Schilddrüsen-Überfunktion

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Xinxii-Leseprobe aus
Schilddrüsen-Überfunktion
Mit mehr Wissen zur richtigen Diagnose und Behandlung
Ein Ratgeber von Irene Gronegger
© Juni 2013
Schilddrüsenblog: http://schilddruesen-unterfunktion.de/blog/
Website zur Überfunktion: http://schilddruesenueberfunktion.jimdo.com/
Einführung
Eine Überfunktion der Schilddrüse betrifft etwa jeden fünfzigsten Menschen in
Mitteleuropa. Beim Arzt könnte sich das ungefähr so anhören: „Sie haben eine
Überfunktion, aber nur ganz leicht, da kann man abwarten. Kommen Sie einfach im
nächsten Quartal wieder.“ Bei einer stärkeren Überfunktion heißt es vielleicht: „Sie haben
eine Schilddrüsenüberfunktion, da müssen Sie Tabletten nehmen. Ich stelle Ihnen mal ein
Rezept aus, das Medikament nehmen Sie dann täglich ein.“ Wer mit derart knappen
Aussagen nicht zufrieden ist, sucht womöglich im Internet weitere Informationen und
landet bei diesem Ratgeber.
In diesem E-Book erfahren Sie, was die wichtigsten Ursachen einer Überfunktion sind und
warum es für eine optimale Behandlung so wichtig ist, der Sache auf den Grund zu gehen.
Deshalb erklärt Teil 2 ausführlich die verschiedenen Schritte der Schilddrüsendiagnostik
und die möglichen Befunde. Sie lernen auch, Ihre Laborwerte selbst zu verstehen und
einzuschätzen. Teil 3 geht speziell auf die Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse ein,
weil davon betroffene Menschen längerfristig damit leben müssen. Über die Behandlung
der Überfunktion mit Medikamenten informiert Sie Teil 4, um die Radiojodtherapie und die
Operation der Schilddrüse geht es in Teil 5. Mit diesen Informationen ausgestattet, können
Sie beim Arzt gezielter nachhaken und bei anstehenden Entscheidungen besser mitreden.
Der Ratgeber wird Ihnen helfen, die für Sie optimale Behandlung zu erhalten.
Da Patienten mit Überfunktion im späteren Lauf der Krankheit eine Unterfunktion erleben
können, zum Beispiel nach einer Operation, geht Teil 6 zusätzlich auf die Behandlung mit
Schilddrüsenhormonen ein. Sie erfahren außerdem, wie Sie einer Osteoporose langfristig
und wirksam vorbeugen können – immerhin ist die Überfunktion ein zusätzlicher
Risikofaktor für diese Krankheit. Speziell für Frauen gibt es noch ein nützliches Kapitel
über weibliche Hormone, die eng mit der Schilddrüse zusammenhängen. Außerdem
erklärt der Ratgeber, wie Naturheilkunde, Mineralien und Vitamine sinnvoll angewandt
werden, was in vielen Fällen begleitend sinnvoll sein kann. Am Ende des E-Books finden
Sie eine Linksammlung sowie ein ausführliches Literaturverzeichnis – auch hier können
Sie viele Quellen direkt anklicken, falls Sie das E-Book in der App auf dem PC oder Tablet
lesen.
Überfunktion und Unterfunktion – was bedeutet das?
Symptome der Überfunktion
Die Schilddrüse liegt unterhalb des Kehlkopfs und vor der Luftröhre, sie ist also am Hals
gut tastbar. Sie stellt Hormone her, die für alle Zellen des Körpers wichtig sind. Eine
Überfunktion (Hyperthyreose) bedeutet, dass zu viele Schilddrüsenhormone in Umlauf
sind. Der beschleunigte Stoffwechsel kann sich auf den gesamten Organismus auswirken:
Das Herz schlägt rascher, der schnelle Puls kann sich wie ein Klopfen im Hals oder in den
Ohren anfühlen, und bei starker Überfunktion kommen oft zittrige Hände hinzu. Auch
Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck und Kopfschmerzen kommen nicht selten vor.
