Ein Besuch bei Charles Messier 25 Jahre Sternfreunde Münster Die

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AUS DEM INHALT
Ein Besuch bei Charles Messier
25 Jahre Sternfreunde Münster
Die Suche nach dem Higgs-Boson
25. Jahrgang - 2/2012
3.- Euro
Inhalt
Der aktuelle Vorstand
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25 Jahre Sternfreunde Münster e.V.
7
Jahrhundertereignis mit Hindernissen: Der Venus-transit
18
Die Projektgruppen der Sternfreunde Münster stellen sich vor
1001 Wunder des Weltalls
22
Ein Besuch bei Charles Messier - in zwei Versionen 26
Meine ersten Gehversuche ... als Sternfreund
29
Bildnachweise: 32
Sternfreunde intern
32
Kattenvenne
33
Sumsemann, Enterprise, Sterne oder Venus?
35
Der Weltraum, unendliche Weiten...
36
Das Higgs- Boson
38
Die Perseiden Anno 2012 42
Wie groß ist die Welt? 44
Vom Compton - Effekt zur Planck - Skala? 49
Was? Wann? Wo?
52
IC5146 Kokon-Nebel
Andromeda
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Inhalt
Editorial ................................................................................................................................
Grußwort Dr. Hendricks .............................................................................................
25 Jahre Sternfreunde Münster e.V. ............................................................................
Wie groß ist die Welt? ....................................................................................................
Jahrhundertereignis mit Hindernissen: Der Venustransit ......................................
1001 Wunder des Weltalls ............................................................................................
Bildnachweise ...................................................................................................................
Ein Besuch bei Charles Messier - in zwei Versionen ...............................................
Meine ersten Gehversuche ... als Sternfreund ...........................................................
Da kommt was auf uns zu ...............................................................................................
Kattenvenne ...................................................................................................................
Sternfreunde intern ...........................................................................................................
Sumsemann, Enterprise, Sterne oder Venus? ..........................................................
Der Weltraum, unendliche Weiten............................................................................
Das Higgs- Boson ..........................................................................................................
Die Perseiden Anno 2012 ............................................................................................
Vom Compton - Effekt zur Planck - Skala? ..............................................................
Was? Wann? Wo? .............................................................................................................
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Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autoren verantwortlich.
Impressum
Herausgeber:
Redaktion:
Kontakt:
Titelbild:
Rückseite:
Sternfreunde Münster e. V.
Sentruper Straße 285, 48161 Münster
Wolfgang Domberger, Michael Dütting, Stephan Plaßmann,
Ewald Segna (V.i.S.d.P.), Michael Seifert, Hermann Soester
Michael Dütting, Telemannstr. 26, 48147 Münster
02 51 / 98 746 68
Auflage: 400 / Oktober 2012
Rosettennebel - Wolfgang Rosteck, Heinz Niermann, Robert
Perdok (Sternfreunde Menden)
Sonnenaufgang über Berlin-Spandau - Mirko Wienke
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Andromeda
Editorial
destinierten Zeitschriften vorbehalten. Wir,
ich schreibe jetzt bewusst wir, sehen uns als
Sprachrohr der Sternfreunde Münster. Eine
...und hallo...
Zeitung, die eben durch die Mitglieder des
Vereins lebt.
Alle Sterne funkeln es vom Himmel:
Die Sternfreunde Münster feiern in diesem
Nun ist es hier an der Zeit Dank zu sagen.
Jahr ihr 25-jähriges Gründungsjubiläum. Siehe
Dank an Dr. Hendricks, den Leiter des LWL-
hierzu auch den Artikel von Stephan auf Seite
Museums für Naturkunde, der uns freundli-
6 und die Ausgabe „Andromeda 1/2012!“
cherweise 25 Jahre die Räumlichkeiten und
Medien des Museums zur Verfügung stellte.
Was dem einen oder anderen hingegen weni-
Dank auch an die Druckerei Stegemöller,
ger bekannt sein dürfte, ist die Tatsache, dass
die jahrelang unsere „Weihnachtsausgabe“
auch die Zeitung „Andromeda“ das 25- jäh-
gesponsert hat. Erst in Schwarz/Weiß und
rige Jubiläum feiern kann. Allerdings waren
dann in Farbe. Stellvertretend für alle bis-
die Anfänge nicht die der DIN A5 Zeitung,
herigen Chefredakteure Dank an Klaus, der
die ihr heute in den Händen haltet, sondern
die Zeitung fast 13 Jahre unter seine Fittiche
sie wurde als DIN A4 „Loseblattsammlung“
genommen hatte und zu guter Letzt Dank an
herausgegeben und in der Druckerei des
die vielen Artikelschreiber, ohne die es diese
LWL-Landeshauses fertiggestellt.
Zeitung nie gegeben hätte.
Erst 1989 hatte die „Andromeda“ dann das
Ein Letztes: Mir war es immer ein Anliegen,
DIN A5 Format, das bis auf den heutigen
den Verein nicht nur als „Hobbyverein für
Tag beibehalten wurde. Viele Artikel wurden
Astronomie“ darzustellen, sondern auch,
von den Sternfreunden seitdem verfasst.
den Menschen, die Menschen, die den Verein
Praktische Dinge, wie die Handhabung von
tragen, hervorzuheben. Das sollte auch die
diversen Fernrohren und deren Tests, Buch-
Hemmschwelle der Interessierten, die auf
besprechungen, auch theoretische Artikel,
uns zukommen, zukommen wollen, herab-
z. B. über Neutrinos und Strings, ja auch
setzen. Die Botschaft, die dahinter steht:
der obligatorische Aprilscherz durfte nicht
Wir sind auch nur Menschen. Wir helfen ger-
fehlen. Eines war aber auch da schon klar:
ne, so wir können. Ihr seid willkommen! Das
Die ganz große Physik blieb den dafür prä-
soll auch die nächsten 25 Jahre so bleiben!
Ewald
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Beobachtungen des natürlichen Sternenhimmels vorsahen. Die abendlichen
Vorträge und Kurse wurden zu einem
Treffen von Astronomieinteressierten.
Hieraus entstand ein Teilnehmerkreis,
dessen Mitglieder sich auch außerhalb
der Planetariumsangebote regelmäßig
trafen.
Grußwort zum 25-jährigen
Bestehen der Sternfreunde
Münster e. V.
Dr. Alfred Hendricks
- Museumsdirektor -
Im Januar 1985 fanden sich dann 15
Hobbyastronomen zusammen und
gründeten einen astronomischen Arbeitskreis. Zunächst trafen sich die
Amateurastronomen einmal im Monat
im Bürgerzentrum Kinderhaus, in der
zweiten Jahreshälfte 1985 bereits im
LWL-Museum für Naturkunde.
Am 21. Oktober 1987 entwickelte sich
aus der astronomischen Arbeitsgemeinschaft der eingetragene Verein „Sternfreunde Münster“. Damit jährt sich in
diesem Jahr das Bestehen der Sternfreunde Münster e. V. zum 25. Mal.
Schon im Jahr 1992 war aus der ursprünglichen Arbeitsgemeinschaft der
mit 60 Mitgliedern größte AstronomieVerein in Westfalen geworden. Heute
zählt der Verein über 100 Mitglieder.
Das LWL-Museum für Naturkunde
unterstützte von Anfang an die „Sternfreunde Münster e. V.“ im Rahmen
seiner Möglichkeiten. Die Unterstützung naturwissenschaftlich orientierter
Vereinigungen in Westfalen gehört zum
Nachdem am 13.11.1981 das Planetarium im LWL-Museum für Naturkunde
eröffnet worden war, bestand das Angebot zunächst aus zwei Tonbandprogrammen und abendlichen Vorträgen
der Astronomen des Planetariums.
Zu den Vorträgen der Monatsthemen
gesellten sich astronomische Kurse an
acht Abenden, die sich beispielsweise
der „Einführung in die Himmelskunde“
widmeten und bei klaren Abenden auch
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Aufgabenkatalog des Landesmuseums
für Naturkunde.
Aus der anfänglichen Unterstützung der
Sternfreunde e. V. ist aber längst eine
echte Kooperation zum Wohle beider
geworden. Es gab in der Vergangenheit
eine Reihe von an die Öffentlichkeit
gerichteten Angeboten, die von Sternfreunden und Museum gemeinsam präsentiert wurden. Beispielhaft mag hier
die Kooperation anlässlich des von der
UNESCO ausgerufenen “Internationalen
Jahres der Astronomie“ im Jahr 2009 stehen. In diesem Jahr boten Sternfreunde
und Naturkundemuseum über ein Jahr
lang besondere Veranstaltungen rund
um die Themen „Himmel und Sterne“
an, einschließlich der öffentlichen Beobachtungen des Sternenhimmels.
Seit den Anfängen hat sich die Kooperation stabilisiert und ist aus dem Angebot
des Naturkundemuseums nicht mehr
wegzudenken.
Im Namen aller Angehörigen des LWLMuseums für Naturkunde gratuliere ich
den Sternfreunden Münster e. V. herzlich
zum 25-jährigen Bestehen. Gleichzeitig möchte ich meinen Wunsch zum
Ausdruck bringen, dass die langjährige
Kooperation nicht nur weiter bestehen
bleibt, sondern sich weiterhin positiv
entwickelt.
Für die Zukunft wünsche ich den Sternfreunden alles Gute.
25 Jahre
Sternfreunde Münster e.V.
Stephan Plaßmann
Tja, die astronomischen Zahlen! Die
berühmt berüchtigten. Sie sind fast immer gigantisch, unanschaulich, jenseits
aller Vorstellungskraft, ob ihrer schieren
Größe oft schon fast wieder inhaltslos.
Astronomische Zeitspannen währen Millionen und Milliarden Jahre. Diese Zahlen
gehen zwar leicht über die Lippen, doch
wer macht sich wirklich bewusst, dass
eine Milliarde eben 1000 Mal eine Million
bedeutet? Für uns Menschen einfach
unfassbar.
Wenn Sie als Millionär Ihre Million Euro
zählen wollen, und zwar so, dass Sie in
jeder Sekunde einen Euro zählen, dann
sind Sie in knapp 12 Tagen bei einer Million angelangt. Wenn Sie als Milliardär das
Gleiche tun, so werden Sie erst in fast 32
Jahren mit dem Zählen fertig sein!
Wollten Sie alle Sterne unserer Milchstraße zählen (ca. 150 Milliarden), so
müssten Sie doppelt so lange zählen
wie seit Beginn unserer Zeitrechnung
bis zum heutigen Tage, nämlich mehr
als 4000 Jahre.
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Schaut man in den nächtlichen Himmel,
so erscheinen einem die vielen Sterne
seit „Menschengedenken“ immer in der
gleichen Position, obwohl sie mit für
uns Menschen ungeheuren Geschwindigkeiten durchs All rasen. Nur ihre
riesigen Entfernungen lassen uns diese
Sterne trotzdem an ihren Sternörtern
festgenagelt, fixiert, erscheinen. Daher
werden sie im Gegensatz zu den Wandelsternen, den Planeten, auch Fixsterne
genannt.
Zeuge einer galaktischen Kollision, wenn
unsere Milchstraße mit dem Andromedanebel zusammenstößt. Nicht einmal
eine Veränderung der wohlbekannten
Sternbilder werden wir miterleben,
obwohl wir diese doch aus den Sternen
„unserer Nachbarschaft“ in figürliche
Formen zusammensetzen.
Alles scheint für uns unveränderlich. Da
grenzt es schon fast an eine Sensation,
wenn sich am Himmel „kurzfristig“
oder „kurzzeitig“ etwas tut. Vielleicht
erscheint einmal ein Komet, der ein paar
Wochen mit bloßem Auge sichtbar ist.
Aber selbst die sogenannten kurzperiodischen Kometen haben Umlaufzeiten
von bis zu 200 Jahren, die man, wenn
überhaupt, nur einmal im Leben sieht.
Die meisten anderen Kometen haben
Umlaufzeiten von Tausenden von Jahren.
Sterne werden geboren und sterben
wieder. Solch ein Leben dauert bei den
größten Sternen mehrere Millionen
Jahre, bei den allermeisten normalen
Sternen jedoch Milliarden Jahre wie
bei unserer Sonne. Sie bewegt sich in
230 Millionen Jahren einmal um das galaktische Zentrum - und hat aber auch
schon ca. 20 Umläufe hinter sich.
Wir Menschen müssen erkennen, dass
wir im astronomischen Schauspiel nicht
nur einen kurzen Akt sehen, sondern
dass wir eher aus einem Kinofilm mit
Überlänge nur ein einziges Standbild
einer Situation sehen. Mehr nicht! Wir
werden nicht mitbekommen, wie sich
unsere Sonne zu einem Riesenstern
aufbläht und fast die Hälfte unseres Himmels einnimmt. Wir werden leider nicht
Welch eine Rolle spielt hier zeitlich also
ein Menschenleben? Und was kann da
in nur 25 Jahren, einer winzig kleinen
Zeitspanne bis zu einem „Jubiläum“,
passieren in astronomischer Hinsicht?
Eigentlich gar nichts könnte man meinen.
Aber dieser Artikel betrifft ja nicht nur
die Astronomie, sondern auch die Menschen, die diese zusammen betreiben.
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25 Jahre! Astronomisch ein Nichts - für
uns Menschen eine Generation!
im Planetarium des Westfälischen Museums für Naturkunde, um weiterhin
gemeinsam ihrem Hobby zu frönen.
Wenn man so lange zusammen ein
gemeinsames Hobby betreibt, sollte
doch in 25 Jahren bestimmt irgendetwas
Herausragendes passiert sein, oder? In
vielen Vereinen sicher - aber auch in der
Astronomie?
Nun - schauen wir auf die Jahre zurück:
Die Sternfreunde Münster, anfangs
eine Handvoll Astronomiebegeisterter,
haben sich vor eben dieser Zeitspanne
zusammengefunden, um im Oktober
1987 offiziell einen astronomischen Verein anzumelden und ihre Gleichgesinnten
fortan Mitglieder zu nennen.
Am 20.12.1984, dem Ende dieser Vortragsreihe (5 x donnerstags ab dem 22.
November 1984), ergriff Michael Große,
der spätere Erste Vorsitzende des noch
jungen Vereins, das Wort und schlug vor,
sich zukünftig in einer lockeren Interessengemeinschaft auszutauschen und sich
eventuell regelmäßig zu treffen.
Bei den ersten Treffen, sie fanden in der
Gaststätte Lohmann in Mecklenbeck und
danach im Bürgerhaus Kinderhaus statt,
war ich selber leider nicht dabei.
