Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA

Werbung
10. Jahrgang, 6. Ausgabe 2016, 197-217
- - - Rubrik Fortbildungsartikel - - -
Antivirale Pharmakotherapie
bei Infektion mit DNA-Viren
Aufbau DNA-Viren
Zytomegalieviren
Herpes-simplex Viren
Papillomaviren
Varizella-Zoster-Viren
Hepadna-Viren
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
- 198 -
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion
mit DNA-Viren
Prof. Dr. Georg Kojda
Fachpharmakologe DGPT,
Fachapotheker für Arzneimittelinformation
Institut für Pharmakologie und klinische Pharmakologie
Universitätsklinikum, Heinrich-Heine-Universität
Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
[email protected]
Lektorat:
N.N.
Den Fortbildungsfragebogen zur Erlangung eines Fortbildungspunktes zum
Fortbildungstelegramm Pharmazie finden Sie hier:
http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/Kurzportraet.html
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
Abstract
Infections with DNA-viruses which can be
treated with antiviral drugs include the
herpes simplex viruses (herpes labialis,
genital herpes), the varizella zoster virus
(chickenpox, herpes zoster), the cytomegalovirus
(retinitis,
encephalitis,
pneumonia), the papilloma viruses (genital warts, cervix cancer) and hepadna
viruses (Hepatitis B, liver cancer). While
antiviral drug therapy is often insufficiently effective, infections with DNA
viruses can cause serious diseases,
shorten life expectancy and induce cancer. Therefore, prophylaxis of infection
by vaccination is of utmost importance.
However, there are just vaccinations
against varizella zoster virus, papilloma
viruses and Hepatitis B viruses available.
Despite this, many people worldwide are
infected with one or more of these viruses, because such vaccinations were not
used or hadn’t been available. Antiviral
drugs used to treat infections with DNAviruses inhibit virus replication in host
cells by blocking the activity of viral
polymerases with different mechanisms.
A large group of these drugs such as
aciclovir, ganciclovir, tenofovir or entecavir are being phosphorylated in host
cells to the biologically active triphosphates, while foscarnet inhibits viral polymerases directly. Other antiviral drugs
stimulate host cells and immune cells
such as natural killer cells to reduce the
viral load. This applies for imiquimod and
interferon-α2a. The development of resistance against inhibitors of viral polymerase is a great problem, particularly
in case of chronic hepatitis B. Therefore,
the barrier of a drug to induce resistance
is as important as its efficacy and safety
for the selection of a first choice drug by
current guideline recommendations.
- 199 -
Pharmakotherapie jedoch nicht ausreichend wirksam. Die durch Infektionen
mit DNA-Viren verursachten Erkrankungen
verlaufen
dagegen
teilweise
schwerwiegend, können die Lebenserwartung verkürzen und lösen auch die
Bildung von malignen Tumoren aus. Daher kommt der Prophylaxe durch Impfung eine große Bedeutung zu. Allerdings
sind bislang nur Impfstoffe für VarizellaZoster-Virus, Papillomaviren und Hepadna-Viren (Hepatitis B) verfügbar. Dennoch sind viele Menschen weltweit mit
diesen DNA-Viren infiziert weil die Impfstoffe nicht genutzt wurden, oder noch
nicht entwickelt waren. Arzneistoffe zur
Behandlung von Infektionen mit DNAViren inhibieren die Replikation der Viren
in der Wirtszelle durch Hemmung der
viralen Polymerasen über unterschiedliche Mechanismen. Eine große Gruppe
dieser Arzneistoffe, beispielsweise Aciclovir, Ganciclovir, Tenofovir oder Entecavir wird in der Wirtszelle zu Triphosphaten phosphoryliert und ist erst in dieser Form wirksam. Dagegen hemmt
Foscarnet die Polymerase direkt. Darüber hinaus werden auch Immunstimulanzien eingesetzt, die durch Aktivierung
der Wirtszellen und Stimulation von Immunzellen, beispielsweise natürliche Killerzellen, wirksam werden. Zu diesen
Arzneistoffen zählen Imiquimod und
pegyliertes Interferon-α2a. Ein großes
Problem ist die Entwicklung von Resistenzen gegen die Inhibitoren der viralen
Polymerasen, vor allem bei chronischer
Hepatitis B. Aus diesem Grund spielt,
zusätzlich zu Effektivität und Nebenwirkungsprofil, die Neigung eines Arzneistoffs Resistenzen auszulösen eine
große
Rolle
bei
den
LeitlinienEmpfehlungen zur Auswahl eines geeigneten Arzneistoffes, der als Mittel der
Wahl für die Erstlinientherapie verwendet
werden soll.
Abstract
Einleitung
Infektionen mit DNA-Viren, die mit Virustatika behandelt werden können, betreffen Herpes-simplex Viren (Lippenherpes,
genitaler Herpes), das Varicella-ZosterVirus (Gürtelrose, Windpocken), das Zytomegalievirus (Retinitis, Enzephalitis,
Pneumonie), Papillomaviren (Genitalwarzen, Zervixkarzinom) und Hepadna-Viren
(Hepatitis B). In vielen Fällen ist die
Viren sind sehr kleine Erreger, die aus
Nukleinsäure und einem Capsid aus Capsomeren (Schutzhülle aus Proteinen)
bestehen, welches teilweise von einer
Lipiddoppelschicht-Membran (Membranhülle) umgeben ist (Abb. 1). Komplette
Partikel außerhalb von Zellen werden
Virionen genannt. Viren weisen keinen
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
Energie- oder Proteinstoffwechsel auf
(metabolisch inaktiv) und werden auch
nicht zu den Lebewesen gerechnet. In
Wirtszellen haben sie jedoch die Fähigkeit zu Vermehrung, Mutation und genetischer Rekombination. Viren enthalten
entweder Ribonukleinsäure (RNA) oder
Desoxyribonukleinsäure
(DNA)
als
Einzelstrang („single-strand“, ssRNA,
ssDNA) oder als Doppelstrang („doublestrand“, dsRNA, dsDNA). Dementsprechend lassen sich je nach Nukleinsäure
RNA-Viren, DNA-Viren und Retroviren
differenzieren. DNA Viren benötigen keine eigene Polymerase sondern nutzen
die Wirtszell-eigenen Polymerasen.
- 200 -
DNA-Viren, die pharmakotherapeutisch
mit Virustatika behandelt werden können, betreffen:
•
Herpes-simplex Viren (Herpes
labialis, Herpes genitalis)
•
Varizella-Zoster-Viren
(Windpocken, Gürtelrose)
•
Zytomegalieviren (Retinitis, Enzephalitis, Pneumonie)
•
Papillomaviren (Genitalwarzen,
Zervixkarzinom)
•
Hepadna-Viren (Hepatitis B)
Allerdings können Infektionen durch
DNA-Viren oft nur unzureichend mit Arzneistoffen behandelt werden. Insofern ist
es wichtig, dass die verfügbaren Impfungen als wichtigste medizinische Prophylaxe-Maßnahme genutzt werden. Im Fall
der DNA-Viren stehen Impfstoffe für Varizella-Zoster-Virus, Papillomaviren und
Hepadna-Viren (Hepatitis B) zur Verfügung, die alle von der „Ständigen Impfkommission“ des Robert-Koch Instituts
empfohlen werden (Weblink 1). Dabei
ist auch ganz wesentlich, dass Impfungen nicht nur einen guten Schutz gegen
die Erkrankungen bieten, sondern ebenfalls die Verbreitung des Virus behindern.
Herpes-simplex Viren
Abb. 1: Schematische Darstellung des
Aufbaues von Viren mit oder ohne einer
Membranhülle. Das aus Capsomeren
(Proteine) bestehende Capsid dient als
Schutzhülle für die jeweilige Nukleinsäure, d.h. Ribonukleinsäure (RNA) oder
Desoxyribonukleinsäure (DNA). Neben
diesen können Virionen auch Hilfsproteine wie Polymerasen, Proteasen oder
Neuraminidase enthalten. Ein Teil der
Virionen ist zusätzlich von einer Membranhülle umgeben in welche Hüllproteine
integriert sind, die u.a. als Bindepartner
mit Proteinen der Wirtszelle fungieren.
Die Synthese von mRNA und DNA des
Virus findet daher im Zellkern statt, während die Synthese von Virusproteinen im
Zytosol lokalisiert ist. Infektionen mit
Herpes simplex Viren (HSV) sind humanpathogene Viren aus der Familie der
Herpesviridae. Herpes-Viren sind relativ
große Viren (120-200 nm), die eine
lineare Doppelstrang-DNA und eine
Membranhülle
(envelope)
aufweisen
(Abb. 1). Zwischen Membranhülle und
Capsid finden sich viele Proteine (Tegument), die u.a. auch für die Fähigkeit zur
Latenz (Ruhezustand) mitverantwortlich
sind. Herpes-Viren zeigen eine Persistenz, d.h. eine lebenslange Infektion, die
durch bestimmte Einflüsse reaktiviert
werden kann. Eine solche Reaktivierung
muss nicht zwingend mit Symptomen
einhergehen, führt aber dazu, dass die
Erreger übertragen werden können. Neben den beiden Typen HSV-1 und HSV-2
sind sechs weitere humanpathogene
Herpes-Viren bekannt. Hierzu zählen das
Varizella-Zoster-Virus und das Zytomegalievirus, die mit Virustatika behandelbare Infektionen verursachen (s.u.). Zu
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
den Herpes-Viren, die nicht spezifisch
medikamentös behandelt werden können, zählen:
•
Epstein-Barr-Virus, verursacht
Pfeiffer-Drüsenfieber (infektiöse
Mononukleose) und kann Lymphome auslösen (onkogenes Virus)
•
Humanes Herpesvirus Typ 6
(HHV-6) und Humanes Herpesvirus Typ 7 (HHV-7) verursachen
das Drei-Tage-Fieber mit anschließendem Hautauschlag (Urticaria-ähnlich) bei Säuglingen und
Kleinkindern
•
Humanes Herpesvirus Typ 8
(HHV-8) kann bei schwerer Immunsuppression ein KarposiSarkom oder Lymphome auslösen
(onkogenes Virus)
Die Infektion mit HSV-1 ist in Deutschland weit verbreitet, da das Virus bereits
in der Kindheit durch Körperkontakt
leicht übertragen werden kann. Nach
einer Untersuchung des Robert-Koch
Institutes aus dem Jahr 2005 liegt die
durch Antikörpernachweis belegte Seroprävalenz bei etwa 90 % (Weblink 2).
