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Resonanzen sechs
mit Jeroen Berwaerts, Jeremias Schwarzer
und Toshio Hosokawa
Dienstag 14. Juni 2016
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Liebe Freunde des Ensemble Resonanz,
herzlich willkommen in unserem letzten Resonanzen-Konzert dieser
Spielzeit, in der wir unter dem Titel »Fragmente einer Sprache...«
Betrachtungen musikalischer Kommunikation zum Rahmen unserer
Programme gemacht haben. Wenn es heute dabei um die Sprache
»der Ewigkeit« geht, dann zielt das vor allem auf die universellen,
scheinbar zeitlosen Gesetzmäßigkeiten, die auf ganz unterschiedliche
Weise der Inspiration und Konstruktion der Werke des Abends von
Bach und Hosokawa zu Grunde liegen - in aus der Natur abgeleiteter
Balance auf der einen Seite, im diskursiven Gleichgewicht der
Polyphonie auf der anderen. Einen »Fluss der ewigen Wiederkehr«
erkennt in seinem Beitrag auf den folgenden Seiten Patrick Hahn in
dieser Musik, ohne Anfang, ohne Ende.
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Mit der 14. Resonanzen-Saison endet auch unsere Residenz an der
Laeiszhalle und damit für das Ensemble Resonanz eine ungeheuer
wichtige und aufregende Zeit mit unzähligen erfüllten Momenten
mit Ihnen, unserem Resonanzen-Publikum! Wehmütig sind wir
trotzdem nicht, da zum einen die Resonanzen auch künftig für
größere Produktionen immer mal wieder in den Großen Saal der
Laeiszhalle zurückkehren werden und zum anderen die Vorfreude auf
die kommenden Konzerterlebnisse mit Ihnen an der Elbphilharmonie
einfach zu groß ist. Ans Herz gelegt sei allen, die es noch nicht haben,
an dieser Stelle unser Abonnement für die erste Saison »Into the
Unknown«, die auch den Start der Zusammenarbeit mit unserem
neuen Artist in Residence markiert, dem Dirigenten Emilio Pomàrico.
Heute aber freuen wir uns zunächst darauf, nach dem Konzert die
Saison mit unserer Aftershow-Party im resonanzraum (Medienbunker,
1. OG, Feldstraße 66) mit Ihnen ausklingen zu lassen. Kommen
Sie vorbei!
Ihr
Tobias Rempe
Jeremias Schwarzer über Toshio Hosokawa
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Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Brandenburgisches Konzert Nr. 2 F-Dur
I. Allegro
II. Andante
III. Allegro assai
Johann Sebastian Bach
Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur
I. Allegro
II. Adagio
III. Allegro
Toshio Hosokawa (*1955)
Sorrow River (2016, UA)
Jeroen Berwaerts, Trompete
Jeremias Schwarzer, Blockflöte
Toshio Hosokawa, Dirigent
Ensemble Resonanz
Für Solo-Blockflöte und Streichorchester
Kompositionsauftrag der Kunststiftung NRW
Pause
Toshio Hosokawa
Voyage VII (2005)
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»Wir werfen Anker in die Musikgeschichte und ins Leben« – mit diesem Credo
hat das Ensemble Resonanz fünf Angebote rund um jedes Resonanzen-Konzert
entwickelt, die alle Interessierten in neue Erfahrungs- und Erlebnisräume
laden. Hierfür gehen die Musiker an neue Orte und öffnen die Türen ihres
resonanzraums für Einblicke hinter die Kulissen.
Intro
Do 09.06.2016, 18 Uhr
resonanzraum St. Pauli
Das Werk »Sorrow River« von Toshio Hosokawa
wurde von der Kunststiftung NRW für den Solisten
Jeremias Schwarzer als Teil des Projektes
»Neue Blockflötenkonzerte« in Auftrag gegeben.
Jeremias Schwarzer und Jeroen Berwaerts
im Salon-Gespräch. Der Eintritt ist frei.
HörStunde
Mo 13.06.16, 18 Uhr
resonanzraum St. Pauli
Eine Programmeinführung mit ganzem
Orchester. Der Eintritt ist frei.
Für Trompete und Streicher mit Schlagzeug
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Werkstatt
Sa 11.06.2016, 15:30 Uhr
resonanzraum St. Pauli
iker
Violine
Juditha Haeberlin (Solo),
Barbara Bultmann, Gregor Dierck
(Konzertmeister), Swantje Tessmann,
David-Maria Gramse, Corinna Guthmann,
Benjamin Spillner, Vera Schmidt
Viola
Justin Caulley, Tim-Erik Winzer,
Maresi Stumpf
Violoncello
Saerom Park, Saskia Ogilvie,
Jörn Kellermann
Ungeschminkte Ensemble-Probe.
Der Eintritt ist frei.
Kontrabass
Anne Hofmann, Benedict Ziervogel
Offbeat »der ewigkeit«
So 12.06.2016, 19 Uhr
Sportplatz SC Sternschanze
Oboe
Tom Owen
Nach 75 Minuten Hatha-Yoga hören wir einen
Remix aus Kompositionen von Hosokawa und
Bach – im Liegen und mit anderen Ohren.
Eintritt 10 Euro, Tickets auf ensembleresonanz.
tickets.de
Cembalo
Clemens Flick
Schlagzeug
Julian Belli, Boris Müller
Ausflug
Mit dem Anker Ausflug möchte das Ensemble
die Musik jedes Resonanzen-Konzertes an
neue Orte bringen, zu Menschen, die sonst
nicht die Möglichkeit haben, ins Konzert zu
kommen. In der Saison 15/16 richtet sich
der Ausflug an jugendliche Geflüchtete, in
Kooperation mit Hajusom.
After-Party
Zum Saisonabschluss lädt das Ensemble
Resonanz in den resonanzraum (Feldstraße
66) zu einer kleinen After-Party mit Essen und
Getränken an der Bar. Kommen Sie vorbei!
