Heilkräuter Teil 3

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JAGDHUNDE
IM JAGDREVIER
Heilkräuter 
Während man sich früher oft auf die
Wirkung von Pillen, Salben oder
anderer Arzneien, die der Arzt verschrieb,
verließ, werden diese heute immer mehr
hinterfragt. Dies betrifft nicht nur den Jäger,
sondern auch den Jagdhund. – Alternativen aus
der Natur, 3. und letzter Teil.
Dr. Gabriele Lehari
I
n den ersten beiden Teilen
dieser Serie wurden bereits
Brennnessel, Rosmarin, Löwen­
zahn, Weißdorn, Kamille, Hirten­
täschel, Himbeere, Salbei, Spitz- und
Breitwegerich so­
wie Thymian vorge­
stellt. Die Heil­
kräuter Holunder,
Melisse, Pfefferminze, Schafgarbe, Hei­
delbeere, Baldrian, Augentrost und Ha­
gebutte schließen diese Serie ab.
Holunder
Sammelzeit: Juni bis Juli und Septem­
ber bis Oktober.
Der Holunder (Sambucus nigra) ist ein
fast allgegenwärtiger bis zu 7 m hoher
Strauch, der vor allem auf feuchtem
Boden gut gedeiht. Bei den Kelten galt
der Holunder als heiliger Baum, bei
den Germanen war er der Göttin Holla
geweiht, die wir als „Frau Holle“ aus
Märchen kennen. Als Heilarznei ist der
Holunder seit der Antike bekannt.
Die wirksamen Inhaltsstoffe be­
finden sich sowohl in den Blüten als
auch in den Beeren. Die Blütezeit ist
im Juni und Juli, die Beeren werden
im September und Oktober geerntet.
Holunder ist reich an ätherischen Ölen
und Flavonoiden sowie Vitamin C,
B-Vitaminen und Folsäure.
Holunder gilt als blutreinigend,
blutstillend, entzündungshemmend,
schmerzlindernd, anregend, harn­
treibend, krampflösend, schleimlösend
und stärkend. Er soll auch Viren und
Pilze abtöten können. Sowohl aus
den Blüten als auch aus den Beeren
wird Tee zubereitet, der innerlich und
äußerlich angewendet werden kann.
Innerliche Anwendung:
bei akuten und chronischen fieber­
€€
haften Erkältungskrankheiten und
grippalen Infekten, wie Bronchitis
und Husten, Schnupfen, Nasen­
nebenhöhlen- und Stirnhöhlen­
entzündung sowie hartnäckigen
Verschleimungen
€€bei Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
und Verstopfung
€€bei Nieren- und Blasenleiden
€€bei Nervenentzündungen, Neural­
gien, Gicht, Rheuma und Ischias­
beschwerden
bei (alters)schwachen Hunden,
€€
um den Stoffwechsel anzuregen und
das Immunsystem zu stärken
Äußerliche Anwendung:
Kalter Holunderblütentee eignet sich
zur Kühlung von Verbrennungen und
lindert Hautentzündungen, Ekzeme
und Schwellungen. Für Holunder­
blütentee 2 TL getrocknete Holunder­
blüten mit ¼ l heißem Wasser über­
gießen, 10 Minuten zugedeckt ziehen
lassen, anschließend abseihen und
abkühlen lassen.
Für Holunderbeerentee 1 EL ge­
trocknete Holunderbeeren mit ¼ l
Wasser über Nacht einweichen.
Morgens das Wasser mit den Beeren
kurz auf­
kochen, etwa 10 Minuten
zugedeckt ziehen lassen, anschließend
abseihen und abkühlen lassen.
Dosierung pro Tag: Für Hunde bis
5 kg zweimal 1 TL, bis 15 kg zweimal
1 EL, bis 30 kg zweimal 1–2 EL, über
30 kg zweimal 2–3 EL.
Melisse
Sammelzeit: Juni bis Juli.
Die Melisse (Melissa officinalis) stammt
ursprünglich aus dem Mittelmeerraum
und wurde dort bereits in der Antike
als Heilmittel verwendet. Der bis zu
90 cm hohe Halbstrauch ist eine dank­
bare Gartenpflanze und versorgt uns
jedes Jahr aufs Neue mit den aroma­
tischen Blättern, die auch als Gewürz
verwendet werden. Zerreibt man die
Blätter in der Hand, verströmen sie
einen zitronenartigen Duft, daher
wird die Pflanze auch Zitronenmelisse
genannt.