Haare und Nägel wachsen schneller, das Haar kann fein und weich sein. Oft kommt es
aber zu Haarausfall, der manchmal zeitlich verzögert auftritt. Nicht nur die Überfunktion
selbst, sondern auch starke Veränderungen der Schilddrüsenwerte können brüchige Nägel
und Haarausfall nach sich ziehen. Wärme wird nicht mehr gut vertragen, die Erkrankten
bevorzugen dünne Kleidung und leichte Bettdecken. Die Verdauung ist tendenziell
beschleunigt, das Gewicht nimmt meistens ab, obwohl der Appetit größer ist – anfangs
freuen sich manche der Betroffenen sogar darüber. Manchen dünnen Frauen mit
Überfunktion wird aber zu Unrecht eine Magersucht unterstellt. Sogar die Leberwerte
können durch die Überfunktion verändert sein. Weitere Beschwerden können auftreten,
wenn die Schilddrüse vergrößert ist und im Hals drückt.
Da eine Überfunktion auch den Knochenstoffwechsel beschleunigt, kann das eine
Osteoporose begünstigen, vor allem wenn die Überfunktion länger anhält oder weitere
Risikofaktoren hinzu kommen. Bei Frauen im fruchtbaren Alter treten oft Zyklusstörungen
auf, die Menstruation kann auch ganz ausbleiben. Wenn es trotz Überfunktion zur
Schwangerschaft kommt, kann je nach Ausmaß der Überfunktion das Risiko einer Frühoder Fehlgeburt erhöht sein.
Dann wären da noch die psychischen Symptome: Die geistige Leistungsfähigkeit und der
Antrieb können zumindest in der ersten Zeit oder bei einer schwachen Überfunktion
zunehmen, was beflügelnd wirken und die Leistung erhöhen kann. Andererseits reduziert
der allmähliche Muskelschwund die körperliche Kraft, und auch Schlafprobleme tragen zur
Erschöpfung bei. Eine Überfunktion kann allerhand psychische Symptome mit sich
bringen. Nervosität und erhöhte innere Anspannung sind deutlich zu spüren, manchmal
wird die Unruhe auch körperlich ausgelebt: Einige der Betroffenen kauen plötzlich an den
Nägeln, kratzen an ihrer Haut oder fummeln ständig an ihrer Kleidung herum.
Gereiztheit und Ungeduld, Ängste und labile Stimmungen oder auch erhöhte Aggressivität
tragen dazu bei, dass das Leben in vielerlei Hinsicht anstrengender wird. Ein Mensch, der
wegen einer Überfunktion aus der Haut fährt oder die Geduld verliert, erkennt nicht
unbedingt gleich, dass das Problem mehr oder weniger bei ihm selbst liegt, weil meistens
ein äußerer Anlass vorliegt. Gefühle, die von hormonellen Ungleichgewichten verursacht
werden, fühlen sich oft genauso echt an wie andere emotionale Reaktionen. Manchen
Menschen, die bisher zu nett und nachgiebig waren, tut es sogar gut, mal auf den Tisch zu
hauen und andere in die Schranken zu weisen, so lange die Überfunktion noch nicht allzu
heftig ist. Bei anderen Patienten steht in der Überfunktion eher eine ängstliche Labilität im
Vordergrund, die mit einem Gefühl der Überforderung einher gehen kann.
Das Verhalten und die Symptome können also von Mensch zu Mensch unterschiedlich
ausfallen, teilweise hängen sie von der Stärke der Überfunktion und auch von der
Persönlichkeit ab. Wie auch immer die Beschwerden genau ausfallen – Privatleben und
Beruf können erheblich darunter leiden. Wenn die psychischen Symptome im Vordergrund
stehen und die körperlichen Beschwerden nicht beachtet oder falsch eingeordnet werden,
kommt es sogar ab und zu vor, dass Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion erst in
der Psychiatrie landen, bevor sie die richtige Diagnose und Behandlung erhalten.
