Einführung und Überblick

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Einführung und Überblick
Thöni G.: Kinder-, Jugendneuropsychiatrie
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Grundlegende Werke:
KLUSSMANN R., Psychosomatische Medizin, Berlin – Heidelberg 1998.
(Springer Verlag)
KNÖLKER U., MATTEJAT F., SCHULTE-MARKWORT M., Kinder- u. Jugendpsychiatrie u. psychotherapie systematisch, Bremen 20002. (UNI- MED Verlag, ISBN 3-89599-146-5)
PETERMANN F.(Hrsg.), Lehrbuch der klinischen Kinderpsychologie, Göttingen 19962.
(Hogrefe, Verlag für Psychologie, ISBN 3-8017-0959-0)
POUSTKA F., GOOR-LAMBO G. von, Fallbuch Kinder- Jugendpsychiatrie, Bern 2000.
(Verlag Hans Huber, ISBN 3-456-83421-7)
REMSCHMIDT H. (Hrsg.), Kinder- und Jugendpsychiatrie. Eine praktische Einführung,
Stuttgart 20054.
( Thieme Verlag, ISBN 3-13-576604-7)
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REMSCHMIDT H., SCHMIDT M., POUSTKA F. (Hrsg.), Multiaxiales
Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters
nach ICD-10 der WHO. Mit einem synoptischen Vergleich von ICD-10 mit DSM-IV,
Bern 2009Nachdruck. (Verlag Hans Huber, Hogrefe AG. ISBN 3-456-84284-8)
STEINHAUSEN H-C., Psychische Störungen bei Kindern u. Jugendlichen, München
1988. (Urban & Schwarzenberg)
SCHMIDT M.H., Kinder- u. Jugendpsychiatrie. Kompendium für Ärzte, Psychologen,
Sozial- und Sonderpädagogen, Köln 19992.
(Deutscher Ärzte- Verlag, ISBN 3-7691-1131-1
http://books.google.at/books/about/Kinder_und_Jugendpsychiatrie.html?id=UVJOf4F
AAfgC&redir_esc=y
Praktische Tips für Erzieher, Lehrer:
AUST-CLAUS E., HAMMER P.-M., Das ADS- Buch, Ratingen 1999.
(Oberstebrink Verlag, ISBN 3-9804493-6-X)
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Heinrich Hoffmann:
- 1864 1. kinderpsychiatrische Klinik
(„Anstalt für Irre und Epileptische“)
-1845 Struwwelpeter:
Zappelphilipp
(HKS, AD(H)S)
Struwwelpeter, Paulinchen, Friederich
(dissoziales Verhalten, Verwahrlosung)
Suppenkasper
(Magersucht)
Hans Guck in die Luft
(Petit mal Absencen)
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Häufigkeit neuropsychiatrischer Störungen
im Kindes- und Jugendalter
Kleinkinder 7 - 15 %
Grundschulalter 8 - 30 %
Pubertät 20 %
davon behandlungsbedürftig ca. 5 - 7 %
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Stoffgebiete, Krankheitsbilder
1) diagnostische Abgrenzung „angeborene Störung
– Behinderung – psychiatrische Erkrankung“
2) AD(H)S
3) Epilepsien
4) Störungen des Sozialverhaltens
5) Angststörungen
6) Depressive Störungen
7) Suizidalität und Suizid
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Stoffgebiete, Krankheitsbilder
8) Schizophrene Störungen
9) Multiple Persönlichkeit
10) Zwangsstörungen
11) Impulskontrollstörungen
12) Tics, Tourette- Syndrom
13) SVV, Borderline – Persönlichkeitsstörung
14) Münchhausen-by-proxy- Syndrom
15) Body Integrity Identity Disorder BIID, Body
Dysmorphic Disorder
16) Suchtverhalten als psychiatrische Diagnose
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Multiaxiale Klassifikation und Diagnostik
Psychiatrisches Syndrom
Entwicklungsstörungen, -verzögerungen
Intelligenzniveau
Körperliche Symptomatik
Aktuelle (abnorme) psychosoziale Situation
Globalbeurteilung der psychosozialen
Anpassung
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MPT
Multiprofessionelles Team
ÄrztInnen (Kinder-, KiJu-Psy, NeurologInnen,
HumagenetikerInnen, HNO – HSS, Radiol.)
PsychologInnen, PsychotherapeutInnen
SozialpädagogInnen
Dipl- Ges.-KrankenpflegerInnen
ErgotherapeutInnen
SozialarbeiterInnen
PraktikantInnen
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Helferkonferenzen
Eltern bzw. Erziehungsberechtigte
Mitglieder des MPT
Jugendwohlfahrt
Lehrpersonen (alte, neue Schule)
VertreterInnen von Betreuungseinrichtungen
SozialarbeiterInnen
PraktikantInnen
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Anamnese: (MKP!)
