Jahresbericht Lebensmittel und Leitungswasser

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BOTSCHAFT TOKYO
1 Jahr nach der KKW-Havarie von Fukushima:
Jahresbericht Lebensmittel / Leitungswasser
(Stand: 19.03.2012)
Seit Anfang Mai 2011 sind nur noch die freigesetzten Caesiumisotope 134/137 für die Strahlenexposition relevant, weil das radioaktive Jod aufgrund seiner kurzen Halbwertszeit seither
als vollständig zerfallen gelten kann und in Lebensmitteln und Leitungswasser nicht mehr
nachweisbar ist. Strontium- und Plutoniumisotope sind nach der KKW-Havarie von Fukushima nur in sehr geringen Spuren freigesetzt worden und aus Sicht des Strahlenschutzes für die
Strahlenexposition ohne Relevanz.
Lebensmittel:
(Quellen der Analysenergebnisse: MHLW, MAFF)
Die Zahl der im Rahmen des Lebensmittel-Monitoring analysierten Proben ist von durchschnittlich 2.500 Proben pro Monat im Zeitraum Mai-Juli 2011über 7.000 Proben im August
auf derzeit ca. 20.000 Proben pro Monat gesteigert worden. Der Grund besteht in der landesweit verbesserten Ausstattung mit geeigneten Analysegeräten.
Zwischen dem 19. März 2011 und 19. März 2012 wurden insgesamt 127.664 Lebensmittelproben auf Kontamination mit Radionukliden untersucht. Dabei wurden im Laufe der Zeit alle
47 Präfekturen in das Monitoring einbezogen. 75% der analysierten Proben entfielen auf die
acht Präfekturen Fukushima, Miyagi, Ibaraki, Yamagata, Tochigi, Gunma, Iwate und Nagano.
Der Schwerpunkt liegt weiterhin in Fukushima (17% der Proben). Insgesamt überschritten in
diesem Zeiraum 1.183 Proben (0,9%) die amtlich festgesetzten Vorsorge-Grenzwerte1. Über
die Hälfte dieser Grenzwertüberschreitungen betrafen Lebensmittel aus der Präfektur Fukushima.
In der Jahresrückschau waren damit 99% aller untersuchten Lebensmittel unbedenklich im
Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes. Dabei ist der Anteil der Lebensmittel, bei denen Überschreitungen der Vorsorgegrenzwerte festgestellt wurden, von über 5% im Mai 2011
auf gegenwärtig 0,3 % gesunken.
Bezogen auf einzelne Lebensmittelgruppen ergibt sich folgendes Bild:
Gemüse/Obst
Die Tendenz der Positivbefunde war von Mai (4,6%) bis August/September 2011 (0,7%)
deutlich rückläufig. Es überschritten im November 2,4%, im Dezember 1,3 % und seit Beginn
des neuen Jahres 0,8 % der monatlichen Proben die Vorsorge-Grenzwerte. In der weit überwiegenden Zahl der Proben lag der Gehalt an radioaktivem Caesium unterhalb der Nachweisgrenze bzw. deutlich unterhalb des Vorsorge-Grenzwertes.
Vor dem Verzehr von im Freiland wachsenden Pilzen und Bambussprossen aus den Regionen, die vom radioaktiven Niederschlag im März 2011 besonders betroffen waren, sollte man
sich über ggf. bestehende lokale Verzehrswarnungen oder –verbote informieren.
Fisch/Meeresfrüchte
Im Mittel der drei Monate Mai bis Juli 2011 wurden bei 7% der untersuchten Proben Überschreitungen des Vorsorge-Grenzwertes festgestellt, im August bei 4,2%. Seither schwankt
der Anteil der über den Grenzwerten liegenden Proben zwischen 3,4% und 1,5%. Bei den üb-
rigen Proben streuten die Messwerte zwischen „nicht nachweisbar“ und dem Vorsorge-Grenzwert. Von Grenzwertüberschreitungen betroffen sind ausschließlich küstennah lebende, weitgehend standorttreue Arten aus den Küstengewässern des südlichen Fukushima und nördlichen Ibaraki sowie einige Arten in Binnengewässern Fukushimas und in Gunma. Die kommerzielle Fischerei in den Küstengewässern vor Fukushima ist seit der KKW-Havarie eingestellt.
Milch und Eier
Bei Eiern sind keine Rückstände an radioaktivem Caesium nachweisbar. Bei Milch und anderen Molkereiprodukten wurden seit Mitte April 2011 keine Überschreitungen der VorsorgeGrenzwerte mehr festgestellt. In der weit überwiegenden Zahl der Proben lag der Gehalt an
radioaktivem Caesium unterhalb der Nachweisgrenze oder deutlich unterhalb des VorsorgeGrenzwertes.
Fleisch
In der zweiten Juliwoche 2011 wurden Fälle von deutlich über den Vorsorge-Grenzwert hinausgehend belastetem Rindfleisch bekannt, das von Rindern innerhalb ausgewiesener Evakuierungszonen in Fukushima stammte, die mit im Freien gelagerten, kontaminierten Reisstroh
gefüttert worden waren. Außerdem wurde festgestellt, dass kontaminiertes Reisstroh als Tierfutter verkauft und auch in anderen Präfekturen in der Rinderfütterung eingesetzt worden war.
