ifo Konjunkturprognose 2015: Deutsche

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Sendesperrfrist:Mittwoch,17.Juni2015,
10:00UhrMESZ
ifoKonjunkturprognose2015
DeutscheWirtschaftimAufschwung
VorläufigeFassung
T.Wollmershäuser,W.Nierhaus,T.O.Berg,C.Breuer,J.Garnitz,C.Grimme,
S.Henzel,A.Hristov,N.Hristov,W.Meister,F.Schröter,A.Steiner,K.Wohlrabe,
E.Wieland,A.Wolf
Redaktion:J.Koller
München,17.06.2015
Inhaltsverzeichnis
1. DieLagederWeltwirtschaft......................................................................................................................3 Ausblick...................................................................................................................................................................................3 Geldpolitik:zumeistexpansivausgerichtet.............................................................................................................4 Finanzpolitik:bleibtinetwaneutral...........................................................................................................................5 Ausblick:ÖlpreisverfallstütztWeltkonjunktur......................................................................................................5 Risiken.....................................................................................................................................................................................8 US‐Aufschwungtemporärgedämpft........................................................................................................................10 ExpansionstempoinChinaverlangsamtsichaufein„neuesnormales“Niveau...................................13 AufschwunginJapansetztsichtrotzrestriktiverFiskalpolitikfort...........................................................14 KonjunkturinIndiengewinntweiteranFahrt....................................................................................................15 LeichteBeschleunigungderKonjunkturinSüdostasien.................................................................................15 ExpansioninLateinamerikableibtgedämpft......................................................................................................16 RusslandbefindetsichinderRezession................................................................................................................17 2. DieLageinderEuropäischenUnion...................................................................................................19 ModerateErholungimEuroraum.............................................................................................................................19 EZBkauftStaatsanleihenimgroßenStil................................................................................................................21 Ausblick:KonjunkturelleErholungsetztsichfort.............................................................................................23 SpanienimAufschwung–HoheUnsicherheitüberReformkursinFrankreichundItalien.............24 AufschwungimVereinigtenKönigreichsetztsichfort....................................................................................26 Aufschwungindenmittel‐undosteuropäischenMitgliedsländernderEUsetztsichfort...............26 3. DeutscheWirtschaftimAufschwung..................................................................................................28 Überblick..............................................................................................................................................................................28 WeltwirtschaftlichesUmfeldundpreislicheWettbewerbsfähigkeit..........................................................34 FinanzpolitischeRahmenbedingungen...................................................................................................................35 RealeArbeitskostenziehenweiteran.....................................................................................................................35 Arbeitsmarkt:HohegesamtwirtschaftlicheNachfrageüberlagertEffektedesMindestlohns.........36 PositiveImpulsevomAußenhandel.........................................................................................................................41 Ausrüstungsinvestitionenholenmoderatauf......................................................................................................43 RegeBautätigkeithältan..............................................................................................................................................44 PrivaterKonsumbleibtKonjunkturmotor............................................................................................................46 StaatskonsumnimmtFahrtauf..................................................................................................................................48 StärkererPreisauftrieb..................................................................................................................................................48 StaatshaushaltmitÜberschüssen.............................................................................................................................49 Anhang..................................................................................................................................................................................52
2
DieLagederWeltwirtschaft
Ausblick
1. DieLagederWeltwirtschaft
dieAussichtenfürdiekommendensechsMona‐
te positiver eingeschätzt als noch zu Jahresbe‐
ginn.
Maßgeblich für die geringe Expansion der zu‐
sammengefassten Wirtschaftsleistung der In‐
dustrieländer im ersten Quartal 2015 war vor
allemderRückgangderaggregiertenProdukti‐
onindenUSA.Dieserwarabervorallemdurch
nichtkonjunkturelleEinmalfaktorenbedingt.So
machte sich hier der kalte Winter bemerkbar,
während Streiks in den wichtigsten Häfen an
der Westküste den Güterverkehr behinderten
und zu zahlreichen Lieferverzögerungen und
Produktionsausfällen führten. Insgesamt bleibt
jedochdiekonjunkturelleGrunddynamikinden
USAüberauspositiv,obgleichdieWettbewerbs‐
fähigkeitderExportwirtschaftdurchdiekräfti‐
geAufwertungdesUS‐DollarsseitdemSommer
2014 belastet wird. Die Binnenwirtschaft wird
stark durch die zunehmende Aufhellung auf
demArbeitsmarkt,dieverbesserteVermögens‐
situationderprivatenHaushalteunddennied‐
rigen Ölpreis gestützt. Im Unterschied zu den
USA beschleunigte sich im Euroraum und in
JapandieExpansionderaggregiertenProdukti‐
on. Neben der günstigen Rohstoffpreisentwick‐
lung profitierten diese Volkswirtschaften auch
von der starken Abwertung ihrer Währungen
seit vergangenem Sommer, was ihre Wettbe‐
werbsfähigkeitverbesserte.
DieschwächerewirtschaftlicheAktivitätinden
USA zu Jahresbeginn strahlte negativ auf die
MehrzahlderSchwellenländer aus,wosichdie
Expansion der Industrieproduktion ebenfalls
stark verlangsamte. Insgesamt aber zeigte sich
die konjunkturelle Entwicklung in den einzel‐
nen aufstrebenden Volkswirtschaften sehr he‐
terogen. So wurde die Binnennachfrage in den
asiatischen Ländern durch die vorteilhafte
EntwicklungdesÖlpreisessowiederNotierun‐
gen anderer wichtiger Rohstoffe gestützt. Als
Resultat konnte die geringere Expansion der
ExportedurchkräftigereZuwächsebeimpriva‐
ten Konsum und bei den Investitionen weitge‐
Ausblick
Die Weltkonjunktur hat im Frühjahr merklich
an Schwung verloren. So hat sich das Expansi‐
onstempo der Industrieproduktion sowohl in
den Industrie‐ als auch in den Schwellenlän‐
dern gegenüber dem Herbst vergangenen Jah‐
res stark verlangsamt (vgl. Abb. 1.1). Zudem
ging der Welthandel im ersten Quartal 2015
zurück,nachdemerinderzweitenHälfte2014
kräftigzugelegthatte.Allerdingssprichteiniges
dafür, dass die Abschwächung der globalen
Konjunkturdynamik nur kurzfristiger Natur
und bereits in diesem Sommer weitgehend
überwunden sein dürfte. So ist die Verlangsa‐
mungimerstenQuartalzueinemwesentlichen
Teil auf einmalige Sonderfaktoren in den USA
zurückzuführen,dieimPrognosezeitraumnicht
mehr wirken werden. Darüber hinaus dürfte
die Weltwirtschaft von der Entwicklung der
Ölpreiseprofitieren.SoistderPreisproBarrel
derSorteBrentvon112US‐DollarimJuni2014
auf 48 US‐Dollar im Januar gesunken, ehe er
sich im Frühjahr erholte und jüngst auf dem
vergleichsweiseniedrigenNiveauvonknapp65
US‐Dollar stabilisieren konnte. Die massive
VerbilligungdieseswichtigenRohstoffesdürfte
denLändernundRegionen,dieNettoimporteu‐
revonErdölsind,einenkräftigenkonjunkturel‐
lenSchubgeben,auchweilderÖlpreisrückgang
vorallem aufölmarktspezifischeUrsachenund
zu einem deutlich geringeren Teil auf eine un‐
zureichend dynamische Weltkonjunktur zu‐
rückzuführen ist.1 Auf eine Fortsetzung des
weltwirtschaftlichen Expansionstempos im
Verlauf dieses Jahres mit ähnlich hohen Raten
wieimvergangenenHerbstdeutetauchdasifo
Weltwirtschaftsklima hin, das sich auf einem
hohen Niveau befindet und sich seit dem Tief‐
punktimWinterwiederdeutlichverbesserthat
(vgl. Abb. 1.1). Dabei haben die befragten Ex‐
pertenzuletztsowohldieaktuelleLagealsauch
1Vgl.ifoKonjunkturprognose2014/2015:Deutsche
Wirtschaft gewinnt allmählich wieder an
Schwung,in:ifoSchnelldienst,24/2014,67.Jahr‐
gang,S.57
3
DieLagederWeltwirtschaft
Geldpolitik:zumeistexpansivausgerichtet
Geldpolitik:zumeistexpansivausgerichtet
hend kompensiert werden. Dies zeigte sich
vielerorts durch eine Divergenz in den Ein‐
kaufsmanagerindizes für die einzelnen Sekto‐
ren. Während jener für das verarbeitende Ge‐
werbe sich tendenziell verschlechterte, hellte
sichdieStimmungimDienstleistungs‐undBau‐
sektor zum Teil markant auf. Zwar haben sich
inChinaseitBeginndesvergangenenJahresder
Immobiliensektor sowie einige Segmente der
Baubranche merklich abgekühlt, was nicht zu‐
letzt eine Korrektur von Fehlallokationen dar‐
stellt, die in der Vergangenheit aufgebaut wur‐
den. Der chinesischen Wirtschaftspolitik ist es
aber soweit gelungen, durch gezielte Stüt‐
zungsmaßnahmen in anderen Wirtschaftsbe‐
reicheneinenennenswerteVerlangsamungdes
Expansionstempos zu verhindern. Deutlich
schlechterzeigtesichimFrühjahrdiekonjunk‐
turelleLageinBrasilienundRussland.Maßgeb‐
lich dafür war der starke Verfall der Preise für
ErdölsowievielerIndustrie‐undAgrarrohstof‐
fe, was aufgrund der starken Abhängigkeit von
Rohstoffexporten zu schmerzhaften Einbußen
beim Volkseinkommen führte. So ist in beiden
Ländern die Industrieproduktion im ersten
Quartal stark eingebrochen. Zudem hat die Fi‐
nanzpolitik in Brasilien zu Jahresbeginn einen
spürbar restriktiveren Kurs eingeschlagen. In
RusslandmachensichfernerdieAuswirkungen
derWirtschaftssanktionenbemerkbar,diedem
Land im Gefolge des politischen Konflikts mit
demWestenauferlegtwurden.
DieGeldpolitikindengroßenfortgeschrittenen
Volkswirtschaftenistnachwievorsehrexpan‐
sivausgerichtet.Siekombinierthistorischnied‐
rige Leitzinsen mit verschiedenen unkonventi‐
onellen Maßnahmen. Dazu zählen die massive
Ausweitung der Zentralbankbilanzen durch
großangelegte Wertpapierankaufprogramme,
gezielteEingriffeinbestimmtenSegmentendes
Finanzmarktes zur Reduktion von Risikoprä‐
mien,sowieeineaktivereKommunikationspoli‐
tik, die die Bereitschaft einer langandauernden
Niedrigzinspolitik signalisieren soll („forward
guidance“). Diese Maßnahmen beflügeln die
Aktienmärkte und sorgen für historisch niedri‐
ge Renditen an den Anleihenmärkten in den
Industrieländernsowieinvielenaufstrebenden
Ökonomien. Allerdings hat sich der geldpoliti‐
sche Expansionsgrad in den zurückliegenden
Monatensehrunterschiedlichentwickelt.Sohat
die US‐Notenbank den Neuankauf von Wertpa‐
pieren im Dezember beendet und erste Leit‐
zinsanhebungen in der zweiten Hälfte dieses
JahresinAussichtgestellt.AuchimVereinigten
Königreich dürfte die Zinswende im Prognose‐
zeitraum eingeleitet werden. Hingegen haben
die Europäische Zentralbank und die Bank of
Japan, angesichts der deutlich moderateren
konjunkturellen Dynamik und eines zu gerin‐
gen Preisauftriebs, ihre Wertpapieraufkaufpro‐
gramme in den vergangenen Monaten massiv
ausgeweitet.Auch habendiebeiden Notenban‐
kenihreBereitschaftsignalisiert,dieLeitzinsen
Abbildung1.1
Weltkonjunktur
Weltkonjunktur und Weltwirtschaftsklima
8
Veränderung gegenüber Vorjahr in %
Industrieproduktion
2005 = 100
120 3,0
Veränderung ggü. Vorquartal in %
Veränderung ggü. Vorquartal in %
3,0
Industrieländer
Schwellenländer
Welt
6
4
100 2,0
2,0
80
1,0
1,0
60
0,0
0,0
40
-1,0
4,2
5,4
4,8
2
5,5 5,7
5,4
4,0
3,6
2,5
4,9
2,5
0
0,0
reales BIP
(linke Skala)
ifo Weltwirtschaftsklima
3,4 3,4 3,4 3,2 3,7
3,1
2,9
a)
(rechte Skala)
-2
a)
98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16
-1,0
2011
2012
2013
2014
2015
Arithmetisches Mittel der Bewertung der gegenwärtigen Lage und der erwarteten Entwicklung.
Quellen: IWF, World Economic Outlook, Datenbank; 2014 und 2015: Prognosen des ifo Instituts; Ifo World Economic Survey; Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis (CPB).
4
DieLagederWeltwirtschaft
Finanzpolitik:bleibtinetwaneutral
gelockert werden, da die stark gesunkenen
Staatsanleihezinsen eine spürbare Entlastung
für die öffentlichen Haushalte darstellen. Zu‐
demdürftendieMitgliedsländerdesEuroraums
in Zukunft über einen größeren fiskalischen
Spielraum verfügen. Darauf deutet die Neuin‐
terpretation des Stabilitäts‐ und Wachstums‐
pakts hin, die die Europäische Kommission zu
Jahresbeginnveröffentlichthat.
In den aufstrebenden Volkswirtschaften dürfte
die Finanzpolitik im Prognosezeitraum durch
eine hohe Heterogenität gekennzeichnet sein.
So werden in Indien und China öffentliche In‐
vestitionsprogramme die Konjunktur stützen.
Zudem hat die chinesische Regierung ihre Be‐
reitschaft signalisiert, die Investitionen in die
Infrastrukturnochkräftigerauszuweiten,sollte
die Wirtschaft weiter an Fahrt verlieren. Auch
in Russland sind staatliche Ausgabenprogram‐
meaufgelegtworden,diediebereitseingesetz‐
teRezessionabmildernsollen.InBrasilienhin‐
gegendürftedieFinanzpolitikindiesemundim
kommendenJahrspürbarrestriktiverausfallen.
Dort sind jüngst Kürzungen bei den Sozialaus‐
gaben und Subventionen sowie diverse Steuer‐
erhöhungenbeschlossenworden.ImPrognose‐
zeitraum dürfte der finanzpolitische Kurs wei‐
tergestrafftwerden.
noch über den Prognosezeitraum hinaus auf
ihremaktuellenNiveauvonnaheNullzubelas‐
sen. Diese geldpolitische Divergenz zog seit
Mitte vergangenen Jahres merkliche Wechsel‐
kursveränderungen nach sich. So verloren der
Euro und der japanische Yen in diesem Zeit‐
raum massiv an Wert, während der US‐Dollar
unddasbritischePfundeinenahezugegenteili‐
geEntwicklungdurchliefen.
Auch in den Schwellenländern hat sich der Ex‐
pansionsgrad der Geldpolitik im zurückliegen‐
denWinterhalbjahrsehrunterschiedlichentwi‐
ckelt.SonutztendieZentralbankenvielerasia‐
tischerLänder(China,Indien,Indonesien,Thai‐
land, Südkorea) den Spielraum, der durch die
moderateInflationeröffnetwurde,fürZinssen‐
kungen. In Brasilien und Russland hingegen
wurden die geldpolitischen Zügel spürbar ge‐
strafft, um dem starken Abwertungsdruck auf
die heimischen Währungen entgegenzuwirken.
Damit soll zum einen die hohe Inflation be‐
kämpft werden, die deutlich über dem jeweili‐
gen Zielwert der Zentralbanken liegt. Zum an‐
deren erhöht die Abwertung den realen Wert
der überwiegend in US‐Dollar denominierten
Auslandsschulden und stellt damit eine zusätz‐
liche Belastung für private Unternehmen und
den Staat dar. Vor allem der Rubel geriet seit
dem Spätsommer 2014 stark unter Druck, ehe
ersichjüngstaufeinemniedrigenNiveaustabi‐
lisieren konnte. Maßgeblich hierfür war vor
allemdaspolitischeZerwürfniszwischenRuss‐
land und dem Westen, das die internationalen
Investoren zu einem massiven Kapitalabzug
veranlasste.
Ausblick:ÖlpreisverfallstütztWeltkonjunk‐
tur
Nach einem temporären Dämpfer im Frühjahr
2015dürftesichdieweltwirtschaftlicheAktivi‐
tät im zweiten Quartal wieder spürbar belebt
haben und im weiteren Jahresverlauf mit zu‐
nehmenden Raten expandieren. Nicht zuletzt
wird diese Beschleunigung durch die im ver‐
gangenen Herbst stark gesunkenen Ölpreise
getrieben. Zwar erleiden dadurch erdölexpor‐
tierende Länder wie Russland, Mexiko sowie
die OPEC‐Staaten zum Teil massive Einkom‐
menseinbußen. Allerdings weist die Mehrzahl
der Ökonomien, die Nettoölimporteure sind –
dazu zählen die großen Industrieländer USA,
dieEuropäischeUnionundJapansowiewichti‐
ge aufstrebende Volkswirtschaften wie China,
Finanzpolitik:bleibtinetwaneutral
Die Finanzpolitik dürfte in den meisten fortge‐
schrittenenVolkswirtschaftenindiesemundim
kommendenJahrinetwaneutralwirken,nach‐
dem sie im Vorjahr, wenngleich in den einzel‐
nen Regionen unterschiedlich stark, noch rest‐
riktivwar.LediglichinJapanwirdderStaatim
Prognosezeitraum noch negative konjunkturel‐
le Impulse zeitigen. Nicht zuletzt konnte der
finanzpolitische Kurs jüngst auch deswegen
5
DieLagederWeltwirtschaft
Ausblick:ÖlpreisverfallstütztWeltkonjunktur
allmählich auslaufen dürfte, wird das globale
Expansionstempo wohl wieder leicht abneh‐
men.
Indien und viele ostasiatische Länder – eine
relativ höhere Ausgabebereitschaft. Entspre‐
chend wird die Ölpreisentwicklung einen posi‐
tivenNettoeffektaufdieWeltkonjunkturhaben
(vgl.Kasten1.1).DadieserimkommendenJahr
Kasten1.1:DieAuswirkungendesÖlpreisrückgangsaufdieWeltwirtschaft–ErgebnissederSonderfrage
imIfoWorldEconomicSurveyApril20152
SeitJuni2014sinddieRohölpreisestarkgefallen.DerPreisfüreinBarrelderÖlsorteBrenthalbierte
sichvon112US‐Dollaraufderzeitknappunter65US‐Dollar.UmdieAuswirkungendiesesSchocksauf
die Weltwirtschaft abschätzen zu können, wurden die Teilnehmer der weltweiten Expertenbefragung
„IfoWorldEconomicSurvey“imApril2015gebeten,denEffektdesbisherigenRohölpreisrückgangsauf
diejahresdurchschnittlicheVeränderungsratedesBruttoinlandsproduktsindiesemJahrzuquantifizie‐
ren.
An der Sonderfrage beteiligten sich 885 Experten aus 115 Ländern. Für etwa drei Viertel der Länder
dürfte der erwartete Effekt auf die Jahresrate des Bruttoinlandsprodukts positiv sein, wenn auch mit
erheblichenUnterschieden.NachMeinungderbefragtenExpertendürftedasWachstumdankdesRoh‐
ölpreisrückgangsinallenIndustrieländern–mitAusnahmevonKanadaundNorwegen–indiesemJahr
um bis zu einem halben Prozentpunkt höher liegen. Für die Industrieländer insgesamt ergibt sich in
diesem Jahr ein positiver Wachstumsbeitrag in Höhe von 0,21 Prozentpunkten (vgl. Tab. 1.1). In den
Schwellenländern sind die Ölpreiseffekte heterogener. Russland dürfte als Ölexporteur zwei Prozent‐
punktedesgesamtwirtschaftlichenOutputsverlieren.Auchvondenmeistenlateinamerikanischen
Tabelle1.1
2vgl.CESifoWorldEconomicSurveyMay2015,S.24‐26
6
Ländern und Malaysia wird
erwartet, dass sich der Öl‐
preisrückgang negativ auf die
Jahresrate des Bruttoinlands‐
produkts auswirkt. China, die
anderen
südostasiatischen
Schwellenländer (Indonesien,
Thailand und Philippinen)
sowie vor allem Indien profi‐
tieren dagegen vom niedrigen
Ölpreis. Der positive Effekt
wirdindiesenVolkswirtschaf‐
ten auf bis zu einem Prozent‐
punkt geschätzt. Insgesamt
jedoch sind die Profiteure in
den Schwellenländern in der
Unterzahl, so dass unterm
StricheinnegativerEffektvon
0,23 Prozentpunkten auf die
jahresdurchschnittliche Ver‐
änderungsrate des Bruttoin‐
landsproduktsresultiert.
DieLagederWeltwirtschaft
Ausblick:ÖlpreisverfallstütztWeltkonjunktur
ser Ländergruppe im laufenden Jahr von der
zunehmenden konjunkturellen Dynamik in
wichtigen fortgeschrittenen Ökonomien profi‐
tieren.AuchistdieGeldpolitikvielerortsinOst‐
asien jüngst expansiver geworden. Allerdings
dürftederRückgangderÖl‐undRohstoffpreise
indenvergangenenMonatendiezusammenge‐
fasste Wirtschaftsleistung der aufstrebenden
Volkswirtschaften nur geringfügig stimulieren.
Denn das Volkseinkommen Russlands, Brasili‐
ens sowie der Mehrzahl der lateinamerikani‐
schenStaateniststarkvondemExportdiverser
Rohstoffe abhängig. Zudem sind die Geld‐ und
Finanzpolitik in Brasilien zuletzt restriktiver
geworden, während Russland zusehends die
negativen Auswirkungen der Wirtschaftssank‐
tionen im Gefolge der politischen Spannungen
mit dem Westen zu spüren bekommt. Beide
LänderdürftenimlaufendenJahrineineRezes‐
sion rutschen, ehe eine moderate Erholung im
kommenden Jahr einsetzt. Ferner werden die
vor allem in den USA langsam anziehenden
Langfristzinsen eine zunehmende Verschlech‐
terung der Finanzierungsbedingungen für die
Schwellenländernachsichziehen.DasExpansi‐
onstempoderaggregiertenProduktioninChina
dürfte im Prognosezeitraum trotz stützender
wirtschaftspolitischer Maßnahmen leicht ab‐
nehmen. Maßgeblich dafür wird neben der Ab‐
kühlung im Immobiliensektor vor allem die
graduelle Umstrukturierung der chinesischen
WirtschaftzueinerÖkonomiesein,derenwich‐
tigsteStützenichtmehrderExportsondernder
private Konsum ist. Darüber hinaus werden
zahlreiche weitere strukturelle Faktoren wohl
dazu führen, dass die aggregierte Wirtschafts‐
leistung der aufstrebenden Ökonomien in die‐
sem und im kommenden Jahr deutlich langsa‐
merzunimmtalsimJahrzehntvorderglobalen
Finanzkrise. Dennoch wird das reale Bruttoin‐
landsproduktindenSchwellenländernauchim
Prognosezeitraum etwa doppelt so schnell zu‐
legen als jenes in den fortgeschrittenen Volks‐
wirtschaften.
Alles in allem dürfte die gesamtwirtschaftliche
ProduktioninderWeltindiesemJahrmit3,2%
zunehmen. Im kommenden Jahr dürfte die glo‐
Die konjunkturelle Entwicklung der großen
Industrieländer wird im Prognosezeitraum zu‐
dem auch von den starken Anpassungen bei
den nominalen Wechselkursen seit Mitte ver‐
gangenen Jahres beeinflusst, die durch die Un‐
terschiede in den konjunkturellen Aussichten
unddendarausresultierendenDivergenzenim
geldpolitischen Expansionsgrad resultieren. So
dürfte die Entwicklung der Exporte der USA
aufgrund der Erstarkung des Dollar gedämpft
bleiben.DieNachfragenachGüternundDienst‐
leistungenausdemEuroraumundJapandürfte
hingegen angesichts der Abwertung des Euro
und des Yen zunehmend dynamisch expandie‐
ren.DennochwirddieaggregierteWirtschafts‐
leistung der USA auch im Prognosezeitraum
kräftiger expandieren als jene des Euroraums
undJapans.SowirddieBinnennachfrageinden
USA von der verbesserten Vermögenssituation
der Haushalte und Unternehmen, der zuneh‐
menden Aufhellung auf dem Arbeits‐ und Im‐
mobilienmarkt,derexpansivenGeldpolitikund
einer kaum noch restriktiven Fiskalpolitik pro‐
fitieren. Im Euroraum dagegen wird die wirt‐
schaftliche Entwicklung weiterhin durch zahl‐
reiche Strukturprobleme geschwächt, wenn‐
gleich die daraus resultierenden Belastungen
aufgrund der in einigen Mitgliedsländern
durchgeführten Strukturreformen im Banken‐
sektor sowie auf den Arbeits‐ und Gütermärk‐
ten allmählich abnehmen werden. Ferner wird
auch die Finanzpolitik nicht mehr bremsend
wirken, während die Geldpolitik zuletzt expan‐
sivergewordenist.AuchJapandürfteimProg‐
nosezeitraum nur moderat expandieren. Zwar
ist die Geldpolitik dort äußerst expansiv und
diegeplanteschrittweiseInbetriebnahmeeiner
ReihevonAtomkraftwerken,dienachderKata‐
strophe von Fukushima vom Netz genommen
wurden,dürftedenBedarfanEnergieimporten
reduzieren.Allerdingswirddiespürbarrestrik‐
tive Finanzpolitik einen kräftigeren Auf‐
schwungverhindern.
Das Expansionstempo in den aufstrebenden
Volkswirtschaften wird sich im Prognosezeit‐
raum kaum gegenüber dem vergangenen Jahr
verstärken. Zwar werden viele Mitglieder die‐
7
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
Eine unerwartete Eskalation der politischen
Konflikte, in denen wichtige erdölproduzieren‐
de Länder involviert sind (im Nahen Osten, Li‐
byenoderRussland),würdedagegenzuAusfäl‐
len bei der Ölförderung und somit zu einer
spürbaren Verteuerung dieses wichtigen Roh‐
stoffes führen. Eine mögliche Verschärfung des
politischen Zerwürfnisses zwischen Russland
und dem Westen birgt zudem erhebliche Risi‐
ken für die Gasversorgung zahlreicher Mitglie‐
derderEuropäischenUnion.
