2007 Persistente Erreger in Kaninchenbeständen

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Persistente Erreger in Kaninchenbeständen
von Dr. G. Rossi – Tagung in Celle 2007
Hauptmerkmale der Persistenz (- Überdauern, Verharren):
- wiederholtes Auftreten über mehrere Jahre
- Rückfälle (=Rezidive) bei Abklingen des Schutzes nach Therapie
und Impfung
- Befall von Jungtieren anscheinend gesunder Eltern
Folge: Ständig vorhandene Infektionsquelle
durch latent infizierte Kaninchen
Wie entsteht Persistenz?
latent infizierte Träger von Erregern
a) nach überstandener Krankheit
b) bei Geschwister erkrankter Tiere
Folge: Ausbrechen der Krankheit nach Abklingen des Impfschutzes
Vermehrung der Erreger als Folge nicht zu Ende therapierter
Infektionen
Erreger persistiert in Reservoirorganen
gilt auch für RHD, Myxomatose und Kaninchenschnupfen
Welche Erreger persistieren in Kaninchenbeständen?
bei Bakterien: opportunistische Infektionen bei
bereits vorliegender Schwächung des Tieres
z. B. Stress, Haarung oder Coccidienbefall
opportun = günstige Gelegenheit abwartend
Folge: Behandlung wird nicht ernst genommen
Tabelle: Persistente Erreger in Kaninchenbeständen
(modifiziert und ergänzt nach Rossi 2007)
Erreger
Viren-Bakterien-Parasiten
Reservoir
(stumme Infektion)
Zielorgan von latenten
Infektionen
RHD-Viiren (Calicivieren)
Trägertiere
Leber
Nieren
Lunge
Luftröhre
Uterus
Myxomatose-Viren
Trägertiere
Milz
Leber
Nieren
Lunge
Uterus
Hoden
Lymphoides Gewebe
Blutzellen
Staphylokokken (S. aureus)
Nasenhöhlen
Schleimhaut
Lunge
Haut
Milchdrüsen
Hoden
Uterus –
Häsin ist noch fruchtbar
Infektion kann auf
Neugeborene übergehen
Pasteurellen (P. multocida)
Bordetellen (B. bronchiseptica)
Nasenhöhlen
Nasennebenhöhlen
Lunge
Unterhaut im Halsbereich
Mittelohr
Uterus
E.coli
Leber
Darm
Darm
Leber
Lunge
Milchdrüsen
Clostridien (C. perfringens)
Sporen
Tier
Umgebung
Darm
Leber
Lunge
(Unterhaut)
Psorptes-Milbe
Wände und Zielorgan
Ohrmuschel
Cheyletiella Raubmilbe
Wände und Zielorgan
Nackenhaut
Warum sind die Behandlungserfolge nach Ausbruch
der Infektion oftmals gering?
Zeitpunkt der Infektion entscheidend für die Behandlung
a) bei Staphylokokken: intrauterin (= innerhalb der Gebärmutter)
Folge: Übertragung der Erreger auf die Föten durch eine in der
Gebärmutter latent infizierte Häsin.
b) bei Pasteurellen (= Schnupfenerreger):
erste Lebenswoche
c) bei Clostridien (Erreger der Darmlähmung):
dritte Lebenswoche
d) bei RHD:
vierte bis fünfte Woche
Wirtschaftliche Bedeutung persistenter Erreger
(auch für Rassekaninchenzüchter)
bei Darminfektionen:
hohe Sterblichkeit bei Absetzer und schlechte Gewichtszunahme
bei systemischen Staphylokokken- und Pasteurelleninfektionen:
(Kaninchenschnupfen)
Verlust der Elterntiere und verminderte Geburtsraten
Wie können persistente Erreger zurückgedrängt werden?
wichtig:
nur 10 – 20 % der Erreger in der Umgebung
80 – 90 % leben in den Zielorganen der Tiere
Folge: 1. strenge und richtige Zuchtauswahl
2. gezielte Reinigung und Desinfektion
empfohlene Behandlungsschwerpunkte:
- bei RHD:
Zuchthäsinnen 2 x im Jahr impfen;
Jungtiere im Alter von 2 Monaten
- bei Darmerkrankungen (mit stallspezifischen Impfstoff)
Häsin mit Jungtieren als Behandlungseinheit:
- Impfung der Häsin vor dem Decken
- 1.Jungtierimpfung im Alter von 25 Tagen;
2. Impfung 14 Tage danach
entscheidend:
Infektion der Jungtiere aufgrund hoher Besatzdichte im Nest
Folge: Behandlung der Absetzer zu spät
Fütterungsprogramme kein Ersatz für richtige Selektion
- bei systemischen Erkrankungen:
Übertragung der Erreger beim Decken
- Aussortieren der Trägertiere
- keine Behandlung, da persistenzfördernde Maßnahme
Warum nicht das „Alles-rein- Alles-raus-Prinzip?“
- keine Verfügbarkeit von Zuchttieren ohne persistente Erreger
- Zuchtauswahl der an die eigenen Bestandsbedingungen
best angepassten und widerstandsfähigsten Zuchttiere.
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