Szene Neuer Musik Graz - Kunstuniversität Graz

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Victoria Roitner
Szene Neuer Musik Graz
DIPLOMARBEIT
zur Erlangung des akademischen Grades einer
Magistra artium
der Studienrichtung Lehramtsstudium für Musikerziehung
an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
unter der Betreuung von
O.Univ.Prof. Mag.art. Richard Dünser
Institut für Komposition, Musiktheorie, Musikgeschichte und Dirigieren
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
Graz, im Februar 2013
Kurzfassung
Diese Arbeit setzt sich mit der Szene Neuer Musik in Graz auseinander. Sie gibt
einen Überblick über die Komponisten, Vereine, Ensembles und Aufführungsrahmen
zeitgenössischer Musik. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf Portraits der
Komponisten, die an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz lehren
oder ebendort studiert haben.
Die Komponistenportraits setzen sich aus einer Stellungnahme zum eigenen
Schaffen,
der
Biographie,
einer
Aussage
zum
Bezug
zu
Graz,
einer
Werkbeschreibung und einer Auswahl der Werkliste zusammen. Außerdem wird
jeder Komponist zusätzlich mit einer abgedruckten Partitur- oder Manuskriptseite
präsentiert.
Anschließend werden Komponistenvereine, wie der Steirische Tonkünstlerbund oder
die andere saite, Ensembles für zeitgenössische Musik und Aufführungsrahmen,
darunter der steirische herbst, das musikprotokoll und das FORUM STADTPARK
vorgestellt.
Abstract
This thesis examines the New Music scene in Graz. It offers an overview of the city’s
contemporary music composers, composition societies, ensembles, festivals and
events. The main focus is on a series of profiles of composers who either lecture or
have studied at the University of Music and Performing Arts Graz.
Each composer profile comprises of a statement about their own work by the given
composer, biographical information, their connection with Graz, a description of a
particular piece and a selection from their list of works. A copy of a musical score or
manuscript from each of the composers is also included.
The thesis goes on to describe the city’s various composition societies such as
Steirischer Tonkünstlerbund or die andere saite, contemporary music ensembles and
contemporary music festivals or events, including steirischer herbst, musikprotokoll
and FORUM STADTPARK.
i
Vorwort
Oper, Schauspielhaus, Kunsthaus und Literaturhaus – dies ist nur eine kleine
Aufzählung der Kulturangebote, die man in Graz in Anspruch nehmen kann. Einen
wichtigen und florierenden Bereich, der leider vielen nur teilweise bekannt ist, stellt
hierbei die Szene der Neuen Musik dar. Es gibt zahlreiche Festivals, Komponisten
und Einrichtungen, die sich der zeitgenössischen Musik verschrieben haben.
Erst im Laufe meines Studiums an der Universität für Musik und darstellende Kunst
Graz kam ich zunehmend mit Neuer Musik in Kontakt und entwickelte steigendes
Interesse dafür. Leider wird das Angebot in diesem Bereich bei weitem nicht so
zahlreich in Anspruch genommen wie beispielsweise Veranstaltungen klassischer
oder populärer Musik. Als angehende Musiklehrerin bin ich fast schockiert darüber,
wie wenig Neue Musik derzeit im Musikunterricht einer AHS behandelt wird. Gerade
in diesem Alter könnte man das Interesse der Kinder und Jugendlichen für dieses
Thema gewinnen.
Diese Ausgangssituation habe ich zum Anlass genommen, meine Diplomarbeit über
das zeitgenössische Musikgeschehen in Graz zu verfassen. Eine weitere Motivation
dafür, bestand darin, dass eine große Lücke in der Dokumentation des Grazer
Kulturlebens im Bereich Neuer Musik herrscht. Es gibt kein Werk, in dem ein
Überblick über die Szene Neuer Musik Graz gegeben wird. Sowohl in Büchern als
auch im Internet müssen die Informationen mühevoll zusammengesucht und
miteinander in Verbindung gebracht werden. Natürlich gibt es einzelne Werke, die
sich beispielsweise dem musikprotokoll oder dem FORUM STADTPARK widmen,
jedoch kein Gesamtwerk, das die gesamte Szene behandelt.
In meiner Arbeit, die sich aus der Beschreibung von Komponisten, Vereinen,
Ensembles und Aufführungsrahmen zusammensetzt will ich einen Überblick über
verschiedene Bereiche Neuer Musik in Graz geben, wobei dieser keinen Anspruch
auf Vollständigkeit erhebt. Den Hauptteil bilden Komponistenportraits, wobei ich den
Schwerpunkt auf jene Komponisten gesetzt habe, die einer Lehrtätigkeit an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz nachgehen oder Absolventen
derselben
sind.
Viele
Komponistenvereinigungen
der
Komponisten
wie
sind
Österreichischer
auch
Mitglieder
Komponistenbund
wichtiger
(ÖKB),
Internationale Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) oder die andere saite. Deshalb
beschreibe ich im dritten Kapitel die wesentlichen der in Graz vertretenen
ii
Komponistenvereine. Im vierten Kapitel werden ausgewählte in Graz ansässige
Ensembles für Neue Musik behandelt, bevor ich zum Schluss einen Überblick über
die Festivals und Mehrspartenhäuser gebe, in deren Programmen zeitgenössische
Musik große Bedeutung zukommt.
Einen wichtigen Stellenwert bei den Komponistenportraits haben insbesondere
Texte, die von den Komponisten selbst, teilweise extra für diese Arbeit, verfasst
wurden, um jedes der Portraits so individuell wie möglich darzustellen. Deshalb
möchte ich mich an dieser Stelle bei den vielen Komponisten bedanken, die sich Zeit
genommen haben, mir Material für diese Arbeit zur Verfügung zu stellen und mit mir
großteils in regem E-Mailkontakt standen. Ohne deren Kooperationsbereitschaft
wäre es nicht möglich gewesen, die Arbeit in vorliegender Form zu erstellen.
Insbesondere möchte ich mich bei Florian Geßler für die Erläuterung der Grazer
Szene Neuer Musik sowie die Beratung bei der Auswahl der Komponisten bedanken.
Besonderer Dank gilt Richard Dünser für die außergewöhnlich engagierte Betreuung
und die zahlreichen hilfreichen Gespräche.
Außerdem danke ich meinen Eltern, die mich immer unterstützten sowie meinen
Freunden, ohne die meine Studienzeit nicht so ereignisreich verlaufen wäre.
Vor allem gilt mein Dank aber meinem Freund Markus, der mich in jeder Hinsicht
unterstützt und mit dem alles viel leichter und schöner wird.
Abschließend möchte ich noch ein paar Anmerkungen zur Formatierung und
Nomenklatur meiner Arbeit hinzufügen: Im Sinne der Hervorhebungen der
Stellungnahmen der Komponisten habe ich mich dazu entschieden, deren wörtliche
Äußerungen kursiv unter Anführungszeichen davor zu setzen. Wörtliche Zitate, die
im Fließtext stehen, wurden unter Anführungszeichen gesetzt und jene, die länger
als drei Zeilen sind, kursiv und in einen eigenen Absatz. Außerdem habe ich mir
erlaubt, orthographische und grammatikalische Fehler in wörtlichen Zitaten und
Schreibweisen
von
Eigenwörtern
(z.B.
steirischer
herbst,
musikprotokoll)
auszubessern. Weiters habe ich mich zugunsten des Leseflusses dafür entschieden,
auf die Ausschreibung der weiblichen Form zu verzichten, das heißt, dass
beispielsweise der Begriff Komponisten automatisch auch Komponistinnen inkludiert.
iii
Inhaltsverzeichnis
KURZFASSUNG ................................................................................................................ I
ABSTRACT ........................................................................................................................ I
VORWORT ........................................................................................................................ II
INHALTSVERZEICHNIS ..................................................................................................IV
1
DAS UMFELD ............................................................................................................ 1
2
KOMPONISTENPORTRAITS.................................................................................... 5
2.1
KOMPONISTEN AN DER UNIVERSITÄT FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST GRAZ .... 5
2.1.1 Komponisten am Institut für Komposition, Musiktheorie, Musikgeschichte und
Dirigieren mit Professur im Fach Komposition ........................................................... 5
2.1.1.1
Beat Furrer............................................................................................... 5
2.1.1.2
Gerd Kühr .............................................................................................. 13
2.1.1.3
Klaus Lang............................................................................................. 21
2.1.2 Komponisten am Institut für Komposition, Musiktheorie, Musikgeschichte und
Dirigieren mit Habilitation im Fach Komposition....................................................... 39
2.1.2.1
Richard Dünser...................................................................................... 39
2.1.2.2
Clemens Gadenstätter........................................................................... 50
2.1.2.3
Georg Friedrich Haas ............................................................................ 62
2.1.2.4
Bernhard Lang ....................................................................................... 75
2.1.2.5
Alexander Stankovski ............................................................................ 83
2.1.3 Komponisten am Institut für Komposition, Musiktheorie, Musikgeschichte und
Dirigieren, die andere Fächer unterrichten............................................................... 89
2.1.3.1
Klaus Dorfegger..................................................................................... 89
2.1.3.2
Florian Geßler........................................................................................ 96
2.1.3.3
Peter Lackner ...................................................................................... 106
2.1.3.4
Clemens Nachtmann ........................................................................... 111
2.1.3.5
Gerhard Präsent .................................................................................. 120
2.1.3.6
Orestis Toufektsis................................................................................ 130
2.1.4 Komponisten, die an anderen Instituten der Universität für Musik und
darstellende Kunst Graz lehren bzw. lehrten ......................................................... 136
2.1.4.1
Viktor Fortin ......................................................................................... 136
2.1.4.2
Daniel Mayer........................................................................................ 146
2.1.4.3
Martin J. Pichler ................................................................................... 153
iv
2.2
AUSGEWÄHLTE ABSOLVENTEN DER UNIVERSITÄT FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE
KUNST GRAZ ................................................................................................................ 159
2.2.1.1
Thomas Amann ................................................................................... 159
2.2.1.2
Bernhard Gander................................................................................. 165
2.2.1.3
Elisabeth Harnik .................................................................................. 170
2.2.1.4
Peter Jakober ...................................................................................... 178
2.2.1.5
Petros Moraitis..................................................................................... 184
2.2.1.6
Dimitri Papageorgiou ........................................................................... 191
2.2.1.7
Christoph Renhart ............................................................................... 198
2.2.1.8
Sigrid Riegebauer................................................................................ 203
2.2.1.9
Anselm Schaufler ................................................................................ 209
2.2.1.10 Andreas Weixler .................................................................................. 216
2.2.1.11 Jörg-Martin Willnauer .......................................................................... 225
2.2.1.12 Joanna Wozny..................................................................................... 229
3
4
5
VEREINE................................................................................................................ 237
3.1
DIE ANDERE SAITE .............................................................................................. 237
3.2
IGNM............................................................................................................... 240
3.3
STEIRISCHER TONKÜNSTLERBUND ...................................................................... 243
ENSEMBLES ......................................................................................................... 248
4.1
AUSTRIAN ART ENSEMBLE.................................................................................. 248
4.2
ENSEMBLE ZEITFLUSS ........................................................................................ 250
4.3
SZENE INSTRUMENTAL ........................................................................................ 252
AUFFÜHRUNGSRAHMEN .................................................................................... 257
5.1
FORUM STADTPARK .................................................................................... 257
5.2
HÖRFEST .......................................................................................................... 260
5.3
IMPULS .............................................................................................................. 262
5.4
KULTURZENTRUM BEI DEN MINORITEN ................................................................. 264
5.5
OPEN MUSIC ...................................................................................................... 265
5.6
STEIRISCHER HERBST ......................................................................................... 266
5.6.1 musikprotokoll ............................................................................................. 267
5.6.2 Jugendmusikfest Deutschlandsberg ........................................................... 268
6
ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................... 270
BIBLIOGRAPHIE .......................................................................................................... 274
v
WEBLIOGRAPHIE ........................................................................................................ 275
ABBILDUNGSVERZEICHNIS....................................................................................... 279
ANHANG ....................................................................................................................... 281
vi
1
Das Umfeld
Die folgende Arbeit setzt sich mit der aktuellen Szene zeitgenössischer Musik in
Graz auseinander. Da im Hauptteil der Arbeit aber ein paar wichtige Namen, die für
die Entwicklung dieser Szene maßgeblich waren, nicht behandelt werden, wird das
erste Kapitel dieser Arbeit dafür genutzt.
Einige der in dieser Arbeit erwähnten Komponisten haben ihr Kompositionsstudium
in Graz absolviert. Klaus Lang, Peter Lackner und Dimitri Papageorgiou studierten
bei Hermann Markus Preßl123, Georg Friedrich Haas bei Ivan Eröd und Gösta
Neuwirth4, bei dem auch Clemens Nachtmann studierte5, Gerhard Präsent ebenfalls
bei Eröd6, Florian Geßler bei Peter Michael Hamel7, Klaus Dorfegger, Sigrid
Riegebauer,
Andreas
Weixler
und
Dimitri
Papageorgiou
bei
Andrzej
Dobrowolski891011, Sigrid Riegebauer erhielt außerdem Unterricht bei Klaus Johns.12
Gösta Neuwirth lehrte eigentlich nicht am Institut für Komposition, trotzdem gingen
aber sehr viele zu ihm, um Unterricht bei ihm zu nehmen.13 Hermann Markus Preßl
(1939-1994) war zuerst als Lehrbeauftragter, dann als außerordentlicher und
schließlich als ordentlicher Professor an der Universität für Musik und darstellende
Kunst Graz tätig und hatte eine ganz eigene Art, Komposition zu unterrichten:14
Preßl selbst entzog sich der Lehrer-Schüler-Problematik, indem er nichts lehrte. Sein
Kompositionsunterricht war seine Anwesenheit. Lehren bedeutete ihm nicht
Anleitungen, Regeln, Verbote zu geben. Lehren war ihm schützen und sein lassen.
Kompositionsunterricht erteilen hieß dasein und schweigen und lächeln. Nur so
konnte man verstehen lernen, was es heißt im Ohrensessel sitzend zu denken. Man
1
Vgl. http://klang.mur.at/biographie.html (aufgerufen am 02.02.2013)
Vgl. E-Mail Peter Lackner an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011
3
Vgl. E-Mail Dimitri Papageorgiou an die Verfasserin der Arbeit vom 11.01.2013
4
Vgl. http://www.universaledition.com/Georg-Friedrich-Haas/komponisten-undwerke/komponist/278/biographie (aufgerufen am 20.01.2013)
5
Vgl. E-Mail Clemens Nachtmann an die Verfasserin der Arbeit vom 11.04.2011
6
Vgl. E-Mail Gerhard Präsent an die Verfasserin der Arbeit vom 19.04.2011
7
Vgl. E-Mail Florian Geßler an die Verfasserin der Arbeit vom 31.05.2011
8
Vgl. E-Mail Klaus Dorfegger an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011
9
Vgl. E-Mail Sigrid Riegebauer an die Verfasserin der Arbeit vom 07.04.2011
10
Vgl. E-Mail Andreas Weixler an die Verfasserin der Arbeit vom 15.04.2011
11
Vgl. E-Mail Dimitri Papageorgiou an die Verfasserin der Arbeit vom 11.01.2013
12
Vgl. E-Mail Sigrid Riegebauer an die Verfasserin der Arbeit vom 07.04.2011
13
Vgl. Gespräch Florian Geßler mit der Verfasserin der Arbeit vom 05.04.2011
14
Vgl. http://alt.kultum.at/2004_5/Pressl.htm (aufgerufen am 03.02.2013)
2
1
meinte, man betrete nur einen anderen Raum, man betrat aber einen anderen
Planeten.15
Auch der 1927 in Hollabrunn geborene Sir Karl Haidmayer hatte bis zu seiner
Emeritierung eine Professur an der Universität für Musik und darstellende Kunst
Graz inne (1963-1992). Weiters ist er bis heute als Komponist und Pianist tätig und
war Präsident des Steirischen Tonkünstlerbundes (1979-1993).16
„Ich habe in strenger und freier Dodekaphonie geschrieben und mich der
graphischen Notation bedient, bin aber bestrebt, meinen klanglichen Intentionen
möglichst nahe zu kommen. Das rhythmische Element steht bei mir oft im
Vordergrund; ich vertrete den Standpunkt einer mathematischen, wohl motivisch
orientierten, freitonalen, aber formal strengen Musik.“17
Haidmayer hatte als junger Komponist keine einfache Stellung in Graz. Den
Traditionalisten waren seine Werke18 „zu neutönerisch“19, den Vertretern der
Avantgarde hingegen20 „zu gefällig“21. Das steirische Konzertpublikum wurde erst
seit dem ersten musikprotokoll mit Werken der neuen Musik kontinuierlich
konfrontiert, zuvor gab es Unstimmigkeiten zwischen zwei Gruppen von Musikern:
Die, die andere, neue Techniken einsetzte und die, die mit22 „sensibler
Kammermusik und Symphonik“23 hervortrat.
Haidmayer schrieb bisher 17 Symphonien, die unter anderem in Durban, Genf,
Gratkorn, Graz, Kaunas, Lassing, Ordenburg, Regensburg, Reykjavik, Wien und
Zürich uraufgeführt wurden. Er sieht sich als Komponist, der zu fast jedem Genre
komponiert hat, nur eine Oper hat sich leider nie ergeben. Auch erhielt er zahlreiche
Preise, darunter den Joseph-Marx-Preis (1951), den Musikpreis des Landes
Steiermark und des ORF (1972), den Kulturpreis von Niederösterreich (1977), die
Goldmedaille für Kunst und Wissenschaft Bulgarien (1983), das Große Ehrenzeichen
15
Ebda
Vgl. Goertz, Harald (Hrsg): Beiträge `94. Österreichische Komponisten unserer Zeit, Kassel: Bärenreiter
Verlag 1994, S. 58
17
Ebda
18
Vgl. http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/10106964/2168749/ (aufgerufen am 03.02.2013)
19
Ebda
20
Vgl. Ebda
21
Ebda
22
Vgl. Ebda
23
Ebda
16
2
des Landes Steiermark (1987) und das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz
(1993).24
Karl Haidmayer lebt in St. Oswald bei Plankenwarth.25
Da die Komponistin Olga Neuwirth weder in Graz studiert hat, noch an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz unterrichtet, gibt es kein
Komponistenportrait von ihr, dennoch darf sie als eine der renommiertesten
Komponistinnen weltweit nicht unerwähnt bleiben.
Olga Neuwirth wurde 1968 in Graz geboren und absolvierte ihr Kompositionsstudium
an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Erich Urbanner sowie
ein Studium am Elektroakustischen Institut. Außerdem studierte sie Komposition und
Theorie bei Elinor Armer am Conservatory of Music in San Francisco, Malerei und
Film am Art College ebendort und bei Tristan Murail in Paris. Olga Neuwirth erhielt
zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter der Publicity Preis der austro
mechana für eine CD-Produktion (1994), der Förderpreis der Ernst von SiemensStiftung (1999), der Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals (1999),
der Ernst Krenek-Preis für ihr Musiktheater Bählamms Fest (1999), der Heidelberger
Künstlerinnenpreis, der Louis Spohr Preis der Stadt Braunschweig (2010) und der
Große Österreichische Staatspreis (2010). Weiters war sie Composer in Residence
beim Koninklijk Filharmonisch Orkest in Antwerpen (2000) und bei den Luzerner
Festwochen (gemeinsam mit Pierre Boulez). Ihre Werke wurden bei renommierten
heimischen Festivals sowie international aufgeführt, unter anderem bei den
Salzburger Festspielen (unter anderem zwei Portraitkonzerte), dem steirischen
herbst, beim Ultraschall Festival Berlin und beim Kunstfest Weimar und in New York,
an der English Nationa Opera und in Paris. Ein großer Bereich von Neuwirths
Schaffen besteht im Komponieren von Theater- und Filmmusiken, unter anderem zu
Michael Glawoggers Das Vaterspiel.26
Das
Hinterfragen
der
gegenseitigen
Abhängigkeit
unterschiedlicher
Wahrnehmungsqualitäten gehört zu den zentralen künstlerischen Anliegen Olga
Neuwirths. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten sind Klang-, Bild- und Sprachmaterialien
verschiedenster Herkunft und Beschaffenheit, die ohne Rücksicht auf ihre
24
Vgl. http://www.kleinezeitung.at/steiermark/steirerdestages/3007143/muse-kuesst-ihn-eh-je.story (aufgerufen
am 03.02.2013)
25
Vgl. Ebda
26
Vgl. http://www.olganeuwirth.com/fset1.html (aufgerufen am 03.02.2013)
3
Eigenschaften, aber mit viel Sinn für die Wirkung dramaturgischer Entwicklungen
miteinander verbunden werden.27
27
http://db.musicaustria.at/node/60896 (aufgerufen am 05.02.2013)
4
2
Komponistenportraits
2.1
Komponisten an der Universität für Musik
und darstellende Kunst Graz
2.1.1
Komponisten am Institut für Komposition,
Musiktheorie, Musikgeschichte und Dirigieren mit
Professur im Fach Komposition
2.1.1.1 Beat Furrer
Zum eigenen Schaffen
Beat Furrer vergleicht das Komponieren mit der Metapher der Göttin Fama. Diese
hat ein Haus gebaut hat und hört, sie hört einfach alles, was auf der Welt und in der
Unterwelt passiert, was gesprochen wird und alle Klänge kommen in diesem Haus
zusammen und werden vermischt. Für ihn umschreibt dieses Bild die Tätigkeit des
Komponisten sehr schön.28 „Hören, hören und vor allem dann versuchen, die Welt zu
verstehen.“29
Abbildung 1: Beat Furrer30
Biographie
Beat Furrer wurde am 6. Dezember 1954 in Schaffhausen in der Schweiz geboren
und erhielt ersten Klavierunterricht an der Musikschule seiner Heimatstadt. 1975
28
Vgl. Gespräch Beat Furrer mit der Verfasserin der Arbeit am 13.04.2011
Ebda
30
http://www.exberliner.com/articles/a-chat-with-beat-furrer/ (aufgerufen am 04.02.2013)
29
5
übersiedelte er nach Wien, wo er Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati und
Dirigieren bei Otmar Suitner an der Universität für Musik und darstellende Kunst
studierte.31
Dem Komponisten wurden zahlreiche Preise verliehen, unter anderem war er
Preisträger des Komponistenwettbewerbs Junge Generation in Europa 1984
(veranstaltet von der Stadt Köln, der Biennale Venedig und dem Festival d’Automne
Paris)32 und des Forums junger Komponisten in Köln 1989 (Auszeichnung des
WDR), erhielt 1992 den Förderungspreis der Ernst von Siemens Musikstiftung, den
Musikpreis der Stadt Duisburg (1993), den Musikpreis der Stadt Wien (2003), den
Goldenen Löwen der Biennale di Venezia für sein Werk FAMA (2006), den ErsteBank Kompositionspreis (2012)33 sowie den Marguerite Staehlin Kompositionspreis
(2012)34 und war Composer in Residence beim Lucerne Festival (1996).35
Als wichtige Werke Furrers sind die Oper Die Blinden (UA 1989 im Odeon in Wien
als Auftragswerk der Wiener Staatsoper), die Oper Narcissus (UA 1994 am
Opernhaus Graz), nuun für zwei Klaviere und Orchester bei den Salzburger
Festspielen (UA 1996 bei den Salzburger Festspielen)36, Stimme allein (UA 1999 an
den Bühnen der Stadt Bonn), das Musiktheater Begehren (konzertante UA 2001
beim steirischen herbst, szenische UA 2003 in Graz), die Oper Invocation (UA 2003
an der Oper Zürich), das Hörtheater FAMA (UA 2005 in einem eigens dafür
konstruierten
Klangraum
bei
den
Donaueschinger
Musiktagen37
und
US-
amerikanische Erstaufführung im Mai 201338) und das Musiktheater WÜSTENBUCH
(UA 2010 am Theater Basel) zu nennen.39
Furrer ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter des Klangforum Wien (ursprünglich
Société de l’Art Acoustique), das seit 1985 besteht und Aufführungen in der Wiener
31
Vgl. http://www.universaledition.com/Beat-Furrer/komponisten-und-werke/komponist/241/biographie
(aufgerufen am 23.01.2013)
32
Vgl. Ebda
33
Vgl. http://db.musicaustria.at/node/54130 (aufgerufen am 30.01.2013)
34
Vgl. https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021-jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beatfurrer/aktuelles/ (aufgerufen am 30.01.2013)
35
Vgl. http://db.musicaustria.at/node/54130 (aufgerufen am 30.01.2013)
36
Vgl. Ebda
37
Vgl. https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021-jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beatfurrer/vita/ (aufgerufen am 30.01.2013)
38
Vgl. https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021-jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beatfurrer/aktuelles/ (aufgerufen am 30.01.2013)
39
Vgl. https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021-jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beatfurrer/vita/ (aufgerufen am 30.01.2013)
6
Secession, im Konzerthaus sowie bei Festivals im In- und Ausland vorweisen kann.40
Außerdem ist er nicht nur als Komponist international anerkannt, sondern auch in
seiner Tätigkeit als Dirigent, vor allem im Bereich zeitgenössischer Musik.41 Nach
dem er ein Jahr Lehrbeauftragter an der Universität für Musik und darstellende Kunst
Graz war, erhielt er 1992 eine ordentliche Professur für Komposition ebendort. 42 Von
2006 bis 2009 ging er einer Gastprofessur für Komposition an der Hochschule für
Musik und darstellende Kunst in Frankfurt am Main nach. Seit 2005 ist der
Komponist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin in der Sektion Musik.43
Beat Furrer lebt in Wien.44
Bezug zu Graz
Der Komponist unterrichtet 20 Jahren unterrichtet hier und fühlt sich nach eigenen
Aussagen noch immer sehr wohl hier. In dieser Zeit sah er, wie Graz sich veränderte
und er hofft, dass das weiterhin der Fall ist. Diese Stadt habe ein reges Kulturleben,
sowohl in der Musik als auch in der Literatur und hat viel anzubieten. Furrer hofft,
dass das so bleibt, er ist sehr glücklich hier. Außerdem hat seiner Meinung nach die
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz sehr viel anzubieten, es gibt zwei
toll besetzte Kompositionsprofessuren und Komponisten wie Bernhard Lang, Georg
Friedrich Haas oder Gerd Kühr lehren hier. Verglichen mit allen anderen
Ausbildungsstätten hat Graz ein sehr reichhaltiges Angebot.45
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Begehren
„Zwei Figuren, ein Mann und eine Frau. Namenlose Protagonisten. Kein Paar,
vielmehr Passanten in einer Passagenwelt der Gegenwart, an deren Horizonten
mythische Bilder aus der Geschichte von Orpheus und Eurydike durchschimmern.
Der Hadesgang. Der verbotene Blick. Die falsche Bewegung. Zwei Figuren also:
getrennt/vereint auf der Suche nach ihrer (gemeinsam?) verlorenen Zeit, Geschichte
und Erfahrung. Zwei Versuche, hinter das Dasein zu blicken. Zwei Versuche, mittels
40
Vgl. http://www.universaledition.com/Beat-Furrer/komponisten-und-werke/komponist/241/biographie
(aufgerufen am 30.01.2013)
41
Vgl. http://db.musicaustria.at/node/54130 (aufgerufen am 30.01.2013)
42
Vgl. http://www.universaledition.com/Beat-Furrer/komponisten-und-werke/komponist/241/biographie
(aufgerufen am 30.01.2013)
43
Vgl. https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021-jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beatfurrer/vita/ (aufgerufen am 30.01.2013)
44
Vgl. https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021-jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beatfurrer/vita/ (aufgerufen am 30.01.2013)
45
Vgl. Gespräch Beat Furrer mit der Verfasserin der Arbeit vom 13.04.2011
7
Erinnerung und Wiederholung verschollene Utopien im Licht des Begehrens neu zu
entdecken.
Eine
Hoffnung,
die
bis
zuletzt
unerfüllt
bleibt.
Vergebliche
Parallelaktionen im Schatten der Einsamkeit. (Selbst-) Begegnungen finden nicht
statt. Was bleibt, ist das Dunkel der (un-)gelebten Augenblicke. Und die Gestalt der
Frage: gibt es ein Heraus, aus diesem einsamen Weg? Durch das Begehren? ...
(Wolfgang Hofer)“46
Werkliste (Auswahl)
1. Streichquartett
Besetzung: Violine I, Violine I, Viola und Violoncello
Entstehung: 1984
UA: 29.09.1985, Italien, Teatro La Fenice Venedig, Arditti String Quartet
Dauer: 21 min
Verlag: Universal Edition47
aria
Text: Günter Eich
Besetzung: Sopran und sechs Instrumente (Klarinette, Schlagzeug, Klavier, Violine,
Viola, Violoncello)
Entstehung: 1999
UA: 24.04.1999, Witten, Tage für Neue Kammermusik; Petra Hoffmann, Sopran;
ensemble recherche
Dauer: 18 min
Verlag: Bärenreiter Verlag48
Begehren
Musiktheater nach Texten von Cesare Pavese, Günter Eich, Ovid und Vergil
Libretto: Beat Furrer, Christine Huber und Wolfgang Hofer
Besetzung: Personen (Sie [Frauenstimme], Er [Männerstimme], Sprecher,
gemischter Chor [12 Stimmen]) und Orchester (1, 1, 2 [auch BKlar; 2. auch KbKlar],
Sax [TSax und SSax], 0 - 0, 1, 1, 0 - Schlg [2] - Klav - 2 V, Va, Vc, Kb)
konzertante UA: 05.10.2001, Graz, steirischer herbst; Petra Hoffmann, Sopran,
46
http://www.kairos-music.com/R/Furrer/Furrer6.html (aufgerufen am 30.01.2013)
Vgl. http://www.universaledition.com/1-Streichquartett-fuer-Streichquartett-Beat-Furrer/komponisten-undwerke/komponist/241/werk/7271 (aufgerufen am 04.02.2013)
48
Vgl. https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021-jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beatfurrer/werke/buehne/ (aufgerufen am 04.02.2013)
47
8
Johann Leutgeb, Bariton; ensemble recherche, Vokalensemble NOVA; Beat Furrer,
Leitung
Entstehung: 2001
szenische UA: 09.01.2003, Graz, Koproduktion steirischer herbst und Ruhr-Triennale
in Kooperation mit Graz 2003 – Kulturhauptstadt Europas; Petra Hoffmann, Sopran;
Johann Leutgeb, Bariton; ensemble recherche, Vokalensemble NOVA; Reinhild
Hoffmann, Inszenierung; Zaha Hadid, Bühnenbild; Anna Eiermann, Kostüme; Beat
Furrer, musikalische Leitung
Dauer: 90 min
Verlag: Bärenreiter Verlag49
FAMA
Hörtheater in acht Szenen
Texte: Lukrez, Carlo Emilio Gadda und Arthur Schnitzler
Besetzung: großes Ensemble (2 [1. auch BFl, KbFl, Picc, 2. auch Picc], 1,2 [auch
BKlar], TSax, 1 [auch Kfag] - 0,2,2,0 - Schlg [2] - Klav, Akk - Str [2 V, 2 Va, 2 Vc,
Kb]), acht Stimmen (SSAATTBB) und Schauspielerin
Entstehung: 2004/2005
UA: 14.10.2005, Donaueschingen, Donaueschinger Musiktage, Klangforum Wien,
Neue Vocalsolisten Stuttgart; Beat Furrer, Leitung; Christoph Marthaler, Inszenierung
Dauer: ca. 50 min
Verlag: Bärenreiter Verlag50
Invocation VI
6. Szene aus invocation
Text: Juan de la Cruz
Besetzung: Sopran und Bassflöte
Entstehung: 2002/2003
Dauer: ca. 10 min
Verlag: Bärenreiter Verlag51
Konzert für Klavier und Orchester
Besetzung Orchester: 2 (beide auch Picc), 1, 3 (2. und 3. auch BKlar), 1 TSax, 2 (2.
auch Kfag) - 2,2,2,0 - Orchesterklavier - Akk - Schlg (3) - Str (8, 8, 6, 4, 3)
49
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
51
Vgl. Ebda
50
9
Entstehung: 2007
UA: 01.01.2007, Köln; Nicolas Hodges, Klavier; WDR Sinfonieorchester; Peter
Rundel, Leitung
Dauer: 18 min
Verlag: Bärenreiter Verlag52
lotófagos I
Text: José Ángel Valente (spanisch)
Besetzung: Sopran und Kontrabass
Entstehung: 2006
UA: 23.01.2007, Berlin, UltraSchall; Rita Balta, Sopran; Uli Fussenegger, Kontrabass
Dauer: 7 min
Verlag: Bärenreiter Verlag
NUUN
Besetzung: zwei Klavier und Ensemble (1. Flöte; 2. Flöte [+Picc]; Oboe; 1. Klarinette
in B; 2. Klarinette in B; Bassklarinette in B; Sopransaxophon in B [+Tsax{B}]; Fagott
[+Kfg]; 1. Horn in F; 2. Horn in F; 1. Trompete in C; 2. Trompete in C; 1. Posaune; 2.
Posaune; 1. Schlagzeug; 2. Schlagzeug; 3. Schlagzeug; 1. Violine; 2. Violine; 1.
Viola; 2. Viola; 1. Violoncello; 2. Violoncello; 1. Kontrabass; 2. Kontrabass)
Entstehung: 1995/1996
UA: 16.08.1996, Mozarteum Salzburg, Klangforum Wien; Marino Formenti, Klavier;
Beat Furrer, Dirigent
Verlag: Universal Edition53
spur
Besetzung: Klavier und Streichquartett
Entstehung: 1998
UA: 08.11.1998, Wien modern; Ian Pace, Klavier; Arditti Quartet
Dauer: ca. 17 min
Verlag: Bärenreiter Verlag54
52
Vgl. Ebda
Vgl. http://www.universaledition.com/Nuun-fuer-2-Klaviere-Ensemble-Beat-Furrer/komponisten-undwerke/komponist/241/werk/3916 (aufgerufen am 04.02.2013)
54
Vgl. https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021-jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beatfurrer/werke/buehne/ (aufgerufen am 04.02.2013)
53
10
Stimmen
Texte: Ausschnitte aus den Profezie von Leonardo da Vinci und zwei Texte von
Christine Huber
Besetzung: gemischter Chor und vier Schlagzeuger
Entstehung: 1996
Teil-UA: 04.09.1996, Luzern, Internationale Musikfestwochen, Südfunk-Chor
Stuttgart (Oswald Sallaberger, Einstudierung), Ensemble Modern; Sian Edwards,
Leitung
UA des Gesamtzyklus: 25.04.1999, Witten, Tage für Neue Kammermusik, SWRVokalensemble Stuttgart, Schlagquartett Köln; Rupert Huber, Leitung
Dauer: ca. 20 min
Verlag: Bärenreiter Verlag55
Wüstenbuch
Musiktheater
Text: Händl Klaus, Ingeborg Bachmann, Antonio Machado und Lukrez
Besetzung: zwei Soprane, zwei Schauspielerinnen, Vokalensemble (mit solistischen
Aufgaben) (zwei Mezzosoprane, vier Baritone [zwei hoch, zwei tief]) und Orchester
(2 (auch Picc, auch BFl), 1, 2 (auch Bklar, auch KbKlar), BarSax (auch SSax), 1
(auch Kfag) - 1, 1, 1, 0 - Schlg (2) - Klav, Akk – Str)
Entstehung: 2009
UA: 15.03.2010, Basel (Musicaltheater Basel), Klangforum Wien; Beat Furrer,
musikalische Leitung; Christoph Marthaler, Inszenierung; Duri Bischoff, Bühne;
Sarah Schittek, Kostüme
Dauer: ca. 100 min
Verlag: Bärenreiter Verlag56
55
56
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
11
Abbildung 2: Manuskriptseite aus der Oper narcissus57
57
Furrer, Beat: narcissus. Oper in sechs szenen nach ovids metamorphosen (1992-1994). partitur szene I-III,
hrsg. Von Universal Edition
12
2.1.1.2 Gerd Kühr
Zum eigenen Schaffen
„Komponieren heißt für mich weniger Erfinden als vielmehr Finden. Entdecken von
Vorhandenem,
Vor-Geschriebenem,
Vor-Verfasstem.
Die
Autonomie
des
Komponierens scheint mir gebrochen durch das außerhalb von Musik liegende
Gewebe von Geschichte(n), Menschen, Welt. Ich suche Präzision, Annäherung in/an
Emotion, die Emotion in der Präzision.“58
„Ich bin immer noch so naiv, dass ich an eine Funktion der Musik in der Gesellschaft
glaube. Eine Funktion, die sie natürlich nur bei einem kleinen Prozentsatz hat, es ist
die Funktion, Möglichkeiten aufzuzeigen, auf Unbeantwortetes hinzuweisen. Musik
ist für mich auch eine Botschaft gegen die Armut an Fantasie. Ein Mensch, der
dadurch geprägt ist und sich bewusst damit befasst, trifft im Alltag andere
Entscheidungen, davon bin ich überzeugt!“ 59
Abbildung 3: Gerd Kühr60
Biographie
Gerd
Kühr
wurde
1952
in
Österreich
geboren
und
absolvierte
sein
Kompositionsstudium bei Josef Friedrich Doppelbauer am Mozarteum Salzburg und
58
http://gerd-kuehr.at/uebergerdkuehr.html (aufgerufen am 20.01.2013)
Ebda
60
http://gerd-kuehr.at/uploads/media/Portrait_1_02.jpg; © Heimo Binder (aufgerufen am 04.02.2013)
59
13
bei Hans Werner Henze in Köln, sowie ein Dirigierstudium bei Gerhard Wimberger
am Mozarteum und Sergiu Celibidache.
Dem Komponisten wurden zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien verliehen,
unter anderem der Würdigungspreis (1978) und ein Förderungsstipendium des
Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, das Staatsstipendium für
Komposition der Republik Österreich (1984, 1988 und 1993), der Förderpreis der
Ernst von Siemens Musikstiftung (1995), der Ernst-Krenek-Preis (2004) und der
Österreichische Kunstpreis in der Kategorie Musik (2011).61
Gerd Kühr komponierte sehr viele Auftragswerke für verschiedenste Besetzungen,
die unter anderem bei Wien Modern, dem Almeida Festival, dem Huddersfield
Festival, dem steirischen herbst, dem musikprotokoll, den Bregenzer Festspielen,
dem Schleswig-Holstein-Musikfestival, den World Music Days oder Musica Viva
aufgeführt wurden. Außerdem arbeitete er mit namhaften Ensembles bzw. Künstlern
und Künstlerinnen zusammen, darunter das Ensemble Modern, Klangforum Wien,
RSO Frankfurt, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, RSO Wien, Arnold
Schoenberg Chor, Chor des Bayerischen Rundfunks, Ulf Schirmer, Emilio Pomárico,
Bertrand de Billy, Stefan Asbury, HK Gruber, Dennis Russell Davis, Friedrich Cerha,
Heinrich Schiff, Florian Kitt, Markus Hinterhäuser, Lothar Zagrosek, Oliver Knussen,
Arturo Tamayo, Reto Bieri, Paul Meyer, Stefan Vladar und Patricia Kopatchinskaja.62
Den internationalen Durchbruch erreichte Kühr mit der Uraufführung seiner Oper
Stallerhof (Libretto von Franz Xaver Kroetz) 1988 bei der ersten Münchener
Biennale. 1992 präsentierte Wien Modern im Programmteil „Vertreter der jungen
Generation“ mehrere seiner Werke und im Jahr 1999 stand die Oper Tod und Teufel
(Libretto von Peter Turrini) am Programm des Opernhauses Graz. Als wichtige
Stationen seiner Karriere sind außerdem zwei Portraitkonzerte der Reihe „Next
Generation“ bei den Salzburger Festspielen 2000, seine Tätigkeit als „Composer in
Residence“ beim Wiener Conzert-Verein in der Saison 2001/2002, eine Personale
bei der Styriarte 2003 und 2005 das Gerd Kühr-Projekt beim Eröffnungskonzert im
Programmteil des musikprotokolls zu nennen. Weiters wurden im Jahr 2006 die
Werke Movimenti im Wiener Musikverein und Stop the piano bei den Salzburger
Festspielen sehr erfolgreich uraufgeführt. Weitere Höhepunkte waren Introductio –
61
62
Vgl. http://db.musicaustria.at/node/58408 (aufgerufen am 20.01.2013)
Vgl. http://gerd-kuehr.at/uebergerdkuehr.html (aufgerufen am 20.01.2013)
14
Meditatio – Magnificat – Epilogus in München (2008), reihenweise im Wiener
Konzerthaus (2009), Laute(r) Röhren in Mürzzuschlag und Música Pura im Schömer
Haus.63
Bevor Kühr 1995 zum ordentlichen Universitätsprofessor für Komposition und
Musiktheorie an der Universität für Musik und darstellende Kunst ernannt wurde,
hatte er ab 1992 zwei Jahre lang eine Gastprofessur für Komposition am Mozarteum
und anschließend in Graz inne. Auch als Dirigent ist Gerd Kühr regelmäßig präsent
und leitet zahlreiche Konzerte in Österreich, Italien, Deutschland, Russland und
Guatemala.64
Bezug zu Graz
„Wegen eines Engagements an das Grazer Opernhaus und wegen des neu
gegründeten Jugendmusikfests Deutschlandsberg im Rahmen des steirischen
herbsts als Mitarbeiter von Hans Werner Henze 1984 nach Graz gekommen, haben
sich nach und nach Möglichkeiten ergeben, in meinen Arbeitsfeldern Komponieren,
Dirigieren und Unterrichten tätig zu werden. Nach der Berufung als Professor für
Komposition und Musiktheorie an die Universität für Musik und darstellenden Kunst
habe ich mich sodann entschlossen, Graz als meinen Lebensmittelpunkt zu wählen.
Für eine Stadt dieser Größe bietet Graz ein überdurchschnittlich vielfältiges und
entsprechend lebendiges kulturelles Leben.“65
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Revue instrumentale et
électronique Raumkomposition für Instrumentalensemble (Kontrafagott, Tuba,
Klavier [vierhändig], fünfsaitigen Kontrabass) und Zuspielungen (2004/2005)
Jeder Satz setzt neu ein und kocht anders und anderes. Zwischendurch irritiert etwas
und gleich nebenan biegt sich etwas von neuem um. Und immer ist in den
musikalischen Straßen, die sich hier insgeheim verzweigen, ein Sur-Realismus
zugegen, worin sich Reisen durch hohlgehende Zeiten zur Zukunft eröffnen. Denn
das naive Bewusstsein bleibt schwebend im Mythos, während das Sentimentalische
63
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
65
E-Mail Gerd Kühr an die Verfasserin der Arbeit vom 19.01.2013
64
15
sich zur Moderne hin wendet. Insofern ist diese Musik auch eine Revue
sentimentale.66
Werkliste (Auswahl)
Introductio – Meditatio – Magnificat – Epilogus
Besetzung: hoher Sopran, Bariton, Chor und Orchester
Entstehung: 2007/2008
Texte: aus dem Evangelium nach Lukas, von Rainer Maria Rilke und Georg
Christoph Lichtenberg
Auftrag: Bayerischer Rundfunk
UA: 04.07.2008, München (Herz-Jesu-Kirche, „Paradisi gloria“), Angelika Luz –
Sopran, Adrian Eröd – Bariton, Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner
Rundfunkorchester, Ulf Schirmer – Dirigent
Dauer: ca. 18 min
Verlag: Eigenverlag
Laute(r) Röhren
Besetzung: acht Tuben
Entstehung: 2010
Auftrag: kunsthaus muerz
Manuskript
Música Pura
Fünf Sätze für Ensemble
Entstehung: 2010/2011
Auftrag: Sammlung Essl für das SCHÖMER-HAUS Klosterneuburg
reihenweise
zwölf stücke für ensemble
Entstehung: 2008
Auftrag: Ensemble die reihe
UA: 22.03.2009, Wien (Konzerthaus, Festkonzert „50 Jahre Ensemble „die reihe“),
die reihe, Friedrich Cerha – Dirigent
Dauer: ca. 16 min
Verlag: Eigenverlag
66
http://www.kairos-music.com/R/Kuehr/Kuehr.html (aufgerufen am 19.01.2013)
16
Revue instrumentale et électronique
Raumkomposition für Instrumentalensemble (Kontrafagott, Tuba, Klavier
[vierhändig], fünfsaitigen Kontrabass) und Zuspielungen
Entstehung: 2004/2005
Auftrag: steirischer herbst
UA: 05.10.2005, Helmut-List-Halle Graz, musikprotokoll im steirischen herbst, Institut
für elektronische Musik und Akustik (IEM) der Universität für Musik und darstellende
Kunst Graz, Klangforum Wien, Emilio Pomárico – Dirigent
Dauer: 32 min
Verlag: Eigenverlag
Stallerhof (Oper)
Libretto: Franz Xaver Kroetz nach seinem gleichnamigen Theaterstück (1986/1987)
Besetzung Orchester: 1(auch Altfl. u. Picc.)-1(auch E. H.)-3(2. auch Bassetthorn,3.
auch Bassklar.)-1(auch Kfg.) / 1-1-1-0 / Schlagwerk (2 Spieler: Guiro, Peitsche,
Rassel, Schellen, Sistrum, Flexaton, 5 Holzblocks, 5 Tempelblocks, 5 Bongos, 4
Tomtoms, 1 große Conga, Schellentrommel, kleine Trommel, Rührtrommel, große
Trommel, 3 Pauken, 1 chines. Becken, 4 Becken, 2 Tamtams [mittel-groß],
Almglocken, Glockenspiel, Röhrenglocken, 1 großer Waldteufel, Donnerblech) /
Harfe / Hackbrett / Streichquintett (solistisch oder chorisch zu besetzen)
Besetzung SolistInnen: Staller (Charaktertenor), Stallerin (Mezzosopran), Beppi
(Sopran), Sepp (Bariton); Frauenterzett (2 Soprani, Mezzosopran)
Auftrag: Landeshauptstadt München zur 1. Münchener Biennale 1988
UA: 03.06.1998, München, 1. Münchener Biennale (Co-Produktion mit dem
Hessischen Staatstheater Wiesbaden), Hubert Delamboye – Staller, Dorothe
Kimmich – Stallerin, Raphaela Weil – Beppi, Georg Paucker – Sepp, Jeanice
Harper/Maria Karb-Bienefeld/Corinna Meyer-Esche – Frauenterzett, Jaroslav
Chundela – Inszenierung, Johannes Leiacker – Ausstattung, Ensemble Modern, Ulf
Schirmer – Dirigent
Dauer: ca. 90 min
Verlag: Franz Xaver Kroetz Dramatik, Kirchberg, München (vertreten durch Henschel
Schauspiel, Berlin)
Stop the piano
Besetzung: Klavier und Zuspielung
Entstehung: 2006
17
Auftrag: Salzburger Festspiele
UA: 25.08.2006, Salzburg (Salzburger Festspiele), Siegfried Mauser –Klavier,
Christian Böhm – Tontechnik
Dauer: ca. 12 min
Verlag: Eigenverlag
Tod und Teufel (Oper)
Libretto: Peter Turrini
Besetzung Orchester: 3(2. auch Altfl., 3. auch Picc.)-2(2. auch E. H.)-3(2. auch EsKlar., 3. auch Basskl.)-2(2. auch Kfg.) / 4-3-2-1 / Pauke (kann auch Schlz. III
übernehmen); Schlagzeug (3 Spieler: I - Lotosflöte, Sistrum, hängende Glasstäbe,
Flexaton, Trillerpfeife, große Trommel, Rührtrommel, kleine Trommel, 3 freihängende
Becken, Glockenspiel, Vibraphon, 4 Tempelblöcke, Ratsche Guiro, Brummtopf oder
Cuica, 2 Autohupen verschiedener Größe; II - Lotosflöte, Rollschellen,
Schellenbündel, Triangel, Flexaton, Trillerpfeife, 3 Tom-Toms verschiedener Größe,
Militärtrommel, Röhrenglocken, 3 Tamtams verschiedener größe, 2 chines. Becken,
4 Holzblöcke, Ratsche, Peitsche, Donnerblech, Guiro, Brummtopf oder Cuica, 2
Autohupen verschiedener Größe, 1 gestimmter Holzblock - as3; III - Holzhammer auf
Schlagbrett, Flexaton, 2 Messklingeln, 2 Gongs – F,H) / Harfe / Klavier (Flügel) /
Orgel / Streicher (mindestens 4 Kontrabässe, davon 2 Fünf-Saiter. Die Streicher
benötigen zusätzlich Autohupen, Kindertrompeten, Rufhörner) / Bühnenmusik (6.
Szene): Diverse Schlag- und Effektinstrumente, gespielt von den Sängerinnen und
Sängern des Chors
Besetzung Stimme: Der Teufel (alias Pater Manzetti, ein Busfahrer, ein Wirt, der
Waffenhändler Walter Leschitzky, ein älterer Bahnhofspolizist) – Bassbariton, Pfarrer
Christian Bley – Charaktertenor, Rudi Hoffmann (ein junger Arbeitsloser) – Bariton,
Alfred Schönwiese (ehemaliger Professor für Mathematik) – Bass, Magda Schneider
(ehemalige Kassiererin in einem Supermarkt) – Mezzosopran, Peter Paul Sänger
(Journalist) – Tenor, Franz André Müller (Besitzer einer Werbeagentur) – Bariton,
Erwin Fischer (Bundesminister für Landesverteidigung) – Bassbariton, Evelyne (die
magersüchtige Tochter des Waffenhändlers Leschitzky) – Sopran, Ein jüngerer
Bahnhofspolizist – Tenor; Kinderchor, Chor
Auftrag: Vereinigte Bühnen Graz/Steiermark anlässlich der 100-Jahr-Feier des
Opernhauses in Koproduktion mit dem Festival steirischer herbst
UA: 17.09.1999, Graz, Opernhaus Graz/steirischer herbst, Jubiläum „100 Jahre
18
Grazer Opernhaus“
Dauer: ca. 105 min
Verlag: Durand Editions Musicales, Paris67
67
Vgl. http://gerd-kuehr.at/fileadmin/user_upload/GKKommentWVOktober2010.pdf (aufgerufen am
04.02.2013)
19
Abbildung 4: Partiturseite aus VI Flüchtige Zeichnung. Beginn des letzten und
Sechsten Satzes aus der Orchesterkomposition Linie Punkt Fläche Raum68
68
E-Mail Gerd Kühr an die Verfasserin der Arbeit vom 19.01.2013
20
2.1.1.3 Klaus Lang
Zum eigenen Schaffen
1.
Hermeneutik
Stellen wir uns vor wie in ferner Zukunft ein Paleoanthropologe vom Mars einen
spektakulären Fund auf einem völlig unbedeutenden kleinen Planeten macht, auf
dem eine relativ bescheiden entwickelte Zivilisation es immerhin geschafft hat sich
selbst auszulöschen.
In einer marsianischen Fachpublikation veröffentlicht er die Schilderung eines
Gegenstandes der, nachdem er offenbar praktisch keinen Nutzen hatte wohl ein
archaisches Sakralobjekt gewesen sein musste (sic!):
Er meint einen großen und schweren Gegenstand den er deutet als eine abstrahierte
vollplastische Darstellung eines großen schwarzen Fisches mit einer Vielzahl von
Gräten in seinem Inneren und einem riesigen Gebiss voller abwechselnd fauler und
gesunder Zähne und einer riesigen Zunge, die am Ende mit einer dreigespaltenen
goldenen Spitze versehen ist. Als Opfergaben wurden Papierblätter mit seltsamen
Punkten und Linien dargebracht.
Zur Untermauerung seiner Deutung führt er an, daß (sic!) in eindeutig als
Sakralräumen definierten Gebäuden der gleichen Kultur sich viele Hinweise auf die
Verehrung von heiligen Tieren wie Tauben, Schlangen, Ochsen, Eseln und eben
auch Fischen – teilweise sogar mit Menschen im Magen – finden lassen. Ebenfalls
wurde dort bedrucktes Papier geopfert.
2.
Kunst
In der bildenden Kunst gibt es die lange ehrwürdige Tradition des Stilllebens und der
Landschaftsdarstellung.
In diesem Genre beschränkt sich Kunst darauf das Gegebene darzustellen, es
abzubilden, sie versucht weder zu deuten noch sieht der Künstler seine Kunstwerke
als phantastische Neucreation eines quasi gottgleichen Schöpfers.
Das Ziel ist nicht die Schaffung einer neuen Realität, sondern die künstlerische
Durchdringung des Gegebenen, ein Vordringen zum Kern der Realität, das sich nicht
durch Deutungsversuche aufhalten lässt (sic!).
In Bezug auf den Malstil, sowohl in den ‚Bodegones’ (spanisch für Stillleben) als
21
auch in der Darstellung der Stoffe und Materialtexturen der Portraits von Francisco
de Zurbaran wird der scheinbar in sich widersprüchliche Begriff des mystischen
Realismus verwendet.
Oft hat man den Eindruck in Zurbarans Bildern wird eine Geschichte nur deshalb
erzählt um Objekte abbilden zu können und nicht umgekehrt die Objekte dekorieren
oder illustrieren eine Geschichte. Man denkt er malt den Heiligen oder Mönch nur um
einen Grund zu haben sein eigentliches Interesse den weißen Stoff der Kutte zu
malen.
Die profanen Gebrauchsgegenstände, die weißen Stoffe, die Schalen und Töpfe und
deren Oberflächenstrukturen werden durch Zurbarans künstlerische Kraft zum
Sublimen und gerade darin liegt die Sakralität seiner Werke und nicht im Inhalt der
Heiligengeschichte die erzählt wird. Gerade das Einfachste das Alltäglichste wird
zum Tor in die Transzendenz indem es durch die Konzentration auf das Betrachten
dessen was zu sehen ist seine durch Sprache und Denken definierte Funktion
verliert. Der weiß schattierte Farbfleck hört auf von uns als ‚Kutte’ gedacht zu werden
und wird dadurch befreit zum ‚reinen’ sinnlichen Eindruck.
*
Auch Adalbert Stifter, ein anderer Künstler dessen Werke in weiten Strecken
minutiösen und realistischen Naturbeschreibungen gewidmet sind hat sich mit
Töpfen beschäftig.
Nach Stifters ‚sanftem Gesetz’ ist die Kraft die die Milch am Herd zum Überkochen
bringt die gleiche, die die Vulkane zum Ausbruch bringen kann. Nicht tiefe
metaphysische Spekulation, nicht verzückte Extase nein, die Beobachtung des
heimischen Herdes läßt (sic!) Stifter die Antwort auf die größten Fragen finden. Stifter
sieht das Milchhäferl am Herd als Bild des Kosmos und seiner Kräfte. In der Kunst
kann es Momente geben in denen dieses Bild direkt erfahrbar wird und nicht ein
theoretisches Konzept bleibt – das Milchhäferl wird zum Kosmos, das lapidar
Kontingente zum Erhabenen.
Stifter nimmt zwar das Bild des häuslichen Herdes als Grundlage für seine
Kunstanschauung in seinen Werken verlässt (sic!) er aber das Innere seines Haus
und erreicht – wenn auch langsam – sogar die Gletscherregionen des Hochgebirges.
*
Noch einen Schritt weiter geht der große italienische Maler Giorgio Morandi, der
22
tatsächlich auch in seiner Kunst niemals seinen unmittelbarsten Lebensbereich
verlassen hat und in seinem ganzen Leben nur Bilder von den Töpfen, Vasen und
allerlei sonstigen Tongefäßen gemalt hat die sich in seinem Atelier befanden.
Kein gesuchtes, interessantes, tiefgründiges oder vielschichtiges Sujet, sondern das
allernaheliegenste wird zum zentralen Gegenstand seiner Werke.
Morandis Töpfe erzählen nichts, sie werden auch nicht zum Sinnbild oder Symbol für
ein philosophisches Prinzip, sie sind das was sie sind nämlich Töpfe, dargestellt in
großer nüchterner Intensität.
*
Auch wenn es ganz nahe ist, ist es dennoch ein Gegenüber das Morandi zum
Gegenstand der Kunst wird, doch auch diese Grenze wurde überschritten. Marina
Abramovics Material ist das Allernächste, das Allerelementarste näher noch als die
Küche oder das Atelier: Sie selbst, ihr eigener Körper.
Kaum eine künstlerische Arbeit die ich in den letzten Jahren erleben konnte hat mich
so tief berührt wie Marina Abramovics Performance ‚the artist is present’ im New
Yorker MOMA.
Die Arbeit bestand darin, daß (sic!) Marina Abramovic für die wochenlange Dauer der
Ausstellung jeden Tag während der gesamten Öffnungszeiten regungslos auf einem
Stuhl gesessen hat.
Abramovics ‚Gegenstand’ das heißt sie selbst wurde als solcher präsentiert ohne
‚bearbeitet’ oder gestaltet zu werden, ohne etwas anderes darzustellen.
In äußerster Konsequenz fand Abramovic eine künstlerische Form für das, was für
mich als Ziel künstlerischer Bestrebungen bezeichnet werden könnte: die Erfahrung
reiner und purer Präsenz.
In der Erfahrung dieser Präsenz, also diesem Verweilen im ‚hier und jetzt’
verschwindet das Gefühl der konkreten Verortung, das "hier und jetzt" erlebt man an
keinem bestimmten Ort, ‚now. here.’ wird zu ‚nowhere’.
*
Auch ich habe versucht mich dem Klavier wie ein ‚friendly alien’ zu nähern, mir die
Frage zu stellen: ‚Was ist das für ein Gegenstand vor mir?’; ‚Was für Klänge kann er
hervorbringen?’
Aber im Unterschied zum intergalaktischen Wissenschaftler geht es mir eben gerade
nicht um eine marsianische Hermeneutik, nicht um Deutung oder um Neudeutung,
23
Vorurteil oder Urteil, sondern um einen Versuch der Betrachtung ohne gleichzeitige
Deutung.
Wenn ich für Klavier schreibe versuche ich keine Neudeutung dessen was ein
Klavier ist, sondern ich versuche das Klavier darzustellen so wir es ist. Durch das
Abtasten des Instrumentes entsteht die Musik als ein Prozeß (sic!) des
Hörbarmachens des Instrumentes.
Im Falle von ‚now. here.’ gehe ich von einer immer gleich bleibenden elementaren
klanglichen Grundstruktur aus, nämlich der Skala der weißen Tasten (und deren
Schatten den schwarzen Tasten). So wie man ein visuelles Objekt aus
verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann und so wie die verschiedenen
Schattenlängen der jeweiligen Tageszeiten den optischen Eindruck verändern stelle
ich das klangliche Material aus verschiedenen ‚Hörwinkeln’ dar. Es ergeben sich
immer verschiedene zeitliche Verzerrungen des gleichen Klanges in Analogie zur
räumlichen Verzerrung des Lichtes.
Wie ein Forscher ein Objekt entdeckt finde ich als Komponist Klänge, versuche sie
aber weder zu deuten noch sie zu benutzen, um mit ihrer Hilfe etwas auszusagen ich mache sie einfach dem Hören zugänglich. Ich sehe Musik als die Darstellung von
Klang, ein Musikstück als eine Entfaltungsmöglichkeit von Klang.
Ich denke, nur wenn wir versuchen einfach das zu hören was klingt, kann sich das
Wunder das Hörens ereignen.
***********
‚Höchste Musik ist Abwesenheit der Musik’
Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume macht mich schaudern. (Pascal)
1.
Nachdenken
Die Frage nach dem ‚Unendlichen’ ist eine der Grundfragen der Menschheit zu allen
Zeiten in allen Kulturen. Ich versuche anhand von Gedanken aus der westlichen und
der östlichen Tradition dieser Frage nachzuspüren. Nach einer klassischen Definition
von Boethius die den Begriff der Ewigkeit als philosophischen Begriff zu definieren
versucht ist der zweite Teil einer Untersuchung gewidmet welche Versuche möglich
sind ‚Unendliches’ als Erfahrung zu beschreiben. Der dritte Teil versucht die
Konsequenzen für das historische und gegenwärtige Komponieren zu zeigen.
24
a – Metaphysik
Als Ausgangs- und Anknüpfungspunkt seien folgende zwei Zitate aus Boethius' Trost
der Philosophie vorangestellt:
‚Alles, was erkannt wird, wird erfasst nicht nach seiner eigenen Kraft, sondern
vielmehr nach der Fähigkeit der Erkennenden.’
‚Jedoch: wenn man göttliche und menschliche Gegenwart vergleichen darf, so sieht
jener, wie ihr in eurer zeitlichen Gegenwart manches seht, alles in seiner ewigen. [...]
Wie ihr, wenn ihr zugleich einen Menschen auf der Erde wandeln und die Sonne am
Himmel aufgehen seht, wenn auch beide Anblicke zugleich, so sie doch
unterscheidet und urteilt, dies sei freiwillig, jenes notwendig. So verwirrt also der alles
klärende Blick Gottes keineswegs die Beschaffenheit der Dinge, die bei ihm
gegenwärtig sind, unter der Bedingung der Zeit aber zukünftig.’
*
Das Zitat öffnet natürlich einen viel größeren Raum, als den mit dem ich mich hier
befassen kann. Ich möchte mich beschränken auf die Sicht die Boethius auf das
Gegensatzpaar Zeit und Ewigkeit hat.
Der für meine Überlegungen wichtigste Aspekt ist die Feststellung, daß (sic!)
Zeitlichkeit eine für den Menschen typische Anschauungsweise der Wirklichkeit ist.
*
Die von der Zeitlichkeit abhängenden Denkformen der Kausalität und Finalität sind
ebenfalls vom menschlichen Denken geschaffene Konstrukte die einerseits eben
diese ‚Zeitlichkeit’ bedingen (oder von Zeitlichkeit abhängen), sie andererseits aber
erst herstellen und etablieren.
*
Was sehen wir als Zeitlichkeit: eben das Hintereinander, das Gegenwärtige, das
Zukünftige und das Vergangene. Davon Ausgehend können wir Zeitlosigkeit oder
Ewigkeit definieren als das Zusammenfallen von Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft in einen Punkt, in ein absolutes ‚Jetzt’. Wichtig ist es mir anzumerken, daß
(sic!) wir wenn wir in dieser Weise von ‚Ewigkeit’ oder ‚Unendlichkeit’ sprechen uns
nicht im Bereich dessen befinden, was wir durch unsere Sinne erfahren können,
sondern im Reich metaphysischer Begriffskonstruktion. Der Begriff ‚Ewigkeit’ wird
zudem nur negativ definiert: Es wird nicht gesagt was ‚Ewigkeit’ ist sondern es wird
vom Gegenteil von ‚Ewigkeit’, nämlich der ‚Zeit’ auf ‚Ewigkeit’ geschlossen, diese
also von außen begrenzt.
25
b - Empirie
‚[...] wir aber fragen weiter gar nichts als: <Was meinst du eigentlich?> Jedem, wer
es auch sein mag, und wovon er auch sprechen mag, stellen wir die Frage: <Was ist
der Sinn deiner Rede?>’ (Moritz Schlick RORORO s. 71)
Was meinen wir nun, wenn wir vom Ewigen oder vom Unendlichen sprechen?
Der Begriff ‚Unendlich’ scheint klar und geläufig zu sein (wir kennen ihn auch aus
den Naturwissenschaften), aber Unendliches ist nicht empirisch erfahrbar, es bleibt
eine metaphysische Begriffs-Konstruktion, für die Boethius' Gedanken als ein
Beispiel gedient hat. Wenn wir den Begriff genauer untersuchen knickt er sozusagen
ein und es verwandelt sich das was er meint in ein Gefühl, eine Ahnung oder wie
Pascal es formuliert: ein Schaudern...
Die unendlichen Weiten des Universums lassen uns erschauern, nicht weil wir sie als
ewige Unendlichkeit wahrnehmen und begreifen könnten: Wenn wir uns in das
Betrachten des Sternenhimmels, der gewaltigen Gebirgsmassive oder einer Messe
von Palestrina vertiefen überkommt uns dieses Schaudern das ein langsames
Entgleiten in etwas das Robert Musil den ‚anderen Zustand’ oder Kitaro Nishida die
‚reine Erfahrung’ nennt begleitet. Ist nun nicht gerade dieser ‚andere Zustand’
dasjenige was wir meinen wenn wir vom ‚Unendlichen’ sprechen und um welche
innere Erfahrung handelt es sich dabei eigentlich?
b.1 - Musil
Robert
Musil
beschreibt
die
Vorgänge
beim
Betrachten
einer
Kuhherde
folgendermaßen: ‚Das Gewöhnliche ist, daß (sic!) uns eine Herde nichts bedeutet als
weidendes Rindfleisch. Oder sie ist ein malerischer Gegenstand mit Hintergrund.
Oder man nimmt überhaupt kaum Kenntnis von ihr. Rinderherden an Gebirgswegen
gehören zu den Gebirgswegen, und was man in ihrem Anblick erlebt, würde man erst
merken, wenn an ihrer Stelle eine elektrische Normaluhr oder ein Zinshaus
dastünde. Ansonsten überlegt man, ob man aufstehen oder sitzen bleiben soll; man
findet die Fliegen lästig, von denen die Herde umschwärmt wird; man sieht nach, ob
ein Stier unter ihr ist; man überlegt, wo der Weg weiterführt: das sind unzählige
kleine Absichten, Sorgen, Berechnungen und Erkenntnisse, und sie bilden gleichsam
das Papier, auf dem das Bild der Herde steht. Man weiß nichts von dem Papier, man
weiß nur von der Herde darauf –' ‚Und plötzlich zerreißt das Papier!’ fiel Agathe ein.
‚Ja. Das heißt: irgendeine gewohnheitsmäßige Verwebung in uns zerreißt. Nichts
Essbares grast dann mehr; nichts Malbares; nichts versperrt dir den Weg. Du kannst
26
nicht einmal mehr die Worte grasen oder weiden bilden, weil dazu eine Menge
zweckvoller, nützlicher Vorstellungen gehört, die du auf einmal verloren hast. Was
auf der Bildfläche bleibt, könnte man am ehesten ein Gewoge von Empfindungen
nennen, das sich hebt und senkt oder atmet und gleißt, als ob es ohne Umrisse das
ganze Gesichtsfeld ausfüllte. Natürlich sind darin auch noch unzählige einzelne
Wahrnehmungen enthalten, Farben, Hörner, Bewegungen, Gerüche und alles, was
zur Wirklichkeit gehört: aber das wird bereits nicht mehr anerkannt, wenn es auch
noch erkannt werden sollte. Ich möchte sagen: die Einzelheiten besitzen nicht mehr
ihren Egoismus, durch den sie unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen,
sondern sie sind geschwisterlich und im wörtlichen Sinn <innig> untereinander
verbunden. Und natürlich ist auch keine <Bildfläche> mehr da, sondern irgendwie
geht alles grenzenlos in dich über.’
*
Betont das Beispiel der Rinderherde das Räumliche so die folgende Geschichte von
einem Käfer das Zeitliche:
‚Lief da zum Beispiel ein Käfer an der Hand des Denkenden vorbei, so war das nicht
ein Näher kommen, Vorbeigehen und Entfernen, und es war nicht ein Käfer und
Mensch, sondern es war ein unbeschreiblich das Herz rührendes Geschehen, ja
nicht einmal ein Geschehen, sondern obgleich es geschah, ein Zustand.’ (MoE s.
125)
b.2 - Nishida
Der Japanische Philosoph Kitaro Nishida prägte den Begriff der ‚reinen Erfahrung’,
den zentralen Begriff seines Werkes ‚Über das Gute’. Dort heißt es: ‚In der
unmittelbaren Erfahrung des eigenen Bewußtseinszustandes (sic!) gibt es noch kein
Subjekt und noch kein Objekt. Die Erkenntnis und ihr Gegenstand sind völlig eins:
das ist die reinste Form der Erfahrung.’
‚Die Opposition von Subjekt und Objekt ist keine Tatsache der unmittelbaren
Erfahrung, sie entspringt den Forderungen unseres Denkens. In der unmittelbaren
Erfahrung gibt es nur die je eine unabhängige, selbstbestimmte Tatsache, aber kein
Subjekt das sieht, und kein Objekt das gesehen wird. Es ist gleichsam wie wenn
unser Herz, von einer schönen Musik betört, sich und die Welt vergißt (sic!) und zu
einem einzigen Klang wird. In diesem Augenblick ist die so genannte wahre Realität
präsent. – Der Gedanke: das ist eine Schwingung der Luft, oder: ich bin es, der das
gerade hört, hat uns bereits aus der wahren Realität herausgerissen, denn er kann
27
nur in einer Reflexion entstehen, die schon nicht mehr am wahren Geschehen der
Realität teilhat.’
c - Jenseits vom ‚ich’
Das westliche Alltagsweltbild geht von dem naiven Realismus aus, daß (sic!) feste
Objekte definiert durch die Begriffe mit denen sie bezeichnet werden, unserem
ebenso festen ‚ich’ gegenüberstehen.
Schon David Hume wandte sich gegen die Vorstellung einer Substanz (sowohl der
Sinnesobjekte als auch eines ‚ich’) indem er meinte, daß (sic!) das was wir Geist
nennen, nichts ist als ein Haufen oder eine Sammlung von Perzeptionen, die durch
gewisse Relationen untereinander verbunden sind; und fälschlich wird angenommen,
dem Geist komme vollkommene Einfachheit und Identität zu.’ (T207/275)
(Interessant ist, daß (sic!) diese Vorstellung ziemlich genau dem buddhistischen
Konzept der fünf Skandhas (Skandha = Haufen), also Aggregate die das ‚ich’
konstituieren, die aber eigentlich ‚leer’, das heißt ohne substanzielle Existenz sind
entspricht.)
*
Im ‚anderen Zustand’ oder der ‚reinen Erfahrung’ löst sich die durch Gewohnheit
befestigte ‚Illusion’ sowohl der festen Objekte als auch des substanziellen ‚ich’ auf,
und ermöglicht dadurch erst die Erfahrung dessen was wir ‚Unendliches’ nennen.
Erschütterung und ‚Katharsis’ durch manche tiefe Kunsterfahrungen rühren vielleicht
daher, daß (sic!) in dieser ‚reinen Erfahrung’ das Alltagsweltbild in seinen
Grundfesten erschüttert wird, indem das "Unendliche" unvermittelt einbricht.
d - Jenseits von Gefühlen
In den Satzungen der Kartäuser heißt es: ‚Da die Beschäftigung eines echten
Mönches viel mehr das Weinen als das Singen ist, wollen wir unsere Stimme so
gebrauchen, daß (sic!) sie in der Seele mehr jene innere Freude hervorbringt, welche
aus den Tränen kommt, als die seelischen Bewegungen, welche durch die Akkorde
einer harmonischen Musik hervorgerufen werden. Zu diesem Zweck werden wir mit
Gottes Hilfe alles ausmerzen, was diese innerlich leeren Gefühle hervorruft und was
nicht unbedingt notwendig ist.’
Hier wird sehr deutlich zwischen zweierlei Arten der inneren Bewegung
unterschieden: einerseits eine ‚innere Freude’ andererseits ‚innerlich leere Gefühle’.
Ganz ähnliches findet sich in der chinesischen Musiktradition:
Eine grundlegende Schrift über Musik aus dem Geist das Daoismus verfasst von Ji
28
Kang trägt den Titel: ‚In der Musik gibt es weder Traurigkeit noch Freude’. Zhuang Zi
beschreibt den Vorgang des Hörens von Musik folgendermaßen: ‚Man horcht nach
ihr und hört nicht ihren Laut; man schaut nach ihr und sieht nicht ihre Form.’ Auf der
einen Seite nehme ‚ich’ in der Sinnlichkeit die Musik wahr; auf der anderen Seite
‚steigen unaussprechliche Unendlichkeitsgefühle in mir auf, und ich verliere mich
selbst’, so daß (sic!) ‚ich’ eine übersinnliche Freude erfahre, wobei ‚sich die
unsichtbare Triebkraft nicht spannt und doch alle Sinne Fülle haben: das ist
himmlische Musik.’ (Zitate aus: Jiang S.138 Abwesenheit von Musik)
Auch hier gibt es die Abgrenzung zwischen Emotionalität und dem was ich mit dem
‚anderen Zustand’ identifizieren würde:
‚jene innere Freude’, ‚unaussprechliche Unendlichkeitsgefühle’, ‚übersinnliche
Freude’.
*
Was sind also jene auch von Musik ausgelösten ‚innerlich leeren Gefühle’ denen von
vielen eine ungeheure Tiefe zugemessen wird und worin unterscheiden sich diese
von dem Zustand der ‚reinen Erfahrung’?
‚Sie meinen, mit tiefen Gefühlen komme man tief ins Innere, nahe man sich dem
Herzen der Natur. Aber diese Gefühle sind nur insofern tief, als mit ihnen, kaum
merkbar, gewisse komplizierte Gedankengruppen regelmäßig erregt werden, welche
wir tief nennen; ein Gefühl ist tief, weil wir den begleitenden Gedanken für tief halten.
Aber der tiefe Gedanke kann dennoch der Wahrheit sehr ferne sein, wie zum
Beispiel jeder metaphysische; rechnet man vom tiefen Gefühle die beigemischten
Gedankenerlebnisse ab, so bleibt das s t a r k e Gefühl übrig, und dieses verbürgt
nichts für die Erkenntnis als sich selbst, ebenso wie der starke Glaube nur seine
Stärke, nicht die Wahrheit des geglaubten beweist.’ (Nietzsche, ‚Menschliches allzu
Menschliches’: (RORORO S. 41))
Der fundamentale Unterschied zwischen ‚innerer Freude’ und ‚innerlich leeren
Gefühlen’ besteht vielleicht gerade darin, daß (sic!) die starken Gefühlen die
vermischt sind mit metaphysischen Gedanken nur von einem ‚ich’ empfundenen
werden können und gerade dadurch dieses ‚ich’ konstituieren, wohingegen ‚jene
inneren Freude’ eben ein Zustand beheimatet jenseits von Gefühlen und Gedanken
ist.
*
Man könnte von zweierlei Musik sprechen: Auf der einen Seite steht Musik die wie
29
‚die wogende Rückenmarksmusik des sächsischen Zauberers’ (Musil MoE S.615),
gleich einem Narkotikum in einen rauschartigen Zustand trüber Vermischung von
tiefen Gedanken und tiefen Gefühlen führt und damit letztlich zu einer Bestätigung
des ‚Ichs’. Auf der anderen Seite gibt es Musik die gerade dadurch, daß (sic!) sie nur
sie selbst sein will, dadurch daß (sic!) sie nicht versucht ‚tiefe Gefühle’ auszudrücken
oder auszulösen zu einem Objekt der hörenden ‚Betrachtung’ werden kann das es
dem Hörer ermöglicht in einen Zustand der Klarheit jenseits von Denken und Fühlen
einzutreten.
nichts besonderes
Das bisher gesagte zusammenfassend lässt sich folgendes sagen: Es gibt zwei Pole
des menschlichen Geistes, einerseits die Rationalität und andererseits die
Emotionalität die sich gegenseitig durchdringen und das Bewusstsein eines ‚Ich’
konstituieren. Und dann gibt es noch das was Musil den ‚anderen Zustand’ oder
Nishida ‚reine Erfahrung’ nennt: Eine Art die Wirklichkeit zu erfahren die ein Ablegen
der das ‚ich’ konstituierenden Denkstrukturen bedingt, ein Zustand jenseits von
Vernunft und Gefühlen.
Dieser Zustand ist ein natürlicher Wahrnehmungsmodus des Menschen (man denke
nur an die Fähigkeit kleiner Kinder sich in ihr Spiel zu vertiefen), die Bezugnahme auf
östliche und westliche Traditionen erfolgte um das Elementare, das allgemein
Menschliche und Kulturunabhängige dieses Modus zu untermauern: er ist oft
verschüttet und für viele nur schwer erreichbar, aber eigentlich nichts besonderes.
2.
Praxis
Natürlich ist diese Erfahrung prinzipiell bei jedem Objekt der Betrachtung (z.B.:
Rinderherden, Käfern) möglich, weil sie von der Haltung, von der Offenheit des
Betrachtenden abhängig ist, in diesem Sinne gibt es auch keinen prinzipiellen
Unterschied
zwischen
Umweltgeräuschen
und
Musik,
trotzdem
gibt
es
Sinneseindrücke aus der Natur oder Kunstwerke die dieses Art der Erfahrung
erleichtert oder ermöglicht. In der Kunst wurden Werke geschaffen, deren Struktur
bewusst darauf abzielt.
Welche musikalischen Strukturen sind es und durch welche Methoden der
Komposition können sie geschaffen werden?
Nachdem Rationalität den hörenden Zugang eher versperrt sind es zwei einfache
Strategien die Verwendung finden: entweder die rationale Analyse wird unterfordert
30
indem alles zu einfach ist oder sie wird durch zu große Komplexität an der die nach
wieder erkennbaren Mustern suchende Rationalität scheitern muss überfordert.
Es gibt Musik die dadurch charakterisiert ist, daß (sic!) alles wieder erkennbar ist Repetition und Zeitdehnung gehören zu ihren zentralen Techniken - oder solche die
einen Zustand ziellosen Fließen anstrebt in dem nichts wieder erkennbar ist oder
Musik die beides zugleich versucht.
*
Welche Kompositionsmethoden (1) und welche Kompositionstechniken und welche
Zeitstrukturen (2) wurden in der Geschichte entwickelt und einzeln oder in
Kombination angewandt?
*
(1)
Anders als Pfitzner in "Palestrina" nahelegt ist das nächtliche Niederschreiben von
Engeln diktierter Musik eine eher entlegene Arbeitsmethode.
Als zentrale Arbeitsmethoden scheinen mir die scheinbar extremen Gegensätze von
Kontrapunkt und Zufallsoperationen.
Die Gegensätzlichkeit ist nur eine scheinbare denn eigentlich sind beides Methoden
um gleiche Ziele zu erreichen:
Aus vorgefundenem nicht erfundenem Material wird mit Hilfe abstrakter Methoden
und Regeln ohne oder mit nur minimalen subjektiven Entscheidungen des
Komponisten Musik geschaffen.
(2)
1
Repetition
Wie oben angesprochen kann Ewigkeit definiert werden als das Zusammenfallen von
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einen Punkt in ein permanentes ‚Jetzt’, in
dem es keinen Unterschied zwischen der Vergangenheit und der Zukunft gibt.
Fortwährende Repetition bedeutet nun eigentlich genau das: Das wiederholte
Ereignis ist identisch mit dem vorangehenden und dem folgenden.
2
Fließen
Es gibt Musik deren Struktur den Eindruck eines richtungslosen Fließens erweckt.
Beispiele dafür sind die nicht zielgerichtete modale Harmonik bei Palestrina oder die
nicht vorhersehbaren Wechsel der Patterns bei Morton Feldman.
31
3
Glissandi
Minimale kaum hörbar langsame Glissandi bewirken daß (sic!) ein paradoxer
Eindruck der Gleichzeitigkeit des Veränderung und des Gleichbleibens entsteht.
4
Parallelität
Im Gegensatz zu einer Dramaturgie die auf Kausalität bzw. Finalität beruht stehen
Werke deren Struktur auf mehreren parallel laufenden unabhängigen Schichten
basiert.
5
Zeitdehnung
Durch das lange Aushalten von Einzeltönen oder Klängen schafft der Komponist die
Möglichkeit in das Innere des Tones einzudringen. La Monte Youngs Teilton
Akkorde, oder modale Strukturen in der indischen Musik (Dhrupad) oder auch
Perotins Organa auf aus der Greogorianik stammenden beruhenden Borduntönen.
**********************
weiß.
Beobachtet man Kühe, kann man Bewegungen sehen die für uns völlig
nachvollziehbar sind: eine Bremse setzt sich auf den Bauch; als
Reaktion darauf schleudert die Kuh ihren Schwanz in Richtung Bremse.
Doch dann gibt es noch Bewegungen ganz anderer Art: Nachdem eine Kuh
die längste Zeit unbeweglich und unverändert auf einem Fleck gestanden
hat macht sie plötzlich einen Schritt nach vorne - ohne einen für uns
verständlichen oder nachvollziehbaren Grund. Für die Kuh muss diese
Bewegung genauso begründet und folgerichtig gewesen sein wie die erste
(Bremse-Schwanz) trotzdem können wir sie nicht verstehen.
Es gibt also eine Schicht von Logik die für uns nicht verständlich ist
(und wahrscheinlich auch nicht für die Kuh) und obwohl sie nicht
verstehbar ist auf geheimnisvolle Weise dafür sorgt, daß (sic!) die Folge von
Ereignissen von uns als schlüssig empfunden wird. Ein unerklärlicher
Schritt der Kuh bleibt zwar als einzelnes Ereignis mysteriös, zerstört
aber trotzdem nicht unser einheitliches Bild der Wirklichkeit, wie es
geschehen würde, wenn die Kuh zum Beispiel plötzlich anfangen würde
32
aus dem Gedächtnis das Herzsutra zu rezitieren.
Trotzdem erstaunt man immer wieder über eine äußerst mysteriöse und
höchst wunderliche Tatsache: Kühe nehmen fast ausschließlich grüne
Nahrung zu sich und trotzdem ist die Milch die sie geben weiß.“69
Abbildung 5: Klaus Lang70
Biographie
Klaus Lang wurde 1971 in Graz geboren und absolvierte seine Studien der
Komposition, Musiktheorie und Orgel an der Universität für Musik und darstellende
Kunst Graz.
Sein Schaffen umfasst das gesamte Spektrum von Solostücken über Kammermusik
sowie Orchesterwerken. Er komponierte Auftragswerke für zahlreiche internationale
Festivals, die von renommierten Ensembles und Interpreten bzw. Interpretinnen
(ur)aufgeführt wurden. Klaus Lang hat bei seiner Arbeit einen Schwerpunkt auf der
69
70
E-Mail Klaus Lang an die Verfasserin der Arbeit vom 13.04.2013
Ebda
33
Gattung der Oper gesetzt. Zu seinen Werken in diesem Bereich zählen Einfluss des
Menschen auf den Mond. (2011) am Staatstheater Braunschweig, stimme allein,
königin ok und BUCH ASCHE an der Oper Bonn, handschuh des immanuel am
Hörtheater für den Aachener Dom, kirschblüten. ohr. und zwei etagen. keine treppe.
am hebbeltheater berlin, die perser. Am Theater Aachen, die Uraufführung von
fichten. Bei Maerzmusik Berlin 2006, kommander kobayashi – am ende in den
Sophiensälen Berlin (2007), the moon in a moonless sky. (two.) an der Philharmonie
Luxemburg (2007) und architektur des regens.bei der Biennale in München (2008).
Durch sein Interesse an neuen Formen von Musiktheater verbindet Klaus Lang eine
langjährige Zusammenarbeit mit der Bühnenbildnerin und Raumkünstlerin Claudia
Doderer.71
Klaus Lang war Dozent für Komposition bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue
Musik und der Impuls Academy in Graz und erhielt 2006 eine Professur an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Außerdem hat er eine große
Anzahl an Beiträgen für Zeitschriften oder Lexika (unter anderem Positionen,
kunstmusik, Grove) verfasst und eine Arbeit zum Thema historische Stimmungen mit
dem Titel Auf Wohlklangswellen durch der Töne Meer veröffentlicht.72
Klaus Lang lebt als Komponist und Konzertorganist in Steirisch Laßnitz.73
Bezug zu Graz
„Ich denke, daß (sic!) die Musikuniversität in Graz weltweit eine der besten
Institutionen zum Studium von Komposition und allgemein der Beschäftigung mit
zeitgenössischer Musik ist.“74
Beschreibung eines ausgewählten Werkes
Siehe „Zum eigenen Schaffen“.
Werkliste (Auswahl)
architektur des regens.
Oper
Besetzung: zwei Sopran, Chor (drei Bässe), ein/-e TänzerIn, Flöte, Perkussion, drei
71
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
73
Vgl. Ebda
74
Ebda
72
34
Violen, zwei Violoncelli, Kontrabass
Entstehung: 2007
Dauer: 80 min
berge. träume.
Besetzung: Violoncello und Chor (zwei Soprane, zwei Alti, zwei Tenöre, zwei Bässe)
Entstehung: 2003
Dauer: ca. 16
Hamburger Version für Laienchor
BUCH ASCHE.
Oper
Besetzung: Sopran, Alt, Bass, Chor und Orchester
Entstehung: 2009
Dauer: 90 min
der rote spiegel.
Besetzung: Jugendorchester (zehn Blockflöten, zwei Trompeten, drei Posaunen, vier
Perkussionen, Orgel [Positiv], Violine [mindestens neun], Violoncello [mindestens 3],
Kontrabass [mindestens zwei]) und Chor (Sopran, Alt)
Entstehung: 2005
Dauer: 70 min
Der schlafende Landmann, der Baum des Lebens und die Schalen der Finsternis
Besetzung: Klavier solo
Entstehung: 1998
Dauer: 16 min
der weißbärtige mann. der frosch am mond.
Besetzung: zwei Akkordeons
Entstehung: 2008
Dauer: 10 min
Die drei Felder im Schnee und die scharlachrote Sonne
Besetzung: Flöte und Perkussion
Entstehung: 2000
Dauer: 9 min
die englischen hände.
35
Besetzung: Piccolo, Saxophon, Klarinette, Horn, Trompete, Posaune, Perkussion,
Klavier, Violine I, Violine II, Viola, Violoncello und Kontrabass
Entstehung: 2004
Dauer: 40 min
Die vierzig Trauben im Garten des scharlachroten Scheichs
Trauermusik für Violine und Cembalo
Besetzung: Violine und Cembalo
Entstehung: 1995/1996
Dauer: 16 min
fichten.
Besetzung: großes Orchester (Gruppe A: Flöte, Klarinette, Saxophon, Horn,
Wagnertuba in B, Posaune, Mezzosopran, Perkussion, drei Violinen I, drei Violinen
II, drei Violen, drei Violoncelli, zwei Kontrabässe; Gruppe B: Flöte, Klarinette, Fagott,
Horn, Wagnertuba in B, Posaune, Mezzosopran, Perkussion, drei Violinen I drei
Violinen II, drei Violen, drei Violoncelli, zwei Kontrabässe; Gruppe C: wie Gruppe A;
Gruppe D: wie Gruppe B)
Entstehung: 2003/2004
Dauer: 60 min
kirschblüten. ohr.
Musiktheater für vier Schlagzeuger
Besetzung: vier Schlagzeuger
Raum: Claudia Doderer
Entstehung: 2001
Dauer: ca. 30 min
königin ök
Oper
Entstehung: 1999/ 2000
Dauer: 74 min
rote asche.
Besetzung: Klarinette, Saxophon, Akkordeon und Violoncello oder zwei Klarinetten,
Akkordeon und Violoncello
Entstehung: 2009
Dauer: 16 min
36
the moon in a moonless sky. (two.)
Besetzung: vier Perkussionen
Entstehung: 2007
Dauer: 40 min
the ocean of yes and no.
Besetzung: Flöte, Klarinette, Oboe, Fagott, Trompete, Horn, Posaune, Tuba, Klavier,
zwei Perkussionen, zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass
Entstehung: 2008
Dauer: 20 min
zum fleisch.
Oratorium nach einer Legende um Bruno von Köln
Besetzung: drei Soprane, sechs Bässe, Flöte, Posaune, Perkussion, Violine, Viola,
Violoncello und Kontrabass
Entstehung: 2009
Dauer: 70 min75
75
Vgl. http://klang.mur.at/works.htm (aufgerufen am 04.02.2013)
37
Abbildung 6: Partiturseite aus die bärtige frau. sterne im gesicht.76
76
E-Mail Klaus Lang an die Verfasserin der Arbeit vom 13.04.2011
38
2.1.2
Komponisten am Institut für Komposition,
Musiktheorie, Musikgeschichte und Dirigieren mit
Habilitation im Fach Komposition
2.1.2.1 Richard Dünser
Zum eigenen Schaffen
„In meinem Schaffen spielt immer wieder Außermusikalisches eine wichtige Rolle:
Autobiografische Skizzen, literarische Bezüge, Bilder, Stimmungen... Sie dringen ins
Werk ein und erzeugen mit den ihm innewohnenden Strukturen ein Gewebe, ein
Geflecht von Beziehungen und wechselseitigen Beeinflussungen. Alles wächst
ineinander und bildet ein größeres übergeordnetes Ganzes, das dialektisch auch
sein Gegenteil in sich schließen kann, Brüche, Unverwandtheit, Zersplitterung. Beim
ersten Hören ganz frei wirkende verschiedene Gestalten unterliegen sehr oft einem
genauen
Formplan:
Entwicklungen,
Prozesse,
atmosphärische
Klanginseln,
Ausbrüche, Stille sind eingebaut in eine vielschichtige Architektur der Komposition.
Ferne Spiegelbilder, Trugbilder, Fata Morganen, Erinnertes, Verschwundenes,
Wiederaufgetauchtes erscheinen wie aus dunklen Träumen und bilden die
seelischen Landmarken und Klänge aus dem Innersten. Meine Musik will auf die
Hörer und Seher zugehen, Resonanz und soziale Relevanz erzielen, das Publikum
als Partner gewinnen , ohne sich ihm anzubiedern; Nachdenken, Trauer, aber auch
Begeisterung und Verstehen evozieren. Mein Ideal ist das eines Kunstwerkes, das
alle Parameter der Musik (und zuweilen des Theaters, der Literatur, der Bildenden
Künste) in einer Gesamtdramaturgie fokussiert und bündelt und auf einer höheren
Ebene summiert und in Wechselwirkung treten lässt. Zu diesem Behufe muss die
Kompositionstechnik eine komplexe und die Gesamtheit der Mittel auslotende sein,
allerdings gezähmt von einem Willen zur Einheit in der Vielfalt, mit dem Ziel, alle
Mittel einem dramaturgischen Ganzen unterzuordnen.“77
77
E-Mail Richard Dünser an die Verfasserin der Arbeit vom 28.01.2013
39
Abbildung 7: Richard Dünser78
Biographie
Richard
Dünser
wurde
1959
in
Bregenz
geboren.
Nach
Abschluss
des
Kompositionsstudiums bei Francis Burt an der Universität für Musik und darstellende
Kunst absolvierte er ein Post-Graduate-Studium bei Hans Werner Henze in Köln und
einen Sommeraufenthalt als Kompositionsstipendiat in Tanglewood (USA).79
Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, darunter der Würdigungspreis des
BMUK, der Förderungspreis der Theodor-Körner-Stiftung, das Staatsstipendium für
Komposition der Republik Österreich, den Förderungspreis der Stadt Wien, den
Ernst und Rosa von Dombrowski-Preis Graz, eine Ehrengabe der Vorarlberger
Landesregierung und den Ernst Krenek-Preis der Stadt Wien. Auftragswerke
komponierte er unter anderem für die Bregenzer Festspiele, die Styriarte, den
steirischen
herbst,
die
Gesellschaft
der
Musikfreunde
in
Wien
und
das
Österreichische Kunstministerium. Interpretiert wurden Richard Dünsers Werke von
bedeutenden Interpreten, zum Beispiel Doris und Karin Adam, Sylvain Cambreling,
Christoph Eberle, Vladimir Fedoseyev, Alexander Gebert, HK Gruber, Ernest Hoetzl,
Anna Magdalena Kokits, Gérard Korsten, Peter Keuschnig, Walter Kóbera, Alfons
Kontarsky, Donald Runnicles, Jukka-Pekka Saraste, Heinrich Schiff, Martin
Schelling, Benjamin Schmid, Alexander Swete und Franz Welser-Möst sowie
Ensembles und Orchester, darunter das Ensemble Kontrapunkte, Ensemble Modern,
78
79
E-Mail Richard Dünser an die Verfasserin der Arbeit vom 19.01.2013
Vgl. Ebda
40
Ensemble Plus, Klangforum Wien, die reihe, Artis Quartett Wien, das Kreuzberger
Streichquartett, die Wiener Symphoniker, der Wiener Concert-Verein, das NÖ
Tonkünstlerorchester, das Symphonieorchester des NDR Hannover und das
Symphonieorchester Vorarlberg. Seine Werke werden weltweit aufgeführt und liegen
umfassend dokumentiert auf CD vor (Caprice, mica, OEHMS CLASSICS, ORF,
SONY Classical, VMS).80
Zu den Höhepunkten seines Schaffens zählen seine Version des Opernfragments
Der Graf von Gleichen nach Franz Schubert (konzertant uraufgeführt bei der styriarte
1997 und zu Ostern 2003 in einer Neufassung erstaufgeführt im Festspielhaus
Bregenz), The Waste Land (uraufgeführt im Rahmen der Bregenzer Festspiele
2003), seine Oper Radek (Uraufführung bei den Bregenzer Festspielen 2006, weitere
Aufführungen in Wien im Jänner 2007 und in den Niederlanden im April 2007) sowie
das Doppelkonzert für Violine, Klavier und Orchester (uraufgeführt im Sommer 2009
in einem Portraitkonzert auf der Werkstattbühne des Festspielhauses Bregenz,
weitere Aufführungen im Musikverein Wien, in Klagenfurt und in Maribor). Weiters
umfasst
Richard
Kammerensemble,
Dünsers
Werkliste
Liederzyklen
sowie
Werke
für
Kammerorchester
Kammermusik
für
und
verschiedenste
Besetzungen.81
2010 ist im Verlag Böhlau die Monographie Richard Dünser – Erinnerung /
Monument / Nachtgesang erschienen.82
Richard Dünser ist seit 1991 als ordentlicher Professor für Musiktheorie an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz tätig und leitet seit 2004 auch eine
Kompositionsklasse ebendort. Der Komponist lebt in der Südsteiermark und in
Wien.83
Bezug zu Graz
„Im Alter von 18 Jahren bin ich zum Musikstudium nach Wien gegangen und habe
dort dann acht Jahre gelebt. Über die Stationen Köln, Innsbruck und Feldkirch bin ich
dann nach Graz gekommen und ich kann sagen, dass dies ein ganz großes Glück in
meinem Leben war: ich habe dort bald eine Professur an der Musikuniversität
80
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
82
Vgl. Ebda
83
Vgl. Ebda
81
41
bekommen, eine Lehrtätigkeit, die ich bis heute mit allergrößter Freude wahrnehme,
und die mir auch Raum gibt, meinen Beruf als Komponist auszuüben.
Außerdem habe ich in Graz meine Frau Hanna kennen gelernt und lebe unweit
dieser schönen und atmosphärischen Stadt in der Landschaft meiner Wahl, der
Südsteiermark. Seit einigen Jahren habe ich daneben auch wieder einen Wohnsitz in
Wien, in der Stadt, in der meine künstlerischen Wurzeln zu finden sind, und wo ich
auch mit meinem Schaffen an wichtigen Orten immer wieder präsent bin, neben
einer starken Achse nach Vorarlberg, auch zu den Bregenzer Festspielen, wo einige
Höhepunkte meines Schaffens präsentiert wurden.
Nicht zu vergessen ist eine starke Bindung zum Kärntner Musikverein, der mich zum
Ehrenmitglied ernannt hat und mir auch künstlerische Heimstatt gewährt. Meine
Bezugspunkte in Graz waren bis jetzt u. a. besonders das Festival styriarte und das
Ensemble Zeitfluss.“84
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Oper RADEK
„Mit meiner Oper RADEK nach dem Text von Thomas Höft habe ich versucht, einen
musikdramatischen Ansatz zu verwirklichen, der mir seit Jahren vorschwebt: Ein
Sujet, das heute unter den Nägeln brennt, eine Musik, die ihre Herkunft vom Anfang
des 21. Jahrhunderts nicht verleugnet und weder geschichtslos ist noch beliebig, in
der Anwendung ihrer Mittel trotzdem so offen wie möglich, außerdem ihren eigenen
Gesetzen gehorcht, als auch sich in den Dienst der dramatischen Situationen und
Entwicklungen auf der Bühne stellt, diese vorantreibt, kommentiert, abbremst,
umwirft, Reminiszenzen bringt und Schatten voraus wirft. Eine Musik, die auf den
Hörer und Seher zugehen, Resonanz und soziale Relevanz erzielen, das (Theater-)
Publikum als Partner gewinnen will, ohne sich ihm anzubiedern; Nachdenken,
Trauer, aber auch Begeisterung und Verstehen evozieren will. Ein Kunstwerk, das
alle Parameter der Musik und des Theaters in einer Gesamtdramaturgie fokussiert
und bündelt und auf einer höheren Ebene summiert und in Wechselwirkung treten
lässt.
RADEK stellt meine Abrechnung mit den grauenhaften Verbrechen und radikal
gescheiterten Utopien des 20. Jahrhunderts dar, die sich bis heute auswirken und
ohne die unsere Gegenwart kaum zu verstehen ist. Der Mensch Karl Radek geriet in
84
E-Mail Richard Dünser an die Verfasserin der Arbeit vom 29.01.2013
42
den Mahlstrom seiner Zeit: die jüdische Herkunft aus der k.u.k. Monarchie, seine
Mitwirkung an der russischen Revolution, seine Verstricktheit im Grauen des
Totalitarismus stalinistischer Prägung, die soweit führte, dass der anfänglich
utopistische Weltverbesserer und brillante Demagoge die Hitlerbewegung mit Hilfe
Stalins unterstützte und letztlich selbst Opfer der Maschinerie wurde, an deren
Aufbau er mitgewirkt hatte, zuletzt die Verurteilung zu Gefängnis und Deportation
nach Sibirien, nachdem er seine letzten Freunde verraten hat: dies alles sind die
Wegmarken eines Schicksals, dem der nicht entrinnen konnte. Textautor und
Komponist lassen ihn sich erinnern an die Jugend in Galizien; die Schatten des
Judenhasses nochmals erleben; politisch agitieren; mit Rosa Luxemburg streiten;
und immer wieder seine Begeisterung für die Revolution zeigen (die am Schluss nur
noch die traurige Erinnerung an etwas ist, das hätte sein können, eine Idee, die
vollkommen pervertiert worden ist); schildern die Ursprünge seines korrumpierten
Funktionärsdenkens in der Szene vom plombierten Zug; trauern mit ihm um die
gescheiterte Liebe zu seiner Frau Rose, lassen ihn mit Trotzki und den Stimmen
seiner Imagination (alle Szenen spielen im Straflager, vielleicht sind sie alle
eingebildete Phantasmagorien...) die Internationale singen, die Ermordeten Rosa
Luxemburg und Karl Liebknecht als Untote wieder auferstehen, seine Geliebte
Larissa neuerlich verlieren an die Begeisterung für die Revolution, die er ihr ins Herz
gepflanzt hat; mit Stalin über die Unterstützung der Nazis diskutieren; mit Hitler und
Stalin ein jiddisches Lied singen: Lomir ale lusstik sajn, das vom surrealen
Nachtmahr umkippen wird ins absolute Grauen (Zitate, Bruchstellen, Gegenmusiken
aus
dem
Moorsoldatenlied
der
KZ-Häftlinge
von
Börgermoor,
Schönbergs
Überlebendem aus Warschau und aus dem Lacrimosa des Mozart – Requiems); er
wird einen Engel, der ihm ein spirituelles Angebot macht, zum Teufel jagen; von der
Ermordung Trotzkis in einer Art kollektiven Vorbewusstseins alptraumhaft – nicht
eingreifen könnend - Zeuge sein (obwohl sie zu seinen Lebzeiten noch gar nicht
stattgefunden hat); und schließlich aufs Neue seinen Prozess durchleben, an dessen
Ende er sich selbst anklagt und nach der einzigen Musik, die als größere Einheit in
der Oper wiederkehrt (vom Anfang, also den Kreis schließend), in der er über das
Brennen der Kälte im Straflager singt (die aber im Gegensatz zum Anfang dreimal
unterbrochen wird von kurzen fragmentierten musikalischen Zitaten aus den drei sein
Leben bestimmenden Einflusssphären: dem jiddischen Lied aus seiner Jugend, der
Internationale und dem Horst-Wessel-Lied) das Resumée ziehen: Und es war doch
43
nicht ....umsonst. Eine Feststellung also, die, durch die einkomponierte Pause, in
ihrer Bedeutung unklar ist, ihr Gegenteil bedeuten kann, offen bleibt. Das
Orchesternachspiel am Schluss der Oper deutet sein gewaltsames Ende, seine
Ermordung auf Stalins Geheiß, an.
Immer wieder habe ich komponierend die Rolle des Regisseurs eingenommen: die
Musik zeigt, wie die handelnden Personen denken und fühlen (auch wenn sie ewas
anderes sagen oder zum Schein auf andere Art agieren als sie in Wahrheit fühlen),
sie interpretiert und kommentiert.
Das gesamte Stück beruht auf einheitlichem musikalischem Grundmaterial, das sich
von der Großform bis in die kleinsten Verästelungen durchzieht, auch Übergänge
und Transformationen zulassend. Insbesondere dient auch die Harmonik zur
Charakterisierung: den dramatis personae wird eine je eigene harmonische Welt
zugewiesen, die, entsprechend der Handlung, mit der Welt der anderen Personen
interagieren kann. Harmonischer Ausgangspunkt und Keimzelle für die Oper ist der
RADEK-AKKORD: B-D-E-As-Des-Es, ein sechsstimmiges Gebilde, das immer
wieder an Schlüsselstellen auftaucht. Die musikalische Sprache umschließt
harmonische Flächen und Felder, Cluster (Darstellung des totalitären Grauens),
zentraltonal gerichtete Flächen, freie aus dem Grundmaterial abgeleitete Harmonik
und Akkordik, serielle und isorhythmische Prozesse, bis zu reinen Dreiklängen und
tonalen Schichten aus den Zitaten und vor allem die Möglichkeit des sofortigen
Übergangs und Umkippens zwischen all diesen Techniken, und wenn es die
dramatische Situation erfordert, auch den Einsatz aller erdenklichen Entwicklungen,
Schnittstellen und Metamorphosen. Eine besondere Rolle in diesem Werk spielen
Zitate: wie heterogene Schichten lagern sie sich in der Welt der Figuren ein:
Erinnertes, Wiederaufgetauchtes, Fremdes. Überlagert werden jiddische Lieder, die
Wacht am Rhein, die Internationale, das Horst-Wessel-Lied, die Latino-Barmusik der
Trotzki-Mord-Szene von den Schichten der Mutter, von Radek, von Stalin, von den
Stimmen, von den Carioca-Girls. Die oft nur Sekunden dauernden Fetzen aus dem
Moorsoldatenlied oder Schönbergs Überlebendem oder dem Mozart-Requiem nach
der grotesken Hitler – Stalin – Radek – Szene wirken wie ein Mikro-Kontrapunkt der
Düsternis. Zur Gesamtdarstellung dieser komplexen psychologischen Welten und
Vorgänge mit ihren Phantasmagorien und Handlungsknoten zwischen politischer
Agitation, lyrischen Momenten, sprachlosem Grauen, ins Extrem getriebenen
dramatischen Entwicklungen, surrealen Alpträumen und menschlichen Katastrophen
44
musste auch die Kompositionstechnik eine komplexe und die Gesamtheit der Mittel
auslotende sein, allerdings gezähmt von einem Willen zur Einheit in der Vielfalt, mit
dem Ziel, alle Mittel einem dramaturgischen Ganzen unterzuordnen.“85
Werkliste (Auswahl)
...breeding lilacs out of the dead land...
Besetzung: Oboe (auch Englischhorn), Klarinette (auch Bassklarinette), Altsaxophon
(auch Baritonsaxophon), Horn, Klavier, Harfe, Schlagzeug (2 Spieler), Viola,
Violoncello
Entstehung: 1997-1998
UA: 08.04.2000, Wien, Konzerthaus
Dauer: ca. 17 min
Verlag: Edition Gravis
Aufnahme: CD: Richard Dünser: Solo & Chamber, ORF, Edition Zeitton
Aubes I
Dialoge für Saxophonquartett und Streichorchester
Besetzung: Saxophonquartett, Streicher
Entstehung: 1994/1995
UA: 06.12.1995, Graz
Dauer: ca. 15. min
Verlag: Edition Gravis
Aubes II
Dialoge für Kammerorchester
Besetzung: Oboe, zwei Klarinetten, Fagott, Streicher
Entstehung: 1995
UA: 26.07.1996, Bregenz, Bregenzer Festspiele
Dauer: ca. 15 min.
Verlag: Edition Gravis
Aufnahme: Livemitschnitt ORF
Der Graf von Gleichen
Oper in zwei Akten nach den Skizzen von Franz Schubert, D 918
Libretto: Eduard von Bauernfeld
85
http://www.richard-duenser.at/Folder/Folder%20Radek.pdf (aufgerufen am 29.01.2013)
45
Besetzung: Solisten: Graf (Bariton), 4 Soprane, 3 Tenöre, 2 Baritone; gemischter
Chor; Orchester:
2/2/2/2 – 4/2/3/0 – 1/3/1/0/Cel (auch Orgelpositiv) – Streicher
Entstehung: 1993-1996
UA: 12.07.1997, Graz, Stefaniensaal, styriarte
Dauer: ca. 137 min
Verlag: Edition Gravis
Livemitschnitt der UA: ORF
Der Wanderer
Hymne für Orchester
Besetzung: 2 (2. auch Picc)/2 (2. auch Eh)/2/2(2. auch Kfg) – 4/3/4/0 – 1/3/1/0/Cel –
Streicher
Entstehung: 1986-1987
UA: 1988, Wien, Konzerthaus
Dauer: ca. 15 min
Verlag: Edition Gravis
Aufnahme: Portrait-CD: Richard Dünser, Herausgegeben von MICA (Koproduktion
mit ORF), 1995
Nacht-Triptychon
Besetzung: Klavier solo, 1 (Picc)/1/1/1 – 2/0/0/0 – 1/2/1/0/Cel – 1/1/1/1/1 (oder
chorisch)
Entstehung: 1989/1990
UA: 1990, Wien, Konzerthaus
Dauer: ca. 15 min
Verlag: Edition Gravis
Aufnahme: CD: Richard Dünser: Orchesterwerke, Koch/Schwann (Koproduktion mit
ORF), vergriffen
OPHELIAMUSIK II
Besetzung: 1 /1/1/Bassetthrn/Asax/1 – 2/0/0/0 – Hfe / 2 Perc. – 1/1/1/1/1
Entstehung 2007/8
UA: 14. 7. 2008, Mürzzuschlag, kunsthaus muerz
Dauer: ca. 15 min
Verlag: C.F. Peters
46
Radek
Kammeroper in einem Prolog, 12 Szenen und einem Epilog
Libretto: Thomas Höft
Besetzung: Solisten: Radek (Bariton), sowie Sopran, Mezzosopran, Countertenor,
Tenor, Bassbariton; Orchester:
1/1/1/1/ASax – 2/1/1/0 – 3/1/1/1 (auch Cel) –
0/0/4/4/1
Entstehung: 2003-2006
UA: 12.08.2006, Bregenz, Festspielhaus, Werkstattbühne, Bregenzer Festspiele
Dauer: ca. 75 min
Verlag: C.F. Peters
Aufnahme: CD, VMS (Koproduktion mit ORF & Bregenzer Festspiele)
Radek-Sinfonie
Besetzung: Picc, 2/2, Eh/kl. Kl. in Es, Kl. in B, Bassetthorn/3/Asax – 4/3/3/0 – 1/3/1/1
(auch Cel) – Streicher
Entstehung: 2006-2007
Dauer: ca. 38 min
Verlag: C.F. Peters
The Waste Land
Besetzung: Orchester: 2/2 (2. auch Eh)/2 (2. auch Bkl)/2 (2. auch Kfg) – 4/2/2/1 –
1/3/1/1 – Streicher
Enstehung: 2002-2003
UA: 26.07.1996, Bregenz, Bregenzer Festspielhaus
Dauer: ca. 15 min
Verlag: Edition Gravis
Aufnahme: Livemitschnitt ORF
Violinkonzert
Besetzung: Violine solo, 3/3/4/3 – 4/3/3/1 – 1/3/1/1 – Streicher
Entstehung: 1992/1993
UA: 09.08.1993, Bregenz, Bregenzer Festspiele
Dauer: ca. 25 min
Verlag: Edition Gravis
47
Aufnahme: Portrait-CD: Richard Dünser, Herausgegeben von MICA (Koproduktion
mit ORF), 199586
Diskographie
Franz Schubert / Richard Dünser: Der Graf von Gleichen
Konzertfassung
Johannes Brahms / Richard Dünser: Da unten im Tale
Richard Dünser: Threnodie,
....fresques de rêve.... ; Claude Debussy / Richard Dünser: Quatre Préludes
Richard Dünser – Portrait-CD
Wiener Symphoniker & RSO Wien (mit Violinkonzert, "Der Wanderer", Fantasie in fmoll)
ORF / Österreichische Musik der Gegenwart 830 002-2
Richard Dünser: Doppelkonzert für Violine, Klavier und Orchester; Opheliamusik II;
Nacht-Tryptichon für Klavier und Kammerensemble; "Ich var uf der toren vart"
Richard Dünser: Elegie. An Diotima - 1. Streichquartett; Quatre Tombeaux;
Erinnerung-Monument-Nachtgesang; breeding lilacs our of the dead land...