Doch bereits vorher, Ende des Jahres
1984, trafen sich ein paar Hobbyastronomen im Anschluss einer Vortragsreihe
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Irgendwann kamen dann die ersten
gemeinsamen Beobachtungen in der
Nähe von Senden und am Hiltruper
Friedhof zustande. Und eigentlich wäre
uns schon im Jahr 1986 der erste Knaller
serviert worden, wenn der langersehnte
und auch der breiten Öffentlichkeit bekannte Komet Halley zumindest etwas
die Erwartungen erfüllt hätte, die in ihn
gesteckt wurden. Nun - zumindest für
eine Extra-Ausstellung der Sternfreunde
im LWL-Museum hat es gereicht.
Alsbald fanden die Zusammenkünfte
immer dienstags direkt im Seminarraum
des Naturkundemuseums statt. Der
Grund hierfür war erstens, dass das
Museum dienstags jeweils öffentliche
Vorträge im Planetarium anbot und die
Räumlichkeiten des Museums deswegen
sowieso geöffnet waren und zweitens,
dass einer der Sternfreunde, Ewald
Segna, praktischerweise Mitarbeiter des
Planetariums und des Museums war, den
Leiter des Museums, Dr. Hendricks bat,
zukünftig die Treffen im Museum zu veranstalten, und so war die Nutzung des
Seminarraums überhaupt erst möglich.
aufgestelltes Schwein zu stecken, wenn
Wortbeiträge doch eher als etwas zu
„unqualifiziert“ eingestuft wurden.
Dies führte dazu, dass wir Sternfreunde
pro Abend von einem Anwesenden
jeweils einen kleinen Vortrag zu irgendeinem astronomischen Thema zu
hören bekamen.
Wir trafen uns nun alle zwei Wochen,
am zweiten und am vierten Dienstag
des Monats, und an jedem Termin gab
es Interessantes aus der Astronomie
zu hören.
Es kamen immer mehr Wissbegierige
zu uns. Und es gab immer mehr Fragen.
Fragen, die meist im Anschluss an einen
Vortrag gestellt wurden und die den
ein oder anderen Abend doch ziemlich
in die Länge zogen. So entschlossen wir
uns schließlich, den 4. Dienstag ohne
Vortrag zu gestalten und als allgemeinen
lockeren Treff anzubieten. Zuerst auch
im Museum, später in unserer Stammkneipe „Zum Himmelreich“ („ein jeder
geht gern in das Himmelreich“ … ein ...)
dann für lange Zeit ins „Feldschlösschen“
(hallo Jürgen) an der Sentruper Straße
(leider inzwischen abgerissen) und die
letzten vier Jahre „ersetzt“ durch das
Restaurant „La Vela“ gegenüber am
Aasee.
Es versammelten sich an diesen Tagen
immer mehr Hobbyastronomen, um
sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Geordnet waren diese ersten „Veranstaltungen“ allerdings nicht. Oft wurde
damit gedroht, ein 5.- DM Stück in ein
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Die zweiten Dienstage im Monat mit
ihren Vorträgen sind bis heute hauptsächlicher Bestandteil unserer Vereinsaktivitäten und werden gerne von vielen
Interessenten besucht.
Die Zahl der Mitglieder wuchs von den
ursprünglichen 7 auf 14 im Januar 1988,
um Anfang 1992 die Zahl 50 (hallo
Johannes) zu erreichen. Zum jetzigen
Zeitpunkt halten uns über 110 Mitglieder
die Treue.
Dann kam der Tag, an dem alles offiziell
wurde: Am 21. Oktober 1987 fanden
sich die 7 Gründungsmitglieder Michael
Große, Karl-Heinz Hummel, Ewald
Segna, Andreas Göttker, Sebastian
Freff, Christian Pietzner und der Autor
beim Rechtsanwalt und Notar Rainer
Bonse zusammen, um den Sternfreunden
Münster ein „e.V.“ anzuhängen und als astronomischen Verein ins Vereinsregister
eintragen zu lassen. Die Gründungsversammlung selbst, als beschlossen wurde,
überhaupt einen Verein ins Leben zu
rufen, fand am 22. September 1987 im
Seminarraum des Naturkundemuseums
statt.
Das Schöne dabei ist, dass sich die Hobbyastronomen oft nicht nur durch die
Himmelskunde verbunden fühlen. Viele
Freundschaften haben sich gebildet, die
ohne die Sternfreunde wahrscheinlich
nicht zustande gekommen wären. Zwei
unserer Mitglieder machten ihr Hobby
sogar zum Beruf und gründeten eine
Firma für den Vertrieb astronomischer
Teleskope und Zubehör.
Gemeinsame Urlaubsfahrten in Gefilde
mit besseren Beobachtungsbedingungen
häuften sich. Zuerst wurden Ziele z. B.
in Südtirol oder Frankreich angepeilt,
später dann auch schon mal Namibia.
Die mehr oder weniger regelmäßigen
Beobachtungstreffs zu Hause fanden wegen der störenden Lichtverschmutzung
des Himmels bevorzugt in ländlicher
Umgebung Münsters statt. So standen
Treffpunkte früher in Telgte Berdel und
Leopoldshöhe auf dem Programm. Heute sind die Ziele eher Alverskirchen und
Kattenvenne und seit einiger Zeit wird
sogar eine vereinseigene Sternwarte
geplant.
Das gab uns dann den offiziellen Charakter, mit dem wir uns fortan in der
Öffentlichkeit präsentieren konnten.
Schon damals boten wir öffentliche
Beobachtungen an, bei denen jeder
Interessent durch ein paar unserer eigenen Teleskope den Himmel betrachten
konnte. Vom Gefühl her fand ich es
sehr schön, als Mitglied eines Vereins
aufzutreten.
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Gemeinsame Beobachtungsnächte brauchten nicht immer teures Equipment.
Ziemlich regelmäßig beobachteten wir
in Telgte z. B. den Sternschnuppenstrom
der Perseiden, deren Maximum um den
12. August eintritt. Wir Sternfreunde
benötigten hierfür nur eine Liege und
warme Kleidung.
eine spezielle Gruppe für Kinder, die
hier an die Astronomie herangeführt
werden (Astrokids). Der Initiator dieser
Gruppe, Jürgen Stockel, hatte einmal
pro Jahr sogar ein ganz besonderes
Highlight für die Kids im Angebot: Ein
ganzes Wochenende, vollgepackt mit
Astronomie in einer Jugendherberge.
Die Kids konnten sich so spielerisch mit
vielen Themen des Himmels vertraut
Auch Besuche bei befreundeten Vereinen, z. B. in Geseke,
Oldenburg oder Melle
standen neben Exkursionen nach Berlin oder
Effelsberg auf dem Programm.
Durch die stetig steigende
Zahl der Mitglieder konnten wir das Angebot unserer Aktivitäten immer mehr erweitern.
Neben den regelmäßigen Vorträgen
am 2. Dienstag des Monats, wo sowohl
Mitglieder des Vereins als auch externe Referenten über alle Teilbereiche
der Astronomie berichten, führen wir
öffentliche Beobachtungen auf dem
Vorplatz des Naturkundemuseums
durch. In Zeiten aktiver Sonne gab und
gibt es auch Astronomie am Tage, wo
wir unseren Besuchern durch spezielle
Filter die Sonne mit ihren Flecken oder
Fackeln zeigen. Darüber hinaus existiert
machen und selbst erstellte Ergebnisse
von bearbeiteten Themen ihrer Wahl
den anderen präsentieren.
Dann gibt es die Anfängergruppe, die
Beginner auf dem Weg in die Astronomie begleitet. Seit Ende der 80er Jahre
werden hier für den „Neuling in der
Astronomie“ einfache und grundlegende
Themen angesprochen, wobei aber auch
die Praxis nicht zu kurz kommt (wenn
das Wetter mitspielt).
Wer mehr über den Aufbau der Welt,
die Überlegungen zum Anfang des Ur11
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knalls oder die weitere Entwicklung
des Kosmos wissen möchte, ist bei der
Kosmologiegruppe gut aufgehoben.
besucht, und wir stehen an den zwei
Tagen jedem Besucher mit Rat und Tat
zur Seite.
Und drei- bis viermal jährlich erscheint
unsere vereinseigene Zeitschrift „Andromeda“, die wir seit nunmehr auch
schon 24 Jahren mit Herzblut für unsere
Mitglieder erstellen. Angefangen hat es
allerdings mit einer „Loseblattsammlung“ im DIN A 4 Format zum Selberknicken...
In den letzten 25 Jahren gab es vielfach Berichte über uns in den Medien.
Mehrfach erschienen Beiträge im WDRFernsehen, im Radio und in diversen
Printmedien.
Doch auch die Geselligkeit kam, und
kommt, in unserem Verein nicht zu kurz.
Einmal im Jahr gibt es eine Radtour mit
anschließendem Grillen als Ausklang.
Aber auch Grünkohlessen standen schon
ein paar Mal auf dem Programm.
Alles Wissenswerte gibt es natürlich
auch auf unserer Homepage zu sehen,
die Michael Dütting dankenswerterweise für uns erstellt hat und sie seitdem
ständig pflegt und mit ihr für einen professionellen Auftritt unseres Vereins im
Internet sorgt.
Doch was tat sich im letzten Vierteljahrhundert am Himmel? Gab es Highlights?
Seltenes? Unvorhergesehenes? Lange
Erwartetes?
Für Mitglieder stehen auch Geräte und
Literatur zur Ausleihe bereit. Neben
Großferngläsern können auch mehrere
vereinseigene Teleskope mit bis zu knapp
40cm Durchmesser nebst Zubehör wie
hochwertigen Okularen ausgeliehen
werden.
Die Antwort ist - Ja! Es gab alles. Der
scheinbaren Unveränderlichkeit des
Himmels zum Trotz können wir Sternfreunde auf einige Highlights zurückblicken. Und das in der superkurzen Zeitspanne von nur 25 Jahren; astronomisch
ein Nichts...
Einmal im Jahr veranstalten wir unsere Sternfreundeausstellung an einem
Wochenende im November (früher
Dezember) im Foyer des LWL Museums
für Naturkunde. Diese wird sehr gern
Natürlich gibt es immer wieder mal
Mondfinsternisse, die beobachtet werden können. Wenn diese dann zu „publikumsfreundlichen“ Zeiten stattfanden,
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konnten wir den Vorplatz des Museums
schon mal in einer öffentlichen Beobachtung mit mehr als 400 Besuchern füllen
(9.2.1990), wo wir in vielen Fernrohren
den Blick auf den rötlich verfinsterten
Mond zeigen konnten.
Jupiters in mehr als 20 Bruchstücke. Und
alle diese Bruchstücke schlugen nacheinander auf dem Planeten Jupiter ein!
Von der Erde aus konnte man sehr gut
drei große Einschlagstellen, auch über
längere Zeit, im Teleskop beobachten.
Das ist meines Wissens nach bisher noch
niemals beobachtet worden. Das war
schon sehr außergewöhnlich. Jupiter
wurde hier dem Ruf des sogenannten
„kosmischen Staubsaugers“ mehr als
gerecht. Und wir Sternfreunde waren
dabei! Wir durften sozusagen live mit
unseren Teleskopen zuschauen. Unglaublich.
An gleicher Stelle war es eine Freude,
bei gutem Wetter den Venustransit
2004 mit vielen Besuchern gemeinsam
zu beobachten.
Zwei totale Sonnenfinsternisse, im
Durchschnitt doch recht selten zu sehende Himmelsereignisse, eine davon
sogar von Deutschland aus sichtbar
(1999), fielen in „unser en“ Jubiläumsabschnitt. Bei der zweiten Finsternis
(2006) machten sich viele Sternfreunde
auf den Weg in die Türkei, um locker
vom Hocker - äh Strand aus die Totalität
beobachten zu können.
Doch nur zwei Jahre später, 1996, erschien der sehr helle Komet Hyakutake
am Himmel. Es war ein sehr spektakulärer Komet, der seinen Schweif
über eine Länge von mehr als 30 Grad
am Himmel erstreckte. Lange zuvor
war zwar ein anderer Komet namens
Hale-Bopp entdeckt worden, der endlich
wieder einmal eine hellere Erscheinung
werden sollte. Doch Hyakutake stahl
ihm erst einmal die Show, indem er
sehr schnell heller wurde und größer
am Himmel erschien. Wir Sternfreunde
führten natürlich wieder öffentliche
Beobachtungen durch. Hyakutake war
ein Komet, der kam, sah und siegte. Die
Öffentlichkeit war beeindruckt. Der Andrang bei der öffentlichen Beobachtung
Aber es gab auch noch Spektakuläreres:
Im Jahr 1994 erschien der Komet
Shoemaker-Levy 9 am Himmel. Kometenerscheinungen sind zwar öfter, aber
nicht immer mit bloßem Auge zu sehen
und auch sonst meistens nicht besonders
spektakulär. Halley war hierfür das beste
Beispiel.
Aber Shoemaker-Levy 9 war so etwas
wie ein Jahrhundertereignis. Dieser Komet zerfiel durch Gravitationskräfte des
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war riesengroß. Jeder wollte den Kometen sehen und nähere Informationen von
uns Sternfreunden bekommen. Und in
gesehen werden konnte. Er war lange
sichtbar - nur recht weit entfernt und
deshalb nicht so groß am Himmel zu
sehen wie Hyakutake.
O-Ton eines Kometenbeobachters:
„Wenn Hale-Bopp so nahe an der Erde
vorbeigeflogen wäre wie Hyakutake,
dann hätte uns das die Schuhe ausgezogen...“
Und gleich zwei Jahre später ereilten uns
die nächsten Highlights:
Am 11. August 1999 fand die einzige von
Deutschland aus beobachtbare Sonnenfinsternis des Jahrhunderts statt. Viele
Sternfreunde fuhren in die Regionen,
wo die sogenannte SoFi total zu erleben
war. Süddeutschland, Frankreich oder
Österreich.
der Tat: Hyakutake kam der Erde mit 15
Millionen km Abstand so nahe wie kein
anderer seit 1556. Durch seine Nähe
konnte man seine Bewegung von mehr
als einem Vollmonddurchmesser pro
Stunde (!) sehr gut verfolgen.