In den meisten Fällen verursacht die
Infektion orofaziale Herpes-Bläschen, die
mit Juckreiz und Spannungsfühl einhergehen und nach Verkrustung meist folgenlos abheilen (Herpes labialis). Im
Gegensatz zu HSV-1 liegt die Seroprävalenz für HSV-2 in Deutschland deutlich
niedriger (<20%). Die HSV-2-Infektion
erfolgt meist durch sexuelle Kontakte,
weshalb die Seroprävalenz beispielsweise bei Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern deutlich höher liegt. HSV-2 löst nur
selten Herpes labialis aus, sondern manifestiert sich vorwiegend genital und/oder
anal. Auch HIV-1 kann genitalen Herpes
auslösen und in bestimmten Personengruppen, wie jungen Frauen (18-22 Jahre) oder Männern, die Sex mit Männern
haben, ist HSV-1 die häufigere Ursache
(1). Bei genitalem Herpes bilden sich oft
multiple Läsionen an den Genitalien und
angrenzenden Hautarealen, die verschiedene Stadien, wie Erythem, Knötchenbildung sowie schmerzhafte Ulzerationen und Verkrustung durchlaufen. Der
Schweregrad der Symptomatik ist vor
allem bei einer Erstinfektion größer,
wenn keine HSV-1 Infektion und die da-
- 201 -
mit einhergehende Bildung von Antikörpern vorliegt. Die Infektion kann aber
auch symptomlos verlaufen und daher
unbemerkt bleiben. In einer Studie wurden 3.438 Frauen im Alter von 18-30
Jahren für 20 Monate serologisch auf
eine Infektion mit HIV-1 und HIV-2 geprüft. Dabei verlief die Infektion mit
HSV-1 bei 74 % der Frauen und die Infektion mit HSV-2 bei 63 % der Frauen
ohne Symptome (2). Es ist daher nicht
ungewöhnlich, dass nur eine Minderheit
der Infizierten weiß, dass sie HSV Träger
sind.
Dieser Umstand ist insbesondere bei
Frauen im gebärfähigen Alter von Bedeutung, denn die Infektion kann bei der
Geburt auf das Neugeborene übertragen
werden (Herpes neonatorum oder Herpes gestatonis). Dies ist entweder bei
einer Neuinfektion der Schwangeren nahe dem Geburtstermin, oder durch eine
symptomlose genitale Reaktivierung des
Virus bei vorliegender Infektion unbemerkt möglich (3). In einer großen prospektiven US-amerikanischen Studie traten bei 58.362 Lebendgeburten insgesamt 18 Fälle von Herpes neonatorum
auf. Das entspricht einer Rate von etwa
einem Fall bei 3.600 Geburten. Bei etwa
der Hälfte der Fälle treten kutane Läsionen an Haut, Auge und/oder Mund auf,
während sich bei etwa 30 % ein ZNSBefall nachweisen lässt. Dies ist meist
trotz Therapie mit Aciclovir mit einer
schlechteren Prognose verbunden und
schließt beispielsweise Entwicklungsverzögerung, kognitive Störungen, Epilepsie
oder Erblindung ein. Den schwersten
Verlauf nehmen HSV-Infektionen bei
Befall der inneren Organe (disseminierter
Herpes
neonatorum
oder
HerpesSepsis). Hier beträgt die Mortalität etwa
30 % (4).
Infektionen mit HSV können auch ernsthafte
Augenerkrankungen
auslösen.
Hierzu zählt beispielweise eine Infektion
der Retina des Auges (HSV-Retinitis), die
sich nach einer Reaktivierung des Virus
entwickeln und bis zur Netzhautnekrose
und Erblindung des betroffenen Auges
führen kann (5). Gefährdet sind vor allem Patienten mit geschwächtem Immunsystem,
beispielsweise
AIDSPatienten oder Tumor-Patienten, die eine
Chemotherapie erhalten. In manchen
Fällen entwickelt sich eine HSV-Retinitis
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
- 202 -
beidseitig, weshalb auch eine komplette
Erblindung eintreten kann (6).
•
Valaciclovir (Valtrex® u.a., systemisch, Prodrug von Aciclovir)
Pharmakotherapie
Infektionen
mit
HSV können in den meisten Fällen gut
behandelt werden. Während bei Herpes
labialis oft eine wenige Tage dauernde
topische Therapie ausreicht, erfordern
schwerere Verläufe eine systemische
Therapie. Die hierfür zur Verfügung stehenden Arzneistoffe werden wegen Ihres
Wirkungsmechanismus als Antimetabolite bezeichnet, wobei sie Guanosin oder
im Fall von Brivudin Thymidin ähneln.
Die als Prodrugs gekennzeichneten Arzneistoffe weisen eine bessere Bioverfügbarkeit auf. Die Leitsubstanz dieser
Gruppe ist Aciclovir (Abb. 2). Es ist das
älteste und am meisten verwendete Virustatikum überhaupt.
•
Valganciclovir (Valcyte®, u.a.,
systemisch, Prodrug von Ganciclovir)
Abb. 2: Chemische Strukturen von Desoxyguanosin und dem Arzneistoff Aciclovir zur Verasnschaulichung der Ähnlichkeit von Aciclovir mit dem natürlichen
Substrat der Desoxyguanosin.
Antimetabolite
•
Aciclovir (Zovirax® u.a., systemisch und topisch)
•
Brivudin (Zostex®, systemisch)
•
Famciclovir (Famivir®, systemisch, Prodrug von Penciclovir)
•
Ganciclovir (Cymeven®, systemisch, Virgan®, Augengel)
•
Penciclovir (Pencivir®, topisch)
Wirkungsmechanismus Famciclovir ist
ein Prodrug, welches nach Oxidation (am
Guanidinrest)
und
Hydrolyse
der
veresterten Hydroxylgruppen in Penciclovir, den aktiven Wirkstoff, überführt
wird. Valaciclovir ist der L-Valylester von
Aciclovir und wird nach Esterhydrolyse
als Aciclovir wirksam. Änliches gilt für
Valganciclovir. Streng genommen sind
jedoch alle genannten Substanzen Prodrugs, denn deren eigentliche Wirkform
sind die jeweiligen Triphosphate, welche
nach konsekutiver Phosphorylierung an
einer freien Hydroxylgruppe entstehen.
Die initiale Phosphorylierung wird unter
Bildung des jeweiligen Monophosphates
durch eine virale Thymidinkinase katalysiert, zu welcher die Wirkstoffe eine wesentlich höhere Affinität aufweisen als
zum humanen Enzym. Dieser Umstand
trägt entscheidend zur selektiven Wirkung der Substanzen in infizierten Zellen
bei. Die Triphosphate der Wirkstoffe binden an die virale DNA-Polymerase und
hemmen die Effektivität des Enzyms
durch die Stabilität der Bindung und
durch die Verdrängung des natürlichen
Substrats Desoxyguanosin-triphosphat.
Darüber hinaus führen die Triphosphate
von Aciclovir und Ganciclovir nach Einbau in die wachsende DNA-Kette zum
Kettenabbruch (Abb. 3), da die für eine
Kettenverlängerung
notwendige
3’Hydroxylgruppe fehlt. Obwohl diese 3’Hydroxylgruppe bei Famciclovir nicht
fehlt, führt der Einbau des aktiven Penciclovirtriphosphates durch sterische Behinderung ebenso zum Kettenabbruch.
Wirkungen Das Wirkspektrum von Aciclovir umfasst vor allem Herpes simplex(Typ 1 und 2) und Varizella-ZosterViren, während Zytomegalie-Viren weniger empfindlich sind. Ähnliches gilt auch
für Famciclovir. Brivudin ist kaum gegen
Typ 2-Herpes-simplex-Viren wirksam
(z.B. genitale Infektionen). Ganciclovir
weist eine vergleichsweise gute Wirkung
gegen Zytomegalie-Viren auf und ist
auch nur bei solchen Infektionen indiziert. Dagegen ist Brivudin in Deutschland nur für die Behandlung von Herpes
zoster (s.u.) indiziert.
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
- 203 -
Anwendung Die topische Anwendung von
Aciclovir und Penciclovir, meist in Form
einer Creme, steht in kleinen Mengen
(2 g) für die Selbstmedikation des Herpes labialis zur Verfügung. Ziel ist die
Linderung von Schmerzen und Juckreiz
sowie die Beschleunigung der Krustenbildung bei akuten Episoden (rezidivierender Herpes labialis). Topisches Aciclovir ist auch bei genitalem Herpes indiziert. Hierbei sollen die Cremes 5-mal
täglich alle 4 Stunden auf die die infizierten und die angrenzenden Hautbereiche
dünn aufgetragen werden. Es wird empfohlen, die Creme bereits bei den ersten
Anzeichen der Herpeserkrankung, wie
Brennen, Jucken, Spannungsgefühl, Rötung oder Schwellung anzuwenden. Es
ist darauf zu achten, dass die Cremes
nicht mit Schleimhäuten wie Mundhöhle,
Scheide oder Augen (hier Augensalbe,
Rp) in Berührung kommen. Für die systemische Anwendung stehen orale und
im Fall von Aciclovir und Ganciclovir auch
parenterale Darreichungsformen zur Verfügung.