Richard Dünser: Radek
Georg Nigl; Wiener Concert Verein; Walter Kobera
Richard Dünser: 2. Streichquartett
auf: Artis Quartett Wien
Richard Dünser: Ode an den Regen
auf: Duos for Violin & Cello
Eufonia Duo Wien
Schubert/Dünser: Rezitativ und Cavatine aus Der Graf von Gleichen (D. 918)
auf: Romantische Arien
Christian Gerhaher; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ; Daniel
Harding, Dirigent87
86
87
Vgl. E-Mail Richard Dünser an die Verfasserin der Arbeit vom 19.01.2013
Vgl. http://www.richard-duenser.at/Diskografie.html (aufgerufen am 04.02.2013)
48
Abbildung 8: Partiturseite aus der Radek-Sinfonie88
88
E-Mail Richard Dünser an die Verfasserin der Arbeit vom 03.02.2013
49
2.1.2.2 Clemens Gadenstätter
Zum eigenen Schaffen
„Was mich an Musik interessiert, ist nicht Musik herzustellen. Musik ‚herstellen’
interessiert mich eigentlich überhaupt nicht, das heißt, jeder kann irgendeine
klangliche Realität herstellen. Komponieren heißt für mich das Aufsuchen von einer
mir unbekannten Schicht und das Ermöglichen von spezifischen Erfahrungen auf der
Basis des mir Bekannten, oft allzu Bekannten. Ich beziehe mich sehr stark auf
Objekte und Klangmomente, die ich sehr gut kenne, weil ich mir denke, dass Kunst
etwas mit meiner Wahrnehmung veranstalten soll oder auf sie ja trifft, und in diesem
Aufeinandertreffen von einer gehörten Musik und meiner Wahrnehmung muss etwas
Entscheidendes mit mir passieren, da muss es einen neuartigen Bezug geben.
Dieser Bezug zwischen dem, was ich kenne und dem, was ich höre, muss einer sein,
der das, was ich höre mit erstem in allem, was es mir mitbringt an Erinnerungen, an
Taktilität, Affektivität, auf der einen Seite bekannt, auf der anderen aber völlig fremd
ist. Ohne diesen Aspekt, dass eine grundlegende Transformation der Qualitäten und
der Bedeutungen des mir zuvor Bekannten stattfindet, dass ich dann auch einer
Fremdheit gegenüberstehe, ist für mich als Musik, die ich machen will – d.h. nicht,
dass mir etwas von anderen nicht gefiele – nicht interessant.89
Die meisten Klänge unseres akustischen Umfeldes dienen der Kommunikation oder
dafür, um uns auf etwas hinzuweisen. Die Voraussetzungen für das Komponieren
Clemens Gadenstätters sind Geräusche, die uns im Alltag oft der Orientierung
dienen, aber nicht vorrangig zur Kategorie der Musik zählen, wie zum Beispiel das
Klingeln des Weckers (der Hinweis, aufzustehen) oder das Heulen von Sirenen
(Signal der Gefahr). Er zitiert diese funktionalen Klänge in seinen Kompositionen90 –
„Trillerpfeifen
werden
zu
rhythmisch
eingesetzten
Instrumenten,
akustische
Instrumente wiederum ahmen mittels Glissandi Sirenen nach oder erinnern in ihren
Quint- oder Quartfolgen an die Signale von Einsatzfahrzeugen.“91 Gadenstätter fügt
klangliche Muster wie beispielsweise eine Tonfolge, die an einen Klingelton erinnert,
in seine Kompositionen ein, variiert sie, setzt sie in einen neuen Kontext und lässt
89
http://www.musicaustria.at/magazin/gadenstaetter-clemens/mica-interview-mit-clemens-gadenstaetter
(aufgerufen am 08.01.2013)
90
Vgl. http://www.musicaustria.at/magazin/gadenstaetter-clemens/portraet-clemens-gadenstaetter (aufgerufen
am 14.01.2013)
91
Ebda
50
aus diesen Alltagssignalen Musik entstehen. Er will die Wahrnehmung seiner Hörer
und Hörerinnen sensibilisieren und verändern. Durch Konfrontation des Gewohnten
in einem neuem Kontext ändert sich auch der Blick auf die sonst so92
„selbstverständlich hingenommenen Gegebenheiten“.93
„Ich beobachte, wie mein Hören geprägt ist, wie rund um mich Akustisches
eingesetzt wird, welche Äußerungsformen die Gesellschaft findet, um ihre
Notwendigkeiten, Repressionsmechanismen, Befreiungsversuche etc. in Hörbarem
auszudrücken.“94
Laut Gadenstätter gleicht unsere Wahrnehmung unterschiedliche Niveaus auf
existenzieller Ebene ab und setzt diese miteinander in Beziehung.95
„Das ist genau das was Musik macht und was ich aber auch von meiner verlange.
Dass sie auf gleichzeitig vielen Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsniveaus eines
Klanggeschehens sich konzentriert, vielleicht auch, dass ein vielleicht auch nur ganz
kleiner, ‚unbedeutender’ Klang aus unterschiedlichsten Hörperspektiven komponiert,
verarbeitet wird.“96
Bei Clemens Gadenstätter gibt es im Unterschied zu anderen Komponisten keine
Musik des (örtlichen) Nacheinander, sondern er schreibt im ganz alten Sinn
polyphone Musik,97
„das heißt, das macht dann auch die manchmal erhöhte Dichte aus, dass man sehr
schnell mit dem Ohr sein muss bei meinen Stücken, nicht immer, aber teilweise, weil
ich eben genau das anvisiere.“98
Eigentlich bearbeitet er ein sehr kleines Material nur durch die Verschiedenartigkeit
der
Betrachtungsweise,
aber
arbeitet
kompositorisch
mit
unterschiedlichen
Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsniveaus am Klangmaterial. Klang erwacht für
Gadenstätter erst zum Leben, wenn er ihn bearbeiten kann,99
„etwa wie ein Bildhauer, wie Giacometti, der mit seinen Fingern den Ton
92
Vgl. Ebda
Ebda (aufgerufen am 08.01.2013)
94
Ebda (aufgerufen am 03.01.2013)
95
Vgl. http://www.musicaustria.at/magazin/gadenstaetter-clemens/mica-interview-mit-clemens-gadenstaetter
(aufgerufen am 08.01.2013)
96
Ebda
97
Vgl. Ebda
98
Ebda
99
Vgl. Ebda
93
51
hinaufdröselt zu einer Skulptur, wenn ich einem klingenden Objekt eine
Veränderung, eine Transformation, einen anderen Kontext einzuschreiben beginne,
dann beginnt er für mich zu leben.“100
Gadenstätter
hält
das
heutige
Instrumentarium
einerseits
für
ausreichend,
andererseits als unzulänglich für Musik – so wie das das immer für jede Musik
gewesen ist. Musik muss auf den Hörstand der Zuhörenden Bezug nehmen. Er
meint, dass die Menschen von Geräuschklängen überfüttert sind, wir verbinden mit
manchen Situationen automatisch Geräusche, obwohl sie gar nicht da sind – auf
diesen Hörstand muss er sich beziehen. Das instrumentale Komponieren liegt ihm
näher als das elektronische.101
Abbildung 9: Clemens Gadenstätter102
Biographie
Clemens Gadenstätter wurde am 26. Juli 1966 in Zell am See geboren. Im Alter von
fünf Jahren erhielt er privaten Unterricht in Blockflöte, Querflöte, Klavier und
Ensemblespiel. Anschließend nahm er Flötenunterricht bei Urs Wollenmann in Basel
100
Ebda
Vgl. http://www.musicaustria.at/magazin/gadenstaetter-clemens/mica-interview-mit-clemens-gadenstaetter
(aufgerufen am 12.01.2013)
102
E-Mail Clemens Gadenstätter an die Verfasserin der Arbeit vom 04.02.2013
101
52
und Salzburg und besuchte Theoriekurse (Tonsatz, Kontrapunkt, Gehörbildung,
Analyse) am Carl Orff Institut in Salzburg. Im Jahr 1984 begann Clemens
Gadenstätter sein Kompositionsstudium bei Erich Urbanner an der Universität für
Musik und darstellende Kunst Wien, sowie das Studium Konzertfach Flöte bei
Wolfgang Schulz ebendort. Beide Studien schloss er mit Auszeichnung (1991
Komposition,
1992
Flöte)
ab.
Danach
absolvierte
er
Post-Graduate-
Kompositionsstudien bei Helmut Lachenmann an der Staatlichen Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (bis 1995).103
Während seines Studiums war Clemens Gadenstätter in mehreren Ensembles und
Orchestern tätig, wie zum Beispiel dem Klangforum Wien (1989-1994). Zusammen
mit Florian E. Müller gründete er 1990 das „ensemble neue musik – wien“, das eine
breite Auswahl neuer (auch multimedialer) Werke zur Aufführung bringt.104
Gadenstätters Werke wurden unter anderem vom Südwestrundfunk Baden
(Donaueschinger Musiktage 2001, 2005, 2012), der Musikbiennale Berlin, dem
Konzerthaus Berlin, der Salzburger Festspiele, des Festivals Musik der Jahrhunderte
(Stuttgart), von Wien Modern, dem ORF, der Musikbiennale Salzburg, dem
steirischen herbst, der Neuen Vocalsolisten Stuttgart, dem Ensemble Asamisimasa,
dem Ensemble Instant donné, dem Ensemble Nikel, dem Klangforum Wien, dem
Ensemble Recherche oder dem Ensemble Modern in Auftrag gegeben.
Außerdem arbeitete er mit Solisten und Solistinnen wie Marcus Weiss, Salome
Kammer, Eva Furrer, den Neuen Vocalsolisten Stuttgart, Yukiko Sugawara, Jürgen
Ruck, Yaron Deutsch, Krassimir Sterev, Forian Müller, Ernst Kovacic, Anna Maria
Pammer und vielen anderen zusammen.105
Dirigenten seiner Werke waren unter anderem Peter Eötvös, Peter Rundel, Arturo
Tamyo, Beat Furrer, Psacal Rophé, Johannes Kalitzke, Siena Edwars, Dennis
Russell Davies und Patrick Davin.106
Clemens Gadenstätter arbeitete mit zahlreichen Orchestern, wie zum Beispiel dem
RSO Wien, dem SWR Orchester Freiburg und Baden Baden, dem Hilversum
Kamerorkest, dem RSB Berlin, der Philharmonie de Luxembourg und Ensembles,
103
Vgl. http://oekb.musicaustria.at/node/54166 (aufgerufen am 03.01.2013)
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Biographie,_D.html (aufgerufen am
03.01.2013)
105
Vgl. Ebda
106
Vgl. Ebda
104
53
darunter das Ensemble Modern, Klangforum Wien, Jack Quartet, Asamisimasa
(Oslo), L’Instant donné (Paris), Ensemble Nikel, Ensemble Recherche, Trio
Recherche, Trio Accanto Freiburg, Kammerensemble Neue Musik Berlin, Ensemble
Ascolta Stuttgart, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Ensemble Mosaik oder Ensemble für
Neue Musik Zürich, zusammen.107
Er erhielt diverse Preise und Stipendien, unter anderem ein Arbeitsstipendium der
Stadt Wien (1987, 1994), den Preis Forum junger Komponisten (1992), ein
Staatsstipendium der Republik Österreich für Komposition (1993, 1999), ein
Jahresstipendium des Landes Salzburg für Komposition (1995), den Förderungspreis
der Stadt Wien (1997) und den Würdigungspreis der Stadt Wien.108
Kompositionen Gadenstätters wurden bei internationalen Festivals aufgeführt, unter
anderem bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik, den Donaueschinger
Musiktagen (2001, 2005, 2012), Ultraschall Berlin, Moving Sounds Festival New
York, dem Festival Ultima Oslo, Nuovi Spazi Musicali, Forum junger Komponisten
(Köln, Dresden, Leipzig), ISCM World Music Days (Stockholm), Musica Nova (Sofia),
Seachange Aberdeen (Potraitkonzert 2001), der Musikbiennale Berlin oder dem
Wires Performance Center for New and Experimental Music Los Angeles. Auch bei
zahlreichen österreichischen Festivals war Clemens Gadenstätter mit seinen Werken
vertreten, darunter das Festival Wien Modern, die Salzburger Festspiele (2001,
2003), das musikprotokoll im steirischen herbst, die Hörgänge (Portraitkonzerte 2001
und 2003), Österreich Heute und die Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik.109
Clemens Gadenstätter war von 1995 bis 2000 Herausgeber der Musikzeitschrift „ton“
der ISCM Sektion Österreich. Seit 2007 ist er Mitherausgeber der Buchreihe
„musiktheorien der gegenwart“ und veröffentlicht laufend Essays in verschiedenen
Musikzeitschriften. Gadenstätter arbeitet mit vielen Künstlern und Künstlerinnen
zusammen, unter anderem mit Joseph Santarromana (Videoinstallation) oder der
Schriftstellerin Lisa Spalt (ballade 1; Wir müssen einzelne irgendwann bitten, alle
jetzt aufzupassen [Hörstück ORF 2001]; powered by emphasis für Soli, Chöre und
Orchester, Madrigale für sechs Stimmen; ES – Minimaloper für Stimme, Bild und
Ensemble etc.), mit der er im Jahr 2000 auch das Buch tag day. ein schreibspiel
publiziert und das sechs Abende umfassende Festival „salon 13“ kuratiert hat.
107
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
109
Vgl. Ebda
108
54
Gadenstätter wirkt immer wieder in der Organisation zahlreicher Konzertreihen und
Neue-Musik-Veranstaltungen mit.110
Seit 2003/2004 ist Clemens Gadenstätter Professor für Musiktheorie und Analyse
und Privatdozent für Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst
Graz. Im Sommersemester 2013 hat er eine Gastprofessur an der Hochschule für
Musik Carl Maria von Weber Dresden. Außerdem wird er im Jahr 2013 Dozent bei
„impuls. 8th International Ensemble and Composers Academy for Contemporary
Music und beim Ung Nordisk Musik/Young Nordic Music Festival in Oslo sein.111
Bezug zu Graz
„Mein Verhältnis zu Graz: professionell, freundschaftlich, angenehm distanziert (wie
zu allen anderen Städten auch).“112
Beschreibung eines ausgewählten Werkes - FLUCHTEN / AGORASONIE 1
für Solisten, Orchester und Raum
„Das Stück heißt ‚Fluchten’, die Agorasonie wird sich in den nächsten Jahren
vielleicht zu einer Werkreihe auswachsen. Mich interessiert die Ausbreitung von
Klang im Raum und dessen qualitative Bestimmung. Agora ist der weite Raum... [...]
Und die Musik nimmt sich ein bisschen vor, eine Raummusik zu sein, nicht wie man
sie etwa bei Nono usw. kennt, sondern etwas anderes: Die Grundbeobachtung war
die, dass jeder Raum einen Klang - sagen wir einen gleichen Klang, oder Schritte
oder Töne - verändert. Dass eben Klang immer nur ein bestimmter ist in einem
bestimmten Raum...“113
Als Komponist kann Gadenstätter Klangereignisse oder virtuelle Räume bauen, die
Klangereignisse innerlich qualitativ strukturieren oder auch verändern. Agorasonie
bedeutet für ihn, dass Klänge in verschiedene Räume hineingeschickt werden und
sie dadurch oft eine andere Qualität bekommen.114 Sie „erhalten eine andere
Affektivität,
werden
brutaler
vielleicht,
oder
völlig
abgehoben“.115
Clemens
110
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
112
E-Mail Clemens Gadenstätter an die Verfasserin der Arbeit vom 02.04.2011
113
http://www.musicaustria.at/magazin/gadenstaetter-clemens/mica-interview-mit-clemens-gadenstaetter
(aufgerufen am 03.01.2013)
114
Vgl. Ebda (aufgerufen am 14.01.2013)
115
Ebda
111
55
Gadenstätters Interesse liegt nicht am Raum im Sinne eines Richtungshörens116, ihm
geht es mehr um die „Taktilität und Affektivität von Klang“117 – bestimmt durch den
Raum. Der präzisere Titel von Fluchten meint auch das, was es ist118 –
„Straßenfluchten, Raumfluchten und gleichzeitig auch ein unter dem Stück
Liegendes, eine Matrix“.119
„Eine Materialorganisations-Matrix, ich hab´s in dem Text zu dem Stück als eine
‚narrative Matrix’ bezeichnet, die aber nichts erzählt, sondern sozusagen Materialien
ordnet, um aus einer fiktiven Narration etwas Akustisches zu machen. Es geht darum
einen Klang, der ein ‚um zu’ hatte, von diesem ‚um zu’ zu befreien, also ihn von
seiner Funktionalität im Sinne einer Narration zu befreien und ihn dann wieder zum
Hören zu bringen. Was immer das ist, denn er kriegt ja dadurch eine Meta-Narration,
das heißt eine, die nicht mehr an einer durch Begriffe geleiteten Geschichte hängt,
sondern die sich nur mehr akustisch mitteilt. Und akustisch heißt natürlich auch
wieder ‚mit Rückbezug auf unseren Körper, auf unsere Erinnerung’ usw.“120
Clemens Gadenstätter hat für die Besetzung dieses Werks ein Sinfonieorchester mit
Streichern, dreifacher Bläserbesetzung und Schlagzeug gewählt und nahm – obwohl
es kein Konzert ist – bei der solistischen Besetzung Bartók als Vorbild, nämlich zwei
Klaviere und zwei Schlagzeuger. Die Tatsache, dass es in einem Orchester
unterschiedliche Klangbereiche gibt, weckt das Interesse Gadenstätters – die
Musiker und Musikerinnen sitzen in der normalen Aufstellung und auf einer erhöhten
Balustrade gibt es ein „Fernorchester“. Die Solisten und Solistinnen spielen mit dem
Orchester
in
vielfältigen
Beziehungen
und
Kombinationen
und
sind
eine
herausgehobene Farbe in einem relativ reichen Orchestersatz. Zudem treten noch
eine E-Gitarre und ein elektrisch verstärktes Akkordeon hinzu.121
Werkliste (Auswahl)
auf takt
Musik für großes Orchester
Entstehung: 1997-99
116
Vgl. Ebda
Ebda
118
Vgl. Ebda
119
Ebda
120
Ebda
121
Vgl. Ebda
117
56
UA: 17.08.1999, Salzburger Festspiele, Kleines Festspielhaus, RSO – Wien, Dennis
Russel Davies – Dirigent
Dauer: 34 min
Verlag: Ariadne Verlag, Wien122
ballade I
Besetzung: Stimme und Klavier
Entstehung: 1997
Text: Lisa Spalt
UA: 05.10.1997, Wien Modern, Wiener Konzerthaus;
Matteo de Monti – Stimme, Florian Ernst Müller – Klavier
Dauer: 24 min
Verlag: Ariadne Verlag, Wien123
BODIES – ICONOSONICS II
Besetzung: E-Gitarre und Akkordeon
Entstehung: 2009/2010
UA: 28.12.2010, Tel Aviv; Yaron Deutsch, Krassimir Sterev
Dauer: ca. 27 min
Verlag: Edizioni Musicali RAI Trade124
Comic sense
Staffel I/II/III
Konzert für Klavier- und Keyboardsolo und Ensemble
Entstehung: 2001
UA der Gesamtfassung: 16.11.2003, Wien Modern, Konzerthaus Wien, Mozartsaal,
Klangforum Wien, Dirigent: Marc Foster
Dauer: ca. 60 min
Verlag: Ariadne Verlag, Wien125
122
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Orchestermusik.html (aufgerufen am
04.02.2013)
123
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Kammermusik_mit_Stimme.html
(aufgerufen am 04.02.2013)
124
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Kammermusik.html (aufgerufen am
04.02.2013)
125
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Ensemblemusik.html (aufgerufen am
04.02.2013)
57
FIGURE – ICONOSONICS I
Besetzung: Klarinette, Streichtrio und Klavier
Entstehung: 2009
UA: 21.04.2009, Wiener Konzerthaus, PHACE contemporary, Wien
Dauer: ca. 27 min
Verlag: Edizioni Musicali RAI Trade126
FLUCHTEN / AGORASONIE 1
Besetzung: Solisten, Orchester und Raum
Entstehung: 2009
UA: 22. 10. 2009; Wien, Musikverein, RSO Wien, Pascal Rophé
Dauer: ca. 23 min
Verlag: Edizioni Musicali RAI Trade127
Madrigale
Besetzung: sechs Solo-Stimmen
Entstehung: 2006
– HEY; Madrigal 1
Auftrag: Neue Vokalsolisten Stuttgart
UA: 30.06.2007 Stuttgart, Festival „Sommer 07“, Theaterhaus Stuttgart
Dauer: ca. 14 min
– WEH; Madrigal 2
Auftrag: Neue Vokalsolisten Stuttgart
UA: 03.03.2011, Festival Odeon Musik III – Wien, Odeon
Dauer: ca. 16 min128
Pictures of an exhibition – ICONOSONICS III
Besetzung: neun Instrumente
Entstehung: 2010
UA: 09.12.2010; Reims, Festival Reims scènes d’Europe
Ensemble l’Instant donné
Dauer: ca. 28 min
126
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Kammermusik.html (aufgerufen am
04.02.2013)
127
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Orchestermusik.html (aufgerufen am
04.02.2013)
128
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Kammermusik_mit_Stimme.html
(aufgerufen am 04.02.2013)
58
Verlag: Edizioni Musicali RAI Trade
(Gesamt-UA des Zyklus ICONOSONICS I – III im Rahmen des musikprotokoll im
steirischen herbst 2011; Ensemble l’Instant Donné, Paris)129
powered by emphasis ballade 2, 3 & 4
Besetzung: Stimme, Combo, Chöre, Orchester und Elektronik
Entstehung: 2005
Text: Lisa Spalt
UA: 16. 10. 2005, Donaueschinger Musiktage 2005
SWR-Sinfonieorchester Freiburg und Baden-Baden, SWR-Vokalensemble, Anna
Maria Pammer – Stimme, Dirigent: Peter Hirsch
Dauer: ca. 45 min
Verlag: Ariadne Verlag, Wien130
SEMANTICAL INVESTIGATIONS I
Besetzung: Violine und Ensemble
Entstehung: 2006
UA: Wien Modern 2008, November 2008, Konzerthaus Wien; Klangforum Wien,
Ernst Kovacic – Solovioline, Dirigent: Etienne Siebens
Dauer: ca. 36 min
Verlag: Edizioni Musicali RAI Trade131
SEMANTICAL INVESTIGATIONS II
Besetzung: elf Instrumente
Entstehung: 2007
UA: 07.02.2008, Konzerthaus Berlin; Ensemble Modern, Dirigent: Sian Edwards
Dauer: ca. 26 min
Verlag: Edizioni Musicali RAI Trade132
Versprachlichung
dreaming of a land an arm`s length away – die arie des vogelnestaushebers
Installation I
129
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Ensemblemusik.html (aufgerufen am
04.02.2013)
130
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Orchestermusik.html (aufgerufen am
04.02.2013)
131
Vgl. http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Ensemblemusik.html (aufgerufen am
04.02.2013)
132
Vgl. Ebda
59
für Videoinstallation, acht Instrumente und Tonband
Entstehung: 1992-1994
in Zusammenarbeit mit Joseph Santarromana
UA: 25.02.1994, ORF – Sendesaal; Ensemble Wien 2001, Dirigent: Clemens
Gadenstätter, Nader Mashayekhi
Dauer: 40 min
Verlag: Ariadne Verlag, Wien133
Versprachlichung
Musik für acht Instrumente (zwei Posaunen, zwei Kontrabässe, Sopran, Klavier, zwei
Perkussion) und Tonband (revidierte Version)
Entstehung: 1994
UA: 07.03.1997, Festival „Hörgänge“, Konzerthaus – Wien, Klangforum Wien, Dir.
Ernst Kovacic
Dauer: 18 min
Verlag: Ariadne Verlag, Wien134
133
134
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
60
Abbildung 10: Partiturseite aus Fluchten/Agorasonie135
135
E-Mail Clemens Gadenstätter an die Verfasserin der Arbeit vom 02.04.2013
61
2.1.2.3 Georg Friedrich Haas
Zum eigenen Schaffen
Die physikalischen Grundlagen meiner Musik sind rasch erklärt. Sie finden sie in
jedem elementaren Lehrbuch der Akustik ganz am Anfang unter dem Titel: ‚Die
Obertonreihe’. [...] Wäre ich ein spektraler Komponist, hätte ich z.B. einen der
Interpreten des Quartetts [Anmerkung der Verfasserin der Arbeit: Quartett für vier
Gitarren] gebeten, mir einzelne Tonaufnahme seines Instrumentes zukommen zu
lassen. Ich hätte die Frequenzen analysiert und daraus meine Musik gewonnen.
Dazu bin ich aber zu faul. Ich habe keine Lust, das zu tun. Und vor allem: Was
mache ich, wenn der Interpret neue Saiten aufzieht und deshalb die Obertöne sich
womöglich ganz wo anders hin verschieben? Muss ich dann das Stück neu
komponieren?
Meine Methode ist viel simpler: Ich weiß, dass sich innerhalb des von einem
Instrument gespielten Obertonakkordes ganz enge mikrotonale Cluster bilden. Daher
stimme ich die 4 Gitarren im Abstand eines engen mikrotonalen Clusters. Aus
Gründen der Machbarkeit habe ich mich in diesem Werk für eine Distanz in
Zwölfteltönen entschieden.
Wenn in diesem Quartett nacheinander Obertonakkorde in leeren Saiten und eine
Melodie in Zwölfteltonclustern erscheinen, ist hier nur scheinbar ein gegensätzlicher
Kontrast komponiert. Denn der Obertonakkord schafft nicht eine Identität der
Partialtöne, sondern eine Beinahe-Identität. Vergleichbar, wie die Zwölfteltoncluster
als Beinahe-Identität eines Tones verstanden werden können. Diese Cluster greifen
also ein Phänomen auf und vergrößern es, das vorher im Obertonakkord latent zu
hören gewesen ist. Freilich ist dieser Zusammenhang in den Noten nicht lesbar. Aber
er ist klanglich fühlbar und teilt sich den Hörerinnen und Hörern unmittelbar mit. [...]
Wenn ‚ich’ einen Obertonakkord schreibe, so geschieht das nicht, weil ich an die
Allgemeingültigkeit eines akustischen Gesetzes glaube, sondern lediglich deshalb,
weil ich diese Akkorde, diese Klänge als schön, ausdrucksstark und musikalisch
spannend empfinde. In meinem Ensemblestück „Ich suchte, aber ich fand ihn nicht“
gibt es einen längeren Ausschnitt, der nur aus einer einzigen Obertonreihe besteht.
Die musiktheoretischen Grundlagen dieser Stelle sind durch zwei sehr elementare
Feststellungen umfassend erläutert:
Ich benutze ausschließlich Töne der Teiltonreihe. Höhere Partialtöne (etwas ab dem
62
30. Teilton) liegen so eng beisammen, dass in der Aufführungspraxis die Grenzen
zwischen temperierter Intonation und Obertonintonation verschwimmen.
Die Teiltonzusammensetzung eines Instrumentaltones ändert sich ständig. Analog
dazu ändern sich die dynamischen Gewichtungen der Obertöne (und ihre
Klangfarbe) in meiner Musik ständig. (Allerdings sind diese Änderungen völlig anders
gestaltet als die Änderungen der Obertöne eines Instrumentalklanges. Ich weiß nicht
einmal, wie diese Änderungen physikalisch vor sich gehen. Es interessiert mich
nicht.)
Was über diese zwei – wie gesagt sehr elementaren – theoretischen Feststellungen
hinausgeht, ist nicht mehr – aber auch nicht weniger – als meine freie
kompositorische Entscheidung. [...] Der guten Ordnung halber betone ich noch, dass
ich nicht nur Obertonakkorde schreibe. Höchstens 20% des Werks basieren auf
Obertonharmonik. [...] Dass ich nicht spektral komponieren will hängt auch mit
Tenneys Satz zusammen. Spektralanalysen liefern punktgenau definierte Tonhöhe.
Die Instrumente, die diese Tonhöhen realisieren sollten, können diese jedoch nicht
präzise wiedergeben und realisieren statt dessen Tonhöhen, die sich irgendwo in der
Region um diese Punkte befinden. Ich habe gerade darauf hingewiesen, dass jedes
Klangspektrum zerstört wird, wenn einer der Teiltöne dieses Klangspektrums selbst
seine eigenen Teiltöne in den Klang hineinbringt. Jetzt muss ich hinzufügen, dass
jedes
Klangspektrum
zusätzlich
auch
durch
die
interpretationsbedingten
zwangsläufigen Intonationsschwankungen zerstört wird. [...] Das erste Mal schrieb
ich einen Obertonakkord in einer Komposition im Jahr 1978. Ich hatte den Auftrag
bekommen, für einen Schulchor zu schreiben und entschied mich, eine Musik für 29
Sprechstimmen zu komponieren. Als Thema wählte ich die Einsamkeit. Und ich
komponierte diese Einsamkeit dadurch, dass ich in Worten die Klänge beschrieb, die
man hören kann, wenn man sich alleine in einer Wohnung befindet. [...] Für viele
Jahre habe ich dann auf das Komponieren von Obertonakkorden verzichtet. Zu
problematisch erschien mir die Nähe zur Tonalität. [...] Die Erkenntnis, dass alles,
was klingt, nicht statisch ist, sondern sich in ständiger Veränderung befindet, (dass
eine Spektralanalyse daher immer Fiktion bleiben muss) verdanke ich einem
Studienaufenthalt im IRCAM 1991 (also 11 Jahre später) und dort konkret einem
vergleichsweise kurzen Gespräch (mit praktischer Demonstration am Computer) mit
Gerhard Eckel. Dieses Gespräch hat Denken über „Klang“ auf eine neue Basis
gestellt: Klang ist kein Zustand, sondern ein Prozess. [...] Seit mehr als 15 Jahren
63
versuche ich, kompositionstechnisch die Konstruktion durch Intuition zu ersetzen.
Frei über das Material zu verfügen. [...] Ich möchte noch auf zwei Eigenheiten meiner
Kompositionstechniken hinweisen:
1. Ich glaube nicht an Oktavidentitäten. Ich setze Oktavpositionen mit größter
Sorgfalt. Die Transposition eines Teiltones in einem Obertonakkord um eine Oktave
(Sie haben richtig gehört: ich spreche von Oktav-TRANSPOSITION und nicht von
Oktavversetzung) kann die Wirkung dieses Obertonakkordes völlig verändern oder
ihn sogar vernichten. – Allerdings: Es gibt auch spektrale KomponistInnen, die
ähnlich penibel mit Oktavpositionen umgehen. In diesem Punkt unterscheide ich
mich nicht grundsätzlich von allen Spektralisten.
2. Ich glaube nicht an die Austauschbarkeit von Horizontale und Vertikale. Einen
Akkord zu brechen und daraus eine Melodie zu bilden – das war in den vergangenen
Jahrhunderten von der Erfindung der Monodie (in Ansätzen auch schon früher) bis
zur Dodekaphone und zur spektralen Musik möglich und sinnvoll. Mein Zugang ist
ein anderer. Für mich gilt:
Ein Ton (ein Instrumentalklang) ist ein Ton (ein Instrumentalklang).
Ein Zusammenklang (ein Akkord, eine Harmonie) ist ein Zusammenklang (ein
Akkord, eine Harmonie).
Eine Linie (eine Melodie) ist eine Linie (eine Melodie).
Jeweils nach den eigenen Gesetzmäßigkeiten.
Einen
realen
Klang
zuerst
spektral
zu
analysieren
(oder
fiktiv
spektral
zusammenzusetzen) und dann aus den Teiltönen horizontale, melodische Gestalten
zu bilden – dazu habe ich nicht die geringste Lust. Wie gesagt, ich habe es einmal
versucht. Das Ergebnis („perpetuum immobile“) hat mich dazu motiviert, es
keinesfalls zweites Mal zu probieren. [...] Allein schon durch meine Weigerung,
Melodien aus Klangspektren zu bilden, setze ich einen tiefen Graben zwischen den
Spektralisten und mir. An der Tiefe dieses Grabens ändert auch meine gelegentliche
Benutzung von Obertonmelodien nichts. [...] Ich glaube, dass der Wahl der
verwendeten Tonsysteme in der musiktheoretischen Behandlung eine viel zu große
Bedeutung zugemessen wird. Viel wichtiger als die Frage, welches Material man
verwendet, ist die Frage, wie dieses Material eingesetzt wird, welche konkreten
musikalischen Gestalten daraus gewonnen werden. [...] Ja, ich verwende ab und zu
64
– und gerne – Obertonakkorde. Aber deshalb bin ich noch lange kein spektraler
Komponist.
Erlauben Sie mir einen Vergleich: Olivier Messiaen schreibt immer wieder
Zwölftonfelder. Aber er ist kein Zwölftonkomponist.
Was ich bin, weiß ich nicht. Es ist nicht mein Job, mir eine Schublade auszusuchen,
in die man mich hineinlegen kann. Aber ich protestiere, wenn man mir ein falsches
Etikett aufklebt. Vielleicht bin ich ein Eklektiker. Mein künstlerisches Triebleben
würde ich als musikalische Polyamorie bezeichnen.
Ich schreibe, was ich will.
Nicht mehr und nicht weniger.“136
Abbildung 11: Georg Friedrich Haas137
Biographie
Georg Friedrich Haas wurde 1953 in Graz geboren, verbrachte aber seine Kindheit in
Vorarlberg – diese Atmosphäre hat ihn nachhaltig geprägt. Er ging dann zurück nach
136
Auszüge aus dem Vortrag Ich bin kein spektraler Komponist, gehalten von Georg Friedrich Haas am
07.12.2012 im Rahmen des Symposiums Les espaces sonores in E-Mail Georg Friedrich Haas an die Verfasserin
der Arbeit vom 13.01.2013
137
http://www.badische-zeitung.de/klassik-2/auch-mozart-hat-staendig-gestohlen--48888797.html; © Lucerne
Festival, Priska Ketterer (aufgerufen am 04.02.2013)
65
Graz, um bei Ivan Eröd und Gösta Neuwirth an der Universität für Musik und
darstellende Kunst Graz sowie Klavier bei Doris Wolf und Musikpädagogik studieren.
Anschließend absolvierte er ein Post-Graduate-Studium in Komposition bei Friedrich
Cerha in Wien. Außerdem besuchte er 1980, 1988 und 1990 die Darmstädter
Ferienkurse und nahm am „Stage d’Informatique Musicale pour compositeurs“ am
IRCAM Paris teil.138
Der Komponist war unter anderem Stipendiat der Salzburger Festspiele (1992-1993)
und des DAAD in Berlin (1999/2000) und erhielt sehr viele Preise, darunter der
Sandoz Preis (2000), der Förderungspreis für Musik des Bundesministeriums für
Wissenschaft, Forschung und Kultur (1995), der Ernst Krenek-Preis der Stadt Wien
für die Kammeroper Nacht (1998), der Preis der Stadt Wien für Musik (2004), der
Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreis 2004 der Steirischen Landesregierung, der
Große Österreichische Staatspreis der Republik Österreich (2007) und zuletzt der
Musikpreis Salzburg – Internationaler Kompositionspreis des Landes Salzburg
(2012). Weiters war er „Next Generation“-Komponist bei den Salzburger Festspielen
(1999), Festivalkomponist von „ars musica“ in Brüssel (2004) sowie des BorealisFestivals in Bergen (2006), Composer-in-residence des Lucerne Festivals (2011) und
die Klangspuren Schwaz hatten Georg Friedrich Haas als Schwerpunkt-Thema
(2005).139
Die Werke von Georg Friedrich Haas wurden auf verschiedensten Veranstaltungen
und Festivals, darunter die Bregenzer Festspiele, bei den Donaueschinger
Musiktagen, auf der Musica Viva München, bei den Klangspuren Schwaz, in der
Opéra National de Paris, in München, Luzern, Heidelberg, Berlin, Leipzig und von
namhaften Ensembles und Künstlern bzw. Künstlerinnen wie Emilio Pomárico, Franz
Welser-Möst, Hermann Delago, Sylvain Camberling, dem Klangforum Wien, dem
Symphonischen
Orchester
des
Bayerischen
Rundfunks,
der
Münchener
Philharmoniker oder dem Salzburger Bachchor aufgeführt.140
Seit 1978 geht Haas einer Lehrtätigkeit an der Universität für Musik und darstellende
Kunst
Graz
nach,
unter
anderem
in
Kontrapunkt,
zeitgenössischen
Kompositionstechniken, Werkanalyse und Einführung in die mikrotonale Musik.
138
Vgl. http://www.universaledition.com/Georg-Friedrich-Haas/komponisten-undwerke/komponist/278/biographie (aufgerufen am 20.01.2013)
139
Vgl. Ebda
140
Vgl. Ebda
66
Außerdem leitet er seit 2005 eine Kompositionsklasse an der Hochschule für Musik
der Musik-Akademie der Stadt Basel und wurde ebendort drei Jahre später zum
Professor für Komposition ernannt. Er verfasste eine Reihe von wissenschaftlichen
Aufsätzen über die Arbeiten von Luigi Nono, Ivan Wyschnegradsky, Alois Hába und
Pierre Boulez und war im Jahr 2004 Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen.
Georg Friedrich Haas lebt in Deutschland und arbeitet in Basel und Graz.141
Bezug zu Graz
„Ich bin in Graz geboren, habe in Graz studiert, lebte viele Jahre in Graz und lehre
seit 1978 in Graz.
Während meiner Studienzeit war das Kulturleben in Graz dadurch geprägt, dass
einerseits Menschen mit einem ehemaligen Nahverhältnis zur NSDAP in
Entscheidungspositionen saßen. So war z.B. der Leiter der Musikabteilung des ORF
in der Nazizeit Direktor des Wiener Konservatoriums. Der Professor für
Musikgeschichte an der Musikhochschule war 1942 als junger Mann in diese
Position berufen worden. Der steirische Tonkünstlerbund hatte die selbe Adresse
und Telefonnummer wie der "Alpenländische Kulturverein Südmark".
Andererseits gab es gerade in diesem Umfeld eine starke innovative Opposition:
FORUM STADTPARK. steirischer herbst.
Neue Kunst war ein Aufschrei gegen die immer noch fühlbare Finsternis der
Geschichte.
-------------Enttäuscht bin ich darüber, dass meine Musik in Graz kaum präsent ist. 1981 wurde
eine Kurzoper aufgeführt, 2008 eine Produktion der Pariser Opéra Garnier in Graz
nachgespielt. Dazu kamen vereinzelte Aufführungen beim musikprotokoll, bei den
Minoriten, in der KUG und an anderen, noch stärker der alternativen Szene
zuzuordnenden, Orten.
Die meisten meiner Hauptwerke der letzten 15 Jahre waren in Graz nie zu hören.“142
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Quartett für vier Gitarren
„Schon in meinen früheren Stücken habe ich die Saiten der Instrumente in der
141
142
Vgl. Ebda
E-Mail Georg Friedrich Haas an die Verfasserin der Arbeit vom 13.01.2013
67
Absicht umstimmen lassen, dass durch das Spielen mit den leeren Saiten alleine
bereits ein Obertonakkord entstehen kann. Bei der Gitarre geht dies relativ einfach:
Man muss nur die tiefste Saite einen Ganzton nach unten stimmen, die 3. Saite
etwas mehr als einen Halbton tiefer und die zweite Saite etwas weniger als einen
Halbton höher – wenn dann auch alle Quarten und Quinten rein und exakt gestimmt
werden, entsteht mit den sechs leeren Saiten ein Akkord aus dem 2., 3., 4., 5, 7, und
9. Teilton des Kontra-D:
D-A-d-fis(minus 1/12-Ton), c’ (minus 1/12-Ton), e’.
Anders als z.B. bei der Violine ist es dank der Bünde möglich, trotz der ungewohnten
Stimmung relativ sicher zu intonieren.
Aus ästhetischen Gründen verlangt die Reinheit des Klanges der leeren Saiten nach
einer Trübung: Daher ist die 2. Gitarre einen Zwölftelton tiefer gestimmt als die erste,
die 3. Gitarre zwei Zwölfteltöne (= ein Sechstelton) tiefer, die 4. Gitarre drei
Zwölfteltöne (= ein Viertelton) tiefer.
Die Musik lebt vom Kontrast zwischen diesen von der Obertonreihe abgeleiteten
'reinen' Akkorden (einschließlich deren zwölfteltönigen bzw. vielfach zwölfteltönigen
'Schatten') und im freien mikrotonalen Raum komponierten sechstel- bzw.
vierteltönigen Passagen, die harmonische Konzepte von Ivan Wyschnegradsky
aufgreifen.
Dazwischen schiebt sich immer wieder ein 'Singen' in zwölfteltönigen Clustern.
Dieses Zusammenklingen von sehr eng beieinander liegenden Tonhöhen ist zwar
nicht mehr ein Einklang, aber auch noch nicht als Akkord, sondern bildet einen
schwebungsreichen Klang, der in der Komposition wie ein expressives Unisono
eingesetzt wird.
Das Quartett für 4 Gitarren entstand auf Anregung von Christian Scheib für das
Aleph-Quartett und das Musikprotokoll 2007.“143
Werkliste (Auswahl)
...sodaß (sic!) ich’s hernach mit einem Blick gleichsam wie ein schönes Bild...im
Geist übersehe
143
http://www.universaledition.com/Georg-Friedrich-Haas/komponisten-undwerke/komponist/278/werk/12954/werk_einfuehrung (aufgerufen am 20.01.2013)
68
Besetzung: Streichorchester
Entstehung: 1990/1991
Auftrag: Kovacic-Musicians
UA: 25.04.1994, Konzerthaus Wien, Ernst Kovacic-Musicians, Ernst Kovacic –
Dirigent
Dauer: 16 min
Verlag: Universal Edition144
7 Klangräume
zu den unvollendeten Fragmenten des Requiems von W.A. Mozart
Besetzung: Chor und Orchester (1. Bassetthorn; 2. Bassetthorn; 1. Fagott; 2. Fagott;
1. Trompete in B; 2. Trompete in B; 1. Tenorposaune; 2. Tenorposaune;
Bassposaune; Schlagzeug; Orgel; Violine I [1. Pult]; Violine I [2. Pult]; Violine I [3.
Pult]; Violine II [1. Pult]; Violine II [2. Pult]; Violine II [3. Pult]; Viola [1. Pult]; Viola [2.
Pult]; Violoncello [1. Pult]; Violoncello [2. Pult]; Kontrabass [1. Pult]; Kontrabass [2.
Pult])
Entstehung: 2005
Textquelle: Zitate aus Mozart-Briefen
Auftrag: Internationale Stiftung Mozarteum
UA: 04.12.2005, Mozarteum Salzburg, Mozarteum Orchester Salzburg, Salzburger
Bachchor, Ivor Bolton – Dirigent
Dauer: 28 min
Verlag: Universal Edition145
Blumenstück
Besetzung: Chor, Basstuba und Streichquintett
Entstehung: 2000
Text: „Siebenkäs“
Auftrag: SWR
UA: 08.02.2001, Theaterhaus Stuttgart, Kairos Quartett, SWR Vokalensemble
Stuttgart, Rupert Huber – Dirigent, Eberhard Maldfeld – Kontrabass, Klaus Burger –
144
Vgl. http://www.universaledition.com/sodass-ich-s-hernach-einem-Blick-gleichsam-wie-schoenes-Bild-imGeist-uebersehe-fuer-Streichorchester-Georg-Friedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/18
(aufgerufen am 04.02.2013)
145
Vgl. http://www.universaledition.com/7-Klangraeume-zu-den-unvollendeten-Fragmenten-des-Requiems-vonW-A-Mozart-fuer-Chor-Orchester-Georg-Friedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/12242
(aufgerufen am 04.02.2013)
69
Basstuba
Dauer: 18 min
Verlag: Universal Edition146
Hyperion
Konzert für Licht und Orchester (1. Flöte; 2. Flöte; 3. Flöte [+Picc]; 1. Oboe; 2. Oboe;
3. Oboe [+Eh]; 1. Klarinette in B; 2. Klarinette in B; 3. Klarinette in B; Tenorsaxophon
in B; Baritonsaxophon in Es; 1. Fagott; 2. Fagott; 3. Fagott [+Kfg]; 1. Horn in F; 2.
Horn in F; 3. Horn in F; 4. Horn in F; 1. Trompete in C; 2. Trompete in C; 3. Trompete
in C; 1. Posaune; 2. Posaune; 3. Posaune; 1. Tuba; 2. Tuba; 1. Schlagzeug; 2.
Schlagzeug; 3. Schlagzeug; 4. Schlagzeug; 1. Klavier [umgestimmt]; 2. Klavier
[umgestimmt]; Klavier; Violine I [1. Pult]; Violine I [2. Pult]; Violine I [3. Pult]; Violine I
[4. Pult]; Violine I [5. Pult]; Violine I [6. Pult]; Violine I [7. Pult]; Violine II [1. Pult];
Violine II [2. Pult]; Violine II [3. Pult]; Violine II [4. Pult]; Violine II [5. Pult]; Violine II [6.
Pult]; Viola [1. Pult]; Viola [2. Pult]; Viola [3. Pult]; Viola [4. Pult]; Viola [5. Pult];
Violoncello [1. Pult]; Violoncello [2. Pult]; Violoncello [3. Pult]; Violoncello [4. Pult];
Kontrabass [1. Pult]; Kontrabass [2. Pult]; Kontrabass [3. Pult])
Entstehung: 2006
UA: 22.10.2006, Baar-Sporthalle Donaueschingen, SWR-SO Baden-Baden und
Freiburg, Rupert Huber – Dirigent
Dauer: 40 min
Verlag: Universal Edition147
in vain
Besetzung: 24 Instrumente (1. Flöte [+Picc]; 2. Flöte [+Picc; Bfl]; Oboe; 1. Klarinette
in B; 2. Klarinette in B [+Bkl{B}]; Sopransaxophon in B [+Tsax{B}]; Fagott; 1. Horn in
F; 2. Horn in F; 1. Posaune; 2. Posaune; 1. Schlagzeug; 2. Schlagzeug; Harfe;
Akkordeon; Klavier; 1. Violine; 2. Violine; 3. Violine; 1. Viola; 2. Viola; 1. Violoncello;
2. Violoncello; Kontrabass) in Verbindung mit visueller Umsetzung (Lichtregie)
Entstehung: 2000
Widmung: Sylvain Cambreling gewidmet
Auftrag: Westdeutscher Rundfunk
146
Vgl. http://www.universaledition.com/Blumenstueck-fuer-Chor-Basstuba-Streichquintett-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/7531 (aufgerufen am 04.02.2013)
147
Vgl. http://www.universaledition.com/Hyperion-Konzert-fuer-Licht-Orchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/12730 (aufgerufen am 04.02.2013)
70
UA: 29.10.2000, Funkhaus Wallrafplatz Köln, Klangforum Wien, Sylvain Cambreling
– Dirigent
Dauer: 70 min
Verlag: Universal Edition148
Konzert für Violine und Orchester
Besetzung: Violine und Orchester (1. Flöte [+Picc]; 2. Flöte [+Picc]; 3. Flöte [+Picc];
1. Oboe; 2. Oboe; Englischhorn; 1. Klarinette in B; 2. Klarinette in B; 3. Klarinette in B
(+K[{Es}]; Bassklarinette in B; 1. Fagott; 2. Fagott; 3. Fagott [+Kfg]; 1. Horn in F; 2.
Horn in F; 3. Horn in F; 4. Horn in F; 1. Trompete in C; 2. Trompete in C; 3. Trompete
in B; 1. Posaune; 2. Posaune; 3. Posaune; Tuba; 1. Schlagzeug; 2. Schlagzeug; 3.
Schlagzeug; Akkordeon; Violine I; Violine II; Viola; Violoncello; Kontrabass)
Entstehung: 1998
Auftrag: ORF
UA: 15.05.1998, Wiener Musikverein, Großer Saal Wien, RSO Wien, Ernst Kovacic –
Violine, Heinrich Schiff – Dirigent
Dauer: 15 min
Verlag: Universal Edition149
Konzert für Violoncello und Orchester
Besetzung Orchester: 1. Flöte (+Picc); 2. Flöte (+Picc); 3. Flöte; 4. Flöte; 1. Oboe; 2.
Oboe; 3. Oboe; Englischhorn; 1. Klarinette in B; 2. Klarinette in B; 3. kleine Klarinette
in Es; 4. Klarinette in B; 1. Fagott; 2. Fagott; 3. Fagott; 4. Fagott (+Kfg); 1. Horn in F;
2. Horn in F; 3. Horn in F; 4. Horn in F; 5. Horn in F; 6. Horn in F; 1. Trompete in C; 2.
Trompete in C; 3. Trompete in C; 4. Trompete in C; 1. Posaune; 2. Posaune; 3.
Posaune; 4. Posaune; Tuba; Pauken; 1. Schlagzeug; 2. Schlagzeug; 3. Schlagzeug;
Violine I (12); Violine II (12); Viola (10); Violoncello (8); Kontrabass (6)
Entstehung: 2003-2004
Auftrag: Kompositionsauftrag des Bayerischen Rundfunks/musica viva
Widmung: Bálint András Varga gewidmet
UA: 09.07.2004, Herkulessal München, Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks; Clemens Hagen, Violoncello; Vykintas Baltakas, Dirigent
148
Vgl. http://www.universaledition.com/in-vain-fuer-24-Instrumente-Georg-Friedrich-Haas/komponisten-undwerke/komponist/278/werk/7566 (aufgerufen am 04.02.2013)
149
Vgl. http://www.universaledition.com/Konzert-fuer-Violine-Orchester-Georg-Friedrich-Haas/komponistenund-werke/komponist/278/werk/5676 (aufgerufen am 04.02.2013)
71
Dauer: 30 min
Verlag: Universal Edition150
Nacht
Kammeroper in 24 Bildern
Text: nach Friedrich Hölderlin (Hyperion, Empedokles, Oedipus, Briefe)
Rollen: Sopran, Mezzosopran, Tenor, Bariton, Bass, Sprecher
Besetzung: Flöte (+Picc; Afl(G); Bfl); 1. Klarinette in B (+Kl(A); Bkl(B)); 2. Klarinette in
B (+Kl(A); Bkl(B)); Fagott (+Kfg); 1. Posaune; 2. Posaune; 3. Posaune; 1. Basstuba;
2. Basstuba; 1. Schlagzeug; 2. Schlagzeug; 3. Schlagzeug; 4. Schlagzeug;
Akkordeon; 1. Violine; 2. Violine; Viola; 1. Violoncello; 2. Violoncello; 3. Violoncello;
4. Violoncello; 1. Kontrabass; 2. Kontrabass; 3. Kontrabass
Entstehung: (1995-1996/1998)
Auftrag: Bregenzer Festspiele
UA: 07.08.1996, Blumeneggsaal Bregenz, Julie Moffat – Sopran, Waltraut Mucher –
Mezzosopran, Helmut Wildhaber – Tenor, Michael Volle – Bariton, Johannes
Schmidt – Bass, Matteo de Monti – Stimme, Klangforum Wien, Peter Rundl –
Dirigent
Dauer: 75 min
Verlag: Universal Edition151
Sayaka
Besetzung: Schlagzeug und Akkordeon
Entstehung: 2006
UA: 26.09.2006, Gläserne Manufaktur Dresden, Johannes Schulin – Perkussion, Kai
Wangler – Akkordeon
Dauer: 9 min
Verlag: Universal Edition152
Torso
nach der unvollendeten Klaviersonate C-Dur D840 (1825) von Franz Schubert für
großes Orchester (1. Flöte [+Picc]; 2. Flöte [+Picc]; 3. Flöte [+Picc; Bfl]; Altflöte in G
150
Vgl. http://www.universaledition.com/Konzert-fuer-Violoncello-Orchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/11290 (aufgerufen am 04.02.2013)
151
Vgl. http://www.universaledition.com/Nacht-Kammeroper-in-24-Bildern-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/3818 (aufgerufen am 04.02.2013)
152
Vgl. http://www.universaledition.com/Sayaka-fuer-Schlagzeug-Akkordeon-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/12727 (aufgerufen am 04.02.2013)
72
[+Picc]; 1. Oboe; 2. Oboe; Englischhorn; 1. Klarinette in B; 2. Klarinette in B; 3.
Klarinette in B [+Kl{A}]; Bassklarinette in B; 1. Sopransaxophon in B [+Tsax{B}]; 2.
Sopransaxophon in B [+Tsax{B}]; 1. Fagott; 2. Fagott; 3. Fagott; Kontrafagott; 1.
Horn in F; 2. Horn in F; 3. Horn in F; 4. Horn in F; 5. Horn in F; kleine Trompete in B
[+Trp{B}]; 1. Trompete in B; 2. Trompete in B; 3. Trompete in B; 1. Posaune; 2.
Posaune; 3. Posaune; Basstuba [+Kbtb]; 1. Schlagzeug [Crotales, Vibraphon, tiefer
Gong in H, 2 Pauken, Becken, Tam-Tam]; 2. Schlagzeug [Pauken, Crotales]; 3.
Schlagzeug [Xylophon, Glockenspiel, tiefer Gong in F, Tempelblock, Triangel,
Becken, Peitsche, große Trommel]; 1. Harfe; 2. Harfe; Akkordeon; Violine I [12];
Violine II [10]; Viola [8]; Violoncello [8]; Kontrabass [6, davon 3 5-saiter])
Entstehung: 1999-2000/2001
Auftrag: Bregenzer Festspiele
UA: 07.08.2000, Bregenzer Festspiele, Wiener Symphoniker, Ulf Schirmer – Dirigent
Dauer: 40 min
Verlag: Universal Edition153
Traum in des Sommers Nacht
Hommage à Felix Mendelssohn-Bartholdy
Besetzung: Orchester (kleine Flöte; 1. Flöte; 2. Flöte; 1. Oboe; 2. Oboe;
Englischhorn; 1. Klarinette in A; 2. Klarinette in A; 3. Klarinette in A; 4. Klarinette in A;
1. Fagott; 2. Fagott; 3. Fagott; Kontrafagott; 1. Horn in F; 2. Horn in F; 3. Horn in F; 4.
Horn in F; 1. Trompete in B; 2. Trompete in B; 1. Posaune; 2. Posaune;
Bassposaune; Tuba; Pauken: Woodblock, Tempelblock, Holzplattentrommel; 1.
Schlagzeug: 2 Tomtoms [hoch/tief], 2 Tempelblocks [eher hoch/eher tief], 2 Gongs
[dis/fis], große Trommel, Crotales [h'''], Marimbaphon; 2. Schlagzeug: kleine
Trommel, Tempelblock [mittlere Tonhöhe], Gongs [f, a, cis], Tenortrommel, 2 Becken
[groß], Crotales, Vibraphon; 3. Schlagzeug: Tenortrommel, Schlitztrommel, Tomtoms
[sehr tief], Gongs, Tam-Tam, Crotales [e'''], Guiro [sehr groß]; Violine I [Pult 1];
Violine I [Pult 2]; Violine I [Pult 3]; Violine I [Pult 4]; Violine I [Pult 5]; Violine I [Pult 6];
Violine I [Pult 7]; Violine II [Pult 1]; Violine II [Pult 2]; Violine II [Pult 3]; Violine II [Pult
4]; Violine II [Pult 5]; Violine II [Pult 6]; Viola [Pult 1]; Viola [Pult 2]; Viola [Pult 3]; Viola
[Pult 4]; Viola [Pult 5]; Violoncello [Pult 1]; Violoncello [Pult 2]; Violoncello [Pult 3];
153
Vgl. http://www.universaledition.com/Torso-nach-der-unvollendeten-Klaviersonate-C-Dur-D840-1825-vonFranz-Schubert-fuer-grosses-Orchester-Georg-Friedrich-Haas/komponisten-undwerke/komponist/278/werk/5400 (aufgerufen am 04.02.2013)
73
Violoncello [Pult 4]; Kontrabass [Pult 1]; Kontrabass [Pult 2]; Kontrabass [Pult 3]
Entstehung: 2009
Auftrag: Gewandhaus zu Leipzig
UA: 28.08.2009, Gewandhaus Leipzig, Gewandhausorchester; Riccardo Chailly,
Dirigent
Dauer: 18 min
Verlag: Universal Edition154
Wer, wenn ich schriee, hörte mich...
Besetzung: Schlagzeug (Crotales, mehrere Hängebecken [verschieden groß],
Gongs, Tam-Tam, diverse Metallinstrumente außer Becken und Gongs) und
Ensemble (Flöte [+Picc]; Oboe [+Eh]; Klarinette in B [+Kl{Es}]; Bassklarinette in B
[+Kl{Es}]; Sopransaxophon in B [+Tsax{B}]; Fagott; Horn in F; 1. Trompete in C; 2.
Trompete in C [+FlgHr]; 1. Posaune; 2. Posaune; Tuba; Schlagzeug; Akkordeon; 1.
Violine; 2. Violine; 3. Violine; 1. Viola; 2. Viola; 1. Violoncello; 2. Violoncello;
Kontrabass
Entstehung: 1999
Auftrag: Salzburger Festspiele
UA: 28.07.1999, Salzburg, Klangforum Wien; Robin Schulkowsky, Perkussion;
Sylvain Cambreling, Dirigent
Dauer: 25 min
Verlag: Universal Edition155
154
Vgl. http://www.universaledition.com/Traum-in-des-Sommers-Nacht-Hommage-Felix-MendelssohnBartholdy-fuer-Orchester-Georg-Friedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/13372
(aufgerufen am 04.02.2013)
155
Vgl. http://www.universaledition.com/Wer-wenn-ich-schriee-hoerte-mich-fuer-Schlagzeug-Ensemble-GeorgFriedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/54 (aufgerufen am 04.02.2013)
74
2.1.2.4 Bernhard Lang
Zum eigenen Schaffen
„’Ich schreibe wie ein Schlafender, und mein ganzes Leben ist eine zu
unterschreibende Quittung. In seinem Hühnerstall, aus dem man ihn zum Schlachten
herausholen wird, kräht der Hahn Hymnen auf die Freiheit, weil man ihm darein zwei
Sitzstangen eingebaut hat.’ (Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe, Fragment
118)
‚[...] Aber die Beziehung der Sprache zur Malerei ist eine unendliche Beziehung; das
heißt nicht, daß (sic!) das Wort unvollkommen ist und angesichts des Sichtbaren sich
in einem Defizit befindet, das es vergeblich auszuwetzen versuchte. Sprache und
Malerei verhalten sich zueinander irreduzibel: Vergeblich spricht man das aus, was
man sieht; das, was man sieht, liegt nie in dem, was man sagt; und vergeblich zeigt
man durch Bilder, Metaphern, Vergleiche das, was man zu sagen im Begriff ist.’
(Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge)
Das Konzept der Erweiterung der Wahrnehmungswelt ist ein politisches; hier geht es
nicht um einen neuen Kolonialismus der Netzwerke und der aggressiven ‚sensual
assaults’, sondern um die grundlegend subversive Störung der konsolidierten
Wahrnehmungsmuster und sinnlichen Ordnungen, die jede Ausübung von Macht erst
möglich machen. Ich glaube nicht an einen Komponisten, der sich zum
Repräsentanten des Systems macht und das Imperium in seiner Brutalität durch
Tafelmusiken maskiert und gesellschaftsfähig macht. Ich glaube nicht an einen
Komponisten, der aus der Geschichte nur museale Materialverfüglichkeit deduziert.
Ich glaube nicht an einen Komponisten, der an sich selbst glaubt.“156
Biographie
Bernhard Lang wurde am 24. Februar 1957 in Linz geboren und studierte zuerst
ebendort Musik und anschließend ab 1975 in Graz Philosophie und Germanistik,
Jazztheorie, Klavier, Harmonielehre und Komposition. Von 1977-1981 arbeitete er
mit diversen Jazzgruppen als Komponist, Arrangeur und Pianist zusammen.
Außerdem
beschäftigte
er
sich
am
IEM
mit
Elektronischer
Musik
und
156
http://db.musicaustria.at/node/58636 (aufgerufen am 26.01.2013)
75
Computertechnologie und entwickelte die Software CADMUS in C++, eine
Entwicklungsumgebung für computergestützte Komposition.157
Abbildung 12: Bernhard Lang158
Ihm wurden zahlreiche Preis verliehen, darunter der Musikpreis der Stadt Wien 2008
und der Erste Bank Kompositionspreis 2009. Weiters war er unter anderem
Stipendiat des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg (Juli 2004
bis März 2005), Composer in Residence am Theater Basel (2007/2008), CapellCompositeur der Sächsischen Staatskapelle Dresden (2008/2009) und zentraler
Komponist bei Wien Modern (2006). Werke von Bernhard Lang wurden auf
zahlreichen Festivals und Veranstaltungen aufgeführt, unter anderem beim
steirischen herbst (1984, 1988, 1991, 1995, 1999, 2003, 2008 und 2010), beim
Moskau Alternative Festival, bei Moskau Modern, bei resistance fluctuations Los
Angeles (1998), bei den Tagen Absoluter Musik Allentsteig I und II, bei den
Klangarten, beim Herbstfestival 98 Lissabon, bei Wien Modern, den Münchner
Opernfestspielen, den Darmstädter Ferienkursen, den Donaueschinger Musiktagen,
den Salzburger Festspielen, Disturbances (Musiktheaterworkshop Kopenhagen
2003) und den Wittener Tagen für Neue Kammermusik. Insbesondere im Bereich
des Musiktheaters ist Bernhard Lang tätig, zu den Höhepunkten dieser Sparte zählen
Das Theater der Wiederholungen (UA 2003 in Graz im Rahmen des steirischen
herbstes sowie in Paris an der Opera de la Bastille 2006), seven attempted escapes
from silence (UA 2005 in Berlin an der Staatsoper Unter den Linden), operation
157
158
Vgl. http://members.chello.at/bernhard.lang/ (aufgerufen am 26.01.2013)
http://members.chello.at/bernhard.lang/ ; © Gerlinde Hipfl (aufgerufen am 04.02.2013)
76
capablanca an der Schachoper in Wien (UA 2005), I hate Mozart uraufgeführt 2006
am Theater an der Wien und danach in Augsburg 2010, Der Alte vom Berge (UA
2007 in Schwetzingen und Basel) und Montezuma – Fallender Adler uraufgeführt
2010 in Mannheim.
Sein kompositorisches Schaffen ist sehr vielseitig, er beschäftigt er sich unter
anderem seit 2003 intensiv mit Tanz und arbeitet in diesem Zusammenhang mit
Xavier Le Roy, Willi Dorner und Christine Gaigg (Tanztheater: Christine Gaigg TRIKE
2004-2009) zusammen, schreibt Hörspielmusik (Der Himmel ist Bodenlos, Wien
2001), Theatermusik (Der Blutige Ernst, Burgtheater Wien 2001) und Filmmusik zum
Beispiel für Norbert Pfaffenbichlers Notes on a Film 2 (2006), a1b2c3 (2006) von
Pfaffenbichler und Schreiber, Hafners Paradies (2007) unter der Regie von Günter
Schwaiger, MOSAIK MÉCANIQUE (Musik/Installation zu Norbert Pfaffenbichlers
gleichnamigem Film) oder Borgate (Lotte Schreiber). Weiters konzipierte er 2008
eine Klanginstallation für die Gläserne Manufaktur die gläserne capelle in Dresden,
entwickelte einen Loop-Generator Looping Tom (PD-Programm) in Zusammenarbeit
mit dem IEM Graz und den VLG (visual loop generator) mit Winfried Ritsch
ebendort.159
Seit 2003 ist Bernhard Lang außerordentlicher Professor für Komposition an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Monadologie XII
„Die
Monadologien
lassen
sich
vielleicht
durch
folgende
Punkte
kürzest
charakterisieren:
1. Sie arbeiten mit kleinsten Ausgangszellen als Generatoren des gesamten
musikalischen Materials.
2. Diese
Ausgangszellen
sind
größtenteils
Samples
aus
vorhandenen
Materialien/Stücken.
3. Die Partituren entstehen durch Einsatz Zellulärer Automaten, sind also
maschinell entwickelt und stellen selbst abstrakte Maschinen im Deleuzischen
Sinn dar.
159
Vgl. Ebda
77
4. Die Zellen durchschreiten diskrete Zustände als komplexe Differentiale, zeigen
also fortwährende Mutationen.
Das zwölfte Stück der Monadologie–Serie nimmt wieder auf einen von mir selbst
komponierten Ausgangstext Bezug: für die drei solistischen Instrumente Trompete,
Saxophon und Klarinette schrieb ich zunächst ein freies Konzertstück, welches ich
dann mit Hilfe zellulärer Automaten und Granulatoren monadisch zerstäubte. Dieses
Verfahren versucht eine Analogie zu den Filmen des Raffael Montanez Ortiz
herzustellen, welche die Destruktion gefundener Materialen mittels granularer
Analyse demonstrieren.
Die drei recht unterschiedlich langen Sätze erzählen eine verborgene Geschichte:
I. Introduktion: The Ritual of Tearing out the Heart [~23’]
II. Teil 2 : The Awakening [~8’]
III. Teil 3: Sweet Revenge [~06:40’]
Das Stück entstand in Zusammenarbeit mit dem Klangforum Wien.
Bernhard Lang, Wien 9. April 2011“160
Werkliste (Auswahl)
60 FOR G.
Besetzung: Saxophonquartett
Entstehung: 1996
UA: Berlin 1997
Dauer: 1 min
Der Alte vom Berge
Musiktheater
Besetzung: sechs Stimmen und verstärktes Ensemble
Entstehung: 2007
UA: Schwetzingen 2007
Dauer: ca. 90 min
DW16 Songbook I
Besetzung: Stimme, Saxophon, Keyboards und Schlagzeug
160
http://members.chello.at/bernhard.lang/ (aufgerufen am 26.01.2013)
78
Text: Bob Dylan, Peter Hammill, Amon Düül2, Dieter Sperl und Robert Creeley
UA: Witten 2005
Dauer: 35 min
DW23 'Loops for Doctor X'
Besetzung: Klarinetten, Violine (+Pick-Up), Chello (+Pick-Up), E-Gitarre, Keyboard
und Laptop
Entstehung: 2013
DW7
Besetzung: großes Orchester und Loop-Generator
Entstehung: 2002
UA: Donaueschingen 2002
Dauer: 22 min
Haydn bricht auf: Sieben Tage die die Welt verändern
Puppentheater/Kabinettheater
Entstehung: 2008/2009
Auftrag: Theater an der Wien
Hermetica IV 'O Dolorosa Gioia'
Besetzung: Doppelchor und zwei Orgeln im Vierteltonabstand
Entstehung: 2011
UA: Heidelberg 2012
Dauer: 30 min
Hexagrammatikon
Besetzung: sechs computergesteuerte Sythesizer
Entstehung: 1988
UA: Allentsteig 1988
Dauer: 60 min
Maschinenhalle#1
Besetzung: zwölf Klangplatten, Player pianos und zwölf TaenzerInnen
Entstehung: 2010
Dauer: 60 min
Monadologie I
Besetzung: E-Zither und großes Orchester
79
Entstehung: 2007
Auftrag: Musica Viva München
UA: 2008
Monadologie VII
'Kammersinfonie'
Besetzung: Kammerorchester
Entstehung: 2009
Auftrag: Klangforum Wien
Dauer: 30 min
Monadologie XII
Besetzung: Trompete, Saxophon, Klarinette, Akkordeon, Klavier, Kontrabass und
zwei Perkussionen
Entstehung: 2011
Dauer: 40 min (40')
Monadologie XIII 'The Saucy Maid'
Besetzung: zwei Orchestergruppen im Vierteltonabstand (nach Anton Bruckners
'Linzer Sinfonie - Das Kecke Beserl' )
Entstehung: 2011/2012
Auftrag: Kompositionsauftrag der Donaueschinger Musiktage 2013
Dauer: 60 min
Montezuma Fallender Adler
Musiktheater nach Texten von Christian Loidl, Linz 2009
Entstehung: 2007-2009
Mozart 1789
Besetzung: eine Schauspielerin und neun Kassettenrecorder
Entstehung: 1989
UA: styriarte Graz 1989
Dauer: 21 min
ODIO MOZART / I HATE MOZART
Musiktheater in zwei Akten
Libretto: Michael Sturminger
Entstehung: 2006
Auftrag: WIENER MOZARTJAHR 2006
80
Rondell-Remise
Besetzung: mobiles Kammerensemble, Mezzosopran und Viola
Entstehung: 1993
UA: Intro-Spektion Graz 1993
Dauer: 20 min
V
Besetzung: 64 Analoggeneratoren
Entstehung: 1985
UA: Tage Absoluter Musik Allentsteig 1989
Dauer: 9 min
Versuch über das Vergessen 2
Besetzung: Violine,
E -Gitarre und Live-Elektronik
Entstehung: 1995
UA: musikprotokoll 1995
Dauer: 34 min
Versuch über Drei Traumkongruenzen von Günther Freitag
Besetzung: Schauspieler, eine Sängerin, Cello und Live-Elektronik
Entstehung: 1990
UA: FORUM STADTPARK Graz 1990
Dauer: 30 min161
161
Vgl. http://members.chello.at/bernhard.lang/ (aufgerufen am 04.02.2013)
81
Abbildung 13: Partiturseite aus Monadologie III162
162
Lang, Bernhard: MONADOLOGIE III. LAMENTATIO / METAMORPHOSIS für 23 Streicher. Partitur, hrsg.
Von Zeitvertrieb, Wien Berlin 2008, S. 1. © Bernhard Lang
82
2.1.2.5
Alexander Stankovski
Zum eigenen Schaffen
„Komponieren heißt für mich Entscheidungen treffen, Grenzen ziehen, Räume
abstecken. Ich kann nicht komponieren ohne einen zuvor definierten EntscheidungsRaum. Die Definition selbst – die Eingrenzung mir möglicher Entscheidungen –
wechselt von Stück zu Stück, innerhalb eines Stückes von Satz zu Satz, von Schicht
zu Schicht oder von Abschnitt zu Abschnitt.
Mich interessiert die Gegenüberstellung verschieden definierter Räume. Es geht mir
nicht um die Vermittlung von Gegensätzen, sondern um die Erfahrung von
Inkommensurabilität.“163
Abbildung 14: Alexander Stankovski164
Biographie
Alexander Stankovski wurde 1968 in München geboren. Er studierte Komposition bei
Francis Burt an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Hans
Zender an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt am Main.
163
E-Mail Alexander Stankovski an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011; der Text ist im Almanach zu
wien modern 2000 erschienen
164
E-Mail Alexander Stankovski an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011
83
Zudem vertiefte er seine Ausbildung mit der Teilnahme an mehreren Kompositionsund Analysekursen, unter anderem bei Karlheinz Füssl, Ulrich Siegele, Karlheinz
Stockhausen, Brian Ferneyhough und Gérard Grisey.165
Ihm wurden zahlreiche Preise und Stipendien verliehen, wie zum Beispiel das
Arbeitsstipendium
der
Stadt
Wien
(1993
und
1997),
das
Österreichische
Staatsstipendium für Komponisten (1995), der Kompositionspreis der Ersten Bank
(2000), der Förderungspreis der Stadt Wien (2001) oder den Theodor-KörnerFörderungspreis (2004). Stankovski erhielt Kompositionsaufträge von renommierten
Institutionen und Ensembles, darunter das Salzburger Landestheater, die AlbanBerg-Stiftung, das Klangforum Wien, das Ensemble die reihe, der ORF und die
Wiener Konzerthausgesellschaft. Außerdem wurden seine Werke bei zahlreichen
Festivals, wie wien modern, Hörgänge, den Bludenzer Tagen zeitgemäßer Musik,
der Musikbiennale Berlin, dem Schönberg Festival Duisburg, dem Moskauer Herbst
oder der Musica Nova Sofia aufgeführt.166
Ab 1996 unterrichtete Stankovski acht Jahre lang eine Kompositionsklasse an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien als Assistent von Michael Jarrell.
Seit 1998 ist er als Privatdozent an der Universität für Musik und darstellende Kunst
Graz tätig (u.a. für Harmonielehre, Kontrapunkt und Formenanalyse) und lebt in
Wien.167
Bezug zu Graz
„Ich unterrichte seit 1998 an der Kunstuniversität Graz und verbringe allwöchentlich
mindestens zwei Tage dort. Die Unterrichtstätigkeit ist für mich ein bedeutender Teil
meines Berufslebens, dementsprechend verbunden fühle ich mich dem Ort meines
Arbeitsplatzes.
Ein paar meiner Stücke sind im Lauf der Zeit auch in Graz gespielt worden, von
meinen ‚Vier Stücke für Bassklarinette, Violoncello und Klavier’ beim musikprotokoll
1994, bis zur für den Geiger Ernst Kovacic geschriebenen ‚Courante für Violine solo’
im Rahmen des impuls Festivals 2011.“168
165
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
167
Vgl. Ebda
168
Ebda
166
84
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Räume I-IV
„Vier Kommentare
1. Wie ein Naturlaut
Mahlers Vortragsbezeichnung ‚wie ein Naturlaut’ ist paradox: Musiker werden
angewiesen, auf ihren Instrumenten Klänge hervorzubringen, die auf eine Sphäre
jenseits von Musik (im Sinne von ‚Tonkunst’) verweisen. Tonfolgen werden nicht als
Themen oder Motive exponiert, sondern erscheinen als Laute außerhalb des
symphonischen Diskurses, obwohl sie gleichzeitig – darin liegt ihre Paradoxie – auch
Teil von Mahlers hypertrophen thematischen Netzwerken aus Ableitungen,
Variationen, Entwicklungen etc. sind. Mahler verpflanzt kunstfremde Klänge mitsamt
ihrer Aura in die Kunstmusik – als ein von der Kunst Verschiedenes und noch mehr:
als ein die Kunst Relativierendes.
2. Totaler Klangraum/arbiträre Grenzen
Nach den radikalen Entgrenzungen des musikalischen Materials, die im letzten
Jahrhundert stattgefunden haben (von der Emanzipation der Dissonanz bis zum
sampling), scheinen neuerliche Grenzziehungen unvermeidlich. Cages ‚totaler
Klangraum’ bedarf der Vermessung, Unterteilung, Filterung. Der Unterschied zu
früher: Grenzen sind frei bestimmbar, nur vorübergehend gültig und jederzeit
verschiebbar; nichts garantiert ihre Stabilität. Um überhaupt wahrnehmbar zu sein,
müssen sie das verfügbare Material auf einen charakteristischen Ausschnitt
reduzieren, der für eine gewisse Zeit stabil (das heißt: redundant) genug bleibt, um
gegebenenfalls von anderen Ausschnitten unterschieden werden zu können.
3. Mind the gap
Komponieren heißt für mich Entscheidungen treffen, Grenzen ziehen, Räume
abstecken. Ich kann nicht komponieren ohne einen zuvor definierten EntscheidungsRaum. Die Definition selbst – die Eingrenzung mir möglicher Entscheidungen –
wechselt von Stück zu Stück, innerhalb eines Stückes von Satz zu Satz, von Schicht
zu Schicht oder von Abschnitt zu Abschnitt.
4. Warum Elektronik?
Ich betrachte elektronische und traditionelle Instrumente als zwei grundsätzlich
verschiedene Dinge. Die Elektronik in Räume I-IV ist daher nicht auf Verschmelzung
85
mit dem Ensemble angelegt, sondern dient zur Implantierung fremder Räume in den
Konzertsaal.
Im
ersten
Teil
kontrapunktieren
vorgefertigte
Natur-
und
Instrumentalaufnahmen die live-Instrumente. Der Begriff Kontrapunkt ist wörtlich
gemeint:
beide
Medien
unterliegen
denselben
Verknüpfungsregeln
–
die
gemeinsame Syntax soll den Unterschied zwischen beiden ‚zum Sprechen bringen’.
Im zweiten Teil lösen sich die Zuspielungen vom Ensemble los. Beide werden über
ein Raummikrophon aufgenommen und in eine Delayschleife zurückgeleitet. Der
Gesamtklang wird durch die Raumresonanzen des Konzertsaales gefiltert, bis nur
mehr diese Frequenzen übrigbleiben. Der dritten Satz schneidet (mit zwei
Ausnahmen)
rein
instrumentale
und
rein
elektronische
Abschnitte
hart
gegeneinander. Im letzten Teil wird der Klang des außerhalb des Saales
positionierten Akkordeons verstärkt und auf die 6 Lautsprecher im Saal verteilt. Das
Ensemble stellt sozusagen die auskomponierte Resonanz des Akkordeons dar. Die
während des ganzen Stückes immer wieder zugespielten Harfensamples – das
einzige Verbindungsglied aller vier Sätze – treten in den Vordergrund.“169
Werkliste (Auswahl)
11 Räume
Besetzung: Akkordeon, Violine und Kontrabass
Entstehung: 2003
Dauer: 11 min
Verlag: Eigenverlag
Das Rätsel eines Tages
Besetzung: Flöte, Harfe und Streichtrio
Entstehung: 2007
Dauer: ca. 20 min
Duo
Besetzung: Tenorsaxophon und Klavier
Entstehung: 1995/2000
Dauer: ca. 6 min
Verlag: Eigenverlag
169
Ebda; Programmtext erschienen im Almanach zu wien modern 2000
86
Frescobaldi da lontano
für Klavier (2006)
Dauer: ca. 20
Verlag: Eigenverlag
Gugging Lieder
Besetzung: Mezzosopran, Sprecher, Flöte, Horn, Harfe und Kontrabass
Entstehung: 2007
nach Texten schizophrener Patienten der Nervenheilanstalt Gugging
Dauer: ca. 12 min
Verlag: Eigenverlag
Klaviertrio
Besetzung: Violine, Violoncello und Klavier
Entstehung: 1990/93
Dauer: ca.10 min
Verlag: Eigenverlag
Kristallianen
Besetzung: 16 Streicher
Entstehung: 1989/2006
Dauer: ca. 9 min
Verlag: Eigenverlag
lieder: um kreisen um formen
Besetzung: Sopran, Sprecher und Klavier
Entstehung: 2001
Texte: Christine Huber
Dauer: ca. 15 min
Verlag: Eigenverlag
Linien
Besetzung: Altflöte und Tenorposaune
Entstehung: 1996
Dauer: ca. 7 min
Verlag: Eigenverlag
Räume I-IV
Besetzung: raumverteiltes Ensemble und Elektronik
87
Entstehung: 2000
Dauer: ca. 20 min
Verlag: Eigenverlag170
Diskographie
Landschaft mit Flöte
Florian Bogner: Elektroakustik, Komposition
Sylvie Lacroix: Flöten, Komposition
Alexander Stankovski: Sampler, Komposition/Konzept
2009 loewenhertz 019171
Abbildung 15: Manuskriptseite aus Das Rätsel eines Tages172
170
Vgl. E-Mail Alexander Stankovski an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011
Vgl. Ebda
172
Ebda
171
88
2.1.3
Komponisten am Institut für Komposition,
Musiktheorie, Musikgeschichte und Dirigieren, die
andere Fächer unterrichten
2.1.3.1 Klaus Dorfegger
Zum eigenen Schaffen
„Komponieren ist für mich die Auseinandersetzung mit der Tradition der Neuen
Musik, wie sie sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Frei
gehandhabte Serialität, Klangflächen, Geräuschklänge, freie Kontrapunktik sind
einige Elemente, die ich in meinen Werken immer wieder verwende. Interessant ist
für mich auch der Wechsel von blockartigen Teilen mit fragilen kontrapunktischen
Strukturen.“173
Goertz beschreibt als wesentlichen Teil der Arbeit Dorfeggers das „Experimentieren
mit Klangfarben und unkonventionellen Klangerzeugungstechniken“.174 Inspirationen
findet er oft in Außermusikalischem wie Bildern oder Gedichten, manche Texte
davon verfasst er sogar selbst. Wichtig ist ihm auch, räumliche Gegebenheiten und
die jeweiligen Interpreten in seine Kompositionen mit einzubeziehen.175
Abbildung 16: Klaus Dorfegger176
173
E-Mail Klaus Dorfegger an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011
Goertz, Harald (Hrsg): Beiträge `94. Österreichische Komponisten unserer Zeit, Kassel: Bärenreiter Verlag
1994, S. 37f
175
Vgl. E-Mail Klaus Dorfegger an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011
176
Ebda
174
89
Biographie
Klaus Dorfegger wurde am 22. April 1960 in Bruck an der Mur geboren und
verbrachte seine Kindheit und Jugend in Kapfenberg. Er erhielt Geigen- und
Klavierunterricht
und
machte
erste
Kompositionsversuche
während
der
Gymnasialzeit. 1978 begann Dorfegger mit den Lehramtsstudien Musikerziehung
und Germanistik in Graz, ab 1981 studierte er Komposition bei Andrzej Dobrowolski.
Klaus Dorfegger nahm 1984 an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in
Darmstadt teil, außerdem erhielt er zwei Jahre später den Förderungspreis der Stadt
Graz. Schon ein Jahr vor seinem Diplom, das er mit Auszeichnung abschloss,
begann Dorfegger seine Lehrtätigkeit am Musikgymnasium Graz. Diese übte er aus,
bis
er
2008
die
Tätigkeit
als
Fachinspektor
für
Musikerziehung
und
Instrumentalmusik im Landesschulrat für Steiermark übernahm.177 Außerdem hat er
einen Lehrauftrag für Formenlehre, Musikanalyse und Instrumentenkunde an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.178
Werke Dorfeggers wurden unter anderem beim musikprotokoll im steirischen herbst,
im Rahmen der Konzertreihen die andere saite und open music, wie auch in
Deutschland, England, den USA und der Schweiz aufgeführt. Weiters wurden
zahlreiche dieser Aufführungen auch vom ORF übertragen.179
Bezug zu Graz
„Als ich zum Studium aus der obersteirischen Kleinstadt Kapfenberg nach Graz kam,
war ich fasziniert von der vielfältigen und offenen Kulturszene. Das musikprotokoll
war zu dieser Zeit eine österreichweit einzigartige Institution, in der man sich über
den neuesten Stand zeitgenössischen Musikschaffens informieren konnte. An der
Musikhochschule lehrten renommierte und interessante Komponisten (Dobrowolski,
Pressl, Neuwirth) und durch die Gründung der ‚anderen saite’ wurden vielfältige
Aufführungsmöglichkeiten für junge Komponisten geschaffen.
Obwohl heute Wien auch im Bereich der Neuen Musik zur Weltstadt geworden ist
und es in ganz Österreich einige Festivals für zeitgenössische Improvisationsmusik
und komponierte Musik gibt, hat sich Graz durch viele Initiativen (die andere saite,
open music, V:NM Festival, nach wie vor das musikprotokoll, aber auch der
177
Vgl. Ebda
Vgl. http://db.musicaustria.at/node/52756 (aufgerufen am 02.01.2013)
179
Vgl. E-Mail Klaus Dorfegger an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011
178
90
Steirische Tonkünstlerbund) den Charakter als Stadt, in der die Neue Musik einen
besonderen Stellenwert hat, bewahrt.“180
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Drittes Streichquartett
„Das Streichquartett ist als Gattung nach wie vor eine große kompositorische
Herausforderung; die Tradition ist beinahe erdrückend, die Möglichkeiten sind bis ins
Extreme ausgeschöpft. Auf der anderen Seite lockt der vielfältige und homogene
Klang und es gibt hervorragende Ensembles, die sich selbst der schwierigsten
Aufgabe stellen.“181
Klaus Dorfeggers drittes Streichquartett ist derzeit ein einsätziges Werk, das sich als
Torso darstellt und zu dem weitere Sätze geplant sind.182 Das Werk beginnt mit
einem „engen Kreisen aus Vierteltönen um einen zentralen Ton“183, wobei die
einzelnen Stimmen mit kontrapunktischen Techniken wie Augmentation oder
Krebsführung voneinander abgeleitet sind.184 Aus dem „engen Geflecht heben sich
hohe Flageoletttöne und erweitern das Klangspektrum“.185
Die Vierteltonstrukturen laufen sich in Wiederholungsmodellen fest. Übrig bleiben die
Flageolette, die in einer Pizzicato-Struktur verklingen. Die Pizzicati verengen sich
rhythmisch und melodisch.186
Der
nächste
Abschnitt
wird
von
einander
abwechselnden
rhythmisierten
Klangflächen, Glissandi und kurzen freien Kontrapunkten gebildet. Klangflächen und
Glissandi dehnen sich, während die Kontrapunkte hingegen schrumpfen. Sukzessive
Flageolettklänge schleichen sich in die Glissandostrukturen ein.187
Den Schluss bildet ein langsames Zusammenführen auf den Zentralton des Anfangs,
vom Gestus her gesehen eine Krebsbewegung des ersten Abschnitts.188
180
Ebda
Ebda
182
Vgl. Ebda
183
Ebda
184
Vgl. Ebda
185
Vgl. Ebda
186
Ebda
187
Vgl. Ebda
188
Ebda
181
91
Werkliste (Auswahl)
7 Erscheinungen Mozarts während eines Streichquartetts (2. Streichquartett)
[DoKl15]
Besetzung: zwei Violinen, Viola, Cello und Tonband
Entstehung: 1989/90
UA: 11.03.1991 Graz, Dimitri Polisoidis-Quartett ORF-Produktion
Dauer: 15 min
Manuskript
ballooning [DoKl 57]
Besetzung: gemischter Chor
Entstehung: 2010
UA: 17.02.2011 Graz, Vokalensemble Nota bene, Leitung: Sebastian Meixner
Dauer: 6 min
Verlag: Steirischer Sängerbund
Aufnahme: CD Styria Cantat IV
citynoon [DoKl 52]
Besetzung: Violine, Viola, Cello und Stimme
Entstehung: 2007
UA: 24.01.2008 Graz, Trio Eis und Judith Ramerstorfer
Dauer: 11 min
Verlag: Eigenverlag
Aufnahme: ORF-Mitschnitt der UA
Dialog über SHF XII [DoKl 42]
Besetzung: für zwei Klaviere
UA: 12.11.2002 Graz, Micheletti, Tanaka-Kern
Dauer: 14 min
Verlag: Eigenverlag
Aufnahme: CD
Dickicht Fels Lichtung [DoKl 17]
Besetzung: großes Orchester
Entstehung:1991
UA: 16.12.1991 Graz, Grazer Symphonisches Orchester, Leitung: Jon Bara
Johansen
92
Dauer: 15 min
Auftrag: Steirische Gesellschaft der Musikfreunde
Manuskript
Aufnahme: ORF-Mitschnitt der UA
Drittes Streichquartett [DoKl 56]
Besetzung: zwei Violinen, Viola und Cello
Entstehung: 2009/2010
UA: 22.04.2010 Graz, Stadler-Quartett
Dauer: 6 min 30 sec
Verlag: Eigenverlag
Aufnahme: ORF-Mitschnitt der UA
Naturbilder II: Baum, Wolken [DoKl 32]
Besetzung: großes Orchester
UA: 29.05.1998 Kapfenberg, Symphonisches Orchester Kapfenberg, Leitung: Roland
Holik
Dauer: 15 min
Verlag: Eigenverlag
Aufnahme: CD
Neun Zustandsbilder [DoKl 50]
Besetzung: Harfe, Viola und Klarinette
Entstehung: 2006/2007
UA: 07.03.2007 Graz, Stump Ackermann Szeghalmy
Dauer: 19 min
Verlag: Eigenverlag
Aufnahme: CD
Raum - Zeit – Musik [DoKl 23]
Besetzung: Orchester, Synthesizer, zwei Frauenstimmen, Sprecher, Chor und
Tonband
Entstehung: 1994
UA: 17.03.1994 St. Georgen a. Längsee, Studierende der Abteilung V der Universität
für Musik und darstellende Kunst Graz, Leitung: Klaus Dorfegger
Dauer: 25 min
Manuskript
93
Vier Stücke für Admont [DoKl 44]
Besetzung: vierstimmiger Chor, Kammerorchester (3Fl, 3Cl, 3Sax, 3Trp, 3Pos, Vl1,
Vl2, Vla, Vc, Kb), Perkussion, Sopran-Saxophon solo und Elektronik
UA: 29.05.2003 Admont, Instrumentallehrer und Schüler des Stiftsgymnasiums
Admont, Leitung: Albert Wonaschütz
Dauer: 21 min
Verlag: Eigenverlag
Aufnahme: CD189
189
Vgl. Ebda
94
Abbildung 17: Manuskriptseite aus dem 3. Streichquartett190
190
Ebda
95
2.1.3.2 Florian Geßler
Zum eigenen Schaffen
„Musik zeichnet sich vor anderen Künsten vor allem durch ihre unendliche
Vielschichtigkeit im Gleichzeitigen aus, und - wie bei allen Komponistinnen und
Komponisten - ist es diese Möglichkeit zur Komplexität, die mich interessiert.
Die verschiedensten Ausformulierungen dieser Möglichkeiten zu suchen, zu
untersuchen und so zu immer neuen, anderen musikalischen Verläufen oder
‚Zuständen’
zu finden begreife ich als meine Arbeit. Dabei können die
unterschiedlichen
‚Schichten’,
‚Ebenen’
o.ä.
ganz
verschiedenen
Gebieten
entstammen: z.B. Sprache, Raum, Zeit, Ordnung... – mich interessieren assoziative
Verbindungen oder Stränge ebenso sehr wie immanent musikalische oder
musikgeschichtliche.“191
Abbildung 18: Florian Geßler192
Biographie
Florian Geßler wurde 1972 in Tettnang am Bodensee geboren und wuchs in
Ravensburg auf. Ersten Instrumentalunterricht erhielt er auf der Blockflöte, dem
191
192
Ebda
E-Mail Forian Geßler an die Verfasserin der Arbeit vom 31.01.2013
96
Klavier
und
dem
Musiktheorieunterricht.
Saxophon,
Seit
außerdem
1986
schreibt
besuchte
Geßler
er
ab
1983
auch
Kompositionen
und
Jazzarrangements für verschiedenste Besetzungen. 1987 besuchte Florian Geßler
einen Workshop mit John Cage. Nach dem Abitur in Ravensburg leistete er seinen
Zivildienst, bevor er dann 1993 zum Studium an die Universität für Musik und
darstellende Kunst nach Graz kam. Er studierte Komposition bei Gerd Kühr, Beat
Furrer und Peter Michael Hamel und besuchte musiktheoretische Fächer bei Georg
Friedrich Haas, Bernhard Lang und Claudia Maurer-Zenck, bevor er 1998 sein
Diplom mit Auszeichnung absolvierte. 193
Seit 1998 geht Florian Geßler einer Lehrtätigkeit an der Universität für Musik und
darstellende Kunst nach (mit einem Jahr Unterbrechung). Er hält verschiedene
Lehrveranstaltungen ab, unter anderem Musikanalyse, Harmonielehre, Formenlehre,
Gehörschulung und Improvisation. Von 2007-2009 lehrte er zusätzlich Komposition
im Rahmen einer Assistenz von Gerd Kühr. Im Studienjahr 2006/2007 war Geßler
amtsführender Vorstand des Institus für Komposition, Musiktheorie, Musikgeschichte
und Dirigieren.194
Von 1996-2006 war Florian Geßler Vorsitzender der Komponistenvereinigung „die
andere saite“, während dieser Zeit war er für die Organsiation von elf kompletten
Jahresprogrammen – das sind über 40 Konzerte bzw. Projekte – verantwortlich. Seit
Oktober 1999 ist Florian Geßler Programmkurator bzw. Ressortleiter des Bereichs
Neue Musik für das Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz. In dieser Zeit war er für
die Konzeption, Organisation und Durchführung von rund 200 Konzerten
verantwortlich, inklusive der Erstellung der Drucksorten (Text und Gestaltung) und
der entsprechenden Pressetexte. Ihm obliegt unter anderem die Erstellung der
jährlichen Finanzpläne, Anträge für Subventionen und die Betreuung der Sponsoren.
Weiters hielt er viele Vorträge (zum Beispiel Das zweihändige Klavierwerk Arnold
Schönbergs im Jahr 2001) sowie Werkeinführungen und ist bei diversen
Pressekonferenzen vertreten. 2001 war er für die Konzeption und Organisation einer
Konzertreihe mit „Preisträgern des Schubertwettbewerbs“ für die Akademie Graz
verantwortlich.195
Florian Geßler wurde 2002 zum Bundesländer-Konsulenten des Österreichischen
193
Vgl. E-Mail Florian Geßler an die Verfasserin der Arbeit vom 31.05.2011
Vgl. Ebda
195
Vgl. Ebda
194
97
Komponistenbundes
(ÖKB)
für
die
Steiermark
gewählt.
Außerdem
ist
er
Gründungsmitglied des Vereins „artresonanz“ (1999) und der Gesellschaft
„Indexicals – Centre of transdisciplinary cognitive and state-system sciences“
(„Zentrum für transdisziplinäre Kognitions- und Staatswissenschaften“), die seit 2004
besteht. Weiters war er seit 2000 bis zu deren Ende künstlerischer Leiter der
„Komponistenwerkstatt“ im Rahmen des Deutschlandsberger Jugendmusikfestes
(steirischer herbst).196
Als Dozent war Geßler bei verschiedenen Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem
Komponistenforum „Happy new ears“ (Festival junger Künstler Bayreuth) und den „5.
Ästhetischen Übungen Seckau“ geladen. Immer wieder hält er diverse Vorträge („Die
Grazer Szene“ im Rahmen der Reihe „Komponieren in Österreich“ in Wien, „The
change of time: On the reproduction of musical composition ideas, composition
techniques in general“ bei ISSEI 2008 in Helsinki und diverse Vorträge über
Komposition
im
Allgemeinen),
Künstlergespräche
und
verschiedene
Interviews
(wie
zum
Präsentationen
Beispiel
„Elf
und
Interviews
führt
mit
Komponistinnen und Komponisten aus Österreich“). Geßler führt Forschungen im
Rahmen von „Indexicals“ durch, momentan im Bereich der Ästhetik.197
Als ausführender Musiker hat er zum Beispiel Auftritte mit dem Tangoquintett „Mala
Junta“, als Solist mit dem Tango-Orchester „Tuangango“, ist seit 2004 ständiger
Gastsolist
des
Manfred
Stern
Quartett
und
hat
mit
Heimo
Puschnigg
zusammengearbeitet. Außerdem war er an der Gründung der Jazzband „Stardust
Casino“ beteiligt.198
Florian Geßler war 1989 Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs „Schüler
komponieren – Treffen junger Komponisten“, erhielt 1997 den Musikpreis der
Landeshauptstadt
Graz
und
ein
Jahr
später
Bundesministers für Wissenschaft und Verkehr.
den
Würdigungspreis
des
199
Seine Kompositionen werden im In- und Ausland aufgeführt, darunter in
Deutschland, Frankreich, Belgien, in der Schweiz und in Griechenland. Er
196
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
198
Vgl. Ebda
199
Vgl. Ebda
197
98
komponierte Auftragswerke unter anderem für die IGNM, das Wagner-Forum Graz,
den steirischen herbst, die Styriarte und die Hörgänge.200
Bezug zu Graz
„Als ich 1993 nach Graz kam, war ich erst einmal sehr überrascht, hatte ich doch
erwartet, in den Einfluss der für Kompositionsabteilungen sonst so typischen
Mischung aus Konkurrenzkampf und ‚Einzelkämpfertum’ zu geraten. Vollkommen
anders habe ich die ‚Abteilung 1’ an der Grazer Musikhochschule erfahren: Hier
herrschte eine freundschaftliche, von friedlicher Koexistenz und Kooperation
geprägte, ja geradezu familiäre Atmosphäre. Diese Stimmung wirkte für mich damals
auch ‚nach aussen’, in die Stadt, die Architektur, die Landschaft usw. und hält auch
noch heute an.
Ausserdem:
Klaus Johns, Gerd Kühr, Bernhard Lang, Georg Friedrich Haas, Beat Furrer, Petra
Untersmayr, Nassir Heidarian, Peter Michael Hamel, Claudia Zenck, Peter Lackner,
Hermann Markus Preßl, Gerhard Zeller, Gerhard Nierhaus, Peter Ablinger, Orestis
Toufektsis, Anselm Schaufler, die andere saite, und seit damals viele mehr.
Ich habe in den ersten sechs Monaten in Graz mehr dauerhafte Freundschaften
geschlossen als in den 20 Jahren davor.“201
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Historia Mortis Senecae
Secundum Tacitum für Mezzosopran, Flöte und Klavier (2004)
Christian Klein verfasste im Rahmen eines Konzertes des Themenabends Nie steht
es nicht bevor. Künstlerische Beiträge zum Thema Tod im Kulturzentrum bei den
Minoriten einen Text über das Werk:
Am 19. April 65 ging Lucius Annaeus Seneca auf Geheiß seines einstigen Schülers
Nero in den Freitod. In gelassenem Rapportstil berichtet uns Tacitus in allen
Einzelheiten von dieser Begebenheit. Es wird berichtet, wie Seneca darauf bedacht
ist, Haltung zu bewahren, seinen Selbsttod als letztes Beispiel stoischer Lebenslehre
zu vollziehen. Aber ganz so glatt geht’s eben nicht: einen kurzen Moment wird er fast
schwach, dann nämlich, als sein Weib beschließt, mit ihm zu sterben und er das
200
201
Vgl. Ebda
E-Mail Florian Geßler an die Verfasserin der Arbeit vom 01.02.2013
99
nicht mit anzusehen vermag. Auch lassen sich seine Pulsadern nicht so leicht öffnen,
zu hager ist Seneca und so zieht sich sein Tod entsetzlich lange hin. Ein Beispiel
politischer Willkür, in der nüchternen Darstellung umso anklagender, zeigt es doch,
was Machtausübung in letzter Konsequenz fürs Individuum bedeutet. Florian Geßler
hat diesen Text gefiltert und zieht aus dem Material der Sprache des Tacitus
musikalisches Material. So entsteht keine ‚Vertonung’, keine bloße musikalische
Verdopplung, seine Musik ist diskret und fürchtet sich dennoch nicht vor Semantik:
nicht affirmativ als Affekt, sondern als Aspekt des musikalischen Verlaufs.
Mit der ‚Historia Mortis Senecae Secundum Tacitum’ steht Florian Geßler ganz in der
Tradition der musikalischen Um- und Neudeutung historischer Merkwürdigkeiten, wie
sie für das frühe Barock eines Heinrich Schütz oder eines Monteverdi typisch sind.
Mit Fug und Recht kann man behaupten, hier eine avancierte, zeitgenössische
Antwort auf das Madrigal zu hören, und wie dort zieht uns die Intensität solch
stachliger Komplexität in ihren Bann. Anklage durch Zurücknahme, keine Note zu
viel, eine karge Klanglandschaft diskreter Schönheit.202
Werkliste (Auswahl)
e bianca neve scender senza venti
Besetzung. zehn Flöten
Entstehung: 2008
UA: 13.03.2008
Dauer: 10 min
Verlag: Eigenverlag
Die Stunde der Komödianten
Besetzugn: zwei Violinen und Klarinette (in B)
Entstehung: 1998
UA: 02.12.1998
Dauer: 6 min
Verlag: Eigenverlag
Die Bewegung in der Tiefe des Wassers (Fro)
Kammeroper in 5 Szenen
Besetzung: zwei Soprane, Mezzosopran, zwei Klarinetten (in A), zwei Violinen,
202
http://alt.kultum.at/2005_1/Aschermittwoch_Musik.htm (aufgerufen am 12.01.2013)
100
Kontrabass, Perkussion und Klavier
Entstehung: 1997/1998/1999
UA: 02.12.1999
Dauer: 45 min
Verlag: Eigenverlag
Hermes: “Meine Lieblingsdinge...” (3. Klaviertrio)
Besetzung: Violine, Violoncello und Klavier
Entstehung: 2001
Widmung: für Ursula Geßler zum 60. Geburtstag Dauer: 10 min
Verlag: Eigenverlag
Historia Mortis Senecae Secundum Tacitum
Besetzung: Mezzosopran, Flöte und Klavier
Entstehung: 2004
Widmung: Dem Andenken meines Vaters
UA: 17.09.2004
Dauer: 25 min
Verlag: Eigenverlag
Erinnerungen an den dreidimensionalen Raum
Besetzung: Violoncello solo
Entstehung: 2005
UA: 10.10.2005
Dauer: 17 min
Verlag: Eigenverlag
Mondbruchstücke nach Arno Schmidts „KAFF auch Mare Crisium“
Besetzung: Stimme und Flöte
Entstehung: 2006
UA: 23.10.2006
Dauer: 20 min
Verlag: Eigenverlag
Moont=Reh=alien
Vorkommnisse in Niedersachsen und auf dem Monde
Ein KammerSpielMusikWerk nach Arno Schmidts „KAFF auch Mare Crisium“
Besetzung: Sopran, Sprecher, Flöte (Piccolo, C und Bass), Klarinette (Es, B, Bass
101
und Kontrabass), Klavier und Elektronik (=Spur 2 des 4spaltenbuchs)
Entstehung: 2006/2007
Widmung: Dres. Suse und Dick Wolfram für die jahrelange großzügige Unterstützung
herzlichst zugeeignet
UA: 22.06.2007
Dauer: 90 min
Verlag: Eigenverlag
Non Response
Musik zu einem Theatertext von Gerhild Steinbuch
Besetzung: Flöte (Piccolo/C), Oboe, Klarinette, Horn, Trompete, Posaune, zwei
Perkussionen, zwei Violinen, Viola, Violoncello
Entstehung: 2008
UA: 05.12.2008
Dauer: 50 min
Verlag: Eigenverlag
Verschobene Kontinente
Skizzen für Ensemble
Besetzung: Flöte, Bassklarinette, Sopransaxophon, Horn, Trompete, Posaune, zwei
Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass
Entstehung: 2010
UA: 22.10.2010
Dauer: 12 min
Verlag: Eigenverlag
Die Dinge des Lebens (Klavierquartett)
Besetzung: Violine, Viola, Violoncello und Klavier
Entstehung: 2010/2011
für Anita Pieber
UA: 25.01.2011
Dauer: 17 min
Verlag: Eigenverlag
Musik im Freien
Besetzung: vier Violinen
Entstehung: 1997
102
UA: 14.09.1997
Dauer: 10 min
Verlag: Eigenverlag203
Diskographie
Kompositionsaufträge des Landes Steiermark 1998/99
(Die Stunde der Komödianten)
die andere saite Volume 1
(2. Szene aus der Kammeroper Die Bewegung in der Tiefe des Wassers(Fro)“) ORFCD 3067, 2009204
Projekte
Film- und Theatermusiken (elektronische Bühnenmusiken im Rahmen des
Figurentheater (1995) und der Mülloper, Bühnenmusik zu Alice im Wunderland
(1996), Musik zum Video open to art and tech (1997), Performance Aton Schamasch – Sol (1999))
Wagners Wahn oder Das heilige Land des Kapitals Projekt von Peter Weibel (ars
electronica 1995): wissenschaftl. Beratung und Recherche, Texte
surprise (17. Deutschlandsberger Jugendmusikfest, 2000)
Die Kinder von Deutschlandsberg (18. Deutschlandsberger Jugendmusikfest, 2001)
Ground Zero (19. Deutschlandsberger Jugendmusikfest, 2002)
Glocken – Ein Stadt-Klangereignis mit den Glocken von Graz im Rahmen der
STYRIARTE 2002 (Konzeption, Komposition, Projektkoordination; Ö 1 Dokumentation, siehe auch beigefügtes Interview)
Guernica (20. Deutschlandsberger Jugendmusikfest, 2003)
Moont=Reh=alien. Ein KammerSpielMusikWerk nach Arno Schmidts Roman KAFF
auch Mare Crisium (Graz, 2007) siehe auch im Werkverzeichnis
Non Response Musik zu einem Theatertext von Gerhild Steinbuch. Szenische
Aufführungen in Graz (Theater am Lend) und Wien (Schauspielhaus), 2008/2009
203
204
Vgl. E-Mail Florian Geßler an die Verfasserin der Arbeit vom 31.05.2011
Vgl. Ebda
103
Verschobene Kontinente Auftragswerk für das Ensemble Zeitfluss im Rahmen des
künstlerischen Forschungsprojekts „Algorithmische Komposition“ an der
UNIVERSITÄT FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST GRAZ 2009/2010205
Schriften/Veröffentlichungen
Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Magister artium“
(1998): Statistische Betrachtungen zur Harmonik von Lutoslawskis Spätwerk am
Beispiel seiner dritten Symphonie
Artikel Strukturelle Betrachtungen zu „Begehren“ von Beat Furrer ; veröffentlicht in
„His Voice 3/2002“ (Prag 2002)
Aufsatz Zeit und Musik/Musik und Zeit in der Sammlung “The Unifying Method of the
Humanities, Social Sciences and Natural Sciences: The Method of
Transdisciplinarity“ (2004)
insgesamt rund 80 Artikel in der Programmzeitung des Kulturzentrums bei den
Minoriten
(Fernsehinterview zum „Yung-hui Ho Portraitkonzert“ für Steiermark 1)
Dokumentation
mehrere „ZeitTON - Dokumentationen“ in Ö1, darunter 3 Portraitsendungen
CD Kompositionsaufträge des Landes Steiermark (Die Stunde der Komödianten)
CD Hermes: Meine Lieblingsdinge... (Eigenproduktion)
ORF- Mitschnitte: zeichenlos (Hörgänge 1997), Die Bewegung in der Tiefe des
Wassers (Fro) (Kammeroper, 1999), Glocken (STYRIARTE 2002) u.v.a.
