Christian Reutlinger Räume von den Menschen her

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Christian Reutlinger
Räume von den Menschen her denken!
Einleitung
Mit diesem Postulat wird im vorliegenden Beitrag am Beispiel von Jugendlichen der Frage
nachgegangen, weshalb pädagogisierte Räume bzw. Jugendhäuser, im Fall der
Jugendlichen, unter den aktuellen Bedingungen zunehmend unter Legitimationsdruck
geraten oder – um vorsichtiger zu formulieren – nur noch bestimmte Gruppen von
Jugendlichen erreichen. Ein grundlegendes Problem liegt dabei in der Theorie der sozialen
Räume, die in der Sozialen Arbeit den Arbeitsansätzen zu Grunde gelegt wird. Die damit
zusammenhängende unklare Trennung verschiedener Machtstrukturen und Daseinswelten
(vgl. Werlen 1988) führt mitunter zu einer Abschottung von Bewältigungsformen: Der Ausbau
und die Verfeinerung institutionalisierter sozialräumlicher Angebote eröffnen darum häufig
nicht mehr weitere Zugangsmöglichkeiten für von sozialer Benachteiligung betroffene Kinder
und Jugendliche, sondern bleiben auf einen bestimmten Personenkreis und ausgewählte
Handlungsbereiche beschränkt. Anhand eines empirischen Beispiels soll das Problem
einführend verdeutlicht werden.
Empirisches Beispiel1
In einer ostdeutschen Plattenbausiedlung machen die Jugendarbeiter/-innen aus einem
frisch sanierten Jugendhaus auf folgendes Phänomen aufmerksam: Durch die massiven
Abwanderungstendenzen aus dem Stadtteil und der ganzen Region gibt es einen hohen
Wohnungsleerstand. Dadurch sind die Wohnungen billig zu mieten. Findet ein 18-jähriger
eine Arbeit, so ist es ihm möglich, eine Wohnung zu mieten. Fortan trifft er sich mit seiner
Clique dort. Sie sind unter sich, organisieren sich ihre Freizeit außerhalb des
Einflussbereichs Erwachsener Pädagog/-innen. Sie gehen nicht mehr ins Jugendhaus, sind
auch nicht auf den Jugendarbeiter angewiesen. Das Jugendhaus mit seinem eigens für
Jugendliche eingerichteten und abgestimmten Räumen (Musikproberaum, Kuschelecke, Bar,
‚half-pibe‘ etc.) droht zu verweisen.
Im Gespräch wird weiter die Wichtigkeit der Peer-Gruppen für die Jugendlichen betont. In
dem betreffenden Stadtteil gibt es das Phänomen der so genannten ‚Beachboys‘: Dabei
handelt es sich um junge Menschen, die sich mit Hawaiihemd kleiden, im Strandlook
rumlaufen und immer braungebrannt sein wollen (Nicht verwunderlich ist es deshalb, dass es
im Stadtteil besonders viele Sonnenstudios gibt). Die Jugendarbeiter/-innen versuchen nun
über ‚jugendkulturell-ausgerichtete’ Aktivitäten, die Jugendlichen (wenigstens für kurze Zeit)
in die Räume des Jugendhauses zurück zu holen. Unter dem Moto „Die Beach herholen,
wenn die Jugendlichen nicht an die Beach fahren können“, werden Aktivitäten organisiert,
bei welchen Preise, wie Gutscheine fürs Sonnenstudio winken. Die Jugendlichen schlagen
dann kurz auf, verbringen die Zeit der Aktivität an der „Beach“ im Jugendhaus und ziehen
sich dann wieder in ihre „autonomen“ Jugend-Räume zurück.
Thesenartiges Fazit
Die Raumvorstellung, die dem Beispiel zu Grunde liegt, geht von einem (für Jugendliche)
gestaltbaren ‚Raum‘ aus, in dem sich diese beteiligen sollen. Doch das ‚Jugendhaus‘, der
1
Dieses empirische Beispiel steht im Kontext des Forschungsprojektes „Netzwerke im Stadtteil –
wissenschaftliche Begleitung des Bundesprogramms E&C (Entwicklung und Chancen junger
Menschen in sozialen Brennpunkten)“ in dem Susanne Lang, Wolfgang Mack, Franziska Wächter und
der Autor am Deutsches Jugendinstitut e.V. in München und Leipzig zusammenarbeiteten. Das
Projekt wurde vom September 2000 bis September 2003 vom Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend finanziell gefördert.
1
‚Stadtteil‘ oder die ‚Jugend‘ gefasst als physisch-materieller ‚Raum‘, sind Einheiten, die
gleichsam physisch-materiellen und territorial abgrenzbaren ‚Containern‘ entsprechen. Für
die meisten Heranwachsenden sind sie in ihren aktuellen Bewältigungsherausforderungen
nicht relevant. Sie beziehen sich in ihren Handlungen auf ganz andere sozialräumliche
Bezüge. Damit ist dieser Raum für Jugendliche, in dem sie sich aufhalten (und wenn möglich
auch engagieren) sollen, nicht existent!
Der ‚spatial turn’ in der Sozialen Arbeit
Der ‚Raum’ scheint gegenwärtig zum sozialen Problem zu werden – sowohl auf der
Handlungsebene der Menschen, wie auch für die Sozialwissenschaften. Im Zuge dessen
tauchen seit Mitte der 1990er Jahre in verschiedensten argumentativen Zusammenhängen,
in alltäglichen wie in wissenschaftlichen Kontexten, räumliche Begriffe auf. Der
amerikanische Sozialgeograph Edward Soja (1989) beschreibt diese Verräumlichung der
Weltdeutung als „spatial turn“. Diese Entwicklung wird auch als „geographische Wende“ in
den Sozial-, Kultur- und Wirtschaftswissenschaften bezeichnet (vgl. Werlen 2005). Im Verlauf
dieser Wende werden zunehmend alle möglichen Lebensbereiche sprachlich verräumlicht.
Auch in der Sozialen Arbeit ist eine Wende zum ‚Raum’ auszumachen. Abzulesen ist diese
Bewegung an der zunehmenden Verwendung von (sozial)räumlichen Begriffen in
verschiedenen Diskursen. So wird in den verschiedensten Feldern der Sozialen Arbeit und
Sozialpolitik zunehmend räumlich argumentiert2: (lokale) ‚Räume’ (‚das Lokale’) sollen die
zunehmend globalen, unübersichtlichen Prozesse und die damit zusammenhängenden
Umbrüche (Abbau des Sozialstaates, Freisetzung aus dem Arbeitsmarkt, etc.) auffangen und
über entsprechende Maßnahmen regeln. Die Stärkung der ‚Sozialräume’ (Gemeinwesen)
soll für die da lebenden Menschen weiterhin Gestaltungsmöglichkeiten bringen, so die Idee
(siehe dazu kritisch Reutlinger 2005). Lokal beschränkte Partizipationsansätze und ‚(good)
governance’-Strategien in Stadtteilen geben weiterhin Teilhabe vor (auch für solche, die nicht
oder noch nicht über Erwerbsarbeit integriert sind). Mit Ansätzen einer raumorientierten
lokalen Bildungspolitik wird die Erwartung verbunden, dass dadurch soziale Ungleichheiten
und Konflikte, von denen gerade Kinder in besonderer Weise nachhaltig betroffen sind (vgl.