Abb. 3: Schematische Darstellung des
Wirkungsmechanismus
verschiedener
Virustatika, die als NukleosidtriphosphatAntimetaboliten oder direkt eine Hemmung viraler Polymerasen bewirken und
damit zur Behinderung der viralen Nukleinsäurereplikation führen (Näheres siehe
Text).
Alle genannten Substanzen hemmen nur
die Virusreplikation schädigen jedoch
nicht jedoch das Virus selbst. Eine Erreger-Eradikation oder eine Verhinderung
der für Herpes-Infektionen typischen
Rezidive kann nicht erreicht werden.
Pharmakokinetik Nach oraler Gabe werden Famciclovir und Brivudin nahezu
vollständig, Aciclovir nur mäßig (1530 %) und Ganciclovir kaum enteral resorbiert (Valganciclovir 60 %). Im Fall
von Brivudin entsteht bei der “Firstpass”-Metabolisierung zu ca. 65 % der
nicht wirksame Metabolit Bromovinyluracil. Alle Substanzen weisen eine gute
Gewebediffusion auf, wobei Ganciclovir
besser ins ZNS penetriert als Aciclovir.
Die Elimination der Wirkstoffe erfolgt
überwiegend renal. Bei eingeschränkter
Nierenfunktion kommt es zu einer deutlichen Verlängerung der Halbwertszeit, die
mit Ausnahme von Brivudin (12-15 Std.)
etwa 2-3 Std. beträgt.
Nebenwirkungen Die häufigsten Nebenwirkungen (Weblink 3) bei systemischer
Anwendung (Tab. 1) betreffen den Gastrointestinaltrakt (Übelkeit, Erbrechen,
Diarrhoe) und das ZNS (vor allem Kopfschmerz, Müdigkeit, Schlafstörungen,
selten Enzephalopathie). Darüber hinaus
treten auch Schwindel, Phlebitis (bei i.v.Applikation) sowie ein Anstieg von Serumkreatinin und -harnstoff (Hinweis auf
Einschränkung der Nierenfunktion) vergleichsweise häufig auf. Die bei Ganciclovir-Anwendung häufig zu beobachtenden reversiblen Veränderungen im Blutbild, wie Neutropenie (ca. 40 %) und
Thrombozytopenie (ca. 20 %) können
die Unterbrechung der Therapie erfordern. Sie werden einer Beeinflussung
humaner Polymerasen zugeschrieben,
die vor allem schnell proliferierende
Zellen wie die des roten Knochenmarks
betrifft.
Die topische Anwendung von Aciclovir
führt gelegentlich zu Hautirritationen wie
Rötung, Brennen, Eintrocknung oder
Juckreiz. Hierfür werden teilweise auch
die in den Arzneizubereitungen enthaltenen Hilfsstoffe verantwortlich gemacht.
Aciclovir-Zubereitungen zur topischen
Applikation sollen wegen der Möglichkeit
lokaler Reizerscheinungen nicht vaginal
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
- 204 -
Nebenwirkungen
Arzneistoff
sehr häufig (>10 %)
häufig (>1-10 %)
bei oraler Anwendung:
Schwindel, Kopfschmerzen Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Abdominalschmerz,
Juckreiz, Hautausschlag (einschliesslich
Photosensibilitätsreaktionen) Erschöpfung, Fieber
Aciclovir
bei okularer Anwendung:
oberflächliche Hornhautdefekte (Keratitis superficialis punctata)
bei parenterale Anwendung:
Phlebitis, Übelkeit, Erbrechen, reversibler
Anstieg der Leberenzymwerte, Juckreiz,
Urtikaria, Hautausschlag (einschliesslich
Photosensitivität), Anstieg von Harnstoff
und Kreatinin im Blut
bei okularer Anwendung:
vorübergehendes leichtes Brennen des
Auges kurz nach Anwendung von Aciclovir, Konjunktivitis
Brivudin
Famciclovir
Ganciclovir
Übelkeit
Kopfschmerzen
Übelkeit, Erbrechen, abdominale
Schmerzen, Diarrhoe, anormale Leberfunktionswerte, Ausschlag, Juckreiz
Neutropenie, Anämie,
Dyspnoe, Diarrhoe
Sepsis, Zellgewebsentzündung, Harnwegs-infektionen, Candida Infektionen
einschließlich oraler Candidiasis, Thrombozytopenie, Leukozytopenie, Panzytopenie, Appetitverlust, Anorexie, Gewichtsverlust, Depression, Angst, Verwirrtheit, Denkstörungen, Kopfschmerzen, Insomnie, Geschmacksstörungen,
Hypästhesie, Parästhesie, periphere Neuropathie, Krampf-anfälle, Schwindel, Makula-Ödem, Netzhautablösung, Mouches
volantes, Augenschmerzen, Ohrenschmerzen, Husten, Übelkeit, Erbrechen,
Bauchschmerzen, Oberbauchschmerzen,
Obstipation, Flatulenz, Dysphagie, Dyspepsie, Störungen der Leberfunktion,
alkalische Phosphatase im Blut erhöht,
Aspartataminotransferase erhöht, Dermatitis, Nachtschweiß, Pruritus, Rückenschmerzen, Myalgie, Arthralgie, Muskelkrämpfe reduzierte renale KreatininClearance, Nierenfunktionsstörungen,
erhöhte Kreatininwerte im Blut, Fatigue,
Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen, Brustschmerzen, Unwohlsein, Asthenie, Reaktionen an der Injektionsstelle
Tab. 1: Sehr häufige und häufige Nebenwirkungen der Arzneistoffe, die zur Behandlung
von Infektionen mit Herpes-simplex Viren, Zytomegalie Viren und Varizella-Zoster Viren
eingesetzt werden (Angaben aus Weblink 3).
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
- 205 -
und nicht in der Mundhöhle oder am Auge angewendet werden. Bei lokaler Anwendung von Penciclovir treten häufig
Reaktionen an den behandelten Hautabschnitten (einschließlich Brennen und
Schmerzen auf der Haut und Taubheitsgefühl) auf.
Kontraindikationen Bei Überempfindlichkeit gegenüber dem jeweiligen Arzneistoff
ist
dieser
kontraindiziert
(Weblink 3). Bei Schwangerschaft und
in der Stillzeit scheinen Aciclovir und
Valaciclovir relativ sicher zu sein, sollen
aber nur in Ausnahmefällen eingesetzt
werden. Bei bestehender Thrombo- oder
Neutropenie darf Ganciclovir nur mit
Vorsicht eingesetzt werden und bei einem Lebensalter unter 18 Jahren nur in
Ausnahmefällen. Bei bestehender Einschränkung der Nierenfunktion, insbesondere bei Ganciclovir wegen der hämatologischen Toxizität, ist ebenfalls
eine vorsichtige Anwendung erforderlich.
Varizella-Zoster-Viren
Windpocken
Varizella-Zoster-Viren
können zwei Erkrankungen auslösen. Die
Erstinfektion im Kindesalter führt zum
Krankheitsbild Windpocken (Abb. 4).
Nach ersten Symptomen wie Fieber,
Krankheitsgefühl und Schwäche, folgt
innerhalb von 24 h ein typischer Hautausschlag mit teilweise starkem Juckreiz
(verkrustende Bläschen). Die Erkrankung
ist hoch ansteckend und infektiös bis alle
Bläschen ausgeheilt sind und hinterlässt
eine lebenslange Immunität. Bei Kindern
ist der Verlauf bis auf eine mögliche Narbenbildung meist komplikationslos (7).
Bei Erwachsenen kommt eine Erstinfektion eher selten vor, wobei jedoch mit
einem schwereren Verlauf und Komplikationen wie Meningoenzephalitis, Pneumonie und Hepatitis gerechnet werden
muss. Es existiert ein Impfstoff, der vom
Robert Koch Institut empfohlen wird. Die
Impfung erfolgt bei Kindern ab 12 Monaten (Weblink 1). Darüber hinaus empfiehlt das Robert Koch Institut auch
eine Impfung bei seronegativen Erwachsenen, beispielsweise Frauen mit Kinderwunsch, Patienten vor einer Immunsuppression oder Personen im Gesundheitsdienst einschließlich Neueinstellungen in Gemeinschaftseinrichtungen für
das Vorschulalter (Weblink 5).
Abb. 4: Darstellung des Krankheitsbilds
der Windpocken bei einem Kind. Dargestellt sind ebenfalls die verschiedenen
Entwicklungsstadien der Pusteln im Verlauf der Erkrankung (Abb. modifiziert
nach Weblink 4).
Herpes Zoster Nach einer Infektion
persistieren die Varizella-Zoster-Viren
lebenslang in sensorischen Ganglien. Die
Reaktivierung der Viren in den Hirnnerven und den Spinalganglien führt zu
Herpes Zoster (Gürtelrose). Der wichtigste Risikofaktor für das Auftreten der
Erkrankung ist das zunehmende Lebensalter, weshalb die Inzidenz von Herpes
Zoster ab dem 50. Lebensjahr deutlich
zunimmt und Personen ab einem Lebensalter von 85 Jahren weisen ein
50 %iges Risiko auf an Herpes Zoster zu
erkranken (7). Das Auftreten der Erkrankung wird auch durch eine Immunschwäche begünstigt. Herpes Zoster manifestiert sich bei meist gering ausgeprägten Allgemeinsymptomen hauptsächlich in thorakalen, trigeminalen,
lumbalen und zervikalen Dermatomen,
d.h. den Hautbereichen, die von den entsprechenden Rückenmarksnerven sensibel innerviert sind. Die auftretenden
Knötchen entwickeln sich zu gefüllten
Bläschen, die innerhalb von 2-3 Wochen
verkrusten und austrocknen (Abb. 5).