Begleitend zu diesen Angeboten finden
Sie auf ensembleresonanz.com auch
einen Blog (ResoLab) mit Anekdoten,
Links und Videos zum Thema.
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die Kirche« markierte und keine
bestimmte »Art« des Musizierens
bezeichnete.) Ebenso wenig, wie
die Besetzung Aufschluss darüber
schenkt, was genau denn nun für
Bach ein Konzert ist, genauso
wenig kann es die Form der sechs
Werke. Denn wenngleich Bachs
Bezugnahmen auf die italienischen Vorbilder des Concerto
grosso oder des Solo-Konzerts
vorhanden sind, so finden sie
sich doch niemals in Reinform.
Bach macht sich jeweils seinen
eigenen Reim darauf, was das
sein könnte, ein Konzert. Wohl
keine der sechs Kompositionen,
die heute als Brandenburgische
Konzerte bekannt sind, ist für den
Brandenburgischen Markgrafen
komponiert worden, Bach hat
sechs »Warenproben« seiner
Kunst zusammengestellt, um
dem potentiellen Auftraggeber
seine Schaffenskraft vor Augen zu
führen. Dass Qualität lange hält,
hat Bach sich gleich noch einmal
bewiesen, als er den 1. Satz des
dritten Brandenburgischen Konzerts zur Sinfonia seiner Kantate
»Ich liebe den Höchsten« umgearbeitet hat, in der er den Streichern dann zur Abwechslung auch
noch eine Reihe Blasinstrumente
zur Seite gestellt hat.
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Es gibt Kulturen, die bauen Kathedralen, schreiben Fugen, sie tragen das Neonlicht der Aufklärung in jeden Winkel des Bewusstseins. Es gibt andere Kulturen, die ihre Gebete auf dünnem
Papier in den Wind schreiben, die ihre Philosophie in Blumen arrangieren, deren Weisheit
im Halblicht schimmert. »Wir sind der Meinung, Schönheit sei nicht in den Objekten selber
zu suchen, sondern im Helldunkel, im Schattenspiel, das sich zwischen Objekten entfaltet«,
deutete der japanische Architekt Tanizaki Jun’Ichiro die eigene Kultur, in seinem 1933 erschienenen Essay Lob des Schattens. Es gibt kaum eine Kultur, in der die Gegensätze zwischen
Orient und Okzident, zwischen Tradition und Moderne so intensiv ausgefochten worden sind,
wie in der japanischen. Kaum eine Kultur war radikaler darin, sich nach jahrhundertewährender
(selbst gewählter) Isolation von den eigenen Wurzeln loszusagen, sich den fremden Bräuchen
anzupassen, als die Heimat des 1955 in Hiroshima geborenen Komponisten Toshio Hosokawa.
»Als Komponist möchte ich etwas ausdrücken, was wir bereits verloren haben«, sagt Toshio
Hosokawa über sein Schaffen. Er musste sich selbst erst wieder an diese Traditionen erinnern.
Aus diesem Wechselspiel von Innovation und Tradition lebt auch die Musik von Johann Sebastian
Bach. Und so taucht dieses Resonanzen-Programm ein in die Fluten der ewigen Polyphonie,
einen Fluss der ewigen Wiederkehr, ohne Anfang und ohne Ende.
Johann Sebastian Bach
bezeichnet. »Mehrere Instrumente« heißt Unterschiedlichstes: So finden sich darunter Werke mit hervorgehobener (Block-)flöte, Oboe, Trompete und Violine (Nr.
Anders als es unserer heutigen Klassikvideoclipvorstel2), mit solistischem Cembalo, Flöte und Violine (Nr. 5),
lung entspricht – elegant gekleideter Solist tritt vor das
solche mit »tiefer gelegtem« Gesamtklang durch die
Orchester, wirft sich mit Verve in virtuoses Flitterwerk
Verwendung ausschließlich
bis die Haare ganz verwuvon Instrumenten tiefer Lage
schelt sind, Dirigent und
(Nr. 6) oder ein Konzert von
Orchester folgen ihm so gut
»orchestralem Zuschnitt«,
sie können, begleiten ihn
wie das erste, das zwei Hörauf seinen Höhenflügen, der
ner, drei Oboen, Fagott, eine
Solist erobert die Herzen
»kleine«, um eine Terz höher
des Publikums und spielt
gestimmte »Violino piccolo«
sich mit einer schmalzigen
nebst weiteren Streichern
Zugabe noch tiefer in die
und Basso continuo verlangt.
Herzen hinein – konnte zu
Man muss sich vor Augen
Bachs Zeiten ein »Concerto«
halten, dass die meisten
noch alles Mögliche sein.
dieser Werke zu Bachs Zeiten
Den besten Beweis dafür
wohl anders, als es die heute
bieten die »Six Concerts
verbreitete Praxis vermuten
à plusieurs instruments«
lässt, mit einfach besetzten
(also die sechs Konzerte für
Streicherstimmen aufgeführt
mehrere Instrumente) als
worden ist. Die Konzerte
die Bach sein »Six pack« in
waren ursprünglich also
seinem Widmungsschreiben
eher kammermusikalischer
an den Markgrafen Christian
Natur. (Wobei »Musik für die
Ludwig von Brandenburg –
Kammer« in erster Linie den
dem diese Kollektion dann
Johann Sebastian Bach als Portrait
Unterschied zur »Musik für
auch ihren Titel verdankt –
von Elias Gottlob Haussmann, 1764
Notenbeispiel J. S. Bach – Brandenburgisches Konzert Nr. 3
Konzert Nr. 3 G-Dur
Das dritte Brandenburgische Konzert BWV 1048 sticht
in dieser Zusammenstellung von Werken besonders
heraus: Hier ist äußerlich überhaupt keine Gliederung
in eine exponierte Concertino-Gruppe, solistisch,
und ein Ripieno – also die »Fülle« der Stimmen, das
Tutti – ersichtlich. Drei mal drei Stimmen begegnen
sich, wie man heute so schön sagt, auf Augenhöhe:
drei Violinen, drei Violen und drei Violoncello unterfüttert von einem Basso Continuo. Diese Besetzung
wird für Bach zu einem Experimentierfeld, in dem
er alle möglichen Arten des »Concertierens« im
Sinne eines Miteinanders, aber auch das »Concertierens« im Sinne eines »Wettstreits« durchspielt.