RisikengehenauchvonderallmählichenStraf‐
fungderGeldpolitikindenUSAaus.Soistdamit
zu rechnen, dass die Fed in der zweiten Hälfte
diesesJahresersteZinsanhebungenvornehmen
wird. Dies würde die relative Attraktivität der
USA als Anlagestandort erhöhen und dürfte
Portfolioumschichtungen zulasten anderer Re‐
gionen nach sich ziehen. Im Extremfall könnte
dies zu massiven Kapitalabflüssen aus den
Schwellenländern führen, wodurch es dort zu
starken Finanzmarktturbulenzen oder gar zu
Wechselkurskrisenkommenkönnte.
Schließlich befindet sich Griechenland weiter‐
hinineinerprekärenWirtschaftslage.DasLand
verfügtnachwievorüberkeinenZugangzuden
internationalen Kapitalmärkten. Auch sind die
VerhandlungenmitdeninternationalenInstitu‐
tionen(EU‐Kommission,EZBundIWF)überein
neues Anpassungsprogramm, das unter ande‐
rem auch die Gewährung günstiger Kredite an
Athenvorsehendürfte,zuletztinsStockengera‐
ten. Sollte keine Einigung gefunden werden,
droht Griechenland die Insolvenz. Die Konse‐
quenzen im Falle, dass sie ungeordnet stattfin‐
det oder gar in einen chaotischen Austritt des
Landes aus der Währungsunion mündet, sind
kaumabschätzbar.Esistallerdingsnichtauszu‐
schließen, dass es zu neuerlichen starken Tur‐
bulenzenanden europäischenAnleihemärkten
und einem spürbaren Anstieg der Unsicherheit
kommt. Auch eine Einigung, die Griechenland
kaum noch Reformanstrengungen abverlangt,
birgt Risiken. So könnten die Regierungen an‐
dererEuroraumländereinsolchesErgebnis als
Signal interpretieren, dass eine mangelhafte
bale konjunkturelle Dynamik im Verlauf leicht
nachlassen. Die jahresdurchschnittliche Verän‐
derungsrate des realen Bruttoinlandsprodukts
der Welt wird mit 3,7% aber aufgrund des
schwachen ersten Quartals 2015 dennoch hö‐
her sein als in diesem Jahr (vgl. Tab. 1.2). Ent‐
sprechend wird der Welthandel im Jahr 2015
voraussichtlich um 3,4% expandieren, ehe er
imkommendenJahrum5,1%zulegt(vgl.Abb.
1.2). Dabei werden sich die Leistungsbilanzen
der meisten aufstrebenden Volkswirtschaften
verschlechtern. Angesichts des starken Dollar
dürften auch in den USA die Exporte deutlich
langsamer zulegen als die Importe. Im Euro‐
raum und in Japan wird sich der Leistungsbi‐
lanzsaldodagegenverbessern.
Abbildung1.2
Welthandel (nach Abgrenzung der OECD)
Saisonbereinigter Verlauf
7000
Mrd. USD
%
30
laufende Jahresrate¹)
)
Mrd. USD²
6000
5,1%
3,7%
6,3%
5000
2,7%
20
3,4%
2,9%
10
4000
0
12,9%
Prognosezeitraum
3000
-10
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
1)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in %, auf Jahresrate hochgerechnet (rechte Skala).
2) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr in %.
Quellen: OECD; Berechnungen des ifo Instuts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instuts.
Risiken
Die Entwicklung der Ölpreise stellt ein wichti‐
ges Risiko für die Weltkonjunktur in den kom‐
mendenQuartalendar.DiesesRisikokannposi‐
tiver aber auch negativer Natur sein. So ist es
nicht auszuschließen, dass es zu einer rapiden
Ausweitung des globalen Ölangebots kommt,
etwa wenn der Iran, der weltweit über die
zehntgrößte Produktionskapazität verfügt, im
Zuge einer endgültigen Einigung im Atomstreit
mitdemWestenseinenZugangzudeninterna‐
tionalen Rohstoffmärkten wiedererlangt. Ein
solches Szenario würde mit einem neuerlichen
Ölpreisverfall und damit weiteren positiven
Impulsen für die Weltwirtschaft einhergehen.
8
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
Haushaltsdisziplin sowie das Unterlassen oder
gar die Rückgängigmachung schmerzhafter,
aber notwendiger Strukturreformen nicht be‐
straft werden. Denn man würde sich darauf
verlassenkönnen,dassselbstimFalleinesAus‐
schlussesvondeninternationalenKapitalmärk‐
ten,dieinternationalen Institutionenmitgüns‐
tigen Refinanzierungskonditionen einspringen
werden.
Tabelle1.2
9
DieLagederWeltwirtschaft
US‐Aufschwungtemporärgedämpft
den Häfen der Pazifikküste. Berechnungen des
Wirtschaftsrates des US‐Präsidenten3 (Council
of Economic Advisors) und der Bundesbank4
kommenzudemübereinstimmendenErgebnis,
dass der außergewöhnlich harte Winter die
Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 0,25
Prozentpunkteverringerte.DerseitMitte2014
schwelende Lohnkonflikt im Hafensektor er‐
reichte im Februar mit einem mehrtägigen
Streik der Hafenmitarbeiter von 29 Häfen der
Westküste, die 70% der US‐Importe aus Asien
umschlagen,seinenHöhepunkt.Dadurchwurde
nichtnurderAußenhandelnegativ beeinflusst,
sondern aufgrund der Unterbrechung vieler
LieferkettenauchdieIndustrieproduktion.
Ungeachtet des insgesamt schwachen ersten
Quartals weisen die stabile Einkommens‐ und
Arbeitsmarktentwicklung auf einen weiterhin
intakten konjunkturellen Aufschwung hin. So
wurdenindenerstenfünfMonatendiesenJah‐
res durchschnittlich 220000 neue Arbeitsplät‐
ze geschaffen. Mit 280000 neuen Stellen war
der Mai dabei der bisher stärkste Monat des
Jahres.Damitwurdenindenvergangenenzwei
Jahren kumuliert mehr neue Stellen geschaffen
als in jedem anderen Zweijahreszeitraum seit
dem Jahr 2000. Verglichen mit dem Trend vor
der Finanzkrise (2000‐2008) war die Stellen‐
zunahme im Verarbeitenden Gewerbe und den
Informationsdienstleistungen besonders aus‐
geprägt.DieArbeitslosenratesankvon5,7%im
Dezemberauf5,5%imMai.
NachdemdieStaatsausgabenseit2010tenden‐
ziell verringert wurden, ist davon auszugehen,
dass die Finanzpolitik im laufenden Jahr nicht
mehr restriktiv ausgerichtet sein wird. Kon‐
junkturell bedingt dürfte das öffentliche
BudgetdefizitimlaufendenFiskaljahrauf2,6%
relativzumBruttosozialproduktundimfolgen‐
US‐Aufschwungtemporärgedämpft
Nachdem das reale Bruttoinlandsprodukt der
USA im letzten Quartal 2014 im Vergleich zum
Vorquartal mit 0,5% noch moderat gestiegen
war, nahm im ersten Quartal 2015 die Wirt‐
schaftsleistungum0,2%ab.Verantwortlichfür
den Rückgang war in erster Linie der Außen‐
handel, der einen negativen Wachstumsbeitrag
von0,5Prozentpunktenlieferte,dadieExporte
fielen (‐2,0%) und die Importe zunahmen
(+1,3%). Ein Grund hierfür ist die starke Auf‐
wertungdesUS‐Dollars,diesichinrealeffekti‐
ver Rechnung seit Juli 2014 auf knapp 10%
beläuft.AberauchdieAusrüstungsinvestitionen
gingen zurück und lieferten einen negativen
Impuls von 0,2 Prozentpunkten, vor allem da
die Bereitschaft, zusätzliche Ölvorkommen zu
erschließen,angesichtsdesniedrigenÖlpreises
abnahm.
Zudem schwächte sich der private Konsum ab.
Während dieser im vierten Quartal 2014 mit
1,1% expandierte, belief sich diese Rate nur
noch auf 0,4% im ersten Quartal 2015. Zwar
entspricht der Ölpreisfall seit Juni 2014 mone‐
tär einer jährlichen Steuerentlastung um 700
US‐Dollar pro Haushalt, was den Anteil der
Ausgaben für Energie am verfügbaren Ein‐
kommenum1Prozentpunktzurückgehenließ.
Dieser gewonnene Einkommensspielraum
wurde jedoch vorwiegend für Ersparnisse ge‐
nutzt,wassichineinemAnstiegderSparquote
seit Juni von 5,1% auf 5,6% zeigt. Da der An‐
stieg der Sparquote eher auf die geringeren
Energieausgaben als auf eine höhere Sparnei‐
gungzurückzuführenseindürfte,istdavonaus‐
zugehen, dass die Konsumausgaben im weite‐
ren Verlauf des Jahres stärker expandieren
werden als im ersten Quartal. Dies dürfte auch
durchdenkontinuierlichenAnstiegderverfüg‐
baren Einkommen, die im ersten Quartal 2015
um0,6%stiegen,unterstütztwerden.
Neben dem Anstieg der Sparquote wird das
schwache erste Quartal vielfach auf temporäre
Einflüsse zurückgeführt. Hierzu zählen der au‐
ßergewöhnlichstrengeWinterundderStreikin
3
Council of Economic Advisors (2015), “Second
EstimateofGDPfortheFirstQuarterof2015”,at:
https://www.whitehouse.gov/blog/2015/05/29
/second‐estimate‐gdp‐first‐quarter‐2015.
4 Deutsche Bundesbank (2015), Monatsbericht Mai,
S.15.
10
DieLagederWeltwirtschaft
US‐Aufschwungtemporärgedämpft
den Jahr auf 2,4% zurückgehen (siehe Tab.
1.2). Unsicherheit geht jedoch von der weiter‐
hinungeklärtenlangfristigenHaushaltsplanung
aus. Nachdem die Obergrenze für die Staats‐
schuldenseitMärz2015nichtmehrangehoben
wurde,dürftedasLimit,unterBerücksichtigung
budgetärer Umbuchungen, im Oktober oder
November erreichtwerden.IndieserPrognose
wird angenommen, dass sich der republika‐
nisch dominierte Kongress rechtzeitig auf ein
neues Gesetz einigen kann. Dies erscheint
wahrscheinlich, da der Widerstand in der
Haushaltskrisevon2013denRepublikanernin
ihrerWählergunstschadete.
Nachdem die US‐Notenbank (Fed) im vergan‐
genen Herbst ihr Ankaufprogramm von Wert‐
papieren zur quantitativen Lockerung beendet
hat5, wurde die von den Marktteilnehmern er‐
warteteZinswende mehrfach zeitlich nachhin‐
ten verschoben. Die Mehrheit der Mitglieder
des Offenmarktausschusses der Fed ging zum
Zeitpunkt ihrer letzten Sitzung im April davon
aus, dass eine Anhebung des Zielsatzes für die
Federal Funds Rate frühestens im September
angebracht ist. Im Einklang mit unserer Prog‐
nose einer weiterhin positiven Arbeitsmarkt‐
entwicklung und leicht anziehender Verbrau‐
cherpreise gehen wir davon aus, dass die Zin‐
sen erstmals in der zweiten Jahreshälfte 2015
angehoben werden und weitere Zinsschritte
eher vorsichtig erfolgen. Auch der geringe
Preisauftrieb ermöglicht es der Fed, die Zins‐
wende weiter hinauszuzögern. So betrug die
jährliche Teuerungsrate der Konsumentenprei‐
seimApril2015‐0,1%,wobeisichdieKernra‐
te, die Energie und Lebensmittel nicht einbe‐
zieht,auf1,8%belief(vgl.Abb.1.3).Auchbeim
Lohnauftrieb ist bislang keine Beschleunigung
sichtbar.
Tabelle1.3
5 Ein weiterer Schritt der Normalisierung der Geld‐
politik in Form einer Verkürzung der Zentral‐
bankbilanz, bei der fällige Wertpapiere nicht
mehrreinvestiertwerden,isterstnachderZins‐
wendezuerwarten.
11
DieLagederWeltwirtschaft
US‐Aufschwungtemporärgedämpft
Abbildung1.3
Konjunkturelle Entwicklung in den Vereinigten Staaten seit 2010
Unternehmensumfragen
60
Konsumindikatoren
Index, saisonbereinigt
Index, saisonbereinigt
110 100
Index
%
6
Konsumentenvertrauena)
55
105
50
ISM – Einkaufsmanagerindex
100
45
(linke Skala)
95
40
90
NFIB – Mittelstandsindikator
35
(rechte Skala)
30
2011
2012
2013
2014
80
4
60
2
realer Konsumd)
(rechte Skala)
85
80
2010
(linke Skala)
40
0
2015
2010
2011
Außenhandelb)c)
800
2012
2013
2014
2015
Konsumentenpreised)
Mrd. US-$
%
Mrd. US-$
%
4
4
Importe
(linke Skala)
600
Exporte
400
3
3
2
2
(linke Skala)
1
200
0
0
0
Konsumentenpreise
-120
Saldo (rechte Skala)
0
-240
2010
2011
2012
2013
2014
-1
2010
2015
2011
2012
2013
2014
-1
2015
Produktion und Auslastung
Arbeitsmarkt
150
1
Kerninflationsratee)
Mill. Personen
%
11
85
%
%
Arbeitslosenquote
(rechte Skala)
(rechte Skala)
81
5
9
146
77
142
10
Industrieproduktiond)
Erwerbstätigef)
7
(linke Skala)
5
2011
Kapazitätsauslastung
73
138
2010
0
2012
2013
2014
2015
-5
(linke Skala)
69
-10
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Index der University of Michigan. − Real, saisonbereinigte Werte. − Waren und Dienstleistungen. − Veränderung
gegenüber Vorjahr in %. − e) Ohne Energie und Nahrungsmittel. − f) Zivile Erwerbstätige insgesamt, saisonbereinigt.
a)
b)
c)
d)
Quellen: Bureau of Labor Statistics; Federal Reserve; U.S. Department of Commerce; NFIB − National Federation of Independent
Business; ISM − Institute for Supply Management; Bureau of Economic Analysis; The Conference Board; Berechnungen des ifo Instituts.
Quartals.PrivateKäufefürdenEndverbrauch–
die Summe aus privatem Konsum und Anlage‐
investitionen – stiegen im ersten Quartal um
0,3%undwarendamitimGegensatzzumBIP‐
Wachstum positiv. Da diese Maßzahl im Ver‐
gleich zum BIP volatile Komponenten wie La‐
gerinvestitionen, Außenbeitrag und Staatsaus‐
gabennichtenthält,wirdsievielfachalsIndika‐
torfürdaszukünftigeBIPangesehen.Auchdas
Aktuell deuten Konjunkturindikatoren darauf
hin, dass sich nach dem schwachen ersten
Quartal der Aufschwung wieder beschleunigt.
Nachdem der Einkaufsmanagerindex (ISM) in
den ersten drei Monaten dieses Jahres gefallen
war, stieg er im Mai erstmals wieder an und
erreichte53,5Punkte(vgl.Abb.1.3).Einpositi‐
ves
Signal
geht
auch
vom
US‐
Mittelstandsindikator NFIB aus, der nach Ver‐
lustenimerstenQuartalseitAprilwiedersteigt.
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Ge‐
werbe(ohneVerteidigungsgüter)lagenimApril
1% über dem Durchschnitt des vorherigen
Konsumentenvertrauen, das sich von sei‐
nem zu Jahresbeginn hohen Niveau etwas
eingetrübthatte,konntesichimJuniwieder
verbessern.
12
DieLagederWeltwirtschaft
ExpansionstempoinChinaverlangsamtsichaufein„neuesnormales“Niveau
lienpreisewarenbisMaidiesesJahresrückläu‐
fig. Hinter der Schwäche der Unternehmensin‐
vestitionenverbergensichvorallemeinehöhe‐
re Verschuldung und rückläufige Gewinne, ins‐
besondere bei staatlichen Unternehmen. Der
private Konsum hingegen legte nach wie vor
kräftig zu, gestützt durch robuste Realeinkom‐
menszuwächse.AuchdieNettoexporteleisteten
einenpositivenExpansionsbeitrag.
In den vergangenen Monaten hat die chinesi‐
sche Notenbank angesichts der sich ab‐
schwächenden Konjunktur und der anhaltend
niedrigen Kerninflation, die bei 1,6% verharrt,
schrittweise die Liquiditätskonditionen für
Bankengelockert.TrotzihrerBemühungen,die
Kreditvergabe im Immobiliensektor, die in den
vergangenen fünf Jahren im historischen Ver‐
gleich äußerst kräftig gestiegen ist, einzu‐
schränken, hat die Geldpolitik den Leitzins um
0,25Prozentpunkteauf5,1%gesenkt.Auchim
Prognosezeitraum dürfte sich die Notenbank
darauf konzentrieren, Übertreibungen bei der
Kreditvergabe zu beseitigen, ohne dabei eine
spürbare konjunkturelle Abschwächung her‐
vorzurufen. Dabei wird sie weiterhin die Kre‐
ditvergabe in manchen Bereichen gezielt ein‐
schränken und gleichzeitig versuchen, die der‐
zeit hohen Finanzierungskosten für kleinere
privateUnternehmenzusenken.
Die jüngsten Entwicklungen bei der Industrie‐
produktion und beim Einkaufsmanagerindex
deuten darauf hin, dass die Konjunktur nach
demschwachenerstenQuartallangsamwieder
an Fahrt gewinnt. Zwar verharrt die Industrie‐
produktion auf einem recht hohen Niveau, al‐
lerdings gewinnt die Produktion im Dienstleis‐
tungssektor an Schwung. Diese Tendenz dürfte
sich auch im Prognosezeitraum fortsetzen, so
dass – wie bereits erstmals im vergangenen
Jahr – die Wertschöpfung im Dienstleistungs‐
sektor jene in der Industrie übertreffen wird.
Hierzu trägt auch die fortgesetzte Urbanisie‐
rung bei, die eine kontinuierliche Ausweitung
der Dienstleistungsbranchen und damit die
Schaffung neuer Arbeitsplätze mit sich bringen
dürfte.
Insgesamt dürfte die Verlangsamung des Auf‐
schwungs im ersten Quartal nur temporärer
Natur gewesen sein und im zweiten Quartal
durch Aufholeffekte kompensiert werden. Da‐
mit dürfte der Anstieg des Bruttoinlandspro‐
dukts im laufenden Jahr 2,2% betragen und
sichauf2,9%imkommendenJahrbeschleuni‐
gen(vgl.Abb.1.4).Dämpfendwirkensichdabei
aufgrund der Aufwertung des US‐Dollars wei‐
terhindieNettoexporteaus.DieArbeitslosenra‐
te wird im Jahresdurchschnitt 2015 bei 5,5%
und 2016 bei 5,1% liegen. Aufgrund des star‐
ken Rückgangs der Energiepreise stagnieren
die Verbraucherpreise im laufenden Jahr vo‐
raussichtlich. Für das folgende Jahr erwarten
wir aufgrund ausgelasteter Kapazitäten und
steigender Löhne eine Inflationsrate in Höhe
von2,0%.
Abbildung1.4
Reales Bruttoinlandsprodukt in den USA
Saisonbereinigter Verlauf
118
%
Index, 1. Quartal 2012 = 100
2,0
laufende Rate
Rate a)a)
laufende
b)
Jahresdurchschnitt b)
114
1.
Quartal(linke
2012 Skala)
= 100
Volumen
2,9%
2,4%
2,2%
110
1,0
106
0,5
102
0,0
2,2%
Prognosezeitraum
2,3%
98
94
1,5
-0,5
2012
2013
2014
2015
2016
-1,0
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Bureau of Economic Analysis; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
ExpansionstempoinChinaverlangsamtsich
aufein„neuesnormales“Niveau
In China hat sich die Konjunktur im Frühjahr
weiter abgeschwächt. Das reale Bruttoinlands‐
produkt stieg im ersten Quartal 2015 um an‐
nualisiert 5,3% gegenüber dem Vorquartal,
nachdem der Zuwachs im dritten und vierten
Quartal 2014 noch 7,8% bzw. 6,1% betragen
hatte. Diese Abschwächung war vor allem auf
eine nachlassende Dynamik bei den Investitio‐
nenzurückzuführen,dainderIndustrieundim
Bausektor Überkapazitäten drohen. So haben
die Bauinvestitionen seit Jahresbeginn 2014
deutlichanDynamikverloren,unddieImmobi‐
13
DieLagederWeltwirtschaft
AufschwunginJapansetztsichtrotzrestriktiverFiskalpolitikfort
Die Abwertung des Yen, die sich real effektiv
seit Sommer 2014 auf 11% beläuft, ist haupt‐
sächlich auf eine expansivere Geldpolitik zu‐
rückzuführen.DiejapanischeNotenbankhatihr
Ankaufprogramm für Wertpapiere im Herbst
2014 nochmals um 10 Billionen Yen auf nun‐
mehr80BillionenYenproJahr(etwa16%des
BIP) aufgestockt. Diese Größenordnung soll
beibehalten werden, bis die Inflationsrate wie‐
derbei2%liegt.DaderPreisauftriebvorallem
aufgrunddesRückgangsdesÖlpreisesunddes
Auslaufens des Effekts der Mehrwertsteuerer‐
höhung im April 2015 deutlich auf 0,6% sank,
dürfte die japanische Notenbank im Prognose‐
zeitraum den Expansionsgrad ihrer Politik bei‐
behalten.
Die Finanzpolitik bleibt vor dem Hintergrund
derhohenöffentlichenVerschuldungweiterhin
restriktivausgerichtet.Zwaristeinemehrstufi‐
ge Senkung der Unternehmenssteuer im Prog‐
nosezeitraum vorgesehen; allerdings dürften
EinsparungenbeidenstaatlichenAusgabendie
Effekte der Steuersenkung wohl überwiegen.
Die größten Kürzungen dürften dabei bei den
öffentlichen Investitionen stattfinden. Diese
werdenvonetwa5%inRelationzumBruttoin‐
landsprodukt im Jahr 2014 auf 3,5% im Jahr
2016sinken.
Insgesamt dürfte die gesamtwirtschaftliche
Produktion im laufenden Jahr um rund 1,3%
zulegen. Der private Konsum dürfte angesichts
dergünstigenBeschäftigungssituationundstei‐
genderRealeinkommenbeschleunigtexpandie‐
ren. Zudem wird die Schwäche des Yen die
NachfragenachjapanischenGüternundDienst‐
leistungen weiterhin stützen. Einen zusätzli‐
chen Impuls dürfte die japanische Konjunktur
schon im Juli und im September dieses Jahr
bekommen, wenn voraussichtlich zwei Atom‐
kraftwerke wieder ans Netz gehen und daher
weniger Energie aus dem Ausland importiert
werden muss. Zu einer konjunkturellen Be‐
schleunigung werden wohl auch die privaten
Investitionen beitragen, da die Unternehmens‐
gewinne infolge der Senkung der Körper‐
ImVerlaufdiesesJahresdürftendieZuwachsra‐
ten der gesamtwirtschaftlichen Produktion
leicht zunehmen. Die gesunkenen Energie‐ und
Rohstoffpreise stützen zunächst die Konjunk‐
tur;dieserEffektdürfteaberallmählichauslau‐
fen.Gegenwärtigstützt auchdieRegierungmit
einer Reihe von Infrastrukturmaßnahmen die
wirtschaftlicheAktivität.Sodürftenzusätzliche
Investitionen in das Schienennetz, Umwelt‐
schutzprojekte und der öffentliche Wohnungs‐
bau den Produktionsanstieg in diesem Jahr
wieder ankurbeln. Außerdem ist davon auszu‐
gehen, dass die Finanzpolitik mit weiteren Inf‐
rastrukturmaßnahmen zusätzliche Impulse
schaffen wird, sollte sich die Entwicklung bei
den Wohnungsbau‐ und Ausrüstungsinvestitio‐
nen erneut abschwächen. Negativ dürfte sich
schließlich das schrumpfende Arbeitskräftepo‐
tenzial auf den Produktionsanstieg auswirken.
Insgesamt dürfte das reale Bruttoinlandspro‐
duktindiesemJahrum6,9%undimkommen‐
denJahrum6,6%zulegen.
AufschwunginJapansetztsichtrotzrestrik‐
tiverFiskalpolitikfort
Die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes in
Japan beschleunigte sich im ersten Quartal
2015 im Vorquartalsvergleich deutlich auf
1,0%,nach0,3%imvorangegangenenQuartal.
Somit scheint der dämpfende Effekt der Mehr‐
wertsteueranhebungvomApril2014überwun‐
den zu sein. Ausschlaggebend für die gesamt‐
wirtschaftlicheExpansionwareneineZunahme
der Lagerbestände und eine Ausweitung der
Investitionen. Zu Letzterem dürfte neben vor‐
teilhaftenFinanzierungsbedingungenundeiner
günstigen Ausstattung des japanischen Unter‐
nehmenssektors mit Eigenmitteln auch die zu‐
nehmende Kapazitätsauslastung beigetragen
haben.ImZugedersichbeschleunigendenKon‐
junkturgingdieArbeitslosigkeitzurück,sodass
auchderprivateVerbrauchzurAusweitungder
Produktionbeitrug.EindämpfenderEffektging
dagegen vom Außenhandel aus. Während sich
die Exporte dank des schwächeren Yens be‐
schleunigten, blieben die Importe nahezu un‐
verändert,allerdingsaufeinemhohenNiveau.
14
DieLagederWeltwirtschaft
KonjunkturinIndiengewinntweiteranFahrt
Zudem plant die Regierung die Unternehmens‐
steuer im Verlauf der kommenden vier Jahre
von30%auf25%zusenken,umprivateInves‐
titionen zu fördern. Zugleich hat die indische
Notenbank ihre Geldpolitik zum dritten Mal in
diesem Jahr gelockert. Der Leitzinssatz wurde
zuletzt Anfang Juni um 25 Basispunkte auf
7,25%gesenkt.WeitereZinssenkungensindim
Prognosezeitraumallerdingsnichtzuerwarten,
da eine schlechte Winterernte jüngst für einen
AnstiegderNahrungsmittelpreisegesorgthat.
Die Konjunktur dürfte sich in den kommenden
Monatenleichtbeschleunigen.Dafürsprichtdie
Entwicklung einer Vielzahl von Frühindikato‐
ren.AuchimweiterenPrognosezeitraumdürfte
dieindischeWirtschaftaufgrundeinersichfes‐
tigenden Binnennachfrage in leicht zunehmen‐
dem Tempo expandieren, obgleich die mangel‐
hafteInfrastrukturdämpfendwirkenwird.Der
private Verbrauch dürfte von den steigenden
Realeinkommen profitieren und beschleunigt
zulegen. Auch die von der Regierung durchge‐
setzten und geplanten Strukturreformen zur
Erleichterung unternehmerischer Tätigkeiten
dürften die Investitionen stimulieren. Im Ver‐
laufdeskommendenJahresdürftesichdieKon‐
junkturleichtabschwächen,dadiestimulieren‐
denEffektedergesunkenenÖlpreiseallmählich
auslaufenwerden.Allesinallemwirddasreale
Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 8,1%
undimkommendenJahrum7,6%zulegen.
schaftssteuer anziehen dürften. Im Verlauf des
kommenden Jahres dürfte sich die Konjunktur
leichtabschwächen.Zumeinenläuftderstimu‐
lierende Effekt der Abwertung des Yen aus.