Ursachen und Auslöser der Überfunktion
Eine Überfunktion hat immer eine medizinische Ursache, die sorgfältig geklärt werden
sollte. Meistens ist dafür ein Termin bei einem Spezialisten sinnvoll, der sich die Sache
genauer ansehen und sie oft besser beurteilen kann als die meisten Hausärzte. Passende
Anlaufstellen sind die Nuklearmedizin und die Endokrinologie. Bei einer starken
Überfunktion sollten Sie nicht wochenlang auf einen Termin warten, sondern sich als
Notfall vorziehen lassen oder direkt die Schilddrüsen-Ambulanz eines Krankenhauses
aufsuchen. Details zur Diagnostik erfahren Sie in Teil 2 des Ratgebers.
Die beiden wichtigsten Verursacher einer Überfunktion sind heiße Knoten, die vor allem
bei älteren Menschen auftreten, und die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow, die
überwiegend Frauen trifft. Unbehandelt kann so eine Überfunktion massiv werden. Eine
leichte Überfunktion ist außerdem am Beginn der Krankheit Hashimoto-Thyreoiditis
möglich, langfristig gesehen bringt Hashimoto meistens eine Unterfunktion mit sich. Aus
der Ursache und dem Ausmaß der aktuellen Überfunktion ergibt sich, welche Behandlung
tatsächlich sinnvoll ist.
Zuerst zu den heißen Knoten, die auch auch fokale Autonomien oder autonome Adenome
genannt werden: Hier produzieren die betroffenen Bereiche der Schilddrüse verstärkt
Hormone, und zwar unabhängig (autonom) vom tatsächlichen Bedarf des Körpers.
Manchmal konzentriert sich das Problem nicht mehr auf einen oder wenige Knoten,
sondern erstreckt sich über die gesamte Schilddrüse. Dann sprechen Mediziner von einer
disseminierten Autonomie. Jodreiche Nahrung bringt bei einer Autonomie eine höhere
Hormonproduktion mit sich, und das kann Beschwerden der Überfunktion auslösen oder
verstärken. Die Hormonwerte im Blut können also bei einer Autonomie erheblich
schwanken. Jodarme Ernährung lindert das Problem, reicht aber meistens nicht als
alleinige Therapie aus.
Heiße Knoten und disseminierte Autonomien entwickeln sich meistens langsam über
Jahre hinweg. Es wird in der Medizin meistens angenommen, dass eine Autonomie als
Folge eines früheren Jodmangels entsteht. Allerdings können Autonomien auch
zusammen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis oder einem Morbus Basedow auftreten, die
beide nichts mit einem Jodmangel zu tun haben. Vermutlich spielen außer Jodmangel
auch noch andere Einflüsse eine Rolle.
Dagegen können Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow relativ plötzlich
ausbrechen und innerhalb weniger Wochen zu Beschwerden der Überfunktion führen.
Hashimoto und Basedow sind Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, die eng
miteinander verwandt sind, die Veranlagung dafür wird vererbt. Das bedeutet aber nicht,
dass es Erbkrankheiten sind und ein Mensch zwingend erkrankt, wenn die genetischen
Anlagen vorhanden sind. Wahrscheinlich braucht es einen Auslöser, damit Hashimoto
oder Basedow ausbricht.
Eine allzu jodreiche Ernährung könnte das Risiko dafür erhöhen. Ab welcher täglichen
Dosis das Spurenelement Jod tatsächlich zum Problem werden kann, lässt sich aber nicht
allgemein sagen – die Aussagen in der Fachliteratur sind widersprüchlich, und die
Empfindlichkeit könnte von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausfallen. Zumindest ist
hoch dosiertes Jod, zum Beispiel jodhaltiges Kontrastmittel, als Auslöser einer
Autoimmunerkrankung der Schilddrüse medizinisch anerkannt. Sogar auf die Haut
aufgetragenes Jod, etwa zur Desinfektion von Operationswunden, kann Schübe auslösen.