Die Blätter sollten vor der Blüte im
Juni oder Juli geerntet werden, da sie
sonst bitter werden. Melisse ist verdau­
ungsfördernd, appetitanregend, anti­
bakteriell sowie virus- und pilz­
hemmend. Sie beruhigt und hilft auch
bei nervösen Herzbeschwerden.
Innerliche Anwendung:
bei Appetitlosigkeit und
€€
Magen-Darm-Störungen
Schwarzer Holunder –
oben Blüte, unten Früchte.
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FOTOS SCIS65, DABJOLA, WWW.FOTOSEARCH.DE
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Für die heilenden Eigenschaften
der Pfefferminze sind vor allem
die ätherischen Öle verantwortlich.
FOTO HSAGENCIA, WWW.FOTOSEARCH.DE
bei Gallenleiden und Gallenstau
€€
bei Erkältungskrankheiten, Husten,
€€
viralen und bakteriellen Infekten
bei Unruhezuständen, Angst­
€€
zuständen und Hyperaktivität als
mildes Beruhigungs­mittel
bei nervösen Herzbeschwerden
€€
und Kreislaufschwäche
bei älteren Tieren mit einer
€€
Herzschwäche
bei Reisekrankheit, vor Ausstellun­
€€
gen und Turnieren als beruhigendes
Tonikum
bei Milchstau
€€
Verwendet wird der Tee. Hierfür 2–3 TL
klein geschnittene Melisseblätter mit
l kochendem Wasser übergießen,
¼ 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen
und anschließend abseihen und ab­
kühlen lassen.
Dosierung pro Tag: Für Hunde bis
5 kg zweimal ½ TL, bis 15 kg zweimal
1 EL, bis 30 kg zweimal 1 ½–2 EL, über
30 kg zweimal 2–2 ½ EL.
Äußerliche Anwendung:
bei Insektenstichen
€€
bei Wunden und Geschwüren
€€
bei Blutergüssen und Quetschungen
€€
bei Herpesviren
€€
bei Parasitenbefall
€€
bei nervösen Beschwerden vor
€€
und nach der Läufigkeit
Hierfür tränkt man ein Baumwolltuch
mit Melissentee und legt es auf die
betroffene Stelle. Zur Stärkung des
herzkranken alten Hundes kann man
regelmäßig etwa 3–4 kleine Blättchen
fein zer­kleinert unters Futter mischen.
Pfefferminze
Sammelzeit: Juni bis Juli.
Die Pfefferminze (Mentha arvensis x
piperita) entstand aus Kreuzungen
zwischen wilder Bachminze und
Krauseminze. Typisch ist der intensive
Duft, der sich entfaltet, wenn man die
Blätter zerreibt. Die Pfefferminze
wird als winterharte Staude 30–90 cm
hoch und als Gewürz- und Heilpflanze
kultiviert. Auch im eigenen Garten
gedeiht sie prächtig, sodass im Sommer
reichlich geerntet werden kann. Die
Blätter sollten im Frühsommer, also
Juni und Juli, vor der Blüte gesammelt
werden. Viele andere Minzearten haben
ähnliche Wirkungen wie die Pfeffer­
minze und können daher auch ver­
wendet werden.
Für die heilenden Eigenschaften
der Pfefferminze sind vor allem die
ätherischen Öle verantwortlich. Sie
wirken antibakteriell, keimtötend,
desinfizierend, beruhigend, entzün­
dungswidrig, krampflösend, schmerz­
stillend, appetitanregend, durch­
blutungsfördernd, schleimlösend und
abstillend.
Innerliche Anwendung:
bei Appetitlosigkeit
€€
bei krampfartigen und schmerz­
€€
haften Beschwerden im Magen-­
Darm-Bereich
bei Magen- und Darm­ent­zün­
€€
dungen
bei nervösen Verdauungs­
€€
beschwerden
bei Erbrechen und Durchfall
€€
bei Darmparasiten und -hefen
€€
bei Erkältung, Schnupfen, Grippe
€€
bei Nervenschmerzen und nervöser
€€
Unruhe
zur Stärkung des Immunsystems
€€
Die Pfefferminze wird
vor allem als Tee ver­
wendet. Hierfür 1 EL ge­
trocknete Pfefferminzblätter
(oder 4–5 frische Pfeffer­
minzblätter) mit heißem
Wasser aufgießen, 10 Mi­
nuten zugedeckt ziehen
lassen, anschließend abseihen
und abkühlen lassen.
