Factsheet: Wirkungen von Chemikalien

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FRAGEN UND ANTWORTEN
zu Chemikalien und Gesundheit
1. Was bewirken DDT, Pyrethroide, Flammschutzmittel, Moschusduftstoffe
(z.B. Galaxolid), Phthalate, PCBs im menschlichen Körper?
Die genannten Chemikalien sind im Prinzip in der Lage, vielfältige negative Wirkungen
zu entfalten. Allerdings gibt es noch viele Wissenslücken, was ihre Langzeitwirkungen
(bei zum Teil niedrigen Konzentrationen), Effekte auf kommende Generationen und
Kombinationswirkungen betrifft. Hier nun einige Kurzinfos über die einzelnen Stoffe:
DDT dürfte so wie in der Tierwelt auch beim Menschen einen negativen Einfluss auf die
Fortpflanzung haben (Fruchtbarkeit, Frühgeburtlichkeit, etc.). Ob die Chemikalie das
Krebsrisiko erhöht, ist umstritten. Beschrieben wurden weiters negative Effekte auf das
Immunsystem.
Die als Insektenbekämpfungsmittel eingesetzten Pyrethroide sind Nervengifte.
Vermutlich gibt es empfindliche Personen, bei denen schon geringe Konzentration zu
Reizungen der Schleimhäute, Augen und der Haut sowie zu Kribbeln und
Taubheitsgefühlen der Haut führen. Die Symptome werden im Allgemeinen als
reversibel angesehen.
Bromierte Flammschutzmittel wie die PBDEs (Polybromierte Diphenylether) haben in
den letzten Jahren von Wissenschaft und Politik viel Aufmerksamkeit erhalten. Sie sind
so wie z.B. DDT Dauergifte, die in unserer Umwelt, in Tieren sowie auch im
menschlichen Fettgewebe, im Blut und in der Frauenmilch nachgewiesen werden
können. Im Tierversuch stören PBDE u.a. die Gehirnentwicklung, schädigen die Leber
und zeigen hormonelle Wirkungen. Ob ähnliche Effekte auch beim Menschen auftreten
können , ist derzeit nicht bekannt.
Bei den Moschus-Duftstoffen unterscheidet man die Nitromoschus-Verbindungen (v.a.
Moschus-Xylol und Moschus-Keton) und die polyzyklischen Moschus-Duftstoffe.
Moschus-Xylol und -Keton verstärken die Wirkung von krebserregenden Substanzen.
Sie werden in zunehmendem Ausmaß durch die polyzyklischen Verbindungen ersetzt.
Über deren Wirkungen weiß man momentan noch recht wenig. Diskutiert werden etwa
östrogene Effekte.
Phthalate (wie DEHP) werden vor allem als Weichmacher für PVC eingesetzt. Ihre
Gefährlichkeit wurde viele Jahre lang unterschätzt, obwohl Umweltschutzorganisationen
immer vor diesen Chemikalien warnten. DEHP führt im Tierversuch u.a. zu
Hodenschädigungen. Die zuständigen amerikanischen Behörden haben DEHP als
„ernsthaft bedenklich für die menschliche Fortpflanzung oder Entwicklung“ eingestuft.
Obwohl die Herstellung PCB-haltiger Produkte schon seit langer Zeit verboten ist,
nehmen wir PCBs (polychlorierte Biphenyle) immer noch (v.a. über fettreiche tierische
Nahrung) auf, wenn auch in abnehmendem Ausmaß. Die toxikologische Bewertung von
chronischen Belastungen mit PCBs ist schwierig. Im Tierversuch zeigen PCBs
jedenfalls krebsfördernde Eigenschaften und hormonelle Wirkungen. Weiters haben
mehrere Studien ergeben, dass alltägliche PCB-Belastungen sich negativ auf die
Gehirnentwicklung von Kindern im Mutterleib und von Säuglingen auswirken können.
2. Was bedeutet es hinsichtlich gesundheitlicher Auswirkungen, wenn diese
Schadstoffe in Blut, Harn, Fett, Muttermilch nachgewiesen wurden?
Was dies für den einzelnen Patienten konkret bedeutet, kann derzeit niemand sagen.
Darüber hinaus ist es generell schwierig, die Effekte von Kombinationsbelastungen
(„Schadstoff-Cocktails“) zu bewerten. Hier gibt es noch großen Forschungsbedarf, wie
auch die EU betont. Auf jeden Fall bedeutet der Nachweis bestimmter Stoffe im Blut,
etc. noch nicht, dass bereits gesundheitliche Auswirkungen zu erwarten sind. Solche
Untersuchungen zeigen aber, dass selbst seit Jahrzehnten verbotene Stoffe wie DDT
nach wie vor im menschlichen Organismus zu finden sind. Darüber hinaus belegen sie,
dass die Industrie weiterhin Stoffe einsetzt, die sich in der Umwelt und der
Nahrungskette anreichern und so auch den Menschen belasten.
3. Was soll ich tun, wenn ich bislang Produkte mit den erwähnten Fremdstoffen
(z.B. Pyrethroide) verwendet habe?
Das wichtigste ist, solche Produkt nicht mehr bzw. sehr zurückhaltend einzusetzen und
auf Alternativprodukte umzusteigen. Sollte es Anzeichen für gesundheitliche Probleme
geben, sollten diese mit ihrem Arzt, ihrer Ärztin besprochen werden.