Auch einige andere Medikamente kommen als Trigger in Frage, vor allem Interferon und
Lithium. Denkbar ist auch, dass Infektionen mit Viren oder Bakterien eine gewisse Rolle
spielen.
Man liest außerdem häufig, dass Stress ein möglicher Auslöser des Morbus Basedow ist.
Diese These geht ursprünglich auf den bekannten Arzt Ferdinand Sauerbruch zurück: Im
ersten Weltkrieg beobachtete er als Militärarzt, dass viele Soldaten an Basedow
erkrankten, und erklärte sich das Phänomen mit den psychischen Belastungen des
Krieges. Allerdings haben Soldaten häufig Verletzungen, die auch damals schon mit Jod
behandelt wurden – das dürfte genügen, um so manchen Basedow-Schub auszulösen.
Womöglich wurde Sauerbruchs Behauptung von anderen Medizinern unkritisch
übernommen und zum Teil auf die Hashimoto-Thyreoiditis ausgedehnt. Diese These vom
auslösenden Stress wird auch wissenschaftlich untersucht, ist aber bisher weder eindeutig
bewiesen noch widerlegt. Deshalb ist es auch fragwürdig, Basedow und Hashimoto als
psychosomatische Krankheiten zu bezeichnen.
Basedow und Hashimoto brechen häufig in Zeiten hormoneller Umstellungen aus: In der
Pubertät, in den Monaten nach einer Geburt, in den Wechseljahren oder auch im
Zusammenhang mit der Anti-Baby-Pille. Das erklärt teilweise den hohen Frauenanteil
unter den Betroffenen, der bei über 80 Prozent liegt. Aber auch genetische Unterschiede
zwischen den Geschlechtern könnten hier eine Rolle spielen. Hinzu kommt, dass ein Teil
der Erkrankten und ihrer Angehörigen noch eine andere Autoimmunerkrankung haben.
In der Schwangerschaft ist auch unabhängig von einer Krankheit eine leichte Überfunktion
möglich. Der Hintergrund ist, dass Schwangerschaftshormone die Schilddrüse anregen,
damit der steigende Bedarf an Schilddrüsenhormonen in der Schwangerschaft gedeckt
wird. Manchmal schießt dieser Mechanismus auch bei gesunden Frauen etwas über das
Ziel hinaus. Behandlungsbedürftig wird eine solche Überfunktion aber nur selten.
Eine Überfunktion kann außerdem entstehen, wenn bei der Behandlung einer
Unterfunktion, eines Kropfs oder eines kalten Knotens Schilddrüsenhormone in zu hoher
Dosis eingenommen werden. Außerdem gibt es neben der Hashimoto-Thyreoiditis noch
einige weitere Entzündungen der Schilddrüse (Thyreoiditiden), die zwar nicht autoimmun
bedingt sind, aber ebenfalls mit einer Überfunktion beginnen können. Andere Ursachen
der Überfunktion, zum Beispiel Erkrankungen der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), sind
medizinische Raritäten.
In manchen medizinischen Texten werden Sie auf die Formulierung „Funktionsstörung der
Schilddrüse“ stoßen. Dabei handelt es sich einfach um einen Oberbegriff für die Unterund Überfunktion, mehr steckt nicht dahinter. Dass keine „Funktionsstörung“ vorliegt,
bedeutet aber nicht immer, dass die Schilddrüse völlig gesund ist. Deshalb wird dieser
missverständliche Ausdruck in diesem Ratgeber nicht verwendet.
Ursachen und Symptome der Unterfunktion
Vielleicht denken Sie beim Stichwort Unterfunktion zuerst an das viel beworbene
Spurenelement Jod. Doch bei der heute in Europa üblichen Ernährung bringt ein
Jodmangel allenfalls einen Kropf mit sich. Eine Unterfunktion (Hypothyreose) beruht
meistens auf einer Hashimoto-Thyreoiditis, die die Schilddrüse nach und nach zerstört,
sodass sie nicht mehr ausreichend Hormone liefert.