Schwangerschaft
Perinatale Ereignisse: um die Geburt herum
Postnatale Auffälligkeiten:
Entwicklungsverzögerungen (Reflexe, Sitzen,
Gehen, Sprechen,…)
Durchgemachte „Kinderkrankheiten“:
Infektionen,…etc.
Unfälle
Schullaufbahn: Auffälligkeiten
Familiäre Situation
Freunde, soziales Umfeld
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Fallstudien
Patient: D, männlich, ca. 5 Jahre alt
Soziogramm von D
Körperliche Anamnese (Vorgeschichte) aus alten
Befunden aus der Kinderklinik und aus dem
Aufnahmegespräch (Meinung, Sichtweise der Mutter)
Wie wird D in allen Unterlagen beschrieben?
(Entwicklungsstand: Motorik, Sprache;
Ernährungszustand: Größe, Gewicht; Verhalten der
Mutter gegenüber, Verhalten auf der Station)
Warum wurde D stationär aufgenommen? (Indikation)
Welche Defizite zeigen sich bei D?
Wie könnte eine endgültige Diagnose lauten?
Was könnte mit D in der Zukunft geschehen?
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Fallstudien
Patient S, männlich, 7 Jahre alt
Soziogramm von S
Anamnese (Vorgeschichte: Befunde der Kinderklinik)
Weshalb wird S stationär aufgenommen?
Wie wird S von seiner Mutter beschrieben (Auffälligkeiten)?
Testergebnisse: Psycholog. Tests, IQ; „Verzauberte Familie“
Welchen Eindruck erweckt S auf der Station? Wie wird das
Kind von den BetreuerInnen gesehen? Lassen sich die
Angaben der Mutter evaluieren?
Welchen Eindruck von der familiären Situation gewinnt man?
Was ist eure persönliche Meinung?
Welche Diagnose könnte auf S letztendlich zutreffen? Wo liegt
eurer Ansicht nach das Problem?
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Fallstudien
Patient M, männlich, 7 Jahre
Soziogramm von M
Anamnese
Weshalb wird M ambulant aufgenommen (Gründe für die
Zuweisung)
Wie wird das Kind von den Eltern gesehen? (Problem
aus deren Sicht)
Körperliche Befunde
Verlauf – Decurse
Intelligenztest
Abschließende Beurteilung, Diagnose aus Eurer Sicht!
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AD(H)S
Aufmerksamkeits- Defizit- (Hyperaktivitäts-) Syndrom
Kardinalsymptome
Unaufmerksam und ablenkbar
geringe Aufmerksamkeitsspanne
nur kurzzeitig Interesse für eine Sache
Hyperaktivität und / oder verträumt
hohes motorisches Bewegungsbedürfnis
Tagträume, in „Luftlöcher“ starren
Impulsiv
situationsinadäquate Impulsivität
sehr emotional reagierend
stimmungslabil
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AD(H)S
Kardinalsymptome
Vergesslichkeit, schlechtes Kurzzeitgedächtnis
Vergisst schnell, besonders alltägliche Dinge
Alles was nicht spannend ist, ist schnell aus dem Sinn
Verliert oft seine Sachen
Wirkt zerstreut oder chaotisch
Wenig Überblick und geringe Eigenorganisation
Regeln einhalten – eine der schwersten Übungen
Eigensinnig
Will nur seinen Willen durchsetzen
Alles und nichts wir endlos diskutiert
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AD(H)S
Kardinalsymptome
Arbeitsverhalten lässt zu wünschen übrig
Kein Überblick und wenig Strategie
Anfang ist schwer – lieber alles auf die lange Bank
schieben
Selbstwertgefühl im Keller
Manchmal nach außen hin „Powerman“ oder „Clown“ allerdings
mit hochsensiblem Kern
Sozialverhalten – oft eine Katastrophe
Mangelnde Einschätzung von sich und den anderen
Integration in eine Gruppe meist schwierig
Bekommt schnell die Rolle eines Außenseiters
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AD(H)S
Weitere Auffälligkeiten
Lern- und Entwicklungsprobleme aufgrund von
Wahrnehmungs- Verarbeitungs- Störungen:
Auffällige Körper – Wahrnehmung mit Auffälligkeiten
in der Motorik (Schrift, Balancieren,
Feinabstimmung)
Auffällige Seh– Wahrnehmung mit Lese- und
Schreibproblemen
Auffällige Hör- Wahrnehmung mit Auffälligkeiten in
der Sprachentwicklung und Sprachverarbeitung und
oder Rechtschreibung
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AD(H)S
Bekannte Ursachen
Biochemische Faktoren:
Verbindungen zwischen Nervenzellen kommen nicht
wunschgemäß zustande oder biochemische
Reifungsprozesse verzögern sich,
z.B. durch
schädigende Einwirkungen während der Schwangerschaft und
Geburt
(Nikotin, Alkohol,..)