Pfefferminztee kann zimmerwarm
unters Futter gemischt werden, sollte
aber nicht über längere Zeit verab­
reicht werden. Manche Hundewelpen
vertragen die Pfefferminze nicht,
deshalb sollte man den Tee sicherheits­
halber nur erwachsenen Hunden
geben.
Dosierung pro Tag: Für Hunde bis
5 kg zweimal ½ TL, bis 15 kg zweimal
½ TL, bis 30 kg zweimal 1 TL, über 30 kg
zweimal 1 TL.
Pfefferminze und Homöopathie
vertragen einander nicht, daher sollte
sie nicht während einer homöopathi­
schen Behandlung gegeben werden.
Schafgarbe
Sammelzeit: Juni bis Oktober.
Die Schafgarbe (Achillea millefolium)
verdankt ihren wissenschaftlichen
Namen dem griechischen Helden
Achilles, der seine Verletzung an der
„Achillesferse“ auf Rat der Göttin
Aphrodite mit Schafgarbe behandelte.
Die Schafgarbe ist eine mehrjährige,
ausdauernde Pflanze, das heißt ein Teil
der Blätter bleibt sogar im Winter
oberhalb der Erdoberfläche. Als wert­
volle Heilpflanze wurde sie für die
Verdauungsorgane und Frauenleiden
eingesetzt. Verwendet werden die
Blütenstände oder das gesamte Kraut.
Hauptwirkstoffe der Schafgarbe
sind ätherische Öle, Bitter- und
Gerbstoffe sowie ein hoher Gehalt an
Mineralstoffen.
Die Schafgarbe ist bekannt für ihre
blutreinigende, blutstillende und
krampflösende Wirkung. Sie wirkt
Melisse ist verdauungsfördernd,
appetitanregend, anti­bakteriell
sowie virus- und pilzhemmend.
FOTO AVIAVLAD, WWW.FOTOSEARCH.DE
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JAGDHUNDE
IM JAGDREVIER
auch gefäßtonisierend, sekretions­
fördernd, antimikrobiell, verdauungs­
fördernd und appetitanregend. Auch
verschiedene Tierarten wissen instink­
tiv die blutstillende und verdauungs­
fördernde Wirkung der Schafgarbe zu
nutzen.
Innerliche Anwendung:
bei Appetitlosigkeit
€€
bei Magen- und Darmerkrankun­
€€
gen, Verstopfung
bei mangelnder Magensaft­
€€
produktion und Gallenflüssigkeit
als sekretionsanregendes Mittel
bei nervösen Zuständen zur
€€
Beruhigung
bei inneren Blutungen von Nase,
€€
Lunge, Darm, Gebärmutter und
Niere
bei Blut- und Kreislaufbeschwerden
€€
Das Schafgarbenkraut bzw. die Blüten
werden getrocknet oder frisch zer­
kleinert unter das Futter gemischt.
Dosierung pro Tag: Für Hunde bis
5 kg 1 TL, bis 15 kg 1 EL, bis 30 kg
1–2 EL, über 30 kg 2–4 EL.
Alternativ kann auch Tee mit dem
Futter verabreicht werden. Hierfür 1 EL
getrocknetes Kraut (Blättchen) oder
Blüten mit ¼ l kochendem Wasser
übergießen, 15 Minuten zugedeckt
ziehen lassen, anschließend abseihen
und abkühlen lassen.
Dosierung pro Tag: Für Hunde bis
5 kg zweimal ½ TL, bis 15 kg zweimal
1 TL, bis 30 kg zweimal ½–1 EL, über
30 kg zweimal täglich 1–2 EL. Die
Schafgarbe regt die Gebär­
mutter­
tätigkeit an und darf keiner trächtigen
Hündin gegeben werden.
