502 40.3 Magnetische Feldgrößen 40 Magneti che Feld 40.3.1

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40
502
Bild 40.7: Homogenes Magnetfeld im Innem
einer Zylinderspule und Rechtsschraubenregel für Feldrichtung und Strornlaufrichtung
40.3
40.3.1
Magneti che Feld
Bild 40.8: Magnetische Feldlinien
einer RingspuJe
Magnetische Feldgrößen
Magnetische Feldstärke (magnetische Erregung)
Wie beim elektrischen Feld geschieht die Beschreibung des Feldes durch Feldgrößen. Dabei gebt man wie im elektrischen Feld von den Kraftwirkungen aus, die das magnetische
Feld ausübt. Die Kräfte können dabei sowohl auf bewegte elektrische Ladungen (s. 46.3,
diese Betrachtung führt unmittelbar auf die Feldgröße magnetische Flußdichte B (s. auch
40.3.4)) als auch auf magnetische Probedipole einwirken. Aus der zweiten Betrachtungsweise g~langt man zur Feldgröße magnetische Feldstärke H. Um die magnetische Feldstärke H im homogenen Feld einer langen Zylinderspule zu erhalten, untersucht man die
Kraftwirkung (genauer das Drehmoment i1) auf einen Probedipol im Innern der Spule. Die
Meßanordnung heißt Magnetometer und ist in Bild 40.9 dargestellt.
2
Bild 40.9: Prinzip des Magnetometers. J ist die ZeigersteIlung ohne Stromfiuß, der Probedipol steht
quer zur Spulenachse. 2 ist die ZeigersteUung bei Strornßuß, nachdem sich der Probedipol in der
Spule in Feldrichtung gestellt hat.
Die Drehachse des Dipols ist an einer Spiralfeder befestigt, und man ist in der Lage, über
einen an der Achse befestigten Zeiger auf die Größe des Drehmoments zu schließen. Steht
40.3
503
Magneti che Feldgrößen
die Magnetnadel anfang quer zur Spulenach e, 0 dreht sie sich nach dem Einschalten
de Strome um einen Winkel in Richtung de Magnetfeldes. Das durch das Kräftepaar
(Bild 40.10) hervorgerufene Drehmoment M ist über den Zeigerausschlag meßbar und dem
Betrag der magneti ehen Feld tärke ii proportional.
.. H
F
.NSsjM
Fz
~..
Bild 40.10: Drehmoment auf einen magnetischen
Dipol im Magnetfeld
Genaue Ver uche mit dem Magnetometer zeigen, daß das Drehmoment M der elektrischen
Strom tärke 1 und der Windung zahl N der Spule direkt proportional, der Spulenlänge I jedoch indirekt proportional ist. Die Querschnittsfläche A der Spule, die von einer Windung
umschlos en wird hat keinen Einfluß auf das Drehmoment und damit auf clie Feldstärke
H. Der 0 gefundene Zu ammenhang liefert die magnetische Feldstärke H für das homogene Feld im Innem einer stromführenden langen Zylinderspule und gilt, wie wir später
zeigen werden, auch für das Feld im Innern der Ringspule (l ist dann der mittlere Umfang
der Feldlinien), deren Länge I gegenüber dem Durchmesser d einer Windung sehr viel
größer i t:
Magnetische Feldstärke in einer langen
ZylinderspuJe oder RingspuJe
(40.1)
Die Einheit der magnetischen Feld tärke, [H] = Alm (Ampere je Meter), gilt für alle Magnetfelder, auch wenn im inlwmogenen Feld die magnetische Feld tärke H nach Betrag
und Richtung ortsabhängig ist. Die magnetische Feldstärke ii ist wie die elektrische Feldstärke Eeine vektorielle Größe, welche die Richtung der durch den betreffenden Feldpunkt
verlaufenden Feldlinie angibt.
Das magnetische Feld ist ein Vektorfeld.
Vergleicht man die Einheiten von Hund
[E]
= V/rn
E, fällt eine erste formale Analogie auf:
[H] =Alm
Auch bei anderen Ge etzen kann gezeigt werden, daß beim Auftreten der Spannung im
elektrischen Feld die e durch die Stromstärke im Magnetfeld ersetzt werden kann und umgekehrt. Diese formale Analogie hat zwar nicht konsequent Gültigkeit, ist aber in zahlreichen Fällen eine brauchbare Gedächtnisstütze.