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
Sie gehen einher mit Kribbeln, Brennen,
Juckreiz und teils starken Schmerzen in
den befallenen Hautbereichen. Die Hautausschläge sind häufig am Brustkorb,
seltener an Gesicht, Auge, Ohr oder Genitale lokalisiert und treten nur selten
generalisiert auf (7).
- 206 -
Gefahr von Kornea-Läsion und FazialisParese. Eine Impfung älterer Erwachsener (>60 Jahre) reduziert die Inzidenz
von Herpes Zoster (11) und wird in den
USA empfohlen (12).
Zytomegalie-Viren
Abb. 5: Hautläsionen bei Herpes Zoster.
Dargestellt sind Läsionen nahe der Wirbelsäure im thorakalen Bereich des Rückens
(Abb.
modifiziert
nach
Weblink 6).
Die Basis der Therapie sind die Antimetabolite Famciclovir und Valaciclovir, die
wegen der besseren Bioverfügbarkeit
Aciclovir
vorgezogen
werden
(8)
(Weblink 5). Indiziert ist die antivirale
Therapie vor allem bei Patienten, die
älter als 50 Jahre sind, bei erhöhter
Schmerzintensität, bei großen betroffenen Hautarealen, bei Befall von Gesicht
und/oder Auge, bei Komplikationen
(s.u.) sowie bei geschwächtem Immunsystem. Die antivirale Therapie beschleunigt die Abheilung der Hautläsionen, reduziert deren Neubildung und
vermindert die akuten Schmerzen. Vor
allem bei älteren Menschen ist Herpes
Zoster häufig mit Komplikationen assoziiert. Eine gefürchtete Komplikation ist
die Post-Zoster-Neuralgie, die teilweise
lebenslang bestehen kann und oft unzureichend auf Analgetika anspricht (neuropathischer Schmerz). Daher werden
Analgetika wie Opioide mit Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin) oder trizyklischen
Antidepressiva (cave: geriatrische Patienten) kombiniert. Außerdem können
topisch auch Lidocain und Capsaicin hilfreich sein (9, 10). Seltener auftretende
Komplikationen sind Zoster-Meningitis,
-Enzephalitis oder –Myelitis sowie die
Die Erstinfektion mit Zytomegalie-Viren
(CMV) verläuft bei Immunkompetenz
meist ohne Symptome, evtl. treten Fieber, Schwäche und Krankheitsgefühl auf.
Bei geschwächtem Immunsystem, u.a.
AIDS, Neugeborene, immunsuppressive
Therapie, Zytostatika oder StammzellTransplantation können ZytomegalieViren zu schwer verlaufenden Krankheitsbildern wie Pneumonie, Hepatitis,
Kolitis, Enzephalitis und Retinitis mit Erblindung führen (13). Bei in-utero Infektion nach Erstinfektion der Mutter (keine
Antikörper) treten Wachstumsverzögerungen, Mikrozephalie, geistige Behinderung, neurologische Schäden und besonders Hörschäden auf. Auch über letale
Verläufe wurde berichtet (14). Ein Impfstoff ist bislang nicht verfügbar. Die Therapie erfolgt vorwiegend mit Ganciclovir
(i.v.) bzw. Valganciclovir (oral), während
Brivudin (off-label, s.o.) oder Foscarnet
Alternativen darstellen.
Foscarnet Foscarnet ist ein Trinatriumsalz der Phosphono-Ameisensäure. Es
ist ein vergleichsweise kleines Molekül,
das nicht als Antimetabolit wirksam wird.
Es benötigt keine intrazelluläre Bioaktivierung (Phosphorylierung) und ist demnach auch kein Prodrug. Es ist für die
systemische (Foscavir®, i.v.) und für die
topische Therapie (Triapten®) verfügbar.
Wirkungsmechanismus Foscarnet ist ein
Pyrophosphat-Analogon.
Es
entfaltet
seine virustatische Wirkung durch eine
direkte
Hemmung
viraler
DNAPolymerasen und reverser Transkriptasen, an deren Pyrophosphat-Bindestelle
es reversibel und mit hoher Affinität bindet. Die resultierende Hemmung der
viralen Nukleinsäure-Replikation ist mit
dem Effekt der Antimetaboliten vergleichbar. Da Foscarnet eine wesentlich
niedrigere Affinität zu den Polymerasen
der Wirtszelle aufweist, ist die Beeinträchtigung der Replikation humaner
Nukleinsäuren deutlich schwächer ausgeprägt.
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
Wirkungen
Das
Wirkspektrum
von
Foscarnet erfasst im Wesentlichen Herpes-Viren, wobei die Substanz nach invitro Untersuchungen eine vergleichbare
Wirkung gegenüber den genannten verschiedenen Virustypen, einschließlich
Zytomegalie-Viren besitzt. Foscarnet ist
nur zur Behandlung von AIDS-Patienten
zugelassen. Dies gilt sowohl für eine
Zytomegalievirus-Infektion
mit
einer
lebens- bzw. Augenlicht-bedrohenden
Situation, als auch für akute mukokutane
Infektionen, die durch Aciclovir-resistente Herpesviren (HSV) verursacht
wurden (Weblink 3). Die Behandlung
mit Foscarnet kann die Progression der
Retinitis bei AIDS Patienten verlangsamen (15). Im direkten Vergleich mit
Ganciclovir zeigte sich für Foscarnet ein
Überlebensvorteil bei AIDS-Patienten
(16). Diese Studie wurde jedoch zu einem Zeitpunkt durchgeführt, als noch
keine effektive antiretrovirale Therapie
verfügbar war. So wiesen die eingeschlossenen Patienten CD4+-Zellzahlen
von weniger als 30/µl auf und entsprechend hoch war auch die Mortalität (mediane Überlebenszeit 8,5 vs. 12,6 Monate).
Pharmakokinetik Nach oraler Gabe flutet
wegen der niedrigen enteralen Resorptionsquote von Foscarnet keine wirksame
Konzentration im Serum an. Intravenös
appliziert verteilt sich der Wirkstoff in die
verschiedenen Körpergewebe. Die im
ZNS
nachweisbaren
Konzentrationen
zeigen große Schwankungen und können
bei der empfohlenen Dosierung von
60 mg/kg KG alle 8 h unterhalb der bei
in-vitro-Assays ermittelten halbmaximal
wirksamen Konzentration liegen. Da die
Substanz nicht verstoffwechselt und
hauptsächlich renal eliminiert wird, lässt
sich die triphasische Eliminationskinetik
mit mittleren Halbwertszeiten von 1,5 h,
9 h und 100 h möglicherweise durch eine
unterschiedlich schnelle Redistribution
aus
den
Körpergeweben
erklären
(Weblink 7). Dabei könnte die teilweise
Ablagerung von Foscarnet in der Knochensubstanz für die lange Dauer der
terminalen Elimination verantwortlich
sein. Bei eingeschränkter Nierenfunktion
ist eine Dosisanpassung erforderlich.
Nebenwirkungen Foscarnet löst bei parenteraler Anwendung häufig Nebenwirkungen aus. Störungen der Nierenfunk-
- 207 -
tion treten in etwa 30-50 % der Fälle
auf. Sie gehen mit einem deutlichen Anstieg der Kreatininkonzentration im
Plasma einher, sind nach tierexperimentellen Studien mit atrophischen Veränderungen im Tubulusapparat verbunden
und können u.U. zu akutem Nierenversagen führen. Durch zusätzliche Zufuhr
von Flüssigkeit (2,5 l/Tag) und wahrscheinlich auch durch intermittierende
Dosierung anstelle einer Dauerinfusion
lassen sich Häufigkeit und Schwere dieser Nebenwirkungen vermindern. Auch
gastrointestinale Störungen, vor allem
Übelkeit und Erbrechen oder Diarrhoe,
treten sehr häufig auf. Während eine
Anämie (Abnahme der Hämoglobinkonzentration) ebenfalls sehr häufig zu beobachten ist, zeigen die bisherigen Berichte eine im Vergleich zu Ganciclovir
deutlich
niedrigere
Inzidenz
einer
Neutropenie (15). Weitere Nebenwirkungen betreffen das ZNS. Hierbei stehen
mit einer Häufigkeit von ca. 5-10 %
Krampfanfälle, Kopfschmerzen, Angstzustände und Halluzinationen im Vordergrund. Daneben sind u.a. Enzephalopathien, Parästhesien, Unruhe, Verwirrtheit, Aggressionen und Tremor beschrieben. Die sehr häufigen Elektrolytstörungen (bis zu 15 %) äußern sich vor allem
als Hypokalciämie, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und Hyperphosphatämie. Es können jedoch auch Hyperkalciämie oder Hypophosphatämie auftreten. Darüber hinaus kommen mit einer
Häufigkeit von 1-5 % Myalgie, Konjunktivitis, Bronchospasmus, Phlebitis und
faziale Ödeme, sowie seltener eine Vielzahl anderer Nebenwirkungen vor. Von
Bedeutung ist zudem die Möglichkeit
gentoxischer Wirkungen. Daher muss
während der Behandlung und bis zu einem halben Jahr nach Therapieende ein
wirksamer Empfängnisschutz sichergestellt sein.