Armutsberichte verschiedener Länder), zumindest ansatzweise bearbeitbar werden3. Über
den ‚Raum’ (bzw. die Raumbegriffe und –metaphern) scheinen in diesem historischen
Moment die verschiedenen Bereiche der Sozialen Arbeit (Hilfen zur Erziehung, Jugendarbeit
und Gemeinwesenarbeit) zusammenzukommen: Dies ist jedoch meist nur vordergründig der
Fall. Vielfach wird ignoriert, dass die dahinter liegenden Konzepte schon unter anderen
Begriffen diskutiert wurden (so ist unklar, was der Unterschied zwischen dem Sozialraum,
der Lebenswelt, dem Gemeinwesen, dem Lebensfeld oder gar dem Lebensraum sein soll –
vgl. Wolff 2000). Es wird auch wenig aufeinander Bezug genommen und die
(sozial)räumlichen Traditionen der verschiedenen Bereiche werden ignoriert. Weiterhin
kommen in den gegenwärtigen Diskussionen auch ganz verschiedene Raumverständnisse
zusammen. Es wird von den klassischen Bereichen Sozialer Arbeit aus argumentiert und
disziplinpolitische Fragen scheinen im Vordergrund zu stehen – die Abgrenzungen beginnen.
Damit ist auch schon die Absurdität der geographischen Wende in der Sozialen Arbeit
benannt: Mit dem (Sozialraum)bezug sollten gleichzeitig ressort-übergreifende Ansätze,
Netzwerkverfahren und integrative und ganzheitliche Konzepte mitgedacht werden.
Verfahren, die die sozialen Probleme in ihrer Gesamtheit betrachten helfen. Vom
2
Um einige Beispiele zu nennen: der community development- bzw. Gemeinwesenarbeitsdiskussion
(‚vom Fall zum Feld’), sozialen Stadtentwicklung (‚Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf’), der
Regionalentwicklung (Stärkung der Regionen im Zusammenhang mit einem Europa der Regionen),
Kinder- und Jugendhilfe (‚Sozialraumorientierung’), Jugendarbeit (‚Orientierung an der Lebenswelt’),
Hilfen zur Erziehung (‚integrierte Hilfen’), Bildung (‚lokale Bildungspolitik’) bis hin zur Prävention
(‚Nahraumorientierung’).
3
Lokale Bildungsräume entstehen, so die Idee, in der Herausbildung einer Infrastruktur für Kinder,
Jugendliche und Erwachsene als Lernende, die von Schule, Jugendhilfe, Wirtschaft, kulturellen
Einrichtungen und Organisationen sozialer Dienstleistung getragen werden (vgl. Mack/Schröder
2005).
2
Selbstverständnis her, zieht man sich jedoch auf ein institutionelles und sektorielles Denken
zurück. Von da aus versucht man sich über bilaterale Kooperationen zu öffnen. Aus der
institutionellen Perspektive wird der Sozialraum jedoch platt und eindimensional gedacht.
Damit verbunden sind verschiedene Gefahren, u.a. führt hier der Raumbezug nicht zu einer
Öffnung der Konzepte, sondern zu einer Schließung. Dies soll am Beispiel der Diskussion
um Sozialraumorientierung in der Kinder- und Jugendhilfe illustriert werden.
Sozialraumorientierung in der Kinder- und Jugendhilfe
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Netzwerke im Stadtteil 2003).
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Auch die derzeitige Diskussion um die Orientierung am Sozialen Raum (bzw.
Sozialraumorientierung) der Kinder- und Jugendhilfe reiht sich in die beschriebene
‚geographische Wende’ ein – diese Diskussion soll hier genauer betrachtet werden. Derzeit
überschwemmt eine regelrechte Flut an Publikationen zur Sozialraumorientierung den Markt.
Beinah jede Woche findet man einen Artikel in einer Fachzeitschrift, Tagungen müssen, um
aktuell zu sein, darauf Bezug nehmen, Bücher und Sammelbände ergänzen das Thema und
Beratungsinstitute versuchen (überforderte und orientierungslose) Praktiker/-innen (von der
Jugendamtsleiterin bis zum Streetworker) auf das neue Paradigma einzustimmen. Nur, was
ist ein Sozialraum? Wie kann er abgesteckt werden? Wo beginnt er? Wo hört er auf?
Wessen Sozialraum soll fokussiert werden? Wer soll sich wann, an welchem (sozialen)
Raum für welche Adressat/innengruppen orientieren? Und welche Konsequenzen hat diese
Orientierung am Sozialen Raum für die Praxis/für die Menschen? Diese Fragen und viele
andere mehr werden, wenn überhaupt, dann meistens nur oberflächlich gestellt. Betrachtet
man genauer, was hinter diesem Schlagwort steht, so stellt man fest: Sozialraumorientierung
beinhaltet alles und nichts – wichtig ist nur, dass man das neue Paradigma befolgt. So wurde
beispielsweise in einer vom Deutschen Jugendinstitut durchgeführten Befragung im Rahmen
der wissenschaftlichen Begleitung des Bund-Länder-Programms „Entwicklung und Chancen
junger Menschen in sozialen Brennpunkten“ die Leiter/-innen der Jugendämter in allen 250
E&C-Programmgebieten nach sozialräumlichen Ansätzen und Arbeitsformen der
Jugendämter gefragt. Danach arbeiten 83% der Jugendämter, die in ihrem Jugendamt E&C
Gebiete haben, mit sozialräumlichen Ansätzen und Konzepten. Teilt man diese Zahlen in die
einzelnen Bereiche auf, so arbeiten 90% der Jugendämter, die sozialräumliche Ansätze
umsetzen, im Bereich der Jugendarbeit mit sozialräumlichen Ansätzen, 70% in der
Kinderbetreuung und bei den Hilfen zur Erziehung, 65% in der Jugendsozialarbeit und 52%
im Bereich der Förderung der Erziehung der Familie (vgl. Abb. 1 aus Projektgruppe
Abb. 1: Sozialräumliche Ansätze der Jugendämter nach Bereichen der Kinder- und
Jugendhilfe (Mehrfachantworten – Abbildung entnommen aus Projektgruppe Netzwerke im
Stadtteil 2003)
Was genau mit sozialräumlichen Ansätzen bzw. Arbeitsformen gemeint ist, konnte jedoch im
Rahmen der Untersuchung nicht nachgefragt werden4. Aus der Literatur und den
Gesprächen mit den Akteur/-innen vor Ort wird jedoch schnell deutlich, dass das, was damit
verbunden wird, sehr heterogen ist: Von manchen Akteur/-innen wird eine pädagogische
Strategie verstanden, von anderen wiederum eher eine politische Strategie, oder aber eine
neue Form der Verwaltungsfinanzierung, selten auch eine neue Form der
