Social Inequality and Social Mobility in Europe

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Social
Inequality
and
Social Mobility
in Europe
Franz Rothenbacher
Übung für Fortgeschrittene
„Empirisch-vergleichende Sozialstrukturstrukturanalyse
Europas“
2006
1. Basic Concepts and Definitions
2. Methods of Measurement of Social Inequality and
Social Mobility
3. Modernization Theory and Social Inequality
4. Historical Development of Social Inequality
5. Income Inequality
6. Inequality of Property
7. Poverty
8. Globalization and Social Inequality
9. Social Inequality in International Comparison
10. References
1. Basic Concepts and Definitions
Soziale Ungleichheit
•
Soziale Ungleichheit
•
„Als ‚soziale Ungleichheiten‘ bezeichnet man Lebensbedingungen
(Arbeitsbedingungen, Einkommen, vermögen, Bildungsgrad etc.), die es Menschen
erlauben, in ihrem alltäglichen Handeln allgemein geteilte Ziele eines ‚guten Lebens‘
(wie z.B. Gesundheit, Sicherheit, Wohlstand, Ansehen) besser als andere Menschen zu
erreichen“ (Hradil 2004, 195).
•
Typen sozialer Ungleichheit :
-
Chancenungleichheit: die Chance einer bestimmten Bevölkerungsgruppe (der
Frauen, der Ausländer, der Arbeiter etc.) innerhalb (einer gebenen) Verteilung
besser oder schlechter abzuschneiden” (Hradil 2004, 196).
-
Verteilungsungleichheit (Gleichheit der Resultate, Ressourcengleichheit) : die
ungleiche sozialstrukturelle Verteilung eines wertvollen Gutes (z.B. Einkommen)
in der Bevölkerung (Hradil 2004, 196).
1. Basic Concepts and Definitions (cont‘d.)
Soziale Ungleichheit
•
Analyseraster sozialer Ungleichheit (Hradil 2004, 196f.):
-
Ursachen: wie entsteht soziale Ungleichheit? (siehe Theorien der sozialen
Ungleichheit))
-
Determinanten: soziale Merkmale von Individuen (Alter, Geschlecht, Beruf) ,
welche mit sozialer Ungleichheit interkorrelieren
-
Dimensionen: Ungleichheitsstrukturen in verschiedenen Lebensbereichen wie
Einkommen, Bildung, Prestige, Macht, Gesundheit, Zufriedenheit, etc. Frage, ob
soziale Ungleichheiten kumulieren oder sich ausgleichen können.
-
Folgen: Unterschiede der Lebensbedingungen haben Folgen für Denken und
Handeln (Sprache, Erziehungsstile, Fertilität, Mortalität, etc.)
1. Basic Concepts and Definitions (cont‘d.)
Soziale Mobilität
•
Soziale Mobilität und räumliche Mobilität
•
Räumliche Mobilität ist die geographische Mobilität, also Umzüge und Wanderungen
(Migrationen) (Geissler 2002, 311).
•
Soziale Mobilität ist der Wechsel von Personen zwischen sozialen Positionen, welche
eine unterschiedliche Wertschätzung geniessen, also zwischen Klassen und Schichten
(Geißler 2002, 311).
•
Typen von sozialer Mobilität:
-
Intergenerationenmobilität oder intergenerationale Mobilität: ist die soziale
Mobilität in der Generationenfolge, also zwischen Eltern und Kindern. Frage:
welche soziale Position nehmen Kinder (Söhne, Töchter) im Vergleich zu ihren
Eltern ein (Väter, Mütter)?
-
Intragenerationenmobilität oder intragenerationale Mobilität oder
Karrieremobilität: ist die soziale Mobilität im individuellen Lebensverlauf, als
das was man eine “Berufskarriere” nennt.
-
Horizontale Mobilität (Pitirim A. Sorokin): ist die soziale Mobilität zwischen
gleichrangingen sozialen Positionen (also z.B. der Wechsel vom Landwirt zum
gewerblichen Selbständigen)
1. Basic Concepts and Definitions (cont‘d.)
Soziale Mobilität
-
Vertikale Mobilität (Pitirim A. Sorokin): ist die soziale Mobilität zwischen
höheren und niedrigeren sozialen Positionen. Hier gibt es soziale Aufstiege und
soziale Abstiege.