Gleichung (40.1) gilt nicht exakt für den gesamten Innenraum auch der langen Zylinderspule (Bild 40.11 a und b). Me sungen und Berechnungen zeigen, daß da Feld nicht bis zu
den Spulenenden homogen ist, sondern daß dort der Betrag von H nur noch die Hälfte de
nach (40.1) berechneten ist, um nach außen ehr schnell fast auf null abzufallen. Für viele
prakti che Zwecke reicht aber eine Idealisierung de Feld tärkeverlaufs nach Bild 40.11 c
au ( . Bei piel2 in 40.3.3).
40
504
Magnetisches Feld
H
Jr~~'~~L~~[L
a) _I _
~
1
I
H
/
Hm
b)
"'\
Hm
H
I'-..
2/
0
H
Hm
Bild 40.11 : Verlauf der magnetischen Feldstärke in der Zylinderspule. Erläuterungen
im Text.
c)
0
40.3.2 Durchßutungsgesetz
Zur Berechnung magnetischer Feldstärken inhomogener Felder kann man vom Durchßutungsgesetz ausgehen, zu welchem folgende Überlegungen führen: Für die elektrische
Spannung zwischen zwei Feldpunkten im elektrischen Feld erhielten wir mit (39.21)
~
U
i=n
= [ E· ds bzw. in
lp,
der Summenschreibweise U
= LEi . fis;.
Analog dazu be-
;=1
zeichnet man als magnetische Spannung V zwischen zwei Feldpunkten des Magnetfeldes
das Linienintegral bzw. die Liniensumme
;=n
V = LHi' fiSi
Magnetische Spannung
(40.2)
i=1
Die Einheit der magnetischen Spannung ist [V] = A. Wenden wir (40.2) auf das homogene
Feld (Bild 40.11) an, wo die magnetische Feldstärke H konstant ist, ergibt sich
I
V] ,2
= H· fiSI = Hfis] cosa
I
Magnetische Spannung im
homogenen Feld
(40.3)
bzw. für zwei Punkte an den Spulenenden V = H I (analog (39.2), woraus sich im homogenen elektrischen Feld für die Spannung U = Es ergibt).
Nach den Bildern 40.3 und 40.4 sind die Feldlinien um einen geraden stromführenden Leiter konzentrische Kreise. Bezeichnet man die Feldstärke entlang einer Feldlinie mit H, so
konnte experimentell gezeigt werden, daß der Betrag H konstant ist und für jede Feldlinie bei einem geschlossenen Umlauf die magnetische UmJaufspannung (magnetische
Randspannung) gleich der elektrischen Stromstärke 1 im Leiter ist. Die von der Feldlinie
40.3
Magnetische Feldgrößen
505
umschlossene Fläche A wird vom elektrischen Strom "durchflutet":
Magnetische
Umlaufspannung
(40.4)
Durchfluten mehrere Ströme die betrachtete geschlossene Linie, überlagern sich deren magnetische Felder zu einem resultierenden Feld, und man gelangt als Verallgemeinerung von
(40.4) zum Durchflutungsgesetz. Die Summe aller elektrischen Stromstärken, die in die
von der Feldlinie umschlossene Fläche A gelangen, wird als elektrische Durchflutung e
(auch als magnetische Quellenspannung) bezeichnet (Bild 40.12):
s
Bild 40.12: Zur Definition der Größe DUIchflutung. Die von s
umrandete Fläche A wird von vier Strömen durchstof3en. Die
Durchflutung ist
= I[ + h - /3 + 14
e
e = L ii; . /).Si =
k=fl
Lh
k=[
Durchftutungs- (40.5)
gesetz
Die magnetische Umlaufspannung ist gleich der elektrischen Durchftutung der
von der betrachteten FeldJinie umschlossenen Fläche.
Wird kein Strom von der betrachteten Feldlinie umschlossen bzw. um chließt der Inte= 0 und damit auch die magneti che
grationsweg keinen Strom, ist die Durchflutung
Umlaufspannung:
e
f iI .
d5 = 0
bzw.
L Hi . /).5i = 0
Die Einführung der Größen magnetische Spannung und magnetische Umlauf pannung
führt zu einer weiteren Analogie zum elektrischen Feld (s. (39.21», wenn da Durchflutungsgesetz wie folgt interpretiert wird:
Die magnetische Umlaufspannung längs einer Feldlinie ist gleich der Summe
der magnetischen Spannungen der Teile dieser Feldlinie.