Stoffwechselstörungen
Schwächung der körpereigenen Abwehr infolge von
Umweltbelastungen
Die allermeisten Forscher stimmen darin überein, dass es sich
um eine biologisch verursachte Erkrankung handelt, bei der
chemische Abläufe im Gehirn gestört sind.
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AD(H)S
Bekannte Ursachen
Erbliche oder anlagebedingte Faktoren:
Viele Wissenschafter gehen davon aus, dass bei den Kindern eine
erbliche Disposition vorhanden sein muss. ADS Kinder haben
ungefähr viermal häufiger hyperkinetische Geschwister, Eltern oder
andere Verwandte.
Hirnorganische Faktoren:
In den letzten Jahren treten diese Faktoren zunehmend in den
Hintergrund, kommen jedoch in Einzelfällen immer noch als Ursache
in Betracht.
Infektionskrankheiten
außergewöhnliche Belastungen während der Schwangerschaft oder
der Geburt
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AD(H)S
Therapiemöglichkeiten
Psychoedukation
Elterntraining:
„Wackelpeter und Trotzkopf“
Verhaltenstherapie
Psychopharmaka: Ritalin, Concerta, Strattera
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Exkurs: Behinderungen
PWS (Prader- Willi- Syndrom):
Genmutation an Chromosom 15; angeborene Muskelhypotonie,
Trinkschwäche, Strabismus, Myopie, Hypogenitalismus, Kryptorchismus,
Entwicklungsretardierung, Intelligenzeinschränkung, sprachliche
Auffälligkeiten; THERAPIE: Wachstumshormon, Logopädie, Ergotherapie,
Verhaltenstherapie
Fragiles X- Syndrom:
Häufigste Ursache erblicher kognitiver Beeinträchtigung (1:200 bei
Männern, 1:2500 bei Frauen), Genmutation auf dem X-Chromosom;
stark ausgeprägte Intelligenzminderung, Sprachstörungen,
Aufmerksamkeitsdefizite, autistische Züge, Epilepsien, THERAPIE:
Logopädie, Ergotherapie, Verhaltenstherapie
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Störung des Sozialverhaltens
Dissoziales Verhalten
häufige schwere Wutausbrüche
-“Streiten mit Erwachsenen
-“Lügen, Brechen von
Vereinbarungen
-“körperliche
Auseinandersetzungen
Ablehnung von Wünschen u. Vorschriften Erw.
körperliche Grausamkeit gegen Menschen
Tierquälerei
Brandstiftung
Diebstahl, Einbruch
Schulschwänzen
Weglaufen
Tyrannisieren anderer
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Dissoziales Verhalten
Risikofaktoren:
- niedriger sozioökonom. Status
- Kriminalität des Vaters
- Störung des Sozialverhaltens bei den Eltern
Mögliche Ätiologie: - Verwahrlosung
- Misshandlung
- Pränatal: Intoxikationen, Alkohol, Nikotin
- Diskontinuitäten in der Erziehung
Therapie:
- Aggressivitätskontrolle
- Entspannungstraining
- Selbstwertstärkung
- Kommunikationstraining
- Aufbau u. Stärkung positiver Beziehungserfahrungen
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Borderline- Persönlichkeitsstörung
Identitätsstörung: instabiles Selbstbild, instabile Selbstwahrnehmung
Impulsivität in mindestens 2 selbstschädigenden Bereichen:
Substanzmissbrauch, Sexualität, Essstörung, ...
SVV, erhöhte Suizidalität, Suizidgedanken u. –handlungen
Affektive Instabilität: Dysphorie, Reizbarkeit, Angst, Wutausbrüche ...
Temporär begrenzte, belastungsabhängige paranoide Vorstellungen
Dissoziative Symptome
Instabile, intensive zwischenmenschliche Beziehungen (Idealisierung –
Entwertung)
Ständig präsente Angst vor dem Verlassenwerden, vor Nähe, vor Alleinsein
ENTSTEHUNG: multifaktoriell (Genetik, Umwelt – Traumata, Beziehungserf.)
