Forschungspreis für Studie zum Neuroblastom - Kinder

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27.01.2017
Wachstum – oder spontane Rückbildung?
Forschungspreis für Studie zum Neuroblastom
Prof. Dr. Matthias Fischer, Leiter der Experimentellen Pädiatrischen Onkologie an der Uniklinik Köln,
erhält den mit 10.000 Euro dotierten Gerhard-Domagk-Preis 2016. Er bekommt den Preis für eine Arbeit
über das Neuroblastom, eine der häufigsten Krebsarten im Kindesalter. Die ausgezeichnete Studie
liefert einen Erklärungsmodell dafür, warum der Tumor oft aggressiv wächst – sich manchmal aber auch
ohne Behandlung zurückbildet. Der Preis wird heute (27.01.2017) an der Universität Münster verliehen.
In der ausgezeichneten Studie aus dem Jahr 2015 untersuchten Wissenschaftler der Klinik für
Kinderheilkunde an der Uniklinik Köln die genetischen Ursachen der unterschiedlichen
Krankheitsverläufe. Durch die Entschlüsselung der Erbinformation der Krebszellen entdeckten sie
genetische Veränderungen des Chromosoms 5 in 13 Prozent der Neuroblastome. Durch diese Mutation
kommt es zu einer veränderten Positionierung von steuernden genetischen Elementen in der
Erbinformation und hierdurch zu einer massiven Aktivierung des Gens TERT (Telomerase Reverse
Transkriptase).
Das Gen TERT codiert für ein Enzym (Telomerase), das maßgeblich zur Stabilisierung der
Chromosomenenden (Telomere) beiträgt. Telomere werden auch als die „molekulare Uhr der Zelle“
bezeichnet. In normalen Zellen des Körpers werden sie bei jeder Teilung verkürzt. Wird eine kritische
Länge unterschritten, führt der Telomer-Schwund zum Wachstumsstopp oder zum Zelltod. In
Stammzellen und den meisten Krebszellen dagegen wird die Länge der Telomere durch das Enzym
Telomerase oberhalb der kritischen Schwelle erhalten, so dass die Zellen quasi „unsterblich“ sind.
Die Kölner Wissenschaftler fanden heraus, dass Erbgutveränderungen des Gens TERT nur in aggressiv
wachsenden Neuroblastomen auftreten, und dass das Vorliegen dieser Mutation mit schlechten
Heilungschancen der Patienten verbunden ist. Sie beobachteten darüber hinaus, dass
Telomerverlängerungs-Mechanismen ein wesentliches Merkmal von Hochrisiko-Neuroblastomen
darstellen und in diesen durch unterschiedliche genetische Veränderungen aktiviert werden können.
Dagegen ließen sich solche Veränderungen in Neuroblastomen, die sich spontan zurückbilden, nicht
nachweisen.
„Unsere Studie hat gezeigt, dass das Verhalten des Tumors ganz wesentlich durch die Aktivierung von
Telomerverlängerungs-Mechanismen bestimmt wird: Sind diese vorhanden, kommt es zu einem
aggressiven Tumorwachstum; fehlen diese, bildet sich der Tumor im Verlauf spontan zurück. Diese
Erkenntnisse haben unser Verständnis der Neuroblastom-Entstehung fundamental verändert. In der
Klinik könnte der Nachweis von aktiven Telomerverlängerungs-Mechanismen im Tumor genutzt werden,
um den Krankheitsverlauf präzise vorherzusagen und die Behandlung der Patienten entsprechend
anzupassen“, so Prof. Fischer.
Darüber hinaus könnte die Entwicklung von Medikamenten, die das Enzym Telomerase hemmen, ein
vielversprechender neuer Therapieansatz für Patienten darstellen, deren Tumoren eine TERT-Aktivierung
aufweisen.
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