Mal treten Einzelne heraus, um sich gegenüber der
Gruppe Gehör zu verschaffen, dann wieder suchen
die Gruppen untereinander nach Ausgleich und alles
ist miteinander verbunden und verschlungen in der
Polyphonie der gleichberechtigten Stimmen. Nach
wie vor stellt jede Aufführung die Musiker vor die
Herausforderung, eine Balance untereinander zu
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finden. Ja, das Thema der Balance könnte überhaupt
auf einer übergeordneten Ebene als der Gegenstand
dieses Konzerts betrachtet werden: zwei Sätze in der
gleichen Tonart hat Bach einander gegenübergestellt
mit einer Kadenz zwischen beiden, die Anrecht darauf hat, als kürzester jemals verfasster langsamer
Satz in die Musikgeschichte einzugehen: nicht mehr
als zwei Akkorde hat Bach an dieser Stelle geschrieben – a-Moll und H-Dur –, die als Subdominante und
Dominante von e-Moll mit der Grundtonart verwandt
sind. Gelegentlich werden diese beiden Akkorde im
Rahmen einer Aufführung durch den Cembalisten
oder einen Solisten ausgeziert. Während also dieser
langsame Satz nichts als einen Scheitelpunkt oder
ein Scharnier zwischen den beiden Allegro-Sätzen
darstellt, so scheint bereits der genetische Code des
Stücks auf das Balancieren hin ausgelegt zu sein: Aus
nichts als einer kleinen Wechselnote entspringt förmlich der gesamte erste Satz. (Wirklich: Bloß die ersten
drei Töne!)
Die Zahl drei erweist sich hier nicht nur als »Ordnungszahl« innerhalb des Brandenburgischen Konzertes,
sondern auch als innerer Motor des Stücks: Je drei
Musiker in jeder Stimme spielen das Hauptthema des
Kopfsatzes, das auf dem gebrochenen G-Dur-Dreiklang
beruht, und von Dreitonmotiven umspielt wird. Alle
Motive werden dreimal wiederholt. Während Bach in
diesem Satz also äußerste Ökonomie in der Entwicklung
des Materials beweist, entpuppt er sich im Schlusssatz
als verschwenderischer
Charakter, der im Umgang mit formelhaften Spielfiguren nicht
sparen muss – wenn
er will. Und während
der erste Satz sich in
der Aufeinanderfolge
der Redeabschnitte
auch gravitätischere
Momente gönnt, ist der
Schlusssatz geprägt von
unbändiger Motorik, mit
der das Ensemble durch
den 12/8-Takt einer
Gigue – also eines nicht
ganz so vornehmen,
dafür umso unterhaltsameren Tanzes – fegt.
Und auch hier ist der
Komponist um Ausgleich bemüht: Während die Cellogruppe
nun für das Fundament
sorgt, übernehmen die
Bratschen in der Reprise schon einmal den
Part der Violinen.
Konzert Nr. 2 F-Dur
Anders als das aufs Engste verzahnte Geflecht der
neun Stimmen des dritten Konzerts, präsentiert das
zweite ein solistisches Quartett und eine deutlich
davon unterschiedene Begleitgruppe. Das Solistenquartett jedoch hat es in sich. Während Flöte, Oboe
und Geige zum festen Kreis der Kammermusiker eines
Fürsten zu zählen waren, dringt im ersten und letzten
Satz »ein Fremder« in dieses gesittete Trio ein: der
Trompeter. Es war eher selten, dass die meist dem
militärischen Bereich angehörigen, schlachterprobten
Trompeter sich in die intime Tafelrunde der Hofmusik
verirrten – und Bach spielt mit dieser Herkunft wenn
sich die Trompete gleich in der Einleitung mit Fanfarenklängen frei spielt. Die Trompete bleibt tonangebend für den gesamten ersten Satz. Sie verleiht ihm
das festliche Gepräge, schwingt sich auf, kündet von
vergangenen Heldentaten (und fordert den virtuosen
Trompeter auch dazu heraus, schier Heldisches auf
seinem Instrument zu vollbringen). Auch hier steht
jedoch das Prinzip des gemeinsamen Musizierens
im Mittelpunkt. Die Solo-Violine führt ein geradezu
»sprechendes« Thema ein, das von den Solokollegen
dankbar aufgegriffen wird und mit den je ganz charakteristischen Klangfarben zum Glänzen gebracht wird.
Der zweite Satz gönnt der Trompete (und dem Ripieno)
eine Pause: Wie ein Rückzug ins Innerliche wirkt das
in der parallelen Moll-Tonart verfasste Andante. Flöte,
Blumenstecken bis zu Bogenschießen und Schwertfechten reichen. Toshio Hosokawa fand, wie der Verleger Rolf
W. Stoll einmal bemerkte, einen weiteren »Weg«: »den
Weg der Musik«.