Beteiligungsmöglichkeit von Kindern und Jugendlichen. Dieses große Spektrum an
Interpretationsmöglichkeiten erklärt auch, dass bei der praktischen Umsetzung von
‚Sozialraumorientierung‘ in den Kommunen ganz unterschiedliche Aspekte fokussiert und die
Schwerpunkte ganz verschieden gesetzt werden: bei einigen Modellen soll zum Beispiel
möglichst nur ein Träger für ein Stadtgebiet zuständig sein, bei anderen im Gegenteil
möglichst viele freie und öffentliche Träger. Bei anderen Modellen liegt der Fokus eher darin,
verschiedene Leistungsbereiche miteinander zu vernetzten und damit die entstehenden
Synergieeffekte zu nutzen, oder es soll eine möglichst direkte Orientierung am Lebensumfeld
des Jugendlichen erreicht werden, oder aber es geht darum, einen Stadtteil besser mit
sozialer Infrastruktur auszustatten. Je nach Perspektive die die/der Sprechende,
Schreibende, Beratende, Theoretisierende oder Praktizierende einnimmt bedeutet die
Sozialraumorientierung dieses oder jenes. Darin liegt die Hauptsschwierigkeit dieses neuen
Paradigmas – es handelt sich um ein quallenförmiges Gebilde, das der territorialen
Verortung widerstrebt. Versucht man den Sozialen Raum dennoch zu verorten, beschreiben,
mit Zahlen messbar zu machen, so stirbt er, verliert seine Qualität und ist nur ein plattes
Territorium bzw. eine physisch-materielle Hülle (wie ein Straßenzug, ein Häuserblock, ein
Quartier oder ein „Feld“). Angesichts der Spar- und Umbaunotwendigkeiten steht die
Planersicht vor der Sicht der Menschen mit ihren Bewältigungsleistungen. Auch hin der
Planung werden vollkommen unterschiedliche Dinge unter dem Begriff ‚Sozialraum’
diskutiert: Planungseinheiten (Sozialregionen, Planungsräume, Bezirke etc.) werden mit den
gelebten Räumen der Menschen verwechselt. Daher handelt es sich in den meisten Fällen
einer so verstandenen Sozialraumorientierung in der Praxis, um simple Öffnungs- und
Vernetzungsstrategien von Institutionen und Einrichtungen. Mit einer Orientierung am
Sozialen Raum (von wem auch immer) haben diese jedoch wenig zu tun. In einer so
verstandenen ‚Sozialraumorientierung’ liegen verschiedene Gefahren, die benannt werden
müssen.
Gefahr der Verdinglichung des Sozialraums
Das Hauptproblem aus jugendhilfepolitischer Sicht scheint gegenwärtig darin zu liegen, wie
man das diffuse Gebilde ‚Sozialraum‘ denn am besten mit Zahlen handhabbar machen kann.
Wie soll man die Städte territorial neu schneiden, damit die verschiedenen AkteurInnen
angesichts der drohenden Pleite der Kommunen kostengünstiger arbeiten? Lautet die Frage.
Typischer Weise werden dafür anhand sozialökonomischer (und kriminalstatistischer) Daten
Sozial-(und Kriminalitäts-)atlanten erstellt, um auf der Basis einer solchen
„Sozialkartographie“ möglichst präzise Instrumente der sozialpädagogischen und
sozialarbeiterischen Intervention erarbeiten zu können (Kessl 2005).
So wählt beispielsweise die (finanziell zum Teil gut dotierte) Stadtplanung im Rahmen der
beiden Bund-Länderprogramme „Entwicklung und Chancen junger Menschen in ‚sozialen
Brennpunkten’ (kurz E&C)“ und „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf – Die Soziale
Stadt“ Gebiete nach ihren Gesichtspunkten aus und schneidet die Stadt neu. Jugendhilfe soll
sich lediglich auf diese Gebiete beziehen. Die Kooperation dieser beiden Sozialraumspieler/4
Politisch interessierte die Konkretisierung der Frage nicht. Vielmehr haben die Befragten ihre
Aufgabe erfüllt, wenn sie ‚sozialräumlich Arbeiten’ angekreuzt haben.
4
innen geht daher von äußerst ungleichen Möglichkeiten aus (vgl. Reutlinger 2004b). Die
sozialgeographische Kritik an der Vorgehensweise liegt im „absolutistischen
Raumverständnis“ (Löw 2001), welches ihr zugrunde gelegt wird, und der damit
verbundenen Gefahr der „Verdinglichung des Sozialraums“ (Reutlinger 2003 und insb. i.E.).
„Absolutistisch meint hier, daß Raum als eigene Realität nicht als Folge menschlichen
Handelns gefasst wird. Raum wird als Synonym für Erdboden, Territorium oder Ort
verwendet.“ (Löw 2001, S. 264).
Die Konsequenzen davon sind gravierend: Indem ein ‚Stadtteil mit besonderem
Entwicklungsbedarf‘ als ‚Sozialraum‘ definiert wird, können die Menschen darin mit einem
Mal als ‘Abgehängte’ und ‘Modernisierungsverlierer’ lokalisiert und als solche
festgeschrieben werden. Oder mit anderen Worten ist auf die Gefahr hinzuweisen, dass in
Zeiten des sozialstaatlichen Abbaus und der Integrationsschwierigkeiten, die damit
zusammenhängenden sozialen Probleme nicht sozialstaatlich gelöst, sondern in die
Quartiere der Städte hineinverlagert werden. Der Sozialraum wird als Ort zugeschnitten, an
dem die sozialen Probleme auftauchen und gelöst werden sollen. In der Krise des
Sozialstaates werden die Stadtteile zu abgeschlossenen „Containern“ (Werlen i.E.) von
sozialen Problemen gemacht (vgl. Sennett 2000, S. 43). Um die Menschen aber nicht im
Sozialraum ‚einzuschließen‘, gilt es, die sozialräumlichen Bewältigungsleistungen der Kinder
und Jugendlichen und ihren Familien, die die traditionellen Ansätze in der Unsichtbarkeit
liegen lassen, in den Blick der Forschung zu stellen (vgl. Reutlinger 2002, 2003, 2004a).
Vor diesem Hintergrund ist für eine Perspektive von „sozialem Raum“ zu plädieren, welche
das konstituierende Subjekt in den Vordergrund stellt. Das heißt, dass der ‚Sozialraum‘ von
den Konstitutionsleistungen bzw. Handlungen des dynamischen Subjektes her
aufgeschlossen werden muss. Das handelnde Subjekt konstituiert den ‚Sozialraum‘ vor dem
Hintergrund seiner biographischen Bewältigungsaufgaben und von den Bedeutungen her,
welches es der physisch-materiellen und sozialen Welt beimisst. Es ist deshalb angebracht
weniger von sozialem Raum, als von Sozialräumlichkeit zu sprechen: „Es geht um
sozialräumliche Dimensionen und Prozesse“ (Böhnisch 2002, S. 70).