Aber auch im Lauf der Behandlung einer Überfunktion kann sich eine Unterfunktion
entwickeln: Eine häufige und vorübergehende Ursache ist eine Überdosierung von
Schilddrüsenhemmern. Eine Unterfunktion kann auch eintreten, nachdem eine
Schilddrüse per Operation verkleinert oder ganz entfernt wurde, ähnlich sieht es häufig
nach einer Radiojodbehandlung aus. Eine Unterfunktion wird mit Schilddrüsenhormonen
behandelt, die mit dem körpereigenen Original baugleich und fast immer gut verträglich
sind. Wenn das Problem nicht rechtzeitig behandelt wird oder die Hormondosis zu niedrig
gewählt ist, können sich Symptome der Unterfunktion entwickeln.
Die Schilddrüse stellt Hormone her, die für alle Zellen des Körpers wichtig sind. Bei einer
Unterfunktion (Hypothyreose) läuft der gesamte Stoffwechsel zu langsam ab, andere
Organe und Gewebe werden nicht mehr optimal versorgt. Gut bekannte Symptome sind
Trägheit und geringer Antrieb, Müdigkeit und erhöhtes Schlafbedürfnis. Oft nimmt das
Körpergewicht zu, obwohl die Essgewohnheiten nicht verändert wurden, und Diäten
schlagen auch bei konsequenter Anwendung nicht richtig an. Unabhängig vom Gewicht
frieren viele Menschen in der Unterfunktion stärker als früher und kommen mit Kälte nicht
mehr gut zurecht. Sogar die Körpertemperatur kann messbar absinken. Dennoch wachen
manche nachts oft schweißgebadet auf.
Der Herzschlag verlangsamt sich normalerweise, der Ruhepuls kann auf unter 60 Schläge
pro Minute sinken. Auch ein niedriger Blutdruck und Schwindel können vorkommen.
Andererseits sind Herzrasen oder hoher Blutdruck in der Unterfunktion nicht
ausgeschlossen. Eine Tendenz zur Verstopfung ist recht typisch. Erhöhte Blutfettwerte
kommen in der Unterfunktion recht häufig vor, werden aber nicht selten auf die Ernährung
geschoben. Auch die Leberwerte können sich verschlechtern, auch ohne Alkoholkonsum.
Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt allmählich ab, sowohl die Ausdauer als auch die
Muskelkraft. Auch verspannte und schmerzende Muskeln kommen vor, besonders im
Nackenbereich, ebenso Spannungskopfschmerz.
Die geistigen Leistungen werden meistens schlechter, besonders die Konzentration und
das Kurzzeitgedächtnis: Gut bekannte Namen und Begriffe liegen sozusagen auf der
Zunge, doch sie wollen den Betroffenen nicht einfallen. Außerdem kann eine Unterfunktion
die Reaktionszeit verlängern, was im Straßenverkehr gefährlich werden könnte. Es
müssen selbstverständlich nicht bei jedem betroffenen Menschen alle Symptome
auftreten. Und manche Probleme schleichen sich mit den Jahren fast unbemerkt in das
Leben ein.
Viele kleine Symptome werden üblicherweise nicht direkt mit der Schilddrüse in
Verbindung gebracht: Die Haut kann in der Unterfunktion trocken und schuppig werden
und sich leicht gelblich färben. Wenn sich verstärkt Muttermale bilden, könnte das auch
mit einer länger dauernden Unterfunktion zusammen hängen, sollte aber zusätzlich einem
Hautarzt gezeigt werden. Das Gesicht oder die Lider können etwas aufgequollen
aussehen, die Augen glanzlos, und die Augenbrauen können ausdünnen. Auch
Haarausfall kann vorkommen, Haare und Nägel wachsen langsamer als früher. Die
Stimme wird oft rau bis heiser, und die Sprechweise kann sogar etwas verwaschen
klingen. Sogar die Sehstärke kann sich verändern, ein Teil der Kurzsichtigen braucht in der
Unterfunktion eine stärkere Brille. Ohrgeräusche (Tinnitus) können ebenfalls vorkommen,
und das Gehör kann sich verschlechtern. Nachts schlafen Hände und Unterarme leichter
ein.