DRS – Mitschnitt Meine Lieblingswortzusammenstellung (2003)
CD „20 Jahre die andere saite“ (2. Szene aus der Kammeroper Die Bewegung in der
Tiefe des Wassers (Fro)206
205
206
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
104
Abbildung 19: Manuskriptseite aus L'origine de la lumière207
207
E-Mail Florian Geßler an die Verfasserin der Arbeit vom 31.01.2013
105
2.1.3.3 Peter Lackner
Zum eigenen Schaffen
"Der Gleichgewichts-Sinn ist der Ausgangspunkt für mein die Musik betreffendes
Denken, Fühlen und Handeln. Alle Eingriffe beim Hörbarmachen der Musik sind von
meinem Bedürfnis nach Gleichgewichtung bestimmt. Sich in den Mitteln nur auf ein
Symbol von Ganzheit zu beschränken und in weiterer Konsequenz den
reduziertesten Raum nicht durchbrechen zu müssen, bedeutet für mich größte
Freiheit. (P.L. im ‚Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich. Komponisten und
Komponistinnen des 20. Jahrhunderts’. Hrsg. v. Bernhard Günther, Wien 1997)“208
Peter Lackner interessiert sich sehr für das Phänomen „Kanon“ und benennt schon
seit 1989 jedes seiner Werke mit diesem Titel. Er ist der Meinung, dass jeder
tagtäglich – meistens unbewusst – Kanons findet und sucht. Das Vertrauen in
„glückbringende“ Rezepte und Gesetze ist im Verlauf der letzten Jahrzehnte
geschwunden und so hat Kanonisierung etwas Beruhigendes, wie zum Beispiel die
Abbildung eines Ziffernblatts. Im Zusammenhang mit der Zeitwahrnehmung
beispielsweise ist der zyklische Aspekt so stark, dass das Ablesen in Kreisform den
meisten Menschen gefühlsmäßig noch immer näher steht als ein anderes Modell der
Abbildung. Peter Lackner will den Kanon im Alltag bewusst finden – durch
Beobachten, indem er sich Gedanken macht, Schlüsse zieht und wieder verwirft.209
„Irgendwann kristallisiert sich daraus dann etwas, was ich glaube stehen lassen zu
dürfen, und das ist dann die Musik“.210
Bei der Bezeichnung „Kanon“ geht es Lackner nicht um eine Neubestimmung oder
Ausweitung des musikalischen Begriffs, sondern er will eine Verfeinerung und
Zusammenfassung vieler Aspekte des allgemeinen Begriffs der Polyphonie
erreichen. „Kanon“ wird somit bei seinen Werken nicht als Gattungsbezeichnung
verstanden, sondern eher als Perspektive auf das Klangmaterial. Lackner komponiert
sozusagen
gar
keine
Kanons,
sondern
schält
aus
den
verschiedensten
Klangtexturen die kanonischen Aspekte heraus. Das hochkonzentrierte „Destillat“,
das dabei übrig bleibt, kann wieder als Kanon bezeichnet werden. Die Hörer und
Hörerinnen können sich an Ordnung, Strukturierung, Anordnung festhalten,
208
E-Mail Peter Lackner an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011
Vgl. Ebda
210
Ebda
209
106
gleichzeitig ist aber ebenso eine Versenkung im Klangkontinuum möglich. Die
Ausarbeitung der Struktur soll dem angestrebten Ideal der Gleichgewichtung nahe
kommen, die Perspektivenbildung, sprich Interpretation findet in der Hörerin bzw.
dem Hörer statt.211
In Lackners Musik bietet sich die Möglichkeit, eine Form des Ausgleichs zwischen
Ordnung/Struktur/Gesetzmäßigkeit und dem Urstrom der in die scheinbare
Unendlichkeit des Universums dahin fließenden Klänge zu erleben.
Auch aus diesem Grund ist Lackners Arbeit in besonderem Maße ein Modell des
Komponierens bzw. künstlerischen Schaffens überhaupt, nämlich des Versuchs
Überzeitliches im Zeitlichen zu formulieren.212
Abbildung 20: Peter Lackner213
Biographie
Peter Lackner wurde 1966 in Graz geboren. Er erhielt Klavierunterricht bei Margarete
Klivinyi am Landeskonservatorium Graz und studierte von 1988 bis 1994
Komposition bei Hermann Markus Preßl. 1991 wurde ihm der Kulturförderungspreis
der Stadt Graz verliehen, 1994 der Würdigungspreis des Bundesministeriums für
211
Vgl. Ebda
Ebda
213
Ebda
212
107
Unterricht und Kunst. Seit 1994 geht Lackner einer Lehrtätigkeit an der Universität für
Musik und darstellende Kunst Graz in den Fächern Tonsatz, Kontrapunkt,
Harmonielehre, Gehörschulung und Analyse der Vokalliteratur nach.214
Werke Lackners wurden unter anderem bei der Mürztaler Werkstatt und beim
musikprotokoll im Rahmen des steirischen herbstes, den Internationalen Neuberger
Kulturtagen, dem Osterfestival Innsbruck, dem Austrian Contemporary Music Festival
Iowa, der Jeunesse Wien, dem Eleventh International Festival Riga/Lettland, dem
dissonart Thessaloniki sowie dem Alpenglow-London aufgeführt.215
Bezug zu Graz
„Über
weil
meinen
ich
hier
Graz-Bezug
geboren,
zu
schreiben,
aufgewachsen
und
fällt
zur
mir
nicht
Schule
leicht,
gegangen
bin,
hier studiert habe, arbeite und wohne.
Damit wäre natürlich auch schon einiges gesagt.
Vielleicht noch soviel: Ich mag auch andere Orte dieser Welt :
Wien, wo ich einige Jahre lang zumindest teilweise wohnte, dessen Vielschichtigkeit
mich
in
vielen
Lebensbereichen
sehr
angesprochen
hat,
und
dessen
selbsstverständlichgenommene Dominanz (bei gleichzeitig – möglicher Enge) über
das kulturelle Geschehen in ‚Rest-Österreich’ auch heute noch zu irritieren vermag.
Mittelschweden, dessen Geigenmusik ich zwei Sommer lang versucht habe,
aufzunehmen.
Das Salzkammergut (... schon wieder Geigenmusik ...)
Aber auch das Ruhrgebiet oder Bratislava um nur einige Fixsterne zu erwähnen.
An Graz mag ich besonders seine Nähe zu den Bergen.“216
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – KANON für drei Bratschen 31.
Dezember 1991 (2007)
Denn
das
in
nahezu
vollkommener
Ausgewogenheit
durchstrukturierte
Klangkontinuum entfaltet mit der Zeit so etwas wie ein intensives, zutiefst mystisches
Leuchten: Rationalität und Versenkung zugleich.217
214
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
216
E-Mail Peter Lackner an die Verfasserin der Arbeit vom 01.02.2013
215
108
Werkliste (Auswahl)
Das Buch der Wandlungen.
Besetzung: sechs Frauenstimmen und/oder Klavier
Entstehung: 16.04.1998
Dauer: 12 min
Kanon für zwei Singstimmen und Ensemble mit einem Text von Hannes Waltl zur
Skulpturengruppe >LEM< von Axel Kirchmayr
Besetzung: zwei Singstimmen, Flöte, Klarinette, zwei Violinen und Fender Rhodes
Entstehung: September 2004
Dauer: 8 min
Kanon für drei Bratschen. 31. Dezember 1991
auch in den Fassungen für Violine, Viola und Violoncello sowie Flöte, Klarinette,
Marimba, Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass]
Entstehung: März 2007
Dauer: ca. 60 min
Kanon für Klavier. 15. Juni 1992
auch in den Fassungen für Klarinette, Viola und Klavier sowie Klarinette, Viola und
Harfe
Dauer: 6 min
Kanon für Streichquartett. 18. Mai 1993
Besetzung: Violine, zwei Violen und Violoncello
Dauer: 19 min
Kanon für Orchester. 27. Februar 1997
Dauer: 5 min
Kanon für Klavier. September 2002
Dauer: 8 min
Kanon für sechs Instrumente. 17. November 2002
Besetzung: Flöte, zwei Violinen, Viola, Akkordeon und Klavier
Dauer: 14 min
Kanon für sechs Instrumente. 16. März 2009 I, II, III
217
Ebda
109
Besetzung: Flöte, Klarinette, Bassklarinette, zwei Violen und Akkordeon
Dauer: 12 min
Kanon für A[Alpha], O[Omega] & Gsellmanns Weltmaschine. 8. Oktober 1958/2008
Besetzung: Flöte, Oboe, zwei Klarinetten, zwei Hörner, Trompete, Posaune, Tuba,
Schlagwerk, Akkordeon, vier Violinen, drei Violen, Violoncello und Kontrabass
Dauer: 15 min218
Abbildung 21: Manuskriptseite aus Kanon für acht Instrumente.
Dezember 1991 / März 2004219
218
219
Vgl. E-Mail Peter Lackner an die Verfasserin der Arbeit vom 03.05.2011
E-Mail Josef Fürpaß an die Verfasserin der Arbeit vom 21.04.2011
110
2.1.3.4 Clemens Nachtmann
Zum eigenen Schaffen
„Modernität ist keine chronologische, sondern eine qualitative Kategorie, meint nicht
das hier und heute Vorfindliche, sondern den – nach wie vor – unabgegoltenen
Vorschein einer besseren Zukunft, gleich zu welcher Zeit es in die Welt trat. Das
bedeutet, daß (sic!) Älteres und scheinbar Vergangenes wie etwa ein Streichquartett
von Schubert oder eine Fuge von Bach höchst avantgardistische, mit Jetztzeit erfüllte
Musik darstellen, während die zeitgenössische Musik in ihrer Mehrheit veraltet und
von vorgestern ist. So begriffen, ist das vielgeschmähte und in regelmäßigen
Abständen totgesagte serielle Komponieren, dessen durchaus dialektische Pointe
darin bestand, daß (sic!) es, entgegen dieser Zuschreibung, sich bei ihm um Reihen
am allerwenigsten mehr dreht, in höchstem Sinne modern und aktuell. Modern ist es
in seinem Insistieren auf der Unabdingbarkeit geduldiger Selbstreflexion des
musikalischen Metiers, modern in der Auffassung elaborierter und in extrem
getriebener kompositorischer Technik als Organon der Kritik, als vergegenständlichte
Zurüstung
des
kompositorischen
Subjekts
gegen
verbrauchte
Formeln,
überkommene Gefühlsclichés, ja gegen den Sprachcharakter der Musik selbst.
Der Sinn musikalischer Technik ist also ein durchaus polemischer, ihre Qualität
besteht zuallererst darin, was sie abschafft, nicht, was sie schafft. Aber gerade,
indem sie dazu dient, das falsch Vertraute beiseite zu räumen, zielt musikalische
Technik, Inbegriff subjektiver Anstrengung, auf etwas, was nach Adorno nicht
Gegenstand von Intentionen ist. Kompositorische Technik ist kein Regelkanon, an
den man sich getrost halten und von dem geistige Rückversicherung erwarten
könnte, versetzt sie das Subjekt doch in einen Bereich des Ungeschützten, wo es mit
seiner
Freiheit,
dem,
was
nun
alles
möglich
geworden
ist,
ganz
ohne
Rückendeckung fertig werden muß (sic!). Als Instrument der Verweigerung dessen,
was man gemeinhin so ‚Ausdruck’ nennt, vermag sie ihrerseits in mächtigsten und
unerhörten Ausdruck eines noch nicht Dagewesenen umzuschlagen und es zur
Dauer zu verhalten, wie die wohl entscheidendste, die Polarität von Rhythmus und
Metrum bestimmt negierende Kategorie des seriellen Komponierens heißt. Musik ist
qualitativ bestimmte, in sich artikulierte, ihren inneren Reichtum als Prozeß (sic!)
entfaltende Dauer; als solch artikulierte ästhetische Zeit steht die musikalische
polemisch gegen die verdinglichte, entqualifizierte Zeiterfahrung, die die herrschende
111
Gesellschaftsordnung aus sich heraus stiftet: darin besteht ihr Erkenntnischarakter
und ihr sozialer Sinn. Darin vermag sie als Vorschein dessen zu fungieren, worum es
einer freien Gesellschaft zuallererst zu tun sein muß (sic!): erfüllter Lebenszeit. Der
Aufhebung von Herrschaft und Versagung vermag sie vorauszueilen durch
kompositorischen Reichtum als Versprechen ungeschmälerter Fülle, indem sie, wie
Heinz-Klaus Metzger einmal in einem seiner wohl wichtigsten Texte postuliert,
‚Debussys lose Redensart vom ´faire plaisir´ als Aufgabe der Musik gegen die
einschlägige Industrie’ wendet.“220
Abbildung 22: Clemens Nachtmann221
Biographie
Clemens Nachtmann wurde 1965 in Neustadt an der Waldnaab in Deutschland
geboren. Ab 1973 erhielt er erste musikalische Ausbildung an der Städtischen
Musikschule Weiden/Oberpfalz in den Instrumentalfächern Klarinette und Klavier,
sowie in Musiktheorie bei Erhard Otto.222
1984 übersiedelte Nachtmann nach München, um die Studien der Komposition bei
Wilhelm Killmayer und der Politikwissenschaft aufzunehmen. Zwei Jahre später
220
E-Mail Clemens Nachtmann an die Verfasserin der Arbeit vom 11.04.2011; dieser Text wurde im Programm
06/07 des Klangforum Wien abgedruckt
221
http://clemensnachtmann.mur.at/index.php/fotos.html (aufgerufen am 04.02.2013)
222
Vgl. E-Mail Clemens Nachtmann an die Verfasserin der Arbeit vom 11.04.2011
112
übersiedelte er nach Berlin, um dort 1991 sein Politologiestudium bei Johannes
Agnoli abzuschließen. 1997/98 begann er sein Kompositionsstudium an der
Hochschule (heute: Universität) der Künste Berlin bei Friedrich Goldmann sowie ab
2001 sein Musiktheoriestudium bei Gösta Neuwirth und Hartmut Fladt. Nach
Abschluss des Kompositionsstudiums mit Auszeichnung im Jahr 2003 wurde er in
die Meisterklasse von Friedrich Goldmann aufgenommen. Ein Jahr später schloss er
das Studium in Musiktheorie ab und übersiedelte nach Graz, wo er ein
Aufbaustudium in Komposition bei Beat Furrer im Rahmen eines DAADPostgraduiertenstipendiums
aufnahm.
2006
nahm
er
an
den
Darmstädter
Ferienkursen für Neue Musik teil.223
Clemens Nachtmann wurde der dritte Preis für das Ensemblestück Intrecci beim
Hanns-Eisler-Wettbewerb für Komposition und Interpretation 2001, der zweite Preis
für das Ensemblestück O mei beim Kompositionswettbewerb der Weimarer
Frühjahrstage für zeitgenössische Musik 2004, der zweite Preis beim Gustav-MahlerKompositionspreis der Stadt Klagenfurt 2008 für sfumato und ein Preis beim BorisBlacher-Preis für Komposition der Neuen Musik 2004 verliehen. Weiters erhielt er ein
Kompositionsstipendium des Berliner Senats für das Ensemblestück battery park/NY
(2004/2005) sowie eine Förderung der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung für die
Komposition
des
Musiktheaters
Das
Buch
von
allen
Dingen
(nach
dem
gleichnamigen Roman von Guus Kuijer) und ein Stipendium für einen Aufenthalt im
Künstlerhaus Eckernförde im Herbst 2010.224
Werke Nachtmanns wurden unter anderem bei der Klangwerkstatt Kreuzberg, im
Rahmen der Reihe „Unerhörte Musik“ im Berliner BKA, beim Berliner Festival für
Neue Musik „Ultraschall“, beim WDR Köln, beim Berliner Festival „MaerzMusik“,
beim Kongress „The music of 21st century europe“ in Wien, beim Festival Impuls
Graz sowie im Rahmen der Abonnementkonzerte des Klangforum Wien in Wien,
beim Festival „música viva“ in Portugal sowie im Austrian Cultural Forum New York
aufgeführt. Außerdem wurden im Jahr 2005 beim Festival Ultraschall sowie beim
Frankfurter Festival Auftakt Portraitkonzerte über den Komponisten veranstaltet. Von
223
224
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
113
der Ensembleakademie Impuls in Graz erhielt er einen Auftrag für ein Ensemblewerk
mit dem Klangforum Wien, das im Februar 2007 uraufgeführt wurde.225
Seit den 1980er Jahren hielt Clemens Nachtmann zahlreiche Vorträge und
veröffentlichte Schriften in Zeitungen und Zeitschriften zu gesellschaftstheoretischen,
politischen, kulturellen und musikalischen Fragen. Er hatte Lehraufträge für
Musiktheorie, Gehörbildung und Musik des 20. Jahrhunderts an der Universität der
Künste Berlin inne. Seit 2005 ist Nachtmann als Dozent an der Universität für Musik
und darstellende Kunst Graz für Musiktheorie und Gehörbildung tätig. Seit Frühjahr
2010 ist Nachtmann Geschäftsführer der Sektion Steiermark der österreichischen
IGNM. Weiters ist der Komponist Mitglied der Vereinigung „die andere saite“.226
Bezug zu Graz
„Im Grund war alles nur als Episode intendiert: ein dreiviertel Jahr wollte ich, vom
DAAD großzügig finanziert, mit Beat Furrer, zu dem ich schon seit längerem Kontakt
hatte, konferieren, nette Leute kennenlernen und es mir wohl sein lassen. Nach
langem, etwas zu langem Aufenthalt im protestantisch-preußischen Nordosten, in
Berlin, hatte es mich mit aller Macht wieder nach dem katholischen Süden gezogen,
aber nicht dorthin, wo ich herkomme und nie wieder zurückwill, nach Bayern,
sondern noch weiter südlich, nach Österreich, ein Landstrich, den ich unmittelbar nur
von einem unvergeßlichen (sic!) Wien-Besuch kannte, ansonsten nur über Literatur,
Musik und Kunst oder, um ein paar Namen zu nennen: Musil, Kreisler, Berg.
Noch ein halbes Jahr, bevor ich im Herbst 2004 nach Graz aufbrach, hätte ich nicht
genau zu sagen gewußt (sic!), wo denn diese Stadt geographisch genau liegt. Aber
Graz war mir ein Begriff, nicht erst durch das Kulturhauptstadtjahr, sondern z.B.
durch den ‚steirischen herbst’, dessen ‚musikprotokoll’ ich jedes Jahr im Radio
verfolgte, vor allem aber über Gösta Neuwirth, der in Berlin mein Tonsatzprofessor
war und den ich auch in kompositorischen Fragen öfters konsultierte. Graz eilte der
Ruf voraus, nicht erst seit gestern ein Ort des Experimentierfreudigen zu sein:
immerhin fand die zweite Aufführung eines der kühnsten Werke von Richard Strauss,
der ‚Salome’, 1906 in Graz statt, nicht in Wien.
Aus einem dreiviertel Jahr sind mittlerweile bereits sieben geworden, die ich hier
225
226
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
114
verbracht habe, als Komponist und schon bald als Dozent an der KUG und ich kann
ohne Umschweife sagen, daß (sic!) Graz die in es gesetzten Erwartungen nicht
enttäuscht hat. Die österreichische Sprache, die meines Erachtens mit dem
Deutschen außer vielen Vokabeln nichts gemeinsam hat, die gewissermaßen
‚verbindliche Lässigkeit’ im Alltag, die sich von deutschen Gepflogenheiten sehr
angenehm unterscheidet, die Tatsache, daß (sic!) ein Komponist in Österreich ein
Sozialprestige genießt, von dem man in Deutschland nur träumen kann, das
oberitalienische Flair, das Graz besonders im Frühling verströmt, der gute Wein, die
zauberhafte südsteirische Landschaft – all diese Dinge haben das Ihre dazu
beigetragen, daß ich auch nach 7 Jahren und unbezweifelbar eingekehrtem Alltag
immer noch vom Grundgefühl getragen bin, in Graz auf immerwährendem Urlaub zu
sein.
Die Kunstszene und die Neue Musik-Szene der Stadt ist sehr lebendig, das
Verhältnis zu vielen Komponisten-Kollegen, von denen viele auch Arbeitskollegen an
der Uni sind, ist sehr herzlich, offen und mit vielen freundschaftlich; daß (sic!) es
angesichts so vieler eigensinniger Individualisten, die in Graz auf nicht engem, aber
doch überschaubarem Raum zusammenwohnen, zu keinen nennenswerten
Neidbeißereien kommt, wie sie andernorts auf viel größerem Raum an der
Tagesordnung sind, ist eines der bemerkenswertesten Dinge in dieser Stadt. Die
‚andere saite’ etwa, deren Mitglied ich seit 2005 bin, ist ein öffentlich zugängliches
Experimentallabor, in dem ein frischer Wind der Großzügigkeit und Strenge
gleichermaßen weht und damit, was ein Komponist dringend braucht: eine
Möglichkeit, sich stets neu erfinden und erproben zu können, in einem Kreis von
gleichermaßen Wohlgesonnenen wie Urteilssicheren.
Ich möchte das nicht missen. Ein ganz großer Glücksfall, hier sein zu können.“227
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – en dehors für Klarinette,
Marimbaphon, Sopran und Streichquartett
„Thema des Ensemblestücks ‚en dehors’ für Klarinette, Marimbaphon, Sopran und
Streichquartett ist der Gegensatz von jeweils extrem eng- und weiträumigen
musikalischen Strukturen; diese Extreme und die diese vermittelnden Prozesse –
Assoziation, Verdichtung, Verschlingung auf der einen, Dissoziation, Entzerrung,
227
Ebda
115
Zerfällung auf der anderen Seite –beherrschen die Komposition in den musikalischen
Dimensionen von Tonhöhe, Dynamik, Klangfarbe, Artikulation und im Rhythmischen,
sowohl in den Einzelgestalten als auch im ‚Großrhythmus’ ihres zeitlich-formalen
Verlaufs.
Der erste Satz des durchgehend gespielten dreisätzigen Werks ist kleinteilig
disponiert:
Gegensätze
zwischen
Clusterbildungen
und
weitgespannten
Tonanordnungen, zwischen eng aneinandergebundenen und strikt voneinander
abgesetzten Tönen, zwischen chaotisch wuchernden und punktuell ausgedünnten
Abschnitten werden relativ unvermittelt exponiert. Es gibt keine großen Bögen, keine
eindeutig gerichteten Prozesse, kein stabiles Tempo, so daß (sic!) sich der Eindruck
eines fortwährenden Drängens und Stockens ergibt: ein ‚rubato’ in Permanenz, wie
es etwa für den Wiener Walzer charakteristisch ist, dessen Gestik subtiler
Verzögerung und Beschleunigung im mittleren Segment des ersten Satzes denn
auch herbeizitiert wird.
Der zweite Satz wiederum, wiewohl aus Material und Verlauf des ersten entwickelt,
vollzieht einen abrupten ‚Szenenwechsel’: es kommen lange Haltetöne ins Spiel,
Klänge und ganze Tonfelder werden von Instrument zu Instrument weitergereicht, es
bilden sich Überlappungen und Kanons, zeitliche Kontinuität scheint erreicht – und
wird doch, wenn auch auf andere Art als im ersten Satz wieder unterlaufen: zuerst
durch Ausdünnung des Tonsatzes, in dem insbesondere jedes musikalische
Fundament ausgespart ist, dann, indem das Fundament, kaum ist es aufgetreten, ins
Schwanken gerät.
Im dritten Satz schließlich wird die bis dahin gestaute musikalische Energie frei in
zwei großen, im zweiten Satz vorbereiteten Anläufen, in denen gleitende und
gestufte Linien jeweils immer dichter ineinander sich verschlingen und zu
ekstatischen Höhepunkten führen, die einander zu übergipfeln scheinen, bis der
kontinuierliche Fortgang durch lange, unregelmäßige Generalpausen wieder zerfällt
wird. Die Musik scheint stillzustehen und doch unaufhörlich weiterzugehen.
Der Titel des Stückes, der sowohl, räumlich-unmittelbar, ‚nach außen’ als auch,
metaphorisch-vermittelt, ‚ins Außerhalb’ bedeuten kann, spielt darauf an, daß (sic!)
es die Musik auf immer verschiedene Weise, aber dennoch fortwährend wohin
verschlägt, wo sie vielleicht gar nicht hinwill, daß (sic!) sie vom scheinbar
vorgezeichneten Weg abzweigt, daß (sic!) sie gar außer sich gerät. So wäre das
116
Diskontinuierliche das einzig Kontinuierliche des Stückes, das aus der Überraschung
sein Formgesetz bezieht, wie es auch in dem Zitat aus Hermann Brochs Novelle
‚Ophelia’ aufscheint, das der Partitur als Motto beigegeben ist. Daß (sic!) solches
immanent-musikalische wiederum auf ein, wenn so will, utopisches “Außerhalb”
verweist, das der gegenwärtige Weltzustand zugleich ermöglicht und verwehrt, ist in
‚en dehors’ ebenfalls miteinbegriffen.“228
Werkliste (Auswahl)
ausschreitend…
Besetzung: Ensemble
Entstehung: 2009/10
Bebung
Besetzung: Klavier solo
Entstehung: 2008/09
en dehors
Besetzung: Klarinette, Marimbaphon, hohen Sopran und Streichquartett
Entstehung: 2004/05
esplorazioni
Moto non perpetuo II
Besetzung: 17 Instrumente
Entstehung: 2006
Impromptu I. tatti (scena immaginaria)
Besetzung: Kontrabass solo
Entstehung: 2007
Intrecci
Musik für Klarinette, Horn, Kontrabass und elektronische Zuspielung
Entstehung: 2000
Mondstrahlen bei Tage
nach Robert Musil
Besetzung: Klaviertrio
Entstehung: 1999/2000, rev. 2004
228
Ebda
117
Moto non perpetuo
Besetzung: Trompete, Viola und Fagott
Entstehung: 2001/03, rev. 2004
schnitte
Besetzung: Flöte, Bassetthorn, Bassklarinette, zwei Violen und Akkordeon
Entstehung: 2009
Sfumato
Ensemblekonzert mit Solo-Zither
Entstehung: 2008
Tafelmusik
Elektronische Komposition
Entstehung: 1998/99
Veröffentlichung auf der DVD 50 years Studio TU Berlin (2005)
Tafelmusik
Elektronische Komposition (1998/99)
Veröffentlichung auf der DVD „50 years Studio TU Berlin“ (2005)229
229
Vgl. Ebda
118
Abbildung 23: Manuskriptseite aus en dehors230
230
E-Mail Clemens Nachtmann an die Verfasserin der Arbeit vom 05.02.2013
119
2.1.3.5 Gerhard Präsent
Zum eigenen Schaffen
„Komponieren bedeutet für mich, klangliche Gestalten zu erfinden, die meinen
musikalischen Vorstellungen möglichst ideal entsprechen. Dabei sind Klarheit,
Prägnanz, Intensität und Unmittelbarkeit des Ausdrucks, Ausgewogenheit zwischen
Komplexität und Verständlichkeit, zwischen Struktur und Emotion meine wichtigsten
Kriterien. Gleichzeitig ist auch die Fähigkeit der Stücke, meine Vorstellungen einer
imaginären Zuhörerschaft möglichst intensiv vermitteln zu können, für mich
unabdingbar – jene sollen im Idealfall den bleibenden Eindruck einer fasslichen
musikalischen Gestalt ‚mitnehmen’ können.
Meine Einflüsse stammen aus allen wesentlichen Stilen und Epochen der letzten 600
Jahre Musikgeschichte, zu einem nicht unwesentlichen Teil jedoch auch aus der
Jazz-, Rock-, Pop- und außereuropäischen Musik, vor allem in rhythmischer und
emotionaler Hinsicht.
Ich persönlich halte die Sucht der letzten Jahrzehnte nach dem stets ‚Neuen’ in der
Musik
für
nicht
zielführend
–
allzuviel
Belangloses,
Substanzloses,
‚nur
Konstruiertes’, teilweise sogar ‚Unmusikalisches’ und ‚Häßliches’, das vor allem mit
‚Ungewöhnlichkeit’ Aufmerksamkeit erregen will, ist so entstanden und hat das
Publikum weiter verunsichert und abgeschreckt. Dabei ist das Bedürfnis der
‚Künstler’ nach persönlicher Verwirklichung durchaus legitim und verständlich, die
dogmatischen Standpunkte vieler Verantwortlicher für Kompositionsausbildung und
Kulturbetrieb jedoch nicht. Nicht alles, was unter dem Titel ‚Fortschritt’ läuft, ist
langfristig positiv zu bewerten (Fukushima ist dabei nur ein aktuelles und drastisches
Beispiel).
Mein Ziel ist es, dass zeitgenössische Musik als gleichwertige Bereicherung neben
den Meisterwerken der vergangenen Jahrhunderte rezipiert und akzeptiert werden
kann. Dies ist heutzutage leider nur allzu selten der Fall.
Ich glaube, dass sich die Epoche tonalitätsloser und ametrischer Musik längst
überlebt hat – die bisherig entstandene Unmenge avantgardistischer, anonymer
nichtssagender und austauschbarer Massenprodukte, die erstaunlicher Weise
trotzdem
in
‚Spezialkonzerten’
aufgeführt
wird,
genügt.
Vielmehr
muss
zeitgenössische Musik wahre Persönlichkeit, Könnerschaft und Überzeugungskraft
120
aufweisen, um den Weg ins Bewußtsein (sic!) von Interpreten und Zuhörerschaft
wieder finden zu können.
Ich kann nur sagen, dass ich mich darum bemühe.“231
Abbildung 24: Gerhard Präsent232
Biographie
Der Komponist und Dirigent Gerhard Präsent wurde 1957 in Graz geboren. Er
studierte Komposition bei Iván Eröd und Dirigieren bei Milan Horvat in Graz und
schloss beide Studien mit Auszeichnung ab (1982 bzw. 1985).233
Ihm wurden zahlreiche Auszeichnungen und Preise verliehen, darunter der
Förderungspreis für Musik der Stadt Graz (1981), der Würdigungspreis des
Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung und das Staatsstipendium für
Komposition
(1983),
der
Österreichische
Förderungspreis
für
Musik
des
Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für sein Werk Symphonisches
Fragment (1992), der Förderungspreis für Musik der Stadt Wien (1996) und der
Theodor-Körner-Preis (1997). Außerdem war er Finalist des International Music Prize
for Excellence in Composition (2010) und wurde im Jahr 2011 zum Ehrenmitglied der
231
E-Mail Gerhard Präsent an die Verfasserin der Arbeit vom 19.04.2011
E-Mail Gerhard Präsent an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011; © Foto Heran
233
Vgl. Ebda
232
121
National Academy of Music in Colorado ernannt.
Von Gerhard Präsent wurden bisher an die 900 Werke in über 20 Ländern
aufgeführt, unter anderem bei den IGNM-Weltmusikfesten 1982 in Graz und 2002 in
Hongkong, im Wiener Musikverein, beim Carinthischen Sommer, bei den Festivals
Österreich heute und Hörgänge im Wiener Konzerthaus, bei den Aspekten Salzburg,
der Styriarte, beim Festival Nuovi Spazi musicali in Rom, dem Musikforum München,
dem Austrian Cultural Forum in New York, in der Carnegie Hall, der Graham Gallery
in Washington DC, auf der Domaine de la Romanée-Conti in Burgund oder bei der
World-Expo Shanghai 2010.
Zahlreiche Kompositionsaufträge wurden ihm unter anderem von der Gesellschaft
der
Musikfreunde
Österreichischen
in
Wien,
der
Kammersymphonikern,
Wiener
dem
Konzerthausgesellschaft,
Ensemble
Kontrapunkte,
den
dem
steirischen herbst, dem Creativen Centrum Wien, dem Steirischen Sängerbund, dem
Österreichischen Kulturforum New York sowie von vielen Interpreten und
Interpretinnen erteilt.234
Gerhard Präsent ist seit 1992 Professor unter anderem für Musiktheorie,
Formenlehre und Musikanalytik, Dirigieren und dem Ensemble für Neue Musik an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Er ist Gründungsmitglied des
Vereins die andere saite, Gründer und künstlerischer Leiter des ALEA-Ensembles
und ist seit 2005 Präsident des Steirischen Tonkünstlerbundes. Neben seiner
kompositorischen Tätigkeit ist er auch als Dirigent aktiv, besonders von
zeitgenössischer Musik und eigenen Werken. Er ist mit der Geigerin Sigrid PräsentKönig verheiratet.235
Bezug zu Graz
„Ich bin in Graz geboren, aufgewachsen und habe hier auch studiert. Graz war stets
ein fruchtbarer Boden für zeitgenössische Musik. So wurde z.B. der ‚Steirische
Tonkünstlerbund’ bereits 1927 gegründet, das ‚musikprotokoll’ im steirischen herbst
1968, der Verein ‚die andere saite’ im Jahre 1988 von Bernhard Lang und mir (mit
G.F. Haas als zusätzlichem Proponenten). Auch seitdem sind viele Initiativen
234
235
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
122
entstanden, die die musikalisch-kompositorische Landschaft prinzipiell bereichern.
Vor allem auch auf dem Gebiet des Jazz ist Graz federführend in Österreich.
Allerdings ist meiner Ansicht nach in den letzten beiden Jahrzehnten etwas
Wichtiges dabei in Verlust geraten, nämlich die stilistische Toleranz gegenüber
anderen ästhetischen Positionen – und damit die stilistische Vielfalt. Gab es während
meiner Studienzeit noch so unterschiedliche Kompositionsklassen wie diejenigen von
Andrzej Dobrowolski, Iván Eröd, Karl Haidmayer und später Hermann Markus Pressl,
entstand später eine Schlagseite in Richtung vorderster Avantgarde, die deutlich
andere ästhetische Positionen kaum berücksichtigte – ich bedauere dies sehr. Es ist
daher auch nicht verwunderlich, dass z.B. alle meine Orchesterwerke nach 1982
sowie viele andere Kompositionen anderweitig uraufgeführt wurden, oft in Wien, aber
auch in Venedig, Hongkong, Washington oder New York. Ich fühle mich derzeit in
Graz als teilweise ‚zwischen den Stühlen’ sitzender Außenseiter, der für die Vertreter
der ‚fortschrittlichen’ Richtung zu traditionell, für die Traditionalisten jedoch zu
„modern“ erscheint. Ich habe gelernt, damit zu leben.“236
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – La Tâche 2. Streichquartett (XXXI :
1994/95)
„I. Animato
II. Tranquillo – Presto – Tempo I
III. Con spirito – allargando
‚La Tâche’ (Franz.: ‚die Aufgabe’) ist einer der berühmtesten Weinberge in
Burgund/Frankreich. Dies ist der einzige Fall in meinem Schaffen, wo der Titel
bereits vor Beginn der Arbeit feststand; er inspirierte mich zu diesem Streichquartett,
in dem ich mir selbst ‚Aufgaben’ in kompositionstechnischer und musikalischer
Hinsicht
gestellte
habe.
So
gibt
es
in
dem
Stück
etliche
Kanon-
und
Spiegeltechniken, besteht das Presto des 2. Satzes nur aus Quintintervallen oder
wird eine 12-Ton-Reihe über 5 Oktaven ausgebreitet. Auch die Integration
perkussiver Spieltechniken im 3. Satz schwebte mir vor.
Wichtiger als diese technischen Aspekte war mir aber, die drei Sätze trotz ihrer
bewußten charakterlichen Gegensätzlichkeit zu einer musikalischen Einheit zu
gestalten – und dabei Intensität und Komplexität spürbar werden zu lassen. Das
236
E-Mail Gerhard Präsent an die Verfasserin der Arbeit vom 19.04.2011
123
Stück beginnt äußerst verbissen und hartnäckig (wie Emotionen vor einer beinahe
unerfüllbaren Aufgabe), wird aber in seinem Verlauf immer ‚freundlicher’; der 2. Satz
ist verhalten lyrisch, jedoch klanglich ziemlich ‚verschleiert’, unterbrochen vom
hektisch/agitativen Presto, der 3. Satz hingegen eher gelöst und von Spielfreude
bestimmt, wobei das Stück am Ende gleichsam in ‚höhere Sphären entschwebt’. Ich
glaube dass ich in diesem Werk meine musikalischen Idealvorstellungen von
Klarheit, Fasslichkeit und prägnanter Gestalt, gepaart mit Komplexität und Intensität
optimal umsetzen konnte.“237
Werkliste (Auswahl)
BIG APPLE (LVII)
4.Streichquartett
Entstehung: 2007/2008
UA: 19.09.2008, New York
Dauer: ca. 12 min
Verlag: Präsent-Publications
Chaconne (XXXIII)
Besetzung: vierzehn Instrumente
UA: 14.04.1997, Wien/Musikverein
Dauer: ca. 12 min
Verlag: Präsent-Publications
Halbdunkle Lieder (IL)
1. Dunkelheit
2. Unerreichbar
3. Es war einmal...
Besetzung: mittlere Stimme und Klavierquartett nach eigenen Texten (auch Fassung
für mittlere bzw. hohe Stimme und Klavier)
Entstehung: 2004
UA: 23.10.2004, Graz
Dauer: ca. 7 min 30 sec
Verlag: Präsent-Publications
237
E-Mail Gerhard Präsent an die Verfasserin der Arbeit vom 15.04.2011
124
Hermitage (XXVIII)
Konzert für kleines Orchester
Enstehung: 1992/93
UA: 17.03.1993, Wien/Konzerthaus
Dauer: ca. 18 min
Verlag: Präsent-Publications
ORF-Mitschnitt (keine CD)
La Tâche (XXXIa)
2.Streichquartett (auch für Streichorchester)
UA: 25.01.1995, Wien
Dauer: ca. 18 min
Verlag: Assoziazione Farra d´Isonzo & Präsent-Publications
Mitschnitt ORF/St
Streichorchesterfassung Mitschnitt ORF/W
Missa minima (XLI)
1.Kyrie
2.Gloria
3. Credo
4.Sanctus–Hosanna
5.Bededictus–Hosanna
6.Choral
7.Agnus Dei
Besetzung: vier Stimmen a capella
Entstehung: 2001
UA (teilw.): 23.06.2002, Wien (Wotruba-Kirche)
UA (vollst): 07.05.2006, Graz
Dauer: ca. 14-15 min
Verlag: Präsent-Publications
Partita sagrada op.60 (LX)
Besetzung: Kammerorchester
Entstehung: 2009/10
UA: 06.12.2010, Wien/Musikverein
Dauer: ca. 16 min
125
Verlag: Präsent-Publications
ORF-Mitschnitt (keine CD)
Sonata al dente (XXIII)
Besetzung: Violoncello und Klavier in einem Satz
Entstehung: 1988-1990
UA: 27.02.1990, Wien
Dauer: 16-17 min
Verlag: Präsent-Publications
Sonata del Gesù (XXXV)
Besetzung: Violine und Klavier
Entstehung: 1997-1999, ca.21´
Theodor-Körner-Preis
UA: 06.11.2005, Graz
Verlag: Präsent-Publications
Symphonisches Fragment (Halbe Sinfonie) (XXVI)
Enstehung: 1991/92, ca. 22´
UA: 14.10.1994, Wien/ORF-Sendesaal
Dauer: ca. 22 min
Verlag: Präsent-Publications
ORF-Mitschnitt (keine CD)
Trio intricato (XIV)
Besetzung: Violine, Violoncello und Klavier
Entstehung: 1983-1985
UA: 12.11.1985, Graz
Dauer: ca. 14 min
Verlag: Präsent-Publications238
Diskographie
BIG APPLE und Missa
auf: Back from New York
ALEA-Quartett
Steirischer Tonkünstlerbund 08/07
238
Vgl. E-Mail Gerhard Präsent an die Verfasserin der Arbeit vom 15.04.2011
126
BIG APPLE
auf: Girardi-Quartett
Steirischer Tonkünstlerbund 11/05
Drei halbdunkle Lieder
auf: PANORAMA 2004-06
STB 06/09
Drei halbdunkle Lieder, Rückert-Lieder (Mahler/Präsent), Nächtlicher Umtrieb
(Eröd/Präsent), Cinq Chansons crptiques (Schwertsik/Präsent)
auf: ALEA-Ensemble mit Alexander Puhrer, Bariton
02.10.2005
Steirischer Tonkünstlerbund 05/08
Dunkelheit aus Halbdunkle Lieder
auf: Liederabend
Steirischer Tonkünstlerbund 11/03
La Tâche
ALEA-Quartett
ALEA-01-97
La Tâche
auf: GIRARDI Ensemble
Steirischer Tonkünstlerbund 07/06
La Tâche
für Streichorchester (2. Satz)
auf: OPERA DIVERSA
Steirischer Tonkünstlerbund 09/06
Missa minima
auf: chor pro musica; Gerd Kenda, Leitung
Steirischer Tonkünstlerbund 06/05
Sonata al dente
Tobias Stosiek, Violoncello; Eduard Lanner, Klavier
Steirischer Tonkünstlerbund 09/02
Sonata del Gesù
auf: Ungarischer Sonatenabend
127
Eszter Haffner, Violine; Christopher Hinterhuber, Klavier
Steirischer Tonkünstlerbund 05/09
Sonata regina per S.F., Vier Tänze für zwei Violinen, Rondino, Erödiana, Sounds Of
Wood, Tête-à-tête-á-tête, Trio intricato
auf: Sounds Of Wood mit sieben Werken von G. Präsent für Streicher (und Klavier)
ALEA-Ensemble
CD ALEA-02-99
Zwei halbdunkle Lieder
auf: Liederabend HÖDL/PERAI
Steirischer Tonkünstlerbund 07/04239
239
Vgl. Ebda
128
Abbildung 25: Partiturseite aus La Tache II240
240
E-Mail Gerhard Präsent an die Verfasserin der Arbeit vom 19.04.2011
129
2.1.3.6 Orestis Toufektsis
Zum eigenen Schaffen
„Ich denke, dass die ‚Formung’ der Zeit in einer Komposition das Wichtigste sein
muss. Ich habe immer bewusst (oder unbewusst?) das Tonmaterial bzw. die
Tonhöhen zu einer Zweitrangigkeit ‚degradiert’ (bzw. verdrängt), in dem ich sie als
‚Diener’ einer bestimmten Zeitstruktur betrachtete.
Man muss sich ‚trotzdem’ für eine bestimmte ‚Version’ – aus den vielen
Tonhöhenkombinationen und Zusammensetzungen, welche die gleiche oder sehr
ähnliche innere Struktur aufweisen – entscheiden, und diese Entscheidung ist
gezwungenermaßen durch eine bestimmte Ästhetik geprägt (ob es eine Möglichkeit
gäbe diese Entscheidung nicht treffen zu müssen?).
Ich versuche die innere Verwandlungsdynamik des Klanges zu ‚beobachten’, um zu
entdecken, was er uns zu offenbaren vermag. Dabei dürfen aber nicht geplante (oder
‚interessante’?),
kontrollierte
(oder
‚selbstverliebte’?)
Klangmanipulationen
stattfinden, sondern Klänge, die sich durch eventuelle Manipulationen ergeben
könnten, ermöglicht (‚frei-gelassen’) werden. Was würde man bei Verkleinerung oder
ausschnitthafter Isolierung und Betrachtung durch ein quasi auditives Mikroskop
sehen (hören)? Wäre dann etwas anders und – wenn ja – in welcher Weise?
Antworten darauf hängen von Wahrnehmungsgrenzen und der Hörintensität ab,
wobei ich aber schon sehr oft über das – unerwartet – Neu-entdeckte staune.
Die Intensivierung des Hörens – z.B. durch Vergrößerung von Klangereignissen –
verstehe ich nicht nur als ästhetische, sondern auch als politische Haltung, d.h. auch
als das Vermeiden jeder Art von ‚Oberflächlichkeit’ und Selbstzwecksetzung (wie
‚interessant’ oder ‚fein-differenziert sein’ zu müssen).
Entwicklung, Wiederholung, Variation, Ähnlichkeit, Kanon, thematische Bearbeitung,
(harmonische? u.a.) Funktionen, Gestik, Ausdruck, Tonhöhen, Dauer, Artikulation,
Form, (melodische?) Bewegung, Struktur, Proportionen, (musikalische?) Parameter,
Zufallsoperationen, Krebsform und so weiter. Am Ende bleibt nur die ‚strukturierte’
ZEIT und, wenn wir am richtigen Ort sind, dann klingt sie auch und kann uns – oder
unsere ‚Psyche’ – langfristig ändern, vielleicht sogar befreien.241
241
E-Mail Orestis Toufektsis an die Verfasserin der Arbeit vom 19.04.2011
130
Abbildung 26: Orestis Toufektsis242
Biographie
Der griechische Komponist Orestis Toufektsis wurde 1966 in Taschkent in
Usbekistan geboren. Ab 1986 studierte er Klavier, Harmonielehre und Kontrapunkt
an einem Konservatorium in Griechenland sowie Vermessungswesen an der
Technischen Universität Thessaloniki. Anschließend nahm er das Studium der
Komposition im Jahr 1993 bei Gerd Kühr an der Universität für Musik und
darstellende Kunst Graz auf.243
Toufektsis
erhielt
einige
Preise
und
Auszeichnungen,
darunter
1995
der
Kompositionspreis der Stadt Klagenfurt und 2007 der Musikförderungspreis der Stadt
Graz.
Er
komponierte
Auftragswerke
für
verschiedene
Ensembles
und
Veranstaltungen, unter anderem für das Land Steiermark, das Kulturzentrum bei den
Minoriten, Ensemble artresonanz, Ensemble Zeitfluss und das Städtische Symphony
Orchester Thessaloniki. Seine Kompositionen werden in Österreich und auch
international aufgeführt (u.a. in London, Bremen, Zagreb, Athen und Thessaloniki)
und waren bereits in diversen Radiosendungen im Österreichischen, Deutschen und
Griechischen Rundfunk zu hören. Als wichtige Aufführungen sind beispielsweise
242
E-Mail Orestis Toufektsis an die Verfasserin der Arbeit vom 11.01.2013; © Christian Klein (Kulturzentrum
bei den Minoriten)
243
Vgl. E-Mail Orestis Toufektsis an die Verfasserin der Arbeit vom 19.04.2011
131
AENAON minus 2,13 beim Musikforum Viktring-Klagenfurt (1995), fraktum/aresset 3
in
der
Megaro-Konzerthalle
Portraitkonzertes
im
Athen
Kulturzentrum
(2002),
bei
den
Ψ (P.S.I.)
Minoriten
im
Rahmen
(2004)
sowie
eines
beim
Österreichischen Kulturforum London (2008) und EpiEnteka III in Zagreb (2010) zu
nennen.244
Der Komponist ist Gründungsmitglied des Ensembles artresonanz und war 2007 lang
ein Jahr als Gast-Komponist am Institut für Elektronische Musik an der Universität für
Musik und darstellende Kunst Graz tätig (kompositorische Aspekte selbstähnlicher
Strukturen). Seit Oktober 1999 unterrichtet Orestis Toufektsis Tonsatz und
Musiktheorie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.245
Bezug zu Graz
„Was soll ich dazu sagen? Ich lebe und arbeite hier.“246
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Fraktum 4 für Violoncello solo
(2008)
„Trotz des Versuches durch die Festlegung von Tonhöhen, Dauern, mehr oder
weniger präzisen Anweisungen zu Spieltechniken oder Artikulation, Dynamik etc.
entzieht sich letztlich der Klang oft dieser Kontrolle und entwickelt eine Art ‚eigener’
Dynamik. Dies bezieht sich nicht nur auf den Kompositionsprozess, sondern vor allen
Dingen auf die Situation der Aufführung: die präzise Wiederholung von eingeübten,
‚kontrollierten’ Bewegungen des Interpreten produziert jedoch Differenz, und dies ist
das Entscheidende. Es ist wie mit unserer Vorstellung von Kontrolle, unserer ‚freien’
Entscheidungsmächtigkeit und den letztlich oft unvorhersehbaren Ergebnissen
unseres Tuns.“247
Werkliste (Auswahl)
Arsyon
Besetzung: großes Orchester
Entstehung:1998
Dauer: ca. 8 min
244
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
246
Ebda
247
Ebda
245
132
Verlag: Eigenverlag
echochronoi
Besetzung: Viola und Live Elektronik
Entstehung: 2008
Auftrag: Kulturzentrum bei den Minoriten
Dauer: ca. 45 min
Verlag: Eigenverlag
Fraktum 4/Epi Enteka
Besetzung: Violoncello solo
Entstehung: 2006
Dauer: ca . 14 min
Verlag: Eigenverlag
Fraktum/mikro 2
Besetzung: Violine, Zuspiel-CD und Live-Video-Processing
Entstehung: 1999
Dauer: ca. 13 min
Verlag: Eigenverlag
Interferenz 2
Besetzung: zwei Klaviere
Entstehung: 2002
Dauer: ca. 13 min
Verlag: Eigenverlag
Interferenz III
Besetzung: Viola, Saxophon, Schattentheater und Live-Video-Processing
Entstehung: 2007
Dauer: ca. 12 min
Verlag: Eigenverlag
MIKRO-ALLAXI (EpiEnteka II)
Besetzung: 15 Musiker
Entstehung: 2006
Auftrag: Ensemble Zeitfluss
Dauer: ca. 15 min
Verlag: Eigenverlag
133
Nalos-Ackmi
Besetzung: großes Orchester und zwei Streichquartette
Entstehung: 1998
Auftrag: Städtisches Symphony Orchester Thessaloniki
Dauer: ca. 8 min
Verlag: Eigenverlag
μ (3) ι (5) κ (7) ρ (11) ο (mikro)
Besetzung: Viola solo
Entstehung: 1995
Dauer: ca. 13 min
Verlag: Eigenverlag
Ψ (P.S.I.)
Besetzung: Flöte (auch Bassflöte), Bassklarinette und Klavier
Entstehung: 2004
Auftrag: Kulturzentrum bei den Minoriten und Ensemble „artresonanz“
Dauer: ca. 13 min
Verlag: Eigenverlag248
248
Vgl. Ebda
134
Abbildung 27: Manuskriptseite aus Fraktum 4/Epi Enteka249
249
E-Mail Orestis Toufektsis an die Verfasserin der Arbeit vom 19.04.2011
135
2.1.4
Komponisten, die an anderen Instituten der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
lehren bzw. lehrten
2.1.4.1 Viktor Fortin
Zum eigenen Schaffen
„Je älter ich werde, umso wichtiger wird mir, dass man mit meiner Musik bereits beim
ersten Hören was anfangen kann, ohne deshalb in billige Hörklischees abzugleiten.
Natürlich wird sich jedem Musikhörenden anspruchsvollere Musik beim wiederholten
Hören besser erschließen, aber ‚anspringen’ sollte das Verständnis schon beim
ersten Hören.
Dabei dient mir allerdings die ‚Zielgruppe’ der Musik als Richtschnur – und das ist
nun einmal bei mir sehr häufig ein Kinderpublikum. Kinder sind ein sehr kritisches
Publikum: sie lassen keinen Irrtum aufkommen, wenn eine Musik sie nicht
interessiert. Man muss sich allerdings als Komponist darüber im Klaren sein, dass
dort, wo Kinder hingehen um Musik zu hören, meist Erwachsene als Begleitpersonen
dabei sind. Musik für Kinder muss also die Aufmerksamkeit von Kindern erhaschen
(und festhalten), ohne Erwachsene zu langweilen. Oder umgekehrt!
Genauso wichtig sind für mich die ‚Ausführenden’ der Musik: die Musizierenden. Es
darf sie nicht über- oder unterfordern (das gilt vor allem für pädagogisch orientierte
Musik) und es muss ihnen Freude machen, die Musik zu spielen. Dann macht es
auch Freude, diese Musik zu hören.
Ich möchte allerdings nicht verschweigen, dass ich mich unzureichend beurteilt fühle,
wenn man mich nur als „Kindermusik-Komponist“ ansieht. Ich habe auch
Darmstädter Ferienkurse absolviert, weiß also, wie ‚man’ eigentlich zu komponieren
habe, um up to date zu sein. Und wenn ich das nicht tue, mache ich das bewusst –
und damit komme ich zum ersten Satz meines Statements zurück.“250
Biographie
„Ich wurde am 14. Mai 1936 in Fohnsdorf als ältester Sohn einer Gärtnerfamilie
geboren und erlernte den ungeliebten Gärtnerberuf. Wo, wie und wann es möglich
war, musizierte ich (Klavier) und gründete mit Freunden eine ‚Band’.
250
E-Mail Viktor Fortin an die Verfasserin der Arbeit vom 27.01.2013
136
Abbildung 28: Viktor Fortin251
1956, mit 20 Jahren, begann ich ein Studium am Konservatorium Graz: Klavier
(Rudolf Schwenzer), Fagott (Rudolf Frodl), Blockflöte (Ilse Strzelbe) und Komposition
(Waldemar Bloch). Abends besuchte ich die Bundesstaatliche Arbeitermittelschule.
1961 Matura und Abschluss der Ausbildung am Konservatorium. In diesem Jahr
lernte ich meine spätere Frau Karla kennen. Und arbeitete als Musiklehrer an
verschiedenen Musikschulen. Von Karla ermutigt, begann ich daneben zu studieren:
Musikerziehung und Deutsch. 1963 Heirat. 1965 wurde ich Gymnasiallehrer in
diesen Fächern und arbeitete an verschiedenen steirischen Schulen in Köflach und
Graz.
Für mich war der Umgang mit Musik immer mit Komponieren verbunden: ich schrieb
Musik für meine Schüler und fand außerdem 1967 Anschluss an die Kabarettgruppe
‚Die Tellerwäscher’, für welche ich Chansons schrieb: Meine ersten ‚bestellten’
Kompositionen! Ich habe mir später, einem Rat Friedrich Cerhas folgend,
angewöhnt, nur ‚auf Auftrag’ zu schreiben, wobei ich die Frage nach dem
251
E-Mail Viktor Fortin an die Verfasserin der Arbeit vom 16.01.2013; © Sissi Furgler
137
Kompositionshonorar vor allem dann ausklammere, wenn mich der ‚Auftrag’
interessiert. (Und es interessiert mich eigentlich sehr viel!) Wenn ich einmal aus
eigenem Antrieb etwas komponierte, hat mir das selten Glück gebracht. Wichtig
waren mir immer gewisse Menschen, die mich förderten und/oder forderten, für die
ich etwas schrieb. Wichtig z. B. wurde für mich die künstlerische Freundschaft mit
der Autorin, Schauspielerin und Kabarettistin Gerda Klimek. Mit ihr und vielen
anderen Berufsschauspielerinnen und Schauspielern arbeitete ich in den Folgejahren
in verschiedenen Kabarettgruppen und -programmen zusammen. Es entstanden im
Laufe der Jahre mehr als 60 Chansons nach Texten zeitgenössischer Autoren:
neben Gerda Klimek auch Bernd Schmidt, Elke Aichinger u.a.
1968 wurde ich von Erich Marckhl als Lehrbeauftragter für Blockflöte an die spätere
Musikhochschule Graz berufen und bekam dort bald auch weitere Aufgaben
zugewiesen: Werkkunde, Formenlehre und Musikanalytik. Im Fach Blockflöte wurde
ich schließlich der Nachfolger meiner Professorin Ilse Strzelba und wurde 1979 zum
Außerordentlichen Professor ernannt. Ein Schwerpunkt meines Schaffens ist
zweifellos
in
der
Musik
für
Blockflöte
zu
suchen:
in
unterschiedlichsten
Zusammensetzungen, auch mit anderen Instrumenten, bis hin zum Orchester
(‚Pinocchio und der Flötenzauberer’ schrieb ich beispielsweise für den Schweizer
Blockflötenvirtuosen Maurice Steger. Auf diesem Gebiet habe ich auch die meisten
Publikationen aufzuweisen. Meine Hauptverlage sind Doblinger, Universal Edition
(A), sowie Moeck, Tre Fontane (D).
Die künstlerische Verbundenheit mit Prof. Marianne Kroemer erwies sich in der Folge
als besonders segensreich. Es entstanden Werke für ihr Kinder- und JugendStreichorchester, welche ich häufig auch dirigierte. Mit ‚Happy Suite’ und dem
spätem
entstandenen
Werk
‚Majas
Orchester’
konzertierten
wir
in
vielen
europäischen Staaten und wurden auch zu einer mehrwöchigen Tournee mit
Workshops nach Australien eingeladen (1985). Wie nachhaltig diese Arbeiten
damals waren, zeigt sich 2011: ich wurde von der Salzburger Bach-Gesellschaft,
welche die Reihe ‚Musik für junge Leute’ organisiert und 2011 das 30-jährige
Bestehen dieser Reihe feierte, zum Jubiläum ein Werk zu schreiben, weil die Reihe
vor 30 Jahren auch mit einem Werk von mir gestartet wurde. Es entstand die Suite
‚Alice im Wunderland’ (UA. 9. April 2011).
138
1974 kam mein Sohn Wolfram zur Welt. 1979 nahm ich das vor Jahren
abgebrochene Studium in Musikwissenschaft (so gut es ging: nebenbei) wieder auf –
diesmal an der Universität Wien Musikwissenschaft kombiniert mit Germanistik, das
ich 1985 mit dem Doktorat abschloss. Meine Dissertation schrieb ich über das WortTon-Verhältnis in den Klavierliedern Hans Pfitzners, wobei mir der Nachweis gelang,
dass musikalisch-rhetorische Figuren auch in der Musik der Spätromantik häufig
anzutreffen sind. Das war mir deshalb wichtig, weil auch ich in meinen Vokalwerken
(vom Chanson bis zur Oper) ausgiebig davon Gebrauch mache, wenn auch nicht
unbedingt im barocken Sinne.
1993: Wahl zum Präsidenten des Steirischen Tonkünstlerbundes, 1995: Verleihung
des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark. Es stellten sich zunehmend
nationale und internationale Erfolge als Komponist von Kammermusik, Chor-,
Orchester- und Bühnenwerken ein (Deutschland, Estland, Polen, Schweiz). In der
Opernsaison 1995/96 wurde mein Musical ‚Ohhh, Pinocchio!’ 50mal an der Grazer
Oper aufgeführt, sodann kam es zu weiteren Aufführungen am Vanemuine Teatr in
Tartu, Estland (1999) und an der Oper in Krakau, Polen: 2001-03 in der jeweiligen
Landessprache.
2004: Emeritierung als Universitätsprofessor und endlich: nur noch Komponist!
2007: Uraufführung meiner Oper ‚Franz Jägerstätter’, in Graz und Linz, die ohne
Brigitte Oberzaucher als Managerin und ohne Wolfgang Müller-Lorenz als Motor des
Ganzen nie zur Aufführung gelangt wäre. 2012 schrieb ich die Kinderoper ‚Der
Tausendblütennarr’, UA. 8. Februar 2013, Next Liberty, Graz.
Wie viele Musikwerke ich komponiert habe, weiß ich nicht; ich habe sie nie gezählt,
aber etwa 50 davon sind von österreichischen und deutschen Verlagen
herausgebracht worden.
Den Abschluss meiner Komponistenlaufbahn überlasse ich dem Lieben Gott.
Vorläufig bin ich noch bei guter Gesundheit und solange die Aufträge nicht
ausbleiben, scheint mir immer noch was ‚einzufallen’. Arbeiten hat mir immer Freude
gemacht – ich glaube, das geht auch aus diesen Zeilen hervor.
Graz, 16. Jänner 2013“252
252
E-Mail Viktor Fortin an die Verfasserin der Arbeit vom 16.01.2013
139
Bezug zu Graz
„Ich lebe schon seit bald 60 Jahren in dieser Stadt; hier befindet sich mein
Lebensmittelpunkt, meine Familie, mein Haus, mein Freundes- und Bekanntenkreis.
Und mein Publikum – trotz umfangreicher internationaler Verbindungen!
Ich habe Graz in den frühem Fünfzigerjahren als Gärtnerlehrling, der ich jeden
Morgen bis spätestens 6 Uhr einen Gemüse- und Blumen-Stand beim Kaiser-JosefMarkt aufzubauen hatte, auch aus einer anderen Perspektive kennengelernt – ich
habe damals aber auch sonntags in meiner Freizeit im Magazin der Klavierfirma
Würschinger üben dürfen – mir hat es in Graz immer gefallen!
Mein Heimatdorf Fohnsdorf, wo ich die ersten 20 Jahre meines Lebens gelebt habe
und wo meine Geschwister heute noch leben, ist mir zwar immer noch nahe, aber
Heimat ist es mir nicht mehr.“253
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Ein Opernwerk für Graz: Franz
Jägerstätter (2005/2006)
Als Wolfgang Müller-Lorenz mich 2005 fragte: „Willst du nicht einmal eine
Kirchenoper schreiben?“, war meine Antwort ein sofortiges JA. Denn seit jeher fühle
ich mich als Opernkomponist, auch wenn noch nie Gelegenheit hatte, eine zu
schreiben.
Nach
langer
Suche
entschloss
ich
mich,
das
Leben
des
Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter (1907 – 1943) zu meiner Oper zu
machen. In Gerd Linke fand ich einen hervorragenden Librettisten. Er hielt sich beim
Verfassen des Textes sehr eng an die durch die einschlägige Literatur und durch
mündliche Auskünfte vorgegebenen Fakten. Wir legten das Libretto sogar (auf dem
Weg über die Jägerstätter-Autorin Dr. Erna Putz) der Familie Jägerstätter vor, um
Fehler in der Historie zu vermeiden In neun Bildern wird die Geschichte des
einfachen Bauern aus dem Innviertel erzählt, dem sein unverbrüchlicher Glaube nicht
erlaubte, für das Hitlerregime in den Krieg zu ziehen. Für seinen heute noch
umstrittenen Standpunkt stand ihm nur seine Frau zur Seite. Franz wurde
enthauptet, seine Frau auch nach dem Krieg noch geächtet. Erst heute genießt
Franziska Jägerstätter das Ansehen, das sie verdient; Franz wurde im November
2007 selig gesprochen.
Franziska ist ein lyrischer Sopran (Ingrid Habermann), die Schwiegermutter ein
253
E-Mail Viktor Fortin an die Verfasserin der Arbeit vom 27.01.2013
140
dramatischer
Mezzo
(Vajda
Raginskyte),
Franz
ein
Bariton
(Thomas
Ghazeli/Alexander Puhrer). Doppelrollen gibt es für den Darsteller des Bischofs, der
auch
den
Richter
spielt
(Tenor:
Wolfgang
Müller-Lorenz)
sowie
den
Gemeindesekretär und den Ankläger (Countertenor: Rudolf Brunnhuber). Die Sänger
der kleineren Rollen werden mit ausgezeichneten Sängern besetzt - zum
überwiegenden Teil mit Studierenden der Kunstuniversität Graz. Die musikalische
Leitung des Savaria Symphonieorchesters liegt in den Händen von Manfred
Mayrhofer, die Inszenierung besorgte Paul Flieder (+2011). Ursprünglich war die
Aufführung für das weitläufige Gelände des Stiftes Rein bei Graz geplant. Dies
zerschlug sich aus organisatorischen Gründen, sodass es nach Graz verlegt werden
musste. Die völlig anderen räumlichen Gegebenheiten bedingten empfindliche
Kürzungen, wovon vor allem das Vorspiel und das erste Bild betroffen waren.
Es gab sieben Aufführungen in der Franziskanerkirche in Graz, eine weitere
Aufführung fand im November im Alten Dom in Linz anlässlich der Seligsprechung
statt.
Graz, im Sommer 2007 (überarbeitet 2013)“254
Werkliste (Auswahl)
Archibalds Abenteuer.
Eine fantastische Geschichte von Ernst A. Ekker
Besetzung: Orchester 1/1/1/1, 2/1/1/-, Schlagwerk (zwei Spieler), zwei Sprecher und
Streicher; mit Duett aus "Der Bliss Bluster"
Entstehung: 1997
Dauer: 50 min
Verlag: Eigenverlag
CD: Preiser, AIMS Festival Orchestra; Ernest Hoetzl, Dirigent; Viktor Fortin,
Sprecher; Reinwald Kranner, Sprecher
Concertino für Fagott und Blasorchester
Besetzung: Solofagott, zwei Flöten, zwei Oboen, drei Klarinetten in B, Bassklarinette,
Saxophon-Quartett: A A T Bar., Fagott, vier Hörner in F, drei Trompeten in B, zwei
Flügelhörner, drei Tenorhörner, drei Posaunen, zwei Tuben, Drum-Set, Pauken,
Gitarre, Bassgitarre, Xylophon, Kontrabass2002
254
E-Mail Viktor Fortin an die Verfasserin der Arbeit vom 23.01.2013
141
Enstehung: 2002
Dauer: 6 min
Verlag: HeBu Musikverlag
Franz Jägerstätter
Oper in zehn Bildern
Text: Gerd Linke 2005/06
Besetzung: zwei Hauptrollen (Sopran, Bariton), fünf Nebenrollen (Mezzosopran, zwei
Countertenöre, zwei Tenöre), mehrere kleine Rollen, Chor, Kinderchor; Orchester:
einfaches Holz und Blech, Schlagwerk (zwei Spieler), Orgel (Keyboard-Synthesizer),
Harfe, Streicher; „Steirisches Ensemble“: zwei Violinen, Viola, Klarinette, Fagott,
Steirische Harmonika, Kontrabass
Dauer: ca. 2 Stunden
CD Gekürzter Mittschnitt der Linzer Aufführung
Fünf Liebeslieder nach Texten von Erich Fried
Der Weg zu Dir – Strauch mit herzförmigen Blättern – Wintergarten – Aber solange
ich atme – Leilied bei Ungewinster
Besetzung: Stimme, Flöte, Klavier
Entstehung: 1984/1985
Dauer: 11 min
Verlag: Eigenverlag
CD: Viktor Fortin und Freunde, 1996, Extraplatte, Wien; Johannes Chum, Tenor;
Heike Kosseg, Flöte; Eike Straub, Klavier
Konzert für Sprechstimme und Orchester nach Texten aus Mozart-Briefen
Besetzung: Orchester
1994 17 ́ Orchester: 10/8/6/4/4, 2/2/2/2, 2/2/1/-, Pauken, Schlagwerk; Sprecher
Entstehung: 1994
Dauer: 17 min
Verlag: Eigenverlag
CD: Grazer Symphoniker; Karlheinz Donauer, Sprecher; Ernest Hoetzl, Dirigent
Liebeserklärungen an die Bassblockflöte
Besetzung: Bassblockflöte und Gitarre
Enstehung: 1993
Dauer: 10 min
142
Verlag: erschienen bei Universal Edition, Wien
CD: Viktor Fortin und Freunde, Extraplatte, Wien, 1996, eingespielt von Viktor Fortin
und Ortrud Posedu
MISSA DURI MONTIS
Entstehung: 2003
Auftrag/Widmung: für Hannes Steinwender, in memoriam Kurt Neuhauser
UA: 25.12.2003, Hartberg
Dauer: ca. 24 min
Verlag: Eigenverlag
CD: Geistliches Konzert in memoriam Kurt Neuhauser, gesungen vom Chor des
Kirchenmusikvereins Hartberg; Hannes Steinwender, Leitung
Oooh, Pinocchio!
Musical
Besetzung: elf Soli, Kinderchor und kleines Orchester (elf Musiker)
Entstehung: 1993/1994
UA: 1994, Oper Graz, 50 Aufführungen in der Saison 1994/1995; 1999, Vanemuine
Teatr, Tartu, Estland; 2005, Oper Krakau
Verlag: Eigenverlag
CD: in der Besetzung der Grazer Erstaufführung, erschienen bei Ariola abendfüllend
Pinocchio und der Flötenspieler
Erzählung mit Musik
Text: Jolanda Steiner
Besetzung: Sopranino-, Sopran-, Alt, Tenor- und Bassblockflöte solo; (1 Spieler) und
kleines Orchester: einfach besetzte Holzbläser, Trompete, Streicher, Pauken,
Xylophon und Schlagwerk (1Sp.)
Entstehung: 2010
UA: Maurice Steger, Blockflöte und Leitung; Jolanda Steiner, Sprecherin;
Musikkollegium Winterthur
Dauer: 50 min
Verlag: Eigenverlag
CD: 2011 herausgegeben von Universal Music Switzerland
Sinfonietta für Streicher
Allegro vivace
143
Adagio
Presto
Entstehung: Dezember 2008
Dauer: ca. 7-8 min
Verlag: Eigenverlag
CD: Opera diversa, Brünner Streichorchester, 2009, Steirischer Tonkünstlerbund255
255
Vgl. E-Mail Viktor Fortin an die Verfasserin der Arbeit vom 23.01.2013
144
Abbildung 29: Partiturseite aus dem zweiten Bild der Oper Franz Jägerstätter256
256
E-Mail Viktor Fortin an die Verfasserin der Arbeit vom 27.01.2013
145
2.1.4.2 Daniel Mayer
Zum eigenen Schaffen
„Für mich steht bei der Verwendung von Algorithmen die fortlaufende Modifikation
derselben als Reaktion auf die generierten musikalischen Resultate im Vordergrund.
Der
eigene
Bezug
zum
Erinnerten
geht
in
die
Modifikationen
des
Ausgangsverfahrens und die Bewertungen seiner Resultate ein. Die dynamische
Anpassung eines Algorithmus und nicht seine starre musikalische ‚Umsetzung‘ ist
das Paradigma. In ästhetischer Hinsicht sind schließlich, unabhängig vom
Komplexitätsgrad, niemals Strukturen, für sich genommen, ausschlaggebend für
unsere Wertungen. Entscheidend ist stets, wie neue Strukturen an den erinnerten
entlangschrammen. Eben deshalb ist Komplexität, so wie Einfachheit, nicht als bloße
Struktureigenschaft interessant, sondern primär im historischen Kontext.“257
Eine große Komponente in Mayers Schaffen bildet der Bereich der Elektronik.258
„In der kompositorischen Arbeit mit Computeralgorithmen ist mir besonders der
experimentelle Aspekt wichtig – weder die Umsetzung abstrakter Konzepte noch die
Annäherung an vorhergehende klangliche Vorstellungen. Man wird dabei mit
Resultaten konfrontiert, an denen man sofort weiterarbeiten möchte, auch gegen die
ursprünglichen
Überlegungen.
Als
Konsequenz
habe
ich
mich
für
eine
Vorgangsweise entschieden, bei der ich mich genau auf diese Flexibilität einlassen
möchte und die Planung sich auf die experimentellen Rahmenbedingungen
beschränkt. In der Reihe Lokale Orbits bilden Instrumentalklänge, Aufnahmen mit
den beteiligten MusikerInnen, den Ausgangspunkt. Granularsynthese – genauer:
Buffergranulation, die Zusammensetzung von Klängen aus kleinsten Partikeln eines
Basisklangs – erlaubt eine riesige Bandbreite klanglicher Ergebnisse, ermöglicht
einen graduellen Übergang von (realen) Instrumentalklängen in den elektronischen
Raum und bietet sich daher für ‚gemischte’ Besetzungen an.259
Den Kompositionsvorgang so zu strukturieren bedeutet meiner Ansicht nach keinen
Verzicht auf historisch-dialektisches Denken. Der Bezug zum historisch Vermittelten
ist allgegenwärtig und fordert jeweils individuelle Entscheidungen – ich möchte mir
dabei die Freiheit nehmen, bekannte Relationen (z.B. einfache Intervalle und
257
http://signale.kug.ac.at/signale-graz/konzerte/0010/mayer.html (aufgerufen am 08.01.2013)
Vgl. E-Mail Daniel Mayer an die Verfasserin der Arbeit vom 02.04.2011
259
http://www.daniel-mayer.at/werke/LO-S3_dt.htm (aufgerufen am 08.01.2013)
258
146
Fortschreitungen) unter mikroskopischen und makroskopischen Veränderungen neu
wahrzunehmen.260
Abbildung 30: Daniel Mayer261
Biographie
Daniel Mayer wurde 1967 geboren und besuchte ersten Klavierunterricht am
Landeskonservatorium Graz. Er absolvierte in Graz die Studien Mathematik und
Philosophie an der Karl-Franzens-Universität sowie Komposition an der Universität
für Musik und darstellende Kunst Graz bei Gerd Kühr. Daran schloss er ein PostGraduate-Studium der algorithmischen Komposition bei Hanspeter Kyburz an der
Musik-Akademie Basel (elektronisches Studio) an. 262
Daniel Mayer erhielt das Österreichische Staatsstipendium für Komposition in den
Jahren 2001 und 2008, den Theodor-Körner-Förderungspreis für Wissenschaft und
Kunst
(Komposition),
Musikförderungspreis
den
der
Giga-Hertz-Preis
Stadt
Graz
für
(2003)
Elektronische
und
den
3.
Musik,
den
Preis
beim
Kompositionswettbewerb „Luigi Rossolo 2000“ in Italien.263 Weiters war Mayer
Stipendiat eines Kooperationsprojektes des Internationalen Musikinstituts Darmstadt
mit der Fachhochschule Darmstadt (2003) und Gast am Zentrum für Kunst und
260
Ebda
E.Mail Daniel Mayer an die Verfasserin der Arbeit vom 02.04.2011
262
Vgl. http://www.daniel-mayer.at/biographie_dt.htm (aufgerufen am 08.01.2013)
263
Vgl. Ebda
261
147
Medientechnologie Karlsruhe (ZKM). Außerdem war er 2005 als Gastkomponist am
Institut für Elektronische Musik und Akustik in Graz (IEM) tätig.264
Mayer hatte Lehrtätigkeiten an der FH-Darmstadt-Dieburg (Fachbereich Media –
Computermusik)
und
am
Johann-Joseph-Fux-Konservatorium
des
Landes
Steiermark in Graz (Musiktheorie und Gehörbildung) inne und leitet aktuell eine
Lehrveranstaltung im Bereich Praktikum und Elektronische Musik am Institut für
Elektronische Musik und Akustik (IEM) an der Universität für Musik und darstellende
Kunst Graz, wo er seit 2011 auch schon als künstlerisch-wissenschaftlicher
Mitarbeiter im Rahmen des FWF-Forschungsprojektes „Patterns of Intuition“ tätig
ist.265
Werke Mayers wurden auf zahlreichen Festivals aufgeführt, unter anderem am
SuperCollider Symposium 2006, am JSEM/MSJ Electroacoustic Festival 2009 in
Nagoya, den Electrovisiones 2009 in Mexico City, der International Computer Music
Conference (ICMC) 2010 in New York, den Pixileriations [v.7] 2010 in Providence in
Rhode Island, dem EMUFest 2011 in Rom, dem Hilltown New Music Festival 2011 in
Irland, der FILE Hypersonica São Paolo 2012 oder auch dem WOCMAT 2012 in
Taipeh.266
Bezug zu Graz
„Eine Stadt mit – im Verhältnis zur Größe – sehr vielen Veranstaltungen, Institutionen
und Akteuren im Bereich der neuen Musik. Die (eher reisetechnisch als
geographisch) große Entfernung zu mitteleuropäischen Musikzentren – Deutschland!
– ist ein gravierender Nachteil, davon abgesehen lebe ich sehr gerne in Graz.“
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Hybride Strukturen 1 für
Bassposaune, Streichquartett und 8-kanaliges Zuspiel (2010)
„Schon seit längerer Zeit habe ich die Absicht, algorithmische Verfahren, die ich
bisher in zwei verschiedenen Werkgruppen verwendete, zu kombinieren: In der
Reihe Lokale Orbits, die mit Stücken für Soloinstrument und Elektronik begann,
waren Aufnahmen mit den beteiligten MusikerInnen der Ausgangspunkt des
kompositorischen Prozesses. Die Vielfalt der Möglichkeiten der Verarbeitung dieser
264
Vgl. http://www.daniel-mayer.at/biographie_tab_dt.htm (aufgerufen am 08.01.2013)
Vgl. Ebda
266
Vgl. http://www.daniel-mayer.at/biographie_dt.htm (aufgerufen am 08.01.2013)
265
148
Aufnahmen mittels Granularsynthese brachte mich dazu, das Experiment mit
Syntheseparametern an den Anfang zu stellen und in erster Linie an dessen
Resultate anzuknüpfen, oft auch gegen die ursprünglichen Planungen. Dennoch
bildeten sich im Laufe der Reihe einige gemeinsame strukturelle Merkmale heraus:
reduziertes Material, die kombinatorische Umordnung weniger instrumentaler Gesten
und langsame, algorithmisch gesteuerte Veränderungen im Tonbandpart.
In älteren rein instrumentalen Stücken waren ebenfalls Computerexperimente der
Ausgangspunkt, hier aber bezogen auf polyphone Koordination bzw. die Steuerung
der traditionellen Parameter des instrumentalen Denkens.
Obwohl im klingenden Resultat sehr verschieden, verwendete ich, im Hinblick auf
Zusammenhangsbildung und Variation, in beiden Bereichen ähnliche Algorithmen,
oft Kombinationen von Zyklen und Zufallsvariationen.
Hybride Strukturen 1 geht ebenfalls vom Soloinstrument, der Bassposaune, und
einigen granularen Verarbeitungen aus. Das Streichquartett wird abschnittsweise
eingesetzt. Seine algorithmische Steuerung orientiert sich an einer Pulsation, die mit
den tragenden Schichten, kontinuierlichen granularen Texturen und Gesten des
Soloinstruments, korrespondiert.“267
Das Werk entstand im Rahmen eines von Gerhard Nierhaus (IEM Graz) geleiteten
Projekts zur algorithmischen Komposition und wurde von GesFEMA gefördert.268
Werkliste (Auswahl)
In den letzten Jahren hat Daniel Mayer sich hauptsächlich mit Besetzungen
beschäftigt,
die
wenige
Instrumente
und
Mehrkanal-Elektronik
miteinander
kombinieren.
Hybride Strukturen 1
Besetzung: Bassposaune, Streichquartett und achtkanaliges Zuspiel
Entstehung: 2010
UA: 22.10.2010, Mumuth Graz, Konzert der Reihe Signale, Kathrin Lenzenweger –
Violine, Kana Matsui – Violine, Daniel Moser – Viola, Philipp Comploi – Violoncello
Dauer: 8 min 50 sec
267
268
http://www.daniel-mayer.at/werke/HS1_dt.htm (aufgerufen am 08.01.2013)
Ebda (aufgerufen am 08.01.2013)
149
Lokale Orbits / Duo 1
Besetzung: Violine, Bassklarinette und vierkanaliges Zuspiel
Entstehung: 2008
UA: 18.12.2008, Minoritensaal Graz, Annelie Gahl – Violine, Petra Stump –
Bassklarinette
Dauer: 19 min 30 sec
Lokale Orbits / Solo 1
Besetzung: Altsaxophon und vierkanaliges Zuspiel
Entstehung: 2007
UA: 12.06.2007, Minoritensaal Graz, Konzert des Vereins „die andere Saite“,
Clemens Frühstück – Saxophon, Wolfgang Musil – Live-Video-Processing
Dauer: ca. 20 min
Lokale Orbits / Solo 2
Besetzung: Kontrabass und vierkanaliges Zuspiel
Entstehung: 2007
UA: 27.10.2007, Minoritensaal Graz, Konzert des Vereins „die andere Saite“, Uli
Fussenegger – Kontrabass
Lokale Orbits / Solo 3
Besetzung: Flöte und Mehrkanal-Tonband
Entstehung: 2008
UA: 29.11.2008, ZKM Karlsruhe, Konzert zum Giga-Hertz-Preis, Martina Roth – Flöte
Dauer: 9 min 45 sec
Lokale Orbits / Solo 4
Besetzung: (Kontra-)Fagott und vierkanaliges Zuspiel
Entstehung: 2009
UA: 20.05.2009, Wien, Alte Schmiede, Robert Gillinger-Buschek – Kontraforte
Dauer: 17 min
Lokale Orbits / Solo 5
Besetzung: Violoncello und achtkanaliges Zuspiel
Entstehung: 2009
UA: 25.10.2009, Ruprechtskirche Wien, Konzert der IGNM-Reihe „Strom-Musik“,
Michael Moser – Violoncello
Dauer: 15 min
150
Lokale Orbits / Solo 6
Besetzung: Klavier und achtkanaliges Zuspiel
Entstehung: 2010
UA: 08.11.2010, Minoritensaal Graz, Konzert des Vereins „die andere saite“, ManonLiu Winter – Klavier
Lokale Orbits / Solo 7
Besetzung: Viola und vierkanaliges Zuspiel
Entstehung: 2010
UA: 28.01.2011, Wien, Alte Schmiede, Dimitrios Polisoides – Viola
Dauer: 11 min 30 sec
Lokale Orbits / Trio 1
Besetzung: Violine, Violoncello, Klaiver und vierkanaliges Zuspiel
Entstehung: 2009
UA: 13.05.2009, Wien, Alte Schmiede, Trio Tritonous: Kathrin Lenzenweger –
Violine, Philipp Comploi – Violoncello, Maria Mylaraki – Klavier
Dauer: 9 min269
Diskographie
Laut Daniel Mayer sind bis dato ist aus mehreren Gründen keines seiner Werke auf
CD erschienen. Er ist der Meinung, dass niemand weiß, wie sich der Musikmarkt
entwickeln wird und die aktuelle Lage der Audio-CD umstritten sei. Es ist noch
unklar, welche technischen Standards sich in der Zukunft durchsetzen, die
Veränderungen werden aber drastisch sein.270
Mayer hält es für ein unsicheres Verfangen, zu diesem Zeitpunkt ein eigenes CDProjekt durchzuführen, außer man wäre Teil eines größeren Projektes.271
Außerdem ist ihm der „Aspekt der mehrkanaligen Elektronik“272 wichtig. Viele formale
Entwicklungen in der Verräumlichung gingen in einer Stereoversion für Audio-CD
größtenteils verloren, weiters sind einige seiner Kompositionen sehr lange. Im
269
Vgl. http://www.daniel-mayer.at/werkliste_dt.htm
Vgl. E-Mail Daniel Mayer an die Verfasserin der Arbeit vom 02.04.2011
271
Vgl. Ebda
272
Ebda
270
151
Moment gibt es für ihn keine zufriedenstellende Distributionsform, die fähig ist,
klangliche Mehrkanalversionen zufriedenstellend abspielen zu lassen.273
Abbildung 31: Partiturseite aus Lokale Orbits / Solo 5274
273
274
Vgl. Ebda
Ebda
152
2.1.4.3 Martin J. Pichler
Zum eigenen Schaffen
„Komponieren bedeutet für mich das Ausloten von Grenzen zwischen verschiedenen
Zuständen. Die elitären Zustände der sogenannten Avantgarde werden genauso
hinterfragt wie das platte Tonsetzen des schnöden Mammuts wegen. Ein
wesentliches Kriterium meiner Musik ist, dass sie für sich selbst sprechen und kein
Zwischenmedium namens Programmheft benötigen soll.“275
Abbildung 32: Martin J. Pichler276
Biographie
Martin J. Pichler wurde 1979 in Graz geboren und erhielt ersten Klavierunterricht mit
sechs Jahren, bevor er am Konservatorium bei Josef Hofer Klavier und bei Fritz
Rappold
Schlagzeug
lernte.
Nachdem
er
nach
eigenen
Aussagen
das
Toningenieurstudium277 „rechtzeitig abgebrochen“278 hatte, widmete er sich von
275
E-Mail Martin J. Pichler an die Verfasserin der Arbeit vom 18.01.2013
Ebda
277
Vgl. Ebda
278
Ebda
276
153
2000-2004 dem Lehramtsstudium Musikerziehung an der Universität für Musik und
darstellende Kunst Graz, in dessen Rahmen er seine Klavierausbildung bei
Annemarie Bodoky-Krause fortsetzte. Zur gleichen Zeit begann er damit, vertiefende
Studien in Klavierimprovisation zu betreiben. Ab 2002 studierte er schließlich
Komposition, zuerst bei Beat Furrer, anschließend bei Richard Dünser und erhielt
sein Kompositionsdiplom im März 2009.279
Der junge Komponist war 2007 Preisträger des Ernst und Rosa von Dombrowski
Stiftunspreises für Musik (Komposition), 2009 erhielt er den Musikförderungspreis
der Stadt Graz und ein Jahr später wurde Pichler das START-Stipendium für Musik
und darstellende Kunst des BMUKK Österreich zugesprochen.280
Martin J. Pichler erhielt diverse Kompositionsaufträge, unter anderem der Jeunesse
Wien, des Steirischen Sängerbundes, des Viertelfestivals Niederösterreich und des
Musikfestivals Grafenegg. Wichtige Aufführungen seiner Werke waren unter
anderem bei Styria Cantat (2007 und 2011), dem Hörfest 2008, der Konzertreihe
abo@MUMUTH (2009) und Text-Ton-Tage (2009). Immer wieder arbeitet Pichler mit
dem Autor Max Höfler zusammen, beispielsweise fand 2010 eine Kollaboration für
das Radionetzwerk radia mit dem Werk ahoy ahoy für Internettelefonie statt, das auf
zahlreichen Radiostationen weltweit ausgestrahlt wurde.281
Der Komponist lebt und arbeitet in Graz.
Bezug zu Graz
„In Zeiten neuer Medien ist der Wohn- oder Aufenthaltsort für das Komponieren
sekundär, jedoch halte ich die Musikszene in Graz nicht zuletzt wegen
Veranstaltungsreihen wie ‚musikprotokoll’ oder ‚impulse’ für verhältnismäßig
blühend.“282
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Konfrontationen für Flöte, Klavier,
Akkordeon, Stimme und Tonaband
„Konfrontationen 2b für Flöte, Klavier, Akkordeon, Stimme und Tonband ist das 2.
Stück einer Werkreihe, in der versucht wird, Musik als die Summe von
279
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
281
Vgl. Ebda
282
Ebda
280
154
Konfrontationen auf unterschiedlichen Ebenen und Parameter zu reduzieren, bei
diesem Stück handelt es sich um eine revidierte Fassung von konfrontationen 2 aus
dem Jahr 2004.
Die Grundidee dieses Stückes ist es, Elemente unterschiedlicher aktueller
Musikrichtungen und Stile aufeinanderprallen zu lassen, dabei ist es wesentlich, dass
diese Elemente nicht etwa in Crossover-Manier fusioniert werden, sondern verpackt
in Miniaturen direkt nebeneinander gestellt werden. Diese Stilwechsel können
entweder völlig abrupt erfolgen, oder tendenziell fließend sein, dieser sich
verändernde Spannungsgrad bestimmt die formale Dramaturgie des Stückes. Die
verwendeten Stilelemente liegen teilweise in einem Graubereich zwischen E- und UMusik und reichen von elektronischer Tanzmusik, über Noise bis hin zu einem
Improvisationsteil.
Ein weiteres grundlegendes Prinzip in konfrontationen 2b ist die Überreizung bzw.
Überforderung des Hörers. Im Laufe des Stücks wird eine sehr große Anzahl von
unterschiedlichstem Material exponiert, meist grob und unbehandelt, trotzdem sehr
streng gearbeitet. Das Material transportiert die Elemente der verschiedenen
Stilrichtungen, die sehr deutlich hörbar im Vordergrund liegen können, oder in der
Struktur verborgen sein können. Wichtig ist, dass sich das Material innerhalb des
Stücks nicht wiederholt, es gibt absolut keine Verbindung zwischen den einzelnen
kurzen Abschnitten. Eine Ausnahme stellt der Improvisationsteil, indem die Musiker
Bausteine
von
schon
zuvor
Gespieltem
wiederholen.
Dieses
Fehlen
von
Zusammenhang und die Übermenge an Material soll dem Hörer den Boden unter
den Füßen wegziehen und bewirken, dass er orientierungslos an keiner Stelle weiß,
wie oder wann das Stück zu Ende gehen könnte. Für zusätzliche Verwirrung sorgen
hier und da eingesetzte tonale Fetzen, Zitate aus Songs oder auch spätromantischen
Stücken, die aber bis zur Unkenntlichkeit zerstückelt sind. Einige tonale Fetzen
ergeben sich rein zufällig aus dem erarbeiteten Material.
Allerdings gibt es an manchen Stellen ‚Inseln der Entspannung’, längere
Formabschnitte mit formal logischem Aufbau.
155
Die Musik soll im Großen und Ganzen brutal und unvermittelt wirken, indem
unterschiedliche Stilfelder mit großem Informationsgehalt und Kontrast miteinander
konfrontieren.“283
Werkliste (Auswahl)
>>>alle achtung<<<
Besetzung: Frauenchor (Sopran, Mezzosopran und Alt)
Entstehung: 2006
Text: Max Höfler
UA: 15.02.2007, Helmut-List-Halle Graz
Auftrag: Projekt „Styria Cantat“ des Steirischen Sängerbundes
ahoy ahoy
Besetzung: zwei Stimmen und Internettelefonie
Entstehung: 2010
Kollaboration mit Max Höfler
UA: ausgestrahlt am 17.02.2010 auf zahlreichen Radiostationen weltweit
Auftrag: für das Radionetzwerk radia
borders
Installation für das Projekt audiomobile (Dolby-Surround-Automobil mit GPSAnsteuerung von Punkten in der Stadt Bad Radkersburg)
Auftrag: Institut für Kunst im öffentlichen Raum in Bad Radkersburg
illusion
Besetzung: Fagott und Orgel
Entstehung: 2007
UA in Wien im Radiokulturhaus mit Live-Übertragung auf Ö1
Auftrag: Jeunesse Wien
incipit
Besetzung: Klarinette, Violine und Klavier
Entstehung: 2005
Auftrag: Mag. Gerhard Wanker anlässlich der Feier „30 Jahre interdisziplinäre
Studienwoche Seggauberg“
283
Ebda
156
inside a box
Besetzung: Violoncello und Elektronik
kaos (excerpt aus sc1.3)
Besetzung: großes Ensemble
UA: 22.08.2011 Musikfestival in Grafenegg, „ink still wet“
konfrontationen 2b
Be- und Überarbeitung von konfrontationen
Besetzung: Flöte, Klavier, Akkordeon, Stimme und Elektronik
Entstehung: 2008
Auftrag: IEM-Graz im Rahmen des Konzertzylkus abo@MUMUTH
konfrontationen 4
Besetzung: Loop-Generator, Sampler, Sprachsynthesizer und Stimme
Entstehung: 2008
Auftrag: für die Konzertreihe „Hörfest 2008“ im FORUM STADTPARK, Graz
konfrontationen 6
Besetzung: gemischter Chor
Entstehung: 2010
UA: 15.02.2007, Helmut List-Halle, Styria Cantat IV
Auftrag: Steirischer Sängerbund
oblivion
Besetzung: gemischten Chor
Entstehung: 2012
schwitter’s revenge
Installation für das Vogelabwehrsystem RAPTOR
Entstehung: 2009
UA: 27.09.2009, Weinviertel, Viertelfestival Niederösterreich
Auftrag: für das Projekt RAPTORreloaded im Rahmen des Viertelfestival
Niederösterreich
sprachfilter
Besetzung: Sprecher, Crash-Becken und Elektronik
Entstehung: 2009
157
Auftrag: für das Projekt Text-Ton-Tage in Kollaboration mit Helmut Schranz (Autor)
im FORUM STADTPARK284
Abbildung 33: Partiturseite aus initial285
284
285
Vgl. Ebda
Ebda
158
2.2
Ausgewählte Absolventen der Universität für
Musik und darstellende Kunst Graz
2.2.1.1 Thomas Amann
Zum eigenen Schaffen
„’Haben Sie’, fragte er, da ich den Blick schweigend zur Erde schlug, ‚haben Sie von
jenen mechanischen Beinen gehört, welche englische Künstler für Unglückliche
verfertigen, die ihre Schenkel verloren haben?’
Ich sagte, nein, dergleichen wäre mir nie vor Augen gekommen.
‚Es tut mir leid’, erwiderte er; ‚denn wenn ich Ihnen sage, daß (sic!) diese
Unglücklichen damit tanzen, so fürchte ich fast, Sie werden es mir nicht glauben. –
Was sag ich, tanzen? Der Kreis ihrer Bewegungen ist zwar beschränkt; doch
diejenigen, die ihnen zu Gebote stehen, vollziehen sich mit einer Ruhe, Leichtigkeit
und
Anmut,
die
jedes
denkende
Gemüt
in
Erstaunen
setzen.’
(Heinrich Kleist, ‚Über das Marionettentheater’)
‚Ein Käfig ging einen Vogel suchen.’ (Franz Kafka, ‚Betrachtungen über Sünde, Leid,
Hoffnung und den wahren Weg’)
‚Die Freiheit ist kein ein für allemal zu erobernder unveränderlicher Raum: Sie ist ein
permanenter
Prozeß
(sic!)
von
neuen
und
immer
neuen
Befreiungen.’
(Jean Améry, ‚Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod’)
Überzeugt davon, dass das Schaffen von Freiräumen erst im Kontext der sie
beschränkenden Kräfte möglich wird, haben sich in den letzten Jahren zwei
grundlegende kompositorische Herangehensweisen entwickelt:
- - - eng umgrenzte und gleichermaßen umgrenzende Strukturen zu generieren, die
sowohl das klangliche Materiakl, als auch die (möglichen) musikalischen
Entwicklungslinien einschränken
- - - aus dem klanglichen Material heraus Verstöße GEGEN die strukturellen
Beschränkungen entwickeln
Den (vordergründigen) klanglichen Gegebenheiten werden ‚Korsette’ geschnürt,
‚Prothesen’ angelegt, die den ‚Kreis ihrer Bewegungen zwar beschränken’ (Kleist),
die Bewegungen aber, welche innerhalb dieser Beschränkungen nach ‚Ausdruck’
159
streben, jedoch auch erst ermöglichen. So sollten Konfrontationen angestrebt
werden, die das musikalische Geschehen an gewissen Stellen auf Ebenen stößt, die
sich in Art von ‚Zwischenräumen’ – Räumen zwischen strikten (strukturellen)
Umgrenzungen und (freien) klanglichen Entwicklungen – wie von selbst in die Textur
interpolieren.286
Abbildung 34: Thomas Amann287
Biographie
Thomas Amann wurde am 17. Juni 1978 in Innsbruck geboren. Er absolvierte ein
Kompositionsstudium bei Beat Furrer an der Unviversität für Musik und darstellende
Kunst Graz mit Auszeichnung und begann 2009 ein Post-Graduate-Studium in
Komposition bei Chaya Czernowin an der Musikuniversität Wien. Weiters nahm
Thomas
Amann
Kompositionsunterricht
bei
Brian
Ferneyhough,
Clemens
Gadenstätter, Enno Poppe und Vladimir Tarnopolski und besuchte Workshops (LiveElektronik) mit Orm Finnendahl am Studio für elektronische Musik und Akustik an der
Musikhochschule Freiburg in Bremen. Außerdem nahm der Komponist im Jahr 2010
an den Darmstädter Ferienkursen teil.288
Unter anderem erhielt Amann im Jahr 2004 den Ersten Preis der Landeshauptstadt
Innsbruck für künstlerisches Schaffen, sowie den Musikförderungspreis der Stadt
Graz. Ein Jahr später folgten der Würdigungspreis der Kunstuniversität Graz und ein
Österreichisches Staatsstipendium, welches er 2011 noch einmal erhielt. Außerdem
zählt Amann zu den Finalisten des 5. Internationalen Kompositionswettbewerbs der
286
E-Mail Thomas Amann an die Verfasserin der Arbeit vom 03.04.2011
Ebda
288
Vgl. Ebda
287
160
„Stiftung Christoph Delz“ in Basel.289 2012 wurde ihm der Preis des 5.
Kompositionswettbewerbs der Stiftung Christoph Delz in Basel in Zusammenarbeit
mit dem Lucerne Festival 2012 verliehen und er war Composer in Residence am
Internationalen Zentrum für Zeitgenössische Musik.290
Thomas Amann arbeitet mit vielen Ensembles zusammen, unter anderem mit dem
Ensemble Zeitfluss, Klangforum Wien, Arditti Quartet, RSO Wien, Szene
Instrumental. Auch komponierte er Auftragswerke für die Klangspuren Schwaz,
Klangforum Wien, Grazer Osterfestival, oder das Kulturzentrum bei den Minoriten
Graz. Amanns Werke wurden unter anderem bei verschiedenen Festivals und an
Veranstaltungsorten wie der Musik-Biennale Zagreb, den Darmstädter Ferienkursen,
dem Grazer Osterfestival, dem Wiener Konzerthaus, dem Arnold-Schönberg-Center,
sowie international aufgeführt.291
Thomas Amann übernahm in den Studienjahren 2009/2010 und 2010/2011 eine
Lehrtätigkeit in den Fächern Musiktheorie und Gehörbildung an der Universität für
Musik und darstellende Kunst Graz.
Bezug zu Graz
„Graz war Studienort, wurde Experimentier- und Tätigkeitsfeld, bleibt Auslaufhafen
und Prellbock.“292
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Roto-Spiegel für sechs
Instrumentalisten (2008/rev.2010)
„Das ganze Geheimnis im Leben ist der Abstand – der Abstand und der Rhythmus,
was man aus dem Abstand macht. (Peter Handke)
Nach einer Reihe von Stücken, in denen ich mich mit Abständen, Relationen und der
Frage nach musikalischem Zusammenhang beschäftigt habe, stellt Roto-Spiegel den
ersten in einer Reihe von Versuchen dar, isoliert voneinander auftretende und von
Pausen z.T. beträchtlicher Länge getrennter Klangpartikel zu verbinden und aus
diesen Verbindungen größere musikalische Zusammenhänge resp. Verläufe zu
generieren. Diese Genese verläuft dabei über unterschiedliche kompositorische
289
Vgl. Ebda
Vgl. http://www.thomasamann.at/cv/ (aufgerufen am 31.01.2013)
291
Vgl. Ebda
292
E-Mail Thomas Amann an die Verfasserin der Arbeit vom 24.01.2013
290
161
Strategien,
wie
beispielsweise
Wiederholungen,
Spreizungen
und
‚zooms’.
Vorrangiges Ziel der kompositorischen Arbeit war es, im Verlauf des Stückes einen
Zwischenbereich zwischen Stillstand und Bewegung festzumachen und diesen das
gesamte Stück hindurch weitgehend beizubehalten.“ 293
Werkliste (Auswahl)
5 Stücke
Besetzung: Violine und Klavier
Entstehung: 2003
Manuskript
A Conversation Piece
Besetzung: Violoncello und Zuspielband
Entstehung: 2002/2003
Manuskript
Andere Räume
Besetzung: Flöte, Klarinette, Violine und Viola
Entstehung: 2004
Manuskript
Membra
Besetzung: Streichquartett
Entstehung: 2004/2007
Manuskript
Ritornell – Versuch einer Landschaft
Besetzung: Flöte, Posaune, Viola und Kontrabass
Entstehung: 2002
Manuskript
Roto-Spiegel
Besetzung: sechs Instrumentalisten
Entstehung: 2008/rev.2010
Manuskript
293
E-Mail Thomas Amann an die Verfasserin der Arbeit vom 03.04.2011
162
schöner wolken-vogel
Besetzung: Violine
Entstehung: 2000
Manuskript
Stillstand der Küste
Besetzung: Oboe
Entstehung: 2004
Manuskript
Transcription studies
Besetzung: Violoncello und Kontrabass
Entstehung: 2010
Manuskript
transcritps on améry
Besetzung Version I: Violoncello und Live-Elektronik
Entstehung: 2010
Besetzung Version II: Schlagwerk und Live-Elektronik
Entstehung: 2010
Manuskript294
294
Ebda
163
Abbildung 35: Partiturseite aus transcripton studies295
295
Ebda
164
2.2.1.2 Bernhard Gander
Zum eigenen Schaffen
„verführung abschied alkohol nähe weinen 90-63-92 kotzen schöne worte schnelle
autos playmate scarlatti flirten flüstern tanzen achterbahn verzweiflung teure uhren
schreien parfum porno bahnhof playboy distanz nothing reality matters kommen
covergirl after midnight sprechen unaussprechliches hasen mit langen ohren“296
Abbildung 36: Bernhard Gander297
Biographie
Bernhard Gander wurde am 29. November 1969 in Lienz geboren.
Im Jahr 1988 nahm er Studien am Tiroler Landeskonservatorium in den Fächern
Klavier und Tonsatz auf, 1994 folgte ein Studienaufenthalt am Studio UPIC in Paris.
Drei Jahre später verbrachte Gander einen Arbeitsaufenthalt am Schweizerischen
Zentrum für Computermusik in Zürich. Im Jahr 2000 verschlug es ihn nach Graz, wo
er ein Kompositionsstudium bei Beat Furrer an der Universität für Musik und
darstellende Kunst Graz aufnahm.298
Bernhard Gander erhielt Kompositionsaufträge unter anderem vom Wiener
Konzerthaus, den Klangspuren Schwaz, dem ORF, dem musikprotokoll, den
296
http://db.musicaustria.at/node/69068 (aufgerufen am 03.01.2013)
E-Mail Bernhard Gander an die Verfasserin der Arbeit vom 05.04.2011
298
Vgl. Ebda
297
165
Donaueschinger Musiktagen, den Wittener Tagen für neue Kammermusik, musica
Strassbourg, dem Klangforum Wien, dem Ensemble Modern, den Wiener
Festwochen und den Bregenzer Festspielen. Seit 2008 hat er einen Verlagsvertrag
mit dem Edition Peters Musikverlag in Frankfurt.299
Dem Komponisten wurden unter anderem der Musikförderungspreis der Stadt Wien
für
Komposition
(2004),
der
Erste
Bank
Kompositionspreis
(2005),
das
Staatsstipendium für Komposition (2008)300 und der Ernst Krenek-Preis für Melting
Pot (2012) vergeben.301
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – khul für Streichquartett (2010)
„Diese Figur des unglaublichen Hulk, der ja infiziert, krank ist und dann immer wieder
explodieren kann. Das ist doch etwas sehr Körperliches. Überhaupt geht es im
ganzen Stück immer um den Körper. Ob er nervös oder wütend ist, ob er explodiert...
Das kommt dem Tanz natürlich sehr zu Gute.“302
Durch
die
Verstrahlung
Nuklearphysiker
Dr.
mit
Bruce
einer
Banner
Gamma-Bombe
beim
geringsten
verwandelt
Anlass
in
sich
der
das
mit
übermenschlichen Kräften ausgestattete Muskelpaket Hulk. Ein Anagramm des
Namens bildet den Titel Bernhard Ganders Streichquartett „Hulk“. Im Rahmen des
ImPulsTanz wurde es 2011 für das Tanzstück „Seven Cuts“ (Choreographin
Christine Gaigg) neu bearbeitet.303 Gander hat zu diesem Zweck sein für
Streichquartett
geschriebenes
Stück
völlig
auseinandergenommen
und
der
Choreographin 57 musikalische Schnipsel übergeben. Zuerst wird die Partitur in
zerschnittener Version gespielt, danach zur Gänze.304
So wie das infizierte Muskelpaket unter der Oberfläche brodelt und immer wieder
explodiert, kommt auch Ganders Musik roh und aufgeladen daher, ist dabei aber
ungemein präzise und komplex.305
299
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
301
Vgl. https://www.edition-peters.de/cms/deutsch/news/gander-krenek-preis.html (aufgerufen am 03.02.2013)
302
http://terz.cc/magazin.php?z=1&id=52 (aufgerufen am 03.01.2013)
303
http://www.musicaustria.at/magazin/gander-bernhard/portraet-bernhard-gander (aufgerufen am 04.01.2013)
304
Vgl. http://www.schauspielhaus.at/jart/prj3/schauspielhaus/main.jart?rel=de&reserve-mode=active&contentid=1188466708002&produktionen_id=1350344022354 (aufgerufen am 04.01.2013)
305
Ebda
300
166
Werkliste (Auswahl)
Beine und Strümpfe
Besetzung: Ensemble
UA: Donaueschinger Musiktage 2008, Klangforum Wien, Ensemble Modern
bunny games
Besetzung: Ensemble
UA: Biennale Venedig 06, Klangforum Wien
Die Orpheus Akte
Doppelkonzert für Bratsche und Klavier und Ensemble
UA: 17.09.2005, Klangspuren Schwaz, Ensemble Modern
dirty angel
Doppelkonzert für Akkordeon, Flügelhorn und Orchester
UA: 01. Mai, biennale München, DSO Berlin
fluc´n´flex
Besetzung: Akkordeon solo
UA: 2007, London, Krassimir Sterev
khul
Besetzung: Streichquartett
UA: Juli 2010, Darmstadt, Arditti Streichquartett
Leim
Besetzung: großes Ensemble und Elektronik
UA: 17.09.2004, Klangspuren, Schwaz, Klangforum Wien
lovely monster
Besetzung: Orchester
UA: musikprotokoll 2009, RSO Wien
ö
Besetzung: Quintett
UA: September 2005, Japan, Takefu Festival, Klangforum Wien
Peter Parker
Besetzung: Klavier solo
UA: Mai 2004, Radiokulturhaus, Christopher Hinterhuber – Klavier
167
schlechtecharakterstücke
Besetzung: Klaviertrio
UA: Wittener Tage für neue Kammermusik 2009, arbós Klaviertrio306
306
Vgl. E.Mail Bernhard Gander an die Verfasserin der Arbeit vom 05.04.2011
168
Abbildung 37: Manuskriptseite aus khul für Streichquartett307
307
Ebda
169
2.2.1.3 Elisabeth Harnik
Zum eigenen Schaffen
Harnik bewegt sich in ihrer künstlerischen Arbeit in den Spannungsfeldern von
Improvisation und Komposition. Diese unterschiedlichen Disziplinen werden durch
die Ausübung und persönlichen Herangehensweisen der Künstlerin klar getrennt. Die
bewusste
Auseinandersetzung
mit
der
eigenen
Materialverwendung,
dem
‚Repertoire’ in Improvisation und Komposition und den damit verbundenen
Möglichkeiten der Gestaltung sind Brennpunkte der aktuellen künstlerischen
Auseinandersetzung.308
Egal ob beim Improvisieren oder beim Komponieren, Elisabeth Harnik legt stets wert
auf die Suche nach dem Neuen. Sie versucht ständig über ihre Grenzen
hinauszukommen,
deshalb
wählt
Harnik
beim
Komponieren
bestimmte
Arbeitsweisen, die sie spontane musikalische Ereignisse verfolgen lassen, auch
wenn sie noch nicht weiß, welches Resultat das ergibt.309
Sie arbeitet beim Komponieren zum Beispiel gern mit „magischen Quadraten“310.
Dabei wählt sie ein bestimmtes rhythmisches bzw. melodisches Material, das sie in
einer Art Raster anordnet und dann auf verschiedene Arten lesen kann. Beim
Komponieren sei man laut ihrer Aussage sehr auf sich alleine gestellt und sie mag es
einfach, bestimmte Verfahren oder Techniken zu verwenden311, um „sich reiben zu
können und um eben auch etwas Neues zu entdecken“.312
Musik ist eine sehr „flüchtige“313 Kunstform – sie „klingt im Moment und... ist schon
wieder vorbei, ja... sie hinterlässt zwar einen Eindruck, sie eröffnet uns unglaubliche
Welten, ja... aber dann ist sie wieder weg“314. Es lässt sich schwer verbildlichen oder
nachvollziehen, wie dieses Handwerk funktioniert - man sieht Noten auf einem Blatt
308
E-Mail Elisabeth Harnik an die Verfasserin der Arbeit vom 12.04.2011
Vgl. http://www.musicaustria.at/node/232 (aufgerufen am 05.01.2013)
310
„Spots on“ Interview mit Elisabeth Harnik Teil 1. Thomas Pokorn und Michael Thurm, FH Joanneum
Journalismus und Unternehmenskommunikation
http://youtube.googleapis.com/v/1OhF8K3xfKo&hl=de_DE&fs=1& ab Minute 01:10 (aufgerufen am
05.01.2013)
311
Vgl. Ebda
312
Ebda
313
Ebda
314
Ebda
309
170
Papier und es ist schwierig herauszufinden, wie die Arbeitsweise dahinter ist, außer
man ist ein Insider.315
Abbildung 38: Elisabeth Harnik316
Biographie
Elisabeth Harnik wurde am 02. August 1970 in Graz geboren. Seit ihrem fünften
Lebensjahr erhielt sie Musikunterricht, welcher sie schließlich zum Konzertfach
Klavierstudium an der damaligen Musikhochschule Graz führte. 1996 erhielt sie die
Lehrbefähigung für Klavier mit Auszeichnung.317 Durch ihre Faszination für
Improvisatoren und Improvisatorinnen wie zum Beispiel Joëlle Léandre, Peter
Kowald oder David Moss, waren ihr Ausdrucks- und Schöpfungswille schließlich so
stark, dass sie einige Jahre später das Bedürfnis hatte, Komposition zu studieren.318
So nahm Harnik dieses Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst
Graz bei Beat Furrer, Georg Friedrich Haas und Gerd Kühr auf und schloss 2004 das
Bakkalaureat Komposition und Musiktheorie mit Auszeichnung und zwei Jahre später
das Magisterstudium Komposition-Musiktheater mit Auszeichnung ab.319
315
Vgl. Ebda
http://www.elisabeth-harnik.at/pressefotos/elisabeth_12.jpg; © Carmina Escobar (aufgerufen am 04.02.2013)
317
Vgl. E-Mail Elisabeth Harnik an die Verfasserin der Arbeit vom 12.04.2011
318
Vgl. http://www.musicaustria.at/node/232 (aufgerufen am 05.01.2013)
319
Vgl. E-Mail Elisabeth Harnik an die Verfasserin der Arbeit vom 12.04.2011
316
171
Elisabeth Harnik erhielt unter anderem vom Grazer Osterfestival, vom Steirischen
Kammermusikfestival, vom Hörfest Graz, vom Wiener Mozartjahr, von den Münchner
Opernfestspielen, dem Opernhaus Graz, dem Haydn Jahr, dem Ensemble Zeitfluss
oder dem RSO Wien Auftragskompositionen. Ihre Werke wurden interpretiert durch
das Ensemble für Neue Musik Graz, das Ensemble Zeitfluss Graz, das Ensemble
Reconsil Wien, das Haydn-Trio Eisenstadt, das Trio AMOS Wien, das Trio EIS Wien,
den Wiener Motettenchor, das Ensemble Cantus Zagreb, das RSO Wien, das Fidelio
Trio London sowie diverse nationale und internationale Solisten bzw. Solistinnen.