Anknüpfungspunkte für eine solche Perspektive sind hierzu beispielsweise in der aktuellen
handlungszentrierten sozialgeographischen Diskussion zu finden:
„Eine sozialwissenschaftliche Geographie kann den ‚Raum‘ nicht als vorgegeben
akzeptieren. Vielmehr hat man nach der Konstitution von ‚Raum‘ zu fragen, nach den
unterschiedlichen Formen der gesellschaftlichen Konstruktion von ‚Raum‘“ (Werlen 2000, S.
309).
Vom Raum zur Handlung – sozialgeographische Überlegungen
In der derzeitigen sozialgeographischen Forschung findet eine Abkehr vom ‚Raum‘ und die
Hinwendung zur menschlichen Tätigkeit statt (vgl. Werlen/Reutlinger 2005). Eine
handlungstheoretisch orientierte Sozialgeographie muss nach Benno Werlen von den
menschlichen Handlungen und ihren sozio-kulturellen, mental-subjektiven und physischweltlichen Bezugsbereichen ausgehen (Bezug auf die ‚3-Welten-Theorie‘ nach Popper bzw.
Schütz, vgl. Werlen 1988). Das Ziel der Sozialgeographie soll dabei „die Erforschung der
Gesellschaft unter der besonderen Berücksichtigung der erdräumlichen Dimension“ sein
(ebd., S. 9).
In seinem Konzept der ‚alltäglichen Regionalisierungen‘ bezieht sich Werlen auf die
Bedeutung von Region als sozialem Konstrukt. Mit dem Begriff der Region ist derjenige der
Regionalisierung verbunden (in Analogie zur Dualität von Struktur und Handlung nach der
Theorie der sozialen Strukturierung von Anthony Giddens 1995). In Werlens Regionenbegriff
werden Kontexte von Handlungen in Raum und Zeit miteinander verbunden. Unter Region
wird eine Handlungssituation bzw. ein Handlungskontext verstanden. ‚Regionalisierung‘
meint dann jenen Prozess, in dem diese Situationen und Kontexte durch die Subjekte sozial
konstituiert werden (Werlen 1997, S. 194). Regionalisierung umfasst alle Prozesse, die mit
5
dem Entstehen von Regionen verbunden sind. ‚Region‘ wird damit zu einem wandelbaren
sozialen Konstrukt. Werlen entwickelt aus unterschiedlichen Handlungstheorien
verschiedene Raumbezüge und nennt dies das Alltägliche Geographie-Machen. In der
Konzeption der Sozialgeographie alltäglicher Regionalisierungen wird der ‚Raum‘ im
kantianischen Sinne gefasst, das heißt als „eine Form der Gegenstandswahrnehmung“
(Werlen 1995). Er grenzt dieses Verständnis zu substantivistischen Sichtweisen, die Raum
als ein ‚Ding an sich‘ sehen, oder zu relativistischen Raumvorstellungen ab. ‚Raum‘ ist aus
seiner Sicht immer nur als ein Begriff zu verstehen, in dem eine rationelle Bezugnahme auf
den physisch-materiellen Kontext des Handelns stattfindet. Der ‚Raum‘ stellt für Werlen
(ebenso wie ‚Zeit‘) eine rein formale Maßeinheit bzw. Ordnungskategorie dar, mit der sich
Anordnungen von sozialen Bedeutungen genauso beschreiben lassen, wie erdräumliche
Anordnungen physisch-materieller Objekte. Er dient als Begriff zur Strukturierung und
Lokalisierung von Sachverhalten (Werlen 1988, S. 163ff.). Nach Werlen soll nicht ‚Raum‘,
sondern sollten „vielmehr jene Handlungen der Subjekte, über welche deren ‚Geographien‘
hergestellt und reproduziert werden“, zum Gegenstand sozialgeographischer Forschung
gemacht werden. Dahinter steht die Annahme, dass „‘Geographie‘ nicht nur etwas ist, das
allein wissenschaftlich betrieben wird. ‚Geographie‘ machen alle handelnden Subjekte auch
auf alltäglicher Ebene“ (Werlen 1997, S. 6).
„So wie jeder Mensch tägliche Geschichte macht – mehr oder weniger – macht jeder Mensch
natürlich auch Geographie. Beides allerdings unter nicht selbst gewählten Umständen.“
(Werlen 1997, S. 305)
Mit Hilfe der idealtypischen Formen der (alltäglichen) Regionalisierungen (‚GeographieMachen‘) können die heutigen Probleme der Anordnung von physisch-materiellen
Handlungsbedingungen – was im Volksmund als ‚Raumproblem‘ bezeichnet wird – analysiert
und gelöst werden.
Konsequenzen der sozialgeographischen Diskussion für die Soziale Arbeit
Die Konsequenzen dieses interdisziplinären Diskurses für die Soziale Arbeit kann
folgendermaßen zusammengefasst werden: Der Raum ist von den Menschen her zu
denken, das heißt von den Handlungen und Konstitutionsleistungen der Individuen. Dazu
sind die bisherigen sozialpädagogischen Ansätze auf das dahinter liegende
Raumverständnis zu prüfen. Unter den aktuellen Bedingungen sind Vorstellungen, die sich
einer ‚absolutistischen Raumvorstellung‘ zuordnen lassen können, zu überdenken. Nach der
sozialgeographischen Idee der ‚Alltäglichen Regionalisierungen‘ machen Kinder und
Jugendliche eigenständig ihre altersspezifischen Geographien, auch außerhalb der
territorialen Einheiten des ‚Quartiers‘, des ‚Stadtteils‘ oder des ‚Jugendhauses‘. Sie gestalten
ihr Leben, „schreiben ihre Stadt“ auf eine Weise, die immer weniger mit den
institutionalisierten Ideen von Räumen der Jugend zusammenkommt. Institutionalisierte
Formen von Jugendräumen sehen die Möglichkeit der Beteiligung/Teilhabe von jungen
Menschen nur über die Containervorstellung der ‚Räume der Jugend‘. Durch dieses konträr
verlaufende Raumverständnis (institutionalisierter Containerraum des Jugendhauses vs.
Gestaltungsräume) überlappen sich die Engagementräume der Jugendlichen und die
räumlichen Ideen von Einrichtungen, wie Jugendhäuser etc. nicht mehr. Mehr noch: Sie
treffen resp. berühren sich nicht mehr (fehlende Schnittmenge), wie dies im empirischen
Beispiel illustriert wurde. Die Gestaltungsformen und Engangementstrukturen von Kindern
und Jugendlichen drohen dadurch in der Unsichtbarkeit zu versinken. Will man die
Gestaltungsräume von Heranwachsenden unter den aktuellen gesellschafts-politischen
Bedingungen erneut lesen lernen, muss man aus dem Denken der sozialen Welt im
physisch-materiellen Container herauskommen und bei den Handlungen bzw.