Dann am 18. November 1999, nur drei
Monate nach der jahrzehntelang erwarteten totalen Sonnenfinsternis, stand
ein Sternschnuppensturm ins Haus. An
diesem Tag sollte das spitze Maximum
der Leoniden, ein Meteorstrom, stattfinden. Und nicht wie z. B. die Perseiden
im August gleichmäßig erscheinend,
geben sich die Leoniden nur etwa alle
33 Jahre die Ehre, auffällig zu sein. Sehr
auffällig! Und 1999 war dies der Fall.
Wir Sternfreunde versammelten uns
trotz widriger Wettervorhersagen in
Telgte und warteten unter Wolken auf
Doch was war mit Hale-Bopp, dem
Kometen, der eigentlich schon früher
entdeckt wurde und der der eigentliche
Star am Astrohimmel werden sollte?
Um es kurz zu sagen: Hale-Bopp war
1997 der Star. Er wurde so hell, dass er
zeitweise das erste Objekt am Himmel
in der Dämmerung war, das überhaupt
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das Wunder von Telgte; nämlich dass die
Wolken aufreißen würden, und dass wir
dann diesen „Sturm“ erleben durften.
Dass die Fotografie in den zurückliegenden 25 Jahren fast komplett umgestiegen ist vom Dia zur digitalen Kamera,
hat die Freunde der Astrofotografie zu
Aufnahmen befähigt, deren Qualität
heute denen entsprechen, die damals
nur den Profis vorbehalten waren. In
unseren Ausstellungen können diese
betrachtet werden.
Und das Wunder trat ein: Pünktlich
zur Maximumszeit klarte der Himmel
auf, und wir konnten innerhalb einer
halben Stunde bestimmt mehr als 400
Sternschnuppen sehen. Darunter sehr
helle. Oft auch mehrere gleichzeitig
und teilweise sogar parallel verlaufend.
Ein wahrhaft beeindruckendes Himmelsschauspiel. Der WDR war auch
wieder dabei und hielt das Ganze für
die Sendung in der „Lokalzeit“ fest. Ich
glaube, wir Sternfreunde in Telgte waren
so ziemlich die einzigen, die überhaupt
eine Wolkenlücke im ansonsten total
bedeckten Deutschland erwischten.
Alles in allem können wir auf ein Vierteljahrhundert zurückblicken, welches
angefüllt war mit sehr vielen Aktivitäten
sowohl der Mitglieder, die dadurch die
Astronomie einem großen Bevölkerungskreis näher bringen konnten, als
auch mit astronomischen „Big Points“,
die zufällig in diesen verhältnismäßig winzigen Augenblick von 25 Jahren fielen.
Zu nennen sind dann noch
diverse wunderschöne
Polarlichterscheinungen,
die wir ebenfalls mehrfach
in „unserem“ Zeitraum
bewundern konnten (vor
allem 1989). Natürlich
standen und stehen aktuelle Himmelserscheinungen von besonders
guten Planetensichtbarkeiten oder -konstellationen immer auf unserem Programm. Auch so etwas kann durchaus
mal als Highlight bezeichnet werden.
Hoffen wir, dass die astronomisch nahe
Zukunft weitere Überraschungen für
uns bereithält.
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umso größere Auswirkungen haben, je
weiter man nach „oben“ kommt.
Wie groß ist die Welt?
Björn Voss
... um dies herauszufinden, so könnte
man meinen, muss man ja eigentlich
„nur“ nachmessen. Aber da gibt es ein
Problem: Nachmessen, wie man es hier
auf der Erde tun würde - „Maß nehmen“,
also eine Messlatte anlegen und einfach
ablesen - das geht im All natürlich nicht.
Dies klingt erst einmal trivial, ist es aber
nicht: Jedwede Entfernungsmessung im
All ist eine Wissenschaft für sich. Keines
der unterschiedlichen Verfahren, mit
denen man Entfernungen im All messen
kann, funktioniert von hier bis zum
„Rand des Universums“. Jede Methode
ist nur für einen bestimmten Bereich
brauchbar: Manche nur auf der Erde
und in der näheren Umgebung im All,
andere nur im Bereich der nächstgelegenen Sterne, und wieder andere nur
im Bereich der fernsten Galaxien. So
muss man unterschiedliche Messungen
aneinander stückeln, und sich derart
immer weiter hinaus „hangeln“, um die
größten Distanzen im All zu messen.
Dies wird oft mit dem Erklimmen einer
Leiter Sprosse für Sprosse verglichen;
man spricht von der „kosmischen Entfernungsleiter“. Ein noch besserer Vergleich
ist der Aufbau eines Hauses, bei dem
jedes Stockwerk auf den darunter liegenden ruht, und Instabilitäten „unten“
1. Die Größe der Erde
Das Fundament, auf dem die Leiter oder
das unterste Stockwerk des Hauses
ruht, ist die Messung der Größe unserer
Erde. Schon vor über 2000 Jahren war
die Erdgröße ziemlich genau bekannt:
Der Grieche Eratosthenes fand im
Alexandria des Jahres 250 v. Chr. eine
geniale Methode, den Erdumfang zu bestimmen. Er ging wie alle seine gelehrten
Zeitgenossen bereits davon aus, dass die
Erde eine Kugel ist.
Eine weitere Annahme, die Eratosthenes
mit Recht machte, war, dass die Sonne
sehr weit entfernt steht. So weit, dass
ihre Lichtstrahlen die Erde als quasi
parallele Strahlen erreichen. Dann, so
Eratosthenes, werfen gleich hohe Objekte an verschiedenen Orten der Erde
unterschiedlich lange Schatten: Wenn
die Sonne z. B. senkrecht über einem
bestimmten Ort steht - Eratosthenes
wusste, dass das an bestimmten Tagen
im Jahr am südägyptischen Ort Syene
(heute: Assuan) der Fall ist - dann wirft
sie dort keinen Schatten. An weit entfernten Orten dagegen gibt es zur selben
Zeit sehr wohl einen Schatten: Anderswo steht die Sonne zur selben Zeit nicht
senkrecht am Himmel, ihr Licht fällt
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also schräg ein, und es gibt je nach Ort
mehr oder weniger lange Schatten. Eratosthenes stellte fest, dass die Sonne bei
ihm zu Hause in Alexandria im Norden
Ägyptens einen kurzen Schatten wirft,
während es zur selben Zeit
in Syene gar keinen Schatten
gibt. Seine Idee war nun (Bild
1): Der Schattenwinkel in
Alexandria ist zu diesem Zeitpunkt gleich dem Unterschied
der geographischen Breite
von Assuan und Alexandria
(denn geographische Breiten,
oder deren Differenzen, sind
Winkel - gemessen am Erdmittelpunkt). Damit konnte
Eratosthenes also „ganz einfach“ die Differenz der geographischen Breiten anhand eines beliebigen
Schattens in Alexandria abmessen. Der
gesamte Umfang der Erdkugel beträgt
360°; der gemessene Schattenwinkel
in Alexandria etwas mehr als 7°. Die
Distanz Alexandria-Assuan beträgt demnach 360/7 = ca. 1/50 des Erdumfangs.
Eratosthenes ließ diese Strecke nun zu
Fuß abschreiten, und fand eine Distanz
am Erdboden von ca. 5000 griechischen
„Stadien“. Dies, mal 50 genommen, muss
den Umfang der Erde ergeben, wusste
Eratosthenes. Sein Ergebnis - etwa 40.000
km - lag damals schon erstaunlich genau
am heute bekannten exakten Wert!
Diese genaue Kenntnis von Distanzen
verschiedener Orte auf der Erde ist
eine entscheidende Grundlage für die
folgende Stufe der kosmischen Leiter ins
All hinaus.
Bild 1: An bestimmten Tagen des Jahres spiegelt sich in Syene die Sonne am Boden eines
Brunnens, steht also senkrecht am Himmel.
Zur selben Zeit wirft sie in Alexandria einen
Schatten. Eratosthenes erkannte: Der Schattenwinkel in Alexandria ist derselbe Winkel,
der vom Erdmittelpunkt aus gesehen die
beiden Orte trennt - die Differenz der geographischen Breiten. Bild: F. Lühning
2. Die Entfernung der Planeten
Dies ist der erste Schritt ins All hinaus!
Das Messverfahren ist die „Horizontalparallaxe“; eine Variante der „Daumensprungmethode“. Gemeint ist die leicht
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Andromeda
unterschiedliche Perspektive, die unsere
beiden Augen uns zeigen: Aufgrund ihres
Abstands zueinander blicken beide Augen aus unterschiedlichen Winkeln auf
nahe Objekte. Hält man den Daumen
vors Gesicht und schließt abwechselnd
eines der Augen, dann springt der
Daumen scheinbar hin und her. Die
Größe des Sprungs ist ein Maß für die
Distanz des Daumens: Je größer der
Sprung, desto näher steht er. Dasselbe
gilt z. B. für den Mond: Betrachtet man
ihn abwechselnd mit dem linken und
rechten Auge, dann würde er vor dem
Hintergrund weit entfernter Sterne
springen - aber nur so wenig, dass man
es nicht messen kann. Bringt man jedoch
die beiden Augen weiter auseinander als
sie normalerweise sind - sehr viel weiter!
- dann sieht man den Mond tatsächlich
springen. Praktisch braucht man dazu
einen „Augenabstand“ von hunderten
oder besser tausenden Kilometern; also
zwei Beobachter, die genau zur selben
Zeit messen, wie weit der Mond von
bestimmten Sternen entfernt steht. Dies
erfordert genaue Uhren und genaue
Winkelmessungen im Fernrohr, was
zuerst Mitte des 17. Jahrhunderts gelang.
Heute misst man die Entfernung des
Mondes - etwa 380.000 Kilometer - viel
genauer durch Laufzeit-Messungen von
Radar- oder Laser-Pulsen; dies jedoch
erst seit einigen Jahrzehnten.
Ähnlich bei den Planeten: Auch deren
Distanzen - z. B. die zur Venus - misst
man heute per Radar, historisch jedoch
vor ca. 250-300 Jahren erstmals mittels
der Horizontalparallaxe. Dies ist jedoch
viel schwieriger als beim Mond: Da die
Planeten ca. 100-1000 mal ferner stehen
als der Mond, sind die Winkelsprünge
eines Planeten bei der gleichzeitigen
Betrachtung z. B. von Europa und
Amerika aus 100-1000 mal kleiner als
die des Mondes - fast unmessbar klein.
Dennoch versuchte man eine solche
Messung schon vor über 300 Jahren
anhand des Mars. Man konnte zwar
feststellen, dass der Mars mehrere 10
Millionen Kilometer entfernt sein muss;
eine genaue Zahl ergaben die ungenauen,
weil winzigen, Winkelmesswerte aber
nicht. Man benötigte eine neue Methode,
um die Messung solch winziger Winkel
zu verbessern. Die Lösung fand der berühmte Edmund Halley: Er schlug vor,
einen Venustransit von verschiedenen
Kontinenten aus zu beobachten - das
seltene Ereignis, bei dem die Venus
von der Erde aus gesehen exakt vor
der Sonne steht. Sie erscheint dann
als dunkle Silhouette und überquert
die Sonnenscheibe im Laufe einiger
Stunden. Entscheidend hierbei ist, dass
die gedachte Linie, entlang derer die
Venus vor der Sonne entlang wandert,
von unterschiedlichen Kontinenten aus
18
Andromeda
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gesehen in unterschiedlicher „Höhe“
auf der Sonne liegt (Bild 2). Damit ist
die Linie aber auch unterschiedlich lang,
und ebenso die Zeit, die die Venus zur
Überquerung benötigt.
Bild 2: Von unterschiedlichen Orten auf der
Erde erscheint ein Planet zur selben Zeit
vor anderen Stellen des Hintergrunds - hier,
beim Venus-Transit, vor unterschiedlichen
Stellen der im Hintergrund stehenden Sonne.
Damit ergeben sich unterschiedliche Lagen
der Wege der Venus über die Sonne; die
Wege sind verschieden lang (übertriebene
Darstellung!) Collage: Björn Voss.
Misst man nun die genaue Dauer des
Durchgangs, dann kann man daraus
genau auf die Länge des Weges zurückrechnen, und hieraus wiederum auf
den genauen „Höhen“-Unterschied der
beiden Wege auf der Sonnenscheibe.
Diese „Höhen“-Differenz ist nun aber
nichts weiter als der gesuchte „Sprung“
des Planeten bei der Betrachtung von
19
verschiedenen Kontinenten aus. Kurzum: Die sekundengenaue Zeitmessung
beim Venustransit ermöglicht eine viel
genauere Bestimmung des Parallaxenwinkels als eine direkte Messung der
Winkelpositionen. Beobachtungen von VenusTransits, vor allem im 18.
Jahrhundert, ermöglichten erstmals eine genaue
Bestimmung der sogenannten Venus-Parallaxe,
d. h. des „Sprungwinkels“
der Venus.
Damit konnten auch andere Distanzen im Sonnensystem genau
bestimmt werden und dies ganz ohne
weitere Beobachtungen:
Nachdem erst einmal die Distanz VenusErde bekannt war, konnte man die Distanzen aller anderen Planeten sofort
ausrechnen. Auch die Distanz von der
Erde zur Sonne, die sogenannte Astronomische Einheit - etwa 150 Millionen
Kilometer - ergab sich rein rechnerisch
aus der Venus-Parallaxe: Die berühmten
Keplerschen Gesetze der Planetenbahnen - genauer: Keplers drittes Gesetz
- sagen uns, dass die Umlaufzeit eines
Planeten und seine Entfernung zur Sonne
für alle Planeten in einem bestimmten,
immer genau gleichen Zusammenhang
steht: Das Verhältnis des Quadrats
der Umlaufzeit zur dritten Potenz des
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Andromeda
Sonnen-Abstands ist für alle Planeten
immer gleich groß. Wenn man also die
Umlaufzeiten der Planeten kennt (dies
war schon vor über 4000 Jahren der
Fall), braucht man nur noch von einem
der Planeten die Distanz zu messen. Alle
anderen Distanzen lassen sich dann ausrechnen. Bei einem Venustransit misst
man zwar nicht die Distanz der Venus
zur Sonne, sondern die der Venus zur
Erde; man benötigt also eine etwas kompliziertere Formulierung des Gesetzes,
um aus der Distanz Venus-Erde all die
anderen Distanzen zu errechnen. Das
Prinzip ist jedoch dasselbe.