Äußerliche Anwendung:
bei akuten Verletzungen als
€€
Erste-Hilfe-Mittel und zur Wundbe­
handlung, um die Blutung zu stillen
bei Ekzemen
€€
bei Erkrankungen im Anal- und
€€
Genitalbereich, Afterjucken
bei wunden Zitzen beim säugenden
€€
Tier
Hierfür die Schafgarbe quetschen und
auf die blutende Wunde legen. Man
kann bei kleinen Wunden auch den
Tee zur äußerlichen Anwendung ver­
wenden, dann sollte er aber mit der
doppelten Menge an Kraut zubereitet
werden.
Heidelbeere
Sammelzeit: Juni bis August.
Als Heilpflanze ist die Heidelbeere
(Vaccinium myrtillus), auch Blaubeere
genannt, seit dem Mittelalter bekannt.
Die Pflanze ist ein kahler, verzweigter
Strauch, der bis zu 50 cm hoch wird.
Aus den Blattwinkeln entspringen im
Frühjahr rosafarbene, glockenförmige
Blüten, aus denen im Sommer die
blauschwarzen Beeren reifen. Ver­
wendet werden die Blätter und
die Früchte. Heidelbeeren wirken
blutzucker­senkend, antibakteriell, im­
munstärkend und entzündungs­
hemmend, zudem auch wundheilend
und blutstillend. Am bekanntesten ist
wohl die Anwendung bei Durchfall.
Heidelbeeren enthalten sehr viele
Gerbstoffe, welche die Schleimhäute
zusammenziehen, wodurch die Erreger
nicht in die Darmschleimhaut gelangen
und keine wichtigen Nährstoffe und
Wasser verloren gehen.
Innerliche Anwendung:
bei Durchfallerkrankungen
€€
bei Verdauungsstörungen mit
€€
starken Gärungsvorgängen
bei Magenschleimhautentzündungen
€€
bei akuten und chronischen
€€
Darmentzündungen
Heidelbeeren.
FOTO LARINEB, WWW.FOTOSEARCH.DE
gegen Maden- und Spulwürmer
€€
zur Unterstützung bei Diabetes
€€
bei Katarakt, zur Verbesserung der
€€
Durchblutung der Netzhaut
zur Unterstützung der Durch­
€€
blutung
bei Blasenentzündungen, Blasen­
€€
reizungen
bei Erschlaffung der Blase beim
€€
alten Tier
bei Rheuma, Gicht und Gelenks­
€€
entzündungen
Äußerliche Anwendung:
bei Entzündungen im Maul€€
und Rachenbereich
bei Zahn- und Zahnfleisch­­
€€
problemen
bei Geschwülsten am Zahnfleisch­
€€
rand
bei juckenden Hautausschlägen,
€€
Ekzemen und Geschwüren
Verwendet wird ein Tee aus Früchten
oder Blättern. Hierfür 1–2 TL getrock­
nete Blätter oder 2 TL getrocknete
Früchte mit ¼ l kochendem Wasser
übergießen, 10 Minuten ziehen lassen,
anschließend abseihen und abkühlen
lassen.
Dosierung pro Tag: Für Hunde bis
5 kg zweimal 1 TL, bis 15 kg zweimal
2 TL, bis 30 kg zweimal 1–2 EL, über
30 kg zweimal 2–4 EL.
Der Tee sollte nicht über einen
langen Zeitraum, sondern nur bei
akuten Beschwerden gegeben werden.
Baldrian
Sammelzeit: Juli bis August.
Beim Baldrian (Valeriana officinalis)
deutet schon der lateinische Name
„Valeriana“, was „gesund sein“ oder
„kräftig“ bedeutet, auf seine Heilkraft
hin. Die mehrjährige Pflanze mit den
hochragenden, kantigen Stängeln wird
bis zu 1,5 m hoch. In Europa gedeiht
Baldrian an Gräben und Bachläufen.
Verwendet werden die Blüten, die im
Die Schafgarbe ist bekannt für ihre blutreinigende, blutstillende und
krampflösende Wirkung.
FOTO DABJOLA, WWW.FOTOSEARCH.DE
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Juli/August gepflückt werden, sowie
die Wurzeln, die am besten im Oktober
gesammelt werden. Die für den
Baldrian typischen Bitterstoffe wirken
in Kombination mit den ätherischen
Ölen bei Konzentrationsschwäche an­
regend und gleichzeitig bei Erregung,
Angst oder Unruhe beruhigend.