Konstitutionsleistungen der jungen Menschen ansetzten. Gleichzeitig ist der heutige
gesellschaftliche Hintergrund mit zu bedenken, denn wie Kinder und Jugendliche in ihrer
Umwelt, mit den räumlichen und sozialen Komponenten umgehen, ist an das jeweilige
Gesellschaft-Raum-Verhältnis, aber auch an die Vorstellung von Kindheit und Jugend
6
innerhalb von dieser Gesellschaft gebunden. Damit unterliegen die sozialräumlichen Bezüge
der Handlungen einem Wandel, der in der Folge kurz umrissen werden soll.
Sozialräume als Handlungsräume von Kindern und Jugendlichen
Eine bestimmte Tradition der Sozialen Arbeit schloss schon immer an die sozialräumlichen
Untersuchungen über Kinder und Jugendliche in der Stadt an und nahm damit das Postulat –
den Raum vom Menschen her denken! – ernst: Die offene Kinder- und Jugendarbeit mit
ihren sozialräumlichen Ansätzen (vgl. Deinet 1999, Deinet 2004 und Deinet/Krisch 2002).
Dieser Strang bezieht sich meistens in irgendeiner Form auf die Arbeit von Martha Muchow
(Muchow/Muchow 1998 [1935]), welche in den 1930er Jahren in Hamburg ihre Studie über
den ‚Lebensraum des Großstadtkindes‘ durchführte. Die neuartige Perspektive in Muchows
Untersuchung bestand darin, „den Menschen und die Umwelt als eine unauflösliche
dialektische Einheit zu fassen, als zwei Seiten ein und derselben Welt“ (Deinet 1990, S. 58).
Das Leben realisiert sich über die Spannung von Person und Umwelt; deshalb sind Kinder
und Jugendliche ständig darum bemüht, ihren Handlungsraum zu erweitern. „Gerade die
Veränderung
vorhandener
Arrangements
erschließt
für
Kinder
besondere
Aneignungsmöglichkeiten“ (Muchow 1998, S. 123). Die räumliche Welt in der Kinder Anfang
des 20. Jahrhunderts aufwuchsen war von der Nichtexistenz spezifischer Kinderräume
geprägt. Kinder gingen zum Spielen nach draußen, in die unmittelbare Wohnumgebung. Die
Straße vor dem Haus und die Hinterhöfe waren Aufenthaltsort und ‚Straßenspielplatz‘ (vgl.
Behnke/du Bois-Reymond/Zinnecker 1989). Der öffentliche Raum und die Wohnumgebung
waren multifunktional nutzbar.
Muchow machte darauf aufmerksam, dass er von Kindern und Erwachsenen anders
bewertet und anders genutzt wurde. Sie ging der Frage nach, wie sich ein Kind mit der ihm
vorgegebenen Umwelt auseinander setzt, wie es sich diese Welt aneignet und wie es die
Prozesse der Aneignung zur „personalen Welt umschafft“. Raum und Zeit wurden neu als
persönliche Dimensionen gesehen. Genau die Teile, die für das Kind wichtig sind, sind für
den Erwachsenen unwichtig und umgekehrt. Außerdem streicht sie die Wichtigkeit des so
genannten „Streifraums“ als unbewachten Experimentierraum heraus (Muchow 1998, S. 75).
Durch den Zweiten Weltkrieg kam die sozialräumliche Forschung zum jähen Stillstand und
fand den Anschluss an die damaligen Erkenntnisse nur sehr langsam. Sie erreicht das
damalige Niveau erst heute, rund 50 Jahre später, mit der ‚Wiederentdeckung des Raumes‘
wieder (vgl. bspw. Wüstenrot 2003).
Die Wiederaufbauphase zeichnete sich durch ein „Nichtbefassen mit Kindern“ (Zeiher/Zeiher
1994, S. 19) aus: „Kinderspiele durften die Ästhetik und Ordnung nicht stören, zumindest
mussten ihre Spuren regelmäßig beseitigt werden“ (ebd., S. 18). Die Bedürfnisse der
Erwachsenen hatten Vorrang. Das Spielen draußen wurde auf Grund der sich immer mehr
einengenden Verhältnisse zunehmend schwieriger und wegen des zunehmenden
Autoverkehrs immer gefährlicher. Im Rahmen des Wiederaufbaus verschwanden nach und
nach die Nischen, die nach dem Krieg in Form von Bauplätzen und Trümmerhaufen
vorhanden waren und von Kindern zum Spielen angeeignet wurden. In den 1960er und 70er
Jahren ist eine Modernisierung des Lebensortes Stadt zu erkennen, die mit den Begriffen der
Funktionalisierung und Spezialisierung der ‚räumlichen Ausschnitte‘ in der Stadt zu
beschreiben ist.
Die räumliche Welt in der Kinder und Jugendliche aufwuchsen, veränderte sich massiv. Sie
wurde zunehmend spezialisiert. Die einzelnen Lebensbereiche voneinander abgetrennt.
Diese Veränderung stand im Zentrum der sozialräumlichen Studien der 1970er Jahre (vgl.
Böhnisch/Münchmeier 1996). Die urbane Realität lässt sich als ‚entfremdete Stadt’, im Sinne
eines soziologischen Idealtyps, charakterisieren (vgl. ausführlich Reutlinger 2003). Im
Zusammenhang mit der boomenden Wirtschaft (Stichwort Wirtschaftswunder) wurden für
den industriellen Produktionsprozess auf allen Ebenen massenweise Leute gebraucht. Viele
Menschen strömten vom den ländlichen Gebieten (aber auch von südlichen
Mittelmeerländern, wie Spanien, Italien, der Türkei etc.) in die westdeutschen Städte. Die
7
Städte wuchsen rasant an und man stand vor neuen sozialen Herausforderungen. Wie
sollten diese Leute untergebracht werden? Wie sind die Städte neu zu gestalten, damit sie
weiterhin funktionieren?
Vor allem am Rand der Städte entstanden so genannte Trabantenstädte, die nach der Logik
des männlichen Arbeiters geplant waren und in Beton gegossen wurden. Sie dienten
hauptsächlich der Unterbringung der Arbeiter. Doch genau in dem vorgefertigten und
durchgeplanten Element lag das Problem der sozialräumlichen Handlungen der Kinder und
Jugendlichen: In den Städtekonstruktionen beachtete man nicht, dass in diesen
durchfunktionalisierten Welten noch andere Bewohner/-innen leben mussten.