Zum anderen wird die Erwerbsquote im kom‐
menden Jahr deutlich zurückgehen, was die
Wirtschaftsleistung wohl zusätzlich bremsen
wird. Trotz der nachlassenden Dynamik dürfte
das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr
umrund2,0%höherliegen alsindiesem,was
insbesondere auf einen statistischen Überhang
in Höhe von 0,8 Prozentpunkten zurückzufüh‐
renist.
Konjunktur in Indien gewinnt weiter an
Fahrt
Das wirtschaftliche Expansionstempo in Indien
hat sich im ersten Quartal dieses Jahres um
7,5% im Vergleich zum Vorjahr beschleunigt,
nachdemes in den drei Monaten zuvor um
6,6% expandierte. Ausschlaggebend für den
Produktionsanstieg war die Ausweitung der
Investitionen und des privaten Konsums, was
unter anderem auf den Rückgang der Öl‐ und
anderer Rohstoff‐ und Energiepreise zurückzu‐
führenwar.ZudemhatdieneueRegierungeine
Reihe struktureller Reformen umgesetzt. Unter
anderem hat sie den Kohlesektor dereguliert
und neue Wirtschaftszweige für ausländische
Direktinvestitionen geöffnet, wie z.B. das Bau‐
gewerbe und den Schienenverkehr. Ein dämp‐
fender Effekt ging hingegen von den öffentli‐
chenAusgabenaus.AuchdieNettoexporteblie‐
benweiterhinschwach.
Die Finanzpolitik dürfte den im vergangenen
Jahr eingeschlagenen Sparkurs lockern und
damit ihren Restriktionsgrad leicht senken.
Insgesamt wird die Politik im Prognosezeit‐
raumneutralwirken.ZwarhatesderRückgang
der Ölpreiseder Regierung ermöglicht, die
Energiesteuern anzuheben und verschiedene
Subventionen, wie etwa jene für den Kauf von
Kraftstoffen, zu kürzen. Allerdings wurden zu‐
sätzlich umfangreiche öffentliche Investitionen
zur Verbesserung der maroden Verkehrs‐ und
Energieversorgungsinfrastruktur angekündigt.
Leichte Beschleunigung der Konjunktur in
Südostasien
Nach einem schwachen vierten Quartal 2014
konntedieKonjunkturindenasiatischenTiger‐
ländern(Südkorea,Taiwan,HongkongundSin‐
gapur) im ersten Quartal 2015 leicht an Fahrt
gewinnen, was vornehmlich auf einen Anstieg
derprivatensowiederstaatlichenKonsumaus‐
gaben zurückgeführt werden kann. Stützend
wirkte dabei auch die Geldpolitik der Noten‐
bankinSüdkorea.SosenktedieseihrenLeitzins
seitMittedesJahres2014um100Basispunkte
auf zuletzt1,5%.DerAußenhandellieferteda‐
gegen keinen nennenswerten Expansionsbei‐
15
DieLagederWeltwirtschaft
ExpansioninLateinamerikableibtgedämpft
ExpansioninLateinamerikableibtgedämpft
trag,dadieAusfuhrenvorallemindieVereinig‐
ten Staaten und nach China stagnierten. Die
konjunkturelle Dynamik in dieser Ländergrup‐
pe dürfte sich im Prognosezeitraum weiter
leicht beschleunigen. Das reale Bruttoinlands‐
produktwirdindiesemJahrvoraussichtlichum
3,4% und im kommenden Jahr um 3,6% ex‐
pandieren. Die Impulse dürften insbesondere
aus der Binnennachfrage kommen. So werden
derprivateKonsumunddieInvestitionenwohl
voneinerverbessertenVermögenssituationder
Haushalte und Unternehmen profitieren. Die
gesunkenenÖlpreisestützenzunächstdenPro‐
duktionsanstieg; dieser Effekt dürfte aber im
kommenden Jahr auslaufen. Zudem dürfte eine
expansiv ausgerichtete Finanzpolitik in Südko‐
readieinländischeNachfrageimPrognosezeit‐
raumweiterstärken.Darüberhinauswirdauch
das Exportgeschäft, vor allem angesichts der
erwarteten Beschleunigung in den USA, weiter
inhohemTempoexpandieren.
Die gesamtwirtschaftliche Produktion in Indo‐
nesien,Thailand,MalaysiaunddenPhilippinen
weitetesichimerstenQuartal2015etwaslang‐
samer aus, nachdem sie im zweiten Halbjahr
2014 stark expandierte. Ausschlaggebend für
die konjunkturelle Abkühlung war die schwa‐
cheZunahmederInvestitionenundderExporte
in Indonesien, aber auch die hohe politische
Unsicherheit in Thailand. Zudem gingen in In‐
donesien dämpfende Effekte von einer restrik‐
tivausgerichtetenGeldpolitikaus.DerAusblick
für den Prognosezeitraum stellt sich optimisti‐
scher dar. Aufgrund einer sich beschleunigen‐
den Binnennachfrage und einer Zunahme der
Handelsströme zwischen den Ländern der Re‐
gion ist zu erwarten, dass die konjunkturelle
DynamikinderLändergruppeweiterzunimmt.
Für den Prognosezeitraum ist davon auszuge‐
hen, dass die Finanzpolitik in Indonesien posi‐
tive Impulse schaffen wird, sollte sich die Kon‐
junkturweiterabkühlen.Allesinallemwirddas
realeBruttoinlandsproduktindiesemJahrvor‐
aussichtlich um 5,1% und im nächsten um
5,5%zulegen.
Im vergangenen Jahr blieb die gesamtwirt‐
schaftlicheAktivitätinLateinamerikamit0,9%
weit hinter den Zuwachsraten der jüngsten
Vergangenheit zurück (die durchschnittliche
Wachstumsrate der Region betrug zwischen
2004und20134,1%).Zwarnahmdiekonjunk‐
turelle Dynamik zum Ende des Jahres in den
meisten Ländern wieder etwas zu, die Schwä‐
che des ersten Halbjahres konnte jedoch nicht
kompensiert werden. Niedrige Rohstoffpreise
belasten weiterhin die Volkswirtschaften der
Region.SoliefertederAußenbeitragnurkleine
Impulse, und die Investitionen schlugen gar
negativ zu Buche. Positive Wachstumsbeiträge
kamenhauptsächlichausdemKonsum.
SeitMitte2014habendielateinamerikanischen
Währungen mindestens 10% gegenüber dem
US‐Dollar abgewertet. Der brasilianische Real
sowie der kolumbianische Peso verloren sogar
25% an Wert. Infolge der Abwertungen nah‐
mendieInflationsrateninbeidenLändernstark
zu.InBrasilientrugauchderAnstiegvonadmi‐
nistrativen Preisen zur Teuerung bei, die mit
zuletzt 8,5% deutlich über dem Inflationsziel
derZentralbankinHöhevon4,5%lag.Aufdie
AbwertungunddiehoheInflationsratereagier‐
te die brasilianische Zentralbank und hob die
Leitzinsen seit Herbst 2014 sukzessive an. Zu‐
dem hat die Finanzpolitik in Brasilien zu Jah‐
resbeginn einen deutlich restriktiveren Kurs
eingeschlagen. Nachdem sich der Primärsaldo
imvergangenenJahrauf‐0,6%inRelationzum
Bruttoinlandsprodukt verschlechtert hat, soll
mittels Subventionskürzungen und Anhebun‐
genvonSteuernundreguliertenPreisenwieder
einPrimärüberschusserzieltwerden.
Die gesamtwirtschaftliche Expansion der Regi‐
on wird in diesem Jahr weiterhin gedämpft
bleiben.SofielendieZuwachsratenfürdasers‐
teQuartalinMexikoundBrasilienwenigerdy‐
namisch aus als zum Ende des vergangenen
Jahres.InBrasilienschrumpftedieWirtschafts‐
leistung gegenüber dem Vorquartal sogar. Die
Industrieproduktion ist hier seit Anfang 2014
16
DieLagederWeltwirtschaft
RusslandbefindetsichinderRezession
undderrussischenEinfuhrbeschränkungenfür
Agrarprodukte zurückzuführen. Diese beiden
FaktorenspieltenaucheineentscheidendeRol‐
lefürdenstarkenAnstiegderInflationsrateim
erstenQuartalaufmehrals16%.
Die Finanzsanktionen seitens der EU und der
USAhabenRusslanddenZugangzuinternatio‐
nalen Kapitalmärkten erschwert und die Kapi‐
talflucht beschleunigt. Allein im vergangenen
belief sich der private Netto‐Kapitalexport auf
154Mrd.US‐Dollar.Insgesamtstellenderhohe
AbwertungsdruckaufdenRubelundderdamit
einhergehende Vertrauensverlust gegenüber
der russischen Währung die derzeit größten
wirtschaftlichen Herausforderungen dar. Zum
einen wird dadurch das Inflationsproblem ver‐
stärkt,daeszumassivenPreissteigerungenbei
importierten Gütern kommt. Zum anderen
nimmtdurchdieRubelabwertungdieSchulden‐
last bei Fremdwährungskrediten zu. Dies stellt
zwar für die russische Wirtschaft als Ganzes
kein ernsthaftes Problem dar, denn ihre Ver‐
mögenspositiongegenüberdemAuslandistper
Saldo positiv. Während das russische Banken‐
system insgesamt Netto‐Gläubiger gegenüber
dem Ausland ist, übersteigen im Unterneh‐
menssektor die Fremdwährungskredite aller‐
dings die Auslandsaktiva. Da es sich bei einem
Großteil dieser Kredite jedoch um langfristige
Verbindlichkeiten handelt, ist ein flächende‐
ckender Zahlungsausfall im Prognoseraum
nichtzuerwarten.Dennochdürfteesvereinzelt,
auch im Bankensektor, zu Zahlungsengpässen
kommen.
Die russische Zentralbank versucht mit einer
Vielzahl an Instrumenten der Abwertung ent‐
gegenzutreten. Infolge massiver Devisenmarkt‐
interventionen sind im Verlauf des letzten Jah‐
res die Währungsreserven um fast 30% auf
360Mrd.US‐Dollargeschrumpft.Umeinenwei‐
teren Verlust zu vermeiden, hob die Zentral‐
bankEndevergangenenJahresdenLeitzinsauf
17% an. Mittlerweile hat sie diese drastische
Maßnahme teilweise wieder rückgängig ge‐
macht und den Leitzins schrittweise auf bis
zuletzt 12,5% gesenkt. Schließlich werden die
rückläufig.AuchandereKonjunkturindikatoren,
wie das Unternehmer‐ und Verbraucherver‐
trauen, liegen auf niedrigem Niveau. Die Stim‐
mungunterEinkaufsmanagernsowohldesver‐
arbeitendenGewerbes,alsauchdesServicesek‐
tors trübte sich seit März 2015 dramatisch ein
undliegtseitdemunterderExpansionsschwelle
von50Punkten.Nichtzuletztdämpfendierest‐
riktiveGeld‐undFiskalpolitik,sodassdasBrut‐
toinlandsprodukt in Brasilien in diesem Jahr
sinkendürfte.AuchinVenezuelawirdaufgrund
des Ölpreisverfalls eine tiefe Rezession unver‐
meidbar sein. Diese beiden Länder, die zusam‐
mengenommen etwa die Hälfte der Wirt‐
schaftskraftLateinamerikasdarstellen,drücken
die durchschnittliche Zuwachsrate der Region
indiesemJahrauf0,4%.Demgegenüberstehen
Mexiko und Chile, die aufgrund expansiverer
Geld‐undFiskalpolitik,sowieihrerHandelsver‐
flechtung mit den Vereinigten Staaten stärker
als im Vorjahr expandieren dürften. Für das
kommendeJahrdürftesichfürdieGesamtregi‐
onbeianziehenderWeltproduktioneineleichte
Erholung mit einer Zunahme des Bruttoin‐
landsproduktsinHöhevon1,3%abzeichnen.
RusslandbefindetsichinderRezession
DierussischeWirtschaftbefindetsichseitMitte
letztenJahresinderRezession.ImerstenQuar‐
tal 2015 beschleunigte sich der Rückgang des
Bruttoinlandsprodukts auf 1,3% gegenüber
dem Vorquartal. Dabei verschlechterte sich die
Konjunktur in allen Wirtschaftsbereichen. Stei‐
gende Arbeitslosigkeit, sinkende Realeinkom‐
men und ungünstige Finanzierungsbedingun‐
gen führten zu erheblichen Kaufkraftverlusten
und einem drastischen Rückgang der privaten
Binnennachfrage. Auch die Industrieprodukti‐
on,welcheimletztenJahrnochvonSonderein‐
flüssen profitierten konnte (Importrestriktio‐
nen, Produktionsausfälle in der Donbass‐
Region,StaatsaufträgeimRüstungsbereich),ist
seitJahresbeginnstarkeingebrochen.Lediglich
der Außenhandel lieferte noch einen positiven
Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt. Dieser ist
allerdings maßgeblich auf den massiven Rück‐
gang der Importe infolge der Rubelabwertung
17
DieLagederWeltwirtschaft
RusslandbefindetsichinderRezession
inlandsprodukt wird im laufenden Jahr wohl
um3,2%sinken.DerhoheInflationsdruckgibt
der Zentralbank kaum Zinssenkungsspielräu‐
me. Auch ist ein baldiges Ende der Sanktions‐
spirale zwischen Russland und dem Westen
nichtinSicht,sodassdieinternationalenKapi‐
talmärkte Russland vorerst verschlossen blei‐
ben dürften und die Kapitalflucht sich wohl
fortsetzen wird. Allerdings gab es zuletzt auch
positiveSignale,sodasseineallmählicheErho‐
lung gegen Jahresende realistisch erscheint. So
ist bei der jüngsten Ölpreisentwicklung eine
Stabilisierung auszumachen. Auch der Tief‐
punkt des Rubel‐Wechselkurses scheint er‐
reicht zu sein, und die Teuerungsrate hat sich
verlangsamt. Die Unternehmenserwartungen
haben sich, ausgehend von einem niedrigen
Niveau,etwaserholt.SomitistimnächstenJahr
mit einer allmählichen konjunkturellen Erho‐
lung zu rechnen. Die in dieser Prognose unter‐
stellte Zunahme der gesamtwirtschaftlichen
Produktionum0,2%istallerdingsmiterhebli‐
chenAbwärtsrisikenverbunden.
großen Exporteure angehalten, ihre Devisener‐
löseregelmäßiginRubelzukonvertieren.
DieRubelabwertungbringtallerdingsauchVor‐
teile mit sich. Zum einen werden die rohstoff‐
preisbedingten Mindereinnahmen im Staats‐
haushalt reduziert. Zu anderen verbessert sich
die preisliche Wettbewerbsfähigkeit russischer
Unternehmen, was – in Verbindung mit dem
Importsubstitutionsprogramm der Regierung –
russischeUnternehmenstärkenunddiebereits
seit langem fälligen strukturellen Veränderun‐
geneinleitensoll.UmderInvestitionsschwäche
entgegenzuwirken,plantdieRegierungzudem
dieStaatsaufträgeanrussische(systemrelevan‐
te) Unternehmen auszuweiten. Hierzu stehen
dem Staat solide finanzielle Mittel zur Verfü‐
gung, etwa aus dem Fond für Nationale Wohl‐
fahrt und dem Reservefond (derzeit insgesamt
rund150Mrd.US‐Dollarbzw.12%desBIP).
Bevor diese Maßnahmen allerdings ihre volle
Wirkung entfalten, dürften die rezessiven Ten‐
denzen zunächst fortwähren. Das reale Brutto‐
18
DieLageinderEuropäischenUnion
ModerateErholungimEuroraum
2. DieLageinderEuropäischenUnion
Die konjunkturelle Erholung im Euroraum
wurde in den vergangenen Quartalen sowohl
vom Staats‐ als auch insbesondere vom Privat‐
konsum gestützt. Die staatlichen Konsumaus‐
gaben profitierten vor allem davon, dass die
fiskalischen Konsolidierungsmaßnahmen in
den meisten Mitgliedsländern weitestgehend
zum Erliegen gekommen sind, da deren Refi‐
nanzierungskosten weiter gesunken sind und
dieEU‐KommissionhöherestrukturelleDefizite
toleriert. Die privaten Konsumausgaben legten
vorallemdeshalbzu,weildieBudgetsderpri‐
vatenHaushaltedurchrückläufigeEnergieprei‐
sekräftigentlastetwurden.
Auch die privaten Unternehmen profitierten in
jüngster Zeit von verringerten Energiekosten
sowieeinerdankderAbwertungdesEurover‐
besserten preislichen Wettbewerbsfähigkeit.
Infolge dessen weiteten sie ihre Investitionstä‐
tigkeit aus und exportierten verstärkt. Insge‐
samt war der Impuls durch den Außenhandel
jedoch zumeist negativ, da auch die Importe
kräftiganzogen.
Im Zuge der konjunkturellen Erholung hat sich
die Lage am Arbeitsmarkt leicht entspannt. So
sank die Arbeitslosenquote zwischen April
2014 und April 2015 von 11,7% auf 11,1%.
Auch die Beschäftigung konnte in diesem Zeit‐
raumgeringfügigzulegen.Sieliegtaberweiter‐
hin deutlich unter ihrem Allzeithoch aus dem
Jahr 2008. Neben einer relativ hohen struktu‐
rellen Erwerbslosigkeit ist auch der Expansi‐
onsgradimmernochzugering,umeinenspür‐
barenBeschäftigungsaufbauzuermöglichen.
DerPreistauftriebistseitgeraumerZeitäußerst
schwach. Zudem hat der massive Verfall des
Rohölpreises seit Mitte des Jahres 2014 zu ei‐
nem deutlich beschleunigten Rückgang der Ge‐
samtinflationsrategeführt.IndenWintermona‐
ten 2014/15 wurden gar negative Inflationsra‐
tenverzeichnet.AberauchimMai2015lagdie
ModerateErholungimEuroraum
Das reale Bruttoinlandsprodukt im Euroraum
konntesowohlimerstenQuartal2015alsauch
im vierten Quartal 2014 gegenüber dem Vor‐
quartal um 0,4% zulegen, nachdem es in den
beiden Quartalen zuvor um 0,2% bzw. 0,1%
gestiegen war. (siehe Abb. 2.1). Die konjunktu‐
relle Erholung im Euroraum gewinnt somit et‐
was an Schwung, obgleich der Expansionsgrad
weiterhin hinter dem früherer Aufschwünge
zurückbleibt.NebenderanhaltendhohenUnsi‐
cherheit über den Verbleib Griechenlands in
der Währungsunion sind hierfür auch die im‐
mer noch ungelösten Strukturprobleme in
Frankreich und Italien verantwortlich. Begüns‐
tigt wurde die Erholung dagegen von einer
deutlichenAbwertungdesEurogegenüberdem
US‐DollarsowieeinembeträchtlichenRückgang
des Rohölpreises seit Sommer 2014.
Abbildung2.1
Reales Bruttoinlandsprodukt im Euroraum
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
106
%
Index, 1. Quartal 2012 = 100
0,8
laufende
laufendeRate
Ratea)a)
Jahresdurchschnittb)b)
Jahresdurchschnitt
1,4%
(linke=Skala)
1.Volumen
Quartal 2011
100
1,5%
104
0,4
102
0,0
0,8%
100
-0,8%
Prognosezeitraum
-0,4%
98
-0,8
2012
a)
b)
-0,4
2013
2014
2015
2016
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Eurostat; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
19
DieLageinderEuropäischenUnion
ModerateErholungimEuroraum
Abbildung2.2
Konjunkturelle Entwicklung im Euroraum
Privater Verbrauch und
Konsumentenvertrauen
Bruttoanlageinvestitionen und
Kapazitätsauslastung
5
%
%
85
2
%
%
0
Index des Konsumtenvertrauensc)
(rechte Skala)
1
0
-10
80
0
Bruttoanlageinvestitionena)b)
-5
Kapazitätsauslastungc)
-20
Privater
Verbrauch
zu
konstanten
Preisena)b)
75
-1
(linke Skala)
(rechte Skala)
-10
70
2010
2011
2012
2013
2014
2015
(linke Skala)
-2
2010
2011
Arbeitsmarktc)
152
%
Mill. Personen
13
4
-30
2012
2013
2014
Inflationd)
%
-40
2015
%
4
Erwerbstätige
(linke Skala)
12
3
3
HVPIe)
150
2
2
11
1
1
148
Kerninflationh)
Arbeitslosenquote
10
(rechte Skala)
0
0
bereinigter HVPIf)
9
146
2010
2011
2012
2013
2014
-1
-1
2015
2010
300
% des BIP
250
200
300
gut
250
Nichtfinanzielle
Kapitalgesellschaften
2013
2014
2015
100
100
0
besser
(rechte Achse)
150
Private Haushalte
erwartete Entwicklung
für die nächsten 6 Monate
200
150
50
2012
ifo Wirtschaftsklima
Verschuldung
% des BIP
2011
zufriedenstellend
gleichbleibend
gegenwärtige Lage
50
(linke Achse)
schlecht
0
schlechter
2010 2011 2012 2013 2014 2015
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15
a)
Veränderungsrate gegenüber Vorjahresquartal - b) Real, saisonbereinigte Werte. - c) Saisonbereinigte Werte. Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat. - e) Harmonisierter Verbraucherpreisindex. - f) HVPI bereinigt
um die Effekte von Verbrauchssteuern. - h) HVPI ohne Preise für Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel. i) Waren und Dienstleistungen.
Quellen: Ifo World Economic Survey; Eurostat; Europäische Zentralbank; Berechnungen des ifo Instituts.
d)
men hin. Darüber hinaus üben auch die Bemü‐
hungen einiger Mitgliedsländer, durch Lohn‐
und Preissenkungen ihre verlorengegangene
preisliche Wettbewerbsfähigkeit wieder zu
erlangen, weiterhin einen Deflationsdruck auf
denEurorauminsgesamtaus.
jährlicheInflationsrateimmernochbeilediglich
0,3%undsomitdeutlichunterdermittelfristi‐
gen Zielmarke der Europäischen Zentralbank
(EZB) von unter, aber nahe 2%. Die Kerninfla‐
tionsrate (Gesamtinflationsrate ohne Energie
und unverarbeitete Nahrungsmittel) liegt zwar
seiteinigen Monatenvergleichsweisestabil bei
durchschnittlich 0,7%. Ihr niedriges Niveau
deutet aber auf immer noch unterausgelastete
Produktionskapazitätenundsomitehergeringe
Preiserhöhungsspielräume privater Unterneh‐
20
DieLageinderEuropäischenUnion
EZBkauftStaatsanleihenimgroßenStil
Tabelle2.1
risch niedrigen Niveaus zu rechnen, da eine
Leitzinserhöhung durch die EZB im Prognose‐
zeitraumäußerstunwahrscheinlicherscheint.
An den Kapitalmärkten sind die Umlaufsrendi‐
ten bereits seit geraumer Zeit stark rückläufig.
Die Ankündigung der EZB ihre Wertpapieran‐
käufe auch auf Staatsanleihen auszudehnen
verstärkte diesen Renditerückgang zu Jahres‐
beginn zusätzlich. So sanken die Zinsen auf
StaatsanleihenhöchsterBonität(AAA)bisMärz
2015 auf etwa 0,2%. Auch die Renditen auf
Staatsanleihen bonitätsschwacher Mitglieds‐
länder (Griechenland, Irland, Italien, Portugal
und Spanien) setzten ihren Mitte 2012 begon‐
nen Abwärtstrend fort. Sie liegen derzeit nur
nochguteineinhalbProzentpunkteüberdenen
der bonitätsstärksten Mitgliedsländer. Im April
setzte jedoch eine Korrektur an den Anleihe‐
märkten ein und die Renditen stiegen bis An‐
fangJuniz.T.wiederaufihreNiveausvonEnde
2014. Veröffentlichungen zur Preisentwicklung
hatten Befürchtungen aufkommen lassen, dass
dieInflationsratemöglicherweiseschnellerund
stärker ansteigt als zunächst erwartet und die
realenRenditenentsprechendmindert.Fürden
Prognosezeitraum erscheint ein weiterer aber
moderater Anstieg der Kapitalmarktrenditen
wahrscheinlich, auch da die Konjunktur anzie‐
hen und Inflation weiter steigen dürfte. Die
EZBkauftStaatsanleihenimgroßenStil
DieEZBhatdenExpansionsgradihrerGeldpoli‐
tik seit Anfang des Jahres 2015 weiter erhöht,
auch da die Inflation im Euroraum anhaltend
niedrig ist und die Produktionskapazitäten im‐
mer noch unterausgelastet sind. Des Weiteren
entwickelt sich die Kreditvergabe weiterhin
äußerstschleppend.ImJanuarkündigtesieein
umfangreiches Ankaufprogramm für Staatsan‐
leihen an, das die bereits bestehenden Pro‐
gramme für Unternehmensanleihen und besi‐
cherte Wertpapiere ergänzt. Bis September
2016 sollen im Rahmen dieses Programms
Wertpapiere im Wert von reichlich 1 Billionen
Euro erworben werden. Zudem stellte die EZB
inAussicht,dassderAnkaufvonStaatsanleihen
auch darüber hinaus fortgesetzt wird, sollte
sichdieInflationsratebisdahinnichterkennbar
ihrerZielmarkeangenäherthaben.
AndenGeldmärktenzeigensichdieZinsenseit
der Leitzinssenkung der EZB im September
2014 weitestgehend unverändert. So liegen
sowohl der Zinssatz für nicht besichertes Ta‐
gesgeld (EONIA), als auch der für nicht besi‐
chertes Dreimonatsgeld (EURIBOR) bei oder
knapp unter 0% (siehe Abb. 2.3). Auch bis auf
weiteres ist nicht mit einem nennenswerten
Anstieg der Geldmarktsätze von ihren histo‐
21
DieLageinderEuropäischenUnion
EZBkauftStaatsanleihenimgroßenStil
Abbildung2.3
Zur monetären Lage im Euroraum
Kapitalmarktzinsena)
Geldmarktzinsen
6
%
%
%
6
5
Unternehmensanleihen (BBB)
5
4
4
3
3
2
2
1
1
Eonia
6
6
4
4
Staatsanleihen
(AAA)
2
0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
-1
Unternehmensanleihen (AAA)
0
Kreditzinsenb)
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
0
Veränderung der Kreditbeständec)
%
%
10
8
2
0
7
Staatsanleihen
(Krisenländer)
8
Euribor
-1
%
10
6
%
7
6
5
%
12
8
8
5
4
Krisenländer
4
4
Nicht-Krisenländer
4
0
3
Euroraum
2
0
3
2
-4
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
-4
Euroraum
Nicht-Krisenländer
1
12
Krisenländer
1
-8
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
-8
a) Unternehmensanleihen
= Zinsen für Anleihen von Unternehmen mit höchster (AAA) bzw. mittlerer (BBB) Bonität und einer Restlaufzeit
von 10 Jahren. Staatsanleihen = Zinsen für Anleihen von Ländern des Euroraums mit höchster Bonität (AAA) bzw. Krisenländern
(Griechenland, Irland, Italien, Portugal, Spanien) und einer Restlaufzeit von 10 Jahren; BIP-gewichtete Durchschnitte. - b) Zinsen für
Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften im Neugeschäft. (Krisenländer ausschließlich Griechenland). - c) Kreditbestände
nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften (Sechsmonatsrate in Prozent, saisonbereinigt).
