Lied von der Erde - Beethoven Orchester Bonn

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4. FREITAGSKONZERT
Freitag, 13. Januar 2017, 20 Uhr
World Conference Center Bonn
Lied von der Erde
PROGRAMM
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KLASSIK
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Programm
Lied von der Erde
Franz Schubert (1797-1828)
Sinfonie Nr. 3 D-Dur D 200 (1815)
Adagio maestoso – Allegro con brio
Allegretto
Menuetto. Vivace – Trio
Presto vivace
PAUSE
Gustav Mahler (1860-1911)
Das Lied von der Erde (1907-1909)
Das Trinklied vom Jammer der Erde
Der Einsame im Herbst
Von der Jugend
Von der Schönheit
Der Trunkene im Frühling
Der Abschied
Gerhild Romberger Alt
Thomas Mohr Tenor
Beethoven Orchester Bonn
Christof Prick Dirigent
auch
Programmhefte
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19.15 Uhr: Konzerteinführung mit Malte Katthagen
Die Konzerteinführung findet in Kooperation mit der
Abteilung für Musikwissenschaft/Sound Studies der
Universität Bonn statt.
Im Anschluss an das Konzert findet ein NachKlang –
ein moderiertes Künstlergespräch – Gerhild Romberger,
Thomas Mohr und Christof Prick im Saal New York an
der Bühne statt. Moderation: Erika Coché
3
Besetzung
Franz Schubert
Sinfonie Nr. 3 D-Dur D 200
Erste öffentliche Aufführung am 19. Februar 1881
in London
2 Flöten
2 Oboen
2 Klarinetten
2 Fagotte
Pauke
Streicher
2 Hörner
2 Trompeten
Gustav Mahler
Das Lied von der Erde
Uraufführung am 20. November 1911 in München
4 Flöten (3. + 4. auch Picc)
3 Oboen (3. auch Eh)
5 Klarinetten (4 + Bkl)
3 Fagotte (3. auch +Kfg)
2 Harfen, Celesta, Mandoline
Pauke, Schlagzeug
Streicher
Alt-Solo
Tenor-Solo
4
4 Hörner
3 Trompeten
3 Posaunen
1 Tuba
Lied von der Erde
Unterschiedlicher könnten Ausdruck und emotionaler
Hintergrund zweier Sinfonien kaum sein: Mit Franz Schuberts 3. Sinfonie und Gustav Mahlers Lied von der Erde
stehen sich die Kompositionen eines weitgehend unbelasteten Achtzehnjährigen und eines vom Leben bereits
Gezeichneten gegenüber. Ohne dass man dies verallgemeinern könnte, tritt in diesem Programm der Kontrast
zwischen jugendlicher Leichtigkeit bei Schubert und tiefempfundenem Weltschmerz bei Mahler deutlich hervor.
Jugendliche Schaffenskraft
In den Jahren 1813-1818 schrieb Franz Schubert seine
ersten sechs vollendeten Sinfonien in kontinuierlicher
Folge. Eine Phase der Zweifel und Suche schloss sich hieran an, in der er vier Sinfonien begann, darunter die so
genannte „Unvollendete“ D 759, jedoch nicht zu Ende
führte. Der Durchbruch in der Gattung der Sinfonie
gelang ihm schließlich mit der „Großen C-Dur-Sinfonie“ D
944, die 1825-1826 entstand. In der Rezeption stehen
vor allem diese beiden letzten sinfonischen Kompositionen im Vordergrund, wobei die ersten sechs Sinfonien
5
Franz Schubert, Aquarell von Wilhelm August Rieder (1825)
gerne als „Früh-“ oder „Jugendwerke“ abgetan werden.
Schon Johannes Brahms, der die Gesamtausgabe der
Werke Schuberts mit vorbereitete, schrieb 1884 an Breitkopf & Härtel, man solle die ersten sechs Sinfonien „nur
mit Pietät bewahren“, aber diese „Vorarbeiten“ besser
nicht veröffentlichen. Eine Aussage Schuberts scheint
dieser Sichtweise zunächst Recht zu geben: 1824 schrieb
er an seinen Freund Leopold Kupelwieser, er wolle sich
über Instrumentalwerke den Weg „zur großen Sinfonie
bahnen“, was wie eine Abwertung seiner vorangegangenen Sinfonien klingt. Doch muss gesehen werden, dass er
in den Jahren seiner „Jugendsinfonien“ auch mehr als
die Hälfte seiner Lieder geschrieben hat, aus denen eine
tiefe künstlerische Reife spricht. In der Entstehung waren
auch die Sinfonien durchaus ernst gemeinte Werke und
keineswegs nur Gelegenheitswerke, auch wenn Schubert
später darüber hinauszuwachsen suchte.
