Das Fremde verstehen Ethische Herausforderungen im

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 AEM‐Jahrestagung 2015 Das Fremde verstehen Ethische Herausforderungen im interkulturellen Gesundheitswesen Frankfurt/M., 24.‐26. September 2015 (Do.‐ Sa.) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Ethik in der Medizin am Agaplesion Markus Krankenhaus, Frankfurt/M. und in Kooperation u.a. mit der Evangelischen Akademie Frankfurt e.V., der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, dem Katholischen Bildungs‐ und Kulturzentrum Haus am Dom, dem Diakonischen Werk für Frankfurt, dem Dr. Senckenbergischen Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Goethe Uni‐
versität Frankfurt und dem Gesundheitsamt Frankfurt/M. Call for Abstracts In einem Gesundheitssystem, das allen Menschen Zugang zu denselben Gesundheitsleistungen er‐
möglichen will, stellt der Umgang mit kultureller und religiöser Verschiedenheit eine große Heraus‐
forderung dar. Die Zahl der Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund ist erheblich gestie‐
gen und liegt in Großstädten wie z.B. Frankfurt/M. bei über 30 %. Krankenhäuser, stationäre Altenhil‐
feeinrichtungen und ambulante Dienste werden heute mit einer Vielzahl unterschiedlicher kultureller Lebenswelten konfrontiert, die sie dazu zwingen, ihre Strukturen zu überdenken und sich auf die Bedürfnisse dieser Vielfalt auszurichten. Dabei können unterschiedliche Wertvorstellungen zu ethi‐
schen Konflikten führen, die einer sensiblen Bearbeitung bedürfen. Diese Spannungsfelder werden u.a. im Ethik‐Unterricht aufgegriffen, weil sie Fragen nach den Grenzen der Selbstbestimmung, der Fürsorgepflicht und der gerechten Versorgung aufwerfen. Auf der Jahrestagung 2015 der Akademie für Ethik in der Medizin e.V. sollen ethische Fragen, die sich im Kontext eines multikulturellen Gesundheitswesens stellen, in anthropologischer, theologischer, sozial‐/kulturwissenschaftlicher, philosophischer, juristischer und historischer Perspektive neu diskutiert und damit Zugänge ermöglicht werden, das Fremde zu verstehen. Dabei soll – neben der Suche nach Lösungen – vor allem der Blick für Zugangsweisen geöffnet werden, die einen respektvol‐
len und sensiblen Umgang mit „dem Fremden“ überhaupt erst ermöglichen. Galt es vor Jahren noch sicherzustellen, dass der (fremdsprachige) Patient die Aufklärung des Arztes verstanden hat, so gerät zunehmend das Personal selbst in den Fokus: Gelingt es z.B. dem aus dem Ausland angeworbenen fremdsprachigen Arzt, den (deutschsprachigen) Patienten angemessen aufzuklären und sich mit den Kolleginnen und Kollegen im Team fachlich zu verständigen? Eine ethische Problemlinie verläuft so‐
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mit nach wie vor zwischen Behandlungsteam und Patient (Stichwort „kultursensible Pflege“), doch weitere Problemfelder kommen hinzu, da „alle“ betroffen sind, wenn unterschiedliche Vorstellungen von Gesundheit, vom Sinn einer Erkrankung und des Leidens, von Hoffnung und Heilung existieren und diese aufgrund der Divergenzen hohe Belastungen für die Ausrichtung der Arbeit auf ein ge‐
meinsames Ziel hin darstellen können. Durch die Beiträge für die Tagung soll die vielfältige Bedeutung und Tragweite für die individuelle, interkulturelle, interreligiöse und die soziale Ebene im Gesundheitswesen erhellt werden. Mögliche Themenschwerpunkte für die einzelnen Sektionen können unter den genannten Perspek‐
tiven sein: Grundsätzliche Fragen o
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Die Kulturen der Professionen: Wie lassen sich Gemeinsamkeiten und Spannungsfelder der jeweiligen Berufsstände (Standes„kulturen“) erkennen und verstehen? Die Religionen der Beteiligten: Welche Gemeinsamkeiten im Verständnis von Gesundheit, Krankheit und Heilung helfen bei der Lösung ethischer Konflikte und welche Divergenzen ru‐
fen ethische Konflikte erst hervor? Interkulturelle/interreligiöse Konflikte im Behandlungsteam: Wie erleichtern/erschweren kul‐
turelle/religiöse Unterschiede zwischen den Professionen (Ärzt/‐innen, Pflegekräfte, Mitar‐
beiter/‐innen) die Zusammenarbeit? Was gehört zur „Kultur“ des Helfens? Gibt es ein einheitliches Berufsethos der helfenden Be‐
rufe, das die Probleme der Interkulturalität überwindet? Verfeindete Nationen: Kann die Krankenversorgung auf ein ethisches Verständnis zurückgrei‐
fen, das eine Kultur eines mitmenschlichen Umgangs zwischen allen Beteiligten jenseits nati‐