Quellen: Europäische Zentralbank; Reuters; Berechnungen der Institute.
diten in den Bilanzen der Banken nach dem
PlatzeneinerImmobilienpreisblaserasant,was
zu einer Zurückhaltung bei der Kreditvergabe
führte.ZwischenApril2014undApril2015hat
sichdieZinsdifferenzzwischenbonitätsstarken
und–schwachenMitgliedsländernjedochdeut‐
lich verringert. Während die Kreditzinsen in
den stabilen Ländern der Währungsunion in
diesemZeitraumum0,4Prozentpunktesanken,
gingen diese in den vormaligen Krisenländern
stärker zurück und der Aufschlag schrumpfte
von1,5aufnurnoch0,8Prozentpunkte.Hierin
spiegeln sich einerseits die gestiegene Ertrags‐
kraft dortiger Unternehmen und andererseits
dieverbesserteLageimBankensektorwider.So
konntenbspw.inIrlandundSpaniendiebilan‐
ziellen Eigenkapitalquoten der Banken erhöht
undderBestandanausfallgefährdetenKrediten
zumindestleichtgesenktwerden.
Die etwas verbesserte Lage im Bankensektor
sowie die gesunkenen Kreditzinsen haben sich
Wertpapierankaufprogramme der EZB werden
aber wohl die Renditeanstiege begrenzen, da
siedasAngebotanSchuldtitelnverknappen.
Der Rückgang der Kapitalmarktrenditen spie‐
gelte sich lange Zeit nur unzureichend in den
Kreditzinsen für nichtfinanzielle Kapitalgesell‐
schaften wider. Insbesondere in den bonitäts‐
schwachen Mitgliedsländern verharrten diese
zwischen Mitte 2012 und Anfang 2014 auf ei‐
nemNiveauvongut3,5%undlagendamitfast
doppelt so hoch wie die Kreditzinsen in den
bonitätsstarken Staaten. Zum einen war die
BonitätvielerUnternehmeninden betroffenen
Ländern aufgrund einer tiefen Rezession und
geplatzterKreditblasenschlechtunddierelativ
hohen Kreditzinsen reflektierten entsprechen‐
de Risikoprämien. Zum anderen deutete die
mangelnde Durchleitung von Kapital‐ zu Kre‐
ditzinsen aber auch auf Probleme im Banken‐
sektorselbsthin.VoralleminIrlandundSpani‐
enstiegderBestandanausfallgefährdetenKre‐
22
DieLageinderEuropäischenUnion
Ausblick:KonjunkturelleErholungsetztsichfort
Sommer, welche die preisliche Wettbewerbsfä‐
higkeit der Unternehmen im Euroraum und
somit die Absatzperspektiven ins Ausland ver‐
bessert hat. Zudem sind die Kreditzinsen für
Unternehmen niedrig und Banken auch ver‐
mehrtbereiteinesteigendeKreditnachfragezu
befriedigen. Darüber hinaus sind die Sorgen,
dass der Ukraine/Russland Konflikt eskalieren
könnte, weitestgehend verschwunden. Brem‐
send wirken dagegen weiterhin die hohen
Schuldenstände der privaten Haushalte und
Unternehmen in einigen Mitgliedsländern, die
infolge der Finanz‐ und Wirtschaftskrise ent‐
standen sind und dazu führen, dass anhaltend
hohe Zins‐ und Tilgungsleistungen erbracht
werden müssen. Darüber hinaus mangelt es in
vielenLändernampolitischenWillen,investiti‐
onsfreundliche Strukturreformen, bspw. im
Bereich des Steuerrechts, durchzuführen, um
dasWachstumspotentialnachhaltigzuerhöhen.
Gestützt wird die konjunkturelle Erholung in
den kommenden Quartalen wohl auch vom
Staatskonsum sowie durch den Außenbeitrag.
DerstarkeUS‐Dollarmachtesderzeitfürame‐
rikanische Unternehmen und Konsumenten
attraktiv,WarenundDienstleistungenausdem
Euroraum günstig zu importieren, obschon die
Nachfrage aus den Vereinigten Staaten auf‐
grund der dort nachlassenden konjunkturellen
Dynamik auch nicht übermäßig stark zulegen
dürfte. Darüber hinaus werden im Prognose‐
zeitraumwohlauchdieImportesteigen,sodass
derBeitragdesAußenhandelsinsgesamtmode‐
rat ausfallen dürfte. Der Staatskonsum dürfte
profitieren, da der Renditerückgang bei Staats‐
anleihendieBudgetrestriktionenderMitglieds‐
staaten gelockert hat und die EU‐Kommission
höhere strukturelle Defizite auch toleriert. So
gehtdasöffentlicheDefizittrotzderkonjunktu‐
rellenErholungimPrognosezeitraumwohlnur
geringfügig zurück. Nach 2,4% im Jahr 2014
dürfte es auf 2,0% in diesem und 1,9% im
nächstenJahrsinken.Mittel‐bislangfristigbirgt
diese Entwicklung erhebliche Stabilitätsrisiken
für den Euroraum, da die öffentlichen Schul‐
denstände anhaltend hoch sind und die EZB
gezwungen sein wird, bei ihren zinspolitischen
bisher allerding nur begrenzt in den Kreditag‐
gregaten niedergeschlagen. Während das Vo‐
lumen ausstehender Kredite im Euroraum ins‐
gesamt am aktuellen Rand leicht zulegt, sinken
die Bestände in den ehemaligen Krisenländern
weiter. Die Schrumpfungsraten haben sich je‐
doch in den vergangenen Monaten nach und
nach verringert. Und laut des jüngsten Bank
Lending Survey der EZB ist zudem für die
kommenden Monate mit einer leicht anziehen‐
den Kreditnachfrage und z.T. gelockerten Kre‐
ditvergabebedingungenzurechnen.
Alles in allem dürften die Finanzierungsbedin‐
gungenfürprivateHaushalteundUnternehmen
im Euroraum im Prognosezeitraum zufrieden‐
stellend bleiben. Der Expansionsgrad der Geld‐
politik wird wohl hoch bleiben und die Kapi‐
talmarkt‐ sowie Kreditzinsen niedrig. Die Kre‐
ditvergabe dürfte sich im Euroraum insgesamt
undinsbesondereindenvormaligenKrisenlän‐
dernmoderatbeleben.
Ausblick:KonjunkturelleErholungsetztsich
fort
DiekonjunkturelleErholungimEuroraumdürf‐
tesichbisEndedesJahres2016fortsetzen.Ein
kräftiger Aufschwung ist allerdings eher un‐
wahrscheinlich. Vielmehr deuten zahlreiche
konjunkturelle Frühindikatoren darauf hin,
dass die realwirtschaftliche Aktivität in den
kommendenQuartaleninetwamitdemderzei‐
tigenTempoexpandierenwird.
Begünstigt wird die Erholung weiterhin von
einem vergleichsweise niedrigen Rohölpreis,
der die Budgets der privaten Haushalte entlas‐
tet und die Energiekosten der Unternehmen
senkt. Trotz seines jüngsten Anstiegs befindet
sichderPreisfürRohölimmernochweitunter
seinem durchschnittlichen Niveau der vergan‐
genen Jahre. Somit dürften im Prognosezeit‐
raum sowohl vom privaten Konsum als auch
von der privaten Investitionstätigkeit positive
Impulse ausgehen. Letztere profitiert zudem
von einer beträchtlichen Abwertung des Euro
gegenüber dem US‐Dollar seit vergangenem
23
DieLageinderEuropäischenUnion
SpanienimAufschwung–HoheUnsicherheitüberReformkursinFrankreichundItalien
befindet sich Spanien seit geraumer Zeit in ei‐
nem kräftigen Aufschwung. (siehe Tab.2.2).
Hier wirken die Maßnahmen der EZB beson‐
ders stark, da Spanien aufgrund seiner hohen
Auslandsverschuldung in erheblichem Maße
von den gesunkenen Zinsen profitiert. Die dar‐
aus resultierende Entlastung beim Schulden‐
dienst stellt einen Grund dafür dar, warum die
spanische Volkswirtschaft ihre tiefe Rezession
bereits im Jahr 2013 überwinden konnte und
seitdem mit steigendem Tempo expandiert.
UnteranderemführtediesseitMittedesJahres
2012zueinemAnstiegdesUnternehmens‐und
Verbrauchervertrauens. In der Folge zogen da‐
herinsbesonderederprivateKonsumsowiedie
Ausrüstungsinvestitionen an und stützten die
konjunkturelle Erholung. Zudem hat der durch
einenImmobilienboomzuvorstarkaufgeblähte
Bausektor seinen jahrelangen Schrumpfkurs
zur Mitte des Jahres 2014 beendet und trägt
seitdem wieder positiv zur Expansion der spa‐
nischenWirtschaftbei.Darüberhinaushatsich
in Spanien auch die preisliche Wettbewerbsfä‐
higkeitinjüngsterZeitleichtverbessert,sodass
eine vermehrte Exporttätigkeit die konjunktu‐
relle Erholung stützt. So weist Spanien derzeit
und wohl auch im Prognosezeitraum eine der
niedrigsten Inflationsraten im Euroraum auf,
obgleich es aber noch Jahre dauern dürfte bis
die Kostenstruktur der dort ansässigen Unter‐
nehmen so günstig ist, dass sich ein selbsttra‐
genderexportgetriebenerAufschwungeinstellt.
Bisher ist die Verbesserung der Handels‐ und
Leistungsbilanzen auch auf einen Einbruch der
Importe sowie die gesunkene Zinszahlungen
auf Auslandsverbindlichkeiten zurückzuführen.
Alles in allem ist Spanien daher weiterhin auf‐
grund hoher privater und öffentlicher Schul‐
denständesehrverwundbarundesbedarfnicht
viel,umdenAufschwungzubeenden.Zudemist
die Arbeitslosigkeit anhaltend hoch, obgleich
die Arbeitslosenquote seit Mitte des Jahres
2013leichtrückläufigist.DieseEntwicklungist
neben der konjunkturellen Erholung auch den
Arbeitsmarktreformengeschuldet,dienachund
nachihreWirkungentfalten.
EntscheidungenRücksichtaufdieSituationder
öffentlichen Haushalte in den Mitgliedsstaaten
zunehmen.
Alles in allem dürfte das reale Bruttoinlands‐
produkt im Jahr 2015 mit 1,4% und im Jahr
2016mit1,5%zulegen.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt dürfte sich bis
EndedesJahres2016weiterleichtentspannen.
Jedoch ist die konjunkturelle Dynamik nicht
hoch genug, um einen starken Beschäftigungs‐
aufbau zu ermöglichen. Des Weiteren entfalten
die z.T. vielversprechenden Arbeitsmarktre‐
formen, die in einigen Mitgliedstaaten in den
vergangenen Jahren auf den Weg gebracht
wurden, nur nach und nach ihre Wirkung. Da‐
herwirddieArbeitslosenquoteimDurchschnitt
des Jahres 2015 bei voraussichtlich 11,1% lie‐
gen und im kommenden Jahr wohl nur leicht
auf10,7%zurückgehen.
Der Preisauftrieb wird sich im Laufe des Prog‐
nosezeitraums nach und nach verstärken, ins‐
besondere auch da die Effekte des Rohölpreis‐
rückgangs auslaufen. Die Inflationsrate wird
aber weiterhin unter der mittelfristigen Ziel‐
marke der EZB von unter, aber nahe 2% blei‐
ben, weil sich die negative Produktionslücke
nur langsam verringert und die Lohnzuwächse
aufgrund der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit
wohlbegrenztseinwerden.UnterderAnnahme
real konstanter Rohöl‐ und Nahrungsmittel‐
preisesowieeinemunverändertenEuro/Dollar
Wechselkurs dürfte die Inflationsrate im
Durchschnitt des Jahres 2015 bei 0,2% liegen.
Im kommenden Jahr wird sie wohl auf durch‐
schnittlich1,1%steigen.
SpanienimAufschwung–HoheUnsicherheit
überReformkursinFrankreichundItalien
Die konjunkturelle Erholung im Euroraum hat
neben Deutschland auch die anderen drei gro‐
ßen Mitgliedsländer erfasst. Das Expansions‐
tempo ist jedoch höchst unterschiedlich. Wäh‐
rend Frankreich und Italien nur sehr mühsam
die realwirtschaftliche Stagnation überwinden,
24
DieLageinderEuropäischenUnion
SpanienimAufschwung–HoheUnsicherheitüberReformkursinFrankreichundItalien
Tabelle2.2
Lohnzusatzkosten zu befreien. Des Weiteren
leidenbeideLänderseitJahrenuntervergleich‐
baren strukturellen Problemen, deren Lösung
bisher vor allem mangelnder politischer Wille
sowieerbitterterWiderstandvonGewerkschaf‐
ten und Wirtschaftsverbänden entgegensteht.
Beispielsweise ist die Staatsquote vergleichs‐
weise hoch und die Steuer‐ und Abgabenbelas‐
tung für Unternehmen enorm. Des Weiteren
haben französische und italienische Unterneh‐
menseitEinführungdesEurodeutlichanpreis‐
licherWettbewerbsfähigkeiteingebüßt,sodass
derAnteilbeiderLänderamWelthandelmerk‐
lich zurückgegangen ist. All dies führt dazu,
dassItalienundFrankreichtrotzäußerstgüns‐
tigerRahmenbedingungen,wiebilligeremRoh‐
öl, niedrigerem Euro‐Dollar Wechselkurs und
Versuche, verkrustete Strukturen auf dem Ar‐
beitsmarkt aufzubrechen, wurden gegen Ende
des Jahres 2014 auch in Italien unternommen.
So wurde der Kündigungsschutz gelockert und
dieAbfindungsregelnvereinfacht,umvorallem
dieEinstiegschancenjüngererArbeitnehmerzu
verbessern. Ob diese Reformen tatsächlich die
hohe strukturelle Arbeitslosigkeit in Italien zu
reduzierenvermögen,bleibtabzuwarten.Prob‐
lematisch erscheint, dass die Maßnahmen nur
für neue Beschäftigungsverhältnisse gelten,
während bestehende weiterhin den vollen
Schutz genießen, was die Effektivität der Ar‐
beitsmarktreform schmälern dürfte. Auch in
FrankreichwurdeninjüngsterZeitnurzaghaft
Versuche unternommen, den Arbeitsmarkt zu
flexibilisieren und Unternehmen von hohen
25
DieLageinderEuropäischenUnion
AufschwungimVereinigtenKönigreichsetztsichfort
Insgesamt dürfte sich der Aufschwung im Ver‐
einigten Königreich im Prognosezeitraum fort‐
setzen, wenngleich die Zuwachsraten etwas
weniger dynamisch als im vergangenen Jahr
ausfallen dürften. In diesem und im kommen‐
den Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt vo‐
raussichtlich um jeweils 2,1% zulegen. Die
Verbraucherpreisinflation dürfte in beiden Jah‐
renunterderZielmarke derBankvonEngland
von 2% bleiben, da sowohl die moderaten
Energiepreise den Preisauftrieb dämpfen, als
auchdasstarkePfunddieImportpreisedrückt.
Im kommenden Jahr dürften die Verbraucher‐
preise um 1,7 % zunehmen, nach lediglich
0,4%imlaufendenJahr.
historisch niedrigen Zinsen, auch im Prognose‐
zeitraum eine vergleichsweise schwache real‐
wirtschaftliche Dynamik entfalten werden und
die hohe Arbeitslosigkeit bestenfalls leicht sin‐
kenwird.
AufschwungimVereinigtenKönigreichsetzt
sichfort
Der binnenwirtschaftlich getragene Auf‐
schwung im Vereinigten Königreich, der 2013
seinen Lauf nahm, setzte sich im vergangenen
Jahr fort. Vor allem die Bruttoanlageinvestitio‐
nen nahmenmit 7,8%gegenüberdem Vorjahr
kräftig zu, gefolgt von den privaten Konsum‐
ausgaben, die mit 2,5% expandierten. Insge‐
samt stieg die gesamtwirtschaftliche Produkti‐
on im vergangenen Jahr um 2,8%. Im ersten
Quartal 2015 legte das Bruttoinlandsprodukt
mit 0,3% gegenüber dem Vorquartal etwas
weniger dynamisch zu. Wachstumstreiber wa‐
ren wiederum die inländische Verwendung,
während der Außenhandel negativ zum Ge‐
samtergebnisbeitrug.Entstehungsseitigexpan‐
diertenderfürdasVereinigteKönigreichwich‐
tige Dienstleistungssektor sowie die Industrie,
wennauchmitgeringerenRatenalsindenVor‐
quartalen, während der Bausektor weiter
schrumpfte.
Aufschwung in den mittel‐ und osteuropäi‐
schenMitgliedsländernderEUsetztsichfort
In den mittel‐ und osteuropäischen Mitglieds‐
ländern der EU setzte sich der Aufschwung im
ersten Quartal 2015 weiter fort. Wie schon im
vergangenen Jahr wurde die Konjunktur von
der Binnennachfrage getragen. Im Zuge der
wirtschaftlichen Expansion ging die Arbeitslo‐
sigkeit überall zurück und die privaten Haus‐
halte weiteten ihre Konsumausgaben kräftig
aus. Auch die Bruttoanlageinvestitionen legten
zu, und die Industrieproduktion wurde ausge‐
weitet, besonders deutlich in den drei größten
VolkswirtschaftenUngarn,PolenundTschechi‐
en. Ein positiver Beitrag zum Anstieg der ge‐
samtwirtschaftlichenProduktionkamauchvom
Außenhandel. Vielen Ländern kommt hierbei
die Verbesserung ihrer preislichen Wettbe‐
werbsfähigkeit zugute und nicht zuletzt die
konjunkturelleBelebungimEuroraum.
Die Verbraucherpreisinflation ist fast überall
trendmäßig rückläufig. Seit Anfang dieses Jah‐
resistdieInflationsratevielerortssogarnegativ
(Bulgarien, Polen, Slowenien, Litauen, Kroatien
und der Slowakei). Dazu hat eine Reihe von
Faktoren beigetragen, darunter auch sinkende
Arbeitskosten. Seit Mitte 2014 gab es zudem
deutliche Preisrückgänge bei den Energie‐ und
Lebensmittelpreisen; letzteres infolge des rus‐
sischen Importstopps für Agrarprodukte aus
DieInflationsrateistangesichtsniedrigerEner‐
giepreiseseitMitteletztenJahreskontinuierlich
gesunken. Der geringe Inflationsdruck sowie
die nach wie vor negative Produktionslücke
sprechenfüreineweiterhinexpansiveGeldpoli‐
tik; erst im späteren Prognosezeitraum dürfte
es zu ersten Leitzinsanhebungen kommen. Die
jüngsten Vertrauensindikatoren der EU‐
Kommission sind weiterhin auf einem sehr ho‐
henNiveau,wenngleichsichzuletzteineleichte
Abschwächung sowohl bei den Verbrauchern
als auch im Baugewerbe zeigte. Auch die Ein‐
kaufsmanagerindizes für das verarbeitende
Gewerbe und den Dienstleistungssektor sind
am aktuellen Rand weniger positiv als in den
Quartalenzuvor.
26
DieLageinderEuropäischenUnion
Aufschwungindenmittel‐undosteuropäischenMitgliedsländernderEUsetztsichfort
sich positiv auf die Investitionsdynamik in der
Region auswirken. Die Finanzierungsbedingun‐
genhabensichvielerortsverbessert,sodassdie
private Binnennachfrage sich weiter beleben
dürfte. Wachstumsimpulse sind auch von der
Exportwirtschaft zu erwarten, welche von der
anziehenden Konjunktur im Euroraum, vor
alleminDeutschland,profitierendürfte.
Lediglich in den baltischen Staaten bleibt die
Konjunktur gedämpft. Zum einen sind diese
LänderineinemstärkerenMaßevondenSank‐
tionen Russlands gegenüber der EU und dem
russischen Importsubstitutionsprogramm be‐
troffen. Zum anderen kam es infolge der star‐
ken Rubelabwertung zu einer spürbaren Ver‐
schlechterung der preislichen Wettbewerbsfä‐
higkeit. Nicht zuletzt kam mit der Rezession in
Russland ein weiterer Belastungsfaktor hinzu.
Da ein baldiges Ende des Konflikts zwischen
Russland und dem Westen nicht absehbar ist,
bleibtderKonjunkturausblickfürdasBaltikum
mitAbwärtsrisikenverbunden.
der EU. Wegen der geringen Teuerung ist die
Geldpolitik in der Region insgesamt expansiv
ausgerichtet. Besonders deutlich ist das in
TschechienderFall,woderLeitzinsbereitsbei
null Prozent liegt und die Notenbank durch
Devisenmarktinterventionen die Schwächung
derLandeswährungaufrechterhält.Lediglichin
Rumänien hat die Zentralbank aufgrund der
höheren Inflation die Zinsen zuletzt wieder
angehoben.IndenübrigenLänderndürftendie
Zentralbankendagegenbemühtsein,dieDefla‐
tionsrisiken weiter zu reduzieren. Für den
Prognosezeitraum dürfte sich die binnenwirt‐
schaftliche Teuerung jedoch bei anziehender
Konjunktur wieder etwas verstärken. Auch die
inflationsdämpfende Wirkung des massiven
Ölpreisrückgangsdürfteweiternachlassen.
Insgesamt zeichnet sich in der Region eine
Fortsetzung des konjunkturellen Aufschwungs
ab.DieFrühindikatorendeutendaraufhin,dass
sich die gesamtwirtschaftliche Expansion wei‐
ter fortsetzen wird. Besonders positive Signale
kommendabeiausTschechienundUngarn.Die
Niedrigzinspolitik der Zentralbanken dürfte
27
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Überblick
3. DeutscheWirtschaftimAufschwung
Investitionen in Ausrüstungen legten – bei
normal ausgelasteten Kapazitäten – um 1,5%
beschleunigt zu. Die Bauinvestitionen und hier
insbesondere der Gewerbebau expandierten
ebenfalls etwas stärker als zuvor, begünstigt
wohlauchdurchmildesWinterwetter.DerAu‐
ßenhandelhat–ähnlichwieimJahresendquar‐
tal2014–dagegeneinennegativenBeitragzur
VeränderungdesrealenBruttoinlandsprodukts
geliefert. Während die Exporte um 0,8% ge‐
stiegen sind, nahmen die Importe im Gefolge
der lebhaften Nachfrage nach Ausrüstungen
und Pkw um 1,5% zu. Dämpfend auf die Pro‐
duktionsentwicklung wirkte sich auch der Ab‐
bauderLagerbeständeaus.
Bei alledem setzte sich der Beschäftigungsauf‐
bau im ersten Quartal 2015 fort, die Zunahme
war allerdings mit saisonbereinigt 0,1% ge‐
genüber dem Vorquartal äußerst verhalten.
MaßgeblichfürdiegedämpfteEntwicklungwar
der Rückgang an geringfügiger Beschäftigung
im Gefolge der Einführung des Mindestlohns,
der nur zum Teil durch neue sozialversiche‐
rungspflichtige Arbeitsplätze ausgeglichen
werden konnte. Die Zahl der Arbeitslosen ist
trotzanhaltenderZuwanderungbiszuletztwei‐
tergesunken.
Ausblick:Aufschwungsetztsichinverhalte‐
nemTempofort
In den Frühjahrsmonaten dürfte die deutsche
Wirtschaft weiter zügig expandiert haben, ge‐
tragen vom privaten Konsum, aber auch von
denInvestitionenundvomExport,welchervon
der Abwertung des Euro profitiert. Zwar zeig‐
tendieifoGeschäftserwartungenimMaietwas
weniger Optimismus, die Wahrscheinlichkeit
für eine Fortsetzung des Aufschwungs ist aber
mitknapp90%nachwievorsehrhoch.Dieifo
Konjunkturampel, die in einem grün‐gelb‐rot‐
Farbschema die Wahrscheinlichkeiten für die
Phase„Aufschwung“optischklassifiziert,signa‐
Überblick
Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Früh‐
sommer 2015 in einem kräftigen Aufschwung.
Im ersten Quartal stieg die gesamtwirtschaftli‐
che Produktion saison‐ und kalenderbereinigt
um0,3%;imJahresendquartalhattesie,beför‐
dertdurchdenEinbruchderRohölnotierungen,
sogar mit einer Rate von 0,7% expandiert. Zu‐
sammengenommenerhöhtesichdasrealeBrut‐
toinlandsprodukt im Winterhalbjahr 2014/15
mit einer laufenden Jahresrate von 2%. Die
vorangegangene konjunkturelle Schwäche – im
Sommerhalbjahr 2014 hatte die gesamtwirt‐
schaftliche Produktion lediglich stagniert – ist
rascher zu Ende gegangen, als im Dezember
vomifoInstitutprognostiziertwordenwar(vgl.
Kasten3.1).DasifoGeschäftsklimahatsichseit
vergangenemHerbstdeutlicherholt.DieUrteile
der Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage
sind bis zuletzt optimistischer ausgefallen (vgl.
Abb.3.1).
Abbildung3.1
ifo Geschäftsklima gewerbliche Wirtschafta)
2005 = 100, saisonbereinigte Werte
130
130
120
120
Beurteilung der Geschäftslage
110
110
100
100
Erwartungen für die
nächsten 6 Monate
90
80
a)
90
ifo Geschäftsklima
Mai
2010
2011
2012
2013
2014
2015
80
Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- und Einzelhandel.
Quelle: ifo Konjunkturtest.