Als jungem Mann erschien Hosokawa die japanische
Kultur – und insbesondere die traditionelle Musik – viel
»langweiliger« und weniger anziehend als die Werke
europäischer Künstler. »Ich liebte die europäische Musik,
weil sich darin die Möglichkeit bietet, sich selbst auszudrücken. Das gibt es in der japanischen Musik nicht, darin
geht es immer um die Harmonie mit anderen.« Zahlreiche
Kompositionen Hosokawas entstehen in Werkzyklen. »Ich
brauche lange Zeit um gute Musik zu komponieren. Und
nach einem Stück habe ich oftmals das Gefühl, dass ich
eigentlich noch nicht fertig bin. Ich möchte am gleichen
Gedanken weiterkomponieren, mit dem gleichen Material um es mit anderen Instrumenten anders, vielleicht
besser zu bearbeiten.« Vom Streichquartett über das
Kammerensemble bis hin zum Violinkonzert reichen die
reichen die Besetzungen von Landscape I –VI, die Reihe
der Sen-Kompositionen für Soloinstrumente ist inzwischen auf sieben angewachsen, die seit 1997 entstehende
Werkreihe Voyage umfasst inzwischen zehn Teile. Prägend
für die Voyages ist das Verhältnis von Solo und Begleitung:
Der Solist steht für den Menschen, das Ensemble für die
Natur und das Universum, die Reise, die er unternimmt ist
sowohl eine Reise zu sich selbst, in sein Inneres, als auch
in das Innere des Klangs. Hosokawas Voyage verlangt vom
Trompeten-Solisten eine andere Form der Virtuosität
als Bachs Brandenburgisches Konzert: Es geht um die
Fähigkeit, mit seinem Instrument jenen Zwischenraum zu
öffnen, der zwischen Geburt und Tod besteht. Einatmen
und Ausatmen. Leben. Sein.
Toshio Hosokawa 2010
Sorrow River
Oboe und Solo-Violine führen ein von Vorhalten und
schmerzlich-süßen Reibungen geprägtes Gespräch,
das vom regelmäßigen Schreiten des Continuo in
Gang gehalten wird. Die Melancholie dieser ruhigen
Aussprache wird vom schmetternden Einsatz der
Trompete im Schluss-Allegro jedoch rasch weggeblasen. Sie stiftet das Solo-Quartett zu einem weiteren
virtuosen Ritt an, der es hier durch ein lässig gefügtes
Fugato trägt – gekrönt natürlich von einer strahlenden
Schlusspirouette der Trompete, die sich den Staub der
Welt in der fürstlichen Kammer gehörig aus dem Leib
geblasen hat.
Der Werkzyklus an dem Toshio Hosokawa gegenwärtig
intensiv arbeitet, handelt vom Fluss: So betitelte Hosokawa 2014 ein Werk für Streichquartett und Orchester, den
Fluss des Vergessens vor den Pforten des Hades evoziert
sein Klavierquartett »The water of Lethe« (2015), »Silent
River« schrieb er für Quintett (2016). Für den Blockflötenvirtuosen Jeremias Schwarzer und das Ensemble
Resonanz hat er nun einen tiefen Blick in den Sorrow
River geworfen: in den Fluss der Sorgen und der Trauer.
Es handele sich um ein »sehr emotionales Stück« lässt
der Widmungsträger Jeremias Schwarzer durchblicken,
der in den letzten Tagen Seite um Seite die Noten der
Partitur aus seinem elektronischen Postfach zog – vom
Komponisten per Hand zu Papier gebracht, vermutlich
in seiner Komponierstube mit Blick auf die Bucht von
Tokio. »Immer wieder hat er mir gegenüber betont, dass
das Stück von Abschied und Trauer handele«, berichtet
Jeremias Schwarzer, der auch hervorhebt, dass dieses
Konzert »extrovertierter« sei als viele andere Stücke, die
sehr im Leisen verbleiben. Dieser Gehalt des Stückes mag
eng mit dem Instrument verbunden sein, war die Blockflöte doch im Barock ein Instrument das Liebe sowie Tod
Voyage
Toshio Hosokawa wuchs auf in einem traditionellen,
japanischen Haushalt, sein Großvater war Ikebana-Lehrer und Hosokawa kam auf diese Weise bereits früh in
Berührung mit den vom Zen inspirierten künstlerischen
»Schulungswegen« (geidô) die von der Teezeremonie
über Dichtung, Malerei und Kalligraphie, Gartenbau und
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symbolisierte. Sorrow River ist die dritte Zusammenarbeit
zwischen dem Blockflötisten Jeremias Schwarzer und
Toshio Hosokawa. Auch für dieses Stück haben sie sich
erneut getroffen und Schwarzer spielte dem Komponist
auf seinem Instrument, oder genauer: seinen Instrumenten vor. »Wie üblich bei solchen Treffen hatte ich
sämtliche Stimmlagen dabei, Hosokawa interessierte sich
aber vor allen Dingen für Sopran-, Tenor- und Bassflöte
und auch sehr bald nur für wenige Töne darauf: Töne, die
offenkundig in ihm eine Resonanz ausgelöst haben. Sie
finden sich auch in diesem Stück wieder, das mir wie ein
endloser Gesang erscheint, der aus Zentraltönen heraus
entwickelt wird.« Im Hintergrund darf man auch hier das
Konzept eines Mutterakkords vermuten, der von Anfang
bis Ende eines Stückes erklingt. »Diese Denkweise lernt
man beim Spiel der japanischen Mundorgel Shô. Bei der
Shô erzeugt man die Töne durch einatmen und ausatmen.
Und so bewegt sich auch der Mutterakkord wie Wellen
auf dem Meer in einer kreisenden Zeit«, erläutert Hosokawa im Zusammenhang mit einem älteren Stück.