Die 3. Sinfonie entstand in einem recht kurzen Zeitraum
zwischen dem 24. Mai und dem 19. Juli 1815, wie die
Autographen belegen. Zu dieser Zeit war Schubert Schüler
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von Antonio Salieri, der damals bedeutendsten Autorität
im Musikleben Wiens. Aufgrund fehlender Aufzeichnungen ist nicht bekannt, welchen genauen Inhalts Schuberts Studien bei Salieri waren, die er 1812-1816
betrieb, aber Salieri hat Schubert vermutlich bei der
Entstehung seiner Werke im Hintergrund beraten. Weitere frühe kompositorische Einflüsse dürften aus seiner Zeit
im k. u. k. Stadtkonvikt herrühren, dem er 1808-1813
angehörte. Hier konnte er sich ein breites Repertoire der
Instrumentalmusik aneignen, denn es wurden zum Beispiel die ersten beiden Sinfonien Ludwig van Beethovens
und weitere von Joseph Haydn, Wolfgang A. Mozart,
Ignaz Pleyel, Andreas Romberg u. a. gespielt. Als Schubert die 3. Sinfonie schrieb, hatte er bereits seine
Ausbildung zum Lehrer absolviert, welche er seinem
Vater zuliebe verfolgt hatte. Doch die Entscheidung für
die Komponistenlaufbahn stand für Schubert fest, und im
September 1814 bestätigte ihn darin die erste öffentliche Aufführung der Messe in F-Dur D 105.
Die 3. Sinfonie war für die Aufführung mit einem Privatorchester gedacht, in dem Schubert selbst bis 1820 an
der Bratsche mitwirkte. Das Ensemble hatte sich aus den
regelmäßigen Kammermusiken im häuslichen Rahmen
zusammengefunden und umfasste ca. 40 Musiker, die
sich regelmäßig trafen, u. a. in der Wohnung des Orchesterleiters Otto Hartwig, im „Schottenhof“ und im „Gundelhof“. Es ist nicht eindeutig zu belegen, aber wahrscheinlich wurde auch die 3. Sinfonie erstmals im „Schottenhof“ aufgeführt. Hier setzte sich das Publikum vorwiegend aus Freunden und Angehörigen der Spieler zusammen, so dass man die erste tatsächlich öffentliche
Aufführung der gesamten Sinfonie auf den 19. Februar
1881 in London unter der Leitung von August Manns
datieren muss. Zuvor war nur das Finale im Zusammen7
hang mit weiteren Einzelsätzen anderer Sinfonien am
2. Dezember 1860 unter der Leitung von Johann Herbeck
in Wien öffentlich zu hören. August Manns, ein Freund
des englischen Schubert-Forschers George Grove, war der
Erste, der alle Sinfonien Schuberts öffentlich in einem
Zyklus aufführte.
Mit einem fulminanten Tutti-Einsatz beginnt die langsame Einleitung des ersten Satzes. Anschließend erklingt
bereits die auffahrende Tonleiter, die im weiteren Verlauf
der Sonatenhauptsatzform Verwendung findet. Nahezu
nahtlos wird in das Allegro übergeleitet, bevor das punktierte Hauptthema von der Klarinette vorgestellt wird. In
der Durchführung überwiegt die Modulierung dieses
Themas, während die Reprise verstärkt das Einleitungsmotiv betont und der erste Satz mit ihm triumphierend
abschließt. Ein anfänglich vorgesehenes Adagio molto im
3/4-Takt verwarf Schubert bereits nach sieben Takten,
um stattdessen das Allegretto im 2/4-Takt zu schreiben.
Entstanden ist ein tänzerisch leichter Satz in dreiteiliger
Liedform, dessen Mittelteil vom sanglichen Ton der Klarinette und anschließend auch der Flöte geprägt ist. Es
folgt ein schlichtes, launiges Menuett, dessen Thema
Akzente gegen die Zählzeit setzt. Im Trio führen Oboe
und Fagott das Geschehen an. Spielfreude pur in italienischem Ton und Tarantella-Stil erklingt im abschließenden
Presto.