Elisabeth Harnik ist immer wieder auf zahlreichen Festivals als Mitglied zahlreicher
Improvisationsgruppen,
mit
Soloperformances,
spartenübergreifenden
Zusammenarbeiten und anderen Disziplinen vertreten, wie zum Beispiel dem
International Piano Music Festival in Vilnius, dem V:NM-Festival in Graz, dem
Ulrichsberger Kaleidophon, der Musicacoustica in Beijing, dem Beethoven-Fest in
Bonn, dem Festival Offene Ohren in München, dem Umbrella Music Festival, dem
Festival 4020 in Linz oder dem Soundings Festival in London.320
Harnik wurde unter anderem mit dem Musikförderpreis der Stadt Graz 2005, dem
Arbeitsstipendium
Bundeskanzleramt
2006,
dem
Würdigungspreis
der
Kunstuniversität Graz 2007 ausgezeichnet und erhielt Stipendien wie zum Beispiel
das
Österreichischen
Staatsstipendium
für
Komposition
2007,
das
Anrzej-
Dobrowolski-Kompositionsstipendium des Landes Steiermark 2007, Artist in
Residence 13. Komponistinnenforum in Mittersill 2008, das Auslandsstipendium des
Landes Steiermark 2010 in Köln und Chicago und Artist in Residence OMI
International Arts Center New York 2010.321
Derzeit arbeitet Elisabeth Harnik als freischaffende Komponistin in Gams in der
Steiermark.322
Bezug zu Graz
„Weil ich in der Nähe von Graz lebe, habe ich mich entschlossen, an der Grazer
Musikuniversität zu studieren. Ich war in der Klasse von Beat Furrer. Ich bin aber
auch Georg Friedrich Haas begegnet und Bernhard Lang. Graz war für mich eine
320
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
322
Vgl. Ebda
321
172
sehr gute Umgebung. Ich habe das wirklich aufgesogen. Ich bin erst im Nachhinein
draufgekommen, was für ein gutes Umfeld ich da habe.“323
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – superstructure für Perkussion,
Klarinette, Viertelton-Akkordeon, Klavier, Violoncello, Kontrabass und
Elektronik
„Der Titel des Stücks ist übrigens ein Begriff, der im Brückenbau verwendet wird. Ich
habe beim Komponieren oft Bilder. Und während ich an dem Stück gearbeitet habe,
habe ich immer wieder von Hängebrücken geträumt. Diese waren am Anfang recht
filigran. Sie wurden aber im Laufe der Zeit immer massiver. Es war schließlich eine
gewaltige Brücke. Mir ist da klar geworden, dass ich keine sensiblen Verbindungen
zwischen Komponiertem und Improvisiertem legen muss. Denn diese zwei Bereiche
existieren real nebeneinander. Ich bin ja selber so eine Person, die sich in beidem
bewegt. Daher musste ich in ‚superstructure’ die zwei Bereiche nicht verbinden, da
sie ja gar nicht getrennt sind. Ich musste lediglich über die bereits existierende
Brücke einen Überbau – also eine ‚superstructure’ – in Form einer Komposition
schaffen.“324
Superstructure ist die erste Komposition, in die Elisabeth Harnik auch Improvisation
einfließen ließ. Üblicherweise notiert Harnik äußerst präzise, doch bei diesem Werk
ist das nicht so. Den Interpreten und Interpretinnen wird bei bestimmten Passagen
die Möglichkeit geboten, ihre Qualitäten als Improvisatoren und Improvisatorinnen
einzubringen, deshalb ist das Stück auch speziell für Musiker und Musikerinnen
entstanden, die schon Erfahrung mit Improvisation haben. Das Stück ist zeitlich völlig
durchstrukturiert und die klangliche Ausrichtung und bestimmtes Tonmaterial sind
vorgegeben, trotzdem ist das klangliche Ergebnis von superstructure nicht
vollkommen kalkulierbar.325
Werkliste (Auswahl)
das nashorn
Besetzung: Kinder- oder Jugendchor
Text: Friederike Mayröcker
323
http://www.musicaustria.at/node/232 (aufgerufen am 05.01.2013)
http://www.musicaustria.at/node/232 (aufgerufen am 05.01.2013)
325
Vgl. Ebda (aufgerufen am 05.01.2013)
324
173
Auftrag: Styria Cantat IV
UA: Februar 2011
floating shadows on flatland
Besetzung: Saxophon, Violoncello und Kontrabass
Entstehung: 2012
Auftrag: PHACE und Klangspuren Schwaz
UA: 29.09.2012
Verlag: Eigenverlag (Manuskript)
keine keiner
Besetzung: Klavier solo
Auftrag: Symposion "Autorschaft-Genie-Geschlecht" an der Kunstuniversität Graz
UA: April 2011, Mumuth Graz, Eva Bajič – Klavier
kugelstein 2. Szene, unter der brücke
Musiktheater
Libretto/Textbuch: Olga Flor
Premiere: Februar 2007, Opernhaus Graz, Fanny/Mezzosopran – Jutta Panzenböck,
Alexander Puhrer – Anton/Bassbariton, Grazer Philharmonisches Orchester,
Musikalische Leitung: Michael Brandstätter, Kostüme: Magdolna Parditka,
Bühnenbild: Jan Kattein, Regie: Anna Malunat
open lead near shore
Besetzung: Ensemble
Entstehung: 2009
Auftrag: Ensemble Zeitfluss
UA: März 2009, Kulturzentrum bei den Minoriten Graz, Ensemble Zeitfluss, Leitung:
Edo Mičič
re-framing
Besetzung: Ensemble
Entstehung: 2010
UA: Oktober 2010, Mumuth Graz, Ensemble Zeitfluss, Leitung: Edo Mičič
reframe another
Besetzung: zwölf Instrumente
Entstehung: 2011
174
Auftrag: Klangforum Wien
UA: Oktober 2011
schatten.risse
Besetzung: Klaviertrio
Entstehung: 2008
Auftrag: Haydnjahr 09
UA: Jänner 2009, Stadtcasino Basel, Haydn-Trio Eisenstadt
superschwärmen
Orchesterminiatur
Entstehung: 2010
UA: im Rahmen von "102 masterpieces", ORF Radiosymphonieorchester Wien
tender buttons
Besetzung: Akkordeon solo
Entstehung: 2009
UA: Mai 2011, Kosmostheater Wien, Krassimir Sterev - Akkordeon
wie wundersam der wind
Besetzung: "Orgelgebläse betriebenes" Blockflötenconsort und Sprecher mit
Orgelpfeife (Auswahl mesmeristischer Texte 18./19. Jhd., Karl Baier)
UA: September 2008326
Diskographie (Auswahl)
DR. AU
Plasmic feat. Agnes Heginger
EKR 038
Agnes Heginger, Stimme; E.H., Klavier; Uli Winter, Violoncello; Fredi Pröll,
Schlagzeug (2009)
irrt, irrt das ohr
EX 612-2
Soloimprovisationen (2005)
326
Vgl. http://www.elisabeth-harnik.at/ (aufgerufen am 05.01.2013)
175
Kugelstein II
auf: die andere saite Volume 1
Edition Zeitton (2009)
Mittersill#13, not all there, blind date III und blind date IV
auf: Stimmen.Atmen
EKR 036
Dokumentation 13. KomponistInnenforum Mittersill 2008
schatten.risse
auf: DedicatedToHaydn
Capriccio
Haydntrio Eisenstadt 2009
soundog
EX 643-2
E.H., Clavichord; Katharina Klement, Klavier; Uli Winter, Violoncello; Fredi Pröll,
Schlagzeug, Perkussion; Josef Novotny, Elektronik (2006)327
327
Vgl. E-Mail Elisabeth Harnik an die Verfasserin der Arbeit vom 12.04.2011
176
Abbildung 39: Partiturseite aus superschwärmen328
328
E-Mail Elisabeth Harnik an die Verfasserin der Arbeit vom 24.01.2013
177
2.2.1.4 Peter Jakober
Zum eigenen Schaffen
„Für mich ist es schwer, in einem, oder ein paar Sätzen sagen zu können was mich
denn nun genau – auf den Punkt gebracht, am Schreiben, am Komponieren, am
Musik ‚machen’ und hören so fasziniert, so freut.
Ein Gedanke aber immer bei mir im Hintergrund: Ich glaube Klänge können genau
deswegen so spannend sein, weil sie durch nichts anderes wie dem Klang selbst
exakt dargestellt werden können (also nicht durch den Komponisten oder ein
Notenbild).
Die
nochmalige
Aufführung
eines
Klangs
durch
die
selbe
Lautstärke,
Tonhöhenkonstellation, sowie dem selben Instrument beispielsweise ist in anderen
Parametern wie der der Aufführungszeit, der Räumlichkeit, o.Ä. verschieden, wieder
einzigartig und eben nicht wiederholbar und auch nicht hinlänglich beschreibbar.
Genau diese Ungenauigkeit, die Ummöglichkeit eines in allen Parametern
erklärenden Klanges, letztlich die immer approximative Beschreibung, Notation des
Klangs, spielt in meine kompositorischen Überlegungen eine wesentliche Rolle.“329
Abbildung 40: Peter Jakober330
329
330
E-Mail Peter Jakober an die Verfasserin der Arbeit vom 21.01.2013
http://www.peterjakober.com/images/04.jpg; © Franz Reiterer (aufgerufen am 04.02.2013)
178
Biographie
Peter Jakober wurde 1977 in der Südsteiermark geboren, wo er auch aufwuchs. Von
1998 bis 2006 studierte er Komposition bei Georg Friedrich Haas und Gerd Kühr an
der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.331
Ihm
wurden
einige
Preise
und
Stipendien
verliehen,
darunter
der
Musikförderungspreis der Stadt Graz 2006 , das Staatsstipendium für Komposition
2007, ein Auslandsstipendium des Landes Steiermark 2007, das AndrzejDobrowolski-Kompositionsstipendium des Landes Steiermark 2010 und der erste
Preis für Puls 3 beim Automatenklavierwettbewerb „Ghost Note Competition“.
Weiters war Composer in Residence 2011 des IZZM Kärnten und Stipendiat der
Akademie Schloss Solitude 2011/2012.332 Aufgeführt wurden seine Werke unter
anderem durch das ensemble recherche, das Aleph Gitarrenquartett, das
Klangforum Wien, das Thürmchen Ensemble Köln, das Ensemble für Neue Musik
Graz und das Grazer Orgelpfeifenorchester. Peters Jakobers Werke wurden bisher
auf zahlreichen Festivals und Veranstaltungen aufgeführt, wie zum Beispiel im ZKM
Karlsruhe, im Kunstverein Köln, bei den Klangspuren in Schwaz, beim Avantgarde
Festival in Schiphorst, dem Festival Sakra!, den Paul Hofhaimer Musiktagen und
dem musikprotokoll.333
Peter Jakober war Mitbegründer des Hörfestes, bei dem seine Werke auch schon am
Programm standen. Diese Veranstaltung bietet insbesondere jungen Komponisten
und KomponistInnen eine Plattform für Aufführungen. Jakober zeigte sich von 2003
bis
2008
für
die
Programmgestaltung
und
Organisation
der
jährlichen
Veranstaltungsreihe im FORUM STADTPARK verantwortlich. Weiters hat er
2008/2009 „compone“, ein Kooperationsprojekt der Medienhochschule sowie der
Musikhochschule Köln mitbetreut und hielt einen Gastvortrag über Luigi Nonos das
atmende Klarsein an der Musikhochschule Köln. Der Komponist lebt und arbeitet
derzeit in Wien.334
Bezug zu Graz
„Graz ist mit seinen zahlreichen Veranstaltungen, wie dem musikprotokoll, dem
331
Vgl. http://peterjakober.com/ (aufgerufen am 20.01.2013)
Vgl. Ebda
333
Vgl. Ebda
334
Vgl. Ebda
332
179
Impuls Festival, der Open music Reihe, der Musikreihe im Minoritensaal, sowie den
erstklassigen Kompositionsprofessoren der Kunstuniversität Graz, und der Professur
des Klangforum Wiens eine extrem spannende Stadt für zeitgenössische Musik.
Auch Eigeninitiativen einzelner Grazer, die Konzertreihen wie "Mittwochs Exakt" in
der Postgarage veranstalten leisten unbeschreiblich Großartiges für diese Stadt.
Jedoch droht, wie in jeder Stadt dieser Größe auch die Gefahr, dass die einzelnen
Szenen, die sich eben durch diese Größe besonders gut kennen, sich gegenseitig
ausspielen, die eine der anderen einen Erfolg nicht gönnt.
Natürlich, auch die Gefahr Programme mehr nach dem Freundschaftsfaktor und
nicht zu sehr wegen Interesse oder Qualität zusammenzustellen.“335
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – nach Aussen für Violine solo und
Liveelektronik
„Ausgangspunkt dieses Stücks ist Giacinto Scelsis Vorstellung von Klang als
dynamisches, atmendes Wesen, seine Arbeit mit der Zentraltönigkeit und der daraus
entstehenden Hierarchie von „Zentrum und Rand“. Durch meine Beschäftigung mit
der
Überlagerung
von
mehreren
unabhängigen
Temposchichten,
mit
Obertonakkorden und elektronischen Filterungsprozessen, ist ein Stück zu hören,
das sich immer mehr in den Klangkosmos eines Tones bewegt, bis schließlich der
Raum selbst, indem sich dieser Ton ausbreitet, in den Mittelpunkt des Stücks rückt.
Aus geräuschhaften Klangereignissen im pianissimo Bereich setzen sich langsam
Tonhöhen durch, die durch mikro-glissandi und vibrati stetiger Veränderung
ausgesetzt sind. Gleichzeitig werden diese Anfangs zaghaften Aktionen der Violine
aufgezeichnet und zeitverzögert zugespielt: zu Beginn in Originalgeschwindigkeit,
langsam beschleunigend, bis nach ca. 3 Minuten die Geschwindigkeit den Faktor des
Intervallverhältnisses eines 2/3 Tons erreicht hat.
Aus den immer dichteren Klangaktionen löst sich eine Pulsation, die durch heftige
Akzente gebrochen wird. Die Zuspielung bringt dabei die Pulsationen in variierter
Geschwindigkeit.
Im weiteren Verlauf werden aus vorher aufgezeichneten, liegenden Klängen der
Violine Obertöne gefiltert. Die live agierende Musikerin setzt durch einen zunehmend
335
E-Mail Peter Jakober an die Verfasserin der Arbeit vom 21.01.2013
180
rhythmisch
dichter
werdenden
Teil
einen
Kontrapunkt
zu
dem
liegenden
Klanggewebe, das sich immer mehr in die Höhe entwickelt. Übrig bleibt der
Raumklang der durch ein zweites Mikrofon in der Mitte des Saals abgenommen wird.
Die Hierarchie von Rand und Zentrum ist gebrochen: Der Raumklang ist in den
Mittelpunkt des Stücks gerückt.“336
Werkliste (Auswahl)
1. Streichquartett
Entstehung: 2010
Auftrag: Klangspuren Schwaz 2010
Dauer: 11 min
Dort
Besetzung: Ensemble, Liveelektronik und analogem Synthesizer
Entstehung: 2012
Auftrag: Klangforum Wien
Dauer: 22 min
in Stille
Besetzung: Chor, Flöte, Vierteltonakkordeon, Streichtrio, Liveelektronik und neun
OrgelpfeifenspielerInnen
Entstehung: 2011
Text: Samuel Beckett
Auftrag: Jeunesse und ORF Wien
Widmung: dem Grazer Orgelpfeifenorchester gewidmet
Dauer: 15 min
mehr, ein wenig
Besetzung: zwei Orgelpfeifenspielerinnen, Violine, Cello und Liveelektronik
Entstehung: 2008
Auftrag: Kunstverein Köln
Dauer: 9 min
nach Aussen
Besetzung: Violine und Liveelektronik
Entstehung: 2008
336
E-Mail Peter Jakober an die Verfasserin der Arbeit vom 12.01.2013
181
Auftrag: Annelie Gahl
Widmung: Eva Maria Silberschneider gewidmet
Dauer: 10 min
Puls 2
Besetzung: Cello und Acht-Kanal Zuspielung
Entstehung: 2005
Auftrag: Hörfest Graz
Dauer: 10 min
Puls 3
Besetzung: Automatenklavier
Entstehung: 2006/2007
Auftrag: Hörfest Graz
Dauer: 10 min
Puls 4
Besetzung: 35 Röhren für eine von Constantin Luser entwickelte Bläserskulptur
bestehend aus 14 Trompeten, 14 Posaunen und sieben Tuben
Entstehung: 2010
Auftrag: musikprotokoll 2010
Dauer: 20 min
schemen
Besetzung: Hackbrett, Zither, Harfe, Vibraphon, zwei Violinen, Viola, Cello und
Kontrabass
Entstehung: 2011
Auftrag: IZZM Kärnten
Dauer: 15 min
triften
Besetzung: Gitarrenquartett und Vier-Kanal Zuspielung
Entstehung: 2007
Auftrag: musikprotokoll Graz
Dauer: 10 min337
337
Vgl. http://www.peterjakober.com/ (aufgerufen am 20.01.2013)
182
Abbildung 41: Manuskriptseite aus Schemen338
338
E- Mail Peter Jakober an die Verfasserin der Arbeit vom 12.01.2013
183
2.2.1.5 Petros Moraitis
Zum eigenen Schaffen
„Das entscheidende Moment in der Musik ist das, was jenseits des Klanges liegt –
nicht die Klangsymbolik, nicht die Interpretation oder Deutung eines Akkordes, nicht
die normalen Stereotypen und Klischees der Vertonung (‚die Oboe ist eine Ente und
der Kontrabass ein Elephant’ oder ‚am Anfang war das Wort’... ich frage mich oft:
warum nicht der Klang?), sondern das, was eben nicht mehr sprachlich formulierbar
ist. Musik steht über einem Text (wie etwa dieser hier), weil Klang eine unendliche
Fülle von Bedeutungen (oder gar keine) gegenüber der begrenzten Bedeutungen
eines Wortes hat. Es ist irgendwie altmodisch, die Musik aus der Sprache zu
verstehen, es kann auch umgekehrt sein. Es geht nicht darum, ob die Musik alt oder
neu, weltlich oder religiös, traditionell oder modern, E oder U ist: Musik braucht keine
Begleitung von Texten (wie etwa dieser hier), Erklärungen oder Anmerkungen, und
statt sie zu charakterisieren und zu kategorisieren, dürfen wir sie einfach frei für sich
klingen lassen.
Die Tradition basiert nicht nur auf der Vergangenheit sondern auch auf der Zukunft
und kann überhaupt nicht weiter gehen ohne die Entwicklungen, die mit der
Gegenwart verbunden sind. Man darf nicht in der Tradition verharren und sich
arrogant für Neues verschließen, denn ohne Gegenwart kann es auch keine Zukunft
geben. Die Tradition verlangt von uns einen kreativen Versuch und nicht eine Kopie
der Vergangenheit zu schaffen (man darf z.B. ein Musikstück der Vergangenheit
nicht wie damals interpretieren, sondern es muss immer neu erarbeitet und erlebt
werden). Musikalische Gegenwart und Zukunft erscheint heute mehr atomisiert,
individuell und in einer Situation kontinuierlichen Veränderns und die Musik der
Gegenwart reagiert auf die Realität. Die Kraft liegt in der Vielfalt und die Musik der
Vergangenheit allein ist nicht mehr aktuell, weil sie einfach die heutige vielfältige,
multikulturelle und widersprüchliche Gesellschaft nicht widerspiegeln kann: Wenn
man nur alte Musik hört oder spielt, lebt man einfach in einer anderen Realität.
Viele Musikinstitutionen investieren ausschließlich darin, die heutigen klassischen
KomponistInnen (welche die AvantgardistInnen der Vergangenheit waren, das heißt:
die etwas Neues geschaffen haben) zu pflegen, zu fördern und zu unterstützen. Jede
Musik ist ein Seismograph und war zu Ihrer Zeit modern (warum wird das immer
vergessen?). Alle musikalischen Innovationen werden früher oder später Mode und
184
Tradition, aber in der Vergangenheit war die Auseinandersetzung mit der Musik der
Gegenwart eine Selbstverständlichkeit. Musik setzt sich immer mit den epochalen
Veränderungen der Welt und ihrer Gesellschaft auseinander und Gegenwartkunst
ohne direkte Beziehung zu ihrer Gesellschaft (nicht als Vertreter der musikalischen
Avantgarde, die für die Akzeptanz der Neuen Musik kämpfen, nicht als Elite, Ghetto
oder Hochkultur, sondern breit, weit über die Fachleute und Spezialisten hinaus)
kann nicht entstehen. Traditionellerweise herrscht heutzutage eine starke Kluft
zwischen der Musik der Vergangenheit und der sich ständig verändernden und
innovativen Musikformen der Gegenwart von lebenden KomponistInnen. Und damit
meine ich die KomponistInnen, die sich neuen Perspektiven geöffnet haben und
öffnen, die sich nicht am Wiederkäuen der Vergangenheit beschränkt haben bzw.
beschränken.339
Abbildung 42: Petros Moraitis340
Biographie
Petros Moraitis wurde 1980 in Thessaloniki geboren. Von 1997-2004 machte er sein
Diplom
in
Harmonie,
Kontrapunkt,
Fuge
und
Klavier
an
verschiedenen
Konservatorien in Thessaloniki und studierte ab 2001 Komposition (Diplomstudium)
339
340
E-Mail Petros Moraitis an die Verfasserin der Arbeit vom 21.12.2012
Ebda
185
bei Christos Samaras an der Abteilung Musikstudien der Kunstakademie an der
Aristoteles Universität Thessaloniki. Anschließend absolvierte er von 2007-2011 das
Masterstudium Kompositon bei Gerd Kühr an der Universität für Musik und
darstellende Kunst Graz, das er mit Auszeichnung bestand und besuchte einen
postgradualen Universitätslehrgang für Komposition bei Klaus Lang ebendort.341
Dem Komponisten wurden der zweite Preis beim 36. Kompositionswettbewerb
„Guido d’ Arezzo“ in Italien (2009) und der Musikförderungspreis der Stadt Graz
(2010)
verliehen,
zudem
erhielt
er
2011
ein
Startstipendium
Musik
des
österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Werke von
Moraitis wurden unter anderem beim musikprotokoll 2008, Im Loth «Marathon IV»
(Wiener Konzerthaus) und beim Arcana Festival für Neue Musik 2010.342
Neben seiner Tätigkeit als Komponist ist Petros Moraitis Chorsänger im Extrachor
der
Oper
Graz
und
im
Arnold
Schönberg
Chor
sowie
Chorleiter
des
Gesangsvereines Deutschfeistritz-Peggau und des Postchores Graz.343
Bezug zu Graz
„Nox Lucis-Lux Noctis für Flöte solo (Januar 2003, 5')
• Petra Music (Flöte): „Workshop: Petros & Petra: Zwischen Theorie und Praxis“
(Klassenkooperation der Professoren Dieter Flury und Gerd Kühr),
Kunstuniversität Graz, 13. Mai 2009
• Petra Music (Flöte): Präsentationsabend der Kompositionsklassen, Aula der
Kunstuniversität Graz, 15. Mai 2009
• Petra Music (Flöte): Diplomkonzert Petra Music, Florentinersaal der
Kunstuniversität Graz, 17. Juni 2009
• Petra Music (Flöte): Konzert-Kooperation KUG + STB, Aula der
Kunstuniversität Graz, 20. Januar 2010
• Petra Music (Flöte): Konzert szene instrumental, Theater am Ortweinplatz,
Graz, 06. Mai 2010 (ORF/Ö1 „Zeit-Ton“, 01. Juni 2010)
341
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
343
Vgl. Ebda
342
186
• Dieter Flury (Flöte): „Finale Furioso, Abschlussfest auf allen Ebenen“ (Arcana
Festival für Neue Musik 2010, Burg Gallenstein, St.Gallen/Gesäuse, 08.
August 2010)
• Margit Absenger (Flöte): Diplomkonzert Margit Absenger, Florentinersaal der
Kunstuniversität Graz, 25. Januar 2012
Ex Libris Trauermusik in Gedenken an Miltos Sahtouris für Ensemble und
Mezzosopran (April 2008, 11')
• Ensemble für Neue Musik der Kunstuniversität Graz (Leitung: Edo Micic /
Mezzosopran: Pirjo Kalinowska): musikprotokoll im steirischen herbst 2008
(Schlusskonzert Klangwege), Minoritensaal Graz, 12. Oktober 2008 (UA)
(ORF/Ö1 „Zeit-Ton“, 20. Oktober 2008)
• Ensemble für Neue Musik der Kunstuniversität Graz (Leitung: Edo Micic /
Mezzosopran: Pirjo Kalinowska): Werke von Kompositionsstudierenden,
Minoritensaal Graz, 10. Dezember 2008
Blast... aus! Fanfare für 7 Trompeten (März 2009, 14')
• Sinfonisches Blasorchester der Kunstuniversität Graz (Leitung: Julija
Domaseva): MUMUTH (Györgi-Ligeti-Saal), Graz, 25. Juni 2010 (UA)
Messe für Vokalensemble und Röhrenglocke (Dezember 2009, 30')
• (Kyrie eleison Nr.1 und Nr.3) chor pro musica graz (Leitung: Gerd Kenda):
Eröffnungsgottesdienst der Katholischen Hochschulgemeinde Graz, Dom zu
Graz, 05. Oktober 2008
• (Kyrie eleison Nr.1 und Nr.3, Agnus Deι) cappella nova graz (Leitung: Otto
Kargl): Abendgottesdienst, Mariahilfkirche Graz, 07. Dezember 2008
• Forschungsstipendium des Österreichischen Bundesministeriums für
Wissenschaft und Forschung, Januar 2008
• (Kyrie eleison Nr.1 und Nr.3, Bearbeitung von Cum Sancto Spiritu*)
Musikverein und gemischter Chor St. Lambrecht: Festlicher Gottesdienst
(ORF Regionalradios – Live Übertragung), Stiftskirche St. Lambrecht, 28. Juni
2009 (*UA)
• (Kyrie eleison Nr.1) Abschlusskonzert (Leitung: Valentin Zwitter): 20.
Jubiläums – Jugendmusiktage, Pfarrkirche Fehring (Stein bei Fehring), 31.
März 2010
187
• (Kyrie eleison Nr.1 und Nr.3, Agnus Deι) mondo musicale (Leitung: Markus
Zwitter): Sonntagsgottesdienst, Pfarrkirche Stainz, 26. September 2010
• (Kyrie eleison Nr.1) chorus ad parnassum Graz (Leitung: Valentin Zwitter):
Chorkonzert, Klosterkirche St. Marien, Lienz, 09. Oktober 2010
• (Kyrie eleison Nr.1) chorus ad parnassum Graz (Leitung: Valentin Zwitter):
Requiemsfeier zu Allerseelen, Franziskanerkirche Graz, 02. November 2010
• (Kyrie eleison Nr.1 und Nr.3) mondo musicale (Leitung: Markus Zwitter):
"magnum mysterium", Weihnachtliche Chormusik des 20. & 21. Jahrhunderts,
Pfarrzentrum St.Paul (Graz- Liebenau), 04. Dezember 2010
• (Sanctus und Benedictus*) Studiochor der Kunstuniversität Graz (Leitung:
Julija Domaseva, Gesamtleitung: Johannes PRINZ, Franz JOCHUM und
Bernhard SCHNEIDER): Minoritensaal Graz, 18. Januar 2011 (*UA)
Inégalité für Sinfonisches Blasorchester (März 2012, 12')
• Sinfonisches Blasorchester der Kunstuniversität Graz (Leitung: Beomseok Yi):
brass@MUMUTH, MUMUTH (Györgi-Ligeti-Saal), 27. Juni 2012 (UA)
2008: Forschungsstipendium des Österreichischen Bundesministeriums für
Wissenschaft und Forschung („Messe“ für Vokalensemble und Röhrenglocke)
2009: Außerordentliches Stipendium für ausländische Studierende an der
Kunstuniversität Graz
2010: Musikförderungspreis der Stadt Graz“344
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Inégalité für Sinfonisches
Blasorchester (März 2012)
Siehe „Zum eigenen Schaffen“
Werkliste (Auswahl)
Allegory D'
Besetzung: zwei Violinen, Viola und Cello
Entstehung: Dezember 2005
Dauer: 10 min
Amor Mortis-Mors Amoris
344
Ebda
188
Besetzung: Cello und Klavier
Entstehung: März 2003
Dauer: 6 min
Blas ... aus!
Fanfare
Besetzung: Trompete solo
Entstehung: März 2009
Dauer: 7 min
Blast ... aus!
Fanfare
Besetzung: sieben Trompeten
Entstehung: März 2009
Dauer: 14 min
Ex Libris
Trauermusik in Gedenken an Miltos Sahtouris
Besetzung: Ensemble und Mezzosopran
Entstehung: April 2008
Dauer: 11 min
Inégalité
Besetzung: Sinfonisches Blasorchester
Entstehung: März 2012
Dauer: 10 min
Messe
Besetzung: Vokalensemble und Röhrenglocke
Entstehung: Dezember 2009
Dauer: 30 min
Nox Lucis-Lux Noctis
Besetzung: Flöte solo
Entstehung: Jänner 2003
Dauer: 5 min
Storm and Drug: Apokathelosis
Besetzung: großes Orchester
189
Entstehung: Mai 2006
Dauer: 6 min
Verum, Falsitas; similis disparilitas
Besetzung: Violine, Viola und Cello
Entstehung: Dezember 2003
Dauer: 10 min345
Abbildung 43: Partiturseite aus Schmerz und Furcht346
345
346
Vgl. Ebda
E-Mail Petros Moraitis an die Verfasserin der Arbeit vom 17.01.2013
190
2.2.1.6 Dimitri Papageorgiou
Zum eigenen Schaffen
„The core of my work revolves around certain themes: memory — time — identity —
repetition, and order — the fragility of order in the creative process.
I have been using repetition, in a variety of forms, since the beginning of my career:
repetition as a way of preserving abstract identity in the difference that time makes;
repetition as a mean of emphasis; repetition as a launchpad for yet another variation
of a musical idea, a.o. That's no surprise, since I descent from the compositional
circle of Hermann Markus Pressl and I am, also, a deep admirer of Morton Feldman's
music and Jorge Luis Borges's thematic use of repetition in his writings.
In the most recent years, however, my use of repetition shifted it's focus when I
became intensively interested in the theories of memory as a dynamic and evolving
phenomenon. Recent neuroscience research, views memory as a present act of
consciousness, reconstructive of the past. Although our recollections seem like literal
snapshots of the past, they’re actually deeply flawed reconstructions, a set of stories
constantly undergoing rewrites. Although we’ve long imagined our memories as a
stable form of information, a data file written into the circuits of the brain, that
persistence is an illusion. The French sociologist Maurice Halbwachs claimed that
living memory involves the interplay of repetition and recollection, operating
according to a social dynamic. He points out to the fact that our present concerns
intervene with memory processes and modify our memories of past experiences. Our
memory is in a continuous state of flux (consent readjustment). Thus, in repetition,
memories ... are conflated as they are continuously being revised. In recollection,
memories are reconstructed. -> memory is constantly readjusted.
Under the influence of such notions, I began to investigate the reconstructive nature
of memory in its corruptive dimension (memory inaccuracy), in particular, with regard
to the possibilities that it might open up in the musical narrative. I have concentrated
specifically to the conflict that arises among the factual - what we listen to each time
in the present time - and its short- or long-term memory vestiges, constructing pieces
that consist of series of present-minded reconstructions of the structures of the past
in constantly present contexts.
For that matter, I have invented an interlacing technique which is based on few
191
unaltered (ordered), as well as short, building blocks (patterns), including a limited
range of transpositions or retrogrades, that are constantly mingled with one another
in various possible ways in order to create a larger structural entity, which is
subsequently repeated and, at the same time, constantly diffused, distorted, or
transformed.“347
Abbildung 44: Dimitri Papageorgiou348
Biographie
Geboren wurde Dimitri Papageorgiou 1965 in Thessaloniki und studierte Komposition
bei Hermann Markus Pressl und Andrzej Dobrowolski an der Universität für Musik
und darstellende Kunst Graz. Von 1998-2002 erhielt er das Presidential Fellowship
der Universität in Iowa, um dort ein Doktoratsstudium in Komposition bei Donald
Martin Jenni, Jeremy Dale Roberts und David Karl Gompper zu absolvieren.349
Seine Werke wurden auf Festivals und Veranstaltungen in Österreich, Deutschland,
347
E-Mail Dimitri Papageorgiou an die Verfasserin der Arbeit vom 11.01.2013
Ebda
349
Vgl. Ebda
348
192
Russland, Griechenland, Zypern, Kroatien und in mehreren US-Staaten sowie im
österreichischen, griechischen und US-amerikanischen Radio aufgeführt. Er
komponierte Auftragswerke für zahlreiche Ensembles und Institutionen, darunter
SCI/ASCAP (U.S.A.), das Institut für Elektronische Musik und Akustik (IEM) an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, der ORF, das Konzerthaus
Thessaloniki, das ensemble interface, das Ensemble Zeitfluss, UMS & JIP und das
Trio IAMA.
Im Jahr 2008 war Papageorgiou Composer in Residence des Festivals 4020.mehr
als Musik Linz und im Sommer 2012 wurde Effluences auf den 46. Darmstädter
Ferienkursen aufgeführt. Als wichtige Aufführungen sind unter anderem das
Portraitkonzert im Minoritensaal Graz (2006), UNDR I auf der Photo Biennale 2008 in
Thessaloniki, Everness II am Festival Klangspuren (2007), ...d’ ogne luce moto auf
der Society of Composers, Inc., Student National Conference an der Universität Iowa
(2004), Nuit am Festival of American Music in Moskau oder Kylang am Midwest
Composers’ Symposium an der Universität von Michigan zu nennen.
Von 2009 bis 2010 war er am Forschungsprojekt „Algorithmische Komposition im
Kontext Neuer Musik“ am IEM an der Universität für Musik und darstellende Kunst
Graz beteiligt, momentan nimmt er am Forschungsprojekt „Patterns of Intuition“
ebendort teil. Dimitri Papageorgiou ist Mitbegründer des international anerkannten
dissonArt Ensembles für Neue Musik aus Thessaloniki. Seit 2007 lehrt er als
Assistenzprofessor für Komposition an der Aristoteles-Universität Thessaloniki.
Bezug zu Graz
I came to Graz at the age of eighteen and stayed there for my studies from 1984 to
1991. Ever since, although I have moved and lived to other countries, I have never
left Graz. In my heart I feel as a half-Grazer. This is the city where my music has
been heard for the first time and has been heard ever since in numerous occasions.
I have developed very strong ties with music scene as a first generation member of
the andere Saite. I maintain strong friendships with composers such as Beat Furrer,
Gerd Kühr, Bernhard Lang, and others, but also have strong ties to the new
generation who came to study in Graz after I had left. Some of my composition
students have come to Graz for their Masters Degree.
Since 2009 I have a strong collaboration with the Institute for Electronic Music and
193
Acoustics, working on research projects such as ‘Algorithmische Komposition im
Kontext Neuer Musik’ and ‘Patterns of Intuition’.”
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Effluences
I am always fascinated by the way memory diffuses facts. ‘Life is not what one lived
but what one remembers and how one remembers it in order to recount it,’ writes
Garcia Marquez in the epigraph to his memoirs. Recent neuroscience research,
views memory as a present act of consciousness, reconstructive of the past. Our
memory is in a continuous state of flux: we can only live in the present therefore we
are only able to perceive our past in the light of the present and, as we change – and
the way we perceive our world around us changes — elements that we never paid
much attention to may come in the foreground altering the remembrance of the past.
I wonder how the warp of living memory can affect a musical narrative, which would
record the inscription, over time, of the remembered past — e.g. of a musical event in memorial form. For that purpose, I tried to focus exclusively on the moment of
recollection and I have envisaged the form as a ‘tree of memory.’ The branches of
this ‘tree’ extend in various directions as reconstructions of the past in the light of
present, following the tricks memory plays in every step of the way: some of the facts
have been switched, others are omitted or added; in some cases, accurate memories
are mixed with inaccurate ones and, in other cases, facts are perhaps retained but
their source is forgotten.
The work is composed of structures of relatively complex musical events, which are
constantly in feedback with themselves through their immediate perception in the
present time, on the one hand, and through the vestige left in memory when they
have transpired, on the other hand. The intrinsic conflict among the factual and its
short- or long-term memory vestiges results into a series of present-minded
reconstructions of the sound imagery of the past in present contexts. The initial
sound images undergo perpetual transformations, transfigurations but also
distortions, corruptions (even bastardization) of the factual, and ultimately dissolve in
a movement of vestiges and shadows, which emerge and perish immediately in a
tragic dance of the impermanence.“350
350
Ebda
194
Werkliste (Auswahl)
...d’ ogne luce muto
Besetzung: Klavier solo
Entstehung: 2003
Dauer: 10 min
2006
Everness (version II)
Besetzung: Ensemble (Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass,
Perkussion und Klavier)
Entstehung: 2006
Dauer: 9 min 30 sec
Effluences
Besetzung: Flöte, Bassklarinette, Violine, Cello und Klavier
Entstehung: 2011
Dauer: 12 min
Enlaceés
Besetzung: Ensemble (Flöte, Klarinette, Baritonsaxophon, Horn, Posaune, Violine I
und II, Viola, Violoncello und Kontrabass)
Entstehung: 2010
Dauer: 10 min
For Hermann Markus
Besetzung: Mezzosopran und Kammerorchester (Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott,
Trompete I und II, Horn, Violine I und II, Viola, Violoncello, Kontrabass, Perkussion I
und II und Klavier)
Entstehung: 2002
Dauer: 16 min
In Pulses, in strokes...
Besetzung: Bassklarinette, Violine, Violoncello, Perkussion und Klavier
Entstehung: 2012
Dauer: 11 min 30 sec
In the Vestige of the Present
Besetzung: Flöte, Cello und Klavier
195
Entstehung: 2008
Dauer: 9 min
Iriai no kane
Besetzung: Kammerorchester (Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Trompete, Horn,
Posaune, Perkussion, Violine I und II, Viola, Violoncello und Kontrabass)
Entstehung: 2007
Dauer: 10 min 18 sec
Nuit
Besetzung: Klarinette, Viola und Klavier
Entstehung: 1999
Dauer: 13 min
Trivalent
Besetzung: Violine, Cello und Klavier
Entstehung: 2005
Dauer: 13 min
Undr I
Besetzung: Altflöte, Kontrabass und Perkussion
Entstehung: 1990
Dauer: 23 min351
Diskographie
In the Vestige of the Present
Besetzung: Flöte, Cello und Klavier
Entstehung: 2008
auf: Present Perfect, Vol. 1
CD by Trio IAMA
Track 1: In the Vestige of the Present
Dissonance Records, Thessaloniki, Greece, 2010
http://www.dissonance.gr
...d’ ogne luce muto
Besetzung: Klavier solo
351
Vgl. Ebda
196
Entstehung: 2003
Dauer: 10 min
auf: Musings
CD, Society of Composers, Inc.
Track 3: ... d’ ogne luce muto for piano
Capstone Records, New York, 2007
Catalogue Nr. CPS-8787
http://www.capstonerecords.org/CPS-8787.html352
Abbildung 45: Partiturseite aus Effluénces353
352
353
Vgl. Ebda
Ebda
197
2.2.1.7 Christoph Renhart
Zum eigenen Schaffen
„Das Konkretisieren eines komplexen Klanges und dessen Ausformulierung in der
Partitur bedeutet für mich die stete Interaktion zwischen der Vision und dem Hören
des Klangobjekts. Die Farben der Zusammenklänge beschreiben eine sinnliche
Wahrnehmung, Harmonie summiert dieses Zusammenspiel aus Vorstellung und
Hörempfindung zu einem Aspekt des Komponierens, den ich besonders gerne
betrachte.
Komponieren bedeutet vordergründig die Auseinandersetzung mit einem Objekt, die
Auseinandersetzung eines Objekts selbst und dessen neuartige wie hintergründige
Zusammensetzung, die einhergeht mit der Entobjektivierung dieses Gegenstands.
Musikalisches Schaffen impliziert die Suche nach klanglichen Erscheinungen, welche
im
Kosmos
musikalischer
Gestaltbarkeiten
eine
subjektive
‚Empfindung’
verkörpern.“354
Abbildung 46: Christoph Renhart355
Biographie
Christoph Renhart wurde 1987 in Graz geboren und studiert seit 2009 Komposition
bei Richard Dünser an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Zuvor
354
355
E-Mail Christoph Renhart an die Verfasserin der Arbeit vom 21.01.2013
Ebda
198
studierte er Klavier bei Christiana M. Perai und Annamária Bodoky-Krause ebendort,
welches er mit einstimmiger Auszeichnung abschloss. Während dieser Zeit
sammelte er wichtige Einflüsse für sein kompositorisches Schaffen und seine
Masterarbeit mit der Analyse von Crumbs Mikrokosmos I fand besondere
Beachtung.356
Trotz des jungen Alters kann Christoph Renhart schon einige Erfolge als Komponist
aufweisen.
Mehrere
Ensembles
interpretieren
seine
Werke,
darunter
das
renommierte Duo Alexander Gebert und Anna Magdalena Kokits, dem auch ein
Zyklus für Violoncello und Klavier gewidmet ist. Seine Werke erklangen unter
anderem Prima La Musica, den internationalen Kammermusiktagen Raumberg und
an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Den Höhepunkt seines
bisherigen kompositorischen Schaffens stellt die Uraufführung seines Werkes la terra
sommersa ... un campanile im Wiener Musikverein im Februar 2013 dar. Oft tritt
Renhart auch als Interpret seiner Kompositionen auf, zuletzt bei seiner Uraufführung
von Mondviolinen für Klavier im Mumuth (2013). Sein kompositorisches Schaffen ist
eng mit seiner pianistischen Erfahrung, die er bereits bei zahlreichen Auftritten im Inund Ausland sammeln konnte, verbunden, da ihm der instrumentale Kontakt zur
Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts – insbesondere die Musik von Olivier
Messiaen, George Crumb und Tristan Murail357 – „einen fundierten Ausgangspunkt
für neue kompositorische Ideen“358 bietet.
Christoph Renhart lebt und arbeitet in Graz.
Bezug zu Graz
„Graz ist heute Zentrum und Punkt des Zusammentreffens bedeutender anerkannter
Komponisten, die zumeist über die Kunstuniversität mit der Stadt verbunden sind und
deren Ruf weit über die Grenzen der Republik hinaus – bisweilen auch über jene des
Kontinents hinweg – von der Größe ihres Schaffens zeugt (unlängst bezeichnete Sir
Simon Rattle Georg Friedrich Haas‘ Werk in ‚vain’ als ‚one of the only already
acknowledged masterpieces of the 21st century’). Umso erstaunlicher mag es
anmuten, dass die traditionsreichsten hiesigen Konzertveranstalter solche Werke
noch kaum in ihr Abonnement aufgenommen haben. Für junge Komponisten und
356
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
358
Ebda
357
199
Komponistinnen bedeutet dies einerseits ein großartiges Ambiente, eine eigene
musikalische Sprache zu finden, viele Wege kennen zu lernen, die von großen
Meistern wie Richard Dünser oder Beat Furrer beschritten werden, andererseits aber
auch die praktische Unmöglichkeit im etablierten täglichen Konzertbetrieb – abseits
kleinerer mitunter erstklassiger Veranstaltungen, die ausschließlich neuer Musik
gewidmet sind und abgesehen von den Veranstaltungen der Kunstuniversität Graz –
Fuß fassen zu können.“359
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Mondviolinen für Klavier (2012)
„Die Komposition ‚Mondviolen’ für Klavier entstand im Sommer 2012. Bei der
Uraufführung am 17. Jänner 2013 im Grazer MUMUTH spielte der Komponist selbst.
Der Titel des Werks bezeichnet eine krautartige Pflanze – auch ‚lunaria’ oder
‚Silberblatt’ genannt – deren getrocknete fahlgraue Schötchen mondförmig anmuten.
Das Mondhafte wird zum Thema der Komposition erklärt, das sie als Nachtstück
erklingen lässt, in welchem illustre Mondwesen herbeizitiert werden: der ‚Nachtfalter’
aus dem ‚Pierrot lunaire’, die aus den Brunnen rufende ‚Stimme des Mondes’ – eine
Huldigung an Fellinis letzten Film, die ‚Schattenmusik’ einer Äolsharfe aus George
Crumb’s ‚Makrokosmos’ und das Bild versiegender Najaden.
Kompositorisch
betrachtet
wird
anfangs
ein
Prozess
dreier
ineinander
verschachtelter akkordischer Ideen durchlaufen, ehe im freier gestalteten Mittelteil –
der durch ein stürmisches ‚Agitato’ unterbrochen wird – neue Klangfarben wie
Glissandi, abgedämpfte Töne oder jene der menschlichen Stimme hervortreten.
Dieser formale Abschnitt mündet in eine imaginäre hintergründige Filmmusik, die von
mehreren konterkarierenden Schichten überlagert wird und schließt mit einem
glockenartigen, auf dem Ton Es fundierten Spektralklang. Diesem Teil folgt quasi als
Coda eine ausgedehnte Neuformulierung des ‚Agitato’-Teils, der mit einer
nachdenklichen und fragmentierten Reminiszenz des Filmmusik-Teils endet.
Das alles verschleiernde Mondlicht haucht in die ab- gründige Welt des einsam
Wandelnden die fahlen Far- ben der Nacht. Am Grat der Finsternis in fernen Erinnerungen Rat suchend, findet die Gestalt in der ‚Stimme des Mondes’ und im
Nachtfalter des ‚Pierrot Lunaire’ zwei ver- wandte Seelen. Ein gespenstisches
359
Ebda
200
imaginäres Lichtspiel, das mit entrückter Filmmusik untermalt ist, wird vom Geläut
der Mitternachtsglocke aufgelöst: Die Mond-Arie ist verstummt, ihre Quelle versiegt.
Werkliste (Auswahl)
... aus dunklem blau ... erinnerungen
Besetzung: Flöte, Klarinette, Trompete, Klavier, Violine, Viola und Violoncello
Entstehung: 2012
... tarir une Naïade
Besetzung erste Fassung: Flöte solo
Entstehung: 2012
Besetzung zweite Fassung: Violine und Klavier
Entstehung: 2012
Aurora – tre frammenti per il pianoforte
Besetzung: Klavier
Entstehung: 2011
colori del bromo
Besetzung: drei Akkordeons
Entstehung: 2011
Epitaph for Ovid Naso
Besetzung: Streichquartett
Entstehung: 2011
immagini dell’ autunno
Besetzung: Violine und Klavier
Entstehung: 2010
la terra sommersa ... un campanile
Besetzung: Violoncello und Klavier
Entstehung: 2012
Mondviolen
Besetzung: Klavier
Entstehung: 2012
201
ricordi dall‘ oscuro
Besetzung: Vibrafon und Violoncello
Entstehung: 2012
tre episodi colorati
Besetzung: Violine, Violoncello und Klavier
Entstehung: 2010360
Abbildung 47: Manuskriptseite zu Mondviolen361
360
361
Vgl. Ebda
Ebda
202
2.2.1.8 Sigrid Riegebauer
Zum eigenen Schaffen
„Komponieren ist für mich nicht nur, aber auch wie ein Spiel. Immer wieder von
Neuem begebe ich mich auf die Suche nach klanglichen Zusammenhängen,
motivischen Verbindungsmöglichkeiten, lasse mich einschränken, um innerhalb der
selbst errichteten Grenzen unerwartete Auswege zu finden. Je größer die Reduktion
des Ton- und Ideenmaterials ist, desto intensiver wird für mich die Herausforderung,
die Spielregeln so zu gestalten, dass Vielfalt innerhalb der Einfachheit entsteht.
Die Faszination dieser Spannung während des Kompositionsprozesses überträgt
sich im besten Fall auf die Zuhörenden.“362
Abbildung 48: Sigrid Riegebauer363
Biographie
Sigrid Riegebauer wurde am 21. Juli 1961 in Ilz geboren. Ihre musikalische Laufbahn
begann mit der Ausbildung in klassischer Gitarre bei Elisabeth und Heinz Irmler, ab
1979 erhielt Riegebauer Unterricht in Jazzgitarre bei Bernhard Ley und in Klavier und
362
363
E-Mail Sigrid Riegebauer an die Verfasserin der Arbeit vom 07.04.2011
Ebda
203
Komposition bei Klaus Johns. Außerdem wirkte sie immer wieder in verschiedenen
Chören und Ensembles mit.364
Nach dem Chemotechnik-Studium war sie in der Kristallzucht tätig und studierte
anschließend Musikwissenschaft und Philosophie an der Karl-Franzens Universität
Graz. 1986 begann sie mit dem Studium der Komposition und Musiktheorie bei
Andrzej Dobrowolski, Younghi Pagh-Paan, Georg Friedrich Haas und Beat Furrer an
der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz sowie Gitarre bei Stefan Fuchs
ebendort.
1994
erhielt
Sigrid
Riegebauer
ihr
Kompositionsdiplom
mit
Auszeichnung.365
Die
Komponistin
erhielt
Musikförderungspreis
Kompositionswettbewerb
einige
der
von
Stadt
ORF
Preise
und
Graz
und
Stipendien,
(1990),
Akademie
ein
Graz
darunter
Preis
(1994),
der
beim
und
ein
Staatsstipendium der Republik Österreich (1998). Sie bekam Kompositionsaufträge
des 3. Internationalen Komponistenforum in Mittersill, der EXPAN Spittal/Drau, der
Klangnetze und war mitwirkend beim Projekt „konfrontationen“ (2010/2011). Ihre
Kompositionen werden seit 1988 bei Festivals und Veranstaltungen, wie zum
Beispiel beim musikprotokoll, open music, die andere saite, fem’arte, V:NM, IGNM
und international (unter anderem New York, Prag, Köln, Paris) aufgeführt.366
Sigrid Riegebauer ist als freischaffende Komponistin, Privatmusiklehrerin, Gitarristin
und Vertragslektorin tätig und lebt in Graz. Sie setzt sich intensiv mit klassischer
indischer Musik, mit Mikrotonalität und mit der Musik von Franz Schubert
auseinander.367
Bezug zu Graz
„Für Graz habe ich mich mit 18 und dann mit 20 noch einmal entschieden, es ist die
Stadt, in der ich mich vom Stadtpark-Gitarren-Straßenmusik-Folk-Mädchen zur
professionellen Musikerin entwickelt habe. Ein Weg, auf dem mich sehr viele
Menschen begleitet haben, die heute immer noch meine Freunde sind. In Graz fühle
ich mich zuhause, obwohl manchmal eine gewisse künstlerische Enge zu spüren ist.
364
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
366
Vgl. Ebda
367
Vgl. Ebda
365
204
Als Alternative käme für mich nur irgendeine kleine griechische Insel in Frage, denn
das, was mir in Graz wirklich fehlt, ist das Meer.“368
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – La Mur
„La Mur entstand 1996 auf Anregung von Wolfgang Hattinger für Szene Instrumental
und wurde vom BMfWVK gefördert. Der Titel hat weniger inhaltlichen Bezug,
sondern hängt viel mehr mit meinen ausgiebigen Wanderungen in den nördlichen
Grazer Murauen im letzten Sommer und den dabei entstandenen Gedankengängen
(= Murgängen) zusammen (z.B. wann hört der Fluß (sic!) auf ein Bach zu sein oder
wo fängt der Fluß (sic!) an und endet der Bach - ist dieser Punkt genau zu
bestimmen oder ist es ein ‚fließender’ Übergang?).“369
Werkliste (Auswahl)
La Mur
Besetzung: Flöte, Oboe, Klarinette, Posaune, Perkussion, Klavier, Violine, Viola,
Violoncello und Kontrabass
Entstehung: 1996
UA: 05.11.1996 Palais Attems Graz, Szene Instrumental / Wolfgang Hattinger
Auftrag: open music, BMWVK
Drei Lieder
Besetzung: Mezzosopran und Klavier
Entstehung: 1989
Text: Renate Fueß, Inge Backhaus, Karin Kiwus
1. Triff mich, 2. Das Eisvogellicht, 3. So oder So
UA: 23.05.1990 Mikrokonzerte, Graz
Stückwerk für Posaune, Klavier und einen Klaviersaitenspieler
Entstehung: 1989
UA: 15.06.1990 FORUM STADTPARK, Graz
Reklame für Chor, Hackbrett und Harfe
Besetzung: drei Soprane, drei Alte, zwei Tenöre, zwei Bässe, Hackbrett und Harfe
Entstehung: 1992
368
369
Ebda
Ebda
205
Text: Ingeborg Bachmann
UA: 21.01.1995 Minoritensaal, Graz (ORFEO), Franz Herzog
ach, Bach
Besetzung: Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Posaune, Perkussion, zwei
Violinen, Viola und zwei Violoncelli
Entstehung: 1997
UA: 04.10.1998 Mariahilferkirche Graz, musikprotokoll, „die reihe“, Rupert Huber
Auftrag: ORF
Quatrit
Besetzung: Klarinette, Gitarre, Violine und Violoncello
Entstehung: 1998
UA: 15.06.1998 weißer Saal der Burg Graz
Auftrag: Land Steiermark
Medea - Macht und Leidenschaft (1998)
Besetzung: Stimme, Flöte, Klarinette, Klavier, Perkussion, Violone und Violoncello
Entstehung: 1998
Texte: u.a. Euripides, Jahnn, Grillparzer, Wolf
UA: 23.09.1998 Minoritensaal Graz, Ensemble „cosi fan donne“
Auftrag: „cosi fan donne“, BKA“
Time
Besetzung: Flöte, Bassklarinette, Klavier, Gitarre, Violine und Violoncello
Entstehung: 1999
UA: 07.10.1999 Minoritensaal Graz, fem’arte – Ensemble, Clementine Neuray
Auftrag: fem’arte, BKA.kunst
Toccata
Besetzung: Klavier solo
Entstehung: 1987
UA 10.11.1988 Minoritensaal Graz
Widmung: Andreas Gruber
Take Twelve
Besetzung: Klavier, E-Bass und E-Gitarre
Entstehung: 2006/07
Eine serielle 12-Ton-Improvisationskomposition
206
UA: 20.04.2007, ESC Labor Graz, Peter Lackner – Klavier, Sigrid Riegebauer –
Gitarre, Reinhard Ziegerhofer – Bass, Clementine Neuray
Auftrag: V:NM für das Festival im April 2007370
Diskographie
Audite Nova, 10 jähriges Jubiläum 18. Juni 2005
Steir. Tonkünstlerbund
CD 2005
Berühren – Schlagen, Josef Mayr, pno
CD 2004 Extraplatte EX 588-2
ein klang 1996 – 1998
CD 1999
einklang records
Ensemblewerke Sigrid Riegebauer
CD 2001 *)
Kompositionsaufträge des Landes Steiermark
Mitschnitt von G. Nierhaus
CD 2001
Medea, Macht und Leidenschaft
Mitschnitt von G. Nierhaus
CD 1998
Portraitkonzert Sigrid Riegebauer
CD 2000 *)
Riegebauer 1.’
CD 1997/1999 *)
Styria Cantat, Neue Chormusik aus der Steiermark
STSB-Music;
CD 2007
370
Vgl. Ebda
207
Volkslied in neuem Kleid
STSB-Music
CD 2009371
*) Mitschnitte vom ORF; CD nur für privaten Demonstrationsgebrauch
Abbildung 49: Manuskriptseite aus Stückwerk372
371
372
Vgl. Ebda
Ebda
208
2.2.1.9 Anselm Schaufler
Zum eigenen Schaffen
„Komponieren ist Suchen nach Wahrheit, nach Erleuchtung, nach Sinn, nach
Leidenschaft, nach Begeisterung, nach Lebensfreude, nach Erfüllung, nach
Intensität...
Es ist aufregend, verspielt, sinnlich, emotional, verführerisch, wild, sanft...
Komponieren ist einfach unendlich vielfältig.“373
Abbildung 50: Anselm Schaufler374
Biographie
Geboren wurde Anselm Schaufler am 24. März 1970 in Wien. Er erhielt ersten Violinund Klavierunterricht, bevor er am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium Violin- bei
Hans
Gutmeyr,
Klavierunterricht
Theoriebei
bei
Horst
Franz
Cibulka
Kleinschuster
und
Bernhard
besuchte.
Weiters
Lang
sowie
erhielt
er
Kompositionsunterricht bei Bernhard Lang ebendort. Von 1986-1992 absolvierte er
ein Violinstudium bei Klaus Eichholz an der Universität für Musik und darstellende
373
374
E-Mail Anselm Schaufler an die Verfasserin der Arbeit vom 07.04.2011
Ebda
209
Kunst Graz und bei Matheos Kariolou am damaligen Anton Bruckner Konservatorium
Linz. Ab 1989 studierte er (mit Unterbrechung) Komposition in der Klasse von Beat
Furrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz und erhielt
außerdem
Unterricht
bei
Georg
Friedrich
Haas
bevor
er
1999
das
375
Kompositionsdiplom mit Auszeichnung erhielt.
Anselm Schaufler wurde 1996 der Musikförderungspreis der Stadt Graz und 1999
der Österreichische Staatsförderungspreis verliehen. Außerdem nahm er 1990 und
1996 als Stipendiat an den internationalen Darmstädter Ferienkursen teil.
Er erhielt Kompositionsaufträge von verschiedenen Ensembles, wie zum Beispiel
dem Ensemble reconsil, die reihe, Ensemble Zeitfluss, Ensemble kontrapunkte sowie
Veranstaltern und Festivals, darunter das Kulturzentrum der Minoriten, der steirische
herbst, das Jugendmusikfest Deutschlandsberg, Styria Cantat I-IV, die steirische
Landesregierung, das Wagnerforum Graz und das Lutoslawski Festival. Zudem
erhält Schaufler regelmäßig Arrangementaufträge unter anderem für die Grazer
Opernredoute und die steirischen Hirten- und Krippenlieder.
An Stilistiken und Spielweisen weist die Anselm Schauflers Musik eine enorme
Bandbreite auf, was mit Sicherheit zum Teil auch darauf zurückzuführen ist, dass er
neben seiner kompositorischen Tätigkeit auch als Musiker und Arrangeur höchst
aktiv in zahlreichen Projekten involviert ist. In diesen beschränkt er sich keineswegs
nur auf den Bereich der ‚so genannten’ Neuen Musik, sondern deckt das weite Feld
zwischen Pop, Operette und Klassik ab.376
Ab 1993 war Schaufler vier Jahre lang als Geiger Mitglied des Symphonischen
Orchesters und gründete mehrere Ensembles, darunter das Salonorchester „Grazer
Grammophoniker“, das Streichquartett „quartetto ornando“ und das Violinduo
„Duowabohu“ sowie das Streichquintett „Die salonfähigen Saitenspringer“, mit dem
er heute noch konzertiert. Für diese Ensembles ist er auch als Komponist und
Arrangeur tätig. Er arbeitet mit vielen Ensembles und Bands wie Opus, Kolonovits,
Beatles Unlimited, Cellofun, Weana Gmiat Schrammeln, Familie Pischinger oder
dem Ensemble Profil zusammen, unter anderem in Form von CD- bzw. DVDProduktionen. Seit 2000 geht er einer Lehrtätigkeit in Violine, Musiktheorie und
Arrangement am Johann-Josef-Fux-Konservatorium Graz nach. Anselm Schaufler ist
375
376
Vgl. Ebda
http://www.musicaustria.at/node/9066 (aufgerufen am 18.01.2013)
210
Mitglied
des
Komponistenvereins
die
andere
saite
und
des
Steirischen
Tonkünstlerbundes.377
Bezug zu Graz
„Graz ist ein kleines, nettes Stadtdorf zum Leben. Es ist hier eine gegen alle zähe
Widrigkeiten mit Herzblut aktive Kulturszene mit unterschiedlichen Ausrichtungen,
die auf hohem Niveau arbeitet. Es gibt immer wieder die Möglichkeit sich an
interessanten Projekten zu beteiligen. Durch Kunstuniversität hat sich die Zahl der
professionellen Musiker erhöht, die Zahl der Ensembles ebenso und so ist ein
lebendiger Austausch zwischen Komponisten und Musiker entstanden.
Schwierigkeiten bereitet der Umstand, dass in der Steiermark insgesamt Musik
immer nur als Hobby bewertet und dementsprechend honoriert wurde. Hier als
professioneller Musiker selbstständig zu überleben war sehr schwer und ist
mittlerweile wie nahezu in ganz Österreich unmöglich. Und ich meine nicht nur die
Neue Musik Szene, sondern auch jene von der Klassik bis zum Salonorchester. An
dieser Entwicklung tragen die Musiker vielfach selbst die Hauptschuld, allerdings
wurden viele in diese in den Nachkriegsjahren entstandene Situation schon hinein
geboren. Das verlangt enorme Selbstausbeutung, die nur bis zu einer gewissen
Altersgrenze ertragbar ist.
Hier lebt eine unglaublich große Gruppe an sehr lieben Kollegen, die sich
gegenseitig Mut machen und sich über sämtliche künstlerischen Differenzen hinweg
mit Aufführungsmöglichkeiten unterstützen. Es gibt nicht viele Städte vergleichbarer
Größe wo gleich mindestens zwei alteingesessene Komponistenvereine so produktiv
tätig sind. Bisher konnte nicht einmal die Politik oder die Ignoranz mancher Medien
irreversiblen Schaden anrichten.
Persönlich habe ich hier eine Lehrstelle und Ensembles bei denen ich spiele oder für
die ich arrangiere und komponiere.“378
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – aporie für Ensemble (2007)
„Die Einsicht in das eigene Nichtwissen und die Unmöglichkeit der Wahrheitsfindung.
Das Thema ist für mich sehr aktuell, weil sich in vielen Ebenen des öffentlichen
377
378
Vgl. E-Mail Anselm Schaufler an die Verfasserin der Arbeit vom 07.04.2011
Ebda
211
Lebens Menschen und Strukturen durchsetzen, die vorgeben, Wahrheiten zu sein
bzw.
über
absolute
Wahrheiten
verfügen,
um
ihre
eigenen
persönlichen
Bereicherungs- und/oder Machtansprüche besser verbergen zu können. z.B. der
Wirtschaftsliberalismus und infolge seiner sozialen Spannungen der Nationalismus
und der Rassismus.
Da die Geldmittel u.a. im Kulturbereich gekürzt wurden, entsteht auch hier eine
erschreckende Tendenz hinzu zu einer absoluten Wahrheitsdefinition, die nur dazu
dient, auf diesem kleinen Markt zu überleben und als Definitionsmacht möglichst
beherrschend zu bleiben. Man denke etwa an den konservativen Musikmarkt; er
beharrt auf ‚seinen’ Meisterwerken als scheinbar unüberwindbaren, ewigen
Wahrheiten. Die Neue Musik Szene wiederum engt den ästhetischen Spielraum für
zeitlich relevante Beiträge erschreckend ein und reduziert ein komplexes,
vielschichtiges
Wachstum in
der
Kunst
auf
eine
eindimensionale,
lineare
Progression. Der industrielle U-Musik-Markt hat klare pekuniäre Richtlinien. Statt der
aussagelosen Einteilung in E- und U-Musik, sollte es ‚E-’ und ‚K-’ für kapitalistische
Musik heißen, welche den größten Teil der wirklich gehaltlosen Beiträge zur Musik
darstellt.
Es ist Zeit, daß (sic!) aporetische Ansätze in Politik und Kunst ernst zu nehmenden
Einfluß (sic!) gewinnen. Die Aporetik ist etwas Befreiendes und steigert vorallem
intensiv ein ernsthaftes Interesse an dem was andere zu sagen haben. Ohne
ästhetische oder politische Einschränkung. Die aporie ist nicht das Versagen, nicht
die Demut und auch nicht der Verzicht auf eine eigene klar und deutlich vertretene
Meinung, ganz im Gegenteil: in ihr steckt die größte Kraft Festgefahrenes
aufzureißen, Falsches und Inszeniertes aufzudecken, ohne sich selbstherrlich an
deren Stelle aufzubauen. Sie stößt Helden/Stars/Vorbilder vom Sockel. Denn sie
glaubt niemandem, nicht einmal sich selbst. Es steckt viel Toleranz in ihr und
Respekt vor der Denk- und Lebensweise anderer Menschen. Und sie bleibt für die
menschliche Existenz leider eine unerreichbare Illusion; man kann sich ihr nur immer
wieder aufs Neue annähern.
Ergänzung:
Daher sehe ich mich kreativ frei: ich darf von Pop im weitesten Sinn über Operette
und Kleinkunst bishin zur Neuen Musik auch im weitesten Sinn alles machen. Das
heißt nicht, dass ich überall mitmache. Ich wähle mit Sorgfalt aus und arbeite an
212
einem Projekt voller Überzeugung und mit all meinem Können. Das bedeutet zum
Beispiel meine Arrangements verlangen intensive Übe- und Probenarbeit. Den
Vorwurf der Beliebigkeit höre ich immer seltener und ich weiß, er entspringt immer
einer Verkrampfung aus Angst nicht ernst genommen und aus einem Kreis als
„Verräter“ verstossen (sic!) zu werden. Jeder Bereich Pop versus Klassik, die
verschiedenen Schulen und Denkrichtungen der Neuen Musik etc. haben alle Angst
ihre Bedeutung und ihren Marktanteil im Kulturleben zu verlieren.
In aporie, einem Stück für Ensemble, wird keine große, zusammenhängende
Aussage formuliert; vielmehr werden darin kurze, klare Ideen ausgeformt und von
verschiedenen
Seiten
beleuchtet,
in
weiterer
Folge
mehrere
gleichwertige
Variationen nebeneinander gestellt, ohne dabei eine einzelne zu forcieren. Mögliche
klangliche, formale oder rhythmische Entwicklungen werden angedeutet, auf ihre
stringente Durch- und Weiterführung aber wird bewusst verzichtet. Vielleicht werden
sie später einmal weitergeführt, vielleicht auch nicht. In letzter Konsequenz
verschwimmen die Konturen der fein ausgearbeiteten Ideen, die sich dadurch von
einer konkreten musikalischen Semantik befreien und in dieser Unschärfe Neues
einfach
nur
entstehen
und
wachsen
lassen,
ohne
es
krampfhaft
heraufzubeschwören.
Aporie ist die konsequente Verweigerung, einen unantastbaren Monolith zu
komponieren. Dieses Stück will vor allem eines –: der Unmöglichkeit, die eine, große,
letztgültige Wahrheit zu finden, einen (Klang-)Raum schaffen, in dessen Rahmen
man sich mit ihr abfinden kann.379
Werkliste (Auswahl)
...in wachsenden Ringen
Besetzung: gemischter Chor
Entstehung: 2009
Text: Rainer Maria Rilke
UA: Graz
Verlag: Steirischer Sängerbund „Styria Canta Band 3“
aporie (2007)
Besetzung: Ensemble (Flöte [Piccolo, Blockflöte], Oboe, 1. Klarinette in B
379
Ebda
213
[Bassklarinette], 2. Klarinette in B [Klarinette in Es], Trompete in B, Bassposaune,
Klavier, zwei Violinen, Viola, zwei Violoncelli)
Entstehung: 2007
UA: Wien
Manuskript
Bauernhimmel IV
Besetzung: Ensemble (zwei Klarinetten in B, Saxophon [Sopran, Alt], Trompete in C,
zwei Hörner in F, Hb, zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass)
Entstehung: 2009
UA: Brüssel
Manuskript
Doch nicht...
Besetzung: Klavier solo
Entstehung: 1995
UA :Graz
Manuskript
drop
Besetzung: Ensemble
(Flöte, Sopransaxophon, Schlagwerk [Vibraphon,
Marimbaphon, fünf Tempelblocks], Harfe, Violine, Kontrabass)
Entstehung: 2008
UA: Moskau
Manuskript
Noctuidae
Besetzung: Klaviertrio
Entstehung: 1999
UA: Graz
Manuskript
tastata
Besetzung: Cembalo solo
Entstehung: 2004
UA: Graz
Manuskript
214
Verlaufend
Besetzung: Flötenduo
Entstehung: 2000
UA: Graz
Manuskript
via
Besetzung: kleines Ensemble (Flöte [Blockflöte], Klarinette [Bassklarinette],
Posaune, Violine, Violoncello und Klavier)
Entstehung: 2005
UA: Wien
Manuskript380
Diskographie
Noctuidae
auf 30 Jahre ‚andere saite’ Vol. 1
ORF381
Abbildung 51: Partiturseite aus Aporie382
380
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
382
Ebda
381
215
2.2.1.10 Andreas Weixler
Zum eigenen Schaffen
„Meine künstlerische Arbeit ist als work in progress zu sehen. Jede Aufführung der
interaktiven Werke, auch desselben Titels, ist ein Unikat, nicht nur aufgrund der
Improvisationskonzepte,
sondern
weil
das
Computersystem
und
die
damit
verbundenen Abläufe für jede Performance weiterentwickelt werden. Ich sehe diese
Improvisationen und Kompositionen nicht als separate Werke, sondern als Fluss von
künstlerischem
Schaffen.
Viele
meiner
Werke,
Instrumentalkompositionen,
elektroakustische Musik, audiovisuelle und interaktive Arbeiten, stehen in Beziehung
zueinander und das eine ist die Voraussetzung für das andere. So gesehen sind
Konzerte und Präsentationen wie ein Fenster, in dem man den aktuellen Stand
sehen und hören kann.
Ausgehend von Komposition für Jazzrock, Odd und Funk Gruppierungen entwickelte
ich mich über Minimal Music, zeitgenössische Instrumentalkompositionen und
Computermusik hin zur audiovisuellen interaktiven Medienkunst. In den ersten
Phasen würde ich mich als Rhythmiker bezeichnen. Intensive Auseinandersetzung
mit Odds (ungeradzahligen Rhythmen und deren Phrasierung) in Kompositionen für
Jazzrock
und
Funk
Gruppierungen,
Minimal
Music
und
experimentelle
Improvisationen in verschiedenen Besetzungen haben meinen musikalischen
Ausdruck grundlegend beeinflußt (sic!) (1981-1990). Parallel zu allem hege ich ein
ständiges Interesse für Verbindungen von Musik und anderen Künsten, vor allem
Film, Video, Theater, Tanz und bildende Kunst (1980, 1989-1992, 1997-2001). Mit
fortschreitendem Studium in Komposition und Musiktheorie schrieb ich vor allem
zeitgenössische Musik für Solo und kammermusikalische Besetzungen (1985-1997).
Es folgten langjährigere Schwerpunkte in elektronische Musik, algorithmische
Komposition und mehrkanalige Musik im Raum, wobei die Verwebung und
Transformation von Instrumentalklängen aus dem Bereich der Neuen Musik mit
elektronischer
Klangerzeugung
elektronische
und
ebenso
im
Mittelpunkt
computergenerierte
stand.
Es
entstanden
instrumentale
Werke
rein
in
algorithmischer Technik (1990-1997), anschließend beschäftige ich mich intensiv mit
realtime processing und interaktiver Musik für zeitgenössisches Intrumentarium bei
fortgesetzter Algorithmik und mit der Verbindung von zeitgenössischer westlicher
Komposition und traditioneller asiatischer Instrumentalmusik (1996-2001). Als
216
logischen Schritt bewege ich mich nun über interaktive audiovisuelle Werke (19982002) zur Medienkunst hin. Videos, interaktive audiovisuelle Performances und
Installationen bieten mir neue Ausdrucksmöglichkeiten.“383
Abbildung 52: Andreas Weixler384
Biographie
Andreas Weixler wurde 1963 in Graz geboren. Er studierte Komposition an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz bei Andrzej Dobrowolski und
Younghi Pagh-Paan und machte sein Diplom 1997 bei Beat Furrer. Parallel dazu
widmete er sich dem Studium der Elektrotechnik mit Toningenieur-Ausbildung
ebendort und an der Technischen Universität Graz.385
An den Komponisten und Medienkünstler wurden einige Preise und Stipendien
vergeben, unter anderem 1993 der Kunstförderungspreis der Landeshauptstadt Graz
für Musik, 1996 das Österreichische Staatsstipendium für Komposition und
2000/2001 das Japan Foundation Fellowship Program.386 Weiters war Weixler Artist
in Residence in Österreich, Deutschland, England, Irland und Japan und hat an
internationalen Fortbildungen teilgenommen.387
Andreas Weixler hat sich auf den Bereich der Computermusik spezialisiert. In diesem
Zusammenhang setzt er sich mit elektronischer Komposition, zeitgenössischer
Instrumentalmusik und Echtzeit-Computerberechnungen, sowie mit Improvisation mit
383
E-Mail Andreas Weixler an die Verfasserin der Arbeit vom 15.04.2011
E-Mail Andreas Weixler an die Verfasserin der Arbeit vom 19.01.2013
385
Vgl. Ebda
386
Vgl. http://avant.mur.at/weixler/awbio.dt.html#full (aufgerufen am 19.01.2013)
387
Vgl. E-Mail Andreas Weixler an die Verfasserin der Arbeit vom 15.04.2011
384
217
audiovisueller
Interaktivität,
algorithmischer
Komposition
und
digitaler
Klangprozessierung auseinander. Seine Arbeit spiegelt sich in zahlreichen
internationalen Projekten und Konzerten mit zeitgenössischen Ensembles, Theater,
Tanz, bildender Kunst und Video wider.388
Mehr als 130 Werke des Komponisten wurden im Zuge internationaler Festivals,
Konzertreihen und Ausstellungen unter anderem in Europa, Kolumbien, Kanada,
Brasilien, China, Taiwan, Japan, Südkorea und den USA realisiert. Außerdem
veranstaltete er einige Portraitkonzerte gemeinsam mit der Komponistin, Pianistin
und Medienkünstlerin Se-Lien Chuang, mit der ihn enge und rege Zusammenarbeit
verbindet, in Österreich, den USA und dem Vereinigten Königreich.389
Weixler betreibt Forschung auf dem Gebiet von audiovisuellen-Echtzeit-Prozessen,
Mehrkanal-Klangprozessen und der Verwendung des Computers als Instrument. In
diesem Zusammenhang hat er auch die audiovisuelle interaktive Computerkunst in
Japan an der Nagoya Coty University in den Jahren 2000 bis 2001 untersucht und
war Gastkünstler und visting researcher an diversen Einrichtungen, wie zum Beispiel
am IEM Graz, BEAST Birmingham, Elektronisches Studio Basel, Elektronisches
Studio der Technischen Universität Berlin, SARC Belfast oder IAMAS Japan. Weiters
hielt der Komponist diverse Workshops und Vorträge und war zu Gast auf
internationalen Konferenzen.390
Der Komponist und Medienkünstler geht zahlreichen Lehrtätigkeiten nach. Seit 1997
ist er Universitätslehrer für Musik- und Medientechnologie an der Anton Bruckner
Privatuniversität in Linz, seit 2004 Lehrbeauftragter an der Kunstuniversität Linz am
Institut für Medien (audiovisuelle interaktive Projekte – Max Msp Jitter im
Studienzweig InterfaceCulture) und seit 2008 leitet er ebendort das Studio für
Computermusik.
Zuvor
hatte
Andreas
Weixler
diverse
Lehraufträge
und
Gastprofessuren, unter anderem an der Fachhochschule Hagenberg, dem Taiwan
National College of the Art, der Karl-Franzens Universität Graz und der
Kunstuniversität Graz. 2011 habilitierte er sich im Fach Computermusik und
Elektroakustischer Komposition an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz.
Andreas
Weixler
gründete
1981
das
Atelier
Avant
als
Arbeitsraum
für
388
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
390
Vgl. Ebda
389
218
zeitgenössische
Komposition,
Computermusik
und
Medienkunst.391
Die
Künstlergruppierung durchlief drei Phasen – in der ersten Phase wurde das
Hauptaugenmerk auf experimentelle Musik gelegt, in der zweiten Phase auf
Computermusik und in Phase drei wurde die Computermusik mit anderen Medien
verbunden und ein weiterer Ausbau des Studios ermöglichte die Arbeit in
algorithmischer Komposition und Klangprozessierung. Seit 1998 wurde das
Repertoire um den Bereich der Videokunst durch Se-Lien Chuang als Partnerin
erweitert.392
Bezug zu Graz
„Graz ist meine Heimatstadt, durch Studium und langjährige Mitarbeit als
künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter am IEM, Institut für Elektronische Musik
war ich insgesamt 16 Jahre an der KUG bzw. der Musikhochschule Graz, wie es
zuvor hieß, tätig. Als freischaffender Komponist bin ich der Stadt Graz und dem Land
Steiermark sehr verbunden. Sehr wichtig für meine künstlerische Entwicklung seit
mehr als 20 Jahren sind Aufführungen mit der Konzertreihe und Verein die andere
saite bei der ich auch im Vorstand und als Obmann mehrere Jahre tätig war. Diese
gibt große Freiheiten in der Aufführung neuer Werke mit hervorragenden Interpreten.
In Graz gründete ich 1981 das Atelier Avant, eine Arbeitstätte für künstlerische
Begegnungen, das sich in der internationalen Zusammenarbeit mit Se-Lien Chuang
zur Künstlergruppe Atelier Avant Austria weiterentwickelte.“393
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – iscore
interaktive generative Partitur für multiple Computer
„Die Idee eine Echtzeit-Komposition wird hier in Form einer Spontan-Improvisation
mit computergestüzter ‚interaktive’ Partitur realisiert. Die Partitur Seiten sind oft
graphisch gehalten um so auch der individuellen Klangentwicklung der einzelnen
Spielerinnen Rechnung zu tragen.
Es besteht genauso die Möglichkeit traditionelle Notenschrift einfließen zu lassen
und in das Konzept der Auswahl mittels limiterter Zufälle zu integrieren.
iScore ermöglicht für Solo-Werke eine intensive Auseinandersetzung mit den
391
Vgl. Ebda
Vgl. http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/10126359/3344352/ (aufgerufen am 19.01.2013)
393
Ebda
392
219
individuellen Spieltechniken, deren kompositorischen Einsatz und elektronische
Weiterverarbeitung. Als Spielanweisung mit Ensemble ermöglicht es eine freie und
dennoch koordinierte Klangentwicklung.
Das Konzept sieht elektronische Echtzeitprozesse interagierend vor:
In Klangverarbeitungen um die Instrumentalklänge zu verbinden und den Spielern
eine klangliche Umgebung für mehr Freiheit zu geben und um die Klangwelten zu
verbinden.
Im Visuellen um durch Echtzeit-Prozesse akustische Ereignisse mit entsprechenden
visuellen zu begleiten und so synästhetische Eindrücke zu vermitteln.
Die Teile sind sehr flexibel anwendbar und an die Gegebenheiten des
Veranstaltungsortes anpassbar (Audio-Kanäle, Beamer) und für jede Anzahl an
SpielerInnen geeignet. Vom Solo, Duo über kleines Ensemble bis hin zum Orchester
wurde iScore bereits in unterschiedlichen Versionen aufgeführt.
Es kommt zu gegenseitigen Beeinflussungen und Interaktionen zwischen
• ‚akustische’ Instrumente
• Audio-‚Prozesse’
• ‚visuelle’ Interaktionen“394
Werkliste (Auswahl)
Ashley Avenue
algorithmische Komposition für Klavier solo
Entstehung: 2008
UA: 09.10.2008, Sonic Arts Research Centre Belfast, Music @ Queen’s, Version für
Disklavier, Pedro Rebelo - Pedal
Broken Bowls 4 – Talk
Computermusik in Verwebung mit zeitgenössischen Instrumental- und Stimmklängen
Entstehung: 1999
UA: 02.11.1999, Südkorea, Pusan Electronic Music Association
Dauer: 2 min 39 sec
Verlag: Eigenverlag
394
http://avant.mur.at/research/iScore/index.html (aufgerufen am 19.01.2013)
220
Corresponding Methal
Besetzung: präpariertes Klavier, zwei Schlagwerke und Acht-Kanal Elektronik von
ADAT Band
Entstehung: 1993
UA: 1993, electronic access 93 Graz, Shinobu Ishizuki – Klavier, Christian Riegler
und Vitus Pirchner – Perkussion
Dauer: 12 min 27 sec
Verlag: Eigenverlag
Erinnerung in jedem Laut
audiovisuelle interaktive Improvisation für Yan-Zin, Stimme und Computersystem
Entstehung: 2005
UA: 10.03.2004, Tokio, Sumida Triphony Hall, Konzert der Japanese Society of
Electroacoustic Music, Se-Lien Chuang – Yan-Zin, Stimme, Visuals, Max/msp/Jitter;
Andreas Weixler – Mehrkanal Granularsynthese, Max/msp/Jitter
Verlag: Eigenverlag
Jade for orchestra on Tape
elektroakustische Musik
Entstehung: 1996
UA: 31.08.1996, Kunsthalle Stockerau
Verlag: Eigenverlag
Methabl 8.7
elektronische Komposition für ADAT Acht-Spur DigitalBand
Entstehung: 1992/1995
UA: 12.06.1995, electronic access 95 Graz
Dauer: 4 min 30
Verlag: Eigenverlag
Paramour
algorithmische Komposition für Kammerorchester (Flöte, Klarinette, Bassklarinette,
Fagott, Horn
Entstehung: 1995
UA: 04.04.1995, Minoriten Graz, open music, Szene Instrumental
Dauer: 9 min 12 sec
Verlag: Eigenverlag
221
Trilogie für Pi und Io (2005)
1. für Pi
Acht-Kanal Computerkomposition
2. Interlude für Pi und für Io
audiovisuelle interaktive Improvisation
Se-Lien Chuang – Arco-Piano, Visuals, max/msp/Jitter; Andreas Weixler –
Mehrkanal Echtzeit-Granularsynthese, Max/msp/Jitter
3. Für Io
Acht-Kanal Computerkomposition von Se-Lien Chuang
realisiert im Studio der Technischen Universität Berlin 2004/2005
Verlag: Eigenverlag
Zyklus awldies: Atelier Avant
Besetzung: Gitarre, Keyboard, Stimme, E-Bass, Schlagzeug, Trompete, Altsaxophon
und Violine oder für zwei E-Gitarren, E-Bass, Keyboard und Schlagzeug
Entstehung: 1984
UA: 1984, Tingel-Tangel Graz, Die Goldfische (Johannes Wimmer –Schlagzeug,
Michael Schwarz – Rhodes, Samir Kedwani – E-Bass, Christian Koppensteiner –
Gitarre, Andreas Weixler - Gitarre), Eliot Biss und die Unerhörten, Andreas Weixler
Corporation
Dauer: 3 min 49 sec
Verlag: Eigenverlag
Zyklus awldies: Gemischte Gefühle
Besetzung: Gitarre, Klavier, Stimme, E-Bass, Schlagzeug, Trompete, Altsaxophon
und Violine oder für zwei E-Gitarren, E-Bass, Keyboard und Schlagzeug
Entstehung: 1984
UA: 1984, Die Goldfische, Eliot Biss und die Unerhörten, Andreas Weixler
Corporation
Dauer: 5 min
Verlag: Eigenverlag
Zyklus Idem I-IV: Idem I
Besetzung: Glockenspiel, Xylophon, Marimbaphon, Vibraphon und Klavier
Entstehung: 1992
Dauer: 2 min 15 sec
222
Verlag: Eigenverlag
Zyklus Idem I-IV: Idem II
Besetzung: Glockenspiel, Xylophon, Marimbaphon, Vibraphon und Klavier
Entstehung: 1992
Dauer: 3 min 2 sec
Verlag: Eigenverlag
Zyklus Idem I-IV: Idem III
Besetzung: Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello, Klavier und Perkussion
Entstehung: 1992
Verlag: Eigenverlag
Zyklus Idem I-IV: Idem IV
Besetzung: Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello, Klavier und Perkussion
Entstehung: 1992
Verlag: Eigenverlag
Zyklus iscore
Entwicklung einer interaktiven Partitur für Echtzeitkomposition
Entstehung: 2008-2011
Zyklus iscore: Phenomenon
interaktive Partitur für Orchester und audiovisuelle Elektronik
Entstehung: 2009395
395
Vgl. E-Mail Andreas Weixler an die Verfasserin der Arbeit vom 19.01.2013
223
Abbildung 53: Manuskriptseite aus Ashley Ave396
396
Ebda
224
2.2.1.11 Jörg-Martin Willnauer
Zum eigenen Schaffen
„Das Wichtigste beim Komponieren ist die Konstruktion.
Diese Konstruktion muss dem Publikum genau erklärt werden. Punkt für Punkt.
Dauert die Erläuterung länger als das Stück: um so besser!
Auch eine komplizierte Notation ist sehr wichtig!
Selbst wenn das Klangergebnis konventionell notiert werden könnte, müssen der
Notation viele neu erfundene Zeichen und eine seitenlange Legende beigefügt
werden.
Je länger die Ausführenden brauchen um zu begreifen, was der Komponist will: um
so besser!
Es geht nicht um Atmosphäre, nur um Information.
Emotion ist in der Musik völlig überflüssig. Musik richtet sich an den Verstand.
Wer das nicht begreift, ist kein moderner Komponist.“397
Abbildung 54: Jörg-Martin Willnauer398
Biographie
Der „Wanderer zwischen den Welten, Interdisziplinär-Künstler und Crossoverartist“399
wurde in Deutschland geboren und wuchs in Heidelberg auf. Er absolvierte ein
397
E-Mail Jörg-Martin Willnauer an die Verfasserin der Arbeit vom 10.04.2011
Ebda
399
Ebda
398
225
Klavierstudium in Heidelberg und studierte Komposition in Graz bei Ivan Eröd. JörgMartin Willnauer leibt und lebt in Heidelberg und Graz.400
Bezug zu Graz
„Graz ist eine schöne Kultur-Nebenstadt, eine Placebo-Stadt. In der es sich gut leben
lässt.“401
Beschreibung eines ausgewählten Werkes –
Sechs Miniaturen für Bläserquintett
„I Drei Terzen im Viervierteltakt
Ein vergnügtes Fagott, eine permanent klingende Terz und ein zu Boden fallender
Tischtennisball. Mehr Pirchner als Stolz.
II Carole Bar
Eine schwüle Barcarole. Impressionen einer Reise ins Innere. Ein Klarinettensolo
und viele Pausen. Mehr Bibione als Venedig.
III Noch mehr Terzen
Vier treiben mit Entsetzen Terz. Ein Fagott als Zweitakter. Das gold'ne Horn als stiller
Teilhaber. Mehr mo- als notorisch.
IV Kleine Störung
Gestört wird gestochen scharf. Abgrundtiefe Seufzer von Horn und Fagott. Spitz- und
Rundköpfe musikalisch. Mehr Lamento als kurzer Prozeß (sic!).
V Insekt. Sekkierend.
Ein Stich ins Wespennest. Am Ende steht das Horn. Mehr als unbeschreiblich.
VI Choral
Ein frommes Harmonium ächzt voller Inbrunst. Flöte und Oboe fahren gen Himmel.
Die Klarinette erbarmt sich. Amen.“402
Werkliste (Auswahl)
Apostel-Session
Stück für Percussions-Ensemble
400
Vgl. Ebda
Ebda
402
E-Mail Jörg-Martin Willnauer an die Verfasserin der Arbeit vom 12.04.2011
401
226
Die Versuchung des heiligen Zwölftonius
Streichquartett
UA: Sigrid Präsent – Violine, Viktor Petek – Violine, Sigrid Wollinger – Viola, Erich
Grassl – Violoncello
Ignaz Igel hat Geburstag
Kinderstück für Flöte, Klarinette, Fagott, Horn, Trompete, Posaune, Perkussion,
Violine, Violoncello, Klavier
UA: 27.02.1994, Konzerthaus Wien, Ruth Straub – Violoncello (Hilarius Heuschreck),
Karlheinz Kunter – Trompete (Waldemar Wiedehopf), Francois Benda – Klarinette
(Esmeralda Smaragdeidechse), Harald Matjacic – Posaune (Gustav Gänsegeiger),
Dimi Polisoidis – Violine (Olivia Osterfalter), Heide Wartha – Flöte (Florian
Fledermaus), Uli Beermann – Fagott (Ignaz Igel), Aima-Maria Labra – Klavier, Ulrike
Stadler – Perkussion, Walter Reindl – Horn, Marco De Prosperis – Dirigent, JörgMartin Willnauer - Sprecher
Sechs Miniaturen für Bläserquintett
I Drei Terzen im Viervierteltakt
II Carole Bar
III Noch mehr Terzen
IV Kleine Störung
V Insekt. Sekkierend.
VI Choral403
Diskographie
Apostel-Session
auf die andere saite Nr 2 DAMA DAMA
Carmina BANANA
Krumme Lieder
copyright and produced by Wolf Records
403
Vgl. Ebda
227
Die Versuchung des heiligen Zwölftonius
auf ‚La Tache Alea 01-97’
Alea-Quartett404
Abbildung 55: Manuskriptseite aus Das fromme Harmonium405
404
405
Vgl. Ebda
E-Mail Jörg-Martin Willnauer an die Verfasserin der Arbeit vom 10.04.2011
228
2.2.1.12 Joanna Wozny
Zum eigenen Schaffen
„Das Komponieren ist für mich sehr konkret, wenn man das so sagen kann. Wenn
ich etwas schreibe, dann denke ich: dieses Instrument – dieser Klang. Was kann
man damit machen, was birgt er in sich, was für Facetten, in welcher Höhe, Dynamik,
Geschwindigkeit bleibt er noch dieser Klang und wann wird daraus durch diese
Parameter etwas ganz anderes?“406
Der Klang als Fokus und als Ausgangspunkt genau ausgehörter musikalischer
Gebilde und Strukturen und einer hoch konzentrierten, fein ziselierten Musik steht im
Zentrum von Woznys kompositorischen Schaffen. So formuliert Wozny es auch in
einem Interview mit Daniel Ender in der Österreichischen Musikzeitschrift vom
November 2007: „Die Arbeit an den Stücken fängt im Kopf an – es sind Inspirationen,
die am Anfang der Kompositionen stehen, die sich meist auf klangliche Aspekte der
Instrumente, für die ich schreibe, beziehen. Dabei sind meist mehrere Instrumente
‘beteiligt’. Mit anderen Worten: Ich denke mir einen bestimmten Klang aus, der
meistens – aber nicht immer – zugleich der Anfangsklang der Komposition ist. […]
Diese Klänge sind in ständiger Bewegung, flüchtig, was sich aus dem
Zusammenspiel der Parameter Lautstärke, Geschwindigkeit und Spieltechnik ergibt.
Nachdem es eben diesen Anfang gibt, stelle ich ihn mir immer wieder vor; er bedingt
dann auch die Form im weiteren Verlauf des kompositorischen Prozesses.“
Aus diesen Äußerungen Woznys auf einen bestimmten musikalischen Stil oder
Ausdruck zu schließen, würde aber in die Irre führen. Ihr kompositorisches Schaffen
zeichnet sich durch eine große Vielseitigkeit – sowohl in den Besetzungen als auch
im musikalischen Ausdruck – aus. Zwar liegt der Schwerpunkt Woznys auf der
Instrumentalmusik, vom Solo-Werk über Kammer- und Ensemblemusik bis zur
Orchesterkomposition, daneben hat sie aber auch bereits mehrere Arbeiten für
elektronische Musik sowie einige Vokalkompositionen vorgelegt.
Klanglich stehen Werke wie das zarte, von langen Pausen durchsetzte und oft an der
Grenze
der
Hörbarkeit
agierende
Streichtrio
„Surfacing“
sehr
kraftvollen
Kompositionen gegenüber, wie dem 2006 komponierte „Return“ für Saxophon und
Ensemble, bei dem der geräuschhafte Klang des Saxophons und teilweise eruptive
406
http://www.editionjulianeklein.de/files/composers/downloads/Prospekt%20Wozny.pdf
229
Einwürfe des Ensembles die Komposition über weite Strecken prägen. In Woznys
„Musik für zwei Gitarren“ ist die melodische Figur der Ausgangspunkt eines
musikalischen Dekonstruktionsprozesses, in „Loses“ sind es die unterschiedlichen
klangfarblichen Facetten eines großen Orchesters, die den Ausgangspunkt der
musikalischen Arbeit bilden. Aber letztlich sind all diese Klänge und Strukturen nur
Facetten einer „feinst-verästelten Gebilde von rätselhaft leuchtender Schönheit“, wie
Woznys Kompositionen in einem Text Christian Kleins zu einem Portraitkonzert im
Juni 2008 in Graz genannt wurden, „deren (gerade noch so) gebändigte Energie
quasi subkutan immer virulent ist.“407
Abbildung 56: Joanna Wozny408
Biographie
Joanna Wozny wurde 1973 in Zabrze in Polen geboren. Sie studierte Philosophie in
Katowice (1992-1999) und absolvierte ein Kompositions- und Musiktheoriestudium
bei Gerd Kühr und Beat Furrer an der Universität für Musik und darstellende Kunst
Graz. Zusätzlich besuchte sie Kompositionsunterricht bei Younghi Pagh-Paan, bevor
sie 2003 ihr Diplom mit Auszeichnung machte.409
Der Komponistin wurden zahlreiche Preise und Auszeichnungen verliehen, darunter
ein
Stipendium
der
Stefan-Batory-Stiftung
Warschau
(1997),
der
407
http://www.editionjulianeklein.de/composers.php?composer_id=100011&section=portrait (aufgerufen am
04.02.2013)
408
E-Mail Mathias Lehmann an die Verfasserin der Arbeit vom 06.04.2011
409
Vgl. http://www.editionjulianeklein.de/files/composers/downloads/Prospekt%20Wozny.pdf
230
Musikförderungspreis
der
Stadt
Graz
(2001),
der
Würdigungspreis
der
Kunstuniversität Graz (2004), das Österreichische Staatsstipendium für Komponisten
(2005 und 2008), das Andrzej-Dobrowolski-Kompositionsstipendium (2008), der
Erste Bank Kompositionspreis und das SKE Publicity Preis (2010) und ein
dreimonatiges Auslandsstipendium des Landes Steiermark (2011). Weiters war
Wozny young Composer in Residence von PHACE | CONTEMPORARY MUSIC
(2010/2011) und Composer in Residence in der Kunststation Sankt Peter in Köln
(2011).410
Joanna Wozny kann zahlreiche Aufführungen auf verschiedenen Festivals und
Institutionen vorweisen, unter anderem am Warschauer Herbst, den Klangspuren
Schwaz, dem musikprotokoll, dem Ultraschall-Festival Berlin, Wien Modern, beim
Forum Neuer Musik des DLF Köln, im Arnold Schönberg Center Wien, dem
Radiokulturhaus des ORF Wien, dem Kulturzentrum bei den Minoriten, dem
Brucknerhaus Linz und dem Austrian Cultural Forum London. Interpretiert wurden
ihre Werke zum Beispiel vom Klangforum Wien, dem Radio-Symphonieorchester
Wien, dem Münchener Rundfunkorchester, dem Ensemble Courage, dem Ensemble
PHACE, dem Ensemble Wiener Collage, szene intrumental, dem Ensemble
PercussioNova, DOUBLE IMAGE, Trio Eis, artresonanz trio, Rüdiger Böhm, Martyn
Brabbins, Ulf Schirmer und Sascha Armbruster.411
Joanna Wozny lebt als freischaffende Komponistin in Graz.412
Beschreibung eines ausgewählten Werkes – Loses für Orchester (2006)
„Die Instrumente und ihre klanglichen Möglichkeiten (also das musikalische Material)
sind für mich mit dem kompositorischen Prozess auf das Engste verbunden.
Solcherlei instrumentenspezifische ‚Klanglichkeiten’ bilden stets Ausgangspunkte
meiner Stücke. Die Ausarbeitung und Bestimmung der zeitlichen Aufeinanderfolge
der klanglichen Zustände lässt in weiterer Folge die Komposition und ihre Form
entstehen, indem den verschiedenen Klangkonstellationen die Möglichkeit der
Entwicklung bzw. der Entfaltung, der Selbst-Reflexion gegeben wird.
In meinem Orchesterstück ‚Loses’ gibt es auch diese Art klanglicher Situationen, die
– verschiedenen Verläufen unterworfen – zum Teil ineinander übergehen,
410
Vgl. Ebda
Vgl. Ebda
412
Ebda
411
231
nebeneinander stehen, sich zum Teil verselbständigen oder Transformationen in
andere
Zustände
Klangkonstellationen
durchlaufen.
diversen
Darüber
Prozessen
hinaus
werden
unterworfen,
bei
in
loses
denen
die
partiell
widersprüchliche Kräfte wirken: Bei klar in bestimmte Richtung orientierten
Prozessen finden sich - im Sinne einer Antithese, jedoch in stark abgeschwächter
Form – entgegen gerichtete Bewegungen, was im Endeffekt eine gewisse
Relativierung, ein In-Frage-Stellen des Geschehenen bewirkt, sodass es scheinbar
zusammenhangslos, richtungslos, beziehungslos erscheint. Eben Loses.“413
Werkliste (Auswahl)
as in a mirror, darkly
Besetzung: Ensemble (Flöte, Oboe, Klarinette, Saxophon, Trompete, Posaune, zwei
Schlagzeuger, Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass
Entstehung: 2010
UA: Oktober 2010, musikprotokoll Graz, Klangforum Wien, Brad Lubman – Leitung
Dauer: 15 min
Verlag: Edition Juliane Klein
Die Spur der Welle
Besetzung: Flöte, Klarinette und Viola
Entstehung: 2003
UA: Juli 2003, Stift St. Lambrecht, Vera Fischer, Bernhard Zachhuber, Dimitrios
Polisoides
Dauer: 12 min
Verlag: Edition Juliane Klein
disintegrated
Besetzung: Orchester (drei Flöten, drei Oboen, drei Klarinetten, drei Fagotte, vier
Hörner, drei Trompeten, drei Posaunen, drei Perkussionen, Harfe, 14 Violinen I,
zwölf Violinen II, zehn Violen, acht Violoncelli, sechs Kontrabässe)
Entstehung: 2010
UA: Dezember 2010, Konzerthaus Wien, RSO Wien, Cornelius Meister – Leiter
Dauer: 10 min
Verlag: Edition Juliane Klein
413
Ebda
232
kahles Astwerk
Besetzung: Singstimme, Flöte, Violine und Violoncello
Entstehung: 2007/2008
UA (Endfassung): Juni 2008, Kulturzentrum bei den Minoriten Graz, Pirijo
Kalinowska – Stimme, Sylvie Lacroix – Flöte, Trio Eis
Dauer: 8 min
Verlag: Edition Juliane Klein
Loses
Besetzung: Orchester (zwei Piccoloflöten, zwei Flöten, zwei Oboen, vier Klarinetten,
vier Fagotte, vier Hörner, vier Trompeten, drei Posaunen, Tuba, drei Perkussionen,
Harfe, Klavier, zwölf Violinen I, zehn Violinen II, acht Violen, sechs Violoncelli, vier
Kontrabässe)
Entstehung: 2006
UA: September 2006, Klangspuren Schwaz, Radio-Symphonieorchester Wien,
Martyn Brabbins – Leitung
Dauer: 19 min
Verlag: Edition Juliane Klein
Musik für zwei Gitarren
Entstehung: 2005
UA: September 2005, Klangspuren Schwaz, Michael Öttl, Martin Öttl
Dauer: 6 min
Verlag: Edition Juliane Klein
Return
Besetzung: Saxophon und Ensemble (zwei Flöten, Oboe, Klarinette, Bassklarinette,
zwei Hörner, zwei Schlagzeuger, Harfe, zwei Violinen, Viola, Violoncello und
Kontrabass)
Entstehung: 2006
UA: September 2006, Warschauer Herbst, Sascha Armbruster – Saxophon, Rüdiger
Böhm – Dirigent, Polish-German Youth Ensemble
revidierte Fassung für Saxophon und Ensemble (Flöte, Oboe, Klarinette, Horn,
Trompete, Posaune, Perkussion, Klavier, zwei Violinen, Viola, Violoncello und
Kontrabass) (2009)
UA: März 2010, Small Hall Vatroslav Lisinski, Zagreb, Cantus ansambl
233
Dauer: 11 min
Verlag: Edition Juliane Klein
silben- meer- farben
Besetzung: Flöte, Klarinette, Violine, Viola und Violoncello
Entstehung: 2004
UA: September 2004, Wien, Klangforum Wien
Dauer: 5 min
Verlag: Edition Juliane Klein
Surfacing
Besetzung: Streichtrio
Entstehung: 2008
UA: Juni 2008, Kulturzentrum bei den Minoriten Graz, Trio Eis
Dauer: 13 min
Verlag: Edition Juliane Klein
Vom Verschwinden einer Landschaft
Besetzung: Klavier, Violine und Violoncello
Entstehung: 2005, rev. 2010
UA: Juni 2006, Zeughaus am Turm, Radstadt, Joanna Kamenarska, Chih-Hui
Chang, Anneliese Schneider
UA der revidierten Fassung: Oktober 2010, Kulturhaus, Dresden, Ensemble Courage
Dauer: 6 min
Verlag: Edition Juliane Klein414
Diskographie
Joanna Wozny: as in a mirror, darkly, Return, kahles Astwerk, Loses und Vom
Verschwinden einer Landschaft II
auf: Joanna Wozny – as in a mirror, darkly
KAIROS 2011
0013192 KAI
414
http://www.editionjulianeklein.de/files/composers/downloads/Prospekt%20Wozny.pdf (aufgerufen am
04.02.2013)
234
Joanna Wozny: Archipel
auf: Paradisi Gloria 21 – Live world premiere recordings
BR Classics/Naxos 2010
Joanna Wozny: ... zum unberührten Schnee im fahlen Mondlicht...
auf: die andere saite Vol. 1
ORF-CD 3067415
415
http://www.editionjulianeklein.de/composers.php?composer_id=100011&section=recordings (aufgerufen am
22.01.2013)
235
Abbildung 57: Partiturseite aus dem Werk Loses416
416
E-Mail Mathias Lehmann an die Verfasserin der Arbeit vom 21.01.2013; © Edition Juliane Klein, Berlin
236
3
Vereine
3.1
die andere saite
Der gemeinnützige Verein „die andere saite“ wurde im Herbst 1987 von Bernhard
Lang, Georg Friedrich Haas und Jörg-Martin Willnauer gegründet. Die Intention des
Vereines besteht darin417, „zeitgenössische Musik auf hohem interpretatorischen
Niveau zu vermitteln und sowohl international namhafte Interpreten einzuladen, als
auch die heimische Musikerinnenszene mit besonderem Interesse für Neue Musik zu
fördern.“418 Jedes Jahr finden mehrere Konzertreihen statt, bisher päsentierte sich
die andere saite mit mehr als 90 Veranstaltungen.419
Grazer Komponisten und Komponistinnen haben so die Möglichkeit, „dort wo sie
leben, sowohl ihre Bewusstseinsprotokolle zu formulieren, als auch permanente
Experimentierfelder vorzufinden, ohne augenblicklich den Marktwert jedwedes
Handelns abzuwägen, was als Basis künstlerischen Schaffens unverzichtbar
bleibt“.420 Viele Komponisten und Komponistinnen, die im „geschützten Rahmen“ der
anderen saite ihr Schaffen präsentierten genießen mittlerweile große internationale
Anerkennung.421
Seit 1988 organisiert der Verein inhaltlich- bzw. räumlich konzipierte Konzerte (oft
auch in „besonderen“ Besetzungen), CD-Produktionen und spartenübergreifende
Projekte und konnte so über die Jahre ein stetig wachsendes Stammpublikum
gewinnen.422
Komponisten der anderen saite
Thomas Amann
Siavosh Banihashemi
Belma Beslic
Micha Brandstätter
Alberto de Campo
Se-Lien Chuang
417
Vgl. http://www.anderesaite.mur.at/verein.html (aufgerufen am 25.01.2013)
Ebda
419
Vgl. http://www.anderesaite.mur.at/konzerte/konzerte.html (aufgerufen am 25.01.2013)
420
Vgl. http://www.anderesaite.mur.at/verein.html (aufgerufen am 25.10.2013)
421
Vgl. Ebda
422
Vgl. Ebda
418
237
Helmut Dencker
Denovaire
Johanna Doderer
Klaus Dorfegger
Charalampos Efthimiou
Florian Geßler
Robert Gutmann
Georg Friedrich Haas
Peter Michael Hamel
David Hanner
Elisabeth Harnik
Peter Harrow
Wolfgang Hattinger
Thomas Benedikt Hierzer
Yung-Hui Ho
Robert Höldrich
Klaus Johns +
Joachim Jung
Johannes Kern
Hannes Kerschbaumer
Christian Klein
Risgar Koshnaw
Nikos Kotrokois
Gerd Kühr
Ivana Kurtovic
Peter Lackner
Bernhard Lang
Klaus Lang
Oddvar Löhner
Ioannis Mallouchos
Daniel Mayer
Clemens Nachtmann
Olga Neuwirth
Gerhard Nierhaus
238
Gerd Noack
Dimitri Papageorgiou
Martin Pichler
Alexis Porfiriadis
Gerhard Präsent
Sigrid Riegebauer
Ernst Christian Rinner
Kiawasch Saheb Nassagh
Henrik Sande
Anselm Schaufler
Robert Spoula
Orestis Tanis
Orestis Toufektsis
Michele Trenti
Andreas Weixler
Jörg-Martin Willnauer
Joanna Wozny
Dieter Zenz
Vit Zouhar423
423
http://www.anderesaite.mur.at/komponisten/komponisten_index.html (aufgerufen am 25.01.2013)
239
3.2
IGNM
Die Internationale Gesellschaft für Neue Musik (kurz: IGNM) wurde am 11. August
1922 von heute berühmten Komponisten, darunter Webern, Bartok, Hindemith,
Honegger, Kodaly, Milhaud und Wellesz (mit ihnen telegraphisch verbunden auch
Berg, Ravle, Respighi, Schönberg und Strawinsky) in einem Salzburger Café
gegründet. Als Präsident des Gründungskomitees erklärte sich Richard Strauss
bereit. Als Ziel wurde die424 „Förderung zeitgenössischer Musik, ohne Rücksicht auf
ästhetische Anschauungen, Nationalität, Rasse, Religion, politische Einstellung“425 in
den Statuten bestimmt. Auch heute gelten diese Statuten426 in über 50
Mitgliedsländern, die ein wichtiges internationales Netzwerk zur Förderung und
Präsentation zeitgenössischer Musik bilden.427 In diesem Sinne veranstaltet die
IGNM Österreich zahlreiche Veranstaltungen pro Jahr (2005 waren es 120), bemüht
sich um die Verbreitung der Werke heimischer Komponisten unter anderem durch
die
Produktion
von
Tonträgern,
die
an
ausländische
Rundfunkstationen,
Musikverlage und Konzertveranstalter versendet werden un veranstaltete bisher
schon sieben der rund 80 Weltmusikfeste der ISCM (International Society for
Contemporary Music).428
Die Sektion Österreich besteht aus den Zweigsektionen in Oberösterreich, Kärnten,
Salzburg, Tirol und der Steiermark und hat sich besonders die429 „Stärkung der
österreichischen
Musikkultur
in
Bezug
auf
Innovation,
Vielfalt
und
Chancengleichheit“430 zur Aufgabe gemacht „wobei gerade aus einer angestrebten
Balance der Geschlechter auch eine Innovationskraft für Musik besteht“431. Ein
eigenes Frauennetzwerk innerhalb der IGNM Österreich, das von Manon-Liu Winter
und Irene Suchy geleitet wird, erarbeitet Maßnahmen und Programme, um dieses
Ziel zu verwirklichen.432
Die IGNM Steiermark wurde 2011 gegründet und wird von Clemens Nachtmann als
Bundesländer-Vertreter geleitet. Zu diesem Anlass fand am 31.10.2011 ein
424
Vgl. http://www.ignm.at/ (aufgerufen am 31.01.2013)
Ebda
426
Vgl. Ebda
427
Vgl. http://db.musicaustria.at/node/45418 (aufgerufen am 31.01.2013)
428
Vgl. http://www.ignm.at/ (aufgerufen am 31.01.2013)
429
Vgl. http://db.musicaustria.at/node/45418 (aufgerufen am 31.01.2013)
430
Ebda
431
Ebda
432
Vgl. Ebda
425
240
Auftaktkonzert der neu gegründetet IGNM Steiermark mit dem Titel Musik wozu
statt.433
Vorstand der IGNM Österreich
Bruno Strobl – Präsident
Irene Suchy – Vizepräsidentin
Simon Vosecek
Manon-Liu Winter
Fernando Riederer
Johannes Kretz434
Bundesländer-Vertreter
Bruno Strobl – Kärnten
Michael Hazod – Oberösterreich
Stefan David Hummel – Salzburg
Clemens Nachtmann – Steiermark435
Mitglieder der IGNM Sektion Steiermark
Se Lien Chuang
Richard Dünser
Charis Efthimiou
Seppo Gründler
Elisabeth Harnik
Timo Kaufmann
Gerd Kühr
Peter Lackner
Daniel Mayer
Elfriede Moschitz
Clemens Nachtmann
Olga Neuwirth
Gerhard Nierhaus
Gerd Noack
433
Vgl. http://clemensnachtmann.mur.at/index.php/ignm-steiermark.html (aufgerufen am 31.01.2013)
http://www.ignm.at/ (aufgerufen am 05.02.2013)
435
Ebda
434
241
Gerhard Präsent
Sigrid Riegebauer
Anselm Schaufler
Orestis Toufektsis
Peter Vujica
Andreas Weixler436
436
E-Mail Clemens Nachtmann an die Verfasserin der Arbeit vom 05.02.2013
242
3.3
Steirischer Tonkünstlerbund
Der Steirische Tonkünstlerbund (in weiter Folge STB) ist ein gemeinnütziger Verein,
dessen Ziel die Förderung des steirischen Musiklebens darstellt. Nachdem die Idee
schon im Jahr zuvor bei einer Veranstaltung des Steirischen Musikfestes entstanden
war, erfolgte 1928 die Gründung in den Räumen des Grazer Männergesangsvereins
in Knittelfeld. 1938 wurde er auf Grund des Nationalsozialismus abgeschafft, doch
1957 erfolgte die Neugründung. Die Präsidenten des STB waren Artur Michl, Hugo
Kroemer, Günther Eisel, Otto Siegl, Ernst Ludwig Uray, Karl Haidmayer und Viktor
Fortin, zur Zeit übt Gerhard Präsent diese Funktion aus. Der STB ist eine
Vereinigung437 von „in der Steiermark geborenen, lebenden, wirkenden oder mit dem
hiesigen Musikleben verbundenen Komponisten, Musikern, Musikpädagogen und
Musikfreunden“438, die – obwohl viele von ihnen mittlerweile internationales Ansehen
genießen – fest im steirischen Musikleben verankert und an dessen Förderung
interessiert sind bzw. waren.439
Der STB organisiert Konzerte, bei welchen Musikstücke aufgeführt werden, die
entweder in der Steiermark komponiert wurden oder deren Komponist einen engen
Bezug zur Steiermark hat bzw. hatte. Das Konzertprogramm besteht so aus
„steirischer“ Musik quer durch die Jahrhunderte und Werken, die man sonst nicht zu
hören bekommt. Der Verein ist nämlich darauf bedacht, auch Werke zur Aufführung
zu bringen, die440 „dem ‚Archivschlaf’ entrissen“441 werden, die Musikereignisse der
besonderen Art bieten. Da die Förderung musikalischen Nachwuchses dem STB ein
besonderes Anliegen ist, wird immer wieder jüngeren Künstlern und Künstlerinnen
die Möglichkeit geboten, im Rahmen dieser Konzerte aufzutreten. Außerdem gibt es
für das Publikum die Möglichkeit nach den Konzerten, die Sonntag nachmittags im
Florentinersaal der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz stattfinden, mit
den Künstlern und Künstlerinnen bei einem kleinen Buffet ins Gespräch zu
kommen.442
437
Vgl. http://web199.users.cms.aboliton.at/home.html (aufgerufen am 26.01.2013)
Ebda
439
Vgl. Ebda
440
Vgl. Ebda
441
Ebda
442
Vgl. Ebda
438
243
Prof. Gerda Klimek, Vizepräsidentin des STB formuliert das Anliegen des Vereines
folgendermaßen:443
„Lieber Musikfreund!