Trotz ihrer Verwandtschaft mit der japanischen Bambusflöte Shakuhachi, betont Jeremias Schwarzer, wie sehr
der Komponist auf die Eigenheiten seiner Blockflöten
eingeht. »Was Klang und Intensität angeht, verlangt er
manches, was an Shakuhachi erinnert – aber er denkt
meiner Meinung nach stets an das westliche Instrument
und betrachtet es keinen Augenblick als Kompromiss
gegenüber der asiatischen Flöte. Was er auf der Blockflöte hört und wie er es komponiert – das ist in meinen
Ohren die totale Poesie. Er zieht zudem keinen einzigen
Augenblick in Erwägung, dass die Blockflöte ein altes
Instrument sei: sie ist ihm ein absolut zeitgenössisches
Ausdrucksmittel. Er strebt zugleich danach zurück, was
ein Blasinstrument überhaupt ausmacht: zur Übersetzung
von Atem in Klang. Zwar liebt er die Luftgeräusche, die
beim Spielen entstehen, aber vor allem ist die Musik ein
großer, unaufhörlicher Gesang.« Ein Strom also, ein Fluss.
Diesen Fluss, der zwischen den Elementen, zwischen
Mensch und Natur verläuft, zu spüren und zu erleben
haben wir im Alltag oft verlernt. Dass Toshio Hosokawa
ihn wieder hörbar macht, stimmt nicht sorgenvoll, im
Gegenteil. Wenn Beethoven also über Bach sagte, dass er
doch Meer heißen sollte, angesichts »seines unendlichen,
unerschöpflichen Reichtums an Tonkombinationen und
Harmonien«, so wird dieser »Sorrow River« ein wenig
auch zum »River of Hope«.
Patrick Hahn ist seit dieser Saison
Künstlerischer Programmplaner beim
Gürzenich-Orchester Köln. 2011-15 Dramaturg
an der Oper Stuttgart, 2003-08 intensive
Tätigkeit für WDR3. Lehraufträge an den
Musikhochschulen von Stuttgart und Luzern.
2012 erhielt er den Reinhard Schulz Preis für
Musikpublizistik.
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Als Spezialist für unerhörtes Repertoire hast Du inzwischen
schon über 80 Uraufführungen gespielt, bist zugleich aber
in der Alten Musik Zuhause. Wie siehst Du Dich auf der Achse der Zeitlichkeit, genau zwischen alt und neu?
Im besten Falle im gegenwärtigen Moment - der ist ja zeitlos.
Es heißt, dass Vergangenheit und Zukunft reine Konstruktionen des Verstandes sind. Als Musiker weiß man, dass der
gegenwärtige Moment nach anderen Gesetzen funktioniert:
Es geschehen Dinge, die man vorher nicht wusste - Unvorhergesehenes, Lebendiges. Das ist das Spannende, wenn
man Musik macht: Man bereitet sich zwar vor, aber der Moment des Musizierens ist nicht planbar.
Du sagtest mal, Mozart sei nicht tot sondern transzendiert.
Stellen wir uns mal Bach vor in der Transzendenz, dort begegnet ihm Hosokawa. Würden sie sich verstehen, streiten..?
Hosokawa und Bach verbindet wie ich finde dieses große
Bewusstseinspendel, das einerseits in die »Große Stille« hineinschwingt und andererseits wieder ins volle Leben zurückkommt: die Freude am Leben, gutes Essen, Realismus und Humor. Mit Toshio kann man wunderbar lachen - er kann Witze
mit drei Worten machen, über die man ewig lachen kann. Mit
Bach würde Hosokawa vermutlich essen gehen, ihm eine exquisite japanische Kalligraphie schenken und sich von ihm seine Lieblings-Orgeln erklären lassen. Bach seinerseits würde
Hosokawa sehr mögen, obwohl ihm das Sushi wahrscheinlich
zu wenig wäre und er danach noch eine Lammkeule bräuchte.
Du bist mit Toshio ja in engem Kontakt - kannst Du wiedergeben, was ihn bei der Entstehung von »Sorrow River«
bewegt hat?
hören, zu ertragen und liebevoll zu begleiten. Das Bewusstsein, dass die Welt ein lebendiges Wesen ist, ist ja fast komplett aus der menschlichen Wahrnehmung verschwunden.
Früher war vom »Lied der Erde«, vom Klang der Schöpfung
die Rede. Dies hat sich in ein Weinen verwandelt. Die Frage
ist: Was ist unsere Aufgabe in diesem Moment? Wichtige Bewegungen wie die der »Spiritual Ecology« versuchen darauf
eine Antwort zu finden. Künstler haben dabei sicher einen
wichtigen Beitrag zu leisten, weil sie mit der Welt der Symbole arbeiten können. Helmut Lachenmann hat mal gesagt,
man müsse sich Toshio Hosokawa als einen glücklichen
Komponisten vorstellen, da sein System auf Harmonie und
Balance ge-gründet sei. Ich glaube im Moment nicht, dass
das noch hundertprozentig zutrifft, ich bin sehr gespannt,
was da in seiner Musik gerade nach Ausdruck sucht. Es
macht gerade keinen primär »harmonischen« sondern einen sehr »dringlichen« Eindruck.
Nein, das kann ich zum Glück gar nicht, denn der Notentext soll da für sich stehen. Toshio ist da auch sehr
schweigsam und man bekommt das Stück erst zu sehen,
wenn es fertig ist: Während seines Schaffensprozesses
gibt es da keinen Austausch. Dieser war in der Zeit davor
sehr intensiv, ich habe ihm zum Beispiel in einem Amsterdamer Hotelzimmer eine Stunde lang einzelne lange Töne
auf meinen verschiedenen Blockflöten vorgespielt - und
dann während des Erarbeitungsprozesses. Da wir inzwischen für einige Werke zusammengearbeitet haben, greift
Toshio auch auf Klänge zurück, die wir bereits für andere
Stücke entwickelt haben, entwickelt diese aber auf neue
Art weiter. Was mir auffällt, ist, dass dieses Stück besonders emotional ist, das hat Toshio mir gegenüber auch
während des Komponierens betont. »Sorrow River« deutet auf eine große Klage hin und scheint damit auch zum
Teil die Themen der Oper »Stilles Meer« weiterzuführen.