Häufig kommen seelische Beschwerden hinzu – eine Unterfunktion bringt oft depressive
Verstimmungen mit sich, auch ausgeprägte Depressionen sind möglich. Manche der
Erkrankten fühlen sich schneller emotional überfordert und reagieren labiler als früher.
Solche Reaktionen sind nicht immer leicht von Stimmungsschwankungen anderer Art zu
unterscheiden, und das erschöpfte Gefühl kann leicht für Burnout gehalten werden.
Weitere seelische Belastungen können indirekt durch vermindertes sexuelles Verlangen
(Libidoverlust) und bei Männern durch Potenzprobleme entstehen. Bei Frauen im
gebärfähigen Alter sind außerdem Zyklusstörungen häufig, die Periode kann sogar ganz
ausbleiben. Auch ohne offensichtliche Zyklusprobleme ist Unfruchtbarkeit möglich.
Teil 2: Diagnostik der Überfunktion
Ihre Laborwerte
Wenn Sie die bisher absolvierte Diagnostik und Behandlung der Schilddrüse besser
nachvollziehen und sich ein eigenes Bild machen möchten, sollten Sie sich Ihre
Laborwerte und sonstigen Befunde besorgen. Auch ältere Unterlagen können Sie sich
kopieren oder ausdrucken lassen, sofern die vorgeschriebene Aufbewahrungsfrist noch
nicht abgelaufen ist. Es ist Ihr gutes Recht, diese medizinischen Unterlagen zu erhalten,
und Sie brauchen sich für diesen Wunsch nicht rechtfertigen. Es kann allenfalls sein, dass
Sie eine kleine Summe für den Verwaltungsaufwand bezahlen müssen. Nur persönliche
Notizen zu Ihrem Fall müssen Ärzte nicht herausgeben.
Aktuelle Laborwerte sollten Sie möglichst mit demjenigen Arzt besprechen können, der die
Blutentnahme veranlasst hat. Beim Hausarzt kann das in der Sprechstunde geschehen,
Fachärzte vergeben oft einen Telefontermin. Die Blutprobe ins Labor zu senden und die
Schilddrüsenwerte dort messen zu lassen dauert übrigens nur einen Tag. Wenn sich die
Herausgabe und Besprechung der Werte wochenlang hinziehen, liegt das meistens an der
Organisation der Arztpraxis. Bei einer Überfunktion sind lange Wartezeiten aber nicht
akzeptabel.
Wenn Untersuchungen im Labor gemacht wurden, listet der Laborbogen die einzelnen
Messergebnisse auf. Es sollte auch angegeben sein, in welchen Einheiten (z. B. ng/dl
oder pmol/l) gemessen wurde, und welcher Referenzbereich für jeden Wert gilt. Der
Referenzbereich – manchmal auch Normalbereich oder Normbereich genannt – besagt,
welches Spektrum an Werten als normal definiert ist. Das hat wiederum mit der Stichprobe
an Blutproben zu tun, die für diesen Zweck statistisch ausgewertet wurden, und das kann
von Labor zu Labor verschieden sein.
Messergebnisse, die außerhalb des Referenzbereichs liegen, sind meistens
hervorgehoben dargestellt, zum Beispiel durch Fettdruck oder durch Plus- und
Minuszeichen vor auffälligen Werten. Ein Minus bedeutet also keinen Wert unter Null,
sondern einen Wert unterhalb des Referenzbereichs. Auch wenn alle Werte in der Norm
liegen, kann es sich lohnen, näher hinzusehen: In manchen Fällen können auch Werte
nahe der Ober- und Untergrenzen einen kritischen Blick wert sein. Leider achten nicht alle
Ärzte auf solche Feinheiten, sodass es sich oft lohnt, sich selbst in die Materie
einzuarbeiten.
(Ende der Leseprobe)
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Der Umfang des gesamten E-Books beträgt 278.000 Zeichen, also über 180 Normseiten.
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