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen Arzt,
Patient und Apotheke das Wichtigste ist, um miteinander im Dialog zu bleiben und „Fehler“
zu vermeiden. Deshalb ist es von Vorteil, wenn der Patient sich immer bei derselben
Apotheke bedient, so wird gewährleistet, dass der Überblick über die Einnahme der
Medikamente korrekt geführt wird.
Es kommt vor, dass dem Patienten beispielsweise ein neues Medikament verschrieben wird,
der Arzt ihm vielleicht zu wenige Infos darüber gibt, weshalb dieses Medikament notwendig
ist. Er holt es dann zwar in der Apotheke und lagert es zuhause ohne es einzunehmen oder
nimmt es eine Zeit lang und merkt, dass es ihm „nicht bekommt“ und er es von sich aus
absetzt.
Es lohnt sich, den Patienten nach der Apotheke zu fragen, damit die Praxis mit dieser einen
guten Medikamentenplan erstellen kann. So kann eine übersichtliche Medikamentenliste
geführt und wenn nötig, angepasst werden.
Oft entsteht bei Patienten ein Durcheinander, weil sie im Laufe der Zeit von verschiedenen
Firmen ähnlich wirkende Medikamente (Generika) bekommen haben und die „alten“
Präparate nicht absetzen, sondern diese mit den „neuen“ einnehmen, obwohl sie alle
dieselbe Wirkung haben. Dies kann zu schweren Komplikationen führen. Daher betont Herr
Eichenberger nochmals wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Arzt, Patient und
Apotheke ist!
Kommen wir nun zum eigentlichen Thema des Abends:
Potentielle IA sind sehr häufig, aber selten ein klinisch relevantes Problem; IA können nicht
immer vermieden werden, entscheidend sind die Überwachung und die rasche Reaktion. IA
können bei Neubeginn und bei Ende einer Therapie auftreten. IA werden durch individuelle
Risikofaktoren massgeblich beeinfluss (z.B. Nieren- und Leberfunktion).
 Oft hilft es, die interagierenden Medikamente zeitverschoben einzunehmen, damit
eine 100%ige Wirkung erzielt werden kann.
 Interessante Erkenntnis: Grapfruit kann mit ca. 85 Wirkstoffen interagieren (z.B.
Statine, Makrolide, Calcium-Antagonisten!) Diese IA können auch nicht durch
zeitversetzte Einnahme gelöst werden). So lohnt es sich, den Patienten diesbezüglich
zu befragen, auch wenn dies kein Medikament ist.
 Antibiotika können z.B. die Wirkung der Statine hemmen, also wäre es ratsam, den
Cholesterinsenker während der Einnahmeperiode des ABs wegzulassen (natürlich
nicht bei Patienten mit erhöhtem Herzinfarktrisiko).
 Die Einnahme von Antihypertensiva und NSAR kann als Interaktion den BD um 5 bis
10 mmHg erhöhen (z.B. 3xtägl. Voltaren über längere Zeit).
 Mineralstoffe, Ca, Mg, Fe, Al hemmen die Bioverfügbarkeit. Daher ist es gut, diese
Präparate versetzt einzunehmen (z.B. eines am Morgen und ein anderes Präparat
erst am Abend). Bei Eltroxin ist es von Vorteil, dieses morgens nüchtern
einzunehmen wegen der besseren Aufnahme im Körper und beispielsweise das
Eisen etwas später zu schlucken (obwohl das Eisen, wenn man es als Monotherapie
einnimmt, auch nüchtern eingenommen werden sollte).
 Die gleichzeitige Einnahme von Ciprofloxacin mit einem Antazidum (Pantoprazol)
kann zu extremen IA führen, daher ist es ratsam diese mindestens zwei Stunden
versetzt einzunehmen.
 ACE-Hemmer zusammen mit kaliumsparenden Diuretika eingenommen können
ebenfalls interagieren und potentiell eine Hyperkaliämie verursachen.
 Vorsicht bei Einnahme von Plättchenhemmern mit NSAR-Präparaten, diese können
die Blutungsgefahr erhöhen.
 Auch bei Kortikoiden kombiniert mit NSAR-Präparaten ist die Blutungsgefahr erhöht.
 Die gleichzeitige Einnahme von Ibuprofen und Aspirin (ASS) kann die Wirkung von
ASS hemmen. Daher ist es ratsam, zuerst das Aspirin und frühestens 2 Stunden
später das Ibuprofen einzunehmen.
 Plavix zusammen mit Omeprazol kann das Risiko einer Gastrointestinalblutung
erhöhen, darum wird anstelle von Omeprazol eher Pantoprazol empfohlen
 Bei kurzzeitiger Einnahme von Analgetika-Präparaten wird empfohlen, diese nüchtern
einzunehmen um eine schnellere Wirkung zu erzielen, d.h. mindestens eine halbe
Stunde vor dem Essen. Man kann die Analgetika auch in Brauseform bekommen, die
Wirkung ist so noch etwas schneller (Vorsicht ist geboten bei älteren Patienten, da
Brausetabletten viel Salz enthalten und dies wiederum schlecht ist für die Niere!).
 Brufen hat ein etwas tieferes Risiko für Gastrointestinal (GIT) Blutungen als Ponstan.
 Pantoprazol kann das Osteoporoserisiko bei länger andauernder Einnahme erhöhen,
daher mit Arzt/Apotheke besprechen, ob eine Einnahme wirklich so lange notwendig
ist.
 Ohne Gewissheit, dass es möglich ist, sollten Medikamente nicht geteilt werden (z.B.
Retardformen), da viele Präparate hochsensibel sind oder einen speziellen Überzug
haben. Kapseln dürfen mit ganz wenigen Ausnahmen nicht geöffnet werden.
 Bei Medikamenteneinnahmen ist es wichtig, viel Wasser zu trinken, um eine
schnellere Wirkung zu erzielen.
 Die meisten Antibiotika und Antibabypille dürfen miteinander eingenommen werden,
mit Ausnahme von Rifampicin/Rifabutin. Wenn das AB Erbrechen verursacht, ist zu
beachten, dass die Wirkung der Pille nicht 100%ig gewährleistet ist.
Für diesen sehr informativen, kurzweiligen und interessanten Abend danken wir Patrick
Eichenberger nochmals ganz herzlich. Er hat uns einen eindrücklichen Einblick in die Welt
der Interaktionen vermittelt.
Für das Protokoll
Giulia Wildi-Molinaro
Der nächste QZ findet am 12.12.2016 statt. Dieser Abend wird den Themen für das Jahr
2017 gewidmet. Also, liebe Frauen, macht euch bis dahin Gedanken darüber, worüber ihr
nächstes Jahr mehr erfahren möchtet.
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