Wasser spielt eine sehr große Rolle in seinen Werken in letzter Zeit scheint es auch damit verbunden viel um
Trauer und Klage zu gehen. Fukushima hatte einen sehr
großen Einfluss auf Hosokawa.
Kann Kunst ewig sein?
Die Musik klingt in der Zeit, ist aber in die Unendlichkeit verliebt. Eigentlich könnte ich mit »Zeitlosigkeit« mehr anfangen als mit »Ewigkeit«. »Verweile doch, du bist so schön«,
das wäre Zeitlosigkeit, die ich mögen würde.
Rührt daher auch die Stimme der Natur in seinen Werken?
Ich glaube, es hat eine Tür geöffnet zu einem Naturbezug,
der auch die im Moment sehr leidende Erde in den Blick
nimmt. Wer sich mit Natur beschäftigt und sich mit ihr verbunden fühlt, nimmt ja ein schreckliches Ungleichgewicht
wahr, das durch den Klimawandel ebenso wie durch die
rücksichtslose Ausbeutung von Bodenschätzen ganze Landstriche verwüstet. Der buddhistische Meister Thích Nhât
Ha·nh hat gesagt, dass man in der gegenwärtigen Zeit sehr
stark sein muss, um das Weinen der vergewaltigten Erde zu
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Mit dem Ensemble Resonanz arbeitest Du ja regelmäßiger.
Gibt es was, worauf du dich besonders freust?
Auf alle die Freundinnen und Freunde in der Gruppe, die so
individuelle Künstlerpersönlichkeiten sind und doch so heiter und konzentriert zusammenarbeiten können. Wir waren
ja auch schon auf Konzertreise zusammen und haben uns
viel unterhalten, hatten viel Spaß zusammen. Ich freue mich
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darauf, alle wiederzusehen und auch neue KollegInnen kennenzulernen: es hat für meinen Geschmack fast ein bisschen
zu lange gedauert, mit diesem wunderbaren Ensemble wieder Musik machen zu können. Eigentlich sollte das neue Stück
ja schon letztes Jahr fertig werden, aber die großartige Oper
für Hamburg erforderte in Toshios Arbeitsplan mehr Zeit.
Raum für eine Liebeserklärung an die Flöte.
Ich war gerade in der Schweiz beim Flötenbauer Ernst Meyer,
der meine Instrumente gebaut hat und sie immer wieder
überarbeitet. Da ist mir wieder aufgefallen, wie sehr der
Klang dieses Instrumentes mein Leben begleitet hat. Ich
spiele seit 43 Jahren - und immer noch ist der Klang einer
guten Blockflöte etwas so Selbstverständliches und Schönes
für mich, dass ich damit jeden Tag Zeit verbringen möchte.
Ich saß einfach in seiner Werkstatt, ich habe gespielt, er hat
an den Instrumenten gearbeitet, es war ein wunderschöner
Tag abseits von der hektischen Abarbeitung von Terminen,
die auch oft meinen Alltag bestimmen. Und ich habe mich
natürlich wieder in ein neues Instrument verliebt, das auch
hier im Konzert beim 2. Brandenburgischen Konzert von
Bach zum ersten Mal in der Öffentlichkeit erklingen wird. Ich
bin sehr gespannt, wie sich diese neue Flöte mit dem Klang
des phänomenalen Trompeters Jeroen Berwaerts vertragen
wird. Zeit mit meinem Instrument zu verbringen, hilft mir
»einfacher« zu sein in all dem komplexen Tohuwabohu um
uns herum. Vor allem selber spielend: den Klang hören, der
sich im Kontakt mit anderen Musikerinnen und Musikern und
mit dem Publikum ständig verändert und im lebendigen Austausch befindet.
Das Interview führte Elisa Erkelenz
Jeroen Berwaerts (*1975) gehört sicherlich zu den
interessantesten Musikern der jungen Musikgeneration.
Schon während seines Studiums bei Professor Reinhold
Friedrich hat er frühzeitig auf seine außergewöhnliche
Musikalität und Virtuosität aufmerksam gemacht. So
gewann er 1992 in Nancy das »Concours Européens du
Jeune Trompettiste«. 1997 war er Preisträger beim Internationalen Wettbewerb »Prager Frühling« und gewann
den 2. Grand Prix sowie den »Prix Feeling« (Sonderpreis
für Interpretation) im Finale des internationalen Concours Maurice André de la ville de Paris.
Seine vielseitige Aufgeschlossenheit gegenüber der Musik
äußert sich in seinem Repertoire, das jede musikalische
Epoche beinhaltet. Aus dem stilsicheren Wandeln in all
diesen Epochen erwuchs eine musikalische Frische, die
ihn, kombiniert mit seinen überragenden technischen
Fähigkeiten, zum gern gesehenen Gast bei internationalen Festivals macht, so beim Kissinger Sommer, dem
Rheingau Musikfestival, dem Festival Aix-en-Provence
und mehrmals beim Schleswig-Holstein Musikfestival. Im
Juli 2005 spielte er auf diesem Festival in Hamburg die
Uraufführung von »Voyage VII« für Trompete und Ensemble des zeitgenössischen Komponisten Toshio Hosokawa.
Als Solist konzertierte Jeroen Berwaerts mit verschiedenen Orchestern wie mit den Münchner Sinfonikern, dem
Berliner Sinfonikern, dem Orchestre Philharmonique
de la Radio Télévision Belge, der Capella Istropolitana,
»I Fiamminghi«, »Les Solistes de Versailles«, »Sinfinia
Baltica«, dem Jeunesses Musicales Weltorchester und
dem Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks
Hamburg. Seit seinem Jazz- Gesangsstudium in Gent tritt
Berwaerts zusammen mit dem Jazz-Trompeter Lorenz
Raab & Group bei Jazz Konzerten sowohl als Sänger als
auch als Trompeter auf.