Die topische Anwendung kann selten zu
Kribbeln, Juckreiz, leichtem Brennen,
Rötung führen. Kontaktallergische Reaktionen sind möglich. Daran sind auch die
darin enthaltenen Hilfsstoffe beteiligt.
Wegen der Möglichkeit lokaler Reizerscheinungen soll keine Anwendung auf
Schleimhäuten oder am Auge (Kontakt
vermeiden) erfolgen.
Die Anwendung von Foscarnet ist bei
bestehender Überempfindlichkeit kontra-
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
- 208 -
indiziert. Während der Schwangerschaft
und Stillzeit wird der Arzneistoff nicht
empfohlen und bei einem Lebensalter
unter 18 Jahren ist die Wirksamkeit und
Sicherheit nicht erwiesen (Weblink 7).
der Verumgruppe und bei 89 Männern in
der Placebogruppe auf (Effektivität
60,2 %). Die Ergebnisse führten 2011
zur Zulassung des Impfstoffs zur Prävention von EGL in Jungen und Männern
zwischen 9 und 26 Jahren durch die „European Medicines Agency“ (Weblink 8).
Papilloma-Viren
Die Therapie der Feigwarzen kann durch
viele verschiedene Verfahren erfolgen.
Hierzu zählen u.a. chirurgische Verfahren, Lasertherapie, Kryotherapie, Verätzung (Salicylsäure, Silbernitrat, Monooder Trichloressigsäure) oder die Pharmakotherapie mit Imiquimod.
Bislang sind mehr als 120 Varianten der
humanen Papillomaviren bekannt. Die
Infektion von dermalen Epithelzellen und
Schleimhäuten erfolgt hauptsächlich bei
den ersten Sexualkontakten. Die Infektion bewirkt ein unkontrolliertes Wachstum und führt zur Bildung von benignen
Haut-, Mundschleimhaut-, Anal- und Genitalwarzen (Condyloma Acuminata).
Zudem konnten die Subtypen 6 und 11
bereits 1983 in Gewebe aus ZervixKarzinomen nachgewiesen werden (17).
Spätere Untersuchungen zeigten, dass
die Infektion in direktem Zusammenhang
mit
dem
Auftreten
eines
ZervixKarzinoms steht (18). Einer epidemiologischen Klassifizierung zufolge wurden
vor allem 15 Typen (16, 18, 31, 33, 35,
39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 68, 73 und
82) als Hochrisiko-Typen für die Entwicklung eines Zervix-Karzinoms eingestuft
(19). Für die Prävention des ZervixKarzinoms stehen in Deutschland zwei
Impfstoffe zur Verfügung, Gardasil® und
Cervarix®. Das Robert Koch Institut
empfiehlt derzeit eine solche Impfung
nur bei Mädchen im Alter von 9-14 Jahren, wobei die Impfung vor dem ersten
Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein
sollte (Weblink 1).
Die Infektion kann jedoch auch bei jungen Männern neben externen genitalen
Läsionen (EGL) wie Condylomata acuminata (Feigwarzen, Feuchtwarzen und
Genitalwarzen) und Präkanzerosen (z.B.
penile oder perianale intraepitheliale
Neoplasien, PIN) auch Tumore an Penis
oder Anus verursachen. In der randomisierten kontrollierten klinischen Studie
an 4.065 sexuell aktiven Männern (16-26
Jahre, ca. 80 % heterosexuell) zeigte
sich eine Effektivität des tetravalenten
Impfstoffs Gardasil® hinsichtlich des Auftretens von EGL (20). Dabei wurde während des Beobachtungszeitraumes die
Zahl neu aufgetretener Condylomata
acuminata um 89 % und die Zahl von
PIN um 100 % reduziert. Insgesamt traten diese Ereignisse bei 36 Männern in
Imiquimod Imiquimod (Aldara®) ist ein
nicht-nukleosidisches
heterozyklisches
Amin, das potent die Immunantwort modifiziert. Es wurde Ende 1997 in den USA
zur Behandlung externer genitaler oder
analer Condylomata acuminata erstmals
zugelassen. Daneben ist es heute auch
für die Behandlung von kleinen superfiziellen Basalzellkarzinomen bei Erwachsenen und für nicht hyperkeratotische,
nicht hypertrophe aktinische Keratosen
(AKs) im Gesicht oder auf der Kopfhaut
bei immunkompetenten Erwachsenen
zugelassen (Weblink 9).
Wirkungsmechanismus Vor allem die
Typen 6, 11, 42–44 des humanen Papilloma-Virus (HPV) verursachen die typischen
papillomatösen
Läsionen.
Imiquimod besitzt keine direkten antiviralen Eigenschaften, sondern verbessert
die zellvermittelte zytolytische antivirale
Aktivität. Es regt Makrophagen in der
Haut an u.a. IL-2, IFN-α1, IFN-α2, IFNβ, IFN-γ und TGF-α zu bilden und stimuliert so das Immunsystem (21). Diese
Wirkung wird durch eine Stimulation der
Toll-ähnlichen Rezeptoren (Toll-like receptors, TLR) der Subtypen TLR-7 und
TLR-8 und konsekutive Aktivierung des
Transkriptionsfaktors NFκB vermittelt.
Die TLR gehören zu den transmembranären „pattern recognition Rezeptoren“, die
die angeborene Immunabwehr mittragen
und erst vor ca. 20 Jahren entdeckt worden sind. IFN-α gilt als das wichtigste
Zytokin zur Abheilung der Warzen.
Wirkungen Imiquimod wird gegen externe genitale oder anale Condylomata
acuminata vom Patienten selbst angewendet. Die 5 %ige Creme wird dreimal
wöchentlich aufgetragen und für 6-10
Stunden belassen (keine Verwendung
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
von Okklusivverbänden). Die Behandlung
dauert relativ lange. In einer Studie
wendeten die Patienten die Creme für
7 Wochen (Median in einer Studie) an
(22). Die Behandlung bewirkte bei 37 %
der mit Imiquimod behandelten Patienten ein vollständiges Verschwinden der
Warzen und viele weitere Patienten zeigten ein partielles Ansprechen, d.h. eine
deutliche Reduktion der Größe der Warzen. Ganz ähnliche Ergebnisse wurden
auch in einer kleineren klinischen Studie
berichtet (23).
Nebenwirkungen Unerwünschte Wirkungen am Behandlungsort sind häufig ein
Effekt der Therapie (v.a. Entzündung),
führen aber selten zum Abbruch der Behandlung. Sehr häufige Nebenwirkungen
bei der Behandlung von Feigwarzen sind
Pruritus und Schmerzen an der Applikationsstelle. Dagegen treten Brennen und
Reizung am behandelten Hautareal sowie
Infektionen (z.B. Pilzinfektionen) häufig
auf. Ebenfalls häufig wurden systemische
Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen,
Brechreiz, Müdigkeit und Myalgie beobachtet (Weblink 9). Da Imiquimod lokal
zur Behandlung von bestehenden Warzen verwendet wird, können unter der
Therapie neue Warzen auftreten. Bei
Überempfindlichkeit ist der Wirkstoff
kontraindiziert.
Hepdna-Viren
Im Gegensatz zu den anderen HepatitisViren trägt der Hepatitis B Virus (HBV)
seine Erbinformation in Form von doppel-strängiger DNA und wird auch deshalb zur Familie der Hepadna-Viren gezählt. HB-Viren lassen sich in neun verschiedene Genotypen einteilen (A-I).
Darüber hinaus sind viele Subtypen der
HBV bekannt, von welchen in Europa
hauptsächlich die Subtypen A2 und D
vorkommen (Weblink 10). Das HBV ist
mit einer Größe von etwa 42 nm einer
der kleinsten humanpathogenen Viren.
Es handelt sich um ein Virus mit einer
Hülle in die das Oberflächenantigen
HbsAG (s=surface) eingebettet ist. Das
Virus enthält ebenfalls die Antigene
HbcAg (c=core, Kapsidprotein) und
HbeAG, ein im Serum lösliches virales
Protein, welches bei hoher Replikationsrate nachweisbar ist und als Marker dafür dient. Für die Replikation des Virus
- 209 -
ist es nicht essentiell (24). Ein weiterer
Marker für eine hohe Replikationsrate ist
die Höhe der HBV-DNA-Spiegel im Serum. Gegen die genannten Antigene
werden entsprechende Antikörper gebildet, beispielweise anti-Hbe, welches
auch der Therapiekontrolle dient (Serokonversion, s.u.). Das anti-Hbs, welches
nach Impfung oder durchgemachter akuter Infektion gefunden wird, ist ein guter
Indikator für eine Immunität.
Replikation Nach der Infektion zirkuliert
HBV im Blut und gelangt auf diesem Wege auch in die Leber. In den Sinusoiden
kann das Virus die Blutbahn durch deren
Poren verlassen und kommt so in direkten Kontakt mit Hepatozyten. HBV dringt
mithilfe des „Na+-taurocholat kotransportierenden Polypeptids“ (NTCP) über
Endozytose in die Hepatozyten ein (genauer Mechanismus unbekannt, Abb. 6).
Nach Entfernung der Virushülle entlässt
das Kapsid die relaxierte zirkuläre DNA
(rcDNA) über Kernporen in den Zellkern.