DieZunahmedesrealenBruttoinlandsprodukts
nach der Jahreswende geht wie schon im Jah‐
resendquartal2014 auf dieExpansionderBin‐
nennachfrage zurück: Den größten Wachs‐
tumsbeitragliefertewiederumderprivateKon‐
sum, begünstigt von der guten Arbeitsmarktla‐
ge und steigenden Verdiensten. Zudem wirkte
das Kaufkraftplus aufgrund des vorangegange‐
nen starken Rückgangs der Ölpreise fort. Die
28
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Überblick
lisiertfürdiedeutsche Konjunktur weiter freie
Fahrt(vgl.Abb.3.2).6
Produktionsausweitung in der Industrie profi‐
tierenauchdieunternehmensnahenDienstleis‐
ter. Die Bauproduktion wird von nochmals ge‐
sunkenen Zinsen angeregt. Nachdem das erste
Quartal durch eine milde Witterung begünstigt
wurde,zeichnetsichindiesemBereichnuneine
Normalisierung des Expansionstempos ab. Im
zweiten Quartal dürften erneut deutlich mehr
konsumnaheDienstleistungenerbrachtworden
sein. Allerdings dürfte das Expansionstempo
nachgelassen haben, da die Kaufkraftgewinne
aus dem vergangenen Ölpreisrückgang den
Konsum nicht mehr so stark befördern. So hat
sichderAnstiegderEinzelhandelsumsätzeund
derdesHandelsmitKfznachundnachverlang‐
samt. Alles in allem wird hier für das zweite
Quartal2015miteinemAnstiegdessaison‐und
kalenderbereinigten Bruttoinlandsprodukts in
Höhe von 0,6% gerechnet; Abbildung 3.3 zeigt
die Häufigkeitsverteilung der im Rahmen eines
Pooling of Forecasts‐Ansatzes gewonnenen
QuartalsschätzungenderBIP‐Rate.9
Abbildung3.2
ifo Konjunkturampel
Gefilterte monatliche Regime-Wahrscheinlichkeiten für die Phase Aufschwung
1,0
1,0
0,8
0,8
0,6
0,6
0,4
0,4
0,2
0,2
0,0
0,0
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Hellblaue Flächen: Datierte Aufschwungsphasen der Trendabweichung des realen BIP.
Quelle: ifo Konjunkturtest; Berechnungen des ifo Instituts.
Die quantitative Prognose für die Entwicklung
der gesamtwirtschaftlichen Produktion im
zweiten und dritten Quartal 2015 erfolgt nach
Wirtschaftsbereichen disaggregiert auf der Ba‐
sis monatlich verfügbarer amtlicher Frühindi‐
katorensowieeinerbreitenPalettevonmonat‐
lich erhobenen Umfragedaten7, wobei den Er‐
gebnissen des ifo Konjunkturtests eine beson‐
dersgewichtigeRollezugemessenwird.8
DiegesamtwirtschaftlicheProduktiondürfteim
zweiten Quartal beschleunigt gestiegen sein
(Tab.3.1).Beialledemdürftedasverarbeitende
Gewerbe, insbesondere die Investitionsgüter‐
hersteller, vom besseren Exportgeschäft profi‐
tierthaben.Hierfürspricht,dassdieProduktion
in diesem Bereich im April deutlich über dem
WertdeserstenQuartalslag,wobeidieUmsät‐
ze mit dem Ausland gestiegen sind. Von der
Abbildung3.3
Verteilung der Modellprognosen für das zweite Quartal 2015
Häufigkeit der Modellprognose
Median: 0,62
24000
18000
12000
6000
0
0,30
0,40
0,50
0,60
0,70
0,80
0,90
1,00
Prognose der Wachstumsrate des Bruoinlandsprodukts im 2. Quartal 2015
Quelle: Berechnungen des ifo Instuts.
6
Vgl. K. Abberger, W. Nierhaus, Markov‐Switching
andtheIfoBusinessClimate:TheIfoBusinessCy‐
cleTrafficLights,JournalofBusinessCycleMeas‐
urementandAnalysis7(2),2010,1–13.
7 Vgl. K. Carstensen et al., IFOCAST: Methoden der
ifo‐Kurzfristprognose, in: ifo Schnelldienst,
23/2009,62.Jahrgang,S.15‐28.
8 Vgl. S. Henzel, S. Rast, Prognoseeigenschaften von
Indikatoren zur Vorhersage des Bruttoinlands‐
produkts in Deutschland, in: ifo Schnelldienst,
17/2013,66.Jahrgang,S.39‐46.
9
29
DasifoInstitutprognostiziertdierealeBruttowert‐
schöpfungdereinzelnenWirtschaftsbereichemit
Hilfe von Brückengleichungen. Im Rahmen eines
Kombinationsansatzes(PoolingofForecasts)wird
eine Vielzahl von Modellen kombiniert, um der
stets vorhandenen Modellunsicherheit Rechnung
zu tragen. Schließlich werden die Quartalsprog‐
nosendereinzelnenWirtschaftsbereichezueiner
Prognose des realen Bruttoinlandsprodukts
hochaggregiert.
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Überblick
Tabelle3.1
Bruttoinlandsprodukt wird in diesem Jahr vo‐
raussichtlich um 1,9% expandieren (vgl. Tab.
3.2) und im kommenden Jahr um 1,8% (vgl.
Abb.3.4).
InsgesamtwirdsichderAufschwungfortsetzen,
denndieRahmenbedingungenfürdiedeutsche
Wirtschaft bleiben günstig. Die Geldpolitik
wirktweiterexpansiv,unddasohnehinextrem
günstige Finanzierungsumfeld der Unterneh‐
menhatsichnocheinmalverbessert.DieInves‐
titionen in neue Ausrüstungen werden folglich
weiter expandieren. Bei normal ausgelasteten
Kapazitäten dürfte allerdings das Ersatzmotiv
im Vordergrund stehen. Zudem setzt sich der
Bauboom fort. Da auch die Einkommensper‐
spektiven der privaten Haushalte aufgrund der
sich weiter verbessernden Arbeitsmarktlage
gut sind, bleibt der private Konsum die Stütze
des Aufschwungs. Da jedoch die Kaufkraftge‐
winne durch den Ölpreisrückgang entfallen,
dürfte das derzeitige Tempo nicht zu halten
sein. Die Abwertung des Euro regt die Exporte
nochbisindiezweiteJahreshälftediesesJahres
an. Im Verlauf des kommenden Jahres kühlt
sich die Weltkonjunktur dann leicht ab und
dämpft den Zuwachs der Exporte. Die Importe
werden aufgrund der hohen binnenwirtschaft‐
lichen Dynamik noch etwas schneller zuneh‐
men als die Exporte. Insgesamt dürften wie
schonimVorjahrdienachfrageseitigenImpulse
von der Binnenwirtschaft kommen. Das reale
Abbildung3.4
Reales Bruttoinlandsprodukt
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
740
%
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
4
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
b)
Jahresdurchschnitt b)
Jahresdurchschnitt
720
1,8%
Volumen
Mrd.
Euro(linke Skala)
3
1,9%
700
2
1,6%
680
3,6%
0,4%
0,1%
1
660
0
Prognosezeitraum
640
620
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2016
-2
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangabe: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
Die Arbeitsnachfrage dürfte mit steigender ge‐
samtwirtschaftlicher Produktion im weiteren
Verlauf des Jahres beschleunigt expandieren.
AllerdingswirddasTempoimkommendenJahr
etwasgebremst,dasichKnappheitenineinigen
Arbeitsmarktbereichen – insbesondere bei
Fachkräften – und steigende Arbeitskosten be‐
30
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Überblick
des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2016 (Tab.
3.3).
DiePrognoseunsicherheitlässtsichanhandvon
Intervallenangeben,diedieunbekannteVerän‐
derungsrate des realen Bruttoinlandsprodukts
mit vorgegebenen Wahrscheinlichkeiten ein‐
schließen. Zur Berechnung der konkreten In‐
tervalle für das Jahr 2015 wurden die Progno‐
sefehler des ifo Instituts der Jahre 1992 bis
2014herangezogen.GemessenandiesenProg‐
nosefehlernbeträgtdieSpannefüreinProgno‐
seintervall, das die Veränderungsrate des rea‐
len Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2015 mit
einer Wahrscheinlichkeit von etwa zwei Drit‐
teln überdeckt, ± 0,6Prozentpunkte. Bei der
vorliegenden Punktprognose von 1,9% reicht
das Intervall also von 1,3% bis 2,5%. Die
Punktprognose von 1,9% stellt den mittleren
Wert dar, der am ehesten erwartet werden
kann(roteLinieinAbb.3.5).FürdasJahr2016
reicht das Prognoseintervall von 3,9%
bis‐0,3%.
merkbar machen. Alles in allem ergibt sich für
dasJahr2015einAnstiegderErwerbstätigkeit
um235000PersonenundfürdasJahr2016um
250000. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ist
mit 135000 Personen in diesem und 120000
Personen im kommenden Jahr jedoch voraus‐
sichtlich weniger stark, als der Anstieg der Er‐
werbstätigkeit nahelegt. Hier macht sich auch
der zuwanderungsbedingte Anstieg des Er‐
werbspersonenpotenzials bemerkbar. Die Ar‐
beitslosenquote sinkt auf 6,3% in diesem und
6,0%imkommendenJahr.
Im Prognosezeitraum dürfte das Verbraucher‐
preisniveau weiter leicht beschleunigt steigen.
Die Abwertung des Euro der vergangenen Mo‐
nate macht importierte Waren und Dienstleis‐
tungen teurer, was nach und nach an die Ver‐
braucherweitergegebenwerdendürfte.Zudem
steigen die Arbeitskosten und die Auslastung
der Produktionskapazitäten deutlich. Aufgrund
des Mindestlohns dürfte sich das Verbraucher‐
preisniveau im Jahresdurchschnitt 2015 um
¼% erhöhen. Insgesamt dürfte die Inflations‐
rate von 0,8% im diesem Jahr auf 1,6% im
kommendenJahrsteigen.
Abbildung3.5
Prognoseintervall für die Veränderung des Bruttoinlandsprodukts 2015
Bei alledem wird der staatliche Finanzierungs‐
saldo voraussichtlich leicht zunehmen. Im Jahr
2015 dürfte sich der Überschuss auf 0,7% in
Relation zum Bruttoinlandsprodukt belaufen
und im Jahr 2016 auf 0,8%. Der staatliche
Schuldenstand sinkt von 75% in Relation zum
Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2014 auf 67%
3,5
3,0
90%
2,5
68%
50%
2,0
Tabelle3.2
1,5
50%
68%
1,0
90%
0,5
Quelle: Berechnungen des ifo Instituts.
31
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Überblick
Tabelle3.3
Kasten3.1:ZurRevisionderifoPrognosevomDezember2014
ImDezemberhattedasifoInstitutdiejahresdurchschnittlicheVeränderungsrate2015desrealenBrut‐
toinlandsprodukts(BIP)auf1,5%veranschlagt.NunmehrwirddieBIP‐Prognoseum0,4Prozentpunk‐
teauf1,9%angehoben(vgl.Tab.3.4).MaßgeblichfürdieAufwärtsrevisionist,dassdieKonjunkturim
Jahresendquartal2014deutlichstärkerwar,alsnachdenzumPrognosezeitpunktverfügbarenIndika‐
toren erwartet werden konnte. In der Dezemberprognose war im vierten Quartal 2014 mit einer nur
geringen Zunahme der saisonbereinigten gesamtwirtschaftlichen Produktion gerechnet worden, tat‐
sächlichaberstiegsienachaktuellemDatenstandmit0,7%sehrkräftig.Hierzuhatbeigetragen,dass
derÖlpreisnachFertigstellungderPrognoseweitermassivgesunkenist,inderPrognosewarhingegen
vonrealerKonstanzausgegangenworden.DieserpositiveTerms‐of‐Trade‐Effekt(tradinggain)hatdie
RealeinkommenimInlandmassivbefördert.Zudemwertete–andersalsangenommen–derEuroge‐
genüberdemUS‐Dollarmerklichab.DurchdiehöhereWachstumsratedesBIPimviertenQuartal2014
beträgt der statistische Überhang für das laufende Jahr jetzt 0,5%, in der Dezemberprognose lag er
noch bei 0,2%. Die Anhebung des statistischen Überhangs um 0,3 Prozentpunkte schlägt sich zeitrei‐
32
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Überblick
henarithmetisch in einer entsprechend höheren jahresdurchschnittlichen Zuwachsrate nieder. (vgl.
Tab.3.2).
AufderVerwendungsseitedesBIPbetrifftdieAufwärtskorrekturalleAggregate:BeiderSchätzungdes
privaten Konsums schlägt einmal zu Buche, dass der statistische Überhang aus dem Jahr 2014 nach
aktuellemDatenstandhöherausfällt.ZudemwarderölpreisbedingteRealeinkommensgewinnderpri‐
vaten Haushalte größer als damals veranschlagt, was Spielräume für mehr Konsum eröffnet. Die Auf‐
wärtskorrektur der jahresdurchschnittlichen Veränderung der Ausrüstungsinvestitionen trägt insbe‐
sonderedemstarkenZuwachsim erstenQuartal2015Rechnung.BeiderAnhebung derjahresdurch‐
schnittlichenVeränderungsratebeiBauinvestitionenistprimärdergeringereUnterhangaus2014ur‐
sächlich.MarginaleAufwärtskorrekturengibtesschließlichbeimExport.Dagleichzeitigaberauchdie
VeränderungsratedesImportsgeringfügigangehobenwurde,gehtvomAußenbeitragwiebisherledig‐
licheinmarginalerWachstumsbeitragaus.
Tabelle3.4
33
DeutscheWirtschaftimAufschwung
WeltwirtschaftlichesUmfeldundpreislicheWettbewerbsfähigkeit
für ist die starke Abwertung des Euro gegen‐
über den wichtigsten Währungen, die bis April
2015zubeobachtenwar.Somitverbessertsich
die preisliche Wettbewerbsposition insbeson‐
dere gegenüber dem Vereinigtem Königreich,
denUSA,ChinaundweiterenLänderninAsien.
Im kommenden Jahr wird sich die Wettbe‐
werbsfähigkeit weiter leicht verbessern, be‐
dingt durch die relativ stärkeren Preisanstiege
in vielen Ländern außerhalb des Euroraums.
Gegenüber dem übrigen Euroraum kommt es
dagegen in diesem und im nächsten Jahr zu
einer Verschlechterung, da die Preise in den
meistenPartnerländernwenigerzulegen.
Weltwirtschaftliches Umfeld und preisliche
Wettbewerbsfähigkeit
DiePrognosebasiertaufderAnnahme,dassein
Barrel Rohöl der Sorte Brent im Jahr 2015
durchschnittlich 62,0 US‐Dollar und im kom‐
menden Jahr 66,1 US‐Dollar kostet. Die Wech‐
selkursewerdenimPrognosezeitraumkonstant
fortgeschrieben, so dass das Tauschverhältnis
zwischenUS‐DollarundEurobei1,10liegt.
Die weltwirtschaftliche Expansion wird – wie
im internationalen Teil dieser Prognose be‐
schrieben – nach einer Gegenkorrektur zum
schwachen ersten Quartal wohl mit steigenden
Raten in diesem Jahr zulegen. Im Jahresdurch‐
schnittwirdderWelthandelindiesemJahrvo‐
raussichtlichum3,4%zunehmen.Imkommen‐
den Jahr dürfte die globale konjunkturelle Dy‐
namikimVerlaufleichtnachlassen.Diejahres‐
durchschnittliche Veränderungsrate des Welt‐
handels wird mit 5,1% aber aufgrund des
schwachen ersten Quartals 2015 dennoch hö‐
her sein als in diesem Jahr. Der Anstieg des ifo
Exportnachfrageindikators, der die Prognosen
für die Produktion in wichtigen Handels‐
partnerländern, gewichtet mit dem jeweiligen
deutschen Exportanteil, abbildet, beschleunigt
sichbiszumerstenQuartal2016.10Danachlegt
der Indikator mit etwas niedrigeren Raten zu.
ImaktuellenJahrdürfteerum2,3%zunehmen,
imJahr2015um2,6%.DiestärksteNachfrage
nach deutschen Gütern kommt aus Asien. Im
VerlaufdiesesJahresnehmendiepositivenIm‐
pulse auch aus dem Euroraum, den USA, dem
Vereinigten Königreich und den übrigen Län‐
dern (hier vor allem Osteuropa) zu (vgl. Abb.
3.6).
Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutsch‐
lands gegenüber 37 Handelspartnern auf Basis
der Verbraucherpreisindizes wird sich in die‐
semJahrdeutlichverbessern.Maßgeblichhier‐
Abbildung3.6
Exportindikatoren
Expansionsbeiträge des ifo Exportnachfrageindikators
1,0
0,9
0,8
0,7
Prozent bzw. Prozentpunkte
China
und Südostasien
Südostasien
China und
Euroraum
Euroraum
USA und
und Großbritannien
USA
UK
übrige Länder
übrige
Ländera)a)
Quartalszuwachsrate des
Quartalszuwachsrate
desIndikators
Indikators
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
-0,1
2014
2015
2016
Preisliche Wettbewerbsfähigkeit
3
b)
Prozent bzw. Prozentpunkte
2
1
0
-1
-2
-3
USA
USAund
undGroßbritannien
Großbritannien
Euroraum
Euroraum(ohne
(ohneDeutschland)
Deutschland)
-4
Ausgewählte
ausgewählte Länder
Länder Asiens
Asiens c)
-5
übrige Länder
sonstige
Länderd)
Jahreszuwachsrate des Indikators
Insgesamt
-6
2011
2012
2013
2014
2015
2016
a) Lateinamerika, Osteuropa und Japan. - b) Indikator der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands
gegenüber 37 Handelspartnern auf Basis der Verbraucherpreise. Ein Anstieg bedeutet jeweils eine
Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. - c) China, Hongkong, Südkorea,
Singapur und Japan. - d) Dänemark, Schweden, Norwegen, Schweiz, Bulgarien, Kroatien, Litauen, Polen,
Rumänien, Tschechien, Ungarn, Kanada und Australien.
Quellen: Deutsche Bundesbank; IWF; OECD; Berechnungen des ifo Instituts; 2015 und 2016: Prognose des ifo
Instituts.
10FüreinedetaillierteBeschreibungderKonstrukti‐
ondesIndikators,sieheElstnerS.,C.Grimmeund
T. Siemsen (2010), „Die größten aufstrebenden
Märkte fürdeutsche Exporte liegen in Asien und
Osteuropa“,ifoSchnelldienst63(16),22‐25.
34
DeutscheWirtschaftimAufschwung
FinanzpolitischeRahmenbedingungen
zu einer leichten Entlastung; im Jahr 2016 ist
eine weitere Anhebung des Grundfreibetrages
vorgesehen. Zudem hat die Bundesregierung
angekündigt,imJahr2016diekalteProgression
zu mildern und damit die privaten Haushalte
um ca. 1,4 Mrd. Euro zu entlasten. Die Einfüh‐
rung der Pkw‐Maut sowie die Änderungen bei
der Lkw‐Maut dürften hingegen zu einer leich‐
ten Erhöhung der staatlichen Einnahmen bei‐
tragen.
FinanzpolitischeRahmenbedingungen
Im Jahr 2014 hat sich der gesamtstaatliche
Budgetsaldo, der bereits seit dem Jahr 2012
positiv ist, noch einmal deutlich verbessert.
ObwohldieFinanzpolitikzuletztexpansiveIm‐
pulsegesetzthat,werdendieBudgetüberschüs‐
se wohl auch im Prognosezeitraum leicht zu‐
nehmen, da die kräftige konjunkturelle Bele‐
bung das Steuer‐ und Beitragsaufkommen stei‐
genlässt.DurchdieMaßnahmenderFinanzpo‐
litik werden die Überschüsse im Prognosezeit‐
raumjedochetwasgedämpft.DievonderBun‐
desregierung im Koalitionsvertrag festgelegten
und zur Jahresmitte 2014 in Kraft getretenen
rentenpolitischen Maßnahmen wirken 2015
erstmalseinvollesJahr,sodassdiemonetären
SozialleistungenindererstenJahreshälfte2015
noch einmal überdurchschnittlich zunehmen.
Mit Wirkung zum 1. Juli 2014 wurde die Aner‐
kennung von Kindererziehungszeiten bei der
Mütterrenteerweitert,undfürlangjährigVersi‐
chertedieMöglichkeitgeschaffen,mit63Jahren
abschlagsfrei in Rente zu gehen. Zur Finanzie‐
rung dieser Maßnahmen unterblieb im Jahr
2014 eine Beitragssatzsenkung um 0,6 Pro‐
zentpunkte;aufgrunddergutenFinanzlageder
Rentenversicherung konnten die Beitragssätze
imJahr2015allerdingsbereitsum0,2Prozent‐
punktegesenktwerden.FürdasJahr2016istin
diese Prognose eine erneute Senkung in Höhe
von 0,1 Prozentpunkten eingestellt. In der
Kombination mit anderen Änderungen bei der
Krankenversicherung und der Pflegeversiche‐
rung bleiben die Beitragssätze in der Summe
jedoch in etwa konstant. So wurde eine Erhö‐
hung der Beiträge zur Pflegeversicherung zum
1.1.2015 beschlossen; die Senkung der durch‐
schnittlichen Zusatzbeiträge zur Krankenversi‐
cherung im Jahr 2015 wird hingegen im Jahr
2016 wohl wieder zurückgenommen werden
müssen.InderSummeergebensichdamitüber
die Beitragsbelastung der Bruttolöhne
und‐gehälterkeineImpulse.
Allerdings wird die Steuerbelastung leicht ge‐
senkt. So führt die Erhöhung des Grundfreibe‐
trags und des Kinderfreibetrags im Jahr 2015
RealeArbeitskostenziehenweiteran
ZuJahresbeginnhatsichderAnstiegderTarif‐
löhnedeutlichabgeschwächt,vondurchschnitt‐
lich 2,9% im Jahr 2014 auf 2,1% im ersten
Quartal 2015. Maßgeblich hierfür war, dass
Einmalzahlungen wegfielen. Durch die Einfüh‐
rung des Mindestlohns legten die effektiv ge‐
zahltenLöhnemit2,5%stärkerzualsdieTarif‐
löhne; im Vorjahr war die Lohndrift – der Un‐
terschied zwischen Tariflohn‐ und Effektiv‐
lohnanstieg–nochnegativgewesen.11
Im weiteren Jahresverlauf dürfte das Tempo
des Tariflohnanstiegs wieder anziehen, auch
weilkeineEinmalzahlungenmehrwegfallen.So
beträgt die Stufenerhöhung in der Metall‐ und
Elektroindustrie sowie bei Volkswagen 3,4%,
im Kfz‐Gewerbe 3,0%, in der chemischen In‐
dustrie2,8%undimBaugewerbe2,6%.Etwas
niedrigerfallendieAnhebungenbeispielsweise
im öffentlichen Dienst aus. Insgesamt ergibt
sichfürdiesesJahreineZunahmederTariflöh‐
neumdurchschnittlich2,6%.
Allerdings werden die nicht tarifvertraglich
festgelegten Löhne durch den gesetzlichen
Mindestlohn stärker angehoben als die Tarif‐
löhne. Aufgrund der steigenden Arbeitsnach‐
frage dürften im weiteren Jahresverlauf zudem
11BerechnungenaufBasisdesSozio‐oekonomischen
Panels deuten darauf hin, dass die Löhne im
Durchschnitt durch den Mindestlohn in einer
Größenordnung von ½ Prozent angehoben wer‐
den. Vgl. Henzel, Steffen und Kira Engelhardt
(2014) „Arbeitsmarkteffekte des flächendecken‐
den Mindestlohns in Deutschland“, ifo Schnell‐
dienst10/2014,67.Jahrgang,S.23‐29.
35
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Arbeitsmarkt:HohegesamtwirtschaftlicheNachfrageüberlagertEffektedesMindestlohns
außertarifliche Lohnbestandteile und bezahlte
Überstunden an Bedeutung gewinnen. Bei alle‐
demwirdderEffektivlohnanstiegimJahr2015
voraussichtlich3,0%betragen(Tab.3.5).Somit
steigen die Lohnkosten je Stunde nach Abzug
derPreissteigerungenindiesemJahrum0,6%.
FürdaskommendeJahrliegennurfürsehrwe‐
nige gewichtige Bereiche Tarifabschlüsse vor.
So erhalten die Angestellten der Länder 2,5%
mehr Gehalt. Da die Arbeitsnachfrage in 2016
hoch bleibt, dürfte sich der gesamtwirtschaftli‐
cheTariflohnanstiegimkommendenJahrleicht
beschleunigen. Bei alledem werden die Tarif‐
löhne im Jahr 2016 wohl um 2,7% über dem
Vorjahrliegen.
Die Lohndrift dürfte im kommenden Jahr posi‐
tiv bleiben. Dabei werden – außerhalb des
Niedriglohnsektors – im Zuge der steigenden
Kapazitätsauslastung vermehrt Überstunden
geleistet. Die Lohndrift fällt dennoch deutlich
niedriger aus als im Jahr der Einführung des
Mindestlohns.12 Folglich werden die Effektiv‐
löhne im kommenden Jahr voraussichtlich um
2,8%steigen.DadiePreisewohlwenigerstark
zulegen, ergibt sich für die Reallöhne eine Zu‐
nahme um 1,2%. Bei steigender Produktivität
dürften die realen Lohnstückkosten im kom‐
mendenJahrum0,2%zunehmen.
Arbeitsmarkt: Hohe gesamtwirtschaftliche
Nachfrage überlagert Effekte des Mindest‐
lohns
ImerstenQuartalhatderimJanuareingeführte
gesetzliche Mindestlohn den Beschäftigungs‐
aufbau gedämpft. So ist die Zahl der Minijobs
bereits seit November 2014 rückläufig, wäh‐
rend die sozialversicherungspflichtige Beschäf‐
tigunginetwamitdemselbenTempowiezuvor
ausgeweitet wurde (Abb. 3.7). Da die weitaus
meisten Arbeitnehmer, die unter die Mindest‐
lohnregelungfallen,einenMinijobausüben,war
dergrößteEinflussderMindestlohnregelungin
diesemBereichzuerwarten.13
Tabelle3.5
2012
2013
2014
2015
2016
durchschnittliche
Arbeitszeit
-1,2
-0,7
0,8
0,4
0,2
Zur Entwicklung der Löhne (Inlandskonzept)
Veränderung zum Vorjahr in %
Lohndrift
Verdienst je
Lohndrift
Verdienst je
(ArbeitArbeit(Stunde)
Stunde
nehmer)
nehmer
2,8
4,0
0,1
1,3
2,1
2,8
-0,3
0,4
2,7
1,9
-0,2
-1,1
3,0
2,7
0,5
0,1
2,8
2,6
0,1
-0,1
Tariflohn
(Monat)
2,6
2,4
2,9
2,6
2,7
Tariflohn
(Stunde)
2,7
2,4
3,0
2,6
2,7
Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundesbank; 2015 und 2016: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Juni 2015
12EinemindestlohnbedingteAnhebungderEffektiv‐
löhne ist erst wieder im Jahr 2017 zu erwarten,
wenn Ausnahmeregelungen wegfallen. In Bran‐
chen mit allgemeinverbindlichen Tarifverträgen,
die einen niedrigeren Mindestlohn vorsehen, gilt
dann auch der höhere gesetzliche Mindestlohn.