Mit dem Durchflutungsgesetz lassen sich einfache Feldberechnungen durchführen. Weil
die Größen H . /).5 ein skalares Produkt der Vektoren Hund /).s dar teilen, werden für
die Berechnungen stets die Komponenten der Feld tärke H in Richtung de Wege /).5
eingesetzt.
40
506
Magnetisches Feld
Wenden wir Gleichung (40.5) auf die lange Zylinderspule an und rechnen im lnnem nrit
konstanter Feldstärke H, im Außenraum jedoch mit Ha ~ 0 (in Übereinstimmung mit
dem Experiment, Bild 40.11), so wird eine von einer geschlossenen Feldlirue urnrandete
Fläche N-mal (N ist die Windungszahl, s. Bild 40.13) vom elektrischen Strom mit der
Stromstärke I durchflossen. Die Anteile der Umlaufsumme Halls a im Außenraum können
vernachlässigt werden, und man erhält in Übereinstimmung mit (40.1) H I = NI bzw.
H = NI / l, wobei dies korrekt nur für die Spulenmitte gilt.
d
N
Bi Id 40.13: Zur Anwendung des Durchftutungsgesetzes bei einer langen Zylinderspule
Bild 40.14: Zur Anwendung des Durchftutungsgesetzes auf eine Ringspule
Auf die Ringspule angewendet wird ebenfalls eine von einer Feldlinie umrandete Fläche A
wie bei der Zylinderspule N -mal vom Strom I durchflossen (durchflutet). Setzt man nach
Bild 40.14 r» d, kann man das Feld in der Spule als homogen ansehen. Die Länge der
Feldlinien ist l = 2nr. Damit ergibt das Durchflutungsgesetz jetzt H . 2rrr = H l = NI
und damit wiederum H = NI j(2nr) = NI j l (s. Gleichung (40.1)).
Schließlich erhält man auch mit dem Durchflutungsgesetz die Feldstärke H im Abstand r
vom geraden stromführenden Leiter (Bild 40.5) aus H . 2nr = I:
~
H--
2nr
40.3.3
Magnetische Feldstärke außerhalb
eines geraden Stromleiters
(40.6)
Biot-Savartsches Gesetz
Das Durchflutungsgesetz kann nicht in allen Leiteranordnungen zur Feldberechnung genutzt werden. Zur Berechnung beliebiger Leiteranordnungen dient das Gesetz von BiotSavart. Nach diesem Gesetz erzeugt ein Wegelement ds eines beliebig geformten, von der
elektrischen Stromstärke I durchflossenen Leiters in einem Punkt P außerhalb des Leiters
im Abstand r die Teilfeldstärke dH (Bild 40.15) mit dem Betrag
dH
lsinads
= --;,-2
4nr
Gesetz von Biot-Savart
(40.7)
In dieser Gleichung ist a der Winkel zwischen der Richtung des Linienelementes ds und
dessen Verbindung r mit dem Punkt P. Der Vektor dH steht senkrecht auf der von ds und
aufgespannten Ebene.
r
40
534
Magnetisches Feld
ist nach systematischen Versuchen proportionaL zur magnetischen FLußdichte B, zur eLektrischen Ladung Q und zur Geschwindigkeit v. Weitere zusätzliche Faktoren sind nicht
vorhanden, so daß die LORENTZ-Kraft durch folgende Gleichung beschrieben wird:
Lorentz-Kraft für v-LB
(40.37)
Man findet die e Gleichung auch bestätigt, wenn in der Feldgleichung E = vB (40.31) für
die elektrische Feldstärke E = F j Q gesetzt wird.
Bilden die Vektoren der Geschwindigkeit ii und der magnetischen Flußdichte B den beliebigen Winkel a, muß (40.37) als Vektorprodukt geschrieben werden:
(40.38)
Lorentz-Kraft
v
Die Kraft F steht senkrecht auf der von der Geschwindigkeit und der magnetischen Flußdichte iJ aufgespannten Fläche (Bild 40.50). Der Betrag der Kraft ist dann F = QvB sin a.