-
Individuelle Mobilität (Theodor Geiger): Übergang von Individuen von einer
Schicht zu einer anderen Schicht
-
Kollektive Mobilität (Theodor Geiger): Übergang von Kollektiven (z.B. Gruppen,
„der Arbeiterklasse“, „den Volksschullehrern“) von einer Schicht zu einer
anderen Schicht
-
Doppelte Dynamik von Mobilitätsvorgängen (Theodor Geiger): er unterscheidet
Fluktuationen und Umschichtungen
-
Fluktuationen sind die ständigen Bewegungen von Individuen zwischen
sozialen Positionen und Schichten
-
Umschichtungen sind die Veränderungen des gesamten Positionsgefüges,
also z.B. der Berufsstrukturwandel, kollektiver sozialer Abstieg (z.B. der
Rentiers durch Inflation und Weltwirtschaftskrise)
-
Schrumpfende Berufsgruppen besitzen einen Abstoßeffekt, expandierende
einen Sogeffekt.
-
Folge: Unterscheidung zwischen Strukturmobilität und Zirkulationsmobilität
(Yasuda)
2. Methods of Measurement of Social Inequality
and Social Mobility
Soziale Ungleichheit
•
Äquivalenzeinkommen
Basis ist das Haushaltsnettoeinkommen: setzt sich zusammen aus Löhnen/Gehältern,
Kapitaleinkommen etc. zuzüglich sozialen Transferleistungen abzüglich gezahlten Steuern und
Sozialbeiträgen
•
Pro-Kopf-Nettohaushaltseinkommen ist präziser, da die Kopfzahl eines Haushalts variiert.
•
Noch
präziser
ist
(Äquivalenzeinkommen).
•
•
das
bedarfsgewichtete
Pro-Kopf-Nettohaushaltseinkommen
Gewichte für die einzelnen Haushaltsmitglieder: 1. Erwachsener 1,
Haushaltsmitglieder ab 15 Jahren 0,7, Haushaltsmitglieder unter 15 Jahren 0,5.
weitere
Gini-Koeffizient
Basis ist die Lorenz-Kurve. Der Koeffizient variiert von 0 bis 1. 0 bedeutet alle verdienen das
Gleiche. 1 bedeutet, einer verdient alles. Je größer der Koeffizient, desto größer die
Einkommensungleichheit.
•
Quantile
Quantile beantworten die Frage, wieviel Prozent des Gesamteinkommens auf einen bestimmten
Prozentsatz der Einkommensbezieher entfällt. Also, z.B.: wieviel Prozent des Gesamteinkommens
fallen auf die obersten 10% der Einkommensbezieher? Ist der Prozentsatz in allen Quantilen gleich,
herrscht Einkommensgleichheit. Bei ungleichen Prozentsätzen Einkommensungleichheit.
2. Methods of Measurement of Social Inequality
and Social Mobility (cont‘d.)
Soziale Mobilität
•
Mobilitätsmatrizen
Soziale Mobilität lässt sich mit Mobilitätsmatrizen quantifizieren, die Abstromquoten und
Zustromquoten enthalten.
•
Abstromquoten zur Generationenmobilität geben an, wie viel Prozent der Kinder in den Beruf
ihres Vaters bzw. andere Berufe abströmen.
•
•
Zustromquoten (Herkunftsquoten) zeigen an, aus welchen Schichten die Angehörigen einer
Berufsgruppe stammen (Selbstrekrutierungsquoten).
•
•
Indikator für Chancenstruktur einer Gesellschaft: Statuserhalt, Aufstieg, Abstieg
Indikator für Einheitlichkeit
gegenüber anderen Gruppe.
einer
Gruppe,
ihrer
Offenheit/Geschlossenheit
Methodisches Problem: Mobilitätsraten sind abhängig von der Zahl der sozialen Schichten.
3. Modernization Theory and Social Inequality
Grundfrage: Hat sich die soziale Ungleichheit im Laufe des Modernisierungsprozesses
erhöht, vermindert oder ist sie gleichgeblieben?
•
Talcott Parsons 1971:
•
Im Laufe des Modernisierungsprozesses werden soziale Ungleichheiten abgebaut
•
Ursachen: Durchsetzung des Gleichheitsprinzips
•
3 Thesen:
•
Abnahme der Ungleichheiten zwischen Gesellschaften, da Modernisierung
externale Effekte auf weniger entwickelte Gesellschaften hat. Frage: ist
Konvergenz überhaupt möglich?