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Gustav Mahler (1909)
„Lebenstrunkne Welt“
Das Jahr 1907 brachte Gustav Mahler nicht viel Gutes: In
der Presse fanden regelrechte Kampagnen gegen den
Komponisten und Direktor der Wiener Hofoper statt, was
ihn letztlich dazu bewegte, das Amt niederzulegen. Seine
Frau Alma Mahler musste sich einer Operation unterziehen und ihre jüngere Tochter Anna erkrankte im Mai an
Scharlach, wovon sich aber beide erholten. Nach dieser
bewegten ersten Jahreshälfte freute man sich auf die
Sommerpause in Maiernigg am Wörthersee, doch vor Ort
erkrankte die ältere Tochter Maria an Diphterie und überlebte die Krankheit nicht. Am 12. Juli starb sie im Alter
von noch nicht einmal fünf Jahren. Bevor die Familie
aufgrund der Ereignisse geradezu von ihrem Urlaubsort
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floh, stellte der Arzt bei Mahler selbst zudem noch einen
Herzfehler fest. Man empfahl ihm daraufhin Schonung
mit der Folge, dass er das geliebte Schwimmen und
Wandern unterlassen sollte. Dieser Verzicht dürfte ihm
schwer gefallen sein, denn seine Wanderungen in den
Bergen waren ihm immer wieder Quellen der Inspiration
gewesen. Die Ereignisse hinterließen ihre Spuren, wie in
einem Brief Mahlers an Bruno Walter aus dem darauffolgenden Sommer 1908 zu lesen ist: „(...) ohne daß ich
Ihnen hier etwas zu erklären oder zu schildern versuche,
wofür es vielleicht überhaupt keine Worte gibt, will ich
Ihnen nur sagen, daß ich einfach mit einem Schlage alles
an Klarheit und Beruhigung verloren habe, was ich mir je
errungen; und daß ich vis-à-vis de rien stand und nun am
Ende eines Lebens als Anfänger wieder gehen und stehen
lernen muß.“
In dieser Gefühlslage stieß Mahler auf die Anthologie
„Die chinesische Flöte“ von Hans Bethge, einer Sammlung von Nachdichtungen chinesischer Gedichte, die zum
Großteil aus der Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) stammen. Der Gedichtband ist ein Beispiel für die Mode zu
Anfang des 20. Jahrhunderts, sich trotz der vermeintlichen Überlegenheit Europas für östliche Philosophie und
Literatur zu interessieren. Mahler traf eine Auswahl aus
den feinsinnigen Dichtungen, die die Textgrundlage für
sein Lied von der Erde bildeten. Sie sprechen von
Einsamkeit, Verlust, Resignation und Vergeblichkeit,
wobei Mahlers Textänderungen einzelne Aspekte akzentuieren und Einblicke in sein eigenes Empfinden gewähren. Laut Alma Mahler hat ihr Mann die Gedichte bereits
im Sommer 1907 kennengelernt und kurz nach den
schrecklichen familiären Ereignissen begonnen, erste
Skizzen für ein neues Werk anzufertigen. Über die
Korrektheit dieser Angabe ist man sich allerdings uneins.
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Das Komponierhäuschen von Gustav Mahler in Toblach
Die kompositorische Hauptarbeit erbrachte Mahler in
jedem Fall von Juli bis August 1908 in Toblach; kleinere
Überarbeitungen können noch im Jahr darauf stattgefunden haben. Den Titel erhielt das Werk erst im Winter
1909, was sich aus der abergläubischen Scheu vor der
Werknummer „neun“ erklärt – waren doch Beethovens
und Bruckners 9. Sinfonien ihre letzten.
Das Lied von der Erde trägt sowohl Züge einer Sinfonie
als auch eines Liederzyklus'. Neben dem Orchesterwerk
schrieb Mahler nahezu zeitgleich auch eine leicht veränderte Fassung für Klavier und Singstimmen, was die
Komposition in die Nähe des Liedes rückt. Dagegen
beschrieb Alma Mahler die sukzessive Ausweitung der
Form während der Entstehung wie folgt: „(...) Er verband
die einzelnen Texte, machte Zwischenspiele, und die erweiterten Formen zogen ihn immer mehr zu seiner Urform –
zur Symphonie.“ Die Uraufführung erlebte Mahler nicht
mehr, und so stand Bruno Walter am Pult, als Das Lied
von der Erde 1911 in München erstmals erklang. Seither
gilt das Werk als das größte Meisterwerk und „Mahlerischeste“ (Bruno Walter) des Komponisten.