Die LORENTz-Kraft ist maximal, wenn und iJ senkrecht aufeinander stehen, die Ladung
Q bewegt sich für a = 90° auf der schon erwähnten Kreisbahn. Die Kraft ist gleich null
für a = 0, d. h., in Richtung der Feldlinien ist keine Kraft vorhanden. Für beliebige Winkel
o < a < 90° bewegen sich die Ladungsträge! auf einer Schraubenbahn, deren Achse die
Richtung der magnetischen Flußdichtelinien Bist.
Weil die Kr1ift F außer von der Ladung Q, deren Geschwindigkeit und der magnetischen
Flußdichte B von keinen anderen Größen a~hängig ist, wird (40.37) auch als Definitionsgleichung für die magnetische Flußdichte B verwendet, die bereits in 40.3.4 eingeführt
wurde. Auch erhält die magnetische Flußdichte gewissermaßen durch B = F j (Qv) eine
mechani che Deutung, und man findet die Einheit der Flußdichte T (Tesla) bestätigt:
[F]
N
N
N .m
A . V . sV· s
Wb
[B]---=
=
- -2- - -2 T
2
2
- [Q][v] - C·mjs
A·m
A·m
A·m - m - m Das LORENTz-Kraft-Gesetz findet zahlreiche Anwendungen, z. B. in der Elektronik, in bestimmten Massenspektrometern und bei Teilchenbeschleunigern (Zirkularbeschleunigern)
in der Kernphysik. Die Kraft auf bewegte Ladungsträger bedingt auch den in 43.5 beschriebenen Hall-Effekt.
v
v
40.6.2
Kraft auf einen geraden stromführenden Leiter
Aus der Existenz der Elektromotoren ist allgemein die Umwandlung elektrischer Energie
in mechanische Energie bekannt. Die Wirkungsweise der Motoren kann aus der Kraft auf
einen stromführenden Leiter im Magnetfeld erklärt werden. Diese Kraft kann man in dem
Versuch nach Bild 40.51 zeigen: Fließt ein elektrischer Strom I in der angegebenen Richtung, wird der an der Schaukel befestigte Draht mit der Länge l im Magnetfeld senkrecht
zur Flußdichte B aus dem Feld getrieben.
Das Ergebnis dieses Versuchs stellt in gewisser Weise die Umkehrung des im Bild 40.38
dargestellten Induktionsvorgangs dar. Dort rief eine Bewegung eines Drahtes im Magnetfeld einen Induktionsstrom hervor, hier entsteht durch den elektrischen Strom im Magnetfeld eine Kraft F. Die Kraftrichtung wird durch die Linke-Band-Regel (Bild 40.52) bestimmt:
40 .6
Kraft und Energie im Magnetfeld
535
+
N
~
J8
I~
F
Bild 40.51 : Kraft auf einen Stromleiter im Magnetfeld
Bild 40.52: Linke-Hand-Regel
Durchsetzen die B-Linien die linke Handfläche und weisen die Finger der ausgestreckten Hand in Richtung des elektrischen Stromes, gibt der Daumen die
Bewegungsrichtung und damit die Richtung der Kraft an.
Wie bei den elektrischen Feldern in 39.4 addieren sich auch die magnetischen FeldgröBen iI oder jj zweier Magnetfelder vektoriell zu einem resultierenden Feld (Bild 40.53).
Im vorliegenden Fall überlagert sich das aus konzentrischen Kreisen bestehende Magnetfeld des geraden Leiters mit dem homogenen Feld zwischen den beiden Magnetpolen. Um
ein richtiges Bild zu erhalten, muß der Abstand der Kreise umgekehrt proportional zum
Abstand vom Leiter gewählt werden (Bild 40.54). Es entsteht eine resultierende magnetische Flußdichte B res mit einer größeren Feldliniendichte auf der einen und einer kleineren
auf der anderen Seite des Leiters. Die Kraft wirkt in Richtung der Feldlinienverdünnung
(Schwächung des magnetischen Feldes).
Bild 40.53: Überlagerung von Magnetfeldern
Bild 40.54: Resultierendes Feld zu Bild 40.51
Wie durch Ver uche nachgewiesen wurde, ist die Kraft F der magnetischen Flußdichte B ,
der elektri chen Stromstärke I und der im Feld befindlichen Leiterlänge I proportional.
Die wird durch die Anwendung des LORENTz-Kraft-Gesetzes bestätigt. Die sich nach
46
636
Elektrische Leitung im Vakuum
EA =100 V/crn ein. Die Länge des ablenkenden Feldes sei l = 100 rnm. Berechnen Sie unter Vernachlässigung der relativistischen Massenzunahme die Ablenkung h im Feld sowie den Ablenkwinkel Cl!