URSACHEN: verminderte Aktivität im serotogenen System ???
„Degenerationen“ im limbischen System ???
THERAPIE: Psychotherapie, Pharmakotherapie (SSRI)
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Angststörungen
Physiologische Angst
Pathologische Angst: unangemessene Angstreaktion gegenüber möglicher
Bedrohung (subjektive u. körperliche Beeinträchtigung)
Phobien: Agora-, soziale Phobie, Flugangst, Höhenangst, Tunnel-, Blut,...
Panikattacken: spontan auftretend ohne spezifische Situation
Generalisierte Angststörung: diffuse Angst über Monate
• Symptomatik: Herzklopfen, Schwindel, Schweißausbruch, Zittern, Beben,
Mundtrockenheit, Hitzewallungen, Sprachschwierigkeiten, Pulsbeschleunig.,
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, „Derealisationsgefühle“, Vernichtungsgefühl,
chronische Schmerzzustände,...
• Ursachen: Psycholog. Modelle, Neurobiologische Modelle
• Therapie: Entspannungsverfahren, Psychotherapie, Psychopharmaka
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Affektive Störungen
Depressive Störungen
Manische Störungen
Bipolare Störungen
Depressive Episode: depressive Grundstimmung
Interesse-, Freudlosigkeit
Antriebslosigkeit, erhöhte Ermüdbarkeit
Verlust von Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl
unbegründete Selbstvorwürfe
wiederkehrende Suizidgedanken
vermindertes Denk- u. Konzentrationsvermögen
Änderung der psychomotor. Aktivität
Schlafstörungen
Essstörungen mit Gewichtsveränderungen
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Depressive Störungen im Kindes- u. Jugendalter
1) Kleinkind: Schreien, Unruhe, Weinen; Desinteresse, Passivität,
Apathie, Ausdrucksarmut; unvermittelte Weinattacken, Irritabilität und
Agitation; reduzierte Kreativität, Fantasie und Ausdauer; Anhänglichkeit;
Albernheit; selbststimulierendes Verhalten; Störungen des Ein- und
Durchschlafens, Essstörungen und -verweigerung mit Gewichtsverlust,
erhöhte Infektanfälligkeit („Kränkeln“)
2) Vorschulkind: Weinen, Reizbarkeit, aggressive Durchbrüche,
Explosibilität; Hypomimie, gestische und generell motorische Passivität,
Introversion, Interessenslosigkeit, Freudlosigkeit; Irritabilität, geringe
Frustrationstoleranz, Aggressivität; soziale und kognitive
Entwicklungsverzögerung; Aufmerksamkeitssuche; Autostimulation,
sekundäre Enuresis/Enkopresis, regressiver Sprachgebrauch, motorische
Entwicklungsrückstände, Schlaf- und Essstörungen
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Depressive Störungen im Kindes- u. Jugendalter
3) Schulkind: Weinen, Trotz, Abwehr, (auto-) aggressives Verhalten;
Selbstbericht über Traurigkeit, Lust- und Antriebslosigkeit, Desinteresse,
Rückzug; Konzentrationsprobleme, Schulversagen; Sorgen, ggf. erste
lebensmüde Gedanken; Suche nach Zuwendung; Schlaf- und Essstörungen,
somatische Beschwerden, regressives Verhalten
4) Jugendliche/r: Teilnahmslosigkeit, Verzweiflung, Wut, läppischer
Affekt, Verweigerung, Lust- und Antriebslosigkeit, Desinteresse, Rückzug;
Verlangsamung von Denken und Handeln, Leistungsprobleme, kognitive
Einschränkungen; Apathie, Angst, Ekel, Selbstunsicherheit, Selbstvorwürfe,
Grübeln, Zukunftsängste, Suizidalität; Schlaf- und Essstörungen;
psychosomatische Beschwerden, Morgentief, Früherwachen, Unfähigkeit
zur Entspannung und Erholung
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Depressive Verstimmungen
Organische Ursachen
Hirntumor
Schilddrüsenerkrankung
Cerebrale Entzündungen
Anfallsleiden
Anämie
Diabetes mellitus
Nach Infektionen
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Depressive Störungen
Risikofaktoren und Auslöser
Life events: Trennungserfahrungen, Streit,
Kränkungen, Broken home, Tod in der
Familie, Umzug, finanzielle Probleme
Schwellensituationen: Eintritt in Kindergarten,
Schule, Lehre, Studium
Psychische Erkrankungen der Eltern
Misshandlungserfahrungen
Körperliche Erkrankungen
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Depressive Störungen
Theorien zur Entstehung
Genetische Faktoren
Biologisch- biochemisch- neuroendokrine Faktoren:
auf Transmitterebene (Ser, Nor,...)