•
Abnahme der Ungleichheiten innerhalb von Gesellschaften wegen des
Wachstums der Mittelschichten, Abnahme von Bildungslosigkeit und
materieller Unterversorgung. Wohlfahrts- und Steuerstaat verhindert
extremen Reichtum Einzelner. Frage: ist eine Gesellschaft ohne soziale
Ungleichheit überhaupt vorstellbar?
•
Abnahme der Chancenungleichheit, da sich meritokratische (Leistungs-)
Prinzipien immer mehr durchsetzen. Frage: was passiert mit Menschen,
welche keine Leistung erbringen können?
3. Modernization Theory and Social Inequality (cont‘d.)
•
Funktionalistische Schichtungstheorie (Davis/Moore 1967):
•
Berufspositionen sind ungleich schwierig
•
Menschen sind ungleich begabt: Unterschiede der allgemeinen Intelligenz, der
spezifischen Intelligenz, der leistungsorientierten Charaktereigenschaften
•
Um die „Begabten“ auf die wichtigen Berufspositionen zu allozieren, müssen diese
Positionen mit höheren Belohnungen ausgestattet sein
•
Deshalb muß das Berufssystem eine „eingebaute“ Struktur der sozialen Ungleichheit
aufweisen
•
Im Umkehrschluß gilt, daß im „Idealfall“ einer Gesellschaft mit gleicher
Belohnungsstruktur sich die „Begabten“ und Hochmotivierten auf anderen Wegen
versuchen würden, sich Vorteile zu verschaffen (z.B. exit, Leistungsverweigerung,
Schattenwirtschaft, etc.) (vgl. das Problem des sozialistischen Gesellschaftstyps ein
ausreichendes Maß an „Leistungsorientierung“ zu sichern)
3. Modernization Theory and Social Inequality (cont‘d.)
•
Marxistische Gegenposition:
•
Es finden keine sozialen Aufstiege der Unterschichten statt, sondern es kommt zu
einer Polarisierung zwischen dem Proletariat und der Bourgeoise.
•
Der Proletarisierungsprozeß schreite immer weiter fort und umfasse auch die
traditionalen Mittelschichten (den Mittelstand).
•
Haupttriebkraft ist die Kapitalakkumulation in den Händen Weniger (der
Bourgeoisie), welche durch die Produktionsverhältnisse, d.h. der Expropriierung
der Erwerbstätigen von ihren Produktionsmitteln (abhängige Beschäftigung)
verursacht wird.
•
Fazit: kein sozialer Aufstieg, weder individuell noch kollektiv, sondern eine soziale
Umschichtung ganzer Klassen nach „unten“.
•
Dies ende in der sozialistischen Revolution, d.h. dem Aufstand der Expropriierten.
3. Modernization Theory and Social Inequality (cont‘d.)
•
Simon Kuznets‘ umgekehrte U-Funktion der historischen Entwicklung der
Einkommensungleichheit:
•
Kuznets unterscheidet 3 Phasen der Entwicklung der Einkommensungleichheit:
1.
In vorindustriellen Gesellschaften ist die Einkommensungleichheit niedrig und
die Einkommen sind relativ gleich verteilt.
2.
In sich industrialisierenden Gesellschaften nimmt die Einkommensungleichheit
zu, weil Arbeitskräfte aus dem agrarischen Niedriglohnsektor in den
industriellen Hochlohnsektor strömen.
3.
In Industriegesellschaften ist die Einkommensungleichheit wieder niedriger, da
sich die meisten Arbeitskräfte im Hochlohnsektor der Industrie befinden.
3. Modernization Theory and Social Inequality (cont‘d.)
•
Diffusionstheorie und soziale Ungleichheit:
•
Die Diffusionstheorie erklärt die Ausbreitung ökonomischer und sozialer
Sachverhalte, wie z.B. Innovationen, Ideen, Produkte, soziale Verhaltensweisen
•
Üblicherweise beschreiben Diffusionsprozesse einen S-förmigen Kurvenverlauf mit
einem Ausgangsniveau, einer Beschleunigungsphase und einer Sättigungsphase
•
Bei Diffusionsprozessen gibt es Pioniere (Innovateure) und Nachzügler (Übernehmer)
•
Bei Diffusionsprozessen wird üblicherweise die soziale Ungleichheit im
Ausbreitungsprozess größer, weil einige Schichten/Einkommensgruppen
(üblicherweise die höheren) Innovationen schneller übernehmen als andere
Schichten/Einkommensgruppen (üblicherweise die niedrigeren)
•
Beispiele: Verbreitung langlebiger Gebrauchsgüter (Autos, Fernsehgeräte), sozialer
Verhaltensweisen (z.B. Geburtenbeschränkung, Bildungsbeteiligung)
4. Historical Development of Social Inequality
Die 4 Phasen der Entwicklung der sozialen Ungleichheit in Deutschland:
1.