Innerliche Anwendung:
bei Nervosität, Unruhe,
€€
Hyperaktivität
bei Angst und Unruhezuständen
€€
vor Prüfungen, Ausstellungen oder
Tierarztbesuchen, Reisekrankheit
bei Erschöpfungszuständen,
€€
Überanstrengung
bei Gleichgewichtsstörungen
€€
bei nervösen Magen-Darm€€
Beschwerden
bei nervösen Herzbeschwerden
€€
bei nervöser Reizblase
€€
bei Rückenschmerzen, Verspan­
€€
nungen und Halswirbelsyndrom
Baldrian kann als Pulver oder Tee ge­
geben werden. Der Tee kann auch aus
Baldrianblüten auf übliche Weise her­
gestellt werden, die Wirkung ist jedoch
nicht so intensiv wie die der Wurzel.
Der Baldrianwurzeltee wird wie
folgt zubereitet: 2 TL getrocknete oder
frische Baldrianwurzel mit kochendem
Wasser übergießen, etwa 10 Stunden
ziehen lassen und anschließend ab­
seihen. Der bittere Tee kann mit Honig
gesüßt werden und sollte vor der An­
wendung leicht erwärmt werden. Für
ältere Hunde mit Herzschwäche eignet
sich der Baldriantee ganz besonders.
Dosierung pro Tag: Für Hunde bis
5 kg zweimal ½ TL, bis 15 kg zweimal
1 TL, bis 30 kg zweimal 1 EL, über 30 kg
zweimal 1–2 EL. Baldrianpulver, gewon­
nen aus getrockneten Wurzeln, gibt
man täglich (je nach Körpergewicht
1 Messerspitze bis ½ TL) ins Futter.
Augentrost
Sammelzeit: Juli bis Oktober.
Augentrost (Euphrasia officinalis) ist
ein kleines, blühendes Kraut, das von
Beim Baldrian werden
sowohl die Blüten als
auch die Wurzeln
ver ­wendet.
FOTO JOPELKA, WWW.FOTOSEARCH.DE
Funktion
und
Tradition
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JAGDHUNDE
IM JAGDREVIER
Juli bis Oktober gesammelt werden
kann. Wie kleine leuchtende Augen mit
großen Wimpern erscheinen die zarten
weißen, gelb und blauviolett gemuster­
ten Blüten. Aber nicht nur deswegen
hat diese Pflanze ihren Namen er­
halten, denn sie hilft bei Augen­
entzündungen – sie „schenkt den
Augen Trost“. Verwendet wird das
ganze Kraut mit den Blüten.
Die Inhaltsstoffe der Pflanze
wirken entzündungshemmend und
anti­bakteriell. Sie sind durchblutungs­
fördernd, abschwellend und schmerz­
lindernd. Gerb- und Bitterstoffe wirken
außerdem verdauungsfördernd und
appetitanregend.
Bei Augenerkrankungen jeder Art,
besonders aber bei Bindehautent­
zündungen und allergischen Reakti­
onen hat sich Euphrasia bewährt. Es
lindert geschwollene und rote Lider,
eitrige oder tränende Augen, Schmer­
zen (der Hund kratzt sich ständig)
sowie Lichtempfindlichkeit (ständiges
Blinzeln). Gegen Augenerkrankungen,
häufig auch verbunden mit Niesen und
wässrigem Schnupfen, wird Augentrost
äußerlich angewendet. Hierfür sind am
besten die in der Apotheke erhältlichen
Tropfen geeignet, da man vor allem bei
den Augen sehr auf die Hygiene achten
muss, um weitere Infektionen zu
vermeiden. 1–3 Tropfen werden mehr­
mals täglich in den Bindehautsack
geträufelt. Aus den Tropfen lässt sich
auch mit warmer Kochsalzlösung
eine Spülung zubereiten, die
mehrmals täglich ange­
wendet wird.
Augentrost
kann
aber auch in Form von
Tee innerlich ange­
wendet werden. Es
regt nicht nur
den Appetit an und
fördert die Verdau­
ung, sondern kräftigt vor
allem die Immunabwehr des
Hundes, wenn er häufig mit
Die Inhaltsstoffe des Augentrosts wirken entzündungshemmend und anti­bakteriell.
FOTO RBIEDERMANN, WWW.FOTOSEARCH.DE
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Erkältungen, Halsschmerzen, Husten
und Lichtscheuheit zu tun hat.