Bist du ein Mensch, der es gerne möglichst bequem hat, der sich mit dem, was ist,
begnügt? Du bist zu beneiden. Aber möglicherweise gehörst du dann nicht zu
unserem Publikum. Bist du neugierig und wach? (Dabei musst du nicht unbedingt
jung sein.) Findest du es wunderbar, wie man mit Tönen umgeht, wie man sie in eine
andere Reihe bringt? Hast du eine noch junge Nase? Dann komm zu uns!
Musikerlebnisse der besonderen Art machen dich mit Komponisten von heute und
mit Interpreten von morgen bekannt. Das kann sehr spannend sein. Wenn du dich
entschließt, bei uns Mitglied zu werden, zahlst du bei unseren Konzerten den halben
Eintrittspreis. Du leistest dir den Luxus, Musikschaffende und Interpreten aufs
Podium zu heben, welche Musik bringen, die mit der Steiermark in einem Bezug
steht und dir neue Ohren macht. Du hörst nicht das übliche museale Programm,
sondern Neues: vom 16. bis ins 21. Jahrhundert.“444
Das Angebot des STB beinhaltet zudem CDs mit Konzertmitschnitten und diverse
Noten-Ausgaben und eine Information über aktuelle Geschehnisse, die seine
Mitglieder drei bis vier Mal jährlich erhalten.445
Darüber hinaus ist der Verein stets um die Vernetzung mit gleichartigen Verbänden
inner- und außerhalb Österreichs bemüht.446
Vorstandsmitglieder des STB
Präsident: Prof. Mag. Gerhard Präsent
Vizepräsident: Prof. Dr. Franz Zebinger
Kassierin: Vera Hofer
Kassier-Stellvertreter: Bernd Fournier
Schriftführerin: Morgana Petrik
Schriftführer-Stellvertreter: Prof. Herbert Blendinger
Beirat: Prof. Dr.h.c. Georg Arányi-Aschner
443
Vgl. Ebda
Ebda
445
Vgl. Ebda
446
Vgl. Ebda
444
244
Rechnungsprüferin: Helga Arányi-Aschner
Rechnungsprüfer: em.o.Univ.Prof. Dr. Viktor Fortin447
Komponierende Mitglieder – lebende Komponisten
Arànyi-Aschner Georg
Bargielski Zbigniew
Bergmann Walter
Blendinger Herbert
Breidler Christoph
Breitner Walter
Cibulka Franz
Döller Josef
Donauer Karlheinz
Dünser Richard
Efthimiou Charris
Eröd Ivan
Fortin Viktor *
Hahn Patrick
Haidmayer Karl *
Hinterdorfer Rudolf
Jenner Igmar
Klimek Gerda
Krammer Gerhard
Kreuz Maximilian
Kropfelder Anna
Lackner Peter
Mayer Johannes Leopold
Neumann Walther
Noack Gerd
Petrik Morgana
Präsent Gerhard
Sande Henrik
Smola Christoph
447
Ebda
245
Steinwender Johannes
Sterzinger Peter
Stiegler Thomas
Summerer Reinhard
Tausch Manfred
Teibenbacher Johann
de Terry Isabel Lena
Traar Adolf
Unterkofler Matthias
Vaterl Walter
Vujica Peter
Wagner Wolfram
Wahlmüller Michael
Wasserfaller Michael
Winkler Georg
Zebinger Franz
Zenz Dieter
Zschech Egon
Zuser Daniela448
Komponierende Mitglieder – verstorbene Komponisten
Birkner Rudolf (Angehörige derzeit Mitglied)
Bloch Waldemar
Brixel Eugen *
Eisel Günther (Angehörige derzeit Mitglied)
Hueber Kurt Anton (Angehörige derzeit Mitglied)
Kainz Walter (Angehörige derzeit Mitglied)
Kogler-Erfurt Zerline (Angehörige derzeit Mitglied)
Kolleritsch Josef *
Koringer Franz * (Angehörige derzeit Mitglied)
Kuegerl Hannes * (Angehörige derzeit Mitglied)
Marx Joseph *
Michl Artur *
448
Ebda
246
Mixa Franz *
Muthspiel Kurt
Nagele Albert
Neuhauser Kurt
Opitz Erich
Pressl Hermann Markus
Schönherr Max *
Siegl Otto *
Skolaude Walter
Stekl Konrad * (Angehörige derzeit Mitglied)
Stolz Robert *
Takacs Jenö
Täubl Hans
Uray Ernst Ludwig *
Wallner Alarich * (Angehörige derzeit Mitglied)
Wiefler Florian
Zeyringer Franz449
*) Ehrenmitglieder
449
Ebda
247
4
Ensembles
4.1
Austrian Art Ensemble
Das Austrian Art Ensemble wurde 1982 von Wim van Zutphen gegründet, der auch
heute noch dessen künstlerischer Leiter ist. Das Ensemble ist in Graz beheimatet
und besteht aus Mitgliedern des Grazer Philharmonischen Orchesters und
Professoren der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, die in variabler
Besetzung auftreten.450
Das Ensemble hat sich zum Ziel gesetzt, Komponisten und Werke, die in
Vergessenheit gerieten, zur Aufführung zu bringen. Als seine Kernkompetenz sieht
das Austrian Art Ensemble die Pflege der Neuen Musik, ausgehend davon451 „führte
der Weg zu den nur scheinbar weit entfernten Gebieten der Harmoniemusik und des
Musikalischen Pasticcios“.452 Unter Harmoniemusik versteht man eine Bearbeitung
für acht Bläser und Kontrabass, in der auch Vokallinien instrumental gesetzt sind und
eine453 „besondere Rarität der Wiener Klassik, die zurzeit eine Art Renaissance
erlebt“.454 So hat das Austrian Art Ensemble bis 2009 die beiden Oratorien
Schöpfung und Jahreszeiten von Joseph Haydn sowie Die Entführung aus dem
Serail von Wolfgang Amadeus Mozart bearbeitet und herausgebracht.455 2005
startete das Ensemble eine Initiative, die Ideale des „Vereines für musikalische
Privataufführungen“ – ursprünglich gegründet in den 1920er Jahren vom Kreis um
Arnold Schönberg, mit der Absicht456 „Künstlern und Kunstfreunden eine wirkliche
und genaue Kenntnis moderner Musik zu verschaffen“457 – ein Jahrhundert später
auf ihre Gültigkeit im 21. Jahrhundert zu überprüfen. In und um Graz wurden in
diesem Zusammenhang zehn Veranstaltungen durchgeführt. Das Ensemble
konzertierte nicht nur in Österreich (z.B. Graz, Linz, Klagenfurt), sondern unternahm
auch schon internationale Konzertreisen, unter anderem nach Japan.458 Die
Programme des Austrian Art Ensembles sind vorrangig der Neuen Musik gewidmet
450
Vgl. http://www.austrianartensemble.at/ (aufgerufen am 27.01.2013)
Vgl. Ebda
452
Ebda
453
Vgl. Ebda
454
Ebda
455
Vgl. Ebda
456
Vgl. http://www.kulturserver-graz.at/kalender/event/940086420 (aufgerufen am 27.01.2013)
457
Ebda
458
Vgl. http://www.austrianartensemble.at/ (aufgerufen am 27.01.2013)
451
248
und zeigen immer wieder Querverbindungen zur Musik der früheren Epochen.459,
unter anderem von Benjamin Britten, Gustav Mahler, Joseph Haydn oder Arnold
Schönberg, auf.460 Die Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass ihnen durch die
„außergewöhnliche Begeisterungsfähigkeit“461 der Mitglieder „jenes besondere Profil,
das mit Begriffen wie Humor, Sinnlichkeit, Intelligenz, aber auch Virtuosität bzw.
Leichtigkeit beschrieben werden kann, verliehen wird“462.
Die Mitglieder des Ensembles
Izumi Hasebe, Violine
Ivanila Lultcheva, Cello
Georg Ludvik, Cello
Rudolf Thausing, Kontrabass
Christiane Perai, Klavier
Wim van Zutphen, Klavier
Dagmar Anna Hödl, Mezzosopran
Anna Maria Pammer, Sopran
Pius Pfiffner, Oboe
Hirokazu Hirkai, Oboe
Hubert Salmhofer, Klarinetten
Markus Adenberger, Klarinetten
Johann Benesch, Fagott
Zoltán Vargha, Fagott
Wilhelm Kalcher, Horn
Mathias Predota, Horn
Ulrike Stadler, Schlagwerk463
459
Vgl. http://www.gat.st/en/node/190265 (aufgerufen am 27.01.2013)
Vgl. http://www.austrianartensemble.at/ (aufgerufen am 27.01.2013)
461
Ebda
462
Ebda
463
Ebda
460
249
4.2
Ensemble Zeitfluss
Das Ensemble Zeitfluss wurde im Oktober 2003 von Edo Micic (Dirigent), Kiawash
Sahebnassagh (Komponist) und Clemens Maria Frühstück (Saxophonist) gegründet.
Die Intention dafür war, dass die Musik des 20. und 21. Jahrhundert einem großen
Publikum leider oft verschlossen bleibt und sich nur selten Werke namhafter
zeitgenössischer Komponisten auf den Konzertprogrammen der Grazer Musikwelt
finden. So haben sich diese drei Personen dazu entschlossen, die Werke großer
internationaler
Komponisten
des
20.
Jahrhunderts
denen
heimischer
gegenüberzustellen. Dem Ensemble ist es ein großes Anliegen464, „die spannende
Entwicklung zeitgenössischer Musik und ihre – der breiten Öffentlichkeit zumeist
verborgene - Schönheit, hörbar zu machen“465 und „vergessene, wenig gespielte und
unbekannte Werke gegenwärtiger Musik“466 aufzuführen. Das Konzertprogramm des
Ensembles Zeitfluss besteht aus einer Mischung aus ausgewählten Werken
renommierter Komponisten und neu in Auftrag gegebenen Kompositionen.467
Die Konzerte finden meistens im Minoritensaal Graz statt, das Ensemble lud aber
auch schon in die Helmut List Halle, das Mumuth oder sogar in die
Generalmusikdirektion Graz ein und folgte außerdem einigen Einladungen nach
Brüssel oder Zagreb.468 Zum Repertoire von Zeitfluss zählen Werke zeitgenössischer
Komponisten mit Graz-Bezug, darunter Thomas Amann, Peter Ablinger, Dimitri
Papageorgiou, Klaus Dorfegger, Anselm Schaufler, Orestis Toufektsis oder Richard
Dünser – um nur einige zu nennen – sowie auch von Komponisten des 20.
Jahrhunderts wie Arnold Schönberg, Gerard Grisey, Terry Riley, Igor Strawinsky,
Pierre Boulez, Giacinto Scelis oder Luigi Nono.469
Zuletzt wirkte das Ensemble Zeitfluss bei der Monooper Das Tagebuch der Anne
Frank von Grigori Frid und trat beim musikprotokoll 2012 auf.470
464
Vgl. http://ensemble-zeitfluss.com/index.php/article/articleview/5/1/4/ (aufgerufen am 27.01.2013)
Ebda
466
Ebda
467
Vgl. Ebda
468
Vgl. http://ensemble-zeitfluss.com/index.php/article/articleview/57/1/16/ (aufgerufen am 27.01.2013)
469
Vgl. http://ensemble-zeitfluss.com/index.php/article/articleview/9/1/8/ (aufgerufen am 27.01.2013)
470
Vgl. http://ensemble-zeitfluss.com/index.php/article/articleview/11/1/6/ (aufgerufen am 27.01.2013)
465
250
Mitglieder des Ensembles Zeitfluss
Julia Horvath, Flöte
Zinajda Kodric, Flöte
Kathalin Kiss, Oboe
Christoph Gaugl, Klarinette
Hubert Salmhofer, Klarinette
Matias Firtl, Klarinette
Clemens Maria Frühstück, Saxophon
Ivan Calestani, Fagott
Martin Angerer, Trompete
Lisa Adcock, Horn
Gergely Malyusz, Horn
Tim Purcell, Horn
Wolfgang Tischhart, Posaune
James Smale, Schlagwerk
Bernd Thurner, Schlagwerk
Clara Frühstück, Klavier
Eva Bajic, Klavier
Tjasa Ceric, Akkordeon
Georgia Privitera, Violine
Kathrin Lenzenweger, Violine
Daniel Moser, Viola
Magdalena Makarewicz, Viola
Myriam García Fidalgo, Violoncello
Thomas Platzgummer, Violoncello
Margarethe Maierhofer-Lischka, Kontrabass
Tamas Schultz, Kontrabass
Mona Silli, Harfe471
471
http://ensemble-zeitfluss.com/index.php/article/articleview/7/1/5/ (aufgerufen am 05.02.2013)
251
4.3
szene instrumental
Das österreichische Kammerensemble für zeitgenössische Musik472 wurde 1994 von
Wolfgang Hattinger für die Gestaltung von Portraits zeitgenössischer Komponisten
für den ORF gegründet und tritt in verschiedensten Kammermusikbesetzungen
auf.473 Neben der Aufführung und Uraufführung zeitgenössischer Kompositionen
besteht die Besonderheit des Ensembles in der Auseinandersetzung von Neuer
Musik in Kombination mit diversen Disziplinen wie Literatur, bildender Kunst, Tanz,
Theater, Pflanzen, Spiritualität und Rockmusik dar. Zusätzlich realisiert szene
instrumental Projekte, die sich unter anderem mit interkulturellen Brechungen,
zeitgenössischem Tango oder Musik zwischen Notation und Improvisation
(„Komprovisation“) auseinandersetzen sowie diverse Schulprojekte mit Neuer Musik
für Kinder.474
Um junge österreichische Komponisten zu fördern vergibt das Ensemble regelmäßig
Kompositionsaufträge – bisher wurden ungefähr 70 Uraufführungen junger
Komponisten für den ORF eingespielt.475
Das Kammerensemble konzertierte bei diversen Festivals und Veranstaltungen,
darunter das musikprotokoll, die Klangspuren (ORF), open music, die andere saite,
den Hörgängen im Wiener Konzerthaus, der Biennale in Zagreb, den Ferienkursen
für Neue Musik in Darmstadt, bei Neue Musik Lüneburg, experimental intermedia in
New York, Jeunesse oder in der Bibliothèque National de France. Außerdem
arbeitete
szene
instrumental
mit
zahlreichen
renommierten
Künstlern
und
Künstlerinnen zusammen, unter anderem mit Younghi Pagh-Paan, Georg Friedrich
Haas, Hermann Markus Pressl, Peter Michael Hamel, Beat Furrer, Dimitrios
Polisoides, Janna Polyzoides, Uli Rennert, Christian Utz, Denovaire, Klaus Huber,
Isang Yun, Dieter Schnebel, Wolfgang Winkler, Gerhild Steinbruch, Isabel Mundry,
Luis Borda, Gustavo Battistessa, Peter Herbert, Margarethe Jungen, Burkhard
Stangl, Stefano Gervasoni, Sebastian Claren, Chaya Czernowin, Marc André, Liza
Lim, Uros Rojko, Aaron Cassidy, Larisa Vrhunc, Michael Gielen und Martin Smolka.
Außerdem tätigte das Ensemble zahlreiche Einspielungen für ORF, den Bayerischen
und Hessischen Rundfunk, Radio Slovenia und RAI.
472
Vgl. http://www.szene-instrumental.com/index.htm (aufgerufen am 27.01.2013)
Vgl. http://www.szene-instrumental.com/ensemble.html (aufgerufen am 27.01.2013)
474
Vgl. Ebda
475
Vgl. Ebda
473
252
Bisherige Projekte des Ensembles szene instrumental
(INTER)KULTURELLE PASSAGEN
Musik im Spannungsfeld zwischen westlicher Avantgarde und traditioneller
japanischer Musik. Kompositionen von Christian Utz und Denovaire mit japanischen
Gästen (Shakuhachi, Sho, Pipa).
ARVO PÄRTS UNBEKANNTE KAMMERMUSIK
ASTOR PIAZZOLLA – DIE KLASSISCHEN KOMPOSITIONEN
Originale Kompositionen Piazzollas für Kammerensemble und Klavier.
BEGEGNUNGEN IM UNFREIEN RAUM
Tanztheater mit Live-Musik (Weixler, Dencker, Willnauer, Chuang, Dorfegger,
Rinner). Choreographie: Eva Brunner
CAGE: VORTRAG ÜBER NICHTS UND FONTANA MIX
mit Hannes Hellmann
(Thalia Theater Hamburg) als Schauspieler. Szenische Version des von Ernst Jandl
ins Deutsche übertragenen Textes Cages.
CORDES PLUS
Musik für Streichquartett mit Beteiligung von Live-Elektronik, Schauspieler, Esraj,
Perkussion, Flöte.
DANCING SHIVA MEETS SZENE INSTRUMENTAL
Avancierte Rockmusik trifft auf "klassische" Instrumente.
DAS HEILIGE NICHTS Musik von H.M. Pressl. 8-stündiges Erinnerungskonzert
anlässlich des Todestages Pressls.
DER LETZTE MANN
Musik zum Stummfilm von F.W. Murnau von Detlev Glanert, basierend auf der
Originalmusik von Giuseppe Becce.
DIE ÜBERWINTERUNG DER MOLLUSKEN
Komponistenportrait Klaus Lang
DIES ILLA
Oratorium von Franz Zebinger zur Jahrtausendwende für Chöre, Ensemble,
Gesangssolisten, Tänzerin und Live-Malerin. Ein Fest der Künstler zum Millenium.
ELEKTRONISCHE MUSIK AUS ÖSTERREICH mit Schwerpunkt interaktiver
Kompositionen von Andreas Weixler und Se-Lien Chuang.
253
FRAUENMUSIK
S. Riegebauer, I. Mundry, J. Doderer, Irene S.
FRIEDERIKE MAYRÖCKER – KONZERT
Uraufführungen von Beat Furrer, Alexander Wagendristel, Anselm Schaufler, Joana
Wozny, Christian Klein auf einen Prosatext der Dichterin.
GRAND VIZIER'S CHEST
Konzertante Uraufführung des Musiktheaters von Denovaire und Stefan Fink. 14
Musiker präsentieren ein orientalisches Märchen zwischen indischer, arabischer,
zeitgenössischer Musik, zwischen Jazz und Rock.
HEAVEN
Religiös intendierte Werke von Klaus Huber, Harrison Birtwistle und Isang Yun.
IM INNEN DER ZEITKUGEL. ALTE~NEUE MUSIK.
Alte Musik auf Originalinstrumenten, Neue Musik mit Bezug zu alter Musik.
Kompositionen von J. S. Bach (Quadrupelfuge aus der Kunst der Fuge, Ricercar aus
dem Musik. Opfer), Gerd Kühr (De Loin), H. Birtwistle (Hoquetus David) und Klaus
Lang (der weisse pfirsich und der lallende quell).
JOLLY
Lesung mit Musik/ Filmeinspielungen von Hansjörg Zauner (Texte/ Film) und Gerd
Noack (Musik).
KOMPONIEREN HEUTE
Seit mehreren Jahren bestehende Konzertreihe in Zusammenarbeit mit der
Kunstuniversität Graz. Komponisten und Komponistinnen der mittleren Generation
werden an die KUG für Kompositionsseminare eingeladen. szene instrumental steht
für öffentliche Proben zur Verfügung und spielt das Abschlusskonzert.
KOMPROVISATION
Musik zwischen Komposition und Improvisation. Kompositionen von Denovaire,
Charris Efthimiou, Erin Gee, Peter Jakober, Christian Schiller, Markus Mayerhofer.
KONFRONTATIONEN
Schulprojekte. Erarbeitung und Performance von eigenen Kompositionen mit
Schülern verschiedener Altersstufen.
LA PALOMA. ADE!
Arrangements und Kommentare zum bekanntesten Volkslied der Erde.
254
MUSIK SPANISCHER KOMPONISTEN
Kompositionen von Ernan Toro, George Lopez und Julio Estrada.
MUSIK UND HALTUNG
B. Stangl, G. Lopez, H.M. Pressl, I. Yun
NEUE MUSIK AUS ÖSTERREICH UND SEINEN (SÜDLICHEN)
NACHBARLÄNDERN 1+2
Mit einem Konzert bei den Darmstädter Ferienkursen 2002 begonnene Konzertreihe
mit Kompositionen von serbischen, kroatischen und österreichischen Komponisten.
Konzerte in Slowenien, Kroatien und Österreich.
NON RESPONSE
Szenischer Text von Gerhild Steinbuch mit Musik von Florian Gessler für 12
Instrumentalisten und 7 Schauspieler.
PERSONALE PETER HERBERT
Komponierte und improvisierte Musik Peter Herberts.
PETER MICHAEL HAMEL: DE VISIONE DEI. KIRCHENMUSIKTHEATER FÜR
BLECHBLÄSERENSEMBLE (optional mit Tanzensemble u. Sprecher) nach Texten
von Nikolaus Cusanus.
PORTRAIT
CHAYA
CZERNOWIN,
MARC
ANDRÉ
PORTRAITKONZERT
Workshop, Vorträge und offene Proben mit Werken der beiden Komponisten.
PORTRAIT ISANG YUN (mit begleitendem Workshop des Komponisten)
PORTRAIT KLAUS HUBER (mit begleitendem Workshop des Komponisten)
PORTRAIT STEFANO GERVASONI, SEBASTIAN CLAREN
Portraitkonzert, Workshop, Vorträge und offene Proben mit Werken der beiden
Komponisten.
RAUMMUSIK
Neue Kompositionen für raumverteilte Ensembles von Belma Beslic-Gál, Klaus
Dorfegger, Christian Rinner.
SCHAMASCH, ATON, SOL
Sonnengesänge der Menschheit. Multimediale Veranstaltung für Schauspieler,
Performancekünstler und Ensemble. Texte von Echnaton, Franz v. Assisi, Ernesto
Cardenal. Musik von Johanna Doderer und Florian Gessler.
255
SUKKULENTEN KONZERT
Prinzipien und Ãsthetiken der Botanik in Musik übertragen. Kammerensemble- und
Solostücke zu ausgewählten Kakteenarten. UA in den Gewächshäusern der UNI
Graz.
TANGO NUEVO
Zeitgenössische Tangokompositionen von Astor Piazzolla und Luis Borda, mit den
argentinischen Solisten Luis Borda (Gitarre) und Gustavo Battistessa (Bandoneón).
TODESSEHNSUCHT. LEBENSLUST
Texte (Wolfgang Winkler, Kathrin Schmidt) und Musik (J.S. Bach, Anton Webern).
ÜBERLEBENSSTRAGIEN WEIBLICH
Konzert und Lesung einer serbischen (Dragana Tomasevic) und einer
österreichischen Autorin (Bettina Baláka). Musik der serbischen Komponistin Rada
Nuic.
VIRTUAL CONDUCTOR II
„Virtual Conductor II“ ist tatsächlich ein virtueller Dirigent. Ein Computerspiel, das von
den Game-Pieces John Zorns inspiriert ist. Der Computer generiert live Spielregeln
zur Entwicklung einer Improvisation, die über Bildschirm an das ImprovisatorenEnsemble gegeben werden.
VIRTUAL CONDUCTOR II
Gemeinsames Projekt mit Autoren der Literaten-Gruppen "Oulipo" und "Oplepo".
Musik von Daniel Riegler auf Basis des von ihm entwickelten Computerprogramms.
ZAHLREICHE URAUFFÜHRUNGSKONZERTE ÖSTERR. KOMPONISTEN UND
KOMPONISTINNEN (Weixler, Rinner, Dorfegger, Haas, B. Lang, K. Lang, Jung,
Riegebauer, Noack, Doderer, Dünser, Toufektsis, Hanner, Efthimiou, Torro, BeslicGál, Wozny u.a.)476
476
http://www.szene-instrumental.com/rel-projects.html (aufgerufen am 05.02.2013)
256
5
Aufführungsrahmen
5.1
FORUM STADTPARK
Das FORUM STADTPARK ist ein vielgestaltiges Phänomen: Es ist eine Vereinigung
von Künstlern verschiedener Sparten; es ist zugleich ein Veranstaltungsort,
Herausgeber von Publikationen und zeitweise auch Werkstatt und Produktionsort für
Kunst oder künstlerische Prozesse.477
Der Verein FORUM STADTPARK wurde 1959 gegründet und bestand aus neun
voneinander unabhängig geführten Referaten:
Aktuelles – Karl Hans Haysen (Schriftführer)
Architektur und Technik – Werner Hollomey
Bildende Kunst – Günter Waldorf
Film und Foto – Eckart Schuster
Literatur – Grete Scheuer (Obmann-Stellvertreter, Kassier)
Musik – Manfred Blumauer
Studio der Jungen – Alois Hergouth
Theater und Kabarett – Emil Breisach (Obmann)
Wissenschaft – Trude Aldrian
Zuvor hatten die Junge Gruppe (mit den bildenden Künstlern Othmar Carli, Gustav
Zankl und Günter Waldorf) allein, später gemeinsam mit dem Künstler-Club und dem
Steirischen Schriftstellerbund erfolglos versucht, die Überlassung der Räume des
Stadtpark-Cafés, die als Abstellkammer verwendet wurden, zu erwirken. Die Vereine
wollten das baufällige und sanierungsbedürftige Haus renovieren, um es für ihre
Aktivitäten zu nutzen und Dichterlesungen, Studio-Aufführungen literarischer und
musikalsicher Art oder Diskussionen und Arbeitsgemeinschaften zu veranstalten.
Dieser Antrag wurde aber abgelehnt und stattdessen der Abbruch des Gebäudes
angeordnet. Nach Protesten und Interventionen seitens der Presse, der Bevölkerung
und
einigen
Politikern
wurde
der
Abbruchbeschluss
aufgehoben
und
ein
Pachtvertrag konnte – nach Erfüllung einiger Bedingungen (unter anderem
Beschaffung des Kapitals und Gründung eines Vereins), die von der Stadtverwaltung
477
Rigler, Christine (Hrsg.): forum stadtpark – die grazer avantgarde von 1960 bis heute, Wien – Köln –
Weimar: BöhlauVerlag 2003, S. 7
257
gestellt wurden – erwirkt werden. Nach dem Umbau konnte das Gebäude mit der
Ausstellung Bekenntnis und Konfrontation am 4. November 1960 eröffnet werden.478
In der Anfangszeit kristallisierte sich die Konzentration auf zeitgenössische Kunst
und Literatur immer mehr heraus und der Anteil der theoretischen Veranstaltungen
ging während der 60er Jahre immer mehr zurück.479
In den 60er- und 70er-Jahren veränderte sich das FORUM STADTPARK von einem
Kulturbetrieb zu einem reinen Kunstbetrieb, der einen der wenigen Präsentationsund Produktionsorte für progressive Kunst und Literatur dieser Zeit darstellte.
Außerdem ist das FORUM STADTPARK auch ein Publikationsort und Verlag, 1960
wurde die mittlerweile international bekannte Literaturzeitschrift gegründet. Weiters
erschienen die Photozeitschrift Camera Austria, die Filmzeitschrift blimp, die
Literaturzeitschrift
Absolut,
die
Essayzeitung
Liqueur
sowie
die
Zeitschrift
schreibkraft. Außerdem war der Verein maßgeblich an der Gründung des steirischen
herbstes beteiligt.480
Durch den Rücktritt von Alfred Kolleritsch als Vorsitzender im Jahr 1995 fand eine
Umstrukturierung
statt,
auch
die
meisten
Funktionäre,
ReferentInnen
und
Angestellten wurden ausgetauscht. Das Ziel war „die erneute Öffnung des ‚elitären’
Vereins für junge KünstlerInnen bzw. die Lösung der Erstarrung in einem überholten
Avantgarde-Begriff“. Durch die Trennung der organisatorischen Arbeit von der
künstlerischen waren Projekte, die auf Einzelpersonen fixiert waren, nur noch
begrenzt umsetzbar. Außerdem wurden das FORUM STADTPARK Theater, die
Camera Austria und die manuskripte ausgegliedert und waren von diesem Zeitpunkt
an selbständig.481
Im Jahr 2000 wurde das Gebäude umgebaut und um ein Obergeschoß erweitert.
Durch den Vorsitzenden Anton Lederer wurden 2003 die bisher eigenständigen
Referate zu dem Programmforum zusammengefasst, um die interdisziplinäre
Ausrichtung des Hauses weiter auszubauen. 2009 feierte das FORUM STADTPARK
sein 50jähriges Jubiläum.
Heute wie damals versteht sich das FORUM STADTPARK als Mehrspartenhaus, das
478
Vgl. Ebda, S. 9ff
Vgl. http://forum.mur.at/index.php?idcat=137 (aufgerufen am 01.02.2013)
480
Vgl. Ebda
481
Vgl. Ebda
479
258
für einen erweiterten Kunstbegriff und für spartenübergreifendes Arbeiten steht. Pro
Jahr finden auf drei Ebenen rund 150 Veranstaltungen in den Bereichen Architektur,
Literatur, Bildende Kunst, Film, Fotografie, Medienkunst, Mode, Musik, Theater,
Performance und Theorie statt – der Großteil davon bei freiem Eintritt. Es ist der
erklärte Anspruch des Hauses, Labor und Plattform für viele Szenen der lokalen,
österreichischen und internationalen Kulturproduktion zu sein. Seit 2011 leitet
Heidrun Primas das FORUM STADTPARK.482
482
Ebda
259
Hörfest
5.2
Das Hörfest wurde 2003 von Peter Jakober und Erich Ranegger gegründet und fand
von 2003-2008 und schließlich letztmalig 2010 statt. 2007 übernahm Markus Krispel
die Organisation dieser Veranstaltung, 2008 und 2010 betreuten Jakober und Krispel
sie gemeinsam. Das Ziel dieses Festivals bestand darin483, „neben der Präsentation
von Stücken junger und bekannter KomponistInnen auch die Nebeneinanderstellung
dieser Musik der experimentellen ‚freien Szene’“484. Die Intention zur Gründung
bestand nach Aussagen Jakobers darin, „weil ich für mich keine adäquate
Aufführungsmöglichkeit fand. Mir schien vieles zu hermetisch. Außerdem war immer
schon mein Interesse an den unterschiedlichsten Musikrichtungen sehr groß.“485
Neben renommierten Interpreten zeitgenössischer Musik wie zum Beispiel Annelie
Gahl oder dem Duo Stump Linshalm spielten beim Hörfest auch Gruppen wie
Krautrocklegende Faust 2007 oder der FM Einheit, ehemalige Schlagzeuger der
Einstürzenden Neubauten. Zur Uraufführung wurden zahlreiche Werke junger
Komponisten gebracht, unter anderem von Elisabeth Harnik, Christian Schiller,
Slobodan Kajkut, Hannes Kerschbaumer, Wen Liu, Yukiko Watanabe, Matthias
Kranebitter und Peter Jakober selbst.486 Diese Plattform für junge Komponisten
zeichnete sich durch einen „Spagat zwischen Neuer Musik, Komposition,
Improvisation,
Rock,
Performance
und
Literatur
mittels
eines
angenehm
undogmatischen Zugangs“487 aus – es gab keine Grenzen, keine „Trennung von U
und E“488.
Das
Organisationsteam
des
Hörfestes
plante
auch
Darbietungen
an
unkonventionelle Konzertorten, so wurde das Hörfest 2005 nicht nur wie üblich im
FORUM STADTPARK abgehalten, sondern ein Bus chauffierte das Publikum des
Hörfestes durch die Stadt. Ein Stück Jakobers wurde beispielsweise in der Aula des
Grazer Bahnhofes uraufgeführt und ein Werk von Alberto de Campo sogar im Bus
selbst.489
483
Vgl. Mail Peter Jakober an die Verfasserin der Arbeit vom 31.01.2013
Ebda
485
Ebda
486
Vgl. Ebda
487
http://www.musicaustria.at/magazin/pop-rock-elektronik/artikel-berichte/das-grazer-hoerfest-2010
(aufgerufen am 01.02.2013)
488
Ebda
489
Vgl. Ebda
484
260
Die Motivation zur Durchführung des Hörfestes sank bei den Organisatoren erheblich
durch die fehlende Bereitschaft des FORUM STADTPARK das Hörfest weiterhin zu
unterstützen, trotz des großen Anklangs, das dieses Festival beim Publikum fand.
Der ORF schnitt sogar alle Hörfeste mit, die anschließend in der Sendereihe Zeitton
gesendet wurden, dem letzten Hörfest 2010 wurde sogar eine lange Nacht der
Neuen Musik auf Ö1 gewidmet.490
490
Vgl. Ebda
261
5.3
impuls
Die internationale Ensemble- und Komponistenakademie und Verein zur Vermittlung
zeitgenössischer Musik impuls wurde von Beat Furrer und Ernst Kovacic gegründet
und entwickelte sich in kürzester Zeit zu einer der international führenden
Institutionen auf diesem Gebiet.491 „Instrumentalklassen und Ensemblespiel,
Kompositionsklassen und Spezialprogramme wie Ensemble meets Composers,
Leseproben mit dem Klangforum Wien, Open Composers´ Pool, Elektronik- und
Improvisationsworkshops …“492: Jedes zweite Jahr findet die impuls Akademie statt,
die jungen Musikern und Komponisten – sowohl national als auch international – in
einer intensiven Arbeitsphase einen493 „ganzheitlichen Zugang zu zeitgenössischer
Musik in Theorie und Praxis“494 bietet. Diese Plattform für gemeinsame Arbeits- und
Lernprozesse fördert den internationalen Austausch in einem 14tägigen Zeitraum.495
Ein internationales Team renommierter Spitzenmusiker und Komponisten als Tutoren
garantiert höchste Qualität und legt eine entscheidende Basis auf dem Weg bestens
ausgebildeter, hochmotivierter und international vernetzter junger Musiker und
Komponisten als kompetente und authentische Botschafter von Musik als Sprache
ohne Grenzen.496
Das impuls Festival bietet mit öffentlichen Konzerten, Präsentationen, Vorträgen und
diversen Musikvermittlungsprogrammen, den impuls-MinutenKonzerten in Galerien
und mit öffentlichen Workshops, die auch für Kinder gestaltet werden, vielfältige
Möglichkeiten für ein breites Publikum, Neue und zeitgenössische Musik neu zu
erleben. Jedes zweite Jahr im Februar wird Graz so in ein497 „international
wahrgenommenes Zentrum und eine Festivalstadt zeitgenössischer Musik“498
verwandelt.499 Die Akademie tagt in erster Linie an der Universität für Musik und
darstellende Kunst Graz, Konzerte und andere Aktivitäten finden unter anderem im
491
Vgl. http://www.impuls.cc/de/ueber-impuls.html (aufgerufen am 04.02.2013)
Ebda
493
Vgl. Ebda
494
Ebda
495
Vgl. Ebda
496
Ebda
497
Vgl. Ebda
498
Ebda
499
Vgl. Ebda
492
262
Minoritensaal, in der Helmut-List-Halle, dem Kunsthaus Graz, dem FORUM
STADTPARK oder dem MUMUTH statt.500
Neben dem impuls Kompositionswettbewerb und dem impuls Kompositionsworkshop
gibt es auch impuls Kompositionsaufträge, die mit renommierten Ensembles, z.B.
das Klangforum Wien, uraufgeführt werden.501
Team impuls
Prof. Beat Furrer: künstlerischer Leiter, Obmann
Prof. Ernst Kovacic: künstlerischer Leiter
Mag. Ute Pinter MAS: Generalsekretärin
Mag. Veronika Mayer: Assistenz502
Vereinsmitglieder
Dr. Manfred Gaulhofer
Mrs. Kathryn List
Dr. Peter Oswald
Dr. Martin Schuppich
Dr. Peter Vujica: beratendes Mitglied503
500
Vgl. http://www.impuls.cc/de/veranstaltungsorte.html (aufgerufen am 04.02.2013)
Vgl. http://www.impuls.cc/de/ueber-impuls.html (aufgerufen am 04.02.2013)
502
Ebda
503
Ebda
501
263
5.4
Kulturzentrum bei den Minoriten
Das Kulturzentrum bei den Minoriten ist ein Haus für zeitgenössische Kunst,
Gegenwartskultur und Religion im Grazer Zentrum. Das Programm umfasst die
Sparten Bildende Kunst, Literatur, Neue Musik, Tanz, sowie eine Programmschiene
für Junges Publikum in den Bereichen Kindertheater und Musik. Außerdem bietet
das Kulturzentrum die Möglichkeit, sich mit Gegenwartsfragen und Religion in Form
von Vorträgen, Symposien und dem Aufbau einer Sammlung für Religion in der
Gegenwartskunst auseinandersetzen.504
Ungefähr 200 Veranstaltungen finden pro Jahr505 im barocken Minoritensaal, dem
kleinen Minoritensaal und dem CUBUS, einem Veranstaltungsraum für Vorträge,
Lesungen und Diskussionen mit dem Schwerpunkt auf zeitgenössische Kunstformen
statt. 2010 wurde der erste Stock des Klostergebäudes zu Ausstellungszellen
umgebaut506 – hier werden Themenausstellungen, Einzelpräsentationen und
Sammlungsbestände gezeigt.507
Für die Programmgestaltung der Sparte „Neue Musik“ zeigen sich als Kuratoren der
Ressortleiter Florian Geßler (seit 1999)508 und Christian Klein (seit 2002)
verantwortlich.509 Neue Musik ist der „Dreh- und Angelpunkt des Musikprogramms im
Kulturzentrum bei den Minoriten“.510 Der Schwerpunkt wird auf Verpflichtungen
namhafter
Solisten
der
Neuen
Musik,
der
Förderung
junger
talentierter
Instrumentalisten durch Einbindung in die Programme des Kulturzentrums,
Komponistenportraits herausragender Komponisten der jüngeren Generation,
Kompositionsaufträgen
und
Querschnitten
durch
die
verschiedenen
Entwicklungsstränge der allerjüngsten Musikgeschichte gesetzt.511
504
Vgl. http://www.kultum.at/kopfmenue/ueber-uns (aufgerufen am 28.01.2013)
Vgl. http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/10125353/3335513/ (aufgerufen am 28.01.2013)
506
Vgl. http://www.kultum.at/kopfmenue/ueber-uns (aufgerufen am 28.01.2013)
507
Vgl. http://langenacht.orf.at/detail-new/bl/steiermark/li/kulturzentrum-minoriten/ (aufgerufen am 28.01.2013)
508
Vgl. E-Mail Forian Geßler an die Verfasserin der Arbeit vom 31.05.2011
509
Vgl. http://www.kulturservice.steiermark.at/cms/beitrag/10864156/25711218/ (aufgerufen am 28.01.2013)
510
http://www.kultum.at/neue-musik (aufgerufen am 28.01.2013)
511
Vgl. Ebda
505
264
5.5
open music
open music wurde Anfang der 90er Jahre als Konzertreihe in Graz gegründet, die
sich der512 „’Vermittlung heutiger Musik’, zeitgenössischer Musik im Sonne von
gegenwartsrelevanter Musikkunst/-kultur“513 verschrieben hat – „jenseits strikter
Trennung in E und U, komponierte und improvisierte Musik, klassische Moderne,
Neue Musik und (Post)Avantgarde, Hoch-, Sub- und Populärkultur, jenseits
ästhetischer Vorlieben“514. Heute ist open music eine private Initiative, für deren
Konzeption und Durchführung sich – nach Wolfgang Hattinger und Wim van Zutphen
– Ute Pinter verantwortlich zeigt.515
Die
Förderung
junger
Musiker
und
Komponisten
sowie
die
Präsentation
zeitgenössischer Klassiker stehen ebenso im Vordergrund wie die Qualität in der
Vielfalt, die gezielte Auswahl aus dem breiten Angebot und die Anregung zu neuen
Projekten. Auch schreckt open music nicht vor Spartenüberschreitungen und
Experimenten zurück, besonders in Richtung der Bereiche Film, Video, Tanz bzw.
Performance,
Theater.
Ein
weiteres
Ziel
besteht
in
der
Einrichtung
von
Projektinitiativen und dem Versuch, heimische Musiker und Komponisten zusammen
mit
international
renommierten
Persönlichkeiten
zu
präsentieren.
Kooperationspartner fand open music bisher unter anderem in der Diagonale,
FORUM STADTPARK, den Grazer Spielstätten, IEM Cube, dem Kulturzentrum bei
den Minoriten, Mariahilf-Kultur, dem musikprotokoll, dem Musem der Wahrnehmung,
der
Postgarage,
dem
Stadtmuseum
Graz,
dem
steirischen
herbst
sowie
StockwerkJazz. Weiters besteht eine Mitgliedschaft von Grazzjazz.at.516
Im Laufe wurden im Rahmen dieser Konzerte Werke zahlreicher zeitgenössischer
Komponisten gespielt, darunter auch etliche derer, die mit Graz eng verbunden sind,
wie zum Beispiel Beat Furrer, Clemens Gadenstätter, Georg Friedrich Haas,
Bernhard Lang, Klaus Lang, Clemens Nachtmann oder Alexander Stankovski.517
512
Vgl. http://www.openmusic.at/om_statement_fr.html (aufgerufen am 31.01.2013)
Ebda
514
Ebda
515
Vgl. Ebda
516
Vgl. Ebda
517
Vgl. Ebda
513
265
5.6
steirischer herbst
Immer wieder in seiner Geschichte hat sich der steirische herbst neu erfunden – eine
amorphe Institution in progress, die sich von Jahr zu Jahr die Frage nach den
eigenen Bedingungen und Notwendigkeiten als eigenwillige Plattform neuer Kunst
stellt. Der steirische herbst ist als Festival in mancher Hinsicht besonders: Durch
seine
Vielstimmigkeit,
durch
die
forcierte
Kommunikation
zwischen
den
verschiedenen künstlerischen Disziplinen, durch die Verschränkung von ästhetischen
Positionen mit theoretischem Diskurs.518
Das Avantgardefestival steirischer herbst ging 1968 aus dem FORUM STADTPARK
– ursprünglich eine Plattform für Kunst, Architektur, Film, Photographie und Musik –
hervor519 Der Gründungspräsident Hanns Koren sprach in seiner Eröffnungsrede
zum ersten steirischen herbst über die Intention zur Gründung520: „Der steirische
herbst
soll
eine
repräsentative
Zusammenfassung
der
künstlerischen
und
wissenschaftlichen Kräfte des Landes Steiermark in einer zusammenhängenden
Veranstaltungsreihe in den Monaten September und Oktober jedes Jahr“521 sein und
beschreibt das Festival als „Symbiose von bildender und darstellender Kunst, von
Musik und Wissenschaft, Darbietungen im Theater und im Konzertsaal, Musik vor
allem im musikprotokoll im ORF“522.
Der steirische herbst ist weit über die Steiermark hinaus bekannt und stellt eines
der523 „renommiertesten Aushängeschilder der Österreichischen Kunstszene“524 dar.
Besonderen Wert wird auf die Einbeziehung und Vernetzung regionaler aber auch
internationaler Künstler, Szenen und Kontexte gelegt. Lange bevor dies gang und
gäbe war integrierte dieses Festival Kunst, Musik, Performance, Tanz, Theater,
Literatur, Architektur, Neue Medien und Theorie, jedes Jahr werden unterschiedliche
518
http://www.steirischerherbst.at/2012/deutsch/festival/festival.php (aufgerufen am 28.01.2013)
Vgl. http://www.austria.info/at/oesterreich-entdecken/steirischer-herbst-1469011.html (aufgerufen am
28.01.2013)
520
Vgl. Höfler, Gernot: 30 Jahre musikprotokoll – Ein Festival als Spiegel musikkulturellen Wandels, Graz:
Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz Diplomarbeit 1997, S. 3
521
Ebda
522
Ebda
523
Vgl. http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/95674496/DE/ (aufgerufen am 28.01.2013)
524
Ebda
519
266
Schwerpunkte gesetzt.525 Dieses Festival ist eines der weltweit wenigen für
zeitgenössische Kunst526, „das seinem Wesen nach wahrhaft multi-disziplinär ist“527.
Der steirische herbst zeigt und unterstützt aktuelle künstlerische Arbeitsweisen,
Handschriften, Diskurse. Die Präsentation von Produktionen ist dabei aber nur der
sichtbarste Teil des Programms. Recherchen, Prozesse, Entwicklungen gehören
ebenso zu diesem Festival wie spektakuläre Aufführungen, groß angelegte
Ausstellungen, raumgreifende Konzerte neuer Musik, architektonische Forschungen,
öffentliche Debatten und nächtelanges Feiern.528
Als derzeitige Intendantin zeigt sich Veronica Kaup-Hasler verantwortlich.
5.6.1
musikprotokoll
Ebenso wie der steirische herbst entstand das musikprotokoll 1968 und wurde vom
damaligen Intendanten des ORF-Studios Steiermark Emil Breisach initiiert. Durch
den Titel sollte vermittelt werden, dass dies kein Musik-Fest im allgemeinen Sinne,
sondern als ein Avantgardefestival verstanden werden sollte.529 „Protokoll meint
sachliche Information, forciert den Studiocharakter, öffnet sich unvoreingenommen
dem Unbekannten, dokumentiert Gegenwartsmusik jeglicher Ausprägung, spiegelt
Zeitströmungen und auch Moden.“530 Ursprünglich sollte es nur alle zwei Jahre
stattfinden, ob des großen Anklangs beim Publikum wurde es jährlich abgehalten.
Das
Programm
des
ersten
Musikprotokolls
1968
bestand
aus
Werken
österreichischer, jugoslawischer und tschechischer Komponisten, Klassikern der
Moderne und auch lebender Komponisten, es wurden unter anderem Stücke von
György Ligeti, Ernst Krenek, Luigi Dallapiccola, Zoltan Kodaly, Béla Bartok
aufgeführt.531
Die „Festivalplattform für zeitgenössische und experimentelle Musik“532 ist eine Art
Labor, in dem das533 „kundschafterhafte Aufsuchen der neuen Entwicklungen und
525
Vgl. http://www.steirischerherbst.at/2012/deutsch/festival/festival.php (aufgerufen am 28.01.2013)
Vgl. Ebda
527
Ebda
528
Ebda
529
Vgl. Höfler, Gernot: 30 Jahre musikprotokoll – Ein Festival als Spiegel musikkulturellen Wandels, S.3
530
Ebda, S. 3f
531
Vgl. Ebda, S. 4f
532
http://musikprotokoll.orf.at/de/programm/musikprotokoll-im-steirischen-herbst (aufgerufen am 28.01.2013)
533
Vgl. Ebda
526
267
Trends gemeinsam mit dem Publikum betrieben wird“534. Zahlreiche Genres, wie
Orchestermusik mit dem ORF Radio Symphonieorchester Wien, Musik für
Ensembles und Kammermusik zu Performance und Klanginstallation sowie eigens
für das Festival entwickelte und produzierte Arbeiten werden beim musikprotokoll zur
Aufführung gebracht. Inhaltlich orientiert sich das Festival an zeitgenössischer und
experimenteller Musik und intermedialen Spielformen und setzt noch immer – wie
schon
bei
der
Gründung
–
österreichische
Beiträge
in
internationale
Zusammenhänge. Das musikprotokoll ist eine Koproduktion von Radio Österreich 1
und Radio Steiermark, die die Aufführungen übertragen, in Kooperation mit dem
steirischen herbst.535
5.6.2
Jugendmusikfest Deutschlandsberg
Das Jugendmusikfest Deutschlandsberg wurde 1984 von dem Komponisten Hans
Werner Henze gegründet. Er hatte schon Erfahrung mit der Zusammenarbeit mit
Künstlern und Jugendlichen und wurde vom damaligen Intendanten des steirischen
herbstes, Peter Vujica, auf die Direktorin der Musikschule Deutschlandsberg, Prof.
Barbara Faulend-Klauser, aufmerksam gemacht. Diese hatte schon mehrere
Konzerte mit internationalen Künstlern, Lesungen mit österreichischen Autoren und
zeitgenössische Filmvorführungen im Stadt-Kino organisiert.536
Henze und Faulend veranstalteten nun Werkstätten für Kompositionen, Malerei und
Dichtung mit Jugendlichen, in denen das Material für die Konzerte und die
szenischen Darbietungen für die Aufführungen im Rahmen des steirischen herbstes
erarbeitet wurden. In diesem Prozess wurden sie von auswärts kommenden
Künstlern wie Wolfgang Bauer, Hans Hoffer, Elfriede Jelinek, Harald Neuwirth,
Heinrich Schiff und Kurt Schwertsik unterstützt.537 Das Jugendmusikfest bestand aus
verschiedenen Elementen, die variabel zusammengesetzt wurden. Das Zentrum
bildete ein musiktheatralisches Werk, das oft mit außermusikalischen Elementen wie
Kochen, Skateboard Fahren, Film und Video verknüpft war.538
Ansporn und Inspiration kommen zwar von immer anderen eingeladenen Künstlern,
getragen aber wird das Fest von den Jugendlichen. Sie sind es, die einen Teil der
534
Ebda
Vgl. Ebda
536
Vgl. http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/10126468/2365464/ (aufgerufen am 28.01.2013)
537
Vgl. Ebda
538
Vgl. http://oe1.orf.at/artikel/214046 (aufgerufen am 28.01.2013)
535
268
Ferien und des beginnenden Schuljahres intensiv arbeiten. Sie sind es, die
Frustration und Ängste überwinden und mit Begeisterung und Freude das Festival zu
dem machen, was es ist: Ausdruck der schöpferischen Kräfte in jedem von uns.539
Das Jugendmusikfest Deutschlandsberg bestand bis zum Jahr 2003, Barbara
Faulend-Klauser war 20 Jahre dessen Leiterin. Ihrer Aussage nach war das
schwierigste Gebiet in diesem Unternehmen die Komponistenwerkstatt540 –
„nirgendwo ist die Schwelle höher, nirgendwo ist das Errichten der Rampen
schwieriger, Aufstiegs- und Einstiegshilfen, die die Komponierenden, die Spielenden,
die Einstudierenden, die Zuhörenden brauchen.“541 Viele Komponisten konnten sich
nicht in die Kinder hineinversetzen und schreiben zu schwierige Stücke, die die
Kinder und Jugendlichen nicht spielen konnten. Auch war es sehr schwierig,
überhaupt Komponisten für dieses Projekt zu gewinnen, Kompositionsaufträge für
Kinder bzw. für Laien sind die542 „Stiefkinder der Branche“543. So werden den
eingeladenen Künstlern nicht nur hohe künstlerische, sondern auch ebenso
menschliche und pädagogische Fähigkeiten abverlangt544 „und noch dazu müssen
sie selbstlos sein. Denn sie verdienen nichts oder sehr wenig und opfern viel Zeit“545.
Das Teilnehmen an der Komponistenwerkstatt war für viele der Beginn ihrer Karriere
– unter den Komponierenden waren Hansjörg Arndt, Hartmut Kleindienst, Max Koch,
Daniel Kügerl, Olga Neuwirth und Viktor Rieß. Als Mentoren dienten ihnen im Laufe
dieser 20 Jahre unter anderem Otto M. Zykan, Gerd Kühr, Kurt Schwertsik, Harry
und Olga Neuwirth.546
539
http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/10126468/2365464/ (aufgerufen am 28.01.2013)
Vgl. http://oe1.orf.at/artikel/214046 (aufgerufen am 28.01.2013)
541
Ebda
542
Vgl. Ebda
543
Ebda
544
Vgl. Ebda
545
Ebda
546
Vgl. Ebda
540
269
6
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wurde ein Überblick in Form eines lexikalischen Werkes
gegeben, das das reichhaltige Spektrum der Stadt Graz in Hinsicht auf Neue Musik
widerspiegelt.
Für den Hauptteil mit den Komponistenportraits wurde recherchiert, welche
Komponisten an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz unterrichten
und eine Liste der Kompositions-Absolventen derselben erstellt. Die Auswahl, welche
Komponisten in vorliegender Arbeit vertreten sein würden, beschränkte sich auf jene,
die auf die E-Mail(s) der Autorin antworteten und Material zur Verfügung stellten. Bei
der Erstellung der Komponistenportraits wurde darauf geachtet diese möglichst
einheitlich zu gestalten. Leider fehlt von manchen Komponisten z.B. das Statement
zum Bezug zu Graz oder die Werklisten sind unterschiedlich ausführlich. Dies hängt
damit zusammen, dass von den Komponisten unterschiedlich umfangreiches
Material zur Verfügung gestellt wurde. Auch die Kapitel über Ensembles, Vereine
und Aufführungsstätten beschränken auf die wesentlichen, um den Rahmen dieser
Arbeit überschaubar zu halten.
Bei der Recherche zeigte sich, dass es teilweise erstaunlich schwierig ist,
Informationen über die jeweiligen Themen zu finden. So lassen sich beispielsweise
über
das
Jugendmusikfest
Deutschlandsberg
nahezu
keine
allgemeinen
Informationen finden, und selbst diese sind nur sehr bruchstückhaft. Somit sind die
Aussagen und Informationen von „Zeitzeugen“ für diese Arbeit besonders wichtig, da
ohne diese viele Kapitel nicht so erstellt hätten werden können, wie sie nun in der
Arbeit zu finden sind.
Das Ziel dieser Arbeit war die Erstellung eines teilweise lexikalischen Werkes über
die „Grazer Szene Neuer Musik“, wobei in der Folge kurz einige wesentliche
Zusammenhänge dargestellt werden sollen. Nur sehr wenige der Komponisten
stehen bei einem Verlag unter Vertrag, die meisten verlegen ihre Werke im
Eigenverlag. Richard Dünser und Bernhard Gander stehen beim Verlag C.F. Peters
unter Vertrag, Georg Friedrich Haas bei Universal Edition, Beat Furrer beim
Bärenreiter Verlag (zuvor bei Universal Edition) und Gerd Kühr bei dem
französischen Verlag Durand-Salabert-Eschig (Universal Music Publishing Group).
270
Bernhard Lang und Klaus Lang haben gemeinsam mit den zwei Komponisten Peter
Ablinger
und
Nader
Mashayekhi547
–
„vier
der
eigenwilligsten
und
kompromisslosesten Komponisten und Klangkünstler ihrer Generation“548 – und dem
Historiker Siegwald Ganglmair den Verlag Zeitvertrieb gegründet549. Clemens
Gadenstätter war zuerst beim Ariadne Verlag und ist gegenwärtig bei Edizioni
Musicali RAI Trade, von Viktor Fortin sind mehrere Werke bei der Universal Edition
und Doblinger Verlag erschienen, Joanna Wozny steht bei dem Verlag Edition
Juliane Klein unter Vertrag. Alles in allem sind Komponisten, die eng an einen Verlag
gebunden sind und von diesem vertreten werden, eher eine Ausnahme. In dieser
Hinsicht geben der Steirische Tonkünstlerbund und die andere saite den
Komponisten gute Möglichkeiten, indem immer wieder Sammerwerke oder Tonträger
mit verschiedenen Kompositionen erscheinen.
Sehr unterschiedlich ist auch die internationale Präsenz der Komponisten. Bei sehr
vielen renommierten Festivals und in berühmten Häusern werden Werke von Richard
Dünser, Beat Furrer, Clemens Gadenstätter, Georg Friedrich Haas, Gerd Kühr,
Bernhard Lang und Klaus Lang gespielt. Auch Elisabeth Harnik, Joanna Wozny und
natürlich Olga Neuwirth zählen zu international erfolgreichen Komponistinnen.
Auffallend ist hier wieder auch das Verhältnis Komponisten zu Komponistinnen, das
Verhältnis der Männer überwiegt noch immer deutlich. Viele der international
erfolgreichen Komponisten üben neben ihrer künstlerischen Arbeit oft auch eine
Lehrtätigkeit an (oft sogar mehreren) Universitäten aus.
Interessant zu beobachten ist, dass manche der international erfolgreichen
Komponisten in Graz eher wenig gespielt werden – das trifft besonders auf Richard
Dünser und Georg Friedrich Haas zu. Einen Großteil der Konzerte mit Neuer Musik
bestreiten der Steirische Tonkünstlerbund, die andere saite und das Ensemble
Zeitfluss – alle drei sind darauf bedacht, junge Komponisten zu fördern und nehmen
diese sehr oft in ihre Konzertprogramme auf. Dies könnte einer der Gründe sein,
warum international erfolgreiche Komponisten seltener in Graz gespielt werden.
In Hinsicht auf den Kompositionsstil herrscht in Graz eine große Bandbreite – von
avancierten Geräuschkompositionen über Weiterentwicklungen der zweiten Wiener
Schule bis hin zu Kompositionen im tonalen Stil.
547
Vgl. http://zeitvertrieb.mur.at/ (aufgerufen am 02.02.2013)
Ebda
549
Vgl. Ebda
548
271
Jeder hat seine persönliche Klangsprache, Klaus Lang beispielsweise verwendet in
seinen Werken minimalistische, fragile Klangeffekte. Georg Friedrich Haas hingegen
baut seine Kompositionen auf der Obertonharmonik und Mikrotonalität auf. Beat
Furrer zeichnet sich durch einen sehr differenzierten, fragilen und ausbalancierten
Gesamtklang aus, weiters kommen Instrumente bei ihm in experimenteller und
avancierter Weise zum Einsatz. In den Kompositionen Clemens Gadenstätters
beispielsweise – ein Schüler von Helmut Lachenmann, der die Qualität des
Geräusches mit Tonklang gleichsetzte – zeigen sich durch eine geräuschhafte bzw.
experimentelle
Verwendung
der
Instrumente
Anleihen
auf
Lachenmanns
Klangsprache. Gerd Kührs Kompositionsstil kann teilweise als experimentell
bezeichnet werden, jedoch sind bei ihm trotzdem Schatten einer traditionellen
Klangsprache erkennbar. Richard Dünsers Schaffen wurzelt noch wie aus weiter
Ferne in der zweiten Wiener Schule; er entwickelte und verfeinerte, auch durch
Anregungen der französischen Moderne, seinen expressiven und unverkennbaren
Personalstil und erschloss sich über imaginäre poetische Welten die Dramatik
wirksamer
Bühnenstücke,
unterstützt
auch
durch
seine
subtile
Instrumentationskunst. Bernhard Langs Musik hingegen unternimmt Ausflüge in die
Jazz- und Popularmusik mithilfe repetativer Klangmodelle inspiriert durch einen
hängen gebliebenen Plattenteller (dies äußert sich in der Verwendung von Loops).
Außerdem hat er sich so wie Andreas Weixler und Daniel Mayer auf elektronische
Komposition und den Einsatz des Computers in den Kompositionen spezialisiert. Es
lassen sich somit keine Generalisierungen bzw. Gruppierungen in der Vielfalt der
Grazer Komponisten treffen, jeder geht seinem personellen Kompositionsstil nach
und schafft somit eine Vielfalt an Strömungen.
Im Zuge der Arbeit kristallisiert sich heraus, dass der Großteil der Komponisten
bezüglich der Stellung der Neuen Musik in Graz der Meinung ist, dass Graz
diesbezüglich sehr viel bietet und ein zeitgenössischer Komponist in dieser Stadt
sehr viele Möglichkeiten hat.
Viele betonten auch die gute Stimmung und das „friedliche Zusammenleben“ am
Institut für Komposition, Musiktheorie, Musikgeschichte und Dirigieren der Universität
für Musik und darstellende Kunst Graz und dass zwischen den Komponisten in Graz
eine freundschaftliche Atmosphäre herrsche.
272
Nach den Komponistenportraits wurden die Vereine, Ensembles und verschiedenen
Aufführungsrahmen für Neue Musik in jeweils einem eigenen Kapitel diskutiert.
Sehr aktiv gestalten der Komponistenverein die andere saite und der Steirische
Tonkünstlerbund das Grazer Musikleben, indem sie immer wieder Konzerte
organisieren, Tonträger veröffentlichen und sich besonders für die Förderung
heimischer Komponisten engagieren. Einen essentiellen Beitrag zur Entwicklung der
Neuen Musik in Graz leisten auch die vorhandenen Ensembles, insbesondere das
Ensemble Zeitfluss. Dieses Ensemble gibt oft Werke bei Komponisten in Auftrag,
achtet bei der Programmzusammenstellung stets auf ein ausgeglichenes Verhältnis
zwischen unbekannten und schon international erfolgreichen Komponisten und
interpretiert die Werke auf höchstem Niveau.
Im Bereich der Aufführungsrahmen für Neue Musik gibt es zahlreiche Möglichkeiten,
die zum Teil auch über die nationalen Grenzen hinaus bekannt sind, wie der
steirische herbst und das musikprotokoll oder das FORUM STADTPARK. Leider
wurden aber auch schon einige wichtige Festivals wieder eingestellt, darunter
beispielsweise das Jugendmusikfest Deutschlandsberg oder das Hörfest.
Insgesamt ist die Szene Neuer Musik Graz eine sehr lebendige, florierende und es
wird gehofft, dass sie auch in den nächsten Jahren noch wächst – sowohl an
Konsumenten als auch an Ausführenden.
273
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http://www.universaledition.com/Beat-Furrer/komponisten-undwerke/komponist/241/biographie
http://www.universaledition.com/Blumenstueck-fuer-Chor-Basstuba-StreichquintettGeorg-Friedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/7531
http://www.universaledition.com/Georg-Friedrich-Haas/komponisten-undwerke/komponist/278/biographie
http://www.universaledition.com/Georg-Friedrich-Haas/komponisten-undwerke/komponist/278/werk/12954/werk_einfuehrung
http://www.universaledition.com/Hyperion-Konzert-fuer-Licht-Orchester-GeorgFriedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/12730
277
http://www.universaledition.com/in-vain-fuer-24-Instrumente-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/7566
http://www.universaledition.com/Konzert-fuer-Violine-Orchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/5676
http://www.universaledition.com/Konzert-fuer-Violoncello-Orchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/11290
http://www.universaledition.com/Nacht-Kammeroper-in-24-Bildern-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/3818
http://www.universaledition.com/Nuun-fuer-2-Klaviere-Ensemble-BeatFurrer/komponisten-und-werke/komponist/241/werk/3916
http://www.universaledition.com/Sayaka-fuer-Schlagzeug-Akkordeon-GeorgFriedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/12727
http://www.universaledition.com/sodass-ich-s-hernach-einem-Blick-gleichsam-wieschoenes-Bild-im-Geist-uebersehe-fuer-Streichorchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/18
http://www.universaledition.com/Torso-nach-der-unvollendeten-Klaviersonate-C-DurD840-1825-von-Franz-Schubert-fuer-grosses-Orchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/5400
http://www.universaledition.com/Traum-in-des-Sommers-Nacht-Hommage-FelixMendelssohn-Bartholdy-fuer-Orchester-Georg-Friedrich-Haas/komponisten-undwerke/komponist/278/werk/13372
http://www.universaledition.com/Wer-wenn-ich-schriee-hoerte-mich-fuer-SchlagzeugEnsemble-Georg-Friedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/54
http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/95674496/DE/
http://youtube.googleapis.com/v/1OhF8K3xfKo&hl=de_DE&fs=1&
http://zeitvertrieb.mur.at/
https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beat-furrer/aktuelles/
https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beat-furrer/vita/
https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beat-furrer/werke/buehne/
https://www.edition-peters.de/cms/deutsch/news/gander-krenek-preis.html
278
Abbildungsverzeichnis
ABBILDUNG 1: BEAT FURRER ...................................................................................................................... 5
ABBILDUNG 2: MANUSKRIPTSEITE AUS DER OPER NARCISSUS .................................................................... 12
ABBILDUNG 3: GERD KÜHR....................................................................................................................... 13
ABBILDUNG 4: PARTITURSEITE AUS VI FLÜCHTIGE ZEICHNUNG. BEGINN DES LETZTEN UND SECHSTEN SATZES
AUS DER ORCHESTERKOMPOSITION LINIE PUNKT FLÄCHE RAUM ....................................................... 20
ABBILDUNG 5: KLAUS LANG ...................................................................................................................... 33
ABBILDUNG 6: PARTITURSEITE AUS DIE BÄRTIGE FRAU. STERNE IM GESICHT................................................ 38
ABBILDUNG 7: RICHARD DÜNSER .............................................................................................................. 40
ABBILDUNG 8: PARTITURSEITE AUS DER RADEK-SINFONIE ......................................................................... 49
ABBILDUNG 9: CLEMENS GADENSTÄTTER.................................................................................................. 52
ABBILDUNG 10: PARTITURSEITE AUS FLUCHTEN/AGORASONIE ................................................................... 61
ABBILDUNG 11: GEORG FRIEDRICH HAAS ................................................................................................. 65
ABBILDUNG 12: BERNHARD LANG ............................................................................................................. 76
ABBILDUNG 13: PARTITURSEITE AUS MONADOLOGIE III.............................................................................. 82
ABBILDUNG 14: ALEXANDER STANKOVSKI ................................................................................................. 83
ABBILDUNG 15: MANUSKRIPTSEITE AUS DAS RÄTSEL EINES TAGES ............................................................ 88
ABBILDUNG 16: KLAUS DORFEGGER ......................................................................................................... 89
ABBILDUNG 17: MANUSKRIPTSEITE AUS DEM 3. STREICHQUARTETT............................................................ 95
ABBILDUNG 18: FLORIAN GEßLER ............................................................................................................. 96
ABBILDUNG 19: MANUSKRIPTSEITE AUS L'ORIGINE DE LA LUMIÈRE............................................................ 105
ABBILDUNG 20: PETER LACKNER ............................................................................................................ 107
ABBILDUNG 21: MANUSKRIPTSEITE AUS KANON FÜR ACHT INSTRUMENTE. DEZEMBER 1991 / MÄRZ 2004. 110
ABBILDUNG 22: CLEMENS NACHTMANN................................................................................................... 112
ABBILDUNG 23: MANUSKRIPTSEITE AUS EN DEHORS ................................................................................ 119
ABBILDUNG 24: GERHARD PRÄSENT ....................................................................................................... 121
ABBILDUNG 25: PARTITURSEITE AUS LA TACHE II .................................................................................... 129
ABBILDUNG 26: ORESTIS TOUFEKTSIS .................................................................................................... 131
ABBILDUNG 27: MANUSKRIPTSEITE AUS FRAKTUM 4/EPI ENTEKA ............................................................. 135
ABBILDUNG 28: VIKTOR FORTIN .............................................................................................................. 137
ABBILDUNG 29: PARTITURSEITE AUS DEM ZWEITEN BILD DER OPER FRANZ JÄGERSTÄTTER....................... 145
ABBILDUNG 30: DANIEL MAYER .............................................................................................................. 147
ABBILDUNG 31: PARTITURSEITE AUS LOKALE ORBITS / SOLO 5 ................................................................ 152
ABBILDUNG 32: MARTIN J. PICHLER ........................................................................................................ 153
ABBILDUNG 33: PARTITURSEITE AUS INITIAL ............................................................................................ 158
ABBILDUNG 34: THOMAS AMANN ............................................................................................................ 160
ABBILDUNG 35: PARTITURSEITE AUS TRANSCRIPTON STUDIES .................................................................. 164
ABBILDUNG 36: BERNHARD GANDER ...................................................................................................... 165
ABBILDUNG 37: MANUSKRIPTSEITE AUS KHUL FÜR STREICHQUARTETT ..................................................... 169
ABBILDUNG 38: ELISABETH HARNIK ........................................................................................................ 171
279
ABBILDUNG 39: PARTITURSEITE AUS SUPERSCHWÄRMEN ......................................................................... 177
ABBILDUNG 40: PETER JAKOBER ............................................................................................................ 178
ABBILDUNG 41: MANUSKRIPTSEITE AUS SCHEMEN .................................................................................. 183
ABBILDUNG 42: PETROS MORAITIS ......................................................................................................... 185
ABBILDUNG 43: PARTITURSEITE AUS SCHMERZ UND FURCHT ................................................................... 190
ABBILDUNG 44: DIMITRI PAPAGEORGIOU ................................................................................................. 192
ABBILDUNG 45: PARTITURSEITE AUS EFFLUÉNCES .................................................................................. 197
ABBILDUNG 46: CHRISTOPH RENHART .................................................................................................... 198
ABBILDUNG 47: MANUSKRIPTSEITE ZU MONDVIOLEN ............................................................................... 202
ABBILDUNG 48: SIGRID RIEGEBAUER ...................................................................................................... 203
ABBILDUNG 49: MANUSKRIPTSEITE AUS STÜCKWERK .............................................................................. 208
ABBILDUNG 50: ANSELM SCHAUFLER ...................................................................................................... 209
ABBILDUNG 51: PARTITURSEITE AUS APORIE........................................................................................... 215
ABBILDUNG 52: ANDREAS WEIXLER ........................................................................................................ 217
ABBILDUNG 53: MANUSKRIPTSEITE AUS ASHLEY AVE .............................................................................. 224
ABBILDUNG 54: JÖRG-MARTIN WILLNAUER ............................................................................................. 225
ABBILDUNG 55: MANUSKRIPTSEITE AUS DAS FROMME HARMONIUM .......................................................... 228
ABBILDUNG 56: JOANNA WOZNY............................................................................................................. 230
ABBILDUNG 57: PARTITURSEITE AUS DEM WERK LOSES........................................................................... 236
280
Anhang
Stand: 05.02.2013
http://alt.kultum.at/2004_5/Pressl.htm
Scotty beam me up
Hirtenmusik für zwei Flöten
Im zweiten der beiden Innenhöfe des Gebäudes der Kirchenmusikabteilung befanden sich, direkt
unter dem Institut für Fundamentaltheologie, drei ebenerdige Unterrichtsräume. Durch eine
Doppeltüre gelangte man in einen düsteren,
modrigen
Vorraum,
dem
ein
mit
einem
grünen
Filzvorhang
versehenes
Kirchenmusikerorgelschuhgestell sein spezielles Gepräge verlieh. In zweien der drei Räume befanden
sich Orgeln, die beständig ohrenbetäubenden und geisttötenden kirchenmusikalischen Übungslärm
absonderten. Im dritten Raum erteilte Hermann Markus Preßl für gewöhnlich seinen
Kompositionsunterricht.
„Als man den Ropschitzer Zaddik, einen der großen Schüler des Sehers von Lublin, fragte: ‚Warum
lebst du nicht nach der Weise deines Lehrers?‘, sagte er: ‚Im Gegenteil, ich folge ihm durchaus; so
wie er seinen Lehrer verlassen hat, so verließ ich ihn.‘" (Gerschom Scholem)
Waldemar Bloch, einer der Lehrer Preßls schrieb in seiner „Neuen Harmonielehre", dass einer der
größten Fehler der Kompositionsschüler das „semper idem" sei. Im Sinne der chassidischen
Geschichte war Preßl also Blochs Meisterschüler. Preßl selbst entzog sich der Lehrer-SchülerProblematik, indem er nichts lehrte. Sein Kompositionsunterricht war seine Anwesenheit. Lehren
bedeutete ihm nicht Anleitungen, Regeln, Verbote zu geben. Lehren war ihm schützen und sein
lassen. Kompositionsunterricht erteilen hieß dasein und schweigen und lächeln. Nur so konnte man
verstehen lernen, was es heißt im Ohrensessel sitzend zu denken.
Man meinte, man betrete nur einen anderen Raum, man betrat aber einen anderen Planeten.
Klaus Lang
Interpretinnen
Christos Polyzoides, Violine
Dimitrios Polisoidis, Viola
Janna Polyzoides, Klavier
Gerhard Zeller, Klavier
u.v.a.
Werke von
Hermann Markus Preßl
umrahmt von fünf Uraufführungen seiner (ehemaligen) Schüler Joachim Jung, Peter Lackner, Klaus
Lang, Dimitrios Papageorgiou und Ernst Christian Rinner
Hermann Markus Preßl
* 26.05.1939 in Altaussee
+ 12.08.1994 in Nea Mouchri /GR
Ausbildung • Pflichtschulen, Bad Aussee: Maschinenschlosserlehre, Abschluss; BULME Mödling
(Maschinenbau), 1959 Wechsel an die MHS Wien: Violine (Josef Drevo), Viola (Eduard Melkus), ab
1960 auch Komposition (Otto Siegl), Akademie für Bildende Künste: Malerei, MHS Mozarteum
Salzburg: Violine (Jaroslav Suchy), Kom-position (Helmut Eder), MHS Graz: Komposition (Waldemar
Bloch), 1964 Salzburger Sommerakademie für Violine und Malerei; Wien: Staatsprüfung für Violine,
Graz: Diplom in Komposition mit Auszeichnung, 1972 Studien in Warschau (Boguslaw Schaeffer)
Tätigkeiten • 1964-1966 Musikschulleiter in Bad Aussee, 1964 auch Lehrer am Musikpädagogischen
Gymnasium, Konzerte, 1966-1971 Lehrbeauftragter der MHS Wien an der von Österreich betreuten
Musikschule in Kabul (Afghanistan), Musikethnologe: umfangreiche Sammlung afghanischer
Volksmusik (in: Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien),
Sammlung und Beschreibung der afghanischen Musikinstrumente, Konzerttätigkeit, Auftragswerke,
Vorlesungen für Musiktheorie und Komposition an der Universität Kabul, Vorträge, Aufsätze;
Zusammenarbeit mit Walter Graf (Institut für Musikwissenschaft an der Universität Wien), ab 1971
Landesmusikschule Graz: Lehrtätigkeit (Violine); 2. Geiger im Himmel-Quartett, Mitglied des
Collegium Musicum Instrumentale, des Pro-Arte-Orchesters, der Cappella Classica, des Grazer
Kammerorchesters und im Grazer Philharmonischen Orchester, Vorstandsmitglied des Steirischen
Tonkünstlerbundes (wegen „zersetzendem Einfluss seiner Musik auf die steirische Jugend"
ausgeschlossen), ab 1974 MHS Graz: Lehrbeauftragter (Musiktheorie, Komposition); Konstruktion von
Maschinen als Klangerzeuger (Lärmmaschinen) als Träger kreisförmig geschlossener Partituren
281
(Steirerliedmaschine, Schleifstein), 1975 Gastdozent beim Musikfestival Bahia, Brasilien, 1977
Studienreise nach Srinagar (Kashmir), ab 1978 Lehrbeauftragter für Ensemble an der MHS Graz,
Beginn der Auseinandersetzung mit Josef Matthias Hauer, John Cage, strukturelle Beschäftigung mit
afghanischer Musik, Abwendung vom Ausdruckscharakter europäischer Musik, ab 1982 ao. Professur
für Musiktheorie und Komposition an der MHS Graz, ab 1985 o. Professur für Musiktheorie und
Komposition
Auszeichnungen • 1973 Kompositionspreis der Stadt Graz, Kompositionspreis des BMUK, 1974 und
1986 Joseph-Marx-Musikpreis des Landes Steiermark, 1976 Kompositionspreis der Stadt Leibnitz
1978 Kompositionspreis des Musikprotokolls, 1988 Kompositionspreis des steirischen herbstes
Aufführungen • 1973, 1976-1979, 1985, 1986 Musikprotokoll im steirischen herbst, 1975 Warschauer
Herbst, 1994 „Wagner höst" Tønsberg/Norwegen und viele mehr
http://alt.kultum.at/2005_1/Aschermittwoch_Musik.htm
Historia Mortis Senecae Secundum Tacitum
von Florian Geßler
Am 19. April 65 ging Lucius Annaeus Seneca auf Geheiß seines einstigen Schülers Nero in den
Freitod. In gelassenem Rapportstil berichtet uns Tacitus in allen Einzelheiten von dieser Begebenheit.
Es wird berichtet, wie Seneca darauf bedacht ist, Haltung zu bewahren, seinen Selbsttod als letztes
Beispiel stoischer Lebenslehre zu vollziehen. Aber ganz so glatt geht’s eben nicht: einen kurzen
Moment wird er fast schwach, dann nämlich, als sein Weib beschließt, mit ihm zu sterben und er das
nicht mit anzusehen vermag. Auch lassen sich seine Pulsadern nicht so leicht öffnen, zu hager ist
Seneca und so zieht sich sein Tod entsetzlich lange hin. Ein Beispiel politischer Willkür, in der
nüchternen Darstellung umso anklagender, zeigt es doch, was Machtausübung in letzter Konsequenz
fürs Individuum bedeutet. Florian Geßler hat diesen Text gefiltert und zieht aus dem Material der
Sprache des Tacitus musikalisches Material. So entsteht keine „Vertonung", keine bloße musikalische
Verdopplung, seine Musik ist diskret und fürchtet sich dennoch nicht vor Semantik: nicht affirmativ als
Affekt, sondern als Aspekt des musikalischen Verlaufs.
Mit der „Historia Mortis Senecae Secundum Tacitum" steht Florian Geßler ganz in der Tradition der
musikalischen Um- und Neudeutung historischer Merkwürdigkeiten, wie sie für das frühe Barock eines
Heinrich Schütz oder eines Monteverdi typisch sind.
Mit Fug und Recht kann man behaupten, hier eine avancierte, zeitgenössische Antwort auf das
Madrigal zu hören, und wie dort zieht uns die Intensität solch stachliger Komplexität in ihren Bann.
Anklage durch Zurücknahme, keine Note zu viel, eine karge Klanglandschaft diskreter Schönheit.
(Christian Klein)
http://avant.mur.at/research/iScore/index.html
Die Idee eine Echtzeit-Komposition wird hier in Form einer Spontan-Improvisation mit
computergestüzter interaktive Partitur realisiert. Die Partitur Seiten sind oft graphisch gehalten um so
auch der individuellen Klangentwicklung der einzelnen Spielerinnen Rechnung zu tragen.
Es besteht genauso die Möglichkeit traditionelle Notenschrift einfließen zu lassen und in das Konzept
der Auswahl mittels limiterter Zufälle zu integrieren.
iScore ermöglicht für Solo-Werke eine eine intensive Auseinandersetzung mit dem individuellen
Spieltechniken, deren kompositorischen Einsatz und elektronische Weiterverarbeitung. Als
Spielanweisung mit Ensemble ermöglicht es eine freie und dennoch koordinierte Klangentwicklung
Das Konzept sieht elektronische Echtzeitprozesse interagierend vor:
In Klangverarbeitungen um die Instrumentalklänge zu verbinden und den Spielern eine klangliche
Umgebung für mehr Freiheit zu geben und um die Klangwelten zu verbinden.
Im Visuellen um durch Echtzeit-Prozesse akustische Ereignisse mit entsprechenden visuellen zu
begleiten und so synästhetische Eindrücke zu vermitteln.
Die Teile sind sehr flexibel anwendbar und an die Gegebenheiten des Veranstaltungsortes anpassbar
(Audio-Kanäle, Beamer) und für jede Anzahl an SpielerInnen geeignet.
Vom Solo, Duo über kleines Ensemble bis hin zum Orchester wurde iScore bereits in
unterschiedlichen Versionen aufgeführt.
Es kommt zu gegenseitigen Beeinflussungen und Interaktionen zwischen
• akustische Instrumente
• Audio-Prozesse
• visuelle Interaktionen
http://avant.mur.at/weixler/awbio.dt.html#full
282
Ausbildung
1982 Matura, anschließend Elektrotechnikstudium mit Toningenieur-Ausbildung an der TU-Graz und
an der MHS Graz. Parallele Studien in Architektur an der TU Graz und der Experimentalphysik an der
Karl-Franzens Universität Graz.
1986/87 Studienwechsel zum Kompositionsstudium an der Hochschule fürMusik und darstellende
Kunst in Graz u.a. bei Andrej Dobrowolski, Younghi Pagh-Paan,und Beat Furrer.
1995 Kompositionsdiplom der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz bei OH.Prof. Beat
Furrer
1997 Sponsion zum Magister Artium an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz KUG
2000-2001 Forschung in Computermusik und interaktive audiovisuelle Medienkunst an der Nagoya
City University, Japan
internationale Seminare und Fortbildungen in Österreich, Japan, Taiwan, Schweiz, Frankreich,
England ua.
Lehrtätigkeiten
Anstellungen, Lehrverpflichtungen
bestehende:
seit 2004 Lehrbeauftragter an der Kunstuniversität Linz, Universität für künstlerische und industrielle
Gestaltung
am Institut für Medien > interface cultures
seit 2005 Advanced Audioviusal Interaction Project / Max Msp Jitter I
2004/05 Hybride Projekte / Max Msp Jitter, 2005/06 programming I / audio programming
am Institut für Medien > zeitbasierte Medien / audiovisuelle Gestaltung
2005/06 Intermediale und transmediale Strategie
seit 1997 Lehrer für Musik- und Medientechnologie an der Bruckner-Universität in Linz
seit 2001 JIM - Institut für Jazz und Improvisierte Musik
seit 2003 auch Institut für Komposition, Dirigieren und Musiktheorie
1997-2000, seit 2006 SAMT, Studio for Advanced Music and Media Technology
seit 2008 Leitung des Computermusik Studios
2011 Habilitation zum Ao.Univ. Professor für Computermusik und Elektroakustische Komposition
vorangegangene:
2006
Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Hagenberg, Medientechnik und Design / Digitale
Medien
für algorithmic art
2003/2004 Gastprofessor am TNCA Tainan National College of the Art, Taiwan, Applied Music
Department
1998 Lehrauftrag acousmatic & net-music am Institut für Musikwissenschaft an der Karl-Franzens
Universität Graz
1992-1999 Lehrauftrag künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeit am Institut für Elektronische Musik
an der Hochschule/Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz - KUG
Künstlerische Tätigkeiten
1975 -2011 zahlreiche internationale Aufführungen von Kompositionen und Musikprojekten in den
Bereichen: audiovisuelle Komposition, zeitgenössische Musik, elektronische Musik, Computermusik &
Medientechnologie, Musik im Raum, jazzverwandte Musik, zeitgenössisches Theater, Musiktheater,
Filmmusik und Tanzperformance.
Werke
130 international veröffentlichte Kompositionen und Medienarbeiten
Werkcharakteristik:
Ausgehend von Komposition für Jazzrock, Odd und Funk Gruppierungen entwickelte ich mich über
Minimal Music, zeitgenössische Instrumentalkompositionen und Computermusik hin zur
audiovisuellen interaktiven Medienkunst.
Zusammenarbeit mit Ensembles & Solisten
Slowind (Bläser Quintett Slowenien), JIM faculty (Österreich), Frank Stadler Quartett (Salzburg),
Roots Ensemble (ICMC Belfast), Juilliard Electric Ensemble (New York), DissonArt Ensemble
(Griechenland), Janus Ensemble (Wien), sang sang (Süd-Korea), Kuwayama-Kijima (Japan), pierrot
lunaire ensemble (Wien), CFMW China Found Music Workshop - Ceiphon Ensemble (Taiwan),
ContrastTrio, Klangforum - Wien, szene instrumental, Schlagwerkensemble Dama - Dama, Austrian
Art Ensemble, Ensemble Für Neue Musik Zürich, Orbis-Quartett, Grazer Posaunen
Quartett,zahlreiche Konzerte mit Musiker der Konzertreihe die andere saite
diverse Solisten:
Pierre A Tremblay (Bass, UK) Lauren Hayes (prepared piano, UK), Xenia Pestova (toy piano, UK),
Karlheinz Essl (m@ze°2, Austria), Se-Lien Chuang (bass recorder, interactive visuals), Faye Snowdon
283
(flute, UK), Sioned Roberts (clarinet, UK), Richard Eigner (percussion, Austria), En-Ju Lin (Pipa,
Taiwan) Wolfgang Schliemann (Schlagwerk, Deutschland), Martin Speicher (Saxofon, Deutschland),
Ulrich Phillipp (Kontrabass, Deutschland), Ann Evans (UK) - saxophone, Heather Roche (UK/D) clarinet, Elfi Aichinger, Andreas Schreiber, Christian Radovan, Annelie Gahl, Hermann Stangassinger,
Vicky Chow (New York City), Hsin-Huei Huang, Pedro Rebelo (Belfast), Franziska Schroeder, John
Kenny, Gascia Ouzounian, Laoise Kelly (Irish harp), Ivan Goff (Irish pipes), Uli Fussenegger, Todd
Reynolds (New York City), Petra Ackermann, Petra Stump, Zsófia Szeghalmy, Rowland Sutherland
(London), Fabian Pollack, Judith Unterpertinger, Peter Herbert, Reinhard Micko, Pai Yu Ching
(sheng) & Tsai Chen Yu (erhu), Martin Zrost, Kiyoharu Kuwayama, Rina Kijima, Kagusho Kitagawa,
Michael Moser, Se-Lien Chuang, Shinobu Ishizuki, Christine Svoboda, Sandra Kraus, Dagmar Hödl,
Ruth Straub, Ulrike Stadler-Fromme, Arno Steinwider, Eva Bajic u.a.
(Details siehe Werkliste)
Zusammenarbeit mit Künsten & Medien
Jodi Rose (Singing Bridge, Bangor 2012), Hermann Nitsch (Orgien-Mysterien Theater, 50 Jahrfeier
Burgtheater 2005, Zweitage Spiel 2004, Sechstage Spiel 1998, Sechstage Symphonie Wien-BerlinBonn 1999), Günther Eichberger (Literatur und Echtzeitprozessing: Das Glück des Galeerensklaven
2002), Martin Zrost (Waon, interaktive audiovisuelle Improvisation bei vnm 01) Mikako Mizuno,
Kagusho Kitagawa und Se-Lien Chuang (audiovisuelle Interaktivität: The Story of Heike 2001), SeLien Chuang (audiovisuelle interaktive Installation: Living Cave 2001, Musik-Video: Blue Elephant
1999, Trinity 1999, realtime processing: a crush on you 1999, O.zon 1997, u/hhua-ghua 1996,
audiovisuelle Interaktion: paper wedding 1999 u.v.a.m, ), Kuwayama-Kijima (audiovisuelle interaktive
Improvisation 2001), Gertrude Moser-Wagner (Video "Ouroboros 2000, "Luftloch", 1997), Hermann
Nitsch (Sechstagesymphonie 1999, Orgien-Mysterien Theater 1998), Projekttheater - Eva Brenner
(Limits-no limits 1999, "Duras", 1998, "Einsamkeit der Lust", 1996, workshop act now 1998), Luise
Kloos Denkwerkstatt 1999, tanzbAAr - Eva Brunner (Tanz Theater, 1998), Anna Schrefl Cie (Tanz,
1997: 14. Künstlerbegegnung Stift St. Lambrecht und ImPuls Tanz Wien), Elio Gervasie Dance
Company (Tanztheater 1988), Dis-Moll - Klement/Steffen (Contact-dance und MusikPerformance,1986),
Flugfluchten - Katharina Klement (Musik, Tanz und Sprache,1987), Nikolaus Leytner (Filmusik,1980)
http://clemensnachtmann.mur.at/index.php/ignm-steiermark.html
Auftaktkonzert der neu gegründeten IGNM Steiermark am 31.10.2011
http://db.musicaustria.at/node/45418
Die 1922 gegründete Internationale Gesellschaft für Neue Musik ist heute ein wichtiges internationales
Netzwerk von Mitgliedern in über 50 Ländern, das sich der Förderung und Präsentation
zeitgenössischer Musik widmet. Die Sektion Österreich mit Zweigsektionen in Oberösterreich,
Kärnten, Salzburg, der Steiermark und Tirol sieht ihre Aufgabe in der Stärkung der österreichischen
Musikkultur in Bezug auf Innovation, Vielfalt und Chancengleichheit, wobei gerade aus einer
angestrebten Balance der Geschlechter auch eine Innovationskraft für Musik entsteht. Ein
Frauennetzwerk innerhalb der ignm Österreich, geleitet von Manon-Liu Winter und Irene Suchy,
erarbeitet Maßnahmen und Programme, die dieses Ziel verwirklichen helfen, die aber auch die IGNM
bei Weltmusikfesten und Jubiläen als Lobbyistin dieser zentralen musikpolitischen und
gesellschaftlichen Frage positionieren.
http://db.musicaustria.at/node/52756
1993
Lehrauftrag für Formenlehre, Musikanalyse und Instrumentenkunde
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
http://db.musicaustria.at/node/54130
1984
Junge Generation in Europa (Köln,Venedig, Paris): Preisträger
Festival d'Automne à Paris
1989
Preisträger des „Forums junger Komponisten“ in Köln
WDR - Westdeutscher Rundfunk
1992
Förderungspreis
284
Ernst von Siemens Musikstiftung
1993
Musikpreis
Stadt Duisburg
1996
composer in residence
Lucerne Festival
2003
Musikpreis
Stadt Wien
2006
Goldener Löwe
FAMA - Hörtheater in acht Szenen für großes Ensemble, acht Stimmen und Schauspielerin
Biennale di Venezia
2012
Kompositionspreis
Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG
1985 - 1992
Mitbegründunger, künstlerischer Leiter (ursprünglich: Société de L'Art Acoustique)
Klangforum Wien
Wien
1991
seither Professur, Leitung einer Kompositionsklasse
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
Graz
2005
Mitglied - Sektion Musik
Akademie der Künste Berlin
Berlin
2006 - 2009
Gastprofessur für Komposition
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main
Frankfurt am Main
internationale Tätigkeit als Dirigent vor allem zeitgenössischer Musik
http://db.musicaustria.at/node/58408
1978
Würdigungspreis
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
1979
Arbeitsstipendium für Musik
Amt der Kärntner Landesregierung
1979
Förderungspreis für Musik
Amt der Kärntner Landesregierung
1981
Förderungsstipendium
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
1984
Staatsstipendium für Komposition
Republik Österreich
1985
International Rostrum of Composers der UNESCO Paris: recommended work
Lamento e conforto - Elegie für großes Orchester
1988
Staatsstipendium für Komposition
Republik Österreich
1990
Förderungspreis
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
1993
285
Körber-Stiftung Hamburg: Rolf-Liebermann-Stipendium für Opernkomponisten
1993
Staatsstipendium für Komposition
Republik Österreich
1995
Förderpreis
Ernst von Siemens Musikstiftung
1996
Würdigungspreis
Amt der Kärntner Landesregierung
2001
Composer in residence
Wiener Concert-Verein
2004
Ernst-Krenek-Preis
Stadt Wien
2006
International Rostrum of Composers der UNESCO Paris: recommended work
Revue instrumentale et électronique - Raumkomposition für Instrumentalensemble und Zuspielungen
2007
Composer in Residence: KoFoMi '07
KomponistInnenforum Mittersill
2011
Österreichischer Kunstpreis 2011
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
http://db.musicaustria.at/node/58636
"Ich schreibe wie ein Schlafender, und mein ganzes Leben ist eine zu unterschreibende Quittung. In
seinem Hühnerstall, aus dem man ihn zum Schlachten herausholen wird, kräht der Hahn Hymnen auf
die Freiheit, weil man ihm darein zwei Sitzstangen eingebaut hat." (Fernando Pessoa, Das Buch der
Unruhe, Fragment 118)
"[...] Aber die Beziehung der Sprache zur Malerei ist eine unendliche Beziehung; das heißt nicht, daß
das Wort unvollkommen ist und angesichts des Sichtbaren sich in einem Defizit befindet, das es
vergeblich auszuwetzen versuchte. Sprache und Malerei verhalten sich zueinander irreduzibel:
Vergeblich spricht man das aus, was man sieht; das, was man sieht, liegt nie in dem, was man sagt;
und vergeblich zeigt man durch Bilder, Metaphern, Vergleiche das, was man zu sagen im Begriff ist."
(Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge)
Das Konzept der Erweiterung der Wahrnehmungswelt ist ein politisches; hier geht es nicht um einen
neuen Kolonialismus der Netzwerke und der aggressiven "sensual assaults", sondern um die
grundlegend subversive Störung der konsolidierten Wahrnehmungsmuster und sinnlichen Ordnungen,
die jede Ausübung von Macht erst möglich machen. Ich glaube nicht an einen Komponisten, der sich
zum Repräsentanten des Systems macht und das Imperium in seiner Brutalität durch Tafelmusiken
maskiert und gesellschaftsfähig macht. Ich glaube nicht an einen Komponisten, der aus der
Geschichte nur museale Materialverfüglichkeit deduziert. Ich glaube nicht an einen Komponisten, der
an sich selbst glaubt.
Bernhard Lang, 1995
http://db.musicaustria.at/node/60896
Das Hinterfragen der gegenseitigen Abhängigkeit unterschiedlicher Wahrnehmungsqualitäten gehört
zu den zentralen künstlerischen Anliegen Olga Neuwirths. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten sind Klang-,
Bild- und Sprachmaterialien verschiedenster Herkunft und Bechaffenheit, die ohne Rücksicht auf ihre
Eigenschaften, aber mit viel Sinn für die Wirkung dramaturgischer Entwicklungen miteinander
verbunden werden.
http://db.musicaustria.at/node/69068
verführung abschied alkohol nähe weinen 90-63-92 kotzen schöne worte schnelle autos playmate
scarlatti flirten flüstern tanzen achterbahn verzweiflung teure uhren schreien parfum porno bahnhof
playboy distanz nothing reality matters kommen covergirl after midnight sprechen unaussprechliches
hasen mit langen ohren
286
Bernhard Gander, 2006
http://ensemble-zeitfluss.com/index.php/article/articleview/11/1/6/
Termine
Donnerstag, 27.9.2012, 19:30 Uhr Heimatsaal
Paulustorgasse 13a, 8010 Graz
Das Tagebuch der Anne Frank
Monooper von Grigori Frid
Temi Raphaelova, Sopran
Edo Micic, Dirigent
Austrian Youth Ballet, Tanz
Ekaterina Christou und Kevin Lewin, Choreographie
Freitag, 5.10.2012, 20:00 Uhr Next Liberty
Musikprotokoll
Thomas Amann - Uraufführung
Christian Klein - sotto i sassi
Marko Nikodijevic - music box/selbstportrait mit ligeti und strawinsky (und messiaen ist auch dabei)
Edo Micic, Dirigent
http://ensemble-zeitfluss.com/index.php/article/articleview/5/1/4/
ensemble zeitfluss
Die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts ist ein spannendes Kapitel Musikgeschichte. Leider bleibt es
einem grossen Publikum weitgehend verschlossen. Zu selten finden sich Werke namhafter
Komponisten dieser Zeit auf den Spielplänen der Grazer Musiktreibenden. Mit dem im Oktober 2003
gegründeten Ensemble Zeitfluss, wollen (Dirigent), (Komponist) und (Saxophonist) diesem kulturellen
Rückstand entgegenwirken.
Ziel des Ensemble Zeitfluss ist, Werke grosser internationaler Komponisten des 20. Jahrhunderts,
denen heimischer gegenüberzustellen. Ein grosses Anliegen des Ensembles ist, die spannende
Entwicklung zeitgenössischer Musik und ihre - der breiten Öffentlichkeit zumeist verborgene Schönheit, hörbar zu machen. Das Ensemble Zeitfluss will vergessene, wenig gespielte und
unbekannte Werke gegenwärtiger Musik zur Aufführung bringen.
Das Programmkonzept soll mit ausgewählten Werken grosser Komponisten, von denen einige aus
dem aktuellen Musikleben fast verbannt wurden, ein breites Publikum ansprechen. Diese Werke
werden neu in Auftrag gegebenen Kompositionen gegenübergestellt.
http://ensemble-zeitfluss.com/index.php/article/articleview/57/1/16/
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rückblick
Montag, 26.4.2004, 19:45 Uhr Minoritensaal Graz
Györgi Ligety,Györgi Ligety, Uraufführungen von Klaus LangKlaus Lang und Kiawasch
SahebNassaghKiawasch SahebNassagh
Montag, 31.1.2005, 19:45 Uhr Minoritensaal Graz
Gerard
Grisey,Gerard
Grisey,
Uraufführungen
von
Daniel
Mayer
und
Kiawasch
SahebNassaghKiawasch SahebNassagh
Freitag, 2.9.2005, 19:45 Uhr Orangerie Burggarten Graz
Claude Debussy, Maurice Ravel
Montag, 26.9.2005, 19:45 Uhr Minoritensaal Graz
Jacques Ibert,Jacques Ibert, Bruno Maderna,Bruno Maderna, Uraufführungen von Peter Lackner und
Henrik Sande
Samstag, 15.10.2005, 19:45 Helmut List Halle Graz
Samstag, 22.10.2005, 19:45 Helmut List Halle Graz
Peter Ablinger - Stadtoper (UA)
Donnerstag, 27.10.2005, 19:45 Minoritensaal Graz
Freitag, 28.10.2005, 19:45 Minoritensaal
Nikolaus A. HuberNikolaus A. Huber - Portraitkonzert
Samstag, 11.3.2006, 19:45 Minoritensaal Graz
G. Scelsi,G. Scelsi, KyaKya
B. Maderna,B. Maderna, Serenata per un satellite
G. Grisey,G. Grisey, TaleaTalea
287
A. Schaufler,A. Schaufler, viavia
K. Dorfegger,K. Dorfegger, sonata für Kammerorchestersonata für Kammerorchester (UA)
Sonntag 25.6.2006, 20:00, Minoritensaal Graz
Iannis Xenakis - Jalons
Uraufführungen von Clemens Nachtmann, Orestis Toufektsis und Vjekoslav Njezic
Montag 11.12.2006, 20:00 Generalmusikdirektion Graz
Terry Riley - in C, Giacinto Scelsi - Kya, Milko Lazar - Pocket Concerto
Daniel Mayer - Modulation und Echo (UA)
Edo Micic - Dirigent
Bojan Gorisek - Klavier
Clemens Frühstück - Saxophon
Montag 26.3.2007, 19:45 Minoritensaal Graz
John Cage - ten
Morton Feldman - Routine Investigations
Pierre Boulez - Improvisé - pour le Dr. K. für 5 Spieler
Gerd Noack - radiens - Konzert für Saxophon und Kammerensemble (UA)
Edo Micic - Dirigent
Clemens Frühstück - Saxophon
Mittwoch 20.6.2007, 20:00 Minoritensaal Graz
Anton Webern - Sinfonie op. 21
Gerhard Krammer - ...über das / ein / her / weg / gehen... (UA)
Anselm Schaufler - Bauernhimmel III (UA)
Kiawasch SahebNassagh - DAAH# - 9+1 (UA)
Edo Micic - Dirigent
Montag, 3.12.2007, 19:45 Minoritensaal Graz
Luigi Nono - canti per 13
Salvatore Sciarrino - Introduzione all' oscuro
Gerhard Stäbler - "El camino - una fiesta - el camino" für Akkordeon und Ensemble
(UA)
Gerhard Nierhaus - Kairographie (UA)
Janne Rättyä - Akkordeon
Edo Micic - Dirigent
Freitag, 14.3.2008, 19:45 Minoritensaal Graz
Igor Strawinsky - Septett
Hanns Eisler - 14 Arten den Regen zu beschreiben
Thomas Amann - ROTO-SPIEGEL
Orestis Toufektsis - EpiPente I
Edo Micic - Dirigent
Montag, 23.6.2008, 19:45 Minoritensaal Graz
Edgar Varese - Octandre
Isang Yun - Kammerkonzert I
Christian Klein - ...sotto i sassi... (UA)
Dimitri Papageorgiu - Irai no kane (UA)
Edo Micic - Dirigent
„FEST DER TRÄUME“
Sonntag, 9.11.2008, 11:00 Festhalle Edelsbach
Peter Lackner - Kanon für Α, Ω &
Gsellmanns Weltmaschine - 8. Oktober 2008
Edo Micic - Dirigent
Donnerstag 26.3.2009, 19:45 Minoritensaal Graz
Georg Friedrich Haas - tria ex uno
Franco Donatoni - Hot
Elisabeth Harnik - Open lead near shore (UA)
Joachim Jung - Litanei (UA)
Edo Micic - Dirigent
Clemens Frühstück - Saxophon
Mittwoch 29.4.2009, Brüssel
Anselm Schaufler - Bauernhimmel IV (UA)
Edo Micic - Dirigent
Donnerstag, 29.10.2009, 19:45 Uhr Minoritensaal Graz
Zeitflusssolisten - Sequenzen
Luciano Berio - Sequenza IXa für Klarinette (1980), Hubert Salmhofer, Klarinette
288
Luciano Berio - Sequenza VIIb für Sopransaxophon, Clemens Frühstück, Saxophon
Luciano Berio - Sequenza XIII für Akkordeon (1995), Janne Rättyä, Akkordeon
Klaus Lang - rote asche. (UA)
Mittwoch, 9.12.2009, 19:45 Uhr Minoritensaal Graz
Periodes
Gerard Grisey - Periodes
Franco Donatoni - Etwas ruhiger im Ausdruck
Anton Webern - Quartett Op. 22
Lars Skoglund - Uraufführung
Edo Micic, Dirigent
Montag, 22.3.2010, 19:45 Uhr Minoritensaal Graz
Netz für Neue Musik
Ansamble Cantus ZagrebAnsamble Cantus Zagreb Gastkonzert
B. Sipus - Un jardin sous la pluie avec compositeur parapluie
S. Foretic - Melusine
S. Dedic - Ich vergesse Dich nicht
J. Wozny - Return
E. Harnik - Opean lead near shore für Kammerensemble
Berislav Sipus, Dirigent
Clemens Frühstück, Saxophon
Freitag, 30.4.2010, 20:00 Uhr Ligeti Saal, Mumuth, Graz
Komponieren heute
Ensemble Zeitfluss
Jean Luc Herve
Gerard Grisey
Manos Tsangaris
Edo Micic, Dirigent
Edo Micic, DirigentSamstag, 17.5.2010, 19:45 Uhr Minoritensaal Graz
Netz für Neue Musik
Ensemble Zeitfluss
P. Lackner - Uraufführung
G. Kühr - reihenweise (2008)
O. Toufektsis - EpiEnteka III für Kammerensemble
D. Papageorgiu - Uraufführung
I. Josipovic - Musicam psalite
K. Seletkovic - NO Music
M. Ivicevic - Stück für Flöte und Kammerensemble (UA)
Edo Micic, Dirigent
Ana Benic, Flöte
Montag, 24.5.2010, 20:00 Uhr Small Hall Vatroslav Lisinski, Zagreb
Netz für Neue Musik
Ensemble Zeitfluss
P. Lackner - Uraufführung
G. Kühr - reihenweise (2008)
O. Toufektsis - EpiEnteka III für Kammerensemble
D. Papageorgiu - Uraufführung
I. Josipovic - Musicam psalite
K. Seletkovic - NO Music
M. Ivicevic - Stück für Flöte und Kammerensemble (UA)
Edo Micic, Dirigent
Ana Benic, Flöte
Freitag, 22.10.2010, 20:00 Uhr Ligeti Saal, Mumuth, Graz
In Zusammenarbeit mit dem Institut für elektronische Musik Graz Algorithmische Kompositionen
Ensemble Zeitfluss
O. Toufektsis
D. Mayer
F. Gessler
D. Papagorgiu
u.a.