In sozialräumlichen Studien dieser Zeit sind die Lebensorte von Kindern und Jugendlichen
von einer durchgängigen ‚Anregungsarmut‘, von räumlicher ‚Monofunktionalität‘ und von
‚Beschränkungen‘ aller Art gekennzeichnet (vgl. bspw. Böhnisch 1999). Um in einer solchen
Welt trotzdem handlungsfähig zu sein, müssen die Kinder und Jugendlichen in Spannung mit
der Arbeitsgesellschaft resp. mit der entfremdeten Umwelt treten. Die Zerstörung von
städtischen Einrichtungsgegenständen bzw. Vandalismus (das Herausreißen einer
Parkbank, das Sprayen eines Graffity oder das Besetzten einer Ladenpassage mit den
Mopeds) sind Beispiele für den Aufbau der beschriebenen Spannung. Würde sich eine
Gruppe von Jugendlichen an den für sie vorgesehenen, für diesen Zweck geplanten Orten
treffen, so könnte sie nichts Eigenes tun; die räumliche Welt ist schon fertig gestaltet. Um
dennoch etwas zu verändern im Sinne von ‚sich zu eigen machen‘, selbst etwas zu
bewirken, zerstören oder verändern sie etwas aus der fertigen, vorgefundenen Welt. Sie
geben damit den Gegenständen eine neue, eigene Funktion, es ist von nun an ‚ihre‘
räumliche Welt (ihre Sitzbank), die z.B. zum Zentrum ‚ihres Treffpunktes‘ wird (vgl.
Becker/Eigenbrodt/May 1983). Durch diese Abweichung von der Norm treten sie in eine
Spannung mit den Erwachsenen, mit den Ordnungshütern.
Es waren vor allem die subkulturellen Jugendstudien des sog. Centre of Contemporary
Cultural Studies (CCCS) in Birmingham/England (um Dick Hebdige 1983, John Clarke 1979,
Tony Jefferson 1976 und Paul Willis 1991 u.a.) über englische Arbeiterjugendliche, die
Aufschluss über die sozialräumlichen Problem der Jugendlichen geben konnten. Durch das
Studium des abweichenden Verhaltens Jugendlicher im öffentlichen Raum gelang es, das
sozialräumliche Problem in dieser Altersgruppe herauszufinden: Alle Jugendlichen litten
unter dem entfremdeten Bedingungen. Von den Sichtbarsten (‚sichtbare Jugend’) konnte
man das Jugendproblem erkennen und daraus sozialpädagogische Maßnahmen ableiten.
Indem die Jugendlichen in Widerspruch mit der Erwachsenengeneration traten, schafften sie
etwas eigenes, konstituierten sich jugendspezifische Sozialräume. Sie wurden da auffällig,
wo diese Sozialräume an den starren physisch-materiellen Strukturen aneckten. Die offene
Kinder- und Jugendarbeit setzte an dieser Tatsache an und forderte räumliche
Möglichkeiten, die Kinder und Jugendliche mit ihren Bedeutungen besetzen können. Im
Zentrum stand der Begriff der Aneignung (vgl. Deinet/Reutlinger 2004, 2005).
Die sozialräumliche Kinder- und Jugendarbeit führte den Aneignungsansatz auf die
sowjetische Psychologie zurück (Leontjew 1973). Der Aneignungsansatz lässt sich
folgendermaßen zusammenfassen. Kinder und Jugendliche müssen sich die
gesellschaftlichen Bedingungen mit all ihren kulturellen, sozialen und materiellen
Gegenständen zu Eigen machen. Im Zuge der Industrialisierung wird nun der Mensch
zunehmend durch die Maschine substituiert. Im industriellen Produktionsprozess entfremdet
sich der Mensch von dem durch seine Arbeit geschaffenen Produkt, weil er mit zunehmender
Arbeitsteilung nur noch Teilarbeiten ausführt, bei denen es auf den Arbeiter in seiner
Individualität immer weniger ankommt und er sich deshalb immer weniger über bzw. in
seinem Produkt ausdrücken (verwirklichen resp. erkennen) kann.
„Die verselbständigte und entfremdete Gestalt, welche die kapitalistische Produktionsweise
überhaupt den Arbeitsbedingungen und dem Arbeitsprodukt gegenüber dem Arbeiter gibt,
entwickelt sich also mit der Maschinerie zum vollständigen Gegensatz.“ (Marx 1972, S. 455).
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Hier wird auch deutlich, dass für Marx ‚kapitalistische Produktionsweise‘ gleichbedeutend mit
‚industrieller‘ war. Der Mensch entfremdet sich nach Marx also von seinem Arbeitsprodukt,
zugleich wird er aber auch vom Arbeitsvorgang selbst entfremdet; die Arbeit dient ihm nicht
mehr zur eigenen Entfaltung, sondern sie verbraucht bzw. verwertet ihn.
Der Entfremdungsthese entsprechend schafft der Mensch auch Städte, Straßen und Parks,
eine räumliche Welt ohne Seele, die entfremdet ist. Wie die Industrialisierung zur
Entfremdung des Menschen von der Arbeit und deren Produkten führt, bringt die
zunehmende Funktionalisierung der sozialen und räumlichen Bedingungen der Stadt die
Entfremdung des Menschen von dieser ‚produzierten‘ Welt mit sich. In dieser ist ein Handeln
im Sinne von Aneignung als Gegenstück zur Arbeit verunmöglicht. Tun sie dennoch etwas
Eigenes (Herausreißen einer Parkbank usw.), werden sie auffällig (sichtbar).
Vor diesem Hintergrund ist die sozialpädagogische Intervention der 1970er Jahre zu sehen,
die adäquate (Jugend und Kinder-)Welten forderte. Welten, in denen diese etwas Eigenes
machen können. Jugendhäuser können als ‚pädagogisierte Räume der Jugendlichen’
gesehen werden, die bei der Ablösung vom Elternhaus auf der Suche nach eigenen
Aneignungsräumen benötigt werden (vgl. Schiller 2004).
In der Folge entstanden entlang der kindlichen und jugendlichen Entwicklung solche
pädagogisierten Räume: vom Sandkasten, zum (Abenteuer-)Spielplatz hin zum Jugendhaus.
Die sozialen Räume (Aneignungsräume) der Kinder und Jugendlichen, die an der
vorgefertigten durchfunktionalisierten Welt aneckten, initiierten ein dialektisches Element. Die
entfremdeten räumlichen Strukturen lassen nichts Eigenes zu. Für ihre Entwicklung müssen
sie sich jedoch die Umwelt aneignen. Sie werden über den Zusammenstoss der
verschiedenen Räumlichkeiten im öffentlichen Raum sichtbar (durchgeplante Betonwelt vs.
Aneignungsräume). Dies ruft die Erwachsenen auf den Plan, was eine verständnisvolle
sozialpädagogische Reaktion zur Folge hat. Über ein aufklärerisches Moment versucht man
adäquate Welten zu gestalten, die für Kinder und Jugendliche aneignungsfähig sind.