• Psychologische Faktoren: Trennungs-, Verlust-
erfahrungen (neurot.-reaktive D.)
• Neurophysiologische Faktoren
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Depressive Störung
als Komorbidität
Bei Teilleistungsstörungen (Legasthenie,
Dyskalkulie)
Bei Essstörungen
ADHS
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Depressive Störungen
Therapeutische Möglichkeiten
Psychotherapie: Psychoanalyse
Verhaltenstherapie
Lichttherapie und Wachtherapie
Psychopharmaka: Johanniskraut
Lithium
SSRI
Antidepressiva
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Suizidalität, Suizid
2. häufigste Todesursache zwischen 10 und 35
Suizidversuch : Suizid = 40 (30) : 1
Unterschiedliche Methoden
Suizid steht am Ende einer multikausalen Kette
URSACHEN:
1) depressive Störungen, Angststörungen, Störungen
des Sozialverhaltens, Alkoholmissbrauch,
Drogenkonsum, Mobbing in Schule u. Freizeit
2) familiäre Einflussfaktoren: Ängste, Kritik, Vernachlässigung, Misshandlungen, Missbrauch, Konflikte
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Suizid
• AUSLÖSER:
Modell „Fass, das überläuft“
Banale Dinge
• WARNSIGNALE:
• „Präsuizidales Syndrom“ (nach Ringel):
Einengung: situativ, Beziehungen, Werteordnung
Destruktive Aggressivität, Autoaggressionen
Todes-, Suizidphantasien
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SUIZID
Verhaltensänderungen:
Müdigkeit, Trägheit, Interesselosigkeit, Isolation,
Vernachlässigung von Pflichten (Schule,...), Alkohol-,
Drogen-, Medikamentenmissbrauch
Was kann man tun?
Aufmerksam auf indirekte und direkte Signale achten
Als Gesprächspartner anbieten (zuhören)
Hausärzte, Psychiater, Psychologen konsultieren
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Suizidprävention
Angewandte Pädagogik = Primärprävention:
Stärkung des Selbstwertgefühls
Kommunikative, psychische, physiologische und
neurobiologische Bedürfnisse der Kinder u.
Jugendlichen erkennen
Erlernen einer ausgeprägten Konfliktfähigkeit
Kennenlernen einer Vielzahl von Handlungsalternativen
Schulische Stressfaktoren minimieren
Flächendeckende Versorgung mit Kinder-, Jugendpsychiatern
Warnsignale erkennen und intervenieren
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Schizophrenie
Name: σχίζειν „abspalten“, φρήν „Seele, Zwerchfell“
Viele Arten: (vgl. „Beautiful mind“)
Denkstörungen
Wahnvorstellungen, Halluzinationen
Psychomotorische Störungen
Plussymptomatik: Wahnideen, Halluzinationen, inhaltliche
Denkstörungen
Negativsymptomatik: Einschränkung des normalen Denkens,
Perseverationen, Idiolalie, Alogie, emotionale Verflachung
DD: Hirnerkrankungen, Epilepsie, Drogenkonsum, -entzug
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Schizophrenie - Ursachen
(Neuro-) biologische Faktoren: Zwillingsforschung,
frühkindliche Hirnschäden, Infektionen,
Neurotransmitter (Ser, Dop, Glu,..)
Psychosoziale Faktoren: Life events,
Schwellensituationen
Toxische Faktoren: THC + Amphetamine, Kokain,
LSD, C2, halluzinogene Pilze
Ernährungsfaktoren: Zöliakie u. Laktoseintoleranz
bei genet. Disposition
Hormonelle Faktoren: Östrogen ist neuroprotektiv
Perinatale Komplikationen: O2- Mangel
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Schizophrenie - Formen
Paranoide Schizophrenie: Halluzinationen,
Wahnvorstellungen, Ich- Störungen
Hebephrenie: jugendliche Form, Denkstörungen,
emotionale u. affektive Verflachung, Entwicklungsretardierung, soziale Isolation, schlechte Prognose
Katatoner Stupor: bewegungslos bei erhaltenem
Bewusstsein, Katalepsie – „Gliederpuppe“
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Schizophrenie - Therapie
Medikamente: Antipsychotika
klassische A.
atypische A. (Neuroleptika)
• EKT
• Psychoedukation: Schulungen, Verhaltenstherapie
• Psycho-, Sozio-, Ergo- u. Arbeitstherapie
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Kinder- und
Jugendneuropsychiatrie
1. Teil
Ende
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