Download: Bemerkungen zur Systemische Theorie und Therapie

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Systemische Theorie – Systemische Therapie (zirkuläres Fragen)
Grundannahmen der Systemischen Theorie
1. In einem sozialen System kann/muss alles gezeigte Verhalten immer (auch) als
kommunikatives/interaktives Angebot verstanden werden: Verhaltensweisen, Symptome, Krankheiten,
Formen von Gefühlsausbrüchen etc. sind nicht nur als im Menschen ablaufende Ereignisse zu sehen,
sondern sie haben immer auch eine Funktion/Bedeutung/Aussage/Botschaft in den wechselseitigen
Beziehungsdefinitionen. („Man kann nicht nicht kommunizieren.“)
2. Jedes Gefühl, jede Beziehung ist eine Botschaft an den anderen.
3. Ein Symptom, ein Problem, eine Krankheit sind keine Dinge, sondern Prozesse, gebildet durch
Handlungen und Kommunikation verschiedener Personen.
4. Menschen, die innerhalb eines System ein Symptom, eine Problem, eine Krankheit zeigen, nennt man
Symptomträger. Im Verständnis der Systemischen Theorie ist dieses Symptom nicht als „Ergebnis“ eines
im Menschen ablaufenden Prozesses (also als persönliche Erkrankung), sondern als
„Ergebnis“/Kennzeichen einer Störung (Erkrankung) des Systems zu interpretieren. Diese Systemstörung
kann durch Beziehungsstörungen, Kommunikationsstörungen, unterschiedliche Wirklichkeitsdefinitionen
etc. hervorgerufen werden. Der Symptomträger signalisiert dem System dessen Störung, Erkrankung:
Nicht der Symptomträger ist (aus sich heraus) krank, sondern das System ist krank, was dann bei
Mitgliedern des Systems zu verschiedenen Krankheitsbildern führen kann.
Systemische Therapie: Die Methode des Zirkulären Fragens
1. Die Systemische Therapie verfolgt das Ziel, die im System verborgenen Ursachen für diese
Beziehungsstörungen, diese Kommunikationsstörungen, die unterschiedlichen Wirklichkeitsdefinitionen
„aufzudecken“. Dazu wird u.a. die Methode des Zirkulären Fragens angewandt.
2. Die Methode des Zirkulären Fragen geht von folgenden Annahmen aus:
a) Fragen zu stellen ist nicht nur eine Art der Informationsgewinnung, vielmehr wird immer gleichzeitig
auch Information geschaffen/generiert.
b) In jeder Frage versteckt sich nämlich auch eine implizite Aussagen, die die gewohnte Art, wie in dem
System (z. B. Familie) die Dinge gesehen werden, potentiell verstören kann.
c) Daher kann es interessanter sein, diese kommunikativen Bedeutungen sichtbar zu machen, als den
Menschen ausführlich nach seinen eigenen Empfindungen zu befragen! In der Systemischen Therapie,
beim Zirkulären Fragen, wird (eher) nicht direkt gefragt: „Wie fühlst du dich?“, sondern es wird jemand
anderes gefragt: „Was denkst du, wie dein Partner (dein Kind etc.) sich fühlt?“ (Diade) oder die Frage an
einen dritten gestellt: „Wie siehst du die Beziehung zwischen X und Y?“ (Triade)
d) Mit dieser Fragetechnik entstehen neue Informationen im System. Bei allen Beteiligten werden so neue
Sichtweisen und Denkprozesse angeregt.
e) Diese Art der Informationssammlung fragt nach Mustern (Kommunikationsmustern,
Beziehungsmustern etc.), nicht nach Dingen (Symptomen, Krankheitsbildern etc.).
f) Beziehungsmuster/-prozesse werden deutlich, ohne dass man sich in inhaltliche Auseinandersetzungen
verwickelt (z. B. wer evtl. recht hat o.Ä.).
g) Mit jeder Zirkulären Frage wird auch ein Angebot zum Einnehmen einer Außenperspektive auf das
eigene soziale System gemacht. Das Klientensystem wird damit herausgefordert, die „Wirklichkeit“ nicht
in den gewohnten Perspektiven zu beschreiben, was ja zu der Störung geführt hat, sondern die
Systemmitglieder (z. B. Familienmitglieder) geben einander in ihren Antworten indirekt Rückmeldung
und klären auf diese Weise ihre Vermutungen übereinander ab.
3. Die Zirkulären Fragen beziehen sich i. W. auf zwei große Inhaltsbereiche: (1) Fragen zur
Wirklichkeitskonstruktion/Gegenwartsfragen und (2) Fragen zur
Möglichkeitskonstruktion/Zukunftsfragen.
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