Bei welcher Feldstärke EA wäre der Ablenkwinkel 30,00?
Aus (43.1 ) folgt v = 1, 88.107 mls. Mit den im Text genannten Werten für e und me und EA = U /s
eEA/ 2
.
ist nach (46.3) die Ablenkung h = - 2 = 24, 9 mm ~ 2, 5 cm und nach (46.4) der AblenkwInkel
2mev
2 )
EAl
°
Cl = arctan eEAlI(mev) = arctan 2UB = 26 , 6 .
(
Bei 30,00 müßte EA
46.3
=
me v 2 tan Cl
el
=
2UB tan Cl
l
.
= 11 , 5 kV Im = 115 V Icrn sem.
Ablenkung von Elektronen im magnetischen Feld
v
Beim Eintritt von Elektronen mit der Geschwindigkeit in ein Magnetfeld mit der magnetischen Flußdichte Bgilt das in 40.6.1 behandelte Lorentz-Kraft-Gesetz. Für die elektrische
Ladung Q ist jetzt die Elementarladung -e zu setzen:
F = -ev
x
Lorentz-Kraft auf ein bewegtes
Elektron im Magnetfeld
B
(46.5)
Bild 46.2: Kreisbewegung eines freien
Elektrons im Magnetfeld
v
Bilden die Geschwindigkeit und die magnetische Flußdichte
erhält man für den Betrag der LORENTZ-Kraft analog (40.37)
Lorentz-Kraft auf ein Elektron für
B einen rechten Winkel,
v ...L jj
(46.6)
Wie aus Bild 46.2 ersichtlich ist, stehen die Geschwindigkeit V, die Flußdichte B und die
LORENTZ-Kraft F senkrecht aufeinander. Bei der Bewegungsrichtung ist zu beachten, daß
bei entgegengesetzter Flußrichtung zu Bild 40.49 infolge der negativen Ladung des Elektrons die Geschwindigkeit die gleiche Richtung hat (es muß hier die Rechte-Hand-Regel
angewendet werden, da die Bewegungsrichtung der Elektronen der technischen Stromrichtung entgegengesetzt ist).
v
Da die LORENTZ- Kraft die Radialkrajt Fr = m e v 2 / r der Kreisbewegung des Elektrons ist,
die das Elektron bei konstanter magnetischer Flußdichte beschreibt, ergibt sich der Radius
der Kreisbahn aus ev B = me v 2 / r zu
Radius der Kreisbahn eines bewegten
Elektrons im homogenen Magnetfeld
(46.7)
46.4
Elektronenröhren
637
Auch andere elektri ch geladene Teilchen können durch Magnetfelder auf einer Kreisbahn
gehalten werden (Zyklotron, Synchrotron, Speicherringe). So ist z. B. beim Zyklotron die
U mlauffrequenz f geladener Teilchen bei Vernachlässigung der relativistischen Massenzunahme von ihrer Geschwindigkeit v und dem Radius r unabhängig. Mit der Ladung
Q der Teilchen folgt aus (46.7) v = Qr B/m, und mit v = wr = 2nfr ergibt sich
f = QB/(2nm).
Für ein Proton mit m = 1, 67 . 10- 27 kg ist dann bei einer magnetischen Flußdichte B
== 2,2 T die Umlauffrequenz f = 33,6 MHz. Da sich bei großen Geschwindigkeiten die
Massenänderung bemerkbar macht, also (46.7) jetzt r(v) = me(v)v/(eB) lautet, muß die
Frequenz angepaßt werden. Derartige Teilchenbeschleuniger werden als Synchrotron bezeichnet.
Bild 46.3: Prinzip eines Massenspektrometers.
I Ionenquelle, EB Beschleunigungsfeld, B magnetische Flußdichte (senkrecht aus der Zeichenebene), M Mas enspektrogramm, Teilchen gleicher Ladung und gleicher Geschwindigkeit werden bei größerer Masse weniger abgelenkt.