Zwischen der Messung einer Sternenposition jetzt und einer weiteren Messung
ein halbes Jahr später hat die Erde die
Sonne einmal halb umrundet und steht
auf der anderen Seite der Sonne. Bei
einer Distanz von der Erde zur Sonne
von ca. 150 Millionen Kilometern ergibt
das einen „Augenabstand“ von ca. 300
Millionen Kilometern - gerade genug, um
bei nahen Sternen den Sprungwinkel zu
messen. Aber auch das nur mit enormen
Schwierigkeiten, denn der Winkel ist
erneut winzig: Kleiner als ein tausendstel
eines Grades, bzw. etwas weniger als
eine Bogensekunde. Erst 1838 gelang mit
ganz bestimmten ausgefeilten Methoden
dem Astronomen Friedrich Wilhelm
Bessel eine solche Messung am Stern 61
Cygni. Damit war klar: Die nahen Sterne
stehen hunderttausende von Milliarden
Kilometern entfernt (100.000 Milliarden
Kilometer = ca. 10 Lichtjahre); im Falle
von 61 Cygni sind es ca. 108.000 Milliarden km (=11,4 Lichtjahre). Oft wird die
Distanz nicht in Lichtjahren angegeben,
sondern in parsec - ein Parsec ist die
Distanz, in der der Sprungwinkel eine
Bogensekunde beträgt, das sind dann
3,26 Lichtjahre.
Fortsetzung folgt
3. Die Entfernungen der nahen
Sterne
Nach einer ähnlichen Methode ergeben
sich die Distanzen zu den nah gelegenen
Sternen. Hier besteht jedoch absolut
keine Chance, einen „Sprungwinkel“
von verschiedenen Kontinenten aus zu
messen. Die nächsten Sterne sind ca.
1.000.000 mal ferner als z. B. die Venus;
der Winkel wäre also millionenfach kleiner - auch heute ist dies jenseits jeder
Messbarkeit. Man muss daher erneut
den „Augenabstand“ vergrößern; von
den bisherigen tausenden Kilometern auf
nun viele Millionen Kilometer. Auf der
Erde geht das nicht; man nutzt jetzt die
Bewegung der Erde: Sie transportiert uns
jedes Jahr einmal um die Sonne herum.
„Das Leben auf der Erde mag teuer sein,
aber eine jährliche Rundreise um die Sonne
ist mit dabei“
Simon Singh
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in der Vergangenheit für die Region
die stabilsten und aussichtsreichsten
Jahrhundertereignis mit
Hindernissen: Der Venustransit
Bei dem Ereignis vom 06.06.2012 handelt es sich um den siebten sichtbaren
Venus-Transit, seit Johannes Kepler
das Phänomen im 17. Jahrhundert zum
ersten Mal voraussagte, und wir (Heinz
Niermann und Dieter Petrich) wollten
unbedingt dabei sein.
Wetterbedingungen. Bei strahlendem
Wetter kamen Heinz und ich am 2. Juni
nachmittags in Berlevag an. Auch der
nächste Tag zeigte sich in hellem Sonnenschein, und erste Sonnenaufnahmen
wurden direkt am Haus gemacht. Das
mitgenommene Equipment war vollständig und funktionierte einwandfrei.
Am 4. Juni sollte ein guter Standort
im Hafen und in der Umgebung von
Ein Jahr an Vorbereitung war vergangen,
als wir am 1. Juni 2012 von Düsseldorf
nach Ivalo, Finnland, flogen und dann
weiter mit dem Auto nach Berlevag
fuhren. Berlevag liegt ca. 400 km östlich
vom Nordkap am Eismeer und zeigte
Berlevag ausgekundschaftet werden,
und zwei Standorte erfüllten unsere
Anforderungen. Im Laufe des Tages zogen jedoch Wolken auf, die sich zu einer
geschlossenen Wolkendecke verdichteten. Aber das Wetterprogramm sagte für
Dieter Petrich
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die kommenden Tage eine aufgelockerte
Bewölkung voraus. Dieter Salathe vom
Touristikbüro, der das Treiben von Heinz
und mir aufmerksam verfolgte, war bei den
Wettervorhersagen sehr skeptisch, denn
der norwegische Wetterdienst sagte
eine geschlossene Wolkendecke für die
Nacht vom 5. auf den 6. Juni voraus.
Ich erinnerte mich: Am Morgen des 5.
Juni kam Dieter Salathe in unsere Ferienwohnung, und gemeinsam suchten
wir im Internet nach verlässlichen
Wettervorhersagen. Als wir nach den
vielen widersprüchlichen Informationen
keiner Vorhersage mehr trauten, ließ
Dieter seine Beziehungen spielen und
telefonierte mit dem örtlichen Flughafen.
Von dort kam die Aussage: Nur weiter
im Inland und zwar in der Region bei
Lakselv bietet die Vorhersage ausreichend gute Sichtbedingungen für die
kommende Nacht.
Kurz entschlossen machten wir uns auf
den fast 400 km weiten Weg. Je weiter
wir ins Inland kamen, umso besser
wurden die Sichtbedingungen. In Lakselv selbst zeigte sich keine Wolke am
Himmel, und ein guter Beobachtungsstandort war auf dem Rastplatz des
Naturschutzgebietes Roddineset schnell
gefunden. Die Nacht erwies sich gegenüber den Temperaturen in Berlevag an
der Barentssee als angenehm warm, es ging
ein leichtes Lüftchen,
und die Mitternachtssonne spiegelte sich im
Porsanger f jord. Gegen 2:00 Uhr wurde es
windstill und die ersten
Plagegeister (Mücken)
tauchten auf. Wir ließen
uns nicht beirren und
machten in regelmä23
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Andromeda
Horizont aufgezogen, die die Sicht auf die
Sonne erst gering, danach zunehmend
beeinträchtigten. Nach 6:00 Uhr morgens wurde die Sonne dann von immer
dunkleren Wolkenschichten verhüllt,
sodass wir den Austritt der Venus aus
der Sonnenscheibe nur noch ab und zu
visuell im Fernglas beobachten konnten.
Glücklich und zufrieden, denn immerhin
hatten wir 6 Stunden den Venustransit
bei guten Wetterbedingungen beobachten können, packten wir unsere
Ausrüstung zusammen. Die vergangenen
Stunden hatten uns so aufgewühlt, dass
an Schlaf nicht zu denken war; und so
beschlossen wir kurzerhand, noch zum
Nordkap zu fahren (ca. 200 km) um
erst danach die Heimreise anzutreten.
So beeindruckend die Landschaft in
Nordnorwegen auch ist, unsere Gespräche kamen immer wieder auf den
Venustransit zurück und wie viel Glück
und Unterstützung wir dank lieber Menschen dort erfahren hatten.
ßigen Abständen unsere Fotos. Morgens
gegen 4:00 Uhr wechselten mehr als
ein Dutzend Rentiere über die Straße
und umringten unseren Beobachtungsstandort, ohne sich von uns stören zu
lassen. Auch waren erste Wolken am
Anmerkung: Der nächste Venustransit
findet nach Angaben des DZLR am
11. Dezember 2117 statt. Dann stehen
Sonne, Venus und Erde wieder exakt
in einer Linie. In Europa müssen wir
jedoch noch etwas länger warten, erst
acht Jahre später also am 8. Dezember
2125 ist es soweit.
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Astrofotografie und Internet lagen noch
in weiter Ferne.
„Himmel voller Wunder“ hieß mein erster
Astro-Bildband (Rudolf Kühn, 1957, mir lag
die 3. Auflage von 1964 vor) mit SchwarzWeiß-Fotografien der vorgenannten
Großteleskope, vornehmlich Aufnahmen
von Objekten der Milchstraße und der
uns benachbarten Andromedagalaxie.
Von den wirklichen Tiefen des Kosmos
hatten wir in den 60er Jahren allenfalls
eine erste vage Ahnung.
Dank immer größerer und besserer
Beobachtungsinstrumente hat sich das
astronomische Wissen seit meiner Jugendzeit enorm erweitert und steht uns
teilweise inzwischen sogar via Internet
zur Verfügung. 45 Jahre nach meinem
astronomischen Schulvortrag, inzwischen pensioniert und noch immer astronomiebegeistert, habe ich soeben die
Vorbereitungen eines VolkshochschulAstronomie-Kurses abgeschlossen.
Dessen Thema lautet wie damals: „Die
Wunder des Weltalls“, heute ergänzt um
den Zusatz „eine fantastische Reise durch
Raum und Zeit“. Die Kursteilnehmer/
innen erwartet eine Bild- und Videogestützte Expedition bis an die Grenzen
des sichtbaren Universums.
Piers Bizony unternimmt in seinem Buch
„1001 Wonders of the Universe“ eine ähn-
Piers Bizony,
1001 Wunder des Weltalls
Eine Reise durch das Universum
Kosmos Verlag, Stuttgart, 2012,
eine Buchempfehlung von Hans-Georg
Pellengahr
„Wunder des Weltalls“, hieß mein erster
Astronomie-Vortrag, in dem ich meinen
Mitschülern der Unterprima 1967 das
damalige astronomische Weltbild vorgestellt und mir damit zugleich eine gute
Physiknote verdient habe. Die bemannte
Raumfahrt hatte erst wenige Jahre
zuvor begonnen, die Mondlandungen
lagen noch in der Zukunft und der 2,5
m Hooker-Spiegel auf dem Mount Wilson sowie sein 5 m -Kollege auf dem
Mount Palomar waren noch bis 1975 die
größten Teleskope der Welt. Digitale
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liche Reise. 2011 bei Quercus Publishing
Ltd. in England erschienen, ist „1001
Wunder des Weltalls“ seit dem Frühjahr
2012 nun auch in einer dt. Ausgabe
verfügbar, herausgebracht vom Kosmos
Verlag, Stuttgart.
für Vorbehalte: Das Ergebnis ist uneingeschränkt gelungen.
Wer dieses Buch aufschlägt, legt es so
schnell nicht wieder aus der Hand. Die
didaktisch sehr geschickt ausgewählten
und zusammengestellten Bilder mit
den jeweils unmittelbar zugeordneten
Erläuterungstexten ziehen den Leser in
ihren Bann.
Ein „Fotoalbum des Universums“, denn
sein quadratisches Format, handliche
23 cm x 23 cm, entspricht etwa dem
eines Fotoalbums. Auch das Layout ist
dementsprechend gestaltet: Über 1.000
in guter Qualität reproduzierte Farbaufnahmen unterschiedlicher Größe auf
schwarzem Hintergrund.
Viele Informationen erschließen sich
bereits unmittelbar aus den Abbildungen. Ein Bild sagt eben mehr als
tausend Worte. Deshalb ist es nur
konsequent, dass sich die Begleittexte
auf das Wesentliche konzentrieren.
Inhaltliche Überfrachtungen wurden
meines Erachtens zu Recht vermieden.
Bilder und Texte ergänzen einander
ideal, sind wissenschaftlich präzise und
topaktuell ausgewählt und erläutert.
Neueste Forschungsergebnisse haben
bis zum Redaktionsschluss Berücksichtigung gefunden.
„Das ganze Universum in einem Buch
So haben Sie das All noch nie gesehen: Über
1.000 Bilder mit den besten Aufnahmen von
Planeten, Sternen und Galaxien entführen
Sie auf eine unvergessliche Kreuzfahrt durch
den Kosmos - von der Erde bis zum Rand
des Universums ... .“
So beginnt die Inhaltsbeschreibung des
Verlages auf dem rückseitigen Buchcover, und diese Beschreibung trifft
wirklich uneingeschränkt zu: Eine so
schöne und umfangreiche Darstellung
des Universums bietet kein anderer
derzeit am Markt verfügbarer Bildband.
Ausweislich der Verlagsangaben auf der
letzten Seite wurde das Buch in China
gedruckt und hergestellt. Kein Grund
Der Astronom und Wissenschaftsjournalist Hermann-Michael Hahn hat die
Erläuterungstexte mit großer Sachkunde
ins Deutsche übertragen. Jedem Buchabschnitt hat er eine kurze Einführung
vorangestellt. An einigen wenigen Stellen
hätte ich mir hier allerdings etwas mehr
gewünscht. Ein Beispiel: Wenn die Auto26
Andromeda
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ren auf S. 132 das Hertzsprung-RusselDiagramm zur Sternklassifizierung erwähnen, sollten sie es für astronomische
Laien auch kurz erläutern. In einer evtl.
Folgeauflage sollte hier - vielleicht auch
durch Einfügen einiger erklärender
Grafiken - ein klein wenig nachgebessert
werden.
des Universums vorgegebenen Ordnung.
Ausgehend von unserem Sonnensystem
geht die Reise durch die Milchstraße,
unsere Heimatgalaxis, mit ihren Sternund Planetenentstehungsregionen, ihren
großen Nebeln und dem schwarzen Loch
in ihrem Zentrum, weiter durch unsere
lokale Galaxiengruppe und schließlich
hinaus zu den fernsten Galaxien.
Die von Piers Bizony aus dem schier
unendlichen Angebot der Bild- und Datenarchive der großen Observatorien,
der Missionsportale der Raumfahrtorganisationen und vieler wissenschaftlicher
Institutionen getroffene Bildauswahl
ist exzellent gelungen. Und dies glaube
ich wirklich kompetent beurteilen zu
können, weil ich eben diese Archive in
Vorbereitung meines Astronomiekurses
in mühsamer, zugleich aber auch ungemein spannender Kleinarbeit, selbst
ebenfalls intensiv durchforstet habe. Es
erstaunt mich daher auch nicht, dass
ich in Bizonys Bildband eine ganze Reihe von Fotos wiederfinde, die auch ich
für meinen Astro-Kurs als besonders
aussagekräftig, repräsentativ für eine
bestimmte Objektgattung, als wissenschaftlich besonders interessant oder
auch einfach aufgrund ihrer besonderen
Ästhetik ausgewählt habe.
Die „1001 Wunder des Weltalls“ vermitteln - soweit dies überhaupt möglich
ist - eine recht umfassende Vorstellung
des Universums. Dass kosmologische
Fragen dabei nur am Rande gestreift,
nicht aber vertieft behandelt werden,
finde ich - nicht zuletzt im Hinblick auf
die Vielzahl widerstreitender und letztlich noch unbewiesener Hypothesen und
Theorien - in Ordnung.
Piers Bizony und Hermann-Michael
Hahn ist mit diesem Bildband nicht nur
ein wunderschönes, sondern auch ein
sehr informatives Buch gelungen, das der
Astronomie sicher viele neue Freunde
bescheren wird. Den Teilnehmern/Innen
meiner VHS-Astronomie-Kurse werde
ich dieses Werk wärmstens empfehlen,
zumal es in gewisser Weise auch eine
Zusammenfassung meines Seminarstoffes darstellt, wie sie besser nicht
sein könnte.
