25.05.2011 2.4 Exponential - und Logarithmus - Funktionen Mit Hilfe der Potenz a t definiert man eine weitere Funktionsart, indem man statt der Basis den Exponenten durch die Variable x ersetzt: >0 Für a ε R heißt f ( x ) = a x (allgemeine) Exponential - Funktion. Solche Funktionen haben folgende Graphen: a>1 y 1 a=1 0<a<1 1 x Die Funktion f ( x ) = 1 ( also a = 1 ) wird nicht zu den Exponentialfunktionen gezählt. Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.4 Folie 1 Eigenschaften von Exponential - Funktionen >0 1.) D f = R , W f = R . 2.) Exponential - Funktionen mit a > 1 sind streng monoton wachsend, Exponential- Funktionen mit a < 1 sind sind streng monoton fallend. 3.) Für jede Exponential- Funktion f gilt: f ( 0 ) = a 0 = 1 , d.h. der Graph jeder Exponential - Funktion verläuft durch den Punkt ( 0/ 1 ) . >0 4.) Jede Exponential - Funktion f ( x ) y= a x : R R a>1 ist nach 2.) streng monoton, also auch injektiv und besitzt daher eine Umkehrfunktion. Diese wird mit log a (x) bezeichnet und heißt Logarithmus von x zur Basis a . Es gilt also: >0 D log = R D f -1 = W f W log = R W f -1 = D f 1 log a (a x ) = x für alle x ε R f -1 o f ( x ) = x für alle x ε D f a log a (x) = x f o f -1 ( x ) = 0x < für a < alle 1 x ε D f -1 >0 für x ε R log a ( b ) ist also die Zahl, mit der man a potenzieren muss, um b zu erhalten, 1( für a , b > 0 ) . x also die Lösung der Gleichung a x = b Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.4 Folie 2 1 25.05.2011 Graphen der Logarithmus - Funktionen y Die Graphen der Logarithmus - y=x Funktionen erhält man aus den Graphen der Exponential Funktionen durch Spiegelung an der ersten Winkelhalbierenden. a x für 0 < a < 1 1 log a (x) mit a > 1 a x für a > 1 Der Graph jeder Logarithmus - x 1 Funktion verläuft also durch den Punkt ( 1/ 0 ) , d.h. alle Logarithmus- Funktionen haben an der Stelle x 0 = 1 log a (x) mit 0 < a < 1 eine Nullstelle. Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.4 Folie 3 Rechenregeln für Logarithmen Für x > 0 und y > 0 gilt: 1.) log a ( x . y ) = log a ( x ) + log a ( y ) x 2.) log a ( y ) = log a ( x ) - log a ( y ) Achtung: 3.) log a ( x t ) log a ( x + y ) und log a ( x - y ) ! = Keine Rechenregeln gibt es für t . log a ( x ) Bemerkung >0 Wegen D log = R Daher gilt z.B. gelten diese Regeln also nur für x > 0 und y > 0 . log a ( x 2 ) = 2 . log a ( x ) 3.) nicht für alle reellen Zahlen x , sondern nur für x > 0. log a ( x 2 ) = log a ( | x | 2 ) = 2 . log a ( | x | ) . Eine allgemeingültige Umformung ist Beweis zu 1.): log a ( x . y ) = log a ( x ) + log a ( y ) a log a ( x . y ) = x.y ( ) a ... log a ( x ) + log a ( y ) = a = a Institut für Automatisierungstechnik log a ( x ) .a log a ( y ) Prof. Dr. Ch. Bold = x.y Analysis 2.4 Folie 4 2 25.05.2011 Satz 5 ( Basiswechsel bei Logarithmen ) Für alle reellen Zahlen a, b und x mit a, b, x > 0 und a Beweis : 1, b Es gilt log b ( x ) = 1 gilt: log b ( x ) x = b log a ( x ) = log a ( b log a ( x ) = log b ( x ) . log a ( b ) = log b ( x ) log a ( x ) log a ( b ) log a ( x ) log a ( b ) log a ( ... ) log b ( x ) ) : log a ( b ) 0 , da b 1 Bemerkung Wenn man also die Logarithmen zu einer Basis kennt ( hier a ) , kann man die Logarithmen zu jeder anderen Basis ( hier b ) daraus berechnen. Für