Freitag, 29.11.2010, 20:00 Uhr Minoritensaal Graz
Anselm Schaufler - Portraitkonzert
Ensemble Zeitfluss
289
Edo Micic, Dirigent
Donnerstag, 14.4.2011, 20:00 Uhr Minoritensaal, Graz
Zeitfluss @ Biennale
G. Scelsi
D. Moser
l. Brewaeys
K. Beaugeais
B. Casablancas
Davorin Brozic, Klarinette
Clemens Frühstück, Saxophon
Edo Micic, Dirigent
Mittwoch, 22.6.2011, 20:00 Uhr Minoritensaal, Graz
prima la musica & Ensemble Zeitfluss
Aaron Copland - Appalachian Spring
Terry Riley - in C
Florian Gessler - Verschobene Kontinente
Edo Micic, Dirigent
Montag, 24.10.2011, 20:00 Uhr Minoritensaal, Graz
Modern Classics
Arnold Schönberg - Das Buch der Hängenden Gärten, op.15 (für mittlere Stimme und
Kammerensemble bearbeitet von Richard Dünser)
Alban Berg - Sonate op.1 (für Kammerensemble bearbeitet von Richard Dünser)
Richard Dünser - ...breeding lilacs out of the dead land... (Flieder aus totem Land treibt)
Peter Jakober - ins andere übertragen
Annette Schönmüller, Mezzosopran
Edo Micic, Dirigent
Montag, 21.5.2012, 20:00 Uhr Minoritensaal, Graz
Wozny - Lang - Banihashemi
Joanna Wozny - Return (für Saxophon und Kammerensemble)
Bernhard Lang - Monadologie XI '..for Anton' 2. Kammersinfonie für Kammerorchester (ÖE)
Siavosh Banihashemi - Asir („Die Gefangene“) (UA)
Clemens Frühstück, Saxophon
Nasrin Rossmann, Sopran
Edo Micic, Dirigent
http://ensemble-zeitfluss.com/index.php/article/articleview/7/1/5/
Musiker
Julia Horvath, Flöte
Zinajda Kodric, Flöte
Kathalin Kiss, Oboe
Christoph Gaugl, Klarinette
Hubert Salmhofer, Klarinette
Matias Firtl, Klarinette
Clemens Maria Frühstück, Saxophon
Ivan Calestani, Fagott
Martin Angerer, Trompete
Lisa Adcock, Horn
Gergely Malyusz, Horn
Tim Purcell, Horn
Wolfgang Tischhart, Posaune
James Smale, Schlagwerk
Bernd Thurner, Schlagwerk
Clara Frühstück, Klavier
Eva Bajic, Klavier
Tjasa Ceric, Akkordeon
Georgia Privitera, Violine
Kathrin Lenzenweger, Violine
Daniel Moser, Viola
Magdalena Makarewicz, Viola
Myriam García Fidalgo, Violoncello
Thomas Platzgummer, Violoncello
290
Margarethe Maierhofer-Lischka, Kontrabass
Tamas Schultz, Kontrabass
Mona Silli, Harfe
http://ensemble-zeitfluss.com/index.php/article/articleview/9/1/8/
repertoire
Peter Ablinger, Stadtoper - Das Publikum
Peter Ablinger, drei orte graz
Thomas AmannThomas Amann, ROTO-SPIEGELROTO-SPIEGEL
Alban Berg, Kammerkonzert
Pierre BoulezPierre Boulez, DerivéDerivé
Pierre BoulezPierre Boulez, Improvisé - pour le Dr. K. für 5 SpielerImprovisé - pour le Dr. K. für 5
Spieler
John CageJohn Cage, tenten
Claude Debussy, Prèlude à d'après-midi d'un faune
Claude Debussy, Trois poems de Stéphane Mallarmé
Klaus Dorfegger,Klaus Dorfegger, sonata für Kammerorchestersonata für Kammerorchester
Hanns EislerHanns Eisler, 14 Arten den Regen zu beschreiben14 Arten den Regen zu beschreiben
Morton FeldmanMorton Feldman, Routine investigationsRoutine investigations
Gerard Grisey,Gerard Grisey, PartielsPartiels
Gerard Grisey,Gerard Grisey, TaleaTalea
Nicolaus A. HuberNicolaus A. Huber, Als eine Aussicht weit
Nicolaus A. HuberNicolaus A. Huber, Die Leber des Prometheus
Nicolaus A. HuberNicolaus A. Huber, O dieses Licht
Nicolaus A. HuberNicolaus A. Huber, La Force du Vertige
Jacques Ibert, Concertino da camereaJacques Ibert, Concertino da camerea
Christian KleinChristian Klein, ...sotto i sassi......sotto i sassi...
Peter Lackner, Kanon
Peter Lackner, Kanon für Α, Ω & Gsellmanns Weltmaschine - 8. Oktober 2008
Klaus Lang, Die englischen HändeKlaus Lang, Die englischen Hände
Milko LazarMilko Lazar, Pocket Concerto
Gerhard KrammerGerhard Krammer, ...über das / ein / her / weg / gehen......über das / ein / her / weg
/ gehen...
Györgi LigetiGyörgi Ligeti, KammerkonzertKammerkonzert
Bruno MadernaBruno Maderna, Serenata No. 2Serenata No. 2
Bruno MadernaBruno Maderna, Serenata per un satelliteSerenata per un satellite
Daniel Mayer, Elliptische VariationenDaniel Mayer, Elliptische Variationen
Daniel MayerDaniel Mayer, Modulation und EchoModulation und Echo
Gerhard NierhausGerhard Nierhaus, KairographieKairographie
Vjekoslav NjezicVjekoslav Njezic, Edo 2006 TriangulumEdo 2006 Triangulum
Gerd NoackGerd Noack, radiens op. 38radiens op. 38
Luigi NonoLuigi Nono, canti per 13canti per 13
Dimitri PapageorgiuDimitri Papageorgiu, Irai no kane Irai no kane
Maurice Ravel, Trois Poèmes de Mallarmé
Terry RileyTerry Riley, in Cin C
Kiawasch SahebNassaghKiawasch SahebNassagh, DAAH# - 9+1
Kiawasch SahebNassaghKiawasch SahebNassagh, HesaarHesaar
Kiawasch SahebNassaghKiawasch SahebNassagh, IllusionIllusion
Henrik Sande, Tanzmusik XVIII
Giacinto Scelsi,Giacinto Scelsi, KyaKya
Anselm SchauflerAnselm Schaufler, viavia
Anselm SchauflerAnselm Schaufler, - Bauernhimmel III- Bauernhimmel III
Arnold Schönberg, Kammersymphonie Nr. 1
Salvatore Sciarrino, Introduzione all' oscuroSalvatore Sciarrino, Introduzione all' oscuro
Gerhard StäblerGerhard Stäbler, El camino - una fiesta - el camino?El camino - una fiesta - el
camino? für Akkordeon und Ensemble
Igor StrawinskyIgor Strawinsky, SeptettSeptett
Orestis ToufektsisOrestis Toufektsis, MIKRO-ALLAXI - EpiEnteka IIMIKRO-ALLAXI - EpiEnteka II
Orestis ToufektsisOrestis Toufektsis, EpiPente IEpiPente I
Edgar VareseEdgar Varese, Octandre Octandre
Anton WebernAnton Webern, Symphonie op.21Symphonie op.21
291
Isang YunIsang Yun, Kammerkonzert I
Iannis XenakisIannis Xenakis, JalonsJalons
http://forum.mur.at/index.php?idcat=137
Die Geschichte
Gründung
Im Sommer 1958 stellt die „Junge Gruppe“ mit den bildenden Künstlern Othmar Carli, Gustav Zankl
und Günter Waldorf ein Ansuchen, um das leer stehende Grazer Stadtpark Café dauerhaft für
Kunstveranstaltungen zu nutzen. Die Stadtverwaltung lehnt allerdings ab und beschließt stattdessen
den Abbruch des Gebäudes. Erst nach Protesten von Seiten der Presse, Politik und einigen
Künstler_innenvereinen wird eine Frist für die Beschaffung der notwendigen Gelder eingeräumt. Die
Finanzierung gelingt. Also findet am 15. Jänner 1959 die konstituierende Versammlung des Vereins
FORUM STADTPARK statt. Im November 1960 wird das Gebäude mit der Ausstellung „Bekenntnis
und Konfrontation“ eröffnet.
Anfangszeit
Als selbst verwalteter Künstler_innenverein, soll das FORUM STADTPARK stärker als bisher die
Interessen
der
Kulturschaffenden
vertreten.
Besonders
jungen
Künstler_innen
und
Wissenschaftler_innen soll das Haus als Podium dienen. Die Gründer treten zunächst mit dem
Anspruch an, alle kulturellen Bereiche – also auch ästhetisch traditionelle, historische, politische und
didaktische Themen – einzuschließen. Das Ergebnis sind neun gleichberechtigte Referate. Während
der 60er Jahre geht der Anteil an theoretischen Veranstaltungen allerdings immer mehr zurück. Der
anfängliche Ehrgeiz eines breiten Spektrums wird abgelöst von einer Konzentration auf
zeitgenössische Kunst und Literatur.
Wandlung
In den 60er- und 70er-Jahren entwickelt sich das Haus zu einem der wenigen Präsentation- und
Produktionsorte für progressive Kunst und Literatur dieser Zeit und etabliert sich als elitäre Institution.
Gleichzeitig beginnt sich das Selbstbild zu wandeln, weg von einem Kulturbetrieb, hin zu einem reinen
Kunstbetrieb – möglichst unter Umgehung der sonst üblichen Vermittlungsinstanzen. In diesem Sinn
ist das FORUM STADTPARK auch ein Publikationsort und Verlag. Die 1960 gegründete
Literaturzeitschrift manuskripte beschert dem Haus internationale Aufmerksamkeit. Außerdem
erscheinen hier die Fotozeitschrift Camera Austria, die Filmzeitschrift blimp, die Literaturzeitschrift
Absolut, die Essayzeitung Liqueur und die Zeitschrift schreibkraft. Ebenfalls vom Verein mit initiiert:
das Avantgarde-Festival steirischer herbst.
Neustrukturierung
1995 tritt Alfred Kolleritsch nach 26 Jahren als Vorsitzender zurück und übergibt an Walter Grond. Mit
dem Wechsel im Vorstand gibt es auch einen Austausch der meisten Funktionäre, ReferentInnen und
Angestellten. Ziel ist die erneute Öffnung des „elitären“ Vereins für junge Künstler_innen bzw. die
Lösung der Erstarrung in einem überholten Avantgarde-Begriff. Referate werden aufgelöst und die
künstlerische Arbeit von der organisatorischen getrennt. Damit waren auf Einzelpersonen fixierte
Projekte nur noch begrenzt integrierbar. Das Forum Stadtpark Theater, die Camera Austria oder auch
die manuskripte gehen von da an eigene Wege.
Umbau & Jubiläum
1997 tritt Peter Zinganel an die Stelle von Walter Grond. Unter seiner Leitung wird das Haus im Jahr
2000 nachhaltig umgebaut und um ein Obergeschoß erweitert. Ab 2003 folgt schließlich Anton
Lederer als Vorsitzender, der die bisher eigenständigen Referate zu einem Gremium – dem
Programmforum – zusammenfasst, und so die interdisziplinäre Ausrichtung des Hauses weiter
ausbaut. 2009 feiert das FORUM STADTPARK unter der Leitung von Bernhard Wolf sein 50 jähriges
Jubiläum.
Heute
Heute wie damals versteht sich das FORUM STADTPARK als Mehrspartenhaus, das für einen
erweiterten Kunstbegriff und für spartenübergreifendes Arbeiten steht. Pro Jahr finden auf drei
Ebenen rund 150 Veranstaltungen in den Bereichen Architektur, Literatur, Bildende Kunst, Film,
Fotografie, Medienkunst, Mode, Musik, Theater, Performance und Theorie statt – der Großteil davon
bei freiem Eintritt. Es ist der erklärte Anspruch des Hauses, Labor und Plattform für viele Szenen der
lokalen, österreichischen und internationalen Kulturproduktion zu sein. Seit 2011 leitet Heidrun Primas
das FORUM STADTPARK.
http://gerd-kuehr.at/uebergerdkuehr.html
Über Gerd Kühr
292
Gerd Kühr über das Komponieren: "Komponieren heißt für mich weniger Erfinden als vielmehr Finden.
Entdecken von Vorhandenem, Vor-Geschriebenem, Vor-Verfasstem. Die Autonomie des
Komponierens scheint mir gebrochen durch das außerhalb von Musik liegende Gewebe von
Geschichte(n), Menschen, Welt. Ich suche Präzision, Annäherung in/an Emotion, die Emotion in der
Präzision."
Gerd Kühr, geboren 1952 in Österreich, absolvierte sein Kompositionsstudium am Mozarteum
Salzburg bei Josef Friedrich Doppelbauer und bei Hans Werner Henze in Köln sowie ein
Dirigierstudium bei Gerhard Wimberger (Mozarteum) und Sergiu Celibidache. 1992 bis 1994 hatte
Kühr eine Gastprofessur für Komposition am Mozarteum und ab 1994 in Graz inne, seit 1995 ist er
ordentlicher Universitätsprofessor für Komposition und Musiktheorie an der Universität für Musik und
darstellende Kunst, Graz.
Gerd Kühr Portrait
Sein internationaler Durchbruch war die Uraufführung der Oper "Stallerhof" (Libretto von Franz Xaver
Kroetz) 1988 bei der 1. Münchener Biennale (weitere Inszenierungen in Deutschland, Österreich und
in der Schweiz). 1992 präsentierte Wien Modern mehrere Werke von Gerd Kühr – im Rahmen des
Programmteils "Vertreter der jungen Generation".
Im Jahr 1999 folgte die Oper "Tod und Teufel" (Libretto von Peter Turrini) am Opernhaus Graz.
Weitere Höhepunkte seines musikalischen Schaffens waren zwei Porträtkonzerte in der Reihe "Next
Generation" bei den Salzburger Festspielen 2000, sein Wirken als "composer in residence" beim
Wiener Concert-Verein 2001/2002 (Kammerorchester der Wiener Symphoniker), 2003 eine Personale
beim Festival styriarte und 2005 das Gerd Kühr-Projekt (Eröffnungskonzert im Programmteil
"musikprotokoll"/steirischer herbst 2005).
Auch mit der Positionierung von Uraufführungen setzt Kühr nachhaltige Akzente und kann dabei mit
hoher Aufmerksamkeit eines sehr interessierten Publikums rechnen. So war im Mozartjahr 2006 im
Wiener Musikverein "Movimenti" für Violine und Orchester zum ersten Mal zu hören. Während der
Salzburger Festspiele 2006 fand "Stop the Piano" großen Anklang bei Publikum und Kritik.
2008 wurde in München Gerd Kührs Magnificat-Vertonung (Introductio – Meditatio – Magnificat –
Epilogus) erfolgreich uraufgeführt. Im März 2009 hatte im Wiener Konzerthaus "reihenweise" Premiere
– ein Kompositionsauftrag des Ensembles "die reihe" (zum Festkonzert "50 Jahre Ensemble die
reihe"). Gerd Kührs Werk für acht Tuben „Laute(r) Röhren“ (Auftragswerk des kunsthauses muerz)
wird im Oktober 2010 in Mürzzuschlag uraufgeführt. Im November 2011 wurde Gerd Kührs "Música
Pura" (Auftragswerk der Sammlung Essl für WIEN MODERN 2011) im Schömer Haus uraufgeführt.
Gerd Kühr leitete das Ensemble "die reihe"; zu hören waren weiters Friedrich Cerhas "Quellen" und
Renaissancemusik aus England in zeitgenössischen Bearbeitungen.
Im Jänner 2012 erhielt Gerd Kühr den Österreichischen Kunstpreis – Musik.
Gerd Kühr schuf zahlreiche Auftragswerke (für Orchester, Ensemble, Kammermusik, Chor) die u.a.
bei Wien Modern, dem Almeida Festival, dem Huddersfield Festival, dem steirischen herbst, bei
musica viva, dem Schleswig-Holstein Musik Festival und den Bregenzer Festspielen aufgeführt
wurden. Künstlerisch hat Kühr mit zahlreichen Ensembles und Solisten zusammengearbeitet, u.a. mit
Ensemble Modern, ensemble xx.jahrhundert, Klangforum Wien, RSO Frankfurt, Symphonieorchester
des Bayerischen Rundfunks, RSO Wien, Arnold Schoenberg Chor, Chor des Bayerischen Rundfunks,
mit Ulf Schirmer, Emilio Pomárico, Bertrand de Billy, Stefan Asbury, HK Gruber, Dennis Russell Davis,
Friedrich Cerha, Lothar Zagrosek, Oliver Knussen, Arturo Tamayo sowie Reto Bieri, Paul Meyer,
Heinrich Schiff, Stefan Vladar, Florian Kitt, Markus Hinterhäuser und Patricia Kopatchinskaja.
Gerd Kühr – der Dirigent, ist auch in den kommenden Saisonen in dieser Funktion zu erleben. In
Österreich, Italien, Deutschland, Russland und Guatemala hat Gerd Kühr zahlreiche Konzerte geleitet.
Gerd Kühr über seine Arbeit: "Ich bin immer noch so naiv, dass ich an eine Funktion der Musik in der
Gesellschaft glaube. Eine Funktion, die sie natürlich nur bei einem kleinen Prozentsatz hat, es ist die
Funktion, Möglichkeiten aufzuzeigen, auf Unbeantwortetes hinzuweisen. Musik ist für mich auch eine
Botschaft gegen die Armut an Fantasie. Ein Mensch, der dadurch geprägt ist und sich bewusst damit
befasst, trifft im Alltag andere Entscheidungen, davon bin ich überzeugt!"
Jänner 2012
http://klang.mur.at/biographie.html
Biographie
Klaus Lang
geboren 1971 in Graz.
Lebt als Komponist und Konzertorganist in Steirisch Laßnitz.
Seit 2006 Professur an der Musikuniversität Graz.
2008 Dozent für Komposition bei den Darmstädter Ferienkursen für neue Musik.
*
293
Studium von Komposition und Musiktheorie und Orgel an der Musikhochschule in Graz.
Wichtige Lehrer: Hermann Markus Preßl, Beat Furrer, Younghi Pagh Paan.
*
Werke für verschiedenste Besetzungen.
Aufträge verschiedener internationaler Festivals:
steirischer herbst graz, wien modern, eclat stuttgart, maerzmusik berlin,
lucerne festival, wittener tage für neue kammermusik, ultraschall berlin,
musiktriennale köln, darmstädter ferienkurse, klangspuren schwaz,
osterfestival innsbruck, new music festival stockholm,
tage zeitgemäßer musik bludenz, musikmonat basel,
monday evening concerts Los Angeles, Biennale München,
takefu festival (Japan)....
Aufgeführt durch
klangforum wien, arditti quartet, ensemble intercontemporain, musikfabrik, OENM,
ensemble die reihe, swr-chor, wdr-chor, musikfabrik nrw, nieuw ensemble amsterdam,
studio percussion graz, hr-orchester, rsb-orchester, recreation orchester,
tehran symphony orchestra...
*
Musiktheaterarbeiten:
stimme allein (Oper Bonn)
königin ök (Oper Bonn)
handschuh des immanuel (Hörtheater für den Aachener Dom)
kirschblüten. ohr. (hebbeltheater berlin)
die perser. (Theater Aachen)
zwei etagen. keine treppe. (hebbel theater berlin)
fichten. (UA märz 2006, maerzmusik berlin 2006)
vom mond. (Landestheater Innsbruck 2007)
kommander kobayashi - am ende. (Sophiensäle Berlin 2007)
the moon in a moonless sky. (two.) (Philharmonie Luxemburg 2007)
architektur des regens. (Biennale München)
BUCH ASCHE. (Oper Bonn 2010)
*
Konzerte als Organist mit alter, neuer und improvisierter Musik.
*
CDs:
trauermusiken (amras quartet)(edition-rz)
die überwinterung der mollusken (klangforum wien)(edition-rz)
lichtgeschwindigkeit (Duoimprovisationen mit Werner Dafeldecker)(grob)
sei jaku für streichquartet (arditti quartet)(edition-rz)
missa beati pauperes spiritu (col legno)
einfalt. stille. (edition-rz)
the book of serenity. (klangforum wien)(kairos)
*
Veröffentlichungen:
Zahlreiche Artikel für Zeitschriften (positionen, kunstmusik),
einen Artikel für das Grove Musiklexikon
und eine umfangreiche Arbeit über historische Stimmungssysteme.
("Auf Wohlklangswellen durch der Töne Meer")(->IEM)
http://klang.mur.at/works.htm
works
BUCH ASCHE.
opera
sop, alt, bass
choir
orchestra (90')
(2009)
requiem - ergänzungen
zum requiem von w.a. mozart
(2009)
capital. interview.
294
2fl, ob, clar, fg
hr, trp, pos
2 perc, 2 pno, acc
2vl,2vla,2vcl,kb 20'
(2009)
rote asche.
klar, sax, acc, vcl OR 2 klar, acc, vcl, 16'
(2009)
zum fleisch.
oratorium nach einer legende um bruno von köln
3 sopr, 6 basses
fl, trb, perc
vl, va, vcl, kb (70')
(2009)
vollkommenheit ohne nasenlöcher.
choir 5'
(2008)
the whitebearded man. the six frogs.
pno, perc 12'
(2008)
der weißbärtige mann. der frosch am mond.
2 accord 10' OR 2 hammondorg 10'
(2008)
shirohige no roujin. roppiki no kaeru.
accordion solo 10'
(2008)
the ocean of yes and no.
fl, klar, ob, bas,
trp, hr, trb, tb
klav, 2perc
2vl,vla,vcl,kb 20'
(2008)
the book of serenity.
klar, ob, fl
trp, hr, pos
klav
2perc
2vl, 2vla, 2vcl, kb 25'
(2008)
sternenmäuse.
vl, klav (for children) 3'
(2008)
the moon in a moonless sky. (two.)
4 perc (40')
(2007)
kommander kobayashi
am ende.
short opera
sopr, alt, ten, bass
choir
vla, vcl, cb
clar, hr
org, 1perc
45'
(2007)
die drei dirndln.
(vl, clar, klav) 9'
2007
architektur des regens.
opera
2 Sopr, choir (3 basses)
1 dancer
295
fl, perc, 3 vla
2 vcl,cb (80')
(2007)
das sechste element.
fl, 2 perc
10' (2007)
in flocken: schütter:
for femalechoir (3 part)
3' (2006)
vom mond.
short chamber opera
astronaut - alto
man on the moon - soprano
postman - tenor
cook - bass
fl picc
clarinette in B
bas
horn in F
harp
perc
viola
violoncello
contrabass
sais.
fl, perc, pno
54' (2006)
die drei goldenen schatten.
fl, clar, 2perc, hrp, git, pno, vl, vla, vcl, cb 20'
2007
drei goldene tiger
(2vl, vla,vcl,klav) 18'
2007
drei goldene gesichter
(2vl, vla,vcl,klav) 18'
2007
geschrieben in wasser.
(vl,vla,vcl, klav) 10'
2007
dangerous foxes are illusions.
(vl, vcl, klav)OR(vl, clar, klav) 9'
2006
ägäische eisberge.
(vla solo) 10'
2006
der rote spiegel.
Youth Orchestra + Choir:
10 rec, 2trp, 3trb, 4perc,
choir (sopran, alt)
org(positiv)
vl (min 9), vcl (min 3), cb (min 2)
70'
(2005)
the moon in a moonless sky.
4 perc, 15'
(2005)
marias mantel.
org, 12'
(2005)
die kleinen brüder.
fl, vcl, 1'
(2005)
296
die ränder der welt.
vl, 9'
(2005)
toccata per I`elevatione
2 trb, sopr,
vla, vcl, cb, 6'
(2005)
missa beati pauperes spiritu.
Cantor, 2 trb, sopr 1-3, 1perc,
vla 1-4, vcl 1-4, cb 1-2, 60'
or
with live-electronic:
Cantor, trb, sopr, 1perc,
vla, vcl, cb, 60'
(2005)
bonsai.
für Viola und Klavier
vla, pno, 1‘
(2004)
die englischen hände. zwei.
picc, sax, clar, hr, trb,1perc, pno, sopr, vl1, vl2, vla, vc, db
40‘
(2004)
die englischen hände.
picc, sax, clar, hr, tr, trb,1perc, pno, vl1, vl2, vla, vc, db
40‘
(2004)
klare himmel.
für Cembalo
harpsichord, 6‘
(2004)
why. flowers.
perc, sopr, acc, string instrument(s) 8'
(2004)
fichten.
für großes Orchester, 60‘
Gruppe A/ group A: fl, clar, sax, hr, Wagnertuba B, trb, mezzo soprano, perc,
3vl1, 3vl2, 3vla, 3vc, 2db
Gruppe B/ group B: fl, clar, bas, hr, Wagnertuba B, trb, mezzo soprano, perc,
3vl1, 3vl2, 3vla, 3vc, 2db
Gruppe C/ group C - wie A
Gruppe D/ group D - wie B
(2003/04)
kresse. kreise.
für Violine solo
vl, 8‘
(2003)
zwillingsgipfel.
für Flöte und Klavier
fl, pno, 9‘
(2003)
berge. träume.
für Violoncello und Chor, ca. 16‘
vc, choir (2sopr, 2alto, 2ten, 2bass)
Hamburger Version für Laienchor
(2003)
small life. transition.
für 2 Klaviere
2pnos, 7‘
(2003)
nach den sternen. salz.
2003, D: 12' (vl + pno)
297
space cookies, bellin deer and love
für violine und ensemble
2002, D:16' (vl solo, fl, clar, ob, bas, hr, trb, 2 perc, 2vl, vla, vcl, db)
mons floris. (zwei etagen. keine treppe.)
Musiktheater, 50‘
sopr, harpsichord, 9vl, 5vla, 3vc, 2db
(2002)
die perser.
Musiktheater nach Aischylos, 90‘
4soloists (sopr, alto, ten, bass), choir (6male voices, 12female voices)
3fl, 3clar, 3ob, 3bas, 5hr, 3tr, 3trb, 1tuba, 3perc,
2keyb instr (pno, cel, org), harp, vl1-23, vla1-7, vc1-7, db1-4
(2002)
regen. katzen.
für Piccoloflöte solo und Ensemble, 45‘
picc fl; fl, clar, sax, ob, bas, hr, trb, 2perc, 1keyb (pno, positiv organ),
2vl, 2vla, 2vc, 2db
(2001)
sei jaku
Streichquartett
2vl, vla, vc, 40‘
(2001)
the queen. the cowboy.
für Violoncello solo und Kammerorchester, 20‘
vc solo, vl a, b, c; 2fl, clar, bassclar, bas, hr, trb, 2perc, vl1-5, vla1-3, vc1-2, 1db
(2001)
der fette hirte und das weiße kaninchen
für zwei flöten und zwei schlagzeuge
2001, D: 10' (2 fl, 2 perc)
der weiße pfirsich und der lallende Quell
für ensemble
2001, D: 23' (fl, clar, female voice, (positive)organ, 4 perc, vla, vcl, db)
kirschblüten. ohr.
Musiktheater für 4 Schlagzeuger
(Raum/Space: Claudia Doderer)
4perc, ca. 30‘
(2001)
der handschuh des immanuel.
Hörtheater
fl, klar, horn, trb,
2 perc
org(positiv)
sopr, bass
2vl,2vla, vcl, 2cb
64'
(2000)
Neubearbeitung von
Etienne Nicolas Méhul: Die beiden Blinden von Toledo
Komische Oper
fl, cl, bassoon, vla, db, 5voices, 50‘
(2000)
Der Weg des Prinzen II. martian pingus
fl, sax (or bcl), female voice, 2perc, vla, bandoneon or vc
ca. 18‘
(2000)
Die drei Felder im Schnee und die scharlachrote Sonne
fl, perc, 9'
(2000)
die heilige clara und der schwarze fisch
für ensemble und klavier
(fl, clar, sax, hr, perc, vl, vla, vcl, db, pno)
2000, D: 20'
298
der weg des prinzen II
martian pingus (fl, sax (or clar), female voice, perc, musician, vla,
bandoneon (or vcl)) ("musician" means that this part can be played by
any musician) 1999/ 2000, D: 20',
die fenster des universums
(vl, vcl, pno)
1999, D: 6'
königin ök
1999/ 2000, D: 74', opera
offizium paperum
1999, D: 24'
(12 musicians)
("musician" means that this part can be played by any musicians)
Die vier Wege zum Berge Zion
für Violoncello (vcl)
III
music is the key
1999, D: 10'
Die goldenen Tiere
für Flöte, Horn, 2 Musiker, Violine und Viola
1999, D: 15' (fl, hr, 2 musicians, vl, vla)
("musicians" means that these parts can be played by any musician)
Die Kartoffeln der Königin
1999, D: 9' (clar, trb, vcl, kb or pno)
Der Tor, die Königin und der silberne Schuh
für Flöte und Klavier
1999, D: 15' (fl, pno)
Der Herr der Insel
für Flöte solo
1999, D: 9' (fl)
Die drei Spiegel der schönen Karin
für Kontrabaß solo
1998, D: 13' (db)
Die illusionären Planeten im Nervensystem der Barbe
für sieben tiefe Männerstimmen
1998, D: 17' (7 male voices)
Der Bindfaden der Gottheit und weiße Augen im Frühling
für drei gar klein Flötlein
1998, D: 50' (3rec)
Der schlafende Landmann, der Baum des Lebens und die Schalen der Finsternis
für Klavier solo
1998, D: 16' (pno)
Die Tage des Fastens und die Tage der doppelten Vollkommenheit
für Frauenstimme und Klavier oder andere Instrumente
1998, D: 1' (female voice, pno (or other instruments))
iku/lux cucumberis
für 16 Stimmen
1998, D: 16' (4s, 4a, 4t, 4b)
Die vier Wege zum Berge Zion
für Violoncello (vcl)
I
Die Klause der heiligen Christine
1997/98, D: 12'
II
1997/98, D: 10'
Das kaum wahrnehmbare Lächeln Dostojewskis
für Frauenstimme und Orgel(positiv)
1997/98, D:13' (female voice, org(positiv))
Die Ewigkeit ist eine Badehütte mit moosbewachsenem Schindeldach
für Ensemble und Orgel
1997/98, D: 17' (2 fl, 2 clar, sax, trb, 3 vl, 3 vla, 3 vcl, db)
Einübung in den Kastanienbaum
299
für vier Flöten
1997, D: 10' (4fl)
Die Mutter Gottes mit den drei Händen
für Sopranblockflöten
1997, D: 30' (min.48 sopranorecorders)
C. meinte der Rock wäre aus blau gefärbter von den Hebriden
stammender Schafwolle gemacht für Chor
1997, D: 15' (10s, 9a, 8t, 8b)
Die größte Tragik im Leben des Königs von Sipylos bestand darin,
daß nicht Thraker, nicht Böotier, nicht Achäer, sondern Barbaren
die Einzigen waren, die sein Herz zu rühren vermochten für Flöte,
Klavier und Electronic
1997, D: 39' (fl, pno, electr)
Die Wimpern des himbeerfarbenen Mondes/ Marienau
Trauermusik für Vokalensemble
1996/97, D: 13' (3 - 12 voices)
Das Geheimnis der Unsterblichkeit liegt in den Kernen des Granatapfels
Trauermusik für Chor, Frauenstimme, Sopraninoblockflöte, Klarinette
und zwei Kontrabässe
1996/97, D: 16' ( female voice, choir, rec, clar, 2db)
The forest of frost
Trauermusik für Flöte, Frauenstimme, Akkordeon (Orgelpositiv
oder Violoncello) und Schlagzeug
1996/97, D: 27' (fl, female voice, accord (org(positiv) or vcl), perc)
Zographou/ Im Schatten des blauen Feigenbaumes
Kleine Trauermusik für eine kleine Flöte
1996, D: 10' (fl)
CETVS CANDIDVS
1996, D: 22' (fl, sax, clar, trb, 2 perc, vl, vla, vcl, db)
Der Weg des Prinzen I
(Die sieben Boten)
(fl, sax (or clar), female voice, perc, musician, vla, bandoneon (or vcl))
1996, D: 19' ("musician" means that this part can be played by any musician)
Die vierzig Trauben im Garten des scharlachroten Scheichs
Trauermusik für Violine und Cembalo
1995/1996, D: 16' (vl, harpsichord)
Cartusia
Trauermusik für Violine solo
1995, D: 10' (vl)
Abd
Tryptichon für Orgel
1995, D:19' (org)
Der Atem
Trauermusik für Bläser und Schlagzeug
1995, D:29' (brass band)
The Sea of Despair
Trauermusik für Streichquartett
1995, D:45' (2vl, vla, vcl)
Tausend Kraniche
Trauermusik für großes Orchester mit obligatem Kielflügel
1995, D: 30' (orch)
Die Evangelienharmonie des Eusebius, canon I inquo IV.
Trauermusik für Fagott solo (basson)
1995, D:10'
Der Bruch der Gefäße
Trauermusik für 6 Spieler, (rec, vl, perc, kbklar, trb, kb)
1994/95, D: 18'
Melrose Abbey
Trauermusik für Orgel
1994/95, D:24' (org)
300
http://langenacht.orf.at/detail-new/bl/steiermark/li/kulturzentrum-minoriten/
Info
Das Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz zeigt zeitgenössische Kunst internationalen Zuschnitts
mit einem Fokus auf Religion, Spiritualität und existenzielle Fragestellungen - ob in Bestreitung,
Transformation überwundener Bildkonzepte oder in kreativer Neuentwicklung. In den 2010 neu
gestalteten Räumen im historischen Minoritenkloster in Graz werden Themenausstellungen,
Einzelpräsentationen und Sammlungsbestände gezeigt, die aus den Ausstellungen seit 2000
hervorgegangen sind. Damit verbunden ist ein Museumskonzept, das einen speziellen Fragehorizont
hat: „Wie kommt Religion in der Kunst der Gegenwart vor?“.
http://www.kulturservice.steiermark.at/cms/beitrag/10864156/25711218/
Nach einem Klavier- und Kompositionsstudium in Saarbrücken zog es ihn 1998 zu Beat Furrer an die
Universität für Musik und darstellende Kunst in seine derzeitige Wahlheimat Graz. Zudem arbeitet
Klein, der auch Kurse bei Gérard Grisey, Elliott Carter, Harrison Birtwistle und Klaus Huber besuchte,
seit 2002 gemeinsam mit Florian Geßler als Kurator für Neue Musik im Grazer Kulturzentrum bei den
Minoriten. 2005 bekam er den Förderpreis der Stadt Graz verliehen.
http://members.chello.at/bernhard.lang/
geb. 24.2.1957 in Linz
Schulbesuch und Musikstudium am Brucknerkonservatorium, Linz.
Ab 1975 Studium in Graz:
Philosophie und Germanistik, Jazztheorie, Klavier, Harmonielehre und Komposition
1977-1981 Arbeit mit div. Jazzgruppen als Komponist, Arrangeur und Pianist.
Auseinandersetzung mit Elektronischer Musik und Computertechnologie,
am IEM Graz
Entwicklung der Software CADMUS in C++ (Entwicklungsumgebung für Computergestützte
Komposition
ab 2003 a.o.Prof. für Komposition an der Kunstuniversität Graz
Juli 2004 bis März 2005 Stipendiat des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg
Juni 2007: Arbeitsaufenthalt im Künstleratelier, Thomas Bernhard Archiv, Gmunden
2007/08 'composer in residence', Theater Basel
2008/09 Capell-Compositeur der Sächsische Staatskapelle Dresden
Musikpreis der Stadt Wien 2008
Erste Bank Kompositionspreis 2009
Musiktheater:
'Das Theater der Wiederholungen', U.A. 2003, Graz, steirischer herbst. Paris, Opera de la Bastille
2006.
'seven attempted escapes from silence', U.A. 2005, Berlin, Staatsoper Unter den Linden.
'operation capablanca', Schachoper, U.A. 2005, Wien.
'I hate Mozart', U.A. 2006, Wien, Theater an der Wien. Augsburg 2010.
'Der Alte vom Berge', U.A. 2007, Schwetzingen, Basel.
'Montezuma - Fallender Adler' , U.A. 2010, Mannheim.
Teilnahme am Steirischen Herbst 1984, 1988, 1991, 1995,1999, 2003, 2008 und 2010.Moskau
Alternativa Festival, Moskau Modern, 'resistance fluctuations' Los Angeles 1998, Tage Absoluter
Musik Allentsteig I und II, Klangarten , Herbstfestival 98 Lissabon, Wien Modern, Münchner
Opernfestspiele, Darmstädter Ferienkurse, Donaueschinger Musiktage, Salzburger Festspiele,
Disturbances (Musiktheaterworkshop Kopenhagen 2003), Wittener Tage für Neue Kammermusik
u.v.a.
Remix Projekt 'Black Friday' mit Christian Fennesz, Christoph Kurzmann, Dieter Kovacic.
Remix Projekt 'SWR new jazz meeting' mit Steve Lacy, Phil Jeck u.a.
Entwicklung des Loop-Generators 'Looping Tom' (PD-Programm) in Zusammenarbeit mit dem IEM
Graz.
Entwicklung des VLG (visual loop generators) mit Winfried Ritsch am IEM Graz.
Hörspielmusik: 'Der Himmel ist Bodenlos' (Wien 2001)
Theatermusik : 'Der Blutige Ernst' (Burgtheater Wien 2001)
2006 zentraler Komponist bei Wien Modern.
Seit 2003 intensive Beschäftigung mit Tanz, Zusammenarbeit mit Xavier Le Roy, Willi Dorner,
Christine Gaigg.
Tanztheater: Christine Gaigg TRIKE 2004-2009
301
V-trike, Netrike, Maschinenhalle#1
Filmmusik: Norbert Pfaffenbichler 'Notes on Film 2' (2006), Pfaffenbichler/Schreiber 'a1b2c3' (2006)
'Hafners Paradies' (2007), Regie Günter Schwaiger
'MOSAIK MÉCANIQUE' Musik/Installation zu Norbert Paffenbichlers gleichnamigem Film
Filmmusik 'Borgate' von Lotte Schreiber
Klanginstallation für die Gläserne Manufaktur 'die gläserne capelle', Dresden 2008
Monadologie XII
Die Monadologien lassen sich vielleicht durch folgende Punkte kürzest charakterisieren:
Sie arbeiten mit kleinsten Ausgangszellen als Generatoren des gesamten musikalischen Materials.
Diese Ausgangszellen sind größtenteils Samples aus vorhandenen Materialien/Stücken.
Die Partituren entstehen durch Einsatz Zellulärer Automaten, sind also maschinell entwickelt und
stellen selbst abstrakte Maschinen im Deleuzischen Sinn dar.
Die Zellen durchschreiten diskrete Zustände als komplexe Differentiale, zeigen also fortwährdende
Mutationen.
Das zwölfte Stück der Monadologie–Serie nimmt wieder auf einen von mir selbst komponierten
Ausgangstext bezug: für die drei solistischen Instrumente Trompete, Saxophon und Klarinette schrieb
ich zunächst ein freies Konzertstück, welches ich dann mit Hilfe zellulärer Automaten und
Granulatoren monadisch zerstäubte. Dieses Verfahren versucht eine Analogie zu den Filmen des
Raffael Montanez Ortiz herzustellen, welche die Destruktion gefundener Materialen mittels granularer
Analyse demonstrieren.
Die drei recht unterschiedlich langen Sätze erzählen eine verborgene Geschichte:
I. Introduktion: The Ritual of Tearing out the Heart [~23’]
II. Teil 2 : The Awakening [~8’]
III. Teil 3: Sweet Revenge [~06:40’]
Das Stück entstand in Zusammenarbeit mit dem Klangforum Wien.
Berhnard Lang, Wien 9. April 2011
2013 DW23 'Loops for Doctor X'
for Clarinets, Violin+pickup, Cello+pickup, Electric Guitar, Keyboard and Laptop
2012 'Der Reigen'
Musiktheater für 23 Instrumente
Auftrag der Schwetzinger Festspiele
2012
Mondadologie XXII 'SolEtude for Re' by PurcelLang
für Countertenor solo
2012 Mondadologie XXI '...for Franz II'
für Flöte, Violoncello und Vierteltonakkordeon [15']
(nach op.99)
2012
Mondadologie XX '...for Franz I'
für Klaviertrio [20']
(nach op.100)
2011-12
Monadologie XIII 'The Saucy Maid' für 2 Orchestergruppen im Vierteltonabstand (nach
Anton Bruckners 'Linzer Sinfonie - Das Kecke Beserl' ) 60'
Kompositionsauftrag der Donaueschinger Musiktage 2013
2012 Mondadologie XIX 'SacRemix....for Igor'
für Grosses Orchester [30']
2011/12
Monadologie XVIII 'Moving Architecture' für Stimme Fl, Kl, Hrn,Tp,Synth, Perc, 1-1-1-1 (55') und
Choreografie nach den Bauplänen des ACF von R. Abraham sowie Textzitaten von B. Dylan und
Rose Ausländer
(U.A. NYC 2012)
2011 Monadologie XVII 'SheWAsOne' für Fl,Kl,Ob,Fg,Hrn,Tp,Synth, Perc, 4-1-1-1 (10')
2011 Hermetica V 'Fremde Sprachen' für Bassklarinette und 7 Stimmen (30']
U.A. 2013, Stuttgarter Vocalsolisten
2011
Hermetica IV 'O Dolorosa Gioia' für Doppelchor und 2 Orgeln im Vierteltonabstand (30')
U.A. Heidelberg 2012
2011 Schrift 5 für Stimme Solo (10') nach Texten von Christian Loidl
2011 Monadologie XVI 'Solfeggio' für Flöte Solo (5')
2011
Monadologie XV 'Druck' für 4 Saxophone, 2 Klaviere und 2 SchlagzeugerInnen (40')
U.A. Witten 2013
302
2011
Conference
für den gleichnamigen Film von Norbert Pfaffenbichler
http://www.norbertpfaffenbichler.com/
http://www.sixpackfilm.com/de/catalogue/show/1921
2011
Monadologie XIVa "Puccini-Variationen: 'Butterfly-Overtüre' (9')
Commissioned by Ostrava Center for New Music
2011
Monadologie XIVb "Puccini-Variationen: 'Im weiten Weltall fühlt sich der Yankee heimisch' " (15')
Kompositionsauftrag des Nieuw Ensemble Amsterdam
2010/11
Monadologie XII für Tp, Sax, Klar, Akkordeon, Klavier, Kontrabass + 2 Perc (40')
2010
Monadologie XI 'for Anton' II.Kammersinfonie
Kompositionsauftrag der MusikFabrik Köln (30')
2010
DW22 'Winterlicht' für Bassflöte und Kontrabass (25')
Kompositionsauftrag für Riccarda Caflisch
2010
TablesAreTurned für Turntable und verstärktes Ensemble nach einem Lied von Amon Düül 2 (60')
2010
DW21 "..and we just keep on pretending.."
for flute and percussion (20')
2010
Hermetica III für gemischten Chor
(7')
2010
Maschinenhalle#1 für 12 Klangplatten, Player pianos und 12 TaenzerInnen (60')
2010
Standards-Project Preview: 'MyFunnyV'
für Bassklarinette und Zuspielung
Kompositionsauftrag des WDR
(8')
2010
Monadologie X 'alla turca' für Player Piano
Kompositionsauftrag des SWR
(5'30'')
2010
Monadologie IX, III. Streichquartett
Arditti String Quartet
Kompositionsauftrag Donaueschingen
(60')
2009
Monadologie VIII: Robotika II for Big Band
Kompositionsauftrag des HR
(24')
2009
Monadologie VII 'Kammersinfonie' für Kammerorchester Kompositionsauftrag des Klangforum Wien
(30')
2008 Monadologie VI IN NOMINE für Flöte, Klarinette, Streichtrio und Perkussion (5')
Auftragswerk des ensemble recherche
2008/2009
'Haydn bricht auf: Sieben Tage die die Welt verändern' Puppentheater/Kabinettheater
Theater an der Wien
2008/09
Monadologie V 'Seven Last Words of Hasan' für Klavier solo
(30')
2008 Monadologie IV für 3 Schlagzeuger
U.A. Dresden 2009
(15')
2008 Die Gläserne Kapelle
Interaktive Klanginstallation in der Gläsernen Manufaktur anlässlich des 460. Geburtstages der
Sächsischen Staatskapelle Dresden
303
2008
Monadologie III 'Lamentatio/Metamorphosis' für Streichorchester
Kompositionsauftrag der Sächsischen Staatskapelle Dresden und des Münchner Kommerorchesters
(22')
2008 Playhouse: Klanginstallation für 8-Kanal-Zuspielung für die gleichnamige Installation von
Norbert Pfaffenbichler
http://www.pfaffenbichlerschreiber.org/
2008 DW20 (Differenz/Wiederholung 20)"con complicatione": Hermetica I
für Knabenchor (5')
2008 DW20 (Differenz/Wiederholung 20)"facile" : Hermetica I
für Knabenchor (5')
2008 Monadology II: A New Don Quichotte
Auftragswerk der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Werkbeschreibung (engl. Version)
2007
-2009 Montezuma Fallender Adler
Musiktheater nach Texten von Christian Loidl, Linz 2009
2007 DW4d für Viola, Posaune, Klavier und Loopgenerator,
Kompositionsauftrag des Ensemble Mosaik, Berlin
2007 Monadologie I für E-Zither und Grosses Orchester, Kompositionsauftrag der Musica Viva
München ,
U.A. 2008
2007 Paranoia für 2 Rapper, Band und CD-Zuspielung, Kompositionsauftrag Donaueschingen
2007 Die Sterne des Hungers
nach Texten von Christine Lavant
U.A. Kunstfest Weimar 2007
2007
MOSAIK MÉCANIQUE
Musik/Installation zu Norbert Paffenbichlers gleichnamigem Film
http://www.pfaffenbichlerschreiber.org/
2007 Der Alte vom Berge
Musiktheater für 6 Stimmen und verstärktes Ensemble (~90')
U.A. Schwetzingen 2007
2006 DW6c für E-Gitarre, E-Bass, Drumset und Loop-Generator
Kompositionsauftrag Wien Modern
2006
a1b2c3
Video: Pfaffenbichler/Schreiber
Audio: Bernhard Lang
http://www.pfaffenbichlerschreiber.org/
2006 ODIO MOZART / I HATE MOZART
Musiktheater in zwei Akten
Libretto: Michael Sturminger,
WIENER MOZARTJAHR 2006
2005 Schwarze Bänder.Hartmann-Studien
Klanginstallation Musica Viva München 2005
2004
the scythe remix Christoph Dientz (7')
2004 esc#5 Impostors Musiktheater für 5 Stimmen und verstärktes Ensemble nach einem Text von
Jonathan Safran Foer (20~)
U.A. Deutsche Oper Berlin 2005
2004 DW17 Doubles/Schatten II für E-Viola, E-Cello und Sourroundorchester (40')
U.A. Donaueschingen 2005
Werkbeschreibung
2004
DW16 Songbook I für Stimme, Saxophon, Keyboards und Schlagzeug nach Texten von Bob Dylan,
Peter Hammill, Amon Düül2, Dieter Sperl und Robert Creeley (~35')
U.A. Witten 2005
Werkbeschreibung
2004
OP. 6.1 für Elektronik (13')
U.A. Mittersill 2004
304
2004 TRIKE summer
Tanzperformance Christine Gaigg Wien
ImPulsTanz04
Projektbeschreibung
2004
RETRO Rauminstallation für Wagner-Loops und einen Tänzer
Werkbeschreibung
2004 Klanginstallation 'I speak in riddles' nach einem Text von Nora Gomringer
Bamberg, Villa Concordia Passage
2004 DW14 für Saxophon, Jazztrio und Orchesterloops
(40') Werkbeschreibung
2003 DW15 'Songs/Preludes' für Zither und Mezzosopran
(26') Werkbeschreibung
2003
DW13b für Sheng, Viola, Flöte und Loop Generator
(21') Werkbeschreibung
2003
DW13 'the lotos pond' für 2 Ensembles
(22') Werkbeschreibung
2003
DW12 'cellular automata' für Piano Solo
(28') U.A. Stuttgart 2005
2003 DW11 'orchestra loops #2' für Orchester (26')
Werkbeschreibung
2003 DW8 für Orchester und 2 Turntablisten
(28') Werkbeschreibung (english version)
2003 DW9 'Puppe/Tulpe' für Stimme und 8 Instrumente nach Texten von P. C. Loidl
(26', U.A. Witten 2003)
Werkbeschreibung (english version)
Björn Gottstein über DW9
2002
DW10b für Koto, Stimme und Loop-Generator (16', U.A. Schwaz 2002)
Werkbeschreibung
Haiku | japanisch (pdf-Format)
2002
DW10a für E-Zither und Loop-Generator
(16', U.A. Schwaz 2002)
Werkbeschreibung
2002
DW7 für Großes Orchester und Loop-Generator (22', U.A. Donaueschingen 2002)
Werkbeschreibung
2002
loops from the 4th district für Kontrabass und CD-Zuspielung
(16') Werkbeschreibung
2002
Differenz/Wiederholung 1.2 für Flöte, Tenorsaxophon und Klavier (23', U.A. 2002 Freiburg)
(24') Werkbeschreibung
2002
Roman Haubenstock-Ramati: Morendo
Bearbeitung für E-Bass-Flöte und Zuspielband (U.A. New York 2002)
(10') Werkbeschreibung
2002
DW6a für E-Viola/E-Violine und Loop-Generator (17',
U.A. New York 2002)
Werkbeschreibung |Dokumentation (pdf-Format)
2001
Differenz/Wiederholung 6b (letter code#2) für
E-Gitarre und Loop-Generator (30', U.A. Bremen 2001)
Werkbeschreibung | Hannes Galette Seidl über DW6b
2000-02
Das Theater der Wiederholungen
(110', U.A. Graz 2003)
305
Wolfgang Reiter - über 'Das Theater der Wiederholungen'
Probenfotos, Besetzung...
2000
Differenz/Wiederholung 5 für 14 Instrumente und Bandzuspielung (14')
Werkbeschreibung | Rainer Lepuschitz über DW5
Gerald Resch über DW5
2000
Differenz/Wiederholung 4.1 (letter code#1) für Posaune, E-Viola und Klavier (20')
Werkbeschreibung
2000
Differenz/Wiederholung 3 für Flöte, Violoncello und Akkordeon (2000)
Werkbeschreibung (24')
1999
Differenz/Wiederholung 2 für verstärktes Kammerensemble und 3 Stimmen (49', U.A. Musikprotokoll
Graz 1999)
DW2-Dokumentation
(Word97,74KB) | (pdf-Format,136KB)
1998
Differenz/Wiederholung 1 für Flöte,Violoncello und Klavier (25')
Werkbeschreibung (english version)
1998
Schrift 1.2 für Flöte (Neufassung von "Schrift 1" (11')
Werkbeschreibung (english version)
1998
Schrift/Fragment 4 für Trompete,Horn und Posaune (2', U.A. Cagliari 1998)
Werkbeschreibung (english version)
1998
Schrift/Bild/Schrift für Flöte, Oboe, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello, Klavier, Perkussion und LiveVerstärkung (23', U.A. Bludenz 1998)
Werkbeschreibung |
Hörbeispiel (Ausschnitt, MP3-Datei, 1,1 MB)
1997
Schrift 3 für Akkordeon solo (12 ’)
Werkbeschreibung
1996
60 FOR G. für Saxophonquartett. (60’’,U.A. Berlin 1997)
1996
Hommage à Martin Arnold 2 für großes Orchester (10’,U.A. Grazer Musikverein 1997)
1996
Hommage à Martin Arnold 1 für Tonband (10’,U.A. Allentsteig 1996)
Werkbeschreibung (english version)
1996
Schrift 2 für Violoncello solo (14’, U.A.Bludenz 1997)
Werkbeschreibung (english version)
1996
Schrift 1 für Flöte solo (10’,
U.A.Bratislava 1997)
Werkbeschreibung (english version)
1995
Versuch über das Vergessen 2 für Violine,
E -Gitarre und Live-Elektronik (34’,
U.A. Musikprotokoll 1995)
Werkbeschreibung
1995
Icht II für Stimme, Tonband und Live – Elektronik (22’,U.A. Offenes Kulturhaus Linz "Das Innere Ohr"
1995
Werkbeschreibung | Text "Icht" (Christian Loidl)
1994
Icht I für Mezzosopran und 8 Instrumente (22’.U.A. Hannover 1997)
Werkbeschreibung
1994
306
Felder für Streichorchester : 1. Felder ... im Vorübergehen 2. Feld - Studie (10’,U.A. Konzerthaus
Wien, Wiener Kammerorchester 1994)
1993
Rondell-Remise für mobiles Kammerensemble, Mezzosopran und Viola (20’,U.A. Intro-Spektion Graz
1993)
1993
La Bas à S. für tiefes Orchester, zwei solistische Tenorsaxophone und Solo-Viola. (10’,U.A. Graz
1993)
Werkbeschreibung
1992
Küstenlinien für zwei Klaviere u. dopp. Schlagwerk (16’,U.A. Thallin 1992)
Werkbeschreibung
1992
Brüche für Klarinette, Streichquartett und präpariertes Klavier (21’,U.A. Lange Nacht der Neuen
Klänge, Konzerthaus Wien 1992)
Werkbeschreibung
1991
Quartett für Flöte Solo (21’,U.A. Alternativa 1991 Moskau)
Werkbeschreibung
1991
2.Streichquartett "Kleine Welten" (26’,
U.A. Musikprotokoll 1991/Arditti Quartett)
1990
Sonett2 für gemischten Chor (5’)
1990
Sonett1 für gemischten Chor (5’)
1990
Versuch über Drei Traumkongruenzen von Günther Freitag für einen Schauspieler, eine Sängerin,
einen Cellisten und Live-Elektronik (30’,
U.A. Forum Stadtpark Graz 1990)
1990
Modern Monsters: 12 kleine Stücke für Violoncello und Klavier (12’, U.A. Open Music, Graz 1991)
1989
Zwischen Morgen und Mitternacht für Klavier und Streichquartett (17’,U.A. Die Andere Saite, Graz
1990)
1989
Radiophones Synchronizitätsexperiment
(23 Montagen à 1’, U.A. Kunstradio 1989)
1989
Niemandsland (7’,Filmmusik)
1989
Mozart 1789 für eine Schauspielerin und 9 Kassettenrecorder (21’, U.A. Styriarte Graz 1989)
1988
Relief für Flöte, Bratsche und Harfe (14’,
U.A. Die Andere Saite, Graz 1989)
1988
Stele für 2 Klaviere im Vierteltonabstand (12’,U.A. Musikprotokoll Graz 1988)
1988
Hexagrammatikon für 6 computergesteuerte Sythesizer (60’,U.A: Allentsteig 1988)
1988
Romanze für Klavier (6’,U.A. Klangzeichen 1992)
1987
Kohelet für Chor, Orchester und Solisten (28’, U.A Belgrad 1988)
1986
Deformazioni della Notte (Konzert für Blockflöten, Streichorchester und Perkussion) (16', U.A.
Komponistenportrait Graz 1987)
1986
Zeitmasken für Streichquartett (24’, U.A. Die Andere Saite 1987)
1985
V für 64 Analoggeneratoren (9’, U.A. Tage Absoluter Musik Allentsteig 1989)
1985
Necronomicon für Klarinette,Violine,Violoncello und Klavier
307
(7’ U.A. Die Andere Saite, Graz 1986)
1985
Neue Tänze für Violine und Klavier (10’,
U.A. Die Andere Saite, Graz 1987)
Werkbeschreibung
http://musikprotokoll.orf.at/de/programm/musikprotokoll-im-steirischen-herbst
musikprotokoll im steirischen herbst
Österreichs Festivalplattform für zeitgenössische und experimentelle Musik
Das musikprotokoll fungiert als eine Art Labor, in dem – mit allem künstlerischen Risiko – das
kundschafterhafte Aufsuchen der neuen Entwicklungen und Trends gemeinsam mit dem Publikum
betrieben wird. Von Orchestermusik – mit dem ORF Radio Symphonieorchester Wien –, Musik für
Ensembles und Kammermusik zu Performance und Klanginstallation reicht wie selbstverständlich das
herausfordernd heterogene Feld der in seinen Nuancen vorgestellten Genres, in vielen Fällen mit
eigens für das Festival entwickelten und produzierten Arbeiten.
Inhaltlich ist das Festival der zeitgenössischen und experimentellen Musik und intermedialen
Spielformen gewidmet, deren aktuelle künstlerische Tendenzen und ihre herausragenden
VertreterInnen vorgestellt werden, wobei sich die Einbindung österreichischer Positionen in
internationale Zusammenhänge als ein roter Faden durch die Festivalgeschichte zieht.
Das 1968 von Emil Breisach gegründete musikprotokoll wird jährlich vom Österreichischen Rundfunk
veranstaltet. Es ist eine Koproduktion seiner beiden Programme Radio Österreich 1 und Radio
Steiermark, in denen die aufgeführten Werke gesendet werden, in Kooperation mit dem Festival
steirischer herbst.
http://oe1.orf.at/artikel/214046
Barbara Faulend-Klauser
Barbara Faulend-Klauser im Porträt
Das Jugendmusikfest Deutschlandsberg bestand bis 2003. Hans Werner Henze hat es begründet und
hat Österreichs Dichter und Dichterinnen und Komponisten und Komponistinnen in die Steiermark
geholt. Barbara Faulend-Klauser war 20 Jahre dessen Leiterin.
Nach 20 Jahren Jugendmusikfest Deutschlandsberg von 1984 bis 2003 blickt Barbara FaulendKlauser auf das riskanteste Unternehmen ihrer Berufstätigkeit zurück: "Aufregend war's, voll
Spannung, voll Zweifel, voll Sorgen und oft dann sehr große Freude und große Genugtuung und auch
Stolz."
Während sie das Management des Jugendmusikfestes im Jahr 2003 beendet hat, führt sie den
Deutschlandsberger Klavierfrühling weiter: eine Auftritts-Parade von Spitzen-Pianisten und
Pianistinnen, zu der alljährlich, alles was Rang und Namen in der Klavierwelt hat, kommt. Svjatoslav
Richter war da, Elisabeth Leonskaja kommt immer wieder, das Altenberg-Trio ist ein Fixstern.
Internationale Klaviergrößen
Aber so erfolgreich sie internationale Klaviergrößen nach Deutschlandsberg lädt und ihnen hier ein
Publikum gebildet hat, so anders ist es, neue Musik mit Kindern zu machen. "Das ist ein großer
Unterschied", so Faulend-Klauser. "Die Erwachsenen haben ein Ziel, wissen, was sie wollen, bei den
Jungen ist das ganz anders. Deswegen war der Otto ein Idealfall, Ich weiß niemand, der in der Lage
war mit ernsthaften Zielen die Jugend so zu fesseln."
Aus den Komponisten und Komponistinnen, die hier gearbeitet haben, sind Freunde und Freundinnen
geworden: Otto M. Zykan, Gerd Kühr, Kurt Schwertsik, Harry und Olga Neuwirth.
"Glückliche" persönliche und politische Konstellationen
Alles begann mit dem Tod ihres Mannes. Die Produzentin, eine ausgebildete Pianistin und
Musikschulleiterin des Ortes, errichtete für ihr Werk - das Jugendmusikfest - ein stabiles Gebäude aus
musikalischer Kompetenz, großen Namen und fähigen Mitarbeitern wie Mitarbeiterinnen. Die
politische familiäre Achse war höchst hilfreich: Ihr Bruder war Bürgermeister und Landtagspräsident:
"Es war die glückliche Konstellation, dass mein Bruder sehr lang Bürgermeister war und mich
unterstützt hat. Ohne seinen Rückhalt hätt' ich das sicher nicht machen können."
Nichts ist so schwierig wie die Komponistenwerkstatt. Nicht die Schreibwerkstatt, die Petra Ernst
jahrelang im Rahmen des Jugendmusikfestes geleitet hat, nicht eine Mal- und Zeichenwerkstatt, die
Barbara Faulend-Klauser zum Ferienende 2008 organisiert hat. Nirgendwo ist die Schwelle höher,
nirgendwo ist das Errichten der Rampen schwieriger, Aufstiegs- und Einstiegshilfen, die die
Komponierenden, die Spielenden, die Einstudierenden, die Zuhörenden brauchen.
Komponisten schrieben für die Musikschule
308
"Das war überhaupt bei der Sparte "Komponisten schreiben für die Musikschule" - es waren ja
Hunderte - vielen haben sich doch nicht in die Situation von Kindern und von Laien hineinversetzen
könne. Das war das große Problem, dass es sehr oft viel zu schwer war, also die Anforderungen viel
zu groß", so Faulend-Klauser.
Kompositionsaufträge für Kinder, für Laien und Laiinnen sind die Stiefkinder der Branche. Man stelle
sich vor: Der Operndirektor ruft an, der Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker, sogar der
Carinthische Sommer oder Linz09. Ganz anders, wenn eine Musikschuldirektorin oder
Jugendmusikfestleiterin anruft: Sie muss überreden, die Noten bis zu drei Mal zurücksenden,
Erleichterungen erbitten.
Otto M. Zykan komponierte eine "Farce pour deux elises" 1995 für zwei Buben, die Klavier und Geige
spielen; der Komponist beobachtete die beiden Kinder und komponierte ihnen ein Stück auf den Leib,
auf ihre technischen und musikalischen Fähigkeiten wie auf ihre Charaktere.
Die eingeladenen Künstler und Künstlerinnen müssen ein hohes künstlerisches und menschliches wie
pädagogisches Format haben. "Es ist wahnsinnig anspruchsvoll, und noch dazu müssen sie selbstlos
sein. Denn sie verdienen nichts oder sehr wenig und opfern viel Zeit."
Die Selbstlosigkeit der Komponierenden - wie es Barbara Faulend-Klauser nennt - zeigt sich in
mehreren Facetten. Einerseits die die Demut, seine Arbeit mit Heranwachsenden gemeinsam
herauszubringen. Andererseits - als Idealversion der Zusammenarbeit - die Übersiedlung des
Komponisten nach Deutschlandsberg, wo er im paradiesischen Ansehen der Produzentin eine
Wohnung beziehen darf.
Der Beginn von Kompositionskarrieren
"Olga Neuwirth war von Anfang an dabei", erzählt Barbara Faulend-Klauser. "Harry Neuwirth, mit dem
ich ja schon lange befreundet bin, und der bei den ersten Jugendmusikfesten Jazz-Konzerte und
Jazz-Rhythmus-Kurse geleitet hat, hat seine Tochter mitgebracht. Damals hat Henze gesagt, er wolle
eine Komponistenwerkstatt. Und ich habe gesagt: Um Gottes Willen, wir haben doch keine so
begabten Kinder in Deutschlandsberg. Aber Harry Neuwirth meinte: Das geht schon, die Kinder
werden wir finden, ich schick' dir die Olga."
Alles begann mit Hans Werner Henze, der von der italienischen Toscana - in Montepulciano hängt ja
noch in einem Kaffeehaus ein Partiturblatt seiner Oper Pollicino - in die steirische Toscana kam, um
hier seine Ideen zu verwirklichen. "Henzes wichtigste Idee war die Kommunaloper, und mit der
Kommunaloper ging die Komponistenwerkstatt Hand in Hand", erinnert sich Faulend-Klauser. "Aus
den Teilnehmenden sind heute allesamt Berühmtheiten geworden."
Das Jugendmusikfest bestand aus diversen Elementen, die variabel aufgeführt wurden. Im Zentrum
stand ein musiktheatralisches Werk, das oft multimedial mit außermusikalischen Elementen wie
Kochen, Skateboard Fahren, Film und Video verbunden war. Einmal verdichtete Elfriede Jelinek eine
Sage aus der Gegend zum Libretto. Im Partiturenarchiv der Produzentin findet sich die Partitur von
"Robert der Teufel", Kommunaloper in zwei Akten, gedichtet und komponiert von Deutschlandsberger
Kindern und Jugendlichen. Mit handschriftlicher Widmung Hans Werner Henzes an "Fürstin Barbarina
die erste". Unter den Komponierenden waren Hansjörg Arndt, Hartmut Kleindienst, Max Koch, Daniel
Kügerl, Olga Neuwirth und Viktor Rieß.
Festrede Alfred Koll
In seiner Festrede für die Produzentin sagte der Vertreter des Kunstministeriums, Ministerialrat Alfred
Koll: "Verehrte Frau Professor, hält Sie die Leidenschaft zur Musik oder die besorgte Liebe für die
Jugend so jung? In ihrer Zeit sind herrliche und frauliche Früchte gereift, an denen sich viele
Kulturtreibende Beispiele nehmen können. Das Beste davon gibt ihre beherzte Persönlichkeit."
Für Nachahmerinnen ist viel Spielraum.
http://oekb.musicaustria.at/node/54166
im Alter von fünf Jahren privater Unterricht: Blockflöte, Querflöte, Klavier, Ensemblespiel
1979
Flöte
Wollenmann Urs
Basel
1979
Flöte
Wollenmann Urs
Salzburg
1979
Theorie (Tonsatz, Kontrapunkt, Gehörbildung, Analyse)
Carl Orff Institut Salzburg
Salzburg
309
1984 - 1991
Komposition
Urbanner Erich
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Wien
1984 - 1992
Flöte
Schulz Wolfgang
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Wien
1991
Diplom mit Auszeichnung, Komposition
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Wien
1992
Diplom mit Auszeichnung
Flöte
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Wien
1992 - 1995
postgraduale Kompositionsstudien
Lachenmann Helmut
Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
Stuttgart
http://peterjakober.com/
Lebenslauf
1977 geboren und aufgewachsen in der Suedsteiermark (Oesterreich). Von 1998 bis 2006
Kompositionsstudium an der Universitaet fuer Musik und darstellende Kunst Graz bei Georg Friedrich
Haas und Gerd Kuehr. Interpretiert wurden die Werke bis dato durch das ensemble recherche, das
Aleph Gitarrenquartett, das Klangforum Wien, das Thuermchen Ensemble Koeln, das Ensemble fuer
Neue Musik Graz, das Grazer Orgelpfeifenorchester, sowie MusikerInnen anderer Grazer und Wiener
Ensembles. Auffuehrungen im ZKM Karlsruhe, im Kunstverein Koeln, bei den Klangspuren in Schwaz,
beim Avantgarde Festival in Schiphorst, dem Festival Sakra!, den Paul Hofhaimer Musiktagen, dem
Musikprotokoll im steirischen herbst, wien modern u.a.; Mitbegruendung der seit 2003 jaehrlich
stattfindenden Veranstaltung 'Hoerfest', die insbesonders jungen KomponistInnen eine Plattform fuer
Auffuehrungen bietet. Lebt und arbeitet derzeit in Wien.
Taetigkeiten
2003 - 2008: Hoerfest Graz: Mitbegruendung, Programmgestaltung und Organisation der jaehrlichen
Veranstaltungsreihe im Forum Stadtpark
2008/2009: Mitbetreuung von 'compone': Einem Kooperationsprojekt der Medienhochschule sowie der
Musikhochschule Koeln
Gastvortrag über Luigi Nonos 'das atmende Klarsein' an der Musikhochschule Koeln
Preise, Stipendien
Staatsstipendium
fuer
Komposition
2007Auslandsstipendium
des
Landes
Steiermark
2007Musikfoerderungspreis der Stadt Graz 2006
1. Preis fuer 'Puls 3' beim Automatenklavierwettbewerb 'Ghost Note Competition'
Andrzej-Dobrowolski-Kompositionsstipendium des Landes Steiermark 2010
Composer in Residence 2011 des IZZM Kaernten
Stipendiat der Akademie Schloss Solitude 2011/2012
SKE Publicity Preis 2012
Ab
2013, 10:00
fuer Zithertrio
eine Auftragskomposition des Trio Greifer
Dort
2012, 22:00
fuer Ensemble, Liveelektronik und analogen Synthesizer
eine Auftragskomposition des Klangforum Wien
sehnen
2011, 60:00
310
fuer Violine, Zuspielung und Liveelektronik
Musik zur gleichnamigen Performance von Paul Wenninger
Komposition: Tiziana Bertoncini und Peter Jakober
Mitschnitt Sehnen
schemen
2011, 15:00
fuer Hackbrett, Zither, Harfe, Vibraphon, 2 Violinen, Viola, Cello und Kontrabass
eine Auftragskomposition des IZZM Kärnten
vom Kreis brechen
2011, 9:00
fuer Bassklarinette und Streichtrio
in/visibile
2011, 15:00
fuer Sprecherin, Orgelpfeife, Violine und Liveelektronik
Text: Wolfgang Hofer
in Stille
2011, 15:00
fuer 9 OrgelpfeifenspielerInnen, Chor, Floete, Vierteltonakkordeon, Streichtrio und Liveelektronik
Text: Samuel Beckett
eine Auftragskomposition von Jeunesse und ORF Wien
dem Grazer Orgelpfeifenorchester gewidmet
weit beisammen
2010, 9:00
fuer Floete, Klarinette und Liveelektronik
eine Auftragskomposition von Wien Modern 2010
Puls 4
2010, 20:00
Besetzung: fuer 14 Trompeten, 14 Posaunen und 7 Tuben
zur Einweihung der Skulptur/des Instruments 'Molekularorgel' von Constantin Luser
eine Auftragskomposition des Musikprotokolls im steirischen Herbst 2010
20:00
Bericht Steiermark Heute
1. Streichquartett
2010, 11:00
eine Auftragskomposition der Klangspuren Schwaz 2010
ins andere uebertragen
2010, 11:00
Besetzung: Floete, Klarinette, Violine, Viola, Cello
eine Auftragskomposition des phace|contemporary music Ensembles
beneden
2009, 13:00
Besetzung: Sopran, Floete, Klarinette, Posaune, Tuba, Perc, Violine, Cello und analogen Synthesizer
dem ensemble]h[iatus gewidmet
verrohen
2009, 5:00
Text: Ferdinand Schmatz
Besetzung: Mezzosopran, Floete, Klarinette, Violine, Cello, Klavier
pulsen - eine Miniatur
2009, 40 sek
Besetzung: groszes Orchester
pulsen anhoeren
Klaviertrio II 'fuer zwei'
2009, 8:00 min
Besetzung: Violine, Cello, Klavier
mehr, ein wenig
2008, 9:00 min
Besetzung: Violine, Cello, Orgelpfeifen und Liveelektronik
Hr. Schmatz sagt:'sprache ist die hoede schneite treber zeit gedacht im raum'
2008, 4:00 min
Besetzung: Chor
Text:Ferdinand Schmatz
Autragskomposition Styria Cantat
311
nach Aussen
2008, 10:00 min
Besetzung: Violine Solo, Elektronik
Eva Maria Silberschneider gewidmet
Benedictus
2007, 04:00 min
Besetzung: Ensemble, Solostimme, gemischter Chor
Klaviertrio
2007, 10:00 min
Besetzung: Klaviertrio
Auftragskomposition Gradus ad Paranssum
triften
2007, 10:00 min
Besetzung: Gitarrenquartett und 4 - Kanal Zuspielung
Auftragskomposition Musikprotokoll im steirischen Herbst
Trio - fuer Vierteltonakkordeon, Cello, Floete und Zuspielung
2007, 08:00 min
Besetzung: Trio und Zuspielung
fuer 4 Hoerner und Zuspielung
2006, 08:00 min
Besetzung: Quartett und Zuspielung
fuer 5 MusikerInnen und Zuspielung - fuer Vierteltonakkordeon, Klavier, Perkussion, Violine, Cello und
Zuspiel
2006, 08:00 min
Besetzung: Quintett und Zuspielung
Hintergrundstueck
2006, 08:00 min
Besetzung: 10 OrgelpfeifenspielerInnen, Becken und 4-Kanal Zuspielung
in Memoriam Helmut Schaefer
Puls 3
2006/2007, 10:00 min
Besetzung: fuer Automatenklavier
Gewinner des Automatenklavierwettbewerbs 'Ghost Note Competition'
Ensemblestueck April 2005
2005, 08:00 min
Besetzung: kleines Ensemble
fuer acht MusikerInnen
2005, 10:00 min
Besetzung: Oktett
Auftragskomposition Klangspuren Schwaz
Puls 2
2005, 10:00 min
Besetzung: Cello und 8-Kanal Zuspielung
Racaille - fuer 14 MusikerInnen
2005, 06:00 min
Besetzung: Ensemble
Abwartend
2004, 08:00 min
Besetzung: fuer 2 Tenorbassposaunen und Bassklarinette
Puls 1
2004, 10:00 min
Besetzung: fuer Violine, Viola, Cello, Kontrabass und Zuspielung
Frei - nach einem Text von Friedrich Duerrenmatt
2003, 08:00 min
Besetzung: fuer Klarinette, Cello, Sprecherin und Zuspielung
Gegen-Teil - fuer kleines Ensemble
2003, 07:00 min
Besetzung: Ensemble
im Leerlauf - nach Texten von Franz Kafka, Jack Unterweger und Dostojevski
2003, 25:00 min
Besetzung: fuer 14 MusikerInnen, Sprecher, Sprecherin, Mezzosopran, Bass und Zuspielung
Kleider - nach einem Text von Franz Kafka
312
2002, 07:00 min
Besetzung: Soloinstrument(e), Solostimme(n), Zuspielung
Atmung - fuer Mehrkanalzuspiel und Schlagzeuger
2001, ungefaehr 11:00 min
Besetzung: Soloinstrument(e), Zuspielung
http://signale.kug.ac.at/signale-graz/konzerte/0010/mayer.html
„Für mich steht bei der Verwendung von Algorithmen die fortlaufende Modifikation derselben als
Reaktion auf die generierten musikalischen Resultate im Vordergrund. Der eigene Bezug zum
Erinnerten geht in die Modifikationen des Ausgangsverfahrens und die Bewertungen seiner Resultate
ein. Die dynamische Anpassung eines Algorithmus und nicht seine starre musikalische ‚Umsetzung‘
ist das Paradigma. In ästhetischer Hinsicht sind schließlich, unabhängig vom Komplexitätsgrad,
niemals Strukturen, für sich genommen, ausschlaggebend für unsere Wertungen. Entscheidend ist
stets, wie neue Strukturen an den erinnerten entlangschrammen. Eben deshalb ist Komplexität, so wie
Einfachheit, nicht als bloße Struktureigenschaft interessant, sondern primär im historischen Kontext.“
http://terz.cc/magazin.php?z=1&id=52
"Jetzt bin ich da, wo ich hinwollte!"
Bernhard Gander im Gespräch mit Axel Petri-Preis
Am 7.8. fand die Premiere von "Seven Cuts", eines gemeinsamen Projekts der Choreographin
Christine Gaigg und des Komponisten Bernhard Gander statt. Axel Petri-Preis traf Bernhard Gander
am Tag nach der Premiere zum Gespräch.
terz: Der erste Kontakt zwischen Christine Gaigg und deiner Musik fand im Rahmen des RSO Wien
Projekts "Pieces of movement for orchestra" statt. Hast du ihre Arbeit bereits vorher gekannt?
Bernhard Gander: Ja, ich habe ein paar Stücke mit der Musik von Bernhard Lang gesehen. Es hat
mich aber dann gerade bei den Miniaturen schon sehr überrascht, wie sie sich unglaublich genau mit
der Komposition beschäftigt. Das hat mich dann schon sehr begeistert.
terz: Wie ging es dann weiter? Ist sie mit dem Wunsch an dich herangetreten, ein gemeinsames
Projekt zu machen?
Bernhard Gander: Nach den Miniaturen habe ich Christine Gaigg eine Aufnahme von "lovely monster"
gegeben und sie hat mir dann erzählt, dass sie ein Monat lang immer zum ganzen Stück aufgewärmt
haben. Ein besseres Kompliment kann man gar nicht kriegen! Ich glaube, da hat sie dann den
Wunsch gehabt, einmal etwas Größeres mit mir zu machen.
terz: War dann gleich die Idee da, ein bestehendes Stück zu verwenden?
Bernhard Gander: Ja, eigentlich schon. Ursprünglich wollte sie bei den Orchesterstücken bleiben,
aber das hätte man für ImpulsTanz natürlich nur als Zuspielung verwenden können. Dann habe ich ihr
einfach erzählt, was ich noch für Stücke habe und bin sehr bald auf "khul" gekommen. Das hat ja
einen sehr körperlichen Inhalt. Diese Figur des unglaublichen Hulk, der ja infiziert, krank ist und dann
immer wieder explodieren kann. Das ist doch etwas sehr Körperliches. Überhaupt geht es im ganzen
Stück immer um den Körper. Ob er nervös oder wütend ist, ob er explodiert... Das kommt dem Tanz
natürlich sehr zu Gute.
terz: Hat sich die Idee, "khul" zu zerstückeln erst entwickelt, oder gab es die Idee von Anfang an?
Bernhard Gander: Das hat sich erst entwickelt. Es hat mir gefallen, dass es nicht von Anfang an ein
komplettes Konzept gegeben hat. Wir haben uns oft getroffen, ich war auch viel bei den Proben dabei.
Wir haben zuerst mehrere Ansatzpunkte gehabt, zum Beispiel dass wir das Stück mehrmals ganz
durchspielen oder nur ein Instrument immer wieder. Alle diese Ideen haben wir auch am Computer
simuliert. Im Endeffekt sind wir aber dann doch auf die einzelnen Schnipsel zurückgekommen.
terz: War es für dich nie ein Problem, deine Komposition so zu bearbeiten?
Bernhard Gander: Nein, es war sogar ein riesen Genuss! Es war mir auch egal, wenn sie (Christine
Gaigg, Anm.) gesagt hat, einzelne Stellen schmeißen wir raus, die gefallen ihr nicht, weil ich weiß,
dass mein Stück als Ganzes existiert und dann kann sie darüber bestimmen. In dem Fall finde ich es
lässig, dass die Musik einfach etwas anderes unterstützen soll. Der Aspekt, dass ich als Komponist
dabei nicht im Vordergrund stehe, taugt mir schon ziemlich. Das ist für mich auch ein
unverkrampfterer Zugang zur eigenen Musik. Nicht zu sagen, das ist eine großartige kompositorische
Idee, sondern wenn’s nicht passt, dann passt es nicht und dann muss es weg.
terz: Du nennst es einen unverkrampften Zugang, ich würde sagen, das ist ein sehr uneitler Zugang
zur eigenen Musik. Es gibt wohl nicht viele Komponisten, die das so zulassen würden.
Bernhard Gander: Wahrscheinlich nicht. Aber mir taugt das. Beim Tanz soll einfach die Musik nicht im
Vordergrund stehen. Das ist ein Tanzfestival.
terz: Hast du auch Einfluss auf die Choreographie genommen?
313
Bernhard Gander: Nein, das wollte ich auch gar nicht. Aber Christine Gaigg war meine Meinung sehr
wichtig. Wir haben oft darüber geredet, was mir beim Tanzen gefällt und wir waren ziemlich auf einer
Wellenlänge. Aber eingreifen wollte ich nicht, ich bin einfach kein Tanzexperte.
terz: Waren die Texte auch von Anfang an geplant?
Bernhard Gander: Ja, das war von Anfang an geplant, nur war nicht sofort klar, in welcher Form. Die
Idee hat mir gut gefallen. In letzter Zeit habe ich Lust auf genreübergreifende Sachen, so eine
Kombination von Text, Tanz, Video, Musik...
terz: Du hast schon erwähnt, dass es in "khul" sehr stark um Körperliches – Transformation, Mutation,
Explosion – geht, aber das ist ja nicht dein einziges Stück, in dem es sehr körperlich zugeht. Ist es
nicht eine logische Konsequenz, dass deine Musik mit Tanz kombiniert wird?
Bernhard Gander: Wenn ich ehrlich bin, will ich nie wieder etwas anderes als Tanzmusik machen.
(lacht) Im Ernst, meine letzten Stücke greifen eigentlich immer auf den Körper zurück. "Peter Parker",
"Beine und Strümpfe", "lovely monster", "dirty angel"...
terz: ... "fluc ’n’ flex" ist ein Stück über zwei Diskotheken...
Bernhard Gander: ...ja, mein Gott, ich habe nie etwas anderes gemacht! Und wenn ich denke, mit
zehn Jahren, als ich noch bei uns zu Hause zu den Zeltfesten gegangen bin, wo Tanzmusik war, war
immer mein größter Traum, Tanzmusiker zu werden. Und jetzt bin ich eigentlich da, wo ich hinwollte!
terz: Wird es eine weitere Zusammenarbeit mit Christine Gaigg geben?
Bernhard Gander: Ja, ich denke schon, Genaueres kann ich aber noch nicht verraten.
http://web199.users.cms.aboliton.at/home.html
Über uns
HERZLICH WILLKOMMEN beim „SteirischenTonkünstlerbund“ (STB) !!!
Er gehört mit zum Besten, was die Steiermark musikalisch zu bieten hat:
— monatliche Konzerte mit bekannten - aber auch vielfach jungen – Interpreten auf allerhöchstem
Niveau
— Komponisten zum Anfassen: viele der aufgeführten Komponisten sind bei den Konzerten
anwesend und diskutieren gerne mit Ihnen – z.B. beim anschließenden Gratis-Buffet!
— neue, attraktive, mitreißende Kompositionen, die Sie nirgendwo sonst hören können
— CDs mit Konzertmitschnitten: einmaligen Raritäten in geringer Auflage
— Noten-Ausgaben – z.B. die neue PIANO-EDITION 2007 mit Klavierwerken von 8 Komponisten für
Kinder, Jugendliche und Studenten auf über 100 Seiten
— aktuelle Informationen erhalten Sie als Mitglied über unsere „Mitteilungen“, die 3-4 Mal jährlich
erscheinen. Sie sind auch herzlich eingeladen, eigenen Artikel beizusteuern.
Der STB ist ein gemeinnütziger Verein (gegründet 1928), der die Förderung des Steirischen
Musiklebens zum Ziel hat: Mitglieder sind Komponisten, Interpreten, Musikpädagogen und
Musikliebhaber, die mit der Steirischen Musikwelt verbunden sind, aber vielfach nicht nur in
Österreich, sondern europa- und weltweit aktiv sind und hohes Ansehen genießen.
Wenn Sie MITGLIED werden möchten, fördern Sie nicht nur junge Interpreten und Komponisten,
sondern erhalten auch viele Vergünstigungen bei Konzerten und CD- und Noten-Angeboten ... und
Sie erhalten regelmäßig unser „Mitteilungsheft“ und Konzerteinladungen zugesandt. ZÖGERN SIE
ALSO NICHT!
Geschichte
Der Steirische Tonkünstlerbund
Der STB wurde 1927 in Knittelfeld anläßlich der Veranstaltung eines "Steiermärkischen Musikfestes"
gegründet und im Frühjahr 1928 in den Räumen des "Grazer Männergesangsvereines" verwirklicht.
Auch heute noch versteht sich der STB als eine Vereinigung von in der Steiermark geborenen,
lebenden, wirkenden oder mit dem hiesigen Musikleben verbundenen Komponisten, Musikern,
Musikpädagogen und Musikfreunden!
In der Nazizeit abgeschafft, 1957 wieder gegründet, waren seine Mitglieder seit je fest im steirischen
Musikleben verankert
Seine Präsidenten waren Artur Michl, Hugo Kroemer, Günther Eisel, Otto Siegl, Ernst Ludwig Uray,
Karl Haidmayer und Viktor Fortin.
Heute steht dem Steirischen Tonkünstlerbund, dem derzeit fast vierzig einheimische Komponisten
angehören und der in seinen Reihen auch zahlreiche renommierte Musiker, Musikpädagogen und
viele Musikliebhaber verzeichnet, Gerhard Präsent als Präsident vor.
iele
Die Förderung des heimischen Musiklebens durch Konzerte, bei welchen Musikstücke aufgeführt
werden, die entweder in der Steiermark entstanden sind oder von Komponisten stammen, die einen
engen Konnex mit der Steiermark hatten bzw. haben.
314
Dies hat zur Folge, dass "steirische" Musik aus mehreren Jahrhunderten zur Aufführung gelangt,
Musik, die dem "Archivschlaf" entrissen wird oder für das entsprechende Konzert komponiert wurde.
Das unterscheidet die Konzerte des STB von allen anderen: es gibt keine musealen Programme,
sondern Musik, die man sonst kaum irgendwo zu hören bekommt, Musikereignisse der besonderen
ART. Insbesondere liegt uns die Förderung des musikalischen Nachwuchses am Herzen.
Wir bieten immer wieder jüngeren Künstlern die Gelegenheit vor ein interessiertes Konzertpublikum zu
treten.
Das Herstellen von Kontakten mit gleichartigen Verbänden inner- und außerhalb Österreichs.
Frau Prof. Gerda Klimek, Vizepräsidentin des STB, formuliert unser Anliegen so:
Lieber Musikfreund!
Bist du ein Mensch, der es gerne möglichst bequem hat, der sich mit dem, was ist, begnügt? Du bist
zu beneiden. Aber möglicherweise gehörst du dann nicht zu unserem Publikum.
Bist du neugierig und wach? (Dabei musst du nicht unbedingt jung sein.) Findest du es wunderbar,
wie man mit Tönen umgeht, wie man sie in eine andere Reihe bringt? Hast du eine noch junge Nase?
Dann komm zu uns! Musikerlebnisse der besonderen Art machen dich mit Komponisten von heute
und mit Interpreten von morgen bekannt.
Das kann sehr spannend sein. Wenn du dich entschließt, bei uns Mitglied zu werden, zahlst du bei
unseren Konzerten den halben Eintrittspreis. Du leistest dir den Luxus, Musikschaffende und
Interpreten aufs Podium zu heben, welche Musik bringen, die mit der Steiermark in einem Bezug steht
und dir neue Ohren macht.
Du hörst nicht das übliche museale Programm, sondern Neues: vom 16. bis ins 21. Jahrhundert.
Wir veranstalten Sonntagnachmittags-Konzerte mit Beginn um 16 Uhr. Im Florentinersaal der KUG,
Leonhardstraße 15. Tramstation Lichtenfelsgasse.
Es gibt Parkplätze!
Lassen Sie das Musikerlebnis bei einem kleinen Buffet im Gespräch mit Komponisten und
MusikerInnen ausklingen (im Preis inbegriffen)
Vorstandsmitglieder
Prof. Mag. Gerhard Präsent
Präsident
Prof. Dr. Franz Zebinger
Vizepräsident
Vera Hofer
Kassierin
Bernd Fournier Kassierin-SV
Morgana Petrik Schriftführerin
Prof. Herbert Blendinger
Schriftführer-SV
Prof. Dr.h.c. Georg Arányi-Aschner
Beirat
Helga Arànyi-Aschner Rechnungsprüferin
em.o.Univ.Prof.Dr. Viktor Fortin
Rechnungsprüfer
komponierende Mitglieder
lebende Komponisten
Arànyi-Aschner Georg Noack Gerd
Bargielski Zbigniew
Petrik Morgana
Bergmann Walter
Präsent Gerhard
Blendinger Herbert
Sande Henrik
Breitner Walter
Smola Christoph
Cibulka Franz Steinwender Johannes
Döller Josef
Sterzinger Peter
Donauer Karlheinz
Stiegler Thomas
Dünser Richard
Summerer Reinhard
Efthimiou Charris
Tausch Manfred
Eröd Ivan
Teibenbacher Johann
Fortin Viktor * de Terry Isabel Lena
Fürntratt Magdalene
Traar Adolf
Hahn Patrick Trenti Michele
Haidmayer Karl *
Unterkofler Matthias
Hinterdorfer Rudolf
Vaterl Walter
Jenner Igmar Vujica Peter
Klimek Gerda Wagner Wolfram
Krammer Gerhard
Wahlmüller Michael
Kreuz Maximilian
Wasserfaller Michael
Kropfelder Anna
Zebinger Franz
Lackner Peter Zenz Dieter
Mayer Johannes Leopold
Zschech Egon
Neumann Walther
Zuser Daniela
315
verstorbene Komponisten
verstorbene Komponisten, Angehörige derzeit Mitglied:
Birkner Rudolf
Eisel Günther
Hueber Kurt Anton
Kainz Walter
Kogler-Erfurt Zerline
Koringer Franz *
Kuegerl Hannes *
Stekl Konrad *
Wallner Alarich *
Winkler Georg
verstorbene Komponisten:
Bloch Waldemar
Pressl Hermann Markus
Brixel Eugen * Schönherr Max *
Kolleritsch Josef *
Siegl Otto *
Marx Joseph * Skolaude Walter
Michl Artur *
Stolz Robert *
Mixa Franz * Takacs Jenö
Muthspiel Kurt Täubl Hans
Nagele Albert Uray Ernst Ludwig *
Neuhauser Kurt
Wiefler Florian
Opitz Erich
Zeyringer Franz
*) Ehrenmitglieder
http://www.anderesaite.mur.at/komponisten/komponisten_index.html
A
Amann Thomas
B
Banihashemi Siavosh
Beslic Belma
Brandstätter Micha
C
de Campo Alberto
Chuang Se-Lien
D
Dencker Helmut
Denovaire
Doderer Johanna
Dorfegger Klaus
E
Efthimiou Charalampos
G
Geßler Florian
Gutmann Robert
H
Haas Georg Friedrich
Hamel Peter Michael
Hanner David
Harnik Elisabeth
Harrow Peter
Hattinger Wolfgang
Hierzer Thomas Benedikt
Ho Yung-Hui
Höldrich Robert
I, J
Johns Klaus +
Jung Joachim
K
Kern Johannes
Kerschbaumer Hannes
316
Klein Christian
Koshnaw Risgar
Kotrokois Nikos
Kühr Gerd
Kurtovic Ivana
L
Lackner Peter
Lang Bernhard
Lang Klaus
Lönner Oddvar
M
Mallouchos Ioannis
Mayer Daniel
N
Nachtmann Clemens
Neuwirth Olga
Nierhaus Gerhard
Noack Gerd
P
Papageorgiu Dimitri
Pichler Martin
Porfiriadis Alexis
Präsent Gerhard
R
Riegebauer Sigrid
Rinner Ernst Christian
S
Saheb Nassagh Kiawasch
Sande Henrik
Schaufler Anselm
Spoula Robert
T
Tanis Orestis
Toufektsis Orestis
Trenti Michele
W
Weixler Andreas
Willnauer Jörg-Martin
Wozny Joanna
Z
Zenz Dieter
Zouhar Vit
http://www.anderesaite.mur.at/verein.html
Über den Verein
Die andere saite wurde im Herbst 1987 von Bernhard Lang zusammen mit G. F. Haas und J.-M.
Willnauer als gemeinnütziger Verein gegründet. Seither tritt sie mehrmals jährlich als Konzertreihe in
die Öffentlichkeit, die sich vor allem der Förderung und Verbreitung von Neuer Musik der jüngeren
KomponistInnen-Generation im Wirkungsraum Graz widmet.
Die andere saite hat sich zur Aufgabe gestellt, zeitgenössische Musik auf hohem interpretatorischen
Niveau zu vermitteln und sowohl international namhafte InterpretInnen einzuladen, als auch die
heimische MusikerInnenszene mit besonderem Interesse für Neue Musik zu fördern.
In einer Stadt mit langjähriger Avantgarde-Tradition bietet die andere saite mit bisher mehr als 80
Veranstaltungen eine Möglichkeit für Grazer KomponistInnen, dort wo sie leben, sowohl ihre
Bewusstseinsprotokolle zu formulieren, als auch permanente Experimentierfelder vorzufinden, ohne
augenblicklich den Marktwert jedwedes Handelns abzuwägen, was als Basis künstlerischen Schaffens
unverzichtbar bleibt. Dies ermöglichte und ermöglicht auch das Heranwachsen von KomponistInnenGenerationen, die inzwischen eine große internationale Anerkennung genießen.
Seit 1988 wird dieses Schaffen auch in Form von inhaltlich- bzw. räumlich-konzipierten Konzerten,
besonderen Besetzungen, CD-Produktionen, spartenübergreifenden Projekten, etc. dem/der
317
interessierten HörerIn (mit stetig wachsendem Stammpublikum) präsentiert. An dieser Stelle möchten
wir allen Beteiligten auch einmal – für die teilweise jahrzehntelange Treue – herzlich danken.
Bleiben Sie uns gewogen!
http://www.austria.info/at/oesterreich-entdecken/steirischer-herbst-1469011.html
steirischer herbst
Die „Ortstafel“ mit der Aufschrift Steiermark empfängt Reisende in 25 Sprachen. Ein Zeichen der
Weltläufigkeit, das auch für den Geist des steirischen herbstes steht.
Als eine Gruppe Maler, Architekten und Fotografen Ende der 1950er Jahre in einem Gründerzeitcafé
eine Ausstellungshalle errichten wollte, stieß das zuerst einmal auf Ablehnung. 1960 war es dann aber
so weit. Das Forum Stadtpark war ursprünglich eine Plattform für Kunst, Architektur, Film, Fotografie
und Musik.
Daraus ging 1968 das Avantgardefestival steirischer herbst hervor. So grenzen- und
genreübergreifend wie das Festival, so nomadisch ist auch sein Zentrum, das jedes Jahr an einem
anderen Ort aufgeschlagen wird. Kaffeehaus, Club, Lounge, Informationsstelle, Akademie, Casino
und Konzertraum sind Hauptbühnen eines Festivals, das in sein Programm Musik, Performance,
Tanz, Theater, Literatur, Architektur, Neue Medien und Theorie integriert.
http://www.austrianartensemble.at/
MEMBERS
Izumi Hasebe
Violine/Violin
Ivanila Lultcheva / Georg Ludvik
Cello
Rudolf Thausing
Kontrabass/Doublebass
Christiane Perai / Wim van Zutphen
Klavier/Piano
Dagmar Anna Hödl
Mezzosopran/Alto
Anna Maria Pammer
Sopran/Soprano
Pius Pfiffner, Hirokazu Hiraki
Oboe
Hubert Salmhofer, Markus Adenberger
Klarinetten/Clarinets
Johann Benesch, Zoltán Vargha
Fagott/Bassoon
Wilhelm Kalcher, Mathias Predota
Horn
Ulrike Stadler
Schlagwerk/Percussion
s gibt viel zu erzählen über das in Graz/Österreich beheimatete Austrian Art Ensemble, über seine
Geschichte, seine Mitglieder, seine Pläne und Erfolge.
Über die intensive Zusammenarbeit mit teils noch jungen, nicht arrivierten Komponisten.
Über die vielen interessanten Werke, die aus diesen Begegnungen hervorgegangen sind.
Über die spannenden Projekte, die in den vergangenen Jahrzehnten einer ständigen, inhaltlichen
Entwicklung unterlagen.
Über das Engagement für Komponisten und ihre Werke, die zu Unrecht in Vergessenheit gerieten.
Über die vielen Reisen, die das Ensemble über den halben Planeten führten.
Die außergewöhnliche Begeisterungsfähigkeit seiner Mitglieder gibt den Projekten des Austrian Art
Ensembles jenes besondere Profil, das mit Begriffen, wie Humor, Sinnlichkeit, Intelligenz, aber auch
Virtuosität, bzw. Leichtigkeit beschrieben werden kann.
Im Ensemble finden sich unter der künstlerischen Leitung seines Gründers, Maestro Wim van
Zutphen, Mitglieder des Grazer Philharmonischen Orchesters, sowie Professoren der
Kunstuniversität Graz, um sich, in variabler Besetzung, den verschiedenen stilistischen Charakteren
seiner Programme zu widmen.
Ausgehend von der Kernkompetenz des Austrian Art Ensembles - der Pflege der Neuen Musik -,
führte der Weg zu den nur scheinbar weit entfernten Gebieten der Harmoniemusik und des
Musikalischen Pasticcios.
Eine Bearbeitung für acht Bläser und Kontrabass, in der auch die Vokallinien instrumental gesetzt
sind, die so genannte Harmoniemusik, ist eine besondere Rarität der Wiener Klassik, die zurzeit eine
Art Renaissance erlebt.
Das Austrian Art Ensemble bringt bis 2009 die beiden Oratorien „Schöpfung“ und „Jahreszeiten“ von
Joseph Haydn, sowie „Die Entführung aus dem Serail“ von Wolfgang Amadeus Mozart in der
Bearbeitung für Harmoniemusik heraus.
Im Bereich der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts ermöglichen die Programme des Austrian Art
Ensembles ein Eintauchen in die neuen Klänge und Rhythmen unserer Zeit, die durch eine
kompetente Moderation, neue Hörerlebnisse vermitteln.
Das musikalische Pasticcio bereitet Schmankerln, nach alten Rezepten, verfeinert mit Schlagern und
G’schicht’n.
318
Wim van Zutphen wurde in Wageningen/Niederlande geboren, von 1968 bis 1974 studierte er Klavier,
Dirigieren und Elektronische Musik in Utrecht, anschließend bis 1976 Jazzkomposition und
Jazzarrangement an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz, an der er seit 1976
unterrichtet. Er gründete 1982 das Austrian Art Ensemble, als dessen künstlerischer Leiter er seither
tätig ist.
Van Zutphen komponierte zahlreiche Werke für kammermusikalische Besetzungen, Lieder,
Bearbeitungen (u.a. die gesamte "Fledermaus" von Johann Strauss für Kammerensemble).
Van Zutphen hat sich besonders um die Wiederentdeckung und Präsentation weniger bekannten
musikalischen Werke, bzw. Komponisten (wie Alexander Zemlinsky, Franz Schreker, Erik Satie,
Komponisten in nationalsozialistischen Konzentrationslagern) verdient gemacht.
Zahlreiche Kompositionen der jüngeren österreichischen Komponistengeneration (u.a. Georg
Friedirich Haas, Bernhard Lang, Sigi Finkl, Herbert Lauermann) entstanden auf Anregung und durch
Aufträge von Wim van Zutphen.
Seit 2000 setzt Van Zutphen sich intensiv für die Wiederbelebung der Harmoniemusik ein; jene
charakteristische Bläsermusik aus dem ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert, die oft
für aktuelle Bearbeitungen neu komponierter Musik berühmter Komponisten eingesetzt wurde.
2006 produzierte das Austrian Art Ensemble die Bearbeitung für Harmoniemusik von Joseph Haydn’s
„Schöpfung“, 2007 wird das Projekt mit der Bearbeitung von Haydn’s „Jahreszeiten“ fortgesetzt.
1986 produzierte Van Zutphen für das Linzer Brucknerhaus die äußerst erfolgreiche "Lange Nacht des
Erik Satie", 1995 "Sound.so" als Memoriam für John Cage.
Van Zutphen war von 2002 bis 2004
als Artist in Residence für das Brucknerhaus in Linz/Österreich tätig. 2003 entstand nach seinen
Plänen die "Lange Nacht der Blauen Rose"; das Fest lotet das Spannungsfeld zwischen Kitsch und
Kunst, zwischen Tradition und Fortschritt aus.
Ausgedehnte Konzertreisen führten Van Zutphen durch Europa, Asien, Amerika und Afrika.
CALENDER
Thursday, 08.12.2011, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Graz (Franziskanerkirche)
Bruno Strobl „Feuer . Leben“
Sunday, 20.11.2011, 11:00 pm (11:00 Uhr)
Graz (Florentinersaal)
elemente III
Konzert mit Werken von
Tristan Murail , Claudio Ambrosini
Dirigent: Gerd Kühr
Wednesday, 26.10.2011, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Graz (Herz Jesu Kirche)
„Herbstklänge“
Konzert mit Werken von
G.Ph.Telemann, J.S. Bach, J.M. Leclair
Wednesday, 19.10.2011, 19:00 pm (19:00 Uhr)
Graz (Messe)
Konzert mit Werken von Beethoven,
Mendelssohn, Korngold, Ravel
Friday, 14.10.2011, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Kumberg (Backstube)
„Herbstklänge“
Konzert mit Werken von
G.Ph.Telemann, J.S. Bach, J.M. Leclair
Thursday, 07.07.2011, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Graz (Klaviersalon Fiedler)
Strawinsky „L’Histoire du soldat“
mit Franz Solar (Sprecher)
Sunday, 26.06.2011, 11:00 pm (11:00 Uhr)
Graz (Opernhaus, Malersaal)
elemente II
Personale Wim van Zutphen
Sunday, 01.05.2011, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Schloss Schlaining
Strawinsky „L’Histoire du soldat“
mit Franz Solar (Sprecher)
319
Sunday, 13.03.2011, 11:00 pm (11:00 Uhr)
Graz (Forum Stadtpark)
elemente I
Konzert mit Werken von Francaix, Ligeti,
Schreker, Strobl
Sunday, 28.11.2010, 11:00 pm (11:00 Uhr)
Graz (Spiegelfoyer der Oper)
Matinee mit Werken von Krzysztof Penderecki
Sunday, 28.11.2010, 11:00 pm (11:00 Uhr)
Graz (Spiegelfoyer der Oper)
Matinee mit Werken von Krzysztof Penderecki
Monday, 22.11.2010, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Klagenfurt (Konzerthaus)
Konzert mit Werken von Krzysztof Penderecki
lost brains
Multimedia Spektakel mit Musik von Haydn und Van Zutphen
Friday, 05.11.2010, 20:00 pm (20:00 Uhr)
Sunday, 07.11.2010, 20:00 pm (20:00 Uhr)
Graz (Museum der Wahrnehmung MUWA)
Monday, 08.11.2010, 19:00 pm (19:00 Uhr)
Klagenfurt (Konzerthaus)
Tuesday, 09.11.2010, 19:00 pm (19:00 Uhr)
Wien (Alte Schmiede)
Friday, 12.11.2010, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Oberwart (Offenes Haus OHO)
18:00 pm (18:00 Uhr) Einführungsgespräch
Friday, 02.07.2010, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Graz (Musiksalon Erfurt)
Erlebnis Kammermusik II
Musik von Beethoven, Hosokawa und Van Zutphen
Tuesday, 01.06.2010, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Graz (Museum der Wahrnehmung MUWA)
Musik von Krzysztof Penderecki und Alban Berg
Monday, 31.05.2010, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Oberschützen (Kulturzentrum)
Musik von Krzysztof Penderecki und Alban Berg
Saturday, 27.03.2010, 19:30 pm (19:30 Uhr)
Graz (Musiksalon Erfurt)
Erlebnis Kammermusik I
Musik von Beethoven, Ravel und Schubert
Friday, 26. 03.2010, 18:30 pm (18:30 Uhr)
Kumberg
Erlebnis Kammermusik I
Musik von Beethoven, Ravel und Schubert
Tuesday, 17.11.2009, 07:30 pm (19:30 Uhr)
Linz (Brucknerhaus)
Haydn "Die Jahreszeiten"
Friday, 18.09.2009, 07:30 pm (19:30 Uhr)
Linz (Landesstudio OÖ) im Rahmen des
Brucknerfestes 2009
lost brains
Multi-media Spektakel mit Musik von Haydn und
Van Zutphen
Thursday, 17.09.2009, 08:00 pm (20 Uhr)
Weiz (Kunsthaus)
lost brains
Multi-media Spektakel mit Musik von Haydn und
Van Zutphen
Tuesday, 07.07.2009, 07:30 pm (19:30 Uhr)
Linz (Brucknerhaus)
320
good night and joy be wi' ye
Musik von Haydn, Britten und Bartok
Monday, 18.05.2009, 07:30 pm (19:30 Uhr)
Linz (Brucknerhaus)
Haydn-Variationen
Monday, 09.03.2009, 07:30 pm (19:30 Uhr)
Linz (Brucknerhaus)
Komponierte Improvisation mit Musik von Haydn
und Cage
Monday, 09.02.2009, 07:30 pm (19:30 Uhr)
Linz (Brucknerhaus)
Haydn: "Die Schöpfung"
Saturday, 07.02.2009, 08:00 pm (20 Uhr)
Kumberg (Backstube)
Haydn: "Die Schöpfung"
Sunday, 23.11.2008, 11:00 am (11 Uhr)
Graz (Theater am Lend)
THE MAGICAL MYSTERY TOUR
Musik von Haydn, Kühr, Kogler, Krammer,
Van Zutphen
Wednesday, 23.07. – Sunday, 03.08.2008
Japan
Monday, 30.06.2008, 08:00 pm (20 Uhr)
Graz (Theater am Lend)
Musik von u.a. Cage, Hosokawa, Van Zutphen,
Haydn und Brahms
Wednesday, 23.04.2008, 07:30 pm (19:30 Uhr)
Graz (Klaviersalon Fiedler)
Musik von Haydn, Brahms und Dvorak
Saturday, 08.03.2008, 08:00 pm (20:00 Uhr)
Graz (Theater am Lend)
Sunday, 23.01.2008, 11:00 am (11:00 Uhr)
Weiz (Europasaal)
Monday, 29.10.2007, 20:00 pm (20:00 Uhr)
Graz (Herz-Jesu Kirche)
Thursday, 20.09.2007, 7:30 pm
(19:30 Uhr)
Graz (Landesbibliothek)
Monday, 23.07. – Saturday 28.07.2007
Japan (Tokyo)
Friday, 29.06.2007, 8:30 pm (20:30 Uhr)
Kumberg (Pfarrkirche)
http://www.daniel-mayer.at/biographie_dt.htm
Biographie, kurz
Biographie, tabellarisch
Daniel Mayer (geb. 1967) absolvierte in Graz Studien der Mathematik und Philosophie an der KarlFranzens-Universität und der Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst (Klasse
Prof. Gerd Kühr), postgradual studierte er 2001 / 02 am elektronischen Studio der Musik-Akademie
Basel bei Hanspeter Kyburz. Gastkomponist am ZKM Karlsruhe (2003 / 04) und am IEM Graz (2005).
Künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz /
IEM im Rahmen des FWF-Forschungsprojektes Patterns of Intuition, Lehrtätigkeit. Arbeit mit
strukturerzeugenden Computeralgorithmen in elektronischer und instrumentaler Komposition.
Aufführungen und Werkbeiträge u.a. SuperCollider Symposium 2006, Birmingham, UK; ÉuCuE
Electroacoustic Concert Series 2008, Montreal; JSEM / MSJ Electroacoustic Festival 2009, Nagoya;
Konzerte zum Giga-Hertz-Preis 2007, 2008, ZKM Karlsruhe; Electrovisiones 2009, Mexico City; Nuit
bleue 2009, Saline Royale d'Arc et Senans; International Computer Music Conference (ICMC) 2010,
New York; ISEA2010 RUHR, ICEM, Essen; Pixilerations [v.7] 2010, Providence, Rhode Island; Sound
and Music Computing Conference (SMC) 2011, Padua; Hilltown New Music Festival 2011, Irland;
EMUFest 2011, Rom; SICMF 2011, Seoul; FILE Hypersonica São Paulo 2012; ICMC 2012, Ljubljana;
WOCMAT 2012, Taipeh;
321
Preise und Stipendien
2008 Theodor-Körner-Förderungspreis für Wissenschaft und Kunst (Komposition),
Österreichisches Staatsstipendium für Komposition
2007 Giga-Hertz-Preis für Elektronische Musik
2003 / 04
Gastkünstler am ZKM Karlsruhe
2003 Musikförderungspreis der Stadt Graz
2001 Österreichisches Staatsstipendium für Komposition
2000 3. Preis, Kompositionswettbewerb "Luigi Russolo 2000", Varese, Italien
http://www.daniel-mayer.at/biographie_tab_dt.htm
Biographie, tabellarisch
Biographie, kurz
1973-80
Klavierunterricht am Landeskonservatorium Graz
1977-85
Gymnasium BRG Kepler Graz, Matura
1986-92
Studium der Mathematik an der Karl-Franzens-Universität Graz, Diplom
1994-2000
Studium der Komposition an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz
(Klasse Prof. Gerd Kühr), Diplom
1997-2001
Studium der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz, Diplom
2000 3. Preis, Kompositionswettbewerb "Luigi Russolo 2000", Varese, Italien
2001 Österreichisches Staatsstipendium für Komposition
2001-2002
Postgraduales Studium der algorithmischen Komposition bei Hanspeter Kyburz an der
Musik-Akademie Basel / elektronisches Studio
2003 Stipendiat eines Kooperationsprojektes des Internationalen Musikinstituts Darmstadt (IMD) mit
der Fachhochschule Darmstadt,
Musikförderungspreis der Stadt Graz
2003-2004
Gast am Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM), Entwicklung von
Gentlecoord (Software-Interface zu Rick Taubes Common Music)
WS 2003/04
Lehrauftrag an der FH Darmstadt-Dieburg, Fachbereich Media (Computermusik)
2004-2005
Lehrtätigkeit am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium des Landes Steiermark in Graz
(Musiktheorie und Gehörbildung)
2005 Gastkomponist am Institut für Elektronische Musik und Akustik Graz (IEM)
2007 Giga-Hertz-Preis für Elektronische Musik
2008 Österreichisches Staatsstipendium für Komposition,
Theodor-Körner-Förderungspreis für Wissenschaft und Kunst (Komposition)
Seit 2011
Künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen des
FWF-Forschungsprojektes Patterns of Intuition an der
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz / Institut für Elektronische Musik und Akustik (IEM)
Seit 2012
Lehrtätigkeit (Kunst und Neue Medien, Praktikum Elektronische Musik)
http://www.daniel-mayer.at/werke/HS1_dt.htm
Hybride Strukturen 1
für Bassposaune, Streichquartett und 8-kanaliges Zuspiel (2010, 8´50´´)
Klangbeispiele
Schon seit längerer Zeit habe ich die Absicht, algorithmische Verfahren, die ich bisher in zwei
verschiedenen Werkgruppen verwendete, zu kombinieren:
In der Reihe Lokale Orbits, die mit Stücken für Soloinstrument und Elektronik begann, waren
Aufnahmen mit den beteiligten MusikerInnen der Ausgangspunkt des kompositorischen Prozesses.