11
Lebenslust und Todessehnsucht stehen sich im „Lied von
der Erde“ immer wieder gegenüber, wie gleich zu Anfang
deutlich wird. Das Trinklied ist nicht als Klage gestaltet,
sondern vertont diese Zerrissenheit in Sekundspannungen
und Pentatonik. Nach diesem ekstatischen Gesang folgt
ein langsamer Satz voller Resignation. Des Lebens müde
erscheint dem lyrischen Ich der Tod als willkommene Erlösung. Leichtfüßiger kommt das dritte Lied „Von der
Jugend“ daher, das aber im Zusammenhang mit den anderen Liedern einen bittersüßen Beigeschmack erhält. Ebenso wie dieses Lied ist das folgende wieder deutlich
exotisch stilisiert. „Von der Schönheit“ entfaltet im
Mittelteil eine Sogwirkung, die die Heile-Welt-Stimmung
vorübergehend stört. In einer vermeintlichen Idylle
wähnt sich auch der „Trunkene“, der sich aus der mühevollen Wirklichkeit in den Rauschzustand verabschiedet.
Den Frühling gestaltet der Komponist dabei tonmalerisch.
Das sechste Lied nimmt fast so viel Raum ein wie alle
vorangegangenen Lieder zusammen und bekräftigt in
seiner orchestralen Ausweitung die Gattungsbezeichnung
der Sinfonie. Mahler spannt hier den Bogen von erschütternder Trauermarschmotivik bis hin zu einem verklärenden Schluss ohne tatsächliche Auflösung – der ewige
Kreislauf von Leben und Tod nimmt weiter seinen Lauf.
Lisa Valdivia
12
Liedtexte
1. Das Trinklied vom Jammer der Erde
Schon winkt der Wein im gold'nen Pokale,
doch trinkt noch nicht, erst sing' ich euch ein Lied!
Das Lied vom Kummer soll auflachend
in die Seele euch klingen.
Wenn der Kummer naht, liegen wüst die Gärten der Seele,
welkt hin und stirbt die Freude, der Gesang.
Dunkel ist das Leben, ist der Tod.
Herr dieses Hauses!
Dein Keller birgt die Fülle des goldenen Weins!
Hier, diese Laute nenn' ich mein!
Die Laute schlagen und die Gläser leeren,
das sind die Dinge, die zusammen passen.
Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit
ist mehr wert, als alle Reiche dieser Erde!
Dunkel ist das Leben, ist der Tod!
Das Firmament blaut ewig, und die Erde
wird lange fest steh'n und aufblüh'n im Lenz.
Du aber, Mensch, wie lang lebst denn du?
Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen
an all dem morschen Tande dieser Erde!
Seht dort hinab! Im Mondschein auf den Gräbern
hockt eine wild-gespenstische Gestalt.
Ein Aff' ist's! Hört ihr, wie sein Heulen
hinausgellt in den süßen Duft des Lebens!
Jetzt nehmt den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen!
Leert eure gold'nen Becher zu Grund!
Dunkel ist das Leben, ist der Tod!
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2. Der Einsame im Herbst
Herbstnebel wallen bläulich überm See,
vom Reif bezogen stehen alle Gräser;
man meint, ein Künstler habe Staub von Jade
über die feinen Blüten ausgestreut.
Der süße Duft der Blumen ist verflogen;
ein kalter Wind beugt ihre Stengel nieder.
Bald werden die verwelkten, gold'nen Blätter
Der Lotosblüten auf dem Wasser zieh'n.
Mein Herz ist müde. Meine kleine Lampe
erlosch mit Knistern, es gemahnt mich an den Schlaf.
Ich komm' zu dir, traute Ruhestätte!
Ja, gib mir Ruh', ich hab' Erquickung Not!
Ich weine viel in meinen Einsamkeiten.
Der Herbst in meinem Herzen währt zu lange.
Sonne der Liebe, willst du nie mehr scheinen,
um meine bittern Tränen mild aufzutrocknen?
3. Von der Jugend
Mitten in dem kleinen Teiche
steht ein Pavillon aus grünem
und aus weißem Porzellan.
Wie der Rücken eines Tigers
wölbt die Brücke sich aus Jade
zu dem Pavillon hinüber.
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In dem Häuschen sitzen Freunde,
schön gekleidet, trinken, plaudern.
Manche schreiben Verse nieder.
Ihre seidnen Ärmel gleiten
rückwärts, ihre seidnen Mützen
hocken lustig tief im Nacken.
Auf des kleinen Teiches stiller
Wasserfläche zeigt sich alles
wunderlich im Spiegelbilde.
Alles auf dem Kopfe stehend
in dem Pavillon aus grünem
und aus weißem Porzellan;
Wie ein Halbmond steht die Brücke,
umgekehrt der Bogen. Freunde,
schön gekleidet, trinken, plaudern.
4. Von der Schönheit
Junge Mädchen pflücken Blumen,
pflücken Lotosblumen an dem Uferrande.