Raumtheoretisch ist interessant, dass in der industriekapitalistischen Stadt mit den klaren
Strukturen, die einzelnen Orte und die über Handlungen konstituierten Räume klar
voneinander getrennt waren (Als eindrückliches Beispiel sind die Überlegungen zu den vier
Grundbedürfnissen (‚foncions d’Être’) „Wohnen“, Erholung“, „Arbeit“ und „Verkehr“ von Le
Corbusier zu erwähnen (vgl. 1988 [1942].). Das heißt, dass in der industriekapitalistischen
Stadt, der soziale und physisch-materielle Raum weitgehend überein stimmten. Durch die
sozialstaatliche Offensive zur Ausschöpfung der Humanressourcen war ein integrativer
Rahmen gegeben (was unter den einmaligen Bedingungen der Vollbeschäftigung auch nicht
schwer war). ‚Jugend’ und ‚Kindheit’, verstanden als gesellschaftliche Räume, hatten in der
industriekapitalistischen Arbeitsgesellschaft einen Sinn: die Individuen werden früher oder
später über die Erwerbsarbeit integriert. Die physisch-materielle Welt (das Territorium oder
die Orte) hatten in dieser klar strukturierten Welt ihren definierten Platz. So konnte eine
Gruppe Jugendlicher, die sich über ein Territorium definierte (bspw. die ‚street corner society’
von William Foote Whyte 1949), über das Studium des betreffenden Territoriums untersucht
werden. Eine Unterscheidung zwischen Territorium, gesellschaftlichen Raum und
Sozialraum war nicht nötig, denn diese stimmten angesichts der industriekapitalistischen
Begrenzungen überein. Auch die sozialpädagogische Reaktion, die im Bau von adäquaten
Jugend- und Kinderwelten bestand, war letztlich eine territoriale. Jedoch war dies kein
Problem, denn die durch den industriellen Produktionsprozess strukturierte Welt führte zur
Übereinstimmung
von
gesellschaftlichen
Räumen
(‚Jugend’),
Sozialräumen
(‚Aneignungsräumen’) und Territorien (‚Orten’). Über eine territoriale Pädagogik konnte die
gesellschaftliche Integration erzielt werden.
Vor diesem Hintergrund funktioniert auch heute noch das pädagogische Denken vielfach
territorial (wie dies oben bei der aktuellen ‚Sozialraumorientierung’ der Fall ist). Bisher fiel es
nicht auf, dass es sich bei den Aneignungsräumen, den gesellschaftlichen Räumen und dem
Territorium um verschiedene Dinge handelt. Erst heute, bei ganz anderer gesellschaftlicher
Voraussetzung bricht dieses Geflecht auseinander. Es kommt zum Leerlauf
9
sozialpädagogischer Maßnahmen einerseits und zum Hohldrehen von Aneignungshandeln
andererseits.
Entgrenzung und Raum
Die derzeitigen gesellschaftlichen Veränderungen (bedingt bspw. durch den Strukturwandel
der industriekapitalistischen Arbeitsgesellschaft) werden unter dem Paradigma der
Entgrenzung von Leben und Arbeit diskutiert (vgl. bspw. Kirchhöfer 2005, Lau/Beck 2004).
Dahinter steht die gegenwärtige Erfahrung, dass sich tradierte Grenzen und voneinander
getrennte Lebensbereiche, wie sie sich in der industriekapitalistischen Arbeitsgesellschaft
herausgebildet haben, auflösen, vermischen und neu mit- und zueinander ins Verhältnis
setzen. Mit der Entgrenzung von Leben und Arbeit diffundieren gleichzeitig die
Handlungsrationalitäten, die bisher auf den Arbeitsbereich festgeschrieben waren, in andere
Lebensbereiche hinein (‚Verarbeitlichung des Alltags’) und umgekehrt zurück
(‚Veralltäglichung der Arbeit’) und beginnen die Handlungen der Menschen und die damit
zusammenhängenden ‚Räume’ zu strukturieren. Durch die veränderte alltägliche
Lebensführung verändern sich auch das Raum-Gesellschaftsverhältnis und die damit
verbundenen Räumlichkeiten. Bisherige ‚Räume’ und Räumlichkeiten stehen zur Disposition
und müssen angesichts der nunmehr fluiden Grenzziehungen neu gedacht (bzw.
ausgehandelt) werden.
Unter entgrenzten Bedingungen gibt es immer weniger Sicherheiten. Überall bricht es auf,
weil die klaren Grenzen, die man in der industriekapitalistischen Stadt hatte, langsam
verschwinden: Grenzen zwischen Produktion und Reproduktion, zwischen Arbeit und Leben
lösen sich auf. Die klaren Gestalten und damit zusammenhängenden Räume werden
konturlos. An die Stelle der klar umgrenzten Fabrik (strukturiert durch die industrielle
Produktion) tritt eine undurchsichtige, zunehmend diffuse weltweite Verflechtung von IT- und
Dienstleistungsunternehmen (was beispielsweise am weltweiten fließen des Kapital
abzulesen ist). Städte operieren zunehmend global und im Netzwerk. Die damit
zusammenhängenden Prozesse sind nationalstaatlich (und auch durch Containerräume)
nicht mehr erfassbar. Nähert man sich diesen entgrenzten Prozessen (wie dem weltweiten
Finanznetzwerk) mit geschlossenen absolutistischen Raumvorstellungen (siehe oben), sind
sie nicht mehr verständlich. Vielmehr stehen sich verschiedene räumliche Realitäten
gegenüber (Giddens beschreibt hierzu die Entbettungsprozesse, die gleichzeitig ihre
Rückbettung finden – vgl. 1996, S. 33ff.). Manuel Castells unterscheidet den „Raum der
Ströme“ vom „Raum der Orte“ (Castells 2001, S. 479ff.)
Durch den Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft (mit dem heutigen Auswurf an Gütern bei
modernen Produktionstechniken) werden im Produktionsprozess nicht alle Mitglieder der
Gesellschaft gebraucht. Dieser neue Kapitalismus lässt sich, in Absetzung zum industriellen
Kapitalismus, als „digitaler Kapitalismus“ bezeichnen. Er ist zunehmend räumlich und zeitlich
entbettet und nicht mehr so stark wie früher auf Massenarbeit angewiesen. Dies bedeutet,
dass immer mehr Menschen in “anomische Bewältigungssituationen freigesetzt, Massen von
Menschen zu ‚Nichtproduktiven‘, ‚Überflüssigen‘ abgestempelt werden” (Böhnisch & Schröer
2001, S.11). Der Kapitalismus ist weiter vorgedrungen in die letztmögliche Einheit, den
Menschen. Das Individuum muss aus der dahinter stehenden Verwertungslogik immer mehr
leisten. Dadurch wird es ausgehöhlt. Akzeptiert man dies als Grundvoraussetzung, so wird
der ständig zunehmende Druck für diejenigen, die (noch) drinnen sind ersichtlich. Er
resultiert aus der latenten Gefahr für alle, rauszufliegen. Die Erwartungen steigen ständig
und die Individuen versuchen irgendwie mitzuhalten. Dieser Druck muss irgendwie und
irgendwo bewältigt werden. Diese Bereiche (‚Rückzugsräume’) zählen jedoch immer
weniger. Die aufgezeigten Entwicklungen führen so zur Zweiteilung der Handlungslogiken:
zu sichtbaren Leistungsräumen und zu unsichtbaren Rückzugsräumen. Beide mit
unterschiedlichen Handlungslogiken und mit der latenten Gefahr, dass sie nicht mehr
zusammen kommen.