Dort wird die rcDNA durch Polymerasen
der Wirtszelle in Kopien einer kovalent
geschlossenen zirkulären DNA überführt
(cccDNA). Diesen Prozess nennt man
auch „Reparatur“. Die cccDNA bildet eine
Art Minichromosom mit hoher Stabilität,
so dass auch von einem dauerhaften
Einbau der Virus-DNA in das Genom der
Wirtszelle gesprochen wird (Persistenz
der Erreger). Sie dient als Matrize für die
Synthese der vier viralen mRNAs durch
die Polymerasen der Wirtszelle. Nachdem
die viralen mRNAs durch die Kernporen
in das Zytosol gelangt sind, synthetisieren die Ribosomen der Wirtszelle aus
den entsprechenden mRNAs zunächst
das Kapsidprotein HBc und die HBV Polymerase. Deren prinzipielle Aufgabe
besteht darin aus der prä-genomischen
RNA virale doppelsträngige DNA zu synthetisieren, die für neue Viruspartikel
benötigt wird. Diese Polymerase weist
drei verschiedene katalytische Funktionen auf:
•
die Primer-Bildung,
•
die reverse Transkription des negativen DNA-Strangs aus der prägenomischen mRNA und
•
die
Synthese
des
Strangs der HBV-DNA.
positiven
Der erste essentielle Schritt ist die Primer-Bildung. Darunter versteht man die
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
sukzessive
Anlagerung
eines
GAA
Triplets an die prä-genomische RNA,
welches als kleiner Primer die Synthese
der viralen negativen (antisense) Einzelstrang-DNA initiiert. Ohne das PrimerTriplett ist keine Synthese von HBV-DNA
möglich. Für diese Synthese ist die reverse Transkriptase Aktivität der HBV
Polymerase erforderlich. Während der
Synthese wird die RNA Matrize bis auf
ein endständiges kurzes Segment durch
die RNAse-Aktivität der viralen Polymerase zerstört. Dieses Segment wird an
den Anfang des antisense-DNA Einzelstrangs verlagert und wirkt dort dann als
Primer für die Synthese des positiven
(sense) DNA-Strangs. Während dieser
Synthese wird die virale DNA zu einem
Ring geschlossen, so dass die rcDNA
entsteht. Noch während der rcDNA Synthese fügen sich die einzelnen Hbc-
- 210 -
Proteine zu einem neuen Kapsid um den
DNA-Polymerase-Komplex
zusammen
(Assembling). Erstaunlicherweise lassen
sich auch viele Kapside nachweisen, die
keine DNA enthalten und deren Funktion
im Rahmen der Replikation nicht bekannt
ist (24). In etwa zeitgleich erfolgt die
Bildung der viralen Oberflächenproteine
(Hbs) im endoplasmatischen Retikulum
(ER). Die neuen Kapside migrieren in das
Lumen des ER , wo sie dann von einer
Hülle umgeben werden und neue behüllte und infektiöse Virionen bilden. Diese
wandern durch den Golgi-Apparat in sekretorische Vesikel und verlassen die
Wirtszelle durch Fusion der Vesikel mit
deren Membran und dringen nun in weitere Hepatozyten ein und/oder infizieren
weitere Menschen. Je höher die Viruslast
eines Infizierten ist, umso leichter erfolgt
die Infektion von nicht Infizierten.
Abb. 6: Schematische Darstellung des Replikationszyklus von Hepatitis B Viren sowie der
Angriffspunkte der Virusstatika (Näheres siehe Text, Abb. modifiziert nach (25)).
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
Hepatitis B Hepatitis B ist eine weltweit
stark verbreitete und auf dem Hepatitis
B Virus (HBV) beruhende Viruserkrankung. Nach Zahlen der WHO wird etwa
jeder dritte Mensch im Laufe seines Lebens mit HBV infiziert und schätzungsweise 240 Millionen Menschen weisen
eine persistierende HBV-Infektion und
damit eine mehr oder weniger symptomatisch verlaufende chronische Hepatitis
B auf. Während in Nordamerika, Australien und Westeuropa nur ein geringer
Teil der Bevölkerung infiziert ist (Prävalenz<2 %), liegt die Rate in Südostasien, China und Afrika deutlich höher. Schätzungen zufolge ist dort etwa
die Hälfte der Bevölkerung betroffen und
etwa 8 % leiden an einer chronischen
Verlaufsform (Weblink 10).
Infektion Die Infektion erfolgt hauptsächlich durch Blut bei kleinen Verletzungen der Haut, oft durch infizierte Nadeln. Auch Sexualkontakte ohne Verletzungen können eine Infektion auslösen,
denn das Virus ist auch in vielen anderen
Körperflüssigkeiten wie Speichel, Vaginalsekret und Samenflüssigkeit enthalten. Es ist ebenfalls möglich, dass das
Virus beispielsweise durch Tätowierung,
Piercing oder Akupunktur übertragen
wird. Innerhalb Europas liegen eher selten Hämodialyse, Operationen, Bluttransfusionen oder Organtransplantationen der Infektion zugrunde. Risikogruppen sind vor allem Drogenabhängige,
Männer die Sex mit Männern haben,
Sexarbeiter/innen
und
medizinisches
Personal. HBV kann auch während der
Geburt von der Mutter auf das Neugeborene übertragen werden (perinatale Infektion), und diese Art der Transmission
ist der Hauptweg der Infektion in südostasiatischen Ländern und China (25).
Schließlich ist auch eine horizontale
Transmission innerhalb der Familie einschließlich einer Übertragung von Kind
zu Kind eine häufige Ursache einer kindlichen HBV-Infektion.
Akute Hepatitis B Die Infektion verursacht nur bei einem Viertel bis einem
Drittel der infizierten Erwachsenen nach
einer Inkubationszeit von 2-4 Wochen
(mit hoher Virenreplikationsrate) eine
akute Hepatitis B. Diese ist durch eine
immunologische Reaktion gekennzeichnet, die mit einer Zerstörung der infizierten Hepatozyten einhergeht. Daher fin-
- 211 -
den sich typische Symptome einer Immunreaktion (Abgeschlagenheit, Müdigkeit, evtl. Fieber) und einer Leberschädigung (Ikterus, abdomineller Schmerz,
Lebervergrößerung, evtl. Juckreiz). Zusätzlich lassen sich erhöhte Indikatoren
einer Leberzellschädigung wie Aspartat(AST) und Alanin-Aminotransferase (ALT,
leberspezifisch) im Plasma nachweisen.
Mit der Zerstörung der HBV-infizierten
Hepatozyten geht auch die Elimination
der HBV einher. Dies lässt sich an der
Serokonversion ablesen. Darunter versteht man ein Verschwinden des HBVAntigens HBeAg verbunden mit dem Auftauchen des entsprechenden Antikörpers
im Plasma (Anti-HBe). Im Allgemeinen
heilt die akute Hepatitis B ohne Folgen
aus und hinterlässt eine lebenslange
Immunität. Nur in wenigen Fällen (ca.
1 %) bildet sich eine fulminante und letal
verlaufende Hepatitis B mit Koagulopathie, Enzephalopathie zerebralen Ödemen aus.
Chronische Hepatitis B Nur eine Minderheit der Infizierten entwickelt eine chronische Hepatitis B. Wer davon betroffen
ist, hängt ganz entscheidend vom Infektionsalter ab (Abb. 7). Während das
Risiko einer chronischen Hepatitis B bei
infizierten Neugeborenen und Kleinkindern (<1 Jahr) ca. 90 % beträgt, sind
Erwachsene, die sich infizieren, "nur" zu
etwa 2 % betroffen. Die Gründe hierfür
sind nicht bekannt. Das Lebensalter bei
Infektion spielt auch eine entscheidende
Rolle für den Verlauf der Infektion. So
dauert es bei Infektion von Neugeborenen oder im Kindesalter meist Jahrzehnte, bis die HBV-Infektion symptomatisch
und chronisch wird. Während dieser Zeit
findet, wie bei der kurzen Inkubationszeit beim Erwachsenen, eine symptomlose Virenreplikation statt.
Typischerweise lassen sich hohe Werte
für die HBV-DNA und HBeAg im Serum
nachweisen, ohne dass eine nennenswerte Veränderung von ALT oder Anzeichen einer entzündlichen oder fibrotischen Veränderung in der Leber zu beobachten sind (25). Der Grund hierfür
ist, dass das Immunsystem nicht auf die
Infektion reagiert (d.h. den Erreger nicht
als fremd erkennt), weshalb diese Phase
mit dem Begriff Immun-Toleranz bezeichnet wird. Ein weiterer Faktor für die
Entwicklung einer chronischen Hepatitis
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
B ist eine Ko-Infektion mit dem Hepatitis
D Virus. Darüber hinaus existiert eine
HBeAg-negative Form der chronischen
Hepatitis B. Diese wird in den meisten
Fällen durch HBV-Mutanten ausgelöst,
die zu einer Unterdrückung der HBeAgSynthese führen. Sie geht mit einer geringen Spontanremissionsrate und einer
persistierenden bzw. intermittierrenden
HBV-Replikation sowie schwerwiegender
Leberentzündung verbunden mit progressiver Fibrosierung einher.
Die Gefahr der chronischen HBV Infektion liegt in den Spätfolgen wie Leberzirrhose, Leberversagen und hepatozelluläre Karzinome (primäre Leberzellkarzinome). Dies betrifft vor allem die aktive
Verlaufsform, bei welcher, wie im akuten
Stadium, erhöhte Leberenzyme (AST,
ALT) und die fortgesetzte Replikation des
HBV (messbar z.B. als HBV-DNA im
Plasma) nachweisbar sind. Teilweise finden sich auch Blutgerinnungsstörungen
als Ausdruck der Leberentzündung.
- 212 -
nicht gegen die HBV-Infektion geschützt.
Die Impfung ist auch für Erwachsene
geeignet. Gerade bei jungen Menschen
(15-25 Jahre), die typische endemische
Gebiete (s.o.) bereisen möchten, ist die
Empfehlung zur Impfung sicher ein guter
Rat. Eine Impfung kurz nach der Geburt
kann auch die Infektion durch die Mutter
verhindern (Weblink 10).