Außerdem könnte die Mindestlohnkommission
zum 01.01.2017 erstmals eine Erhöhung des ge‐
setzlichenMindestlohnsvorschlagen.
13Vgl.S.HenzelundK.Engelhardt,»Arbeitsmarktef‐
fekte des flächendeckenden Mindestlohns in
Deutschland«, ifo Schnelldienst 67(10), 2014, S.
23–29.
36
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Arbeitsmarkt:HohegesamtwirtschaftlicheNachfrageüberlagertEffektedesMindestlohns
Abbildung3.7
Abbildung3.8
Ausschließlich geringfügige Beschäftigung und
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung
Ausschließlich geringfügige Beschäftigung in West- und Ostdeutschland
2
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
80
Veränderung gegenüber dem Vormonat in Tsd. Personen, saisonbereinigt
1
60
0
40
-1
-2
-3
20
West
Ost
0
-4
-20
-5
-40
-6
-7
-60
-8
-80
ausschließlich geringfügig Beschäftigte
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
2013
2014
2015
2014
2014
2015
2015
Quelle: Bundesagentur für Arbeit.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit.
Beschäftigte ohnehin bereits arbeitslos gemel‐
det.14
DieZunahmedergesamtwirtschaftlichenNach‐
frage führt im zweiten Quartal voraussichtlich
zu einem weiteren Aufbau der sozialversiche‐
rungspflichtigen Beschäftigung, der die negati‐
ven Auswirkungen des Mindestlohns bei den
Minijobsüberlagert.DazudemeinGroßteilder
unmittelbaren Anpassungsreaktionen auf den
Mindestlohn bereits im ersten Quartal erfolgt
seindürfte,wirdsichdasTempodesRückgangs
derMinijobsimzweitenQuartalverlangsamen.
Insgesamt beschleunigt sich der Beschäfti‐
gungszuwachs. In der zweiten Jahreshälfte
dürfte sich die Arbeitsnachfrage gemessen in
Stunden mit steigender gesamtwirtschaftlicher
Produktion weiter beschleunigen (Abb. 3.9).
Dabei nimmt auch die Erwerbstätigkeit etwas
schnellerzu.Hierfürsprichtauch,dassdieZahl
deroffenenStellenweitergestiegenist.Zudem
zeigt das ifo Beschäftigungsbarometer eine zu‐
nehmendeEinstellungsbereitschaft.DerZugang
offener Stellen hat sich im Mai erhöht, nach
leichten Rückgängen in den beiden Vormona‐
ten. Allerdings wird das Tempo etwas ge‐
bremst, da sich Knappheiten in einigen Ar‐
beitsmarktbereichen – insbesondere bei Fach‐
kräften–bemerkbarmachen.
DieDynamikdersozialversicherungspflichtigen
Beschäftigung dürfte hingegen hauptsächlich
konjunkturell begründet sein. Ob Minijobs in
sozialversicherungspflichtige Stellen umge‐
wandelt worden sind, weil durch den Mindest‐
lohn die Grenze von 450 Euro überschritten
wurde, ist bislang nicht abzuschätzen. Zwar
erhöhtesichvorallemdiesozialversicherungs‐
pflichtige Beschäftigung im Dienstleistungsbe‐
reich, in dem auch überdurchschnittlich viele
Minijobber beschäftigt sind. Allerdings dürfte
auch die starke Binnennachfrage die Beschäfti‐
gung in diesem Wirtschaftsbereich besonders
raschsteigenlassen.
Insgesamt fielen die Anpassungsreaktionen in
Ostdeutschlanddeutlicheraus,dadortdieLöh‐
ne durch den Mindestlohn sehr viel stärker
angehoben wurden als in Westdeutschland
(Abb. 3.8). In Ostdeutschland hat sich die aus‐
schließlich geringfügige Beschäftigung um 7%
gegenüberdemVorjahresmonatreduziert.
Der mindestlohnbedingte Rückgang der Be‐
schäftigungführtallerdingsnichtinvollemUm‐
fangzueinemAnstiegderregistriertenArbeits‐
losigkeit, da vielfach Rentner und Studenten –
die nicht in der Arbeitslosenstatistik erfasst
werden–vonderEinführungdesMindestlohns
betroffen sind. Zudem sind viele geringfügig
14 Etwa jeder zehnte ausschließlich geringfügig Be‐
schäftigte in Deutschland bezieht Arbeitslosen‐
geldII,inOstdeutschlandsogarjedervierte.
37
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Arbeitsmarkt:HohegesamtwirtschaftlicheNachfrageüberlagertEffektedesMindestlohns
So dauerte es im Mai bereits 8 Tage länger als
imVorjahresmonat,eineoffeneStellezubeset‐
zen. Folglich dürfte ein Teil der gesamtwirt‐
schaftlichen Produktionsausweitung durch
Produktivitätssteigerungen realisiert werden,
zumaldieanziehendenReallöhnedieKostensi‐
tuation der Unternehmen verschlechtern. Zu‐
dem dürften noch im gesamten Prognosezeit‐
raum Anpassungsreaktionen auf den Mindest‐
lohn zu beobachten sein, wenngleich in gerin‐
geremAusmaßalsbisher.IndieserPrognoseist
unterstellt, dass bis zum Ende des Prognose‐
zeitraums insgesamt 280000 Minijobs min‐
destlohnbedingtverlorengehen.
Alles in allem ergibt sich für den Jahresdurch‐
schnitt 2015 ein Anstieg der Erwerbstätigkeit
um235000Personen(0,6%).Damitgehteine
Zunahme des Arbeitsvolumens um 0,8% ein‐
her, da die durchschnittlich geleistete Arbeits‐
zeitebenfallsleichtsteigt.EinGrundhierfürist,
dassvermehrtÜberstundengeleistetwerden.15
Abbildung3.9
Geleistete Arbeitsstunden der Erwerbstätigen im Inland
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
15 200
Mill. Stunden
laufende
%
b)
Jahresdurchschnitt b)
Mill. Stunden (linke Skala)
15 000
3,0
a)
Rate a)
0,7%
0,8%
1,5
14 800
1,5%
14 600
1,6%
-0,3%
-0,3%
0,0
14 400
Prognosezeitraum
14 200
-1,5
14 000
2011
a)
b)
2012
2013
2014
2015
2016
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr in %.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
Erwerbstätige
Inlandskonzept, saisonbereinigter Verlauf
45
Mill. Personen
Tsd. Personen
400
a)
Veränderung
Veränderung gegenüber
gegenüber dem
dem Vorquartal
Vorquartal a)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
44
Mill.
Mill. Personen
Personen (linke Skala)
+235
43
+250
+357
+550
+463
300
200
+248
42
100
41
0
Prognosezeitraum
40
-100
2011
2012
2013
2014
2015
2016
a) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
ifo Beschäftigungsbarometer für Deutschland für die gewerbliche Wirtschaft
2005 = 100, saisonbereinigt
115
110
105
100
95
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: ifo Konjunkturtest, Mai 2015.
15 Da überwiegend Minijobs wegfallen, die eine un‐
terdurchschnittlicheArbeitszeitaufweisen,dürfte
der Mindestlohn die Arbeitszeit für sich genom‐
men erhöhen. Jedoch werden viele geringfügig
Beschäftigte ihre Arbeitszeit voraussichtlich re‐
duzieren, um mit dem höheren Lohn nicht über
die 450‐Euro‐Marke zu kommen. Andernfalls
würden Sozialversicherungsbeiträge fällig, was
die Beschäftigung dann weniger attraktiv macht.
Per Saldo dürfte der Mindestlohn daher nur ge‐
ringeAuswirkungenaufdieArbeitszeithaben.
38
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Arbeitsmarkt:HohegesamtwirtschaftlicheNachfrageüberlagertEffektedesMindestlohns
Tabelle3.6
bau etwas. Im Jahresdurchschnitt 2016 dürfte
die Zahl der Erwerbstätigen um 250000 zu‐
nehmen. Bei alledem wird die Arbeitslosigkeit
voraussichtlich um rund 120000 Personen
abnehmen,unddieArbeitslosenquotesinktauf
6,0%. Hier macht sich auch der zuwande‐
rungsbedingte Anstieg des Erwerbspersonen‐
potenzialsbemerkbar.
Inwiefern der Anstieg der Erwerbstätigkeit zu
einem Rückgang der Arbeitslosigkeit führt,
hängtvonderEntwicklungdesArbeitsangebots
ab. Dem langfristigen Trend folgend dürfte die
Erwerbsbeteiligung Älterer weiter zunehmen.
Außerdem wird die Zuwanderung aus den EU‐
Mitgliedsstaaten voraussichtlich hoch bleiben,
da sich die Arbeitsplatzaussichten in vielen
Ländern der EU nur sehr langsam bessern. Al‐
lerdingsgehtdieZahlderInländerimErwerbs‐
alter deutlich zurück, was für sich genommen
die Zahl der Arbeitslosen entlastet. Alles in al‐
lem ist der Rückgang der Arbeitslosigkeit mit
135000 Personen voraussichtlich weniger
stark als der Anstieg der Erwerbstätigkeit na‐
helegt, so dass eine Arbeitslosenquote von
6,3% erreicht werden dürfte ( Abb. 3.10; Tab.
3.6)
Im kommenden Jahr bleibt die Arbeitsmarktla‐
ge aufgrund der guten konjunkturellen Grund‐
tendenz trotz des Mindestlohns zwar stabil.
Allerdings machen sich allmählich die von der
Kostenseite dämpfenden Faktoren bemerkbar.
Dabei verlangsamt sich der Beschäftigungsauf‐
Abbildung3.10
Arbeitslose
Saisonbereinigter Verlauf
3,6
Mill. Personen
Tsd. Personen
200
Veränderunggegenüber
gegenüberdem
demVorquartal
Vorquartala)a)
Veränderung
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnittb)b)
Mill.
Personen
Mill. Personen (linke Skala)
3,2
100
-727
-79
53
-52
Prognosezeitraum
2,8
0
-135
2,4
-120
2,0
-100
-200
2011
2012
2013
2014
2015
2016
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen.
Quellen: Bundesagentur für Arbeit; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
39
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Arbeitsmarkt:HohegesamtwirtschaftlicheNachfrageüberlagertEffektedesMindestlohns
Kasten:ZurEntwicklungdesErwerbspersonenpotenzials
DieBeschäftigunginDeutschlandnimmtseitBeginndesJahrzehntsstetigzu.BiszumJahr2014stieg
die Anzahl der Erwerbstätigen um insgesamt 1,6Millionen Personen. In derselben Periode nahm die
AnzahlderArbeitslosenlediglichum350000Personenab(Abb.3.11).DieZunahmederErwerbstätig‐
keitspeistsichdemnachzumüberwiegendenTeildurchPersonen,diezuvornichtamArbeitsmarktge‐
schehenbeteiligtwaren.Diesesog.Erwerbspersonennahmendemnachumrund1,25MillionenPerso‐
nenzu.
DieseEntwicklungistinAnbetrachtdesRückgangsderBevölkerungimerwerbsfähigenAlter(von15
bis65Jahren)um1,2MillionenPersonenumsobemerkenswerter(Abb.3.12).Augenscheinlichkonnte
dieserVerlustmehralsausgeglichenwerden.ImZeitraum2010‐2014erzielteDeutschlanderhebliche
Wanderungsgewinne. Die Nettozuwanderung stieg um 1,7Millionen Personen. Hierbei ist zu berück‐
sichtigen, dass nicht alle Zuwanderer am Arbeitsmarktgeschehen teilnehmen. Des Weiteren drängten
vielePersonenaufdenArbeitsmarkt,diesichzuvorinMaßnahmenderBundesagenturfürArbeitbe‐
fanden.16 Zudem fanden offenbar zahlreiche Personen einen Arbeitsplatz, die zwar erwerbslos waren
unddemArbeitsmarktprinzipiellzurVerfügung standen,aber–z.B.aufgrundfehlenderAnsprüche–
nicht arbeitslos gemeldet waren. Bei alledem nahm die stille Reserve um 500000 Personen ab (Abb.
3.12). Die verbleibende Differenz von rund 350000 Personen kann unter anderem auch sozio‐
ökonomischenFaktorenzugeschriebenwerden.SoführteeineErhöhungderErwerbsneigungÄlterer,
beispielsweisedurcheinenspäterenEintrittindieAltersrenteodereinenHinzuverdienstzurRentezu
einerAusdehnungdesArbeitsangebotsum300000Personen.17
Abbildung3.11
Abbildung3.12
Entwicklung Erwerbstätigkeit
Ausgewählte Indikatoren der Erwerbstätigkeit
Kumulierte Veränderung in Tsd. Personen
Kumulierte Veränderung in Tsd. Personen
2000
1800
Wanderungsgewinne
Rückgang der Sllen Reserve
1600
1500
Zunahme Erwerbstäge
Ältere Erwerbstäge >65 Jahre
Rückgang
Arbeitslose
1400
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15-65 Jahre)
1000
1200
500
1000
0
800
600
-500
400
-1000
200
-1500
0
2010
2011
2012
2013
2014
2010
2011
2012
2013
2014
Quellen: Statistische Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit:
Quellen: Statistisches Bundesamt, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), EU Labor Force Survey: 16SieheIAB‐Kurzbericht7/2015,InstitutfürArbeitsmarkt‐undBerufsforschung(IAB).
17Vgl.EULaborForceSurvey,http://ec.europa.eu/eurostat/web/lfs/data/database
40
DeutscheWirtschaftimAufschwung
PositiveImpulsevomAußenhandel
PositiveImpulsevomAußenhandel
Abbildung3.13
Im ersten Quartal 2015 trug der Außenhandel
negativ zur Expansion des Bruttoinlandspro‐
duktsbei.DieAusfuhrnahmkaumzu,lediglich
aus dem Euroraum gab es positive Impulse.
Besonders dämpfend wirkte zum ersten Mal
seit über zwei Jahren China, aber auch die Ex‐
porte nach Russland nahmen weiter ab. Die
Einfuhr legte deutlich stärker zu als die Aus‐
fuhr.ImEinklangmitderstarkenZunahmeder
inländischen Ausrüstungsinvestitionen wurden
dabeivorallemInvestitionsgüterimportiert.
Im zweiten Quartal dürfte die Ausfuhr mit
1,5% kräftig zulegen. Dafür sprechen die Auf‐
tragseingänge aus dem Ausland für das verar‐
beitende Gewerbe, die im April deutlich über
dem ersten Quartal lagen. Auch die für April
vorliegende nominale Ausfuhr in Abgrenzung
des Spezialhandels zog gegenüber dem ersten
Quartal stark an. Darüber hinaus ist der Auf‐
tragsbestand im Trend weiter aufwärtsgerich‐
tet. Die ifo Exporterwartungen sind zwar im
AprilundMaileichtzurückgegangen,wohlauch
weil der Euro‐Wechselkurs seit Mitte April
wieder deutlich aufgewertet hat, befinden sich
aberweiterhinaufeinemrechthohenNiveau.18
Das ifo Exportklima liegt weiterhin auf über‐
durchschnittlichemNiveau(vgl.Abb.3.13).19
Frühindikatoren für den Export
Saisonbereinigte Werte
20
Saldo
Index
0,6
0,4
15
ifo Exporterwartungen
0,2
10
0,0
-0,2
5
-0,4
0
-0,6
-5
ifo Exportklima
-0,8
(rechte Achse)
-1,0
-10
2012
2013
2014
2015
Quelle: ifo Institut.
ImdrittenQuartalwirddieAusfuhrwohletwas
stärker als die durchschnittliche Zuwachsrate
dererstenbeidenQuartalezulegen,imSchluss‐
quartal 2015 beschleunigt sich der Anstieg der
Ausfuhr weiter. Für das positive zweite Halb‐
jahr spricht zum einen das verstärkte Expansi‐
onstempo in den USA, im Vereinigten König‐
reich,imEuroraumundinvielenaufstrebenden
Volkswirtschaften. Zum anderen dürfte die Ab‐
wertung des Euro, die bis Mitte April 2015
stattgefunden hat, noch stimulierend wirken.
Leicht dämpfend auf den Absatz deutscher Gü‐
ter im restlichen Euroraum wird wohl die Tat‐
sache wirken, dass sich die deutschen Preise
stärker erhöhen als in den Absatzländern im
Euroraum. Im Jahr 2016 wird sich die Aus‐
fuhrdynamik voraussichtlich etwas verlangsa‐
men. Zum einen dürften die positiven Effekte
durch die im vergangenen Herbst stark gesun‐
kenen Ölpreise im kommenden Jahr allmählich
auslaufen.EinGroßteilderdeutschenHandels‐
partner ist hiervon betroffen. Zum anderen
werden die positiven Impulse der effektiven
Abwertung des Euro auf die Ausfuhr voraus‐
sichtlich abklingen. Insgesamt ist mit einem
AnstiegdesrealenExportsum5,3%indiesem
Jahr zu rechnen. Im Jahr 2016 dürfte die Aus‐
fuhrum5,6%expandieren(vgl.Abb.3.14).
18 Die ifo Exporterwartungen basieren auf den Mel‐
dungen der deutschen Industrie im Rahmen des
monatlichen ifo Konjunkturtests, vgl. Grimme C.
und K. Wohlrabe (2014), „Die ifo Exporterwar‐
tungen–einneuerIndikatorzurLagederExport‐
industrie in Deutschland“, ifo Schnelldienst 67
(23),3‐4.
19DasifoExportklimasetztsichausIndikatorender
Unternehmens‐ und Verbraucherstimmung in
den wichtigsten Absatzmärkten Deutschlands
und einem Indikator der preislichen Wettbe‐
werbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zusam‐
men, vgl. Elstner S., C. Grimme und U. Haskamp
(2013),„DasifoExportklima–einFrühindikator
für die deutsche Exportprognose“, ifo Schnell‐
dienst66(04),36‐43.
41
DeutscheWirtschaftimAufschwung
PositiveImpulsevomAußenhandel
Abbildung3.14
Abbildung3.15
Reale Importe
Reale Exporte
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
405
380
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
6
340
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnittb)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
Volumen
Mrd.
Euro (linke Skala)
320
4
%
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
a)
laufende
laufendeRate
Ratea)
5,8%
Mrd.
Euro (linke Skala)
Volumen
5,6%
3,1%
2
2,8%
305
280
7,2%
0
1,6%
-2
2012
2013
1
0,0%
3,8%
8,0%
2011
260
Prognosezeitraum
2
3,5%
280
330
2014
2015
2016
0
240
Prognosezeitraum
-1
220
-4
2011
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
3
5,9%
300
5,3%
355
4
2012
2013
2014
2015
2016
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
nigerstarkzunehmenwerden.Insgesamtdürf‐
te der Import in diesem Jahr um 5,9% zuneh‐
men. Im kommenden Jahr wird er voraussicht‐
lichum5,8%expandieren(vgl.Abb.3.15).
ImzweitenQuartal2015wirdderImportwohl
deutlich geringer zunehmen als der Export.
Darauf deutet die nominale Einfuhr in Abgren‐
zung des Spezialhandels hin, die im April nur
geringfügigüberdemerstenQuartallag;inrea‐
ler Rechnung ist der Aprilwert aufgrund des
kräftigen Anstiegs der Einfuhrpreise sogar
rückläufig. Im zweiten Halbjahr wird die Ein‐
fuhr voraussichtlich mit zunehmenden Raten
expandieren.ZumeinenprofitierendieImporte
vomstärkerenAnstiegderAusrüstungsinvesti‐
tionen,zumanderenwerdensievonderExpan‐
sion der Ausfuhren stimuliert, die den Bedarf
anausländischenVorleistungsgüternerhöht.Im
nächsten Jahr wird sich die Dynamik der Ein‐
fuhrenetwasverlangsamen,dasowohldieAus‐
fuhralsauchdieAusrüstungsinvestitionenwe‐
Im Prognosezeitraum werden die Einfuhren
zwarmithöherenRatenzulegenalsdieAusfuh‐
ren, aufgrund des niedrigeren Importniveaus
relativ zu dem des Exports baut sich der Au‐
ßenbetrag in Relation zum Bruttoinlandspro‐
dukt im Jahresdurchschnitt aber nicht ab; er
beträgt in diesem Jahr 7,1% und im nächsten
Jahr7,2%.FürdiesesJahrergibtsicheinposi‐
tiver Beitrag des Außenhandels zur Expansion
des Bruttoinlandsprodukts von 0,1 Prozent‐
punkten, im nächsten Jahr von 0,3 (vgl. Tab.
3.7).
Tabelle3.7
42
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Ausrüstungsinvestitionenholenmoderatauf
AuchimzweitenQuartal2015wirdfürdieAus‐
rüstungsinvestitionen ein Plus erwartet, wenn‐
gleichnichtganzsokräftigwiezuJahresbeginn.
Zwar sind im April zuletzt die Produktion und
der Umsatz im Investitionsgüterbereich gestie‐
gen. Allerdings erweist sich die Bestelltätigkeit
ausdemInlandseitAnfangdesJahresvorallem
imFahrzeugbereichrechtschwach.Imweiteren
Verlauf des Jahres 2015 dürften die Ausrüs‐
tungsinvestitionen, ausgehend von derzeit
normal ausgelasteten Kapazitäten, leicht anzie‐
hen. Insbesondere die Exportwirtschaft, aber
auch die konsumnahe Industrie dürfte zurück‐
gestellte Investitionsvorhaben vermehrt nach‐
holen. Gegen eine allzu kräftige Investitionsdy‐
namik sprechen allerdings die zuletzt ver‐
schlechtertenGeschäftserwartungenimLeasing
undbeidenInvestitionsgüterproduzenten(vgl.
Abb. 3.16). Dennoch sind die Investitionspläne
der Firmen in diesem Jahr grundsätzlich auf
Expansion ausgerichtet. Nach den vorläufigen
Die Terms of Trade dürften sich im zweiten
Quartal 2015 erstmals nach drei Jahren ver‐
schlechtern. Darauf weisen die vorliegenden
WertefürdieAußenhandelspreisehin;dieEin‐
fuhrpreise steigen deutlich stärker als die Aus‐
fuhrpreise.DerAnstiegderEinfuhrpreiseergibt
sich zum einen durch die jüngsten Preiserhö‐
hungen beim Öl; der Ölpreis ist im Zweimo‐
natsdurchschnitt um 7% höher als im ersten
Quartal. Zum anderen macht sich die Abwer‐
tungdesEuroallmählichbeidenImportpreisen
bemerkbar. Im weiteren Prognosezeitraum
dürften sowohl die Ausfuhr‐ als auch die Ein‐
fuhrpreise beschleunigt zulegen. Die positive
Dynamik der Auslandsnachfrage führt dazu,
dass die inländischen Unternehmen ihre Kos‐
tensteigerungen besser auf ihre Abnehmer
überwälzen können. Gleichzeitig können aus‐
ländischeFirmenaufgrunddergutendeutschen
KonjunkturhöherePreisedurchsetzen,sodass
die Importpreise beschleunigt steigen. Auf‐
grund der starken Verbesserung der Terms of
Trade im ersten Quartal 2015 werden die
TermsofTradeimJahresdurchschnittum1,9%
steigen. Im kommenden Jahr fallen sie um
0,2%. Der Leistungsbilanzsaldo in Relation
zum Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem
Jahr bei 8,2% und im nächsten Jahr bei 8,3%
liegen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der
annahmegemäß niedrige Ölpreis den Handels‐
bilanzüberschussinbeidenJahrendeutlichver‐
größert.
Abbildung3.16
ifo Geschäftserwartungen für Investitionsgüter und Leasing
Saldo in %
50
40
30
Leasing
20
10
0
Invesonsgüter
-10
-20
-30
Ausrüstungsinvestitionen holen moderat
auf
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: ifo Konjunkturtest.
ifo Produktionsunsicherheit und Economic Policy Uncertainty Index
Die Ausrüstungsinvestitionen verzeichneten
miteinemZuwachsvon1,5%imerstenQuartal
einen starken Jahresauftakt. Erstmals seit ei‐
nem Jahr investierte wieder hauptsächlich die
Unternehmensseite spürbar mehr in Maschi‐
nen, Geräte und Fahrzeuge. Da die Kapazitäts‐
auslastung in der Industrie seit geraumer Zeit
um ihren langfristigen Mittelwert schwankt,
wurden zu Beginn des Jahres wohl aber vor‐
nehmlichErsatzinvestitionengetätigt.
gleitender Dreimonatsdurchschnitt
0,57
210
190
ifo Produkonsunsicherheit
0,56
(rechte Achse)
0,55
170
0,54
150
0,53
0,52
130
0,51
110
Economic Policy Uncertaint
(linke Achse)
90
Q1
Q2
Q3
Q4
Q1
Q2
Q3
Q4
Q1
Q2
2013
2014
2015
ifo Produktionsunsicherheit: Streuung der Produktionserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe
Siehe Bachmann, R., S. Elstner und E. Sims (2013), "Uncertainty and economic activity: Evidence from
business survey data", American Economic Journal: Macroeconomics 5, S. 217-249.
Quelle: ifo Institut; S. Baker, N. Bloom und S.J. Davis (www.PolicyUncertainty.com).
43
0,50
0,49
DeutscheWirtschaftimAufschwung
RegeBautätigkeithältan
Für die Ausrüstungsinvestitionen ist in diesem
JahrmiteinemZuwachsvon3,5%zurechnen,
gefolgtvondurchschnittlich4,4%imkommen‐
den Jahr (vgl. Abbildung 3.17). Demnach errei‐
chen die Ausrüstungsinvestitionen gegen Ende
desPrognosezeitraumsinetwawiederihrVor‐
krisenniveau.
ErgebnissendesifoInvestitionstestswollendie
befragten Industrieunternehmen 7% mehr
investieren als im Vorjahr, darunter mehrheit‐
lich kleine und mittlere Unternehmen. Auch
lautderjüngstenDIHK‐Konjunkturumfragehat
sichdieInvestitionsbereitschaftinderIndustrie
undimDienstleistungsbereichimFrühsommer
wieder leicht erhöht.20 Das Investitionsklima
wirdzudembegünstigtvonderseitAnfangdes
Jahres abnehmenden Unsicherheit, gemessen
anhand des Economic Policy Uncertainty Indi‐
kators für Deutschland oder der Streuung der
ifo Produktionserwartungen in der Industrie
(vgl.Abb.3.16).
RegeBautätigkeithältan
ZumJahresauftakt2015sinddieBauinvestitio‐
nen mit 1,7% kräftig gestiegen. Von der über‐
durchschnittlichmildenWitterungzuJahresbe‐
ginn profitierte insbesondere der Wirtschafts‐
bau. Auch in Wohnbauten wurde in den Mona‐
ten Januar bis März deutlich mehr investiert.