Die Gliederung des Buches orientiert
sich sinnvollerweise an der vom Aufbau
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Ohne die zahllosen Raumsonden, Planetenmissionen, Weltraum- und erdgebundenen Teleskope und ohne deren über
das Internet uneingeschränkt zugängliche Bildarchive wäre weder dieses Buch
möglich gewesen noch hätte ich meinen
Astronomiekurs in solch anschaulicher
Weise gestalten können. Schon bei der
Erstellung meiner Seminar-Präsentation,
aber auch bei der Lektüre der „1001
Wunder des Weltalls“ ist mir sehr bewusst geworden, welche gewaltigen
wissenschaftlichen Fortschritte wir in
den letzten Jahrzehnten haben erleben
dürfen. Wir leben wahrlich in einer
spannenden Zeit. Piers Bizony bringt’s
in der Einleitung seines Buches auf den
Punkt:
bis auf die andere Seite der Milchstraße und
weiter durch Raum und Zeit zurück zu den
Anfängen des Universums. …“
Schauen Sie sich diesen Bildband einmal
selbst an. Wetten, dass Sie ihn nur ungern wieder zurücklegen und am liebsten
sofort erwerben möchten? Lassen Sie
sich nicht vom Preis abschrecken: Das
Buch ist jeden Cent wert.
Bildnachweise:
„… Gegenüber unseren Vorfahren sind wir
extrem privilegiert, die wir heute gerade in
jenen Jahrzehnten der seit Jahrmillionen
andauernden Menschheitsgeschichte leben,
in denen Raumsonden zu den Planeten
hinfliegen, sie aus der Nähe beobachten und
sogar auf ihnen landen können. Und in denen
Weltraumteleskope jenseits der störenden
Erdatmosphäre viel mehr vom Universum
erfassen als jemals zuvor.
1001 Bilder, jedes so faszinierend wie die
Märchen aus Tausendundeiner Nacht, tragen
uns auf eine virtuelle Reise durch das Sonnensystem hinaus in die Weiten des Kosmos
28
S. 2
S. 5
S. 8
S. 9
S. 11
S. 14
S. 15
S. 22
-24
S. 25
S. 30
S. 31
S. 32
S. 34
IC 5146 „Kokonnebel“ ..................
JB
Dr. Hendricks ................................
BO
Sternfreunde vor dem C14 ..........
NN
Collage Planetariumsprospekt ... ES/LWL
Astrokids .........................................
JS
Hyakutake .......................................
MD
Polarlicht ........................................
JB
Venustransit ................................... DPHN
Wunder des Welalls ......................
KV
Hotel de Cuny ...............................
CW
Observatorium von C. Messier ...
CW
Großer Bär ..................................... NASA
Cover MHüdW ..............................
BI
Sterne ...............................................
DeV
S. 43 Eichbosonen ...................................
WP
Elementarteilchen .........................
WP
S. 44 Gravitationspotential ....................
DK
S. 45 Michael und Thomas, Perseiden ..
ES
S. 46 Jochen, Michael und Thomas ......
ES
2. Umschlagseite IC5146 Kokon-Nebel
JB
3. Umschlagseite. Meteore über
Schloss Nordkirchen
PM
JB - Jochen Borgert; MD - Michael Dütting; DeV - DelfinVerlag; BI - Bibliographisches Institut; KV - Kosmos
Verlag; PM - Peter Maasewerd; DPHN - Dieter Petrich,
Heinz Niermann; BO - Berenika Oblonzcyk; ES - Ewald
Segna; JS - Jürgen Stockel; CW - Christian Wermert;
MW - Mirko Wienke; WP - Wikipedia,
3. U: Gesamtbelichtungszeit betrug ca. 2,5 Stunden, Einzelaufnahmen mit je 25s, gestackt. Vordergrund des Bildes
mit Taschenlampen und externem Blitz ausgeleuchtet. 10
mm-Weitwinkel., Peter Maasewerd
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Ein Besuch bei Charles
Messier - in zwei Versionen
Charles Messier berichtet, dass er sich
immer noch gerne nachts auf dem Turm
des ehemaligen Observatoriums aufhält
(oder sollte ich sagen: spukt), jedoch
aufgrund seines schwindenden Augenlichtes kaum noch etwas wahrnimmt
- geschweige denn Kometen oder neue
Deep Sky-Objekte findet. Ich tröste
ihn, dass er auch mit besseren Augen
an seinem angestammten Platz nichts
mehr entdecken könnte, da der Pariser
Himmel so hell geworden ist, dass er
mit dem bloßen Auge gerade noch den
Blick auf Mond, Planeten und die leuchtkräftigsten Sterne wie z. B. Regulus mit
1,4m zulässt (eigene Beobachtung auf dem
Christiane Wermert
Welcher Hobby-Astronom kennt ihn
nicht, den berühmten Messier-Katalog
von 110 Deep -Sk y- Objekten, den
Charles Messier - z. T. in Zusammenarbeit mit Pierre Mechain und unter
Verwendung älterer Kataloge von Halley,
de Lacaille, Maraldi und Le Gentil - von
1771 bis 1782 auflistete? Obwohl es sich
bei diesen Objekten um die absoluten
Deep Sky - Highlights handelt, wissen
Fans der visuellen Beobachtung, wie
schwer einige dieser recht schwachen
Objekte zu finden sind, vor allem unter
den lichtverschmutzten Bedingungen des
Münsteraner Stadthimmels. Doch im 18.
Jahrhundert, zu Zeiten schummrigen
Kerzenlichtes, hatte Charles Messier
diese Objekte mitten in Paris gefunden,
und zwar im berühmten Hôtel de Cluny
im Quartier Latin in unmittelbarer Nähe
der Sorbonne. Dem wollte ich anlässlich
eines Kurzbesuches der Seine-Metropole auf den Grund gehen und entschloss
mich zu einem Besuch.
Montmartre, April 2012).
Um von der Bedauerlichkeit dieser
Entwicklungen abzulenken, bringe ich
das Gespräch auf die Jahre ab 1754.
Monsieur Messier lernte als 24-jähriger
Marine-Schreiber und Kartenzeichner
beim Chef-Astronom der Marine Nicolas
Delisle die Grundzüge der Astronomie,
vor allem die Angabe genauer Positionen
der beobachteten Objekte. Ab 1759
startete er die Jagd nach Kometen, die
mit der Co-Entdeckung des Halleyschen
Kometen begann und der insgesamt 19
weitere Kometenentdeckungen folgen
sollten. Die Wiederentdeckung des
Halleyschen Kometen gelang übrigens
Erste Version:
Ich habe Glück: Monsieur Charles Messier ist zu Hause oder ist es sein Geist?
Nach langer Überredung gewährt er mir
brummelnd ein kleines Interview.
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Kometen. Kaum vermag er seine Begeisterung in Worte zu kleiden, als er sich
an die posthume Zeit erinnert, als durch
Edwin Hubbles Entdeckungen klar wurde, was Messier unter anderem gesehen
hatte: Fremde Galaxien in Millionen
Lichtjahren Entfernung.
Noch heute freut er sich an der Bedeutung seines Kataloges nicht nur für die
Wissenschaft, sondern auch an seinem
Kultstatus für tausende Hobby-Astronomen in aller Welt.
Johann Georg Palitzsch vier Wochen
vor Messier, da Delisle sich bzgl. der
Bahndaten verrechnet hatte.
1771 machte Messier Karriere: er wurde
als Nachfolger Delisles zum Astronomen
der französischen Marine ernannt. Das
versonnene Lächeln glücklicher Erinnerung breitet sich auf seinem geisterhaften
Antlitz aus, als er sich an die folgenden
Jahre erinnert. Vor allem die fruchtbare
Zusammenarbeit mit dem französischen
Astronomen Pierre Méchain hatte ihm
viel Freude bereitet. Gemeinsam mit ihm
vervollständigte er seinen Katalog von
bis dahin 45 nebeligen Himmelsobjekten,
die sich aufgrund ihrer Positionsfestigkeit
nicht als Kometen erwiesen hatten. Im
September 1782 entdeckte Méchain das
107. Objekt. Messier konzentrierte sich
wieder auf die Kometensuche. Dabei
war sein enger Freund Jean Baptiste de
Saron die wertvollste Unterstützung,
da er die Kometenbahnen berechnete.
Messier benutzte sehr
unterschiedliche Teleskope mit Brennweiten
bis zu 7m und Reflektoren mit Spiegeln bis
zu 8 Zoll.
Messier bekennt, dass
der Deep Sky-Katalog
heute seinen „Geist“
mehr mit Stolz erfüllt als
die von ihm entdeckten
Zweite Version:
Das Hôtel de Cluny beherbergt heute das
Mittelalter-Museum „Musée national du
Moyen Âge“, eine naheliegende Nutzung,
da das Gebäude von 1485, errichtet auf
den Ruinen einer römischer Therme des
4. Jahrhunderts, im Kontrast zu den vielen Stadthäusern des 19. Jahrhunderts,
die es umgeben, eindeutig Mittelalterflair
besitzt. Die Sammlung enthält berühmte
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Gobelins, eine Gotenkrone und sonstiges mittelalterliches Zeug. Irgendwelche Hinweise auf Charles Messier sind
auf der Webseite des Museums nicht
zu finden.
Dilisle errichtete und anschließend von
Messier benutzte hölzerne Observatorium befand. Ermutigt durch meinen
Mann klingelte ich an der Pforte. Ein
Mitarbeiter öffnete, und sofort erblickte
ich den Turm. Eine wissenschaftliche
Mitarbeiterin kam mit ärgerlicher Miene
auf uns zu, um uns zu verscheuchen. Ich
fragte sie nach Charles Messier, doch der
Name sagte ihr zunächst
offenbar nichts! Erst nach
dem Hinweis auf das Observatorium erhellte sich
ihre Miene: Ja, dort auf
dem Turm habe es so etwas gegeben. Freundlicher
geworden genehmigte sie
ein Foto.
Also, liebe Hobby-Astronomen, ich bin nicht im
Museum selbst gewesen,
aber nach dem Gespräch
mit der Mitarbeiterin vermute ich, dass dort kein
Hinweis auf Charles Messier zu finden ist. Wer es
besser weiß, möge mir
berichten, denn das würde
mich ein wenig trösten.
Und vor Ort? Nachdem ich das eindrucksvolle Gebäude, an das ein kleiner
Park grenzt, mehrfach umrundet hatte,
musste ich der Tatsache ins Auge sehen: Dienstag Ruhetag! Hinter einem
großen Tor vermutete ich den Innenhof
mit dem Turm, auf dem sich das von
„Ein Mensch der sich mit dem Universum
beschäftigt, verhält sich bis in die kleinsten
Dinge des Lebens anders, als jemand der
dieses Wissen entbehrt.“
Heinz Haber
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Meine ersten Gehversuche ... als Sternfreund
mein Vater schon gezeigt hatte und auch
der Kleine Wagen (Kleiner Bär) war gut
zu erkennen. Ja, damals war das mit der
Lichtverschmutzung noch nicht so fortgeschritten, die Milchstraße tatsächlich eine
Wolke, vom Erscheinungsbild her. Da gab
es nur ein Problem, mein Alter. Ich durfte
nicht so lange aufbleiben, und im Sommer
wurde es eh erst sehr spät dunkel. Aber
als Kind ist man ja erfinderisch.
Nachdem mich meine Mutter ins Bett
gebracht hatte, wartete ich immer eine
zeitlang, bis ich sicher war, dass meine Eltern vor dem Fernseher saßen und stahl
mich dann nach draußen. Langsam schlich
ich die Treppe herunter, diese olle, knarrende Treppe, machte die Haustür auf,
lehnte sie an und verschwand in die
Nacht. Nun ja, meistens hielt ich mich
vor dem Haus auf der Straße auf. Was
für ein phantastischer Himmel (achtet
auf die Schreibweise, ph - eben damals
war das so). Ich schaute mir schier die
Augen aus dem Leib. Toll. Dieser Sternenhimmel zog mich
magisch in den Bann.
Die Stille der Nacht
und die Erhabenheit des
glitzernden Himmels
machten mich sprachlos
und staunend. Autos
waren noch sehr selten
in unserem Wohngebiet,
Ewald Segna
Lang‘ ist es her, sehr lang. Meine ersten
Erinnerungen datieren ungefähr vom 5.
Lebensjahr. Es gab da ein Buch, Zwieselchen, von Werner Bergengruen, ein
dicker Schinken, aus dem mir mein Vater
immer abends vorlas. Den Inhalt kann ich
nicht mehr wiedergeben, aber ich weiß,
dass da eine Grafik vorkam, genauer
gesagt vier Grafiken, die den Sternenhimmel der Jahreszeiten Frühling, Sommer,
Herbst und Winter darstellten. Da ich
abends schon des Öfteren den Sternenhimmel über unserem Haus bewundern
konnte, und bewundern ist hier genau
der passende Ausdruck, interessierten
mich diese Sternkarten ganz besonders.
Ich habe sie sogar mit Butterbrotpapier
abgepaust. Einige Konstellationen waren besonders auffällig. Als erstes der
Große Wagen (Großer Bär), den mir
32
Andromeda
2/12
sodass das Beobachten auf der Straße
kein Problem war. Nach einer gewissen
Zeit verschwand ich wieder im Haus und
legte mich schlafen. Das ging wirklich
eine sehr lange Zeit gut, bis mich schließlich doch einmal die Nachbarn wohl so
gegen 21:30 Uhr aufstöberten und es am
nächsten Tag meinen Eltern erzählten.
Ein kleines Donnerwetter rauschte an
mir vorüber, aber was soll ich sagen:
Die weiteren Ausflüge wurden geduldet,
hatte auch eh keinen Zweck, denn was
ich mir einmal in den Kopf setzte, ziehe
ich auch durch (Marke westfälischer
Dickschädel ;-). Hat sich auch bis heute
nicht geändert *bg*)!
mir ein Teleskop kaufen. Meine Eltern
begleiteten mich nach Münster in eine
Filiale von Quelle. Dort standen zwei
Fernrohre zur Auswahl. Ein 169.- DM
teures auf einer azimutalen Montierung
und ein „sündhaft“ teures, 295.- DM, mit
parallaktischer Montierung. Klar, welches
Teleskop ich haben wollte. Ich bekam
aber den 169.- DM Refraktor. Gut verpackt ging es mit dem Bus zurück.