Die Vielfalt der Möglichkeiten der Verarbeitung dieser Aufnahmen mittels Granularsynthese brachte
mich dazu, das Experiment mit Syntheseparametern an den Anfang zu stellen und in erster Linie an
dessen Resultate anzuknüpfen, oft auch gegen die ursprünglichen Planungen. Dennoch bildeten sich
im Laufe der Reihe einige gemeinsame strukturelle Merkmale heraus: reduziertes Material, die
kombinatorische Umordnung weniger instrumentaler Gesten und langsame, algorithmisch gesteuerte
Veränderungen im Tonbandpart.
In älteren rein instrumentalen Stücken waren ebenfalls Computerexperimente der Ausgangspunkt,
hier aber bezogen auf polyphone Koordination bzw. die Steuerung der traditionellen Parameter des
instrumentalen Denkens.
Obwohl im klingenden Resultat sehr verschieden, verwendete ich, im Hinblick auf
Zusammenhangsbildung und Variation, in beiden Bereichen ähnliche Algorithmen, oft Kombinationen
von Zyklen und Zufallsvariationen.
322
Hybride Strukturen 1 geht ebenfalls vom Soloinstrument, der Bassposaune, und einigen granularen
Verarbeitungen aus. Das Streichquartett wird abschnittsweise eingesetzt. Seine algorithmische
Steuerung orientiert sich an einer Pulsation, die mit den tragenden Schichten, kontinuierlichen
granularen Texturen und Gesten des Soloinstruments, korrespondiert.
Das Werk entstand im Rahmen eines von Gerhard Nierhaus (IEM Graz) geleiteten Projekts zur
algorithmischen Komposition und wurde von GesFEMA gefördert.
http://www.daniel-mayer.at/werke/LO-S3_dt.htm
Lokale Orbits / Solo 3
für Flöte und Mehrkanal-Tonband (2008, 18´30´´)
Klangbeispiele
In der kompositorischen Arbeit mit Computeralgorithmen ist mir besonders der experimentelle Aspekt
wichtig - weder die Umsetzung abstrakter Konzepte noch die Annäherung an vorhergehende
klangliche Vorstellungen. Man wird dabei mit Resultaten konfrontiert, an denen man sofort
weiterarbeiten möchte, auch gegen die ursprünglichen Überlegungen. Als Konsequenz habe ich mich
für eine Vorgangsweise entschieden, bei der ich mich genau auf diese Flexibilität einlassen möchte
und die Planung sich auf die experimentellen Rahmenbedingungen beschränkt. In der Reihe Lokale
Orbits bilden Instrumentalklänge, Aufnahmen mit den beteiligten MusikerInnen, den Ausgangspunkt.
Granularsynthese - genauer: Buffergranulation, die Zusammensetzung von Klängen aus kleinsten
Partikeln eines Basisklangs - erlaubt eine riesige Bandbreite klanglicher Ergebnisse, ermöglicht einen
graduellen Übergang von (realen) Instrumentalklängen in den elektronischen Raum und bietet sich
daher für "gemischte" Besetzungen an.
Im Laufe der Reihe habe ich versucht, Syntheseprozesse im Hinblick auf klangliche Vielfalt zu
variieren. In Solo 3 werden die statistische Steuerung granularer Wolken, rhythmisierte
Granularschichten und die Oszillation zwischen pulsierender (d.h. von Mikropausen durchsetzter) und
nichtpulsierender Granulation miteinander kombiniert.
Den Kompositionsvorgang so zu strukturieren bedeutet meiner Ansicht nach keinen Verzicht auf
historisch-dialektisches Denken. Der Bezug zum historisch Vermittelten ist allgegenwärtig und fordert
jeweils individuelle Entscheidungen - ich möchte mir dabei die Freiheit nehmen, bekannte Relationen
(z.B. einfache Intervalle und Fortschreitungen) unter mikroskopischen und makroskopischen
Veränderungen neu wahrzunehmen.
Das Projekt wurde mit Unterstützung des Giga-Hertz-Produktionspreises am ZKM Karlsruhe realisiert.
http://www.daniel-mayer.at/werkliste_dt.htm
Werkliste
weitere Aufführungen
2012
o)))
crushed letters 2
für 8-Kanal-Tonband (8´00´´)
JazzwerkstattWien, Vienna Roomservice #3
Porgy & Bess, 2012-09-07
2011
o)))
Lokale Orbits / Solo 8
für Stimme und 4-kanaliges Zuspiel (10´45´´)
Claudia Cervenca, Stimme
Kunstuniversität Graz, MUMUTH, 2011-04-09
o)))
crushed letters 1
für Tonband (6´30´´)
Kunstuniversität Graz, MUMUTH, 2011-04-09
2010
o)))
Lokale Orbits / Solo 7
für Viola und 4-kanaliges Zuspiel (11´30´´)
Dimitrios Polisoidis, Viola
Wien, Alte Schmiede, 2011-01-28
o)))
Lokale Orbits / Solo 6
für Klavier und 8-kanaliges Zuspiel (11´30´´)
Manon-Liu Winter, Klavier, Konzert des Vereins "die andere saite"
Graz, Minoritensaal, 2010-11-08
o)))
Hybride Strukturen 1
für Bassposaune, Streichquartett und 8-kanaliges Zuspiel (8´50´´)
323
Wolfgang Tischhart, Posaune;
Kathrin Lenzenweger, Violine; Kana Matsui, Violine;
Daniel Moser, Viola; Philipp Comploi, Violoncello;
Konzert der Reihe Signale
Graz, MUMUTH, 2010-10-22
2009
o)))
Lokale Orbits / Solo 5
für Violoncello und 8-kanaliges Zuspiel (15´)
Michael Moser, Violoncello
Konzert der IGNM-Reihe "Strom-Musik"
Wien, Ruprechtskirche, 2009-10-25
o)))
Lokale Orbits / Solo 4
für (Kontra-)Fagott und 4-kanaliges Zuspiel (17´)
Robert Gillinger-Buschek, Kontraforte
Wien, Alte Schmiede, 2009-05-20
o)))
Lokale Orbits / Trio 1
für Violine, Violoncello, Klavier und 4-kanaliges Zuspiel (9´)
Trio Tritonous: Kathrin Lenzenweger, Violine;
Philipp Comploi, Violoncello; Maria Mylaraki, Klavier
Wien, Alte Schmiede, 2009-05-13
2008
o)))
Lokale Orbits / Duo 1
für Violine, Bassklarinette und 4-kanaliges Zuspiel (19´30´´)
Annelie Gahl, Violine; Petra Stump, Bassklarinette
Graz, Minoritensaal, 2008-12-18
o)))
Lokale Orbits / Solo 3
für Flöte und Mehrkanal-Tonband (18´30´´)
Martina Roth, Flöte
ZKM Karlsruhe, Konzert zum Giga-Hertz-Preis, 2008-11-29
o)))
Paraphrasen / Solo 1
für Klavier und 4-kanaliges Zuspiel (~15´)
Bilder einer Ausstellung - Raue Einstellungsbilder
Clara Frühstück, Klavier, Konzept;
Florian Frühstück, Video; Manfred Leirer, Action Painting
Konzert - Performance, Landesgalerie Eisenstadt, 2008-08-29
2007
o)))
Lokale Orbits / Duo T1
für 4-Kanal-Tonband (9´45´´)
ZKM Karlsruhe, Konzert zum Giga-Hertz-Preis, 2007-11-23
MF
für Violoncello solo (~8´)
Auftrag von "Musik der Jugend"
Pflichtstück des Wettbewerbs "Gradus ad Parnassum"
Kunstuniversität Graz, 2007-11-14
o)))
Lokale Orbits / Solo 2
für Kontrabass und 4-kanaliges Zuspiel (~25´)
Uli Fussenegger, Kontrabass, Konzert des Vereins "die andere saite"
Graz, Minoritensaal, 2007-10-27
Grundlinienspiel
für Flöte, Viola, Hackbrett, Zither, Harfe und Akkordeon (~9´)
MusikFabrikSüd, Bruno Strobl, IGNM-Musikfest (85 Jahre IGNM)
Konzerthaus Wien, 2007-10-06
o)))
Lokale Orbits / Solo 1
für Altsaxophon und 4-kanaliges Zuspiel (~20´)
Clemens Frühstück, Saxophon; Wolfgang Musil, Live-Video-Processing
Konzert des Vereins "die andere saite", Graz, Minoritensaal, 2007-06-12
2006
Modulation und Echo
für Ensemble (14´-16´)
Ensemble Zeitfluss, Edo Micic
Generalmusikdirektion Graz, 2006-12-11
E-Es
324
für Altsaxophon und Klavier (~10´)
für Clemens und Clara Frühstück, UA geplant: 2012
FD:G-D-F
für Flöte, Englischhorn und Fagott (12´30´´-13´30´´)
Trio des Eliott Carter Quintetts, Wien, Echoraum, 2007-03-12
2005
o)))
line, step, phrase
für Akkordeon und Streichtrio (~40´)
Auftrag des Minoriten Kulturzentrums; Karin Küstner, Akkordeon; Trio EIS
Graz, Minoritensaal, 2006-11-29
two minutes retuned
für Tonband (~42´)
Konzert der Reihe "Open CUBE" des IEM Graz, 2006-01-17
o)))
Rondo for buffer granulator
für Tonband (8´)
Birmingham, UK, SuperCollider Symposium, 2006-07-28
2004
Elliptische Variationen
für Ensemble (17´-19´)
Ensemble Zeitfluss, Edo Micic
Graz, Minoritensaal, 2005-01-31
2003
Algorithmische Etüden für computergesteuerten Konzertflügel
für MIDI-gesteuerten Konzertflügel (~5´)
Gesprächskonzert, ZKM Karlsruhe, 2003-07-24
2000
Study 0 in computer aided sound synthesis
für Tonband (9´30´´)
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, 2000-06-18
3. Preis beim 22. int. Kompositionswettbewerb "Luigi Russolo 2000"
Varese, Italien
1999
Helix
für großes Orchester (16´30´´-18´)
"Internationale Woche der Begegnung 2001"
Kunstuniversität Graz, Daniel Montane
Graz, Stefaniensaal, 2001-03-15
1997
Duo für Akkordeon und Klavier
für Akkordeon und Klavier (~12´)
Hubert Kellerer-Pirklbauer, Akkordeon; Daniel Mayer, Klavier
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, 1997-11-29
http://www.editionjulianeklein.de/composers.php?composer_id=100011&section=port
rait
Portraittext
„Das Komponieren ist für mich sehr konkret, wenn man das so sagen kann. Wenn ich etwas schreibe,
dann denke ich: dieses Instrument – dieser Klang. Was kann man damit machen, was birgt er in sich,
was für Facetten, in welcher Höhe, Dynamik, Geschwindigkeit bleibt er noch dieser Klang und wann
wird daraus durch diese Parameter etwas ganz anderes?“
Der Klang als Fokus und als Ausgangspunkt genau ausgehörter musikalischer Gebilde und Strukturen
und einer hoch konzentrierten, fein ziselierten Musik steht im Zentrum von Woznys kompositorischen
Schaffen. So formuliert Wozny es auch in einem Interview mit Daniel Ender in der Österreichischen
Musikzeitschrift vom November 2007: „Die Arbeit an den Stücken fängt im Kopf an – es sind
Inspirationen, die am Anfang der Kompositionen stehen, die sich meist auf klangliche Aspekte der
Instrumente, für die ich schreibe, beziehen. Dabei sind meist mehrere Instrumente ‘beteiligt’. Mit
anderen Worten: Ich denke mir einen bestimmten Klang aus, der meistens – aber nicht immer –
zugleich der Anfangsklang der Komposition ist. […] Diese Klänge sind in ständiger Bewegung,
flüchtig, was sich aus dem Zusammenspiel der Parameter Lautstärke, Geschwindigkeit und
Spieltechnik ergibt. Nachdem es eben diesen Anfang gibt, stelle ich ihn mir immer wieder vor; er
bedingt dann auch die Form im weiteren Verlauf des kompositorischen Prozesses.“
325
Aus diesen Äußerungen Woznys auf einen bestimmten musikalischen Stil oder Ausdruck zu
schließen, würde aber in die Irre führen. Ihr kompositorisches Schaffen zeichnet sich durch eine große
Vielseitigkeit – sowohl in den Besetzungen als auch im musikalischen Ausdruck – aus. Zwar liegt der
Schwerpunkt Woznys auf der Instrumentalmusik, vom Solo-Werk über Kammer- und Ensemblemusik
bis zur Orchesterkomposition, daneben hat sie aber auch bereits mehrere Arbeiten für elektronische
Musik sowie einige Vokalkompositionen vorgelegt.
Klanglich stehen Werke wie das zarte, von langen Pausen durchsetzte und oft an der Grenze der
Hörbarkeit agierende Streichtrio „Surfacing“ sehr kraftvollen Kompositionen gegenüber, wie dem 2006
komponierte „Return“ für Saxophon und Ensemble, bei dem der geräuschhafte Klang des Saxophons
und teilweise eruptive Einwürfe des Ensembles die Komposition über weite Strecken prägen. In
Woznys „Musik für zwei Gitarren“ ist die melodische Figur der Ausgangspunkt eines musikalischen
Dekonstruktionsprozesses, in „Loses“ sind es die unterschiedlichen klangfarblichen Facetten eines
großen Orchesters, die den Ausgangspunkt der musikalischen Arbeit bilden. Aber letztlich sind all
diese Klänge und Strukturen nur Facetten einer „feinst-verästelten Gebilde von rätselhaft leuchtender
Schönheit“, wie Woznys Kompositionen in einem Text Christian Kleins zu einem Portraitkonzert im
Juni 2008 in Graz genannt wurden, „deren (gerade noch so) gebändigte Energie quasi subkutan
immer virulent ist.“
http://www.editionjulianeklein.de/composers.php?composer_id=100011&section=rec
ordings
Diskographie
Joanna Wozny - as in a mirror, darkly
Joanna Wozny - as in a mirror, darkly
Joanna Wozny: "as in a mirror, darkly", "Return", "kahles Astwerk", "Loses" und "Vom
Verschwinden einer Landschaft II""
KAIROS 2011, 0013192KAI
Preis: 18,50 €
auf den Merkzettel
Paradisi Gloria 21 - Live world prmiere recordings
Paradisi Gloria 21 - Live world prmiere recordings
Joanna Wozny: "Archipel"
und Werke von Cruixent, Kühr und Doderer
BR Classics/Naxos 2010
Preis: 16,50 €
auf den Merkzettel
die andere saite Vol.1
die andere saite Vol.1
Joanna Wozny: "... zum unberührten Schnee im fahlen Mondlicht ..."
und Werke von Gessler, Lang, Rinner, Kühr, Amann u.a.
ORF-CD 3067
Preis: 22,00 €
http://www.elisabeth-harnik.at/
2012
"a leave" für frauenstimme und flöte
kompositionsauftrag cercle - konzertreihe für neue musik, ua dezember 2012, off-theater wien;
kaoko amano (sopran), doris nicoletti (flöte)
" performanz" für klavier, skulptur und video
auftragswerk e_may festival 2012, ua oktober 2012, kabelwerk wien; elisabeth harnik (akustische
manifestation), hannes priesch (visuelle manifestation), herta kramer-priesch, di richter(textile
umsetzung)
"das haus im wald" für mezzosopran, bass, sprecherin und vier streicher (text: olga flor); ua juni
2012, kulturzentrum bei den minoriten graz; pirjo kalinowska (mezzosopran), matej bunderla (bass),
eva hofer (sprecherin), atmos quartett
"der weg der wächter", version für 5-stimmiges vokalensemble und sieben instrumente (text: olga
flor); ua juni 2012, kulturzentrum bei den minoriten graz; vokalensemble chiaroscuro (leitung: elfriede
moschitz), atmos quartett, matej bunderla (saxophon), patrick skrilecz (klavier), tomi došen
(schlagwerk)
"tunnelfische", version für kinderchor und vier streicher (text: olga flor), frohnleitner spatzen (leitung:
barbara herzog-drewes), atmos quartett
326
"floating shadows on flatland" für saxophon, violoncello und kontrabass
kompositionsauftrag ensemble phace/klangspuren schwaz, ua september 2012, transart festival
bozen; ensemble phace
"wagnerâma" für sieben instrumente,.kompositionsauftrag eu-art-network kunstsymposion 2012
(irrevolution des gesamten - r. wagner und das motiv), ua.september 2012, cselley-mühle oslip;
mitglieder des bayreuther kammerochesters
"circle of understanding" für violine solo
ua april 2012, landhaus feuerlöscher prenning; annelie gahl, violine
2011
"reframe another" für 12 instrumente
kompositionsauftrag klangforum wien, ua oktober 2011
"solo for voice" für solo stimme, text nach gertrude stein
kompositionsauftrag e_may festival, ua mai 2011, kosmos- theater wien; gina mattiello, stimme
"keine keiner" für klavier solo
kompositionsauftrag symposion "autorschaft-genie-geschlecht" an der kunstuniversität graz, ua
april 2011, mumuth graz; eva bajič, klavier
2010
"das nashorn" (text: friederike mayröcker) für kinder oder jugendchor, kompositionsauftrag styria
cantat iv, ua februar 2011, helmut-list-halle graz; frohnleitner spatzen und jugendchor der musikschule
frohnleiten, ltg.: barbara herzog-drewes
"treideln" für klavier solo, kompositionsauftrag expan 2010, ua november 2010, spittal an der drau;
schülerin der musikschule
"above, below and there between" für klarinette, violoncello und akkordeon, kompositionsauftrag
expan 2010, ua november 2010, spittal an der drau; fritz kronthaler (klarinette), claudius v. wrochem
(violoncello), christoph hofer (akkordeon)
"re-framing" für ensemble, ua oktober 2010, mumuth graz; ensemble zeitfluss, ltg.: edo mičič
"superschwärmen" - orchesterminiatur - uraufführung im rahmen von "102 masterpieces", gespielt
vom ORF radio-symphonieorchester wien - anhören
2009
"noč" für trompete, e-gitarre, klavier/keyboards, bass, schlagzeug und zwei stimmen
"tender buttons" für akkordeon-Solo, ua mai 2011, kosmostheater wien; krassimir sterev, akkordeon
"selket" für 8 stimmen, kompositionsauftrag vokalensemble chiaroscuro (leitung elfriede moschitz),
ua herbst 09, radiokulturhaus, wien
"open lead near shore" für ensemble, kompositionsauftrag ensemble zeitfluss, ua märz 2009,
kulturzentrum bei den minoriten graz, ensemble zeitfluss, ltg. edo mičič
2008
"schatten.risse" für klaviertrio, kompositionsauftrag haydnjahr 09
ua jänner 2009, stadtcasino basel; haydn-trio-eisenstadt
hören: download | 2:09 min | 1.96 mb
"klangwandeln" für kinderchor, kompositionsauftrag styria cantat 09
ua 2009, helmut list-halle graz; chor der mhs gratwein
"not all there" (text nach s. beckett) für bariton, bass und g-bassett ua september 2008, 13.
komponistinnenforum in mittersill; duo parkdeck und hemma geitzenauer, g-bassett
"wie wundersam der wind" für "orgelgebläse betriebenes" blockflötenconsort und sprecher mit
orgelpfeife (auswahl mesmeristischer texte 18./19. jhd., karl baier)
ua september 2008, 13. komponistinnenforum in mittersill;
hemma geitzenauer, blockflötenconsort und karl baier, sprecher
elisabeth harnik und jorge sànchez-chiong:
"mittersill #13" für verstärktes klavier und turntables
ua september 2008, 13. komponistinnenforum in mittersill;
e. harnik, klavier und j. sànchez-chiong, turntables
2007
musiktheater "kugelstein" 2. szene, unter der brücke
libretto/textbuch: olga flor, premiere februar 07, opernhaus graz
fanny/mezzosopran:
jutta
panzenböck,
anton/bassbariton:
alexander
puhrer, grazer
philharmonisches orchester, musikalische leitung: michael brandstätter, kostüme: magdolna parditka,
bühnenbild: jan kattein, regie: anna malunat
hören: download | 2:07 min | 1.94 mb
mezzosopran: pirjo kalinowska, bassklarinette: heinz-peter linshalm
"superstructure" für perkussion, klarinette, viertelton-akkordeon, klavier, violoncello, kontrabass und
elektronik, kompositionsauftrag von orf und jeunesse, UA april 07 radiokulturhaus wien, ensemble all
327
ears area: elisabeth harnik, klavier, komposition, leitung, petra stump, klarinetten, krassimir sterev,
viertelton-akkordeon, michael moser, violoncello, klaus janek, kontrabass, josef novotny, elektronik
2001/07 - "shi- shi odoshi iii " für improvisationsensemble, ua mai 07, wotruba kirche, wien ; paul
hubweber, posaune, konrad rennert, perkussion, trash instrumente, wilfried satke, e-bass, burkhard
stangl, gitarre
"what is a nunatak?" für zwei hörner, UA juni 07, kulturzentrum bei den minoriten, graz; gergely
maliusz, lisa adcock, horn; wolfgang musil, video und live-video-processing
2005
die andere saite
"belem" für vier frauenstimmen
text nach sappho (der strophen und verse zweites
buch XXVII)
wiener mozartjahr
"anzurühren den himmel" für schlagwerk, klavier, akkordeon, violine und violoncello
kulturzentrum bei den minoriten
"treibling" für akkordeon solo
klangmühle orth a. der donau
"d’ort(h)" für vier instrumente und schiffmühle
v:nm-festival graz
"cirrus" für solo-feedbackblockflöte
die andere saite; "ungleich rauh" für vier blockflöten
ensemble für neue musik
"ear area II" für 10 instrumentente
projekt ton_satz
"kugelstein I" für solo-mezzosopran und 5 stimmen
text: olga flor
hörfest 05, graz
"all ears area" für vier schlagwerker
2004
kulturzentrum bei den minoriten
"ear area I", zweikanalkomposition
theater transit, darmstadt
theatermusik für die produktion "novecento-die
legende vom ozeanpianisten"
hörfest 04, graz
"šum" für klarinette, violoncello und klavier
2003
hörfest 03, graz
"spontane renaissance" für streichtrio
steirisches kammermusikfestival
"(in)hörweite" für sologitarre
2002
grazer osterfestival
"raumzeitwendeboje" für frauenstimme und violoncello
text: john preininger
http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Biographie,_D.html
Biographie >>>
Clemens Gadenstätter (geboren 1966 in Zell am See/Salzburg), absolvierte Kompositionsstudien bei
Erich Urbanner (Universität für Musik und darstellende Kunst – Wien) und Helmut Lachenmann (199295, Musikhochschule Stuttgart), sowie ein Studium aus dem Konzertfach Flöte an der Universität für
Musik und darstellende Kunst in Wien bei Wolfgang Schulz.
Während seines Studiums war Gadenstätter in mehreren Ensembles und Orchestern aktiv, unter
anderem beim Klangforum Wien (1989-94). Er und Florian E. Müller gründeten 1990 zusammen das
„ensemble neue musik – wien“, das eine breite Auswahl neuer – auch multimedialer – Werke
performt.
Clemens Gadenstätters Werke entstanden u.a. im Auftrag des Südwestrundfunks Baden-Baden
(Donaueschinger Musiktage 2001, 2005, 2012), der Musikbiennale Berlin, des Konzerthaus Berlin, der
Salzburger Festspiele, des Festivals Musik der Jahrhunderte – Stuttgart, im Auftrag von Wien Modern,
des ORF, der Musikbiennale Salzburg, des Steirischen Herbstes, der Neuen Vocalsolisten Stuttgart,
328
des Ensembles Asamisimasa, des Ensemble Instant donné, des Ensemble Nikel, des Klangforum
Wien, des Ensemble Recherche, des Ensemble Modern …
Gadenstätter arbeitete mit SolistInnen wie Marcus Weiss, Salome Kammer, Eva Furrer, den Neuen
Vocalsolisten Stuttgart, Yukiko Sugawara, Jürgen Ruck, Yaron Deutsch, Krassimir Sterev, Florian
Müller, Ernst Kovacic, Anna Maria Pammer u.a.
Seine Werke wurden u.a. dirigiert von Peter Eötvös, Peter Rundel, Arturo Tamayo, Beat Furrer,
Pascal Rophé, Johannes Kalitzke, Sian Edwards, Dennis Russell Davies, Patrick Davin.
Gadenstätter arbeitete mit zahlreichen Orchestern zusammen, darunter das RSO – Wien, das SWR
Orchester Freiburg und Baden Baden, das Hilversum Kamerorkest, das RSB Berlin, die Philharmonie
de Luxembourg u.a.
Gadenstätter arbeitete unter anderem mit folgenden Ensembles: Ensemble Modern, Klangforum
Wien, Jack Quartet, Asamisimasa – Oslo, L'Instant donné – Paris, Ensemble Nikel, Ensemble
Recherche, Trio Recherche, Trio Accanto Freiburg, Trio Recherche, Kammerensemble Neue Musik
Berlin, Ensemble Ascolta Stuttgart, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Ensemble Mosaik, Ensemble für
Neue Musik Zürich …
Diverse Preise und Stipendien, u. a.: Arbeitsstipendium der Stadt Wien (1987, 1994), Preis Forum
junger Komponisten (1992), Staatsstipendium der Republik Österreich für Komposition (1993, 1999),
Jahresstipendium des Landes Salzburg für Komposition (1995), Publicity-Preis des SKE-Fonds,
Förderungspreis der Stadt Wien (1997), Kompositionspreis der Erste Bank (2003), DAAD –
Stipendium / Berliner Künstlerprogramm des DAAD (2006), Würdigungspreis der Stadt Wien etc.
Gadenstätters Musik gab es bei folgenden internationalen Festivals: Darmstädter Ferienkurse für
Neue Musik, Donaueschinger Musiktage (2001, 2005, 2012), Ultraschall Berlin, Moving Sounds
Festival New York, Festival Ultima Oslo, Nuovi Spazi Musicali, Forum junger Komponisten (Köln,
Dresden, Leipzig), ISCM World Music Days (Stockholm), Musica Nova (Sofia), Seachange Aberdeen
(Porträtkonzert 2001), Musikbiennale Berlin, Schoenberg und die Folgen Duisburg, Wires
Performance Center for New and Experimental Music Los Angeles u. a.
Gadenstätters Werke wurden bei zahlreichen österreichischen Festivals aufgeführt, darunter das
Festival Wien Modern, die Salzburger Festspiele (2001, 2003), das Musikprotokoll im Steirischen
Herbst, die Hörgänge (Porträtkonzerte 2001 und 2003), Österreich Heute, die Bludenzer Tage
zeitgemäßer Musik …
Von 1995 bis 200 war Gadenstätter Herausgeber der Musikzeitschrift „ton“ der ISCM Sektion
Österreich.
Seit 2007 ist er Mitherausgeber der Buchreihe „musiktheorien der gegenwart“ (publiziert bei Pfau,
Saarbrücken).
Seit 1992 arbeitet Gadenstätter mit KünstlerInnen wie Joseph Santarromana (Videoinstallation), Rose
Breuss, Toni Kay, Lisa Spalt ("ballade 1", "Wir müssen einzelne irgendwann bitten, alle jetzt
aufzupassen" [Hörstück ORF 2001], „powered by emphasis“ für Soli, Chöre und Orchester, Madrigale
für sechs Stimmen, ES – Minimaloper für Stimme, Bild und Ensemble …).
Gadenstätter wirkte in der Organisation zahlreicher Konzertreihen und Neue-Musik-Veranstaltungen
mit und kuratierte gemeinsam mit Lisa Spalt das sechs Abende umfassende Festival „salon 13“
(2000).
Gemeinsam mit Lisa Spalt hat Clemens Gadenstätter im Jahr 2000 das Buch „tag day. ein
schreibspiel“ publiziert (edition gegensaetze).
Er publiziert laufend Essays in verschiedenen Musikzeitschriften.
Zuletzt Arbeiten am Banalen (Stücke: „Semantical Investigations 1&2“; Essay: „Was heißt hier banal“),
an der Polymodalität des Hörens („platzen/bersten“ – für Cello und Klavier, „häuten, schlitzen“ – für
Streichquartett, „ES“ – Minimaloper für Stimme, Bild und Ensemble etc.), sowie an der musikalischen
Ikonographie (Werkreihe „ICONOSONICS 1 – 3“).
Seit 2003/04 ist Clemens Gadenstätter Professor an der Musikuniversität Graz für Musiktheorie und
Analyse und Privatdozent ebendort für Komposition.
Im Sommersemester 2013 ist Clemens Gadenstätter Gastprofessor an der Hochschule für Musik Carl
Maria von Weber Dresden.
2013 ist er Dozent bei „impuls. 8th International Ensemble and Composers Academy for
Contemporary Music“ (9. bis 20. Februar).
2013 ist er außerdem Dozent beim Ung Nordisk Musik/Young Nordic Music Festival in Oslo.
http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Ensemblemusik.html
ENSEMBLEMUSIK
Bildstudie: mit Ruttmann op.3
Für Ensemble und Licht(-bilder)
UA: März 2011, Musikbiennale Salzburg, Ensemble Ascolta Stuttgart
329
Editioni Musicali RAI TRADE
Pictures of an exhibition – ICONOSONICS III
Für 9 Instrumente (ca. 28 min.)
UA: 9. Dezember 2010; Reims, Festival Reims scènes d’Europe
Ensemble l’Instant donné
Edizioni Musicali RAI Trade
(Gesamt-UA des Zyklus ICONOSONICS I – III im Rahmen des Musikprotokoll im Steirischen Herbst
2011; Ensemble l’Instant Donné, Paris).
SEMANTICAL INVESTIGATIONS I
für Violine und Ensemble (ca. 36’)
UA: Wien Modern 2008, November 2008, Konzerthaus Wien; Klangforum Wien, Ernst Kovacic –
Solovioline, Dir. – Etienne Siebens
Edizioni Musicali RAI Trade
SEMANTICAL INVESTIGATIONS II
für 11 Instrumente (ca. 26’)
UA: 7. 2. 2008, Konzerthaus Berlin; Ensemble Modern, Dir. – Sian Edwards
Edizioni Musicali RAI Trade
COMIC SENSE
Staffel I/II/III
Konzert für Klavier- und Keyboardsolo und Ensemble (ca. 60’)
UA der Gesamtfassung 16. 11. 2003, Wien Modern, Konzerthaus Wien, Mozartsaal,
Klangforum Wien, Dir. Marc Foster
Ariadne Verlag, Wien
schniTt
für Ensemble 1993-95
Fl, Ob, 2 Klar, 2 Trp, 2 Pos, Va, 2 Vc, Kb, Pf, 2 Perc (21’)
UA:13. 10. 1995, Tage für zeitgemäße Musik – Bludenz; Klangforum Wien; Dir. Patrik Davin
Ariadne Verlag, Wien
Versprachlichung
Musik für acht Instrumente und Tonband 1992-94
revidierte Version 1994
2 Pos, 2 Kb, Sopran, Pf, 2 Perc, Tonband (18’)
UA 7. 3. 97, Festval „Hörgänge“, Konzerthaus – Wien, Klangforum Wien, Dir. Ernst Kovacic
Ariadne Verlag, Wien
Versprachlichung
dreaming of a land an arm`s length away – die arie des vogelnestaushebers
Installation I
Videoinstallation, 8 Instrumente und Tonband (40’)
in Zusammenarbeit mit Joseph Santarromana
UA: 25. 2. 1994, ORF – Sendesaal; Ensemble Wien 2001, Dir. Clemens Gadenstätter, Nader
Mashayekhi; Ariadne Verlag, Wien
Musik für Soli und Ensemble 1991/1992
Fl solo, TenSax solo, 2 Voc, 2 Klar, 2 Vc, 2 Git, 2 Perc (30’)
UA: 15. 6. 1992, Wiener Konzerthaus; Klangforum – Wien, Dir. Beat Furrer
Ariadne Verlag, Wien
http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Kammermusik_mit_Sti
mme.html
KAMMERMUSIK MIT STIMME
ES Für Sprechstimme, Stimme, Ensemble, Elektronik und Film (Text: Lisa Spalt) (26’); 2011
UA: 7. 9. 2012, Ultima Festival Oslo, ASAMISIMASA Olso, Cond. Clemens Gadenstätter
MADRIGALE für 6 Solo-Stimmen
– HEY; Madrigal 1 (ca. 14 min.)
Neue Vokalsolisten Stuttgart; UA: 30. 6. 2007 Stuttgart, Festival „Sommer 07“, Theaterhaus Stuttgart
– WEH; Madrigal 2 (ca. 16 min.)
Neue Vokalsolisten Stuttgart, 3. 3. 2011, Festival Odeon Musik III – Wien, Odeon.
ballade I
für Stimme und Klavier (24’); 1997
Text: Lisa Spalt
UA 5. 10. 97, Wien Modern, Wiener Konzerthaus;
Matteo de Monti – Stimme, Florian Ernst Müller – Klavier
330
Ariadne Verlag, Wien
http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Kammermusik.html
KAMMERMUSIK
SAD SONGS
Quartett für Saxofon, E – Gitarre, Schlagzeug und Klavier
UA: 19. 10. 2012; Ensemble Nikel; Donaueschinger Musiktage
häuten
Streichquartett Nr. 1
UA: Jack Quartet, 15/09/2012, Moving Sounds Festival New York
bersten, platzen (Paramyth 4) für Cello und Klavier
UA: 02/08/2012; Florian Kitt – Vc, Aima Labra-Makk – Pf; Goldegg
bodies – ICONOSONICS II
für E-Gitarre und Akkordeon 2009/2010 (ca, 27 min.)
UA: 28/12/2010, Tel Aviv; Yaron Deutsch, Krassimir Sterev
Edizioni Musicali RAI Trade
Blüten. Eine soziale Schnittstelle
für eine Lesende und variables Ensemble. UA der Berliner Version: Haus auf dem Pfefferberg,
Kammerensemble Neue Musik Berlin / Lisa Spalt, 02/06/2010
FIGURE – ICONOSONICS I
Für Klarinette, Streichtrio und Klavier (ca. 27 min.)
UA: 21/04/2009, Wiener Konzerthaus, PHACE contemporary, Wien.
Edizioni Musicali RAI Trade
Songbook # 0 - 11
Trio für Saxophon, Schlagzeug, Klavier und variable elektronische Verstärkung/Verzerrung (36’)
2001/2002
UA.: 28/11/2002, Bludenzer Tage für zeitgemäße Musik, Trio Accanto
Ariadne Verlag, Wien
schlagsaiten
kleine Studie für 2 Gitarren (1997) (4’)
in: „Verwegene Wege“
Universal Edition
variationen und alte themen
Quartett für Posaune, Gitarre, Cello und Kontrabaß (34’) 1996
UA 19/04/97, Schömerhaus – Klosterneuburg, Sammlung Essl; ensemble neue musik – wien
Ariadne Verlag, Wien
Streichtrio II
(friktion)
für Streichtrio 1995/rev.1997 (23’)
Vl, Va, Vc
UA: 19/03/1996, Festival „Hörgänge“, Konzerthaus Wien; Trio recherche
Ariadne Verlag, Wien
Sextett 1993
und die fortsetzung – meine abmagerung – glasgewölbe
Fl, Klar, Vl,Vc, Pf, Perc (16’)
UA: 08/07/1993, Rom – Nuovi Spazi Musicali; Klangforum Wien, Dir. Olivier Cuendet
Ariadne Verlag, Wien
...für zwei Klaviere 1992 (Studie II), rev. 1993/94 (22’)
UA: 11/06/1994, Akademie der Künste – Berlin; Yukiko Sugawara , Tomoko Hemmi (Pf)
Ariadne Verlag, Wien
Duo für Violine und Violoncello 1992 (Studie I) (25’)
UA: 02/10/1992, Tage für zeitgemäße Musik, Bludenz; Annette Bik (Vl), Andreas Lindenbaum (Vc)
Ariadne Verlag, Wien
Trio 90/91
Vl, Bassklar, Pf (24’)
UA: 08/10/1992, WDR – Köln; Ensemble Modern
Ariadne Verlag, Wien
Trio 1990
Vl, Vla, Vc (16’)
UA: 08/04/1991, Wiener Konzerthaus; Klangforum – Wien
Ariadne Verlag, Wien
331
http://www.gadenstaetter.info/http___www.gadenstaetter.info/Orchestermusik.html
ORCHESTERMUSIK
FLUCHTEN / AGORASONIE 1 für Solisten, Orchester und Raum
UA: 22. 10. 2009; Wien, Musikverein, RSO Wien, Pascal Rophé (Dauer: ca. 23 min.)
Edizioni Musicali RAI Trade
powered by emphasis
ballade 2, 3 & 4
für Stimme, Combo, Chöre, Orchester und Elektronik (ca. 45’)
Text: Lisa Spalt
UA: 16. 10. 2005, Donaueschinger Musiktage 2005
SWR-Sinfonieorchester Freiburg und Baden-Baden, SWR-Vokalensemble, Anna Maria Pammer –
Stimme, Peter Hirsch – Dir.
Ariadne Verlag, Wien
Polyskopie
Für Solisten und kleines Orchester (32’); 2000/2001
UA: 20. 10. 2001, Donaueschinger Musiktage
Radiokammerorkest Hilversum, Cond. Peter Eötvös
Ariadne Verlag, Wien
auf takt
Musik für großes Orchester (34’)
1997-99
UA 17. 8. 1999, Salzburger Festspiele, Kleines Festspielhaus,
RSO – Wien, Dir. Dennis Russel Davies
Ariadne Verlag, Wien
Musik für Orchesterensembles 1990/1993-94
5 Orchestergruppen
UA: 25. 3. 1994, Konzerthaus Wien; RSO Wien, Dir. Arturo Tamayo
Ariadne Verlag, Wien
http://www.gat.st/en/node/190265
Austrian Art Ensemble
Izumi Hasebe, Violine, Anja Bieber, Viola, Georg Ludvik, Violoncello, Hubert Salmhofer, Klarinette,
Wilhelm Kalcher, Horn und Wim van Zutphen, Klavier, spielen Werke von Krzysztof Penderecki und
Alban Berg. Das Austrian Art Ensemble unter der künstlerischen Leitung von Wim van Zytphen, in
variablen Besetzungen, widmet sich seit dreißig Jahren vorrangig dem Schaffen von Komponisten des
20. und 21. Jahrhunderts und zeigt in seinen Programmen Querverbindungen zur Musik der früheren
Epochen.
http://www.ignm.at/
Internationale Gesellschaft für Neue Musik - Sektion Österreich
Die Internationale Gesellschaft für neue Musik IGNM / ISCM / SIMC wurde auf Initiative der
Komponisten Bartok, Berg, Hindemith, Honegger, Kodaly, Milhaud, Ravel, Respighi Schönberg,
Strawinsky, Webern Wellesz und anderen im Beisein von 24 internationalen Komponisten, am
11.8.1922 in Salzburg während der Festspiele gegründet. Sie war die allererste und ist heute noch die
bedeutendste internationale Gesellschaft zur Förderung Neuer Musik der Welt.
Sie umfasst derzeit 57 nationale Sektionen auf allen Kontinenten und fördert neue Musik ohne
Rücksicht auf ästhetische Anschauungen, Nationalität, Rasse, Religion oder politische Einstellung.
Hauptanliegen der Gesellschaft ist die Förderung und Verbreitung von Werken der Komponistinnen
und Komponisten aus den Länder-Sektionen weltweit.
VORSTAND
Bruno Strobl (Präsident)
www.brunostrobl.at
Irene Suchy (Vizepräsidentin) www.irenesuchy.org
Simon Vosecek
www.platypus.or.at
Manon Liu Winter
www.manonliuwinter.at
Fernando Riederer
mica-datenbank
Johannes Kretz
www.johanneskretz.com
Bundesländer-Vertreter:
Kärnten: Bruno Strobl
332
www.brunostrobl.at
Oberösterreich: Michael Hazod www.michael-hazod.at
Salzburg: Stefan David Hummel
www.sdhummel.com
Steiermark: Clemens Nachtmann
clemensnachtmann.mur.at
KULTURPOLITIK
Die IGNM /Österreich will die neueste komponierte und improvisierte ernste Musik fördern. Unter der
Berücksichtigung ihrer individuellen und gesellschaftlichen Funktion, ihrer Weiterentwicklung sowie
verschiedener Vermittlungsansätze im theoretischen wie praktischen. Der Verein setzt sich das Ziel,
auf regionaler wie auch internationaler Ebene, KomponistInnen und InterpretInnen und
MusikwissenschaftlerInnen miteinander zu vernetzen und damit die zeitgenössische Musik zu stärken.
Ziel hierbei ist es auch neuartige künstlerische Projekte zu initiieren oder zu unterstützen. Die IGNM
will auch als Vermittler Strukturen miteinander in Verbindung setzen und entscheidet sich bewusst für
einen hohen Qualitätsstandard sowohl bei der Initiierung als auch der Durchführung der unter IGNM
laufenden Projekte. Für die Rezeption Neuer Musik publikumswirksame pädagogische Konzepte zu
entwickeln ist ebenso wichtig wie die stärkere Verankerung im kulturellen Bewusstsein der
Gesellschaft. Dieser Zweck soll aufgrund unvoreingenommener Analyse und ohne Ansehen der
Personen und ohne Rücksicht auf Geschlecht, Rasse, Nationalität, Alter, soziale Herkunft und
Stellung, religiöse und politische Anschauungen erreicht werden.
International ist die IGNM Mitglied der ISCM und dahingehend tätig.
Aus einer Wiener Subkultur heraus entstand die ISCM, die International Society for Contemporary
Music mit ihren zahlreichen Ländersektionen in alle Kontinenten ist sie heute die bedeutendste
musikkulturelle Gesellschaft der Welt.
Am 11. August 1922 gründeten im Salzburger Cafe Bazar 24 anwesende Komponisten, unter ihnen
Webern, Bartok, Hindemith, Honegger, Kodaly, Milhaud, Wellesz – mit ihnen telegraphisch auch Berg,
Ravel, Respighi, Schönberg, Strawinsky, damals größtenteils ‚Avantgarde’, heute alle weltberühmt –
eine „Internationale Gesellschaft für Neue Musik“. Richard Strauss übernahm das Präsidium des
Gründungskomitees.
Die Statuten bestimmten die Förderung zeitgenössischer Musik, ohne Rücksicht auf ästhetische
Anschauungen, Nationalität, Rasse, Religion, politische Einstellung – sie gelten auch heute in allen
Mitgliedsländern.
Die Idee verbreitete sich innerhalb weniger Jahre weltweit. Musikfreunde, Künstler aller Arten,
Wissenschafter, Philosophen schlossen sich an. 1923 wurde in London ein Dachverband gegründet,
es entstand die erste internationale musikkulturelle Gesellschaft der Welt.
IGNM in Österreich: 1938 Auflösung - 1945 Neubeginn
Nach informeller Gründung 1922 in Salzburg, nach offizieller Installierung als ‚Verein’ 1926,
Veranstaltung hunderter Konzerte und dreier IGNM-Weltmusikfeste (1923 und 1924 Salzburg, 1932
Wien) wurde die IGNM im März 1938, mitten in ihrer ersten ‚großen Zeit’, von den Nationalsozialisten
wegen ihrer ‚suspekten Internationalität’ zwangsweise aufgelöst. Engagierte Mitglieder wie Josef
Polnauer, Erwin Ratz, Alfred Schlee und Friedrich Wildgans verbargen, damals bei eigener
Lebensgefahr, von der angeordneten Verbrennung bedrohte Original-Partituren und Schriften
‚entarteter’ und jüdischer Komponisten in den Depots der Universal-Edition und im Gebälk einer
Wiener Bäckerei.
20. April 1945: Acht Tage nach Ende der Kampfhandlungen in Wien, noch vor Kriegsende, nahmen
dieselben engagierten Mitglieder die Tätigkeit der IGNM wieder auf. Schon Mitte Mai gab es im von
Granaten beschädigten, fensterlosen Wiener Konzerthaus die erste Veranstaltung.
Die österreichische IGNM:
Mit ihrer von Jahr zu Jahr ansteigenden Zahl von Veranstaltungen – 2005 bereits 120 – mit
Programmierungen von Schönberg bis zur neuesten Elektronik, nimmt sie nicht nur hierzulande die
führende Position ein, u.a. auch mit eigenen Landessektionen in Kärnten, Oberösterreich, Salzburg.
Ziele: Musik-Förderung, Musik-Export, Produktion von Tonträgern
Im Vordergrund der IGNM-Tätigkeiten stehen hauptsächlich Förderungen der neuen Werke
heimischer Komponisten und Komponistinnen und deren weltweite Verbreitungen. Ein großer Teil der
Konzerte wird vom ORF mitgeschnitten und gesendet, die restlichen sorgfältig aufgezeichnet. Die
professionell hergestellten Tonträger und CDs werden laufend an ausländische Rundfunkstationen,
Musikverlage und Konzert-Veranstalter versendet – Kenntnis und Akzeptanz heimischer Werke
steigen von Jahr zu Jahr, die Tantiemen-Rückflüsse gehen via der hiesigen AKM den Komponisten
zu.
Zahlreiche ambitionierte, initiative, aktive Mitglieder:
1946 verhalfen hochrangige österreichische Diplomaten, damals auch Vorstands-Mitglieder der
Wiener IGNM, dem internationalen IGNM-Dachverband ISCM zur Aufnahme in die UNESCO. 1949
wurde die ISCM zur Mitbegründerin einer weiteren UNESCO-Organisation: »Conseil International de
la Musique«. 1960 installierten einige IGNM-Mitglieder in Wien eine lokale Sektion, den »ÖMR –
333
Österreichischer Musikrat«. 1961 initiierten IGNM-Mitglieder ein »Internationales Musikzentrum«.
Dieses »IMZ« entwickelte sich unter Ägide der UNESCO alsbald zur internationalen Schnittstelle für
neue Musik-Theater- und Tanz-Events im Audio- und Videobereich. 1971 reformierte Prof. Dr. Franz
Eckert, österreichischer Rechtsanwalt, die internationalen Statuten der ISCM. Dr. Eckert ist bis heute
ISCM-Vorstandsmitglied, Ehrenmitglied der ISCM und der hiesigen IGNM.
Die alljährlichen ISCM- Weltmusikfeste:
Wegen ihrer internationalen Vorrangstellung wurde unter den 57 Mitgliedsländern bisher nur die IGNM
Österreich mit der Veranstaltung von gleich sieben der bislang 80 ISCM-Weltmusikfeste beauftragt:
1923, 1924 und 1952 Salzburg
1932 und 1961 Wien
1972 und 1982 Graz
IGNM und die östlichen Nachbarländer
Umfangreiche Verbindungen, regelmäßige Gastspiele gab es bis 1938, spärliche von 1946 bis 1948,
danach nur mehr ‚politisch Genehmigte’, nur mehr zumeist per Schlafwagen-Schaffner geschmuggelte
Noten, Partituren, Tonbänder, Kassetten. 1989, noch vor der ‚Öffnung’, initiierte Wilhelm Zobl neue
Verbindungen, realisierte später Lothar Knessl IGNM-KontaktKonzerte – ‚Musik der Nachbarn’ mit ‚im
Westen’ und hierzulande noch unbekannten Werken. Seither boomen Kontakte, Gastspiele, MusikExport. Auf Drängen der österreichischen IGNM wurden die Weltmusikfeste 2003 in Slowenien und
2005 in Kroatien abgehalten.
http://www.impuls.cc/de/ueber-impuls.html
Team impuls
Prof. Beat Furrer . Künstlerischer Leiter, Obmann
Prof. Ernst Kovacic . Künstlerischer Leiter
Mag. Ute Pinter MAS . Generalsekretärin
Mag. Veronika Mayer . Assistenz
Vereinsmitglieder:
Dr. Manfred Gaulhofer
Mrs. Kathryn List
Dr. Peter Oswald
Dr. Martin Schuppich
Dr. Peter Vujica . Beratendes Mitglied
Gegründet von Beat Furrer und Ernst Kovacic hat sich impuls als internationale Ensemble- und
Komponistenakademie und Verein zur Vermittlung zeitgenössischer Musik binnen kürzester Zeit zu
einer der international führenden Institutionen auf diesem Gebiet entwickelt. Instrumentalklassen und
Ensemblespiel, Kompositionsklassen und Spezialprogramme wie Ensemble meets Composers,
Leseproben mit dem Klangforum Wien, Open Composers´ Pool, Elektronik- und
Improvisationsworkshops …: Jedes zweite Jahr bietet die impuls Akademie jungen Musikern und
Komponisten – aus Österreich, aber auch der ganzen Welt – in einer intensiven Arbeitsphase einen
ganzheitlichen Zugang zu zeitgenössischer Musik in Theorie und Praxis. Über rund 14 Tage schafft
impuls eine wichtige Plattform für gemeinsame Arbeits- und Lernprozesse und fördert den
internationalen Austausch in Graz, Steiermark. Ein internationales Team renommierter
Spitzenmusiker und Komponisten als Tutoren garantiert höchste Qualität und legt eine entscheidende
Basis auf dem Weg bestens ausgebildeter, hochmotivierter und international vernetzter junger
Musiker und Komponisten als kompetente und authentische Botschafter von Musik als Sprache ohne
Grenzen.
Neben der impuls Akademie bietet das impuls Festival mit öffentlichen Konzerten, Präsentationen,
Vorträgen und verschiedenartigen Musikvermittlungsprogrammen, impuls-MinutenKonzerten in
Galerien und öffentlichen Workshops (auch für Kinder) … vielfältige Möglichkeiten – dies auch für ein
breiteres Publikum mit open ears –, Neue und zeitgenössische Musik neu zu erleben und verwandelt
Graz jedes zweite Jahr im Februar in ein international wahrgenommenes Zentrum und eine
Festivalstadt zeitgenössischer Musik.
Durch den impuls Kompositionswettbewerb, den impuls Kompositionsworkshop und impuls
Kompositionsaufträge, die in Graz mit Spitzenensembles wie dem Klangforum Wien uraufgeführt
werden, gewinnt impuls noch zusätzlich an Relevanz und Attraktivität sowohl für Interpreten als auch
Komponisten und schafft ein wachsendes Publikum für zeitgenössische Musik.
http://www.impuls.cc/de/veranstaltungsorte.html
impuls . Veranstaltungsorte
impuls findet an verschiedensten Orten in Graz statt:
334
Die Akademie ist mit ihren Tagesprogrammen in erster Linie an der KUG . Universität für Musik und
Darstellende Kunst angesiedelt, die Konzerte und andere Aktivitäten führen Sie an so
prestigeträchtige Orte wie den barocken Minoritensaal, die Helmut-List-Halle, das Kunsthaus Graz
oder das MUMUTH, architektonische wie akustische Juwele, ... an Orte der Avantgarde und
alternativer Szenen wie etwa das Forum Stadtpark ... und nicht zuletzt auch in Galerien und Museen.
Falls Sie Graz (noch) nicht kennen, ein Quartier suchen oder noch nähere Informationen zur Stadt
brauchen, empfehlen wir die Homepage von Graz Tourismus: www.graztourismus.at
http://www.kairos-music.com/R/Furrer/Furrer6.html
Zwei Figuren, ein Mann und eine Frau. Namenlose Protagonisten. Kein Paar, vielmehr Passanten in
einer Passagenwelt der Gegenwart, an deren Horizonten mythische Bilder aus der Geschichte von
Orpheus und Eurydike durchschimmern. Der Hadesgang. Der verbotene Blick. Die falsche Bewegung.
Zwei Figuren also: getrennt/vereint auf der Suche nach ihrer (gemeinsam?) verlorenen Zeit,
Geschichte und Erfahrung. Zwei Versuche, hinter das Dasein zu blicken. Zwei Versuche, mittels
Erinnerung und Wiederholung verschollene Utopien im Licht des Begehrens neu zu entdecken. Eine
Hoffnung, die bis zuletzt unerfüllt bleibt. Vergebliche Parallelaktionen im Schatten der Einsamkeit.
(Selbst-) Begegnungen finden nicht statt. Was bleibt, ist das Dunkel der (un-)gelebten Augenblicke.
Und die Gestalt der Frage: gibt es ein Heraus, aus diesem einsamen Weg? Durch das Begehren? ...
(Wolfgang Hofer)
http://www.kairos-music.com/R/Kuehr/Kuehr.html
Jeder Satz setzt neu ein und kocht anders und anderes. Zwischendurch irritiert etwas und gleich
nebenan biegt sich etwas von neuem um. Und immer ist in den musikalischen Straßen, die sich hier
insgeheim verzweigen, ein Sur-Realismus zugegen, worin sich Reisen durch hohlgehende Zeiten zur
Zukunft eröffnen. Denn das naive Bewusstsein bleibt schwebend im Mythos, während das
Sentimentalische sich zur Moderne hin wendet. Insofern ist diese Musik auch eine Revue
sentimentale. (Wolfgang Hofer)
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/steirerdestages/3007143/muse-kuesst-ihn-ehje.story
Die Muse küsst ihn wie eh und je
Seinen 85. Geburtstag feiert heute der steirische Komponist Karl Haidmayer. An Ruhestand denkt er
deshalb nicht: Am Sonntag tritt er als Pianist auf.
Eigentlich", sinniert Karl Haidmayer, "habe ich noch nie so gut gespielt wie jetzt, weil ich endlich
genug Zeit zum Üben habe." Unter Beweis stellen will er seine pianistische Fingerfertigkeit am
Sonntag bei einer Matinee, mit der ihm die Musik- und Kunstschule Gratkorn zu seinem 85.
Geburtstag gratuliert. Im Karl-Haidmayer-Saal - "der heißt so, weil in ihm meine 15. Symphonie
uraufgeführt wurde und deren Partitur dort neben einer Büste von mir ausgestellt ist" - will der Jubilar
einen weiten Bogen spannen. Das Programm reicht von frühen Klavierstücken aus dem Jahr 1944 bis
zur Uraufführung der "3 konzilianten Klavierstücke", die heuer entstanden sind.
Die Muse küsst ihn nämlich wie eh und je und deshalb umfasst sein Werkverzeichnis bereits über 400
Kompositionen.
96 Stunden Musik
In jungen Jahren hat er sich die Mühe gemacht, die gesamte Spieldauer aller Stücke bestimmter
Komponisten zusammenzurechnen. Bei Richard Wagner kam er auf 44 Stunden, beim fruchtbaren
Grazer Komponisten Roderich von Mojsisovics, über den er seine Dissertation geschrieben hat,
errechnete er sieben Tage. Und sein eigenes ?uvre? "Rund 96 Stunden, also vier Tage NonstopAufführung."
"Leider", klagt er, "kann man heute nicht mehr so lange Stücke schreiben wie früher, weil das für alle
zu anstrengend ist. Es fehlt heute die Geduld." Im Rückblick auf seine 85 erfüllten Jahre fällt seine
Diagnose der Gegenwart drastisch aus: "Heute sind wir in einer fast kulturlosen Zeit gelandet."
Karl Haidmayer, der im niederösterreichischen Hollabrunn geboren wurde, kam schon als dreijähriger
Knabe nach Graz, wo er studiert, unterrichtet und bis vor Kurzem gelebt hat. "Vor drei Jahren bin ich
weggezogen, weil ich von der schlechten Luft in Graz Asthma bekam, in meine Wohnung in der
Heinrichstraße drei Mal eingebrochen wurde und sämtliche guten Weine gestohlen wurden. Den
Wirbel im Univiertel habe ich nicht mehr ausgehalten. In St. Oswald bei Plankenwarth habe ich jetzt
wunderbare Ruhe." Dort hat er auch viel Platz für seinen Bösendorfer-Flügel: "Nach achteinhalb
Jahren zahle ich jetzt die letzte Rate."
335
Haidmayer hat am Steiermärkischen Landeskonservatorium Klavier und Komposition studiert und
Musikwissenschaft an der Karl-Franzens-Universität. Er trat als Pianist auf, feierte als Komponist
Erfolge in aller Welt, urteilte als Rezensent der Kleinen Zeitung über das steirische Musikleben und
gab sein Wissen als Kompositionsprofessor an der heutigen Grazer Kunstuniversität und am Wiener
Konservatorium weiter. Seine pädagogische Tätigkeit hat er nie als bloße Existenzsicherung
betrachtet: "Alles zu seiner Zeit. Ich habe mit Begeisterung unterrichtet."
17 Symphonien
In erster Linie sieht er sich freilich als Komponist, der zu fast jedem Genre - "nur eine Oper hat sich
leider nie ergeben, obwohl mich das imaginäre Gespräch zwischen Bach und Händel als Stoff gereizt
hätte" - Beiträge geliefert hat. Darunter 16 Symphonien, deren Uraufführungen in Durban, Genf,
Gratkorn, Graz, Kaunas, Lassing, Oldenburg, Regensburg, Reykjavik, Wien und Zürich beredt
Zeugnis davon ablegen, welch internationales Renommee der Komponist Haidmayer besitzt. Seine
Symphonien waren Gegenstand der Dissertation von Karl-Heinz Pöschl, dem Leiter der Musikschule
Gratkorn. Dessen Analyse ist mittlerweile unvollständig: "Meine 17. Symphonie harrt ihrer
Uraufführung", verrät Haidmayer, der nach Annäherungsversuchen an die Avantgarde zu einem sehr
musikantischen, oft rhythmisch geprägten Stil gefunden hat, der breite Akzeptanz fand. Der
langjährige Präsident des Steirischen Tonkünstlerbundes, der die Musik zu über vierzig TV-Filmen
komponierte, schreibt seine Partituren nach wie vor mit der Hand: "Am Bildschirm kann ich mich nicht
konzentrieren."
An Anerkennung hat es Haidmayer nie gefehlt. Er erhielt zahlreiche Preise, und weil er schon alle nur
möglichen heimischen Auszeichnungen besitzt, kann er jetzt seine Ordenssammlung nicht mehr
erweitern.
350 Briefe
Dennoch geht er mit sich selbst hart ins Gericht. "Ich habe viele Fehler in meinem Leben gemacht,
war immer zu schnell", bekennt der Vater zweier Söhne, der nach drei Scheidungen seine vierte
Gattin durch Elizabeth T. Spiras Fernsehsendung "Liebesg'schichten und Heiratssachen"
kennengelernt hat: "Aus über 350 Briefen habe ich ihren herausgezogen." Die um 21 Jahre jüngere
Innsbrucker Floristin Zäzilia, die er "Guggi" nennt, bescherte ihm neues Glück: "Sie hat mich
wachgerüttelt, macht meine Buchhaltung und organisiert alle meine Termine."
http://www.kultum.at/kopfmenue/ueber-uns
Das Kulturzentrum bei den Minoriten...
...ist ein Haus für zeitgenössische Kunst, Gegenwartskultur und Religion im Zentrum von Graz. Es
vermittelt zeitgenössische Kunstformen in Bildender Kunst, Literatur, Neuer Musik, Tanz und führt
eine eigene Programmschiene für Junges Publikum in den Schwerpunkten Kindertheater und Musik.
Darüber hinaus ist das Kulturzentrum bei den Minoriten ein prominenter Ort des Diskurses für
Gegenwartsfragen und Religion, der sich neben Vorträgen und Symyposien, sowie im Aufbau einer
"Sammlung für Religion in der Gegenwartskunst" (KULTUMdepot Graz) niederschlägt. Das Programm
ist gekennzeichnet durch eine Mehrspartigkeit in den zeitgenössischen Kunstformen, durch
höchstmögliche Qualitätssuche und durch Nachdenklichkeit für künstlerische, geistige, religiöse und
gesellschaftliche Veränderungen und Transformationen. Als Veranstaltungsorte dienen der barocke
Minoritensaal, einer der schönsten Barocksäle von Graz, der kleine Minoritensaal sowie der CUBUS,
ein Veranstaltungsraum im neu bezogenen I. Stock für Vorträge, Lesungen und Diskussionen.
Ausstellungen finden im I. Stock des aus dem 17. Jh. stammenden Klostergebäudes der Minoriten
statt, die 2010 zu neu gestalteten Ausstellungszellen umgebaut wurden.
http://www.kultum.at/neue-musik
Neue Musik...
...ist der Dreh- und Angelpunkt des Musikprogramms im Kulturzentrum bei den Minoriten:
Schwerpunktsetzungen sind hier - bei die Verpflichtungen namhafter Solisten der Neuen Musik, die
Förderung junger talentierter Instrumentalisten durch Einbindung in unsere Programme,
Komponistenportraits herausragender Komponisten der jüngeren Generation, Komposititonsaufträge
und Querschnitte durch die verschiedenen Entwicklungsstränge der allerjüngsten Musikgeschichte.
http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/10106964/2168749/
Steirische Musikgeschichte ab 1945
von Dr. Peter Vujica
Das geistige und künstlerische Leben der Steiermark und insbesondere jenes von Graz als
Hauptstadt dieses Bundeslandes war zumindest während des vergangenen Jahrhunderts von einer
336
auffälligen Ambivalenz zwischen bald mehr, bald weniger verhohlener revolutionärer Unruhe und
geruhsamer Idylle gekennzeichnet, - und dies nicht allein auf musikalischem Sektor sondern in allen
Kunstdisziplinen.
Ihre augenfälligste Ausprägung fand diese bipolare ästhetische Situation in den ersten beiden
Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkriegs. So bereitwillig man nämlich zu Werke ging, um alle
politischen und weltanschaulichen Wertbegriffe, die im Dritten Reich Gültigkeit besaßen, nachhaltig
einzusargen, so beharrlich hielt man insbesondere auf musikalischem Gebiet an dessen ästhetischen
Maximen fest.
Die „entartete Kunst“ galt auch nach 1945 noch als solche – und dies übrigens nicht allein in der
Steiermark. Von der Möglichkeit, die immerhin für mehr als sieben Jahre verbotene musikalische
Moderne wieder oder überhaupt aufzuführen, wurde nur schüchtern Gebrauch gemacht. Und die
seltenen Fälle, in denen dies der Fall war, ergaben sich meist außerhalb des etablierten Musiklebens
und unter weitgehender Abstinenz des Publikums.
Der ausgeprägte Wunsch desselben nach gepflegter musikalischer Tradition wurde in den ersten
Nachkriegsjahren nachhaltig durch den Musikverein für Steiermark bedient, dessen Generalsekretär
damals der nachmalige Volksoperndirektor Albert Moser (1920 – 2001) war, der später auch als Sachund Nachlasswalter Herbert von Karajans bei den Salzburger Festspiele fungierte.
Die ersten Infiltrate, durch die das in der Steiermark allgemein herrschende musikästhetische
Bewusstsein durch markante Manifestationen zeitgenössischer Musik zunächst schwer irritiert,
letztlich aber durch diese doch auch erweitert wurde, erfolgte durch die Grazer Oper.
Aufführungen von Alban Bergs Wozzeck, der übrigens zu einem wesentlichen Teil in einem
kleinen Holzhäuschen im weststeirischen Bergdorf Trahütten entstand, und der Lulu waren heftig
diskutierte Bestandteile eines vom damaligen Intendanten, André Diehl (1900 – 1987) erstaunlich
zeitnahe gestalteten Spielplanes.
Und dies nicht nur hinsichtlich der Gestaltung des Spielplans, auf dem schon in den 50-er und
60-er Jahren neben mehreren Werken von Carl Orff auch Luigi Dallapiccolas Vola di notte und Il
prigionero sowie Uraufführungen von Opern der in Graz wirkenden Komponisten Waldemar Bloch und
Franz Mixa standen. Vielmehr waren es auch die szenischen Errungenschaften, mit denen Wieland
und Wolfgang Wagner Bayreuth wieder zum Zentrum des musikdramatischen Diskurses machten, die
Eingang in die Grazer Wagner-Rezeption fanden und den Ruf der Grazer Oper als Stätte zeitnahen
Musiktheaters erneuerten.
Als solche wurde dieses Haus nämlich schon von Thomas Mann in seinem Künstlerroman
Doktor Faustus mit dem Hinweis gewürdigt, dass man einzig in Graz den Mut fand, die nach ihrer
Dresdner Uraufführung als Skandaloper geltende Salome von Richard Strauss innerhalb der
österreichisch-ungarischen Monarchie im Jahr 1906 zur Erstaufführung zu bringen.
Und kein geringerer als Luigi Dallapiccola (1904 – 1975) berichtete bereitwillig, dass er in jungen
Jahren (1917) in Graz, wohin seine aus Istrien stammende Familie im Ersten Weltkrieg interniert
wurde, während einer Aufführung von Richard Wagners Fliegendem Holländer den Entschluss fasste,
Komponist zu werden.
Auch Ferruccio Busoni (1866 – 1924) verbrachte entscheidende musikalische Lehrjahre in Graz.
Seine Eltern ließen sich 1879 für zwei Jahre in der steirischen Landeshauptstadt nieder, um ihrem als
pianistisches Wunderkind gefeierten Sohn bei Dr. Wilhelm Mayer (1831 – 1898), dem artistischen
Direktor des Musikvereins für Steiermark, eine solide theoretische Ausbildung zu ermöglichen.
Durch diese aus Prag stammende universelle Künstlerpersönlichkeit hatte Graz damals den Ruf
eines musikalischen Zentrums. Der Dirigent Felix von Weingartner (1863 – 1942) zählte ebenso zu
seinen Schülern wie der aus Graz gebürtige Opernball-Komponist Richard Heuberger (1859 – 1914)
und Emil Nikolaus von Reznicek (1860 – 1945).
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Bedeutung von Graz als fortschrittliche
Musikstadt noch durch eine weitere Persönlichkeit geprägt: Der an der Grazer Universität lehrende
Friedrich von Hausegger (1837 – 1899) legte mit seiner 1885 veröffentlichten Schrift Musik als
Ausdruck das theoretische Fundament für die Musik der neudeutschen Schule. Hauseggers damals
als revolutionär geltenden Thesen, mit denen er, gestützt auf die Werke von Franz Liszt und Hector
Berlioz, die Gesetze der klassischen Formenlehre aushebelte, veranlassten sogar den damals in Wien
lebenden Hugo Wolf (1860 – 1903) zur Reise nach Graz, um sich bei diesem damals weithin
bekannten Vordenker der Spätromantik theoretisch aufzurüsten.
Einer der bekanntesten Schüler Wilhelm Mayers und Friedrich von Hauseggers war Wilhelm
Kienzl (1857 – 1941), dessen 1894 uraufgeführtes musikalisches Schauspiel Der Evangelimann zum
Welterfolg wurde.
Die Nachwirkungen dieser vom traditionellen Regelkanon befreiten und der Subjektivität des
Ausdrucks verpflichteten musikalischen Ästhetik spiegeln sich mit besonderer Deutlichkeit im Schaffen
von Joseph Marx (1882 – 1864). Seine 1906 erstmals in seiner Geburtsstadt Graz uraufgeführten
melodisch schwärmerischen Lieder, in denen Hugo Wolfs Harmonik in Richtung Impressionismus
337
weiterentwickelt wird, haben ihn in kürzester Zeit internationale Beachtung verschafft. Sie wurde durch
sein symphonisches Schaffen, das in seinen bekanntesten Beispielen (Herbstsymphonie, Feste im
Herbst) die Schönheit der südsteirischen Landschaft in rauschhaften Orchesterklängen
wiederzugeben versucht, noch gesteigert.
Die orgiastische Klangüppigkeit seiner zur Zeit ihrer Entstehung als durchaus fortschrittlich
geltenden Werke kehrte sich in seinen späten Jahren zur biographischen Verleumdung: Weil sein
Schaffen den ästhetischen Normen der NS-Zeit entsprach, bezichtigte man ihn auch der politischen
Kollaboration mit deren Machthabern.
Das führte sogar so weit, dass das Land Steiermark noch im Jahr 1989 seinen nach ihm
benannten großen Musikpreis in Johann-Joseph-Fux-Preis umbenannte, auch wenn der neue
Namenspatron (1660 -1721), wohl in der Umgebung von Graz (Hirtenfeld bei St. Marein) geboren,
seiner Heimat sehr früh und auf immer den Rücken kehrte: In den Annalen der Grazer
Jesuitenuniversität über das Jahr 1680 steht neben seinem Namen der Vermerk, „profugit clam“, das
soviel heißt wie, er hat sich heimlich davon gemacht.
Nicht nur im Fall von Joseph Marx wurde das stilistische Festhalten an der Tonalität für
allmählich auf den Plan tretenden Wegbereiter der musikalischen Moderne zum Anlass für politische
Verdächtigung.
Der Antagonismus der musikästhetischen Ansichten steigerte sich in den 50-er Jahren zum
offenen Kampf: Anlass dazu bot vor allem das Wirken des 1952 zum Landesmusikdirektor bestellten
Musikpädagogen Dr. Erich Marckhl (1902 – 1980), der (trotz einschlägiger NS-Vergangenheit) mit der
Gründung des Studios für Probleme zeitlich naher Musik eines der wenigen Foren schuf, in der
experimentellere Formen des aktuellen Musikschaffens präsentiert wurden. So kam Pierre Boulez
schon Mitte der 50-er Jahre zu einem Konzert nach Graz, in dem er nach der Aufführung seines
Marteau sans maître auch mit der Aufführung seiner 3. Klaviersonate als Pianist hervortrat.
Derlei, damals nicht einmal vom Fachpublikum wahrgenommene Aktivitäten banden öffentliche
Mittel, um die sich jene Komponisten geschmälert sahen, die sich noch den mittlerweile traditionell
gewordenen Maximen der impressionistischen Romantik à la Joseph Marx verpflichtet fühlten.
Sie sammelten sich im Steirischen Tonkünstlerbund , zu dessen Ehrenpräsidenten man Joseph
Marx gemacht hatte und dem dessen einstiger Schüler Ernst Ludwig Uray (1906 - 1988) vorstand. In
dieser Formation befanden sich zum Teil namhafte steirische Komponisten wie Hanns Holenia (1890 1972), Artur Michl (1897 – 1965) und Josef Kolleritsch (1897 – 1966). Dessen Neffe, Otto Kolleritsch
(geb. 1934), wird als langjähriger Rektor der auf Erich Marckhls Betreiben 1963 aus dem
Steiermärkischen Landeskonservatorium hervorgegangenen Grazer Musikuniversität noch bis zum
Jahr 2007 fungieren.
Die andere, neueren Techniken verpflichtete Gruppe von Komponisten rekrutierte sich in der
Hauptsache aus dem Lehrkörper des Landeskonservatoriums. Franz Mixa (1902 – 1992), dessen
erster Direktor, kam mit seiner Grillparzer-Oper Der Traum ein Leben in Graz zu Uraufführungsehren.
Ebenso wie der als Theorie- und Kompositionslehrer wirkende Waldemar Bloch (1806 – 1984) mit
einer Kleist- (Das Käthchen von Heilbronn) und einer Goldoni-Vertonung (Der Diener zweier Herren).
Günther Eisel (1901 – 1975), Leiter der Dirigentenklasse, trat eher mit sensibler Kammermusik und
Symphonik hervor. Disziplinen, in denen auch Erich Marckhl etliches beitrug - von den Mitgliedern des
Tonkünstlerbundes wegen der Programmierung eigener Werke in einer von ihm veranstalteten
Konzertreihe oft und heftig angefeindet.
Die verbale Unduldsamkeit, die sich in beiden Fronten etablierte, führte dazu, dass der um eine
Generation jüngere Karl Haidmayer (geb. 1927) als Komponist und späterer Theorielehrer an der
Musikhochschule zwischen die zwei feindlichen Lager geriet: Den Traditionalisten waren seine Werke
zu neutönerisch, den Herolden der Avantgarde hingegen zu gefällig.
Eine kontinuierliche Konfrontation des steirischen Musikpublikums mit Werken der neuen Musik
nahm erst relativ spät ihren Anfang: Im Gründungsjahr des steirischen herbstes, 1968, brachte der
ORF in das Programm dieses Festivals eine jährlich abgehaltene, ausschließlich der Konfrontation mit
der Gegenwartsmusik verpflichtete Konzertreihe ein.
Durch sie wurde erstmals eine umfängliche Kenntnis der Werke der Zweiten Wiener Schule und
auch jener Josef Matthias Hauers möglich. In Retrospektiven wurden Komponisten wie Edgar Varèse,
Hanns Eisler, Franz Schreker, Giacinto Scelsi, oder Alexander Zemlinksy präsentiert. Die sich
ergebenden Kontakte zu bedeutenden lebenden Komponisten wie György Ligeti, Roman
Haubenstock-Ramati, Krzystof Penderecki, Witold Lutoslawski oder Vinko Globokar führten zu einer
allgemeinen ästhetischen Klimaveränderung.
Der polnische Komponist Andrzej Dobrowolski (1921 - 1990) wird an die Grazer
Musikhochschule als Kompositionslehrer verpflichtet, ebenso wie Ivan Eröd (geb. 1936) und in der
Folge Beat Furrer (geb. 1954).
338
In Mürzzuschlag erfolgt die Gründung der zunächst von Hans Werner Henze geleiteten Mürztaler
Wekstatt. Hans Werner Henze stand auch bei der vom steirischen herbst initiierten Gründung des
Jugendmusikfestes Deutschlandsberg im Jahr 1983 Pate.
Schließlich war es nicht zuletzt diese neue, auch auf kulturpolitischem Gebiet feststellbare
Aufgeschlossenheit gegenüber der Neuen Musik, die die Internationale Gesellschaft für Neue Musik
(IGNM) dazu bewog, ihr Weltmusikfest zweimal in Graz zu veranstalten, in den Jahren 1972 und
1982.
Eine nicht zu unterschätzende Vorreiterposition nahm in der Entwicklung des jüngeren
Musiklebens in der Steiermark der Bereich des Jazz ein. Mit Erich Kleinschuster (geb.1930), Dieter
Glawischnig (geb. 1939) und Harald Neuwirth und Friedrich Körner (geb. 1931) hatte sich in Graz eine
vitale Szene gebildet, deren überzeugende technische Kompetenz und deren Vernetzung mit
international renommierten Solisten und Ensembles schon im Jahr 1965 zur Einrichtung eines Instituts
für Jazz an der neu gegründeten Grazer Musikhochschule führte. Durch diese Gründung wurde Graz
zu einem Jazz-Zentrum von überregionaler Strahlkraft.
Auf dem Sektor der so genannten ernsten Musik sind in jüngerer Zeit ebenfalls mehrere Vertreter
der Steiermark zu internationalem Ansehen gelangt. Als Vertreter der älteren Generation verdient vor
allem der in Berlin wirkende Gösta Neuwirth (geb. 1937) Erwähnung. Doch erst seine Nichte Olga
(geb.1968 als Tochter von Harald Neuwirth) hat ebenso wie Georg Friedrich Haas (1953) anhaltenden
Anschluss an das europäische Musikgeschehen gefunden, wodurch die Steiermark wieder als Heimat
wichtiger Komponisten figuriert.
Dr. Peter Vujica
Wien, 29.06.2004
http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/10125353/3335513/
Kulturzentrum bei den Minoriten
Das Kulturzentrum bei den Minoriten ist ein Ort für zeitgenössische Kunst, Gegenwartskultur und
Religion im Zentrum von Graz. Als Mehrspartenhaus bietet es mit rund 200 Veranstaltungen im Jahr
Einblick in Bildende Kunst, Literatur, Neue Musik, Theater für junges Publikum, Tanztheater und
Zeitanalyse. Das historisch barocke Ambiente ist Teil der kulturellen Arbeit und zugleich
Ausgangspunkt für ein fruchtbares Spannungsverhältnis von Tradition und gegenwärtiger Offenheit.
http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/10126359/3344352/
Atelier Avant
zeitgenössische Komposition, Computermusik, Video & interaktive Medienkunst
Atelier Avant wurde 1981 als Atelier für experimentelle Musik von und rund um Andreas Weixler
gegründet. In dieser ersten Phase Experimenteller Musik (1981-1990) wurde mit verschiedenen
Grazer Künstlern und Musikerpersönlichkeiten geprobt, experimentiert, wurden Projekte entworfen
und durchgeführt. Improvisationsmusik, Odd-Rhythmik, Musizieren nach interaktiven Bildern
umgebauter Fernseher (1983 mit Gerhard Ertl, Axel Staudinger) und Musiktheater beeinflussten u.a.
die künstlerische Entwicklung.
Die zweite Phase der Computermusik (1990-1996) hängt mit der Gründung des
Atelier Avant - Studio Aweixler zusammen. 2 Atari Computer, eine digitale Workstation Ensoniq EPS
16+ und ein FM-Tongenerator TX 802 sowie Peripherie Geräte wie Mischpult, Kassettendeck,
digitales Patchbay, Effektprozessoren etc. ermöglichten eine Zusammenarbeit und den
Datenaustausch mit dem Studio für Elektronische Musik an der Musikhochschule Graz, wo Weixler
studierte.
Hervorzuheben aus dieser Zeit ist die Produktion von 'Methabl 8.2 UA electronic access 95' und
'Methabl 8.7. UA Festival Absolute Musik Allentsteig 1996', erhältlich auf der CD 'electronic access
95'.
In Phase drei (1996-1998) kam es zu einer Verbindung von Computermusik und anderen Medien und
zum weiteren Ausbau des Studios, der die Arbeit in algortihmischer Komposition und
Klangprozessierung ermöglichte.
1998 kam durch Se-Lien Chuang als Partnerin noch der Bereich der Videokunst und in
Zusammenarbeit mit SAMT-Linz die audiovisuelle Komposition hinzu.
Als Künstlergruppe wurde Atelier Avant 2002 zur Teilnahme am International Symposium on
Electronic Arts (ISEA) in Japan eingeladen
http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/10126468/2365464/
Jugendmusikfestival Deutschlandsberg
339
"Die entscheidende Idee dazu kam von außen: Im Jahre 1984 gründete der Komponist Hans Werner
Henze das Jugendmusikfest. Er, der bereits Erfahrungen mit der Zusammenarbeit von Künstlern und
jugendlichen Laien gesammelt hatte, war vom damaligen Intendanten des steirischen herbstes, Peter
Vujica, auf die Direktorin der Musikschule, Prof. Barbara Faulend-Klauser, aufmerksam gemacht
worden. Diese hatte neben ihrer Tätigkeit als Musikschulleiterin Konzerte mit internationalen
Künstlern, Lesungen mit österreichischen Autoren veranstaltet und zeitgenössische Filme im StadtKino gezeigt.
Gemeinsam mit Henze widmete sie sich von nun an außerdem der Verwirklichung der Idee
Jugendmusikfest Deutschlandsberg. Man veranstaltete sogenannte Werkstätten für Komposition,
Malerei und Dichtung, in denen die Grundlagen für die Konzerte und szenischen Darbietungen
erarbeitet wurden, die seit nunmehr elf Jahren im Rahmen des steirischen herbstes aufgeführt
werden.
Von auswärts kommende Künstler bereiteten diese Aufführungen mit den Jugendlichen vor. Bisher
haben etwa Wolfgang Bauer, Hans Hoffer, Elfriede Jelinek, Harald Neuwirth, Heinrich Schiff und Kurt
Schwertsik mitgewirkt.
Ansporn und Inspiration kommen zwar von immer anderen eingeladenen Künstlern, getragen aber
wird das Fest von den Jugendlichen. Sie sind es, die einen Teil der Ferien und des beginnenden
Schuljahres intensiv arbeiten. Sie sind es, die Frustration und Ängste überwinden und mit
Begeisterung und Freude das Festival zu dem machen, was es ist: Ausdruck der schöpferischen
Kräfte in jedem von uns."
Werner Schuster
http://www.kulturserver-graz.at/kalender/event/940086420
Austrian Art Ensemble
In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gründete der Kreis um Arnold Schönberg in
Wien den „Verein für musikalische Privataufführungen“ mit der Absicht „Künstlern und Kunstfreunden
eine wirkliche und genaue Kenntnis moderner Musik zu verschaffen“. Der Verein beabsichtigte ein
neues Publikum zu erziehen, das mit zeitgenössischer Musik in dem regulären Konzertbetrieb nicht
erreichbar war. In den Vereinsstatuten steht unter anderem vermerkt, dass „jedes Werk meist nicht
einmal, sondern so oft in verschiedenen Konzerten gebracht wird, dass es verstanden werden kann,
im allgemeinen zwei- bis viermal“. Außerdem: „Es wäre erwünscht, sich vorschnelles Urteilen
abzugewöhnen, um den Hauptzweck zu erreichen: Kenntnisnahme“. „Derselbe Zweck wird durch die
Abhaltung einführender Besprechungen der aufgeführten Werke erreicht werden“.
Das AUSTRIAN ART ENSEMBLE hat 2005 eine Initiative, die Ideale des Vereines für musikalische
Privataufführungen“ ein Jahrhundert später auf ihre Gültigkeit im 21. Jahrhundert zu überprüfen, mit
großem Erfolg gestartet. Es wurden 10 Veranstaltungen unterschiedlicher Provenienz in und um Graz
durchgeführt. Auch 2006 und 2007 wird dieser Weg weiter gegangen.
Zusätzlich führt das AUSTRIAN ART ENSEMBLE als Veranstalter seine traditionelle Konzerte und
Veranstaltungen mit zeitgenössischer Musik in Graz durch.
Besetzung:
1) Christiane Perai: Klavier
Hubert Salmhofer: Klarinette
Izumi Hasebe: Violine
Georg Ludvik: Cello
2) Trio für 2 Oboen und Fagott
3) Dagmar Anna Hödl: Mezzosopran
Karin Küstner: Akkordeon
Isumi Hasebe: Violine
Georg Ludvik: Cello
Rudolf Thausing: Kontrabass
4) Nils-Thilo Krämer: Flöte
Christiane Perai : Klavier
5) Austrian Art Ensemble unter der Leitung von Wim van Zutphen
Programme:
1) Olivier Messiaen: Quartuor pour las Fin du Temps
Bela Bartok: Kontraste
2) wird noch bekanntgegeben
3) Isang Yun: Together für Vl./Kb.
Sofia Gubaidulina: Silenzio für Klar/Vl/Vc
Der Engel für Mezzosopran und Kontrabass
Lieder von Bach bis Stolz
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4) wird noch bekanntgegeben
5) J.Haydn: „Die Schöpfung“ für Harmoniemusik mit einem Text von Bart Moeyaert
http://www.musicaustria.at/magazin/gadenstaetter-clemens/mica-interview-mitclemens-gadenstaetter
mica-Interview mit Clemens Gadenstätter
Am 22. Oktober war beim Festkonzert "40 Jahre RSO Wien / 60 Jahre Jeunesse musicale Österreich"
natürlich auch die Uraufführung eines neuen Werks, gleich zu Beginn des Abends. Clemens
Gadenstätter war beim Kompositionsauftrag darum gebeten worden, außer dem (großen)
Orchesterapparat bei seinem Stück dieselbe Solistenbesetzung zu beschäftigen wie beim darauf
folgenden "Konzert für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester" von Béla Bartók. Heinz Rögl führte
mit dem Komponisten drei Tage vor dem Konzert darüber ein Gespräch im Cafè Sperlhof, auch über
anderes - Gadenstätter ist Professor für Kompositionstheorie in Graz.
Das RSO-Konzert, geleitet von Pascal Rophé, mit den Solisten Johanna Gröbner & Veronika Trisko
(Klavier), Gerhard Winbacher, Josef Gumpinger (Schlagzeug) begann mit "Fluchten / Agorasonie I".
Ein spannendes Stück (mit Bläser-Fernorchester auf der Galerie), das vehement sein konnte,
vielfältige Behandlung der auch geteilten Streicher zeigte, und manchmal wurde es auf dem virtuellen
Platz - wo gerade noch Getümmel herrschte und unterschiedliche Gruppen sich hin- und her bewegt
hatten - ganz still, man hörte nur noch einzelne Geräusche (zirpende Maultrommel) und die wenigen
Saalgeräusche des diszipliniert zuhörenden Publikums (sogar das Knacken der eigenen Halswirbel,
wenn man selbst den Kopf bewegte).
Highlights in Hülle und Fülle boten die Musikerinnen und Musiker des derzeit vielleicht zweitbesten
Orchesters Österreichs auch in der Folge bei Bartók, Gershwin, Jacques Ibert und Leonard Bernstein.
Wenn es Interpretationsfehler gegeben hat, sind sie einzig der Balance-Aussteuerung des Dirigenten
anzulasten - bei Bartók, Gershwin. Der "Amerikaner in Paris" lag Pascal Rophé offenbar weniger als
Jacques Iberts "Der Franzose in Amerika": Dessen Louisville-Concert birgt ganz wundervolle Musik.
Bei einem Empfang im Gläsernen Saal des Musikvereins gab es Ansprachen, Reden,
Stellungnahmen von den Vertretern des ORF (Christian Scheib, Alexander Wrabetz, Willy Mitsche) für den Erhalt des RSO Wien und des Kulturauftrags des ORF, die ominöse "Ausgliederung" ist aber
nicht vom Tisch; sowie für die Jeunesse musicale von Angelika Möser und einem Altvorstand der
Jeunesse, der schon seit 45 Jahren dabei ist. Unter den Gästen, die immer wieder herzlich begrüßt
wurden: Gertraud & Friedrich Cerha (seine Applaus-Beifallskundgebungen bei den Reden erfolgten
präzis dosiert), Lisa Spalt & Clemens Gadenstätter; etwa auch Matthias Naske (ein besonders fähiger
Jeunesse-Chef, bevor er nach Luxemburg ging und auch den Fachreferenten für Neue Musik des
mica, Bernhard Günther, als Dramaturgen der neuen Philharmonie dorthin mitnahm). Die vielen
anderen Gäste konnten von den Rednern selbst gar nicht alle namentlich genannt werden.
Lieber Clemens, wir kennen einander schon lange und haben immer wieder miteinander gesprochen,
in den Neunzigerjahren bei einem Booklet-Text für eine CD von dir (u. a. mit "auf takt" und
"Versprachlichung") auch zusammengearbeitet. Vielleicht beginnen wir unser Interview mit der
kommenden Uraufführung von "Fluchten / Agorasonie 1" für Solisten und Orchester. Agorasonie klingt
griechisch. Erklärst du, was das Wort bedeutet?
Das Stück heißt "Fluchten", die Agorasonie wird sich in den nächsten Jahren vielleicht zu einer
Werkreihe auswachsen. Mich interessiert die Ausbreitung von Klang im Raum und dessen qualitative
Bestimmung. Agora ist der weite Raum ....
... und der Platz auf dem die Griechen, auch die Philosophen und Politiker, einander getroffen und
diskutiert haben .
Genau. Und die Musik nimmt sich ein bisschen vor, eine Raummusik zu sein, nicht wie man sie etwa
bei Nono usw. kennt, sondern etwas anderes: Die Grundbeobachtung war die, dass jeder Raum einen
Klang - sagen wir einen gleichen Klang, oder Schritte oder Töne - verändert. Dass eben Klang immer
nur ein bestimmter ist in einem bestimmten Raum ....
.... der Musikvereinssaal klingt anders als der Große Konzerthaussaal ....
.... genau, und dass ich als Komponist von Musik Klangereignisse oder virtuelle Räume bauen kann,
die Klangereignisse innerlich qualitativ strukturieren und eben auch verändern. Das, was ich immer als
die Haptik in einem Klang beschreibe, dass jeder Klang sich anders anfühlt, je nachdem, in was für
einen Raum ich ihn hineinschicke. Agorasonie bedeutet nichts anderes, als dass ich Klänge in
verschiedene Räume hineinschicke und dann kriegen sie jeweils oft eine andere Qualität, sie fühlen
sich anders an, sie werden...
.... weiter oder enger, oder rauer .
.... mhm - oder traurig, sie erhalten eine andere Affektivität, werden brutaler vielleicht, oder völlig
abgehoben. Mich interessiert der Raum nicht im Sinne eines Richtungshörens, links -rechts, unten oben, wobei: natürlich macht die Distanz etwas aus, ob ich weiter vorn oder weiter hinten höre, diese
341
konstanten Bedingungen sind schon klar - aber mir mehr geht es mehr um die Taktilität und
Affektivität von Klang, bestimmt durch einen Raum. Und der präzisere Titel "Fluchten" meint das was
es ist - Straßenfluchten, Raumfluchten und gleichzeitig auch ein unter dem Stück Liegendes, eine
Matrix. Eine Materialorganisations-Matrix, ich hab´s in dem Text zu dem Stück als eine "narrative
Matrix" bezeichnet, die aber nichts erzählt, sondern sozusagen Materialien ordnet, um aus einer
fiktiven Narration etwas Akustisches zu machen. Es geht darum einen Klang, der ein "um zu" hatte,
von diesem "um zu" zu befreien, also ihn von seiner Funktionalität im Sinne einer Narration zu
befreien und ihn dann wieder zum Hören zu bringen. Was immer das ist, denn er kriegt ja dadurch
eine Meta-Narration, das heißt eine, die nicht mehr an einer durch Begriffe geleiteten Geschichte
hängt, sondern die sich nur mehr akustisch mitteilt. Und akustisch heißt natürlich auch wieder "mit
Rückbezug auf unseren Körper, auf unsere Erinnerung" usw.
Das war jetzt eine sehr schöne Generalprobe für deine Werkeinführung mit Gerald Resch vor dem
Konzert im Musikverein . vielleicht verrätst du uns noch, wie lange dein Stück dauern wird?
Das Stück dauert ungefähr 21 Minuten.
Also nicht "zu lang", mir ist ab und zu ein neues Stück zu lang, das ist natürlich ein reines
Geschmacksurteil beim ersten Hören .
Ich kann dazu folgendes sagen. Die Dimension eines Stückes in der Konzertsituation, wie wir sie
derzeit auch verklickert kriegen, ist manchmal, wenn das Stück 40 Minuten dauert, halt vielleicht
einfach schwierig.
Es muss eine tolle Musik ablaufen, die kann auch sehr "still" sein, etwa bei Sciarrino. Na ja, eine gute
Aufführung einer Wagneroper von fünf Stunden Dauer auch im Konzertsaal mit einer oder zwei
Pausen kann ich ohne weites "aushalten" . Du hast in deinem Stück eine sehr große
Orchesterbesetzung?
Ganz normales Sinfonieorchester mit Streichern, dreifache Bläserbesetzung und Schlagzeug, und der
Wunsch, es in der gleichen Besetzung der Solisten (2 Klaviere, 2 Schlagzeuger) wie beim Bartók zu
machen, obwohl es kein "Konzert" ist. Was mich an einem Orchester interessiert ist die Tatsache,
dass es in ihm unterschiedliche Klangbereiche gibt; die Musiker sitzen in der ganz normalen
Aufstellung und es gibt auf einer erhöhten Balustrade ein "Fernorchester". Die Solisten, die in
vielfältigen Beziehungen und Kombinationen mit dem Orchester spielen, sind eine herausgehobene
Farbe in einem relativ reichen Orchestersatz, es treten auch noch E-Gitarre und elektrisch verstärktes
Akkordeon dazu.
Blenden wir ein bisschen zurück in die Vergangenheit. Als anerkannter Komponist warst du bereits in
Darmstadt als Vortragender eingeladen und hattest zwei große Aufträge für Orchesterwerke in
Donaueschingen - wobei der zweite Auftrag nicht ganz so gut davon kam und auch verschiedentlich
kritisiert wurde. "Comic sense" (2003) von dir jedenfalls ist für mich unbestritten ein sehr tolles Stück!
Das wurde ja bei Wien Modern mit dem Klangforum uraufgeführt. Es ging u. a. um in Musik gesetzte
Komik?
Mir ging es damals so: Ich fand Komik immer schon subversiv. Sie entsteht gewöhnlich in einer
Situation relativer Sicherheit und ist subversiv auch in dem Sinn, dass sie weiß, dass sie in ihrer
Subversivität scheitern muss. Die Neue Musik konnte in ihren heroischen Zeiten nicht subversiv sein,
da sie sich bis zu einem gewissen Grad nicht eingestehen konnte, dass sie revolutionär sein konnte,
wie immer sie will, dass sie aber sozusagen den Kürzeren zieht. Ich denke, dass Komik jetzt
interessant ist, weil Subversivität und Anarchie innerhalb von Komik entsteht - das muss nicht einmal
witzig sein sondern kann auch bitterbös sein; das entspricht meinem Skeptizismus. Dass ich im
besten Sinn des Wortes an nichts glaube, weil, das was mich am Leben erhält ist, dass ich mir die
Frage nach allem stellen kann oder es möglichst tue.
Das klingt in mir - ich beschäftige mich gerade mit Literatur über die Familie Furtwängler, ein wenig
nach dem Hochhalten eines griechischen Ideals: Man muss, oder besser, sollte alles hinterfragen?
Ich will gar nicht postulieren, dass das unbedingt notwendig wäre, sondern was ich eben merke ist,
dass mir etwas umso wichtiger wird, je mehr es mir die Möglichkeit gibt, dass ich offen und auch
skeptisch damit umgehen kann, humorvoll-skeptisch, oder es auch wirklich auch zu hinterfragen.
Was hat das mit deinem Komponieren zu tun. Ich meine, du bist keiner, der einfach blauäugig in
irgendetwas hineingeht und sagt, jetzt schreib ich da halt was. Du bist eher ein intellektuell planender
Mensch, der sagt, das muss schon irgendwas vermitteln das muss eine Konstruktion, eine
Materialorganisation sein . Du bist drittens auch schon sehr lang mit einer Künstlerin - Lisa Spalt liiert, mit der du auch gemeinsame Arbeiten und Abende machtest und machst.
Die zwei ersten Punkte: Was mich an Musik interessiert, ist nicht Musik herzustellen. Musik
"herstellen" interessiert mich eigentlich überhaupt nicht, das heißt, jeder kann irgendeine klangliche
Realität herstellen. Komponieren heißt für mich das Aufsuchen von einer mir unbekannten Schicht
und das Ermöglichen von spezifischen Erfahrungen auf der Basis des mir Bekannten, oft allzu
Bekannten. Ich beziehe mich sehr stark auf Objekte und Klangmonente, die ich sehr gut kenne, weil
ich mir denke, dass Kunst etwas mit meiner Wahrnehmung veranstalten soll oder auf sie ja trifft, und
342
in diesem Aufeinandertreffen von einer gehörten Musik und meiner Wahrnehmung muss etwas
Entscheidendes mit mir passieren, da muss es einen neuartigen Bezug geben. Dieser Bezug
zwischen dem, was ich kenne und dem, was ich höre, muss einer sein, der das, was ich höre mit
erstem in allem, was es mir mitbringt an Erinnerungen, an Taktilität, Affektivität, auf der einen Seite
bekannt, auf der anderen aber völlig fremd ist. Ohne diesen Aspekt, dass eine grundlegende
Transformation der Qualitäten und der Bedeutungen des mir zuvor Bekannten stattfindet, dass ich
dann auch einer Fremdheit gegenüberstehe, ist für mich als Musik, die ich machen will - d.h. nicht,
dass mir etwas von anderen nicht gefiele - nicht interessant.
Würdest du akzeptieren, dass du Komponist für Neue Musik genannt werden willst? Ist für dich das
herkömmliche Instrumentarium heute noch ausreichend? Du sagtest, du kannst nicht schreiben wie
Luigi Nono, der natürlich ganz große Musik gemacht hat. Ist, verglichen mit der Situation der fünfziger
und sechziger Jahre, die Situation völlig anders geworden heute?
Natürlich, total. Erstens bin ich der Meinung, das heutige Instrumentarium ist für Musik so ausreichend
und gleichzeitig so unzulänglich, wie es das immer und für jede Musik gewesen ist.
Wir haben durch die Verlängerung der geräuschhaften Musik immer mehr Klänge bekommen und
zweitens die Elektronik, die ein eigenes Instrumentarium geworden ist. Ist es notwendig, sich damit
auseinanderzusetzen?
Das ist eine geschichtliche Tatsache und schon einmal eine professionelle Notwendigkeit und
zweitens auch eine, die den Stand des Hörens betrifft. Eine Musik muss auch auf den Hörstand des
Zuhörenden Bezug nehmen. Auch wenn mir das instrumentale Komponieren vielleicht näher liegt als
das elektronische. Aber ich beziehe mich auf einen fiktiven Hörstand, der jetzt im beginnenden 21.
Jahrhundert möglich ist, und da zählen sowohl die allerorten auch schon industriellen Verwertungen
von Verlängerungen von Geräuschhaftem genauso dazu wie Instrumentales. Das heißt, wir sind
schon so überfüttert von Geräuschklängen, auch instrumentalen, und zwar nicht nur aus der neuesten
Musik, sondern etwa auch in der Filmmusik. Wenn der Mörder kommt, haben wir eben kratzende
Geräusche dabei, was auch immer. Das ist für mich wesentlich, auf diesen Hörstand muss ich mich
beziehen.
Und manchmal ist die Filmmusik viel zu viel. Ich habe einmal zu dem berühmten Nosferatu-Stummfilm
von F. W. Murnau den Fernsehton zurückgedreht und dann dazu frühe Sciarrino-Musik gespielt und
gehört, die gerade bei "kairos" herausgekommen ist. Das passte auf einmal viel besser dazu, als
diese nachkomponierte kitschige Filmmusik-Orchesterfassung. Kannst du dich mit diesem "In-sichHineinhören", wie man es etwa bei Salvatore Sciarrino antrifft, identifizieren?
Ja, und das wäre - auf andere Weise verstanden - auch mein Weg: Mein Ansatz, kurz skizziert vielleicht trifft er deine Frage: Ein Beispiel, ich gehe durch die Straßen, wenn ich nur ein
Wahrnehmungsniveau, nur eine Wahrnehmungsebene aktiviert habe, z.B. nur die Fußgänger
beobachte, kann mir passieren, dass mir vieles entgeht, was die Autos machen. Das, was unsere
Wahrnehmung macht, ist, die unterschiedlichen Niveaus auf existenzieller Ebene abzugleichen und
miteinander in Beziehung zu setzen.
Wir sprachen bereits über die Situation in einem Konzertsaal. Für mich ist gute Musik, die
Konzentration erfordert, etwa von Haydn oder Beethoven - dem Gipfelpunkt der europäischen Musik am schönsten im Konzertsaal, wo ich kein Husten höre, auch ab und zu die Augen schließe oder den
Blick senke, um mich nur mehr auf die Musik zu konzentrieren.
Um meinen Gedanken von oben weiterzuspinnen: Das ist genau das was Musik macht und was ich
aber auch von meiner verlange. Dass sie auf gleichzeitig vielen Wahrnehmungs- und
Aufmerksamkeitsniveaus eines Klanggeschehens sich konzentriert, vielleicht auch, dass ein vielleicht
auch nur ganz kleiner, "unbedeutender" Klang aus unterschiedlichsten Hörperspektiven komponiert,
verarbeitet wird. Bei mir ist es im Unterschied zu anderen Komponisten so, dass es bei mir keine
Musik sozusagen des Nacheinander oder - wie bei Peter Ablinger - auch des örtlichen Nacheinanders
gibt, sondern dass ich im vielleicht ganz alten Sinn sehr polyphone Musik schreibe, das heißt, das
macht dann auch die manchmal erhöhte Dichte aus, dass man sehr schnell mit dem Ohr sein muss
bei meinen Stücken, nicht immer, aber teilweise, weil ich eben genau das anvisiere. Dass ich
eigentlich ein sehr kleines Material nur durch die Verschiedenartigkeit der Betrachtungsweise
bearbeite, aber mit unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsniveaus kompositorisch
am Klangmaterial arbeite. Klang erwacht drittens erst zum Leben bei mir - das hat wieder etwas mit
Befragen oder Skeptizismus zu tun - wenn ich ihn bearbeiten kann, etwa wie ein Bildhauer, wie
Giacometti, der mit seinen Fingern den Ton hinaufdröselt zu einer Skulptur, wenn ich einem
klingenden Objekt eine Veränderung, eine Transformation, einen anderen Kontext einzuschreiben
beginne, dann beginnt er für mich zu leben.
Du hast zu deinen Werken immer sorgfältige sprachliche Kommentare und Werkbeschreibungen
mitgeliefert, und auch in deinen Werktiteln verbirgt sich bereits das, was du jeweils tust, etwa in
"Semantical Investigations" (2008). Deinen Werkkommentar auch zu deinem neuesten Stück kann
man ja lesen. Wir können jetzt nicht alle deine Opera durchgehen, aber: Was waren für dich die
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wichtigsten Stationen? Du hast ja Aufträge und seit 2003 eine Professur in Graz, von der du leben
kannst. Deine Werkliste startet mit 1990. Was waren die wichtigsten Stücke aus heutiger Sicht?
Es ist so, dass mir in den letzten Jahren jedes Stück extrem wichtig war. Das sind ja nicht so viele, da
ist eine Werkreihe, die "Iconosonics" heißt, wo eben im April die "Figure" (Anm.: für Klarinette,
Streichtrio und Klavier) uraufgeführt wurden. Jedes Stück soll die ganz spezifische Thematik und/oder
einen spezifischen Blickwinkel auf unsere akustische Wirklichkeit haben. Auch die "Semantical
Investigations" und die "Madrigale" zusammen mit Lisa sind mir momentan sehr wichtig. Wenn ich an
die frühen Stücke denke, da gibt es persönlich wichtige -"Versprachlichung" (1994) ist auf jeden Fall
eins von denen - auch "auf takt" (1997-99) ist ein zentrales Stück im Hinblick aufs Material und das
Formale. "Ballade" (1997, Anm.: für Singstimme und Klavier) war das erste Stück, das Lisa Spalt und
ich gemeinsam gemacht haben, wo sehr vieles in meinem Denken bezüglich Sprache und Musik
durch diese Arbeit geformt worden ist. Auch in dem viel gescholtenen Stück für Donaueschingen
"powered by emphasis" (2005).
Das war eine Riesen-Besetzung für Stimme, Combo, Chöre, Orchester und Elektronik .
Ich glaube aus einiger objektiver Distanz sagen zu können, dass da einige Faktoren
zusammengekommen sind, die ein bisschen unglücklich waren. Wir werden das Stück auch noch
einmal überarbeiten, das liegt auf Halde.
Was von dir sollte öfters aufgeführt werden?
Ich glaube, in den "Semantical Investigations" spielen sich einige nicht belanglose Dinge ab, auch die
"Iconosonics I" und nächste Jahr kommt deren Nummer II in Paris. Auch "Comic sense" ist mir ans
Herz gewachsen.
Ich habe die Beobachtung gemacht, neben den internationalen "Top-Ensembles" haben wir
zunehmend andere gute Ensembles mit einem eigen Profil, das ensemble reconsil, das OENM, die
reihe wieder zunehmend, das Trio EIS, . ich habe bestimmt welche vergessen, genannt habe ich
noch keine Solistinnen und Solisten wie Patricia Kopatschinskaja .?
Was ich auch bei Auftritten in Europa beobachte - es gibt viele junge, sehr bis wahnsinnig gute
Ensembles. Ich habe jetzt in Paris mit einem gearbeitet, für die ich ein Stück geschrieben habe, ich
mache was in Norwegen . Das Ensemble _online bei uns hat ein wirklich schweres Stück von mir
glänzend einstudiert und gespielt. Die von dir genannten Ensembles wie das Klangforum Wien haben
eine unglaublich wichtige Funktion, auch für die Repräsentation dieser Musik nach außen, das ist
nicht zu unterschätzen. Das ist aber gleichzeitig ein Problem. Auch in Bezug auf die öffentlichen
Förderungen spricht man manchmal immer wieder von "Entweder Spitzenförderung oder
Gießkannenförderung". Ich denke aber, dass das der größte Fehler ist, den man machen kann, weil
das eine schließt das andere nicht aus. Und ganz offen gesagt - wir reden über Summen, die läppisch
sind.
Ich möchte noch sagen: In der Zeit, in der das Klangforum groß geworden ist (Anm.: 1990-92 war
Gadenstätter als Musiker Mitglied des Ensembles) wurden Ensembles - auch ich hatte eines davon
gehabt (Anm.: ensemble neue musik) - gefördert. Wir haben die Chance gehabt, ich hatte die
Möglichkeit Kolleg/inn/en Aufträge zu vergeben, die aus Mitteln des Bundesministeriums bezahlt
worden sind. Wir haben Geld von den Veranstaltern gekriegt und mussten nicht irgendwo Drittmittel
beantragen. Das Funkhaus hat uns einfach gesagt, "ok, spielts vier Uraufführungen, da habt ihr
100.000 Schilling, schaut´s dass weiterkommts und ich möchte ein gutes Konzert haben", das hat die
Frau Dr. Seebohm damals zu uns gesagt. Das war eine gute Situation. Und es ist noch etwas, das
man nicht außer Acht lassen soll - wir haben seit zehn bis fünfzehn Jahren Schmälerungen unserer
Budgets, und auch Kanalisierungen der Budgets zu verzeichnen. Und das sind fünfzehn Jahre, in
denen es für Kolleginnen und Kollegen, die einfach jünger sind als wir, zunehmend schwieriger wird,
überhaupt die Erfahrungen zu machen, die es ermöglichen ....
... Fuß zu fassen.
.... nicht nur Fuß zu fassen, Komponieren ist ein Erfahrungs-Job. Die noch etwas Älteren als ich
(Anm.: wie Furrer, Kühr, Haas, sind in die Hochzeit der Förderung Neuer Musik hierzulande
hineingeraten bzw. haben an deren Ermöglichung mitgearbeitet, wir haben da noch ein bisschen dran
naschen können, dass man als Komponist rein technisch - ich sage jetzt absichtlich nicht künstlerisch
- ein Niveau erreicht, mit dem man international mithalten kann. Das braucht alles so wahnsinnig viel
Erfahrung. Und die kriegt man nur in Zusammenarbeit mit Musikern, die auf einem extrem hohen
Niveau sind. Wenn nichts passiert, gibt es in Österreich keine Komponisten mehr außer den dann
Alten - uns.
Kommen wir zum Schluss.
Weißt du. Neue Musik ist ein bisschen auch schon zur Modeware geworden, es gibt abrufbare
Ästhetiken, und deswegen sehe ich das "Hinterfragen" für so zentral. Die größte Aufgabe, die Musik
leisten kann, ist eben die Abrufbarkeit von stehenden Größen nicht zu gestatten, weil stehende
Größen tot sind. Alles was abrufbar, was zum Begriff geworden ist, ist tot. Aber Beethoven ist nicht tot.
Wenn ich die zwei Eröffnungsschläge der Eroica höre, dann ist damit immer noch in Frage gestellt - ist
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das eine Einleitung, oder was ist das? Das heißt, er stellt gleich zu Beginn alles in Frage! Ich denke
einfach, es gibt auch abrufbare Emphasen, das sind keine Emotionen, keine Gefühle. Auch die Neue
Musik ist davor nicht gefeit, quasi-religiöse Emphasen zu schaffen, wo man unhinterfragt einfach
"glaubt". Das sind dann keine Gefühle, sondern die Retorte von etwas, was vielleicht einmal Gefühl
war. Und genau das - da bleibe ich rigide, obwohl ich sonst immer toleranter werde - diese EmphaseHüllen konnte und kann Politik missbrauchen und instrumentalisieren.
Ja schon, aber wenn der Staatsopernchor in Salzburg im Festspielhaus bei Nono ("Al gran sole carico
d'amore") die Fäuste hebt und "Avanti popolo" singt ....
... musst du auch mitdenken, wie Nono die Musik gestaltet hat, damit sie nicht zerstört werden kann:
Das ist keine Emphase-Hülle, das ist aktivierte Hörleistung.