Dagegen konnte im öffentlichen Bau der äu‐
ßerst starke Zuwachs im Jahresschlussquartal
2014erwartungsgemäßnichtgehaltenwerden.
DieInvestitioneninWohnbautendürftenihren
Aufwärtskurs weiter halten. Die Auftragsein‐
gänge haben wieder an Schwung gewonnen,
und auch der Auftragsbestand verweist auf ein
hohesAuftragspolster.DieBautätigkeitimAus‐
baugewerbe zeigt sich ebenfalls wieder rege.
FürmoderateZuwächsesprechenallerdingsdie
gedämpftenifoGeschäftserwartungenimWoh‐
nungsbau (vgl. Abbildung 3.18). Zudem nimmt
das Kaufpreis‐Mietverhältnis weiterhin zu.
Dennoch dürften die finanziellen Rahmenbe‐
dingungen für Wohnbauten im Prognosezeit‐
raumäußerstgünstigbleiben.Sobefindensich
diedurchschnittlichenZinsenfürneuvergebene
privateBaukreditebeinunmehrunter2%.
Abbildung3.17
Reale Investitionen in Ausrüstungen
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
52
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
6
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
4,4%
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
50
4
Volumen
Mrd.
Euro(linke Skala)
3,5%
2
48
0
46
6,1%
-3,0%
-2,4%
4,3%
Prognosezeitraum
44
-4
-6
42
2011
a)
b)
-2
2012
2013
2014
2015
2016
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
Auch im kommenden Jahr werden die Ausrüs‐
tungsinvestitionen ihren Aufwärtskurs wohl
halten. Allerdings dürften die Zuwachsraten
gegen Ende des Prognosezeitraums angesichts
der abschwächenden Dynamik der Ausfuhren
auch bei den Unternehmensinvestitionen in
MaschinenunddenFuhrparketwasabnehmen.
Vor diesem Hintergrund bleiben die Finanzie‐
rungskonditionen für Investitionsprojekte im
Prognosezeitraumgünstig.SosinddieEffektiv‐
zinssätze im Neugeschäft seit Jahresbeginn
abermals gesunken und die ifo Kredithürde
befindet sich auf historischem Tiefstwert.
GleichzeitigdürftendiesteigendenGewinnedie
Innenfinanzierung der Unternehmen weiter
stärken.
Abbildung3.18
ifo Geschäftserwartungen im Wohnungsbau
Saldo in %
8
4
0
-4
-8
20SieheDIHK(2015),„Wachstumziehtan,Euphorie
-12
bleibt
aus.
Ergebnisse
der
DIHK‐
Konjunkturumfrage bei den Industrie‐ und Han‐
delskammern.Frühsommer2015“.
-16
2011
Quelle: ifo Konjunkturtest.
44
2012
2013
2014
2015
DeutscheWirtschaftimAufschwung
RegeBautätigkeithältan
Tabelle3.8
Haushalte weitgehend entspannt, wenngleich
sichkommunaleDisparitätenlautdemjüngsten
KfW‐Kommunalpanel weiter verstärken. Stüt‐
zend dürften im Prognosezeitraum daher die
zusätzlichen Bundesinvestitionsmittel und das
Sondervermögen für finanzschwache Kommu‐
nen wirken.21 Insgesamt wird der Zuwachs bei
den öffentlichen Bauinvestitionen in diesem
Jahrmitvoraussichtlich1,1%deutlichgeringer
ausfallen als im Vorjahr, in 2016 dann wieder
etwaskräftigermit2,6%.
Alles in allem wird sich der positive Trend der
deutschen Baukonjunktur in den kommenden
beidenJahrenfortsetzen.DasifoInstituterwar‐
tethierbeieineZunahmedergesamtwirtschaft‐
lichen Bauinvestitionen von 2,0% in diesem
Jahrund1,8%imnächstenJahr(vgl.Abbildung
3.19).
Abbildung3.19
Auch die Baugenehmigungen zeigen sich seit
Beginn des Jahres dynamischer. Stärkere Im‐
pulse waren am aktuellen Rand erstmals wie‐
der bei den Ein‐ und Zweifamilienhäusern zu
beobachten. Alles in allem dürften die Woh‐
nungsbauinvestitionenindiesemJahrum2,3%
und im kommenden Jahr um 1,6% ansteigen
(vgl.Tabelle3.8).
Die gewerblichen Bauinvestitionen haben im
vergangenen Winterhalbjahr an Fahrt gewon‐
nen. Aufgrund ihrer ausgeprägten Volatilität
dürften sie ihr starkes Niveau zu Jahresbeginn
aber vorerst nicht halten. Hierauf deutet der
Auftragsbestand hin, der im gewerblichen
Hochbau nachgegeben hat. Mit anziehenden
Ausrüstungsinvestitionen dürfte aber auch der
Wirtschaftsbau im späteren Verlauf wieder an
Schwung gewinnen. Dafür sprechen die Neu‐
baugenehmigungen für gewerbliche Gebäude,
die nach einer Schwächephase zuletzt kräftig
anzogen. In diesem Jahr wird für die Wirt‐
schaftsbauinvestitionen ein Plus von 1,5% er‐
wartet. Im kommenden Jahr werden sie mit
voraussichtlich1,9%etwasstärkerzunehmen.
In öffentliche Bauten dürfte nach dem schwa‐
chen Jahresbeginn im laufenden Sommerhalb‐
jahrstärkerinvestiertwerden.SosinddieAuf‐
träge von öffentlichen Bauherren seit Anfang
2015 wieder aufwärtsgerichtet. Auch hat zu‐
letztderAuftragsbestandimöffentlichenHoch‐
und Tiefbau zugenommen. Gesamtheitlich be‐
trachtet bleibt die Kassenlage der öffentlichen
Reale Bauinvestitionen
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
74
%
10
laufende
laufende Rate
Rate a)
Jahresdurchschnitt
72
b)
8
Volumen (linke Skala)
1,8%
70
6
2,0%
68
-0,1%
66
8,4%
4
3,4%
2
0,6%
0
64
Prognosezeitraum
62
-2
-4
60
2011
2012
2013
2014
2015
2016
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
21
45
Hierbei
dürfte
die
beschlossene
Infrastrukturabgabe(„Pkw‐Maut“),diein2016in
Kraft treten soll, mit geschätzten 500 Mio. EUR
Nettoeinnahmen jährlich einen quantitativ nur
geringenpositivenImpulsliefern.
DeutscheWirtschaftimAufschwung
PrivaterKonsumbleibtKonjunkturmotor
ge recht kräftig angehoben.22 Zugleich werden
erste Leistungen nach dem neuen Elterngeld
plus ausbezahlt. Bei unveränderter Sparquote
dürftendieKonsumausgabenimlaufendenJahr
im Tempo der Realeinkommen steigen
(2,2%)(vgl.Abb.3.21).
PrivaterKonsumbleibtKonjunkturmotor
Der private Konsum ist im zweiten Halbjahr
2014 kräftig gestiegen, befördert durch die
steigende Beschäftigung, höhere Tarifabschlüs‐
se und auch durch neue Transferleistungen im
Bereich der Alterssicherung. Hinzu kam der
scharfe Rückgang der Ölpreise, der sich im In‐
land rasch in niedrigeren Kraftstoff‐ und Heiz‐
ölpreisen niederschlug. Im ersten Vierteljahr
2015hatsichdiegünstigeVerbrauchskonjunk‐
tur in nahezu unvermindertem Tempo fortge‐
setzt. Der ölpreisbedingte Realeinkommenszu‐
wachs vom Herbst vergangenen Jahres ist von
den privaten Haushalten erst nach der Jahres‐
wende voll verausgabt worden, die zuvor ge‐
stiegene Sparquote sank deutlich. Außerdem
traten zu Jahresbeginn neue Sozialleistungen
wie die erste Stufe der Pflegereform trat in
Kraft. Gefragt waren im ersten Quartal vor al‐
lem Bekleidung und Schuhe sowie Einrich‐
tungsgegenstände.Auch derPkw‐Handelprofi‐
tiertedeutlich.
Im laufenden Jahr wird sich die Expansion des
privatenKonsumsfortsetzen.Soübertrafendie
realen Einzelhandelsumsätze im April saison‐
bereinigt den Stand des ersten Quartals deut‐
lich. Das Konsumentenvertrauen und die Be‐
reitschaft zu größeren Anschaffungen sind auf
hohemNiveau(vgl.Abb.3.20).Begünstigtwird
die Verbrauchskonjunktur durch fiskalische
Entlastungen der Haushaltsbudgets (Erhöhung
des steuerlichen Grundfreibetrags, des Kinder‐
freibetrags und des Entlastungsbetrags für Al‐
leinstehende). Zudem wurde das Kindergeld
erhöht.ZurJahresmittewerdendieAltersbezü‐
Abbildung3.20
Reale Konsumausgaben der privaten Haushaltea)
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
410
400
a)
Mai
2012
2013
2014
2015
Prognosezeitraum
0,8%
-1
-2
2011
2012
2013
2014
2015
2016
a)
Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.
b) Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
c) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
22
Die für die Rentenanpassung 2015 relevante
Lohnsteigerung aus dem Vorjahr beträgt 2,08% in
denaltenLändernund2,5%indenneuenLändern.
Neben der Lohnentwicklung ist auch dem
»Nachhaltigkeitsfaktor«Rechnungzutragen,derdie
Veränderung
des
Verhältnisses
von
Rentenbeziehenden
zu
Beitragszahlenden
berücksichtigt. Dieser Faktor wirkt in diesem Jahr
mit 0,01 Prozentpunkten nicht spürbar aus. Auch
der Faktor »Altersvorsorgeaufwendungen« kommt
diesesJahrnichtzumTragen.Zusammengenommen
folgt hieraus eine Rentenerhöhung zur Jahresmitte
2015von2,1%indenaltenBundesländernundvon
2,5% in den neuen Ländern. Die Rentenerhöhung
fällt im Jahr 2015 voraussichtlich um einen
Prozentpunkt niedriger aus als ursprünglich
vorausgeschätzt. Maßgeblich hierfür ist, dass die
Bundesagentur für Arbeit Ende August 2014 die
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um
neue Personengruppen (z.B. Beschäftigte in
Behindertenwerkstätten
sowie
in
Freiwilligendiensten)
erweitert
hat.
Die
Einbeziehung dieser Geringverdiener mindert die
Bruttolohnsumme je Beschäftigten im Jahr 2014,
nicht aber die des Jahres 2013, die für die
Rentenanpassung 2015 noch nach alter SV‐
Abgrenzung berechnet wird. Im Jahr 2016 wird es
aberbeidenAltersrentenzueinerkompensierenden
Korrektur nach oben und damit zu einer
entsprechend höheren Anpassungssatz kommen.
Vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
Pressemitteilungvom20.03.2015.
-20
2011
1,1%
360
0
2010
0,7%
370
(rechte Skala)
-40
0
2,3%
Konsumentenvertrauenb)
-20
2
1
380
20
0
1,6%
390
40
(linke Skala)
Volumen
Mrd.
Euro(linke Skala)
2,2%
Indikatoren zur Konsumkonjunktura)
Bereitschaft zu größeren
Anschaffungenc)
3
c)
Jahresdurchschnitt c)
Salden in %
20
%
b)
laufende Rate
Rate b)
Abbildung3.21
40
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
-40
b) Mittelwert
Saisonbereinigt. −
der Salden in % der Meldungen der privaten Haushalte zu ihrer finanziellen und
wirtschaftlichen Lage (in den kommenden zwölf Monaten), Arbeitslosigkeitserwartungen (in den kommenden
zwölf Monaten) und den Ersparnissen (in den kommenden zwölf Monaten). − c) Gegenwärtig.
Quelle: Europäische Kommission.
46
DeutscheWirtschaftimAufschwung
PrivaterKonsumbleibtKonjunkturmotor
ZinsniveaumachtSparenwenigerattraktivund
regt die Inanspruchnahme von billigen Konsu‐
mentenkrediten an, gleichzeitig werden
dadurch aber die Vermögenseinkommen der
privaten Haushalte gedrückt, was den Gegen‐
wartskonsumschmälertunddieNotwendigkeit
zum Sparen erhöht. Einem Rückgang der Spar‐
quote wirkt zudem die rege private Wohn‐
bautätigkeit entgegen. Damit dürften die Ver‐
brauchsausgaben 2015 voraussichtlich eben‐
falls um 3,1% zulegen, nach Abzug der Preis‐
steigerungsrate ergibt sich eine Zunahme um
1,6%. Auch im konjunkturellen Verlauf leistet
der private Konsum damit einen spürbaren
Im kommenden Jahr dürfte der reale private
Konsum weiter zügig expandieren. Die Brutto‐
löhne werden um 3,5% sehr kräftig steigen.
Netto fällt das Plus mit 3,1% allerdings gerin‐
geraus.ZwarwirdderGrundfreibetragundder
Kinderfreibetrag erneut angehoben. Zudem
erhöhtsichderEntlastungsbetragfürAlleinste‐
hende nochmals. Überdies wird die kalte Pro‐
gression im Steuertarif etwas abgemildert (mit
dem vorliegenden Gesetzentwurf soll die Infla‐
tion der Jahre 2014 und 2015 ausgeglichen
werden). Allerdings wird der durchschnittliche
ZusatzbeitragbeidergesetzlichenKrankenver‐
sicherungsteigen;derBeitragssatzzurRenten‐
versicherung wird dagegen noch einmal leicht
gesenkt.
Die monetären Sozialleistungen dürften im
kommenden Jahr mit 3,2% weiter spürbar zu‐
nehmen.ZurJahresmittewerdendieAltersren‐
ten sehr kräftig erhöht, zudem wird zeitgleich
der Kindergeldzuschlag um 20 Euro monatlich
erhöht Alles in allem dürften die verfügbaren
Einkommen der privaten Haushalte 2015 um
3,1% expandieren. Die Sparquote dürfte un‐
verändert bleiben. Das anhaltend niedrige
Beitrag zum Anstieg des Bruttoinlandspro‐
dukts(vgl.Tab.3.9).
Tabelle3.9
47
DeutscheWirtschaftimAufschwung
StaatskonsumnimmtFahrtauf
derentwicklungwar,dassdieheimischenPreise
fürHeizölundKraftstoffeinfolgedesEinbruchs
der Notierungen auf den Rohölmärkten stark
gefallen waren. Das importierte Kaufkraftplus
wärenochetwashöherausgefallen,hättenicht
derEurogegenüberdemUS‐Dollarabgewertet.
Nach dem Erreichen der Talsohle bei den Öl‐
preisenimJanuardürftedasVerbraucherpreis‐
niveau im zweiten Quartal mit einer Rate von
¾% dann aber wieder recht kräftig gestiegen
sein.ImVorjahresvergleichbetrugdiegesamte
InflationsrateimMai0,7%;dieumEnergieträ‐
gerbereinigteKerninflationsratelagbei1,3%.
Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns
hat sich erwartungsgemäß in höheren Preisen
für Dienstleistungen niedergeschlagen, so etwa
für Dienstleistungen des Beherbergungs‐ und
Gaststättengewerbes (Mai 2015 gegen Mai
2014: 2,7%), für Chemische Reinigungen
(+3,1%), für nichtärztliche Gesundheitsdienst‐
leistungen (+4,7%), für die Inanspruchnahme
vonHaushaltshilfen(+5,2%)sowiefürdiePer‐
sonenbeförderung
im
Straßenverkehr
(+12,2%). Dabei fiel die mindestlohnbedingte
Verteuerung von Dienstleistungen in Ost‐
deutschland höher als im Westen aus, weil in
den neuen Bundesländern die effektiven Stun‐
denverdienste durch den neuen Mindestlohn
stärkergestiegensindalsindenalten.
Im Prognosezeitraum dürfte das Verbraucher‐
preisniveau weiter leicht beschleunigt steigen.
Von den Rohölnotierungen gehen annahmege‐
mäßkeinepreisdämpfendenImpulsemehraus;
in der vorliegenden Prognose ist wie üblich
realeKonstanzunterstellt.DieGaspreisekönn‐
ten sogar noch etwas nachgeben, sie sind mit
Verzögerung an die Heizölpreise gekoppelt.
Gegenzurechnen ist, dass die Abwertung des
EurodervergangenenMonateimportierteWa‐
ren und Dienstleistungen teurer macht, was
nach und nach an die Verbraucher weitergege‐
ben werden dürfte. Zudem steigen die Arbeits‐
kosten und die Auslastung der Produktionska‐
pazitätendeutlich.AlleinaufgrunddesMindest‐
lohns dürfte sich das Verbraucherpreisniveau
im Jahresdurchschnitt 2015 um ¼% erhöhen.
StaatskonsumnimmtFahrtauf
DerAnstiegdesStaatsverbrauchshattesichim
vergangenenJahrbeschleunigt.Auchimersten
Quartal2015legteermit0,8%gegenüberdem
Vorquartal zu. Im Prognosezeitraum wird mit
einem weiteren Anstieg um rund 0,3% pro
Quartalgerechnet,sodassderStaatsverbrauch
indiesemJahrum1,6%überdemdesVorjah‐
res liegen wird (vgl. Abb. 3.12). Für das Jahr
2016 ergibt sich ein Anstieg um 1,3% gegen‐
über dem Vorjahr. Bei der inzwischen deutlich
verbessertenFinanzlagedesStaatesnimmtder
Konsolidierungsdruck ab, während die Spiel‐
räume durch zusätzliche Ausgaben genutzt
werden. In der Prognose ist unterstellt, dass
VorleistungenundsozialeSachleistungenüber‐
proportional zu diesem Anstieg beitragen wer‐
den. Auch wegen der Ausweitung der investi‐
ven Maßnahmen im Bereich Bildung und For‐
schung dürften die Vorleistungen des Staates
überdurchschnittlich zunehmen. Bleibt es bei
dem Vorhaben, die Pkw‐Maut im Jahr 2016
einzuführen, werden jedoch die sog. Verkäufe
des Staates deutlich zunehmen, was zu einem
Rückgang des Staatsverbrauchs in nominaler
Rechnungführt.
Abbildung3.22
Reale Konsumausgaben des Staates
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
136
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
5
laufende
laufendeRate
Ratea)a)
134
Jahresdurchschnittb)b)
Jahresdurchschnitt
1,3%
Volumen (linke Skala)
Volumen
1,6%
132
130
3
2
1,1%
1,2%
128
4
0,7%
1
126
0
0,7%
Prognosezeitraum
124
-1
122
-2
2011
2012
2013
2014
2015
2016
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 2. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
StärkererPreisauftrieb
Der Verbraucherpreisindex (VPI) ist im ersten
Quartal 2015 gegenüber dem Vorquartal sai‐
sonbereinigt um 0,2% gesunken, im Jahres‐
endquartal hatte das Preisniveau sogar um
0,3% nachgegeben. Maßgeblich für diese Son‐
48
DeutscheWirtschaftimAufschwung
StaatshaushaltmitÜberschüssen
Außerdem werden in vielen Ballungsregionen
dieEntgeltefürdieWohnungsnutzungtrotzder
zum1.Juni2015inKraftgetretenenMietpreis‐
bremse23 weiter steigen. Kein Preiseffekt geht
von der Einführung der Autobahnmaut 2016
aus, da sie für in Deutschland Kfz‐
steuerpflichtige Pkw durch entsprechende
Freibeträge in der Kfz‐Steuer kompensiert
werden soll. Insgesamt dürfte das Verbrau‐
cherpreisniveau in diesem Jahr um 0,8% (vgl.
Abb. 3.23)und im kommenden Jahr um 1,6%
höher sein. Die um Energieträger bereinigte
Kerninflationsrate dürfte in diesem Jahr mit
1,4%deutlich über der Gesamtinflationsrate
liegen. Im nächsten Jahr wird es aufgrund der
Annahme über die Rohölpreisentwicklung kei‐
nen Unterschied mehr zwischen den beiden
Ratengeben.
DerDeflatordesBruttoinlandsprodukts,derdie
Kosten der inländischen Leistungserstellung
misst, wird im laufenden Jahr voraussichtlich
um2,0%steigenunddamitetwasschnellerals
imJahrzuvor(2014:1,7%).Maßgeblichhierfür
ist, dass die Unternehmenserträge, je Einheit
reales BIP gerechnet, aufgrund der massiven
ölpreisbedingten
Terms‐of‐Trade‐Gewinne
trotz der Einführung des Mindestlohns noch
etwasrascheralsimabgelaufenenJahrzulegen
dürften. Im Jahr 2015 wird sich der BIP‐
Deflator voraussichtlich um 1,4% erhöhen.
Zum einennehmendieLohnstückkostenetwas
langsamer als in diesem Jahr zu, weil der vom
Mindestlohn ausgehende Kostenschub nun‐
mehr in der statistischen Basis enthalten ist,
zum anderen fällt der außenhandelsbedingte
Terms‐of‐Trade‐Gewinn der Unternehmen weg
(vgl.Tab.3.10).
Tabelle3.10
Abbildung3.23
Verbraucherpreise
Saisonbereinigter Verlauf
115
Index
%
4
Inflationsrate
(rechteSkala)
Skala)
Inflationsrate a) (rechte
Index
Index 2010
2010 == 100
100 (linke
(linke Skala)
Skala)
110
0,8%
b)
Jahresdurchschnitt b)
Jahresdurchschnitt
1,5%
2,1%
1,6%
3
0,9%
2,0%
105
2
100
1
95
0
Prognosezeitraum
90
-1
2011
2012
2013
2014
2015
2016
a)
Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal in %.
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen der Institute; ab 2. Quartal 2015: Prognose der Institute.
StaatshaushaltmitÜberschüssen
Seit der Finanz‐ und Wirtschaftskrise hat sich
die Situation der öffentlichen Finanzen in
Deutschland spürbar entspannt. Während in
denJahren2009und2010nochHaushaltsdefi‐
zite von 3,0 bzw. 4,2% ausgewiesen wurden,
schließt das saldierte Budget von Bund, Län‐
dern, Gemeinden und Sozialversicherungen in
Deutschland bereits seit dem Jahr 2012 mit
Überschüssen ab (vgl. Tabelle 3.10). Im Jahr
2014 betrug der Überschuss bereits 0,6% in
Relation zum Bruttoinlandsprodukt, weshalb
aktuell ‐ auch unter Berücksichtigung der kon‐
junkturellenBudgeteffekte‐dieEinhaltungder
nationalen und internationalen Schuldenregeln
für Deutschland außer Frage steht. Im Progno‐
sezeitraum ist zu erwarten, dass sich diese
Entwicklungfortsetzt.Insbesonderediegünsti‐
ge konjunkturelle Entwicklung, die die Brutto‐
löhne und –gehälter und den privaten Ver‐
23
Die Neuregelung, die sich auf Wiedervermietun‐
gen in Regionen mit „angespannten Wohnungs‐
märkten“ bezieht, wird erst wirksam, wenn auf
Bundesländerebene entsprechende Gebiete aus‐
gewiesenwordensind.NachaktuellemStandhat
dies bisher nur das Land Berlin getan. In Nord‐
rhein‐Westfalen soll die Mietpreisbremse zum 1.
Julieingeführtwerden.
49
DeutscheWirtschaftimAufschwung
StaatshaushaltmitÜberschüssen
im Vorjahresvergleich geringere Gewinnabfüh‐
rung der Bundesbank an den Bundeshaushalt
zurückzuführenist.ImJahr2016dürfteeshin‐
gegenzueinemAnstieg derVerkäufedesStaa‐
tes kommen, jedenfalls wenn man – so wie in
dieser Prognose unterstellt – davon ausgeht,
dassdieBundesregierungwiegeplantdiePkw‐
Maut einführt. Dabei steigen die staatlichen
Verkäufe um die Mauteinnahmen in Höhe von
3,7 Mrd. Euro, während das Steueraufkommen
ausderKfz‐Steuerumrund3Mrd.Eurosinken
dürfte.
DieAusgabendesStaateswerdenimPrognose‐
zeitraum nur verhalten expandieren (3,2 bzw.
2,9% in den Jahren 2015 und 2016). Dabei
nehmen die Arbeitnehmerentgelte aufgrund
dervereinbartenTariflohnsteigerungenmit2,5
bzw.2,9%nurmoderatzu.
Die monetären Sozialleistungen steigen auf‐
grund der rentenpolitischen Maßnahmen der
Bundesregierung, die zur Jahresmitte 2014
eingeführt worden sind, in der ersten Jahres‐
hälfte2015spürbar(imVorjahresvergleichum
4,0%). Vor allem die Verbesserungen bei der
Mütterrente,sowiedieabschlagsfreieRentemit
63bei45Beitragsjahrenwirkenhierausgaben‐
erhöhend.AllerdingsfälltdieRentenanpassung
zur Jahresmitte 2015 gering aus, weshalb die
monetären Sozialleistungen im zweiten Halb‐
jahr 2015 und im ersten Halbjahr 2016 nur
moderat zunehmen (2 ½%).24 Durch die Ein‐
führung des Mindestlohns dürften jedoch die
Leistungen für erwerbstätige Arbeitslosengeld
brauch dynamisch wachsen lässt, trägt zu ei‐
nem kräftigen Anstieg des Steuer‐ und Bei‐
tragsaufkommensbei.ObwohldieFinanzpolitik
im Prognosezeitraum eher expansiv ausgerich‐
tet sein dürfte, wird sich der Finanzierungssal‐
dodesStaatesimPrognosezeitraumsogarnoch
einmalleichtverbessern.
Im laufenden und im kommenden Jahr dürften
die Einnahmen des Staates mit 3,3 bzw. 3,2%
zunehmen, und damit in etwa so stark wie die
inländische Verwendung. In beiden Jahren
kommt es zu zahlreichen Änderungen bei den
Sozialbeitragssätzen.SoistderBeitragssatzzur
gesetzlichen Rentenversicherung im laufenden
Jahrum0,2Prozentpunktegesenktworden;im
Jahr 2016 wird er nach Maßgabe dieser Prog‐
nosenocheinmalleicht–um0,1Prozentpunkte
– reduziert. Der Beitragssatz zur Pflegeversi‐
cherung ist dagegen zu Jahresbeginn um 0,3
Prozentpunkte erhöht worden. Der durch‐
schnittliche Zusatzbeitrag der gesetzlichen
Krankenversicherung ist schließlich zu Beginn
des Jahres 2015 um 0,1 Prozentpunkte gesun‐
ken. Letzterer steigt aber im Jahr 2016 wohl
wieder auf das Niveau von 2014 an. Insgesamt
gleichen sich diese Effekte weitgehend aus, so
dass die Belastung der Bruttolöhne und –
gehälter mit Sozialbeiträgen im Prognosezeit‐
raum in etwa konstant bleibt. Die Steuerein‐
nahmen dürften in diesem Jahr ähnlich wie im
Vorjahr um 3,7% zunehmen. Vor allem das
Lohnsteueraufkommen entwickelt sich trotz
der Erhöhung des Grundfreibetrags aufgrund
dersehrdynamischenEntwicklungderBrutto‐
löhne und –gehälter aufkommensstark, wäh‐
rend die Einnahmen aus der Umsatzsteuer et‐
wasschwächerausfallendürften(zurEntwick‐
lung des Steueraufkommens, siehe Breuer,
2015). Für das kommende Jahr ist vorgesehen,
dass die Bundesregierung erneut den Grund‐
freibetrag anhebt. Zudem hat die Bundesregie‐
rung angekündigt, die Einkommensteuer um
rund1,5Mrd.Eurozusenken,umdenEntzugs‐
effektderkaltenProgressionzureduzieren.