Zwischen Büschen und Blättern sitzen sie,
sammeln Blüten in den Schoß und rufen
sich einander Neckereien zu.
Gold'ne Sonne webt um die Gestalten,
spiegelt sich im blanken Wasser wider,
Sonne spiegelt ihre schlanken Glieder,
ihre süßen Augen wider,
und der Zephir hebt mit Schmeichelkosen das Gewebe
ihrer Ärmel auf, führt den Zauber
ihrer Wohlgerüche durch die Luft.
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O sieh, was tummeln sich für schöne Knaben
dort an dem Uferrand auf mut'gen Rossen?
weithin glänzend wie die Sonnenstrahlen;
schon zwischen dem Geäst der grünen Weiden
trabt das jungfrische Volk einher!
Das Roß des einen wiehert fröhlich auf
und scheut und saust dahin,
über Blumen, Gräser, wanken hin die Hufe,
sie zerstampfen jäh im Sturm die hingesunk'nen Blüten,
hei! Wie flattern im Taumel seine Mähnen,
dampfen heiß die Nüstern!
Gold'ne Sonne webt um die Gestalten,
spiegelt sie im blanken Wasser wider.
Und die schönste von den Jungfrau'n sendet
lange Blicke ihm der Sehnsucht nach.
Ihre stolze Haltung ist nur Verstellung.
In dem Funkeln ihrer großen Augen,
in dem Dunkel ihres heißen Blicks
schwingt klagend noch die Erregung ihres Herzens nach.
5. Der Trunkene im Frühling
Wenn nur ein Traum das Leben ist,
warum denn Müh' und Plag'!?
Ich trinke, bis ich nicht mehr kann,
den ganzen, lieben Tag!
Und wenn ich nicht mehr trinken kann,
weil Kehl' und Seele voll,
so tauml' ich bis zu meiner Tür
und schlafe wundervoll!
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Was hör' ich beim Erwachen? Horch!
Ein Vogel singt im Baum.
Ich frag' ihn, ob schon Frühling sei,
mir ist als wie im Traum.
Der Vogel zwitschert: Ja!
Der Lenz ist da, sei kommen über Nacht!
Aus tiefstem Schauen lauscht' ich auf,
der Vogel singt und lacht!
Ich fülle mir den Becher neu
und leer' ihn bis zum Grund
und singe, bis der Mond erglänzt
am schwarzen Firmament!
Und wenn ich nicht mehr singen kann,
so schlaf' ich wieder ein.
Was geht mich denn der Frühling an!?
Laßt mich betrunken sein!
6. Der Abschied
Die Sonne scheidet hinter dem Gebirge.
In alle Täler steigt der Abend nieder
mit seinen Schatten, die voll Kühlung sind.
O sieh! Wie eine Silberbarke schwebt
der Mond am blauen Himmelssee herauf.
Ich spüre eines feinen Windes Weh'n
hinter den dunklen Fichten!
Der Bach singt voller Wohllaut durch das Dunkel.
Die Blumen blassen im Dämmerschein.
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Die Erde atmet voll von Ruh' und Schlaf.
Alle Sehnsucht will nun träumen,
die müden Menschen geh'n heimwärts,
um im Schlaf vergess'nes Glück
und Jugend neu zu lernen!
Die Vögel hocken still in ihren Zweigen.
Die Welt schläft ein!
Es wehet kühl im Schatten meiner Fichten.
Ich stehe hier und harre meines Freundes;
Ich harre sein zum letzten Lebewohl.
Ich sehne mich, o Freund, an deiner Seite
die Schönheit dieses Abends zu genießen.
Wo bleibst du? Du läßt mich lang allein!
Ich wandle auf und nieder mit meiner Laute
auf Wegen, die von weichem Grase schwellen.
O Schönheit! O ewigen Liebens – Lebens – trunk'ne Welt!
Er stieg vom Pferd und reichte ihm den Trunk
des Abschieds dar. Er fragte ihn, wohin
er führe und auch warum es müßte sein.
Er sprach, seine Stimme war umflort: Du, mein Freund,
Mir war auf dieser Welt das Glück nicht hold!
Wohin ich geh'? Ich geh', ich wand're in die Berge.
Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.
Ich wandle nach der Heimat! Meiner Stätte.
Ich werde niemals in die Ferne schweifen.
Still ist mein Herz und harret seiner Stunde!
Die liebe Erde allüberall blüht auf im Lenz und grünt
aufs neu! Allüberall und ewig blauen licht die Fernen,
ewig ... ewig ...