Seit 1999 ist Jeroen Berwaerts Solotrompeter des NDR
Sinfonieorchesters Hamburg und gibt Meisterkurse an
den Hochschulen von Frankfurt, München und Basel.
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Jeremias Schwarzer hat sich als Blockflötist durch seine
Virtuosität und Musikalität in der Welt der alten ebenso
wie der neuen Musik einen hervorragenden Namen
gemacht. Sein Engagement für die spieltechnische
Weiterentwicklung seines Instrumentes weist ihn zudem
als führenden Spezialisten für ein neues und im Wortsinn
unerhörtes Repertoire aus.
Für inzwischen über 80 Uraufführungen arbeitete er mit
einigen der interessantesten Komponisten der heutigen
Zeit zusammen, darunter Rolf Riehm, Annette Schlünz,
Salvatore Sciarrino, Misato Mochizuki und Samir OdehTamimi. Große internationale Beachtung erzielte 2008
die Uraufführung von Salvatore Sciarrinos 4 Adagi für
Blockflöte und Orchester mit der Filarmonica della Scala
unter Daniel Harding an der Mailänder Scala. Seitdem
ist Jeremias Schwarzer als Solist auf den wichtigsten
Konzertpodien der Welt zu erleben, so im Prinzregententheater München, Radialsystem V Berlin, Alte Oper
Frankfurt, Muziekgebouw Amsterdam, Tokyo Opera City
Hall, Harvard University, La Monnaie Brüssel u.a.. Zahlreiche CD-Veröffentlichungen erschienen unter anderem
bei Neos, wergo, HatHut und Channel Classics.
Im Juni 2016 bringt Jeremias Schwarzer zwei neue
ihm gewidmete Blockfl ötenkonzerte von José Maria
Sanchez Verdú (mit den Dresdner Philharmonikern)
und Toshio Hosokowa (mit dem Ensemble Resonanz)
zur Uraufführung.
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Toshio Hosokawa, der bekannteste lebende japanische
Komponist, schöpft seine unverwechselbare Musiksprache aus dem Spannungsverhältnis zwischen westlicher
Avantgarde und traditioneller japanischer Kultur. In tiefer
Verbundenheit mit den ästhetischen und spirituellen
Wurzeln der japanischen Künste wie der Kalligraphie
und der japanischen Hofmusik, dem Gagaku, gibt er der
Vorstellung einer aus der Vergänglichkeit erwachsenden
Schönheit musikalisch Ausdruck: »Wir hören die einzelnen Töne und nehmen zugleich mit Wertschätzung den
Prozess wahr, wie sie geboren werden und vergehen,
sozusagen eine tönend in sich belebte Landschaft des
Werdens.«
1955 in Hiroshima geboren, kam Hosokawa 1976 nach
Deutschland, wo er bei Isang Yun und Klaus Huber Komposition studierte. Während sein Oeuvre sich zunächst
an der westlichen Avantgarde orientierte, erschloss er
sich nach und nach eine neue musikalische Welt zwischen Ost und West, mit der er spätestens ab dem Erfolg
seines 2001 uraufgeführten Oratoriums Voiceless Voice
in Hiroshima die großen Konzertsäle eroberte.
Toshio Hosokawa schreibt immer wieder Werke, die
sich auf Naturthemen beziehen, wie das Hornkonzert
Moment of Blossoming für Stefan Dohr und die Berliner
Philharmoniker (2011). Seit 2003 komponiert er zudem in
loser Folge Voyages für Soloinstrument und Ensemble. In
einigen Werken dieser Reihe setzt er japanische Instrumente in Kombination mit westlichen Instrumenten ein,
so in Voyages X Nozarashi für Shakuhachi und Ensemble.
Auch andere traditionelle japanische Instrumente wie
Sh� oder Koto kommen in seinem ca. 130 Werke umfassenden Oeuvre immer wieder vor.
Höhepunkt der Saison 2015/16 war die Uraufführung von
Toshio Hosokawas Oper Stilles Meer an der Hamburgischen Staatsoper. Das Werk, das im Januar 2016 in der
Inszenierung des japanischen Regisseurs Oriza Hirata zu
sehen war, nimmt erneut Bezug auf einen traditionellen
Nô-Stoff, den es durch die Versetzung an den Schauplatz
Fukushima aktualisiert.
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Mit seiner einzigartigen Programmatik, Spielfreude und
künstlerischen Qualität zählt das Ensemble Resonanz zu
den führenden Kammerorchestern weltweit. In innovativen Programmen spannen die Musiker den Bogen von der
Tradition zur Gegenwart. Die alte wie die zeitgenössische
Musik gleichermaßen lebendig zu präsentieren ist dabei
Leitgedanke und Motor.
Enge künstlerische Partner des Ensembles sind Tabea
Zimmermann und Jean-Guihen Queyras, die das
Ensemble als Artist in Residence begleiteten, sowie
Emilio Pomàrico, der ihnen in dieser Funktion zur Saison
16/17 folgen wird. Neben weiteren namhaften Solisten
und Dirigenten arbeiten auch zahlreiche Komponisten
wie Enno Poppe, Beat Furrer, Rebecca Saunders,
Georg Friedrich Haas, Isabelle Mundry oder Georges
Aperghis eng mit dem Ensemble zusammen. Konzerte
und Produktionen führen die Musiker weltweit an die
führenden Konzerthäuser und Festivals.
In Hamburg hat das Musikerkollektiv als Ensemble
in Residence der Laeiszhalle mit großem Erfolg die
Konzertreihe »Resonanzen« etabliert, die als Katalysator
des Musiklebens nun in der 14. Saison Furore macht. Ab
Januar 2017 wird die Residency in der Elbphilharmonie
fortgeführt, während die Heimat des Ensemble Resonanz
mitten in St. Pauli, im frisch eröffneten resonanzraum im
Bunker, bleibt. Innovative Musikvermittlungsprojekte und
alternative Konzertformen wie die »Ankerangebote« und
die Konzertreihe urban string sorgen für direkten Dialog
mit dem Publikum und weisen den Weg in die Zukunft.