Vorindustrielle Gesellschaft (Stände): Status war durch die Geburt zugeschrieben
(askriptiv). Geringe Mobilität zwischen den Standesschranken. Geringe soziale
Ungleichheit innerhalb der einzelnen Stände, aber große soziale Ungleichheit zwischen
den Ständen (z.B. Adel, Patriziat versus Bauern und Bürger, Bürgertum versus Bauern).
Kritik: das Bild der vorindustriellen Gesellschaft ohne soziale Mobilität und geringer
sozialer Ungleichheit innerhalb der Stände ist überzeichnet und entspricht nicht den
historischen Tatsachen. Bsp.: die Entwicklung des niederen Adels (Ministerialen,
Freiherren) aus der Bauernschaft, die Entwicklung des städtischen Patriziats aus dem
Bürgertum der Kaufleute und Handwerker). Auch innerhalb der Stände gab es eine
große Besitz- und Statusdifferenzierung: z.B. Handwerker und Wirte (die Reichsten),
oder Lehensbauern und Tagelöhner, oder die sehr große Rang- und
Vermögensdifferenzierung innerhalb des Adels (vom Fürsten bis hinunter zum
Freiherren, welcher in aller Regel nur wenige Dörfer besaß).
2.
Frühe Industriegesellschaft (Klassen): Prinzip der Industrieproduktion schaffte sehr
schnell sehr große Vermögen. Die Bevölkerungsexplosion verursachte eine
Proletarisierung weiter Teile der ländlichen (Tagelöhner) und der städtischen
Bevölkerung (Überbesetzung des Handwerks; Gesellen, welche keine Meisterstelle
mehr erhielten, sondern in den Fabrikarbeiterstatus absanken). Weichende Söhne und
Töchter aus der Landwirtschaft mußten sich als Knechte/Mägde oder Dienstboten
verdingen. Zuerst waren diese Positionen als Übergang im Lebenslauf gedacht,
verstetigten sich dann aber und schafften ein Reservoir für die Fabrikindustrie.
Industrielle überholten sehr schnell den Adel hinsichtlich der Einkommen und
Vermögen. Niedergang und Verarmung des Adels.
4. Historical Development of Social Inequality (cont‘d.)
3.
Fortgeschrittene Industriegesellschaft (Schichten): Die unselbständige Erwerbsarbeit
wurde zum Massenphänomen. Der Besitz (Besitzklassen) wurde immer unwichtiger und
die Erwerbschancen (Erwerbsklassen) immer bedeutender. Einkommen aus Vermögen
(Vermögensrentiers) wurde immer unbedeutender und das abhängige
Erwerbseinkommen (und die abgeleiteten Ansprüche wie Versicherungsleistungen,
Renten u. Pensionen) zur zentralen Ressource. Meritokratie: Bezahlung nach Leistung.
4.
Postindustrielle Gesellschaft (soziale Lagen): Bildung wird zum einem entscheidenden
Zuweisungskriterium. Aber Herkunft und Vererbung von Status und Vermögen spielen
nach wie vor eine entscheidende Rolle, wie die Vermögensverteilung zeigt.
Individuelles Einkommen und abgeleitete Rechte (Versorgungsklassen, Lepsius) werden
zum wichtigsten Faktor der Bestimmung der Lebenslage.
5. Income Inequality
Einkommensungleichheit in (West-)Deutschland
•
Drei Entwicklungsphasen:
1.
Bis 1900 in der Industrialisierungsphase nahm die Einkommensungleichheit zu.
Ursachen: Erwerbschancen durch Industrie vergleichsweise größer; Proletarisierung
weiter Teile der Bevölkerung; Erosion des alten Mittelstands; geringe und lineare
Besteuerung mit Steuerexemption für z.B. den Adel.
2.
Von 1900 bis in die 1970er Jahre nahm die Einkommensungleichheit kontinuierlich
ab. Ursachen: Einführung der progressiven Einkommensteuer; Sozialversicherung;
Zulassung der Gewerkschaften, welche insbesondere die unteren Lohngruppen
angehoben haben; 2 große Inflationen mit Vernichtung der Rentierseinkommen;
Wohlstandssteigerung
3.