Die empfangenen Vermögenseinkommen wer‐
denimJahr2015sinken,wasvorallemaufdie
24
50
Die Rentenanpassung zum 1.7.2015 erfolgt auf‐
grundmethodischerÄnderungenderStatistikim
September 2014 zunächst vorläufig. So wurde
der Kreis der Erwerbstätigen in der Beschäftig‐
tenstatistik um Personengruppen erweitert, die
eine verhältnismäßig niedrige Entlohnung auf‐
weisen, was rechnerisch die Löhne pro Kopf
dämpft.DieAnpassungderRentenorientiertsich
zunächst an dieser Lohnentwicklung, weshalb
dieseimJuli2015zunächstgedämpftwird.ImJu‐
li2016wirddieAnpassunghingegenstärkeraus‐
fallen, da dann für den statistischen Effekt kon‐
trolliertwird.
DeutscheWirtschaftimAufschwung
StaatshaushaltmitÜberschüssen
BereichenBildungundForschungdürftehinge‐
gen vor allem die staatlichen Vorleistungen
erhöhen. Die Zinsausgaben des Staates entwi‐
ckelnsichhingegenweiterrückläufig.
Alles in allem wird der staatliche Finanzie‐
rungssaldoleichtsteigen.ImJahr2015wirdmit
einemÜberschussinHöhevon0,7%inRelati‐
onzumBruttoinlandsproduktgerechnetundim
Jahr2016mitetwa0,8%(vgl.Tab.3.11).
Der staatliche Schuldenstand würde damit von
rund 75% in Relation zum Bruttoinlandspro‐
dukt im Jahr 2014 auf ca. 67% des Bruttoin‐
landsproduktsimJahr2016sinken.
II‐Bezieher zurückgehen, was die Entwicklung
dermonetärenTransfersebenfallsdämpft.Jah‐
resdurchschnittlich steigen die monetären So‐
zialleistungen im laufenden Jahr um 3,4%. Zur
Jahresmitte 2016 dürfte die Rentenanpassung
allerdingswiederdeutlichexpansiverausfallen,
weshalb die monetären Transfers im kommen‐
denJahrinsgesamtum3,2%zulegendürften.
Die sozialen Sachleistungen nehmen wie im
Vorjahr kräftig zu (5,2%). So führt das Gesetz
zur Neuausrichtung der Pflegeversicherung zu
einer Leistungsausweitung. Auch im Jahr 2016
dürfte der Anstieg dieser Ausgaben sehr dyna‐
misch ausfallen. Aufgrund der insgesamt güns‐
tigen Finanzlage der Kommunen und der Maß‐
nahmen der Bundesregierung im Bereich Ver‐
kehrsinfrastruktur und digitale Infrastruktur,
nehmendieInvestitionendesStaatesum2,9%
im laufenden sowie um 2,5% im kommenden
Jahrzu.DievonderBundesregierungangekün‐
digte Erhöhung investiver Ausgaben in den
Tabelle3.11
51
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Anhang
Anhang
Hauptaggregate der Sektoren
Mrd. EUR
2014
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
S1
S 11/S12
Staat
Private
Haushalte und
private Org.
o.E.
Übrige Welt
S 13
S 14/S 15
S2
2 611,3
513,0
1 751,1
294,5
287,0
65,6
573,2
152,8
–
–
2 098,3
1 479,7
19,0
25,0
1 456,6
1 050,2
10,7
23,2
221,4
224,1
0,1
0,3
420,4
205,4
8,3
1,5
– 186,5
12,0
–
–
624,6
1 482,0
26,4
313,8
749,7
824,5
418,9
–
–
–
664,5
391,1
– 2,5
–
26,4
313,8
50,9
23,5
208,2
1 482,0
–
–
34,3
409,8
– 198,5
9,7
5,3
4,5
189,8
114,9
2 468,9
337,8
345,4
599,4
600,2
510,3
503,9
284,7
245,2
145,5
71,1
–
–
117,3
58,2
–
149,2
135,5
257,5
–
345,4
–
482,2
451,4
–
63,4
18,8
2 065,8
266,7
–
599,4
0,7
0,7
503,9
72,2
90,8
– 264,6
7,9
0,4
3,2
2,4
0,4
6,8
43,9
83,5
2 431,3
2 166,6
–
119,9
–
– 48,3
589,2
562,3
–
1 722,2
1 604,3
48,3
– 227,0
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
264,7
35,4
33,9
550,6
513,0
– 3,4
71,6
3,8
15,1
309,8
294,5
– 2,9
26,9
24,6
11,5
62,2
65,6
– 1,4
166,2
7,1
7,3
178,6
152,8
0,9
– 227,0
3,8
5,4
–
–
3,4
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
228,8
70,5
18,6
139,7
– 228,8
–
–
–
–
–
2 431,3
363,8
363,8
119,9
–
–
589,2
363,8
–
1 722,2
–
363,8
– 227,0
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 431,3
2 166,6
–
119,9
–
– 48,3
225,4
198,5
–
2 086,0
1 968,1
48,3
– 227,0
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
264,7
71,6
26,9
166,2
– 227,0
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) ....................................
17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ...............................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 2) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen
abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte,
private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachleistungen).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2015 und 2016: Prognose des ifo Instituts.
52
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Anhang
Hauptaggregate der Sektoren
Mrd. EUR
2015
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
S1
S 11/S12
Staat
Private
Haushalte und
private Org.
o.E.
Übrige Welt
S 13
S 14/S 15
S2
2 715,8
524,3
1 830,4
300,1
294,4
67,5
591,0
156,7
–
–
2 191,5
1 536,7
19,4
25,1
1 530,3
1 094,4
11,3
23,2
226,9
229,7
0,1
0,3
434,3
212,6
8,0
1,6
– 215,1
12,5
–
–
660,5
1 539,3
26,6
322,3
745,8
823,6
447,8
–
–
–
666,2
390,0
– 2,6
–
26,6
322,3
48,0
21,7
215,3
1 539,3
–
–
31,5
411,9
– 227,6
9,9
5,3
4,6
196,0
118,2
2 573,4
352,8
360,6
620,4
621,4
527,0
520,4
290,8
247,6
171,6
73,1
–
–
120,5
59,6
–
152,2
137,1
266,8
–
360,6
–
500,1
466,6
–
66,3
19,0
2 135,0
279,7
–
620,4
0,8
0,8
520,4
72,4
91,4
– 296,2
8,2
0,4
3,3
2,3
0,5
7,1
45,7
89,0
2 532,4
2 237,3
–
144,3
–
– 49,4
613,7
584,3
–
1 774,3
1 653,0
49,4
– 255,2
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
295,0
36,2
35,8
564,1
524,3
– 1,9
94,9
3,9
16,7
313,8
300,1
– 1,5
29,4
24,8
11,4
64,0
67,5
– 1,4
170,7
7,5
7,8
186,3
156,7
1,0
– 255,2
3,9
4,3
–
–
1,9
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
256,7
95,5
20,8
140,4
– 256,7
–
–
–
–
–
2 532,4
382,9
382,9
144,3
–
–
613,7
382,9
–
1 774,3
–
382,9
– 255,2
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 532,4
2 237,3
–
144,3
–
– 49,4
230,8
201,4
–
2 157,2
2 035,9
49,4
– 255,2
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
295,0
94,9
29,4
170,7
– 255,2
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) ....................................
17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ...............................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 2) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen
abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte,
private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachleistungen).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2015 und 2016: Prognose des ifo Instituts.
53
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Anhang
Hauptaggregate der Sektoren
Mrd. EUR
2016
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
Staat
Private
Haushalte und
private Org.
o.E.
Übrige Welt
S1
S 11/S12
S 13
S 14/S 15
S2
2 807,1
536,6
1 890,9
307,1
302,9
69,4
613,3
160,1
–
–
2 270,4
1 589,8
18,8
25,2
1 583,8
1 133,5
10,5
23,2
233,5
236,3
0,1
0,3
453,2
220,0
8,2
1,7
– 223,5
13,0
–
–
687,1
1 592,6
26,8
327,1
759,1
839,3
463,0
–
–
–
682,4
401,7
– 2,6
–
26,8
327,1
46,7
21,6
226,7
1 592,6
–
–
30,0
416,0
– 236,5
10,3
5,3
4,6
202,0
121,8
2 660,1
366,4
374,6
641,7
642,8
543,9
537,1
295,7
250,7
182,3
75,6
–
–
124,7
61,7
–
156,7
139,4
272,6
–
374,6
–
517,4
481,5
–
66,5
19,3
2 205,3
290,8
–
641,7
0,7
0,7
537,1
72,5
92,0
– 307,2
8,6
0,4
3,4
2,3
0,5
7,3
47,4
92,4
2 617,6
2 305,5
–
152,3
–
– 50,6
636,0
601,4
–
1 829,4
1 704,1
50,6
– 264,7
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
312,1
37,4
36,8
584,1
536,6
– 2,4
101,7
4,2
17,1
325,2
307,1
– 2,0
34,6
25,2
11,4
65,5
69,4
– 1,5
175,8
8,0
8,3
193,3
160,1
1,1
– 264,7
4,0
4,6
–
–
2,4
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
266,4
98,5
26,1
141,8
– 266,4
–
–
–
–
–
2 617,6
398,8
398,8
152,3
–
–
636,0
398,8
–
1 829,4
–
398,8
– 264,7
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 617,6
2 305,5
–
152,3
–
– 50,6
237,2
202,6
–
2 228,2
2 102,9
50,6
– 264,7
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
312,1
101,7
34,6
175,8
– 264,7
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) ....................................
17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ...............................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 2) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen
abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte,
private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachleistungen).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2015 und 2016: Prognose des ifo Instituts.
54
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Anhang
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
Vorausschätzung für die Jahre 2015 und 2016
2014 (1)
2015 (2)
2016 (2)
2015
1.Hj (2)
Entstehung des Inlandsprodukts
Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Zahl der Erw erbstätigen
Arbeitsstunden je Erw erbstätigen 3)
Arbeitsvolumen
Produktivität (4)
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt
2016 (2)
2.Hj (2)
1.Hj
2.Hj
0,8
0,6
1,5
0,1
1,6
0,6
0,3
0,8
1,0
1,9
0,6
0,1
0,7
1,1
1,8
0,6
0,1
0,7
0,7
1,4
0,5
0,5
1,0
1,3
2,3
0,6
0,4
1,0
1,2
2,2
0,5
-0,2
0,4
0,9
1,3
2. Verw endung des Inlandsprodukts in jew eiligen Preisen
a) Mrd. EUR
Konsumausgaben
2166,6
Private Konsumausgaben 5)
1604,3
Konsumausgaben des Staates
562,3
Bruttoanlageinvestitionen
581,3
Ausrüstungen
185,6
Bauten
293,6
Sonstige Anlagen
102,1
Vorratsveränderungen 6)
-30,6
Inländische Verw endung
2717,3
Außenbeitrag
186,5
Nachrichtlich: in Relation zum BIP %
6,4
Exporte
1325,0
Importe
1138,5
2903,8
Bruttoinlandsprodukt
2237,3
1653,0
584,3
603,1
192,2
304,7
106,2
-39,0
2801,4
215,1
7,1
1409,9
1194,8
3016,5
2305,5
1704,1
601,4
628,4
201,7
316,1
110,6
-44,3
2889,6
223,5
7,2
1499,7
1276,2
3113,1
1088,3
804,8
283,5
286,4
90,0
144,9
51,5
-8,1
1366,6
108,5
7,4
685,6
577,1
1475,1
1149,1
848,2
300,8
316,7
102,1
159,9
54,7
-30,9
1434,8
106,6
6,9
724,3
617,7
1541,4
1125,5
833,9
291,6
300,3
95,3
151,3
53,7
-11,6
1414,2
115,1
7,5
735,2
620,1
1529,2
1180,1
870,3
309,8
328,1
106,4
164,8
56,9
-32,7
1475,5
108,4
6,8
764,5
656,1
1583,9
3,3
3,0
3,9
3,8
3,6
3,8
4,0
3,1
6,4
4,9
3,9
3,0
3,1
2,9
4,2
5,0
3,7
4,1
3,1
6,4
6,8
3,2
3,1
2,8
3,9
2,1
1,5
1,8
3,8
2,4
5,6
3,7
3,3
3,4
3,2
3,9
5,3
5,4
5,6
4,3
3,8
7,1
6,1
4,4
3,4
3,6
2,9
4,9
5,9
4,4
4,3
3,5
7,2
7,5
3,7
2,7
2,6
3,0
3,6
4,2
3,1
3,9
2,8
5,6
6,2
2,8
1015,8
758,1
257,6
265,2
88,4
129,8
46,9
1274,6
654,3
560,2
1368,0
1056,1
792,8
263,4
292,9
101,0
142,5
49,5
1315,6
688,8
596,6
1407,1
1034,1
773,1
261,0
274,2
93,1
133,3
47,9
1298,4
696,7
595,7
1398,8
1068,8
802,2
266,7
298,6
104,5
144,0
50,4
1332,2
721,4
628,1
1425,4
2,2
2,3
1,8
0,7
1,5
0,0
1,5
1,4
4,6
5,2
1,4
1,9
2,1
1,4
4,0
5,4
3,8
2,2
2,3
5,9
6,5
2,3
1,8
2,0
1,3
3,4
5,3
2,6
2,0
1,9
6,5
6,3
2,2
1,2
1,2
1,2
1,9
3,5
1,0
1,7
1,3
4,7
5,3
1,3
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
Private Konsumausgaben 5)
Konsumausgaben des Staates
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlagen
Inländische Verw endung
Exporte
Importe
Bruttoinlandsprodukt
2,6
2,1
3,9
4,6
4,3
5,2
3,3
2,7
3,5
1,9
3,4
3. Verw endung des Inlandsprodukts, verkettete Volum enangaben (Referenzjahr 2010)
a) Mrd. EUR
Konsumausgaben
2030,6
2071,9
2102,9
Private Konsumausgaben 5)
1517,7
1550,9
1575,3
Konsumausgaben des Staates
512,9
521,1
527,7
Bruttoanlageinvestitionen
544,8
558,1
572,8
Ausrüstungen
182,9
189,3
197,6
Bauten
267,1
272,4
277,2
Sonstige Anlagen
94,7
96,4
98,2
Inländische Verw endung
2543,1
2590,2
2630,6
Exporte
1275,5
1343,1
1418,2
Importe
1092,8
1156,8
1223,8
2724,6
2775,1
2824,2
Bruttoinlandsprodukt
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
Private Konsumausgaben 5)
Konsumausgaben des Staates
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlagen
Inländische Verw endung
Exporte
Importe
Bruttoinlandsprodukt
1,1
1,1
1,1
3,3
4,3
3,4
1,2
1,3
3,8
3,5
1,6
2,0
2,2
1,6
2,4
3,5
2,0
1,8
1,9
5,3
5,9
1,9
55
1,5
1,6
1,3
2,6
4,4
1,8
1,9
1,6
5,6
5,8
1,8
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Anhang
noch Bundesrepublik Deutschland: Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
2014 (1)
2015 (2)
2016 (2)
2015
1.Hj (2)
2.Hj (2)
4. Preisniveau der Verw endungsseite des Inlandsprodukts (2010=100)
Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
1,4
1,2
Private Konsumausgaben 5)
0,9
0,8
Konsumausgaben des Staates
2,7
2,3
Bruttoanlageinvestitionen
1,2
1,3
Ausrüstungen
0,0
0,0
Bauten
1,8
1,8
Sonstige Anlagen
2,1
2,2
Inländische Verw endung
1,3
1,2
Exporte
-0,3
1,1
Importe
-1,5
-0,9
1,7
2,0
Bruttoinlandsprodukt
5. Einkom m ensentstehung und -verteilung
a) Mrd. EUR
Primäreinkommen der privaten Haushalte
Sozialbeiträge der Arbeitgeber
Bruttolöhne und -gehälter
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Primäreinkommen der übrigen Sektoren
Nettonationaleinkom m en (Prim äreinkom m en)
Abschreibungen
Bruttonationaleinkom m en
nachrichtlich:
Volkseinkom m en
Arbeitnehmerentgelte
Unternehmens- und Vermögenseinkommen
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Primäreinkommen der privaten Haushalte
Sozialbeiträge der Arbeitgeber
Bruttolöhne und -gehälter
Bruttolöhne und -gehälter je Beschäftigten
Nettolöhne und -gehälter je Beschäftigten
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Primäreinkommen der übrigen Sektoren
Nettonationaleinkom m en (Prim äreinkom m en)
Abschreibungen
Bruttonationaleinkom m en
nachrichtlich:
Volkseinkom m en
Arbeitnehmerentgelte
Unternehmens- und Vermögenseinkommen
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Masseneinkommen
Nettolöhne und -gehälter
Monetäre Sozialleistungen
abz. Abgaben auf soziale Leistungen,
verbrauchsnahe Steuern
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Verfügbares Einkom m en
Private Konsumausgaben 5)
Sparen
2.Hj
1,5
1,5
1,6
1,5
0,6
1,9
2,2
1,6
0,7
1,0
1,4
0,9
0,5
2,0
1,3
0,0
1,9
2,3
1,0
1,0
-1,4
1,9
1,5
1,1
2,5
1,2
0,0
1,7
2,1
1,4
1,1
-0,4
2,0
1,6
1,6
1,5
1,4
0,5
1,7
2,2
1,6
0,7
1,1
1,4
1,5
1,4
1,7
1,6
0,6
2,1
2,2
1,6
0,8
0,9
1,4
2065,8
271,2
1210,8
583,8
403,1
2468,9
513,0
2981,8
2135,0
281,7
1257,7
595,7
438,3
2573,4
524,3
3097,7
2205,3
291,0
1301,5
612,7
454,8
2660,1
536,6
3196,8
1046,3
136,3
599,2
310,8
201,9
1248,3
260,9
1509,2
1088,7
145,4
658,4
284,9
236,4
1325,1
263,4
1588,5
1086,3
140,8
620,1
325,5
211,3
1297,6
266,9
1564,5
1119,0
150,2
681,4
287,3
243,6
1362,5
269,7
1632,2
2181,4
1482,0
699,5
2277,6
1539,3
738,3
2359,9
1592,6
767,3
1101,7
735,5
366,2
1175,9
803,8
372,1
1148,7
760,9
387,8
1211,2
831,7
379,5
2,7
3,2
3,9
2,8
2,5
0,1
9,5
3,7
2,2
3,5
3,4
3,9
3,9
3,0
2,7
2,0
8,7
4,2
2,2
3,9
3,3
3,3
3,5
2,8
2,4
2,9
3,8
3,4
2,4
3,2
3,2
3,8
3,8
2,9
2,6
1,7
5,9
3,6
2,2
3,3
3,5
3,9
3,9
3,2
2,9
2,4
11,3
4,8
2,3
4,4
3,8
3,3
3,5
2,7
2,4
4,7
4,6
4,0
2,3
3,7
2,8
3,3
3,5
2,9
2,5
0,8
3,0
2,8
2,4
2,8
3,9
3,8
4,1
4,4
3,9
5,5
3,6
3,5
3,9
3,7
3,8
3,4
5,1
3,9
7,8
4,3
3,4
5,9
3,0
3,5
2,0
606,2
393,7
260,7
650,6
440,4
259,6
624,3
406,1
267,4
673,2
453,9
269,7
48,2
310,8
-38,2
878,9
24,4
804,8
98,5
49,4
284,9
-40,0
895,5
25,0
848,2
72,3
49,3
325,5
-39,4
910,3
24,9
833,9
101,4
50,4
287,3
-41,3
919,1
25,6
870,3
74,4
6. Einkom m en und Einkom m ensverw endung der privaten Haushalte und priv. Org. o.E.
a) Mrd. EUR
Masseneinkommen
1213,5
1256,8
1297,4
Nettolöhne und -gehälter
805,3
834,1
860,0
Monetäre Sozialleistungen
503,9
520,4
537,1
abz. Abgaben auf soziale Leistungen,
verbrauchsnahe Steuern
95,7
97,6
99,7
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
583,8
595,7
612,7
Sonstige Transfers (Saldo)
-75,1
-78,2
-80,8
1722,2
1774,3
1829,4
Verfügbares Einkom m en
Zunahme betriebl. Versorgungsansprüche
48,3
49,4
50,6
Private Konsumausgaben 5)
1604,3
1653,0
1704,1
Sparen
166,2
170,7
175,8
Sparquote 7)
2016 (2)
1.Hj
9,4
9,4
9,4
10,9
7,9
10,8
7,9
3,2
3,6
2,4
3,6
3,6
3,3
3,2
3,1
3,2
3,8
3,5
3,8
3,4
3,6
2,7
3,0
3,1
2,6
3,5
3,1
3,9
2,2
0,1
2,4
2,1
5,9
2,0
2,0
3,0
3,0
2,7
2,1
2,9
3,1
3,1
3,0
1,9
1,7
3,0
2,8
4,4
2,0
2,4
3,0
3,2
0,6
2,1
4,7
3,6
3,6
3,0
2,1
0,8
2,6
2,6
3,0
56
DeutscheWirtschaftimAufschwung
Anhang
noch Bundesrepublik Deutschland: Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
2014 (1)
2015 (2)
2016 (2)
2015
1.Hj (2)
2.Hj (2)
2016 (2)
1.Hj
2.Hj
7. Einnahm en und Ausgaben des Staates
a) Mrd. EUR
Einnahmen
Steuern
Nettosozialbeiträge
Vermögenseinkünfte
Sonstige Übertragungen
Vermögensübertragungen
Verkäufe
Sonstige Subventionen
Einnahm en insgesam t
659,2
482,2
23,5
18,8
11,5
99,4
0,3
1295,0
683,0
500,1
21,7
19,0
11,4
102,7
0,3
1338,2
701,8
517,4
21,6
19,3
11,4
109,6
0,3
1381,3
340,0
242,4
12,8
9,0
5,0
48,3
0,1
657,6
343,0
257,8
8,9
10,0
6,4
54,4
0,2
680,6
349,2
250,6
12,8
9,1
4,9
51,7
0,1
678,4
352,6
266,8
8,7
10,2
6,5
57,9
0,2
702,9
Ausgaben
Vorleistungen
Arbeitnehmerentgelte
Sonstige Produktionsabgaben
Vermögenseinkünfte (Zinsen)
Subventionen
Monetäre Sozialleistungen
Soziale Sachleistungen
Sonstige Transfers
Vermögenstransfers
Bruttoanlageinvestitionen
Nettozugang an nichtprod. Vermögensgütern
Ausgaben insgesam t
135,0
224,1
0,1
50,9
26,4
451,4
239,8
63,4
24,6
62,2
-1,4
1276,4
140,3
229,7
0,1
48,0
26,6
466,6
252,4
66,3
24,8
64,0
-1,4
1317,4
145,2
236,3
0,1
46,7
26,8
481,5
262,9
66,5
25,2
65,5
-1,5
1355,2
64,4
110,3
0,0
24,5
13,0
233,8
124,7
37,0
9,4
28,0
-0,6
644,5
75,9
119,4
0,0
23,5
13,6
232,8
127,7
29,2
15,5
36,0
-0,8
672,9
66,7
113,4
0,0
23,6
13,1
239,6
129,8
37,3
9,5
29,0
-0,7
661,2
78,6
122,9
0,0
23,0
13,7
241,9
133,1
29,2
15,8
36,6
-0,8
694,0
Finanzierungssaldo
18,6
20,8
26,1
13,1
7,7
17,2
8,9
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Einnahmen
Steuern
Nettosozialbeiträge
Vermögenseinkünfte
Sonstige Übertragungen
Vermögensübertragungen
Verkäufe
Sonstige Subventionen
Einnahm en insgesam t
3,3
3,6
10,6
2,1
10,4
3,8
3,6
3,6
3,7
-7,7
1,0
-1,1
3,3
3,3
2,7
3,5
-0,7
1,5
0,3
6,7
3,2
3,7
3,7
-13,9
1,2
-1,7
3,5
3,2
3,5
3,7
2,8
0,9
-0,6
3,2
3,5
2,7
3,4
0,2
1,3
-1,3
6,9
3,2
2,8
3,5
-2,1
1,6
1,5
6,5
3,3
Ausgaben
Vorleistungen
Arbeitnehmerentgelt
Sonstige Produktionsabgaben
Vermögenseinkünfte (Zinsen)
Subventionen
Monetäre Sozialleistungen
Soziale Sachleistungen
Sonstige Transfers
Vermögenstransfers
Bruttoanlageinvestitionen
Nettozugang an nichtprod. Vermögensgütern
Ausgaben insgesam t
2,6
3,0
-9,6
6,8
2,6
5,7
2,2
-0,8
-0,9
2,5
3,9
2,5
-5,7
0,9
3,4
5,2
4,6
0,9
2,9
3,2
3,5
2,9
-2,9
0,8
3,2
4,2
0,3
1,6
2,4
2,9
4,2
2,4
-6,5
0,9
4,0
5,3
2,9
1,3
1,3
3,3
3,7
2,7
-4,7
0,9
2,7
5,2
6,8
0,6
4,1
3,2
3,5
2,8
-3,7
0,8
2,5
4,1
0,7
1,0
3,5
2,6
3,6
2,9
-2,0
0,8
3,9
4,2
-0,2
1,9
1,6
3,1
0,6
0,7
0,8
0,9
0,5
1,1
0,6
nachrichtlich:
Finanzierungssaldo in % des BIP
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes; Abw eichungen in den Summen durch Runden der Zahlen.
Vorausschätzung des ifo Instituts; Abw eichungen in den Summen durch Runden der Zahlen.
Geleistete Arbeitsstunden.
Bruttoinlandsprodukt in Vorjahrespreisen je Erw erbstätigenstunde.
Konsumausgaben der privaten Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erw erbszw eck.
Einschließlich Nettozugang an Wertsachen.
Ersparnis in % des verfügbaren Einkommens (einschließlich der Zunahme an betrieblichen Versorgungsansprüchen).
57
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