onaler Konflikte ermöglicht? Müssen Angehörige von Gesundheitsberufen in ihrer Arbeit „neutral“ sein? Bis zu welchem Grad dürfen (und sollen) Angehörige von Gesundheitsberufen ihre eigene Re‐
ligion/Kultur leben? Welche kulturellen Deutungen von Gesundheit, Krankheit, Schicksal, Hoffnung und Heilung beeinflussen die ethische Entscheidungsfindung? Wie lassen sich ethische Konflikte im interkulturellen Behandlungsteam lösen? Katholisches Krankenhaus, jüdisches Altersheim, muslimischer Pflegedienst – Gehen konfes‐
sionsgebundene Einrichtungen mit kulturellen Fragen anders um? „Wir akzeptieren die kulturellen und religiösen Wertvorstellungen unserer Patienten“ – Wo stößt die Umsetzung dieses Leitbildes in einer Institution an seine Grenzen? Welche ethischen Fragen werden in Hinblick auf die Anwerbung von Pflegekräften und Ärzt/‐
innen aus dem Ausland aufgeworfen und welche Lösungen werden angeboten? Praxisprobleme und Vorstellung konkreter ethischer Lösungsschritte o
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„Herr Doktor, ich brauche ihre Chemotherapie nicht – Gott wird mich heilen!“ Konflikte bei der Ablehnung der Behandlung aus religiösen Gründen „Tun Sie alles! Gott wird entscheiden, wann mein Vater stirbt ...“ Zum Umgang mit Angehöri‐
gen in medizinisch aussichtslosen Situationen auf der Intensivstation Umgang mit großen Besuchergruppen: Wenn die Kultur den Patientenbesuch erfordert, die Einrichtung dafür jedoch nicht den „Raum“ bieten kann „Wir sind Anwälte des Patienten“: Kulturkonflikte zwischen den Professionen im Gesund‐
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Dürfen die Eltern bei der Reanimation ihres Kindes anwesend sein? – Zum Einfluss kultureller Wertvorstellung innerhalb der Gesundheitsprofessionen Wenn Angehörige das Essen mitbringen… Wer bezahlt den Dolmetscher? Probleme des Übersetzens… Gesundheitliche Versorgung von Asylbewerbern und Folteropfern „Fälle, die uns nicht schlafen lassen“ – Schwierige Entscheidungskonflikte neu betrachtet Abstracts (max. 300 Wörter) für freie Vorträge und Posterpräsentationen können bis zum 28. Febru‐
ar 2015 bei der Geschäftsstelle der AEM in Göttingen eingereicht werden. Die Begutachtung erfolgt durch ein anonymes peer review nach den Kriterien thematische Einschlägigkeit, ethische Relevanz, Originalität und wissenschaftliche Qualität. Es besteht auch die Möglichkeit, Konzepte (max. 500 Wörter) für 90‐ oder 120‐minütige Workshops für eine der Parallelsitzungen einzureichen. Aus der Darstellung der Gesamtkonzeption und der Me‐
thodik des Workshops sollte die Begründung für die Wahl dieses besonderen Formats hervorgehen. Die Abstracts sollen im Dateiformat kompatibel mit Word für Windows sein und Namen, Institution und Adresse der Autorin/des Autors, Titel des Vortrags sowie eine Darstellung der Fragestellung, Methodik und Ergebnisse enthalten. Abstracts für die Workshops sollten neben den Angaben zur Person des/der Vorschlagenden Titel, Thema, Methodik und ggf. Referenten benennen. Der Eingang des Abstracts wird bestätigt; die Autorinnen und Autoren werden bis zum 15. April 2015 über die Annahme ihres Abstracts informiert. Nachwuchspreis für den besten Vortrag Bereits zum zweiten Mal wird auf der Jahrestagung ein Nachwuchspreis für den besten Vortrag ver‐
geben. Der Preis ist mit € 500,‐ dotiert. Bewerberinnen/Bewerber sollten nicht älter als 39 Jahre und noch nicht habilitiert sein. Liegt eine abgeschlossene Doktorarbeit vor, sollten seit dem Promotions‐
datum maximal 5 Jahre vergangen sein. Eine Verlängerung dieser Frist z.B. aufgrund von Kindererzie‐
hung oder Berufstätigkeit außerhalb der Wissenschaft kann auf Anfrage geltend gemacht werden. Bewerberinnen/Bewerber werden gebeten, ergänzend zum Abstract die „Erklärung zum Nachwuchs‐
preis“ einzureichen, die auf der Homepage der AEM (www.aem‐online.de) zum Download zur Verfü‐
gung steht. Die Auswahl der Preisträgerin/des Preisträgers erfolgt durch ein Preiskomitee. Die Verleihung des Preises erfolgt am 26. September 2015 im Rahmen der letzten Plenarsitzung. Während der Tagung wird eine Kinderbetreuung angeboten. Kontaktadresse der AEM: Geschäftsstelle der Akademie für Ethik in der Medizin e. V., Humboldtallee 36, D‐37073 Göttingen, Tel.: +49 (0)551 39‐9680, Fax: +49 (0)551 39‐33996, E‐Mail: abstracts@aem‐online.de 
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