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Foto: Rosa Frank
Gerhild Romberger
Gerhild Romberger
Gerhild Romberger ist im Emsland geboren und aufgewachsen. Nach dem Studium der Schulmusik an der Hochschule für Musik in Detmold schloss sie ihre Gesangsausbildung bei Heiner Eckels mit Konzertexamen ab. Kurse
bei den Professoren für Liedgestaltung Mitsuko Shirai und
Hartmut Höll ergänzten ihr Studium. Mittlerweile lebt sie
mit ihrer Familie in Detmold, wo sie seit langem als
beliebte Lehrerin eine Professur für Gesang an der Hochschule für Musik innehat.
Die Altistin hat sich in ihrem Singen immer auf den
Konzertgesang konzentriert, Schwerpunkte ihrer Arbeit
20
bilden Liederabende unterschiedlichster Thematik sowie
die Beschäftigung mit zeitgenössischer Musik. Das
außergewöhnlich weitgespannte Repertoire der Sängerin
umfasst alle großen Alt- und Mezzo-Partien des Oratorien- und Konzertgesangs vom Barock über die Klassik
und Romantik bis hin zur Literatur des 20. Jahrhunderts.
Wichtige Stationen in den vergangenen Jahren waren
für Gerhild Romberger die Konzerte mit Manfred Honeck,
der sie u. a. für Mahlers Sinfonien, Beethovens Missa
solemnis oder die Große Messe von Walter Braunfels
einlud. Außerdem arbeitete sie mit den Berliner Philharmonikern und Gustavo Dudamel, dem Los Angeles
Symphony Orchestra unter Herbert Blomstedt sowie mit
dem Leipziger Gewandhausorchester und Riccardo Chailly. Darüber hinaus war sie zu Gast bei den Wiener und
Bamberger Symphonikern (Ltg. Daniel Harding), an der
Mailänder Scala (Ltg. Franz Welser Möst) und dem
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Ltg.
Bernard Haitink).
In der Saison 2016/2017 ist sie u. a. beim Radio Philharmonisch Orkest in Utrecht und Amsterdam mit
Szymanowskis Stabat Mater unter der Leitung von
Markus Stenz, mit den Wiener Philharmonikern und der
2. Sinfonie von Karl Amadeus Hartmann (Ltg. Ingo Metzmacher) in Hamburg und Köln und in Leipzig mit dem
Gewandhausorchester und Beethovens 9. Sinfonie (Ltg.
Andris Nelsons) zu Gast.
Weiter führt sie erneut eine große Tournee mit dem
Budapest Festival Orchestra unter der Leitung von Iván
Fischer (Mahler: Lied von der Erde) nach Zürich, Genf,
Paris, Köln, Lugano und Budapest. Mit Mahlers 2. Sinfonie wird sie 2017 in der neu eröffneten Hamburger
Elbphilharmonie (Ltg. Thomas Hengelbrock) auftreten.
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Foto: Eduard Straub
Thomas Mohr
Thomas Mohr
Thomas Mohr absolvierte seine Ausbildung an der Musikhochschule Lübeck, wo er diplomierte und sein Konzertexamen mit Auszeichnung ablegte. Bereits während
seines Studiums gewann er erste Preise bei renommierten
Wettbewerben. Nach festen Engagements in Bremen und
Mannheim wechselte der Sänger, der seine Karriere als
Bariton begann, in das Ensemble der Oper Bonn. Seit
1997 ist Thomas Mohr freischaffend tätig.
Seine rege Opern- und Konzerttätigkeit führt ihn in weltweit bedeutende Konzertsäle und an Opernhäuser wie die
22
Bayerische Staatsoper München, das Opernhaus Zürich,
die Staatsoper Unter den Linden oder die Dresdner
Semperoper. Dabei arbeitete er mit so namhaften Dirigenten wie Kent Nagano, Nikolaus Harnoncourt, Gerd Albrecht, Lorin Maazel, Antonio Pappano, Christoph von
Dohnányi, Rafael Frühbeck de Burgos, Sir Georg Solti und
Zubin Mehta zusammen. Er sang mit dem Los Angeles
Philharmonic Orchestra, dem BostonSymphony Orchestra
und beim Festival in Tanglewood/USA.