Das Fleisch von ca. 3.500 Rindern aus 14 Präfekturen, die kontaminiertes Reisstroh erhalten
haben könnten, ist in den innerjapanischen Handel gekommen, konnte aber überwiegend
rückverfolgt und sichergestellt werden. Die zwischenzeitlich verfügten generellen Verbote
des Verkaufs von Rindern aus Fukushima, Miyagi, Iwate und Tochigi wurden bis Mitte September sukzessive aufgehoben. Im August 2011 wiesen 1,3%, im September 0,5% der Rindfleischproben eine Überschreitung des Vorsorge-Grenzwertes auf. Seit November 2011 lagen
nur noch 0,2% der monatlichen Proben über dem Grenzwert. In der weit überwiegenden Zahl
der übrigen Proben lag der Gehalt an radioaktivem Caesium unterhalb der Nachweisgrenze
oder deutlich unterhalb des Vorsorge-Grenzwertes.
Alle bisherigen Proben von Geflügel- und Schweinefleisch waren überwiegend gänzlich frei
von radioaktivem Caesium.
Vor dem Verzehr von Wildschwein aus den Regionen, die vom radioaktiven Niederschlag im
März 2011 besonders betroffen waren, sollte man sich über ggf. bestehende lokale Verzehrswarnungen oder –verbote informieren.
Getreide
Reis und andere Getreidearten (Weizen, Gerste, Buchweizen u.a.) wurden mit Beginn der
Erntezeit im August in die Untersuchungen einbezogen. Entsprechend einer Sonderrichtlinie
der Regierung wurden die Rückstanduntersuchungen an Reis in 14 Präfekturen sowohl vor als
auch nach der Ernte vorgenommen. In der Folge wurden einige Reisfelder in Fukushima mit
Vermarktungsverboten belegt, nachdem bei Untersuchungen vor der Ernte Grenzwertüberschreitungen festgestellt worden waren. Von den bis Ende Februar 2012 analysierten 5.500
nach der Ernte gezogenen Getreideproben lagen nur zwei Proben über dem Vorsorge-Grenzwert. Überwiegend wurden bislang keine oder nur deutlich unterhalb der Vorsorge-Grenzwerte liegende Gehalte an radioaktivem Caesium nachgewiesen.
Grüntee und Sonstige
Bei Grüntee wurden Grenzwertüberschreitungen in einzelnen Teeanbaugebieten nicht nur in
Fukushima und den Nachbarpräfekturen Ibaraki, Tochigi und Gunma festgestellt, sondern
auch in den entfernter liegenden Präfekturen Saitama, Chiba, Kanagawa und Shizuoka. Von
den bis Februar 2012 analysierten etwa 850 Proben in den vom radioaktiven Niederschlag be-
sonders betroffenen Teepflanzungen lagen rd. 180 Proben über dem Vorsorge-Grenzwert (wie
bei allen Lebensmitteln 500 Bq/kg), davon allerdings 127 alleine aus einem Teeanbaugebiet
in Saitama. Bei den übrigen Proben streuten die Messwerte zwischen „nicht nachweisbar“ und
dem Vorsorge-Grenzwert.
Verkaufsverbote und Verzehrsempfehlungen
Bei den von Grenzwertüberschreitungen betroffenen Lebensmitteln sind, bezogen auf die jeweiligen Ursprungsorte, Verkaufsverbote der Regierung sowie Verzehrsempfehlungen der
Präfekturen in Kraft, die zu beachten sind. Details hierzu wie auch die Einzeldaten der Analysenergebnisse sind auf Englisch verfügbar und der Homepage des MHLW und des MAFF zu
entnehmen.
Leitungswasser:
(Quellen der Analysenergebnisse: MEXT, MHLW)
In allen Präfekturen wird das Leitungswasser kontinuierlich auf seine Eignung als Trinkwasser sowohl für die Allgemeinheit als auch für Kleinkinder untersucht. Seit Ende März 2011
konnten die Warnungen vor dem Trinken von Leitungswasser aufgehoben werden. Auch die
aktuellen Befunde bestätigen, dass das Leitungswasser aller Präfekturen hinsichtlich der Belastung mit radioaktivem Jod und Caesium unbedenklich ist, d.h. unterhalb der analytischen
Nachweisgrenze von derzeit etwa 1 Bq/kg liegt.
Gesundheitliche Bewertung:
Es wird an dieser Stelle nochmals ausdrücklich auf die von deutschen Strahlenschutzexperten
gegebenen Erklärungen auf der Homepage der Deutschen Botschaft Tokyo, insbesondere in
der Rubrik „Häufig gestellte Fragen“ hingewiesen.
1
Bis 31.03.2012 geltende Vorsorge-Grenzwerte für Cs 134+137:
- Milch und Molkereiprodukte:
200 Bq/kg
- Alle übrigen Lebensmittel:
500 Bq/kg
- Trinkwasser:
200 Bq/kg
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