Seit den 1970er Jahren nimmt die Einkommensungleichheit wieder leicht zu.
Ursachen: geringes Wirtschaftswachstum mit Arbeitslosigkeitsanstieg; ethnische
Unterschichtung der deutschen Bevölkerung; der Wohlfahrtsstaat stößt an seine
Grenzen; schließlich die Globalisierung.
5. Income Inequality (cont‘d.)
Einkommensungleichheit in (Ost-)Deutschland
•
Die Einkommensungleichheit war geringer als im Westen.
•
Angleichung der Einkommensungleichheit des Ostens an den Westen (=Anstieg
der Einkommensungleichheit)
5. Income Inequality (cont‘d.)
Einkommensungleichheit in Europa
Behandelt wird die Verteilung der Einkommen, der Vermögen und der Armut.
Einige Gesetzmäßigkeiten:
Einkommen
•
Je reicher/ärmer ein Land, desto geringer/größer ist die Einkommens- und
Vermögensungleichheit
•
Ausgebaute Wohlfahrtsstaaten haben eine ausgeglichenere Einkommensverteilung.
6. Inequality of Property
Vermögensungleichheit in Deutschland
1.
2.
Einkommen und Vermögen:
•
Je höher das Einkommen, desto höher die Chance der Vermögensbildung
•
Vermögen schafft sich selbst durch das Kapitaleinkommen (aus Zinsen)
Definition von Vermögen:
•
3.
4.
Vermögen sind die geldwerten Güter und Rechte eines Haushalts
Vermögensarten:
•
Immobilienvermögen
•
Geldvermögen
•
Positives und negatives Vermögen (Schulden): der Saldo ergibt das
Nettovermögen
Überblick:
•
1998 in Westdeutschland: durchschnittliches Nettogesamtvermögen eines
Haushalts von 254.000 DM. Im Osten 88.000 DM.
•
Vermögenskonzentration besonders stark: das oberste 5tel besitzt 2/3 allen
Vermögens.
6. Inequality of Property (cont‘d.)
5.
6.
Vermögensarten:
•
Immobilienvermögen am wichtigsten. 1998 49% der westdeutschen, aber nur
34% der ostdeutschen Haushalte
•
1998: das oberste 5tel besitzt 68% des gesamten Immobilienvermögens in
Westdeutschland. In Ostdeutschland 9/10tel.
•
Geldvermögen: durchschnittliches Bruttogeldvermögen (ohne Schuldenabzug)
im Westen bei 71.000 DM, im Osten bei 32.000 DM (Ersparnisse)
•
1998: das Nettogeldvermögen ist etwa so ungleich verteilt wie das
Immobilienvermögen. Das oberste 5tel hat 67,5% allen Nettogeldvermögens im
Westen, im Osten 63,7%.
Trends der Vermögensverteilung:
•
Von den 1950er bis in die 1990er leichte Ausgleichung, seither wieder Zunahme
der Ungleichheit.
6. Inequality of Property (cont‘d.)
Vermögensungleichheit in Europa
Vermögen
•
In UK, USA und Schweden Rückgang der Vermögensungleichheit im 20. Jh.
•
Wohlfahrtsstaaten haben vermutlich eine geringere Vermögensungleichheit als stark
marktwirtschaftliche Systeme
7. Poverty
Armut in Deutschland
•
•
Absolute und relative Armut
•
Absolute Armut ist das Existenzminimum.
•
In entwickelten Gesellschaften macht es nur Sinn, eine relative Armutsgrenze zu
definieren. Relative arm ist ein Haushalt, dessen Äquivalenzeinkommen geringer als
50% des durchschnittlichen Haushaltseinkommens beträgt.
Entwicklungstendenzen der Armut
•
Historisch hohe Armutsquoten in der Zwischenkriegszeit; Anstieg der Armutsquoten
seit den 1970er Jahren
•
Wandel der von Armut betroffenen Bevölkerungsgruppen:
•
Früher insbesondere Altersarmut; dies heute nicht mehr
•
Heute vorwiegend Kinderarmut: Alleinerziehende mit mehreren Kindern,
kinderreiche Niedrigverdiener
•
Heute außerdem Immigranten, Langzeitarbeitslose, chronisch Kranke und
Behinderte
•
Die Frauenarmut dagegen hat stark abgenommen durch eigene
Erwerbstätigkeit, Rentenansprüche etc.