Vor einigen Jahren absolvierte Thomas Mohr den Fachwechsel zum Heldentenor. Seitdem feierte er große Erfolge u. a. als Siegmund in Köln und beim Ring Halle/Ludwigshafen, als Parsifal in Erfurt, Malmö, Chemnitz
und Poznan, als Max im Freischütz in Köln und St. Gallen,
als Loge im Rheingold in Leipzig und Minden sowie als
Siegfried in der Götterdämmerung in Leipzig. In Minden
steht sein Debüt als Siegfried in Siegfried bevor. Konzerttätigkeiten (u. a. Beethoven 9. Sinfonie, Gurre-Lieder,
Lied von der Erde, Carmina burana, Von deutscher Seele,
Lobgesang führten ihn u. a. nach Tokio, Madrid. Zürich,
Katowice und Valencia. Seit dem Wintersemester
2002/2003 lehrt Thomas Mohr als ordentlicher Professor
für Gesang an der Hochschule für Künste Bremen.
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Christof Prick
Christof Prick
Der in Hamburg geborene Dirigent Christof Prick studierte
an der Hochschule für Musik und Theater seiner Heimatstadt und wurde 1974 als Deutschlands damals jüngster
Generalmusikdirektor an das Saarländische Staatstheater
Saarbrücken berufen. In gleicher Position war er auch von
1977 bis 1986 für das Badische Staatstheater in Karlsruhe
und die dortige Badische Staatskapelle verantwortlich,
ebenso wie ab 1993 für die Staatsoper Hannover und
zuletzt bis 2011 für das Staatstheater und die Bayerische
Staatsphilharmonie in Nürnberg.
Christof Prick dirigierte regelmäßig an der Wiener
Staatsoper, als Staatskapellmeister der Deutschen Oper
Berlin, an der Hamburgischen Staatsoper und leitete als
ständiger Gastdirigent für 15 Jahre zahlreiche Abende
und eine jährliche Neueinstudierung an der Sächsischen
Staatsoper in Dresden. In den USA stand er dem Los
Angeles Chamber Orchestra und später ab 2001 für zehn
Jahre dem Charlotte Symphony Orchestra als Music
24
Director vor und war zudem regelmäßiger Gast am Pult
der Metropolitan Opera in New York.
Für einen langen Zeitraum leitete Christof Prick Arbeitsphasen, Konzerte und Reisen des deutschen Bundesjugendorchesters als dessen ständiger Dirigent und wurde
zudem im Jahr 2001 von der Hochschule für Musik und
Theater seiner Heimatstadt Hamburg als ordentlicher
Professor für das Hauptfach und die Meisterklasse Dirigieren berufen. Darüber hinaus ist er weiterhin und
unverändert als Dirigent sinfonischer Musik auf den
Konzertpodien in Europa und den USA sowie z. B. an
der Staatsoper Hamburg, der Volksoper Wien und andernorts als Operndirigent tätig.
Für die Saison 2016/2017 hat Christof Prick als Chefdirigent die künstlerische Leitung des Beethoven Orchester
Bonn übernommen.
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Foto: Thilo Beu
Beethoven Orchester Bonn
Beethoven Orchester Bonn
Den Ruf der Stadt Bonn im Geiste Beethovens in die Welt zu
tragen gehört zum Leitbild des Beethoven Orchester Bonn.
Ein Hauptgedanke der künstlerischen Arbeit ist die Präsentation ausgefallener Programme. Exemplarisch hierfür stehen
verschiedene Aufnahmen, die mit ECHO Klassik-Preisen und
einem „Preis der deutschen Schallplattenkritik“ ausgezeichnet worden sind.
Am 1. Oktober 1907 unterschrieb die Stadt Bonn einen
Vertrag, mit dem sie das zehn Jahre zuvor gegründete
Philharmonische Orchester Koblenz und seinen Kapellmeister Heinrich Sauer in ihre Dienste nahm. Damit
bekam die Beethovenstadt nach Auflösung der Kurfürstlichen Hofkapelle im Jahre 1794 wieder ein eigenes
Berufsorchester. Es ist zugleich das Orchester in der Oper
Bonn. Dirigenten und Gastdirigenten wie Gustav Classens,
Richard Strauss, Max Reger, Volker Wangenheim, Dennis
Russell Davies und Kurt Masur etablierten das Orchester
in der Spitzenklasse in Deutschland. Von 2008 bis 2016
leitete der Schweizer Dirigent Stefan Blunier als Generalmusikdirektor die Geschicke des Orchesters. Unter seiner
26
charismatischen Führung wurden dem Bonner Klangkörper
zahlreiche Preise verliehen. Für die Spielzeit 2016/2017
hat Christof Prick die künstlerische Leitung als Chefdirigent des Beethoven Orchester Bonn übernommen. Zum
1. August 2017 ist Dirk Kaftan von der Stadt Bonn zum
Generalmusikdirektor des Beethoven Orchester Bonn und
des Musiktheaters bestellt worden.