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Welche Räumlichkeiten werden durch Kinder und Jugendliche unter entgrenzten
gesellschaftlichen Bedingungen konstituiert?
Der klassische Aneignungsansatz greift unter entgrenzten Bedingungen zu kurz, weil er das
Problem der Überflüssigkeit und der damit zusammenhängenden Bewältigungsproblematik
nicht fassen kann. Eine rein territoriale Intervention (mit dem Bau eines Jugendhauses) kann
die aktuellen gesellschaftlichen Probleme nicht mehr fassen. Das Ausweisen homogener
Räume (als Problemgebiete) in der Stadt machen zwar soziale Probleme greifbar, es reicht
aber nicht mehr aus, um die gesellschaftlichen Probleme zu lösen. Über die Aneignung eines
Containerraumes können sich die Jugendlichen zwar ihren Stadtteil aneignen, einen Job
erhalten sie dadurch jedoch noch lange nicht. Deshalb braucht es erneute
Aufklärungsprozesse, wie dies die offene Kinder- und Jugendarbeit in den 1970er Jahren
gemacht hat (siehe oben): Durch die aufklärerische Haltung wurde damals klar, dass die
Jugendlichen nicht einfach Querulanten sind, sondern dass dahinter ein gesellschaftliches
Problem (‚Entfremdung’) steht. Heute ist der gesellschaftliche Hintergrund ein ganz anderer.
Deshalb muss man erneut das soziale Problem lesen lernen. Gleichzeitig ist erneut eine
gesellschaftliche Dimension einzubringen. Nur so gelingt es, die Antwort sozialpädagogisch
zu transformieren und für junge Menschen weiterhin integrative sozialräumliche Strukturen
im Sinne sozialer Ermöglichungsräume zu schaffen. Will man heute die sozialräumlichen
Probleme von Kinder und Jugendlichen studieren, muss man das gesellschaftliche Problem
der Überflüssigkeit und des ständig anhaltenden Mithaltedruckes (verursacht durch den
Kampf um soziale Zugangsmöglichkeiten, Generationenkonkurrenz, Bewältigungs- und
Bewährungsdruck usw.) berücksichtigen. Das heißt, man muss sich zuerst wieder den
Kindern und Jugendlichen mit ihren gegenwärtigen sozialräumlichen Handlungsproblemen
mit geeigneten Ansätzen nähern. Erst von da aus kann man erneut sozialräumliche
Angebotsstrukturen (Ermöglichungsräume) konstituieren. Ein solcher Zugang soll mit dem
Ansatz der ‚unsichtbaren Bewältigungskarten’ dargestellt werden.
Der sozialgeographische Ansatz der unsichtbaren Bewältigungskarten
Es geht heute nicht mehr nur darum (wie oben aufgezeigt wurde) Jugendräume als
pädagogisierte aneignungsfähige Räume bereitzustellen, um die Heranwachsenden bei
aktuellen Problemen im Lebensort Stadt zu unterstützen, sondern es geht umso mehr auch
darum, sich unsichtbar gewordene Formen der Bewältigung zu vergegenwärtigen, die
dahinter liegenden Gründe zu erklären und zu akzeptieren, sowie in Bezug zu vorhandenen
gesellschaftlichen Räumen zu setzten.
Der Ansatz der Bewältigungskarten im Jugendalter verbindet die Sozialpädagogik und die
Sozialgeographie, vor allem in der handlungstheoretisch fundierten Variante mit der
aktuellen raumsoziologischen Diskussion. Damit wird Löws Ansicht geteilt, dass es
verschiedene Raumbegriffe gibt, die gleichzeitig nebeneinander existieren (können) und für
ein entsprechendes ‚Raumproblem‘ einen kleineren oder größeren Erklärungswert haben.
Deshalb gibt es nicht eine falsche oder richtige ‚Raumvorstellung‘, „sondern die Kriterien für
die Beurteilung müssen der Erklärungsnutzen für empirisch beobachtbare Phänomene und
die theoretische Konsistenz der Begriffsbildung sein“ (Löw 2001, S. 15). Je nach
Raumproblem von Heranwachsenden kann deshalb der eine oder andere Raumbegriff
herausgelöst und mit dem sozialpädagogischen Ansatz der Lebensbewältigung gebrochen
werden.
Im Ansatz der „Lebensbewältigung“ (vgl. insb. Böhnisch 1999) stecken die theoretischen
Grundlagen der Erklärung der biographischen Bewältigungsformen von Heranwachsenden
im Strukturwandel der Arbeitgesellschaft. Der Ansatz der „unsichtbaren Bewältigungskarten“
geht davon aus, dass Kinder und Jugendliche unter den Lebensbedingungen im digitalen
Kapitalismus ihren Alltag außerhalb von systemrationalen Bereichen bewältigen müssen. Sie
schreiben auf der Suche nach Orientierung, Sinnstiftung, Anerkennung und Selbstwert
unsichtbare Bewältigungskarten. Dabei ist davon auszugehen, dass jeder Mensch (in
Anlehnung an die Idee des Geographie-Machens), um handlungsfähig zu bleiben, jeden Tag
11
seine sozialen (Bewältigungs-)Karten schreibt. Dementsprechend schreiben alle
Jugendlichen ihre ‚Landkarten‘ in der Stadt, die nach kartographischen Überlegungen als
Bewältigungskarten bezeichnet werden, indem sie sich ihre Umwelt aneignen und ihre
jugendspezifischen Sozialräume konstituieren.
Beim Schreiben von eigenständigen Bewältigungskarten schaffen sich Kinder und
Jugendliche unter den aktuellen urbanen und sozialen Gegebenheiten ihre eigene Struktur,
diese bezieht sich jedoch nicht ausschließlich auf die gesellschaftlichen Verhältnisse,
sondern vielmehr auf die gruppeninternen. Dabei ist die Bedeutung der peers für die
Bewältigung des Alltags herauszustreichen. Jugendliche finden Selbstwert, Anerkennung
und Orientierung nicht über den nicht vorhandenen Job, sondern über sich selbst und über
die Gruppe. So kann über die Bewältigungskarten die sozialräumliche Wirklichkeit von
Jugendlichen beschrieben und in ein Verhältnis zu den gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen gesetzt werden.
Bei der Analyse der unsichtbaren Lebensbereiche stellt man fest, dass dahinter ein großes
Gestaltungspotenzial liegt. Kinder und Jugendliche konstituieren heute selbständig ihre
Bewältigungsräume, leben ihre Stadt. Nur interessiert man sich heute nicht mehr dafür.
Diese Sensibilität wäre für die aktuelle (Sozial-)Raumdebatte in der Sozialen Arbeit zu
fordern, um nicht das alte territoriale Muster zu zementieren. Man darf heute Sozialraum
definitiv nicht mehr territorial reduzieren, sondern man muss das sozialräumliche Prinzip als
Teil vom Menschsein verstehen.
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