So war es auch nur eine Frage der Zeit,
dass ich mit den Sternkarten nach draußen ging, um weitere Formationen aufzufinden. Tja, und auf Anhieb fand ich den
Orion. Da stand er majestätisch im Südosten, kurz nach dem Aufgang. Ich war
sehr stolz: Mein erstes eigenes Sternbild
hatte ich gefunden und zwar ganz alleine
aufgesucht (ratet mal, welche Jahreszeit
herrschte). Den Orionnebel hatte ich
damals allerdings noch nicht auf dem
Schirm. Später kam dann das Himmels-W,
die Cassiopeia dazu, auch ein Sternbild,
was nicht schwierig zu finden ist.
Erstes Licht (First Light) war am Wochenende. Ich hatte ein paar Freunde
eingeladen und wir bauten das Teleskop
in meinem Zimmer auf. Das Fenster wurde geöffnet und los ging’s (damals fand
das Beobachten noch in geschlossenen
Räumen statt, bei mir)! Das erste Objekt
sollte ein Stern 1. Größe im Westen,
im Sternbild Adler sein, Altair. Sucher
justiert, und... nichts im Blickfeld. Ich
wollte natürlich gleich mit der stärksten
Vergrößerung ans Werk gehen, inklusive
Barlowlinse - eben, viel hilft viel. Die
nächste Stunde wurde das nichts mit
dem Sehen. Meine Freunde verloren
einer nach dem anderen die Lust, sich
weiter mit mir und dem Teleskop zu
Das Paket war schon ziemlich sperrig und
zum Glück traf ich einen Schulkameraden,
neben den ich mich setzte, und das Teleskop kam quer über unseren Beinen
zu liegen.
Im 13. Lebensjahr verwirklichte ich dann
einen lang gehegten Traum. Ich wollte
33
2/12
Andromeda
beschäftigen, und dann war ich allein!
Bäh, aber Altair habe ich dann doch noch
gesehen. Ein flackerndes, in allen möglichen Farben schillerndes Scheibchen.
Der Anfang war gemacht. Ein Fernrohr
war da und wartete auf Futter... doch
wo war der Unterbau, die Theorie. Ich
hatte von nix `ne Ahnung; wo waren
die Bücher her zu bekommen, die mein
Hobby vertiefen sollten?
ver se nke n .
Ein weiteres
Buch erstand
ich in einer
kleinen Buchhandlung in
Hiltrup. Es
stammte aus
dem DelfinVerlag, berüchtigt für
seine Klebebindung; drei, viermal benutzt
und schon hingen die Seiten einzeln am
berühmten Faden oder fielen heraus.
Nichtsdestotrotz war es für mich ein
ausgezeichneter Leitfaden, weitere Sternbilder zu entdecken. Und so wuchs mein
Sternbilderfundus immer mehr an.
Nun, was soll ich sagen. Mit einer kleinen
Auszeit von der Astronomie während
meiner Lehre als Radio-Fernsehtechniker bin ich noch immer mit diesem
faszinierenden Hobby beschäftigt, und
ich hoffe, dass es mich noch sehr lange begleiten wird. Auch heute noch,
wie damals, befällt mich ein feierliches
Staunen, wenn ich mir die Sterne mit
bloßen Augen anschaue. Ihr Funkeln in
meinen Augen spiegelt sich dann auch bei
der Beobachtung der Sterne wider und
mein Mund quillt über, wenn ich über
mein Hobby berichten kann, sei es im
Gespräch mit Freunden oder auch Nachbarn oder unbekannten Menschen, die
Nun, bei der Buchhandlung Regensberg
(wer kennt die noch?) erstand ich einen
dicken Schmöker, „Meyers Handbuch
über das Weltall“, Ausgabe aus dem Jahr
1967. Ein tolles Buch, das immer noch in
meinem Besitz ist. Stundenlang konnte
ich mich in die Welt der Astronomie
34
Andromeda
2/12
sich nach vorläufigen Berechnungen
allerdings mit einer Helligkeit von -16 m
mich schon des Öfteren nachts auf der
Straße beim Beobachten des Mondes,
der Sterne und Planeten, ja ab und zu
auch von Kometen angesprochen haben und denen ich nur allzu bereitwillig
Auskunft gebe über die „Wunder des
Himmels“, die leider immer schlechter
aufgrund der nächtlichen Beleuchtung
- der rapide zunehmenden Lichtverschmutzung unserer Städte - zu sehen
sind. Der Anblick des Sternenhimmels
hat sich seit meiner Kindheit tief in mir
eingebrannt.
zu einem wirklich “Großen Kometen”
entwickelt und somit selbst bei Tage
gesehen werden kann.
Quelle Webseite:
h t t p: // w w w. a e r i t h . n e t /c o m e t /
catalog/2011L4/2011L4.html
h t t p: // w w w. a e r i t h . n e t /c o m e t /
catalog/2012S1/2012S1.html
Da kommt was auf uns zu
Kometenvorschau 2013
Ewald Segna
Zur Zeit sind zwei Kometen im Sonnensystem unterwegs, die ein spektakuläres
Schauspiel im kommenden Jahr bieten
könnten.
Zum einen ist das Komet C/2011 L4
PanStarrs, dessen größte Helligkeit im
März kommenden Jahres erwartet wird.
Seinen sonnennächsten Punkt erreicht
er am 10. März 2013. Eine Woche vor
dem sogenannten Periheldurchgang ist
er abends kurz vor Sonnenuntergang im
Westen zu sehen.
Beobachteter/hochgerechneter Helligkeitsverlauf
Grafik: Comet for Windows.
Zum anderen ist das Komet C/2012
S1 Ison, dessen größte Helligkeit Ende
November 2013 erwartet wird; und der
Beobachteter/hochgerechneter Helligkeitsverlauf
Grafik: Comet for Windows.
35
2/12
Andromeda
Kattenvenne
Ein Ideen-Wettbeweb zur Imagewerbung von Kattenvenne gewann einer der
8 anwesenden Leuchtmittelhersteller
mit dem Slogan „ CUT-nvenne“ (CUT
the light pullution), der bereits einen
Vertrag mit der Gemeinde zum Einsatz
abgeschirmter Lampen abschließen
konnte.
Peter Noch
Sonntag, 2. September 2012, 14.00 Uhr:
Von weitem sehe ich die Übertragungswagen vom WDR, wo gerade der
Vorsitzende der Internationalen Dark
Sky Association ein Interview mit dem
Bürgermeister von Kattenvenne gibt.
Besonders beeindruckt waren die Kinder
von dem 1:1 Modell des Mars-Roboters
Curiosity, den ortsansässige Firmen aus
Schrottteilen herstellten - ein echter
Dobson. Er soll das erste Ausstellungsstück des geplanten Freilichtmuseums
„Astronomie zum Anfassen“ sein, wobei
die zukünftige Sternwarte natürlich mit
einbezogen wird.
Ich bahne mir einen Weg durch ca. 30
aufgebaute Sonnen-Teleskope mit 50
Sternfreunden, als ein Heißluftballon mit
der Aufschrift „50 Jahre VdS“ über dem
Ort auftaucht und Präsente abwirft, die
an kleinen Fallschirmen auf dem Kirchplatz niedergehen - Marsriegel!
In der vollbesetzten Bürgerhalle werden
auf eine Großleinwand Astro-Bilder vom
Mautweg projiziert, während im Foyer
eine Posterausstellung von 5 Landwirten
präsentiert wird, die für eine Ansiedlung
der zukünftigen Sternwarte (mit Windanlagenverbot) werben - besonders nett
fand ich die Übernachtungsmöglichkeit
mit „Astronomen-Frühstück“ am späten
Vormittag.
Einfallsreich waren auch die VenusTransit-Kekse am Kaffeestand und die zu
einem Buch gebundenen 700 Exemplare
der Sonderausgabe von Andromeda
(Guiness-Rekord!). Dies wird ein Präsent
für das 700. Mitglied der Sternfreunde
Münster und soll zum 750-jährigen
Jubiläum von Kattenvenne überreicht
werden!
Im Festzelt trat Bata Illic mit einem
Update seines Klassikers „Ich hab noch
Sand in den Schuhen aus Hawaii“ auf, wo
er auch vom Himmel über dem Mauna
Kea schwärmt - ganz großes Kino!
Spaß beiseite: Ich habe maßlos übertrieben - es war eine One-Man-Show, da
ich der einzige Sternfreund vor Ort war,
aber immerhin hatte ich mein Luntsolar
36
Andromeda
2/12
Teleskop eingepackt und baute dieses
direkt auf dem Rasen vor der Kirche auf,
was sofort eine Reihe von Interessierten
zu mir führte und neben dem Blick auf
die Sonne viele Gespräche, besonders
über das Thema Lichtverschmutzung
ermöglichte.
Sternfreunde intern
lEintritte:
Dorlies Schriever
Norbert Bartholomäus
Daniel Spitzer
Andreas Walter
Claus Wolbeck
Leider zog um 15.00 Uhr eine Wolkenwand im Süden auf, die sich auch nicht
mehr auflöste.
lDr. h. c. Klaus Junak
Kurz vor Redaktionsschluß dieser
Ausgabe erreichte uns eine traurige
Trotz der nicht überragenden Beteiligung (ich hatte mich selbst erst spontan
dazu entschieden) fand ich die Aktion
und die Präsenz einen Erfolg: Ich habe
beim Veranstalter noch einen JubiläumsButton (mit Andreas-Kreuz und Ölzweig) erstanden und mich an einigen
Ständen gütlich getan: Es war ein gut
besuchtes Fest, das von uns sicher noch
besser hätte genutzt werden können
(das 725-jährige kommt bestimmt), aber
immerhin…
Nachricht. Unser langjähriges Mitglied
Klaus Junack ist am 18. September
2012 im Alter von 85 Jahren gestorben. Bei vielen Veranstaltungen,
ob nach Vorträgen oder bei öffentlichen Beobachtungen, war er stets
ein freundlicher aber bestimmter
Ansprechpartner. In Erinnerung geblieben sind insbesonders auch seine
kenntnisreichen Vorträge bei den
Sternfreunden im LWL-Museum für
Naturkunde über den Astronomen
Johannes Kepler, sowie einige Artikel
über historische Aspekte der Astro-
Die Astronomie ist vielleicht diejenige
nomie in der „Andromeda.“
Wissenschaft, worin das wenigste durch
Wir werden Dich nicht vergessen!
Zufall entdeckt worden ist, wo der
lIn eigener Sache: Ein besonders
menschliche Verstand in seiner ganzen
Größe erscheint und wo der Mensch am
dickes Dankeschön geht an Robert
besten lernen kann, wie klein er ist.
Perdok, der das neue Layout und
die Titelseite der Andromeda entwor-
Georg Christoph Lichtenberg
fen hat!
1742-1799
37
2/12
Andromeda
Funke über, als ich das erste Mal durch
das Teleskop meines Bruders schaute
und den Saturn mit seinen Ringen sah.
Einfach atemberaubend.
Leider vergingen dann ca. 30 Jahre bis ein
heller Stern am Himmel mein Interesse
an der Astronomie wiederbelebte. Da
meine Tochter zu der Zeit die Anfängergruppe der Sternfreunde besuchte,
beschloss ich, einfach mal mitzugehen.
Ich wollte doch wissen, was das für ein
heller Stern ist. Es war kein Stern, sondern ein Planet: Die Venus.
Zwei Jahre besuchten wir mit Begeisterung die Anfängergruppe der
Sternfreunde Münster, bis wir dann vor
kurzem zur Kosmologiegruppe wechselten. Wir freuen uns jetzt schon immer
auf das nächste Treffen.
Sumsemann, Enterprise,
Sterne oder Venus?
Dorlies Schriever
Ich weiß es nicht mehr so genau, wie ich
den Weg zur Himmelskunde gefunden
habe. Vielleicht war der ausschlaggebende Punkt dazu die Geschichte von
Peterchens Mondfahrt, als Peterchen
und Anneliese mit dem Sumsemann zum
Mond flogen, um sein sechstes Beinchen
wiederzuholen oder als Neil Armstrong
zum ersten Mal den Mond mit den Worten betrat: „Das ist ein kleiner Schritt für
einen Menschen, aber ein riesiger Sprung
für die Menschheit.“ Es kann aber auch
sein, dass es daran liegt, dass ich schon
immer gerne Raumschiff Enterprise
geguckt habe.Vielleicht aber sprang der
38
Andromeda
2/12
lwarum sehen die Bewohner(innen)
dort so aus wie auf der Erde?
lund könnten sie tatsächlich unsere
Sonne aufheizen - zumindest theoretisch?
Der Weltraum unendliche Weiten...
Michael Seifert
Bereits sechs Jahre vor Ausstrahlung der
ersten Folgen der bis heute bekannten
Science-Fiction-Serie „Raumschiff Enterprise“ („Star Trek“) im ZDF gab es im
deutschen Fernsehen mit der „Raumpatrouille“, damals noch in schwarzweiß, die Abenteuer von wagemutigen
Männern und Frauen zu bestaunen, die
weit über das hinausgingen, was das
Wettrennen der beiden Großmächte
UdSSR und USA um die Eroberung
des Weltraums hervorbrachte. Der
Vorspann dieser einzigartigen Serie
endete mit den Worten „Begleiten
wir die ORION und ihre Besatzung bei
ihrem Patrouillendienst am Rande der
Unendlichkeit“. Dieser Aufforderung bin
ich als damals 9-jähriger gerne gefolgt,
und auch für viele andere Jungen lösten
damals Raumfahrer Cowboys als Identifikationsfiguren ab.
Wie die Drehbuchautoren die wissenschaftlichen Erkenntnisse tlw. mit Füßen
getreten haben, ist unglaublich, aber es
sei ihnen verziehen, da sie in mir das Interesse für Astronomie und Astrophysik
geweckt haben, das über all die Jahre
bis heute nicht verloschen ist. Ich kann
nicht mehr abschätzen, wie viele Bücher
ich in dieser Zeit gelesen habe, über die
Entwicklung von Sternen, Galaxien und
das Universum als Ganzes. Besonders in
den letzten 20 Jahren explodierten die
Erkenntnisse durch neue Instrumente
wie das Hubble-Space-Telescope und
neue Techniken wie adaptive und aktive Optiken und bescheren uns allen
wunderschöne Bilder von unseren kosmischen Nachbarn bis zu Phänomenen
am Rand des sichtbaren Universums.
Doch über die spannenden Geschichten
hinaus blieben viele Fragen offen:
lwas war eine Supernova und warum
zum Teufel hieß die entsprechende
Folge „Planet außer Kurs“?
lwie weit ist es zum nächsten bewohnten Sonnensystem?