Taschenrechner würde also z.B. eine Logarithmus - Funktion ausreichen. Meist gibt es trotzdem zwei, weil die beiden folgenden besonders wichtig sind: Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.4 Folie 5 Zehner - Logarithmus • Basis a = 10 Der Logarithmus zur Basis 10 heißt dekadischer Logarithmus oder Zehner - Logarithmus und wird mit lg bezeichnet: lg ( x ) = log 10 ( x ) Der Vorteil des dekadischen Logarithmus ist seine Beziehung zum dekadischen Zahlsystem. So weiß man wegen der Monotonie der Logarithmus - Funktionen auch ohne Taschenrechner, was vor dem Komma eines Zehner - Logarithmus steht. Beispiel: lg ( 3245 ) = 3, ... lg ( 1000 ) = 3 Die Zahl vor dem Komma des Logarithmuswertes ist also um 1 kleiner als lg ( 10000 ) = 4 die Anzahl der Stellen 1000 < 3245 < 10000 Institut für Automatisierungstechnik der Ausgangszahl. Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.4 Folie 6 3 25.05.2011 Natürlicher Logarithmus • Basis a = e = 2,718281828459 ... Die Zahl e heißt Euler‘ sche Zahl. Sie ist wie π irrational. Der Logarithmus zur Basis e heißt natürlicher Logarithmus oder Logarithmus naturalis und wird mit ln bezeichnet: ln ( x ) = log e ( x ) Der Vorteil des natürlichen Logarithmus wird erst bei der Differential - und Integralrechnung verständlich. Er ist allerdings so gravierend, dass man in der Mathematik fast ausschließlich den natürlichen Logarithmus benutzt. Institut für Automatisierungstechnik Satz 6 Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.4 Folie 7 ( Basiswechsel bei Exponentialfunktionen) Ebenso wie bei Logarithmen kann man auch jede Exponentialfunktion auf eine beliebige andere Basis umformen. Umformung auf die wichtigste Basis e : a x = (e ln ( a ) ) x = e x . ln(a) , also a x = e x . ln(a) f ( x ) = e x heißt spezielle Exponential - Funktion oder kurz die Exponential Funktion oder noch kürzer e - Funktion. Bei umfangreichen Exponenten schreibt man auch exp ( x ) statt e x . Entsprechend heißt die Funktion f ( x ) = ln ( x ) der Logarithmus. Zusammenfassung der Rechenregeln für ln ( x ) : Die Regeln 1 bis 4 gelten für nur für x , y > 0 , Regel 5 gilt für alle reellen Zahlen x . 1.) ln ( x . y ) = ln ( x ) + ln ( y ) x 2.) ln ( y ) = ln ( x ) - ln ( y ) 3.) ln ( x t ) = t . ln ( x ) 4.) e ln (x ) = x 5.) ln ( e x ) = x Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.4 Folie 8 4 25.05.2011 Graphen von e x und ln ( x ) y y=x ex ln ( x ) 1 x 1 Institut für Automatisierungstechnik Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.4 Folie 9 Exponentielles Wachstum Exponential - Funktionen haben die Eigenschaft, dass sich der Funktionswert in gleichbleibenden Abständen verdoppelt. Ein derartiges Wachstum ist intuitiv nur sehr schwer zu erfassen, z.B. • Seerosenteich • Reiskörner auf ein Schachbrett legen 2. Zeile: 9h 6m 8s Anzahl Reiskörner: 2 64 - 1 = 18 446 744 073 709 551 615 Alle Reiskörner füllen einen Güterzug, 3. Zeile: 97T 9h 6m 8s 4. Zeile: 68 Jahre der 500 mal um die Erde herumreicht ! 5. Zeile: 17408 Jahre Wie lange würde der Rechner benötigen, um die restlichen Reiskörner zu zeichnen ? 6. Zeile: 4,4 Mio. Jahre 1. Zeile dauerte 2 min 8 sec. Institut für Automatisierungstechnik 7. Zeile: 1,1 Mrd. Jahre 8. Zeile: 300 Mrd. Jahre Prof. Dr. Ch. Bold Analysis 2.4 Folie 10 5