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dank und impressum
Das Ensemble Resonanz dankt seinen
Förderern und Partnern:
Förderer:
Musiker-Paten: Hildegard Blum-Lüning, Nikolaus Broschek und Ingeborg Prinzessin zu
Schleswig-Holstein, Dr. Diedrich Haesen, Roswitha und Konstantin Kleffel, Klaus Luka, Johanna
Münchmeyer, Dr. Lutz und Christiane Peters, Peter Steder, Rudolf Stilcken und Angelika ­
Jahr-Stilcken, Matthias Tödtmann, Gerhard D. Wempe KG, Gabriele Wilde sowie weitere
anonyme Musiker-Paten
Außerdem danken wir noch folgenden Personen und Institutionen:
Hans Ufer und Angela Schäffer, Fritz Bultmann und dem gründerboard resonanzraum
Herausgeber: Ensemble Resonanz gGmbH, Handelsregister HRB 87782.
Der Text von Patrick Hahn ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft.
Unterstützer der Resonanzen:
SPIEL MIT!
Fotonachweise: Tobias Rempe (Gerhard Kühne), Patrick Hahn (Petra Bache, HuPe-Kollektiv),
Ensemble Resonanz (Tobias Schult), Ankerangebote (Jann Wilken), Toshio Hosokawa Biografie
(Kaz Ishikawa), im Text ( F. Hoffmann-La Roche Ltd.), Jeremias Schwarzer Interview
(Sandra Hamm), Biografie (Wildundleise.de)
Interview: Elisa Erkelenz
ORCHESTER UND ENSEMBLES ZUM MITMACHEN
Redaktion: Anna Gundelach
Geschäftsführung: Tobias Rempe
KREATIVORCHESTER
Development und Kommunikation: Elisa Erkelenz
K.S. Fischer-Stiftung
Projektmanagement und interne Planung: Jakob Kotzerke
GAMELAN-ENSEMBLE
Projektmanagement und Konzertplanung: Heike Ressel
PUBLIKUMSORCHESTER
Buchhaltung und Sekretariat: Christine Bremer
Medienpartner der Resonanzen:
Veranstaltungsmanagement resonanzraum: Marten Lange
Assistenz Development und Kommunikation, Assistenz der Geschäftsführung: Anna Gundelach
FAMILIENORCHESTER
Assistenz Projektmanagement: Bianca Cantelli
Gestaltung: B-99
Druck: Druckerei Siepmann, Hamburg
Papier: Everprint Premium, Geese Papier, Henstedt-Ulzburg
INFORMATION UND ANMELDUNG
040 357 666 336 (Di und Do /12–15 Uhr)
oder [email protected]
www.elbphilharmonie.de/spielmit
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Lassen Sie uns Freunde werden!
Um die hohe Qualität seiner Konzerte und
Musikvermittlungsprogramme weiter anbieten
zu können, ist die Unterstützung durch
musikbegeisterte Menschen unverzichtbar für
das Ensemble Resonanz. Ob als Resonator,
Resonanz-Pate, Resonanz-Verstärker oder als
Resonanz-Freund: Im Verein Resonanz nehmen
Sie aktiv am Konzertleben des Ensembles
teil, werden zu exklusiven Veranstaltungen
geladen und erfahren, was hinter den Kulissen
des Ensembles passiert. Natürlich freut sich
das Ensemble als freies Orchester auch über
einmalige Spenden — wir beraten Sie gerne,
welche Projekte aktuell besonders in Frage
kommen und sind auch offen für Ihre Ideen
der Unterstützung. Als Freund des Ensembles
füllen Sie Ihr Leben mit Musik. Seien Sie dabei!
Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf!
Hans Ufer: +49 40 467 733 90,
[email protected]
Elisa Erkelenz: +49 40 357 041 765,
[email protected]
Bankverbindung Verein Resonanz:
Hamburger Sparkasse
IBAN: DE06200505501280341239
BIC: HASPDEHHXXX
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20.05.16 10:44
Vorschau
Saisoneröffnung der Resonanzen
Resonanzen eins: galaxy
Freitag 23. September 2016
Laeiszhalle, Großer Saal, 20 Uhr
Warum wir zuhören. Wir wollen mehr. Mehr fühlen, mehr wissen. Erkennen, wer
wir sind und was wir sein können. Die Variation, die Arie, das Atom, die Galaxie.
Musik von Bach und Georges Lentz verleiht das Gefühl, die Gesetze des Kosmos in
den Händen zu halten.
Andreas Staier, Klavier und Leitung
Ensemble Resonanz
Ankerangebote
bunkersalon
Gespräche über das Hören und das
Fremde – zwischen Wissenschaft,
Philosophie und Musik.
Mi 21.09.2016, 19 Uhr,
resonanzraum St. Pauli.
Eintritt 5 Euro.
werkstatt
In der Werkstatt öffnet das Ensemble
die Türen des resonanzraums für eine
ungeschminkte Probe und einen Blick hinter
die Kulissen der Entstehung eines Konzertes.
Mi 21.09.2016, 16:30 Uhr,
resonanzraum St. Pauli.
Der Eintritt ist frei.
offbeat
mehr ab dem 01.09.2016 auf
ensembleresonanz.com
Tickets: 040 357 666 66
hörstunde
Eine Konzerteinführung mit ganzem
Ensemble. Moderiert von Solisten,
Komponisten, Dirigenten und unseren
Konzertmeisterinnen.
Do 22.09.2016, 18 Uhr,
Laeiszhalle, Studio E.
Der Eintritt ist frei.
hausparty
Fr 23.09.2016, ab 22 Uhr,
Jupi-Bar, Gängeviertel.
Der Eintritt ist frei.
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