Beispiel Pyrethroide: Pyrethroide finden sich u.a. in Insektensprays, -strips und steckern, in Entwesungsmitteln, Mitteln gegen Flöhe und in Holzschutzmitteln. Weiters
werden Wollteppiche damit ausgerüstet. Verzichten sie möglichst auf den Einsatz von
Insektensprays und -steckern in Innenräumen; beugen Sie einem Schädlingsbefall vor,
u.a. indem Sie Lebensmittel geschützt lagern, gut schließende Abfalleimer verwenden,
Abfälle rasch entsorgen und die Wohnung regelmäßig und gründlich reinigen.
Die Anwendung von Holzschutzmitteln ist im Innenraum praktisch immer unnötig.
Weiters dürfen Kinder nicht in Kontakt mit dem frisch mit Insektenbekämpfungsmitteln
behandelten Fell von Haustieren kommen. Falls kleine Kinder im Haushalt leben, ist zu
überlegen, auf (eulanisierte) Wollteppiche zu verzichten.
4. Ich habe diese und jene gesundheitlichen Beschwerden bzw. Symptome. Kann
das von einer Belastung mit Chemikalien kommen?
Mit den derzeit zur Verfügung stehenden Untersuchungsmethoden ist es meist sehr
schwierig,
Zusammenhänge
zwischen
Beschwerden
und
bestimmten
Umweltbelastungen herzustellen. Wenn Sie einen konkreten Verdacht haben, dass Ihre
Beschwerden auf Umweltfaktoren zurückzuführen sind, können Sie sich z.B. an Ärzte
mit dem Umweltmedizin-Diplom der Ärztekammer, die umweltmedizinische Ambulanz
im Wiener AKH (Klinik für Arbeitsmedizin) oder an umweltmedizinische
Beratungsstellen in manchen Landeshauptstädten wenden.
5. Kann es zu Spätfolgen kommen, wenn (bei mir) die gegenständlichen
Schadstoffe im Blut festgestellt wurden/werden?
Theoretisch ja; dabei ist aber zu bedenken, dass nach derzeitigem Wissensstand der
Lebensstil für unsere Gesundheit von größerer Bedeutung ist als Umweltbelastungen.
Man sollte daher auf zwei Ebenen aktiv sein: Erstens von der Politik fordern, dass sie
etwa durch eine entsprechende Chemikalienpolitik die Gesundheit der Bevölkerung
besser schützt; zweitens selbst etwas für die eigene Gesundheit tun: sich täglich eine
halbe Stunde bewegen (z.B. zu Fuß oder mit dem Rad einkaufen/arbeiten
gehen/fahren), mehr Obst und Gemüse (nach Möglichkeit „bio“) und weniger fettes
Fleisch essen, möglichst schadstoffarme (fette) Fische essen (z.B. Biokarpfen),
Schadstoffe vermeiden (s. Tipps von Greenpeace und Umweltberatung), nicht rauchen,
etc.
6. Wo kann ich mich und meine Kinder testen lassen?
Diese Untersuchungen sind sehr kompliziert und teuer. Sie werden im Allgemeinen nur
im Rahmen von Studien durchgeführt. Falls Sie unbedingt entsprechende Analysen
durchführen lassen möchten, können wir Ihnen z.B. das Labor von Doz. K. Bauer in
Deutschland empfehlen (Tel. +49-681-390 8323). Bitte lassen Sie sich vorher von
einem Arzt beraten und bedenken Sie: siehe Frage 2 und 5. Leichter möglich ist es, den
Hausstaub testen zu lassen.
7. Ist eine Überprüfung auf bestimmte Chemikalien überhaupt sinnvoll?
In der Regel wird man eine Hausstaub-Untersuchung wohl nur dann durchführen
lassen, wenn Verdacht auf erhöhte Belastungen besteht bzw. bei besonderem
Interesse an dem Thema. Bereits vor der Untersuchung sollte man sich überlegen, ob
die gewonnen Informationen einen „klüger“ machen werden. Z.B. muss die erhöhte
Konzentration einer bestimmten Chemikalie im Staub noch nicht bedeuten, dass auch
die Konzentration im menschlichen Körper erhöht ist.
Erhöhte Schadstoff-Konzentrationen im Hausstaub könnten als Ansporn gesehen
werden, vermehrt feucht Staub zu wischen und bestimmte Produkte nicht mehr zu
verwenden.
8. Ich kann mir das nicht leisten, was soll ich tun?
Jede(r) hat viele Möglichkeiten, den Kontakt mit/die Aufnahme von Schadstoffen zu
verringern. Siehe dazu die Tipps von Greenpeace und „die umweltberatung“; Parfums
sollten zurückhaltend verwendet werden; bei Körperpflegemitteln, etc. sind duftstoffreie
Produkte zu bevorzugen.
9. Wie kann ich mich und meine Kinder vor den Fremdstoffen schützen?
Siehe Frage 8. Zu empfehlen sind weiters Lebensmittel aus ökologischem Landbau.
Allgemein anerkannte Entgiftungsverfahren gibt es derzeit keine.
Was die Schadstoffbelastung der Muttermilch betrifft, ist zu sagen, dass es bei vielen
Chemikalien zu einer deutlichen Verringerung der Belastung gekommen ist. Es gibt
keinen Grund, vom Stillen abzuraten. Ev. könnten sich Mütter überlegen, nicht länger
als 6 Monate zu stillen. Frauen, die sich seit längerer Zeit vegetarisch ernähren, dürften
geringere Schadstoff-Konzentrationen in der Muttermilch aufweisen.
Erstellt von Dr. Peter Wallner und DI Dr. med. Hans-Peter Hutter
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