7. Poverty (cont‘d.)
Armut in Europa
Armut
•
Je ärmer ein Land, desto höher ist die relative Armutsquote: in der EU insbesondere
die südeuropäischen Länder und Irland
•
Ursache ist vorwiegend die schlechtere Absicherung im Alter
•
Kinderarmut ist nicht unbedingt mit dem Nord-Süd-Gefälle verbunden
(Geburtenbeschränkung in Südeuropa). In UK und Irland große Kinderarmut.
8. Globalization and Social Inequality
Frage: Hat die sogenannte „Globalisierung“ seit „Untergang“ der sozialistischen Systeme
Osteuropas einen nachweislichen Einfluss auf die Entwicklung der sozialen Ungleichheit,
insbesondere der Einkommensungleichheit?
•
„Globalisierung“. Drei Prozesse (Pakulski 2004, 3):
•
„the spread of highly individualistic and differentiated popular sub- and
supranational cultures carried by powerful mass media“
•
„the widening scope of commodification and market relations“
•
„the emerging transnational political alignments that weaken the capacities of the
states to ‚manage‘ inequalities and to secure social order.“
8. Globalization and Social Inequality (cont‘d.)
Sieben Kernaussagen (Pakulski 2004, 14):
•
„Socioeconomic inequalities habe been increasing within the most rapidly
globalising advanced societies, especially in the Anglo-American democracies that
embrace deregulation and economic liberalisation“
•
„The key trend in these societies is towards growing ranks of the affluent and very
rich, most of whom are ‚corporate-rich‘ and represent ‚new wealth‘“
•
„Sociopolitical inequalities seem to change in two opposed directions: one trend is
towards democratisation and a further extension of citizenship, the other is
towards the concentration of power in the hands of non-elective elites“
•
„A trend towards the increasing American hegemony that encompasses economic,
military, diplomatic and cultural dimensions“
•
„In the sociocultural sphere, inequalities ‚narrow down‘, and this egalitarian trend
is clearly linked to declining traditionalism. The established hierarchies of status, in
particular gender and ethno-racial hierarchies, are either crumbling or coming
under growing critical scrutiny“
•
„Some aspects of racial divisions persist, but racial discrimination per se has been
losing legitimacy and public support, especially among educated and affluent city
dwellers“
•
„Established hierarchies of taste have been undermined by an increasing
‚polytheism of values‘, individualism, and rapidly diversifying lifestyles. (...)“
8. Globalization and Social Inequality (cont‘d.)
Zusammenfassung der empirischen Ergebnisse:
•
Die weltweite Entwicklung sozialer Ungleichheit bietet ein komplexes und teilweise
widersprüchliches Bild
•
Abnahme der Einkommensungleichheit weltweit, aber ohne China und Indien (35%
der Weltbevölkerung) Zunahme der Einkommensungleichheit
•
In vielen Ländern Zunahme der internen Einkommensungleichheit, insbesondere
Osteuropa
•
Weltweite Abnahme der Armut auf dem niedrigsten Niveau der Subsistenz (1 bzw.
US$ pro Tag und Kopf)
•
Zunahme der Armut in vielen entwickelten Industrieländern, insbesondere
Osteuropa
•
Fast weltweite Zunahme der Arbeitslosigkeit
•
In entwickelten Industrieländern heterogene Entwicklungen der Arbeitslosigkeit,
starke Zunahme in Osteuropa
•
Weltweiter Demokratisierungsprozeß
•
Weltweite Verbesserung des Gesundheitszustands (Ausnahme HIV in Afrika), der
Lebenserwartung, und des Bildungsniveaus
•
Geschlechterungleichheit sinkt weltweit in weiten Bereichen
8. Globalization and Social Inequality (cont‘d.)
Zusammenhang mit der Globalisierung?
•
Die Entwicklungen werden unterschiedlich interpretiert:
•
Internationale Wettbewerbsfähigkeit wird als Argument benutzt für:
Unternehmenssteuersenkungen, Arbeitszeiterhöhung, Verminderung von
Wohlfahrtsansprüchen
•
Aber: es gibt Länder, wie z.B. Schweden, welche ebenso der Globalisierung
ausgesetzt sind, aber ihre wesentlichen ökonomischen und sozialen Strukturen
erhalten können
•
Viele nationale Probleme sind daher auf der nationalen Ebene zu verorten, wie
•
Alterung der Bevölkerung und Fiskalkrise des Staates;
•
Arbeitslosigkeit vs. mangelnde Investition ins Humankapital;
•
Produktivität vs. Arbeitszeitverkürzung
9. Modernization Theory and Social Mobility
Grundfrage: Hat sich die soziale Mobilität im Laufe des Modernisierungsprozesses erhöht,
vermindert oder ist sie gleichgeblieben?