39
Da ich in jungen Jahren selbst den Einstieg in die beobachtende Astronomie
irgendwie nicht geschafft habe, bin
ich dafür wohl mittlerweile durch die
fantastischen Aufnahmen, die für jeden
in Buchform oder im Internet zugänglich sind, verloren. Dennoch blicke ich
fasziniert und mit unbewaffnetem Auge
2/12
Andromeda
gern in den nächtlichen Sternenhimmel,
so er denn trotz Lichtverschmutzung
noch erlebbar ist.
Schmankerln, so z. B. im letzten August
den Tag der offenen Tür am MPI für
Astronomie in Heidelberg.
Zu den Sternfreunden kam ich, als diese 2006 eine Reise in die Türkei zur
Sonnenfinsternis organisierten und an
der meine Familie und ich teilnahmen.
Das Erlebnis der Beobachtung einer
SOFI mit eigenen Augen war uns 1999
trotz Fahrt in den Süden Deutschlands
wegen einer dichten Wolkendecke nicht
vergönnt gewesen, das mussten wir
nachholen. Dadurch auf die Sternfreunde
aufmerksam geworden, besuchte ich anschließend einige Vorträge. Das überaus
freundliche „Willkommen heißen“ von
Gleichgesinnten hat dann konsequenterweise zum Vereinseintritt geführt. So
sind der Dienstag regelmäßig zum All-Tag
und sowohl die Vortragsreihen als auch
die Diskussionen der Kosmologiegruppe zu einem festen Bestandteil meines
Kalenders geworden.
Absolutes Highlight auf meinem „kosmischen Weg der Erkenntnis“ war bisher
das STARMUS-Festival auf Teneriffa
2011. An diesem nahmen u. a. Astronauten wie der gerade verstorbene Neil
Armstrong, Edwin Aldrin und Alexei
Leonow (der erste Weltraumspaziergänger) teil und Wissenschaftler wie die
Astrophysiker Michel Mayor (Entdecker
des ersten extrasolaren Planeten um
einen sonnenähnlichen Stern), Jill Tarter
(Direktorin von SETI), Kip S. Thorne
(Autor von „Gekrümmter Raum und
verbogene Zeit“) und George F. Smoot
(Nobelpreisträger für die Erforschung
der Hintergrundstrahlung). Gerade die
letzteren sind für mich die wahren Helden. Ihnen und ihren Forscherkollegen
werde ich auf ihrem Weg zum Verständnis des Universums auch in Zukunft
weiterhin mit Begeisterung folgen und
weiß mich dabei bei den Sternfreunden
in guter Gesellschaft.
Doch mein Wissenshunger ist damit
noch nicht gestillt. Leider hat die Westfälische Wilhelms-Universität seit Ende
der neunziger Jahre kein astronomisches
Institut mehr. Aber als Ergänzung zu den
o.g. Vorträgen freue ich mich jedes Jahr
auf das dort angebotene Astroseminar
(in diesem Jahr am 26.-27.10.2012). Auch
auf Städtereisen fand ich hin und wieder
„Die Welt ist alles, was der Fall ist.“
(Ludwig Wittgenstein)
„Die Welt ist alles, was der Fall ist, und
auch alles, was der Fall sein kann.“
(Anton Zeilinger, Uni Wien)
40
Andromeda
2/12
Suche endlich gefunden worden, das...?
Ja, was eigentlich? Ein Teilchen mit einer
Masse von ungefähr 125 GeV/c², also etwas schwerer als ein Cäsium-Atom.
Das Higgs- Boson
The missing Link?
Philipp Stratmann
Es war eine gänzlich unbedeutend wirkende Meldung, welche in den Wochen
nach dem 4. Juli dieses Jahres die wissenschaftliche Fachwelt in Aufregung
versetzte und selbst in den fachfremden
Medien ihre Würdigung fand. Obgleich
einige Verschwörungstheoretiker die
Hauptintention der Erbauer des größten
Teilchenbeschleunigers der Welt, des
LHCs, noch immer mit alles verschlingenden schwarzen Löchern assoziieren
mögen, so verkündete Joe Incandela
vom CERN an diesem Tag vermutlich
die Erfüllung des eigentlich wichtigsten
Zieles dieses Instrumentes mit denkbar
nichtssagenden Worten:
Noch im letzten Jahr hatte diese Institution erst eine gänzlich andere Sensation
verkündet, als Neutrinos mit Überlichtgeschwindigkeit scheinbar der Einsteinschen Relativitätstheorie die Zunge
herausgestreckt hatten. Ein Monat war
nun vergangen, seit in Kyoto der CERNForschungsdirektor Sergio Bertolucci
höchst persönlich die Ergebnisse neuer
Experimente vorstellte, welche den
Neutrinos jede Überlichtgeschwindigkeit wieder absprachen. Anstatt für neue
Physik hatte die gesamte Geschichte
lediglich Hohn, Spott und schlechte
Witze als Ergebnis mit sich gebracht.
Und noch gefangen in dieser Erinnerung
war Incandela wohl besonders der
Vorsicht verschrieben, als er inmitten
seiner Fachsprache genau jenen Satz
auszulassen wusste, auf welchen alle
gewartet hatten: Wir haben das HiggsBoson entdeckt! Oder zumindest ein
Partikel, welches sich verdammt ähnlich
wie eines verhält.
„Wir beobachten in unseren Daten deutliche
Signale eines neuen Teilchens im Bereich von
125 Gigaelektronvolt (GeV) mit einer Signifikanz von knapp 5 Sigma. Diese Ergebnisse
sind zwar noch vorläufig, aber es handelt
sich tatsächlich um ein neues Teilchen. Wir
wissen, dass es ein Boson sein muss, und es
ist das schwerste Boson, das wir je entdeckt
haben. “
Und da war es endlich, man hatte es aufgestöbert, war es nach jahrzehntelanger
Die absurde Jagd nach der Weltformel 332
Seiten,als
Hardcover
Springer-Verlag,
Berlin-HeiMehr
vier Jahrzehnte
nach
seinem
delberg, 2010 ISBN: 978-3-642-04836-4 von
theoretischen Postulat würde dieses
„bild der wissenschaft“ als Wissenschaftsbuch
Objekt
damit einen Schlussbaustein in
2010 ausgezeichnet
41
2/12
Andromeda
das Standardmodell der Teilchenphysik
setzen, also jener Theorie, welche die
Elementarteilchen und ihre Wechselwirkungen miteinander beschreibt.
Es war von mehreren Autoren beinahe
gleichzeitig postuliert worden. Doch erst
Steven Weinberg verband es in seinem
Aufsatz „A model of leptons“ durch ein
kleines Missgeschick beim Zitieren auf
ewig mit dem Namen des Briten Peter
Higgs. Aber was ist schon in einem Namen...?
Doch schon bald tauchten erste Lösungsansätze auf, die zunächst insbesondere
die elektromagnetische und schwache
Kraft zu dem Konstrukt der elektroschwachen Kraft zusammenführten.
Abdus Salam, Sheldon Glashow und
Steven Weinberg fanden sie im Rahmen
der sogenannten Eichtheorie.
Diese basiert auf der Idee, dass wir jedes
Feld ebenso durch Potentiale beschreiben können. Dass wir sicheren Fußes
auf der Erde stehen, verdanken wir im
Endeffekt der Schwerkraft, welche uns
beständig zum Massezentrum unseres
Mutterplaneten zieht. Genauso gut
jedoch können wir auch die Erde in ein
dreidimensionales Koordinatensystem
sperren und weiterhin sagen, dass
hier jeder Punkt ein Potential besitzt.
In diesem Potential befinden wir uns,
können es erhöhen, wenn wir Treppenstufen steigen oder wieder verringern,
wenn wir versehentlich auf einer Stufe
abgleiten. Und da alles danach strebt,
sein Potential zu verringern, werden wir
immer nach unten gezogen werden.
Ebenso hantieren wir tagtäglich mit dem
elektrischen Feld, welches zwischen
den beiden Elektroden einer Steckdose
besteht. Gerne attestieren wir ihr eine
Potentialdifferenz von 230V.
Der Grund dafür, dass diese Ergänzung
zur Theorie überhaupt notwendig war,
stammte ironischer Weise aus dem bahnbrechenden Erfolg einer ganz anderen
Hypothese - und deren Widerspruch
zur Natur. Denn obgleich in den 1950er
Jahren die vier fundamentalen Kräfte unseres Universums bekannt waren, konnte einzig die elektromagnetische Kraft
zufriedenstellend beschrieben werden.
Gerade an der schwachen Wechselwirkung (jene, die z. B. ,die zentrale Rolle
in der Radioaktivität spielt) zeigten sich
Schwächen in der Beschreibung. Um es
grob darzustellen, fehlte eine Möglichkeit, eine geeignete Energieskala zu ihrer
Beschreibung zu finden, von Physikern
auch Renormierung genannt . Man
versucht herauszufinden, in welchem
Energiespektrum die Theorie, welche
wir betrachten, gültig ist.
42
Andromeda
2/12
Kräfte bestimmen. Aber im Gegensatz
zum ersteren kann man Felder auch direkt messen, und genau dies wird getan,
wenn wir z. B. die Spannung (= die Potentialdifferenz) einer Steckdose bestimmen
wollen. Wir messen das Feld.
Erstaunlich ist es allerdings, was für
eine Rolle diesen Potentialen dafür in
der Physik zukommt. Denn sowohl in
die fundamentalen Gleichungen der
Mechanik (Lagrange-Formalismus), als
auch der Quantenphysik (SchrödingerGleichung) behandeln Physiker wiederum Potentiale.
Denn Felder sind im Zuge der Physik
ziemlich realitätsnah beschrieben. Sie
werden erzeugt durch Teilchen, welche
die Kräfte übertragen, die
mit dem Feld verbunden
sind. Physiker nennen
sie Bosonen, in Abgrenzung zu den Partikeln,
welche Materie bilden,
Fermionen. Photonen sind
z. B. Bosonen und schlussendlich die Überträger
der elektromagnetischen
Wechselwirkung. Zwei
Elektronen, welche sich
zu nah kommen, tauschen
Photonen aus und interagieren damit, in diesem
Falle stoßen sie sich gegenseitig ab.
Kennen wir nun ein beliebiges Potential, so können wir hieraus
die resultierenden Felder und damit
Ein Überblick über die Elementarteilchen.
Sowohl Fermionen (blau und grün) als auch
Bosonen (rot und gelb) sind dargestellt.
43
2/12
Andromeda
Nun, wo ist der Unterschied? Potentiale sind nicht eindeutig definiert. Wir
können ein Potential auf bestimmte Art
und Weise ändern, ohne dass die Physik
davon beeinflusst wird. Im Falle des
Elektromagnetismus wird dies dadurch
klar, dass der gesamte Raum um uns
herum von einer gleichmäßig verteilten
negativen Ladung gefüllt sein könnte, und
niemand würde es merken. Das Potential
wäre überall um einen konstanten Fak-
Ein schönes, weiteres Beispiel liefert Hans
Günther Dosch in seinem lesenswerten
Buch „Beyond The Nanoworld“. Denn
schlussendlich haben wir alle eine Eichtransformation hinter uns. Als 2002 der
Euro eingeführt wurde, versprach die
Politik jedem Deutschen, dass er für
1,9558 DM einen Euro erhielt, welcher
die gleiche Kaufkraft hätte. Auf deutscher Ebene gesehen führten wir eine
Eichtransformation durch, denn die
Währung (das „Potential“)
änderte sich, aber wirklich
messbar in der realen Welt
war natürlich nur unsere
Kaufkraft. Und diese sollte
gleich bleiben.
Genau diese Invarianz oder
Symmetrie wird in der Physik
benötigt um auszuschließen,
dass die Formeln der Standardtheorie
mathematisch „beliebig hässlich“ werden
können.
Die Felder, welche die Eichtheorie
beschreibt, müssen deshalb invariant
unter Eichtransformationen sein. Und
da die Eichtheorie alle vier physikalischen
Kräfte zu beschreiben sucht, muss dies
für ein jedes gegeben sein.
Fortsetzung folgt
Ein Gravitationspotential, verursacht durch
eine Punktmasse.“
tor verschieden, aber keine Auswirkung
auf die reale Welt wäre feststellbar.
Dieser Tatsache wird auch im Formalismus Tribut gezollt. Die Ergebnisse
einer Theorie ändern sich nicht, wenn
wir die Gleichung in einer gewissen Art
und Weise verändern, z. B. einen Term
hinzu addieren. Sie sind eichinvariant,
d. h. invariant gegenüber einer Eichtransformation.
„Es ist falsch zu denken, es wäre Aufgabe der
Physik herauszufinden, wie die Natur beschaffen ist. Aufgabe ist vielmehr, herauszufinden, was wir über die Natur sagen können.“
(Niels Bohr; Nobelpreis 1922)
44
Andromeda
2/12
Die Perseiden Anno 2012
Alljährlich um den 12. August herum
kreuzt die Erde die Bahn des Kometen 109P/Swift-Tuttle. Das ist die Zeit
verstärkten Sternschnuppenfalls. Und
so verabredeten wir, Jochen, Thomas,
Michael und ich uns in der Alverskirchener Bauernschaft zwecks Beobachtung dieses immer wiederkehrenden
Schauspiels. Hinzu kam, dass der Mond
erst später aufging, also erst einmal nicht
störte. Aus der einschlägigen Literatur
Minuten kamen die Meteore bevorzugt
aus der Gegend des Sternbildes Schwan.
Da waren auch ein paar sehr helle dabei,
heller als Jupiter, manche kamen in die
Nähe der Venushelligkeit, aber nicht heller. Schweife waren zwei ca. 8 Sekunden
lang zu sehen, mehrere kürzer.
In ca. 2 Stunden habe ich 60 Meteore
gesehen, was auf ein Stundenmittel von
30/Stunde schließen lässt (das ist aber
nicht korrekt, denn bei der Rechnung
der Sternschnuppenhäufigkeit gehen
noch ein paar andere Parameter ein, wie
Horizontsicht, Grenzgröße der Sterne,
Lage des Radianten - der Punkt, aus
dem die Sternschnuppen zu kommen
scheinen - gerechnetes Verhältnis der
schwachen Sternschnuppen zu den hellen etc. Ausführliche Rechnungen hatte
ich in der Andromeda 4/2002 und 3/4
2004 veröffentlicht).
bekannt waren Fallraten von 60 - 100
Meteore pro Stunde. Um 23:00 Uhr
hatten wir unsere Beobachtungsstühle
aufgebaut und konnten mit der Beobachtung beginnen. Hier die Protokolle
zusammengefasst in Kurzform:
Jochen
In der Nacht vom 11. auf den 12.08. in
der Zeit von 23.30 bis 04.00 Uhr (mit
kleinen Pausen) habe ich insgesamt 125
Sternschnuppen gesehen. Es wurde
aber am Samstagmorgen nicht mehr,
ich glaube wir hatten gegen Mitternacht
tatsächlich ein Maximum.