Die Ablenkung von elektrisch geladenen Teilchen in Feldern findet auch bei der Bestimmung ihrer spezifischen Ladung Q/ m eine wichtige Anwendung. Bild 46.3 zeigt da Prinzip eines Massenspektrometers, das nicht nur zur Q/ m-Bestimmung dient, ondern bei
konstanter elektrischer Ladung zur Identifizierung verschiedener Isotope. Es wird außerdem als empfindlichstes Gerät in der Spurenanalyse genutzt.
Wirken gleichzeitig ein elektrisches und ein magnetisches Feld auf ein bewegtes Elektron
ein, gilt das vollständige LORENTZ-Kraft-Gesetz:
I F = -e(E + v x B) I
Vollständiges Lorentz-Kraft-Gesetz
(46.8)
Beispiele:
I. Wie groß ist der Radius r der Kreisbahn eines Elektrons mit der kinetischen Energie Ek = 400 eV,
das senkrecht zu den magnetischen Feldlinien eines homogenen Magnetfeldes mit der magnetischen
Flußdichte B = 10,0 mT gelangt?
Aus (43.1) und (46.7) folgt r
= .,j2meEk/(eB) = 6,74 mm.
2. Ein zweifach po itiv geladenes Ion wird durch die Spannung UB = 1000 V beschleunigt und
gelangt senkrecht zu den magnetischen Feldlinien eines homogenen Feldes mit der magnetischen
Flußdichte B = 1,00 T. Dort wird es auf einer Kreisbahn mit dem Durchmesser d =26,5 mm geführt.
Wie groß ist die relative Atommasse Ar des Ions?
Nach (43.1) Ek = mv 2 /2 = QUB und Q = 2e erhält man v = 2.jeUB/m. Ein etzen in (46.7)
und Umstellen ergibt In = d 2 eB 2 /(4UB) = 2, 81 . 10- 26 kg. Mit (51.3) ist die relative Atomma e
Ar = rn/u = 16,9 (Sauerstoffisotop J~ 0; 1u = 1,66· 10- 27 kg ist die atomare Ma seneinheit).
46.4
Elektronenröhren
Die Glühemission sowie die Bewegungsgesetze der Elektronen in elektri chen und magnetischen Feldern finden in Vakuum-Elektronenröhren Anwendung. Die Bedeutung dieser
638
46
Elektrische Leitung im Vakuum
Röhren ist mit der Entwicklung der Halbleiter bis hin zur Mikroelektronik so zurückgegangen, daß z. B . in einem Fernsehapparat nur noch eine einzige Elektronenröhre, nämlich
die Bildröhre, vorhanden ist. Wegen der größeren Abmessungen, der geringeren Zuverlässigkeit und der benötigten wesentlich höheren Versorgungsspannung (abgesehen von der
Heizung der Katode) gegenüber den Halbleiterbauelementen werden Röhren nur noch in
Einzelfällen eingesetzt.
Bei der Diode bewegen sich die durch Glühemission herausgelösten Elektronen nur dann
von der indirekt geheizten Katode zur Anode, wenn an dieser der +-Pol der Spannungsquelle ist. Sie werden im elektrischen Feld beschleunigt. Bei umgekehrter Polung ist die
Röhre gesperrt. An der Stromstärke-Spannungs-Kennlinie (Bilder 46.4 und 46.5) erkennt
man, daß bei kleiner Anodenspannung Va die um die Katode vorhandene negative Raumladungswolke aus Elektronen nicht vollständig von der Anode "abgesaugt" wird. Die Raumladungs wolke bildet mit der Katode ein elektrisches Gegenfeld. Ab einer gewissen Anodenspannung V as gelangen alle aus der Katode austretenden Elektronen zur Anode. Die
Sättigungsstromstärke las ist erreicht.
+
Bild 46.4: Schaltung der Diode zur
Aufnahme der Kennlinie
Bild 46.5: Stromstärke-SpannungsKennlinie einer Diode
Die Diode hat also ähnliche Eigenschaften wie die Halbleiterdiode und konnte daher bis
auf Einzelfälle durch diese ersetzt werden.
In den Mehrelektrodenröhren dienen weitere Elektroden zwischen Katode und Anode
zur Steuerung der Anodenstromstärke.
+
+ ~.----.--~----~--~--o
Bild 46.6: Schaltung einer Triode zur
Aufnahme der Kennlinie
Bild 46.7: Kennlinienfelder einer Triode:
a) Va als Parameter, b) Vg als Parameter
Bei der Triode kann durch das gegenüber der Katode K negative Steuergitter G (s. Bilder
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