•
Ausgangsidee: in der ständisch strukturierten Gesellschaft war die soziale Mobilität
gering, da die Ständeschranken eine Mobilität über diese hinweg verhindert haben
•
Vom askriptiven zum erworbenen Status
•
Beschränkung de regionalen und sozialen Mobilität durch die Grundstrukturen der
vorindustriellen Herrschaftsform (Grundherrschaft)
•
Umfassende Mobilisierung durch die Industrialisierung
9. Modernization Theory and Social Mobility (cont‘d.)
•
Hypothese von Lipset und Zetterberg 1959: Das Ausmaß der sozialen Mobilität ist in
allen Industriegesellschaften weitgehend gleich („Liberale Theorie des
Industrialismus“).
•
Als Konsequenz des Industriesystems bilden sich nicht nur ähnliche Berufsstrukturen
heraus, sondern auch ähnliche institutionelle Regelungen, durch die Personen auf
Arbeitsplätze rekrutiert und zugewiesen werden.
•
Die Industrialisierung hat erst die soziale Mobilität in umfassender Weise ermöglicht
•
Unterscheidung von relativ „offenen“ und relativ „geschlossenen“ Gesellschaften
•
Als besonders offen für soziale Mobilität werden die USA gedacht, da sie bereits
sehr früh eine Demokratie eingeführt haben und alle Ständeschranken abgebaut
haben
•
Geringe Regulierungsdichte und lediglich soziale Basisinstitutionen errichtet
•
Andere Vorreiter der Industrialisierung wie England und Schottland, Belgien und
Frankreich werden ebenfalls als offen für soziale Mobilität gedacht
•
Die empirische Annahme ist also, daß im Prozeß der Industrialisierung die soziale
Mobilität immer mehr zunimmt.
•
Eine weitere Hypothese besagt, daß es zu einer Konvergenz der Mobiltätsraten
zwichen den Ländern kommen wird.
9. Modernization Theory and Social Mobility (cont‘d.)
•
Marxistische Gegenposition:
•
Es finden keine sozialen Aufstiege der Unterschichten statt, sondern es kommt zu
einer Polarisierung zwischen dem Proletariat und der Bourgeoise.
•
Der Proletarisierungsprozeß schreite immer weiter fort und umfasse auch die
traditionalen Mittelschichten (den Mittelstand).
•
Haupttriebkraft ist die Kapitalakkumulation in den Händen Weniger (der
Bourgeoisie), welche durch die Produktionsverhältnisse, d.h. der Expropriierung
der Erwerbstätigen von ihren Produktionsmitteln (abhängige Beschäftigung)
verursacht wird.
•
Fazit: kein sozialer Aufstieg, weder individuell noch kollektiv, sondern eine soziale
Umschichtung ganzer Klassen nach „unten“.
•
Dies ende in der sozialistischen Revolution, d.h. dem Aufstand der Expropriierten.
9. Modernization Theory and Social Mobility (cont‘d.)
•
•
Karl W. Deutsch 1961: Hypothese der umfassenden sozialen Mobilisierung
•
Eine weitere Theorie besagt, daß es im Industrialisierungsprozeß eine umfassende
soziale Mobilisierung gegeben hat:
•
diese umfaßt nicht nur soziale Auf- und Abstiegsprozesse, sondern auch Prozesse
der Urbanisierung, Bildungsbeteiligung, der umfassenden regionalen Wanderungen,
der politischen Partizipation
Everett E. Hagen 1963: Traditionalismus, Statusverlust, Innovation
•
Eine ähnliche These wird von Hagen vertreten, welcher behauptet, daß im
Industrialisierungsprozeß traditionale Strukturen aufgelöst werden.
•
Dies habe für weite Teile der Bevölkerung einen Statusverlust zur Folge.
•
Innovationen sind die Haupttriebkraft der sozialen und technischen Entwicklung
Causes of Social Mobility
•
Es gibt auch sozialpsychologische Ursachen unterschiedlicher sozialer Mobilität (Lipset
und Bendix 1959):
•
Intelligenz: Intelligente Personen sind aufwärtsmobiler als weniger intelligente.