Pharmakotherapie Das wichtigste Ziel
der Therapie der chronischen Hepatitis B
liegt darin, infizierte Hepatozyten zu eliminieren, denn diese sind der Motor der
fortschreitenden Leberschädigung sowie
der Entwicklung hepatozellulärer Karzinome. Für die Therapie stehen 2 Gruppen von Arzneistoffen zur Verfügung: die
α-Interferone
und
die
Nukleosid/
Nukleotid-Analoga. Das Ansprechen auf
die Therapie folgt einer Reihe von Kriterien (25):
Virologisch:
•
dauerhafter Abfall der HBV-DNA,
mindestens < 104 Kopien/ml (2 ×
103 IU/ml), ideal unter das Detektionslimit.
•
dauerhafte HBe-Serokonversion
(Antigen HBeAg vermindert, Antikörper Anti-Hbe erhöht
•
im Idealfall Verlust des HBsAg
Biochemisch:
•
dauerhafte ALT-Normalisierung
Histologisch:
Abb. 7: Risiko der Entwicklung einer
chronischen HBV-Infektion. Dargestellt
ist die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer chronischen Hepatitis B in
Abhängigkeit vom Lebensalter bei Infektion (zugrunde liegende Zahlen aus
(26)).
Impfung Wie bei allen Virusinfektionen
ist Vorbeugung die wichtigste Maßnahme. Glücklicherweise sind seit 20 Jahren
hochwirksame und nach bisherigen Erkenntnissen sichere Impfstoffe gegen
Hepatitis B verfügbar (HBVAXPRO, ENGERIX B). Auch wenn die ständige
Impfkommission (STIKO), im Einklang
mit anderen europäischen Ländern und
den USA, eine Impfung bereits im Säuglingsalter empfiehlt, ist immer noch die
Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland
•
Abnahme des Fibrosestadiums in
der Histologie bzw. fehlende Progression
•
Abnahme der entzündlichen Aktivität in der Histologie
Potenzielle Langzeiteffekte:
•
Verhinderung von Zirrhose, hepatozellulärem Karzinom (HCC),
Transplantation und Tod
Allerdings liegen die Ansprechraten, beispielsweise hinsichtlich der Serokonversion oder der ALT-Normalisierung auch
nach mehrjähriger Therapie oft unter
50 % (25). Hinzu kommt die Entwicklung
von Resistenzen (s.u.). Somit handelt es
sich bei der chronischen Hepatitis B um
eine schwierig zu therapierende Infektion. Auch aus diesem Grund ist die rechtzeitige Impfung in jedem Fall die bessere
Alternative.
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
Interferone Interferone werden von
körpereigenen Zellen, induziert durch
Stimuli wie z.B. Viren oder doppelsträngige RNA (IFN-a, IFN-b), gebildet. Die
räumliche Ausdehnung der Wirkung genuin produzierter Interferone ist auf die
nächsten Nachbarzellen begrenzt. Sie
stimulieren dort über die Aktivierung des
JAK-STAT Signalweges die Expression
verschiedener Gene, die insgesamt als
Interferon-stimulierte Gene (ISGs) zusammengefasst werden (27). Die gebildeten Proteine weisen eine antivirale
Aktivität auf und schützen auf diese Weise vor allem die umliegenden nicht infizierten Zellen vor der erfolgreichen Replikation der Viren. Bereits Anfang der
90er Jahre wurde rekombinantes Interferon alfa 2b für die HBV-Therapie zugelassen. Diese heute Standard-Interferone
genannten Arzneistoffe konnten durch
Pegylierung stabilisiert werden. Diese
Variation bewirkt bei etwa vergleichbarer
Wirksamkeit eine Verbesserung der Löslichkeit, eine Verminderung der Immunogenität und eine Verlängerung der
Halbwertszeit, was eine einmal wöchentliche statt einer dreimal wöchentliche
subkutane Applikation ermöglicht. Daher
erscheinen pegylierte Interferone als die
bessere Alternative (Weblink 10) und
werden dementsprechend auch empfohlen. In Deutschland steht als Fertigarzneimittel Peg-IFN-a-2a (Pegasys®) zur
Verfügung. Es ist indiziert:
•
zur Behandlung der Hepatitis-BEnvelope-Antigen (HBeAg)positiven und HBeAg-negativen
chronischen Hepatitis B (CHB) bei
erwachsenen Patienten sowie
•
in Kombination mit anderen Arzneimitteln für die Behandlung der
chronischen Hepatitis C (CHC) bei
erwachsenen Patienten.
Alpha-Interferone haben antivirale und
immunmodulatorische Effekte. Zu den
antiviralen Effekten zählen die Hemmung
der Transkription des viralen Genoms
durch epigenetische Regulation der HBVcccDNA, die Destabilisierung des viralen
Kapsids und möglicherweise auch die
Degradation der HBV-cccDNA. Die immunmodulatorischen Effekte bewirken
auch eine Förderung der Stimulation und
Differenzierung von Immunzellen wie
natürliche Killerzellen (27). Durch diese
Effekte stimuliert Peg-IFN-a-2a die Zer-
- 213 -
störung HBV-befallener Hepatozyten und
induziert somit zunächst eine Verschlimmerung der Symptome. Zwar fällt
die HBV-DNA rasch ab (Viruselimination), aber die ALT-Werte können vorübergehend drastisch ansteigen. Daher
sollten die Patienten jünger als 65 Jahre
sein, über eine gute Konstitution verfügen und keine Komplikationen der Leberzirrhose wie Aszites, Varizenblutungen oder Enzephalopathie aufweisen. Die
Ansprechraten liegen im Mittel bei ca.
35 % (Placebo 12 %) (25).
Peg-IFN-a-2a löst sehr häufig Nebenwirkungen aus, zu welchen u.a. Grippeähnliche Beschwerden (70-95 %), Blutbildungsstörungen
(z.B.
Neutropenie
< 70 %), gastrointestinale Störungen
(z.B. Übelkeit, Erbrechen 30-50 %),
ZNS-Störungen
wie
Depressionen,
Angststörungen (20-40 %, Ermüdung ca.
90 %), Hypokalzämie und Hyperglykämie (10-30 %), Hautreaktionen (z.B.
Alopezie, Exantheme 10-30 %, und
Herz-Kreislauf-Störungen (z.B. Arrhythmien, 5-18 %) aus. Aus diesen Nebenwirkungen ergeben sich auch viele Kontraindikationen, so dass Peg-IFN-a-2a nur
für eine begrenzte Anzahl von Patienten
mit chronischer Hepatitis B infrage
kommt. Dennoch sollte bei der Auswahl
der Medikamente zur Therapie der Hepatitis B sollte zunächst geprüft werden, ob
eine Alfa-Interferon-therapie möglich
und sinnvoll ist (Weblink 10).
Nukleoside/Nukleotide Nach derzeit
aktuellen Leitlinien sollten diese Arzneistoffe als Erstlinientherapie bei der
Behandlung der chronischen Hepatitis B
eingesetzt werden (Weblink 10). Dies
gilt für die für die Behandlung aller Erwachsener, Jugendlicher und Kinder >12
Jahre. Bevorzugt werden müssen Arzneistoffe mit der besten Wirksamkeit und
der geringsten Resistenzentwicklung.
Folgende Arzneistoffe stehen in Deutschland für die Behandlung der chronischen
Hepatitis B zu Verfügung:
Nukleosid-Analoga
Entecavir
(Baraclude®)
Lamivudin
(Zeffix®)
Telbivudin
(Sebivo®)
Nukleotid-Analoga
Tenofovir disoproxil (Viread®)
Adefovir dipivoxil
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
(Hepsera®)
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
Wirkungsmechanismus Die Arzneistoffe
dieser Gruppe hemmen die HBVPolymerase und damit die Replikation
von HBV an unterschiedlichen Stellen.
Dabei ist Entacavir der einzige Arzneistoff der gleichzeitig die PrimerBildung, die reverse Transkription des
negativen DNA-Strangs (antisense) aus
der prä-genomischen mRNA und die
Synthese des positiven Strangs (sense)
der HBV-DNA hemmen kann (Abb. 6).
Dagegen hemmt Tenofovir die PrimerBildung nicht. Beide Arzneistoffe sind
Prodrugs, die in der Wirtszelle zu
Triphosphaten
phophoryliert
werden
(siehe auch Abb. 3).
Wirkungen Tenofovir und Entacavir sind
die effektivsten antiviralen Wirkstoffe
hinsichtlich virologischen, histologischen
und biochemischen Ansprechens bei
HBeAg-positiven und HBeAg-negativen
Patienten mit chronischer Hepatitis B
und gelten als Mittel der Wahl. Entecavir
ist auch für Patienten im Alter von 2-<18
Jahren zugelassen und wird für diese
Patientengruppe als Mittel der Wahl
empfohlen. Die Wirkstoffe weisen eine
hohe genetische Barriere gegenüber der
Entwicklung einer Resistenz, d.h. geringe
Resistenzraten (Ausnahme Entacavir bei
Lamivudin-Resistenz) auf. Außerdem
eignet sich Tenofovir als Basis der Kombinationstherapie zur Behandlung von
Patienten mit einer HIV Ko-Infektion und
Erwachsener mit gleichzeitiger Tuberkulose, einschließlich Schwangerer. Die für
diese
Patientengruppe
empfohlenen
Kombinationen
sind
Tenofovir
plus
Lamivudin (oder Emtricitabin) plus Efavirenz. Diese Kombinationen weisen ein
günstiges
Nebenwirkungsprofil
sowie
eine einfache Einnahme (1/Tag) auf und
- 214 -
erfordern
nur
wenig
Monitoring (Weblink 10).