Jochen Borgert, Hans-Georg Pellengahr,
Ewald Segna
Ewald
Mir ist vor allem aufgefallen, dass nicht
nur „Perseiden“ in dieser Nacht zu sehen
waren, im Gegenteil, die ersten ca. 40
In der Nacht vom 12. auf den 13.08.
habe ich von 22.50 Uhr bis 23.50 Uhr
beobachtet und insgesamt 22 Stern45
2/12
Andromeda
schnuppen gesehen, darunter eine sehr
beeindruckende Sternschnuppe, die eine
Im Detail:
Ich habe direkt oder nah aus dem Perseus heraus auf dem Schöppinger Berg
(nur von dort konnte ich das Sternbild
einsehen) nur 2 kleine blitzartige, ich
meine damit, sehr kurz sichtbare Sternschnuppen gesehen, die restlichen liefen
zenitnah, kamen allerdings, wenn auch
erst im Zenit aufleuchtend, auch aus
Richtung Perseus (NO). Bei zweien handelte es sich um leuchtstarke für etwa 2
-3 Sek. sichtbare Meteore.
lange, nachleuchtende Bahn zog und
rötlich verglühte.
Hans-Georg
Beobachtungsort Schöppinger Berg
Ich war vorher im Kino zur Live-Übertragung einer Oper aus Bayreuth, habe
danach von 22:35 h bis 23:00 h auf dem
Schöppinger Berg beobachtet und dort
in der Zeit 5 - 6 Perseiden gesehen. Ab
23:20 h bis 0:30 h dann von der häuslichen Terrasse aus beobachtet; um
23:44 h kam die ISS vorbei. Bis 0:30 h
habe ich dort noch mal etwa 6 gesehen,
war aber weder eine Feuerkugel noch
ein Bolide dabei, nach den Angaben im
Internet (60 - 100 / h) hatte ich deutlich
mehr erwartet. Aber es war insgesamt
ein schöner Sternhimmel, hab’ nebenbei
mit dem Feldstecher zwischendurch
auch ein bisschen in der Milchstraße
geschaut, kann sein, dass mir dabei ein
paar Perseiden entgangen sind.
Von der häuslichen Terrasse konnte ich
nur zenitnah beobachten, bei den von
dort gesichteten waren 3 recht helle
(bis 3 Sek. sichtbar), tauchten auch erst
zenitnah auf, verliefen aber alle aus Richtung NO, also Sternbild Perseus.
Da die Verlaufsrichtung bei allen aus NO
kam, sie allerdings nicht bereits direkt
in Perseus sichtbar wurden, gehe ich
dennoch davon aus, dass es sich letztendlich bei allen gesichteten Meteoren
um Perseiden handelte.
Fand’s aber insgesamt enttäuschend, hätte vielleicht doch noch länger beobachten sollen. Hatte mit mehr gerechnet.
Alle: Aber schön war’s doch!
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Vom Compton - Effekt zur
Planck - Skala?
dann doch nicht ausformuliert wird. Es
wird betont, dass es sich hier nicht um
eine absolut strenge Herleitung handelt,
sondern eher um einen Beitrag, sich
das Zustandekommen der Planck-Skala
plausibel zu machen.
Startpunkt ist ein im Jahr 1922 von dem
amerikanischen Physiker Arthur Holly
Compton (1892 - 1962) entdeckter und
nach ihm benannter Effekt, der die Teilchennatur des Lichtes besonders deutlich hervorhebt: Ein hochenergetisches
Photon (z. B. ein Röntgen- oder ein
Gammaquant) wird an einem (quasi)freien Elektron gestreut; diesem überträgt
es gemäß den Stoßgesetzen einen Teil
seiner Energie und erfährt dadurch eine
Vergrößerung seiner Wellenlänge und
eine Änderung seiner ursprünglichen
Richtung. Das Elektron gewinnt durch
diesen Stoß kinetische Energie.
Dieser elementare Stoßprozess wird
in Abb. 2 dargestellt, allerdings nicht
an Elektronen, sondern an beliebigen
Teilchen - insbesondere aber wird
hier an Nukleonen, also Protonen und
Neutronen, gedacht. Im Ergebnis erhält
man die zentrale Größe des streuenden
Teilchens, die Compton-Wellenlänge.
Diese wird dann mit Hilfe extremer, aber
konkreter Gedankenexperimente mit
dem Schwarzschild-Radius des Teilchens
in Verbindung gebracht mit dem Ziel, die
Wolfgang Domberger
Die sogenannte Planck-Skala geht zurück
auf Max Planck (1858 - 1947), den Entdecker und Begründer der Quantentheorie.
Er hatte sie bereits im Jahr 1899 gefunden, in dem er die Gravitationskonstante
G, die Vakuumlichtgeschwindigkeit c
und das Plancksche Wirkungsquantum
h auf mathematisch eindeutige Weise
derart miteinander kombinierte, dass
sich Größen ergaben, die die Dimension
einer Masse, einer Zeit und einer Länge
aufwiesen.
Die Planck-Skala spielt in der heutigen
Kosmologie eine ganz bedeutende Rolle.
Insbesondere kommt sie dann ins Spiel,
wenn es darum geht, die Gravitationstheorie, die sich auf die Allgemeine Relativitätstheorie (ART) Albert Einsteins
gründet, und die Quantentheorie miteinander zu verknüpfen, um eine Quantengravitationstheorie zu entwickeln.
Auch in der Kosmologiegruppe der
Sternfreunde Münster e. V. wird sie immer wieder thematisiert. Deswegen soll
hier der Versuch unternommen werden,
sich der Planck-Skala aus physikalischen
Prinzipien her zu nähern. Dazu wird ein
Weg eingeschlagen, der in der Literatur
zwar hin und wieder angedeutet, aber
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Andromeda
drei maßgeblichen Größen der PlanckSkala zu erhalten: die Planck-Masse, die
Planck-Zeit und die Planck-Länge.
Zusätzlich wird dieser Weg motiviert
durch die Vorstellung, dass es besonders in der frühen Entwicklungsphase
des Universums Compton-Effekte und
inverse Compton-Effekte zuhauf gegeben haben muss, wobei die inversen
Compton-Effekte die Streuung hochenergetischer Teilchen an Photonen, die
dadurch ihrerseits Energie aufnehmen,
bedeuten.
Die Undurchsichtigkeit des frühen
Universums war ja gerade verursacht
worden durch die Stöße von Lichtquanten an Teilchen, aus denen sich später
die Bausteine der Materie entwickelten.
Nach etwa 380.000 Jahren hat sich das
rasant expandierende Universum auf
etwa 4000K abgekühlt, sodass die bis
dahin freien Elektronen und die Nukleonen zu ersten Atomen kombinieren
konnten, und zwar zu Wasserstoff,
Deuterium, Helium und auch zu etwas
Lithium. Die Anzahl der freien Elektronen, die Stoßpartner der Photonen, ging
somit zurück. Das Universum wurde nun
durchsichtig.
Einsteins benötigt, insbesondere die
Abhängigkeit der Teilchenmasse m von
seiner Geschwindigkeit v. Beim Stoß
wird ein gewisser Teil der Energie und
des Impulses des Photons auf das vor
dem Stoß ruhend gedachte Teilchen
übertragen, das dadurch in Bewegung
gerät und sich mit der Geschwindigkeit
v und dem Impuls p = m v unter einem
Winkel j vom Stoßort entfernt. Laut
SRT besitzt dieses Teilchen nach dem
Stoß die Masse
m = m(v) = m 0 / (1 − v2 / c 2 )
(1)
und die Energie
E = m(v) c2 ,
(2)
während es vor dem Stoß als ruhendes
Teilchen die Ruheenergie E 0 = m 0 c 2
besaß. Kleinere Umformungen von Gl. (1)
führen auf
m2 ( 1 - v 2 / c 2 ) = m 02
m2 = m 02 + m2 v 2 / c 2
m 2 c4 = m 0 2 c4 + m 2 v 2 c 2 ;
aus der letzten Zeile erhält mit dem Impuls p = m v des Teilchens und der Gl. (2)
die interessante quadratische Form
E 2 = m 0 2 c4 + p2 c 2
Etwas Relativitätstheorie
Bevor der Compton-Effekt beschrieben
wird, werden noch einige Resultate aus
der Speziellen Relativitätstheorie (SRT)
(3)
für die relativistische Energie E des
freien Teilchens nach dem Stoß. Diese
Gleichung suggeriert die geometrische
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Andromeda
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haftete Teilchen wie Elektronen oder
Protonen etc. gilt, hat Louis Victor de
Broglie (1892 - 1982) im Jahr 1924 erkannt. Er begründete die Hypothese der
Materiewellen. Danach hat eine Welle, die
einem Teilchen zugeordnet ist, die de Broglie-Wellenlänge l= h / p. Diese Beziehung
verknüpft eine typische Teilcheneigenschaft, den Impuls, mit einer typischen
Welleneigenschaft, der Wellenlänge,
und spiegelt somit den Welle-TeilchenDualismus wieder. Die Theorie von de
Broglie ist Grundlage und Bestandteil
der Wellen- bzw. Quantenmechanik.
Der Compton-Effekt
Zunächst zeigt Abb. 2 eine schematische
Darstellung der Compton-Streuung
eines Photons an einem Teilchen.
Darstellung in Abb. 1 mit Hilfe des
Satzes von Pythagoras, die mit Gl. (3)
die Aufteilung in einen Ruhe- und einen
Bewegungsenergieanteil verdeutlicht.
Hat man es mit Teilchen zu
Abb. 1: relativistische Energie-Impuls-Beziehung
eines freien Teilchens (z. B. Proton, Neutron etc.) als
Satz des Pythagoras;Aufteilung in einen Ruhe- und
einen Bewegungsenergieanteil - W. Domberger
tun, die keine Ruhemasse (m0 = 0) haben,
erkennt man sofort, dass ein ruhemasseloses Teilchen, z. B. ein Photon, den
Impuls
p=E/c
(4)
aufweist. Für Photonen gilt E = h n und
der Zusammenhang n l = c zwischen
Frequenz n, Wellenlänge l und Lichtgeschwindigkeit c. Dieses eingesetzt in Gl. (4)
ergibt die wichtige Beziehung
Abb. 2: Compton-Streuung (schematisch); einlaufendes Photon mit Wellenlänge l ; ruhendes
p=h/l
(5)
Teilchen (z. B. Proton, Neutron etc.) mit Ruhemasse m0 ; gestreutes Photon mit Wellenlänge
l‘ ; Streuwinkel q ; Teilchen nach dem Stoß mit
Geschwindigkeit v in Bewegungsrichtung j
Fortsetzung folgt
zwischen Impuls und Wellenlänge. Dass
dieser Zusammenhang aber nicht nur für
Photonen, sondern auch für massebe49
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Andromeda
Was? Wann? Wo?
Astronomie - Unser Hobby:
Gemeinsame Beobachtung • Astrofotografie • Startergruppe
• Mond & Sonnenbeobachtung • Beratung beim Fernrohrkauf
• öffentliche Vorträge über astronomische Themen • Vereinszeitung
Wer sich mit dem faszinierenden Gebiet der Astronomie näher beschäftigen möchte, ist herzlich eingeladen, zu einem unserer öffentlichen Treffen zu kommen. Unsere Mitglieder beantworten gerne Ihre Fragen.
Öffentliche Veranstaltungen
Wir veranstalten Vorträge über aktuelle astronomische Themen an
jedem 2. Dienstag des Monats. Öffentliche Beobachtung vor dem LWLMuseum für Naturkunde. Aktuelle Infos über unsere „Homepage“.
www.sternfreunde-muenster.de. Alle Veranstaltungen sind kostenlos!
Vortragsthemen:
(A) Anfänger
11. Sept.: Zeichnen am Teleskop (A)
Daniel Spitzer
Viele Amateurastronomen, die regelmäßig die
zahlreichen interessanten Objekte am Sternenhimmel mit dem Teleskop beobachten, haben den
Wunsch, das Gesehene auch im Bild fest zuhalten.
Neben der technisch auf wändigen Astrofotografie
bietet sich das Zeichnen an, das mit Bleistift,
Klemmbrett und Rotlichtlampe auskommt. Eine
künstlerische Begabung ist dabei weniger gefragt,
als die Fähigkeit, den Anblick im Okular möglichst
objektiv wieder zugeben. Der Vortrag gibt einen
Überblick auf ver schie dene Zeichen techniken
und Hilfsmittel. Präsentiert werden neben Ergebnissen aus der Beobachtung von Objekten
unseres Sonnen systems auch solche aus dem
Bereich Deep-Sky - Galaxien, Sternhaufen und
vieles mehr.
9. Okt.: Astrofotografie mit der DSLR (A)
Jochen Borgert
Digitale Spiegelreflexkameras sind ein aus gutem
Grund weit verbreitetes und beliebtes Werkzeug
von Astrofotografen. Sie erlauben schon nach
(F) Fortgeschrittene
kurzer Zeit erfolgreiche Astrofotos, dennoch
wollen auch hierbei Schwierigkeiten aus dem
Weg geräumt werden. Der Vortrag behandelt
die wichtigsten Hürden auf dem Weg zu erfolgreicher Astrofotografie und wie man ihnen
begegnen kann.
13. Nov.: Spektroskopie für Anfänger (A)
Ernst Pollmann
Woher kommt unser Wissen über die Sterne,
über die Galaxien? Einziger Datenträger ist das
Licht, das wir mir unseren Augen sehen, und
das mit einem Spektrografen aufbereitet werden kann. Absorptions- und Emissionslinien
werden am Ende des Vortrages für Sie keine
unbekannten Größen mehr sein.
11. Dez.: Vorschau auf das astronomische Jahr 2013 (A)
In diesem Vortrag bieten die Sternfreunde eine
Vorschau auf die interessanten Ereignisse am
Sternenhimmel des kommenden Jahres, Lauf
der Planeten, des Mondes und der Sonne. Die
Veranstaltung findet im Planetariums statt, der
Eintritt ist frei.
Ort und Zeit: Multifunktionsraum des LWL-Museum für Naturkunde / 19.30 Uhr
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