•
Kinder aus kleinen Familien sind aufwärtsmobiler als Kinder aus kinderreichen
Familien, selbst aus der Unterschicht. Ursache: Kinderzahl wird kleingehalten, um
sozialen Aufstieg zu ermöglichen
•
Kinder aus mutterdominierten Familien sind aufstiegsorientierter als solche aus
vaterdominierten Familien.
•
Personen, welche in der Lage sind, Gratifikationen hinauszuschieben, steigen eher
auf als solche, die unmittelbare Belohnungen erwarten (deferred gratification
pattern)
•
Ein fordernder Erziehungsstil unterstützt die Leistungsmotivation der Kinder
Social Mobility in International Comparison
Grundlegend ist die Studie von Robert Erikson und John H. Goldthorpe, The Constant Flux
(1993).
•
Untersucht werden 9 europäische Länder, darunter 7 westeuropäische und 2
osteuropäische (Polen und Ungarn)
•
Es handelt sich um eine Sekundäranalyse von nationalen Datensätzen.
•
Untersucht wird die soziale Mobilität von Männern seit 1900 bis etwa Mitte des 20.
Jahrhunderts
•
Zentrale Ergebnisse sind:
•
Es gibt keinen klaren Trend der Zunahme der sozialen Mobilität von Männern im
Industrialisierungsprozeß
•
Es lassen sich lediglich Fluktuationen der sozialen Mobilität beobachten
•
Es zeigt sich allerdings eine Konvergenz der Mobilitätsraten, besonders wenn
man Irland und Polen betrachtet
•
Deutschland liegt im Mittelfeld der betrachteten Länder über die ganze
Periode.
10. References
Allmendinger, Jutta und Thomas Hinz 1997: Mobilität und Lebensverlauf: Deutschland,
Großbritannien und Schweden im Vergleich. In: Stefan Hradil und Stefan Immerfall (eds.),
Die westeuropäischen Gesellschaften im Vergleich. Opladen: Leske und Budrich, 247-285.
Berger, Johannes 2005: Nimmt die Einkommensungleichheit weltweit zu? Methodische
Feinheiten der Ungleichheitsforschung. Leviathan 4(33): 464–481.
Bergmann, Joachim 2005: Die Reichen werden reicher – auch in Deutschland. Leviathan
2(32): 185–202.
Blau, Peter M. und Otis Dudley Duncan 1967: The American Occupational Structure. New
York: The Free Press and London: Collier Macmillan Publishers.
Erikson, Robert und John H. Goldthorpe 1993: The Constant Flux: A Study of Class
Mobility in Industrial Societies. Oxford: Clarendon Press.
Erikson, Robert and John H. Goldthorpe 2002: Intergenerational Inequality: A Sociological
Perspective. Journal of Economic Perspectives 16(3): 31–44.
Evans, Geoffrey 1992: Testing the Validity of the Goldthorpe Class Schema. European
Sociological Review 8(3): 211–237.
10. References (cont‘d.)
Goldthorpe, John H. with C. Lewellyn and C. Payne 1987: Social Mobility and Class
Structure in Modern Britain. Oxford: Clarendon Press.
Herz, Thomas A. 1983: Klassen, Schichten, Mobilität. Stuttgart: B. G. Teubner.
Hradil, Stefan 1997: Soziale Ungleichheit, Milieus und Lebensstile in den Ländern der
Europäischen Union: Modernisierungsabstände oder nationale Besonderheiten. In: Stefan
Hradil und Stefan Immerfall (eds.), Die westeuropäischen Gesellschaften im Vergleich.
Opladen: Leske und Budrich, 475-519.
Hradil, Stefan 2001: Soziale Ungleichheit in Deutschland. 8. Aufl. Opladen: Leske und
Budrich, 373-398.
Hradil, Stefan 2004: Die Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich.
Wiesbaden. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 195-236.
Lipset, Seymour Martin und Reinhard Bendix (1959) 1967: Social Mobility in Industrial
Society. Berkeley and Los Angeles: University of California Press.
Lipset, Seymour Martin und Hans L. Zetterberg (1959) 1967: Social Mobility in Industrial
Societies. In: Seymour Martin Lipset und Reinhard Bendix, Social Mobility in Industrial
Society. Berkeley and Los Angeles: University of California Press, 11-75.
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In: Max Kaase (Hrsg.), Politische Wissenschaften und politische Ordnung: Analysen zu
Theorie und Empirie demokratischer Regierungsweise. Opladen: Westdeutscher Verlag,
339–354.
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