Für den Tee 1–2 TL getrocknetes
Augentrostkraut mit ¼ l kochendem
Wasser übergießen, 10–15 Minuten
ziehen lassen, anschließend abseihen
und abkühlen lassen. Der Tee kann mit
etwas Honig gesüßt übers Futter ge­
geben oder oral mit einer Spritze ver­
abreicht werden.
Dosierung pro Tag: Für Hunde bis
5 kg zweimal 1 TL, bis 15 kg zweimal
1 EL, bis 30 kg zweimal 1–2 EL, über
30 kg zweimal 2–4 EL.
Hagebutte
Sammelzeit: ab Ende September.
Hagebutten sind die Früchte der
Hunds­rose (Rosa canina). Die Hunds­
rose wächst wild und ist in Europa weit
verbreitet. Im Mittelalter wurden Biss­
verletzungen durch tollwütige Hunde
mit dem Wurzelsaft der Hundsrose
behandelt. Der lateinische Name heißt
so viel wie „hundsgemein“, d. h. die
Hunds­rose kann man überall finden.
Der Strauch wird bis zu 5 m hoch
und blüht rosafarben. Die Sammelzeit
für Hagebutten beginnt Ende Septem­
ber und reicht bis in den Spätherbst
hinein. Die leuchtend roten Früchte
enthalten viele kleine Nüsse. Diese
Nüsschen sind mit feinen, wider­
hakenbestückten Härchen bedeckt, die
bei Hautkontakt Juckreiz hervorrufen.
Die Hagebutte hat einen enorm
hohen Gehalt an Vitamin C (100 g
frische Hagebutten enthalten etwa
1.250 mg Vitamin C) und ist einer der
wichtigsten Kalziumlieferanten. Die
Flavonoide sorgen dafür, dass der
Körper das Vitamin C besser verwerten
kann. Zudem enthält sie Gerbstoffe,
Fruchtsäuren, Pektine und die Vi­
tamine A und B.
Hagebutten sind entzündungs­
hemmend, antibiotisch und wirken
leicht harntreibend. Sie unterstützen
die Blutbildung und erhöhen die
Widerstandskraft.
Hundsrosenblüten.
FOTO ROXANA25, WWW.FOTOSEARCH.DE
Innerliche Anwendung:
um den Appetit anzuregen
€€
um das Immunsystem zu stärken
€€
beim älteren Tier zur Steigerung
€€
der Abwehrkräfte
zur Rekonvaleszenz (Genesung)
€€
bei Erkältungs- und Infektions­
€€
erkrankungen
zur Stärkung bei Fieber
€€
bei Harnverhaltung zur Harn­
€€
regulierung
bei Arthritis, Arthrose und Rheuma
€€
bei physischem oder psychischem
€€
Stress, wie Fellwechsel, Läufigkeit,
Unruhe und Nervosität beim
säugenden Welpen
Hagebutten werden getrocknet und zu
Pulver verarbeitet – oder man bereitet
ein Hagebuttenmus zu. Für das Mus
werden die Früchte gewaschen und in
wenig Wasser so lange gekocht, bis sie
weich sind. Dann wird die Masse durch
ein Sieb passiert, um die Kerne abzu­
trennen. Das Mus wird in ein Glas ge­
füllt und im Kühlschrank aufbewahrt.
Von dem Mus erhält der Hund
je nach Größe pro Tag ½–1 TL. Die
gemahlenen Früchte werden unters
Futter gemischt.
Zum Trocknen werden die Früchte
längs aufgeschnitten, entkernt, ge­
waschen und etwa 1–2 Stunden im
Back­ofen bei 40 °C und mit geöffneter
Tür – damit die Feuchtigkeit ent­
weichen kann – getrocknet. Die aus­
gekühlten Hagebutten werden dann
gut verschlossen aufbewahrt und bei
Bedarf zermahlen.
Das Pulver bzw. die getrockneten,
fein gemahlenen Früchte werden unter
das Futter gemischt.
Dosierung pro Tag: Für Hunde bis
5 kg 1 TL, bis 15 kg 1 EL, bis 30 kg
1–2 EL, über 30 kg 2–4 EL. Nicht über­
dosieren, da der Hund sonst Durchfall
bekommen kann.
Hagebutten, die
Früchte der Hundsrose,
verfügen über einen
hohen Vitamin-C-Gehalt.
FOTO SCHANKZ, WWW.FOTOSEARCH.DE
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