Toxizitäts-
Eine direkte Vergleichsstudie zwischen
Tenofovir und Adefovir hat die bessere
Wirksamkeit von Tenofovir belegt (28).
Bei
HBeAg-positiven
und
HBeAgnegativen Patienten mit chronischer HBV
Infektion zeigte eine tägliche Dosis von
300 mg Tenofovirdisoproxilfumarat bei
vergleichbarem Risikoprofil einen überlegenen antiviralen Effekt gegenüber einer
täglichen Dosis von 10 mg Adefovir.
Im Fall von Lamivudin ließ sich zeigen,
dass 95-99 % der Patienten mit einer
drastischen
Reduktion
der
HBVReplikation reagieren. Damit einher gingen auch histologische Verbesserungen
(52-60 %) und Normalisierung der ALTWerte (41-72%). Jedoch sind diese Effekte bei vielen Patienten nur transient.
Verantwortlich für die Rückfälle sind Mutationen der HBV-Polymerase (z.B.
YMDD-Mutante), die sich nach einem
Jahr bei 15-32% und nach 5 Jahren bei
67-69 % der Behandelten nachweisen
lässt (niedrige Resistenz-Barriere) (25).
Nebenwirkungen Tenofovir und Entacavir
sind im Allgemeinen gut verträglich. Im
Fall von Tenofovir treten einige Nebenwirkungen sehr häufig auf (>10 %). Dies
betrifft eine Hypophosphatämie, Schwindelgefühl, Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen,
Hautausschlag und Asthenie. Dagegen
sind Kopfschmerzen, Bauchschmerzen,
Völlegefühl, Flatulenz, erhöhte Transaminasen und Müdigkeit weniger häufig
(1-10%). Entecavir löst häufig Kopfschmerzen,
Schwindel,
Somnolenz,
Schlaflosigkeit,
Erbrechen,
Diarrhoe,
Übelkeit, Dyspepsie und Erschöpfung
aus.
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
- 215 -
Erklärung zu Interessenkonflikten Der Autor erhielt Forschungsgelder1 sowie dienstlich genehmigte Beratungs-2 und Referentenhonorare3 von den Arzneimittelherstellern
Actavis1, Alcon3, Allergan2, Boehringer3, Mundipharma3, Schwarz Pharma1, Pfizer1,2 und
Shire1-3.
Hinweis Der vorliegende Beitrag ist eine Aktualisierung des Kapitels 15.1 „Pharmaka mit
Wirkungen gegen DNA-Viren“ des Lehrbuches: Kojda G, Pharmakologie Toxikologie Systematisch, UNI-MED-Verlag, Bremen, 2.Auflage 2002
Weblinks
1) Webseiten des Robert-Koch-Institutes, Impfkalender 2016
https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Aktuelles/Impfkalender.html
2) Webseiten des Robert-Koch-Institutes, Seroprävalenz von Herpes simplex-Virus Typ 1
(HSV 1) und Typ 2 (HSV 2)
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/Herpes/Herpes.html
3) Webseiten der ABDA Datenbank, kostenpflichtig
https://www.pharmazie.com
4) Webseiten Pharmawiki, Erkrankungen, Windpocken
http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Windpocken
5) Webseiten des Robert-Koch-Institutes, Windpocken, Herpes Zoster
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Varizellen.html#doc2374554bodyText14
6) Webseiten der US National Library of Medicine, Medline Plus, Herpes zoster (shingles)
on the back
https://medlineplus.gov/encyclopedia.html
7) Webseiten Fachinfo-Service, Fachinformation Foscavir®
http://www.fachinfo.de/
8) Webseiten der European Medicines Agency, EPAR Gardasil®
http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/medicines/human/medicines/000703/human_med_000805.jsp&mid=WC0b01ac058001d124
9) Webseiten Fachinfo-Service, Fachinformation Aldara® 5 % Creme
http://www.fachinfo.de/
10) Webseiten der WHO, „Guidelines for the prevention, care and treatment of persons
with chronic hepatitis B infection“, Stand März 2015
http://www.who.int/hiv/pub/hepatitis/hepatitis-b-guidelines/en/
Literatur
1. Gnann JW, Jr., Whitley RJ. Clinical practice. Genital Herpes. N Engl J Med
2016;375:666-74.
2. Bernstein DI, Bellamy AR, Hook EW, III, et al. Epidemiology, clinical presentation,
and antibody response to primary infection with herpes simplex virus type 1 and
type 2 in young women. Clin Infect Dis 2013;56:344-51.
3. Corey L, Wald A. Maternal and neonatal herpes simplex virus infections. N Engl J
Med 2009;361:1376-85.
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
- 216 -
4. Brown ZA, Wald A, Morrow RA, Selke S, Zeh J, Corey L. Effect of serologic status
and cesarean delivery on transmission rates of herpes simplex virus from mother to
infant. JAMA 2003;289:203-9.
5. Lin P. Infectious Uveitis. Curr Ophthalmol Rep 2015;3:170-83.
6. Hadden PW, Barry CJ. Images in clinical medicine. Herpetic encephalitis and acute
retinal necrosis. N Engl J Med 2002;347:1932.
7. Cohen JI. Clinical practice: Herpes zoster. N Engl J Med 2013;369:255-63.
8. Dworkin RH, Johnson RW, Breuer J, et al. Recommendations for the management of
herpes zoster. Clin Infect Dis 2007;44 Suppl 1:S1-26.:S1-26.
9. Galer BS, Rowbotham MC, Perander J, Friedman E. Topical lidocaine patch relieves
postherpetic neuralgia more effectively than a vehicle topical patch: results of an
enriched enrollment study. Pain 1999;80:533-8.
10. Irving GA, Backonja MM, Dunteman E, Blonsky ER, Vanhove GF, Lu SP, Tobias J. A
multicenter, randomized, double-blind, controlled study of NGX-4010, a highconcentration capsaicin patch, for the treatment of postherpetic neuralgia. Pain Med
2011;12:99-109.
11. Gagliardi AM, Andriolo BN, Torloni MR, Soares BG. Vaccines for preventing herpes
zoster in older adults. Cochrane Database Syst Rev 2016;3:CD008858. doi:
10.1002/14651858.CD008858.pub3.:CD008858.
12. Harpaz R, Ortega-Sanchez IR, Seward JF. Prevention of herpes zoster:
recommendations of the Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP).
MMWR Recomm Rep 2008;57:1-30.
13. Griffiths PD. Burden of disease associated with human cytomegalovirus and
prospects for elimination by universal immunisation. Lancet Infect Dis
2012;12:790-8.
14. Abdel-Latif M, Sugo E. Images in clinical medicine. Congenital cytomegalovirus
infection. N Engl J Med 2010;362:833.
15. Tan BH. Cytomegalovirus Treatment. Curr Treat Options Infect Dis 2014;6:256-70.
16.
Mortality in patients with the acquired immunodeficiency syndrome treated with
either foscarnet or ganciclovir for cytomegalovirus retinitis. Studies of Ocular
Complications of AIDS Research Group, in collaboration with the AIDS Clinical Trials
Group. N Engl J Med 1992;326:213-20.
17. Gissmann L, Wolnik L, Ikenberg H, Koldovsky U, Schnurch HG, zur HH. Human
papillomavirus types 6 and 11 DNA sequences in genital and laryngeal papillomas
and in some cervical cancers. Proc Natl Acad Sci U S A 1983;80:560-3.
18. Bosch FX, de SS. The epidemiology of human papillomavirus infection and cervical
cancer. Dis Markers 2007;23:213-27.
19. Munoz N, Bosch FX, de SS, Herrero R, Castellsague X, Shah KV, Snijders PJ, Meijer
CJ. Epidemiologic classification of human papillomavirus types associated with
cervical cancer. N Engl J Med 2003;348:518-27.
20. Giuliano AR, Palefsky JM, Goldstone S, et al. Efficacy of quadrivalent HPV vaccine
against HPV Infection and disease in males. N Engl J Med 2011;364:401-11.
21. Hanna E, Abadi R, Abbas O. Imiquimod in dermatology: an overview. Int J Dermatol
2016;55:831-44.
22. Beutner KR, Spruance SL, Hougham AJ, Fox TL, Owens ML, Douglas JM, Jr.
Treatment of genital warts with an immune-response modifier (imiquimod). J Am
Acad Dermatol 1998;38:230-9.
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Antivirale Pharmakotherapie bei Infektion mit DNA-Viren
- 217 -
23. Tyring SK, Arany I, Stanley MA, Tomai MA, Miller RL, Smith MH, McDermott DJ,
Slade HB. A randomized, controlled, molecular study of condylomata acuminata
clearance during treatment with imiquimod. J Infect Dis 1998;178:551-5.
24. Tong S, Revill P. Overview of hepatitis B viral replication and genetic variability. J
Hepatol 2016;64:S4-16.
25. Dienstag JL. Hepatitis B virus infection. N Engl J Med 2008;359:1486-500.
26. Lai CL, Ratziu V, Yuen MF, Poynard T. Viral hepatitis B. Lancet
2003;%20;362:2089-94.
27. Zoulim F, Lebosse F, Levrero M. Current treatments for chronic hepatitis B virus
infections. Curr Opin Virol 2016;18:109-16. doi: 10.1016/j.coviro.2016.06.004.
Epub;%2016 Jun 15.:109-16.
28. Marcellin P, Heathcote EJ, Buti M, et al. Tenofovir disoproxil fumarate versus
adefovir dipivoxil for chronic hepatitis B. N Engl J Med 2008;359:2442-55.
Impressum:
http://www2.hhu.de/kojda-pharmalehrbuch/FortbildungstelegrammPharmazie/impressum.html
Fortbildungstelegramm Pharmazie 2016;10(6):197-217
Herunterladen