... nicht einfach bloß Pathos, sondern auch Erinnerung, Trauer.
http://www.musicaustria.at/magazin/gadenstaetter-clemens/portraet-clemensgadenstaetter
Porträt: Clemens Gadenstätter
Unser akustisches Umfeld ist von Klängen geprägt, die vielfach einen kommunikativen oder
anzeigenden Zweck erfüllen. Das Klingeln des Weckers bedeutet uns aufzustehen, das Drücken von
Tasten und Knöpfen wird zur Vereinfachung der Handhabung mit Tönen versehen und Sirenen
machen uns auf Gefahren aufmerksam und mahnen uns zur Vorsicht. All diese Geräusche dienen im
Alltag der Orientierung, werden in ihrem gewohnten Zusammenhang jedoch nicht als Musik
aufgefasst. Dies sind die Voraussetzungen des Komponierens für Clemens Gadenstätter, wie er mit
eigenen Worten erläutert: „Ich beobachte, wie mein Hören geprägt ist, wie rund um mich Akustisches
eingesetzt wird, welche Äußerungsformen die Gesellschaft findet, um ihre Notwendigkeiten,
Repressionsmechanismen, Befreiungsversuche etc. in Hörbarem auszudrücken.“
Anschließend überführt er diese funktionalen Klänge aus unserer alltäglichen Umwelt in das
musikalische Geschehen. Trillerpfeifen werden zu rhythmisch eingesetzten Instrumenten, akustische
Instrumente wiederum ahmen mit Glissandi Sirenen nach oder erinnern in ihren Quint- oder
Quartfolgen an die Signale von Einsatzfahrzeugen. Und so manche Tonfolge könnte auch an einen
Klingelton denken lassen. Mit diesem Umstand spielt Gadenstätter und fügt diese klanglichen Muster
in seine Kompositionen ein, variiert sie, setzt sie in einen neuen Kontext und lässt so aus den
ansonsten bar jeder Ästhetik gebrauchten Signalen Musik erstehen. Dahinter verbirgt sich die Affinität
des Komponisten zur Sensibilisierung und Veränderung der Wahrnehmung seiner RezipientInnen,
denn indem sie in neuem Zusammenhang mit Gewohntem konfrontiert werden, ändert sich auch der
Blick auf diese ansonsten so selbstverständlich hingenommenen Gegebenheiten.
Diese Vorgangsweise verfolgt er u. a. in „Variationen und alte Themen“, „Semantical Investigations“
und in „Comic Sense“. Im letzteren, 2003 komponierten Werk entfacht er aus ursprünglich relativ
einfachem Material ein musikalisch vielschichtiges Funkensprühen – kleingliedrige Elemente ganz
unterschiedlicher Klanglichkeit verbinden sich zu einem dynamischen Geschehen. Dem nur scheinbar
solistisch eingesetzten Klavier stellt er Keyboards mit Samples und ein Akkordeon mit elektronischen
Devices zur Seite und sprengt damit innerhalb der dreiteilig angelegten Komposition die gängigen
Grenzen der Klanglichkeit, die zwischen traditionell und künstlich bzw. modern changieren.
Der Titel lässt an witzige Musik denken. Doch dies war nicht die Intention des Komponisten, vielmehr
geht es um die Bewusstwerdung des Common Sense. Denn über die Bedeutung der Klänge ist man
sich im Großen und Ganzen einig. Diese Bedeutung jedoch wird in den Werken Gadenstätters
unterwandert – wie auch so viele andere Assoziationen und Konnotationen. Einen Bezug zu älteren
Formen etwa stellt er durch die Titel der einzelnen Teile wie Grande Scherzo Concertante oder Dance
Mimétique her, wie auch durch die Konstellation, die auf den ersten Blick einem Instrumentalkonzert
gleicht.
Doch wie so vieles im Schaffen Gadenstätters sind auch diese Titel nicht wörtlich zu nehmen, ebenso
wenig, wie die Widmungen an seine Lebensgefährtin Lisa Spalt oder dem unter dem Spitznamen
Simba Al’aqwani geehrten Freund (wie er Lothar Knessl einmal erzählte) eine eindeutige Erklärung für
denjenigen bedeuten, der sich auf die Suche nach den verborgenen Geheimnissen seiner Werke
macht. Denn einerseits verweist er damit direkt auf wichtige Einflüsse und Bezüge, doch so einfach
wie zunächst vermutet sind diese nicht zu entschlüsseln. Wie auch im Klanglichen bleiben die
Antworten auf die Fragen den Hörenden und ihren Assoziationen überlassen.
Doch nicht nur das. Titel wie „Songbook“ (2001/02) führen nahezu in die Irre. Denn weder handelt es
sich dabei um gesungene Lieder noch um einfache Strukturen. In seinen eigenen Worten: „WorkSong, Love-Song, Rock-Song, eine Ballade, ein Punk-Song und einige mehr. Songs, im Prozess ihrer
Entstehung beobachtet, diese Beobachtung zu musikalischen Abläufen gestaltet. Das Ganze
respektlos, teilweise rotzig, zeitweise extrem laut, hochvirtuos …“ Und so zeigt sich auch in der
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Besetzung für Saxophon, Schlagzeug, Klavier und variable elektronische Verstärkung/Verzerrung
wieder ein Umgang mit Traditionellem, der neue Sichtweisen auf Altbekanntes gewährt.
Bedient sich Gadenstätter in jüngeren Werken vielzähligen Materialien, waren seine früheren
Kompositionen von der Entwicklung eines beschränkten Ausgangspunktes geprägt, wie etwa in
„Versprachlichung“ (1992-94) oder in „Polyskopie“ (2000/01). Doch auch hier zeigt sich bereits das
Interesse am Umgang mit dem Klang und seinen Konnotationen. Und auch der Hang zu langen
Werken. Denn an Einfällen mangelt es dem vielschreibenden Komponisten nicht, und so darf man
auch weiterhin mit vielgestaltigen Umdeutungen unserer akustischen Umwelt rechnen.
Doris Weberberger
http://www.musicaustria.at/magazin/gander-bernhard/portraet-bernhard-gander
Neue Musik
Interviews/Porträts
WIEN MODERN 2012
Porträt: Bernhard Gander
Die Verstrahlung mit einer Gamma-Bombe wird Dr. Bruce Banner zum Verhängnis: Bei dem
geringsten Anlass verwandelt sich der Nuklearphysiker fortan in das mit übermenschlichen Kräften
begabte, von Zeit zu Zeit explodierende Muskelpaket Hulk. Die cholerische Comicfigur beschäftigt
Bernhard Gander schon seit geraumer Zeit: Ein Anagramm ihres Names bildet den Titel seines
Streichquartetts „Khul“, das der Komponist 2011 im Rahmen von ImPulsTanz für das Tanzstück
„Seven Cuts“ der Choreographin Christine Gaigg neu bearbeitete. Auch das Ensemblestück „Hukl“,
das am 21. Oktober bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt wird, nimmt auf den verstrahlen
Kraftprotz Bezug. Ganders Faszination für den zerstörerischen Superhelden ist kennzeichnend für die
Arbeitsweise eines Komponisten, dem Comic-Figuren ebenso häufig als Inspirationsquelle dienen wie
Kung-Fu-Filme oder der Rapper Eminem. Ein weiteres Beispiel ist die Komposition „Peter Parker“
(2004), bei der Spidermans Alter Ego zum Namensgeber und die wendigen Bewegungen des
Spinnenmenschen zum Vorbild für nervöse Klavierfigurationen wird.
Der gebürtige Osttiroler (Jahrgang 1969) steht dabei für eine KomponistInnengeneration, die mit Pop
und Klassik gleichermaßen sozialisiert wurde und diese Ausdrucksformen keiner hierarchischen
Wertung mehr unterzieht. Die von John Cage proklamierte Gleichberechtigung der Klänge übersetzt
sich bei Gander in ein egalitäres Musikverständnis, wo Konzertsaal und Disco in einer Art
postmodernem Utopia friedlich koexistieren. An Belegen für Einflüsse aus der Popkultur ließen sich
viele anführen: Da wäre einmal das Ensemblewerk „bunny games“, das Gander 2006 für den Erste
Bank Kompositionspreis schrieb und dessen assoziativer Überbau von Bugs Bunny bis zu den
Hasenkostümen des Männermagazins Playboy reicht. Oder das Akkordeon-Stück „fluc ’n’ flex“ (2007),
mit dem der Komponist zwei beliebten Wiener Szene-Lokalen ein Denkmal setzt. Oder auch „Ö“
(2005), eine Verbeugung vor der britischen Metal-Band Motörhead.
Nach direkten Anklängen an die Popmusik – oder gar einer Anbiederung an diese – sucht man
hingegen meist vergebens. Desiderata der „ernsten“ Musik wie Komplexität oder Innovation erfüllt
Gander in demselben Ausmaß, wie er andere ihrer Grundsätze unterläuft. Wiederholt verstößt der
Komponist gegen modernistische Reinheitsgebote, wenn er etwa in „Melting Pot“ das RadioSymphonieorchester Wien gemeinsam mit RapperInnen, DJs und Beatboxern ein Einkaufszentrum
bespielen lässt. Auch die in der E-Musik vorherrschende Tendenz zur Verfeinerung trifft bei Gander
immer wieder auf einen eher handfest – um nicht zu sagen brachial – anmutenden Umgang mit dem
musikalischen Material. Ausgerechnet der Orpheus-Mythos wird in „Die Orpheus Akte“ (2005) zum
Auslöser einer rabiaten Tour de Force, in der ein Zuspielband die konzertierenden Solo-Instrumente
Bratsche und Klavier nicht nur mit einem Scarlatti-Motiv, sondern auch mit Klängen von Nena und
AC/DC kontrastiert. Dass sich auch Ganders Kompositionslehrer Beat Furrer in Werken wie „Orpheus’
Bücher“ und „Begehren“ an dem antiken Sänger abgearbeitet hat, ist dabei purer Zufall – „Beat Furrer
ist ja nicht allein auf den Orpheus abonniert“, wie Gander dazu in einem mica-Interview bemerkt.
Es sind nicht nur Residuen der Popularmusik, die in Ganders Komponieren Eingang finden –
überhaupt ist dieses in einer für die Neue Musik eher unüblichen Weise alltagsnah, ja geradezu
autobiographisch. Immer wieder stört scheinbar Banales und allzu Konkretes die Reinheit des
formalästhetischen Musikideals. So schildert etwa „Beine und Strümpfe“ (2007) mit musikalischen
Mitteln den Vorgang der Strumpffabrikation, während das im selben Jahr entstandene Klavierquartett
„Schöne Worte“ die Flüche des Komponisten angesichts einer Baustelle vor seiner Haustüre in Rapartige rhythmische Muster transformiert.
Neben dieser unverhohlen narrativen Komponente und der Kontamination mit Trivialem ist es aber
auch der Umgang mit dem Material selbst, der Ganders Kompositionsweise auszeichnet. So wie seine
Musik generell die Nähe zum Handwerk nicht verbirgt, offenbart etwa am Anfang von „fête gare“ ein
schweres, unhandliches Instrument wie der Kontrabass seine Verwandtschaft mit profanen
Arbeitsgeräten. Diese Anschaulichkeit der Klänge, die ihren Ursprung nicht verleugnen, sondern
deutliche Spuren ihres Gemacht-Seins tragen, rückt das Werk Bernhard Ganders in die Nähe von
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Lachenmanns Musique concrète instrumentale. Musik – das ist hier nicht nur abstrakter Klang,
sondern auch die Dinge, die ihn hervorbringen, und die Geschichten, die in ihm vergegenständlicht
sind. (Lena Dražić)
http://www.musicaustria.at/magazin/pop-rock-elektronik/artikel-berichte/das-grazerhoerfest-2010
Das Grazer Hörfest 2010
Am 12. und 13. März fand das diesjährige Grazer Hörfest statt. Die Organisatoren des zweitägigen
Festivals, Markus Krispel und Peter Jakober, bewiesen damit erneut nicht nur Mut, sondern auch
Geschmack. Eine Nachbetrachtung von Clemens Marschall.
Das erste Hörfest war 2003, im Grazer Kulturhauptstadtjahr. Seither wird im Forum Stadtpark jährlich
der Spagat zwischen Neuer Musik, Komposition, Improvisation, Rock, Performance und Literatur
mittels eines angenehm undogmatischen Zugangs gemeistert. Dabei wurden im Laufe der Jahre
Werke von Klaus Lang, Giacinto Scelsi, Bernhard Gander aufgeführt, aber zu Gast waren etwa auch
Weasel Walter (Flying Luttenbachers), Slobodan Kajkut (The Striggles), Faust und FM Einheit
(Einstürzende Neubauten). So unterschiedlich die einzelnen Festivals auch ausfallen, eins wird stets
bemerkbar: Nämlich, dass die Trennung von U und E, wenn nicht überhaupt sinnfrei, dann zumindest
obsolet ist. Darüber wird zwar gern und häufig palavert – die praktische Realisierung sieht dann doch
meist anders aus: Oft wollen Organisatoren besetzte Räume gar nicht frei machen sondern in
eingefahrenen Strukturen berechenbar bleiben, anderen gelingt es einfach nicht – anders beim
Hörfest, wo solche Grenzen erst gar nicht zu existieren scheinen. Die Festivalmacher sind beileibe
nicht grün hinter den Ohren, kennen ihr Metier und treten so im Laufe der Reihe auch gelegentlich
selbst musikalisch in Erscheinung. Der Mut für Neues zeigt sich auch im Detail, etwa daran, dass das
Design der Homepage und der Programmhefte sich von Jahr zu Jahr grundlegend ändert: Der
Wandel als Konstante und Spannungsträger.
Am Freitag geht es pünktlich um 21 Uhr los: Der Aufführungsraum im Erdgeschoss ist sehr gut gefüllt,
alle Sesseln sind besetzt, einzelne Zuhörer müssen ob des Besucherandrangs Stehplätze einnehmen.
Das Publikum zeigt sich, dem Programm angemessen, gleichsam interessiert wie offen für Neues und
nimmt gerne zwischen den institutionalisiert angestaubten Stühlen Platz.
Die Grazer Literatin und Komponistin Sophie Reyer eröffnet das Festival mit Taro, einem vierköpfigen
Ensemble. Ihre messerscharfen, exakt pointierten Worte verweben sich improvisatorisch mit den um
sie geschaffenen Klangwelten. Als das durchdringende Stück zu Ende geht, wendet das Publikum
seine Aufmerksamkeit von 12 Uhr auf 3 Uhr, denn das Bühnenlicht vorne erlischt, am rechten Ende
des Raumes gehen die Scheinwerfer an: Das Festivalkonzept sieht es vor, dass die drei
Aufführungsorte im Raum – links, vorne, rechts – nach jeder Nummer wechseln. Diese innere
Dekonstruktion eines typischen Konzertabends ermöglicht neue Hörerlebnisse: Kaum fühlt man sich
auf sicherem Terrain, wird einem der Boden unter den Füßen weggezogen: ein neuer Künstler auf
einer neuen Bühne, neue Eindrücke reißen den Zuhörer aus seiner Erwartungshaltung.
Was jetzt kommt, ist die extrem reduzierte und gleichsam harte Dreiercombo Ader Rebell, in der
Markus Krispel Bass spielt. Über die zähe Instrumentalmasse aus Gitarre, Schlagzeug und Bass
windet sich die beinahe opernhafte Stimme von Franz Cavagno. Seine Texte sind an die Wand
projiziert und eröffnen in ihrer Klarheit gleich noch eine weitere Leseebene der Aufführung. Als Ader
Rebell ihren ersten Song beendet haben, gehen am gegenüberliegenden Raumende – quasi auf 9
Uhr – die Lichter an und aus dunklen Silhouetten wird ein lebendiges Trio: Igor Gross und Matija
Schellander (Metalycée) legen den instrumentalen Teppich für die Bernhard Lang-Komposition „ICHT
II“, über die Gina Matiello ihre Stimme in Rekordgeschwindigkeit jagt. Der Stapel ihrer Textseiten lässt
auf ein langes Stück schließen, doch als man die durchgenommenen Papierblätter nacheinander
fliegen sieht, wird einem bewusst, wie viele Buchstaben und Wörter diese Frau in kürzester Zeit
aufsaugen und fokussiert ausspucken kann.
So geht die Runde weiter, bis eine Pause die Zuschauer in den ersten Stock entlässt, wo man
getränketechnisch versorgt wird und man, falls eine Art künstlerischer Unterzucker einsetzen sollte,
die Dauer bis zu den nächsten Aufführungen mit Stefan Krebbers Installation „Weissagungen“
überbrücken kann.
Nach der Ruhezeit hält der österreichische Schriftsteller Ferdinand Schmatz eine Lesung, Nikola
Djoric (Akkordeon) und Simon Sirec (Saxophon) interpretieren die Komposition „N + 1 Dimension“ von
Wen Liu. Die beiden wirken perfekt aufeinander abgestimmt und führen das herausfordernde Stück in
beeindruckender Exaktheit auf. Den ersten Abend beendet nun Thomas Lehn mit einer noisigen und
doch sehr gefühlvollen Abhandlung des Synthesizers.
Im Anschluss lassen die Zuschauer ihre eben gewonnnen Eindrücke bei einem Getränk setzen,
diskutieren sie durch und reden schon über den nächsten Tag, den zweiten Teil der Programmreihe.
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Nach einer gesunden Runde Schlaf und Kontemplation finden sich die Interessierten frühabendlich
wieder im Forum Stadtpark ein. Heute eröffnet die Grazer Combo Heifetz, die im Kern aus Arne
Glöckner (Gitarre) und Patrik Wurzwallner (Schlagzeug) besteht, aber immer wieder durch Ausritte mit
anderen Musikern aus den verschiedensten Richtungen überrascht. Ihr erstes Stück heißt
„Luftzirkulation“: drei Gitarristen und ein Bassist knien am Boden vor laufenden Ventilatoren und
lassen die Luftwatschen, die daraus unentwegt strömen, ihre Saiteninstrumente anstimmen. Ein
meditatives Feedback-Ritual, bei dem einem die Knie der Interpreten leid tun: Nur einer legt sich einen
Polster unter, die anderen ziehen es auf die harte Tour durch. Die zweite Kreation von Heifetz an
diesem Abend geht in eine ganz andere Richtung: Hier sitzt Wurzwallner hinter seinem minimal
ausgerüsteten Schlagzeug, er und Glöckner holen miteinander aus und bescheren eine vertracktmonotone Gitarre-Schlagzeug-Verzahnung. Als die anderen drei Musiker einsetzen, wird das Gerüst
umgestülpt, die beiden Fraktionen arbeiten miteinander gegeneinander, entfernen sich und nähern
sich einander wieder an, ähnlich wie zwei nebeneinander lautstark werkende Maschinen oder wie die
in der Minimal Music typische Phasenverschiebung.
Später führen die zwei Querflötistinnen Petra Music und Doris Nicoletti „Mono – Dialogue for two
flutists“ von Yukiko Watanabe auf. Darauf folgt Tiziana Bertoncini, die – zu Recht – auf minimale
Beleuchtung besteht und dann mit Violine, Zuspielungen, ihrer flüsternden Stimme und diabolischer
Mimik einige der durchdringendsten Momente des Festivals schafft. Sie weckt schizophrene
Wahnzustände, wie es ein David Lynch-Film nicht besser könnte. Dass man Bertoncini an diesem
Abend noch in anderen Konstellationen sehen wird, verheißt nur Gutes.
Nach einer kurzen Pause holt der letzte Block des Festivals mit Peter Jakobers Komposition „mehr,
ein wenig“ noch einmal die Festivalorganisatoren an ihre Instrumente: Jakober tüftelt hinter seinem
Laptop, Krispel wuchtet ein Orgelpfeife zum Mund und benutzt das Riesengerät, als wäre es eine
kleine Flöte. Matthias Kranebitter und Goran Tudor verschränken dann noch in bisher ungehörter
Weise ein wunderlich-geniales Midi-Orchester mit einem kräftig durchgeblasenen Saxophon. Krispels
unaufdringliche Moderation erklärt daraufhin die Mission für heuer als erfolgreich abgeschlossen –
blickt aber auch schon wieder freundlich dem nächsten Jahr entgegen.
Die couragierten Festivalorganisatoren und alle teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler können auf
einen äußerst gelungenen, überraschenden und herausfordernden Grenzensprenger zurückblicken.
Dieser Mut, der einen solchen Zugang und dann auch noch die tatsächliche Realisierung davon
ermöglicht, trägt seine Früchte: Die Ö1-Sendung „Zeit-Ton“ wagte eine Live-Übertragung von Teilen
des Programms. Und das in der Post-Nipplegate-Ära, wo doch sonst eine verzögerte Ausstrahlung
fast schon zum guten Ton gehört. Nächstes Jahr gerne wieder. Sehr gerne sogar!
http://www.musicaustria.at/node/232
mica-Interview mit Elisabeth Harnik
Die 1970 in Graz geborene Komponistin und Improvisatorin Elisabeth Harnik ist österreichische
Staatsstipendiatin für Komposition 2007. Anlässlich eines Zeitton-Portraits, das am Montag, 23.4. um
23.00 Uhr auf Ö1 zu hören ist und in dem u. a. Ausschnitte ihrer neuen Komposition „superstructure“
zu hören sind (uraufgeführt in einem Konzert im RadioKulturhaus am 11.April) hat die Gestalterin der
Sendung Ursula Strubinsky mit ihr das folgende Gespräch geführt.
Pianistin, Improvisatorin, Komponistin
Sie sind seit Jahren als aktive Musikerin tätig. Sie improvisieren als Solistin, aber auch in diversen
Ensembles, wie z. B. "soundog", im Duo mit Alberto de Campo, dem "plasmic trio" oder auch dem
"plasmic quintett". Sie haben sich einige Jahre nach dem Abschluss ihres Klavierstudiums
entschlossen, ein sechsjähriges Kompositionsstudium zu beginnen. Da waren Sie Anfang dreißig.
Was hat Sie in diese Richtung geführt.
Ich habe Klavier studiert und unter anderem auch Free-Jazz gemacht. Die ersten Personen, die für
mich wichtig waren, sind ImprovisatorInnen, wie Joëlle Léandre, Peter Kowald oder David Moss. Ich
habe sie alle auch persönlich kennen gelernt. Mein Ausdrucks- und Schöpfungswille war schließlich
dermaßen stark, dass ich das Bedürfnis hatte, Komposition zu studieren. Ich wollte das lernen und mir
auch einen Input holen.
Weil ich in der Nähe von Graz lebe, habe ich mich entschlossen, an der Grazer Musikuniversität zu
studieren. Ich war in der Klasse von Beat Furrer. Ich bin aber auch Georg Friedrich Haas begegnet
und Bernhard Lang. Graz war für mich eine sehr gute Umgebung. Ich habe das wirklich aufgesogen.
Ich bin erst im Nachhinein draufgekommen, was für ein gutes Umfeld ich da habe.
Was schätzen Sie an der Improvisation, was an der Komposition?
An der Improvisation, wo ich ja Instrumentalistin bin, schätze ich das Allumfassende des Augenblicks.
Ich habe jederzeit, also in jedem Augenblick die Möglichkeit eine Entscheidung zu treffen und z. B. auf
den Raum oder auf die MitmusikerInnen oder das, was vorher erklungen ist zu reagieren.
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Und das macht für mich den Kick beim Improvisieren aus: ich empfinde es so, als ob man rückwärts in
die Zukunft gehen würde. Ich weiß zwar nicht, was nachher kommen wird. Ich habe aber das gehört,
was gerade gespielt wurde und gebe dem nun nachträglich einen Sinn.
Im Vergleich dazu: Beim Komponieren schätze ich, dass ich in der Zeit zurückgehen kann, und dass
es möglich ist, Dinge im Nachhinein zu verändern. Das kann ich beim Improvisieren nicht.
Beim Komponieren fange ich auch nicht mit dem Anfang eines Stücks an, sondern ich arbeite sehr
sprunghaft. Das bekommt dann so eine Beweglichkeit in der Zeitebene. Ich kann z. B. im Nachhinein
den Beginn verändern oder einen ursprünglichen Mittelteil ganz wo anders hin verschieben. Es ist
also diese Beweglichkeit, die mich beim Komponieren fasziniert. Und beim Improvisieren ist es dieser
Augenblick, der mir einen riesigen Horizont erweitert. Prinzipiell ist für mich beides gleichwertig.
Wenn Sie von dem sich in den Augenblick fallen lassen beim Improvisieren sprechen, bedeutet das,
dass Sie sich ohne etwas vorzunehmen ans Klavier setzen und zu spielen beginnen?
Es gibt MusikerInnen, die sich gerne innerhalb von Konzepten bewegen. Aber weil eben für mich
dieses Agieren im Augenblick so ein spannendes Erlebnis ist, gehe ich am liebsten auf die Bühne,
ohne mir vorher eine Struktur überlegt zu haben. Ich habe allerdings mein "Gepäck" mit dabei: also
meine Spielerfahrung, mein Repertoire an bestimmten Klängen. Ich habe auch diverse Gegenstände
bei mir, die ich beim Improvisieren am Klavier zur Klangerzeugung verwenden kann, wenn ich das
möchte. Das entscheide ich dann im Moment.
Wichtig ist mir aber - gleich, ob ich jetzt komponiere oder improvisiere - stets die Suche nach Neuem;
etwas, das mir selber noch fremd ist. Ich versuche auch immer über meine eigenen Grenzen
hinauszukommen. D. h. unter dem Spielen kann sich plötzlich etwas spontan ereignen, das neu ist in
dem bisherigen Kontext. Ich greife das dann auf und folge dem nach.
Auch beim Komponieren ist es so, dass ich mir bestimmte Arbeitsweisen wähle, die mich dazu
bringen, spontan bestimmte musikalische Ereignisse zu verfolgen. Auch wenn ich nicht weiß, welches
Resultat das ergibt.
Das macht aber für mich bei beiden Disziplinen den Reiz aus. Es sind nur unterschiedliche Wege,
diesen zu erreichen.
In Ihrem Ensemblestück "superstructure" haben Sie erstmals in eine Komposition auch Improvisation
einfließen lassen.
Richtig. Prinzipiell bin ich ein Mensch, der äußert präzise notiert, ja mitunter übernotiert. In
"superstructure" ist das anders. Hier wird den InterpretInnen bei bestimmten Passagen die Möglichkeit
geboten, ihre Qualitäten als ImprovisatorInnen einzubringen. Dieses Stück ist ja speziell für
MusikerInnen entstanden, die auch Erfahrung mit Improvisation haben. Vorgegeben sind die
klangliche Ausrichtung und ein bestimmtes Tonmaterial. Das Stück ist auch zeitlich völlig
durchstrukturiert. Dennoch ist für mich als Komponistin bei einer Aufführung von "superstructure" das
klangliche Ergebnis nicht zu 100% kalkulierbar.
Der Titel des Stücks ist übrigens ein Begriff, der im Brückenbau verwendet wird. Ich habe beim
Komponieren oft Bilder. Und während ich an dem Stück gearbeitet habe, habe ich immer wieder von
Hängebrücken geträumt. Diese waren am Anfang recht filigran. Sie wurden aber im Laufe der Zeit
immer massiver. Es war schließlich eine gewaltige Brücke. Mir ist da klar geworden, dass ich keine
sensiblen Verbindungen zwischen Komponiertem und Improvisiertem legen muss. Denn diese zwei
Bereiche existieren real nebeneinander. Ich bin ja selber so eine Person, die sich in beidem bewegt.
Daher musste ich in "superstructure" die zwei Bereiche nicht verbinden, da sie ja gar nicht getrennt
sind. Ich musste lediglich über die bereits existierende Brücke einen Überbau - also eine
"superstructure" - in Form einer Komposition schaffen.
http://www.musicaustria.at/node/9066
Komponistenporträt: Anselm Schaufler
Ganz im Zeichen des Schaffens des jungen österreichischen Komponisten Anselm Schaufler steht der
Konzertabend im Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz am 24. Juni. Auf dem Programm stehen
Solo-, Kammermusik- und Ensemblekompositionen aus den letzten 15 Jahren. Zur Aufführung
gebracht werden die Stücke von Mitgliedern des Ensembles Zeitfluss.
Anselm Schaufler ist ein Künstler, den man problemlos unter die Kategorie Grenzgänger einordnen
kann. Der 1970 in Wien geborene Komponist fasst seine eigenen Werke gerne unter dem Begriff
„Neuer Musik“ zusammen, obwohl diese Zuschreibung viel zu kurz gegriffen ist. An Stilistiken und
Spielweisen weist die Anselm Schauflers Musik eine enorme Bandbreite auf, was mit Sicherheit zum
Teil auch darauf zurückzuführen ist, dass er neben seiner kompositorischen Tätigkeit auch als
Musiker und Arrangeur höchst aktiv in zahlreichen Projekten involviert ist. In diesen beschränkt er sich
keineswegs nur auf den Bereich der „so genannten“ Neuen Musik, sondern deckt das weite Feld
zwischen Pop, Operette und Klassik ab.
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Alleine schon seine Biographie offenbart eine immense musikalische Vielfältigkeit. Erlernt hat
Schaufler sein „Handwerk“ an der Universität bei so renommierten Künstlern wie Klaus Eichholz
(Violinstudium), Beat Furrer, Bernhard Lang und Georg Friedrich Haas (Kompositionsstudium).
Anschließend nahm er eine Lehrtätigkeit für Violine, Musiktheorie und Arrangement am Johann-JosefFux-Konservatorium Graz an. 1990 und 1996 erhielt der gebürtige Wiener Stipendien für die
internationalen Darmstädter Ferienkurse. Es folgten zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem der
Musikförderungspreis der Stadt Graz 1996 sowie der Österreichische Staatsförderungspreis 1999.
Aufträge erhielt der Komponist in seiner bisherigen Karriere von der Grazer Oper, der styriarte, dem
steirischer herbst, dem Lutoslawski Festival und diversen Ensembles wie reconsil, die reihe und
zeitfluss. Im Pop- und Rockbereich arbeitete Schaufler unter anderem mit Opus, Kolonovits, Beatles
Unlimited, Cellofun, Weana Gmiat Schrammeln, Familie Pischinger und dem Ensemble Profil
zusammen. Als Geiger, Arrangeur und Komponist war er bei den Ensembles "Die salonfähigen
Saitenspringer", "Grazer Grammophoniker", "quartetto ornando", "Duowabohu" und "dentes aevi"
tätig. Eines kann man mit Sicherheit sagen, langweilig dürfte es Anselm Schaufler nicht werden.
Der am 24. Juni stattfindende Konzertabend jedenfalls bietet den BesucherInnen höchst interessante
Einblicke in die verschiedenen Ansätze, Arbeitsweisen und Klangwelten des Komponisten Anselm
Schaufler. (mt)
http://www.olganeuwirth.com/fset1.html
Olga Neuwirth
Geboren am 4.8.1968 in Graz (Österreich)
Ab dem siebten Lebensjahr Trompetenunterricht
1987–93 Kompositionsstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien.
Komposition bei Erich Urbanner (Diplom und Magisterarbeit zum Thema: ӆber den Einsatz von
Filmmusik in ‘L’amour à mort’ von Alain Resnais”) sowie Studium am Elektroakustischen Institut
1985–86 Studium am Conservatory of Music, San Francisco (Komposition und Theorie bei Elinor
Armer) sowie am Art College, San Francisco (Malerei und Film)
Olga Neuwirth erhielt wesentliche Anregungen durch die Begegnungen mit Adriana Hölszky, Tristan
Murail und Luigi Nono
1993/94 Studium bei Tristan Murail in Paris; Teilnahme am Stage d’informatique musicale des Ircam,
Paris
1994 Jurymitglied der Münchener Biennale für Neues Musiktheater; Mitglied des Komponistenforums
der Darmstädter Ferienkurse; "Publicity Preis" der austro mechana für eine CD-Produktion
1996 Gast des DAAD in Berlin
1998 Im Rahmen der Reihe "Next Generation" wurde Olga Neuwirth in zwei Porträtkonzerten bei den
Salzburger Festspielen vorgestellt.
1999 Förderpreis der Ernst von Siemens-Stiftung, München; Hindemith-Preis des Schleswig-HolsteinMusik-Festivals
1999 Uraufführung des ersten abendfüllenden Musiktheaters "Bählamms Fest" (Libretto: Elfriede
Jelinek nach Leonora Carrington) bei den Wiener Festwochen 1999; sie erhielt für dieses Werk den
Ernst Krenek-Preis
Ihr für Pierre Boulez und das London Symphony Orchestra geschriebenes Werk "Clinamen/Nodus"
war nach der Londoner Uraufführung im März 2000 in einer weltweiten Tournee zu hören und ist auf
CD erhältlich
2000 composer-in-residence beim Koninklijk Filharmonisch Orkest van Vlaanderen, Antwerpen
composer-in-residence bei den Luzerner Festwochen (gemeinsam mit Pierre Boulez)
2003 Uraufführung des Musiktheaters "Lost Highway" nach dem gleichnamigen Film von David Lynch
(Libretto: Elfriede Jelinek und Olga Neuwirth), steirischer herbst 2003 in Koproduktion mit „Graz
Kulturhauptstadt 2003“ und dem Theater Basel
Die Hybrid-CD 2007 erschien auf dem Label KAIROS
2002–05 verschiedene Theater- und Filmmusiken
2004 „...ce qui arrive...“: Idee und Musik: Olga Neuwirth (Texte und Stimme:
Paul Auster; Ensemble Modern – mit Georgette Dee, Video: Dominique Gonzales-Foerster)
2005 "...le temps désenchanté...ou le dialogue aux enfer"
Klanginstallation am Place Igor Stravinsky, Auftrag des Centre Pompidou und des IRCAM/Paris, dazu
ein Kurzfilm-Essay von Olga Neuwirth mit einem Fragment von René Clairs Film "Paris qui dort" als
Ausgangsquelle
Videoclip zu den 3 songs „no more secrets, no more lies“
mit Georgette Dee und dem Ensemble Modern
Portrait-Ausstellung „Die Macht der Sprache“ gemeinsam mit Valie Export und Elfriede Jelinek in NYC
– Austrian Cultural Forum
350
2006 Olga Neuwirth wird zum Mitglied der Akademie der Künste Berlin gewählt
Das Trompetenkonzert „...miramondo multiplo...“ für die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von
Pierre Boulez und dem Solisten Håkan Hardenberger wird bei den Salzburger Festspielen 2006
uraufgeführt
2007 Im Februar US Premiere von Lost Highway in NYC und Oberlin
Teilnahme an der documenta12 in Kassel mit der Klanginstallation (plus Film)
„...miramondo multiplo...“
Uraufführung der Musik zur "Diagonal Symphony" von Viking Eggeling im Rahmen des Ultraschall
Festivals in Berlin
2008 Englische Erstaufführung „Lost Highway“ der English National Opera im Young Vic (Regie:
Diane Paulus)
Auszeichnung mit dem Heidelberger Künstlerinnenpreis
Uraufführung „Kloing!“ für selbstspielendes Klavier, Live Pianist und Live-Film beim Kunstfest Weimar
(Klavier: Marino Formenti)
Filmmusik zu "Das Vaterspiel" von Michael Glawogger
(Premiere: 8.2. 2009 Berlinale; Zoopalast)
2009 "South Bank Show Award" für „Lost Highway“ (Produktion der English National Opera im Young
Vic)
2010 Grosser Österreichischer Staatspreis
Louis Spohr Preis der Stadt Braunschweig
http://www.openmusic.at/om_statement_fr.html
open music
"open music", Anfang der 90er Jahre als Konzertreihe in Graz begründet, steht für "Vermittlung
heutiger Musik", zeitgenössischer Musik im Sinne von gegenwartsrelevanter Musikkunst/-kultur.
Jenseits strikter Trennung in E und U, komponierte und improvisierte Musik, klassische Moderne,
Neue Musik und (Post)Avantgarde, Hoch-, Sub- und Populärkultur, jenseits ästhetischer Vorlieben.
"open music" steht für Qualität in der Vielfalt, gezielte Auswahl aus dem breiten Angebot und
Anregung zu neuen Projekten.
"open music" steht für Förderung junger MusikerInnen und KomponistInnen und Präsentation
zeitgenössischer Klassiker.
"open music" steht für Spartenüberschreitungen (vor allem in Richtung Film, Video, aber auch
Tanz/Performance, Theater, wobei es weniger um additives Nebeneinander, sondern vielmehr
projektimmanentes Miteinander geht) und Experimente.
"open music" ist Podium für Uraufführungen, österreichische Erstaufführungen bzw. Ersteinladungen
und -präsentationen in die Steiermark und auch Österreich.
"open music" startet Projektinitiativen und versucht, Exponenten der heimischen KomponistInnenbzw. MusikerInnenszene zusammen mit internationalen Spitzenreitern zu präsentieren.
"open music" ist eine private Initiative, die in Konzeption und Durchführung von Ute Pinter getragen
wird (davor auch von Wolfgang Hattinger und Wim van Zytphen).
"open music" wird zur Zeit finanziell unterstützt von: Land Steiermark, bm:ukk, Stadt Graz und austromechana/ske-fonds.
Kooperationspartner von „open music“ sind bis dato: Diagonale, FORUM STADTPARK, Grazer
Spielstätten, IEM CUBE, Kulturzentrum bei den Minoriten, Mariahilf-Kultur, musikprotokoll,
MUWA/Museum der Wahrnehmung, Postgarage, Stadtmuseum Graz, steirischer herbst,
StockwerkJazz, Vipers im Palais Thienfeld.
"open music" ist Mitglied von Grazjazz.at.
http://www.richard-duenser.at/Diskografie.html
Richard Dünser:
Doppelkonzert für Violine, Klavier und Orchester;
Opheliamusik II; Nacht-Tryptichon für Klavier und Kammerensemble;
"Ich var uf der toren vart"
Richard Dünser:
Radek
Georg Nigl; Wiener Concert Verein; Walter Kobera
Richard Dünser - Portrait-CD Wiener Symphoniker & RSO Wien (mit Violinkonzert, "Der Wanderer",
Fantasie in f-moll): ORF / Österreichische Musik der Gegenwart 830 002-2 (erhältlich bei AKM Wien:
[email protected])
Richard Dünser:
351
Elegie. An Diotima - 1. Streichquartett; Quatre Tombeaux; Erinnerung-Monument-Nachtgesang;
breeding lilacs our of the dead land...;
Johannes Brahms / Richard Dünser: Da unten im Tale
Richard Dünser: Threnodie, ....fresques de rêve.... ;
Claude Debussy / Richard Dünser: Quatre Préludes
Franz Schubert / Richard Dünser:
Der Graf von Gleichen
Konzertfassung
Romantische Arien
mit: Schubert/Dünser, Rezitativ und Cavatine aus
Der Graf von Gleichen (D. 918)
Christian Gerhaher, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Dir. Daniel Harding
Eufonia Duo Wien
(mit Richard Dünser: Ode an den Regen)
Artis Quartett Wien
(mit Richard Dünser: 2. Streichquartett)
Franz Helfersdorfer / Quatre Tombeaux
(mit Richard Dünser: Quatre Tombeaux): Voiceart VA 705021
Vienna Brass: Fanfare for a new theatre (mit Richard Dünser: Caravallium): Extraplatte CD EX 208
094-2
Franz Schubert: Opern - Arien (mit 2 Arien aus Schubert / Dünser: Der Graf von Gleichen) Oliver
Widmer, Baritone, Hungarian National Philharmonic Orchestra, Jan Schultzs, conductor Hyperion
Compact Disc CDA67229
Rafael Catalá: Música Ibérica (mit Richard Dünser: Quatre Tombeaux): SONY CLASSICAL SICC 188
http://www.schauspielhaus.at/jart/prj3/schauspielhaus/main.jart?rel=de&reservemode=active&content-id=1188466708002&produktionen_id=1350344022354
Seven Cuts
Tanz: Eva-Maria Schaller, Robert Jackson
Live Musik Klangforum Wien: Gunde Jäch-Micko (Violine),
Dimitrios Polisoidis (Viola), Benedikt Leitner (Violoncello), Sophie Schafleitner (Violine)
Komposition: Bernhard Gander
Choreografie, Text: Christine Gaigg
Raum, Licht: Philipp Harnoncourt
Für die Uraufführung von Seven Cuts bei ImPulsTanz 2011 nahm der Komponist Bernhard Gander
sein für Streichquartett geschriebenes Stück khul völlig auseinander und übergab der Choreografin
Christine Gaigg 57 musikalische Schnipsel. Der Titel khul ist ein Anagramm des Namens der
Comicfigur Hulk. So wie das infizierte Muskelpaket unter der Oberfläche brodelt und immer wieder
explodiert, kommt auch Ganders Musik roh und aufgeladen daher, ist dabei aber ungemein präzise
und komplex.
Die MusikerInnen des Klangforum Wien spielen Ganders Partitur zuerst in der zerschnittenen Version,
danach zur Gänze. Die TänzerInnen Eva-Maria Schaller und Robert Jackson setzen der
musikalischen Intensität eine widerständige Gelassenheit entgegen. Ergänzt wird die Performance
durch kurze Texte der Choreografin.
"Ihre Seven Cuts können auch als Versuch gelesen werden, aus dem Tanzteppich einen Filmstreifen
zu machen, auf dem sich alles abspielt: die Leidenschaft und ein Rückenleiden, der Sex und dessen
Medien, das Persönliche und seine Banalität - so ambivalent wie unsere Arterhaltungsrituale." Der
Standard
Koproduktion 2nd Nature mit ImPulsTanz.
2nd Nature wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Wien.
http://www.steirischerherbst.at/2012/deutsch/festival/festival.php
steirischer herbst
Festival neuer Kunst
Immer wieder in seiner Geschichte hat sich der steirische herbst neu erfunden – eine amorphe
Institution in progress, die sich von Jahr zu Jahr die Frage nach den eigenen Bedingungen und
Notwendigkeiten als eigenwillige Plattform neuer Kunst stellt. Der steirische herbst ist als Festival in
mancher Hinsicht besonders: Durch seine Vielstimmigkeit, durch die forcierte Kommunikation
352
zwischen den verschiedenen künstlerischen Disziplinen, durch die Verschränkung von ästhetischen
Positionen mit theoretischem Diskurs.
Besonders – und in der internationalen kulturpolitischen Situation immer notwendiger – ist auch die
klare Positionierung als Festival der Produktion und der Prozesse, des Ermöglichens und Initiierens.
Die Einbeziehung und Vernetzung sowohl internationaler wie regionaler Künstler, Szenen und
Kontexte ist dabei zentral – schließlich ist der steirische herbst einerseits aus einer Initiative lokaler
Szenen heraus entstanden und hat andererseits (lange vor der weitgehenden Öffnung der Grenzen)
die unmittelbare Nähe zu Slowenien, Kroatien und dem mittel- und osteuropäischen Raum produktiv
genutzt.
Paradox (und etwas selbstironisch) kann man den steirischen herbst als Festival der Avantgarde mit
Tradition bezeichnen: Seit vierzig Jahren ist der steirische herbst eines der weltweit wenigen Festivals
für zeitgenössische Künste, das seinem Wesen nach wahrhaft multi-disziplinär ist. Lange bevor die
Vernetzung der Künste als Forderung in aller Munde war, integrierte er Kunst, Musik, Performance,
Tanz, Theater, Literatur, Architektur, Neue Medien und Theorie -– im Lauf der Jahre mit
unterschiedlichen Schwerpunkten, immer aber selbstbewusst aus den jeweiligen Bedingungen des
Genres heraus. Als Dialog, der die spezifischen Eigenheiten der Ästhetiken und Praxen zwar
hinterfragt, nicht aber nivelliert.
Der steirische herbst zeigt und unterstützt aktuelle künstlerische Arbeitsweisen, Handschriften,
Diskurse. Die Präsentation von Produktionen ist dabei aber nur der sichtbarste Teil des Programms.
Recherchen, Prozesse, Entwicklungen gehören ebenso zu diesem Festival wie spektakuläre
Aufführungen, groß angelegte Ausstellungen, raumgreifende Konzerte neuer Musik, architektonische
Forschungen, öffentliche Debatten und nächtelanges Feiern.
http://www.szene-instrumental.com/ensemble.html
szene instrumental wurde 1994 von Wolfgang Hattinger für die Gestaltung von Portraits
zeitgenössischer Komponisten für den ORF gegründet und war von Beginn an als Projektensemble
konzipiert. Aus einer Gruppe hervorragender Musiker und Musikerinnen wurde es so möglich, die
unterschiedlichsten Kammermusikbesetzungen und Programme zu realisieren.
Das besondere Profil des Ensembles besteht in der Konzeption ausgefallener Programmideen. So
entstanden neben der Aufführung und Uraufführung "klassischer" zeitgenössischer Kompositionen
eine Fülle weiterer Realisationen wie:
Neue Musik (NM) und Literatur, NM und bildende Kunst, NM und Tanz, NM und Theater, NM und
Pflanzen, NM und Rock-Musik, Interkulturelle Brechungen, Zeitgenössischer Tango, Musik zwischen
Notation und Improvisation ("Komprovisation"), diverse Schulprojekte mit NM für Kinder, NM und
Spiritualität ... (siehe auch: "released projects")
Ein wesentlicher Tätigkeitsbereich ist die
Förderung junger österreichischer
Komponisten durch regelmäßige Vergabe
von Kompositionsaufträgen.
Bisher wurden etwa 70 Uraufführungen
junger Komponisten und Komponistinnen
für den ORF eingespielt.
Uli Stadler
Konzerte u.a. bei:
„musikprotokoll“ | steirischer herbst
„Klangspuren“ ORF
„open music“ | Graz
„die andere Saite“
„Hörgänge“ | Wiener Konzerthaus
„Musik der Religionen“ | Innsbruck
"Biennale" | Zagreb
„Musik und Kirche“ | Brixen/Italien
"Osterfestival" | Innsbruck
"Galerie St. Barbara" | Hall/Tirol
"Int. Ferienkurse für Neue Musik" | Darmstadt
„Tage zeitgemäßer Musik" | Bludenz
Schömerhaus / Museum Essl | Klosterneuburg
"Neue Musik Lüneburg“
"experimental intermedia" | New York,
"Bibliothèque National de France" | Paris
"Jeunesse" | Musikalische Jugend Österreichs
353
harald winkler
Theo Patsalidis, Harald Winkler
Einige Aufnahmen dienten als Basis für Computerklangbearbeitungen und wurden in
Montreal/Canada und Tokyo/Japan vorgestellt.
Zusammenarbeit mit:
Klaus Huber, Isang Yun, Younghi Pagh-Paan, Dieter Schnebel, Georg Friedrich Haas, Hermann
Markus Pressl, Wolfgang Winkler, Gerhild Steinbruch, Isabel Mundry, Peter Michael Hamel, Beat
Furrer, Dimitrios Polisoidis, Janna Polyzoides, Luis Borda, Gustavo Battistessa, Peter Herbert, Uli
Rennert, Christian Utz, Denovaire, Margarethe Jungen, Burkhard Stangl, Stefano Gervasoni,
Sebastian Claren, Chaya Czernowin, Marc André, Liza Lim, Uros Rojko, Aaron Cassidy, Larisa
Vrhunc, Michael Gielen, Martin Smolka u.v.a.
Zahlreiche Einspielungen von Werken zeitgenössischer Komponisten und Komponistinnen für ORF,
Bayerischer und Hessischer Rundfunk, Radio Slovenia und RAI.
http://www.szene-instrumental.com/index.htm
Kammerensemble
für zeitgenössische Musik
szene instrumental ist ein österreichisches Kammerensemble, das sich der Aufführung und
Vermittlung zeitgenössischer Musik widmet.
Es entwickelt Projekte und themenbezogene Konzertprogramme, die auch die unterschiedlichsten
Genres zeitgenössischer Kunstformen einschließen.
Es ist offen für unterschiedlichste Richtungen heutiger Musik und durch zahlreiche
Rundfunkaufnahmen (ORF, RAI, Hessischer Rundfunk, Bayrischer Rundfunk, Radio Slovenia)
dokumentiert.
http://www.szene-instrumental.com/rel-projects.html
"raummusik"
Neue Kompositionen für raumverteilte Ensembles von Belma Beslic-Gál, Klaus Dorfegger, Christian
Rinner.
"komponieren heute"
Seit mehreren Jahren bestehende Konzertreihe in Zusammenarbiet mit der Kunstuniversität Graz.
Komponisten und Komponistinnen der mittleren Generation werden an die KUG für
Kompositionsseminare eingeladen. szene instrumental steht für öffentliche Proben zur Verfügung und
spielt das Abschlusskonzert.
"konfrontationen"
Schulprojekte. Erarbeitung und Performance von eigenen Kompositionen mit Schülern verschiedener
Altersstufen.
"Grand Vizier's Chest"
Konzertante Uraufführung des Musiktheaters von Denovaire und Stefan Fink. 14 Musiker präsentieren
ein orientalisches Märchen zwischen indischer, arabischer, zeitgenössischer Musik, zwischen Jazz
und Rock.
"NON RESPONSE"
Szenischer Text von Gerhild Steinbuch mit Musik von Florian Gessler für 12 Instrumentalisten und 7
Schauspieler.
"Arvo Pärts unbekannte Kammermusik"
"La Paloma. Ade!"
Arrangements und Kommentare zum bekanntesten Volkslied der Erde.
"Portrait Chaya Czernowin, Marc AndrÉ" Portraitkonzert
Workshop, Vorträge und offene Proben mit Werken der beiden Komponisten.
"virtual conductor II
„Virtual Conductor II“ ist tatsächlich ein virtueller Dirigent. Ein Computerspiel, das von den GamePieces John Zorns inspiriert ist. Der Computer generiert live Spielregeln zur Entwicklung einer
Improvisation, die über Bildschirm an das Improvisatoren-Ensemble gegeben werden.
"Portrait Stefano Gervasoni, Sebastian Claren"
Portraitkonzert, Workshop, Vorträge und offene Proben mit Werken der beiden Komponisten.
"Virtual Conductor II"
Gemeinsames Projekt mit Autoren der Literaten-Gruppen "Oulipo" und "Oplepo". Musik von Daniel
Riegler auf Basis des von ihm entwickelten Computerprogramms.
"(inter)kulturelle Passagen"
354
Musik im Spannungsfeld zwischen westlicher Avantgarde und traditioneller japanischer Musik.
Kompositionen von Christian Utz und Denovaire mit japanischen Gästen (Shakuhachi, Sho, Pipa).
"dancing shiva meets szene instrumental"
Avancierte Rockmusik trifft auf "klassische" Instrumente.
composers
Luis Borda und Gustavo Battistessa
"Der letzte Mann"
Musik zum Stummfilm von F.W. Murnau von Detlev Glanert, basierend auf der Originalmusik von
Giuseppe Becce.
"Personale Peter Herbert"
Komponierte und improvisierte Musik Peter Herberts.
"Cordes plus"
Musik für Streichquartett mit Beteiligung von Live-Elektronik, Schauspieler, Esraj, Perkussion, Flöte.
"Komprovisation"
Musik zwischen Komposition und Improvisation. Kompositionen von Denovaire, Charris Efthimiou,
Erin Gee, Peter Jakober, Christian Schiller, Markus Mayerhofer.
"Todessehnsucht. Lebenslust"
Texte (Wolfgang Winkler, Kathrin Schmidt) und Musik (J.S. Bach, Anton Webern).
"Jolly"
Lesung mit Musik/ Filmeinspielungen von Hansjörg Zauner (Texte/ Film)
und Gerd Noack (Musik).
"Neue Musik aus Österreich und seinen (südlichen) Nachbarländern 1+2"
Mit einem Konzert bei den Darmstädter Ferienkursen 2002 begonnene Konzertreihe mit
Kompositionen von serbischen, kroatischen und österreichischen Komponisten. Konzerte in
Slowenien, Kroatien und Österreich.
Tango Nuevo
Zeitgenössische Tangokompositionen von Astor Piazzolla und Luis Borda, mit den argentinischen
Solisten Luis Borda (Gitarre) und Gustavo Battistessa (Bandoneón).
"Heaven"
Religiös intendierte Werke von Klaus Huber, Harrison Birtwistle und Isang Yun.
"Überlebensstragien weiblich"
Konzert und Lesung einer serbischen (Dragana Tomasevic) und einer österreichischen Autorin
(Bettina Baláka). Musik der serbischen Komponistin Rada Nuic.
"Im Innen der Zeitkugel. Alte~Neue Musik."
Alte Musik auf Originalinstrumenten, Neue Musik mit Bezug zu alter Musik. Kompositionen von J. S.
Bach (Quadrupelfuge aus der Kunst der Fuge, Ricercar aus dem Musik. Opfer), Gerd Kühr (De Loin),
H. Birtwistle (Hoquetus David) und Klaus Lang (der weisse pfirsich und der lallende quell).
"Friederike Mayröcker - Konzert"
Uraufführungen von Beat Furrer, Alexander Wagendristel, Anselm Schaufler, Joana Wozny, Christian
Klein auf einen Prosatext der Dichterin.
"Sukkulenten Konzert"
Prinzipien und Ãsthetiken der Botanik in Musik übertragen. Kammerensemble- und Solostücke zu
ausgewählten Kakteenarten.
UA in den Gewächshäusern der UNI Graz.
Elektronische Musik aus Österreich
mit Schwerpunkt interaktiver Kompositionen von Andreas Weixler und Se-Lien Chuang.
"Dies Illa"
Oratorium von Franz Zebinger zur Jahrtausendwende für Chöre, Ensemble, Gesangssolisten,
Tänzerin und Live-Malerin. Ein Fest der Künstler zum Millenium.
"Musik spanischer Komponisten"
Kompositionen von Ernan Toro, George Lopez und Julio Estrada.
"Schamasch, Aton, Sol"
Sonnengesänge der Menschheit. Multimediale Veranstaltung für Schauspieler, Performancekünstler
und Ensemble.
Texte von Echnaton, Franz v. Assisi, Ernesto Cardenal. Musik von Johanna Doderer und Florian
Gessler.
streichtrio
Wolfgang Stangl, Theo Patsalidis, Ruth Winkler
"Astor Piazzolla - Die klassischen Kompositionen"
Originale Kompositionen Piazzollas für Kammerensemble und Klavier.
"Begegnungen im unfreien Raum"
Tanztheater mit Live-Musik (Weixler, Dencker, Willnauer, Chuang, Dorfegger, Rinner).
355
Choreographie: Eva Brunner
Cage: "Vortrag über Nichts" und "Fontana Mix"
mit Hannes Hellmann (Thalia Theater Hamburg) als Schauspieler. Szenische Version des von Ernst
Jandl ins Deutsche übertragenen Textes Cages.
"Die Überwinterung der Mollusken"
Komponistenportrait Klaus Lang
"Musik und Haltung"
B. Stangl, G. Lopez, H.M. Pressl, I. Yun
Frauenmusik
S. Riegebauer, I. Mundry, J. Doderer, Irene S.
Peter michael hamel: "De Visione Dei". kirchenmusiktheater für Blechbläserensemble
(optional mit Tanzensemble u. Sprecher) nach Texten von Nikolaus Cusanus.
"Das Heilige Nichts"
Musik von H.M. Pressl. 8-stündiges Erinnerungskonzert anlässlich des Todestages Pressls.
Zahlreiche Uraufführungskonzerte österr. Komponisten und komponistinnen
(Weixler, Rinner, Dorfegger, Haas, B. Lang, K. Lang, Jung, Riegebauer, Noack, Doderer, Dünser,
Toufektsis, Hanner, Efthimiou, Torro, Beslic-Gál, Wozny u.a.)
Portrait Klaus Huber
(mit begleitendem Workshop des Komponisten)
Portrait Isang Yun
(mit begleitendem Workshop des Komponisten)
http://www.thomasamann.at/cv/
cv
geboren 1978 in Innsbruck.
Ausbildung
1998 – 2004 Kompositions- und Musiktheoriestudium, Universität für Musik und darstellende Kunst
Graz (Beat Furrer)
2004 Diplom Komposition mit Auszeichnung
2004 – 2007 Institut für Musikästhetik, Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
2008 – 2009 Postgraduelles Kompositionsstudium, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
(Chaya Czernowin)
2009/2010 Workshops mit Orm Finnendahl am Studio für elektronische Musik und Akustik (SELMA),
Musikhochschule Freiburg i. Br.
2010 Teilnahme an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt
Konsultationen bei Brian Ferneyhough, Enno Poppe und Vladimir Tarnopolski
Auszeichnungen, Preise, Residencies
2012 Composer in Residence IZZM – Internationales Zentrum für Zeitgenössische Musik
2012 Preis des 5. Kompositionswettbewerbs der Stiftung Christoph Delz, Basel, in Zusammenarbeit
mit dem Lucerne Festival 2012
2011 Österreichisches Staatsstipendium für Komposition
2009 Arbeitsstipendium der Republik Österreich
2008 Kompositionsbeihilfe der Stadt Innsbruck
2007 Arbeitsstipendium der Republik Österreich
2005 Würdigungspreis der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
2005 Österreichisches Staatsstipendium für Komposition
2004 Erster Preis der Stadt Innsbruck für künstlerisches Schaffen (Sparte Musik)
2004 Musikförderungspreis der Stadt Graz
2003 Kompositionsbeihilfe, Land Tirol
2000 Stipendium, Tiroler Landesgedächtnisstiftung
Aufführungen
musikprotokoll (Steirischer Herbst), Lucerne Festival, Klangspuren Schwaz, Musik Biennale Zagreb,
Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik, Eclats Concerts, November Music, soundings / Austrian
Cultural Forum London, Grazer Osterfestival, musikFORUM / Forum Festival, Wiener Konzerthaus,
Gustav-Mahler-Woche (Toblach), Musik im Studio / ORF Tirol, Hörfest / Forum Stadtpark (Graz), Alte
Schmiede (Wien), Echoraum (Wien), Arnold-Schönberg-Center, Kulturzentrum bei den Minoriten
Graz, Open Cube / IEM Graz.
Zusammenarbeit mit Klangforum Wien, basel sinfonietta, Arditti Quartett, RSO Wien, Windkraft Tirol,
Ensemble Zeitfluss, Chordos Quartett, szene instrumental, Ensemble Platypus, Tiroler Ensemble für
Neue Musik, sowie den Dirigenten Peter Eötvös, Franck Ollu und Kasper de Roo.
Lehrtätigkeit
356
2009 – 2010 Lehrauftrag (Tonsatz, Formenlehre), Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
2010 – 2011 Lehrauftrag (Musiktheorie, Gehörbildung), Universität für Musik und darstellende Kunst
Graz
http://www.universaledition.com/1-Streichquartett-fuer-Streichquartett-BeatFurrer/komponisten-und-werke/komponist/241/werk/7271
1. Streichquartett | für Streichquartett
Werk Details
Entstehungsjahr:
1984
Instrumentierung:
für Streichquartett
Komponist:
Beat Furrer
Dauer (min):
21
Kaufinformation:
Ausgewählte Ausgaben zu diesem Werk sind auch als Sonderanfertigung
käuflich erhältlich
Lizenzen:
Lizenzanfrage
Uraufführung
Ort:
Teatro La Fenice Venedig / Italien
Datum: 29.09.1985
Orchester:
Arditti String Quartet
http://www.universaledition.com/7-Klangraeume-zu-den-unvollendeten-Fragmentendes-Requiems-von-W-A-Mozart-fuer-Chor-Orchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/12242
7 Klangräume | zu den unvollendeten Fragmenten des Requiems von W. A. Mozart | für Chor und
Orchester
Werk Details
Entstehungsjahr:
2005
Untertitel:
zu den unvollendeten Fragmenten des Requiems von W. A. Mozart
Instrumentierung:
für Chor und Orchester
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Textquelle:
Zitate aus Mozart-Briefen
Chor: SATB
Besetzung:
0 0 0 2 - 0 2 3 0 - Schl, Org, BaHn(2), Str(6 5 4 3 3)
Besetzung Details:
1. Bassetthorn; 2. Bassetthorn; 1. Fagott; 2. Fagott; 1. Trompete in B; 2.
Trompete in B; 1. Tenorposaune; 2. Tenorposaune; Bassposaune; Schlagzeug; Orgel; Violine I (1.
Pult); Violine I (2. Pult); Violine I (3. Pult); Violine II (1. Pult); Violine II (2. Pult); Violine II (3. Pult); Viola
(1. Pult); Viola (2. Pult); Violoncello (1. Pult); Violoncello (2. Pult); Kontrabass (1. Pult); Kontrabass (2.
Pult)
Auftraggeber: Auftragswerk der Internationalen Stiftung Mozarteum
Bemerkungen: Auf Wunsch des Komponisten endet das Werk mit dem letzten Klangraum und soll
nicht durch das ergänzte Mozart-Requiem erweitert werden.
Dauer (min):
28
Uraufführung
Ort:
Mozarteum Salzburg / Österreich
Datum: 04.12.2005
Orchester:
Mozarteum Orchester Salzburg
Chor: Salzburger Bachchor
Dirigent:
Ivor Bolton
http://www.universaledition.com/Beat-Furrer/komponisten-undwerke/komponist/241/biographie
Beat Furrer - Biographie
1954 – Geboren am 6. Dezember in Schaffhausen, Schweiz
Klavierunterricht an der Musikschule seiner Heimatstadt
1975 – Übersiedlung nach Wien, wo er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst
Komposition bei Roman Haubenstock-Ramati und Dirigieren bei Otmar Suitner studiert
1984 – Preisträger des von der Stadt Köln, der Biennale Venedig und dem Festival d’Automne Paris
veranstalteten Kompositions-wettbewerbs Junge Generation in Europa
357
1985 – Mitbegründer und künstlerischer Leiter des Klangforum Wien (ursprünglich Société de l’Art
Acoustique) mit Aufführungen in der Wiener Secession, im Konzerthaus sowie bei Festivals im In- und
Ausland
1989 – Uraufführung der Oper Die Blinden (nach Maeterlinck, mit Texten von Platon, Hölderlin,
Rimbaud) im Odeon in Wien als Auftragswerk der Wiener Staatsoper
1991 – Lehrbeauftragter und seit 1992 ordentlicher Professor für Komposition an der
Musikhochschule Graz
1992 – Siemens-Stipendium
1994 – Uraufführung der Oper Narcissus (nach Ovid) am Opernhaus Graz
1996 – Composer-in-residence bei den Luzerner Festwochen (u. a. konzertante Aufführung von
Narcissus); Uraufführung von nuun für zwei Klaviere und Orchester bei den Salzburger Festspielen
1998 – Am 10. Januar deutsche Erstaufführung von Narcissus in Bonn
Furrer ist österreichischer Staatsbürger und lebt in Kritzendorf bei Wien.
http://www.universaledition.com/Blumenstueck-fuer-Chor-Basstuba-StreichquintettGeorg-Friedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/7531
Blumenstück | für Chor, Basstuba und Streichquintett
Werk Details
Entstehungsjahr:
2000
Instrumentierung:
für Chor, Basstuba und Streichquintett
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Textquelle:
"Siebenkäs"
Originalsprache:
Deutsch
Chor: 8 S, 8 A, 8 T, 8 B
Auftraggeber: Auftrag des SWR
Dauer (min):
18
Uraufführung
Ort:
Theaterhaus Stuttgart / Deutschland
Datum: 08.02.2001
Orchester:
Kairos Quartett
Chor: SWR Vokalensemble Stuttgart
Dirigent:
Rupert Huber
Hauptsolisten: Eberhard Maldfeld, Kb, Klaus Burger, Basstuba
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Georg Friedrich Haas - Biographie
Neues Werkverzeichnis
Georg Friedrich Haas wurde in Graz geboren, verbrachte aber seine Kindheit in Vorarlberg, in den
Bergen – eine Landschaft und eine Atmosphäre, die ihn nachhaltig geprägt haben. Studiert hat er
aber in seiner Geburtstadt, bei Ivan Eröd und Gösta Neuwirth und später in Wien, bei Friedrich Cerha.
Die gegenseitige Wertschätzung mit Cerha ist bis heute geblieben, der beide Komponisten immer
wieder Ausdruck verleihen. Zuletzt war es Cerha, der Doyen der österreichischen Komponisten, der
seinen ehemaligen Schüler für den Großen Österreichischen Staatspreis vorgeschlagen hat, der Haas
2007 auch verliehen wurde.
Bis dahin war es aber ein langer und schwieriger Weg. Georg Friedrich Haas spricht offen über die
Jahre seiner „totalen Erfolgslosigkeit“ – eine andere, prägende Erfahrung, die seine eher
pessimistische Grundhaltung verstärkte. Die allmählich einsetzende Anerkennung hat dies nur mildern
aber nicht völlig neutralisieren können.
Es ist nicht von ungefähr, dass die Nacht, die Dunkelheit, der Verlust der Illusionen eine so große
Rolle in seinem Oeuvre gespielt haben (etwa in seiner Hölderlin-Oper Nacht, 1995/1998) – es ist erst
in allerletzter Zeit, dass das Licht seine Musik erhellt. Wobei dem Licht als integraler Teil einer Reihe
seiner Kompositionen, eine beträchtliche Bedeutung zukommt und es wird dementsprechend von
KüntlerInnen eigens für seine Musik entworfen. (in vain, 2000, und insbesondere Hyperion, ein
Concerto für Licht und Orchester, 2006). Das Licht jedoch, das im Gegensatz zur Dunkelheit, nur
Nacht, seine Musik beleuchtet, ist wohl erst mit Sayaka (2006) für Schlagzeug und Akkordeon auf
seinem Horizont erschienen.
Georg Friedrich Haas ist international bekannt und anerkannt, als ein hoch sensibler, fantasiereicher
Erforscher der Innenwelt der Klänge. Mit ganz wenigen Ausnahmen (wie sein Violinkonzert, 1998)
schreibt er mikrotonale Stücke, deren magische Klangwelt den Hörer in Rausch versetzt.
358
Haas hat sich ernsthaft mit der Mikrotonalität auseinander gesetzt (angeregt von Ivan
Wyschnegradsky und Alois Hába) und in mehreren europäischen Ländern Vorlesungen darüber
gehalten. Für die Salzburger Festspiele 1999 hat er unter dem Titel Jenseits der zwölf Halbtöne einen
(wie es im Untertitel heißt) „Versuch einer Synopse mikrotonaler Kompositionstechniken“
unternommen. Der abschließende Absatz sei hier zitiert:
„’Mikro-’ ist eine ‚Tonalität’ nur im Gegensatz zu einer als Bezugssystem akzeptierten
‚Normaltonalität’. Wo dieses Bezugssystem obsolet geworden ist, tritt an die Stelle des Begriffes
‚Mikrotonalität’ die freie Entscheidung der individuellen komponierenden Persönlichkeit, über das
Material ‚Tonhöhe’ zu verfügen.“
Während Haas in jedem Werk Neuland betritt, ist seine Musik zutiefst in der Tradition
verwurzelt. Seiner tiefen Verbundenheit mit Schubert verdanken wir Torso vom 1999/2001, eine
Orchestrierung der unvollendet gebliebenen Klaviersonate in C-Dur, D 840, ein Spiegelbild der
tragischen Figur Schuberts. Mozart hat er nicht nur in der frühen Streichorchesterwerk …sodaß ich’s
hernach mit einem Blick gleichsam wie ein schönes Bild…im Geist übersehe 1990/1991 geehrt,
sondern auch in den ergreifenden 7 Klangräumen 2005, die zwischen den einzelnen Sätzen von
Mozarts Requiem-Torso (also ohne den Ergänzungen durch seine Schüler) einzufügen sind. Im
Blumenstück 2000 für Chor, Basstuba und Streichquintett hört man – vielleicht vom Komponisten
unbeabsichtigt – Anklänge an Beethoven. Im Concerto für Violoncello und Orchester 2003/2004 führt
das Soloinstrument ein Zitat aus Franz Schrekers Oper Der ferne Klang an ("O Vater, dein trauriges
Erbe"). Dem Auftrag des Leipziger Gewandhausorchesters folgend hat er in seinem Orchesterwerk
Traum in des Sommers Nacht 2009 Mendelssohns gedacht, mit Motiven aus dessen Werken, die in
Haas’ Musik meisterhaft gewoben sind.
Das Cellokonzert, wie auch Wer, wenn ich schriee, hörte mich… 1999 für Schlagzeug und Ensemble
sind Beispiele auch für Haas’ politische Haltung und die Ohnmacht, deren er sich als Komponist
schmerzlich bewusst ist: er weiß, mit seiner Musik ist die Welt nicht zu verändern. Das
Schlagzeugkonzert entstand zur Zeit des Balkankrieges; als Haas die Flugzeuge, bombengeladen,
über sich fliegen sah und hörte, fragte er sich, wer denn ihn hören würde, sollte er mit seinem Schrei
gegen den Krieg protestieren. Das Cellokonzert, das mit einem schwer zu ertragenden,
schmerzvollem Schrei beginnt und auf der Trommel die Marsch-Schritte der preußischen Armee
heraufbeschwört, ist eine Anklage gegen den Faschismus.
Ein fantasiereicher, in seiner Musik das Neue wagender Komponist, ein verantwortungsvoller,
politischer Mensch, Georg Friedrich Haas ist heute einer der wichtigsten Künstler in Europa.
1953 – Geboren am 16. August in Graz
1972-79 – Studien an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz: Komposition (u. a.
bei Ivan Eröd und Gösta Neuwirth), Klavier (Doris Wolf) und Musikpädagogik
seit 1978 – Unterrichtstätigkeit an der Grazer Musikhochschule (zuletzt Kontrapunkt, zeitgenössische
Kompositionstechniken, Werkanalyse, Einführung in die mikrotonale Musik)
1981-83 – postgraduelles Studium bei Friedrich Cerha an der Hochschule für Musik und darstellende
Kunst in Wien
1980/88/90 – Besuch der Darmstädter Ferienkurse
1991 – Teilnahme am "Stage d’Informatique Musicale pour compositeurs" am IRCAM Paris
1992-93 – Stipendiat der Salzburger Festspiele
1992 – Sandoz Preis
1995 – Förderungspreis für Musik des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur
07.08.1998 – szenische Uraufführung Nacht (Kammeroper in 24 Bildern bei den Bregenzer
Festspielen
18.11.1998 – Ernst Krenek-Preis der Stadt Wien für die Kammeroper Nacht
1999 – 'Next Generation' - Komponist bei den Salzburger Festspielen
1999/2000 – Stipendiat des DAAD in Berlin
2000 – Violinkonzert: „Ausgewähltes Werk“ beim International Rostrum of Composers
14.08.2003 – Uraufführung von Die schöne Wunde (Kammeroper), Auftragswerk der Bregenzer
Festspiele, c. Sylvain Cambreling, Klangforum Wien
19.10.2003 – Uraufführung von Natures mortes (für großes Orchester), Auftragswerk der
Donaueschinger Musiktage, c. Sylvain Cambreling, SWR SO Baden-Baden und Freiburg
März 2004 – Festivalkomponist von „ars musica“ in Brüssel
16.06.2004 – Preis der Stadt Wien für Musik
09.07.2004 – Uraufführung des Konzerts für Violoncello und großes Orchester, Auftrag der Musica
Viva München, Clemens Hagen, vlc, c. Vykintas Baltakas, SO des Bayerischen Rundfunks in
München
August 2004 – Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen
2005 – Preis der deutschen Schallplattenkritik für die CD-Aufnahme des 1. und 2. Streichquartetts mit
dem Kairos-Quartett
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25.04.2005 – Verleihung des Andrzej-Dobrowolski-Kompositionspreises 2004 der Steirischen
Landesregierung in Graz
03.07.2005 – Uraufführung von Ritual für 12 große Trommeln und 3 Blaskapellen, Auftrag der
Klangspuren Schwaz, in Zusammenarbeit mit der Tiroler Landesausstellung und dem Alpinarium
Galtür; Militärmusikmusik Vorarlberg, Swarovski Musik Wattens, Stadtmusikkapelle Perjen, c. Major
Karl Gamper, Franz Schieferer, Hermann Delago
seit 2005 – Leitung einer Kompositionsklasse an der Hochschule für Musik der Musik-Akademie der
Stadt Basel
Herbst 2005 – Schwerpunkt Georg Friedrich Haas bei den Klangspuren Schwaz
04.12.2005 – Uraufführung der 7 Klangräume für Chor und Orchester, Auftrag der Stiftung
Mozarteum, Salzburg/A, Mozarteum Orchester Salzburg, c. Ivor Bolton, Salzburger Bachchor
März 2006 – Festivalkomponist des Borealis-Festivals in Bergen (Norwegen)
23.03.2006 – Uraufführung von Poème für großes Orchester, Auftrag des Cleveland Orchestra /
Franz Welser-Möst, Cleveland Orchestra, c. Franz Welser-Möst
22.10.2006 – Uraufführung von Hyperion für Licht und Orchester, Donaueschinger Musiktage, SWR
SO Baden-Baden und Freiburg, Lichtstimme: rosalie
13.05.2007 – Uraufführung von Bruchstück für großes Orchester, Auftrag der Münchner
Philharmoniker, in München, Münchner Philharmoniker, c. Markus Stenz.
07.11.2007 – Uraufführung von Konzert für Klavier und Orchester, Wien Modern, in Wien, RSO Wien,
c. Martyn Brabbins, Thomas Parcher, pn
28.11.2007 – Verleihung des Großen Österreichischen Staatspreises der Republik Österreich
2008 – Ernennung zum Professor für Komposition an der Hochschule für Musik in Basel
03.05.2008 – Uraufführung von Konzert für Baritonsaxophon und Orchester, WDR SO Köln, c. Emilio
Pomàrico, Marcus Weiss, Sax
09.06.2008 – Uraufführung von Melancholia (Oper), Opéra National de Paris, Klangforum Wien, c.
Emilio Pomàrico
28.08.2009 – Urauffühung von Traum in des Sommers Nacht, Leipzig, Gewandhausorchester, c.
Riccardo Chailly
15.01.2010 – Uraufführung von ATTHIS, Berlin, Scharoun Ensemble, Annette Dasch, c. Michael
Hasel
04.02.2010 – Uraufführung von La profondeur, Amsterdam, Klangforum Wien, c. Sylvain Cambreling
17.10.2010 – Uraufführung von limited approximations, Konzert für 6 Klaviere im Zwölfteltonabstand
und Orchester, Donaueschinger Musiktage, SWR-SO Baden-Baden und Freiburg, c. Sylvain
Cambreling
Kompositionspreis des SWR-SO Baden-Baden und Freiburg für limited approximations
in
Donaueschingen
22.10.2010 – Uraufführung von Arthur F. Becker (od. Buhr?), Heidelberg, Schola Heidelberg, c. Walter
Nussbaum
26.11.2010 – Uraufführung von „... damit ... die Geister der Menschen erhellt und ihr Verstand
erleuchtet werden ...“ für Ensemble. Basel, Ensemble Phoenix Basel, c. Jürg Henneberger
04.02.2011 – Uraufführung des 6. Streichquartetts, Mozartwoche, Salzburg, Hagen Quartett
04.06.2011 – Uraufführung von chants oubliés für Kammerorchester. München, Münchener
Kammerorchester, c. Alexander Liebreich
10.09.2011 – Uraufführung des 7. Streichquartetts, Luzern, Arditti String Quartet, Experimentalstudio
des SWR, Freiburg
18.12.2011 – Uraufführung von Mlake / Laaken, München, Neue Vocalsolisten
Sommer 2011 – Composer-in-residence des Lucerne Festival
Publikationen: Wissenschaftliche Aufsätze über die Arbeiten von Luigi Nono, Ivan Wyschnegradsky,
Alois Hába und Pierre Boulez
Der Komponist lebt in Deutschland und arbeitet in Basel und Graz
http://www.universaledition.com/Georg-Friedrich-Haas/komponisten-undwerke/komponist/278/werk/12954/werk_einfuehrung
Quartett | für 4 Gitarren - Werkeinführung
Schon in meinen früheren Stücken habe ich die Saiten der Instrumente in der Absicht umstimmen
lassen, dass durch das Spielen mit den leeren Saiten alleine bereits ein Obertonakkord entstehen
kann. Bei der Gitarre geht dies relativ einfach: Man muss nur die tiefste Saite einen Ganzton nach
unten stimmen, die 3. Saite etwas mehr als einen Halbton tiefer und die zweite Saite etwas weniger
als einen Halbton höher – wenn dann auch alle Quarten und Quinten rein und exakt gestimmt werden,
entsteht mit den sechs leeren Saiten ein Akkord aus dem 2., 3., 4., 5, 7, und 9. Teilton des Kontra-D:
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D-A-d-fis(minus 1/12-Ton), c’ (minus 1/12-Ton), e’.
Anders als z.B. bei der Violine ist es dank der Bünde möglich, trotz der ungewohnten Stimmung relativ
sicher zu intonieren.
Aus ästhetischen Gründen verlangt die Reinheit des Klanges der leeren Saiten nach einer Trübung:
Daher ist die 2. Gitarre einen Zwölftelton tiefer gestimmt als die erste, die 3. Gitarre zwei Zwölfteltöne
(= ein Sechstelton) tiefer, die 4. Gitarre drei Zwölfteltöne (= ein Viertelton) tiefer.
Die Musik lebt vom Kontrast zwischen diesen von der Obertonreihe abgeleiteten 'reinen' Akkorden
(einschließlich deren zwölfteltönigen bzw. vielfach zwölfteltönigen 'Schatten') und im freien
mikrotonalen Raum komponierten sechstel- bzw. vierteltönigen Passagen, die harmonische Konzepte
von Ivan Wyschnegradsky aufgreifen.
Dazwischen schiebt sich immer wieder ein 'Singen' in zwölfteltönigen Clustern. Dieses
Zusammenklingen von sehr eng beieinander liegenden Tonhöhen ist zwar nicht mehr ein Einklang,
aber auch noch nicht als Akkord, sondern bildet einen schwebungsreichen Klang, der in der
Komposition wie ein expressives Unisono eingesetzt wird.
Das Quartett für 4 Gitarren entstand auf Anregung von Christian Scheib für das Aleph-Quartett und
das Musikprotokoll 2007.
Georg Friedrich Haas
http://www.universaledition.com/Hyperion-Konzert-fuer-Licht-Orchester-GeorgFriedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/12730
Hyperion | Konzert | für Licht und Orchester
Werk Details
Entstehungsjahr:
2006
Untertitel:
Konzert
Instrumentierung:
für Licht und Orchester
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Besetzung:
3 3 3 3 - 4 3 3 2 - Schl(4), 3 Klav (2 umgestimmt), Tsax, Barsax, Vl.I(14), Vl.II(12),
Va(10), Vc(8), Kb(6)
Besetzung Details:
1. Flöte; 2. Flöte; 3. Flöte (+Picc); 1. Oboe; 2. Oboe; 3. Oboe (+Eh); 1.
Klarinette in B; 2. Klarinette in B; 3. Klarinette in B; Tenorsaxophon in B; Baritonsaxophon in Es; 1.
Fagott; 2. Fagott; 3. Fagott (+Kfg); 1. Horn in F; 2. Horn in F; 3. Horn in F; 4. Horn in F; 1. Trompete in
C; 2. Trompete in C; 3. Trompete in C; 1. Posaune; 2. Posaune; 3. Posaune; 1. Tuba; 2. Tuba; 1.
Schlagzeug; 2. Schlagzeug; 3. Schlagzeug; 4. Schlagzeug; 1. Klavier (umgestimmt); 2. Klavier
(umgestimmt); Klavier; Violine I (1. Pult); Violine I (2. Pult); Violine I (3. Pult); Violine I (4. Pult); Violine
I (5. Pult); Violine I (6. Pult); Violine I (7. Pult); Violine II (1. Pult); Violine II (2. Pult); Violine II (3. Pult);
Violine II (4. Pult); Violine II (5. Pult); Violine II (6. Pult); Viola (1. Pult); Viola (2. Pult); Viola (3. Pult);
Viola (4. Pult); Viola (5. Pult); Violoncello (1. Pult); Violoncello (2. Pult); Violoncello (3. Pult);
Violoncello (4. Pult); Kontrabass (1. Pult); Kontrabass (2. Pult); Kontrabass (3. Pult)
Dauer (min):
40
Uraufführung
Ort:
Baar-Sporthalle Donaueschingen / Deutschland
Datum: 22.10.2006
Orchester:
SWR-SO Baden-Baden und Freiburg
Dirigent:
Rupert Huber
Hauptsolisten: Lichtstimme: rosalie
http://www.universaledition.com/in-vain-fuer-24-Instrumente-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/7566
in vain | für 24 Instrumente
Werk Details
Entstehungsjahr:
2000
Instrumentierung:
für 24 Instrumente
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Besetzung:
2 1 2 1 - 2 0 2 0 - Schl(2), Hf, Akk, Klav, Sax, Vl(3), Va(2), Vc(2), Kb
Besetzung Details:
1. Flöte (+Picc); 2. Flöte (+Picc; Bfl); Oboe; 1. Klarinette in B; 2. Klarinette in B
(+Bkl(B)); Sopransaxophon in B (+Tsax(B)); Fagott; 1. Horn in F; 2. Horn in F; 1. Posaune; 2.
Posaune; 1. Schlagzeug; 2. Schlagzeug; Harfe; Akkordeon; Klavier; 1. Violine; 2. Violine; 3. Violine; 1.
Viola; 2. Viola; 1. Violoncello; 2. Violoncello; Kontrabass
Auftraggeber: Kompositionsauftrag des Westdeutschen Rundfunks
Bemerkungen: in Verbindung mit visueller Umsetzung (Lichtregie).
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Dauer (min):
70
Widmung:
Sylvain Cambreling gewidmet
Uraufführung
Ort:
Funkhaus Wallrafplatz Köln / Deutschland
Datum: 29.10.2000
Orchester:
Klangforum Wien
Dirigent:
Sylvain Cambreling
http://www.universaledition.com/Konzert-fuer-Violine-Orchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/5676
Konzert | für Violine und Orchester
Werk Details
Entstehungsjahr:
1998
Instrumentierung:
für Violine und Orchester
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Soloinstrumente:
Violine
Besetzung:
3 3 4 3 - 4 3 3 1 - Schl(3), acc, Str
Besetzung Details:
1. Flöte (+Picc); 2. Flöte (+Picc); 3. Flöte (+Picc); 1. Oboe; 2. Oboe;
Englischhorn; 1. Klarinette in B; 2. Klarinette in B; 3. Klarinette in B (+Kl(Es)); Bassklarinette in B; 1.
Fagott; 2. Fagott; 3. Fagott (+Kfg); 1. Horn in F; 2. Horn in F; 3. Horn in F; 4. Horn in F; 1. Trompete in
C; 2. Trompete in C; 3. Trompete in B; 1. Posaune; 2. Posaune; 3. Posaune; Tuba; 1. Schlagzeug; 2.
Schlagzeug; 3. Schlagzeug; Akkordeon; Violine I; Violine II; Viola; Violoncello; Kontrabass
Auftraggeber: ORF
Dauer (min):
15
Uraufführung
Ort:
Wiener Musikverein, Großer Saal Wien / Österreich
Datum: 15.05.1998
Orchester:
RSO Wien
Dirigent:
Heinrich Schiff
Hauptsolisten: Ernst Kovacic, vln
http://www.universaledition.com/Konzert-fuer-Violoncello-Orchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/11290
Konzert | für Violoncello und Orchester
Werk Details
Entstehungsjahr:
2003-2004
Instrumentierung:
für Violoncello und Orchester
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Soloinstrumente:
Violoncello
Besetzung:
4 4 4 4 - 6 4 4 1 - Pk, Schl(3), Str(12 12 10 8 6)
Besetzung Details:
1. Flöte (+Picc); 2. Flöte (+Picc); 3. Flöte; 4. Flöte; 1. Oboe; 2. Oboe; 3. Oboe;
Englischhorn; 1. Klarinette in B; 2. Klarinette in B; 3. kleine Klarinette in Es; 4. Klarinette in B; 1.
Fagott; 2. Fagott; 3. Fagott; 4. Fagott (+Kfg); 1. Horn in F; 2. Horn in F; 3. Horn in F; 4. Horn in F; 5.
Horn in F; 6. Horn in F; 1. Trompete in C; 2. Trompete in C; 3. Trompete in C; 4. Trompete in C; 1.
Posaune; 2. Posaune; 3. Posaune; 4. Posaune; Tuba; Pauken; 1. Schlagzeug; 2. Schlagzeug; 3.
Schlagzeug; Violine I (12); Violine II (12); Viola (10); Violoncello (8); Kontrabass (6)
Auftraggeber: Ein Kompositionsauftrag des Bayerischen Rundfunks/musica viva
Dauer (min):
30
Widmung:
Bálint András Varga gewidment
Leihinformation:
Uraufführung
Ort:
Herkulessaal München / Deutschland
Datum: 09.07.2004
Orchester:
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Dirigent:
Vykintas Baltakas
Hauptsolisten: Clemens Hagen, vcl
http://www.universaledition.com/Nacht-Kammeroper-in-24-Bildern-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/3818
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Nacht | Kammeroper in 24 Bildern
Werk Details
Entstehungsjahr:
1995-1996/1998
Untertitel:
Kammeroper in 24 Bildern
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Textquelle:
nach Friedrich Hölderlin (Hyperion, Empedokles, Oedipus, Briefe)
Librettist:
Georg Friedrich Haas
Originalsprache:
Deutsch
Rollen: Sopran, Mezzosopran, Tenor, Bariton, Bass, Sprecher
Besetzung:
1 0 2 1 - 0 0 3 2 - Schl(4), Akk, Vl, Vl, Va, Vc(4), Kb(3)
Besetzung Details:
Flöte (+Picc; Afl(G); Bfl); 1. Klarinette in B (+Kl(A); Bkl(B)); 2. Klarinette in B
(+Kl(A); Bkl(B)); Fagott (+Kfg); 1. Posaune; 2. Posaune; 3. Posaune; 1. Basstuba; 2. Basstuba; 1.
Schlagzeug; 2. Schlagzeug; 3. Schlagzeug; 4. Schlagzeug; Akkordeon; 1. Violine; 2. Violine; Viola; 1.
Violoncello; 2. Violoncello; 3. Violoncello; 4. Violoncello; 1. Kontrabass; 2. Kontrabass; 3. Kontrabass
Auftraggeber: Bregenzer Festspiele
Dauer (min):
75
Widmung:
Alfred Wopmann
Uraufführung
Ort:
Blumeneggsaal Bregenz / Österreich
Datum: 07.08.1996
Orchester:
Klangforum Wien
Dirigent:
Peter Rundel
Hauptsolisten: Julie Moffat, S, Waltraut Mucher, MS, Helmut Wildhaber, T, Michael Volle, Bar,
Johannes Schmidt, B, Matteo de Monti, voice
http://www.universaledition.com/Nuun-fuer-2-Klaviere-Ensemble-BeatFurrer/komponisten-und-werke/komponist/241/werk/3916
Nuun | für 2 Klaviere und Ensemble
Werk Details
Entstehungsjahr:
1995/1996
Instrumentierung:
für 2 Klaviere und Ensemble
Komponist:
Beat Furrer
Soloinstrumente:
2 Klaviere
Besetzung:
2 1 3 1 - 2 2 2 0 - Schl(3), Sax, Vl(2), Va(2), Vc(2), Kb(2)
Besetzung Details:
1. Flöte; 2. Flöte (+Picc); Oboe; 1. Klarinette in B; 2. Klarinette in B;
Bassklarinette in B; Sopransaxophon in B (+Tsax(B)); Fagott (+Kfg); 1. Horn in F; 2. Horn in F; 1.
Trompete in C; 2. Trompete in C; 1. Posaune; 2. Posaune; 1. Schlagzeug; 2. Schlagzeug; 3.
Schlagzeug; 1. Violine; 2. Violine; 1. Viola; 2. Viola; 1. Violoncello; 2. Violoncello; 1. Kontrabass; 2.
Kontrabass
Uraufführung
Ort:
Mozarteum Salzburg / Österreich
Datum: 16.08.1996
Orchester:
Klangforum Wien
Dirigent:
Beat Furrer
Hauptsolisten: Marino Formenti, Klavier;
http://www.universaledition.com/Sayaka-fuer-Schlagzeug-Akkordeon-GeorgFriedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/12727
Sayaka | für Schlagzeug und Akkordeon
Werk Details
Entstehungsjahr:
2006
Instrumentierung:
für Schlagzeug und Akkordeon
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Dauer (min):
9
Uraufführung
Ort:
Gläserne Manufaktur Dresden / Deutschland
Datum: 29.09.2006
Hauptsolisten: Johannes Schulin, perc; Kai Wangler, acc
363
http://www.universaledition.com/sodass-ich-s-hernach-einem-Blick-gleichsam-wieschoenes-Bild-im-Geist-uebersehe-fuer-Streichorchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/18
"... sodaß ich's hernach mit einem Blick gleichsam wie ein schönes Bild ... im Geist übersehe" | für
Streichorchester
Werk Details
Entstehungsjahr:
1990/1991
Instrumentierung:
für Streichorchester
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Besetzung:
Str(10 8 6 4 2)
Auftraggeber: Kovacic-Musicians
Dauer (min):
16
Uraufführung
Ort:
Konzerthaus Wien / Österreich
Datum: 25.04.1994
Orchester:
Ernst-Kovacic-Musicians
Dirigent:
Ernst Kovacic
http://www.universaledition.com/Torso-nach-der-unvollendeten-Klaviersonate-C-DurD840-1825-von-Franz-Schubert-fuer-grosses-Orchester-Georg-FriedrichHaas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/5400
Torso | nach der unvollendeten Klaviersonate C-Dur D840 (1825) von Franz Schubert | für großes
Orchester
Werk Details
Entstehungsjahr:
1999-2000/2001
Untertitel:
nach der unvollendeten Klaviersonate C-Dur D840 (1825) von Franz Schubert
Instrumentierung:
für großes Orchester
Komponist:
Franz Schubert; Georg Friedrich Haas
Besetzung:
4 3 4 4 - 5 4 3 1 - Pk, Schl(2), Hf(2), Akk, Sax(2), Str(12 10 8 8 6)
Besetzung Details:
1. Flöte (+Picc); 2. Flöte (+Picc); 3. Flöte (+Picc; Bfl); Altflöte in G (+Picc); 1.
Oboe; 2. Oboe; Englischhorn; 1. Klarinette in B; 2. Klarinette in B; 3. Klarinette in B (+Kl(A));
Bassklarinette in B; 1. Sopransaxophon in B (+Tsax(B)); 2. Sopransaxophon in B (+Tsax(B)); 1.
Fagott; 2. Fagott; 3. Fagott; Kontrafagott; 1. Horn in F; 2. Horn in F; 3. Horn in F; 4. Horn in F; 5. Horn
in F; kleine Trompete in B (+Trp(B)); 1. Trompete in B; 2. Trompete in B; 3. Trompete in B; 1.
Posaune; 2. Posaune; 3. Posaune; Basstuba (+Kbtb); 1. Schlagzeug (Crotales, Vibraphon, tiefer
Gong in H, 2 Pauken, Becken, Tam-Tam); 2. Schlagzeug (Pauken, Crotales); 3. Schlagzeug
(Xylophon, Glockenspiel, tiefer Gong in F, Tempelblock, Triangel, Becken, Peitsche, große Trommel);
1. Harfe; 2. Harfe; Akkordeon; Violine I(12); Violine II(10); Viola(8); Violoncello(8); Kontrabass(6,
davon 3 5-saiter)
Auftraggeber: Ein Kompositionsauftrag der Bregenzer Festspiele
Dauer (min):
40
Uraufführung
Ort:
Bregenzer Festspiele Bregenz / Österreich
Datum: 07.08.2000
Orchester:
Wiener Symphoniker
Dirigent:
Ulf Schirmer
http://www.universaledition.com/Traum-in-des-Sommers-Nacht-Hommage-FelixMendelssohn-Bartholdy-fuer-Orchester-Georg-Friedrich-Haas/komponisten-undwerke/komponist/278/werk/13372
Traum in des Sommers Nacht | Hommage à Felix Mendelssohn Bartholdy | für Orchester
Werk Details
Entstehungsjahr:
2009
Untertitel:
Hommage à Felix Mendelssohn Bartholdy
Instrumentierung:
für Orchester
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Besetzung:
3 3 4 4 - 4 2 3 1 - Pk, Schl(3), Vl.I(14), Vl.II(12), Va(10), Vc(8), Kb(6)
364
Besetzung Details:
kleine Flöte; 1. Flöte; 2. Flöte; 1. Oboe; 2. Oboe; Englischhorn; 1. Klarinette in
A; 2. Klarinette in A; 3. Klarinette in A; 4. Klarinette in A; 1. Fagott; 2. Fagott; 3. Fagott; Kontrafagott; 1.
Horn in F; 2. Horn in F; 3. Horn in F; 4. Horn in F; 1. Trompete in B; 2. Trompete in B; 1. Posaune; 2.
Posaune; Bassposaune; Tuba; Pauken: Woodblock, Tempelblock, Holzplattentrommel; 1.
Schlagzeug: 2 Tomtoms (hoch/tief), 2 Tempelblocks (eher hoch/eher tief), 2 Gongs (dis/fis), große
Trommel, Crotales (h'''), Marimbaphon; 2. Schlagzeug: kleine Trommel, Tempelblock (mittlere
Tonhöhe), Gongs (f, a, cis), Tenortrommel, 2 Becken (groß), Crotales, Vibraphon); 3. Schlagzeug:
Tenortrommel, Schlitztrommel, Tomtoms (sehr tief), Gongs, Tam-Tam, Crotales (e'''), Guiro (sehr
groß); Violine I (Pult 1); Violine I (Pult 2); Violine I (Pult 3); Violine I (Pult 4); Violine I (Pult 5); Violine I
(Pult 6); Violine I (Pult 7); Violine II (Pult 1); Violine II (Pult 2); Violine II (Pult 3); Violine II (Pult 4);
Violine II (Pult 5); Violine II (Pult 6); Viola (Pult 1); Viola (Pult 2); Viola (Pult 3); Viola (Pult 4); Viola
(Pult 5); Violoncello (Pult 1); Violoncello (Pult 2); Violoncello (Pult 3); Violoncello (Pult 4); Kontrabass
(Pult 1); Kontrabass (Pult 2); Kontrabass (Pult 3)
Auftraggeber: Auftragswerk von Gewandhaus zu Leipzig
Dauer (min):
18
Uraufführung
Ort:
Gewandhaus Leipzig / Deutschland
Datum: 28.08.2009
Orchester:
Gewandhausorchester
Dirigent:
Riccardo Chailly
http://www.universaledition.com/Wer-wenn-ich-schriee-hoerte-mich-fuer-SchlagzeugEnsemble-Georg-Friedrich-Haas/komponisten-und-werke/komponist/278/werk/54
Wer, wenn ich schriee, hörte mich... | für Schlagzeug und Ensemble
Werk Details
Entstehungsjahr:
1999
Instrumentierung:
für Schlagzeug und Ensemble
Komponist:
Georg Friedrich Haas
Soloinstrumente:
Schlagzeug (Crotales, mehrere Hängebecken (verschieden groß), Gongs,
Tam-Tam, diverse Metallinstrumente außer Becken und Gongs)
Besetzung:
1 1 2 1 - 1 2 2 1 - Schl, Akk, Ssax, Vl(3), Va(2), Vc(2), Kb(1)
Besetzung Details:
Flöte (+Picc); Oboe (+Eh); Klarinette in B (+Kl(Es)); Bassklarinette in B
(+Kl(Es)); Sopransaxophon in B (+Tsax(B)); Fagott; Horn in F; 1. Trompete in C; 2. Trompete in C
(+FlgHr); 1. Posaune; 2. Posaune; Tuba; Schlagzeug; Akkordeon; 1. Violine; 2. Violine; 3. Violine; 1.
Viola; 2. Viola; 1. Violoncello; 2. Violoncello; Kontrabass
Auftraggeber: Salzburger Feststpiele
Dauer (min):
25
Uraufführung
Ort:
Salzburg / Österreich
Datum: 28.07.1999
Orchester:
Klangforum Wien
Dirigent:
Sylvain Cambreling
Hauptsolisten: Robin Schulkowsky, perc.
http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/95674496/DE/
steirischer herbst festival gmbh
An der steirischer herbst festival gmbh sind das Land Steiermark zu zwei Drittel und die Stadt Graz zu
einem Drittel beteiligt.
Der steirische herbst ist ein Mehrspartenfestival, das jedes Jahr neue zeitgenössische Produktionen,
auch interdisziplinär, zur Diskussion stellt und eines der renommiertesten Aushängeschilder der
Österreichischen Kunstszene darstellt. Es ist ein Kulturfestival mit internationaler Strahlkraft in der
Steiermark. Immer wieder in seiner Geschichte hat sich der steirische herbst neu erfunden - eine
amorphe Institution in progress, die sich von Jahr zu Jahr die Frage nach den eigenen Bedingungen
und Notwendigkeiten als eigenwillige Plattform neuer Kunst stellt. Der steirische herbst ist als Festival
in mancher Hinsicht besonders: Durch seine Vielstimmigkeit, durch die forcierte Kommunikation
zwischen den verschiedenen künstlerischen Disziplinen, durch die Verschränkung von ästhetischen
Positionen mit theoretischem Diskurs.
Seit vierzig Jahren ist der steirische herbst eines der weltweit wenigen Festivals für zeitgenössische
Künste, das seinem Wesen nach wahrhaft multi-disziplinär ist. Lange bevor die Vernetzung der
Künste als Forderung in aller Munde war, integrierte er Kunst, Musik, Performance, Tanz, Theater,
365
Literatur, Architektur, Neue Medien und Theorie im Laufe der Jahre mit unterschiedlichen
Schwerpunkten, immer aber selbstbewusst aus den jeweiligen Bedingungen des Genres heraus. Als
Dialog, der die spezifischen Eigenheiten der Ästhetiken und Praxen zwar hinterfragt, nicht aber
nivelliert.
http://zeitvertrieb.mur.at/
Willkommen
auf unserer Homepage.
Peter Ablinger, Bernhard Lang, Klaus Lang, Nader Mashayekhi, vier der eigenwilligsten und
kompromißlosesten Komponisten und Klangkünstler ihrer Generation, sowie Siegwald Ganglmair,
Historiker und Kunstfreund, gründen einen Verlag für Musik.
Das Thema ist die Abweichung von etablierten Normen des Ästhetischen, des Werkbegriffs, der
Aufführungssituation, der Konzertkonventionen, der Notation, der Instrumentenbehandlung, des
Instrumentenbaus und der Wahrnehmung selbst. Ihr Instrument, der Verlag ZEITVERTRIEB WIEN
BERLIN, soll über das Notenherstellen konventioneller Musikverlage hinausreichen und neben der
traditionellen Bereitstellung von Notentexten auch die Vermittlung von Klanginstallationen,
Klangobjekten, Tonträgern etc. bewerkstelligen.
Eine umfassende Thematisierung von Aufführungsbedingungen kann auch vor der Verlagsstruktur
nicht haltmachen; auch diese stammt - wie die klassischen Instrumente - aus früheren Jahrhunderten
und wartet wie diese auf eine Neustrukturierung, auf den Umbau. Die von den fünf
Gründungsmitgliedern erarbeitete Satzung ist der Modellfall für eine der Zeit angemessene
Vertriebsstruktur. Ihr Grundprinzip ist die Nicht-Abhängigkeit, welche sowohl dem Verhältnis zwischen
Komponist und Verlag als auch der ästhetischen Entfaltung insgesamt zugute kommen soll.
Peter Ablinger, Bernhard Lang, Klaus Lang, Nader Mashayekhi, four of the most original and
uncompromising composers and sound artists of their generation, with Siegwald Ganglmair, historian
and art connoisseur established in 1999 an organisation for music publishing.
The aim is to depart from established aesthetic norms, the traditional concept of composition, the
usual situation of performance, the convention of concert presentation, the handling and making of
instruments, and from perception itself. Their instrument, the music publisher ZEITVERTRIEB WIEN
BERLIN, should go beyond the production of the scores and parts of conventional music publishing
and should, apart from the traditional presentation of music, arrange sound installations, sound
objects, and recordings.
A comprehensive discussion of performative conditions must also include editing structures, just as
our classical instruments originate from earlier centuries and need restructuring and transformation.
The Statutes written by the five founding members represent a model for contemporary distributive
structures. Its basic principle is non-dependency which should benefit the relationship between the
composer and the editor and equally the aesthetic development of the work as a whole.
https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beat-furrer/aktuelles/
Beat Furrer – Aktuelles
Beat Furrer ist Preisträger des Marguerite Staehelin Kompositionspreises 2012.
Bei der Biennale Salzburg spielt das Ensemble Resonanz die Uraufführung der endgültigen
Fassung von Xenos III für Schlagzeug und Streicher (2.3.2013).
Beat Furrers Hörtheater FAMA erfährt seine US-amerikanische Erstaufführung in New York. Das
Talea Ensemble spielt unter Leitung des Komponisten zwei Vorstellungen in der Bohemian Festival
Hall mit Bo Chang als Sprecherin (16./17.5.2013).
Zwei neue Bücher zu Beat Furrer sind erschienen: Stimmen im Raum. Der Komponist Beat Furrer,
hg. von Hans-Klaus Jungheinrich, edition neue zeitschrift für musik / Alte Oper Frankfurt, Mainz 2011.
Michael Kunkel (Hg.): Metamorphosen. Beat Furrer an der Hochschule für Musik Basel. Schriften,
Gespräche, Dokumente, Pfau-Verlag, Saarbrücken 2011.
https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beat-furrer/vita/
Vita
Beat Furrer
1954
am 6. Dezember in Schaffhausen (Schweiz) geboren
1960
366
Klavierunterricht am Konservatorium Schaffhausen
1975
Übersiedlung nach Wien
Studium in den Fächern Dirigieren bei Otmar Suitner sowie Komposition bei Roman HaubenstockRamati an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien
1984
Preisträger des Kompositionswettbewerbs „Junge Generation in Europa“ (Köln, Venedig, Paris)
1985
Gründung des Klangforums Wien, künstlerischer Leiter bis Juli 1992
1989
Uraufführung der Oper Die Blinden beim Festival Wien modern
Preisträger des „Forums junger Komponisten“ in Köln
1991
seit 1992 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz
1992
Siemens-Stipendium
1993
Musikpreis der Stadt Duisburg
1994
Uraufführung der Oper Narcissus im Rahmen des Steirischen Herbstes an der Grazer Oper
1996
Composer-in-residence bei den Luzerner Festwochen
1999
Uraufführung des Hörtheaters Stimme allein an den Bühnen der Stadt Bonn
2001
Konzertante Uraufführung des Musiktheaters BEGEHREN beim Steirischen Herbst Graz
2003
Szenische Uraufführung des Musiktheaters BEGEHREN in Graz
Uraufführung der Oper Invocation an der Oper Zürich
2004
Preis der Stadt Wien für Musik 2003
seit 2005 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin, Sektion Musik
2005
Uraufführung des Hörtheaters FAMA in einem eigens dafür konstruierten Klangraum bei den
Donaueschinger Musiktagen
2006
Auszeichnung mit dem Goldenen Löwen für FAMA bei der Biennale Venedig
2006 - 2009
Gastprofessur für Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am
Main
2010
Uraufführung des Musiktheaters WÜSTENBUCH am Theater Basel
Lebt in Wien
https://www.baerenreiter.com/im-fokus/musik-des-2021jahrhunderts/zeitgenoessische-musik/beat-furrer/werke/buehne/
Beat FurrerWerkeBühne
Bühne
Wüstenbuch
Musiktheater nach Texten von Händl Klaus, Ingeborg Bachmann, Antonio Machado und Lukrez sowie
Papyrus Berlin 3024 (2009). BA 9746, in Vorbereitung
2 Soprane, 2 Schauspielerinnen, Vokalensemble (mit solistischen Aufgaben): 2 Mezzosoprane, 4
Baritone (2 hoch, 2 tief)
Orchester: 2 (auch Picc, auch BFl), 1, 2 (auch Bklar, auch KbKlar), BarSax (auch SSax), 1 (auch
Kfag) - 1, 1, 1, 0 - Schlg (2) - Klav, Akk - Str / ca. 100 Minuten
Uraufführung am 15. März 2010 in Basel (Musicaltheater Basel): Klangforum Wien, Musikalische
Leitung Beat Furrer, Inszenierung Christoph Marthaler, Bühne Duri Bischoff, Kostüme Sarah Schittek
› Leihmaterial-Anfrage ‹
FAMA
367
Hörtheater in acht Szenen für großes Ensemble, acht Stimmen (SSAATTBB) und Schauspielerin.
Texte von Lukrez, Carlo Emilio Gadda und Arthur Schnitzler (2004/2005). BA 7770,
Aufführungsmaterial leihweise
Orchester: 2 (1. auch BFl, KbFl, Picc, 2. auch Picc), 1,2 (auch BKlar), TSax, 1 (auch Kfag) - 0,2,2,0 Schlg (2) - Klav, Akk - Str (2 V, 2 Va, 2 Vc, Kb) / ca. 50 Minuten
Uraufführung am 14. Oktober 2005 in Donaueschingen, Donaueschinger Musiktage: Klangforum
Wien, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Leitung Beat Furrer, Inszenierung Christoph Marthaler
Einzeln aufführbar: recitativo (3. Szene aus FAMA) / FAMA VI (6. Szene aus FAMA) - siehe
Vokalwerke
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invocation
Oper nach Texten von Marguerite Duras (»Moderato cantabile«), Ovid, Cesare Pavese u. a. Libretto
und Übersetzung von Ilma Rakusa in Zusammenarbeit mit Beat Furrer (2002/2003). BA 7741,
Aufführungsmaterial leihweise
Personen: Anne [Sie] (Hoher Sopran), Anne (Schauspielerin), Chauvin [Er] (Lese-Stimme)
Chor: 3 S, 3 A, 3 T, 3 B
Orchester: 2 (1. auch BFl), 1, 3 (1. und 2. auch BKlar), TSax (auch SSax), 1 (auch Kfag) – 1, 1, 1, 0 –
Schlg (3) – Klav – Str (2 V, Va, Vc, Kb) / abendfüllend
Uraufführung am 6. Juli 2003 in Zürich: Theater im Schiffbau, Alexandra von der Weth (Sopran),
Vokalensemble Zürich, Einstudierung Peter Siegwart, Orchester der Oper Zürich, Musikalische
Leitung Beat Furrer, Inszenierung Christoph Marthaler, Bühnenbild Bettina Meyer, Kostüme Annabelle
Witt, Lichtdesign Rainer Küng
Einzeln aufführbar: Invocation III / Invocation VI - siehe Vokalwerke
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Begehren
Musiktheater nach Texten von Cesare Pavese, Günter Eich, Ovid und Vergil. Libretto von Beat Furrer,
Christine Huber und Wolfgang Hofer (2001). BA 7721, Aufführungsmaterial leihweise
Personen: Sie (Frauenstimme), Er (Männerstimme), Sprecher, gemischter Chor (12 Stimmen)
Orchester: 1, 1, 2 (auch BKlar; 2. auch KbKlar), Sax (TSax und SSax), 0 - 0, 1, 1, 0 - Schlg (2) - Klav 2 V, Va, Vc, Kb / 90 Minuten
Konzertante Uraufführung am 5. Oktober 2001 in Graz, „Steirischer Herbst“: Petra Hoffmann (Sopran),
Johann Leutgeb (Bariton), ensemble recherche, Vokalensemble NOVA, Leitung Beat Furrer
Szenische Uraufführung am 9. Januar 2003 in Graz, Koproduktion „Steirischer Herbst“ und RuhrTriennale in Kooperation mit Graz 2003 - Kulturhauptstadt Europas: Petra Hoffmann (Sopran), Johann
Leutgeb (Bariton), ensemble recherche, Vokalensemble NOVA, Inszenierung Reinhild Hoffmann,
Bühnenbild Zaha Hadid, Kostüme Anna Eiermann, Musikalische Leitung Beat Furrer
https://www.edition-peters.de/cms/deutsch/news/gander-krenek-preis.html
Bernhard Gander erhält den Ernst Krenek Preis 2012
Bernhard Gander
Zum zweiten Mal in Folge geht der Ernst Krenek Preis der Stadt Wien an einen Komponisten aus dem
Hause Peters. Wir gratulieren Bernhard Gander ganz herzlich zum Ernst Krenek Preis 2012.
Die Stadt Wien vergibt den Preis alle zwei Jahre für eine Komposition oder ein musiktheoretisches
Werk. Gander wurde für sein Stück Melting Pot geehrt, das im Rahmen der Wiener Festwochen 2011
zwischen den Geschäften und Rolltreppen des Wiener Donauzentrums aufgeführt wurde.
2010 ging der Ernst Krenek Preis an Richard Dünser, der ebenfalls von Edition Peters verlegt wird.
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