Foto: Martina Reinbold
Neben der Opern- und Konzerttätigkeit (ca. 35 Konzerte
und 120 Opernaufführungen pro Saison) bildet die
Kinder- und Jugendarbeit unter dem Titel „Bobbys
Klassik“ einen wichtigen Schwerpunkt. 2009 und 2011
wurde das Education-Programm ebenfalls mit einem ECHO
Klassik-Preis ausgezeichnet. Auch auf Tourneen durch
Europa, Nordamerika, Japan und China konnte das Beethoven Orchester Bonn seinen Ruf als exzellentes Orchester bestätigen.
Das Beethoven Orchester Bonn in Worcester, Mechanics Hall
27
Herzlich willkommen!
DIE GESELLSCHAFT DER FREUNDE
des Beethoven Orchesters Bonn e. V.
Das Beethoven Orchester Bonn ist ein strahlender
Exponent der Bonner Kultur. Helfen Sie uns bei dem
Bemühen, dieses wunderbare Orchester zum Beispiel
bei herausragenden Einzelprojekten oder der
Konzertpädagogik und der musikalischen
Jugendbildung zu unterstützen. Kommen Sie zu uns
und finden Sie gute Freunde in einem musikbegeisterten Kreis. Schon ab 50 € Jahresbeitrag
werden Sie Mitglied bei uns und erhalten unter
anderem die Gelegenheit, ausgewählte Generalproben
von Konzerten und Opern zu besuchen.
Manfred Osten
Vorstandsvorsitzender
Informationen zur Mitgliedschaft
Gesellschaft der Freunde des Beethoven Orchesters Bonn e. V.
Tel. 0163 - 8484120
[email protected]
Di 17-18 Uhr, Do 17-18 Uhr
Vorstand
Ehrenmitglieder:
Manfred Osten (1. Vorsitzender)
Dietrich Fischer-Dieskau †
Ulrich Schlottmann (2. Vorsitzender)
Alfred Brendel
Gregor Grimm (Schatzmeister)
Peter Gülke
Erika Coché
Bankverbindung
Herbert Kaupert
Sparkasse KölnBonn
Horst Löffel
IBAN: DE77 3705 0198 1922 2222 27
Brigitte Rudolph
BIC: COLSDE33
THEATER- UND KONZERTKASSE
Tel. 0228 - 77 8008
Windeckstraße 1, 53111 Bonn
Fax: 0228 - 77 5775, [email protected]
Öffnungszeiten: Mo - Fr 10.00 - 18.00 Uhr, Sa 10.00 - 16.00 Uhr
Tel. Vorbestellung: Mo - Sa 9.00 - 14.00 Uhr
Kasse in den Kammerspielen
Am Michaelshof 9, 53177 Bad Godesberg
Tel. 0228 - 77 8022
Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.00 - 18.00 Uhr, Sa 10.00 - 13.00 Uhr
print@home: Karten buchen & drucken von zu Hause aus
BONNTICKET: 0228 - 50 20 10, www.bonnticket.de
Fax: 0228 - 910 41 914, [email protected]
Karten auch in den Zweigstellen des General-Anzeigers und bei
allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.
IMPRESSUM
Beethoven Orchester Bonn
Chefdirigent Christof Prick
Wachsbleiche 1
53111 Bonn
Tel. 0228 - 77 6611
Fax 0228 - 77 6625
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www.beethoven-orchester.de
Redaktion
Markus Reifenberg
Lisa Valdivia
Texte
Lisa Valdivia
Gestaltung
res extensa, Norbert Thomauske
Druck
M. Scholl Druck
Bildnachweise:
Für die Überlassung der Fotos
danken wir den Künstlern und
Agenturen.
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HINWEISE
Wir möchten Sie bitten, während
des gesamten Konzertes Ihre
Mobiltelefone ausgeschaltet zu
lassen.
Wir bitten Sie um Verständnis,
dass wir Konzertbesucher, die zu
spät kommen, nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns
darum, den Zugang zum Konzert
so bald wie möglich – spätestens
zur Pause – zu gewähren. In diesem Fall besteht jedoch kein
Anspruch auf eine Rückerstattung des Eintrittspreises.
Wir machen darauf aufmerksam,
dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch
jede Art elektronischer Geräte
strikt untersagt sind. Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar.
Das Beethoven Orchester Bonn
behält sich notwendige Programm- und Besetzungsänderungen vor.
Beethoven Orchester Bonn
Wachsbleiche 1
53111 Bonn
Tel: +49 (0) 228-77 6611
Fax: +49 (0) 228-77 6625
[email protected]
www.beethoven-orchester.de
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