Das_Fest_Allerheiligen

Werbung
Das Fest Allerheiligen
In der Evangeliumslesung des Allerheiligensonntags hören wir vom Bekennen und Verleugnen
des Gottessohnes. Diese Gegenüberstellung ist
eine christliche, in der damaligen Zeit ganz neue
Art von Gott zu reden. Entweder jemand „bekennt“ ihn, den Jesus von Nazareth, als den Messias und Gottessohn, oder man „verleugnet“ ihn.
Eine dritte Möglichkeit dazwischen gibt es nicht.
Es geht um die Annahme oder Ablehnung der Offenbarung Gottes in Jesus Christus mit den Folgen
Bis ins Jüngste Gericht, der Aufnahme des Menschen in das Reich Gottes oder seines Ausschlusses davon. Das „Bekennen“ unterscheidet sich
von dem „Verleugnen“ durch einen winzigen Zusatz. Das „Bekennen“ wird ergänzt durch die
Worte „in mir“. D. h. das Bekennen des Herrn
schließt ein das In-Christus-Sein, d. h., da die
Kirche der Leib Christi ( 1. Kor 12 ) ist, die Zugehörigkeit zur Kirche. Bekennen ist nicht Sache
des Einzelnen, sondern die Bezeugung des Evangeliums in der Gemeinschaft mit der Kirche. Dieses Verständnis des Bekennens wird bestätigt
durch die christliche Neuschöpfung dieses Wortes
im Griechischen. Die wörtliche Übersetzung des
griechischen Verbs ins Deutsche heißt: „gemeinsam sprechen“, gemeint ist der liturgische Akt des
gemeinsamen Aufsagens des Glaubensbekenntnisses. - Das Bekenntnis zu Jesus Christus als
dem Messias erschöpft sich jedoch nicht in dem
liturgischen Akt, sondern umfasst das ganze Leben des Christen im Beten, Fasten, öffentlichen
Zeugnis des christlichen Glaubens in Wort und
Tat und stets verbunden mit der christlichen Näch
-stenliebe, die dem Zuhörer die Annahme der
Glaubensinhalte auf ihn ausgerichtet ermöglicht.
Das Bekennen des Glaubens gehört zum Alltag
des christlichen Lebens auch der Heiligen und
umfasst ein hohes Engagement im persönlichen
Leben, als auch im offiziellen Handeln der Kirche
in Liturgie und sozialem Wirken in der Gesellschaft. - Die Gesinnung zu diesem Handeln wird
in den folgenden Versen noch zugespitzt: „Wer
Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner
nicht wert. Wer Sohn oder Tochter mehr liebt als
mich, ist meiner nicht wert“ ( Mt 10,37 ). Damit
ist ausgesagt, dass die Beziehung des Menschen
zu Gott, zu seinem Sohn, den Vorrang hat vor den
menschlichen Bindungen an die Familie. Dieser
Text wird auch bei der Mönchsweihe verlesen und
macht den anwesenden Eltern in drastischer Wiese deutlich, wie sie ihren Sohn sozusagen an die
monastische Gemeinschaft abgeben. Diese Stufen
des Engagements für und der Hingabe an Gott, die
zum Leben der großen Heiligen gehören, wird im
folgenden Vers noch ein weiteres mal zugespitzt:
„Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir
nachfolgt, ist meiner nicht wert“ ( Mt 10,38 ). Mit
dieser Aussage ist nicht nur die Aufsichnahme gewisser Beschwernisse gemeint, wie der deutsche
Ausdruck meist zu verstehen ist, sondern im wörtlichen Sinn der römischen Hinrichtungspraxis.
Hier spricht der Herr von der Nachfolge bis in den
Märtyrertod, und dieses Wort bezeichnet das
Zeugnis für den Glauben selbst mit dem Tod, um
dem Verleugnen des Glaubens mit der Hingabe
des eigenen Lebens eine definitiv letzte Absage zu
erteilen. Einsatz für den Glauben, Verlassen der
Familie und Freundschaft bis zum Opfer des eigenen Lebens sind die Kennzeichen des Lebens vieler Heiligen. Der Herr selbst hat dieses Zeugnis in
allen drei Arten abgelegt und die Heiligen sind
ihm auf diesem Weg der Heiligung nachgefolgt.
Wie soll unsere Nachfolge aussehen, wo wir weder unter Foltern noch unter Verfolgung leiden?
Bleibt unser Leben ohne Heiligung, wenn wir in
geordneten , ruhigen staatlichen Verhältnissen
leben und sich keine Martyriumssituation bietet?
Das griechische Wort „martyria“ umfasst mehr
als Folter, Leiden und Tod; es meint diese einschließend ganz allgemein das Zeugnis für Gott
nicht nur in der Verfolgung, sondern auch im unangefochtenen Glaubensleben. Dieses Bezeugen
des Glaubens besteht aus den einfachsten Diensten in der Kirche, im Kerzenopfer, im Prosphorenbacken, in Krankenbesuchen, Anzünden der Öllampen und vielem anderen. Wer all dies tut gehört zur gro0en Schar der unbekannten Heiligen,
derer gerade an diesem Fest gedacht werden soll.
Jeder Christ ist zur Heiligung berufen, weil Christus Mensch geworden war und gerade damit gezeigt hat, dass der Mensch diesen Zeugendienst
leisten kann.
Priester Johannes R. Nothhaas,
Orthodoxe Gemeinde Hl. Christophorus
Mainz, Tel.: 06131 – 35.9.25
Herunterladen